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Gerd-E. Famulla/ Universität Flensburg „Berufsorientierung im ...

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<strong>Gerd</strong>-E. <strong>Famulla</strong>/ <strong>Universität</strong> <strong>Flensburg</strong><br />

<strong>„Berufsorientierung</strong> <strong>im</strong> Strukturwandel von Ausbildung,<br />

Arbeit und Beruf“<br />

Einleitungsvortrag zum „2. Hauptschultag - Kongress Berufsorientierung“,<br />

durchgeführt vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und<br />

Kultur des Landes Schleswig-Holstein, am 11.10.2001, <strong>Universität</strong> Kiel<br />

Gliederung:<br />

1. Problemdruck und Handlungsbedarf <strong>im</strong> Bereich der Berufsorientierung<br />

1.1 Berufsorientierung in Deutschland: die große Vielfalt oder die große<br />

„Unübersichtlichkeit“?<br />

1.2 Bildungspolitisch Verantwortliche und Akteursgruppen sehen akuten<br />

Handlungsbedarf<br />

2. Drei zentrale Herausforderungen <strong>im</strong> Strukturwandel von Ausbildung,<br />

Arbeit und Beruf<br />

2.1. Erste Herausforderung: Die Veränderung der Tätigkeits- und Qualifikationsstruktur<br />

2.2 Zweite Herausforderung: Die Sicherung von Erwerbsarbeit für alle Erwerbsfähigen<br />

2.3 Dritte Herausforderung: Die Sicherung der Berufsform von Arbeit <strong>im</strong><br />

Sinne von „beruflicher Handlungsfähigkeit“<br />

3. <strong>„Berufsorientierung</strong>“ ist mehr als „Berufswahlfähigkeit“<br />

4. Leitideen und erste Konturen der Realisierung des Programms<br />

„Schule-Wirtschaft/Arbeitsleben“<br />

5. Schluss-Signale<br />

Leitgedanke:<br />

Berufsorientierung bedeutet in erster Linie Stärkung der Selbstkompetenz<br />

von Schülerinnen und Schülern zur eigenverantwortlichen Gestaltung ihrer<br />

Berufsbiographien, die - heute stärker als früher - lebenslanges Lernen<br />

zumeist in mehreren Berufen und Betrieben bedeutet. Eine Verbesserung der<br />

Berufsorientierung ist nur durch eine verstärkte Kooperation („Vernetzung“)<br />

zwischen Schule, Elternhaus, Betrieben, Arbeitsverwaltung und Wissenschaft<br />

zu realisieren (vgl. Titel und Leitidee des Zwischenberichts zum Programm<br />

„Schule-Wirtschaft/Arbeitsleben“). Bildungspolitik kann diesen Prozess<br />

dadurch fördern, dass sie die Bedingungen für eine stärkere Verankerung der<br />

Berufsorientierung <strong>im</strong> Schulcurriculum, in der Lehrerausbildung und bei der<br />

Einstellung von neuen Lehrkräften mit entsprechender Fachkompetenz<br />

schafft.


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

2<br />

zunächst möchte ich mich recht herzlich dafür bedanken, dass ich hier in Kiel<br />

den einleitenden Vortrag zum „2. Hauptschultag“ halten darf. Wie recht Sie<br />

mit der Wahl des Leitthemas <strong>„Berufsorientierung</strong>“ für diesen Kongress haben,<br />

„wie aktuell und bedeutsam dieses Thema für die wirtschaftliche, soziale und<br />

politische Zukunft unseres Landes ist“ (wie die Bundesbildungsministerin<br />

formuliert hat, s. SWA/ZB, Vorwort), hoffe ich, mit meinen Ausführungen<br />

unterstreichen zu können.<br />

Zuvor gestatten Sie mir, dass ich mich Ihnen kurz vorstelle. Ich bin seit dem<br />

Jahre 1993 Hochschullehrer an der <strong>Universität</strong>, damals noch PH, <strong>Flensburg</strong><br />

tätig und vertrete <strong>im</strong> Studiengang Wirtschaft/Politik den Bereich Wirtschaftswissenschaften<br />

und ihre Didaktik, dem auch die Berufsorientierung zugeordnet<br />

ist. Zuvor war ich <strong>im</strong> wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages<br />

tätig und habe hier <strong>im</strong> Jahre 1990 <strong>im</strong> Rahmen der Enquete-Kommission<br />

„Bildung 2000“ Empfehlungen darüber mit ausgearbeitet, wie das Bildungssystem<br />

<strong>im</strong> Jahre 2000 aussehen soll. Eine der Empfehlungen lautete:<br />

„Arbeitslehre als arbeitsbezogene und polytechnische Bildung ist als obligatorischer<br />

Lernbereich in alle Schulformen und -stufen aufzunehmen.“<br />

Wie Sie alle wissen, sind wir von der Realisierung dieser Empfehlung ein<br />

gutes Stück entfernt, was nicht nur an dem Begriff Arbeitslehre liegt, der in<br />

Schleswig - Holstein ja nie richtig angekommen ist und für den man heute<br />

getrost Arbeits- und Berufsorientierung sagen könnte. Eine andere Empfehlung<br />

lautete: „Konzepte einer didaktisch integrierten und erweiterten Arbeitslehre,<br />

die alle Formen von Arbeit <strong>im</strong> Leben der Menschen als didaktische<br />

Bezugspunkte umfasst, sind durch entsprechende Forschung und praktische<br />

Erprobung in Modellversuchen zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen.“<br />

(EK/SB 1990, 33)<br />

Zumindest diese zweite Empfehlung findet 10 Jahre später <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit Maßnahmen <strong>im</strong> Kontext des „Bündnis‘ für Arbeit“ ihren Niederschlag<br />

und zwar in einem bundesweiten Programm namens „Schule — Wirtschaft/<br />

Arbeitsleben“. Dieses Programm wird vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung finanziert und vom Europäischen Sozialfonds kofinanziert. Es<br />

richtet sich in erster Linie an allgemeinbildende Schulen jeglicher Form und<br />

fördert Projekte, die neue Wege zur Verbesserung der Berufsorientierung<br />

und Arbeitsfähigkeit von Jugendlichen beschreiten. Vor allem soll durch ein<br />

besseres Zusammenspiel von Schulen, weiterführenden Bildungseinrichtun


3<br />

gen, Unternehmen, Gewerkschaften und Arbeitsverwaltung der Übergang<br />

von der Schule in das Berufsleben verbessert werden.<br />

Derzeit werden 34 Projekte verteilt auf alle Bundesländer gefördert. Einige Projekte,<br />

wie in Schleswig-Holstein, arbeiten in länderübergreifenden Verbünden zusammen<br />

und werden sich, wie ich dem Programm zu dieser Tagung entnehmen konnte, auch<br />

heute präsentieren (Stichwort: Berufswahlpass).<br />

Zu dem Programm „Schule-Wirtschaft/Arbeitsleben“ ist <strong>im</strong> Frühjahr 2000 auf<br />

der Grundlage einer EU-weiten Ausschreibung eine wissenschaftliche<br />

Begleitung eingerichtet worden, die Aufgaben der Beratung und Evaluation,<br />

der Organisation von Fachtagungen und der Vernetzung der Projekte via<br />

Internet übernommen hat. Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, die wissenschaftliche<br />

Begleitung zu diesem Programm zu leiten und möchte vor allem<br />

<strong>im</strong> zweiten Teil meines Vortrags gern nähere Ausführungen zu diesem Programm<br />

und seinen Projekten machen (Folie 1: Gliederung).<br />

Im ersten Teil meines Vortrags möchte ich als Ausgangspunkt der Frage<br />

nachgehen, warum sich der Bund zu dem für ihn ungewöhnlichen Schritt entschlossen<br />

hat, ein Förderprogramm <strong>im</strong> Bereich der Berufsorientierung, also<br />

