Gerd-E. Famulla/ Universität Flensburg „Berufsorientierung im ...
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2.3 Dritte Herausforderung: Die Sicherung der Berufsform von Arbeit <strong>im</strong><br />
Sinne von „beruflicher Handlungsfähigkeit“<br />
Trotz der in letzter Zeit des öfteren zu hörenden These vom „Ende des<br />
Lebensberufs“ wird es nicht darum gehen, von der berufsförmigen Arbeit<br />
überhaupt Abschied zu nehmen. Vielmehr ist eine Veränderung zu konstatieren.<br />
Was sich verändert, ist die Bedeutung der einmal in der Ausbildung<br />
gelernten Fachqualifikation wie auch die soziale Sicherheit, den Ausbildungsberuf<br />
ein ganzes Leben lang, womöglich noch in einem einzigen<br />
Betrieb ausüben zu können. Was jetzt geleistet werden muss, ist die bessere<br />
Abst<strong>im</strong>mung der veränderten und sich rasch wandelnden Qualifikationsanforderungen<br />
des Beschäftigungssystems mit den Bildungs-, Arbeits- und<br />
Lebensansprüchen der Menschen, insbesondere der Jugendlichen. Ist dieser<br />
Abst<strong>im</strong>mungs- und Anpassungsprozess <strong>im</strong> Rahmen der beruflich organisierten<br />
und qualifizierten Arbeit noch zu schaffen? Oder ist der Beruf „out“ und<br />
verliert mit dem Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft,<br />
vom Facharbeiter zum Wissensarbeiter („Symbolanalytiker“) seine Brückenund<br />
Integrationsfunktion, wie etwa der Berufssoziologe Martin Baethge meint<br />
(vgl. Baethge 1996)?<br />
Zur Rolle des Berufs und der Berufsausbildung bei der Abst<strong>im</strong>mung zwischen<br />
Bildungs- und Beschäftigungssystem liegen unterschiedliche Einschätzungen<br />
vor. Auch gibt es verschiedene Reformkonzepte (vom Bundesinstitut für<br />
Berufliche Bildung, vom Deutschen Industrie- und Handelstag wie auch von<br />
den Handwerkskammern), um eine bessere Anpassung zwischen Bildungsund<br />
Beschäftigungssystem zu ermöglichen. Danach geht die Tendenz langfristig<br />
dahin, Berufsausbildung stärker auf die Vermittlung theoretisch<br />
anspruchsvoller und extrafunktionaler Kompetenzen zu konzentrieren. Es soll<br />
eine berufliche Grundqualifikation vermittelt werden, auf der ein stärker an<br />
Arbeitsmarkt- bzw. betrieblichen Anforderungen orientiertes und gestaltbares<br />
System der beruflichen Weiterbildung aufsetzt (vgl. in diesem Sinne auch Rebmann<br />
u. a. 1998, S. 64).<br />
Wenn man danach fragt, welchen Beitrag Berufsvorbildung und Berufsausbildung<br />
für die Integration der Jugendlichen in die Gesellschaft leistet, so ist<br />
die wichtige psychosoziale Funktion des Berufs hervorzuheben. Über den<br />
Beruf werden nicht nur marktfähige Qualifikationen gebündelt, Wertorientierungen<br />
und Haltungen vermittelt, gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung<br />
erreicht, über den Beruf und die Berufswahl werden „Lebenspläne“<br />
entwickelt. Es scheint, als ob die meisten hiermit auch gut fahren: Nach einer<br />
Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft würden <strong>im</strong>merhin 73 Prozent