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9<br />
12<br />
6<br />
3<br />
„Hier „Hier werden werden<br />
werden<br />
Olympioniken Olympioniken gemacht!“ gemacht!“<br />
gemacht!“<br />
10 <strong>Flatow</strong>rianer gingen<br />
in London an den Start<br />
und machten uns stolz
von Steven Wiesner, <strong>Flatow</strong>-Maskottchen<br />
Für etwas mehr als zwei Wochen<br />
war London der Mittelpunkt<br />
der Erde. Mit den<br />
Olympischen Spielen fand<br />
das größte Sportspektakel<br />
weltweit statt – und einstige <strong>Flatow</strong>-<br />
Schüler wurden Teil des Festivals.<br />
Zwei Hände voll <strong>Flatow</strong>rianer qualifizierten<br />
sich für die Spiele und zogen mit<br />
ihren Siebensachen ein ins Olympische<br />
Dorf. Sie traten an für Deutschland, und<br />
repräsentierten irgendwie auch unsere<br />
Einrichtung. Einige von ihnen lernten sieben<br />
Jahre lang in der Birkenstraße 11<br />
und legten das Abitur ab, ehe sie in die<br />
weite Welt zogen, um nun bei der bedeu-<br />
1. USA<br />
2. China<br />
3. Großbritannien<br />
GOLD SILBER BRONZE<br />
USA 46 29 29 29<br />
29<br />
China 38 27 27 27 23<br />
Großbritannien Großbritannien 29 29 29 17 19<br />
…<br />
6. Deutschland<br />
Deutschland 11 11 19 14 14<br />
…<br />
46. <strong>Flatow</strong><br />
tendsten Sportmesse der Welt aufzudribbeln.<br />
Manch einer brachte sogar eine Medaille<br />
mit nach Hause, andere schrammten<br />
knapp an einem Halsschmuck vorbei.<br />
Und dennoch bereiteten sie uns jede<br />
Menge Spaß und erfüllten uns mit Stolz –<br />
unsere LonDONS! Auf den folgenden Seiten<br />
blicken wir auf sie und ihre Geschichten<br />
zurück.<br />
PS: Wäre die <strong>Flatow</strong> als vollwertige<br />
Nation an den Start gegangen, hätte sie<br />
im Medaillenspiegel Platz 46 neben der<br />
Dominikanischen Republik belegt und<br />
wäre damit unter anderem vor Indien,<br />
Ägypten, Belgien, Griechenland und Portugal<br />
gelandet.<br />
<strong>Flatow</strong> <strong>Flatow</strong>-<strong>Oberschule</strong> <strong>Flatow</strong> <strong>Oberschule</strong> 1 1 0<br />
9
10<br />
Robert Stanjek (31) hat schon<br />
viel erreicht in seiner Segler-<br />
Karriere: Europameister im<br />
Jahr 2008, Weltcup-Gewinner 2009<br />
und nicht zuletzt WM-Silber im vergangenen<br />
Jahr, weshalb er in Deutschland<br />
zum Segler des Jahres 2011<br />
gekürt wurde. Bei Olympia aber ging<br />
der Diplom-Sportwissenschaftler aus<br />
Berlin, der 1997 als Quereinsteiger<br />
zur <strong>Flatow</strong> kam und 2000 sein Abitur<br />
bestand, zum ersten Mal an den<br />
Start. Umso beachtlicher erscheint<br />
der 6. Platz, den Stanjek zusammen<br />
mit Partner Frithjof Kleen im Starboot<br />
erreichte. Zehn andere Teams konnte<br />
das Gespann damit hinter sich lassen.<br />
Insgesamt wurden elf Rennen an<br />
der Küste vor Weymouth im Süden<br />
Großbritanniens gefahren. Die beste<br />
Platzierung, die Stanjek/Kleen während<br />
der Spieler heraussegeln konnten,<br />
war ein dritter Rang. Mit 70 Straf-<br />
punkten pendelten<br />
sich die Deutschen<br />
letztlich dreißig Punkte<br />
hinter der Bronzemedaille<br />
im Ranking<br />
ein. Eine Disqualifikation<br />
wegen<br />
Frühstarts verhinderte<br />
eine noch bessere<br />
Ausbeute. Gold<br />
ging an Schweden<br />
(32 Strafpunkte).<br />
Machte Machte einen einen einen guten guten Job Job Job bei bei<br />
bei<br />
ihrer ihrer ihrer zweiten zweiten Olympia Olympia- Olympia<br />
Teilnahme: Teilnahme: Laura Laura Laura Ludwig. Ludwig. Ludwig. Im<br />
Im<br />
Viertelfinale Viertelfinale aber aber war war Schluss<br />
Schluss<br />
für für die die Beachvolleyballerin.<br />
Beachvolleyballerin.<br />
Foto: Reuters<br />
or vier Jahren in Peking war Endstation im Achtelfinale. Der zweite Olympia-<br />
Start sollte nun eine Medaille bringen für Beachvolleyballerin Laura Ludwig<br />
VTiteln<br />
(26) und deren Partnerin Sara Goller. Das mit deutschen wie internationalen<br />
dekorierte Duo hatte mit dem 15.000-Mann-Stadion auf der Horse Guards Parade<br />
schon mal eine der geilsten Spielstätten von London erwischt. Die Arena wurde extra für<br />
die Spiele aufgebaut – direkt vor dem Amtssitz von Premierminister David Cameron,<br />
dem die stimmungsvolle Atmosphäre die eine oder andere schlaflose Nacht bereitet haben<br />
