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Geschichte der St. Gertrudenkapelle zu Oldenburg. 175 wäre. Indes werden übertünchte Malereien und) in Kirchen, die immer katholisch gewesen sind, gefunden, und dann sind die Lutheraner auch garnicht so rasch mit der Ausrottung katholischer Gebrauche, Benennungen it. a. Reminiszenzen vorgegangen, wie die Reformierte«. Allerdings legte man fortan keinen Wert mehr auf ihre Erhaltung und wirb daher, wenn z. B. eine Kirche neu gestrichen werben sollte, den Anstrich gleich aus etwa vorhandene Malereien mit ausgedehnt haben. In einigen Fälle» kann auch religiöser Fanatismus die Ursache gewesen sein. Ebenso häufig ist aber die Vernichtung mittelalterlicher Kunstaltertümer auf Rechnung des veränderten Kunstgeschmacks zu setzen. Namentlich ging der Zeit des Zopfstils das Verständnis für mittelalterliche Kunst völlig ab. So sind im Dome zu Braunschweig auf Befehl eines sonst sehr kunstliebenden Fürsten im Jahre 1707 die Wandmalereien des Chors (Bilder aus den Legenden der drei Schutzheiligen: Johannes des Täufers, des St. Blasius und des h. Thomas Becket). die also bis dahin trotz der Reformatio« erhalten geblieben waren, übertüncht und das ebenfalls wertvolle Chorgestühl abgebrochen worden. Darum mögen anch die Malereien der Oldenburger Gertrudenkapelle ihre Tünche einer nach reformatorischen Zeit, vielleicht schon der Restauration unter Anton Günther, verdanken. Aktenmüßiges ist darüber nicht ermittelt worden. aus eine nähere Besprechung der Malereien einzugehen, mus; ich mir hier, wo nur eine Geschichte der Kapelle gegeben werden sollte, versage«. Die Lösung dieser Ausgabe, namentlich die Er klärung und Bewertung der Bilder aus der Gertruden legende, für die ich manches Maderial gesammelt habe, sei einer späderen Arbeit vorbehalten Nur auf eines möchte ich hier noch aufmerksam machen. I« der Sage, welche diese Bilder darstellen, spielt eine Linde als Bestandteil des Schauplatzes, auf dem das Zusammentreffen des Ritders mit dem Teufel stattfindet, eine gewisse Rolle. Das ist vom Künstler an den geeigneten Stellen durch stilisierte Linienblätder angedeutet. Der bei der Kapelle stehende Lindenbaum, der durch die Sage von dem unschuldig verurteilten Mädchen be rühmt geworden ist, scheint demnach in Wirklichkeit als Symbol der h Gertrud gepflanzt worde« zu sein. Schon von 1 ü 10 an
176 D. Kohl. Geschichte der St. Gertrudenkapelle zu Oldenburg. sind AnSgabcn für eine unterstützung der Linde nachweisbar, und zur Zeit Strackerjans schätzte ein Forstmann dos alter des Baumes auf 400—500 Jahre ein. Das spricht dafür, daß die Gertrudenlinde im 15. Jahrhuntert entweder bei der ersten Gründung der Kapelle oder nach dem Umbau von 1481 in die Erde gesetzt worden ist.
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