<strong>im</strong> Bereich der allgemeinbildenden Schulen aufzulegen. Dieser Bereich fällt<br />

ja pr<strong>im</strong>är nicht in den Zuständigkeitsbereich des Bundes, sondern gehört zur<br />

Allgemeinbildung und ist insofern zunächst Sache der Länder.<br />

Gründe für das Bundesengagement liegen — zunächst einmal grob gesagt<br />

— <strong>im</strong> unmittelbaren Problemdruck und Handlungsbedarf, wie sie von den<br />

verschiedenen Beteiligten und Verantwortlichen — Pädagogen, Unternehmen,<br />

Gewerkschaften aber auch Schülerinnen und Schülern — artikuliert<br />

werden. Sie dürften zum zweiten aber auch <strong>im</strong> Strukturwandel von Arbeit und<br />

Beruf liegen, der nach mehr bundespolitischer Verantwortung über die Bereiche<br />

Arbeitsmarkt und Berufsbildung hinaus auch <strong>im</strong> Bereich der Berufsvorbildung<br />

bzw. Berufsorientierung verlangt. Zusätzliche Aktivitäten zur Sicherung<br />

eines auswahlfähigen Ausbildungsplatzangebotes sind wichtig. Hinzu kommen<br />

muss aber auch schon vorher, vor Eintritt in die Ausbildung, die Unterstützung<br />

der Schulen bei der Vorbereitung und Stärkung der Jugendlichen<br />

gegenüber den neuen Anforderungen in Ausbildung und Beruf. Hierzu gehört<br />

auch das Beschreiten neuer, unkonventioneller Wege bei der Kooperation<br />

zwischen Schule, Wirtschaft, Arbeitsverwaltung und anderen Akteuren,<br />

so wie Bund und Länder das bei diesem Programm bereits praktizieren.


4<br />

1. Problemdruck und Handlungsbedarf <strong>im</strong> Bereich der Berufsorientierung<br />

1.1 Berufsorientierung in Deutschland: die große Vielfalt oder die große<br />

„Unübersichtlichkeit“?<br />

Seit den „Empfehlungen des Deutschen Ausschusses für das Erziehungsund<br />

Bildungswesen zum Aufbau der Hauptschule“ <strong>im</strong> Jahre 1964 und dessen<br />

nachdrücklichem Vorschlag zur Einführung der Arbeitslehre ist die „bildungswirksame<br />

Hinführung zur modernen Arbeitswelt“ als eine schulische Aufgabe<br />

erkannt und anerkannt. Seither drückt sich diese Anerkennung in einer stundenmäßigen<br />

Zuweisung in speziell dafür vorgesehenen Fächern, in der verpflichtenden<br />

Einführung von Schülerbetriebspraktika sowie in Vereinbarungen<br />

zwischen KMK und Bundesanstalt für Arbeit (1971) in einer gewissen<br />

Kontinuität der schulischen Berufswahlvorbereitung aus.<br />

Allerdings werden diese Aufgaben in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich<br />

wahrgenommen. Kontroversen bestehen vor allem darüber, in<br />

welcher Form und ab welchem Schuljahr diese Aufgabe in den verschiedenen<br />

Schulformen von der Elementarbildung bis zum Gymnasium zu organisieren<br />

sei und ob die Arbeits- und Berufsorientierung als ein selbstständiges<br />

Schulfach, als Kombinationsfach oder auch als allgemeines Unterrichtsprinzip<br />

praktiziert werden soll.<br />

Je nach Bundesland erwerben die Jugendlichen auch sehr unterschiedliche<br />

Kompetenzen be<strong>im</strong> Übergang an der „ersten Schwelle“. Die Kultusministerkonferenz<br />

hat den vier Gegenstandsbereichen der Arbeits- und Berufsorientierung<br />

„Technik, Wirtschaft, Haushalt und Beruf“ bislang keine weiterführenden<br />

Impulse („Empfehlungen“) zur Konsolidierung und Vereinheitlichung als<br />

Schulfach an allen allgemeinbildenden Schulen zu geben vermocht, was ich<br />

persönlich sehr bedauere. Es wurden statt dessen die Ergebnisse einer<br />

ursprünglich für die Erarbeitung von „Empfehlungen“ eingesetzten Kommission<br />

als unverbindliche „Materialien“ veröffentlicht (vgl. KMK 1988). Immerhin<br />

wurde hier aber „Arbeit“ als zentrale didaktische Kategorie ausgewiesen und<br />

den Ländern die Ausgestaltung dieses Lernsegments überantwortet.<br />

Alles in allem scheint es, als ob es eines neuerlichen entscheidenden Anstoßes<br />

zur Erreichung eines bildungspolitischen Konsenses <strong>im</strong> Bereich arbeitsund<br />

berufsorientierter Bildung bedarf, um die weithin geforderte Aufwertung<br />

und Konsolidierung dieses Aufgabenbereichs in den allgemeinbildenden<br />

Schulen herbeizuführen. Jedenfalls klaffen die Ansprüche an Schule hinsichtlich<br />

einer besseren Arbeits- und Berufsvorbereitung der Jugendlichen und der<br />

bestehenden schulischen Voraussetzungen bezüglich fachbezogener und


5<br />

fachübergreifender Verantwortung, Rahmenlehrplan, Stundentafel und Lehrerausbildung<br />

zur Erfüllung dieser Aufgabe noch <strong>im</strong>mer weit auseinander (vgl.<br />

die noch <strong>im</strong>mer aktuellen und detaillierten Untersuchungsergebnisse von Ziefuss/ Hendricks/<br />

Reuel 1984; zur Lehrerausbildung und den Kategorien Arbeit und Ökonomie vgl. <strong>Famulla</strong><br />

1996).<br />

1.2 Bildungspolitisch Verantwortliche und Akteursgruppen sehen akuten<br />

Handlungsbedarf<br />

Von gewerkschaftlicher Seite werden eine intensivere Auseinandersetzung<br />

mit Bildung und Bildungszielen, ein Schritthalten mit den Entwicklungen in<br />

Arbeitswelt und Gesellschaft, verstärkt lebensnahes, anschauliches Lernen,<br />

projekt- und handlungsorientierter Unterricht und Freiräume für pädagogisches<br />

Arbeiten in der Berufsorientierungsphase gefordert (vgl. BMBF 1999, Minderheitsvotum<br />

Arbeitnehmer, S. 27).<br />

Von Seiten der Unternehmen wird besonders die Qualität der Schulbildung<br />

für Mängel in der Ausbildungsfähigkeit von Jugendlichen verantwortlich<br />

gemacht. Neben einer Verbesserung der Kenntnisse in Deutsch und Rechnen<br />

wird die Vermittlung von „Schlüsselqualifikationen“ (z.B. Teamfähigkeit)<br />

wie auch Zusatzqualifikationen (PC-Kenntnisse, Fremdsprachen) gefordert<br />

(vgl. iwd 1999, iwd 2000).<br />

Pädagogen mit integrativem Anspruch bei der Arbeits- und Berufsorientierung<br />

beklagen nicht nur die Vernachlässigung von Verbindungslinien zwischen<br />

den beteiligten Fächern <strong>im</strong> Schulcurriculum („die Wirklichkeit wird dem<br />

Fachprinzip geopfert“), sondern auch, dass die wachsende Stofffülle in eklatantem<br />

Widerspruch zu Vorgaben der Stundentafel steht. Versuche einzelner<br />

Fächer, ihren Stundenanteil auf Kosten anderer <strong>im</strong> Lernfeld zu erhöhen - das<br />

Beispiel Ökonomie und die Forderung des Deutschen Aktieninstituts nach<br />

„Ökonomie als Schulfach“ sind ja derzeit aktuell (vgl. zur näheren Einschätzung<br />

