Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom
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49<br />
BQS-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Dr. Bernd Gruber<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />
Prof. Dr. Johannes Giehl<br />
Tübingen<br />
Prof. Dr. Michael Greulich<br />
Stuttgart<br />
Prof. Dr. Peter Haußmann<br />
Baden-Baden<br />
Gabriele Kösters<br />
Bonn<br />
Prof. Dr. Rüdiger Krauspe<br />
Düsseldorf<br />
PD Dr. Angela M. Messing-Jünger<br />
Düsseldorf<br />
Dr. Helmut Pfeiffer<br />
Würzburg<br />
Martina Pilgram<br />
Köln<br />
Dr. Horst Poimann<br />
Würzburg<br />
PD Dr. Karsten Schwerdtfeger<br />
Homburg/Saar<br />
Prof. Dr. Wolf-Ingo Steudel<br />
Homburg/Saar<br />
Prof. Dr. A. Wilhelm<br />
Aschaffenburg<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 5<br />
<strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong><br />
<strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Zusammenfassung<br />
Beim <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong> handelt es sich um<br />
ein Engpasssyndrom des Nervus <strong>ulnaris</strong> im Bereich<br />
des hinteren Ellenbogengelenkes. Charakteristische<br />
Symptome sind Missempfindungen in den vom<br />
Nervus <strong>ulnaris</strong> versorgten Fingern sowie Schmerzen<br />
<strong>bei</strong> forcierter Beugung des Ellenbogengelenkes.<br />
Das Prinzip der in diesem Leistungsbereich betrachteten<br />
operativen Behandlung besteht in der Druckentlastung<br />
des Nervs vom Oberarm bis zum Unterarm,<br />
ggf. mit Verlagerung und Neueinbettung des<br />
Nervs.<br />
Zur Bewertung der Qualität im Leistungsbereich<br />
„<strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong>” wurden<br />
zwei Qualitätsziele ausgewählt, die die Indikationsstellung<br />
und die Ergebnisqualität betrachten.<br />
Schmerzen und/oder Missempfindungen im vierten<br />
und fünften Finger der Hand können unterschiedliche<br />
Ursachen haben. Elektrophysiologische Untersuchungen<br />
werden durchgeführt, um Schädigungen<br />
des Nervs als Ursache der Beschwerden erkennen<br />
und lokalisieren zu können. Die Indikation zur<br />
Operation ist gegeben, wenn <strong>bei</strong> nachgewiesener<br />
Schädigung unter konservativer Behandlung keine<br />
Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung der<br />
Symptomatik auftritt, <strong>bei</strong> anhaltenden Gefühlsstörungen<br />
sowie <strong>bei</strong> Schwäche bzw. Atrophie der<br />
vom Nervus <strong>ulnaris</strong> innervierten Muskulatur.<br />
Die Gesamtrate der Fälle mit ausreichend gesicherter<br />
Indikation liegt mit 86,55 % (Vorjahr 86,23 %)<br />
außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />
Referenzbereichs. Hier besteht nach Überzeugung<br />
der Fachgruppe Verbesserungspotenzial. Die<br />
Spannweite der Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />
reicht von 52,4 bis 100,0 %. Allerdings liegen nur<br />
vier von 37 Häusern mit ihren Ergebnissen außerhalb<br />
des festgelegten Referenzbereiches von ≥ 90 %.<br />
Im Strukturierten Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />
soll analysiert werden, wie es zu dem<br />
niedrigen Anteil von elektrophysiologischen Untersuchungen<br />
mit positivem Befund gekommen ist.<br />
Intra- und postoperative Komplikationen beeinträchtigen<br />
den angestrebten Therapieerfolg. Neben<br />
motorischen, sensiblen oder vegetativen Störungen<br />
im Versorgungsgebiet des Nervus <strong>ulnaris</strong> durch<br />
Nervenläsion kann ein großes Wundhämatom als<br />
Frühkomplikation des Eingriffs auftreten.<br />
Die Gesamtrate der spezifischen postoperativen<br />
Komplikationen bis zur Entlassung von 1,37 %<br />
(2002: 0,97 %) spricht für eine sehr gute Versorgungsqualität<br />
<strong>bei</strong> der Behandlung von Patienten<br />
mit <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong> ohne unfallbedingte<br />
Knochendeformation im Ellenbogenbereich. Ein<br />
Krankenhaus weist eine Komplikationsrate von<br />
30,4 % auf. Die Fachgruppe empfiehlt, mit diesem<br />
Krankenhaus unbedingt einen Strukturierten Dialog<br />
einzuleiten und zu analysieren, ob hier primär ein<br />
Dokumentationsproblem oder ein Versorgungsproblem<br />
vorliegt.<br />
Zukünftig sollte nach Meinung der Fachgruppe ein<br />
sektorübergreifendes Qualitätssicherungsverfahren<br />
der Nervendekompressionseingriffe mit adäquaten<br />
Nachbeobachtungszeiten etabliert werden, das<br />
einen Vergleich der Behandlungsergebnisse von<br />
ambulanten und stationären Eingriffen ermöglicht.