soll. Das deutsche Doppel um Laura Ludwig, die 1998 zur <strong>Flatow</strong> kam, um beim Köpenicker<br />
SC zu schmettern und 2003 nach der 11. Klasse nach Leverkusen zu gehen,<br />
zog als Vorrunden-Gruppenzweiter ins Achtelfinale ein. Hier kam es zum deutschen Duell<br />
mit Holtwick/Semmler, mit denen man sogar eine WG im Olympischen Dorf bildete.<br />
Ludwig/Goller aber kannten keine Verwandten und schlugen die Landsleute in zwei Sätzen.<br />
Mit einer Top-3-Platzierung wurde es trotzdem nichts, weil man sich im Viertelfinale<br />
den späteren Bronzemedaillen-Gewinnern aus Brasilien beugen musste. „Ich bin trotzdem<br />
total happy, hier bei Olympia gespielt zu haben. Wir können wirklich stolz sein“,<br />
ließ sich die deutsche Beachvolleyballerin der Jahre 2009, 2010 und 2011 zitieren. Goller<br />
legte nach: „Wir haben uns einfach nur gefreut, Teil dieses Spektakels sein zu dürfen.<br />
Haben sehr gute Spiele gemacht, gekämpft, viel gelacht und auch ein bisschen geweint<br />
nach dem letzten Spiel.“ Tränen der Freude dagegen konnten die beiden Studentinnen<br />
nach dem Finale der Männer vergießen, in dem sich die Deutschen Julius Brink<br />
und Jonas Reckermann als erste Europäer überhaupt Gold sicherten.<br />
6. 6. von von 16: 16: 16: Segler<br />
Segler<br />
Robert Robert Stanjek Stanjek (r.) und<br />
Partner Partner Frithjof Frithjof Frithjof Kleen Kleen<br />
Kleen<br />
bei bei ihrer ihrer Olympia Olympia- Olympia<br />
Premiere. Premiere.<br />
Premiere.<br />
Foto: dpa/Gerry Penny
W<br />
Erlebnis Erlebnis Olympia: Olympia: Segler Segler Hannes<br />
Hannes<br />
Baumann Baumann Baumann und und sein sein Partner Partner Tobias<br />
Tobias<br />
Schadewaldt Schadewaldt belegten belegten Platz Platz 11 11 11 in in<br />
in<br />
der der 49er 49er Bootsklasse.<br />
Bootsklasse.<br />
Foto: Getty Images<br />
enn man Ruderer Eric Knittel (29) und<br />
seinem Kameraden Stephan Krüger<br />
überhaupt etwas vorwerfen möchte, dann<br />
ist es womöglich mangelndes Timing. Noch im<br />
Vorlauf nämlich brauste der Doppelzweier vom<br />
Berliner Ruder-Club seinen Widersachern auf dem<br />
Dorney Lake davon und ließ auch das slowenische<br />
Doppel Spik/Cop hinter sich, dem später die Bronzemedaille<br />
um den Hals baumeln sollte. Im darauffolgenden<br />
Halbfinale aber verpassten die<br />
Weltmeister von 2009 den Einzug ins Finale. Im<br />
abschließenden B-Finale schipperte das Tandem<br />
nochmal auf den dritten Rang, eine Medaille blieb<br />
Eric Knittel bei seinem ersten Olympia-Start jedoch<br />
verwehrt. Im Jahr 1999 kam der gebürtige<br />
Berliner als Quereinsteiger (11. Klasse) zur <strong>Flatow</strong>-<br />
<strong>Oberschule</strong> und machte 2002 sein Abitur im Leistungskurs<br />
Mathematik unter der Regie von Frau<br />
Eggert. Heute studiert er Fahrzeugtechnik.<br />
Vorlauf gewonnen, aber das Finale verpasst: Ruderer Eric Eric Knittel<br />
Knittel<br />
(hinten) (hinten) und und sein sein Kollege Kollege Stephan Stephan Krüger. Krüger. Foto: Getty Images<br />
11<br />
Hannes Baumann (30) besuchte unsere Lehranstalt<br />
von 1995 bis 2002. In der Sekundarstufe II belegte<br />
der Segler den Leistungskurs Erdkunde bei Frau Ollnow.<br />
Der Herr kennt sich also aus mit der Welt und ganz besonders<br />
mit Gewässern. Und so wusste der Schiffbau-Student<br />
aus Bad Saarow auch genau, was ihn und seinen Partner Tobias<br />
Schadewaldt bei Olympia erwarten würde: „In Weymouth<br />
spielen viele Faktoren eine Rolle: die Strömung, große Berge<br />
im Hintergrund und das häufig wechselnde Wetter in England.<br />
Da muss man breit aufgestellt sein, um für alle Bedingungen<br />
gerüstet zu sein.“ Im Endeffekt waren zehn Teams besser gerüstet<br />
als die in Kiel trainierenden Deutschen, der 11. Platz<br />
von 20 Teilnehmern war für die erste Olympia-Teilnahme dennoch<br />
kein Desaster. Vielmehr genoss der zweimalige Deut-<br />
xxx<br />
sche Meister (2006, 2009) das große Ganze, das London zu<br />
bieten hatte und gibt beispielsweise die imposante Eröffnungsfeier<br />
als unvergessliches Erlebnis an. Auch die Emotionen<br />
im Leichtathletik-Stadion, als der britische Langstreckenläufer<br />
Mo Farah zu Gold hottete, „waren der absolute Wahnsinn“,<br />
so Baumann. Und Grund zum Feiern gab es so oder so:<br />
Während der Spiele wurde der <strong>Flatow</strong>-Abiturient 30 Jahre alt.