<strong>Famulla</strong>/Deeken 2001) - ständen einer gezielten Verbesserung der<br />

fachlichen und überfachlichen Aufgabenwahrnehmung sowie einer Konsolidierung<br />

des Lernbereichs in Verbindung mit einer höheren Stundenzahl für<br />

das gesamte Lernfeld entgegen (vgl. Reuel 1995, S. 88f).<br />

Nicht zuletzt zeigen die Studien über die Wünsche der Jugendlichen, dass<br />

diese sich ausgeprägt mit Problemen der Arbeit und der Berufswelt beschäftigen,<br />

gleich welchen Geschlechts und unabhängig von ihrer regionalen Herkunft<br />

in Ost oder West. Zugleich wurde festgestellt, dass sie Mängel in der<br />

schulischen Vorbereitung reklamieren. Auf die Frage danach, was für sie bei<br />

der Berufswahl wichtig sei, antworten sie: „Die Arbeit soll interessant sein und<br />

Spaß machen, die Arbeit soll Sicherheit bieten vor Arbeitslosigkeit und die


6<br />

Arbeit soll abwechslungsreich sein.“ (Fischer u.a./ Deutsche Shell 2000, S. 192) Im<br />

Rückblick sagen Auszubildende, dass sie sich von ihren ehemaligen allgemeinbildenden<br />

Schulen eine bessere Vorbereitung vor allem <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

mehr Selbständigkeit <strong>im</strong> Arbeits- und Lernprozess gewünscht hätten (vgl.<br />

hierzu näher die empirischen Befunde von Feldhoff/ Jacke/ S<strong>im</strong>oleit 1995, insbes. S. 235ff).<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforscher schließlich verweisen darauf, dass etwa<br />

20 bis 25 Prozent aller Jugendlichen vorzeitig aus ihrem Ausbildungsvertrag<br />

aussteigen (vgl. Informationsdienst der deutschen Wirtschaft, Nr. 32/2000, S.6; div.<br />

Berufsbildungsberichte). Auch wenn beinahe die Hälfte der „Aussteiger“ nur „Umsteiger“<br />

sind, die ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb oder Beruf fortsetzen,<br />

kann man in der hohen Zahl der Ausbildungsabbrecher einen wichtigen<br />

Indikator für die Notwendigkeit einer besseren Berufsvorbereitung sehen.<br />

Lässt sich also schon bei einer ersten Analyse der Einschätzungen von<br />

Beteiligten über die Probleme am Übergang vom Bildungs- ins Beschäftigungssystem<br />

ein erheblicher Handlungsbedarf ausmachen, so zeigt die<br />

nähere Analyse, wie dringlich Berufsorientierung heute <strong>im</strong> Kontext von tiefergehenden,<br />

strukturellen Herausforderungen und Veränderungen in Ausbildung,<br />

Arbeit und Beruf zu einem neuen Selbstverständnis finden muss. Auf<br />

drei dieser Herausforderungen, die auch entscheidend für alle schulischen<br />

Anstrengungen <strong>im</strong> Bereich der Berufsorientierung sind, möchte ich <strong>im</strong> weiteren<br />

näher eingehen: erstens die Veränderung der Tätigkeits- und Qualifikationsstruktur,<br />

zweitens die Sicherung der Erwerbarbeit und drittens die Zukunft<br />

des Berufs bzw. der berufsförmigen Arbeit.<br />

2. Drei zentrale Herausforderungen <strong>im</strong> Strukturwandel von<br />

Arbeit und Beruf<br />

2.1Erste Herausforderung: Die Veränderung der Tätigkeits- und Qualifikationsstruktur<br />

Der prognostizierte Wandel der Tätigkeits- und Qualifikationsstruktur bis zum<br />

Jahre 2010 verstärkt vor allem für Jugendliche ohne Schulabschluss und<br />

Berufsausbildung die Probleme bei der Integration ins Beschäftigungssystem.<br />

Schon heute ist die Verbesserung der Ausbildungsplatzbilanz in starkem<br />

Maße auf die Ausweitung der öffentlich finanzierten Ausbildung zurückzuführen<br />

(vgl. GewBipol 3/4-2000, S. 16). Durch das „Sofortprogramm zum Abbau der<br />

Jugendarbeitslosigkeit“ haben 165.000 Jugendliche wieder den Einstieg in<br />

Ausbildung und Beruf gefunden, doch nur ein Bruchteil hiervon (ca. 9000)<br />

erhielt einen betrieblichen Ausbildungsplatz (vgl. BA: direkt 10/2000, S. 12; vgl.<br />

auch die Debatte hierzu <strong>im</strong> Bundestag, in: Das Parlament Nr. 7-8/2000, S. 5).


7<br />

Rechnet man zu der Zahl der unversorgt gebliebenen jugendlichen Bewerberinnen<br />

und Bewerber noch diejenigen Jugendlichen, die gern eine Ausbildung<br />

absolvieren würden, aber zum Beispiel aufgrund schulischer Leistungen sich<br />

gar nicht erst beworben haben, so bleibt eine erhebliche Zahl von Jugendlichen<br />

in sogenannten Warteschleifen <strong>im</strong> Berufsvorbildungs- oder Berufsgrundbildungsjahr<br />

oder hat die Hoffnung auf eine Lehrstelle ganz aufgegeben<br />

(vgl. Enggruber 1997, S. 203).<br />

Die Gewerkschaften nennen in ihrem Sondervotum zum Berufsbildungsbericht<br />

2000 eine Zahl von circa 200.000 Jugendlichen, die trotz ihres Wunsches<br />

nach Ausbildung keinen Ausbildungsplatz finden (vgl. GewBipol 3/4-2000).<br />

Aus Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung wissen wir, dass<br />

rund 1,6 Millionen junge Erwachsene in der Altersgruppe zwischen 20 und 29<br />

Jahren Un- oder Angelernte sind (vgl. Kloas 1996, S. 23). Zugleich wissen wir<br />

aufgrund von Erhebungen des Emnid-Instituts, dass 42 Prozent dieser jungen<br />

Erwachsenen ohne Berufsabschluss an einer Nachqualifizierung interessiert<br />

sind (vgl. Emnid 1991, S. 12). Vielleicht ahnen sie etwas davon, dass der<br />

Bedarf an Beschäftigten ohne Ausbildungsabschluss sich weiter verringern<br />

wird, und zwar bis zum Jahre 2010 von heute etwa 20 auf 10 Prozent (vgl.<br />

Enggruber 1997, S. 204) (Folie 2: Zukunft der Arbeitslandschaft: Tätigkeitsniveaus;<br />

Folie 3: Zukunft der Arbeitslandschaft: Qualifikationsebenen)<br />

Fazit: Weil sich die Chancen am Arbeitsmarkt für Menschen ohne Ausbildung<br />

weiter verschlechtern, sollte grundsätzlich jeder junge Mensch, wenn er<br />

nicht <strong>im</strong> medizinischen Sinne geistig behindert ist, die Möglichkeit zu einer<br />

vollqualifizierenden Berufsausbildung haben, wozu ihm gegebenenfalls<br />

adäquate sozialpädagogische Unterstützung und eine verlängerte Ausbildungsdauer<br />

einzuräumen ist (vgl. von Bothmer 1996, S. 72; Strikker 1991, S. VIIf).<br />

2.2 Zweite Herausforderung: Die Sicherung von Erwerbsarbeit für alle<br />

Erwerbsfähigen<br />

Bevor ich mich den nächsten beiden wichtigen Herausforderungen für die<br />

Sicherung von Erwerbsarbeit und die Zukunft der Beruflichkeit widme,<br />

möchte ich Ihnen auf einem Schaubild der Bundesanstalt für Arbeit verdeutlichen,<br />

welche weiteren dominanten Trends in der Erwerbsarbeit <strong>im</strong> einzelnen<br />

prognostiziert werden (Folie 4: Dominante Trends für die Zukunft der<br />

Erwerbsarbeit)<br />

Seit den siebziger Jahren gibt es in der Bundesrepublik einen Trend von<br />

einem standardisierten System lebenslanger männlich dominierter Ganztagsarbeit<br />

