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W issensw ertes - Max-Planck-Institut für Biogeochemie

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Ernst-Detlef Schulze Annett Börner Sebastian Weist<br />

DIE HÖLZER THÜRINGENS<br />

Eine Einführung in die Holzausstellung am<br />

<strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Biogeochemie</strong> Jena<br />

Unter Mitwirkung von:<br />

Wolfgang Arenhövel, Thüringer Landesanstalt <strong>für</strong> Wald, Jagd und Fischerei<br />

Dr. Gregor Aas, Ökologisch-Botanischer Garten der Universität Bayreuth<br />

Roswitha Asche, Memmingen<br />

Ausführung:<br />

Claus Weinhart, BMBW Architekten BDA + Partner München<br />

Sägewerk Uhlstädt, Oberkrossen<br />

Tischlereibetrieb Dietrich Hüttig, Thalbürgel<br />

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DIE HÖLZER THÜRINGENS


Holzarten, alphabetisch<br />

2<br />

INHALT<br />

EINFÜHRUNG .................................................................................................... 3<br />

AHORN (BERGAHORN, FELDAHORN UND SPITZAHORN) ................................... 4<br />

APFEL ............................................................................................................. 48<br />

BIRKE, HÄNGEBIRKE ...................................................................................... 10<br />

BIRNE ............................................................................................................. 50<br />

BUCHE, ROTBUCHE ......................................................................................... 14<br />

DOUGLASIE ..................................................................................................... 28<br />

EIBE ................................................................................................................ 18<br />

EICHE (TRAUBEN- UND STIELEICHE) ............................................................. 16<br />

ELSBEERE ....................................................................................................... 52<br />

ERLE, SCHWARZERLE ...................................................................................... 12<br />

ESCHE ............................................................................................................. 44<br />

FICHTE ............................................................................................................ 32<br />

FLIEDER .......................................................................................................... 46<br />

GOLDREGEN ................................................................................................... 78<br />

HAINBUCHE, WEISSBUCHE .............................................................................. 24<br />

HASEL ............................................................................................................. 22<br />

HOLUNDER, SCHWARZER ................................................................................ 26<br />

HUNDSROSE, HECKENROSE ............................................................................ 54<br />

KASTANIE, ROSSKASTANIE .............................................................................. 76<br />

KIEFER ........................................................................................................... 34<br />

KIRSCHE, VOGELKIRSCHE, WILDKIRSCHE ...................................................... 68<br />

KORNELKIRSCHE ............................................................................................. 20<br />

KREUZDORN ................................................................................................... 40<br />

LÄRCHE ........................................................................................................... 30<br />

LINDE (SOMMER- UND WINTERLINDE) .......................................................... 42<br />

MEHLBEERE .................................................................................................... 56<br />

MIRABELLE ..................................................................................................... 74<br />

MISPEL ............................................................................................................ 58<br />

PAPPEL ............................................................................................................ 86<br />

ROBINIE .......................................................................................................... 80<br />

SCHLEHE, SCHWARZDORN ............................................................................... 60<br />

SCHWARZKIEFER ............................................................................................. 36<br />

SPEIERLING ..................................................................................................... 62<br />

TANNE ............................................................................................................ 38<br />

TRAUBENKIRSCHE ........................................................................................... 64<br />

ULME, BERGULME, RÜSTER ............................................................................ 82<br />

VOGELBEERE, EBERESCHE ............................................................................. 66<br />

WACHOLDER ................................................................................................... 90<br />

WALNUSSBAUM ................................................................................................ 84<br />

WEIDE, ROTWEIDE ......................................................................................... 88<br />

WEISSDORN .................................................................................................... 70<br />

ZWETSCHGE, PFLAUME ................................................................................... 72<br />

GLOSSAR ......................................................................................................... 92<br />

