Landesbibliothek Oldenburg

Die Entwicklung des Kartenbildes Oldenburgs und seiner Küste. 107
breitete Inderesse auf geographischem Gebiet wachgehalten. Konnten
die seefahrenden Völker ihren Eifer durch möglichst schnelles Entschleiern
der großen Kontinentalmassen betätigen, so.fiel Deutschland,
dessen Schiffahrt an Bedeutung mit den atlantischen Völkern
nicht wetteifern konnte, die wissenschaftliche Verarbeitung des Maderials,
das Ersinnen neuer Entwurfsarten für die erweiderte Oknmene,
die Korrektur ptolemäischer Fehler zu. Es ist daher verständlich,
daß den Deutschen, deren Germanien in der Antike an
der Grenze der bekannten Welt lag, jetzt aber zur Pflegestätte der
wissenschaftlichen Erdkunde wurde, die überlieferten Karten des
Ptolemäus nicht genügten. Die ältesten Karten Deutschlands
haben wir also in dieser Zeit zu suchen.
Aber von den Haupttypen, die man zu unterscheiden gelernt
hat,') war keine der Darstellung unseres Gebietes besonders günstig.
Die eine Sorte der Karten nämlich, die die Handelswege im heiligen
römischen Reich mit Meilenangaben 2 ) verzeichnet, sind in
Nürnberg von dein Sonneiikompaßmacher Ehrharb Etzlaub (f 1532)
entworfen; sie rücken naturgemäß die Gegend von Nürnberg in
den Vordergrund, die deutsche Küste dagegen ist nur schematisch
dargestellt. Jnsellos von Emden nach Bremen verlaufend, biegt sie
hier im rechten Winkel um, nur vor der Elbmündung durch drei
Inseln verziert. Der Küstenverlauf ähnelt also der Darstellung
des Ptolemäus. Die Wichtigkeit Bremens erhellt daraus, daß es
als Ausgangspunkt einer der wenigen im rohen Holzschnitt verzeichneten
Reiserouten dient, die über Minden. Göttingen, Erfurt,
Bamberg nach Nürnberg führt, um endlich in Rom zu enden. 3 )
Auf diese Darstellungsweise gehen viele Karten des 15. und
16.Jahrhunterts zurück, so Waldseemüller's Karte von Deutschland
in seinen Ptolemäns-Ausgabeu, so die münster'scheu
Karten in seinen Ptolemäns-Ansgaben und den älderen Auflagen
') ?l. Wolkenhauer: der Nürnberger Kartograph Ehrhard Etzlaub.
16. Deutscher Geographen-Tag. Nürnberg 1906, p. 124—146.
2 ) Das ist der Rom-Weg von meyleu zu meylen mit Puncten verzeichnet
von einer stat zu der anderen durch deutsche lannt 1492.
3 ) Vergleiche die Reproduktion in L. Gallois. Les Geographes Alle­
in ands de la Renaissance. Paris 1900, Tafel I.