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KV-Vorstand gewählt – Hamburger Modell bestätigt - KVHH

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GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Septembersitzung der Vertreterversammlungen<br />

Der 30. September war ein ereignisreicher<br />

Tag mit vielen wichtigen Entscheidungen<br />

in der <strong>KV</strong> Hamburg. Es<br />

tagte die neue „neue“ Vertreterversammlung,<br />

die ab 1.1.2005 die ärztlichen<br />

Belange in die Arbeit der <strong>KV</strong><br />

einfließen lassen wird, und anschließend<br />

die „alte“ Vertreterversammlung,<br />

die bis zum Ende ihrer Amtszeit in die<br />

Zukunft reichende Entscheidungen beschließen<br />

musste.<br />

Ärzte und Psychotherapeuten<br />

einstimmig für eine<br />

schlagkräftige Vertretung<br />

Stolz schwang mit, als der Vorsitzende der<br />

Vertreterversammlung, Dr. Michael Späth,<br />

das Wahlergebnis bekannt gab: Als Mitglieder<br />

des <strong>Vorstand</strong>es wurden <strong>gewählt</strong> Dieter<br />

Bollmann (29 Stimmen), der bisherige<br />

Hauptgeschäftsführer der <strong>KV</strong>, und Walter<br />

Plassmann (23 Stimmen), der bisherige<br />

Stellvertreter Bollmanns. Vor der sich direkt<br />

anschließenden Wahl des Vorsitzenden des<br />

<strong>Vorstand</strong>es schlug Späth Dieter Bollmann<br />

vor; dieser sei die geeignete Persönlichkeit<br />

für dieses Amt und in der Lage, die <strong>KV</strong> nach<br />

außen zu vertreten: „Herr Bollmann engagiert<br />

sich seit 25 Jahren für die <strong>KV</strong>-Mitglieder<br />

in einem Maße, wie ich es bei einem<br />

Nichtarzt in der Selbstverwaltung bisher<br />

nicht erlebt habe. Herr Bollmann hat die <strong>KV</strong><br />

und seinen Einsatz für Ärzte und Psychotherapeuten<br />

zu seiner Lebensaufgabe gemacht.<br />

Er ist auch aufgrund seines enormen<br />

Erfahrungsschatzes und seiner Kenntnisse<br />

in allen Bereichen der <strong>KV</strong> bestens geeignet,<br />

die <strong>Hamburger</strong> Ärzte und Psychotherapeuten<br />

als Vorsitzender nach außen zu vertreten.“<br />

Weitere Vorschläge wurden nicht gemacht.<br />

Das Ergebnis: 28 Ja-Stimmen für<br />

Bollmann, eine Enthaltung.<br />

512 häb 11/04<br />

<strong>KV</strong>-<strong>Vorstand</strong> <strong>gewählt</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Hamburger</strong> <strong>Modell</strong> <strong>bestätigt</strong><br />

