kostenlos downloadbar - Yachtrevue
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charter-extra<br />
skadar-see<br />
Im Lande des Montenegro. Hinter den Schwarzen<br />
Schut<br />
strebt.<br />
Bergen versteckt sich mit dem Skadar-<br />
See eine Naturschönheit ersten<br />
Ranges, auf der man seit 2009 sogar<br />
Motorboote chartern kann, wie Bodo<br />
Müller zu berichten weiß. Luis Gazzari<br />
hat noch ein bisserl dazurecherchiert<br />
58 yachtrevue 2/2010<br />
Kontrastreich. Gut<br />
versteckt hinter hohen Bergen an<br />
der Grenze zwischen Monte negro<br />
und Albanien, aber nur 15 Kilometer<br />
von der Adria entfernt. Der landschaftlich<br />
großartige Skadar-See<br />
wartet darauf entdeckt zu werden<br />
Törnen auf dem Skadar<br />
Charter. Touristisches Zentrum ist<br />
das moderne Plavnica Eco Resort<br />
(Bild) im montenegrinischen Teil des<br />
Sees, unweit des Flughafens der<br />
Hauptstadt Podgorica. Ausführliche<br />
Infos gibt es auf der Webseite www.<br />
plavnica.info. Die Charterbasis gehört<br />
zum Resort, die beiden angebotenen<br />
Daycruiser Rinker 192 Captiva<br />
(2 x 120 PS, 4 Personen) kosten pro<br />
Woche rund € 1.000,–. Charteranfragen<br />
richtet man am besten direkt an<br />
Filip Pejović, der per Mail gut erreichbar<br />
ist (filippejovic@gmail.com).<br />
FOTOs: bOdO müller (2)<br />
Er ist gut versteckt, sowohl<br />
in geografischer als auch<br />
in gesellschaftspolitischer<br />
Hinsicht. Nicht mehr als<br />
15 Kilometer von der Adria entfernt,<br />
verbirgt sich der Skadar-<br />
See hinter den bis zu 1.600<br />
Meter hohen Bergen des Rumija-Gebirges.<br />
Der größte See der<br />
Balkan-Halbinsel – auch größer<br />
als der Bodensee – und die<br />
anschließenden fruchtbaren<br />
Niederungen trennt jedoch<br />
nicht nur eine topografisch eindrucksvolle<br />
Barriere vom Meer<br />
und den mittlerweile wieder<br />
mondänen montenegrinischen<br />
Orten wie Sveti Stefan oder<br />
Budva, sondern in den Augen<br />
eines Mitteleuropäers viel mehr.<br />
Beim Skadar-See, an der Grenze<br />
zwischen Montenegro und<br />
Albanien, beginnt das Land der<br />
Skipetaren, wie der deutsche<br />
Ausdruck für die Albaner lautet.<br />
Hier hat Karl May Kara Ben<br />
Nemsi und Hadschi Halef<br />
Omar gegen den Montenegriner<br />
Schut kämpfen lassen,<br />
ebenfalls eine Figur aus dem<br />
Orientzyklus von Karl May.<br />
May schrieb einst vom „Osmanischen<br />
Reich“, was man als<br />
Kind ziemlich weit weg, zumindest<br />
im „Morgenland“ vermutete.<br />
Doch zu den Zeiten eines<br />
Karl May (1842–1912) reichte<br />
das Osmanische Reich bekanntlich<br />
fast bis Wien, im<br />
17. Jahrhundert gar von der Slowakei<br />
und der Ukraine bis zur<br />
Straße von Aden in Südarabien.<br />
So nebenbei: Vielleicht wird dadurch<br />
die Zurückhaltung in der<br />
EU gegenüber einem EU-Beitritt<br />
der Türkei verständlicher.<br />
Eine „wilde“ Gegend jedenfalls,<br />
die jedoch mit Riesenschritten<br />
Richtung Europa<br />
Montenegro ist seit 2006<br />
unabhängig und unternimmt<br />
viel, um westliche Standards zu<br />
erreichen (das Preisniveau hat<br />
man bereits gut „angepasst“)<br />
und auch Albanien schüttelt<br />