QUELLEN- UND ABBILDUNGSNACHWEIS ......................................................... 95<br />

Erstauflage Mai 2003, leicht veränderter Neudruck Oktober 2007<br />

© MPI <strong>für</strong> <strong>Biogeochemie</strong> Jena


Profil des <strong>Institut</strong>es<br />

Das <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Biogeochemie</strong><br />

untersucht die großen biogeochemischen<br />

Kreisläufe der Erde und deren Wechselwirkung<br />

mit dem Klima. Es geht insbesondere um den<br />

Kreislauf des Kohlenstoffs, des Wassers und<br />

des Stickstoffs, wobei andere Elemente je nach<br />

Gegebenheiten eine zusätzliche Rolle spielen<br />

können. Die Stoffkreisläufe werden über den<br />

Kontinenten gesteuert von der Vegetation, die<br />

in ihrer Aktivität wiederum von der Bodenfruchtbarkeit<br />

und damit vom Bodentyp und<br />

dem Ausgangsgestein beeinflusst wird. Dabei<br />

spielt die Landnutzung eine zusätzliche wichtige<br />

Rolle. In Europa geben die landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen Kohlendioxid an die Atmosphäre<br />

ab, d.h. sie sind eine Kohlendioxid-Quelle,<br />

hingegen nehmen die forstlich genutzten<br />

Flächen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf,<br />

d.h. sie sind eine Kohlenstoffsenke. Diese wichtige<br />

Funktion des Waldes ist aber abhängig von<br />

der Art des Baumbestandes, d.h. der Art und<br />

Vielfalt der Baumarten im Bestand. In einem<br />

regionalen Experiment versucht das <strong>Institut</strong><br />

diese komplizierte Interaktion zwischen Boden,<br />

Bewuchs und Atmosphäre <strong>für</strong> den Raum<br />

Thüringen aufzuklären. Dieses Gebiet ist in<br />

herausragender Weise nicht nur durch eine Vielfalt<br />

der Böden, sondern auch durch eine Vielfalt<br />

der Baumarten ausgezeichnet.<br />

Die Holzausstellung<br />

Die Ausstellung der Hölzer im Vorraum<br />

zum Hörsaal des <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong>es <strong>für</strong><br />

<strong>Biogeochemie</strong> gibt einen Eindruck von der<br />

Vielzahl der in Thüringen wachsenden Baumarten,<br />

und deren großer Mannigfaltigkeit in<br />

Holzstruktur und Färbung. Dabei zeigen die<br />

45 Baum- und Straucharten nur einen Teil der<br />

hier vorkommenden ca. 100 Holzgewächse.<br />

So wurden die Stiel- und Traubeneiche oder<br />

die Sommer- und Winterlinde nicht getrennt<br />

ausgewiesen, auch fehlen eine Reihe von Heckengehölzen,<br />

die aber meist Durchmesser von<br />

weniger als 10 cm aufweisen. Dennoch gibt die<br />

Ausstellung einen Überblick über die ungeheure<br />

Vielfalt der forstlich genutzten Arten, der wichtigsten<br />

Obstbäume und einiger Heckenarten,<br />

die in ihrer Ausprägung den tropischen Hölzern<br />

nicht nachstehen. Die Ausstellung spiegelt die<br />

Vielfalt und Schönheit der einheimischen Holzgewächse<br />

wider.<br />

EINFÜHRUNG<br />

Sägewerk Uhlstädt, Oberkrossen<br />

Die Beschaffung der Hölzer wäre nicht möglich<br />

gewesen ohne die Hilfe des Jenaer Stadtforstes<br />

und der Thüringer Forstämter in Jena, Creutzburg<br />

und Kaltennordheim sowie die Unterstützung<br />

durch die Bayerischen Forstämter Weißenstadt<br />

und Bayreuth. Weitere Stellen haben<br />

aktiv geholfen, die Sammlung zu vervollständigen,<br />

insbesondere die Stiftung Weimarer Klassik,<br />

sowie die Friedenskirche und der Nordfriedhof<br />

in Jena. Das Holz wurde geschnitten im Sägewerk<br />

Uhlstädt in Oberkrossen. Die Bearbeitung<br />

und Montage erfolgte durch die Tischlerei Dietrich<br />

Hüttig in Thalbürgel.<br />

Jena, Mai 2003 Ernst-Detlef Schulze<br />

Annett Börner<br />

Sebastian Weist<br />

Profil des <strong>Institut</strong>es und der Ausstellung<br />

3


Zu den ausgestellten Objekten<br />

4<br />

BERGAHORN<br />

Acer pseudoplatanus L.<br />

Bergahorn vom<br />

Stadtforst Jena,<br />

Leutra-Ufer<br />

Bergahorn vom Stadtforst<br />

Jena, Leutra-Ufer<br />

Ø 27 cm<br />

56 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Ahornarten besitzen ein hellfarbiges, homogen<br />