12<br />
F<br />
ür gewöhnlich sticht Wassersportlerin<br />
Tina Manker (23) ihre Paddel<br />
in den Wannsee hinein, wo ihr Ru-.<br />
der-Klub beheimatet ist. Nach EM-Silber<br />
(2010) und WM-Gold (2011) aber navigierte<br />
die Ludwigsfelderin ihr Boot nun über den<br />
Dorney Lake in Eton. Gemeinsam mit Doppelzweier-Partnerin<br />
Stephanie Schiller hatte<br />
sich die <strong>Flatow</strong>-Abiturientin von 2008, die<br />
von Frau Dr. Chiari als Tutorin durch den Lei-<br />
stungskurs Deutsch begleitet wurde und nun<br />
Deutsch und Englisch auf Lehramt studiert, erstmals für<br />
die Olympischen Spiele qualifiziert. Die Deutschen Meisterinnen<br />
von 2010 und 2011 spielten diesmal aber keine<br />
Rolle bei der Medaillenvergabe. Im Hoffnungslauf trudelte<br />
das Paar auf Rang 4 über die Ziellinie. Im anschließenden<br />
B-Finalrennen stand dann ein dritter Platz zu Buche, womit<br />
die Damen letztlich genauso abschlossen wie die<br />
männlichen Pendants um Eric Knittel. Nichtsdestotrotz<br />
dürften die Eindrücke, die Tina in London gesammelt hat,<br />
überwiegend positiv gewesen sein. Sie ist noch jung – und<br />
die nächsten Olympischen Spiele kommen bestimmt …<br />
A<br />
m 1. August 2012 um 13.10 Uhr ist es amtlich: Der Doppelvierer der Frauen holt<br />
das erste Edelmetall bei diesen Spielen für den deutschen Ruderverband – und mit<br />
von der Partie sind auch die ehemaligen <strong>Flatow</strong>rianer Britta Oppelt (34) und Julia<br />
Richter (23). Nach WM-Gold (2011) fegen die Ladies nun mit teilweise 18 Stundenkilometern<br />
über den künstlich angelegten Kanal in Eton und gewinnen Silber. Gold geht an die<br />
ukrainische Delegation, die unsere Mädels noch im Vorlauf auf die Plätze verweisen konnten.<br />
Jener Umstand tat der Freude über eine olympische Medaille aber keinen Abbruch. „Unser<br />
Start war nicht ganz so gut, aber über die mittleren tausend Meter und natürlich im Endspurt<br />
sind wir das Rennen unseres Lebens<br />
gefahren. Da hat alles gestimmt“,<br />
freute sich Julia über den Verlauf.<br />
Für die Brandenburgerin, die 2006<br />
zur <strong>Flatow</strong> kam und 2008 ihr Abi im<br />
LK Englisch bei Herr Jahn machte,<br />
war es die erste Medaille bei der ersten<br />
Olympia-Teilnahme. Britta Oppelt<br />
dagegen, die nur für ein Jahr der<br />
<strong>Flatow</strong> angehörte (1996), ging bereits<br />
zum dritten Mal bei Olympia an<br />
den Start – und schaffte den Medaillen-Hattrick.<br />
Nach Silber in Athen<br />
(2004) und Bronze in Peking (2008)<br />
kam die Bundespolizistin aus Berlin<br />
erneut mit einem Preis nach Hause.<br />
„Es war“, sagte Oppelt, „einfach fantastisch,<br />
in Großbritannien dabei gewesen<br />
zu sein. Einmalig!“ Beide aber<br />
wird der Alltag schnell wieder einholen.<br />
Julia studiert Publizistik- und<br />
Kommunikationswissenschaften an<br />
der FU Berlin. „Ab Oktober bin ich<br />
wieder an der Uni, dann steht der<br />
Sport erstmal nicht im Vordergrund.“<br />
Rang 3 im B-Finale: Ruderin Tina Manker d(hinten) und<br />
Rang Rang 3 3 im im B<br />
B Finale: Ruderin Tina Tina Manker (hinten) (hinten) und<br />
Kumpanin Kumpanin Stephanie Stephanie Schiller. Schiller. Foto: Getty Images<br />
Steuerten Steuerten die die die erste erste Medaille Medaille bei bei bei den den Spielen Spielen von von London London für für den den deutschen deutschen Ruder-<br />
Ruder<br />
verband verband bei: bei: die die früheren früheren <strong>Flatow</strong> <strong>Flatow</strong>-Schülerinnen <strong>Flatow</strong> Schülerinnen Britta Oppelt und Julia Richter sowie<br />
die die die Kameradinnen Kameradinnen Carina Carina Bär Bär und und Annekatrin Annekatrin Thiele Thiele (von (von rechts). rechts). Foto: Getty Images
Traditionelles Traditionelles Prozedere:<br />
Prozedere:<br />
Steuermann Steuermann Martin Martin Martin Sauer<br />
Sauer<br />
wird wird von von seinen seinen Ruder Ruder- Ruder Ruder<br />
Achter Achter-Kollegen Achter Kollegen ins kühle<br />
Nass Nass Nass geschleudert.<br />
geschleudert.<br />
geschleudert.<br />
Foto: Getty Images<br />
Hauchdünn Hauchdünn an an Bronze Bronze vorbei: vorbei:<br />
vorbei:<br />
Der Der deutsche deutsche Kajak Kajak-Vierer Kajak Vierer Vierer mit<br />
Norman Norman Bröckl Bröckl und und Marcus Marcus<br />
Marcus<br />
Groß. Groß. Groß. Foto: AP<br />
P<br />
13<br />
eng. Das Kajak-Vierer-Finale beginnt. Das deutsche Boot mit Tim Wieskotter, Max Hoff<br />
