Tod vor Bornholm - big-max-web.de
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Bo<strong>de</strong>nsee Bulletin Nr. 058 – Montag, 27. Juli 2009<br />
“ MEYLINO in <strong>de</strong>r Obhut von Bootsservice Rettich “<br />
Liebe Freun<strong>de</strong> !<br />
Noch gestern, Sonntag, 26. Juli 2009:<br />
18:30 Uhr –<br />
Nun habe ich in Frau MÇllers Minirestaurant, das “Gun<strong>de</strong>le CafÉ“<br />
heiÑt, eine Gulaschsuppe und einen Schweizer Wurstsalat<br />
gegessen, dazu ein obligatorisches TannenzÖpfle getrunken.<br />
Hafenmeisterin und Unternehmerin Cordula MÇller in Bodman<br />
Ru<strong>de</strong>rboot 8,50 €, Tretboot 10 €, Motorboot 30 € - pro Stun<strong>de</strong><br />
Meine LiegeplatzgebÇhren haben wir auch gleich noch abgerechnet<br />
8 € Liegeplatz + 1 € Strom + 1 € Dusche / pro Tag.<br />
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20:06 Uhr –<br />
Ein aktuelles Bild von Anna und Harvey flattert noch per E-Mail<br />
herein – ich fin<strong>de</strong> es so natÇrlich, so wie ich die bei<strong>de</strong>n in<br />
Erinnerung habe:<br />
Montag, 27. Juli 2009:<br />
* * * * * * *<br />
06:24 Uhr –<br />
Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht, die Bilge voll<br />
Wasser hat die schlimmsten Szenarien <strong>vor</strong> mir auftauchen lassen.<br />
08:03 Uhr –<br />
Ich rufe die Fa. Rettich an und habe gleich Frau Rettich dran<br />
und klage ihr mein Leid. Sie wird mir gleich <strong>de</strong>n Monteur Alex<br />
<strong>vor</strong>beischicken, <strong>de</strong>r neulich schon nach áberlingen gekommen ist.<br />
Wer<strong>de</strong>n erneut das Wasser aus <strong>de</strong>r Bilge abpumpen. Hoffentlich<br />
bringt Alex diesmal eine elektrische Pumpe mit. Letztlich hatten<br />
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wir das mit meiner Handlenzpumpe erledigt, und das was ein<br />
SaugeschÖft. Na, vielleicht lieber SaugeschÖft, als absaufen.<br />
Harvey schickt mir eine E-Mail zu einem tragischen Segelunfall<br />
wÖhrend <strong>de</strong>s Baltic Cups – habe auch hier davon gehàrt und<br />
gelesen. Obendrein versucht er mich wegen meiner<br />
Stopfbuchse/Stevenrohr zu beruhigen, doch das will auf diese<br />
Entfernung zur Ostsee nicht so richtig gelingen. HÖtte ihn gerne<br />
an meiner Seite, <strong>de</strong>nn Harvey ist schiffstechnisch mit allen<br />
Wassern gewaschen.<br />
FÇr diejenigen, die von <strong>de</strong>m Segelunfall nichts gehàrt haben, aber<br />
<strong>de</strong>nnoch interessiert sind, gebe ich Harveys Informationen<br />
nachstehend weiter:<br />
Seglerin bei Hochseeregatta verschwun<strong>de</strong>n<br />
22. Juli 2009, 04:00 Uhr<br />
<strong>Bornholm</strong> - Die Suche nach einer vermissten Seglerin in <strong>de</strong>r Ostsee ist am Dienstag<br />
fortgesetzt wor<strong>de</strong>n. Die 54 Jahre alte gebürtige Lübeckerin Sabine Jüttner-Storp war<br />
am Montag bei <strong>de</strong>r Hochseeregatta Baltic Sprint Cup im Seegebiet zwischen <strong>de</strong>r<br />
dänischen Insel <strong>Bornholm</strong> und <strong>de</strong>m schwedischen Festland über Bord gegangen.<br />
Das Unglück geschah während <strong>de</strong>r zweiten Etappe von Rønne auf<br />
<strong>Bornholm</strong>/Dänemark ins schwedische Västervik, als die Seglerin auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Yacht "DHH Cross-Match" <strong>de</strong>n Mast hinaufgeklettert war, um ein verwickeltes Segel<br />
