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Vom Raynaud-Syndrom zur Sklerodermie - Medahead

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ausschließlich<br />

medizinischem Fachpersonal<br />

vorbehalten


FACTS<br />

&<br />

FIGURES<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Sklerodermie</strong><br />

Studiendaten und Expertenkommentare


FACTS<br />

&<br />

FIGURES<br />

Weltweit leiden ca. 200.000 Personen an systemischer<br />

<strong>Sklerodermie</strong> (SSc), einer Autoimmunerkrankung des<br />

rheumatischen Formenkreises, die durch kutane und<br />

viszerale Fibrosierung sowie obliterierende Angiopathie<br />

charakterisiert ist. Als häufigstes und markantestes vaskuläres<br />

Symptom imponiert das <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Dabei<br />

bewirkt eine exzessive Vasokonstriktion Blässe und Zyanose<br />

distaler Extremitäten (speziell der Finger) und kann als<br />

Komplikation digitale Ulzera nach sich ziehen.<br />

Ulzera der Fingerspitzen und über den Gelenken treten bei<br />

30 bis 50% der SSc-Patienten im Verlauf ihrer Erkrankung<br />

auf. Sie sind sehr schmerzhaft und bedingen erhebliche<br />

Funktionseinschränkungen bei alltäglichen Tätigkeiten. Oft<br />

liegt eine gestörte Wundheilung vor; Infektionen können in<br />

schweren Fällen zu Osteomyelitis und Gangrän führen,<br />

sodass unter Umständen operative Eingriffe bis hin zu<br />

Amputationen notwendig werden.<br />

Endothelin-1 (ET-1) gilt als einer der potentesten natürlichen<br />

Vasokonstriktoren. Durch die Blockade dieses<br />

Faktors setzt der oral verfügbare duale Endothelin-Rezeptor-Antagonist<br />

Bosentan (Tracleer ® ) an den kausalen<br />

Mechanismen der Vaskulopathie an. Die Ergebnisse der<br />

beiden randomisierten, plazebokontrollierten, doppelblinden<br />

Phase-III-Studien RAPIDS-1 (1) und RAPIDS-2 (2) lieferten<br />

den Nachweis der Wirksamkeit von Bosentan bei<br />

SSc-assoziierten digitalen Ulzera (Abb.). In den Untersuchungen<br />

konnte die Inzidenz ischämischer digitaler Ulzera<br />

im Vergleich zu Plazebo signifikant um 48% (RAPIDS-1)<br />

bzw. 30% (RAPIDS-2) gesenkt werden. Auf die Heilung<br />

bestehender Ulzera hatte die Therapie keinen signifikanten<br />

Einfluss. RAPIDS-2, an der eine SSc-Population in einem<br />

<strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> bei systemischer <strong>Sklerodermie</strong> Studiendaten und Expertenkommentare I 2<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>zur</strong> systemischen <strong>Sklerodermie</strong>:<br />

Studiendaten und Expertenkommentare <strong>zur</strong> Wirksamkeit des<br />

Endothelin-Rezeptor-Antagonisten Bosentan<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Marianne Brodmann,<br />

