10.01.2013 Aufrufe

Schoko -Fantasie - Festspielhaus und Festspiele Baden-Baden ...

Schoko -Fantasie - Festspielhaus und Festspiele Baden-Baden ...

Schoko -Fantasie - Festspielhaus und Festspiele Baden-Baden ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Magazin 2011/1 TiTel aTerballeTTo Persönliches DaheiM bei angela Denoke<br />

PfingsTfesTsPiele MoriTz rinke über saloMe oPer Donna leon liebT<br />

hänDel baDen-baDen-gala 2011 Don giovanni aussTellung neo rauch iM<br />

gesPräch klassiker zenMeisTer MozarT PrograMM von argerich bis aiMarD


www.wmf.de<br />

Wer in seinem Fach seit Jahren mit<br />

Spitzenleistungen glänzt, dem vertraut<br />

auch das Haus für besten Klassikgenuss.<br />

Überall dort, wo die Besten sind, da ist<br />

auch WMF. Herausragende Qualität <strong>und</strong><br />

Innovationskraft sind die Basis für unseren<br />

Erfolg. Eigenschaften, die nicht nur das<br />

<strong>Festspielhaus</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, sondern auch<br />

unsere K<strong>und</strong>en zu WMF Fans machen.


TiTelfoTo: Monika Höfler; Make-Up: SUSan VoSS-redfern@faMe-agency.coM, ST yling: nina ScHneider; foTo recHTS oben: Monika Höfler; foTo linkS UnTen: cHriSTian geiSler<br />

ediTorial<br />

FIT FüR DIE GäSTE<br />

Saisonhalbzeit. Jetzt wird es wieder Frühling in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Baden</strong>. In den Gärten entlang der Oos erwacht die Natur<br />

immer etwas eher als anderswo in Deutschland. Das ist<br />

die Zeit, in der Körper <strong>und</strong> Haus für das laufende Jahr fit<br />

gemacht werden sollten. Bei uns standen im Winter die<br />

„inneren Werte“ auf dem Prüfstand. Seit Anfang des Jahres<br />

besitzt das größte deutsche Opernhaus ein nach der<br />

internationalen Norm ISO 9001:2008 zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem.<br />

Das ist einmalig in der Kulturlandschaft.<br />

Wir, das <strong>Festspielhaus</strong>-Team, haben damit auch<br />

vor den unabhängigen Prüfern der DEKRA bewiesen, dass<br />

all unsere Bemühungen für zufriedene Gäste <strong>und</strong> Künstler<br />

optimal gestaltet sind. Schließlich sollen Sie sich wohlfühlen,<br />

einen unvergesslichen Abend verbringen <strong>und</strong><br />

einen Kunstgenuss erleben, der seinesgleichen sucht.<br />

Und wer dann noch die Annehmlichkeiten einer der<br />

schönsten deutschen Städte erlebt, kommt dem Glück<br />

sehr nahe.<br />

Das <strong>Festspielhaus</strong> rüstet sich aber auch schon für die<br />

nächste Saison. Mitte April erscheint das neue Programm<br />

2011/2012 mit vielen künstlerischen Höhepunkten.<br />

Vorher, in dieser Magazin-Ausgabe, schreibt Hellmuth<br />

Karasek über die Reize der unvermittelten Programmänderung<br />

– auf dass sie dennoch nicht oft vorkommen möge.<br />

Aber eines haben die krankheitsbedingten Ausfälle im<br />

Herbst 2011 bewiesen: Das <strong>Festspielhaus</strong>-Team <strong>und</strong> sein<br />

Publikum gehen offen <strong>und</strong> ehrlich miteinander um, <strong>und</strong><br />

der „Stil des Hauses“ beweist sich gerade im Umgang mit<br />

dem Unvorhergesehenen.<br />

Alle anderen Neuigkeiten erfahren Sie ohnehin im elektronischen<br />

Nachrichtendienst des <strong>Festspielhaus</strong>es, für den<br />

Sie sich jederzeit kostenlos registrieren lassen können:<br />

www.festspielhaus.de<br />

Oben:<br />

In jeder Pose überzeugend: Andrea Tortosa Vidal, Tänzerin<br />

des Aterballetto, beim Titelshooting der Fotografin Monika Höfler.<br />

Ihre Kompanie lernen Sie ab Seite 34 kennen.<br />

Links:<br />

Keine Angst vor Fettnäpfchen beweist Hellmuth Karasek ab Seite 22.<br />

– 3 – 2011/1


<strong>Schoko</strong> -<strong>Fantasie</strong><br />

Wellendorff-Boutiquen: Berlin: KaDeWe <strong>und</strong> Hotel Adlon • Mainz: Am Brand • Stuttgart: Stiftstraße<br />

Kollektion „<strong>Schoko</strong>-<strong>Fantasie</strong>“, in 18 kt. Gold mit Diamanten • Wellendorff • Tel. 07231-28.40.10 • www.wellendorff.de


Foto: SteFan HeinricHS<br />

inHalt<br />

22<br />

40<br />

46<br />

58<br />

26<br />

42<br />

30<br />

Persönliches<br />

Von einem, der auszog, den<br />

schwan zu sehen …<br />

gegen Programmänderungen hilft nur<br />

enthusiasmus, rät hellmuth Karasek.<br />

Kurz <strong>und</strong> gut<br />

Julia Fischer, wie ihre Fre<strong>und</strong>e sie sehen.<br />

BeruF: autorin – BeruFung: händel<br />

donna leon verrät, warum die musik<br />

des barocken meisters sie glücklich macht.<br />

auF starKe Frauen aBonniert<br />

im <strong>Festspielhaus</strong> ist sie salome,<br />

privat am liebsten ganz normal:<br />

ein Besuch bei der sopranistin angela denoke.<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

auFriss einer neBelBanK<br />

das museum Frieder Burda widmet seine große<br />

sommerausstellung dem maler neo rauch. wie er<br />

sich darauf vorbereitet, berichtet der Künstler im<br />

interview.<br />

mit oFFenen augen <strong>und</strong> ohren durchs leBen<br />

<strong>Festspielhaus</strong>-geschäftsführer michael drautz im<br />

gespräch über Qualität im Kulturbetrieb <strong>und</strong> den<br />

perfekten abend.<br />

der KlassiKer<br />

zen in der Kunst des mozart-hörens<br />

warum der kürzeste weg zu mozart über Japan führt.<br />

Braucht keine Schleier: Angela Denoke singt die<br />

Salome bei den Pfingstfestspielen 2011.<br />

Mehr über die Sopranistin erfahren Sie ab Seite 58.<br />

34<br />

39<br />

52<br />

64<br />

67<br />

82<br />

84<br />

85<br />

86<br />

Tanz<br />

heiss<br />

alles nur Parmesan <strong>und</strong> Parmaschinken?<br />

die emilia romagna hat mehr zu bieten als<br />

kulinarische genüsse: das aterballetto ist<br />

italiens aufregendste Ballettkompanie.<br />

enTerTainmenT<br />

Vom west end nach <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

das musical „evita“ hat alle rekorde gebrochen.<br />

zum dreißigjährigen Bühnenjubiläum kommt es<br />

ins <strong>Festspielhaus</strong>.<br />

OPer<br />

man muss nur die lieBe ansehen<br />

exklusiv für das <strong>Festspielhaus</strong>-magazin:<br />

moritz rinke über „salome“.<br />

ein „don gioVanni“ Für die ewigKeit<br />

eine prominente sängerriege trifft sich<br />

zur <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>-gala 2011.<br />

sTandards<br />

ProgrammKalender<br />

saalPläne<br />

Für einen PerFeKten aBend<br />

imPressum<br />

Veranstaltungen auF einen BlicK<br />

tHemen <strong>und</strong> orte<br />

– 5 – 2011/1


WinteRfestspiele<br />

2011/1<br />

– 6 –<br />

Così fan tutte<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

„Così fan tutte“<br />

Musikalische Leitung:<br />

Teodor Currentzis<br />

Inszenierung:<br />

Philipp Himmelmann<br />

Fiordiligi: Véronique Gens<br />

Dorabella: Silvia Tro Santafé<br />

Guglielmo: Stephan Genz<br />

Ferrando: Steve Davislim<br />

Despina: Mojca Erdmann<br />

Don Alfonso: Konstantin Wolff<br />

Balthasar-Neumann-Chor<br />

Balthasar-Neumann-Ensemble<br />

Rückblick


foto: AndReA kRempeR<br />

Rückblick<br />

– 7 –<br />

Im Irrgarten der SInne<br />

27. Januar, 22.10 u h r<br />

WinteRfestspiele<br />

der Inhalt der geschichte von „Così“ ist kaum vermittelbar:<br />

Zwei Frauen, die ihren Verlobten ewige<br />

treue schwören <strong>und</strong> sie am selben tag betrügen<br />

mit dem verkleideten Verlobten der jeweils anderen<br />

Frau, der, weil verkleidet, nicht erkennbar ist –<br />

mozart versteht das, weil er die Liebe versteht, die<br />

bizarre Wege findet. In dieser Oper demaskieren<br />

sich alle, <strong>und</strong> jede verlorene Illusion ist eine<br />

gewonnene erkenntnis. Und doch: Véronique<br />

gens’ perfekt geführter Sopran bewies wieder einmal,<br />

dass, wo die Sinnlichkeit das Herz erobert,<br />

die Logik ruhig mal aussetzen darf ...<br />

2011/1


WinteRfestspiele<br />

Wenn statt Vögeln Kleider<br />

fliegen, spricht man<br />

vom großen Opernw<strong>und</strong>er.<br />

W<strong>und</strong>erbar ist die „Così“<br />

allemal, auch wenn ihre<br />

Protagonisten schmerzlich<br />

lernen müssen: Ein Riss<br />

tut sich auf im sonst herrlich<br />

strahlenden Liebeshimmel!<br />

2011/1<br />

Vor ausverkauftem Haus eröffnete<br />

Anne-Sophie Mutter<br />

mit Sir Simon Rattle <strong>und</strong><br />

den Berliner Philharmonikern<br />

die Winterfestspiele 2011<br />

(unten). Nach dem Konzert<br />

war Zeit für privatere Momente<br />

(links). Auf den gelungenen<br />

Festspielauftakt stoßen Britta<br />

<strong>und</strong> Frank Elstner mit dem<br />

Stifter-Ehepaar Anneliese <strong>und</strong><br />

Wolfgang Grenke (Bildmitte) an.<br />

Rückblick<br />

Ein Grieche aus Sibirien probt Mozart.<br />

Hört sich an wie ein Marketing-Gag, doch<br />

Teodor Currentzis ist der griechische<br />

Mozartliebhaber mit Wohnsitz Nowosibirsk<br />

<strong>und</strong> in der Tat einer der aufregendsten<br />

Dirigenten. Mojca Erdmann (unten) ist<br />

eine w<strong>und</strong>erbare Despina <strong>und</strong> bleibt<br />

doch von Mozart als eine mit allen Wassern<br />

gewaschene Schwester Don Giovannis<br />

angelegt – darüber täuscht noch so viel<br />

Theatermaske nicht hinweg.<br />

fotos linke seite: AndReA kRempeR (4); Jochen klenk (3); fotos Rechte seite: AndReA kRempeR (1); mARkus boss/festspielhAus bAden-bAden (1); michAel GReGonoWits (4)


Rückblick<br />

Seit ihrer gemeinsamen<br />

Mozart-CD sind die beiden<br />

befre<strong>und</strong>et. Dennoch:<br />

Es war eine kleine Überraschung,<br />

als beim „Bad<br />

Boys“-Arienabend plötzlich<br />

Cecilia Bartoli vor Bryn<br />

Terfels Garderobentür stand<br />

(rechts). Barfüßig wie<br />

ein junges Mädchen bestritt<br />

Magdalena Kožená ihren<br />

frühbarocken Arienabend<br />

(ganz rechts).<br />

Martin Stadtfeld weihte mit seinem<br />

Spiel den neuen Flügel des <strong>Festspielhaus</strong>es<br />

ein, den er zuvor im Kreise der Spender<br />

exklusiv vorgestellt hatte (oben). Sigm<strong>und</strong><br />

Kiener (rechts), Vorsitzender des<br />

Stiftungsrats des <strong>Festspielhaus</strong>es, ermöglichte<br />

das abendliche Konzert.<br />

Zeiten <strong>und</strong> Kontinente wechseln, Liebes-<br />

schwüre bleiben: Rolando Villazón schwärmte,<br />

flehte <strong>und</strong> bezauberte mit mexikanischen<br />

Liedern (links). Unvergesslich das Silvesterkonzert<br />

mit Anja Harteros (oben), die spontan weitere<br />

Arien in ihr Programm aufnahm, als ihr vorgesehener<br />

Partner Jonas Kaufmann krankheitshalber<br />

absagte. Die Retterin wurde frenetisch gefeiert!<br />

– 9 –<br />

konzeRte<br />

2011/1


heRbeRt von kARAJAn musikpReis<br />

BIS an dIe<br />

grenZen der ZeIt<br />

4. november, 20.40 u h r<br />

eigentlich wollte er mit Chopin auftreten, dann besann<br />

er sich eines anderen: „Ich habe mit Karajan so<br />

viel über Schubert gesprochen, da kann ich ihm zu<br />

ehren auch nur Schubert spielen“, meinte der frischgebackene<br />

Herbert-von-Karajan-Preisträger daniel<br />

Barenboim. ganz nach innen gerichtet dehnte er die<br />

riesigen Bögen der letzten Schubert-Sonate aus, bis<br />

die Zeit fast stehenblieb. gleichzeitig floss die musik<br />

stets natürlich, atmend, leicht: So zaubern kann<br />

nur jemand, der in den großen Formen Wagners,<br />

Bruckners <strong>und</strong> mahlers zu Hause ist.<br />

2011/1<br />

– 10 –<br />

Rückblick


foto: mARcus GeRnsbeck<br />

Rückblick<br />

– 11 –<br />

heRbeRt von kARAJAn musikpReis<br />

Herbert von Karajan<br />

MusiKpreis 2010:<br />

Daniel barenboiM<br />

Klavierabend<br />

Franz Schubert:<br />

Impromptus D 935<br />

Klaviersonate Nr. 21<br />

B-Dur D 960<br />

2011/1


heRbeRt von kARAJAn musikpReis<br />

Die Tischrede auf den<br />

Preisträger wurde von<br />

Dr. Clemens Börsig<br />

gehalten, dem Vorsitzenden<br />

des Kuratoriums der<br />

Kulturstiftung <strong>Festspielhaus</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. Daniel<br />

Barenboim, Wolfgang Rihm<br />

<strong>und</strong> Horst Weitzmann,<br />

Vorsitzender des Stiftungsvorstands<br />

der Kulturstiftung<br />

<strong>Festspielhaus</strong> <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Baden</strong> (von links,) zeigen<br />

stolz die Preisurk<strong>und</strong>e.<br />

2011/1<br />

Standing Ovations: Der<br />

letzte Ton war längst verklungen,<br />

doch das Publikum konnte<br />

nicht genug bekommen von<br />

Karajan-Preisträger Daniel<br />

Barenboim. Für den erkrankten<br />

Pierre Boulez verlas<br />

der Komponist Wolfgang Rihm<br />

dessen Laudatio (rechts).<br />

– 12 –<br />

Sie sind ein Humanist ersten ranges<br />

<strong>und</strong> ein mutiger Bürger, dessen intelligente<br />

Beharrlichkeit ich zutiefst bew<strong>und</strong>ere.<br />

Aus der LAudAtio von Pierre BouLez<br />

Auf dAnieL BArenBoim.<br />

Rückblick<br />

fotos linke seite: mARus GeRnsbeck; fotos Rechte seite: mARkus boss/festspielhAus bAden-bAden (1); holGeR bAdekoW (2); Jochen klenk (3)


Rückblick hAmbuRG bAllett – John neumeieR<br />

Ankunft eines großen Künstlers<br />

(oben): John Neumeier auf<br />

dem Weg ins <strong>Festspielhaus</strong>, wo<br />

gleich seine „Hommage aux<br />

Ballets Russes“ gegeben wird.<br />

Der Choreograph, rechts im<br />

Gespräch mit <strong>Festspielhaus</strong>-<br />

Intendant Andreas Mölich-<br />

Zebhauser, fühlt sich seit dem<br />

Jahr der Eröffnung dem <strong>Festspielhaus</strong><br />

verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> plant schon<br />

neue Projekte. Rechts oben:<br />

Otto Bubeníček <strong>und</strong> Miljana<br />

Vračarić in „Le Pavillon d’Armide“.<br />

die Ballett-Werkstätten<br />

von John neumeier sind bereits<br />

zum Kult geworden.<br />

BAdische neueste nAchrichten<br />

John Neumeier schätzt sein<br />

Publikum <strong>und</strong> zeigt dies<br />

gern, wie hier während einer<br />

Probenpause im Gespräch<br />

mit <strong>Festspielhaus</strong>-Stifter<br />

Professor Ernst-Moritz Lipp<br />

(oben). Wer jedoch einen<br />

ganz unmittelbaren, persönlichen<br />

Blick auf die Arbeit<br />

des Künstlers werfen wollte,<br />

der besuchte dessen schon<br />

legendäre Ballett-Werkstatt.<br />

Hier sorgte der Choreograph<br />

für Aha-Effekte, erzählte<br />

viel über die Entstehung seiner<br />

Werke <strong>und</strong> erläuterte laufen-<br />

de Pro duktionen – so auch<br />

„Endstation Sehnsucht“ (links).<br />

2011/1


hAmbuRG bAllett – John neumeieR<br />

dIe KraFt deS<br />

gedanKenS<br />

17. ok tober, 12.10 u h r<br />

Wie entsteht ein Ballettabend? Wie wird eine poetische<br />

Idee, ein roman oder ein theaterstück in<br />

tanz umgesetzt? Berechtigte Fragen, galt doch das<br />

Handlungsballett als hoffnungslos veraltet, als<br />

sich John neumeier seiner annahm. neumeier arbeitet<br />

langsam. er liest, macht recherchen; um<br />

sich für sein Ballett „endstation Sehnsucht“ zu<br />

inspirieren, fuhr er in die Südstaaten der USa. In<br />

neumeiers Ballett-Werkstatt werden diese Ideen<br />

wieder herausdestilliert, der Choreograph kommt<br />

auf die Bühne, erzählt, gibt Hinweise <strong>und</strong> verrät<br />

geheimnisse. In der aufführung selbst sieht man<br />

<strong>und</strong> begreift: genauigkeit <strong>und</strong> Liebe, keine Scheu<br />

vor Pathos <strong>und</strong> ein Blick auf menschen, der ganz<br />

ohne Zynismus auskommt – das sind die Ingredienzien<br />

von neumeiers Kunst.<br />

2011/1<br />

– 14 –<br />

Rückblick


fotos: Jochen klenk<br />

Rückblick<br />

– 15 –<br />

hAmbuRG bAllett – John neumeieR<br />

ballett-WerKstatt<br />

HaMburg ballett –<br />

joHn neuMeier<br />

Carsten Jung als Stanley Kowalski<br />

in „Endstation Sehnsucht“,<br />

Ballett von John Neumeier nach<br />

Tennessee Williams<br />

2011/1


PoP <strong>und</strong> Education Rückblick<br />

Die Ideen John Neumeiers<br />

wirken weiter: Im Ballettprobenraum<br />

des <strong>Festspielhaus</strong>es<br />

zeigten seine<br />

Tänzer Ballettschülern <strong>und</strong><br />

dem Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

<strong>Festspielhaus</strong> erste eigene<br />

Choreographien.<br />

2011/1<br />

Sie kam, sang <strong>und</strong> siegte:<br />

Beim Swr3 New Pop Festival<br />

begeisterte Lena, die Gewinnerin<br />

des Grand Prix,<br />

mit ihrer Natürlichkeit.<br />

Nur unwesentlich älter als<br />

das <strong>Festspielhaus</strong> selbst,<br />

lockte sie Besucher ins<br />

Haus, die man sonst kaum<br />

in Musentempeln trifft.<br />

Auf ein Neues, Lena! Damit<br />

es bald wieder heißt:<br />

Germany, 12 Points ...<br />

Das Schulprojekt „Kolumbus – Klassik entdecken!“ wird 2011 zehn<br />

Jahre alt. Über 20.000 Schüler kamen seit 2001 – ermöglicht<br />

wurde das durch den Bildungspartner, die Grenkeleasing AG.<br />

„was machen Sie gegen Lampenfieber? wie merken Sie sich die<br />

vielen Noten?“ Bei unserer Schüler­Künstler­Begegnung<br />

erfuhren die Jugendlichen so einiges über den Beruf des Künstlers<br />

vom Meister selbst: Der Geiger Daniel Hope (links)<br />

musiziert auf den großen Bühnen der welt, schreibt Bücher<br />

<strong>und</strong> hat auch ein Schülerpub likum jederzeit im Griff.<br />

Fotos: sWR (2); stEPhaniE schWEigERt (2); JochEn klEnk (2)