<strong>im</strong> Betrieb hin zu einem System pluraler, flexibler, dezentraler


8<br />

Beschäftigung (vgl. Beck 1986). Bereits heute sind nur noch etwa die Hälfte<br />

aller Erwerbspersonen in einem sogenannten Normalarbeitsverhältnis<br />

beschäftigt (vgl. Oschmiansky/Schmid 2000, S. 4), bei dem eine fachlich qualifizierte<br />

Arbeit mit voller Stundenzahl ausgeübt und mit vollem tariflichen Entgelt<br />

bezahlt wird, in dem gesetzlicher Kündigungsschutz besteht und volle<br />

Urlaubs- und Rentenansprüche gesichert sind. Auf die anderen Erwerbspersonen<br />

trifft hingegen die Realität zeitweiser oder anhaltender Erwerbsarbeitslosigkeit<br />

sowie flexibler Beschäftigungsverhältnisse zu. Auch wenn man<br />

durchaus noch nicht vom Verschwinden der „Normalarbeit“ sprechen kann<br />

und neuen Arbeitsformen und -verhältnissen wie dem „Arbeitskraftunternehmer“<br />

(vgl. Voss/Pongratz 1999) oder dem „Scheinselbständigen“ (vgl. Reindl 2000)<br />

Zukunftsfähigkeit mit guten Gründen bestritten werden kann, dürften wir erst<br />

am Beginn der Suche nach einem ausgewogenen Verhältnis ökonomisch<br />

best<strong>im</strong>mter Flexibilität und sozialpolitisch notwendiger Sicherheit stehen (vgl.<br />

Keller/Seifert 2000).<br />

Immerhin hat die Erosion des „Normalarbeitsverhältnisses“ auch dazu<br />

geführt, dass zunehmend Formen von Eigenarbeit (etwa <strong>im</strong> Privathaushalt)<br />

und öffentlicher Arbeit oder Bürgerarbeit (etwa als Engagement in der Kommunalpolitik)<br />

als Alternativen zur Erwerbsarbeit diskutiert werden. Doch alle<br />

Anzeichen deuten darauf hin, dass diese alternativen oder besser weiteren,<br />

ergänzenden Formen von Arbeit auf längere Sicht in starkem Maße die<br />

Erwerbsarbeit zur Voraussetzung haben werden (vgl. Wagner/Gensior 1999, S.<br />

57ff).<br />

Das heißt: Trotz des Rückgangs der Erwerbsquote <strong>im</strong> Normalarbeitsverhältnis<br />

und Zunahme anderer Erwerbsarbeitsformen mit höheren sozialen Risiken<br />

bis hin zur sozialen Ausschließung bleibt die Erwerbsarbeit auch <strong>im</strong><br />

Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungs- oder Wissensgesellschaft die<br />

bedeutendste Form der Arbeit. Insofern bewegen wir uns weiterhin in der<br />

„Wirtschaftsgesellschaft“ (vgl. Polanyi 1979). Die (vor allem ökonomisch determinierte)<br />

Erwerbsarbeit bildet hier das „organisierende Zentrum“ der<br />

Lebensführung, das heißt, durch sie werden für Individuum und Gesellschaft<br />

zugleich Wohlstand möglich, aber auch Problemlagen erzeugt, die durch<br />

„Familienarbeit“ bzw. Sozialpolitik wiederum kompensiert werden müssen (vgl.<br />

<strong>Famulla</strong> 1990).<br />

Fazit: Schulische Arbeits- und Berufsorientierung sollte einen erweiterten<br />

Arbeitsbegriff zu Grunde legen, in dem Erwerbsarbeit, Eigenarbeit sowie<br />

öffentliche oder Bürger-Arbeit gleichermaßen vertreten sind, allerdings sollte<br />

oder muss die Erwerbsarbeit nach wie vor als das „organisierende Zentrum<br />

der Lebensführung“ angesehen werden.


9<br />

2.3 Dritte Herausforderung: Die Sicherung der Berufsform von Arbeit <strong>im</strong><br />

Sinne von „beruflicher Handlungsfähigkeit“<br />

Trotz der in letzter Zeit des öfteren zu hörenden These vom „Ende des<br />

Lebensberufs“ wird es nicht darum gehen, von der berufsförmigen Arbeit<br />

überhaupt Abschied zu nehmen. Vielmehr ist eine Veränderung zu konstatieren.<br />

Was sich verändert, ist die Bedeutung der einmal in der Ausbildung<br />

gelernten Fachqualifikation wie auch die soziale Sicherheit, den Ausbildungsberuf<br />

ein ganzes Leben lang, womöglich noch in einem einzigen<br />

Betrieb ausüben zu können. Was jetzt geleistet werden muss, ist die bessere<br />

Abst<strong>im</strong>mung der veränderten und sich rasch wandelnden Qualifikationsanforderungen<br />

des Beschäftigungssystems mit den Bildungs-, Arbeits- und<br />

Lebensansprüchen der Menschen, insbesondere der Jugendlichen. Ist dieser<br />

Abst<strong>im</strong>mungs- und Anpassungsprozess <strong>im</strong> Rahmen der beruflich organisierten<br />

und qualifizierten Arbeit noch zu schaffen? Oder ist der Beruf „out“ und<br />

verliert mit dem Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft,<br />

vom Facharbeiter zum Wissensarbeiter („Symbolanalytiker“) seine Brückenund<br />

Integrationsfunktion, wie etwa der Berufssoziologe Martin Baethge meint<br />

(vgl. Baethge 1996)?<br />

Zur Rolle des Berufs und der Berufsausbildung bei der Abst<strong>im</strong>mung zwischen<br />

Bildungs- und Beschäftigungssystem liegen unterschiedliche Einschätzungen<br />

vor. Auch gibt es verschiedene Reformkonzepte (vom Bundesinstitut für<br />

Berufliche Bildung, vom Deutschen Industrie- und Handelstag wie auch von<br />

den Handwerkskammern), um eine bessere Anpassung zwischen Bildungsund<br />

Beschäftigungssystem zu ermöglichen. Danach geht die Tendenz langfristig<br />

dahin, Berufsausbildung stärker auf die Vermittlung theoretisch<br />

anspruchsvoller und extrafunktionaler Kompetenzen zu konzentrieren. Es soll<br />

eine berufliche Grundqualifikation vermittelt werden, auf der ein stärker an<br />

Arbeitsmarkt- bzw. betrieblichen Anforderungen orientiertes und gestaltbares<br />

System der beruflichen Weiterbildung aufsetzt (vgl. in diesem Sinne auch Rebmann<br />

u. a. 1998, S. 64).<br />

Wenn man danach fragt, welchen Beitrag Berufsvorbildung und Berufsausbildung<br />

für die Integration der Jugendlichen in die Gesellschaft leistet, so ist<br />

die wichtige psychosoziale Funktion des Berufs hervorzuheben. Über den<br />

Beruf werden nicht nur marktfähige Qualifikationen gebündelt, Wertorientierungen<br />

und Haltungen vermittelt, gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung<br />

erreicht, über den Beruf und die Berufswahl werden „Lebenspläne“<br />

entwickelt. Es scheint, als ob die meisten hiermit auch gut fahren: Nach einer<br />

Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft würden <strong>im</strong>merhin 73 Prozent


10<br />

aller Ausgebildeten <strong>im</strong> Westen und 80 Prozent aller Ausgebildeten <strong>im</strong> Osten<br />

die gleiche Ausbildung noch einmal wählen (vgl. iwd 46/1999, S. 6).<br />

Fazit: Für den „Übergang von der Schule in das Wirtschaftsleben“ behält der<br />