und den beiden <strong>Flatow</strong>-Absolventen Norman Bröckl (26) und Marcus Groß (22) jedoch<br />
kommt nicht gut aus den Startlöchern. Lange Zeit paddelt das Quartett nur hinterher,<br />
ist phasenweise nicht mal mehr im Fernseh-Ausschnitt zu sehen. Dann aber, zum Ende der<br />
1000-Meter-Distanz, die Initialzündung. Der Kajak-Vierer, der schon vor vier Jahren in Peking<br />
(damals nur mit Norman) Bronze gewann und sich erneut Chancen auf Edelmetall ausrechnet,<br />
greift an, kommt aus der Tiefe des Raumes über die Wasserpiste von Eton angerauscht, er<br />
kommt immer näher und hat es gleich geschafft – doch dann, die Ziellinie. Zu früh für unsere<br />
Jungs. Am Ende ist es Platz 4. Etwas mehr als eine Sekunde fehlt zu Gold, ein paar Zehntel zu<br />
Bronze. Im Anschluss berichten Zeitungen, dass sie aus Frust ihren Kajak demolieren. Norman,<br />
der 2007 im LK Biologie bei Frau Schirmer sein Abi machte und heute Sport und Erdkunde studiert,<br />
und Marcus, der drei Jahre später ebenso Frau Schirmer als Tutorin hatte und nun Sportsoldat<br />
ist, haben trotzdem für Emotionen gesorgt – und kommt es nicht genau darauf an?<br />
Man kann kaum behaupten, dass sein Name Programm ist. In London dürften Martin Sauer<br />
(29) und seine Kollegen vom Ruder-Achter eher über alle Maßen glücklich gewesen sein, hatten<br />
sie doch den größten Triumph ihrer Karriere errungen. In Peking wurde der Deutschland-<br />
Achter noch verspottet, weil er (damals<br />
ohne Martin) auf dem letzten Rang ins Ziel<br />
trudelte. In der Folge aber entstand eine<br />
unglaubliche Erfolgsgeschichte: WM-Gold<br />
2009, EM- und WM-Gold 2010, WM-Gold<br />
2011 und die deutschen Meistertitel 2008<br />
bis 2011. 34 Rennen in Serie konnte das<br />
Ensemble nicht bezwungen werden, auch<br />
im Olympia-Vorlauf war niemand schneller.<br />
Und dann kam das Finale. „Bei 1500<br />
Metern“, sagte Insasse Lukas Müller, „habe<br />
ich gedacht, scheiße, die Engländer<br />
machen das heute.“ Doch sie machten es<br />
nicht, die Deutschen verteidigten ihren<br />
Nimbus und holten Gold, blieben auch im<br />
36. Lauf ungeschlagen. „Das war stark,<br />
nicht nur mit Beinen und Armen, sondern<br />
auch im Kopf“, sagte unser Jura-Student<br />
Martin, der 2002 im LK Erdkunde bei Frau<br />
Ollnow Abi machte und Tage nach Olympia-Gold<br />
auch den Leichtgewichts-Achter<br />
zu WM-Gold führte – und vermutlich wieder<br />
ins Wasser geschmissen wurde …
14<br />
Dass Dass Diskus Diskus-Olympiasieger Diskus Olympiasieger Robert<br />
Harting Harting viele viele tolle tolle Ideen Ideen hat, hat, zeigte zeigte nicht<br />
nicht<br />
zuletzt zuletzt seine seine etwas etwas andere andere Ehrenrunde<br />
Ehrenrunde<br />
mit mit improvisierten improvisierten Hürdenlauf. Hürdenlauf. Hier<br />
Hier<br />
versucht versucht er, er, Reporterin Reporterin Dajana Dajana Rubert Rubert in<br />
in<br />
den den Pool Pool der der MS MS Deutschland Deutschland zu zu hieven.<br />
hieven.<br />
Ihr denkt, die <strong>Flatow</strong> wäre<br />
mit zehn ehemaligen Schülern<br />
bei Olympia vertreten<br />
gewesen? Irrtum! Denn auch<br />
auf der Pressetribüne fand<br />
sich eine ehemalige <strong>Flatow</strong>rianerin wieder:<br />
Dajana Rubert. Die frühere Fußballerin,<br />
die im Jahr 2007 ihr Abitur machte,<br />
schreibt heute für den Berliner Kurier<br />
und durfte nach London fliegen.<br />
Dajana, Dajana, welchen Events durftest durftest Du bei-<br />
wohnen? wohnen? „Prinzipiell darf ich mit meiner<br />
Akkreditierung zu allen Events. Ausnahmen<br />
sind so genannte High Demand<br />
Events, also Schwimmfinals, Basketballspiele,<br />
die Eröffnungs- und Schlussfeier.<br />
Da muss man sich anmelden und kriegt<br />
mit Glück Tickets. Aber wo ich hinwollte,<br />
hat alles geklappt. Ich war besonders<br />
gern beim Bahnradsport und im Leichtathletikstadion.<br />
Die zwei Stunden entfernte<br />
Kanu- und Ruderstrecke habe ich<br />
zum Finale des K4 Männer und K2 Frauen<br />
besucht. Eigentlich war ich fast immer<br />
da, wo Berliner Sportler waren. Nur<br />
zweiteilen konnte ich mich leider nicht.“<br />
Wie Wie nah nah kommt man man als als Journalist über über- über<br />
<strong>Flatow</strong>-Abiturientin Dajana Dajana Rubert Rubert (23)<br />
weilte als Berichterstatterin bei den<br />
Olympischen Spielen in London.<br />
Hier spricht sie über ihre Eindrücke<br />
haupt haupt an die Athleten ran? ran? „Die Frage ist<br />