fotos: nAtAshA RAzinA (1); Jochen klenk (5)<br />

Rückblick mARiinsky-bAllett<br />

Zu den alljährlichen Höhepunkten<br />

gehören die<br />

Weihnachtsballette mit dem<br />

Mariinsky-Ensemble.<br />

Die Tänzerinnen tanzen<br />

Spitze, als würden sie Göttinnen<br />

gleich über den<br />

Menschen schweben. Übermenschlich<br />

sind sie in der<br />

Tat, die Anforderungen an<br />

Präzision <strong>und</strong> Ausdruck, die<br />

man von den Tänzerinnen<br />

erwartet: Ihre Körper erinnern<br />

an geometrische Figuren –<br />

fast meint man, Edelsteinen<br />

zuzusehen, kostbaren<br />

Diamanten im Brillantschliff.<br />

Die Tänzer erfüllen im klassischen<br />

Ballett die Funktion<br />

von Ballettstangen: Sie geben<br />

der Ballerina Halt, die über<br />

allem schwebt. Die Tänzer<br />

schweben nicht, sie springen.<br />

Und wenn die Rolle es verlangt,<br />

setzen sie Wolfs masken<br />

auf <strong>und</strong> verspeisen Rotkäppchen<br />

– wie der Tänzer unten<br />

in „Dornröschen“.<br />

2011/1


mARiinsky-bAllett<br />

SCHWeBen Lernen,<br />

mädCHentraUm<br />

22. Dezember, 18.50 u h r<br />

der Vorhang ist blickdicht verschlossen, gleich<br />

reißt er auf <strong>und</strong> dann fällt alles Licht auf die kleine<br />

alina Fischer aus Karlsruhe. alina hat zwar nur<br />

eine winzige rolle (dornröschen als Kind), aber<br />

dafür kann sie für immer von sich behaupten,<br />

neben den größten des Balletts getanzt zu haben:<br />

den Ballerinen des mariinsky-Balletts, die auf der<br />

ganzen Welt bew<strong>und</strong>ert werden, für ihre Kunst,<br />

die den alltag vergessen lässt. Klassisches Ballett<br />

übersteigt das Leben, indem es dessen Fehler ausmerzt.<br />

„nur unter druck entstehen diamanten“,<br />

lautet eine alte Ballettweisheit – doch ab <strong>und</strong> an,<br />

heimlich auf der Hinterbühne, da tanzt man selbst<br />

über diese Weisheit lächelnd hinweg ...<br />

2011/1<br />

– 18 –<br />

Rückblick<br />

fotos: Jochen klenk


Rückblick mARiinsky-bAllett<br />

DornrösCHen<br />

Peter Tschaikowsky:<br />

„Dornröschen“<br />

Choreographie:<br />

Marius Petipa (Fassung<br />

von Konstantin Sergejew)<br />

Dirigent: Alexei Repnikov<br />

Ballett <strong>und</strong> Orchester<br />

des Mariinsky-Theaters<br />

St. Petersburg<br />

– 19 –<br />

2011/1


sie ermöglichen ideen<br />

den Stiftern<br />

Frieder Burda · Ladislaus <strong>und</strong> Annemarie von Ehr · Wolfgang <strong>und</strong> Anneliese Grenke · Henriette <strong>und</strong> Paul Heinze Stiftung · Klaus-Georg<br />

Hengstberger · Klaus <strong>und</strong> Hella Janson · Sigm<strong>und</strong> Kiener · Karlheinz Kögel · Ernst H. Kohlhage · Ernst-Moritz Lipp <strong>und</strong> Angelika Lipp-Krüll · Hugo<br />

<strong>und</strong> Rose Mann · Reinhard <strong>und</strong> Karin Müller · Wolfgang <strong>und</strong> Françoise Müller-Claessen · Hans R. Schmid <strong>und</strong> Mary Victoria Gerardi-Schmid<br />

Walter Veyhle · Alberto Vilar · Franz Bernhard <strong>und</strong> Annette Wagener · Horst <strong>und</strong> Marlis Weitzmann · Beatrice <strong>und</strong> Götz W. Werner<br />

IN MEMORIAM: Theo <strong>und</strong> Gabi Kummer · Margarete Stienen<br />

dem fre<strong>und</strong>eSkreiS<br />

mit seinen über 1.400 Mitgliedern<br />

UNSER HERZLICHES DANKESCHöN GILT:<br />

den gröSSten privaten förderern<br />

DIAMANT: Frieder Burda · Wolfgang <strong>und</strong> Anneliese Grenke · Sigm<strong>und</strong> Kiener · Karlheinz Kögel · Ernst H. Kohlhage · Dieter <strong>und</strong> Margrit Kummer<br />

Klaus <strong>und</strong> Kirsten Mangold · Hugo <strong>und</strong> Rose Mann · Horst <strong>und</strong> Marlis Weitzmann · Beatrice <strong>und</strong> Götz W. Werner<br />

SMARAGD: Franz Burda · Joyce <strong>und</strong> Günter Pilarsky · Hanns A. Pielenz Stiftung · sowie ungenannte Förderer<br />

RUBIN: Ladislaus <strong>und</strong> Annemarie von Ehr · Helga <strong>und</strong> Erivan Haub · Klaus <strong>und</strong> Hella Janson · Marga <strong>und</strong> Kurt Möllgaard-Stiftung · Hans <strong>und</strong><br />

Jutta Schmidt · Ulrich <strong>und</strong> Silke Weber · sowie ungenannte Förderer<br />

SAPHIR: Barbara Dyckerhoff-Mack <strong>und</strong> Ingo Mack · Renate Ganter · Axel Hommrich · Bernd J. <strong>und</strong> Gudrun Rombach · sowie ungenannte<br />

Förderer<br />

PLATIN: Clemens <strong>und</strong> Gerhild Börsig · Hans-Jörg <strong>und</strong> Ulrike Haferkamp · Eva <strong>und</strong> Hans-H. Hasbargen · Antje-Katrin Kühnemann <strong>und</strong> Jörg<br />

Gühring · Lieselotte Maier · Erwin <strong>und</strong> Anita Müller · Oswald Nussbaum · Karin Rudolph · Johanna Spinner · Annette <strong>und</strong> Otmar Zwiebelhofer<br />

sowie ungenannte Förderer<br />

GOLD: Katrin <strong>und</strong> Rick van Aerssen · ArteMusica Stiftung · Gerda Dirks <strong>und</strong> Barbara Dacho · Robert F. Dondelinger <strong>und</strong> Daniel Fisch<br />

Lore Einwächter · Eppensteiner Stiftung · Heike <strong>und</strong> John Feldmann · Eberhard <strong>und</strong> Barbara Graf · Arnold <strong>und</strong> Heiderose Höpfinger · Gabriele<br />

Kippert · Inge <strong>und</strong> Werner Lehmann · Gerlinde Rillmann · Ernst-Werner <strong>und</strong> Uta Ruhbaum · Horst Sandner · Bernhard <strong>und</strong> Charlotte Schrickel<br />

Sigrid Schuler · Ina Standare · Rosemarie von Zsóry · sowie ungenannte Förderer<br />

SILBER: Walter <strong>und</strong> Christa Berthold · Veit <strong>und</strong> Karin Bürkle · Hans-H. <strong>und</strong> Ann Firnges · Norbert <strong>und</strong> Marie-Pierre Gross · Edward <strong>und</strong> Marianne<br />

Jaeger-Booth · Klaus <strong>und</strong> Helga Kaiser · Danielle <strong>und</strong> Jean-Paul Koch · Nikolaus <strong>und</strong> Regina Krings · Walter <strong>und</strong> Micheline Müller · Marianne<br />

Schippmann · Annemarie Servas · Karin Siegel · Peter Theile · Klaus-Dieter <strong>und</strong> Ilsetraud Vöhringer · Inge Wenz · Hans Ernst Zöller · sowie<br />

ungenannte Förderer<br />

dem kuratorium<br />

Prinz Bernhard von <strong>Baden</strong> · Bernd Bechtold · Roland Berger · Clemens Börsig (Vorsitzender) · Peter Boudgoust · Pierre Boulez · Christian Brand<br />

Plácido Domingo · Alexander Erdland · Franz Fehrenbach · John Feldmann · Valery Gergiev · Norbert Gross · Hanns-Dieter Herrmann<br />

Hilmar Hoffmann · Eliette von Karajan · Karl-Ludwig Kley · Klaus Mangold · Anne-Sophie Mutter · Heinz Ohnmacht · Wolfgang Rihm<br />

Markus Schächter (stellv. Vorsitzender) · Lothar Späth · Hans-Jörg Vetter · Hans-Peter Villis · Klaus-Dieter Vöhringer<br />

Foto: Clive NiChols/Corbis


dem firmenpool<br />

b.i.g. bechtold Ingenieurgesellschaft mbH Karlsruhe · Bada AG Bühl · Badischer Gemeinde-Versicherungs-Verband Karlsruhe · BASF AG Ludwigshafen<br />

· Biologische Heilmittel Heel GmbH <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> · Bischoff + Scheck Fahrzeugtechnik Gmbh & Co. KG Rheinmünster · Dieter Schätzle<br />

Präzisionswerkzeuge Tuttlingen · Druckerei Dr. Willy Schmidt GmbH & Co. KG <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> · E. Emde Finanz- <strong>und</strong> Vermögenskoordination<br />

Gengenbach · ECG Energie Consulting GmbH Kehl · Falk & Co. GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft <strong>und</strong> Steuerberatungsgesellschaft<br />

Heidelberg · Friedrich Ganz Versicherungsmakler GmbH <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> · Futternapf Petfood Group Kronau · GFT Technologies AG St. Georgen<br />

Hennerkes, Kirchdörfer & Lorz Rechtsanwälte Stuttgart · Herrmann W. Assekuranz KG Ettlingen · Indubau GmbH & Co. KG Karlsruhe · KWH<br />

Automobiltechnik GmbH Gaggenau · LBS Landesbausparkasse <strong>Baden</strong>-Württemberg Stuttgart · Leitwerk AG Appenweier · Liebich & Partner AG<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> · MODE MONTE CARLO von Ehr GmbH Bad Säckingen · MODE WAGENER <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> · Neumayer Tekfor Holding GmbH,<br />

Offenburg · Nussbaum Medien St. Leon-Rot GmbH & Co. KG St. Leon-Rot · OPTICA Abrechnungszentrum Dr. Güldener GmbH Stuttgart · Otto<br />

Nußbaum GmbH & Co. KG Kehl · Progress-Werk Oberkirch AG Oberkirch · Robert Bosch GmbH Bühl · Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Baden</strong> · Sander Umformtechnik GmbH & Co. KG Renchen-Ulm · Schultze & Braun GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Achern · Smurfit Kappa Carton Gernsbach · Sparkasse Karlsruhe Ettlingen Karlsruhe · Sparkasse Hanauerland Kehl · Stark Druck<br />

GmbH + Co. KG Pforzheim · Tensid-Chemie GmbH Muggensturm · Thönes – Natur Großschlachterei e.K. Sasbachwalden · Vollack Bähr Bretz<br />

GmbH Karlsruhe · Weimer Pharma GmbH Rastatt · Weisenburger Bau GmbH Rastatt · werner egerland automobillogistik GmbH & Co. KG<br />

Osnabrück · Wüstenrot & Württembergische AG Stuttgart<br />

den premiumpartnern<br />

den programmpartnern den BildungSpartnern<br />

den auSStattungSpartnern<br />

den medienpartnern


PersönliCHes<br />

schuld war, wie so oft, das wetter. im silvesterkonzert<br />

des zdF aus der dresdner semperoper<br />

sang, jedenfalls in der Probe für die Konzertaufzeichnung,<br />

keine geringere als anna netrebko für<br />

die amerikanische sopranistin renée Fleming.<br />

was für ein ersatz, was für ein einspringen! wenn<br />

der weltstar in dem Lied „heia, in den Bergen ist<br />

mein heimatland“ zu einer süffigen melodie aus<br />

der „csárdásfürstin“ sich auch der leichten muse<br />

widmete: anna netrebko sang es dennoch so, wie<br />

sie auch ganz große musik singt, <strong>und</strong> die zuhörer<br />

im saal der semperoper jubelten ihr begeistert zu,<br />

als sie in das richtige Live-Konzert mit renée Fleming<br />

eingespielt wurde, die es dann doch noch<br />

zur Übertragung nach dresden geschafft hatte.<br />

das Fernsehen kennt keine geographischen einschränkungen<br />

<strong>und</strong> witterungsbedingungen, es<br />

kommt immer live aus dem beheizten Barocksaal<br />

in die beheizte neujahrsstube zuhause. niemand<br />

hätte das abenteuer der umbesetzung bemerkt,<br />

sondern nur wohlig registriert.<br />

mit dem winterwetter kommen auch die Krankheiten,<br />

<strong>und</strong> so hat, parallel zum zdF-silvesterkonzert,<br />

auch bei der ard-gala ein Programmwechsel<br />

aus not stattgef<strong>und</strong>en. das „Badische Tagblatt“<br />

feierte die sopranistin anja harteros – „Jubel für<br />

die retterin“ – für ihren betörenden Pianoeinsatz<br />

bei Verdis „Pace, pace“, nachdem das Programm<br />

wegen der erkrankung des Tenors Jonas Kaufmann<br />

komplett auf sopran-arien umgestellt worden war.<br />

sopran statt Tenor – in einer normalen opernaufführung<br />

wäre das nicht möglich gewesen. das ersparte<br />

dem galapublikum das missgeschick eines<br />

preußischen Leutnants, der eine Karte für den<br />

„Lohengrin“ geschenkt bekommen <strong>und</strong> übersehen<br />

TexT: HellmuTH KaraSeK<br />

Von einem, der auszog,<br />

den schwan zu sehen ...<br />

... unD beim Figaro lanDeTe.<br />

Wer inS THeaTer geHT, DarF miT ÜberraScHungen recHnen –<br />

miTunTer aucH auF Dem ProgrammzeTTel.<br />

Der Autor<br />

Hellmuth Karasek ist einer<br />

der prominentesten<br />

Kulturkenner in Deutschland.<br />

mit Humor <strong>und</strong><br />

Savoir-vivre war er der ideale<br />

Partner <strong>und</strong> gegenspieler<br />

von marcel reich-ranicki<br />

im „literarischen Quartett“.<br />

Der Journalist <strong>und</strong> Schriftsteller,<br />

1934 in brünn geboren,<br />

leitete über 20 Jahre<br />

lang das Kulturressort des<br />

„Spiegels“ <strong>und</strong> war mit-<br />

herausgeber des „Tagesspiegels“.<br />

er veröf fentlichte<br />

romane, geschichten, bücher<br />

über den Film <strong>und</strong> eine<br />

biographie der 50er Jahre<br />

(„go West!“). 2010 wurde<br />

„ihr tausend faches Weh <strong>und</strong><br />

ach“, eine autobiographisch<br />

gefärbte Sammlung erotischer<br />

geschichten, zum<br />

bestseller. 2011 erscheint<br />

der glossen-band „im<br />

Paradies gibts keine roten<br />

ampeln“.<br />

Linke Seite:<br />

Der Herr mit Helm soll dafür<br />

sorgen, dass alles nach<br />

Programm geht. Doch gegen<br />

Wetter <strong>und</strong> Viren hilft auch<br />

der schärfste Säbel nichts.<br />

HellMutH KaraseK<br />

hatte, dass wegen indisposition des schwans, oder<br />

auch des Tenors, eine Programmänderung notwendig<br />

geworden war. statt „Lohengrin“ stand<br />

„Figaros hochzeit“ auf dem Programm, <strong>und</strong> nachdem<br />

der offizier eine gute halbe st<strong>und</strong>e lang den<br />

gesungenen Vorgängen auf der Bühne um graf<br />

almaviva, susanna, cherubino <strong>und</strong> Figaro mit<br />

großen augen <strong>und</strong> weit geöffneten ohren gefolgt<br />

war, stupste er seinen nachbarn an <strong>und</strong> fragte<br />

flüsternd: „Verzeihen sie, wann kommt denn endlich<br />

der schwan?“ der nachbar flüsterte ebenso<br />

leise zurück: „Überhaupt nicht. wir haben eine<br />

Programmänderung. das ist ‚Figaros hochzeit‘.<br />

worauf sich der offizier krachend erhob <strong>und</strong> sagte:<br />

„na, dann kann ick ja jehen, da kenn ick jede<br />

note“, <strong>und</strong> den saal verließ.<br />

solche geschichten haben weniger mit Programmänderungen<br />

als mit Banausentum zu tun. das allerdings<br />

durch die Programmänderung an den Tag<br />

gebracht wird. zumindest kannte der forsche<br />

Banause keine schwellenangst. es war ihm nicht<br />

peinlich, er überspielte die unvorhergesehene<br />

wendung der dinge auf der Bühne mit einer<br />

scheinbar kennerischen Parade.<br />

witze aus der guten alten zeit mit militärischen<br />

oder neureichen Banausen gibt es ohne zahl:<br />

Fragt die comtesse den hauptmann während des<br />

Tanzes: „Kennen sie ibsen?“ (es war die zeit der<br />

„gespenster“ <strong>und</strong> der schuld der Väter an den<br />

söhnen), <strong>und</strong> erhält die antwort: „nein, wie tanzt<br />

man das?“ oder, um noch einen draufzusetzen:<br />

Kommt einer von einem rom-Besuch zurück <strong>und</strong><br />

erzählt seinen Fre<strong>und</strong>en davon, bis die ihn fragen:<br />

„warst du auch in der sixtinischen Kapelle?“ antwort:<br />

„Ja, bravourös haben die gespielt.“<br />

– 23 – 2011/1


PersönlicHes<br />

Diese Geschichten drücken etwas aus, was man<br />

Menschen nur durch längere kulturelle Erziehung<br />

<strong>und</strong> Gewöhnung abtrainieren kann, nämlich die<br />

Schwellenangst. Die Schwellenangst betrifft meist<br />

die Gefahr, sich bei dem Kunstgenuss im Theater,<br />

Konzert oder in Galerien nicht zu bilden oder<br />

zu unterhalten oder zu amüsieren, sondern sich<br />

im Gegenteil vor der Kunst zu blamieren. Alle<br />

Volksbühnen-Vereine <strong>und</strong> Abonnenten-Unter weisungen<br />

arbeiten hier in lehrreichen <strong>und</strong> oft<br />

schweißtreibenden Unterrichtungen entgegen.<br />

Schwellenangst, das ist die Angst, falsch angezogen<br />

zu sein, wobei die feierliche Abendgarderobe<br />

im Konzert <strong>und</strong> in der Oper auch eine schöne<br />

Exklusivität markiert: „Wir sind eine kulturverschworene<br />

Gemeinschaft, wir haben Zeit, Laune<br />

<strong>und</strong> Geld, um uns das leisten zu können. Wir<br />

wissen, welche Fliege zum Smoking passt.“<br />

Schwellenangst, das ist auch die Angst, sich<br />

falsch zu verhalten, <strong>und</strong> wie wir oben am Beispiel<br />

des „Lohengrin“-Offiziers gesehen haben, falsche<br />

Erwartungen herauszuposaunen – auch wenn es<br />

flüsternd geschieht. Schwellenangst, das ist die<br />

Angst, schon nach dem dritten Satz zu klatschen,<br />

auch wenn die Sinfonie vier Sätze hat. Bei den<br />

Blicken, die man sich dabei einfängt, möchte man,<br />

wenn schon nicht sterben, dann mindestens in<br />

den Boden versinken. Schwellenangst ist die<br />

Angst, falsch zu reagieren: Programmänderungen<br />

haben es in sich, wenn etwa der banausische<br />

Militär, den wir noch einmal bemühen wollen, auf<br />

die Frage, wie ihm denn „König Lear“ gefallen<br />

habe, mit einem knapp- gnädigen „Man lacht!“<br />

reagiert.<br />

Man kann sich auch durch einen Enthusiasmus,<br />

der anderen falsch vorkommt, vor seinen Mitmenschen<br />

blamieren. So habe ich als junger, frisch<br />

zugezogener Kritiker in Hamburg in der Ära<br />

Ivan Nagel die hinreißend komische Version von<br />

Jerôme Savary der „Périchole“ Offenbachs erlebt<br />

<strong>und</strong> war so belustigt, als der alte Eduard Marx<br />

sich singend mit dem Stemmeisen durch dicke<br />

Gemäuer gebrochen hatte <strong>und</strong> fröhlich versich-<br />

Linke Seite:<br />

Als die Kleiderfrage noch<br />

eine war, traf man sich<br />

im Foyer auf eine Zigarette.<br />

Heute zieht man an, was<br />

man will, fitnessgestärkt <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>. So viel zum<br />