sein früher bescheidenes Image<br />
immer besser ab, per Yacht ist<br />
ein Abstecher problemlos geworden<br />
(siehe „Albanien per<br />
Yacht“, nächste Seite).<br />
Vorurteile über Bord zu werfen<br />
zahlt sich vor allem deshalb<br />
aus, weil mit dem Skadar-See<br />
und seiner Umgebung eine<br />
großartige Landschaft darauf<br />
wartet, entdeckt zu werden. Der<br />
montenegrinische Teil des Skutari-Sees,<br />
so die deutsch-italienische<br />
Bezeichnung, ist seit 1983<br />
Nationalpark, der albanische seit<br />
2005. Der See liegt auf nur 12<br />
Meter Seehöhe, was bedeutet,<br />
das die Flanken der Rumija-<br />
Berge an der Westseite des Sees<br />
enorm steil auf über 1.500 Meter<br />
ansteigen und eine phantastische<br />
Kulisse abgeben. Die Buchten<br />
auf dieser Seite sind teilweise<br />
schmale Fjorde von beeindrukkender<br />
landschaftlicher Schönheit,<br />
im Osten des Sees bildet<br />
flaches, teilweise versumpftes<br />
Marschland einen scharfen Kontrast<br />
dazu. In manchen Buchten<br />
durchfährt man ausgedehnte<br />
Seerosenfelder und passiert<br />
Bambus- und Schilfufer, teilweise<br />
sehr romantisch. Dazu<br />
kommt ein enormer Fisch- und<br />
Vogelreichtum. Das sub-mediterrane<br />
Klima ist im Winter<br />
relativ mild und regenreich, im<br />
Sommer kann es sehr heiß –<br />
bis 40° – und trocken sein.<br />
Die Wassertemperatur steigt<br />
aufgrund der geringen Seetiefe<br />
von rund acht Metern bis auf 27°<br />
– Badefreuden garantiert.<br />
2/2010 yachtrevue 59
charter-extra<br />
skadar-see<br />
BAREBoAT AM SkADAR. Ein<br />
reizvolles Revier, zweifellos, das<br />
man seit 2009 sogar mit Daycruisern<br />
befahren kann. Im<br />
Frühjahr 2009 wurde im Norden<br />
des Sees im montenegrinischen<br />
Plavnica – unweit des<br />
Flughafens der Hauptstadt<br />
Podgorica – das Plavnica Eco<br />
Resort eröffnet, eine moderne<br />
Hotelanlage, zu der eine Marina<br />
mit 80 Liegeplätzen, Slip,<br />
Bootsservice und Charterflotte<br />
gehören. Letztere wird von<br />
Filip Pejović, dem Sohn des Besitzers,<br />
betreut; vermietet werden<br />
amerikanische Motorboote<br />
vom Typ Rinker 192 Captiva,<br />
die 40 km/h schnell und für 4<br />
60 yachtrevue 2/2010<br />
Personen vorgesehen sind.<br />
Diese Daycruiser werden für<br />
1.000 € pro Woche (Kraftstoff<br />
extra) bareboat, also an Selbstfahrer,<br />
verchartert. Ein Bootsführerschein<br />
ist Voraussetzung,<br />
laut Pejović genügt aber<br />
„irgend einer“, also egal ob fürs<br />
Meer oder Binnen, man unterhalte<br />
gute Kontakte zur Polizei.<br />
2009 hatte Pejović zwei Boote,<br />
es könnten demnächst mehr<br />
werden.<br />
Dank der zentralen Lage der<br />
Marina sind alle interessanten<br />
Ziele rund um den Skadar lokker<br />
erreichbar, beispielsweise<br />
abgelegene Siedlungen in den<br />
Fjorden an der Nordküste oder<br />
Albanien per Yacht<br />
Wandel. die albanischen behörden haben ihre Küste für die<br />
sportschifffahrt geöffnet, weiß bodo müller<br />
entgegen anders lautenden und vor allem veralteten Gerüchten ist die<br />
Küste Albaniens ein sicheres seegebiet und steht somit der sportschifffahrt<br />
offen. die <strong>Yachtrevue</strong> berichtete über diesen „Wandel“ bereits (siehe auch<br />