Klinische Abteilung für Angiologie,<br />

MU Graz<br />

Aufgrund der beiden RAPIDS Studien<br />

ist es nun möglich eine oral zu verab-<br />

weiter fortgeschrittenen Erkrankungsstadium teilnahm,<br />

bestätigte die Ergebnisse der Vorläuferstudie. Die beobachteten<br />

Nebenwirkungen entsprachen dem aus früheren<br />

Untersuchungen bekannten Profil. Bosentan ist für die<br />

Behandlung der pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH) in<br />

den WHO-Funktionsklassen II und III und auf der Grundlage<br />

von RAPIDS-1 und RAPIDS-2 <strong>zur</strong> Reduktion der Anzahl<br />

neuer digitaler Ulzera bei <strong>Sklerodermie</strong>patienten, die an<br />

digitalen Ulzera leiden, zugelassen.<br />

(1) Korn JH et al., Arthritis Rheum 2004; 50(12):3985-3993<br />

(2) Matucci-Cerinic M, Denton CP, Furst DE, et al., Ann Rheum Dis (2010).<br />

doi:10.1136/ard.2010.130658<br />

Abb.: Geringere Inzidenz neuer Ulzerationen<br />

nach 12 und 24 Wochen unter Bosentan<br />

Kommentar von Ao. Univ.-Prof. Dr. Marianne Brodmann<br />

Neue digitale Ulzerationen<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

Plazebo<br />

Bosentan<br />

1,3<br />

n=89<br />

-38%<br />

p=0,048*<br />

0,8<br />

n=93<br />

12 Wochen<br />

(explorativer Endpunkt)<br />

-30%<br />

p=0,035*<br />

2,7<br />

n=89 n=95<br />

12 Wochen<br />

(primärer Endpunkt)<br />

*Pitman Permutationstest<br />

reichende Therapie bei Patienten mit digitalen Ulzera im<br />

Rahmen einer systemischen <strong>Sklerodermie</strong> einzusetzen,<br />

die die Inzidenz des Auftretens der digitalen Ulzera signifikant<br />

im Vergleich zu Plazebo vermindert. Das bedeutet<br />

einen enormen Benefit für die Lebensqualität dieser<br />

Patienten.<br />

1,9


FACTS<br />

&<br />

FIGURES<br />

Verbesserungen der Handfunktion bei <strong>Sklerodermie</strong>-<br />

Patienten mit digitalen Ulzera wurden unter anderem in<br />

der klinischen Studie RAPIDS-1 (1) (Abb.) evident. In<br />

RAPIDS-1 resultierten laut SHAQ (Scleroderma Health<br />

Assessment Questionnaire) nach 16 Behandlungswochen<br />

im Vergleich zu Plazebo Funktionsverbesserungen in der<br />

Bosentan-Gruppe, insbesondere im Hinblick auf die Kategorien<br />

„Anziehen“ (p=0,02) und „Hygiene“ (p=0,03).<br />

Auch die doppelblinde, randomisierte Studie von Nguyen<br />

(2) erbrachte unter einer 16-wöchigen Therapie mit<br />

Bosentan signifikante Verbesserungen der funktionellen<br />

Scores gegenüber Plazebo. Der SHAQ Disability Index war<br />

nach 12 (p=0,03) und 20 Wochen (p=0,01) zugunsten<br />

von Bosentan verändert, der United Kingdom Functional<br />

Score nach 8 (p=0,038) und 16 Wochen (p=0,039).<br />

(1) Korn JH et al., Arthritis Rheum 2004; 50(12):3985-3993<br />

(2) Nguyen VA et al., Rheumatology (Oxford) 2010; 49(3):583-587<br />

<strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> bei systemischer <strong>Sklerodermie</strong> Studiendaten und Expertenkommentare I 3<br />

Das <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> in der Rheumatologie:<br />