Einleitung<br />
Beim <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong> handelt es sich um<br />
eine Kompression des Nervus <strong>ulnaris</strong> im Bereich<br />
des dorsalen Epicondylus humeri medialis. Der<br />
Nerv verläuft hier durch die als <strong>Sulcus</strong> nervi <strong>ulnaris</strong><br />
bezeichnete Knochenrinne, deren Dach proximal<br />
von straffem Bindegewebe und distal vom<br />
Arcus tendineus des Musculus flexor carpi <strong>ulnaris</strong><br />
gebildet wird.<br />
Eine Schädigung des Nerven an dieser Stelle kann<br />
durch Veränderungen des Knochenkanals nach<br />
Frakturen im kondylären Humerusbereich, direkt<br />
den Nerv im <strong>Sulcus</strong> treffende Traumen, pathologische<br />
Prozesse im Ellenbogengelenk (Arthrose,<br />
chronische Polyarthritis), Gicht, Tumoren und anatomische<br />
Varianten in oder über dem Dach des<br />
<strong>Sulcus</strong> nervi <strong>ulnaris</strong> verursacht sein.<br />
Charakteristische Symptome sind Parästhesien in<br />
den vom Nervus <strong>ulnaris</strong> innervierten Fingern sowie<br />
Schmerzen <strong>bei</strong> forcierter Beugung des Ellenbogengelenkes.<br />
Das Prinzip der in diesem Leistungsbereich betrachteten<br />
operativen Therapie des <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>s besteht in der <strong>Dekompression</strong> des Nervus<br />
<strong>ulnaris</strong> vom distalen Oberarm bis zum proximalen<br />
Unterarm, ggf. mit Verlagerung und Neueinbettung<br />
des Nervs.<br />
Die Vielfalt der Ursachen für ein <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> lässt keine einheitliche Empfehlung zum<br />
operativen Vorgehen zu.<br />
Der einfachste Eingriff ist die <strong>Dekompression</strong>, <strong>bei</strong><br />
der alle den Nerven komprimierenden Strukturen<br />
gespalten werden. Knöcherne Veränderungen im<br />
Bereich der Ulnarisrinne können eine Glättung der<br />
Rinne erforderlich machen.<br />
Qualitätsziele 2003<br />
1<br />
2<br />
Immer Indikation ausreichend gesichert<br />
Selten spezifische postoperative Komplikationen<br />
<strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der BQS<br />
3.672 Datensätze aus 584 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich <strong>Dekompression</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong> konnten in 2003 in<br />
zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />
noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />
Daten im Format der BQS-Spezifikation 5.0.1 zu<br />
senden. Es liegen in diesem Format 656 Datensätze<br />
aus 221 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde<br />
jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der BQS-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die BQS<br />
3.016 Datensätze aus 524 Krankenhäusern. In der<br />
Auswertung wurden die Datensätze des Formats<br />
5.0.1 auf das Datensatzformat 6.0 überführt, so<br />
dass alle gelieferten Datensätze gemeinsam ausgewertet<br />
werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />
wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />
(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine<br />
Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />
„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt.<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
3.667<br />
49<br />
710<br />
1.705<br />
1.046<br />
157<br />
2.136<br />
1.536<br />
1.538<br />
1.649<br />
472<br />
13<br />
0<br />
100%<br />
1,34%<br />
19,36 %<br />
46,50%<br />
28,52%<br />
4,28%<br />
58,17%<br />
41,83%<br />
41,88%<br />
44,91%<br />
12,85%<br />
0,35%<br />
0%<br />
50
51<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
119%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
<strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
656<br />
221<br />
Bundesländer Gesamt<br />
6.0<br />
3.016<br />
524<br />
Gesamt<br />
3.672<br />
584<br />
Erwartet<br />
4.582<br />
1.105<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
80 %<br />
53%<br />
2002<br />
58 %<br />
41%<br />
Aufgrund der dort beschriebenen Besonderheit<br />
dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />
über 100 % möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs <strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
über alle Bundesländer hat sich<br />
gegenüber dem Vorjahr verbessert und lag insgesamt<br />
<strong>bei</strong> 80 %. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />
im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als immer noch verbesserungsfähig<br />
einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />
Krankenhäuser ist ebenfalls verbesserungsfähig.<br />
Sie lag <strong>bei</strong> 53 %.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist, bis auf ein Bundesland,<br />
welches nur 16 % der erwarteten Daten<br />
geliefert hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine mittlere<br />
Spannweite von 56 bis 119 % auf.