Fortschritt!<br />

Oben:<br />

Darf Klassik Spaß machen?<br />

„Aber ja!“, lesen wir aus<br />

dem fein nach oben ge zogenen<br />

rechten M<strong>und</strong>winkel<br />

der Dame links im Bild.<br />

HellmutH KaraseK<br />

erte, in weiteren sieben Jahren würde er sich in<br />

die völlige Freiheit gestemmt haben, dass ich dies<br />

mit überlautem Gelächter begleitete. Eine Hamburger<br />

Dame, die hinter mir saß (ich selbst durfte<br />

mich damals noch nicht zu den Hamburgern<br />

rechnen), stupste mich auf die Schulter <strong>und</strong> sagte:<br />

„Mäßigen Sie sich, mein Herr. Wir sind im Deutschen<br />

Schauspielhaus.“ Wie man damals überhaupt<br />

wusste, was sich gehörte. Es war nicht die<br />

gleiche Dame, aber wahrscheinlich eine ähnliche,<br />

die bei einer anderen Premiere (ich weiß nicht<br />

mehr, von welchem Stück) sagte, als sich der Vorhang<br />

öffnete <strong>und</strong> sie das Bühnenbild sah: „Das<br />

wird nix.“ Weise Voraussicht, sie hatte mit ihrem<br />

Vorurteil auch noch recht. Wie überhaupt eine negative<br />

Reaktion schwerer zu widerlegen ist als<br />

eine positive.<br />

Ich möchte zum Schluss den Helden eines überschäumenden<br />

Enthusiasmus <strong>und</strong> seine heroische<br />

Theaterleistung schildern. Er heißt Nadelman <strong>und</strong><br />

ist einer Kurzgeschichte von Woody Allen entsprungen.<br />

Nadelman bei Woody Allen ist ein leidenschaftlicher<br />

Opernliebhaber, lebt auch noch in<br />

Mailand <strong>und</strong> hat ein Abonnement in der berühmten<br />

Scala. Er hat einen Abonnementplatz im ersten<br />

Rang, fast über dem Orchestergraben, <strong>und</strong> als<br />

ihn eine Aufführung der „Bohème“ am Schluss zu<br />

Begeisterungsstürmen hinreißt, applaudiert er<br />

frenetisch, springt dazu auf <strong>und</strong> beugt sich der<br />

Bühne entgegen – bis er kopfüber in den Orchestergraben<br />

stürzt. Das, bemerkt Woody Allen, war<br />

unendlich schmerzhaft. Doch um sich nicht<br />

wegen seiner Kunst-Tölpelei blamiert fühlen zu<br />

müssen, wiederholt er den Sturz Abend für Abend.<br />

Ich weiß, dass dieser Enthusiasmus auch in der<br />

Scala keine Schule machte. Dazu bedarf es schon<br />

eines Kunsthelden. Und ich weiß nicht, ob an<br />

diesem Abend wirklich „La Bohème“ gespielt<br />

wurde oder vielleicht sogar, wegen eines jähen<br />

Programmwechsels, „La Traviata“. Es ist mir auch<br />

egal. Aber eines weiß ich sicher <strong>und</strong> werde es nie<br />

vergessen: Der Name des in den Orchestergraben<br />

Stürzenden ist Nadelman.<br />

– 25 – 2011/1


MuseuM Frieder Burda <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

TexT: UTe BaUermeisTer<br />

AUFRISS EINER NEBELBANK<br />

er sprichT von sTimUlanzen, schüBen Und siehT sich als hüTer der Flamme.<br />

Wie seine Bilder, so lieBT aUch neo raUchs sprache die meTapher.<br />

zUrzeiT arBeiTeT der KünsTler an einer BronzesKUlpTUr Für <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. ein inTervieW.<br />

Das Museum Frieder Burda widmet seine große<br />

Sommerausstellung dem Maler Neo Rauch. Viele<br />

bisher nie gezeigte Werke werden zu sehen sein,<br />

darunter auch eine Bronzeskulptur, die gerade für<br />

die Ausstellung entsteht. Mit dem <strong>Festspielhaus</strong>-<br />

Magazin sprach Neo Rauch über die Inspiration,<br />

die von einem Museumsgebäude ausgehen kann,<br />

das Abenteuer der weißen Leinwand <strong>und</strong> den<br />

perfekten normalen Tag …<br />

2011 wird eine große Neo-Rauch-Einzelausstellung<br />

im Museum Frieder Burda <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> zu sehen<br />

sein. Sie haben das Museum gemeinsam mit Frieder<br />

Burda besucht, wie war Ihr Eindruck?<br />

Das Gebäude hat mich auf Anhieb überzeugt, als architektonische<br />

<strong>und</strong> skulpturale Setzung in dem bestehenden<br />

Umfeld. Das ist nicht selbstverständlich,<br />

weil ich sehr strenge Maßstäbe an zeitgenössische<br />

Architektur anlege <strong>und</strong> in dieser Hinsicht nicht<br />

ganz frei von einem verkniffenen Konservatismus<br />

bin. Zum inneren Raumkonzept kann ich auch<br />

nichts anders sagen, als dass ich gar nicht umhin<br />

kam, mir meine Arbeiten hineinzuspiegeln. Ich fing<br />

sofort an, im Geiste das Haus zu bebildern. Als ich<br />

zu Besuch war, hing gerade Baselitz, das war ein<br />

sehr schöner Entfaltungsraum für diese Werke.<br />

Wann haben Sie Frieder Burda kennen gelernt?<br />

Er hat bereits Anfang der 1990er Jahre Bilder von<br />

mir gekauft. Wir traten früh miteinander in Kontakt.<br />

Persönlich kennen gelernt habe ich ihn vor<br />

etwa vier Jahren.<br />

Der Kunsthistoriker Werner Spies wird die Ausstellung<br />

kuratieren. Werden Sie an der Hängung mitwirken?<br />

Nein, ich will auch hier versuchen, scheu <strong>und</strong> diskret<br />

in den Hintergr<strong>und</strong> zu treten, weil ich Werner<br />

Spies auf diesem Gebiet sehr viel zutraue. Meine<br />

Erfahrung ist, dass der Künstler selbst eher als<br />

Störfaktor auftritt. Sowohl in München als auch in<br />

Leipzig war das bei den beiden großen Werkschauen<br />

2010 ein kongeniales Vorgehen. Durch teilweise<br />

riskante Hängemanöver der Kuratoren, die ich so<br />

2011/1<br />

Der Künstler<br />

neo rauch, 1960 in leipzig<br />

geboren, studierte an<br />

der leipziger hochschule für<br />

Grafik <strong>und</strong> design bei arno<br />

rink <strong>und</strong> Bernhard heisig.<br />

von 2005 bis 2009 lehrte er<br />

selbst dort als professor.<br />

Bis heute lebt der Wegbereiter<br />

der „neuen leipziger schule“<br />

in seiner heimatstadt.<br />

Frieder Burda rechnet neo<br />

rauch „zu den bedeu-<br />

tendsten malern der Gegenwart.<br />

als ich rauch im<br />

Blick auf diese ausstellung<br />

in seinem atelier in leipzig<br />

besuchte, war ich sofort<br />

fasziniert vom mythos, dem<br />

Geheimnisvollen, von den<br />

Farben, von der positiven<br />

ausstrahlung der Werke, die<br />

dort entstehen.“ auch<br />

in den Usa werden neo<br />

rauchs Werke gefeiert,<br />

der Künstler zählt international<br />

zu den wichtigsten<br />

malern seiner Generation.<br />

– 26 –<br />

wahrscheinlich nicht vorgenommen hätte, wurden<br />

mir selbst neue Zusammenhänge aufgeschlossen.<br />

Insofern traue ich unserem „Chefsurrealisten“<br />

Werner Spies in dieser Hinsicht auch allerhand<br />

Unternehmungsgeist zu. Mir war es wichtig, Material<br />

einzubeziehen, das vielleicht zu Unrecht in<br />

den zurückliegenden Jahrzehnten unter Verschluss<br />

geblieben ist.<br />

Was wird zu sehen sein? Sie haben in einem Interview<br />

in der „Zeit“ gesagt: „Ich arbeite daran, das<br />

Gute <strong>und</strong> die Zuversicht in diese Bildmaterialien<br />

hineinzumassieren.“<br />

Das liegt nicht in meiner Macht. Angesichts des<br />

zur Verfügung stehenden Konvoluts befürchte ich,<br />

dass sich in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> wohl noch nicht dieser<br />

helle, frühsommerliche Aspekt durchschlagen wird.<br />

Das ist wohl erst dem vor mir liegenden Produktionsjahr<br />

beschieden, diese Kapazitäten freizuschalten.


Foto: uwe walter; aBBildung: galerie eigen + art leipzig/Berlin <strong>und</strong> david zwirner, new York<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> MuseuM Frieder Burda<br />

Es handelt sich dabei um eine solche Unwägbarkeit,<br />

die so im Atmosphärischen angesiedelt ist,<br />

da muss wohl der Kurator die Auswahl entsprechend<br />

justieren.<br />

Sie haben das eben angesprochene Interview<br />

gemeinsam mit dem Schriftsteller Uwe Tellkamp<br />

(„Der Turm“) gegeben, der auch einen Katalogbeitrag<br />

für Sie schrieb. Wie wichtig ist Literatur für<br />

Sie – inspiriert Sie Literatur zur Malerei?<br />

Ja, sicher, ganz bestimmt sogar. Aber das darf man<br />

sich keinesfalls linear vorstellen. Literatur ist sehr<br />

wichtig als stimulierendes Beiwerk. Es ist nichts,<br />

das den eigentlichen Schub leistet, von unten. Aber<br />

ich lese gern <strong>und</strong> viel, derzeit habe ich Essays <strong>und</strong><br />

Briefe von Michel Houellebecq als Lektüre dabei,<br />

die mir außerordentlich gefallen. Zu meinen langjährigen<br />

literarischen Begleitern zählen unter anderen<br />

Julien Green, Henry Miller, Paul Auster,<br />

Ernst Jünger <strong>und</strong> Horst Lange. Auch Bildbände<br />

strahlen nach oben ab. Wenn ich im Atelier ein bestimmtes<br />

Bild von Velázquez aufgeschlagen habe,<br />

Oben:<br />

neo rauch,<br />

„ausschüttung“ (2009),<br />

Öl auf leinwand,<br />

210 x 300 cm,<br />

museum Frieder Burda,<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

dann bleibt ein atmosphärisches Gewölk haften,<br />

das ich auch in die Bilder hineinnehme.<br />

Was bedeutet Ihnen Musik, ist das ein Thema für Sie?<br />

Wenn ich nicht gerade Hörbücher höre, dann natürlich<br />

Musik. Das ist auch ein stimulierendes, ein atmosphärisches<br />

Beiwerk. Musik muss mich packen.<br />

Wenn ich in die feine Gespinsthaftigkeit der Inspirationsfixierung<br />

eintrete, dann ist im Idealfall Stille<br />

der passende Begleiter, aber es wirkt auch gut ein so<br />

feines Hineinwehen von Debussy oder Ravel. Ich<br />

habe gerne die Impressionisten im Raum oder wenn<br />

es sich verfestigt, dann auch die Romantiker.<br />

Sie nennen Tintoretto, Velázquez, Tizian als Vorbilder.<br />

Große Szenarien, die Welt als absurdes Theater,<br />

historische Kostüme, gemischt mit surrealen Sequenzen<br />

– woher stammen all diese Ideen, die Sie<br />

ohne Vorzeichnung direkt malen? Und: Malen Sie<br />

an mehreren Bildern gleichzeitig?<br />

Das weiß ich selbst nicht immer genau. Es sind<br />

Träume, Albträume, Bilder in mir, aus meinen<br />

Tiefen, die direkt in die Pinselspitze strömen. Oft<br />

– 27 – 2011/1


MuseuM Frieder Burda <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

weiß ich anfangs nicht, was später dabei herauskommt.<br />

Allerdings hat meine Malerei nichts mit<br />

emotionalem Actionpainting zu tun. Manchmal<br />

male ich mehrere Bilder gleichzeitig. Es entstehen<br />

zwischen 15 <strong>und</strong> 20 Gemälde pro Jahr.<br />

Flammen tauchen in Ihren Bildern immer wieder<br />

auf, wofür stehen sie?<br />

Die Flamme ist eine Metapher für die Inspiration.<br />

Das kann auch ein Teelicht sein. Oder Goethes<br />

Märchen vom Knaben Wagenlenker aus „Faust“,<br />

im zweiten Teil: „Auch ein Flämmchen spend ich<br />

dann <strong>und</strong> wann, erwartend, wo es zünden kann.“<br />

Wie ein Hüter der Flamme versuche ich, den kostbaren<br />

Zündstoff der Inspiration zu bewahren, der<br />

auch schnell erlöschen kann. Angesichts eines<br />

Teelichts kann man sich ungefähr vorstellen, wie<br />

es einer schöpferischen Natur gehen kann, wenn<br />

sie anfängt, darüber zu sinnieren, wie gefährdet<br />

dieser kostbare Zündstoff sein kann.<br />

Haben Sie manchmal Angst vor der weißen Leinwand?<br />

Angst nicht, aber Respekt, gemischt mit Abenteuerlust.<br />

Ich verwende immer gern die Metapher<br />

von der Nebelbank, vor der ich stehe. Die große<br />

Frage ist, was sich dahinter verbirgt.<br />

Sie arbeiten gerade auch an Skulpturen, eine davon<br />

wird in der Ausstellung im Museum Frieder Burda<br />

zu sehen sein.<br />

Ich bin am Thema dran, nehme mir die Zeit dafür.<br />

Ich habe ja immer mal einen Ausfallschritt in diese<br />

Richtung unternommen. Derzeit arbeite ich an einer<br />

Bronze. Skulpturen interessieren mich schon<br />

eine geraume Zeit, wobei ich meine Lichtobjekte<br />

nicht Skulpturen nenne, weil sie keine Qualität der<br />

Umschreitbarkeit haben. Man könnte eher von Reliefs<br />

sprechen. Bisher war es zweidimensional –<br />

wie beispielsweise an der Fassade des B<strong>und</strong>estages<br />

die beiden monumentalen Männer in grünem<br />

Neonlicht auf der Leiter.<br />

Wie sieht ein ganz normaler Tag im Leben von<br />

Neo Rauch aus?<br />

Ich wünschte, ich hätte mal wieder einen ganz<br />

normalen Tag. Idealerweise würde ich tagsüber<br />

im Atelier arbeiten, früh anfangen, mittags etwas<br />

Gutes kochen <strong>und</strong> abends am Kamin lesen.<br />

2011/1<br />

MuseuM FrieDer BurDa<br />

Neo Rauch<br />

28. mai Bis 18. sepTemBer 2011<br />

Tel: 0 72 21 / 3 98 98 0, www.museum-frieder-burda.de<br />

Der Kurator<br />

Werner spies, Kurator der<br />

ausstellung, wurde 1937 in<br />

Tübingen geboren. sein<br />

studium schloss er mit einer<br />

dissertation über den<br />

surrealisten max ernst ab,<br />

mit dem er bis zu dessen<br />

Tod 1976 eng befre<strong>und</strong>et war.<br />

seit 1960 lebt er in paris,<br />

wo er in regem Kontakt zu<br />

Künstlern wie pablo<br />

picasso, samuel Beckett,<br />

marguerite duras <strong>und</strong><br />

alain robbe-Grillet stand.<br />

von 1997 bis 2000 war<br />

er direktor des musée national<br />

d’art moderne im<br />

centre Georges pompidou.<br />

als Journalist, Kritiker,<br />

übersetzer, Kunstwissenschaftler<br />

<strong>und</strong> museums-<br />

leiter hat Werner spies maßgeblich<br />

zur anerkennung<br />

der künstlerischen<br />

moderne in deutschland<br />

beigetragen.<br />

– 28 –<br />

FrieDer BurDa<br />

Der Kunstsammler Frieder Burda ist dem <strong>Festspielhaus</strong><br />

eng verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> zählt zu den Gründungsstiftern. Am<br />

29. April 2011 wird Frieder Burda 75 Jahre alt. Aus diesem<br />

Anlass wird im Museum Frieder Burda eine sehr persön liche<br />

Auswahl seiner etwa 850 Werke umfassenden Kunstsammlung<br />

zu sehen sein, die Frieder Burda selbst treffen wird. Titel<br />

der Ausstellung: „Lebenslinien. Stationen einer Sammlung“.<br />

„Ich bin mit der Farbe groß geworden, mein Vater sammelte<br />

die deutschen Expressionisten“, erinnert sich Frieder Burda.<br />

Das erste Bild, das er 1968 kaufte, war eine geschlitzte Leinwand<br />

von Lucio Fontana, auch als Rebellion gegen das<br />

Elternhaus: „Ich wollte zeigen, wie modern ich bin.“<br />

Ausgehend von den farbstarken Bildern des deutschen Expressionismus<br />

baute Frieder Burda eine bedeutende Sammlung<br />

mit Kunstwerken des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts auf. Schwerpunkte<br />

bilden der abstrakte amerikanische Expressionismus,<br />

der späte Picasso <strong>und</strong> die deutsche Malerei von Gerhard<br />

Richter, Sigmar Polke <strong>und</strong> Georg Baselitz. Seit den 90er Jahren<br />

ist ein weiteres Sammlungsfeld hinzugekommen: junge zeitgenössische<br />

Künstler <strong>und</strong> Fotografen wie Axel Hütte <strong>und</strong><br />

Gregory Crewdson.<br />

Die Ausstellung gibt Aufschluss über die Sammelleidenschaft<br />

von Frieder Burda. Das Gemälde „Kerze“ von Gerhard<br />

Richter ist zu sehen, es übt eine große Faszination auf Sammler<br />

<strong>und</strong> Betrachter aus. Frieder Burda: „Es ist ein Bild von<br />

hoher meditativer Ausstrahlung <strong>und</strong> begeistert mich immer<br />

aufs Neue. Ohne Begeisterung <strong>und</strong> Leidenschaft gäbe es<br />

keine gute Malerei <strong>und</strong> keine sportliche Höchstleistung,<br />

keine Musiker wie Anne-Sophie Mutter, keine Nobelpreise<br />

für Forschung. Auch eine Kunstsammlung wächst erst mit<br />

der Begeisterung <strong>und</strong> Leidenschaft des Sammlers.“<br />

MuseuM FrieDer BurDa<br />

Lebenslinien. Stationen einer Sammlung<br />

18. märz Bis 15. mai 2011<br />

Tel: 0 72 21 / 3 98 98 0, www.museum-frieder-burda.de<br />

Foto: MuseuM Frieder Burda


Events <strong>und</strong> Kulturtrips weltweit<br />

Spezielles<br />

Rahmenprogramm<br />

Erstklassige<br />

Studiosus-<br />

Reiseleitung<br />

Erscheint<br />

sechsmal im Jahr<br />

www.kultimer.com<br />

<strong>und</strong> in jedem guten<br />

Reisebüro<br />

Katalog kostenlos <strong>und</strong> unverbindlich<br />

Tel. 00 800 /24 01 24 01<br />

(Gebührenfrei für D, A <strong>und</strong> CH)<br />

oder in jedem guten Reisebüro.<br />

www.kultimer.com<br />

Intensiverleben


mozArt<br />

Dass das Leichteste das Schwerste sei, predigen<br />

Zen-Meister wie Mozart-Kenner. Wobei: Mit Predigten<br />

haben es beide Fraktionen ja eher nicht so.<br />

Sie schweigen <strong>und</strong> genießen, das Leben <strong>und</strong> die<br />