Verbesserung beim SHAQ<br />

(Scleroderma Health Assessment Questionnaire)<br />

Kommentar von Prim. Dr. Burkhard Leeb<br />

Prim. Dr. Burkhard Leeb,<br />

II. Medizinische Abteilung, Landesklinikum<br />

Weinviertel Stockerau, Karl<br />

Landsteiner Institut für Klinische<br />

Rheumatologie<br />

Die systemische <strong>Sklerodermie</strong> (SSc)<br />

ist eine seltene (Prävalenz etwa<br />

4 bis 20:100.000) multisystemische Autoimmunerkrankung<br />

des Bindegewebes, die mit ihrem chronischen und oft<br />

schweren Verlauf eine Vielzahl von Organsystemen<br />

betrifft. Zu den klinischen Manifestationen zählen pulmonale<br />

Fibrose, gastrointestinale Beschwerden, kardiale<br />

und renale Komplikationen, pulmonal-arterielle Hypertension<br />

(PAH) und akrale Manifestationen. Das Muster<br />

der Organbeteiligung stellt einen wichtigen prognostischen<br />

Faktor bei SSc dar.<br />

Ein initiales und typisches Kennzeichen bei nahezu 95%<br />

Abb.: Verbesserung der Handfunktionen zu<br />

Studienende (SHAQ) (1)<br />

SHAQ-Score<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,29<br />

(p=0,02)<br />

-0,1 Anziehen/<br />

Frisieren<br />

-0,36<br />

(p=0,03)<br />

Hygiene<br />

-0,24<br />

(p=NS)<br />

-0,29<br />

(p=0,005)<br />

Greifen Handmotorik<br />

Hohe Werte bedeuten stärkere Behinderung, positive Veränderungen<br />

bedeuten Verschlechterung, negative Veränderung bedeutet<br />

Verbesserung.<br />

NS = nicht signifikant<br />

Plazebo Bosentan<br />

aller SSc-Patienten ist das <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> (RS), das<br />

eine Dysregulation der Kontraktionsantwort der muskulären<br />

Gefäßwand widerspiegelt. Eine schwerwiegende<br />

Komplikation stellen digitale Ulzera (DU) dar, die sich<br />

mannigfaltig manifestieren können, nämlich in Form von<br />

ischämischen Mikroulzera und „Rattenbiss-Nekrosen“<br />

der Fingerspitzen, Läsionen des Nagelbettes und Nagelfalzes<br />

sowie Fingernekrosen, aber auch chronischen<br />

Ulzera der Dorsalseite der Fingergelenke und ulzerierten<br />

dermalen Kalzifikationen.<br />

Hinsichtlich der Lebenserwartung, nicht aber was die<br />

Funktionalität und Lebensqualität betrifft, sind die akralen<br />

Manifestationen der SSc gegenüber Lungen-, Nierenoder<br />

Herzbeteiligung von untergeordneter Bedeutung.<br />

Vor allem wegen der oftmals starken Schmerzen, der Einschränkung<br />

der Greiffunktion sowie einer Stigmatisierung<br />

besitzt jedoch eine Behandlung der digitalen Ulzera in der<br />

Praxis einen hohen Stellenwert. Ohne Therapie


FACTS<br />

&<br />

FIGURES<br />

heilen DU nur langsam ab, sind für Superinfektionen anfällig<br />

und behindern den Patienten im Alltag erheblich.<br />

Bei SSc-Patienten ohne Ulzera sollten Präventivmaßnahmen<br />

und bei Vorliegen eines <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong>s entsprechende<br />

therapeutische Maßnahmen ergriffen werden.<br />

Patienten mit <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> oder digitalen Ulzera<br />

müssen in erster Linie Kälte, Traumata und langen Wasserkontakt<br />

meiden. Nikotinabstinenz sowie die mehrmals<br />

tägliche Pflege mit Fettsalben <strong>zur</strong> Stärkung der Barrierefunktion<br />

der Haut stellen weitere wesentliche Faktoren in<br />

der Prävention dar. Bei digitalen Ulzera kommt eine phasengerechte<br />

lokale Wundbehandlung <strong>zur</strong> Anwendung.<br />

Keine Wirksamkeit auf digitale Ulzera zeigen Kortikosteroide.<br />

Für die Behandlung ischämischer akraler Ulzera<br />

stehen verschiedene medikamentöse Therapien <strong>zur</strong> Verfügung,<br />

neben Prostazyklinanaloga und dem für die<br />

Reduktion der Anzahl neuer digitaler Ulzera zugelassenen<br />

Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (ERA) Bosentan<br />

Abb.: DUO-Register – Zahl der eingeschlossenen<br />

Patienten im Zeitraum 6/2008 bis 8/2010<br />

Patienten<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

* Gesamtanzahl der Patienten (n=2.170)<br />

Tracleer<br />

*<br />

* * *<br />

*<br />

*<br />

**<br />

**<br />

*<br />

*<br />

**<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

* *<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

* * *<br />

*<br />

**<br />

** *<br />

*<br />

*<br />

* *<br />

*<br />

* *<br />

**<br />

*<br />

** *<br />

** *<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

® -Patienten<br />

Nicht-Tracleer ® -Patienten<br />

*<br />

<strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> bei systemischer <strong>Sklerodermie</strong> Studiendaten und Expertenkommentare I 4<br />

