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RHETORISCHE STILMITTEL - von breu-seite.de

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<strong>RHETORISCHE</strong> <strong>STILMITTEL</strong><br />

Rhetorische Stilmittel wer<strong>de</strong>n zur Ausgestaltung eines Textes o<strong>de</strong>r einer Re<strong>de</strong> verwen<strong>de</strong>t, um<br />

die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s Lesers bzw. Zuhörers zu erregen, ihn für die eigene Position zu gewinnen,<br />

ihn zu erfreuen und die eigene Beredsamkeit darzustellen.<br />

Dabei wird unterschie<strong>de</strong>n zwischen „Tropen“ („Wendungen“), bei <strong>de</strong>nen ein Wort durch ein<br />

an<strong>de</strong>res ersetzt wird, und „Figuren“, bei <strong>de</strong>nen mehrere Wörter, also Wortgruppen o<strong>de</strong>r Sätze,<br />

an<strong>de</strong>rs, als es einfachster Ausdrucksweise entspräche, formuliert wer<strong>de</strong>n.<br />

1. Tropen:<br />

� Metapher („Übertragung“): ein Wort wird durch ein an<strong>de</strong>res ersetzt, das mit diesem in<br />

einem Vergleichsverhältnis steht. Das neue Wort wird somit in einen Bereich, in <strong>de</strong>n es<br />

eigentlich gar nicht gehört, übertragen<br />

Bsp.: „ein Feuer ergriff ihn“ (statt: „eine Lei<strong>de</strong>nschaft ergriff ihn“ – nämlich wie Feuer)<br />

� Metonymie („Wortvertauschung“): ein Wort wird durch ein an<strong>de</strong>res aus <strong>de</strong>m gleichen<br />

Sachbereich ersetzt<br />

Bsp.: „er stieß ihm das Eisen (statt: <strong>de</strong>n Dolch) in die Brust“; „<strong>von</strong> Amor (statt: Liebe)<br />

ergriffen“<br />

� Litotes („Schlichtheit“): abmil<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Periphrase mit Hilfe einer Verneinung<br />

Bsp.: „nicht schlecht“ (statt: sehr gut)<br />

� Ironie („Verstellung“): eine Sache wird mit einem Wort bezeichnet, das das Gegenteil<br />

meint<br />

Bsp.: „Intelligent (statt: dumm), wie er ist, hat er sich betrügen lassen.“<br />

2. Figuren:<br />

a) Stellungsfiguren:<br />

Figuren <strong>de</strong>r Wortverbindung:<br />

� Asyn<strong>de</strong>ton („Unverbun<strong>de</strong>nheit“): mehrere gleichgeordnete Begriffe, Satzglie<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />

Sätze wer<strong>de</strong>n unverbun<strong>de</strong>n (d. h. ohne Konjunktion) aneinan<strong>de</strong>rgereiht<br />

Bsp: „Veni, vidi, vici.“<br />

� Polysyn<strong>de</strong>ton („Vielverbun<strong>de</strong>nheit“): mehrere gleichgeordnete Begriffe, Satzglie<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />

Sätze wer<strong>de</strong>n durch Konjunktionen aneinan<strong>de</strong>rgereiht<br />

Bsp.: „Persua<strong>de</strong>nt Rauracis et Tulingis et Latobrigis finitimis, uti … cum iis proficiscantur,<br />

Boiosque … socios sibi adsciscunt.”<br />

Figuren <strong>de</strong>r Worteinsparung:<br />

� Ellipse („Auslassung“): ein Wort, das bei normalem Satzbau gesetzt wird, wird ausgelassen<br />

Bsp.: „Wie <strong>de</strong>r Herr (ergänze: ist), so’s Gescherr.“<br />

Figuren <strong>de</strong>r Worthäufung:<br />

� Hendiadyoin („Eins durch zwei“): ein Vorgang o<strong>de</strong>r eine Sache wird durch zwei sich ergänzen<strong>de</strong><br />

Begriffe ausgedrückt<br />

Bsp.: „bitten und betteln“<br />

<strong>RHETORISCHE</strong> <strong>STILMITTEL</strong> ● SEITE 1/3


� Klimax („Leiter“): Anordnung <strong>von</strong> Wörtern o<strong>de</strong>r Sätzen in beständiger Steigerung <strong>de</strong>s<br />

Aussageinhalts<br />

Bsp.: „Eine Schandtat ist es, einen römischen Bürger zu fesseln, ein Verbrechen, ihn<br />

zu schlagen, beinahe Hochverrat, ihn zu töten.“<br />

� Antiklimax („umgekehrte Leiter“): Anordnung <strong>von</strong> Wörtern o<strong>de</strong>r Sätzen in <strong>de</strong>r Weise,<br />

dass <strong>von</strong> Stufe zu Stufe die Intensität <strong>de</strong>r Aussage sinkt<br />