Kunst, wissend, die Erleuchtung kommt auf jeden<br />

Fall in diesem oder im nächsten Leben.<br />

Die Brücke von Mozarts Musik zur japanischen<br />

Zen-Philosophie ist nicht willkürlich gewählt.<br />

Diese sagt, dass man dem Sinn des Lebens nicht<br />

bei spektakulären Ereignissen begegnet, in tibetanischen<br />

Klöstern, auf dem Flug zum Mond <strong>und</strong><br />

zurück oder beim Tauchen mit den Haifischen.<br />

Nein, beim täglichen Tellerwaschen ereilt einen<br />

der Sinn des Lebens, lehrt das Zen. Die Zen-Philosophie<br />

ist nicht ereignisorientiert <strong>und</strong> Mozarts<br />

Musik ist es ebenfalls nicht wirklich. Der normale<br />

Zuhörer ist ebendas <strong>und</strong> weiß genau, was er will:<br />

dramatische Emotionen, schwierige Verwicklungen,<br />

verblüffende Wahrheiten, den Flug zum<br />

Mond <strong>und</strong> zurück. Mozart ist Kinderkram dagegen.<br />

Zwar kennt man das Requiem <strong>und</strong> die c-Moll-<br />

Messe. Bloß typisch ist dieser „romantische“<br />

Mozart eben nicht. Es gibt zwei tragische Sinfonien<br />

<strong>und</strong> 39 heitere, das Verhältnis ist eindeutig,<br />

auch wenn die meisten Pianisten die beiden Moll-<br />

Klavierkonzerte bevorzugen <strong>und</strong> nicht ihre 25 Dur-<br />

Schwestern (die meisten Pianisten sind ebenfalls<br />

ereignisorientiert).<br />

Mit „Ereignis“ meinen wir alles Hervorstechende,<br />

Unerwartete, spannende Tragik im langweiligen<br />

Alltag. Tellerabwasch ist kein Ereignis, es sei denn,<br />

eine Kaffeetasse bricht, da man sich an Kaffeetassenbruch<br />

erinnern wird – das tägliche Abwasch-<br />

Ritual hingegen ist wie das Atmen, man merkt es<br />

kaum. Greifen Sie einmal zu Ihrem Konzertführer<br />

2011/1<br />

TexT: Dariusz szymanski<br />

ZEN IN DER KUNST DES<br />

MOZART-HöRENS<br />

mozarT isT ein einziges Trallala, Denken Wagnerianer, Wenn auch<br />

niemals lauT. Die musik klingT ofT hübsch, selTen<br />

beDeuTungsschWer: um sich ihr zu nähern, Wählen Wir Den<br />

kürzesTen Weg, nämlich über Japan.<br />

<strong>und</strong> schlagen Sie unter Mozarts „Jupiter sinfonie“<br />

nach! Wir versprechen, dass sich alle auf die Fugen<br />

im Finale stürzen. Diese Fugen sind großes Ereignis,<br />

weil untypisch für Mozart. Der erste Satz<br />

(zwei Themen, <strong>und</strong>ramatische Durchführung,<br />

keine Coda, hübsch das Ganze), dieser mozarttypische<br />

erste Satz also, wird meist ordentlich abgehandelt<br />

<strong>und</strong> mehr auch nicht. Es ist so viel<br />

schwieriger, die Sinne auf etwas zu richten, wo<br />

anscheinend „nichts“ passiert. Nur: In diesem<br />

Nichts versteckt sich eben die wahre Erleuchtung,<br />

so toll die Schlussfugen auch sind.<br />

Doch wie geht man mit diesem „Nichts“ um, in dem<br />

doch alles steckt? Mozarts Musik kann man entweder<br />

oberflächlich hören – dann ist sie tatsächlich<br />

ein hübsches Trallala, weil <strong>und</strong>ramatisch im romantischen<br />

Sinn. Oder man versinkt in die Analyse<br />

<strong>und</strong> wird niemals fertig, so fantastisch sind die<br />

komplexen Querbezüge, so unglaublich hängt jedes<br />

mit jedem zusammen: Wo vorhin nichts Ereignis<br />

war, ist nun alles Ereignis, jeder Ton, jede Pause –<br />

doch alles ist Ereignis nur für sich, es kümmert<br />

sich scheinbar überhaupt nicht um den Zuhörer.<br />

Mozarts Musik zu analysieren ist, als untersuche<br />

man das Sein, eine Pflanze, einen Kristall, ein Tier.<br />

Greifen wir zu einer anderen Metapher:<br />

Sie gehen einen bekannten Weg entlang, überqueren<br />

bekannte Straßen <strong>und</strong> kommen am Ziel an. Fragt<br />

man Sie, was passiert ist, so antworten Sie: nichts.<br />

Es ist auch nichts passiert. Nehmen Sie einmal denselben<br />

Weg <strong>und</strong> plötzlich, unter einem Balkon, fällt<br />

Ihnen eine Topfpflanze auf den Kopf. Nun sagen<br />

Sie: Es ist mir was passiert! Ein wahrhaft schreckliches<br />

Ereignis!<br />

Das mit der Topfpflanze sind Wagner <strong>und</strong> Beet-<br />

– 30 –<br />

der KlAssiKer<br />

Rechts:<br />

mozarts gedächtnis ist als<br />

W<strong>und</strong>er kaum zu verstehen.<br />

Dennoch ist es hilfreich,<br />

über andere spektakuläre<br />

gedächtnisleistungen nachzudenken.<br />

Wie schaffen<br />

es gedächtniskünstler, sich<br />

in fünf minuten 100<br />

begriffe zu merken? sie sind<br />

darin trainiert, sek<strong>und</strong>enschnell<br />

komplexeste fantasiewelten<br />

zu erschaffen.<br />

Dazu erinnern sie sich z. b.<br />

an einen bekannten Weg<br />

von der Wohnung zum kaufhaus.<br />

Den Weg haben sie<br />

zuvor „markiert“, indem sie<br />

sich auffälligkeiten merkten:<br />

1) baum, 2) laTerne,<br />

3) zebrasTreifen etc.<br />

müssen sie nun drei begriffe<br />

behalten („katze“, „pfeffer“,<br />

„fußball“), verknüpfen<br />

sie diese mit den markierten<br />

orten zu szenen: „am<br />

1) baum kratzt eine „katze“,<br />

unter der 2) laTerne<br />

herrscht glatteis, nur hat<br />

man statt mit salz mit<br />

„pfeffer“ gestreut, am<br />

3) zebrasTreifen spielt ein<br />

zebra „fußball“. Wer den<br />

sprachwitz in mozarts briefen<br />

kennt, dem erscheint<br />

dieser verspielte surrealismus<br />

vertraut; ein surrealismus,<br />

der an szenen von Toni Del<br />

renzio erinnert <strong>und</strong> dabei<br />

etwas erotisch­subversives<br />

hat, da er alles mit allem<br />

kombiniert.<br />

Abbildung: bridgemAn.de


mozArt<br />

hoven, das ohne ist Mozarts erster Satz der „Jupitersinfonie“.<br />

Schauen wir uns die erste Wegbeschreibung<br />

oberflächlich an, dann ist sie tatsächlich<br />

ohne Belang (wir sagten schon: zwei Themen, <strong>und</strong>ramatische<br />

Durchführung, keine Coda, hübsch<br />

das Ganze). Doch dann kommt ein Analytiker vorbei<br />

<strong>und</strong> zeigt auf, dass Sie 27 Jahre alt sind <strong>und</strong> an<br />

genau 27 Häusern vorbeilaufen müssen zum Ziel;<br />

<strong>und</strong> an jedem dritten Haus fährt ein Auto an<br />

Ihnen vorbei, das dunkler lackiert ist als sein Vorgänger;<br />

jedes dritte Auto fährt genau 27 km pro<br />

St<strong>und</strong>e, die Fenstergardinen werden immer heller,<br />

je näher Sie dem Ziel kommen, <strong>und</strong>, <strong>und</strong>, <strong>und</strong> ...<br />

Daneben macht der Analytiker Sie darauf aufmerksam,<br />

wie unendlich schön die Häuser gestaltet<br />

sind <strong>und</strong> die Autos <strong>und</strong> selbst der Zebrastreifen<br />

– <strong>und</strong> all das nehmen Sie nicht wahr, wenn Sie<br />

hier täglich vorbeigehen. Diese unglaublichen Bezüge<br />

drängen sich nicht auf, die 27 Häuser sind<br />

einfach da, so wie Sie einfach 27 Jahre alt sind. Ist<br />

das Ordnung oder Zufall? Was ist hier Struktur,<br />

was bloßer Hintergr<strong>und</strong>? Und der Schöpfergott all<br />

dessen will gar nicht gepriesen werden! Sie hätten<br />

seine W<strong>und</strong>er nicht bemerkt, wenn sein Prophet,<br />

der Analytiker, Sie nicht darauf hingewiesen<br />

hätte. Bei vielen Komponisten hingegen sind Straße,<br />

Autos <strong>und</strong> Häuser austauschbare Kulissen.<br />

Alles dreht sich um das winzige Ereignis (die<br />

fallende Topfpflanze), das dem Gehenden (oder<br />

Musikhörer) aufgedrängt wird. Autsch! Topf runter,<br />

Kopf ab, <strong>und</strong> schon hört es jedermann: Emoti-<br />

��������������<br />

1 ������������������ 2<br />

������<br />

����<br />

�������<br />

�����<br />

���������<br />

�������<br />

���������<br />

�������<br />

���������������<br />

���������<br />

����������<br />

�����<br />

�����������<br />

�������<br />

2011/1<br />

���<br />

���<br />

��������������<br />

� � �<br />

�����������<br />

onen, Dramatik, es geht um Tod <strong>und</strong> Leben – all<br />

das will man doch haben von der Kunst! Heutige<br />

Zuhörer sind auf romantische Überwältigung<br />

konditioniert <strong>und</strong> so fremdeln sie mit Mozarts<br />

Musik. Doch warum macht Mozart das alles?<br />

Warum legt er so komplexe Bezüge aus, als würde<br />

er das Leben in seinen unendlichen Verwinkelungen<br />

imitieren – Verwinkelungen jedoch, die in<br />

ihrer Totalität kaum jemand hört? Dieser Frage<br />

wollen wir uns durch eine andere, ganz praktische<br />

Metapher nähern.<br />

Sie wollen Ihr Leben aufschreiben. Als Prosa oder in<br />

Gedichtform.<br />

Was wählen Sie? Sicherlich doch Prosa, Ihr Leben<br />

ist komplex genug, da wollen Sie es sich nicht<br />

durch Reime noch schwerer machen. Verändern<br />

wir die Ausgangssituation ein wenig:<br />

Sie sitzen ohne Schreibzeug im Gefängnis. So<br />

müssen Sie Ihre Lebensbeichte nicht nur entwerfen,<br />

sondern auch gleich auswendig lernen.<br />

Welche Form wählen Sie nun? Wohl die Gedichtform.<br />

Je strukturierter ein Text ist (zum Beispiel<br />

durch Reime), je weniger willkürlich in seinen<br />

Einzelteilen, desto einfacher ist es, diesen Text im<br />

Gedächtnis zu behalten. Nun war Mozart ein<br />

Gedächtnisw<strong>und</strong>er: Er komponierte <strong>und</strong> lernte<br />

gleichzeitig auswendig. Vieles konzipierte er in<br />

seinem Kopf bis auf die Einzelheiten genau <strong>und</strong><br />

schrieb es anschließend (manchmal viel später)<br />

aus dem Gedächtnis nieder. Wer sich mit Gedächtnistraining<br />

befasst, der weiß, dass Trainierte in<br />

���<br />

���<br />

����<br />

�����<br />

������<br />

���<br />

�� �<br />

3<br />

���<br />

����<br />

�����<br />

������<br />

���<br />

��<br />

�<br />

– 32 –<br />

� � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � �<br />

der KlAssiKer<br />

Links:<br />

Was ist hintergr<strong>und</strong>, was<br />

ereignis? Was häuserfront,<br />

was blumentopf? im<br />

notenbeispiel 1 beginnt laut<br />

<strong>und</strong> ereignisvoll die<br />

Jupitersin fonie. Das ganze<br />

orchester spielt drei schläge<br />

(x, x, x): Tock, tock, tock!<br />

so hat einst der zeremonienstab<br />

den könig ange­<br />

kündigt. Den drei schlägen<br />

antworten drei aufsteigende<br />

seufzer (klammern) in<br />

den Violinen. in der überleitung<br />

(beispiel 2) werden<br />

die seufzer gut hörbar weitergeführt,<br />

die bläser spielen<br />

dazu im doppelten Tempo die<br />

drei schläge. nur: Diese<br />

drei schläge werden vom<br />

hörer bloß als begleitung<br />

wahr genommen, unwichtiger<br />

hintergr<strong>und</strong>, nette häuserfront<br />

am Weg. im dritten beispiel<br />

rutschen die seufzer<br />

in tiefe streicher ab, gut zu<br />

hören für geübte ohren.<br />

Dass hier in der melodie die<br />

drei schläge versteckt sind,<br />

nimmt man hingegen kaum<br />

wahr – wenn, dann als<br />

blasse ahnung, ein echo, aber<br />

nicht als bewusste ableitung<br />

der zeremonienstab­schläge.<br />

Diese musik wirkt leicht,<br />

„man redet übers Wetter“,<br />

dabei ist alles wichtig,<br />

weil struktur. es sind spuren,<br />

die mozart auslegt – als<br />

spielten „seufzer“ <strong>und</strong><br />

„schläge“ miteinander, ohne<br />

sich um zuhörer zu kümmern.<br />

notenbeispiele erstellt von peter l Awrence


ABBILDuNg: BRIDgEMAN.DE<br />

DER KLASSIKER MOzART<br />

der Lage sind, komplexeste Systeme in Windeseile<br />

auszuarbeiten. Die Komplexität soll gar nicht nach<br />

außen kommuniziert werden. Sie ist kein Selbstzweck,<br />

sondern dient dem Trainierten, indem sie<br />

ihm beim Auswendiglernen hilft. Deshalb die unendlichen<br />

Spiegelungen, Echos, Spuren <strong>und</strong> Symmetrien<br />

in Mozarts Musik! Reich wie das Leben<br />

selbst helfen sie Mozart nebenbei, seine Werke im<br />

Gedächtnis auszuarbeiten.<br />

Und doch: Nach diesem Ausflug in Mozarts Kopf<br />

ist es immer noch unklar, wie man Mozarts Musik<br />

hört. Lassen Sie uns also unsere gewohnte Hörweise<br />

umkehren: Wer von der Kunst fallende Töpfe<br />

erwartet, Liebestode <strong>und</strong> Mondflüge, der übersieht,<br />

dass es sich hier um Spektakuläres handelt,<br />

aber doch nicht um Schönes. Schönheit geschieht<br />

leise. Spektakuläres manipuliert uns, Schönem<br />

gegenüber müssen wir uns selbst öffnen. Der Witz<br />

am Zen-Tellerwaschen ist, dass man Teller wäscht<br />

<strong>und</strong> nur Teller wäscht, also nicht nebenher Musik<br />

hört, an den Ehestreit denkt oder an Haiattacken.<br />

Man wäscht Teller. Sonst nichts. Bei Mozart spielt<br />

Musik, <strong>und</strong> das Leben selbst ereignet sich: In den<br />

Klavierkon zerten hört man, wie das Klavier mit<br />

dem Orchester flirtet. Das klingt nach so wenig<br />

<strong>und</strong> ist so viel. „Klavier flirtet mit Orchester“<br />

bedeutet hier: Ständig werden die Rollen gewechselt.<br />

Hier führt das Klavier, da das Orchester, da<br />

verbandelt sich das Klavier mit den Bläsern, hier<br />

mit den Streichern, doch alles knapp oberhalb der<br />

Wahrnehmungsschwelle. Erwarten Sie keine Er-<br />

eignisse, wenn sich zwei Flirtende begegnen! Sie<br />

werden scheu vom Wetter reden. Ihre Augen erzählen<br />

etwas anderes, ihre Körperhaltung spricht<br />

Bände <strong>und</strong> alles ändert sich in Sek<strong>und</strong>enschnelle<br />

– ein spektaku läres System vollzieht sich da, voller<br />

Symmetrien, Gewichtsverteilungen, Spuren,<br />

Echos <strong>und</strong> Ereignisse, zu sehen nur für den, der<br />

Augen hat für das Unspektakuläre. Jeder Kick von<br />

außen, ob Hai oder fallender Blumentopf, würde<br />

hier nur stören. Der Flirt kann, muss aber kein<br />

Ziel haben. Er ist Spiel, Vergnügen an sich. Er feiert<br />

das Leben mit seinen Möglichkeiten, die gekostet<br />

oder gelassen werden in Freiheit. Dieses Leben<br />

leben manche Kinder noch <strong>und</strong> manche Alte leben<br />

es wieder; Mozarts Musik ist nichts für ewig Pubertierende<br />

auf der Suche nach Sinn. Denn der ist<br />

immer <strong>und</strong> überall schon da. Niemals drängt er<br />

sich auf, ganz wie Mozarts Musik.<br />

Wolfgang amadeus mozart<br />

Idomeneo<br />

Konzertante Aufführung<br />

Thomas Hengelbrock, Dirigent<br />

Mit Steve Davislim, Camilla Tilling,<br />

Anna Caterina Antonacci, Christina Daletska u. a.<br />

Balthasar-Neumann-Chor <strong>und</strong><br />

Balthasar-Neumann-Ensemble<br />

9. JunI 2011<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>-Gala 2011: Don Giovanni<br />

Konzertante Aufführung<br />

Yannick Nézet-Séguin, Dirigent<br />

Mit Diana Damrau, Joyce DiDonato,<br />

Ildebrando D' Arcangelo, Luca Pisaroni,<br />

Rolando Villazón, Mojca Erdmann,<br />

Konstantin Wolff, Vitalij Kowaljow<br />

18., 21. unD 24. JulI 2011<br />

Mozart: die letzten Sinfonien<br />

Yannick Nézet-Séguin, Dirigent<br />

Mahler Chamber Orchestra<br />

20. JulI 2011<br />

Mozart: privat<br />

Mit Nicole Heesters, Mojca Erdmann,<br />

Konstantin Wolff u. a.<br />

22. JulI 2011<br />

Mozart: Klavierkonzerte<br />

Pierre-Laurent Aimard, Klavier <strong>und</strong> Leitung<br />

Mahler Chamber Orchestra<br />

23. JulI 2011<br />

Weitere Informationen finden Sie auf<br />

Programmseite 76 <strong>und</strong> 81.<br />

Links:<br />

„Die Entführung aus dem<br />

Serail“, „Die Hochzeit des<br />

Figaro“, „Così fan tutte“<br />

<strong>und</strong> natürlich „Don Giovanni“<br />

(die Abbildung zeigt eine<br />

Don-Giovanni-Szene von<br />

Alexandre-Evariste Fragonard,<br />

1780-1850):<br />

Mozarts späte Opern feiern<br />

den Eros in einer Weise,<br />

mit der das 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

seine moralischen Probleme<br />

hatte. Aber nicht nur die<br />

Opernstoffe (um von<br />

den „Bäsle-Briefen“ nicht<br />

zu reden), Mozarts Musik<br />

an sich ist erotisch.<br />

Die Form, in der seine Instrumentalmusik<br />

am schönsten<br />

zu sich findet, ist deshalb ein<br />

„Zweifigurenstück“: das<br />

Klavierkonzert. Doch wenden<br />

Sie sich noch einmal<br />

Mozarts Jupiter sinfonie zu<br />

(Seite 32)! Die drei<br />

„Zeremonien schläge“ im<br />

Beispiel 1 gelten als männlich,<br />

die „Seufzer“, die ihnen<br />

antworten, sind weiblich.<br />

Schläge wie Seufzer<br />

umschlingen einander, widersprechen,<br />

flirten, fremdeln,<br />

<strong>und</strong> dann, plötzlich, reißt<br />

etwas auf <strong>und</strong> es zeigt sich<br />

die Einsamkeit, die der<br />

Schatten dieser Kunst ist, ihr<br />

ständiger stiller Horizont.<br />

der autor<br />

Dariusz Szymanski hält im<br />

<strong>Festspielhaus</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

jeweils eine St<strong>und</strong>e<br />

vor Veranstaltungsbeginn<br />

die Einführungsvorträge.<br />

In seinen Seminaren<br />

eröffnet er Mitgliedern<br />

des Fre<strong>und</strong>eskreises<br />

ungewöhnliche Zugänge<br />

zur klassischen Musik.<br />

Der Musikwissenschaftler<br />

spielt begeistert<br />

Klavier. Er begann seine<br />

berufliche laufbahn in einer<br />

renommierten Werbeagentur.<br />

– 33 – 2011/1


atErBallEtto<br />

2011/1<br />

HeiSS<br />

Einst standEn hiEr schmElzöfEn für diE italiEnischE autoindustriE.<br />

hEutE schlägt in dEr Emilia romagna das hErz<br />

dEs italiEnischEn BallEtts. Wir BEsuchtEn diE fondazionE<br />

nazionalE dElla danza atErBallEtto.<br />

– 34 –<br />

tanz<br />

foto: a. ancEschi


FoTo: DARIo LASAgnI<br />

TAnz ATeRBALLeTTo<br />

Mauern beflügeln sie nur:<br />

Um die Italiener für Ballett zu<br />

begeistern, strömt das<br />

Aterballetto hinaus in die<br />

Region. Andrea Tortosa<br />

Vidal (zweite von links), deren<br />

Porträt den Titel dieses<br />

Magazins schmückt, nahm<br />

uns mit einigen Fre<strong>und</strong>en<br />

aus der Ballettkompanie mit<br />

auf einen Ausflug:<br />

Szene an der Kathedrale<br />

von Modena.<br />

– 35 – 2011/1


ATeRBALLeTTo<br />

2011/1<br />

– 36 –<br />

Wo einst erz geschmolzen<br />

wurde, werden heute<br />

Muskeln gehärtet. Tänzer<br />

der Kompanie vor ihrem<br />

Ballettstudio, einer ehe maligen<br />

Metallschmelzerei.<br />

TAnz<br />

FoTo: DARIo LASAgnI


FoTo: A. AnceSchI<br />

TAnz ATeRBALLeTTo<br />

– 37 – 2011/1


ATeRBALLeTTo TAnz<br />

In der Sala del Tricolore in<br />

Reggio Emilia (rechts):<br />

Hier wurde 1797 zum ersten<br />

Mal die italienische Flagge<br />

gehisst. Das lässt Andrea<br />

Tortosa Vidal <strong>und</strong> ihre<br />

Fre<strong>und</strong>e erstarren – wenn<br />

schon nicht in Ehrfurcht,<br />

so doch in einer improvisierten<br />

menschlichen<br />

Skulptur. Der künstlerische<br />

Leiter des Aterballetto,<br />

Mauro Bigonzetti (unten),<br />

choreographiert als einer<br />

der wenigen Europäer<br />

auch in New York <strong>und</strong> kehrt<br />

doch immer wieder<br />

in die Region zurück.<br />

2011/1<br />

aterBalletto<br />

Le Sacre du Printemps (Uraufführung der Neuchoreographie)<br />

Come un Respiro<br />

Mauro Bigonzetti, Choreographie<br />

8. uND 9. ApRIL 2011<br />

Carnet de Notes<br />

Mauro Bigonzetti, Choreographie<br />

10. ApRIL 2011<br />

Weitere Informationen finden Sie auf Programmseite 72.<br />

– 38 –<br />

Mauro Bigonzetti <strong>und</strong><br />

das aterBalletto<br />

Neben all ihren kulinarischen Genüssen ist das Aterballetto einer der<br />

beliebtesten Exportartikel der Emilia Romagna. Italiens einzige moderne Ballettkompanie<br />

von internationaler Bedeutung behauptet sich seit über<br />

30 Jahren erfolgreich in einem Land, wo der Tanz – <strong>und</strong> dann auch noch der<br />

moderne Tanz! – traditionell einen Stellenwert weit hinter Oper <strong>und</strong> Belcanto hat.<br />

