Landesbibliothek Oldenburg

Das Clbettbitrger Spatenrecht. 9
Spatenrecht ein ihrer Natur und ihrer Notlage entsprechendes In-
ftitut herausgebildet.
Bei der Darstellung des Spatenrechtes ist damit zu rechnen,
daß seine gesetzliche Regelung in den einzelnen Oldenburger Landesteilen
Abweichungen aufweist. Dies hat seinen Grund darin, daß
das Deichrecht in hervorragendem Maße Lokalrecht ist. Die Ver-
schiedenheit der örtlichen Verhältnisse, sowie die verschiedene Rechtsausfassuug
der einzelnen Landschaften bedingen insbesondere die
Abweichungen der freier genossenschaftlicher Regelung überlassenen
Rechtsmaderie.
Die Verspätung bezweckt, wie eingangs bemerkt ist. den durch
die Nichderfüllung der Deichpflicht in besonderen Fällen bedingten
feierlichen Austritt oder Ausschluß von Genossen aus dem Deich-
verbände, der sich in der Regel unter erheblichen privatrechtlichen
Veränderungen vollzieht. Sie richtet sich in ihrer vollen persönlichen
und dinglichen Wirkung gegen einen Genossen, das heißt, gegen
denjenigen, der durch die Benutzung des deichpflichtigen Grundstückes
der Genossenschaft gegenüber zur Erfüllung der Deichlaft verpflichtet
erscheint. Wenn bei einem abgeleiteten Besitz die genossenschaftlichen
Rechte und Pflichten so geteilt sind, daß der Grundeigentümer als
Vollgenosse unmittelbarer, der abgeleitete Besitzer mittelbarer Genosse
ist (vgl. Gierke, a. a. D.), 1 ) richtet sich die volle Wirkung auch
gegen den ersderen. Inwieweit durch die privatrechtlichen Ver-
änderungen mich dritte Personen betroffen werden, wirb bei der
Darstellung der Wirkungen des Spatenrechtes besprochen werden.
Die Natur der Verspätung ist in den einzelnen Fällen verschieden.
Bisweilen erscheint sie als freiwilliger Austritt aus der
Genossenschaft, bisweilen trägt sie den Charakder einer zwangsweisen
Entfernung aus ihr. Bald findet sich in den deichrechtlichen Bestimmungen
der Sinn: „Wer sein Land mit den Deichen übergeben
') Dies ist freilich für Oldenburg aus ben benutzten Rechtsquellen nicht
nachweisbar.