Dirigentin / Dirigent - Schweizer Blasmusikverband

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16 Aktuell UNISONO 13/14 • 2006 Eschenbach: Musikgesellschaft Helvetia macht Zirkus Von Zirkusprofis und Amateuren Das optisch-unterhaltende Element gewinnt auch im blasmusikalischen Umfeld imnmer mehr an Bedeutung. Das Publikum ist aber von den grossen Shows in Manege und Fernsehen sehr verwöhnt und fordert auch von den Vereinen eine gewisse Professionalität. Die Musikgesellschaft Helvetia Eschenbach hat die Herausforderung angenommen und liess sich von der örtlichen Geräteriege und von Spassmacher Payaso Nuny unterstützen. Kurt Betschart Rassig und schmissig eröffnete das Orchester die Show mit «Happyland». Zirkusdirektor (Präsident) Thomas Bachmann freute sich über seine schmucke Galauniform und in erster Linie über die gute Zusammenarbeit der Musikanten mit seinen Artisten von der Geräteriege. Für Ideen und deren Umsetzung zeichnete Dirigent René Niederhauser verantwortlich, er wurde dafür mit einem grossen Blumenstrauss und lang anhaltendem Applaus bedacht. Umgebung, Empfang und Dekoration waren ganz auf Zirkus eingestellt, Besucher mit Zirkuserfahrung fühlten sich sofort wie zu Hause. Musik und Akrobatik «Music in my world» spielte die Zirkuskapelle im Hintergrund während der ersten Akrobatiknummer. Die Jungs und Girls der Riege zeigten ihre Kunststücke an den Kletterseilen im hinteren Teil der Turnhalle. Immer beobachtet und angeleitet von den Leitern, stockte den Zuschauern oft der Atem ob der Waghalsigkeit dieser Amateure. Stuart Johnson aus England komponierte die viersätzige «Circus Suite». Dieses Werk, in der zweiten Stärkeklasse angesiedelt, stellt einige Ansprüche an Musikanten und Dirigent. Erklingen im ersten Satz lüpfige Zirkusmelodien zu den Darbietungen der Pferde, hört man in der Basslinie des zweiten Satzes den gelungenen Auftritt der mächtigen Elefanten. Im dritten Satz verzaubert ein weiches Solo auf dem Alto-Sax den Saal, in der Arena sind die Trapezkünstler am Werk. Der vierte ist musikalisch ganz der Clownerie gewidmet. Die Musikgesellschaft aus Eschenbach meisterte die zahlreichen Klippen gekonnt und elegant. Für den zirzensischen Teil sorgten die Geräteriege des STV und der kubanische Spassmacher Payaso Nuny. Helvetia-Präsident Thomas Bachmann für einmal als Zirkusdirektor in Galauniform. Fotos: Werner Frieden Über Dias aus dem Zirkusalltag wurde das gesteckte Ziel Zirkus nie aus den Augen verloren. In die Herzen der Zuhörer gespielt Im «Säbeltanz» von Aran Katchaturian brillierten die Musikantinnen und Musikanten mit Präzision im Zusammenspiel und konnten das geforderte Tempo gut halten. Die Artisten zeigten hohe und weite Sprünge und Purzelbäume. Toll, wie die jungen Leute wild durcheinanderwirbelten, ohne sich je in die Quere zu kommen. Mit «Oh, mein Papa» gewann Lys Assia den ersten Grand Prix d’ Eurovision, die Musikgesellschaft Helvetia gewann mit diesem Trompetensolo von Daniel Hitz die Herzen der Zuhörer. Nach der Pause, anstatt der Eisverkäufer traten die Losverkäufer in Aktion, erklangen «Go West», eine Melodie von Jacques Morali, «Conquest in Paradise» und die Titelmelodie aus der bekannten Fernsehserie der frühen 70er-Jahre, «Salto mortale». Die jungen Artisten sprangen um die Wette, turnten den erstaunten Zuschauern ihre Künste an den Ringen vor und rollten kopfüber auf dem Rhönrad durch die Halle. Zu Themen aus «Laurel und Hardy» wurden wiederum Dias eingeblendet, denn niemand