ja, was man unter "nah rankommen" versteht.<br />
Im Stadion sitzen wir wie jeder Zuschauer<br />
auf der Tribüne. Es gibt einen extra<br />
für uns abgesperrten Teil mit Tischen,<br />
wo wir in Ruhe arbeiten können. Nach<br />
dem Wettkampf geben die Sportler in der<br />
Mixed Zone Interviews. Das ist bei Olym-<br />
pia genauso wie beim Berliner Zweitliga-<br />
Fußball. Bei Olympia sind die Medaillengewinner<br />
anschließend ins Deutsche<br />
Haus gegangen. Zum Händeschütteln<br />
mit Politikern und Sponsoren. Da war alles<br />
sehr eng und nervig. Bei den Sportlern,<br />
die ich schon länger kenne, ging's<br />
…
danach in die Partynacht. Da konnte es<br />
auch passieren, dass Robert Harting einen<br />
auf den Arm nahm und versuchte, in<br />
den Pool zu schmeißen. Zum Glück bin<br />
trocken geblieben. Aber die Stimmung<br />
war einfach gigantisch.“<br />
Welche Welche Sportler Sportler konntest Du Du neu ken-<br />
nenlernen? nenlernen? „Wirklich kennengelernt habe<br />
ich niemanden. Dafür war nicht die<br />
Zeit, weil der Fokus unserer Berichterstattung<br />
auf den Berliner und Deutschen<br />
Sportlern lag. Aber die Siegerehrung von<br />
Schwimmstar Ryan Lochte habe ich zum<br />
Beispiel miterlebt. Auch Rad-Olympiasieger<br />
Chris Hoy, der von den Briten frenetisch<br />
gefeiert wurde, ist mir in Erinnerung<br />
geblieben. Und natürlich Usain Bolt.<br />
Was da für ein Presseauflauf war, kann<br />
sich keiner vorstellen. Da wurden alte,<br />
erfahrene Journalisten zu kleinen Kindern,<br />
die ihre Kamera zückten, sich auf<br />
der Pressetribüne mit aller Macht in die<br />
erste Reihe drängelten, um das schönste<br />
Foto fürs Privat-Album hinzukriegen. Unglaublich!“<br />
Konntest Konntest Konntest Du Du die Spiele als als arbeitslustiger<br />
Reporter Reporter überhaupt genießen? „Auf jeden<br />
Fall. Klar war es anstrengend. Ich war 22<br />
Tage in London, habe durchschnittlich<br />
zwei Stunden geschlafen. Fünf bis sieben<br />
Artikel am Tag müssen erstmal geschrieben<br />
werden. Normalerweise schreiben<br />
wir zwei Texte am Tag. Ich war meist bis<br />
6 Uhr mit den Sportlern feiern – in meinem<br />
Fall ohne Alkohol! Dann brauchte<br />
ich eine Stunde bis zum Hotel und um 9<br />
Uhr war die erste Pressekonferenz. Bilder<br />
bearbeiten, schreiben, Absprachen mit<br />
der Redaktion treffen. Als ich zurück in<br />
Berlin war, habe ich mich gefühlt wie eine<br />
80-jährige Omi. Gut, dass ich Urlaub<br />
hatte. Ohne meinen Mittagschlaf wäre<br />
ich wohl beim Gehen eingepennt.“<br />
Was Was war war der der emotionalste Moment? „Das<br />
hört sich vielleicht blöd an, aber der<br />
emotionalste Moment hatte mit Sport<br />
nichts zu tun. Bahnradfahrer Robert Förstemann,<br />
den ich schon länger kenne,<br />
hat mir in der Nacht, in der ich mit ihm<br />
15<br />
<strong>Flatow</strong>rianer <strong>Flatow</strong>rianer treffen treffen sich sich bei<br />
bei<br />
Olympia Olympia wieder: wieder: wieder: Dajana Dajana mit<br />
mit<br />
Norman Norman Bröckl, Bröckl, Bröckl, Julia Julia Julia Richter<br />
Richter<br />
und und Martin Martin Martin Sauer.<br />
Sauer.<br />
und seiner Familie die Bronzemedaille<br />
gefeiert habe, gesagt, dass er Papa wird.<br />
Ich kann mich daran noch genau erinnern,<br />
an den Wortlaut, sein Gesicht. Da<br />
hatte ich vor Freude Tränen in den Augen.<br />
Zumal es zu dem Zeitpunkt nur die<br />
engsten Freunde wussten. Und als mir<br />
Olympia-Sieger Kurt Kuschela (Zweiercanadier)<br />
seine Goldmedaille um den Hals<br />
gehängt hat, war ich auch überwältigt.“<br />
Kannst Kannst Du einordnen, welchen welchen Platz Platz Oly-<br />
Oly<br />
mpia mpia 2012 in in Deinem Herzen einneh-<br />
einneh<br />
men men wird? wird? wird? „Ich werde dieses Erlebnis nie<br />
vergessen. Selbst wenn ich noch zehnmal<br />
zu Olympischen Spielen fahren sollte,<br />
wird London immer das prägendste<br />
Erlebnis bleiben. Ich war erst 23 Jahre<br />
und damit die jüngste Reporterin. Das<br />
Vertrauen, das mir meine Chefs gegeben<br />
haben, ist Wahnsinn. Von der Aufregung<br />
ab dem Moment, als ich im Winter erfahren<br />
habe, dass ich fahren soll, über die<br />
Zeit in England bis hin zu dem Gefühl,<br />
nach Hause zu kommen und von Freunden,<br />
Familie und Kollegen Schulterklopfer<br />
zu bekommen, werde ich diese Zeit<br />
niemals vergessen.“<br />
Bald zu dritt: Robert Förstemann und und seine Frau Jenni.