Yr 5/2007, story kostengünstig <strong>downloadbar</strong> über www.yachtrevue.at).<br />
Wer also per boot von montenegro nach Griechenland oder umgekehrt<br />
reisen möchte, braucht keinen Umweg mehr über Italien zu machen. Albanien<br />
ist seit 2009 mitglied der NATO, die Hoheitsgewässer werden von<br />
Wachbooten der italienischen „Guardia Finanzia“ (Zoll) und schnellbooten<br />
der italienischen spezialeinheit „Anticontrabanda“ (Anti-schmuggel) kontrolliert.<br />
Als ich im sommer 2009 an der albanischen Küste unterwegs war,<br />
fühlte ich mich äußerst sicher.<br />
Wer von Norden nach Albanien kommt, sollte in dem kleinen Fischerhafen<br />
shengjin einklarieren. Aus Korfu kommend ist der einklarierungshafen<br />
sarandë, ein lebhafter Urlaubsort mit eigenem Yachtanleger. dazwischen<br />
liegen die Handelshäfen durres und Vlorë. In der bucht von Vlorë gibt es<br />
den einzigen Yachthafen, die sehr schöne marina di Orikum (www.orikum.<br />
it). landschaftlich attraktiv ist vor allem die felsige südküste Albaniens zwischen<br />
Vlorë und sarandë mit zahlreichen Ankerbuchten.<br />
FOTOs: bOdO müller (3)<br />
interessante Klosterinseln an<br />
der Westküste. Flache Passagen<br />
sind übrigens betonnt. Die<br />
orthodoxen Klöster kann man<br />
besuchen und in vielen Ortschaften<br />
und kleinen Siedlungen<br />
im montenegrinischen Teil,<br />
die zum Teil auf keiner Karte<br />
eingezeichnet sind, finden sich<br />
lokale Wirtshäuser, etwa in<br />
Murići, Karuć, Rijeka<br />
Crnojevića, Saran, Godinje<br />
oder Jezero. Pejović meint, man<br />
könne überall problemlos anlegen.<br />
Die Lokale werden großteils<br />
von Bauern geführt, die<br />
reichlich Fisch und einfache<br />
lokale Speisen anbieten – Agrotourismus<br />
in seiner reinsten<br />
Form.<br />
Wo Wirtshäuser, da natürlich<br />
auch ein gewisser Landtourismus,<br />
der sich hauptsächlich<br />
durch Ausflugsboote<br />
bemerkbar macht. Übernachten<br />
kann man entweder im luxuriösen<br />
Plavnica Resort oder<br />
in einer der kleinen Pensionen<br />
oder Hotels rund um den See.<br />
IM LAnD DER SkIPETAREn. Im<br />
Sommer 2009 wurde überdies<br />
die Grenze zu Albanien, die<br />
mitten durch den Skadar-See<br />
verläuft, für den Sportbootverkehr<br />
geöffnet. Damit bietet sich<br />
ein Abstecher in die rund 30<br />
km entfernte nordalbanische<br />
Stadt Skadar (auch Shkodra,<br />
Shkoder, Scutari) an. Man klariert<br />
in der Marina Plavnica aus<br />
und meldet sich in Skadar bei<br />
einer neuen Sportbootanlegestelle<br />
in Albanien an. Diese befindet<br />
sich im Fluss Bojana,<br />
dem Abfluss des Skadar. Dort<br />
wird man bereits erwartet,<br />
denn die montenegrinische<br />
Polizei informiert derweil die<br />
albanische – kein Abenteuer,<br />
sondern angeblich ganz einfach.<br />
Ausflug nach Albanien, hier die<br />
Zoll-Anlegestelle in der Stadt Skadar,<br />
albanisch Shkodra<br />
FOTO: sTANIsA mArTINOVIc - FOTOlIA.cOm<br />
Die größte Stadt Nordalbaniens<br />
mit über 100.000 Einwohnern<br />
war einst ein bedeutendes<br />
Zentrum der Region,<br />
schon Römer und Illyrer waren<br />
da. Der Kommunismus hat den<br />
alten Glanz fortgespült; zuletzt<br />