Mauro Bigonzetti, der bekannteste italienische Choreograph, war zunächst<br />

Tänzer beim Aterballetto, bevor er 1990 sein erstes eigenes Werk schuf<br />

<strong>und</strong> in den folgenden Jahren international Karriere machte. Von 1997 an<br />

leitete er die Kompanie für zehn Jahre, heute ist er ihr Chefchoreograph<br />

<strong>und</strong> kreiert außerdem Werke für zahlreiche europäische Ballettkompanien.<br />

Als einer von wenigen europäischen Choreographen hat er auch<br />

Erfolg in New York. Als seine Vorbilder nennt er „Jirˇí Kylián <strong>und</strong> William<br />

Forsythe. Ich fühle mich ihrer Ästhetik <strong>und</strong> ihrer choreographischen Inspiration<br />

verb<strong>und</strong>en.“<br />

Mit „Le Sacre du Printemps“ kreiert er fürs <strong>Festspielhaus</strong> eine Uraufführung,<br />

die sich zu Igor Strawinskys wilder, archaisch getönter Musik in eine<br />

große Tradition einreiht. Seit Vaslaw Nijinsky, dem Choreographen der<br />

skandalumtosten Uraufführung im Jahr 1913, über Tanzschöpfer wie Pina<br />

Bausch, Maurice Béjart <strong>und</strong> Glen Tetley bedeutet dieses Werk einen Meilenstein<br />

im Œuvre jedes Choreographen: „Es ist die wichtigste Ballettpartitur<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Danach hat sich alles in der Ballettmusik verändert“,<br />

so Bigonzetti. Die ursprüngliche Handlung vom Mädchen, das dem Frühlingsgott<br />

geopfert wird, will er nicht konkret zeigen, sondern eher abstrakt<br />

arbeiten: „Ich brauche keine Kulissen. Ich möchte erforschen, was möglich<br />

ist <strong>und</strong> was nicht möglich ist mit dem menschlichen Körper – welche Energie<br />

aus dieser Musik fließt. Ich habe den Gedanken an ‚Sacre’ schon seit<br />

langer, langer Zeit. Aber man braucht als Choreograph auch die passende<br />

Kompanie, um etwas ganz Besonderes zu machen.“ Angela Reinhardt<br />

FoToS (v. o. n. U.): DARIo LASAgnI; MARIA heLenA BUcKLey


FoToS (v. o. n. U.): RIchARD hUBeRT SMITh; SAvvAS vASILIADIS<br />

enTeRTAInMenT<br />

TExT: ToBIAS RoHE<br />

VOM WEST END<br />

NACH BADEN-BADEN<br />

IN DEN gRoSSEN opERNHäuSERN MAcHT<br />

EINE MuSIcAL­NEuINSzENIERuNg VoN SIcH REDEN:<br />

„EVITA“ koMMT NAcH BADEN­BADEN.<br />

„Evita“ ist unbestritten einer der größten Erfolge der Musical-<br />

Geschichte. Die Uraufführung 1978 im Londoner West End sowie<br />

die Broadway-Originalproduktion bildeten den Auftakt zu<br />

einem weltweiten Triumphzug des Werkes. Neben zahllosen<br />

Nominierungen gewann „Evita“ als „Bestes Musical“ jeweils<br />

den Olivier, den Tony sowie den Drama Desk Award <strong>und</strong> ehrte<br />

seine Schöpfer mit je einem Tony Award in den Kategorien „Beste<br />

Partitur“, „Bestes Buch“ <strong>und</strong> „Beste Regie“. Der ergreifende<br />

Schlüsselsong „Don’t Cry for Me Argentina” stürmte die Toppositionen<br />

der internationalen Charts. Die Verfilmung aus dem<br />

Jahr 1996 mit Madonna in der Titelrolle an der Seite von Antonio<br />

Banderas faszinierte ein Millionenpublikum.<br />

Seit Sommer 2010 nun feiert die offizielle Produktion von Sir<br />

Andrew Lloyd Webber <strong>und</strong> Tim Rice, neu inszeniert anlässlich<br />

des dreißigjährigen Bühnenjubiläums, an den renommiertesten<br />

deutschsprachigen Bühnen große Erfolge <strong>und</strong> kommt auch<br />

ins <strong>Festspielhaus</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. Zuvor war sie ein Kassenschlager<br />

in ganz Großbritannien.<br />

Neben einer hochkarätigen Besetzung mit Stars aus dem Londoner<br />

West End <strong>und</strong> einem exzellenten Orchester besticht die<br />

Inszenierung durch eine mitreißende Choreographie <strong>und</strong> eine<br />

stilvoll aufwendige Ausstattung. „Diese ‚Evita‘-Inszenierung ist<br />

die beste, konsequenteste <strong>und</strong> auch mutigste“, urteilt das „Hamburger<br />

Abendblatt“, <strong>und</strong> die „Dresdner Morgenpost“ schwärmt:<br />

„Viel Gefühl, mitreißende Musik, ein wandelbares, effektvolles<br />

Bühnenbild <strong>und</strong> vor allem erstklassige Solisten – die Original-<br />

Abigail Jaye ist die Eva<br />

„Evita“ perón in Bob<br />

Tomsons Neuinszenierung<br />

des Musicals von Andrew<br />

Lloyd Webber <strong>und</strong> Tim<br />

Rice. Im Londoner West<br />

End war sie schon in<br />

zahlreichen Musicals dabei.<br />

produktion aus dem Londoner West End lässt nichts aus“.<br />

Das weltweit erfolgreiche Autorenteam Lloyd Webber <strong>und</strong> Rice<br />

schuf die grandiose Partitur zu „Evita“ fasziniert von der einzigartigen<br />

Geschichte der María Eva Duarte de Perón. Mit ihrer<br />

Schönheit <strong>und</strong> ihrem Charisma, das dem argentinischen Volk so<br />

viel Hoffnung gab, war die Präsidentengattin schon zu Lebzeiten<br />

zur „spirituellen Führerin“ ihrer Nation geworden. Ihr unvergleichlicher<br />

Aufstieg in einem wahnwitzigen Geflecht aus ehrgeizig<br />

verfolgten Träumen <strong>und</strong> politischen Manipulationen, gepaart<br />

mit der Gier nach Macht, Wohlstand <strong>und</strong> Anerkennung <strong>und</strong><br />

einem bis zum bitteren Ende gehaltenen Liebespakt, ist der fesselnde<br />

Stoff, aus dem der Musical-Klassiker „Evita“ gemacht ist.<br />

evita<br />

Musical von Andrew Lloyd Webber <strong>und</strong> Tim Rice<br />

22. BIS 27. FEBRuAR 2011<br />

Weitere Informationen finden Sie auf Programmseite 68.<br />

evITA<br />

– 39 – 2011/1


2011/1


IllustratIon: Frank HöHne<br />

Kurz <strong>und</strong> gut<br />

Wer ist eigentlich Julia Fischer?<br />

hier ein paar skizzen ihrer kammermusikpartner,<br />

mit denen sie ihre porträtkonzerte<br />

bestreiten Wird.<br />

Julia Fischer<br />

Künstlerporträt I-III<br />

1., 2. <strong>und</strong> 3. april 2011<br />

Weitere Informationen finden Sie auf<br />

Programmseite 71 <strong>und</strong> 72.<br />

– 41 – 2011/1


Michael Drautz BaDen-BaDen<br />

Für viele <strong>Festspielhaus</strong>-Besucher sind Sie ein eher<br />

unbekanntes Gesicht. Dabei bilden Sie seit zwölf<br />

Jahren mit dem Intendanten Andreas Mölich-<br />

Zebhauser ein erfolgreiches Team. Wie darf man<br />

sich die Aufgaben teilung vorstellen?<br />

Andreas Mölich-Zebhauser setzt seinen Schwerpunkt<br />

neben der Gesamtverantwortung auf Programm<br />

<strong>und</strong> Spendengewinnung. Ich kümmere<br />

mich um das operative Geschäft. Dazu gehören<br />

Finanzen <strong>und</strong> Marketing genauso wie Technik<br />

<strong>und</strong> Gastronomie. Gemeinsam entwickeln wir die<br />

Strategie.<br />

Zwischen Kunst <strong>und</strong> Management gibt es doch<br />

sicher immer wieder Interessenkonflikte. Gibt es da<br />

nicht öfter mal Zoff?<br />

Wir haben glücklicherweise ein gemeinsames<br />

Ziel – das bestmögliche Erlebnis für unser Publikum.<br />

Aber natürlich ringen wir gelegentlich um<br />

den besten Weg dorthin. Der gegenseitige Respekt<br />

<strong>und</strong> das Verständnis füreinander werden jedoch<br />

nie in Frage gestellt.<br />

Das <strong>Festspielhaus</strong> ist kürzlich als erste Kulturinstitution<br />

nach dem Qualitätsstandard ISO 9001:2008<br />

zertifiziert worden. Was haben Ihre Gäste davon?<br />

Nur durch ein ausgezeichnetes Qualitätsmanagement<br />

konnten wir die rasante Entwicklung der<br />

letzten Jahre überhaupt bewältigen. Da war die<br />

Zertifizierung unseres Qualitätsmanagements geradezu<br />

ein logischer Meilenstein. Wir konnten über<br />

100 relevante Prozesse optimieren – von der Künstlerbetreuung<br />

über die Veranstaltungsorganisation<br />

bis hin zum Kartenverkauf. Durch die systematische<br />

Verbesserung unserer Produkte <strong>und</strong> Abläufe<br />

wird in erster Linie die K<strong>und</strong>enzufriedenheit erhöht.<br />

Dies zeigt sich dann im Service <strong>und</strong> Komfort<br />

genauso wie bei den stabilen Eintrittspreisen.<br />

Oh, das ist aber ein hoher Anspruch. „Nobody is<br />

2011/1<br />

TexT: Jochen Siegle<br />

MIT OFFENEN<br />

AUGEN UND OhREN<br />

DURchS LEBEN<br />

Michael DrauTz, geSchäfTSführer DeS feSTSpielhauS<br />

BaDen-BaDen, SprichT üBer Den perfekTen aBenD,<br />

QualiTäTSManageMenT iM kulTurBeTrieB unD Seine inSpiraTionen.<br />

Zur Person<br />

Michael Drautz wurde 1970<br />

in Stuttgart geboren<br />

<strong>und</strong> startete nach einem<br />

Betriebswirtschafts-<br />

studium seine karriere in<br />

einer unternehmens-<br />

beratung. Bevor er im herbst<br />

1998 nach <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

kam, war er als geschäftsführer<br />

für eine Marketingagentur<br />

tätig. Drautz<br />

ist verheiratet <strong>und</strong> Vater von<br />

zwei kindern.<br />

– 42 –<br />

perfect“ lautet doch eine alte Binsenweisheit. Wie<br />

schaffen Sie das also?<br />

Sicherlich, auch uns passieren gelegentlich Fehler<br />

<strong>und</strong> Missgeschicke. Die Beschwerdequote lag vergangene<br />

Saison jedoch bei nur 0,1 Prozent der<br />

Gesamtbesucher. Wir sind für jede Kritik dankbar –<br />

nur so können wir uns verbessern. Regelmäßig<br />

bekommen wir glücklicherweise auch positive<br />

Reaktionen von unseren Gästen. So können wir<br />

unsere Stärken ebenfalls ausbauen. Auch nach<br />

zehn Jahren entwickelt sich unser Leitbild der<br />

„perfekten Gastgeberin“ stetig weiter.<br />

Bezieht sich Ihr Qualitätsmanagement auch auf den<br />

Umgang mit Spenden?<br />

Ja, wir sind stolz darauf, dass sich gezeigt hat,<br />

dass uns gewidmete Gelder äußerst effektiv eingesetzt<br />

werden. Unsere Verwaltungskosten betragen<br />

gerade mal 15 Prozent des Gesamtbudgets.<br />

Apropos Spenden: Worin unterscheidet sich ein<br />

privat finanziertes Haus wie das <strong>Festspielhaus</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> von einer staatlich subventionierten<br />

Kulturinstitution?<br />

Ich denke, die Form der Finanzierung hat keinen Einfluss<br />

auf das künstlerische Programm. Kultur auf<br />

diesem Topniveau ist gr<strong>und</strong>sätzlich defizitär <strong>und</strong><br />

bleibt ein Zuschussgeschäft. Der Unterschied spiegelt<br />

sich in drei anderen Bereichen wider. Erstens:<br />

Aus Begeisterung über Programm <strong>und</strong> Service gibt<br />

das <strong>Festspielhaus</strong>-Publikum zusätzlich zu den Eintrittsgeldern<br />

großzügige Spenden. Ein Drittel des<br />

Gesamtbudgets wird durch Spender <strong>und</strong> Sponsoren<br />

getragen. Ohne diese Förderung müssten die Eintrittskarten<br />

kalkulatorisch das Doppelte kosten.<br />

Was zur Folge hätte, dass sich nur noch Privilegierte<br />

einen Besuch im <strong>Festspielhaus</strong> leisten könnten ...<br />

... <strong>und</strong> genau dieser Effekt wäre doch bitter. Das<br />

<strong>Festspielhaus</strong> ist eine gemeinnützige Organisation.


Foto: thoMas BernharDt


Michael Drautz BaDen-BaDen<br />

Zweitens sind wir anders als staatliche häuser,<br />

deren Einnahmen bis zu 80 Prozent von der<br />

öffentlichen hand garantiert werden, auf professionelle<br />

Marketing- <strong>und</strong> Verkaufsstrukturen angewiesen.<br />

Nur so können wir jährlich 200.000<br />

Besucher gewinnen. Und drittens wird unser<br />

Kosten management – auch im künstlerischen<br />

Bereich – stetig optimiert. In diesen drei Feldern<br />

können staatlich subventionierte häuser sicher<br />

von uns lernen.<br />

Sie meinen also, Ihre öffentlich geförderten Kollegen<br />

könnten mit weniger Subventionen auskommen?<br />

Die öffentliche Förderung ist ein wichtiger Gr<strong>und</strong>satz,<br />

den ich nicht in Frage stellen möchte. Jedoch<br />

muss sich angesichts knapper Kassen jeder Kulturverantwortliche<br />

fragen, ob bereits alle möglichen<br />

Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ausgeschöpft<br />

sind. Einsparungen im künstlerischen Programm<br />

sind für mich das letzte Mittel zum Erfolg – eher<br />

der erste Schritt zum Misserfolg.<br />

Im Kreis der <strong>Festspielhaus</strong>-Stifter engagieren sich<br />

herausragende Unternehmerpersönlichkeiten. Gibt<br />

es da einen regen Austausch?<br />

Absolut. Der Dialog <strong>und</strong> die enge Zusammenarbeit<br />

mit den Stiftern ist ein Eckpfeiler unseres Erfolgs.<br />

Mit den Verantwortlichen der Stiftung besprechen<br />

wir uns alle vier Wochen. Ohne die Kompetenz<br />

<strong>und</strong> das finanzielle Engagement der Stifter wäre<br />

die Erfolgsgeschichte des <strong>Festspielhaus</strong>es niemals<br />

möglich gewesen.<br />

2011/1<br />

Der Autor<br />

Der Journalist Jochen Siegle<br />

berichtet aus seiner<br />

Wahlheimat San francisco<br />

für führende Tageszeitungen<br />

<strong>und</strong> Magazine. Der Webpionier<br />

betreibt daneben<br />

international beachtete<br />

internet-Medien-projekte<br />

<strong>und</strong> berät unternehmen<br />

in onlinefragen.<br />

– 44 –<br />

Sie beschreiten mit Ihren Konzepten im Kulturbereich<br />

zum Teil völlig neue Pfade. Woher nehmen Sie<br />

Ihre Ideen?<br />

Es macht mir ungeheuerlichen Spaß, mit offenen<br />

Augen durch die Welt zu gehen <strong>und</strong> außerhalb des<br />

Kultursektors nach erfolgreichen Beispielen Ausschau<br />

zu halten. So kann man sich beim Service<br />

von Luxushotels inspirieren lassen, im Personalbereich<br />

von Familienunternehmen <strong>und</strong> im Marketing<br />

orientieren wir uns an internationalen Topmarken.<br />

Derzeit beobachten wir übrigens sehr auf-<br />

merksam die Entwicklung im Internetsektor <strong>und</strong><br />

bauen unser Web-Angebot sukzessive aus.<br />

Wird es also bald Live-Web-Streams von Veranstaltungen<br />

aus dem <strong>Festspielhaus</strong> oder eine iPhone-App<br />

geben?<br />

Lassen Sie sich überraschen. Unser neuer E-Mail-<br />

Newsletter wird schon mal hochgelobt, da hier<br />

nicht nur Sonderangebote aufgedrängt, sondern<br />

Angesichts knapper Kassen<br />

muss sich jeder Kulturverantwortliche<br />

fragen, ob alle Maßnahmen<br />

ausgeschöpft sind. Einsparungen im<br />

künstlerischen Programm<br />

sind für mich das letzte Mittel.<br />

Michael drautz<br />

spannende Geschichten r<strong>und</strong> um das <strong>Festspielhaus</strong><br />

erzählt werden. Natürlich möchten wir auch jüngere<br />

Zielgruppen über interaktive Onlinekanäle <strong>und</strong><br />

Social Media für das <strong>Festspielhaus</strong> interessieren.<br />

Sie investieren also ganz gezielt in die Zukunft. Das<br />

<strong>Festspielhaus</strong> hat schon viel erreicht. Gibt es denn<br />

überhaupt noch Raum für Wachstum?<br />

Auch wenn wir bereits eine sehr gute Auslastung<br />

haben, möchten wir noch mehr Gäste für unser Angebot<br />

interessieren. Und das keinesfalls nur international<br />

– auch im näheren Umkreis hat noch<br />

längst nicht jeder Musikinteressierte das <strong>Festspielhaus</strong><br />

besucht. Daneben veranstalten wir innovative<br />

Werkstätten <strong>und</strong> Seminare, um Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche für klassische Musik zu begeistern.<br />

Und nachdem die Qualität des künstlerischen<br />

Programms immer in Abhängigkeit von der Großzügigkeit<br />

der Förderer steht, wünsche ich mir natürlich<br />

auch hier noch einiges an Wachstum.<br />

Sie sind gerade mal 40 Jahre alt <strong>und</strong> schon seit 1998<br />

dabei. Was sind Ihre ganz persönlichen Ziele?<br />

(lacht): Nun, ganz kurzfristig gesehen, würde ich<br />

mich als frischgebackener Vater erst mal wieder<br />

über eine ruhige Nacht freuen.<br />

Foto: thoMas BernharDt


Leasing, Bank, Factoring<br />

Mittelstand im Mittelpunkt<br />

Über Finanzangelegenheiten spricht man nicht mit irgendjemandem. Und wichtige Investitionsentscheidungen<br />

trifft man nicht zwischen Tür <strong>und</strong> Angel. Wir bei GRENKE legen daher Wert auf Ihre individuelle Betreuung <strong>und</strong> nehmen<br />

uns auch die Zeit dazu. Als unser K<strong>und</strong>e haben Sie in allen unseren Bereichen – Leasing, Bank <strong>und</strong> Factoring –<br />

einen persönlichen Ansprechpartner, der sich für Ihre Belange einsetzt <strong>und</strong> dessen Ziel es ist, ein Finanzierungskonzept<br />

zu entwickeln, das exakt zu Ihrem Unternehmen passt.<br />

Finanzierungslösungen von GRENKE zeichnen sich durch beste Konditionen, höchstmögliche Flexibilität <strong>und</strong> einfaches<br />

