Landesbibliothek Oldenburg

Geschichte der 8t. Gertrudenkapelle zu Oldenburg. 157
Ijorb, dat Veit! den tiueit lttolen ghckomcn is: item Brun tor molen
4 stncke achder dem sekenhns item 10 stncke boven
sunte Ghertrnd." Dies ist die älteste Erwähnung der Gertrüben
kapelle, die zweite des Siechenhauses. Letzderes wird bald
darauf (1431) von neuem als Ortsbestimmung benutzt, die Kapelle
aber erst wiebet: in der Fassung des Lagerbuches von 1440, ! ) wo
gesagt wird: ..Bi sunte Ghertrud: van Hobbett kampe sinb
Hove gheinaket. bar hebbet be Heren bre Hove maus", ferner in
jüngerer Schrift: „Item Oltman Diberkes lieft enen hos, be is gemaket
van lande, bat habbe Diberik Stintes Hort by sunte
Ghertrub."
Bekunden diese Angaben zunächst nur bas Borhanbensein eines
der h. Gertrud geweihten Gotteshauses, so ist aus einer Urkunde
vom 5. Jnli 1448*) zugleich Näheres über dessen äußere Verhältnisse
zu entnehmen. Darin ivird vom städtischen Rat beurkundet,
daß „Ramword Gesen, Engelten swager, unse meberadman, buw-
mesder sunte Gertrubis capellen unbe bes Hufes der
uutsettischen (Aussätzigen) vor der stab to Oldenborg" in letzderer
Eigenschaft betn früheren Kirchherrn Dietrich Hobbe zu Rastebe
eine jährliche Rente von 14 Bremer ©roten verkauft hat; diese
Rente wirb bezogen aus sieben „placken Hove, bc gemaket synt
van sunte Gertrudes stucke vorbenomb." Das ..Stückliegt
hinder dem „sekenhnse" nnb ist einstmals von Hobbes Eldern
St. Gcrtrub vermacht worbett. Hobbe hat nunmehr die Einkünfte
baraus zurückgekauft. Das Kanfgeld, dessen Höhe nicht angegeben
wirb, hat der Baumeisder bereits erhalten und zum Besten bes
Kapellengebänbes („in bes vorscrevenen bnwetes beste") verwandt.
Hieraus ergeben sich solgenbe Tatsachen:
1. das Siechenhaus ist für die Aufnahme von Aussätzigen
bestimmt,
2. es besitzt mit der Gertrnbenkapelle gemeinschaftliches Vermögen.
bas von einem bazn ücrorbitetcn oldenlnirgischen Ratsherrn
(„Baumeisder") verwaltet wirb,
') S. 60. Original im Grh. Haus- und Zcntralarchiv; Abdruck in
H. G- Ehrentraut, Friesisches Archiv I (1849), S- 432 ff.
*) Urtf. Stadt Oldenburg. Grh. Haus- und Zentralarchiv.