Beruf seine Leitfunktion. Dem steht nicht entgegen, dass die Kategorie des<br />

Berufs in der beruflichen Bildung zunehmend in der Zielformel „berufliche<br />

Handlungsfähigkeit“ und hierzu gehöriger Einzelkompetenzen konkretisiert<br />

wird. Allenfalls wird hierdurch ein erheblicher Reformbedarf signalisiert, was<br />

den als notwendig erkannten Erwerb von Kompetenzen angeht.<br />

Um welche Art Kompetenzen oder Qualifikationsanforderungen es heute und<br />

in der künftigen Erwerbsgesellschaft <strong>im</strong> einzelnen gehen kann, möchte ich<br />

Ihnen an Hand einer Folie der Bundesanstalt für Arbeit verdeutlichen: (Folie<br />

5: Anforderungen an eine moderne Berufsorientierung)<br />

3. <strong>„Berufsorientierung</strong>“ ist mehr als „Berufswahlfähigkeit“<br />

Welche Folgerungen ergeben sich nun aus diesen drei zentralen Herausforderungen<br />

an Arbeit und Beruf für den Übergang an der „ersten Schwelle“?<br />

Die strukturellen Veränderungen innerhalb der Erwerbsarbeit — Stichworte:<br />

Mikroelektronik, Dienstleistungen, Internationalisierung, Flexibilisierung —<br />

haben zwar eine erneute Diskussion um die Zukunft und Reform des dualen<br />

Systems der Berufsbildung angestoßen. Für die Phase der Berufsvorbildung<br />

haben sie jedoch noch keine vergleichbaren Veränderungs<strong>im</strong>pulse ausgelöst.<br />

Deutlich wird dies daran, dass mit den „alten“ Begriffen wie „Berufswahlfähigkeit“,<br />

„Ausbildungsfähigkeit“ und „Beschäftigungsfähigkeit“ offenkundig<br />

das Verhältnis von geänderten subjektiven Interessenlagen der<br />

Jugendlichen bei der Berufswahl einerseits und den neuen Herausforderungen<br />

der Arbeitswelt andererseits nicht mehr angemessen bezeichnet werden<br />

kann.<br />

Das in jüngerer Zeit EU-weit favorisierte Ziel der „Beschäftigungsfähigkeit“<br />

oder „Employability“ (zur näheren Darstellung vgl. Blancke u. a. 1999) negiert die<br />

wichtige Kategorie des Berufs als Schnittpunkt objektiver Arbeitsmarkterfordernisse<br />

und subjektiver Entwicklungsbedürfnisse in der Arbeit. Bei der<br />

Orientierung auf „Ausbildungsfähigkeit“ besteht zumindest die Gefahr,<br />

dass Qualifikationsanforderungen einseitig aus der Perspektive des Beschäftigungssystems<br />

definiert werden und übersehen wird, was die Jugendlichen<br />

wollen und auch können. Schließlich suggeriert die Orientierung auf<br />

„Berufswahlfähigkeit“ eine Rationalität, die allenfalls bis in die siebziger<br />

Jahre noch Geltung haben konnte, nämlich sich unter genauer Kenntnis sei


11<br />

ner Wünsche und Fähigkeiten wie auch des zumeist regionalen betrieblichen<br />

Ausbildungsplatzangebots für einen „Lebensberuf“ entscheiden zu können.<br />

N<strong>im</strong>mt man den Begriff <strong>„Berufsorientierung</strong>“ als eine Art Suchbegriff, um<br />

die neue Situation am Übergang Schule — Arbeitsleben und vor allem die<br />

neu zu entwickelnden oder zu stärkenden Kompetenzen von Schülerinnen<br />

und Schülern näher best<strong>im</strong>men zu können, so muss hier tatsächlich mehr als<br />

das traditionelle Verständnis von „Berufswahlfähigkeit“ gemeint sein.<br />

Aus der Jugendforschung wie auch aus Untersuchungen des Instituts für<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Schober/Gaworek 1996; Fobe/Minx 1996) wissen<br />

wir, dass für Jugendliche Ausbildung und Beruf nach wie vor eine sehr<br />

hohe Priorität haben. Zugleich wissen wir, dass sich „die eigene Berufsbiographie<br />

stetig aus gesellschaftlichen Festlegungen löst und mehr in die Entscheidung<br />

und Verantwortung des einzelnen gelegt wird. Sie wird zunehmend<br />

Teil einer individuellen, ganzheitlichen, aber auch riskanten Lebensplanung“<br />

(Rebmann u.a. 1998, S. 64). Berufswahl ist ein länger andauernder Prozess,<br />

der schon mit der Entscheidung für eine best<strong>im</strong>mte Schullaufbahn<br />

beginnt und als eine „gestufte Abfolge von Bildungs-, Ausbildungs-, Weiterqualifizierungs-,<br />

Berufs- und Arbeitsplatzentscheidungen“ zu verstehen ist<br />

(Schober/Tessaring 1993, S. 3). Danach fand und findet ein Paradigmenwechsel<br />

von der „gesteuerten Orientierung auf den Lebensberuf“ zu einer „eigenverantwortlichen<br />

Berufswahl als Prozess“ statt. Zunehmend werden dabei nicht<br />

nur auf den ersten Stufen „Optionswahlen“ getroffen, sondern man versucht<br />

auf jeder Stufe, Optionen für mehrere berufliche Alternativen zu erlangen.<br />

Berufsorientierung meint heute, sich für eine „erste Stufe in seiner Berufsbiographie"<br />

entscheiden zu können und sich darüber hinaus auf eine permanente<br />

Erweiterung und Vertiefung seiner einmal erworbenen fachlichen und<br />

überfachlichen Kompetenzen, auf ein lebensbegleitendes Lernen, einzustellen<br />

und dafür nachhaltig motiviert und befähigt zu sein. Die Vermittlung dieser<br />

Art <strong>„Berufsorientierung</strong>“, zu der das Entwerfen eines eigenen Zukunftskonzepts<br />

ebenso gehört wie das Wissen um die betrieblichen Flexibilitätserfordernisse,<br />

macht eine stärkere Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft<br />

erforderlich. Hierzu sind bei Wahrung und Akzeptanz aller Unterschiede in<br />

den Zielsetzungen beider Bereiche innovative Impulse gefragt, wie sie vom<br />

Programm „Schule — Wirtschaft/Arbeitsleben“ gewünscht und gefördert werden<br />

(vgl. hierzu Rahmenkonzept, Programmschwerpunkte und Projektberichte <strong>im</strong> Programm-Zwischenbericht,<br />

<strong>Flensburg</strong>/Bielefeld 2001).<br />

Die Abst<strong>im</strong>mung zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem ist kein<br />

eigengesetzlicher Prozess, sondern Resultat von Gestaltungsprozessen der


12<br />

beteiligten Akteure. Hieraus erwächst für die Jugendlichen zugleich eine<br />

wachsende Eigenverantwortung auch für die Gestaltung der eigenen Arbeitsund<br />

Berufsbiographie. Gefordert sind neue Curricula und Lehr- Lernmethoden,<br />

die besonders auf die Förderung von Selbständigkeit, Team- und Kommunikationsfähigkeit<br />