war Skadar eine Industriestadt,<br />
die nach dem Zusammenbruch<br />
des Regimes wirtschaftlich danieder<br />
lag und sich jetzt langsam<br />
erholt. Jetzt wird gebaut,<br />
was das Zeug hält, Häuser in<br />
der Altstadt müssen Hochbauten<br />
weichen. Zugegebenermaßen<br />
ist die im flachen Gelände<br />
liegende, pulsierende Stadt kein<br />
optischer Leckerbissen, aber<br />
mit dem Motorboot einen Abstecher<br />
nach Albanien zu machen,<br />
das hat doch was, oder?<br />
Von DER ADRIA ZuM SkADAR.<br />
Im Sommer 2009 wurde auch<br />
der von der Adria aus erreichbare<br />
Fluss Bojana für den<br />
Sportbootverkehr geöffnet. Die<br />
Bojana bildet im Unterlauf die<br />
Grenze zwischen Montenegro<br />
und Albanien, danach zweigt<br />
der Fluss nach Albanien ab und<br />
erreicht nach nur 20 km Skadar.<br />
Der Fluss war bis in die<br />
1950er Jahre eine wichtige<br />
Wasserstraße für die Berufsschifffahrt<br />
und soll nun wieder<br />
schiffbar ausgebaut werden.<br />
Momentan ist er aufgrund von<br />
Versandungen nur mit kleinen<br />
Motorbooten bis etwa 0,80 m<br />
Tiefgang oder per Dingi befahrbar.<br />
Laut dem zuständigen Hafenamt<br />
in Shengjin (nördlichster<br />
Einklarierungshafen in Albanien)<br />
sollen Sportbootcrews,<br />
die die Bojana befahren wollen,<br />
in den südlichen und breiteren<br />
der beiden Mündungsarme einlaufen<br />
und dabei nahe der östlichen<br />
(also albanischen) Seite<br />
des Flusses stromaufwärts fahren<br />
(Info ohne Gewähr!). Nach<br />
etwa 2 km kommt am Ostufer<br />
eine albanische Polizeistation,<br />
wo man einklarieren kann. Eine<br />
Weiterfahrt bis hinauf zum Skadar-See<br />
ist dann möglich. Wer<br />
über den See zurück nach Montenegro<br />
will, muss in Skadar<br />
ausklarieren und sich auf montenegrinischer<br />
Seite in Plavnica<br />
oder Virpazar wieder anmelden.<br />
■<br />
Beim Skadar-See, an der Grenze zwischen Montenegro und<br />
Albanien, beginnt das Land der Skipetaren<br />
Das Erbe<br />
Jugoslawiens<br />
Wissen. Montenegrinisch,<br />
Serbisch oder was?<br />
Montenegros (seit 2006 unabhängig)<br />
Staatssprache ist Montenegrinisch,<br />
wobei es sich um eine Form<br />
des (ijekavischen) Serbischen handelt;<br />
manche meinen, dass Montenegrinisch<br />
auf einer eigenständigen<br />
Entwicklung beruht. Wie<br />
auch immer: Die Unterschiede zwischen<br />
Serbisch, Montenegrinisch,<br />
Kroatisch und (neuerdings) auch<br />
„Bosnisch“ sind nur minimal;<br />
eigentlich sprechen alle die gleiche<br />
Sprache. Slowenisch und Mazedonisch<br />
sind aber ganz anders.<br />
Albanisch gehört wie die slawischen<br />
Sprachen zwar zur indogermanischen<br />
Sprachgruppe, hat aber<br />
kaum Ähnlichkeiten mit diesen.<br />
• Kotor<br />
MONTENEGRO<br />
Rijeka Crnojevića •<br />
• Budva<br />
• Sv. Stefan<br />
Virpazar •<br />
Adria<br />
Grenzfluss. Über die Bojana<br />
kommt man von der Adria bis nach<br />
Skadar und in den gleichnamigen See<br />
– allerdings derzeit nur mit maximal<br />
80 cm Tiefgang<br />
• Bar<br />
■ Podgorica<br />
• Plavnica<br />
Godinje •<br />
Skadar-See<br />
Murići •<br />
ca. 5 sm<br />
Bobovista •<br />
Ulcinj •<br />
ALBANIEN<br />
Skadar •<br />
Bojana<br />
2/2010 yachtrevue 61