1.Jun 08<br />

1.Aug 08<br />

1.Okt 08<br />

1.Dez 08<br />

31.Jan 09<br />

2.Apr 09<br />

2.Jun 09<br />

2.Aug 09<br />

2.Okt 09<br />

2.Dez 09<br />

1.Feb 10<br />

3.Apr 10<br />

3.Jun 10<br />

3.Aug 10<br />

3.Okt 10<br />

3.Dez 10<br />

www.DUO-registry.com<br />

auch andere Substanzen wie Statine, Kalziumkanalblocker<br />

und PDE-5-Hemmer. Die Option der ERA<br />

entspricht einer deutlichen Verbesserung des Armamentariums<br />

<strong>zur</strong> Therapie dieser für die Betroffenen sehr<br />

belastenden Manifestation und erlaubt vermehrt eine<br />

individuelle Behandlung. Denn in jedem Fall ist die<br />

Therapie individuell auf den Patienten abzustimmen und<br />

sollte konventionelle Behandlungsoptionen (Wundhygiene,<br />

antibiotische Abschirmung etc.) mit einschließen. Der<br />

ERA Bosentan ist als prophylaktische Dauertherapie für<br />

Fingerulzera bei <strong>Sklerodermie</strong>patienten, die an digitalen<br />

Ulzerationen leiden, die einzige zugelassene Substanz<br />

mit einem Evidenz-Level 1A.<br />

Die Zulassung von Bosentan in dieser Indikation war<br />

Anlass für die Entwicklung des DUO („Digital Ulcer<br />

Outcomes“)-Registers, einem web-basierten Tool <strong>zur</strong><br />

Sammlung von Daten <strong>zur</strong> Erkrankung „Digitale Ulzera bei<br />

<strong>Sklerodermie</strong>“ innerhalb der Europäischen Union. Dieses<br />

inzwischen an 282 Zentren in 18 Ländern durchgeführte,<br />

prospektive Beobachtungsprogramm soll einerseits<br />

sicherstellen, dass bei Patienten, die an einer SScassoziierten<br />

digitalen Ulkuserkrankung (DU/SSc) leiden<br />

und die mit Bosentan behandelt werden, die Anforderungen<br />

der genehmigten Fachinformation eingehalten<br />

werden. Andererseits sollen dadurch auch alle anderen<br />

SSc-Patienten mit DU erfasst werden, womit erstmals<br />

Daten zum Krankheitsverlauf und zu den Behandlungsergebnissen<br />

mit den verschiedenen Therapieoptionen<br />

gesammelt werden können.<br />

Zu den Basisdaten und laufenden Informationen, die in<br />

das Register eingehen, zählen unter anderem Beginn,<br />

Ende und Dosierung der Behandlung, Begleitmedikation,<br />

Arbeitsfähigkeit und DU-bedingte Komplikationen. Bis<br />

zum 13. August 2010 wurden insgesamt 2.170 Patienten<br />

in die Datenbank aufgenommen (Abb.). Eine Bosentan-<br />

Therapie erhält rund die Hälfte der Teilnehmer.


FACTS<br />

&<br />

FIGURES<br />

Das <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> in der Angiologie<br />

Kommentar von Ao. Univ.-Prof. Dr. Marianne Brodmann<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Marianne Brodmann,<br />