16<br />
Vis Vis-à-vis: Vis<br />
vis: Frau Lehnert im im Gespräch Gespräch mit Hannes Lenz. Foto: Vanessa Wuttig<br />
Berühmte letzte Worte. Frau Frau Lehnert Lehnert erklärt, welches Rüstzeug ein<br />
Lehrer besitzen sollte und was ihr besonders fehlen wird<br />
Heute (14.09.) wird Frau Lehnert<br />
unsere Schule verlassen,<br />
weil sie in ihren wohl verdienten<br />
Ruhestand geht. Daher<br />
haben wir mit ihr ein Inter-<br />
view geführt, um sie über ihre Zeit als<br />
Lehrerin und der demnächst folgenden<br />
Zeit zu befragen.<br />
Sie wollte von Anfang an Lehrerin<br />
werden. Es war ihr Traumberuf, den sie<br />
immer verfolgt und angestrebt hat. In ihrer<br />
eigenen Schulzeit waren Deutsch und<br />
Englisch ihre Lieblingsfächer und sie hatte<br />
darin immer gute Noten. Der Beruf als<br />
Lehrerin erfüllte 40 Jahre lang ihr Leben.<br />
Aber jetzt freut sie sich zu Recht auf<br />
mehr Zeit für sich selbst und viele andere<br />
Dinge, die sie die ganze Zeit zurückgestellt<br />
hat. Seit 1996 arbeitet sie an<br />
der <strong>Flatow</strong>-<strong>Oberschule</strong> als ausgebildete<br />
Deutsch- und Englisch-Lehrerin. Den Beruf<br />
würde sie sogar weiter empfehlen,<br />
„aber nur wenn man sich stabil genug<br />
dafür fühlt, also man muss schon ein<br />
ziemlich starker Charakter sein und ger-<br />
von Vanessa Wuttig und Hannes Lenz, beide Klasse 10a<br />
ne mit jungen Leuten arbeiten und gerne<br />
zusehen, wie sie sich entwickeln. Dann ist<br />
es ein sehr schöner Beruf.“<br />
An der <strong>Flatow</strong> hat sie viele Veränderungen<br />
miterlebt. Denn unsere Schule<br />
war, als sie hierherkam, noch eine nach<br />
Real- und Gymnasialteil getrennte Schule,<br />
hatte höhere Schülerzahlen. Seit hier<br />
an dieser Schule nur noch vom LSB empfohlene<br />
Sportler aufgenommen werden,<br />
hat sich die Schülerzahl erheblich gesenkt<br />
und wie Frau Lehnert sagt sind wir<br />
jetzt: „Eben eine sehr kleine spezielle<br />
Schule.“ Auf unsere Frage hin, ob sie<br />
denn damals gut an unserer Schule aufgenommen<br />
wurde. antwortete sie:„ Ja,<br />
von Anfang an habe ich eigentlich sehr<br />
viel Unterstützung erfahren, auch hat<br />
mich Frau Link sehr unterstützt und auch<br />
von Frau Syring habe ich sehr viel Hilfe<br />
und Unterstützung bekommen.“<br />
Abschließend verriet uns Frau Lehnert<br />
noch: „Ich werde diese Arbeit nicht so<br />
sehr vermissen, nur die sozialen Kontakte<br />
mit den Kollegen und den jungen Leuten.<br />
Besonders die viele Korrekturen werde<br />
ich nicht vermissen.“ Wir hätten in<br />
den vergangenen Jahren Frau Lehnert<br />
gerne weniger Korrekturen und uns damit<br />
weniger Arbeiten gegönnt. Leider haben<br />
wir nicht vorher von diesem Wunsch<br />
erfahren, aber wahrscheinlich hätte uns<br />
das auch nichts genützt.<br />
Unser Interview mit Frau Lehnert war<br />
für uns sehr angenehm und dafür bedanken<br />
wir uns. Und wir glauben im Namen<br />
aller Schüler uns bei Frau Lehnert für die<br />
tolle Arbeit an unserer Schule bedanken<br />
zu können. Wir wünschen Alles Gute und<br />
vor allen viel Spaß und Gesundheit in<br />
Ihren neuen Lebensabschnitt!