Von Werner Loosen<br />

Nebenbei: Einen Tag später<br />

konnte Bollmann sein<br />

25-jähriges Dienstjubiläum<br />

in der <strong>KV</strong> feiern. Späth<br />

überreichte jeweils einen<br />

Blumenstrauß und sagte:<br />

„Ich freue mich sehr!“<br />

Die entscheidende Frage,<br />

ob Bollmann und Plassmann<br />

die Wahl annehmen,<br />

beantworteten beide<br />

mit Ja. Da niemand die<br />

Wahl beanstandete, gilt<br />

sie nun als rechtmäßig.<br />

Dieter Bollmann dankte<br />

für das in ihn und Walter Plassmann gesetzte<br />

Vertrauen; er werde sich bemühen,<br />

„Ihr Vertrauen zu rechtfertigen“. Walter<br />

Plassmann neigt nach eigenem Bekunden<br />

nicht zu Pathos, dennoch sagte er: „Sie<br />

haben <strong>KV</strong>-Geschichte geschrieben! Die anderen<br />

<strong>KV</strong>en werden nach Hamburg schauen.<br />

Hoffen wir, dass in sechs Jahren gesagt<br />

wird: Sie haben richtig entschieden!“ Späth<br />

fügte hinzu: „Wir haben eine weise Entscheidung<br />

getroffen. Sie versetzt uns in die<br />

Lage, dass wir künftig stark in die berufspolitischen<br />

und politischen Belange eingreifen<br />

werden.“ Er dankte noch einmal der neuen<br />

Vertreterversammlung, die sich Anfang September<br />

konstituiert hatte. Die Amtszeit von<br />

Bollmann und Plassmann beginnt am 1. Januar<br />

2005 und dauert sechs Jahre.<br />

Berufspolitik pur bei der<br />

„alten“ Vertreterversammlung<br />

Vor der anschließenden Sitzung der alten<br />

Vertreterversammlung <strong>–</strong> sie nimmt noch bis<br />

zum Jahresende die Aufgaben in der Ärztlichen<br />

Selbstverwaltung wahr <strong>–</strong> stellte deren<br />

Sprecher, Dr. Dierk Abele, die allgemeine<br />

Beschlussfähigkeit fest und gratulierte nachträglich<br />

Dr. Barbara Füner, Dieter Brendel<br />

Wahlzettel…<br />

und Dr. Hans-Jürgen Bohnhoff zum jeweils<br />

60. Geburtstag. Da es keine Einwände<br />

gegen das Protokoll der vorangegangenen<br />

Sitzung gab, übergab Abele das Wort an<br />

Späth, der seinen Bericht zur Lage abgab.<br />

Noch ein Mal blickte er auf die Wahlergebnisse,<br />

auch die der konstituierenden Sitzung<br />

der Neuen VV zurück (siehe dazu Bericht<br />

in der Oktoberausgabe), und sagte:<br />

„Ich mache Ihnen ein riesiges Kompliment,<br />

weil es Ihnen gelungen ist, dies alles ohne<br />

gegenseitige Beschädigungen erreicht zu<br />

haben! Sie haben unsere ärztliche und<br />

psychotherapeutische Vertretung im Konsens<br />

<strong>gewählt</strong>.“ Der neue <strong>Vorstand</strong> stehe für<br />

eindeutig mehr politisches Gewicht.<br />

Aktuelles aus dem<br />

Länderausschuss<br />

Elektronische Gesundheitskarte<br />

Nach letzten Informationen muss man<br />

davon ausgehen, dass die elektronische Gesundheitskarte<br />

nicht termingerecht erscheinen<br />

werde. Dies liege mit daran, dass noch


nicht entschieden sei, wie die Informationen<br />

gespeichert werden sollen. Außer der<br />

Speicherung der Patientendaten auf der<br />

elektronischen Gesundheitskarte, werde<br />

von den Krankenkassen die alleinige Speicherung<br />

der Daten auf einem zentralen Server<br />

bevorzugt. Die Leistungsanbieter seien<br />

aber gegen eine alleinige Server-Lösung.<br />

Die Finanzierung solle durch die Kostenträger<br />

übernommen werden. Hier gibt es Unstimmigkeiten.<br />

„Wer an eine Einführung<br />

dieser Karte zum 1. Januar 2006 glaubt, ist<br />

sehr optimistisch“, stellte Späth fest.<br />

EBM 2000plus<br />