Wert legen.<br />

Förderprogramme, Initiativen und unterstützende Maßnahmen seitens der<br />

arbeits- und bildungspolitisch Verantwortlichen können helfen, die Suche<br />

nach neuen Wegen zur Gestaltung von Berufs- und Erwerbsarbeit bereits in<br />

der Phase der Berufsvorbildung mit nachhaltiger Wirkung zu beginnen.<br />

Für die Jugendlichen ergeben sich hieraus, je nach Qualifikationsvoraussetzungen,<br />

unterschiedliche Probleme, aber auch Chancen. Nach den Prognosen<br />

der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wird — wie gezeigt — insbesondere<br />

für gering Qualifizierte das Arbeitsplatzangebot weiter schrumpfen. Aber<br />

auch höher Qualifizierte in abhängiger Beschäftigung werden nicht mehr die<br />

Sicherheit des Arbeitsplatzes vorfinden, die für sie bis in die siebziger Jahre<br />

anzutreffen war (vgl. Jansen 2000). Daraus folgt für die pädagogisch und politisch<br />

Verantwortlichen <strong>im</strong> Bereich der Berufsorientierung an allgemeinbildenden<br />

Schulen, sich einerseits stärker als bisher auf die sogenannten besonderen<br />

Gruppen („Benachteiligte“) zu konzentrieren und andererseits der Befähigung<br />

zum selbständigen, eigen- und sozialverantwortlichen Handeln bis hin<br />

zur Option auf unternehmerische Selbstständigkeit ein größeres Gewicht einzuräumen.<br />

Zunehmend wird deutlich, dass sich mit der Gestaltung des Strukturwandels<br />

in Arbeit und Beruf neue Aufgaben <strong>im</strong> Bereich der Berufsorientierung stellen,<br />

die von den Lehrkräften an den allgemeinbildenden Schulen allein nicht<br />

gelöst werden können. Ansatzpunkte für nachhaltige Veränderungs<strong>im</strong>pulse<br />

müssen die Best<strong>im</strong>mung der fachlichen und überfachlichen Verantwortung<br />

für diesen Bereich, die Stundentafel, der Lehrplan, die Schulorganisation und<br />

die Lehrerausbildung sowie die Kooperation zwischen Schule und Arbeitswelt<br />

sein (zum Stand und Reformvorschlägen der Lehrerausbildung vgl. <strong>Famulla</strong> 1996).<br />

Im Programm „Schule — Wirtschaft/ Arbeitsleben“ des Bundes und des<br />

Europäischen Sozialfonds wird sichtbar, dass hier eine länder- und institutionenübergreifende<br />

Aufgabe erwachsen und anerkannt ist, zu der in gemeinsamer<br />

Anstrengung von Schulen, Betrieben, Kammern, Gewerkschaften,<br />

Hochschulen und Kultusministerien Antworten gesucht werden sollen. Das<br />

Engagement des Bundes kann insofern als eine Initialzündung angesehen<br />

werden, die von unterschiedlichen Institutionen (Schulen, Hochschulen, Lehrerfortbildungseinrichtungen)<br />

ihren Ausgangspunkt nehmen und sich auf ver


13<br />

schiedene „Gegenstände“ wie beispielsweise stärkere Einbeziehung betrieblicher<br />

Experten, Kooperation Schule — Wirtschaft — Hochschule oder neuer<br />

Unterrichtsmaterialien mit mult<strong>im</strong>edialer Nutzung beziehen kann.<br />

4. Leitideen und erste Konturen der Realisierung des Programms<br />

„Schule — Wirtschaft/ Arbeitsleben“<br />

Das Programm „Schule-Wirtschaft/Arbeitsleben“ kann als eine solche systematische<br />

und anspruchsvolle, in vielen Teilen auch hoffentlich bald verallgemeinerbare,<br />

Suche nach einer Antwort auf die Frage nach einem neuen Verständnis<br />

von <strong>„Berufsorientierung</strong>“ verstanden werden.<br />

Erste Konturen der Realisierung des Programms werden <strong>im</strong> Spektrum der<br />

vielfältigen Projektgegenstände deutlich. (Folie 6: Programmbegründung;<br />

Folie 7: Programmbeteiligte; Folie 8: Projektgegenstände)<br />

Hierzu gehören<br />

• die Entwicklung eines Berufswahlpasses;<br />

• die Durchführung systematisch vorbereiteter und begleiteter kontinuierlicher<br />

Praxistage;<br />

• die anspruchsvolle Bearbeitung realer betrieblicher Aufgaben durch<br />

Schülergruppen;<br />

• die Implementierung von individuell zugeschnittenen Förderpraktika;<br />

• die Einrichtung von Projektgruppen, in denen lernschwache oder schulaversive<br />

Schülerinnen und Schüler durch Lehrerteams in Produktionsund<br />

Dienstleistungsprojekten betreut werden;<br />

• die Entwicklung internetgestützter Bildungsangebote zur Berufswahlvorbereitung<br />

für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrerinnen und Lehrer;<br />

• die mediendidaktische Aufbereitung von Themen der Arbeitswelt;<br />

• die stärkere Einbeziehung von Fachleuten aus der Wirtschaft in die<br />

Schule;<br />

• die Schaffung von Korporationsverbünden zwischen Schulen und Unternehmen;<br />

• die wissenschaftlich gestützte Einführung eines schulischen Qualitätsmanagements<br />

zur Verbesserung der Startchancen in den Beruf;<br />

• die modellhafte Entwicklung von Schulprofilen;<br />

• die stärkere Öffnung der Schulen für die Region.


14<br />

Wenn das „Neue“ an dem Programm „Schule — Wirtschaft/ Arbeitsleben“<br />

bezeichnet werden sollte, so lassen sich aus dem Rahmenkonzept, den Projektanträgen<br />

und dem bisherigen Stand der Arbeit in den Projekten (vgl. Zwischenbericht,<br />

<strong>Flensburg</strong>/Bielefeld 2001, Abschnitt 7), vier Punkte nennen, die allesamt<br />

mit „Schule macht Ernst“ überschrieben werden könnten (Folie 9: Leitideen<br />

des Programms)<br />

(1.) Schule macht ernst mit der Wahrnehmung von Schülerinnen und<br />

Schülern als „handelnden Subjekten“, indem hier die beteiligten Lehrerinnen<br />

und Lehrer und andere Akteure zunehmend in die Rolle von Moderatorinnen<br />

und Moderatoren schlüpfen. Sie sind durch Anwendung neuer Lehrund<br />

Lernmethoden bei ersten betrieblichen Arbeitserfahrungen sowie bei der<br />

Entwicklung eines eigenen Zukunftskonzepts von Arbeit und Beruf unterstützend<br />

tätig.<br />

(2.) Schule macht Ernst mit dem Erlernen von Selbstständigkeit und<br />

Eigenverantwortung als den heute vielleicht wichtigsten Kompetenzen <strong>im</strong><br />

Arbeitsleben. Diese Kompetenzen müssen nicht nur in Ausbildung und Beruf,<br />

sondern können und müssen bereits in der allgemeinbildenden Schule angeeignet<br />

werden (vgl. hierzu Feldhoff u.a. 1995). Ansätze hierzu finden sich in einer<br />

Reihe von Projekten des Programms „Schule — Wirtschaft/ Arbeitsleben“. In<br />

der Organisation aufgabenbezogener Betriebspraktika, über die Arbeit an<br />

realen betrieblichen Problemstellungen bis hin zur Existenzgründung wird in<br />

vielen Projekten das Arbeitshandeln in einen strategischen Zusammenhang<br />

mit der betrieblichen Wertschöpfung gestellt. Diese wird — unabhängig von<br />

ihrer Form, sei es als Werkstück, Werbeidee oder Software — als Beitrag zur<br />

betrieblichen Leistung erkannt und anerkannt.<br />

(3.) Schule macht Ernst mit der „Berufswahl als Prozess“, indem sie den<br />

Übergang an der „ersten Schwelle“ zum Arbeitsmarkt nicht „punktualisiert“,<br />

sondern „flexibilisiert“, indem sie beispielsweise die bisherige Stundentafel<br />

auflöst, individuelle Orientierung und Lernplanung ermöglicht und die einzelnen,<br />

selbst entwickelten Schritte in die Ausbildung mit einem Berufswahlpass<br />

dokumentiert bzw. zertifiziert. Die Flexibilisierung der Übergangsphase erhöht<br />

insbesondere die Chancen für die sogenannten Benachteiligten, deren Integration<br />

in das Erwerbsleben sich zumeist nur als sozialpädagogisch und<br />

unterrichtsfachlich begleiteter Prozess vorstellen lässt.<br />

(4.) Schule macht Ernst mit der Kooperation aller an der Berufsorientierung<br />