strukturi<strong>ertes</strong>, zuweilen geriegeltes Holz<br />

mit zerstreut angeordneten, sehr feinen Poren,<br />

deutlichen Jahrringgrenzen und rötlich glänzenden<br />

Spiegeln. Im Alter kommt es häufig zur<br />

Bildung eines graubraunen bis braunen fakultativen<br />

Farbkerns.<br />

Ausgestellte Bergahorn-Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der Bergahorn hat das hellste Holz unter den<br />

einheimischen Ahornarten. Es handelt sich hier<br />

um einen Radialschnitt nahe dem Stamm-Zentrum,<br />

daher sind nur einige der Jahrringe schräg<br />

angeschnitten (Fladerung). Die kräftigen Markstrahlen<br />

erzeugen die glänzenden Spiegel, die<br />

vor allem am Rand der Bohle erkennbar sind.<br />

In der Mitte der Bohle befindet sich eine überwachsene<br />

Verwundung, die eine fast krebsartige<br />

Wucherung des Holzes nach sich zog. Dieser<br />

Bereich ist besonders fein und unregelmäßig gemasert.<br />

Entsprechende Wucherungen sind <strong>für</strong><br />

Ahorn typisch und besonders wertvoll. Sie wurden<br />

<strong>für</strong> spezielle Verwendungen (Pfeifenköpfe<br />

etc.) gesucht. An der Basis des Stamms gibt es<br />

auf der linken Seite eine weitere Verwundung,<br />

in die ein holzzerstörender Pilz eindrang*. Solche<br />

Schäden können im Forstbetrieb durch das<br />

Rücken von Holz entstehen.<br />

Die kleinere Baumscheibe vom Leutra-<br />

Ufer (Foto links, Querschnitt 27 cm in 56<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,4 mm)<br />

zeigt die gegenständige Verzweigung des Ahorn.<br />

Die zwei Seitenäste sind in gegenüberliegender<br />

Position als dunkle Punkte erkennbar. Es gibt<br />

im äußeren Stammbereich eine Reihe von<br />

Stammverletzungen, die, sichtbar in dem braunen<br />

Bereich, gut überwallten.<br />

Die große Baumscheibe vom Leutra-Ufer<br />

(Foto gegenüberliegende Seite unten rechts,<br />

Querschnitt 50 cm in 154 Jahren: Jahrringbreite<br />

im Durchschnitt 1,6 mm) zeigt ein deutlich<br />

langsameres Wachstum des Baumes in der<br />

Jugend und gleichmäßige Jahrringe im Alter.<br />

An einer Verletzung drang Wasser und Luft in<br />

den Stamm ein und führte zur Bildung eines<br />

braunen, fakultativen Farbkerns, in dem sich die<br />

dort wachsenden Pilzen durch schwarze Linien<br />

abgrenzen. Die dunklen Flecken auf der rechten<br />

Seite stammen von Verletzungen.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Die Baumscheibe aus Brotterode (Foto<br />

oben, Querschnitt 85 cm in 145 Jahren: Jahrringbreite<br />

im Durchschnitt 2,9 mm) zeigt ein<br />

extrem starkes Jugendwachstum mit fast 1 cm<br />

breiten Jahrringen, das mit dem Alter stetig<br />

abnimmt. Die Scheibe wurde nahe am Boden<br />

geschnitten, wo die Wurzelanläufe zu einer<br />

unregelmäßigen Ausformung der Jahrringe führen.<br />

Die starken Wuchsunterschiede führten zu<br />

Spannungen im Holz und Eindringen von Luft<br />

an dem „Waldriss“ im Zentrum, der im rechten<br />

Winkel zur Hauptwindrichtung entsteht.<br />

Dadurch begann in Richtung dieses Risses die<br />

Bildung eines schmalen, braunen sekundären<br />

Farbkerns. Die eckige Verfärbung stammt ursprünglich<br />

vom Schnitt der Motorsäge, an dem<br />

bei der Holzlagerung holzverfärbende Pilze<br />

eindrangen.<br />

Bergahorn vom<br />

Leutra-Ufer<br />

Ø 50 cm<br />

154 Jahre<br />

AHORNGEWÄCHSE<br />

Bergahorn aus<br />

Brotterode<br />

Ø 85 cm<br />

145 Jahre<br />

ACERACEAE<br />

Zu den ausgestellten Objekten<br />

5


Zu den ausgestellten Objekten<br />

6<br />

FELDAHORN UND SPITZAHORN<br />

Acer campestre L. und Acer platanoides L.<br />

Feldahorn, Forstamt Jena,<br />

Revier Heideland, Eisenberg<br />

Ø 35 cm<br />

70 Jahre<br />

Ausgestellte Feldahorn-Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der Feldahorn hat ein rötlich gefärbtes Holz<br />