Qualitätsziel<br />
Immer Indikation ausreichend gesichert<br />
Qualitätsindikator<br />
Schmerzen und/oder Parästhesien im vierten und<br />
fünften Finger der Hand können unterschiedliche<br />
Ursachen haben. Neben einer Kompression des<br />
Nervus <strong>ulnaris</strong> im Ellenbogenbereich (<strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong>)<br />
kommen differentialdiagnostisch so<br />
unterschiedliche Erkrankungen wie eine Myopathie,<br />
eine myatrophe Lateralsklerose oder ein Thoracicoutlet-<strong>Syndrom</strong><br />
in Betracht. Auch eine Kompression<br />
der Nervenwurzeln C7, C8 oder Th1 kann diese<br />
Symptome verursachen. Eine elektrophysiologische<br />
Diagnostik dient der Sicherung einer Neuropathie<br />
des Nervus <strong>ulnaris</strong> und der Lokalisation der Nervenschädigung.<br />
Die Indikation zur Operation ist gegeben,<br />
wenn unter konservativer Therapie keine<br />
Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung<br />
der Symptomatik auftritt, sowie <strong>bei</strong> persistierenden<br />
Sensibilitätsstörungen, <strong>bei</strong> Schwäche bzw.<br />
Atrophie der vom Nervus <strong>ulnaris</strong> innervierten<br />
Muskulatur.<br />
Die elektrophysiologische Diagnostik wird in den<br />
Leitlinien von zwei wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />
(Benatar et al. 2001, Stöhr et al. 2002)<br />
als präoperativ notwendig bezeichnet, ohne dass<br />
hierfür Angaben zur Evidenz gemacht werden.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit Schmerz und/oder<br />
Parästhesien im fünften und vierten Finger<br />
• oder mit Lokalschmerz des Nervus <strong>ulnaris</strong><br />
• oder mit Verlaufsschmerz des Nervus <strong>ulnaris</strong><br />
• oder mit motorischer Schwäche im Ausbreitungsgebiet<br />
des Nervus <strong>ulnaris</strong><br />
• oder mit sensibler Störung im Ausbreitungsgebiet<br />
des N. <strong>ulnaris</strong> und Verzögerung der<br />
motorischen Nervenleitgeschwindigkeit oder<br />
Verzögerung der sensiblen Nervenleitgeschwindigkeit<br />
oder pathologischer Elektromyographie.<br />
<strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Ergebnisse<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Indikation<br />
Anteil von Patienten mit gesicherter Indikation an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Ausreichend gesicherte Indikation<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
86,55 %<br />
85,40 - 87,63 %<br />
3.672<br />
96,2%<br />
52,4 - 100,0%<br />
37 von 584<br />
≥ 90%<br />
4 von 37<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 584 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
547 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
52
53<br />
<strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Indikation<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Es sind seltene<br />
Konstellationen denkbar, in denen die Indikation<br />
zur Operation ausschließlich anhand der klinischen<br />
Symptomatik erfolgen kann, eine apparative Diagnostik<br />
daher nicht erforderlich ist.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der Fälle mit ausreichend gesicherter<br />
Indikation liegt mit 86,55 % (2002: 86,23 %)<br />
außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />
Referenzbereichs. Hier besteht nach Überzeugung<br />
der Fachgruppe Verbesserungspotenzial.<br />
Die Spannweite der Ergebnisse der Krankenhäuser<br />
mit mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />
reicht von 52,4 bis 100,0 %. Vier von 37 Krankenhäusern<br />
liegen mit ihren Ergebnissen außerhalb<br />
des festgelegten Referenzbereiches von ≥ 90 %. Im<br />
Strukturierten Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />
soll analysiert werden, wie die Indikationsstellung<br />
in den Fällen mit elektrophysiologischen<br />
Untersuchungen ohne pathologischen Befund erfolgt<br />
ist.<br />
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen,<br />
dass 547 Krankenhäuser im Jahr 2003<br />
die Durchführung von weniger als 20 <strong>Dekompression</strong>en<br />
<strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong> dokumentiert<br />
haben.