Zum künftigen EBM, sagte Späth, müsse er<br />

eigentlich jeden Tag neue Informationen zu<br />

diesem Thema schreiben. Immer noch sei<br />

der Beschluss zum EBM 2000plus nicht in<br />

Kraft, da weitere redaktionelle und inhaltliche<br />

Änderungen nötig seien. Zwar habe der<br />

Länderausschuss zugestimmt, dass der neue<br />

EBM am 1. Januar 2005 in Kraft treten solle,<br />

deutliche Umsetzungsprobleme zeichneten<br />

sich aber in den <strong>KV</strong>en ab. Hinzu komme,<br />

dass es keine betriebswirtschaftlich richtige<br />

Kalkulation gibt und auch nicht geben<br />

kann. Die Basis des EBM liege derzeit bei<br />

5,11 Cent. Auf dieser Basis müsse alles entschieden<br />

werden. Dies sei den Kassen erst<br />

nachträglich bewusst geworden. Der Beschluss<br />

als solcher sei zwar rechtskräftig,<br />

doch seien die Unterschiede in den einzelnen<br />

<strong>KV</strong>en zu groß, sie würden zu erheblichen<br />

Verwerfungen führen. Dennoch<br />

müsse als Fazit festgehalten werden: „Die<br />

Datengrundlage für die Berechnung ist korrekt<br />

und zuverlässig.“<br />

Allerdings zeichne sich hier das Problem<br />

jeder Gebührenordnung ab: Wo es Verlierer<br />

gibt, gibt es auch Gewinner. Und: Die Verlierer<br />

klagen, die Gewinner schweigen:<br />

„Dies verbessert nicht das Klima innerhalb<br />

einer <strong>KV</strong>“, betonte Späth. Dennoch müsse<br />

gesagt werden: Wer das alles in Frage stelle,<br />

stelle die letzte Möglichkeit zur Disposition,<br />

ärztliche und psychotherapeutische<br />

Belange grundlegend zu regeln. Andererseits<br />

habe man sich bei der <strong>KV</strong>H für eine<br />

Verschiebung der Mengensteuerung eingesetzt.<br />

Es gelte nun abzuwarten, was dabei<br />

herauskomme: „Es geht dabei auch um die<br />

Macht der Kassen, die diese verlieren könnten.“<br />

Statt des Einführungstermins am anvisierten<br />

1. Januar könne man vielleicht nun<br />

den 1. Juli in Betracht ziehen. Komme hingegen<br />

der EBM zum 1. Januar und die Mengensteuerung<br />

regional später, „dann wird es<br />

eine Entscheidung durch das Schiedsamt<br />

geben“, sagte Späth, und dessen Terminplan<br />

sei voll.<br />

Berufsordnung<br />

Zu den beim Ärztetag in Bremen beschlossenen<br />

Änderungen der Berufsordnung<br />

stellte Späth klar, dass eine Umsetzung dieser<br />

Änderungen im Vorfeld weitere Änderungen<br />

bedingt, sodass es wohl zu Übergangslösungen<br />

kommen werde: „Das wird<br />

alles nicht vor dem 1. Juli zur Geltung kommen,<br />

auch wenn die in Bremen beschlossenen<br />

Änderungen sinnvoll sind.“<br />

DMP-Verträge kündigen?<br />

Zur Situation in Hamburg erklärte der Vorsitzende<br />

der Vertreterversammlung, einige<br />

BKKen hätten Dritte beauftragt, ihre Mitglieder<br />

zu nötigen, DMP-Verträgen beizutreten:<br />

„Die <strong>KV</strong> wird das Diabetes-DMP kündigen,<br />

wenn das nicht umgehend gestoppt wird“,<br />

drohte Späth, „und wenn die Aufforderungen<br />

zum Arztwechsel nicht sofort beendet werden.“<br />

Unglaublich und inakzeptabel sei vor<br />

allem, dass für die hier genannten Dritten<br />

sogar „Kopfprämien“ ausgelobt worden seien.<br />

Fortbildung<br />

Späth erinnerte dringlich an die Fortbildungsverpflichtung,<br />

der die Ärzte nachzukommen<br />

hätten: Das werde künftig abgefragt und<br />

könne im Verweigerungsfall viel Geld kosten.<br />

Gerichtsurteil zu Ermächtigungen<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat ein Urteil<br />