und ist das dunkelste Holz unter den Ahorn-<br />

Arten. Der Stamm ist deutlich stärker verzweigt<br />

als der des Bergahorns, d.h. er ist in der Jungend<br />

langsamer gewachsen. Die Spuren der Seitenäste<br />

sind deutlich erkennbar und führen zu einer<br />

„Riegelung“, dem welligen Verlauf der Fasern<br />

und Gefäße in axialer Richtung, die zu dem<br />

„Changieren“ der Farbe führen. Der Schnitt<br />

führt in diesem Falle genau durch die Mitte des<br />

Stamms, und damit sind die Spiegel der rötlichen<br />

Markstrahlen besonders am oberen Ende<br />

der Bohle* gut erkennbar.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt: 35 cm in 70<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,5 mm)<br />

zeigt eine sehr gleichmäßige rötliche Färbung<br />

mit einem nur schwach abgegrenzten Splint.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Ausgestellte Spitzahorn-Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der Spitzahorn zeigt einen gelblichen Splint<br />

und einen rötlichen Kern. Diese Färbung kann<br />

verstärkt werden durch das Dämpfen des Holzes.<br />

Der Schnitt führt fast durch das Mark. Im<br />

Kernholz sind eingewachsene, schwarze Totäste<br />

erkennbar. Der Splint changiert in der Färbung,<br />

man kann diese Bereiche mit der Hand als leicht<br />

hervorgehobene und leicht eingesenkte Bereiche<br />

fühlen. Die so genannte Riegelung entsteht<br />

durch einen Zick-zack-artigen Verlauf der axial<br />

gerichteten Holzelemente, vor allem im Bereich<br />

von Ästen.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt: 30 cm in 64<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,3 mm)<br />

zeigt im jungen Alter (ca. 10 Jahre) eine große<br />

Verletzung auf etwa einem Drittel des Stammumfangs.<br />

Es dauerte etwa 10 Jahre bis diese<br />

Wunde überwallt wurde und weitere 5 Jahre<br />

bis der Rindenstreifen, der im Zentrum der<br />

Überwallung besteht, ebenfalls überwachsen<br />

wurde. Die Unregelmäßigkeit der Rinde zeigt<br />

auch nach 50 Jahren den Schaden im Inneren<br />

des Stammes.<br />

Spitzahorn, Forstamt Jena,<br />

Revier Rockau,<br />

Tautenburger Forst<br />

Spitzahorn, Forstamt Jena,<br />

Revier Vollradisroda<br />

Ø 30 cm<br />

64 Jahre<br />

AHORNGEWÄCHSE<br />

ACERACEAE<br />

Zu den ausgestellten Objekten<br />

7


W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong><br />

8<br />

BERG-, FELD- UND SPITZAHORN<br />

Acer pseudoplatanus L., A. campestre L. und<br />

A. platanoides L.<br />

Bergahorn<br />

(A. pseudoplatanus)<br />

Feldahorn<br />

(A. campestre)<br />

Spitzahorn<br />

(A. platanoides)<br />

Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Bergahorn wird bis 35 m hoch und<br />