am Vorstag zu bergen. Dabei stürzte sie ab. Zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt am Montagnachmittag<br />
herrschte mäßiger Wind bei Stärke vier bis fünf. Die Suchaktionen wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />
dänischen SAR-Rettungsleitstelle koordiniert.<br />
"Sie ist eine <strong>de</strong>r erfahrensten Hochseeseglerinnen Deutschlands", sagte Henning<br />
Rocholl vom Veranstalter Sail & Race am Dienstag über die vermisste Skipperin. An<br />
Bord <strong>de</strong>r gut zwölf Meter langen Yacht vom Typ X-40 führte sie eine sechsköpfige<br />
Frauencrew an. "Es ist sehr tragisch. Man muss vom Schlimmsten ausgehen", sagte<br />
Rocholl.<br />
Die zweite Etappe <strong>de</strong>s Rennens, das am vergangenen Sonnabend in Rostock-<br />
Warnemün<strong>de</strong> gestartet wur<strong>de</strong> und über Dänemark, Schwe<strong>de</strong>n, Lettland und<br />
Polen nach Lübeck-Travemün<strong>de</strong> führt, war nach Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Unglücksfalls abgebrochen wor<strong>de</strong>n. Am Freitag soll das Fünf-Etappen-Rennen<br />
mit <strong>de</strong>m dritten Abschnitt nach Lettland fortgesetzt wer<strong>de</strong>n. Sabine Jüttner-<br />
Storp, die bereits <strong>de</strong>n Atlantik überquert hatte, nahm zum zweiten Mal am<br />
Baltic Sprint Cup teil, die am 31. Juli in Travemün<strong>de</strong> en<strong>de</strong>t. lno<br />
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<strong>Tod</strong> <strong>vor</strong> <strong>Bornholm</strong><br />
Von Sandra-Valeska Bruhns 25. Juli 2009, 04:00 Uhr<br />
Beim Baltic Sprint Cup ist eine erfahrene Skipperin über Bord<br />
gegangen und ertrunken. Wie konnte das passieren?<br />
Sabine Jüttner-Storp wusste, was sie tat, als sie bei mäßigem Wind in<br />
<strong>de</strong>n Mast ihrer X-40-Yacht "DHH Cross-Match" kletterte. Mit fünf<br />
an<strong>de</strong>ren Frauen war sie beim Baltic Sprint Cup angetreten, einer<br />
großen Regatta rund um die Ostsee, und wenige Stun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m<br />
Start zur zweiten Etappe gab es ein Problem mit <strong>de</strong>m Vorstag.<br />
Das Tuch hatte sich mehrfach um das Vorstag gewickelt, <strong>de</strong>n Draht,<br />
<strong>de</strong>r <strong>vor</strong>n <strong>de</strong>n Mast hält, und dieser Scha<strong>de</strong>n musste behoben wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn die Yacht weiterhin konkurrenzfähig fahren sollte. Es klingt für<br />
Nichtsegler dramatisch, dass man während <strong>de</strong>r Fahrt mehrere Meter<br />
über <strong>de</strong>m Boots<strong>de</strong>ck hantieren soll. Doch erfahrene Skipper nehmen<br />
die Aufgabe gelassen an, weshalb die Szene auch so schockiert ist<br />
über das, was an Bord <strong>de</strong>r "DHH Cross-Match" nun geschah: Sabine<br />
Jüttner-Storp saß im sogenannten Bootsmannstuhl und hatte sich<br />
nach oben ziehen lassen. Dort verwickelte sie sich zwischen einigen<br />
Leinen und <strong>de</strong>m Segel und rutschte bei <strong>de</strong>m Versuch, sich zu<br />
befreien, aus <strong>de</strong>m sichern<strong>de</strong>n Stuhl heraus. Aus mehr als zehn Metern<br />
stürzte die 54-jährige Lehrerin ins Wasser, auf <strong>de</strong>m zu diesem<br />
Zeitpunkt eine Welle von etwa einem Meter ging.<br />