in Sachen Ermächtigungspraxis gefällt.<br />

Dazu stellte Späth fest, bei diesem <strong>–</strong> übrigens<br />

von Hamburg aus angestrengten <strong>–</strong> Urteil<br />

habe das Gericht ganz klar entschieden,<br />

dass die Versorgung durch niedergelassene<br />

Ärzte eindeutig Vorrang vor einer Ermächtigung<br />

im Krankenhaus habe. Die Entscheidung<br />

für oder gegen eine Ermächtigung<br />

richtet sich nur noch nach der Frage, ob Bedarf<br />

bestehe oder nicht. Die Berufsverbände<br />

sollten darauf achten und dies bei ihrer<br />

eigenen Handlungsweise berücksichtigen.<br />

Skandalöses Vorgehen der Krankenkassen<br />

bei Budgetüberschreitungen<br />

Als skandalöses Verhalten der <strong>Hamburger</strong><br />

Krankenkassen prangerte Späth an, dass<br />

nun versucht werde, die Vertragsärzte die<br />

Budgetüberschreitungen 2002 aus deren<br />

Honoraren begleichen zu lassen. „Das<br />

nenne ich eine Kriegserklärung! Wird dies<br />

nicht zurückgenommen, werden wir keinen<br />

vernünftigen Umgang mehr mit den <strong>Hamburger</strong><br />

Krankenkassen haben“, so Späth.<br />

Die Kassen teilten nicht die Analyse der <strong>KV</strong><br />

und hätten stattdessen das Schiedsamt an-<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

gerufen. Komme es zu einer solchen Regelung,<br />

wäre dies Existenz bedrohend, „unter<br />

einem solchen Umstand ließe sich die Versorgung<br />

in Hamburg nicht aufrecht erhalten.<br />

Das ist ein Regelbruch, den wir so nicht<br />

hinnehmen werden“.<br />

Aus der Diskussion<br />

Zum EBM stellte Dr. Wolfgang Wesiack fest,<br />

der <strong>KV</strong> renne die Zeit weg. Er sehe derzeit<br />

drei Varianten: Kämen EBM und Regelleistungsvolumina<br />

gleichzeitig, seien die Ärzte<br />

dafür nicht gerüstet. Kommen die Regelleistungsvolumina<br />

später, sei dies etwas besser.<br />

Am besten aber sei es für die Ärzte, wenn<br />

EBM und Regelleistungsvolumina um ein<br />

halbes Jahr verschoben würden: „Dann<br />

müssten wir zwar im alten EBM einige Mängel<br />

beseitigen, aber dies wäre für uns leichter<br />

und würde helfen, den EBM danach<br />

sachgerecht umzusetzen.“ Dr. Ulrich Spink<br />

erklärte, der EBM 2000plus sei ja wohl jetzt<br />

ganz falsch, aber: „Brauchen wir nur mehr<br />

Zeit für Verhandlungen?“ Diese Frage beantwortete<br />

Späth so: Das Risiko liege in der<br />

Mengensteuerung, in der Frage der Umverteilung<br />

und wie sich dies auf die einzelne<br />

Praxis auswirke: „Will man das gut durchrechnen,<br />

muss man quasi in jede einzelne<br />

Praxis steigen.“ Dr. Ulrich Wendisch erwartet<br />

einen Punktwertverfall, wenn der EBM<br />

sofort kommt, nicht aber die Regelleistungsvolumina.<br />

Dazu sagte Späth, der neue<br />

EBM könne nicht mit der jetzigen Honorarverteilung<br />

eingeführt werden, wohl aber<br />

mit einer vernünftigen Mengensteuerung.<br />

Sollte die Mengensteuerung für den regionalen<br />

Bereich freigegeben werden, „könnten<br />

wir bestimmte Regularien einführen.<br />

Das geht aber nur, wenn dazu auf Bundesebene<br />

entsprechende Beschlüsse gefasst<br />

werden, und daran glaube ich nicht“.<br />

Dr. Bruno Schmolke wollte wissen, ob die<br />

von den Kassen als angeblich verschwenderisch<br />

ausgegebenen 44 Millionen Euro<br />

Budgetüberschreitung aus Rücklagen beglichen<br />

werden können. Späth: „Ich gehe<br />

davon aus, dass dieses Geld einfach einbehalten<br />

werden wird, obwohl wir nachgewiesen<br />

haben, dass wir nichts verschwendet<br />

haben. Solches Vorgehen ist nicht gerechtfertigt,<br />

es ist absurd, dass es eine<br />

solche Kollektivhaftung geben soll!“<br />

Einige weitere Sachfragen rundeten die Diskussion<br />

ab, die zu ändernden Verträge und<br />

Vereinbarungen wurden ohne Beanstandung<br />

zur Kenntnis genommen; der Termin<br />

für die nächste und letzte „alte“ Vertreterversammlung<br />

ist der 18. November. Um<br />

exakt 22 Uhr 13 schloss Abele die Sitzung.<br />

häb 11/04<br />

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