erreicht Durchmesser von 60 bis 100 cm, im<br />

Freistand bis über 200 cm. Die astfreie Schaftlänge<br />

kann im Bestandesschluss bis ca. 18 m<br />

betragen, angestrebt werden meist Längen von<br />

8-12 m. Die Rinde ist anfangs graubraun und<br />

glatt, die spätere, rötlich gefleckte Borke blättert<br />

in flachen Schuppen ab. Die Blätter sind gegenständig,<br />

5lappig mit keilförmig spitzen Buchten<br />

und goldgelber Herbstfärbung. Die gelbgrünen<br />

Blüten erscheinen in vielblütigen, hängenden<br />

Trauben. Die geflügelten Spaltfrüchte enthalten<br />

2 kugelige Nüsschen, die Flügel stehen in spitzem<br />

Winkel zueinander.<br />

Der Feldahorn bleibt oft strauchig, bei nicht<br />

zu starker Konkurrenz kann er als mittelgroßer<br />

Baum 10 bis 15 m (im Thüringer Forstamt<br />

Creuzburg sogar bis 29 m) hoch werden und<br />

Durchmesser bis über 40 cm erreichen. Die<br />

Rinde ist hellgrau bis braun, die Borke rechteckig<br />

gefeldert, häufig werden an den Zweigen<br />

Korkleisten gebildet. Die Blätter sind kleiner<br />

als bei den beiden anderen Arten, die Lappen<br />

stumpf. Die Herbstfärbung ist gelb oder rot.<br />

Die Blüten erscheinen in behaarten, aufrechten<br />

Doldenrispen, die Fruchtflügel stehen annähernd<br />

waagerecht.<br />

Der Spitzahorn wird mit Höhen zwischen 20<br />

und 30 m etwas weniger hoch als der Bergahorn,<br />

unter günstigen Bedingungen werden ebenfalls<br />

Durchmesser von 60 bis 100 cm erreicht. Die<br />

Borke wird früher gebildet als beim Bergahorn,<br />

sie ist schwärzlich, längsrissig und blättert nicht<br />

ab. Die Blattlappen sind spitz ausgezogen und<br />

grobbuchtig gezähnt, die Buchten dazwischen<br />

rund. Die Herbstfärbung ist orange bis lebhaft<br />

rot. Die Blüten erscheinen in aufrechten Doldenrispen.<br />

Die Fruchtflügel stehen in stumpfem<br />

Winkel zueinander, die Nüsschen sind flach.<br />

Der Bergahorn erreicht ein Höchstalter von<br />

400 bis 500 Jahren, während Spitz- und Feldahorn<br />

kurzlebiger sind und nur 150-200 Jahre<br />

alt werden.