Wer eine Hommage an eine<br />
Ausbilderin schreiben will,<br />
die maximal in Vertretungsstunden<br />
vor einem gestan-<br />
den hat, muss sich zwangs-<br />
läufig Informationen beschaffen. Heutzutage<br />
geht das am schnellsten via Facebook.<br />
Also rasch einen Aufruf in die<br />
Chathall gesetzt und wenig später hat<br />
man eine repräsentative Meinungsblase<br />
von mehr als 20 ehemaligen Eleven.<br />
Der Grundtenor: „Frau Lehnert hat<br />
sich immer für uns Schüler eingesetzt.“<br />
Im Gegensatz zu anderen Kollegen habe<br />
sie stets die Meinung der Schülerschaft<br />
vertreten und zu deren Wohl gehandelt.<br />
„Sie war auf jeden Fall immer sehr ruhig<br />
und äußerst fair.“ Sie gewann eine Menge<br />
Sympathien, „weil sie immer entspannt<br />
war, immer einen fröhlichen Ton<br />
hatte und man das Gefühl hatte, sie<br />
kümmert sich um einen, sodass man gute<br />
Noten erreichen kann.“ Manch einer<br />
beschreibt Frau Lehnert auch als eher<br />
unscheinbar und den Unterricht des Öfteren<br />
kaum als hochgradig anspruchsvoll,<br />
„komischerweise hat man trotzdem was<br />
gelernt.“ Sie habe ihren Fokus primär<br />
auf die Basics gelegt, weshalb sich auch<br />
Zwölftklässler noch dabei erwischten,<br />
laut vorzulesen. Dennoch bleibt dem<br />
Gros eher ihr „hilfsbereites Wesen“ im<br />
Gedächtnis. „Menschlich ist sie Welt. Immer<br />
für einen da und zeigt für alles Verständnis.“<br />
So habe Frau Lehnert eben<br />
nie darauf gewartet, dass ein Schüler zu<br />
spät zum Unterricht erschien, um ihm<br />
dann übermotiviert einen Eintrag ins<br />
Klassenbuch verpassen zu können. „Sie<br />
war eine ausgesprochen tolle Lehrerin.<br />
Sie wusste es, den perfekten Mittelweg<br />
zwischen Spaß und Ernst zu finden.“<br />
Vielleicht aber sind es Einschätzungen<br />
wie die folgende, die sie am bildhaftesten<br />
würdigen: „Ich kann nur sagen, ich<br />
habe damals die Daumen gedrückt,<br />
dass ich sie im Deutsch LK bekomme –<br />
hat leider nicht geklappt.“ (sw)<br />
17<br />
16 Jahre lang unterrichtete Frau Lehnert<br />
an der <strong>Flatow</strong>-<strong>Oberschule</strong>. Nun geht die<br />
Englisch- und Deutsch-Lehrkraft in den<br />
Vorruhestand. Eine Charakterisierung<br />
Foto: Chiari/sw
Das Stadion an der Alten Försterei<br />
bebt. 17.000 Fans posaunen<br />
ihre Freude aus den<br />
Kehlen, schmeißen ihre Kör-<br />
per gegeneinander, liegen<br />
sich in den Armen und hüpfen unter Bierfontänen<br />
umher wie Angus Young auf<br />
Ecstasy. Und das alles nur, weil Christopher<br />
Quiring einen Ball in ein Tor bugsiert<br />
hat. Na gut. Er hat es gegen Hertha<br />
erzielt, was traditionsgemäß noch mehr<br />
Endorphine bei den Fans von Union Berlin<br />
freisetzt. Nach einer Flanke von<br />
Teamkollege Parensen lauert der 1,72<br />
Meter kleine Flügelflitzer am langen<br />
Pfosten und hechtet das Leder aus Nahdistanz<br />
zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich<br />
über die Linie. Am Ende aber genügt<br />
der Treffer des Jungprofis nicht, um<br />
die Stadtmeisterschaft gegen den blauweißen<br />
Rivalen aus Charlottenburg zu<br />
verteidigen. Hertha gewinnt die Auseinandersetzung<br />
mit den Köpernickern mit<br />
2:1 und ein ernüchterter Quiring lässt<br />
seinem Frust im TV-Interview freien Lauf:<br />
„Die Wessis jubeln in unserem Stadion.<br />
Derby Derby-Experte: Derby Derby Experte: Christopher<br />
Quiring Quiring bejubelt bejubelt seinen seinen Treffer Treffer im<br />
im<br />
Stadtderby Stadtderby gegen gegen Hertha Hertha BSC. BSC.<br />
BSC.<br />
Foto: Union-Foto.de<br />
Das kotzt mich an.“<br />
Nicht nur aufgrund solcher patriotischen<br />
Bekenntnisse ist der 21-Jährige im Begriff,<br />
ein Publikumsliebling bei den „Eisernen“<br />
zu werden. Er bringt eigentlich alles<br />
mit, was eine potenzielle Identifikationsfigur<br />
ausmacht: „Chrissi“ Quiring ist jung.<br />
Mit Anfang 20 steht der kleine Mittelfeldwirbler<br />
noch am Anfang seiner Karriere,<br />
ist gerade in seine dritte Profisaison beim<br />
FCU gestartet. Des Weiteren stammt er<br />
aus der eigenen Jugendabteilung des<br />
Kultklubs. Als elfjähriger Steppke wechselte<br />
Quiring im Jahr 2002 vom BSC Marzahn<br />
zu Union und durchlief seither alle<br />