Klinische Abteilung für Angiologie,<br />

MU Graz<br />

Zwei klinische Aspekte beschäftigen<br />

den Angiologen bei Patienten mit<br />

<strong>Sklerodermie</strong>: Einerseits das sekundäre<br />

<strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong>, gekennzeichnet<br />

durch schmerzhaftes, asymmetrisch auftretendes<br />

und häufig durch Kälte getriggertes Abblassen einzelner<br />

Finger (in voller Ausprägung als Tricolore-Phänomen<br />

bekannt), und andererseits digitale Ulzera der Akren, vor<br />

allem der Finger.<br />

<strong>Vom</strong> sekundären <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> wird fälschlicherweise<br />

angenommen, dass es der Krankheit um Jahre vorausgeht,<br />

was im eigentlichen Sinne nicht der Fall ist. Durch<br />

die ausgeprägte Vaskulopathie im Rahmen der <strong>Sklerodermie</strong>,<br />

vor allem im Bereich der Arteriolen, ist das <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

der funktionelle erste Ausdruck der<br />

zugrunde liegenden Gefäßpathologie, die sich vor allem<br />

auf endothelialer Ebene abspielt. Das Endothel ist schon<br />

zu einem sehr frühen Zeitpunkt geschädigt. Die voll ausgeprägte<br />

vaskuläre Schädigung entspricht einem<br />

Umbauprozess der Gefäßwand mit anschließender<br />

<strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> bei systemischer <strong>Sklerodermie</strong> Studiendaten und Expertenkommentare I 5<br />

Gefäßobliteration, was konsekutiv <strong>zur</strong> Ausprägung der<br />

akralen Nekrosen führt. Der Heilungsprozess der Ulzera<br />

gestaltet sich sehr langwierig, da aufgrund der systemischen<br />

Erkrankung auch die Ausbildung von Kollateralgefäßen<br />

stark eingeschränkt ist bzw. diese ebenfalls von der<br />

Vaskulopathie betroffen sind.<br />

Der therapeutische Ansatzpunkt muss daher in der Beeinflussung<br />

des Gefäßendothels liegen. Alle bis dato verwendeten<br />

Substanzen (Prostanoide, Kalziumkanalblocker,<br />

Phosphodiesterasehemmer und auch Endothelin-1-Antagonisten)<br />

wirken auf dieser Ebene. Mit dem Einsatz der<br />

oral verfügbaren Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (hier<br />

vor allem Bosentan) konnte die Therapieapplikation für<br />

die Patienten erleichtert werden, da eine orale Gabe zu<br />

Hause ohne größere Nebenwirkungen möglich ist.<br />

Gemäß der aktuell publizierten Datenlage reduziert<br />

Bosentan das Wiederauftreten von Ulzera (RAPIDS-1 und<br />

RAPIDS-2). Aufgrund der beiden RAPIDS Studien ist es<br />

nun möglich eine oral zu verabreichende Therapie bei<br />

Patienten mit digitalen Ulzera im Rahmen einer systemischen<br />

<strong>Sklerodermie</strong> einzusetzen, die die Inzidenz des<br />

Auftretens der digitalen Ulzera signifikant im Vergleich zu<br />

Plazebo vermindert. Das bedeutet einen enormen Benefit<br />

für die Lebensqualität dieser Patienten.


FACTS<br />

&<br />

FIGURES<br />

Die Prävention bzw. Behandlung von Infektionen bildet<br />

einen wichtigen Aspekt der Therapie. Bei Bestehen digitaler<br />

Ulzera ist das für die phasengerechte lokale Wundbehandlung<br />

aufgestellte TIME-Konzept (Tissue – Infection<br />

– Moisture – Edge) relevant. In diesem wird die Beschaffenheit<br />

des Wundgrundes, des Wundrandes und des<br />

Exsudats sowie die Art einer vorliegenden Infektion<br />

berücksichtigt.<br />

Eine Verbesserung der Abheilung bei gleichzeitiger<br />

Schmerzlinderung gelingt mithilfe von Hydrokolloid- und<br />

Okklusivverbänden, die das Wachstum des Granulationsgewebes<br />

fördern (1) (Abb.). Positive Effekte bei refraktären<br />

DU wurden mit speziellen Biozellulose-Wundauflagen<br />

erreicht, die sowohl Exsudate aufnehmen als auch<br />

Feuchtigkeit abgeben können (2). Auch hyperbare<br />

Sauerstofftherapie (3) und Stoßwellenbehandlung (4)<br />

begünstigten in kleinen Fallserien eine Abheilung.<br />

Kommentar von Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Strohal<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Strohal,<br />