Handling aus. Probieren Sie es selbst. Wir freuen uns auf Sie.<br />

GRENKELEASING AG · Neuer Markt 2 · 76532 <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Telefon: +49 7221 50077-355 · E-Mail: kontakt-festspiele@grenke.de<br />

Informationen für <strong>Baden</strong><br />

www.grenke.de/festspiele


Foto: José Luis Martínez HernánDez<br />

Bewahrt den Durchblick auch<br />

ohne Partiturkenntnisse:<br />

Donna Leon, eine amerikanische<br />

Intellektuelle wie<br />

aus dem Bilderbuch, schätzt<br />

den unmittelbaren Ausdruck<br />

von Händels Musik.<br />

TexT: BIrgIT PAuLs<br />

BeRuF:<br />

AuTORIN.<br />

BeRuFuNG:<br />

HäNDeL.<br />

Donna Leon<br />

eIne AMerIkAnerIn, DIe In VeneDIg krIMIs scHreIBT<br />

unD sIcH MIT LeIDenscHAfT für HänDeLs<br />

MusIk eInseTzT: DonnA Leon PräsenTIerT IM<br />

fesTsPIeLHAus DIe oPer „ArIoDAnTe“.<br />

Wir treffen die Schriftstellerin Donna Leon in Venedig in den<br />

Tagen kurz vor Weihnachten. Das ist in dieser Stadt ein kostbarer<br />

Moment, denn im Advent – <strong>und</strong> nur dann – scheint Venedig<br />

ganz den Venezianern zu gehören. Tagestouristen sieht man in<br />

diesen Tagen gar keine, nur ein paar wenige Individualisten<br />

streunen trotz Nebel <strong>und</strong> winterlicher Hochwassergefahr durch<br />

die Serenissima. Aber vor allem sieht man immer wieder Venezianer,<br />

deren man sonst in anderen Jahreszeiten zwischen den<br />

Touristen strömen kaum gewahr wird. Zu ihnen gehört natürlich<br />

die berühmteste lebende Autorin der Stadt.<br />

Donna Leon kommt gerade von einer erfolgreichen Lesereise<br />

aus Deutschland zurück, wo sie „Schöner Schein“, ihren neuen<br />

Brunetti-Roman, vorgestellt hat. Nebenbei warb sie für ein neues<br />

Buch, das mit Musik, nämlich mit den Opern des Komponisten<br />

Georg Friedrich Händel, zu tun hat. Aber dazu später. Wir<br />

treffen die amerikanische Signora im Café der traditionsreichen<br />

Pasticceria Rosa Salva, das am Campo San Giovanni e Paolo<br />

liegt – in dem Stadtsechstel, in dem Donna Leon zu Hause ist.<br />

Nicht weit davon entfernt befindet sich auch die Kirche San<br />

Francesco della Vigna. Durch ein Nebenportal der Anlage sieht<br />

man in den Fernsehverfilmungen Commissario Brunetti, den<br />

treuen Sergente Vianello oder den zwielichtigen Vice-Questore<br />

Patta ein- <strong>und</strong> ausgehen.<br />

Im Sommer sitzt Donna Leon auf dem Campo San Giovanni<br />

e Paolo – oder „Zanipolo“ im näselnden Venezianer Dialekt – zu<br />

Füßen der Reiterstatue des Feldherrn Colleoni. Doch dafür ist es<br />

jetzt im Dezember zu kalt. Wir sitzen drinnen <strong>und</strong> trinken einen<br />

starken, heißen Caffè, wie ihn nur die Italiener zu brauen verstehen<br />

<strong>und</strong> der Donna Leon die Wachheit verleiht, auch in der<br />

dunkel-nebligen Jahreszeit an einem neuen Roman zu schreiben.<br />

Aber Krimis beiseite. Wir wollen Donna Leon zu einer ihrer<br />

2011/1


Donna Leon<br />

größten Leidenschaften befragen: zur Musik von Georg Friedrich<br />

Händel. Sie unterstützt mit Rat <strong>und</strong> Tat das berühmte ensemble<br />

„Il Complesso Barocco“ unter dem Dirigenten Alan Curtis,<br />

der ausschließlich auf historischen Instrumenten musizieren<br />

lässt. Curtis forscht seit 50 Jahren über Händel, <strong>und</strong> der kraftvolle,<br />

aufgeraute So<strong>und</strong>, den er mit seinem Orchester erarbeitet<br />

hat, ist unverwechselbar. Bisher hat er schon 13 Opern von Händel<br />

auf CD eingespielt. <strong>und</strong> wenn es nach Donna Leon ginge,<br />

könnten noch viele folgen.<br />

Sie lieben die Musik von Georg Friedrich Händel. Können Sie uns<br />

ein wenig erklären warum?<br />

In Händels Musik gibt es eine ganz besondere Qualität, die mich<br />

glücklich macht, mich beim Hören in eine andere, heitere Sphäre<br />

versetzt. <strong>und</strong> vor allem wenn ich Händels Chören lausche,<br />

dann scheint sich mein Geist in die Lüfte zu erheben. es fällt<br />

mir allerdings immer schwer, diese w<strong>und</strong>erbaren Gefühle, die<br />

Händels Musik mir entlockt, in eine verständliche Sprache zu<br />

übersetzen. Ich bin keine Musikwissenschaftlerin, darum kann<br />

ich es nur mit meinen Gefühlen ausdrücken <strong>und</strong> nicht in professionellen<br />

Termini. Alan Curtis, der Dirigent, mit dem ich seit<br />

vielen Jahren befre<strong>und</strong>et bin, hat immer wieder angeboten, mir<br />

das Partituren-Lesen beizubringen, weil er überzeugt ist, ich<br />

könnte die Musik dann noch besser schätzen. Aber das Angebot<br />

habe ich nie angenommen. Meiner Meinung nach ist das Schöne<br />

an Händels Musik auch, dass man das für den vollen Genuss<br />

gar nicht können muss.<br />

Die neueste Produktion einer Händel-Oper des „Complesso Barocco“<br />

wird bald herauskommen <strong>und</strong> im Mai bei einem Konzert im <strong>Festspielhaus</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> präsentiert werden. Es handelt sich um<br />

„Ariodante“, eine Oper, die Händel im Jahr 1734 komponierte. Die<br />

Oper handelt von einer bösen Intrige, die die beiden Liebenden,<br />

Ginevra <strong>und</strong> Ariodante, fast in den Tod treibt. Gefallen Ihnen die<br />

Bösewichter in den Opern von Händel?<br />

Ich könnte diesen bösen Intriganten ganz sicher mehr abgewinnen,<br />

wenn Händel für sie die schönste Musik geschrieben hätte.<br />

Ganz offensichtlich hatte er aber mehr für die guten Charaktere<br />

2011/1<br />

– 48 –<br />

PersönLicHes<br />

Händelfre<strong>und</strong>e fürs Leben:<br />

Donna Leon <strong>und</strong> der<br />

Barockdirigent Alan curtis.<br />

übrig <strong>und</strong> widmete denen seine ganze erfindungskraft. Giulio<br />

Cesare etwa hat viel großartigere Arien als Tolomeo. Aber dann<br />

gibt es verwirrenderweise auch die Magierin Alcina als Titelheldin<br />

einer der Opern von Händel. Ihre Rolle versammelt eine<br />

besonders große Anzahl von w<strong>und</strong>erbaren Arien. Aber Alcina<br />

schafft aus Liebe viel Leid. Ist sie darum gut oder böse? Händel<br />

gab ihr so viele unglaublich virtuose Arien, weil sie der interessanteste<br />

<strong>und</strong> vielschichtigste Charakter ist. Ariodante ist auch<br />

so ein vielschichtiger, aber dennoch guter Charakter <strong>und</strong> hat<br />

darum musikalisch herausragende Arien.<br />

Die Rolle des „Ariodante“ wurde bei der Uraufführung in London<br />

von dem berühmten italienischen Kastraten Giovanni Carestini gesungen.<br />

Meinen Sie, dass die weiblichen Mezzosoprane, wenn sie<br />

heute diese Rollen singen, stimmlich einen ähnlichen Effekt erreichen<br />

können?<br />

Oh, geben Sie mir eine Zeitmaschine, <strong>und</strong> ich werde sofort losfahren,<br />

um es herauszufinden! Wir wissen es einfach wirklich<br />

nicht. Kastraten waren physiologisch Männer <strong>und</strong> hatten<br />

schlicht einen größeren Brustkorb <strong>und</strong> dadurch ein größeres<br />

Stimmvolumen als Frauen. Sie konnten darum längere Passagen<br />

mit größerer Durchschlagskraft <strong>und</strong> Kondition singen.<br />

Kraft ist aber ja nicht alles, worum es beim Singen geht, <strong>und</strong> das<br />

war auch schon damals so. Soviel ich gelesen habe <strong>und</strong> weiß,<br />

vermute ich aber, dass ein weiblicher Mezzosopran dem damaligen<br />

Gesang der Kastraten näher kommt als ein Countertenor,<br />

also eine männliche Alt-Stimme. Für uns ist es heute umso<br />

schwerer, diese Frage nach dem Stimmfach zu beantworten, als<br />

Händel selbst auch keine so großen unterschiede machte zwischen<br />

Sopran <strong>und</strong> Mezzosopran. Man sagt, dass auch damals<br />

Countertenöre oder Falsettisten die Sopran-Stimme imitierten,<br />

aber sie sangen in dieser Stimme männliche Charaktere, also<br />

war es auch damals vielleicht gar nicht so gefragt, dass ein<br />

Mann ganz extrem hoch singen konnte.<br />

Wir wissen, dass Sie die Sängerin Joyce DiDonato sehr schätzen,<br />

die in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> die Rolle des Ariodante singen wird. Können<br />

Sie uns beschreiben, welche stimmlichen Qualitäten Sie an ihr<br />

besonders begeistern?<br />

Foto: José Luis Martínez HernánDez


Foto: PLainPicture/LoneLy PL anet<br />

PersönLicHes Donna Leon<br />

Hier muss ich jetzt mal eine „Warnung an den Leser“ aussprechen,<br />

glaube ich: Joyce ist eine gute Fre<strong>und</strong>in von mir … Da bin<br />

ich sehr parteiisch, aber wenn Sie meine Meinung wissen wollen:<br />

Sie hat eine großartige <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erschöne Stimme, eine perfekte<br />

Technik, ein erstklassiges Italienisch, ein tiefes Verständnis<br />

für Barockgesang <strong>und</strong> sie ist einfach eine hervorragende Musikerin<br />

<strong>und</strong> hat die Gabe, ihren Rollen durch Gesang eine dramatische<br />

Dimension zu verleihen. Außerdem hat Joyce einen w<strong>und</strong>ervollen<br />

Humor … (Sie sehen schon, wie sich meine persönliche<br />

Sympathie in mein urteil einschleicht …)<br />

Ihre Ansicht über Sänger beeinflusst auch oft die Arbeit von Alan<br />

Curtis bei der Auswahl von Sängern für CD-Aufnahmen. Wie wichtig<br />

ist für Sie die Beziehung der Stimmen bei einem Liebespaar in<br />

der Oper, wie es Ariodante <strong>und</strong> Ginevra darstellen? In unserem<br />

Fall in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> singt die Rolle der Geliebten von Ariodante<br />

die Kanadierin Karina Gauvin.<br />

Bei den CD-Aufnahmen von Alan Curtis habe ich zwar die<br />

Möglichkeit, meinen Vorlieben Ausdruck zu verleihen, aber die<br />

endauswahl trifft am Schluss immer der Dirigent. er ist der<br />

Fachmann. <strong>und</strong> er ist der Boss. Im Fall von Karina Gauvin war<br />

es Alan, der sie noch vor mir das erste Mal singen hörte. Wie bei<br />

Ich liebe Happy ends in<br />

der Oper im selben Maße, wie ich sie<br />

in Romanen verabscheue.<br />

Donna Leon<br />

Joyce DiDonato ist auch hier vor allem der Wohlklang der Stimme<br />

für mich ausschlaggebend. <strong>und</strong> sie hat ebenso wie Joyce die<br />

große Qualität der unverwechselbarkeit des Timbres. Joyce’ <strong>und</strong><br />

Karinas Stimmen ergeben eine perfekte Harmonie, <strong>und</strong> sie haben<br />

einfach auch schon sehr oft zusammen gesungen <strong>und</strong> kennen<br />

sich gut. Ich denke, so eine Vertrautheit macht die Zusammenarbeit<br />

sehr viel einfacher, weil jede von beiden weiß, wie sie<br />

ihren eigenen Gesang mit dem der anderen auf ideale Weise<br />

kombiniert. <strong>und</strong> das spürt dann auch der Zuhörer.<br />

Was halten Sie von den vielen Happy Ends bei den Opern von<br />

Händel <strong>und</strong> auch in unserem Fall bei „Ariodante“. Ist das Leben<br />

nicht ganz anders?<br />

Ich glaube, dass ich Happy ends in der Oper im selben Maße<br />

liebe, wie ich sie bei Romanen verabscheue. Das kann daran<br />

liegen, dass ich bei Opern einfach die Finale so mag, die nichts<br />

anderes als eine große Harmonie <strong>und</strong> einen einklang vermitteln.<br />

Denken Sie nur an die w<strong>und</strong>erbare Chaconne am ende der<br />

Oper „Giustino“ von Vivaldi – diese Klänge würden selbst das<br />

Herz eines Steins zum Schmelzen bringen.<br />

Sie erzählten einmal, dass Sie die Musik von Händel bereits als<br />

junge Studentin bei einer Aufführung des „Messiah“ kennen- <strong>und</strong><br />

lieben gelernt haben. Was gefiel Ihnen damals mehr, die Musik<br />

oder der Gesang?<br />

Genau genommen war ich noch ein Kind, aber schon damals<br />

waren es die Stimmen, die mich umgehauen haben. <strong>und</strong> das ist<br />

auch heute noch so. Heute sind 50 Jahre vergangen <strong>und</strong> die<br />

Schönheit des „Messiah“ ist für mich immer noch atemberaubend.<br />

es ist das einzige Werk, bei dem ich alle kritischen<br />

Betrachtungen <strong>und</strong> Fähigkeiten fahren lasse. Ganz egal wie<br />

schlecht dieses Werk gesungen oder gespielt ist – es ist immer<br />

<strong>und</strong> ausnahmslos phantastisch.<br />

Sie sind auch oft bei den Proben <strong>und</strong> Aufnahmen des „Complesso<br />

Barocco“ dabei. Das ist natürlich etwas ganz anderes, als ein<br />

Konzert zu hören. Was begeistert Sie daran, den Musikern bei der<br />

Arbeit zuzusehen <strong>und</strong> zuzuhören?<br />

Jeder, der jemals bei längeren Proben dabei war, hat erfahren,<br />

wie die musikalische Ausführung sich entlang einer geraden<br />

Linie <strong>und</strong> in einem faszinierenden Prozess zu dem ergebnis<br />

entwickelt, das der Dirigent am ende hören will. Von Tag zu<br />

Tag oder von Probe zu Probe schreitet dieser Prozess voran <strong>und</strong><br />

ist oft auch für den Zuhörer genau wahrnehmbar. Die schlussendliche<br />

Aufführung auf einer CD oder in einem Konzert ist<br />

hingegen das fertige Produkt. Ich würde das Faszinierende bei<br />

den Proben mit dem Prozess beim entstehen eines Bildes vergleichen:<br />

wie wenn man in den verschiedenen Stadien <strong>und</strong><br />

Phasen im Atelier die Fortschritte betrachtet. Oder wie man<br />

– 49 – 2011/1


Donna Leon<br />

auch beim entstehen eines Buches sehen kann, wie es wächst<br />

<strong>und</strong> sich verändert. <strong>und</strong> dann ist es auch w<strong>und</strong>erbar zu beobachten,<br />

wie sich während der Proben die Sänger emotional einander<br />

annähern. Während des gesamten Prozesses wird im<br />

besten Fall der menschliche Kontakt zwischen den Sängern,<br />

aber vor allem auch zwischen den Sängern <strong>und</strong> dem Dirigenten<br />

immer wärmer <strong>und</strong> vertrauensvoller. Das hilft jedem der Beteiligten<br />

sowohl mehr an seine eigenen wie auch an die Fähigkeiten<br />

der anderen Sänger <strong>und</strong> Musiker zu glauben <strong>und</strong> das in die<br />

Musik zu übersetzen.<br />

Was sind das für Momente, wenn Sie die Musik von Händel am<br />

liebsten hören? Hören Sie Händel auch, während Sie an einem<br />

Krimi schreiben <strong>und</strong> gerade Commissario Brunetti in Venedig seine<br />

Fälle lösen lassen?<br />

Ich höre Musik ausschließlich dann, wenn ich Musik höre. Ich<br />

widme mich dann ganz der gehörten Musik <strong>und</strong> tue nichts anderes<br />

dabei. Wenn ich lese oder schreibe, höre ich niemals Musik<br />

– noch nicht einmal, wenn ich Briefe schreibe. Wenn ich<br />

Musik hören will, dann höre ich sie. Sie würden doch auch kein<br />

Buch mit in die Oper nehmen, oder?<br />

Sie haben gerade ein Buch eines neuen Genres veröffentlicht: Es<br />

handelt sich nicht um einen Krimi, sondern um das Buch „Tiere<br />

<strong>und</strong> Töne“. Sie haben sich darin in sehr geistreicher Form den<br />

verschiedenen Tieren wie Nachtigall, Biene, Tiger oder dem Frosch<br />

gewidmet, die auch immer wieder in den Texten der Arien von<br />

Händel auftauchen. Das Ganze wurde sehr lustig vom Zeichner<br />

Michael Sowa illustriert. Das Buch enthält für den Leser noch eine<br />

CD, auf der Alan Curtis solche „Tier“-Arien aufgenommen hat. Wie<br />

hatten Sie die Idee zu diesem Projekt?<br />

eines Abends war ich bei einem Abendessen mit Alan Curtis<br />

<strong>und</strong> dem Manager der Orchesters, Giulio D’Alessio, <strong>und</strong> begann<br />

darüber zu sprechen, dass mir aufgefallen war, dass in vielen<br />

der Arien von Händel Tiere auftauchen als Metaphern für<br />

Gefühle: treu wie die Turteltaube, mutig wie ein Löwe. Wir<br />

kamen überein, dass es ein interessantes Thema für eine CD<br />

sein könnte, sich auf diesen Aspekt zu konzentrieren, anstatt<br />

immer nur Liebesduette aufzunehmen. <strong>und</strong> dann schlug ich<br />

2011/1<br />

– 50 –<br />

meinem Verlagshaus Diogenes vor, ein Buch dazu zu machen,<br />

in dem ich die historische Bedeutung von Tieren behandle. Ich<br />

habe über genau so ein Thema, über die Bestiarien <strong>und</strong> Tier-<br />

Allegorien in der Literatur, schon einmal vor etwa, sagen wir,<br />

100 Jahren an der universität geschrieben <strong>und</strong> fand das Thema<br />

faszinierend. <strong>und</strong> dann kam einer von uns auf Michael Sowa,<br />

den deutschen Maler <strong>und</strong> Illustrator, den wir alle kennen <strong>und</strong><br />

schätzen. um das ganze Projekt dann zu verwirk lichen,<br />

brauchten wir ein Jahr. Ich dachte zuerst, es würde mich nicht<br />

viel Zeit kosten, zu diesem Thema Texte zu verfassen, aber<br />

dann vertiefte ich mich in die Recherche <strong>und</strong> las mich parallel<br />

auch in Literatur über die behandelten Tiere fest, so dass es<br />

Händel wäre wahrscheinlich sehr<br />

viel berühmter geworden,<br />

wenn er in Italien geblieben wäre.<br />

Donna Leon<br />

PersönLicHes<br />

dann doch ein paar Monate dauerte. <strong>und</strong> Michael Sowa ist einfach<br />

ein Genie. Die ganze Produktion war ein großartiger<br />

Spaß, die Sänger <strong>und</strong> das Orchester auf der CD sind exzellent,<br />

Michaels Zeichnungen sind w<strong>und</strong>ervoll komisch <strong>und</strong> brillant,<br />

so dass ich meinen Teil daran sehr genossen habe. Ich möchte<br />

in aller Bescheidenheit sagen, dass ich auf das ergebnis sehr<br />

stolz bin.<br />

Sie leben in der schönsten Stadt der Welt: in Venedig. Händel hat<br />

während seiner Karriere drei Jahre in Italien verbracht, davon<br />

auch einige Zeit in Venedig, wo er im Jahr 1709 einen seiner ersten<br />

großen Opern erfolge mit „Agrippina“ feierte. Wir wissen, dass es<br />

für den damals 21-jährigen Händel eine sehr wichtige Lebensphase<br />

war <strong>und</strong> dass er noch später sein ganzes Leben lang die musikalischen<br />