Qualitätsziel<br />
Selten spezifische postoperative Komplikationen<br />
Qualitätsindikator<br />
Intra- und postoperative Komplikationen beeinträchtigen<br />
den angestrebten Therapieerfolg.<br />
Neben motorischen, sensiblen oder vegetativen<br />
Störungen im Versorgungsgebiet des Nervus <strong>ulnaris</strong><br />
durch Nervenläsion kann ein großes Wundhämatom<br />
als typische Frühkomplikation des Eingriffs auftreten.<br />
Bei Rezidiveingriffen und <strong>bei</strong> unfallbedingten Knochendeformationen<br />
besteht ein besonderes Komplikationsrisiko.<br />
Um ein Patientenkollektiv mit<br />
homogenem Risikoprofil zu betrachten, werden in<br />
der Auswertung diese Fälle aus der Grundgesamtheit<br />
ausgeschlossen.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten ohne Rezidivoperationen<br />
und ohne unfallbedingte Knochendeformation im<br />
Ellenbogenbereich<br />
Zähler: Patienten mit postoperativen motorischen<br />
oder sensiblen Ausfällen, lokalen vegetativen<br />
Störungen oder Wundhämatom/Nachblutung<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 15,0% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Eingeschränkte<br />
Vergleichbarkeit dieses Qualitätsindikators mit der<br />
Literatur aufgrund der kurzen postoperativen<br />
Verweildauer<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate an spezifischen postoperativen<br />
Komplikationen bis zur Entlassung von 1,37 %<br />
(Vorjahr 0,97 %) spricht für eine sehr gute Versorgungsqualität<br />
<strong>bei</strong> der Erstoperation von Patienten<br />
mit <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong> ohne unfallbedingte<br />
Knochendeformation im Ellenbogenbereich.<br />
Ein Krankenhaus mit mindestens 20 Fällen weist<br />
eine Komplikationsrate von 30,4 % auf. Die Fachgruppe<br />
empfiehlt, mit diesem Krankenhaus unbedingt<br />
einen Strukturierten Dialog einzuleiten und<br />
zu analysieren, ob hier primär ein Dokumentationsproblem<br />
oder ein Versorgungsproblem vorliegt.<br />
<strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Spezifische postoperative Komplikationen<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit spezifischen postoperativen Komplikationen an Patienten<br />
ohne Rezidiv und ohne unfallbedingte Knochendeformation im Ellenbogenbereich<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Spezifische postoperative Komplikationen<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,37 %<br />
0,98 - 1,85 %<br />
3.000<br />
0%<br />
0,0 - 30,4 %<br />
27 von 584<br />
≤ 15,0 % (95%-Perzentile)<br />
1 von 27<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 584 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
517 Krankenhäuser<br />
40 Krankenhäuser<br />
54
55<br />
<strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Ausblick<br />
Das Bundeskuratorium Qualitätssicherung hat die<br />
Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />
für das Jahr 2004 mit der Begründung ausgesetzt,<br />
dass diese Prozedur in einer vergleichsweise<br />
geringen Fallzahl durchgeführt wird und das<br />
medizinische Risiko bezogen auf vital bedrohliche<br />
oder invalidisierende Komplikationen vergleichsweise<br />
gering ist. Unter dem Aspekt einer Aufwand-<br />
Nutzen-Betrachtung soll die Dokumentationsverpflichtung<br />
in diesem Leistungsbereich zumindest<br />
bis zur Integration des ambulanten Sektors ausgesetzt<br />
werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss<br />
als Rechtsnachfolger des Bundeskuratoriums Qualitätssicherung<br />
hat diese Entscheidung für 2005 fortgeschrieben.<br />
Auch die Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />
hält eine Einbeziehung des ambulanten operativen<br />
Sektors in die externe Qualitätssicherung für erforderlich.<br />
Nach Meinung der Fachgruppe sollte ein<br />
sektorübergreifendes Qualitätssicherungsverfahren<br />
der Nervendekompressionseingriffe mit adäquaten<br />
Nachbeobachtungszeiten etabliert werden, das einen<br />
Vergleich der Behandlungsergebnisse nach ambulanten<br />
und nach stationären Eingriffen ermöglicht.
Literatur<br />
Benatar N, Haussmann P, Lanz U, Lohmann,<br />
Partecke BD, Wessels D, Wulle Ch, Wüstner-<br />
Hoffmann M.<br />
<strong>Sulcus</strong>-Ulnaris-<strong>Syndrom</strong>. Leitlinie der Deutschen<br />
Gesellschaft für Handchirurgie.<br />
AWMF-Leitlinienregister, Nr. 005/009,<br />
Entwicklungsstufe 1. Überar<strong>bei</strong>tet Juni 2001.<br />
www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />
(Recherchedatum: 01.06.2004).<br />
Stöhr M, Assmus H, Bischoff Ch, Haußmann P,<br />
Reiners K, Richter HP, Scheglmann K, Vogt T.<br />
Chronische Ulnarisneuropathie am Ellenbogen.<br />
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für<br />
Neurologie.<br />
AWMF-Leitlinienregister, Nr. 030/084, Entwicklungsstufe<br />
2. 20. April 2002.<br />
www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />
(Recherchedatum: 01.06.2004).<br />
<strong>Dekompression</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sulcus</strong>-<strong>ulnaris</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
56