Beteiligten und Verantwortlichen. Nach 1 1/2 Jahren Programmlaufzeit<br />

zeichnet sich bereits ab, dass eine Reihe innovativer Maßnahmen zur<br />

Verbesserung der Berufsorientierung auch über die jeweilige Projektlaufzeit


15<br />

hinaus praktiziert werden und beispielgebend sein können. Als wissenschaftliche<br />

Begleitung erhoffen wir uns zudem, durch das Programm „Schule —<br />

Wirtschaft/ Arbeitsleben“ eine Linie und „Orientierung“ in den für viele sehr<br />

komplex und unübersichtlich gewordenen Übergängen vom Bildungs- ins<br />

Beschäftigungssystem aufzeigen zu können. Als ein wichtiges Zwischenergebnis<br />

lässt sich bereits jetzt feststellen, dass durch diese Maßnahmen nicht<br />

nur die Bedeutung einer möglichst frühen und vor allem gemeinsam wahrzunehmenden<br />

Verantwortung von Schulen, Betrieben und Berufsberatungen<br />

bei der Berufsorientierung der Jugendlichen nachträglich unterstrichen wird,<br />

sondern dass diese gemeinsame Verantwortung (sprich: Kooperation) auch<br />

der systematischen personellen und organisatorischen Abst<strong>im</strong>mung bzw.<br />

„Vernetzung“ bedarf. Eine Übersicht (Folie) kann Ihnen einen Eindruck von<br />

den am Programm „Schule — Wirtschaft/ Arbeitsleben“ beteiligten Kooperationspartnern<br />

geben, die an unterschiedlichen Formen der regionalen und<br />

auch überregionalen Vernetzung arbeiten (Folie 10: Kooperationspartner).<br />

5. Schluss-Signale<br />

Um das Anliegen dieses Kongresses auf dem Hintergrund des beschriebenen<br />

Strukturwandels in Arbeit und Beruf und des Programms „Schule —<br />

Wirtschaft/ Arbeitsleben“ zu unterstützen, könnte ich mir Signale in mehrere<br />

Richtungen vorstellen:<br />

(1) an die Schülerinnen und Schüler, trotz gravierender Veränderungen in<br />

den traditionellen Formen von Arbeit und Beruf sich die eigene Berufs- und<br />

Lebensplanung frühzeitig bewusst zu machen, auf eine gute schulische Bildung<br />

als Eingangsvoraussetzung Wert zu legen und sich frühzeitig Kompetenzen<br />

wie Selbständigkeit, Eigenverantwortung und soziale Kompetenzen<br />

anzueignen;<br />

(2) an Lehrerinnen und Lehrer an den allgemeinbildenden Schulen, sich<br />

auch unabhängig von den von ihnen vertretenen Fächern stärker für einen<br />

verbesserten Übergang von der Schule in Arbeit und Beruf zu engagieren<br />

und hierfür besonders die Möglichkeiten der Schulentwicklung und Profilbildung<br />

zu nutzen, das heißt auch, die Schule insgesamt einzubeziehen;<br />

(3) an die Wirtschaft, Ausbildung auch als Investition in das betriebliche<br />

Humanvermögen der Zukunft zu betrachten, und nicht nur ein auswahlfähiges<br />

Ausbildungsplatzangebot bereitzustellen, sondern verstärkt auch als<br />

Kooperationspartner in der vorberuflichen Bildung mitzuwirken;<br />

(4) an die wissenschaftliche Forschung und an die Lehrerbildung, sich<br />

nicht nur um Entwicklung und Aneignung von Fachkenntnissen der je eigenen<br />

Disziplin zu sorgen, sondern die Frage der Kompetenzen für einen gelin


16<br />

genden Übergang vom Bildungs- ins Beschäftigungssystem und für lebensbegleitendes<br />

Lernen ins Studium zu integrieren und schließlich<br />

(5) an die Bildungspolitik, die ihren Teil dazu beitragen könnte, um Berufsorientierung<br />

stärker <strong>im</strong> Schulcurriculum zu verankern und vor allem dafür<br />

Voraussetzungen zu schaffen, dass dieses personell und materiell auch realisiert<br />

werden kann.<br />

Literatur:<br />

BA: direkt. Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): direkt - Fördern und Qualifizieren<br />

(BA: direkt), Heft 10/2000, S. 12<br />

Baethge, Martin: Berufsprinzip und duale Ausbildung: Vom Erfolgsgaranten<br />

zum Bremsklotz der Entwicklung? In: Wittwer, Wolfgang (Hrsg.): Von der<br />

Meisterschaft zur Bildungswanderschaft. Bielefeld 1996, S. 109 - 124<br />

Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne.<br />

Frankfurt 1986<br />

Bertram, Hans: Lebensentwürfe von Jugendlichen: Motivation und Berufsorientierung,<br />

Pläne und ihre Realisierung. Gutachten für die Enquete-Kommission<br />

„Berufsbildungspolitik – Bildung 2000“ des Deutschen Bundestages.<br />

Bonn 1991<br />

Blancke, Susanne/ Roth, Christian/ Schmid, Josef: Employability als Herausforderung<br />

für Politik, Wirtschaft und Individuum. Konzept- und Literaturstudie.<br />

Eberhard-Karls-<strong>Universität</strong> Tübingen, 1999<br />

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1999, 2000, Bonn<br />

BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung): Rahmenkonzept zum<br />

Programm „Schule — Wirtschaft/ Arbeitsleben“ (unveröffentlicht). Verfügbar<br />

über Internet: http://www.swa-programm.de<br />

Bönkost, Klaus Jürgen/ Oberliesen, Rolf: Arbeit, Wirtschaft und Technik in<br />

Schulbüchern der Sekundarstufe I. Bonn, 1997<br />

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und Innovationsfähigkeit der beruflichen Bildung. Gesprächskreis<br />

Arbeit und Soziales Nr. 65. Hrsg. von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn<br />

1996<br />

Bundesanstalt für Arbeit (1999): Dienstblatt Nr. 37/99 vom 15. September<br />

1999<br />

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zur Ökonomischen Bildung. Ein Ansatz zur Einführung des Schulfaches Ökonomie<br />

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Das Parlament, Nr. 7/8 – 2000<br />

Dedering, Heinz: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München u.a.,<br />

1994


17<br />

Deutscher Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen: Empfehlungen<br />

und Gutachten, Folge 7/8. Stuttgart, 1964<br />

Dybowski, Gisela/ Pütz, Helmut/ Sauter, Edgar/ Schmidt, Hermann: Ein Weg<br />

aus der Sackgasse – Plädoyer für ein eigenständiges und gleichwertiges<br />

Berufsbildungssystem. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Heft<br />

6/1994, S. 3-13<br />

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Emnid-Institut (Hrsg.): Forschungsprojekt: Sammlung von Daten und Fakten<br />

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Bielefeld 1991<br />

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Dieter/ Sloane, Peter F. E. (Hrsg.): Duales System <strong>im</strong> Umbruch. Eine<br />

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Klein, Ansgar (Hrsg.): Umbrüche in der Industriegesellschaft. Herausforderungen<br />

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Vom traditionellen Wohlstandskonzept zum Konzept einer dauerhaften<br />

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196. Nürnberg, 1996<br />

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Gohl, Peter/ Oberliesen, Rolf: Thesenpapier zum gemeinsamen Workshop<br />