Notizen, die er damals anfertigte, für Kompositionen<br />

weiterbenutzte. Was wäre Ihrer Meinung nach mit ihm passiert,<br />

wenn er länger in Venedig geblieben wäre?<br />

Nun, ganz sicher hätte er in Venedig sehr viel besser gegessen<br />

als in London. Wenn er in Italien geblieben wäre, denke ich,<br />

Foto: PLainPicture/HaraLD Braun


Foto: José Luis Martínez HernánDez<br />

PersönLicHes Donna Leon<br />

Ihr aufgerautes klangbild<br />

tut gut, wenn Leidenschaften<br />

überquellen: 13 Händelopern<br />

hat das ensemble<br />

„complesso Barocco“<br />

unter der Leitung von Alan<br />

curtis inzwischen aufgenommen.<br />

Im festspielhaus<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> begleiten<br />

die Musiker die sängerin<br />

Joyce DiDonato.<br />

wäre er außerdem wahrscheinlich sehr viel berühmter geworden,<br />

als er es in england geworden ist, weil die Leidenschaft für<br />

die Oper in Italien immer auf einem hohen Niveau geblieben<br />

ist, während sie in england kontinuierlich abnahm. Aber dann<br />

hätten wir heute nicht Händels Oratorien, die er schrieb, als die<br />

Oper in London aus der Mode kam. Da ich die Oratorien sehr<br />

mag, hat er meiner Meinung nach genau das Richtige getan.<br />

In London hat Händel sicher auch mehr Geld verdienen können<br />

als im Rest von Europa, schließlich befand sich das Land zu diesem<br />

Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Kolonialgeschichte. Er<br />

hatte also pragmatische Gründe, dorthin zu gehen. Sie aber wohnen<br />

in Venedig aus Liebe zu dieser Stadt. Können Sie den Entschluss<br />

Händels verstehen, Italien den Rücken zu kehren?<br />

Wie Sie sagten, er ging nach London, um mehr Geld zu verdienen.<br />

<strong>und</strong> er war ja schließlich ein Norddeutscher. Vielleicht<br />

fühlte er sich einfach in england mehr zu Hause als in Italien.<br />

Die Kultur <strong>und</strong> Lebensart dort waren ihm sicher vertrauter. Ich<br />

glaube aber, er tat es vor allem aus professionellen Gründen.<br />

Seine Biographie zeigt, dass er sein Leben lang alles dafür getan<br />

<strong>und</strong> immer wieder neue Wege beschritten hat, um seinem Genie<br />

Ausdruck zu verleihen. <strong>und</strong> London war damals schlicht das<br />

Zentrum der Welt.<br />

Bei der Aufführung einer seiner Opern in Oxford im Jahr 1732 hat<br />

man ihm die Ehrendoktorwürde angeboten, die er ablehnte. War<br />

Händel zu bescheiden oder mochte er die Universität nicht?<br />

er war ein sehr kultivierter Mann, <strong>und</strong> so vermute ich, dass er<br />

vor universitäten einen großen Respekt hatte. Ich würde meinen,<br />

er lehnte die ehrendoktorwürde aus Bescheidenheit ab. Ich<br />

glaube, dass die meisten Genies von sich wissen, dass sie ein<br />

Genie sind, <strong>und</strong> daran kaum zweifeln. <strong>und</strong> darum hätte Händel<br />

so ein Stück Papier mit einer ehrung nicht selbstbewusster gemacht,<br />

als er ohnehin schon war. <strong>und</strong> beeindruckt hätte ihn so<br />

ein Titel schon mal gar nicht.<br />

Sie haben als Amerikanerin den größten Teil Ihres Lebens in Italien<br />

gelebt, so wie Händel als Deutscher in England lebte. Sie sind wie<br />

er emigriert. Fühlen Sie sich ihm geistesverwandt?<br />

In mancher Hinsicht ja. Wie Händel lebe ich seit langer Zeit in<br />

einem Land <strong>und</strong> mit einer Kultur, die nicht die sind, mit denen<br />

ich meine Jugend verbrachte.<br />

Was würden Sie jemandem empfehlen, der sich mit der Musik von<br />

Händel beschäftigen will, aber mit dieser Musik noch nicht so<br />

vertraut ist? Mit welcher Oper oder mit welchem Oratorium sollte<br />

er beginnen?<br />

Nun, ich würde das empfehlen, was wir umgangssprachlich<br />

eine olle Kamelle nennen: den „Messiah“. Weil kein anderes<br />

Stück so unmittelbar anzusprechen vermag wie dieses Werk. es<br />

hat w<strong>und</strong>ervolle Arien, aber es hat auch diese kraftvollen Chöre.<br />

<strong>und</strong> der „Messiah“ ist auf biblische Texte komponiert, die<br />

vielen Personen der westlichen Welt sehr vertraut sein dürften.<br />

Bei Opern würde ich gleich zu so großartigen Stücken wie<br />

„Giulio Cesare“ oder „Alcina“ raten. In beiden Opern sind die<br />

tollsten Arien <strong>und</strong> es wird eine überzeugende Story mit sehr<br />

distinkten, starken Charakteren erzählt.<br />

Würden Sie uns am Schluss noch verraten, an welchem Buch Sie<br />

gerade arbeiten oder welchen Fall Sie Commissario Brunetti<br />

gerade lösen lassen?<br />

Merkwürdig genug: Mein aktuelles Thema passt hervorragend<br />

zum Dioxin-Skandal in Deutschland. Ich arbeite an einem Buch,<br />

das von vergiftetem essen handelt. Das ist ein Thema, das mich<br />

wahnsinnig interessiert. Nach allem, was ich jetzt gelesen habe,<br />

sind die Ausmaße des Skandals in Deutschland enorm. <strong>und</strong> das,<br />

obwohl Deutschland ja ein funktionierendes Rechtssystem besitzt.<br />

Jetzt stellen Sie sich mal vor, was dann erst in einem Land<br />

wie Italien auf diesem Gebiet los sein muss! Guten Appetit.<br />

Donna Leon präsentiert: arioDante<br />

Oper von Georg Friedrich Händel<br />

Konzertante Aufführung<br />

20. MAI 2011<br />

Weitere Informationen finden Sie auf Programmseite 76.<br />

– 51 – 2011/1


Salome oper<br />

2011/1<br />

TexT: MoriTz rinke<br />

Man Muss<br />

nur die Liebe<br />

ansehen<br />

Für das FesTspielhaus <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

liesT MoriTz rinke das „saloMe“-liBreTTo von<br />

sTrauss <strong>und</strong> verTeidigT oscar Wilde.<br />

– 52 –


als ich einem Fre<strong>und</strong>, einem Opernspezialisten, erzählte, ich<br />

solle über „salome“ schreiben, <strong>und</strong> ihn fragte, was er denn davon<br />

halte, sagte er: „ach, so sind die tollen Frauen eben!“<br />

„du meinst, so wie salome, die Tochter der herodias?“, fragte ich.<br />

„Ja, die wirklich interessanten Frauen von heute, die sind so“, antwortete<br />

er. „also, eine interessante, tolle Frau von heute lässt mir<br />

den Kopf abschlagen, um mich zu küssen?“, wollte ich wissen.<br />

„ich glaube, schon“ sagte der Fre<strong>und</strong>. „Wenn sie dich wirklich<br />

herausfordert, kann so etwas passieren. der Kopf ist ja nicht alles.<br />

Und das Geheimnis der Liebe größer.“<br />

– – –<br />

Was besagt eigentlich die Tatsache, dass strauss die „salome“-<br />

Oper hauptsächlich im bügelzimmer geschrieben hat?<br />

– – –<br />

beim Lesen des Librettos erscheint mir die „salome“ wirklich<br />

wie für eine Karikatur meines Fre<strong>und</strong>eskreises geschrieben:<br />

narraboth, der junge hauptmann, will salome ansehen. der Page<br />

will es nicht („sieh sie nicht an!“). salome will Jochanaan ansehen,<br />

narraboth will es nicht <strong>und</strong> „ersticht sich <strong>und</strong> fällt tot zwischen<br />

salome <strong>und</strong> Jochanaan“. herodes will keinen Toten (narraboth),<br />

sondern salome ansehen, herodias will es nicht. („du<br />

sollst sie nicht ansehn.“) Jochanaan will, dass salome Jesus oder<br />

Gott ansieht, doch sie will nicht. erst will sie nicht für herodes<br />

tanzen, dann will sie, kurzum: es isT WirKLiCh KOMPLiZierT,<br />

ansTrenGend.<br />

nichts scheint zu passen! Warum sehen sich ausnahmsweise<br />

nicht mal zwei an, die sich GLeiChZeiTiG ansehen wollen? salome<br />

<strong>und</strong> narraboth, der junge, syrische, tote hauptmann, der<br />

laut herodes „sehr schön“ gewesen sei – das wäre doch etwas<br />

gewesen!<br />

Warum schaut herodes nicht seine herodias an? „Weil er ein<br />

Mann ist!“, hat mein Opernspezialist gesagt. „ein Mann<br />

ist ein Mann, er muss sie“ – also salome – „ansehen.“<br />

(Wie oft streiten sich darüber wohl Paare<br />

auf der straße ...? es gibt angeblich auch mehr<br />

männliche auffahrunfälle als weibliche, was die<br />

These des Opernspezialisten stützt!)<br />

„also, wenn ich Jochanaan gewesen wäre“, habe<br />

ich gesagt, „ich hätte mich aber von salome<br />

küssen lassen. iM GanZen; also MiT KOPF! erstens<br />

muss die doch irre gut aussehen; <strong>und</strong> zweitens<br />

wäre das doch die einmalige Chance, aus dem<br />

Loch herauszukommen, weil doch herodes ihr an<br />

den Lippen hängt. ehrlich gesagt, ich finde Jochanaan<br />

unnatürlich, so agiert kein Mensch. als moderner<br />

dramatiker muss ich so etwas anmerken! Meinetwegen<br />

kann er sich ja dann in einer beginnenden amour<br />

fou den Kopf abhauen lassen, aber einfach da im Loch<br />

zu sitzen, wenn über dir eine Mischung aus Penélope<br />

Cruz, scarlett Johansson <strong>und</strong> angelina Jolie nach deinem<br />

lilienhaften Körper, nach deinem weintraubenartigen<br />

<strong>und</strong> libanesischen Cedern-Haar sowie deinem korallenhaften<br />

bzw. granatapfel- bzw. elfenbeinhaften Purpurm<strong>und</strong><br />

schmachtet?! also, psychologisch nachvollziehbar<br />

ist das nicht gerade! Zu viel statik, zu wenig ibsen!“<br />

„er ist ein heiliger oder sozialist, dieser Jochanaan, daran<br />

erkennt man es“, sagte der Opernspezialist. „diese Oper<br />

handelt von Männern, wie sie immer waren, sie sehen zu viel<br />

(herodes) oder sie sehen nichts (Jochanaan). <strong>und</strong> sie handelt<br />

von modernen Frauen. Von der Femme fatale, aber eigentlich<br />

mehr von der Femme fragile!“<br />

„Fragil?? Fragil erscheint mir die salome aber leider gar nicht!“,<br />

sagte ich.<br />

„dafür musst du das Original von Wilde lesen!“, sagte er.<br />

– 53 – 2011/1


2011/1<br />

– – –<br />

etwas ibsenhaftes hätte mir beim auffinden des<br />

Fragilen bestimmt geholfen. Wenn ein Lyriker die<br />

ersten „salome“-Libretto-sätze schrieb (anton Lindner),<br />

dann ist es vielleicht zu unpsychologisch <strong>und</strong><br />

deshalb zu emotional einsilbig oder zu griffig in<br />

den dramatischen Kontrasten? Lindner klingt nach<br />

edelbitter <strong>und</strong> edelsüß! strauss schrieb dann jedoch<br />

selbst, nach einer Übersetzung der Wilde’schen „salome“<br />

aus dem Französischen von hedwig Lachmann.<br />

auf diese Lachmann kommen wir noch!<br />

(Man müsste neben Oscar Wilde auch die salome-Versuche<br />

von Mallarmé <strong>und</strong> Flaubert lesen.)<br />

– – –<br />

den „Tanz der sieben schleier“ müsste man auch mal untersuchen! sieben<br />

Tore soll man durchschreiten, bis man die unterwelt erreicht. die<br />

Göttin isis trug sieben Gewänder. es gibt sieben sphären, die nach<br />

alter Vorstellung die erde umschlossen. sieben Weltw<strong>und</strong>er. am<br />

siebten Tag vollendete Gott die Welt. auch die sieben Zwerge. dann:<br />

sieben gegen Theben. Über sieben brücken musst du gehen. siebenmal<br />

lockt das Weib, ja, das geht schon in die richtige richtung.<br />

außerdem muss man sich die Tänzerin Maud allan ansehen!!<br />

(spezialistin für den Tanz der sieben schleier.)<br />

– – –<br />

– 54 –


den schönsten smaragd der Welt will sie nicht. die h<strong>und</strong>ert schönen,<br />

weißen Pfauen will sie nicht. die tollsten Topase will sie nicht.<br />

die funkelnden Opale will sie nicht. rubine! Magische Türkise! der<br />

Mantel des hohepriesters! das halbe Königreich – all das will sie<br />

nicht. salome will den Kopf des Jochanaan.<br />

Warum, warum?<br />

der schriftsteller Franz blei schrieb: „der Keusche ist eine ständige<br />

Versuchung für die Frauen; keine Wüste ist groß genug, dass<br />

sie nicht zu ihm kämen. <strong>und</strong> der allein zu sein meinte, lebt in<br />

einem harem, wo ihm von tausend händen das Taschentuch geworfen<br />

wird. eine Flut von batist, Linon <strong>und</strong> spitzen erstickt ihn.“<br />

Oh, wie heute ...<br />

heute kommen die Frauen, ob wir wollen oder nicht (<strong>und</strong> ob sie<br />

wollen oder nicht!): Von reklame-Litfasssäulen, aus dem Otto-Katalog,<br />

aus dem netz, aus dem Fernseher, sogar die eigenen Töchter<br />

gehen in <strong>und</strong> aus den schulen wie zu Jochanaans spott (die armen Lehrer ...<br />

unbedingt lesen: Philip roth, „der menschliche Makel“).<br />

– – –<br />

aber warum den Kopf des Jochanaan?<br />

Oscar Wilde lesend kommen mehr Zwischentöne dazu. ich könnte salome (die<br />

nicht wie bei strauss als erotisch Wissende auftritt, sondern zunächst als Kind) hier<br />

auch so verstehen: sie wird berührt, innerlich berührt, vielleicht das erste Mal, <strong>und</strong><br />

zwar von Jochanaan. (stimme? dessen bemitleidenswerte Gefangenschaft? ihre<br />

Projektion eines heiligen?) sie sucht also vielleicht nach dem Geheimnis der Liebe.<br />

alles ist unlogisch, aber sinnlich. <strong>und</strong> Jochanaan spricht die sprache der Liquidation<br />

(<strong>und</strong> des Christentums ...). salomes Mutter soll liquidiert werden, salome<br />

selbst, ja, verflucht soll sie sein. seine Flüche werden von salome später als vernichtend<br />

empf<strong>und</strong>en: „Tu m’as dit des choses infâmes. Tu m’as traitée comme une<br />

courtisane, comme une prostituée.“ Wie eine Prostituierte fühlt sie sich behandelt bei<br />

Wilde. (Kommt bei strauss gar nicht vor!) Man könnte auch sagen: Jochanaan bedroht<br />

die sinnlichkeit, die angst vor dem stärkeren, wie im Übrigen auch herodes<br />

diese sinnlichkeit bedroht, er weiß es – <strong>und</strong> beide, Jochanaan, der ideologisch nach<br />

Macht strebt, <strong>und</strong> herodes, der physisch die Macht besitzt: sie beide glauben, die<br />

Flügel des Todesengels in der Luft zu spüren. es ist also auch ein drama vom Kampf<br />

der Männer gegen das sinnliche, das Liebende, das stärkere. (Vielleicht hat der<br />

befre<strong>und</strong>ete Opernspezialist mit der These über die tollen Frauen absolut recht!)<br />

– 55 – 2011/1


– – –<br />

Ja, salomes Festhalten an der Liebe – gerade im Verlangen nach dem Kopf – ist fast wie eine utopische<br />

rebellion, eine anarchische Liebestat.<br />

– – –<br />

ich glaube, die berühmte salome-darstellung der Gertrud eysoldt in der Max-reinhardt-inszenierung<br />

von 1902 wäre mir zu sehr auf die Verdammung des weiblichen dämons ausgelegt<br />

erschienen. „<strong>und</strong> ihr raubtierkopf neigt sich über das tote haupt“, schrieb eine Kritikerin.<br />

Man liest im „Vorwärts“ von „lüstern-listigen Gedanken“ der salome; von einem Weib nach<br />

strindberg plus Wedekinds Lulu. ich glaube, es wäre Wilde zu aufdringlich, zu unwidersprüchlich,<br />

zu geheimnislos gewesen. (er regte sich ja schon über die obszönen beardsley-<br />

Zeichnungen auf.) salomes satz über das Geheimnis der Liebe könnte eine solche darstellung<br />

nicht mehr einholen. (es muss eine w<strong>und</strong>erbare Verteidigung der Wilde’schen<br />

„salome“ von Karl Kraus geben, erschienen 1903 in „die Fackel“.)<br />

die sprache der reinhardt-inszenierung war im Übrigen die Lachmann-Übersetzung.<br />

Lachmann sprach vom Wilde-drama als von einem drama der „tierhaften<br />

Wildheit salomes“ – ich glaube, dieser satz hätte herrn Wilde die schuhe ausgezogen!<br />

bei Lachmann ist das böse in der Frau, das reine in dem Propheten, im<br />

jungen Christentum.<br />

Lachmann streicht sogar sätze von Wilde, seiner salome: „Il ne faut regarder<br />

que l’amour“. („Man muss nur die Liebe ansehen“). dieser satz fällt Lachmann<br />

zum Opfer, er passte nicht in ihr bild der verbrecherischen salome.<br />

– – –<br />

<strong>und</strong> würde Wilde seine salome in der strauss-Oper wiederfinden? natürlich<br />