Vorkommen<br />

Der Bergahorn ist ein Baum des kühl-feuchten<br />

Bergklimas, er wächst in montanen, buchenreichen<br />

Misch- und schattigen Schluchtwäldern,<br />

bevorzugt auf tiefgründigen, frischen, nährstoffreichen<br />

Böden. Er ist in den Gebirgen Mittel-,<br />

Süd- und Südosteuropas sowie im Kaukasus<br />

verbreitet, in den Alpen bis 1700 m Höhe.<br />

Der Feldahorn findet sich in Laubmischwäldern<br />

der Ebene und des Hügellandes, an<br />

Waldrändern, in Hecken und Gebüschen. Er ist<br />

wärmeliebend und bevorzugt mäßig trockene<br />

bis frische, nährstoff- und oft kalkreiche Böden.<br />

Er besitzt von allen Ahornen das größte Areal<br />

und ist in fast ganz Europa, Nordafrika, Kleinasien<br />

und dem Kaukasus verbreitet.<br />

Der Spitzahorn ist eher ein Baum der Ebene<br />

und des tieferen Berglandes, er steigt im Gebirge<br />

selten über 1000 m Höhe. Er kommt in weiten<br />

Teilen Europas, dem Kaukasus und Kleinasien<br />

vor und bevorzugt frische, nährstoffreiche, lockere<br />

Lehmböden in Laubmischwäldern.<br />

In Thüringen kommen alle drei Arten oft<br />

im gleichen Bestand vor, wobei aber nur der<br />

Bergahorn in die höheren Lagen des Thüringer<br />

Waldes reicht. Der Feldahorn ist, wie der Name<br />

sagt, ein Baum der Hecken und Feldgehölze.<br />

Bewirtschaftung<br />

Von den drei in Deutschland vorkommenden<br />

Ahornarten haben nur Berg- und Spitzahorn<br />

forstliche und holzwirtschaftliche Bedeutung,<br />

der Feldahorn spielt als Nutzholzlieferant<br />

wegen der geringen Abmessungen nur eine<br />

untergeordnete Rolle. Gern werden sie auch als<br />

Park- und Straßenbäume, der Feldahorn auch<br />

als Hecke angepflanzt.<br />

Verwendung<br />

Zwischen Berg- und Spitzahorn bestehen hinsichtlich<br />

des Holzes keine großen Unterschiede.<br />

Der Bergahorn lässt sich etwas besser bearbeiten,<br />

dagegen ist Spitzahornholz schwerer und<br />

besitzt bessere Elastizitäts- und Festigkeitswerte.<br />

Feldahorn ist sehr zäh und fest. Generell ist<br />

das Holz der Ahorne gleichmäßig dicht, elastisch<br />

und zäh, es schwindet mäßig und weist ein<br />

gutes Stehvermögen und hohe Abriebfestigkeit<br />

auf. Dagegen ist es nicht witterungsfest, von<br />

geringer natürlicher Dauerhaftigkeit sowie empfindlich<br />

gegen sekundäre Verfärbungen.<br />

Bergahorn<br />

(A. pseudoplatanus)<br />

Feldahorn<br />

(A. campestre)<br />

Spitzahorn<br />

(A. platanoides)<br />

Aktuell: Handwerk (Möbelbau, Furnier, Intarsien,<br />

Drechsler-, Schnitz- und Bildhauerarbeiten,<br />

Musikinstrumentenbau: Streichinstrumente,<br />

Flöten und Fagotte, Biegeformteile, Mess- und<br />

Zeichengeräte, Gewehrschäfte, Peitschenstiele,<br />

Schirmstöcke, Pfeifenköpfe), Industrie (Mangelwalzen<br />

in Textilindustrie, Modellholz in der<br />

Metallgießerei, Metall- und Ölholz <strong>für</strong> den Maschinen-<br />

und Gerätebau), Innenausbau (Verkleidungen,<br />

Sichtblenden, Türfüllungen, Parkett),<br />

Haushalt (Küchengeräte wie Brettchen, Nudelhölzer<br />

u.ä.), Freizeit (Spielwaren, Sportgeräte),<br />

Energieträger (Brennholz).<br />

Historisch: Handwerk (Wagenbau, Wasserräder,<br />

Schuhsohlen, Bogenbau), Industrie (Tapetendruckwalzen,<br />

Zahnräder), Landwirtschaft<br />

(Holzteile von Eggen und Pflügen, Stiele von<br />

Rechen, Schaufeln, Dreschflegel), Rohstoff<br />

(Kohlenmeiler, Brennholz).<br />

AHORNGEWÄCHSE<br />

ACERACEAE<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong> 9


Zu den ausgestellten Objekten<br />

10<br />

HÄNGEBIRKE, SANDBIRKE<br />

Betula pendula Roth<br />

Birke vom Stadtforst<br />

Jena, Leutra-Ufer<br />

Ø 26 cm<br />

94 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Birke besitzt ein hellfarbiges, zerstreutporiges<br />

Holz mit wenig deutlich markierten Jahrringen<br />

aber feinen Markstrahlspiegeln, häufig mit<br />

Markstrahlflecken.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt<br />

einen in zwei Stufen verbraunenden Kern. Die<br />

wolkigen Stufen der Verkernung weisen darauf<br />

hin, dass es sich um einen fakultativen Farbkern<br />

handelt. Ein Ast wurde gut überwallt. Die Jahrringe<br />

sind in dem zerstreutporigen Holz nur undeutlich<br />

erkennbar. Die Markstrahlen erzeugen<br />

die feinen glänzenden Spiegel.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 26 cm in 94<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,4 mm)<br />

zeigt den dunkelbraunen, wolkigen Kern. Es<br />

handelt sich um eine sekundäre Verfärbung, die<br />

durch Eintritt von Luftsauerstoff und Wasser<br />

über Totäste entstand (fakultativer Farbkern).<br />

Normalerweise ist das Holz gleichmäßig gefärbt.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Birke wird bis 30 m hoch. Der Stamm ist<br />

im Bestand geradwüchsig, im Freistand häufig<br />

krummschäftig und grobastig mit herabhängenden<br />

Zweigen. Die charakteristische Rinde ist<br />

weiß durch den Farbstoff Betulin und schilfert<br />

in Querbändern ab, im Alter wird am Stamm<br />

eine schwarze, harte und grob rissige Borke<br />

gebildet. Die Früchte stehen in Kätzchen und<br />

zerfallen unter Zurücklassen der Spindel. Die<br />

Fruchtschuppe ist 3-lappig, die Samennüsschen<br />

sind beiderseits geflügelt. Birken werden in Europa<br />

selten über 150 Jahre alt, im borealen Wald<br />

bis zu 300 Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Die natürliche Verbreitung erstreckt sich über<br />