Bsp.: „für Gott, Kaiser und Vaterland“<br />

Figuren <strong>de</strong>r Wortwie<strong>de</strong>rholung:<br />

� Anapher („Wie<strong>de</strong>raufnahme“): nachdrückliche o<strong>de</strong>r glie<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Wie<strong>de</strong>rholung eines<br />

Wortes o<strong>de</strong>r einer Wortgruppe am Anfang <strong>von</strong> Sätzen o<strong>de</strong>r Satzabschnitten<br />

Bsp.: „Nichts brachte er in sein Haus, nichts in seine Gärten, nichts in sein<br />

Landgut.“<br />

� Polyptoton („vielerlei Kasusendung“): Wie<strong>de</strong>rholung eines Wortes innerhalb eines Satzes<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Kasus<br />

Bsp.: „Vernunft sei überall zugegen, wo Leben sich <strong>de</strong>s Lebens erfreut.“<br />

Figuren <strong>de</strong>r Wortstellung und <strong>de</strong>s Satzbaus:<br />

� Parallelismus („übereinstimmen<strong>de</strong> Anordnung“): zwei o<strong>de</strong>r mehr Satzabschnitte o<strong>de</strong>r<br />

Sätze wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m gleichen Schema (d. h. mit i<strong>de</strong>ntischer Abfolge <strong>von</strong> Satzglie<strong>de</strong>rn)<br />

gebaut<br />

Bsp.: „Re<strong>de</strong>n ist Silber,<br />

Schweigen ist Gold.“<br />

� Chiasmus („Kreuzstellung“): zwei Satzabschnitte o<strong>de</strong>r Sätze wer<strong>de</strong>n spiegelbildlich gebaut,<br />

d. h. <strong>de</strong>r zweite Abschnitt hat die umgekehrte Abfolge <strong>de</strong>r Satzglie<strong>de</strong>r wie <strong>de</strong>r erste<br />

Bsp.: „Die Kunst ist lang,<br />

kurz unser Leben.“<br />

� Hyperbaton („Überspringen“): Trennung zweier syntaktisch zusammengehöriger Wörter,<br />

vor allem <strong>de</strong>s Attributs <strong>von</strong> seinem Beziehungswort<br />

Bsp.: „Worte sind genug gewechselt.“ (statt: genug Worte)<br />

� Alliteration (Stabreim): mehrere Wörter hintereinan<strong>de</strong>r beginnen mit <strong>de</strong>m gleichen<br />

Buchstaben<br />

Bsp.: „mit Kind und Kegel“; „Veni, vidi, vici.“<br />

� Homoioteleuton („Gleichendigkeit“): mehrere Wörter hintereinan<strong>de</strong>r en<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r gleichen<br />

Buchstabenkombination<br />

Bsp: „nihil fuit, quin conquisierit, inspexerit, quod placitum sit, abstulerit“<br />

� Trikolon („Dreigliedrigkeit“): (meist asyn<strong>de</strong>tische) Reihung mit drei Glie<strong>de</strong>rn<br />

Bsp.: „Veni, vidi, vici.“<br />

b) Sinnfiguren:<br />

� Antithese („Gegensatz“): ein Gedanke wird durch Gegensätze (Gegensatzpaare) ver<strong>de</strong>utlicht<br />

Bsp.: „Catilina besaß gute körperliche und geistige Anlagen, aber einen schlechten<br />

Charakter“<br />

� Oxymoron („scharfsinniger Unsinn“): Zusammenstellung einan<strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong>r<br />

Begriffe<br />

Bsp.: „ein vielsagen<strong>de</strong>s Schweigen“ (d. h. ein Schweigen, <strong>de</strong>m man viel entnehmen<br />

kann)<br />

<strong>RHETORISCHE</strong> <strong>STILMITTEL</strong> ● SEITE 2/3


� Rhetorische Frage (Scheinfrage): eine Aussage wird als Frage formuliert, auf die keine<br />

Antwort erwartet wird, weil sie je<strong>de</strong>m klar ist<br />

Bsp.: „Wer wüsste nicht ...?“<br />

� Exclamatio („Ausruf“): Ausruf mit erhöhter Stimme, <strong>de</strong>r eine starke Empfindung ausdrückt<br />

Bsp.: „Bei <strong>de</strong>n unsterblichen Göttern!“<br />

� Vergleich und Gleichnis: ein Sachverhalt wird durch Vergleich mit einem Sachverhalt<br />

aus einem an<strong>de</strong>ren Bereich ver<strong>de</strong>utlicht<br />

Bsp.: „die Lei<strong>de</strong>nschaft ergriff ihn wie ein Feuer“<br />

� Allegorie („An<strong>de</strong>rs sagen“): bildliche Ausdrucksweise, die übertragen zu verstehen ist;<br />

man kann sie als langen Vergleich auffassen, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r erste Vergleichspunkt und das<br />

Wort „wie“ ausgelassen sind<br />

Bsp.: „Ein Feuer entstand jäh in ihm, lo<strong>de</strong>rte auf, ergriff und zerstörte alles.“<br />

<strong>RHETORISCHE</strong> <strong>STILMITTEL</strong> ● SEITE 3/3

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