nicht. strauss bediente sich ja der Lachmann-Übersetzung,<br />

allerdings in der irrigen annahme, Wildes französisches Original<br />

sei von Lachmann wörtlich übersetzt worden.<br />

anmerkung des dramatikers: Wie ich selbst diese umdeutungen,<br />

Verplattungen <strong>und</strong> Verwässerungen kenne! am<br />

ende kommt der abonnent <strong>und</strong> sagt: aber, herr rinke,<br />

ihre brünhild heute abend war richtig doll furienhaft!<br />

die Lachmanns sind überall ...<br />

– – –<br />

Was wünschte ich mir also für eine strauss-Oper?<br />

Vielleicht etwas vom Wilde’schen Geist in der<br />

spielweise der akteure, wenn man schon auf<br />

das Libretto nicht mehr eingreifen kann? Vielleicht<br />

könnte man noch den satz „Il ne faut<br />

regarder que l’amour“ („Man muss nur<br />

die Liebe ansehen“) am ende einfügen?<br />

ein winziger satz, aber vielleicht<br />

ein kleiner utopischer beitrag zur<br />

Widersprüchlichkeit <strong>und</strong> zum<br />

Geheimnis der Liebe.<br />

(dann könnte auch der<br />

befre<strong>und</strong>ete Opernspezi<br />

alist wieder von seinen<br />

interessanten,<br />

tollen Frauen<br />

sprechen!)<br />

2011/1<br />

– 56 –<br />

IlluStratIonen: JulIa pfaller


Der Autor<br />

Moritz rinke, 1967 geboren,<br />

wurde 1997 für sein<br />

Theaterstück „der Mann,<br />

der noch keiner Frau<br />

Blöße entdeckte“ mit dem<br />

literaturpreis des p.e.n.clubs<br />

ausgezeichnet, „republik<br />

vineta“ wurde zum<br />

besten deutschsprachigen<br />

stück 2001 gewählt. Für<br />

die nibelungen-<strong>Festspiele</strong> in<br />

Worms schuf er neue<br />

Theaterfassungen des nibelungen-stoffes,<br />

als drehbuchautor<br />

war er 2003 gast<br />

der Filmfestspiele in cannes.<br />

2010 erschien sein erster<br />

roman, „der Mann, der durch<br />

das Jahrh<strong>und</strong>ert fiel“.<br />

im selben Jahr wurde Moritz<br />

rinke mit der deutschen<br />

dFB-autoren-nationalmannschaft<br />

Fußball-europameister.<br />

richArD StrAuSS: SAlome<br />

Neuinszenierung von Nikolaus Lehnhoff<br />

Stefan Soltesz, Musikalische Leitung<br />

Mit Angela Denoke, Kim Begley, Doris Soffel,<br />

Alan Held u. a.<br />

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin<br />

10., 13. <strong>und</strong> 16. Juni 2011<br />

Weitere Informationen finden Sie auf Programmseite 76.<br />

– 57 – 2011/1


Foto: SteFan HeinricHS


TexT: ChrisTine Claussen<br />

Auf stArke frAuen<br />

Abonniert<br />

„eigenTliCh will iCh normal leben, rosen blühen sehen“,<br />

sagT angela Denoke, Die für ihre inTensive bühnenpräsenz<br />

auf Der ganzen welT gefeierT wirD. wir Trafen<br />

Die salome unserer neuinszenierung in ihrem heimaTorT.<br />

Linke Seite:<br />

zuhause ist ihr wichtig.<br />

angela Denoke ist bei<br />

konzert- <strong>und</strong> opernveranstaltern<br />

begehrt,<br />

„durchgehend von mitte<br />

februar bis mitte<br />

november“. in ihrem<br />

nach eigenen plänen<br />

gebauten haus findet die<br />

künstlerin muße.<br />

angela Denoke<br />

Apfelbäume im nebel. Der Metronom rattert durchs<br />

Alte Land, Hamburgs obstanbaugebiet südlich der<br />

elbe. buxtehude, Agathenburg, stade. sie werde<br />

am bahnhof sein, hatte Angela Denoke am telefon<br />

gesagt. Die besucherin soll festes schuhwerk mitbringen,<br />

die besichtigung stades lohne: „ich führe<br />

sie.“ Da läuft sie schon den bahnsteig herauf, mit<br />

wehendem Mantel, ausgreifendem schritt. sie ist<br />

groß, schlank, hat blaue Augen, die blitzen, <strong>und</strong><br />

kurze Haare, deren blond fast so blass ist wie ihre<br />

Haut. ein fast überoffenes, empfind sames Gesicht,<br />

in das die fabelhafte sängerin <strong>und</strong> schauspielerin<br />

Denoke auf der bühne Wahnsinn, Leidenschaft,<br />

eros, Gier, sex oder Verführung mit geradezu<br />

überwältigender Überzeugungskraft einzuzeichnen<br />

versteht.<br />

Doch dazu später. Die private Denoke ist eine oft<br />

zum Lachen aufgelegte, ebenso energische wie<br />

pragmatische Person, die jetzt das Auto vor ihrem<br />

Haus am stadtrand parkt <strong>und</strong> einem Handwerker,<br />

der den kühlschrank reparieren soll, die Haustür<br />

öffnet. sie bietet kaffee an <strong>und</strong> lädt zur „schlossführung“<br />

ein. ihr Mann, der tenor David kübler,<br />

<strong>und</strong> sie haben das Haus nach eigenen Plänen gebaut:<br />

Alles ist durchlässig, offen <strong>und</strong> modern. Drüben<br />

wohnen die nachbarn, die sie mit frischem<br />

Gemüse versorgen, dort der bauer, von dem sie<br />

Milch <strong>und</strong> kaminholz beziehen, <strong>und</strong> ein anderer,<br />

der frisches Lammfleisch hat. Angela Denoke liebt<br />

dieses Haus zwischen Weiden <strong>und</strong> Wald, den Garten,<br />

die natur, die vor der Haustür beginnt.<br />

„ich habe bloß definitiv zu wenig Zeit, um hier zu<br />

sein“, sagt Angela Denoke ein wenig betrübt. „ich<br />

liebe meinen beruf, ich finde ihn großartig“, aber<br />

es sei eine Art Hassliebe, weil der beruf ihr Leben<br />

bestimme: „ich bin zu viel unterwegs. Ganz normal<br />

zu leben wie andere Leute, die rosen blühen<br />

– 59 – 2011/1


2011/1<br />

– 60 –


FotoS: SteFan HeinricHS<br />

innenschau <strong>und</strong> Außenwirkung<br />

bedingen sich bei salome-Darstellerin<br />

Angela Denoke, die auch<br />

unverschleiert ihr Geheimnis bewahrt.<br />

– 61 – 2011/1


Oben:<br />

sie ist längst in allen<br />

opernzentren angekommen:<br />

„irgendeiner hat immer<br />

am wegrand gestanden, um<br />

mir weiterzuhelfen.“<br />

2011/1<br />

zu sehen – manchmal fehlt mir das sehr.“ in diesem<br />

Jahr ist sie verplant wie noch nie, „durchgehend<br />

von Mitte februar bis Mitte november“. in<br />

Paris gibt sie die k<strong>und</strong>ry <strong>und</strong> die katja kabanova<br />

aus Leoš Janáčeks gleichnamiger oper. in Hamburg<br />

singt sie die sieglinde, in baden-baden eine<br />

aufregende neue salome in der regie von nikolaus<br />

Lehnhoff <strong>und</strong> bei den salzburger festspielen<br />

die emilia Marty aus der „sache Makropulos“ –<br />

um nur einige ihrer rollen zu nennen.<br />

Angela Denoke ist mittlerweile geradezu abonniert<br />

auf solche Partien: starke, unglücklich liebende<br />

<strong>und</strong> immer irgendwie moderne frauen, deren Gefühle<br />

so groß sind, dass sie kollidieren mit jedwedem<br />

Alltag; frauen, die eher ins Wasser gehen<br />

oder wahnsinnig werden, als dass sie sich ihren<br />

Glauben nehmen ließen <strong>und</strong> ihre Liebe. Denoke<br />

spielt sie so, dass die kritiker niederknien. Die<br />

„Zeit“ feierte sie als „eine berückende sängerdarstellerin,<br />

die sich im Ausdruck geradezu verzehrt,<br />

stimmlich von starker lyrischer intensität <strong>und</strong> ins<br />

Hymnische ausgreifend“. Die „süddeutsche Zeitung“<br />

beobachtete: „nie erweckt sie den eindruck,<br />

– 62 –<br />

als würde sie singen <strong>und</strong> spielen – das Artifizielle<br />

der oper erfüllt sie von innen mit einer gewaltigen<br />

energie, sodass man nicht mehr die Mittel wahrnimmt,<br />

sondern nur den von Denoke imaginierten<br />

Charakter […].“ ihre bühnenpräsenz ist fast sprichwörtlich:<br />

nicht selten scheint es so, als sei eine<br />

inszenierung ganz allein auf sie fokussiert.<br />

Wie sie das macht? sie lese sehr viel, über ihre<br />

bühnenperson <strong>und</strong> um sie herum. Zum beispiel<br />

jetzt über die salome, die sie im Juni im festspielhaus<br />

baden-baden geben wird. es ist – nach München,<br />

Wien, berlin <strong>und</strong> London – ihre fünfte: „ich<br />

liebe diese komplexen Charaktere, da hat man die<br />

verschiedensten Darstellungsmöglichkeiten. Mit<br />

jeder inszenierung lernt man neue facetten kennen.“<br />

Meist gelingt es ihr, sich „völlig unvoreingenommen<br />

auf das neue einzulassen“. sie versuche,<br />

sich mit der Person, die sie darstellen soll, zu<br />

identifizieren, sich ganz in sie hineinzufühlen,<br />

„ohne die kontrolle zu verlieren“. bei katja kabanova<br />

sei sie einmal so in der rolle gewesen, „dass<br />

mir die tränen herunterliefen. so etwas sollte<br />

nicht häufig vorkommen.“


FotoS: SteFan HeinricHS<br />

PerSönlicHeS<br />

Der Handwerker ist mit dem kühlschrank fertig,<br />

David kübler, ihr Mann, vom Golfen zurück. ortswechsel<br />

in die küche. sie kocht für ihr Leben gern.<br />

„Man kann mir einen kühlschrank mit sachen<br />

zeigen <strong>und</strong> sagen: Mach was draus! ich koche aber<br />

auch gern nach rezepten.“ sie kocht exzellent <strong>und</strong><br />

bew<strong>und</strong>ernswert nebenbei. Vollkommen stressfrei<br />

<strong>und</strong> unter fortsetzung der konversation. einer<br />

ihrer fre<strong>und</strong>e war koch. Daher. „Über die Männer<br />

in meinem Leben könnte man ein eigenes buch<br />

schreiben“, sagt sie <strong>und</strong> lacht.<br />

schaut sie auf ihre erstaunliche karriere, w<strong>und</strong>ert<br />

sie sich gelegentlich selbst. es sei nichts daran geplant<br />

gewesen, als kind, als Jugendliche habe sie<br />

nie an dergleichen gedacht. „ich hätte auch friseurin<br />

werden können, ich wäre auch glücklich geworden.“<br />

Glauben wir das? Aber dass sie einmal singen<br />

würde, <strong>und</strong> das noch in der ersten Liga – an der<br />

Wiege gesungen war es ihr nicht unbedingt. ihre<br />

eltern hatten in stade ein Lebensmittelgeschäft, ihr<br />

Vater, ein passionierter Akkordeonspieler, liebte<br />

es, am Wochenende mit seiner band über Land zu<br />

ziehen <strong>und</strong> auf Hochzeiten <strong>und</strong> schützenfesten zu<br />

spielen. einmal gab es statt eines Honorars ein klavier.<br />

Das stand zu Hause <strong>und</strong> zog die kleine Angela,<br />

damals vier Jahre alt, mächtig an. sodass die eltern<br />

sich entschließen, der kleinen klavierunterricht zu<br />

geben. sie ist zwölf, als sie zu Wilhelm Adrian<br />

kommt, einem studienrat am stader Gymnasium,<br />

zudem organist <strong>und</strong> kantor an der st.-Wilhadi-kirche.<br />

Adrian erkennt ihre begabung. „er hat mich<br />

auch für kunst <strong>und</strong> Literatur interessiert, mit Gesangsunterricht<br />

gegeben <strong>und</strong> mir geraten, im Chor<br />

zu singen.“ Ganze nachmittage verbringt das Mädchen<br />

in Wilhelm Adrians großer bibliothek.<br />

sie ist 15, als die Mutter stirbt. nach dem Abitur<br />

studiert sie in Hamburg schulmusik, singt im<br />

Chor, aus Gefälligkeit auch immer wieder solopartien,<br />

<strong>und</strong> findet Geschmack am Gesang. erst im<br />

zweiten Anlauf schafft sie die Aufnahmeprüfung.<br />

sie sei durchaus nicht die beste gewesen, „eher im<br />

Mittelfeld“. Aber als sie – das studium war noch<br />

gar nicht ganz abgeschlossen – „mal Vorsingen<br />

probieren wollte“ <strong>und</strong> nach ulm fuhr, wurde sie<br />

gleich engagiert.<br />

„irgendeiner hat komischerweise immer am Wegrand<br />

gestanden, um mir weiterzuhelfen.“ sie lacht.<br />

so saß einmal ein Agent im Publikum, der eigentlich<br />

wegen des tenors gekommen war <strong>und</strong> sich<br />

plötzlich nur für Denoke interessierte. Dieser rudi<br />

ballmer war es, der sie als Marie für den Hamburger<br />

„Wozzeck“ vorschlug. Der sie zum Vorsingen<br />

unter anderem nach stuttgart schickte. Vier herrli-<br />

che Jahre im dortigen ensemble folgten, in denen<br />

stuttgart zweimal in folge „opernhaus des Jahres“<br />

wurde, wozu Denoke mit ihrer Darstellungskraft<br />

<strong>und</strong> der strahlenden stimme ganz wesentlich beitrug.<br />

1999 wurde sie selbst „sängerin des Jahres“.<br />

Da hatte sie bereits ihr salzburg-Debüt hinter sich,<br />

hatte umjubelt die Marie in Peter konwitschnys<br />

legendärem Hamburger „Wozzeck“ gesungen <strong>und</strong><br />

die titelrolle in Christoph Marthalers „katja kabanova“,<br />

die salzburg 1998 traf wie ein erdbeben.<br />

seitdem singt sie weltweit, in London, Paris, Wien<br />

<strong>und</strong> an der Met.<br />

<strong>und</strong> dann – der nebel ist längst der sonne gewichen<br />

– führt Angela Denoke die besucherin wirklich<br />

noch durch die stadt: zur st.-Wilhadi-kirche,<br />

wo sie im Chor sang, am rathaus vorbei, wo sie<br />

geheiratet hat: „Ganz spontan!“ Zum idyllischen<br />

Alten Hafen, dem Zeughaus, in dem früher das<br />

kino war, zu den buchläden, sie liest so gern. sie<br />

habe immer viel Glück gehabt, sagt sie: „ich glaube<br />

daran: Wie es kommt, ist es richtig.“ Wir sind<br />

wieder am bahnhof. Als der Metronom richtung<br />

Hamburg fährt, leuchten die obstbäume in der<br />

nachmittagssonne.<br />

richArD StrAuSS: SAlome<br />

Neuinszenierung von Nikolaus Lehnhoff<br />

10., 13. unD 16. Juni 2011<br />

Weitere Informationen finden Sie auf Programmseite 76.<br />

angela Denoke<br />

Die Autorin<br />

Christine Claussen lebt als<br />

freie autorin in hamburg.<br />

sie war lange kulturredakteurin<br />

des magazins „stern“<br />

<strong>und</strong> publizierte über die<br />

berliner philharmoniker <strong>und</strong><br />

sir simon rattle, über<br />

Daniel barenboim, Cecilia<br />

bartoli, anna netrebko,<br />

elīna garanča, Jonas kaufmann<br />

<strong>und</strong> rolando villazón.<br />

in der von ihr gegründeten<br />

martha pulvermacher<br />

stiftung widmet sie sich der<br />

förderung hochbegabter<br />

junger musiker.<br />

– 63 – 2011/1


Oper<br />

TExT: RüDIGER BEERMAnn<br />

EIN „DON GIOVANNI“<br />

FÜR DIE EWIGKEIT<br />

EInE pROMInEnTE SänGERRIEGE wIRD MOzARTS<br />

„DOn GIOVAnnI“ In BADEn-BADEn SInGEn.<br />

DIE kOnzERTAnTEn AuFFüHRunGEn SOllEn FüR<br />

EInE CD AuFGEnOMMEn wERDEn.<br />

SO EnTSTEHT EwIGE MuSIk nEu FüR DIE EwIGkEIT.<br />

Opern sind wie Wein: Sie brauchen Zeit, um zu<br />

reifen. Oftmals werden Verabredungen mit Sängern,<br />

Dirigenten <strong>und</strong> Orchestern mehrere Jahre<br />

im Voraus getroffen, <strong>und</strong> da nimmt es nicht w<strong>und</strong>er,<br />

wenn sich Besetzungen auch noch einmal<br />

verändern.<br />

Anders als geplant können Elīna Garanča <strong>und</strong><br />

Thomas Quasthoff nicht bei der „<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>-Gala<br />

2011“ mit von der Partie sein. „Elīna Garanča <strong>und</strong><br />

Thomas Quasthoff bleiben dem <strong>Festspielhaus</strong> aber<br />

weiter eng verb<strong>und</strong>en“, sagt Intendant Andreas<br />

Mölich-Zebhauser. Elīna Garanča wird noch zweimal<br />

in dieser Saison im <strong>Festspielhaus</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

auftreten: am 4. März 2011 bei einem Arien-Abend<br />

sowie am 17. Juni 2011 bei einem Liederabend, in<br />

dem sie unter anderem Lieder von Richard Strauss<br />

singen wird. Thomas Quasthoff wird am 13. April<br />

2012 zurück an der Oos erwartet. Die Reihe der Solisten für die konzertanten Aufführungen<br />

des „Don Giovanni“ im Juli 2011 bleibt<br />

äußerst prominent: Diana Damrau, Joyce DiDonato,<br />

Mojca Erdmann, Rolando Villazón, Ildebrando<br />

D’Arcangelo, Luca Pisaroni, Konstantin Wolff <strong>und</strong><br />

Vitalij Kowaljow werden in den Hauptrollen zu hören<br />

sein. Das Mahler Chamber Orchestra spielt unter<br />

der Leitung von Yannick Nézet-Séguin.<br />

Als Joyce DiDonato 2010 den „ECHO Klassik“ als<br />

„Sängerin des Jahres“ im ZDF entgegennahm, kannte<br />

das <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Publikum diese Sängerin schon<br />

längst: Die sympathische Künstlerin hatte das Silvesterkonzert<br />

2009 gesungen. Nun kommt die „Yankee-Diva“,<br />

wie sie sich selbst augenzwinkernd auf<br />

ihrem YouTube-Videokanal im Internet nennt, als<br />

„Donna Elvira“ für drei konzertante Don-Giovanni-<br />

Abende zurück. Mittlerweile ist Joyce DiDonato<br />

weltweit eine begehrte Darstellerin <strong>und</strong> Sängerin.<br />

„Es ist einfach der beste Gesang, den ich seit Jahren<br />

gehört habe“, schwärmte ein Kritiker der „Financial<br />

Times“ neulich: „Eine Ehre, sie erleben zu dürfen.“<br />

– 64 –<br />

Zu den Bildern:<br />

Mozarts „Don Giovanni“<br />

besteht nur aus Hauptrollen.<br />

Bei dieser Oper ein gleichwertiges<br />

Ensemble<br />

zusammen zu stellen, bleibt<br />

eine Heraus forderung,<br />

der das <strong>Festspielhaus</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mit einer<br />

Traumbesetzung<br />

begegnet (v. l. n. r.):<br />

Mojca Erdmann,<br />

Rolando Villazón,<br />

Diana Damrau,<br />

Joyce DiDonato,<br />

Ildebrando D’Arcangelo


FOtOs (v. l. n. r.): Felix BrOede/dG; AnjA Frers/dG; dAn ettinGer/virGin ClAssiCs; niCk HeAviCAn; FAdil BerisHA/dG<br />

In der konzertanten Aufführung der Händel-Oper<br />

„Ariodante“ wird Joyce DiDonato bereits am<br />

20. Mai 2011 in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> in der Titelrolle zu<br />

erleben sein.<br />

Die Sopranistin Diana Damrau ist <strong>und</strong> bleibt eine<br />

der besten Klangpoetinnen. Gerade hat sie mit<br />

Christian Thielemann <strong>und</strong> den Münchner Philharmonikern<br />

Orchesterlieder von Richard Strauss<br />

veröffentlicht <strong>und</strong> damit den Eindruck nachhaltig<br />

verstärkt, den sie in der Rolle der Sophie im umjubelten<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er „Rosenkavalier“ hinterlassen<br />

hatte. In der Zwischenzeit aber hatte Diana<br />

Damrau nicht nur beruflich besondere „Erfolge“<br />

zu verbuchen. Im Frühjahr 2010 heiratete sie in<br />

aller Stille den Bariton Nicolas Testé <strong>und</strong> machte<br />

in der zweiten Jahreshälfte eine Babypause. Am<br />

3. Oktober des vergangenen Jahres kam Sohn Alexander<br />

in Amsterdam zur Welt.<br />

Er gilt als Vorzeige-Macho der Opernszene <strong>und</strong><br />

doch bringt ihn manchmal eine einzige Phrase<br />

des Barock-Komponisten Corelli zum Weinen:<br />

Ildebrando D’Arcangelo mag es nicht, in eine PR-<br />

Schublade gesteckt zu werden, <strong>und</strong> geht daher oft<br />

seine eigenen künstlerischen Wege.<br />

Rolando Villazón war sofort begeistert, als er von<br />

diesem „Don Giovanni“-Projekt in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> hörte.<br />

Nach seinen umjubelten Soloabenden mit Händel-Arien<br />

<strong>und</strong> mexikanischen Liedern kehrt er zum<br />

dritten Mal in kurzer Zeit nach <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> zurück.<br />

Mojca Erdmann gilt laut „ZEIT“ als „der Sopran<br />

der Zukunft“. Gerade konnte dies in der Neuinszenierung<br />

der Mozart-Oper „Così fan tutte“ im <strong>Festspielhaus</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> unter Beweis gestellt werden.<br />

Mozart spielt für die gebürtige Hamburgerin<br />

ohnehin derzeit eine wichtige Rolle: „Man muss<br />

jede Partie beseelen“, sagt sie, „bei Mozart lernt<br />

man das am besten.“<br />

BADEn-BADEn-GAlA 2011: Don GIoVAnnI<br />

Oper von Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Konzertante Aufführung<br />

18., 21. unD 24. JulI 2011<br />

Weitere Informationen finden Sie auf Programmseite 81.


© 2011 M. LANGE & CO. GMBH, MÜNCHEN www.rENALANGE.COM<br />

Karlstrasse 61 D-76133 Karlsruhe<br />

tel: +49.721.30000 e-mail: rillmann@g-rillmann.De<br />

staerK<br />

sophienstrasse 3 a D-76530 BaDen-BaDen<br />

tel: +49.7221.271010 e-mail: renate-staerK-gmBh@t-online.De

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!