Leiter der Abteilung für Dermatologie,<br />

LKH Feldkirch<br />

Das Gebiet Management und Therapie<br />

chronischer Wunden hat sich in<br />

den letzten 10 Jahren zu einem starken<br />

Bereich der klinischen Medizin<br />

entwickelt, der sich mit chronischen Wundzuständen<br />

unterschiedlicher Ätiologie beschäftigt. Interdisziplinär<br />

betrieben (z. B. durch Chirurgen, Angiologen und Dermatologen)<br />

gilt das Paradigma, dass neben einer Behandlung<br />

der direkt kausalen Ursache der Wunde die richtige<br />

lokale, sogenannte feuchte Wundbehandlung bzw. Maßnahmen<br />

<strong>zur</strong> Infektionskontrolle und lokalen Infektionstherapie<br />

zu einem schnelleren Abheilen führen. Digitale<br />

Ulzera bei <strong>Sklerodermie</strong> stellen ungefragt eine chronische<br />

Wundsituation dar. Somit verwundert es, dass in Bezug<br />

auf die medizinische Expertise der Wundversorgung nur<br />

sehr wenig hierzu bekannt ist. Dies ist umso erstaunlicher,<br />

als eigentlich starke Parallelen der digitalen Ulzera<br />

<strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> bei systemischer <strong>Sklerodermie</strong> Studiendaten und Expertenkommentare I 6<br />

Lokaltherapie und Infektionskontrolle beim <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong>:<br />

Möglichkeiten der Wundbehandlung<br />

Abb.: Veränderung der Größe der Ulzera in mm 2<br />

nach Behandlung mit Hydrokolloidverbänden (1)<br />

Größe des Ulkus (mm 2 )<br />

30 -<br />

25 -<br />

20 -<br />

15 -<br />

10 -<br />

5 -<br />

0<br />

Ulzera unter Behandlung<br />

mit Hydrokolloidverbänden<br />

Kontroll-<br />

Ulzera<br />

Vor Behandlung Nach Behandlung<br />

(1) Milburn PB et al., J Am Acad Dematol 1989; 21(2 Pt 1): 200-204<br />

(2) Maino C et al., Acta Vulnologica 2007; 5: 161-165. Maino C et al., EWMA, Lissabon<br />