UNISONO 13/14 • 2006 Aktuell im Saal konnte so komische Fratzen schneiden wie die beiden Spassmacher. Star in der Manege Der Star der Show war eindeutig Payaso Nuny. Der Spassmacher aus Kuba zeigte humorvolle, vielfältige Animation und Spektakel. Seine Professionalität überzeugte, seine Studien hat er an der Zirkusschule in Kuba mit Abschluss als «Roter Clown» gemacht. Nuny ist ein äusserst vielfältiger Artist, ein Clown der Extraklasse, der das Publikum sofort in seine Darbietungen miteinbezieht. Ein Zauberer, der mit einfachsten Tricks die Zuschauer verblüfft. Zum Brüllen war sein Tanz mit einer Puppe, «Bauer und Bäuerin aus Kuba», so gekonnt dargeboten, dass man lange nicht wusste, wer nun eigentlich der Akrobat und wer die Puppe war. Auch in der Pause setzte sich Nuny mit dem Publikum auseinan der und war sich nicht zu schade, bei den Zugaben mit den jungen Artisten der Geräteriege auf den Sprungmatten herumzutollen und seine Kapriolen zum Besten zu geben. All England Masters International Bleibendes Erlebnis Der ganze Anlass war geprägt von einer gut durchdachten und einfallsreichen Choreografie und der tollen Zusammenarbeit mit dem Turnverein. Es war für Musikanten und Treize Etoiles unter den Top Five Zuschauer ein unterhaltsamer und witziger Anlass, von dem man noch lange erzählen wird und welcher vielleicht auch andernorts in ähnlicher Manier von mehreren Dorfvereinen in Szene gesetzt werden könnte. Nach ihrem Weltmeistertitel vom vergangenen Juni in Kerkrade wurde die Brass Band Treize Etoiles zum All England Masters in Cambridge eingeladen (die Teilnahme ist nur auf Einladung möglich). Die BB 13 * war die erste Schweizer Brass Band, welche am wichtigsten britischen Wettbewerb teilnahm, und machte dabei mit einem fünften Platz auch noch gleich eine gute Figur. Als Siegerin ging – ein wenig überraschend – die Rothwell Temperance hervor. Jean-Raphaël Fontannaz (Adaption: Lukas Baschung) Am 28. Mai fand dieser, zum zweiten Mal auch nicht britischen Formationen zugängliche, Wettbewerb im Corn Exchange statt. Die 21 Bands mussten sich mit dem Stück «Paganini Variations» von Philip Wilby auseinander setzen. Bewertet wurden sie von den Jurymitgliedern John Berryman, David Read und Geoffrey Whitham. Diese drei Experten haben die Rothwell Temperance (David Roberts), vor der Poly- Steel (Philip Harper), als Siegerin auserkoren. Dieses Resultat erstaunte das anwesende Publikum, von dem viele auf die Fodens Richardson (Garry Cutt), Wille- Mit dem fünften Rang hat sich die Brass Band Treize Etoiles am All England Masters bestens geschlagen. Circusmusik in Theorie und Praxis Darbietungen von Gauklern und Artisten wurden schon sehr früh mit bescheidenen Mitteln musikalisch umrahmt. Heute spielen die Zirkusorchester ein vielfältiges Repertorie, das von Händels Feuerwerksmusik bis zum aktuellen Hip- Hop reicht und das Geschehen in der Manege passend untermalt und bereichert. Der erfahrene Schweizer Dirigent Reto Parolari, welcher als Zirkuskapellmeister weltweit anerkannt ist und bis heute beim internationalen Zirkusfestival in Monte Carlo das Orchester leitet, hat ein Buch verfasst, in welchem er Tipps für das Dirigieren, Arrangieren und Komponieren von Zirkusmusik gibt. In diversen Kapiteln wird interessantes Insiderwissen vermittelt, welches in Blasmusikkreisen insbesondere auch im Bereich der beliebten Showdarbietungen wertvolle Dienste leisten kann. Das handliche Buch ist zum Preis von 39 Franken bei der Edition Swiss Music (www.edition-swiss-music.ch oder Telefon 052 213 55 27) erhältlich. broek oder sogar die BB 13 * setzten. Die kontinentalen Formationen enttäuschten insgesamt aber trotzdem nicht. Der amtierende Europameister, Willebroek (Frans Violet), holt sich, vor der Scottish Co-op (Nicholas Childs), die Bronzemedaille. Die BB 13 * erreicht den fünften Rang. Gehobener Wettbewerb Um das Niveau einzuordnen, reicht es zu erwähnen, dass die europäischen Formationen bekannte Brass Bands wie die Reg Vardy (Ray Farr) (9.), Sellers International (Philip Mc- Cann) (11.), Desford Colliery (Ian McElligott) (13.), Carlton Main Frickley Colliery (Russel Gray) (16.) oder die Whitburn (Andrew Duncan) (18.) hinter sich liessen. Rothwell Temperance ist der totale Triumph gelungen, da sie mit ihrem Euphonisten auch noch den besten Solisten des Tages stellte. Das Galakonzert wurde von der Vorjahressiegerin, der Scottish Co-op Band, sowie der Fodens Band bestritten. 17
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