Sofort sprang eine Mitseglerin ins Wasser und brachte die<br />
bewusstlose Skipperin zum Heck <strong>de</strong>s Schiffes, doch ihr und <strong>de</strong>n<br />
Crewmitglie<strong>de</strong>rn im Boot fehlte die Kraft, Sabine Jüttner-Storp an<br />
Bord zu hieven. So versank die erfahrene Seglerin, die schon <strong>de</strong>n<br />
Atlantik bezwungen hatte, <strong>vor</strong> <strong>de</strong>n Augen ihrer Crew in <strong>de</strong>r Ostsee.<br />
An<strong>de</strong>re Yachten, Rettungsschiffe und ein Hubschrauber suchten<br />
stun<strong>de</strong>nlang nach Sabine Jüttner-Storp - vergeblich.<br />
"Nach unseren Erkenntnissen hatte die Seglerin bei diesem Manöver<br />
keine Schwimmweste an und ging <strong>de</strong>shalb so schnell unter", sagt<br />
Renndirektor Alan Green. Viele Segler legen die Schwimmweste ab,<br />
wenn sie in <strong>de</strong>n Mast klettern, um auf <strong>de</strong>m engen Raum an <strong>de</strong>r<br />
Mastspitze nicht behin<strong>de</strong>rt zu wer<strong>de</strong>n. Wichtiger ist ihnen <strong>vor</strong> <strong>de</strong>m<br />
Aufstieg <strong>de</strong>r korrekte Sitz <strong>de</strong>s Bootsmannstuhls.<br />
"Gera<strong>de</strong> dieser <strong>Tod</strong>esfall ist unendlich tragisch", sagt Henning<br />
Rocholl, <strong>de</strong>r Organisator <strong>de</strong>r Regatta. "Beim Sicherheits-Check <strong>vor</strong><br />
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<strong>de</strong>m Start war ich noch bei ihr an Bord, alles war tipptopp, die<br />
Schwimmwesten und Lifebelts nagelneu."<br />
Der Unfall <strong>vor</strong> <strong>Bornholm</strong> hat nicht nur die übrigen Segler <strong>de</strong>r Regatta<br />
sehr bewegt, son<strong>de</strong>rn die gesamte Seglerwelt. Solche Verkettung<br />
unglücklicher Umstän<strong>de</strong> konnte sich niemand <strong>vor</strong>stellen: Keiner<br />
rechnet damit, auf <strong>de</strong>m Weg in <strong>de</strong>n Mast über Bord zu gehen.<br />
Wie<strong>de</strong>r ist ein lei<strong>de</strong>nschaftliches Seglerleben auf See been<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n,<br />
ohne Fremdverschul<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn weil im Alltag Fehler passieren.<br />
Zurück bleiben ein um Fassung ringen<strong>de</strong>s Organisationskomitee und<br />
eine traumatisierte Crew, die sich bittere Vorwürfe macht. In <strong>de</strong>n<br />
Köpfen <strong>de</strong>r Seglerwelt wer<strong>de</strong>n nun die Konjunktive bewegt - hätte,<br />
wäre, könnte. Doch gera<strong>de</strong> in Paniksituationen reagieren Menschen<br />
nicht immer rational, und wenn die Skipperin in Gefahr ist, fehlt die<br />
Person mit <strong>de</strong>r größten Erfahrung und Übersicht an Deck.<br />
"Die Crewmitglie<strong>de</strong>r brauchen jetzt Ruhe, Hilfe und Zeit", sagt Rocholl.<br />
"Doch ich wünsche mir von <strong>de</strong>n Seglerinnen, dass sie in einigen<br />
Wochen offen schil<strong>de</strong>rn, was wirklich passiert ist, damit wir alle<br />
daraus lernen können."<br />
Arbeiten am o<strong>de</strong>r auch im Mast sind nicht ungefährlich. 2007 ist <strong>de</strong>r<br />
Segler Christian Buck an Bord <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen America's-Cup-Yacht<br />
am Mast abgerutscht und kopfüber hängen geblieben. Durch die<br />