2008<br />

(3) Markus YM et al., J Rheumatol 2006; 33(8): 1694-1696<br />

(4) Fleming CP, Ostomy Wound Manage 2008; 54(4): 62-65<br />

zum diabetischen Fuß bestehen. Bei beiden liegt (zwar<br />

aufgrund unterschiedlicher Ursachen) eine Störung der<br />

Abwehrlage des Patienten vor, wie auch eine problematische<br />

Durchblutungssituation.<br />

<strong>Vom</strong> diabetischen Fuß, einem Kernthema des klinischen<br />

Bereichs Management chronischer Wunden, wissen wir,<br />

dass Infektionen zu einer deutlich erhöhten Amputationsrate<br />

führen. Dem gegenüber ist die Literatur bezüglich<br />

der digitalen Ulzera bei <strong>Sklerodermie</strong> als äußerst rar zu<br />

bezeichnen.<br />

Wiewohl deduktiv vom bestehenden Wissen angenommen<br />

werden kann, dass eine lokale Infektion dieses<br />

Zustandsbildes zu schwersten Folgen führen sollte, gibt<br />

es bis heute keine harten Daten <strong>zur</strong> Infektionsgefährdung<br />

bzw. <strong>zur</strong> Inzidenz von Infektionen digitaler Ulzera. Zudem<br />

wurden bis heute auch wesentliche Fragen der Lokalbehandlung<br />

dieses Zustandsbildes nicht geklärt. So kann<br />

nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass die Abtragung<br />

der oftmals typisch auftretenden Nekrosen zu einem<br />

besseren Heilerfolg führt bzw. welche Lokalmaßnahmen<br />

zu den meist systemisch verabreichten rheologischen


FACTS<br />

&<br />

FIGURES<br />

Therapien der Heilung förderlich sind. Gerade auf Basis<br />

der essentiellen Notwendigkeit hier entsprechende Studien<br />

in großem Umfang durchzuführen sind die einzelnen<br />

vorhandenen Daten zu verschiedenen therapeutischen<br />

Möglichkeiten nicht hoch genug zu schätzen. Insbesonders<br />

die Studie mit speziellen Biozellulose-Wundauflagen,<br />

im Fall einer lokalen Infektion kombiniert mit dem Antiseptikum<br />

PHMB (Polyhexamethylen-Biguanid), geben auf<br />

Basis der mehrfach bei Wunden anderer Genese doku-<br />

<strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> bei systemischer <strong>Sklerodermie</strong> Studiendaten und Expertenkommentare I 7<br />

Das <strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> in der Dermatologie<br />

Kommentar von Univ.-Prof. Dr. Franz Trautinger<br />

Univ.-Prof. Dr. Franz Trautinger,<br />

Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten,<br />

Landesklinikum St. Pölten,<br />

Karl Landsteiner Institut für Dermatologische<br />

Forschung<br />

Besonders bei der limitierten kutanen<br />

systemischen <strong>Sklerodermie</strong> (auch als<br />

Akrosklerodermie bezeichnet) sind es neben dem<br />

<strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> die charakteristischen Hautveränderungen,<br />

die <strong>zur</strong> Diagnose führen und über lange Zeit die<br />

Lebensqualität der Patienten bestimmen. Bei einem<br />

typischen Krankheitsverlauf kommt es nach jahrelangem<br />

Bestehen von <strong>Raynaud</strong>-Symptomen an den Händen<br />

zu persistierenden, teigigen Schwellungen der Finger<br />

mentierten Fähigkeit <strong>zur</strong> lokalen Fibrinreduktion, Induktion<br />

der Granulation und Schmerzsenkung Hoffnung zu<br />

einer besseren Lokalversorgung dieser Patienten. Außerdem<br />

zeigt sich auch, dass es bei entsprechenden klinischwissenschaftlichen<br />

Anstrengungen möglich sein sollte,<br />

den äußerst notwendigen klinischen Standard der lokalen<br />

Wundversorgung digitaler Ulzera bei <strong>Sklerodermie</strong> literaturbasiert<br />

zu erreichen.<br />

(„puffy fingers“). In der Folge stellen sich die typischen<br />

weiteren Hautveränderungen der SSc ein: Verringerung<br />

des Mienenspiels, spitze Nase, Mikrostomie durch Straffung<br />

der Gesichtshaut, Verkürzung des Zungenbändchens,<br />

zunehmende Sklerosierung der Haut an den Händen<br />

mit Ausbildung von Kontrakturen, „Rattenbiss-Nekrosen”<br />

und Kalkeinlagerungen. Wichtig ist die regelmäßige<br />

Durchuntersuchung <strong>zur</strong> Früherkennung extrakutaner<br />

Manifestationen (vor allem der Lunge, des Gastrointestinaltraktes,<br />

der Nieren und des Herzens), für die teilweise<br />

wirksame pharmakologische Therapien <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stehen. Lokaltherapie mit modernen Verbandstoffen und<br />

der Einsatz von Bosentan haben bereits wesentliche Verbesserungen<br />

in der Behandlung digitaler Ulzera<br />

gebracht.


FACTS<br />

&<br />

FIGURES<br />

<strong>Raynaud</strong>-<strong>Syndrom</strong> bei systemischer <strong>Sklerodermie</strong> Studiendaten und Expertenkommentare I 8<br />

Tracleer ® 62,5 mg/125 mg Filmtabletten. Tracleer ® 32 mg Tabletten <strong>zur</strong> Herstellung einer Suspension zum Einnehmen<br />

Zusammensetzung: Arzneilich wirksame Bestandteile: 1 Filmtablette enthält 62,5 mg bzw. 125 mg Bosentan (als Monohydrat), 1 Tablette <strong>zur</strong> Herstellung einer Suspension zum Einnehmen<br />

enthält 32 mg Bosentan (als Monohydrat). Sonstige Bestandteile: Filmtablette: Tablettenkern: Maisstärke, vorverkleisterte Stärke, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A), Povidon, Glyzeroldibehenat,<br />

Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose, Triacetin, Talkum, Titandioxid (E 171), Eisenoxidhydrat (E 172), Eisen(III)-oxid (E 172), Ethylzellulose. Tablette <strong>zur</strong> Herstellung einer<br />

Suspension zum Einnehmen: Mikrokristalline Cellulose, Calciumhydrogenphosphat wasserfrei, Croscarmellose-Natrium, Hochdisperses Siliziumdioxid, Weinsäure, Tutti Frutti Aroma, Aspartam<br />

(E 951), Acesulfam-K, Magnesiumstearat. ATC-Code: C02KX01. Anwendungsgebiete: Behandlung der pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH) <strong>zur</strong> Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit<br />

und Symptome bei Patienten mit der funktionellen WHO/NYHA-Klasse III. Die Wirksamkeit wurde nachgewiesen bei primärer (idiopathischer und familiärer) PAH, sekundärer PAH in<br />

Assoziation mit <strong>Sklerodermie</strong> ohne signifikante interstitielle Lungenerkrankung und PAH in Assoziation mit kongenitalen Herzfehlern und Eisenmenger-Physiologie. Verbesserungen des<br />

Krankheitsbildes wurden ebenso bei Patienten mit PAH der funktionellen WHO-/NYHA-Klasse II gezeigt. Tracleer ist außerdem indiziert <strong>zur</strong> Reduzierung der Anzahl neuer digitaler Ulzera<br />

bei Patienten mit systemischer Sklerose, die an digitalen Ulzera leiden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Bosentan oder einem der Hilfsstoffe. Mittlere bis schwere Leberfunktionsstörungen,<br />

d.h. Child-Pugh-Klasse B oder C. Vor Behandlungsbeginn Erhöhung der Leber-Aminotransferasen, d. h. Aspartat-Aminotransferase (AST) und/oder Alanin-Aminotransferase<br />

(ALT) auf mehr als das Dreifache des oberen Normwertes. Gleichzeitige Anwendung von Cyclosporin A. Schwangerschaft. Frauen im gebärfähigen Alter, die keine zuverlässigen<br />

Verhütungsmethoden anwenden. Zulassungsinhaber: Actelion Registration Ltd., BSI Building 13th Floor, 389 Chiswick High Rd., London W4 4AL, United Kingdom. Vertrieb in Österreich:<br />

Actelion Pharmaceuticals Austria GmbH, Leonard-Bernstein-Straße 10, 1220 Wien. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig. Stand der Information: April 2010. Alle weiteren Informationen<br />

entnehmen Sie bitte der Austria-Codex-Fachinformation.<br />

1. Rubin LJ et al. N Engl J Med. 2002;346:896-903<br />

Impressum: MEDahead FACTS&FIGURES ist eine Publikation von MEDahead GmbH, Gesellschaft für medizinische Information m.b.H., A-1070 Wien, Seidengasse 9/Top1.1,<br />

office@medahead.at. Für den Inhalt verantwortlich: MEDahead. Chefredaktion: Dr. Judith Moser. Hinweis: Die in dieser Publikation dargestellten Empfehlungen stellen das Wissen<br />

und die Erfahrungen der teilnehmenden Ärzte dar. Angaben über Dosierungen, Applikationsformen und Indikationen von pharmazeutischen Spezialitäten entnehmen Sie bitte der<br />

aktuellen österreichischen Fachinformation. Trotz sorgfältiger Prüfung übernimmt der Medieninhaber keinerlei Haftung für inhaltliche oder drucktechnische Fehler. Die in dieser<br />

Publikation verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur in einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter<br />

bezogen. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Fotokopie,<br />

Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt,<br />

verwertet oder verbreitet werden. Mit freundlicher Unterstützung von Actelion Pharmaceuticals Austria GmbH. 035/10 2010<br />

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