Stationen von der D-Jugend-Verbandsliga<br />
über die B-Jugend-Landesliga bis hin zur<br />
27<br />
Einst stand er im Fanblock hinter<br />
dem Tor. Heute spielt er selbst auf<br />
dem Rasen in der Alten Försterei<br />
und ist auf dem besten Wege, eine<br />
„eiserne“ Galionsfigur zu werden:<br />
Christopher Christopher Quiring Quiring (21), der<br />
Luftikus vom 1. FC Union<br />
von Steven Wiesner, <strong>Flatow</strong>-Maskottchen<br />
A-Jugend-Bundesliga. Eigengewächse,<br />
die eine komplette Ausbildung bis zur<br />
Profimannschaft bei einem und demselben<br />
Verein bewältigen, genießen automatisch<br />
eine ganz andere Wertschätzung<br />
als hinzutransferierte Kicker, die die<br />
Philosophie eines Vereins nicht von<br />
kleinauf eingeimpft bekommen haben.<br />
Sie sind der Stolz des Vereins, auch weil<br />
sie keine Alltäglichkeit im kommerziellen<br />
Fußball-Geschäft sind. Spieler wie<br />
Christoph Menz oder eben jener Quiring,<br />
der sagt: „Unsere Fälle zeigen aber, dass<br />
es an den jungen Spielern selbst liegt, ob<br />
sie es hier schaffen. Man muss selbstbewusst<br />
sein und sich was zutrauen.“ Na-<br />
…<br />
„Der hat dicke Eier, der Junge.“
28<br />
türlich kommt Christopher Quiring auch<br />
so gut bei den Fans von Union an, weil er<br />
selbst mal einer von ihnen war. Als pubertärer<br />
Jugendspieler stand der junge<br />
Mann, dem heute Offerten aus der 1. Liga<br />
vorliegen sollen, noch hinter dem Tor<br />
im Fanblock „Waldseite“ und grölte die<br />
inbrünstigen Gesänge mit, die bei Union-<br />
Spielen weit über die Wuhle hinaus<br />
schallen. Auch für Auswärtsfahrten war<br />
sich Quiring nicht zu schade. Seinen mit<br />
Tattoos bemalten Körper soll sogar das<br />
Logo der Union-Ultras vom „Wuhlesyndikat“<br />
zieren. Vom Fan zum Spieler also.<br />
Damit lebt Quiring das Märchen eines jeden<br />
Fußballers. Der Boulevard würde ihn<br />
angesichts dieser Anekdote womöglich<br />
sogar zum „Kevin Großkreutz von Köpenick“<br />
küren.<br />
Es gibt aber noch eine andere Besonderheit,<br />
die den Offensivspieler mit der<br />
Rückennummer 2 (auch Publikumsliebling<br />
Steffen Baumgart trug früher diese<br />
Nummer) zur „eisernen“ Galionsfigur<br />
machen könnte: Quiring ist der Derby-Experte.<br />
Wann immer es gegen einen Lokalmatadoren<br />
und um Prestige geht,<br />
lässt der Junge aus dem eigenen Nachwuchs<br />
seine Fans jubeln. Im Winter<br />
2011, damals noch in der Oberliga für<br />
die U23, besorgte Christopher Quiring<br />
den 1:0-Siegtreffer im ewigen<br />
Clinch mit dem BFC Dynamo.<br />
Im darauffolgenden Sommer<br />
schoss er sein erstes Tor bei<br />
den Profis – im Ostderby gegen<br />
Energie Cottbus. Wiederum<br />
im Frühjahr 2012<br />
gastierte Dynamo Dresden<br />
an der Alten Försterei. Beim<br />
Stand von 0:0 schnappte<br />
sich Quiring die Kugel und<br />
versenkte einen Elfmeter.<br />
Der etatmäßige Schütze<br />
Torsten Mattuschka kommentierte<br />
von draußen:<br />
„Der hat dicke Eier, der<br />
Junge.“ Und nun trug er<br />
sich auch im polarisierenden<br />
Berlin-Gipfel gegen<br />
die Herthaner in die Torschützenliste<br />
ein.<br />
Ein Ein gefragter<br />
gefragter<br />
Gesprächspartner:<br />
Gesprächspartner:<br />
Christopher Christopher Quiring.<br />
Quiring.<br />
Fotos: Union-Foto.de<br />
Das Fliegengewicht wirkt bei dem Medienrummel<br />
um seine Person aber zunehmend<br />
reifer und geläuterter. Als<br />
überheblicher Halbstarker machte sich<br />
Quiring früher nicht nur Freunde. Gerade<br />
in der Schule (von 2003 bis 2008 <strong>Flatow</strong>rianer)<br />
war er für viele nicht immer ein<br />
Vorbild. Die 9. Realklasse musste er wiederholen.<br />
Je greifbarer aber sein Traum<br />
vom Profifußball wurde, desto erwachsener<br />
zeigte sich der Sohn eines Metallbauers.<br />
Die Lehre beim Vater brach er<br />
schließlich ab, als ihn Trainer Uwe Neuhaus<br />
an die Profis heranführte. Heute<br />
hat Christopher Quiring an die 40 Zweitliga-Einsätze<br />
bestritten und acht Tore auf<br />
seinem Konto zu stehen. Und in der Zukunft?<br />
Vielleicht ein Wechsel in die Bundesliga?<br />
„Nur wenn Union auch was davon<br />
hat.“ So spricht einer von der Waldseite.