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18<br />

Arbeitgeberverbände und dem Deutschen Gewerkschaftsbund am<br />

21./22.1.2000 in Bad Neuenahr. Bremen, 2000<br />

Hartwich, Hans-Hermann: Kein neues Fach Ökonomie, aber eine moderne<br />

Wirtschaftslehre in der schulischen politischen Bildung! In: Gegenwartskunde,<br />

Heft 1/2000, S. 23-36.<br />

Informationsdienst der deutschen Wirtschaft (iwd), Nr. 13/1999; Nr. 46/1999;<br />

Nr. 24/2000<br />

Jansen, Rolf: Auswirkungen des Strukturwandels auf die Arbeitsplätze –<br />

Ergebnisse aus der BIBB/IAB-Erhebung 1998/99 zum Erwerb und Verwertung<br />

beruflicher Qualifikation. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis<br />

(BWP), Heft 2/2000, S. 5 - 10<br />

Keller, Berndt/ Seifert, Hartmut: Flexicurity – Das Konzept für mehr soziale<br />

Sicherheit flexibler Beschäftigung. In: WSI-Mitteilungen, Heft 5/2000, S. 291-<br />

300<br />

Kloas, Peter W.: Benachteiligtenförderung - ein tragfähiger Förderansatz<br />

auch fürs nächste Jahrzehnt? In: Qualifizierung baut auf! 15 Jahre Benachteiligtenprogramm.<br />

Dokumentation der Fachkonferenz am 15. und 16.<br />

November in Erfurt. Hrsg. vom heidelberger institut für beruf und arbeit. Heidelberg<br />

1996<br />

KMK (Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder): Material zum<br />

Lernfeld Arbeitslehre <strong>im</strong> Sekundarbereich I. In: arbeiten+lernen, Heft<br />

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Lemmermöhle, Doris: „Wenn man Erfolg haben will in dem Beruf, da kann<br />

man sich dann keine Familie leisten.“ Plädoyer für einen anderen Arbeitsbegriff<br />

in der Arbeitslehre. In: Tornieporth, <strong>Gerd</strong>a/ Bigga, Regine (Hrsg.):<br />

Erwerbsarbeit – Hausarbeit. Strukturwandel der Arbeit als Herausforderung<br />

für das Lernfeld Arbeitslehre. Baltmannsweiler, 1994, S. 131-153<br />

Lemmermöhle, Doris: Arbeit (noch) Bezugspunkt für die Lebensentwürfe der<br />

Jugendlichen und für schulische Bildungsprozesse? In: Brauer-Schröder,<br />

Margareta u.a. (Hrsg.): Brennpunkt Arbeit. Bremen 1999. S. 37 - 53<br />

Oschmiansky, Heidi/Schmid, Günter: Wandel der Erwerbsformen – Berlin<br />

und die Bundesrepublik <strong>im</strong> Vergleich. In: WZB - Mitteilungen, Heft 88/2000,<br />

S. 3 – 5<br />

Polanyi, Karl: Ökonomie und Gesellschaft. Frankfurt/ M., 1979<br />

Rebmann, Karin/ Tenfelde, Walter/ Uhe, Ernst: Berufs- und Wirtschaftspädagogik.<br />

Eine Einführung in Strukturbegriffe. Wiesbaden 1998<br />

Reindl, Josef: Scheinselbständigkeit. In: Leviathan. Zeitschrift für Sozialwissenschaft.<br />

Heft 4/2000, S. 413 - 433<br />

Reuel, Günter: Ungelöste Fragen der Lernfelddidaktik. In: Diusmann, Gerhard/<br />

Oberliesen, Rolf (Hrsg.): Arbeitsorientierte Bildung 2010. Szenarien –<br />

Kontinuität und Wandel. Hohengehren, 1995<br />

Schober, Karen/ Gaworek, Maria (Hrsg.): Berufswahl: Sozialisations- und<br />

Selektionsprozesse an der ersten Schwelle. Beiträge zur Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung 202, Nürnberg 1996


19<br />

Schober, Karen/Tessaring, Manfred: Eine unendliche Geschichte - Vom<br />

Wandel <strong>im</strong> Bildungs- und Berufswahlverhalten Jugendlicher. In: IAB (Hrsg.):<br />

Materialien aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg. Heft<br />

3/1993<br />

SWA/ZB: Wissenschaftliche Begleitung zum Programm „Schule — Wirtschaft/<br />

Arbeitsleben (Hrsg.): Berufsorientierung: Schule, Wirtschaft und Politik<br />

in gemeinsamer Verantwortung. Zwischenbericht zum Programm „Schule-<br />

Wirtschaft/ Arbeitsleben“, SWA-Materialien Nr. 5, <strong>Flensburg</strong>/ Bielefeld, 2001<br />

Strikker, Frank: Benachteiligte <strong>im</strong> Berufsbildungssystem - Strukturen, Ursachen,<br />

künftige Entwicklung und Maßnahmen; Gutachten für die Enquete-<br />

Kommission „Zukünftige Bildungspolitik - Bildung 2000“ des Deutschen Bundestages.<br />

Bonn 1991<br />

Wagner, Alexandra/ Gensior, Sabine: Zukunft der Arbeit. In: Expertisen für<br />

ein Berliner Memorandum zur Modernisierung der beruflichen Bildung. Berlin,<br />

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Ziefuss, Horst/ Hendricks, Wilfried/ Reuel, Günter: Arbeitslehre: Stand und<br />

Entwicklung aus Lehrersicht. Braunschweig, 1984<br />

Ziefuss, Horst: Arbeitslehre in der Schulpraxis der Bundesländer. Band 6 der<br />

Reihe: Arbeitslehre, eine Bildungsidee <strong>im</strong> Wandel. Seelze-Velber, 1995.


Anhang: Folien<br />

Folie 1: Gliederung<br />

20<br />

Folie 2: Zukunft der Arbeitslandschaft: Tätigkeitsniveaus<br />

Folie 3: Zukunft der Arbeitslandschaft: Qualifikationsebenen<br />

Folie 4: Dominante Trends für die Zukunft der Erwerbsarbeit<br />

Folie 5a/5b: Anforderungen an eine moderne Berufsorientierung<br />

Folie 6: Programmbegründung<br />

Folie 7: Programmbeteiligte<br />

Folie 8: Projektgegenstände<br />

Folie 9: Leitideen des Programms<br />

Folie 10: Kooperationspartner


21<br />

Folie 1: Vortragsthema:<br />

<strong>„Berufsorientierung</strong> <strong>im</strong> Strukturwandel<br />

von Arbeit und Beruf“<br />

1. Problemdruck und Handlungsbedarf <strong>im</strong> Bereich der<br />

Berufsorientierung<br />

2. Drei zentrale Herausforderungen <strong>im</strong> Strukturwandel<br />

von Arbeit und Beruf<br />

3. <strong>„Berufsorientierung</strong>“ ist mehr als „Berufswahlfähigkeit“<br />

4. Leitideen und erste Konturen der Realisierung des<br />

Programms „Schule-Wirtschaft/Arbeitsleben“<br />

5. Schluss-Signale


22<br />

Folie 2: Zukunft der Arbeitslandschaft: Tätigkeitsniveaus<br />

Folie 3: Zukunft der Arbeitslandschaft: Qualifikationsebenen


23<br />

Folie 4: Dominante Trends für die Zukunft der Erwerbsarbeit<br />

Folie 5a: Anforderungen an eine moderne Berufsorientierung


24<br />

Folie 5b: Anforderungen an eine moderne Berufsorientierung<br />

Folie 6: Programmbegründung


25<br />

Folie 7: Programmbeteiligte<br />

Folie 8: Projektgegenstände


26<br />

Folie 9: Leitideen des Programms<br />

Folie 10: Kooperationspartner

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