Bewegungen <strong>de</strong>s Schiffes wur<strong>de</strong> er mehrfach mit Kopf und<br />
Oberkörper an <strong>de</strong>n Mast geschleu<strong>de</strong>rt.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n gestan<strong>de</strong>ne Segler von ihrem eigenen<br />
Großbaum erschlagen, beim Bergen <strong>de</strong>r Segel vom Vorschiff gespült<br />
o<strong>de</strong>r von sich lösen<strong>de</strong>n Blöcken tödlich am Kopf getroffen. Sogar <strong>de</strong>r<br />
französische Segelheld Eric Tabarly wur<strong>de</strong> 1998 <strong>vor</strong> <strong>de</strong>n Augen seiner<br />
Crew in <strong>de</strong>r Irischen See über Bord gewischt und ertrank.<br />
"Auch beim Segeln gibt es Bereiche, in <strong>de</strong>nen greifen alle unsere<br />
Sicherheits<strong>vor</strong>kehrungen nicht mehr, und wir sind <strong>de</strong>m Schicksal<br />
überlassen", sagt Rocholl. "Sogar ein am Körper getragener Epirb, <strong>de</strong>r<br />
die Position via GPS verfolgt, hätte im Fall von Sabine Jüttner-Storp<br />
nicht geholfen, da er unter Wasser nicht funktioniert."<br />
Die Regatta wur<strong>de</strong>, auch auf Wunsch <strong>de</strong>s Ehemanns <strong>de</strong>r<br />
Verunglückten, fortgesetzt.<br />
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08:30 Uhr –<br />
Alex ist da, und ich bin froh ……………………….<br />
Alex erklÖrt mir, dass meine Furcht abzusaufen, in diesem Falle<br />
vàllig unbegrÇn<strong>de</strong>t war, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Wassereinbruch Çber<br />
Stopfbuchse/Stevenrohr geht nur soweit, bis <strong>de</strong>r Wasserspiegel<br />
in <strong>de</strong>r Bilge so hoch steht, wie <strong>de</strong>r See selbst, dann ist Ruhe,<br />
zumal diese Bilge gegen <strong>de</strong>n Salon wasserdicht abgeschottet ist.<br />
Was bin ich unwissend!<br />
10:00 Uhr –<br />
Nun war ich auch im Betrieb Rettich und habe Frau Rettich<br />
kennengelernt, die sich jetzt um alles kÇmmern wird, <strong>de</strong>nn an <strong>de</strong>n<br />
Kran konnte ich nicht verholen, warum auch immer. Ich vermute,<br />
weil er ja noch nicht funktionstÇchtig ist.<br />
10:30 Uhr –<br />
Ich informiere Frau MÇller Çber die neue Situation, und ich<br />
merke, dass ihr das jetzt ungelegen kommt, <strong>de</strong>nn sie hat <strong>de</strong>n<br />
Platz schon jeman<strong>de</strong>m versprochen. Doch sie meint, sie wird sich<br />
was Çberlegen, wÖhrend ich mein Auto aus áberlingen hole.<br />
11:00 Uhr –<br />
Frau Rettich fÖhrt mich persànlich nach Ludwigshafen, wo ich im<br />
schmÇcken Bahnhofsbistro erst einmal frÇhstÇcke, <strong>de</strong>nn bislang<br />
hÖtte ich keinen Bissen herunterbekommen – nun aber schmeckt’s.<br />
11:24 Uhr –<br />
Die Bahn ist pÇnktlich, und in NuÑdorf fin<strong>de</strong> ich meinen Wagen<br />
unversehrt <strong>vor</strong>.<br />
12:15 Uhr –<br />
Ich klare noch mein Boot auf, packe ein paar Sachen,<br />
verabschie<strong>de</strong> mich bei <strong>de</strong>r Hafenmeisterin, die nun meint, ich<br />
solle mal da liegen bleiben, wo ich bin. Ich bedanke mich artig<br />
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und fahre um 12:45 Uhr nach Hause, wo ich um 14 Uhr<br />
eintreffe.<br />
Ganz zwangsläufig mache ich jetzt eine kleine Bulletinpause.<br />
Herzlichst<br />
Euer<br />
Big Max<br />
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