ganz Europa, Sibirien, Kleinasien, den Kaukasus<br />

und Nordpersien. In Nordeuropa und<br />

Sibirien ist allerdings eher die Moorbirke (B.<br />

pubescens) die vorherrschende Birkenart. Die<br />

Hängebirke wächst vor allem im Tiefland,<br />

seltener im Gebirge (Alpen bis 1800 m) als<br />

Licht- und Pionierbaumart in lichten Laub- und<br />

Nadelwäldern, an Waldrändern, in Mooren,<br />

Heiden und Brachflächen. Sie ist anspruchslos,<br />

frosthart und standorttolerant und wird durch<br />

schwache Konkurrenz von anderen Baumarten<br />

meist auf feuchte oder trockene, nährstoffarme,<br />

saure Böden verdrängt. Die Birke ist außerdem<br />

weit verbreitet als Park- und Alleebaum. In<br />

Thüringen kommt die Hängebirke vor allem<br />

auf ärmeren Standorten vor. Die Moorbirke ist<br />

vergleichsweise selten.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Birke wurde bei uns meist nur als Brennholz<br />

genutzt, sie galt bei Forstleuten lange Zeit als<br />

das „Unkraut des Waldes“. Heute werden waldbaulich<br />

die Eigenschaften der Pionierbaumart<br />

als Füll- und Treibholz eher geschätzt. Bei entsprechender<br />

Pflege ist Birkenholz von der Holzindustrie<br />

durchaus begehrt. Die Birke erreicht<br />

Zuwächse von 4 - 8 m 3 pro ha und Jahr.<br />

Verwendung<br />

Birkenholz ist ein schweres, zähes Holz und<br />

nicht besonders hart. Es hat gute mechanische<br />

Eigenschaften, die Bruchfestigkeit ist größer als<br />

bei der Eiche. Das Holz arbeitet stark, es ist von<br />

geringer Dauerhaftigkeit, aber leicht und sauber<br />

zu bearbeiten und zu polieren.<br />

Aktuell: Handwerk (Möbel, Furnier, Drechslerei,<br />

Musikinstrumentenbau: Hammerstiele<br />

beim Klavier, Gitarren), Innenausbau (Verkleidungen,<br />

Imitation von Nuss, Kirsch- und Mahagoniholz),<br />

Haushalt (Reisigbesen, Bürsten,<br />

Pinsel), Freizeit (Sportgeräte: Speere, Diskus),<br />

Energieträger und Rohstoff (Brennholz, Sperrholz,<br />

Zellulose, Metallindustrie: Reinigung von<br />

Kupfer), Kosmetik und Medizin (Blutungssaft<br />

(Birkenwasser) <strong>für</strong> Haarkosmetik), Brauchtum<br />

(Maibäume, Zweige als Ostersträuße).<br />

Historisch: Handwerk (Schilde und Gewehrschäfte,<br />

Zahn- und Wasserräder, Wagenräder,<br />

Möbel, Schuhsohlen, Fassdauben, Druckstöcke,<br />

Wurzel <strong>für</strong> Seile, Blasinstrumente), Haushalt<br />

(Löffel, Siebe, Besen, Körbe, Tragen, Schlitten),<br />

Landwirtschaft (Joch von Ochsen, Dreschflegel,<br />

Tröge), Heilkunde (Blätter gegen Rheuma und<br />

zur Wundheilung, Rauch der Rinde gegen Pest,<br />

Kosmetikpulver aus<br />

Totholz), Ernährung<br />

(Bier aus Blutungssaft),<br />

Energieträger und<br />

Rohstoff (Holzkohle,<br />

Brennholz, Asche, Blätter<br />

zur Farbherstellung<br />

von Sudgrün), Brauchtum<br />

(wie modern, weiter:<br />

Schutz vor bösem<br />

Zauber, Sympathiezauber<br />

bei Gicht, Krämpfen<br />

und Geschwüren,<br />

Ruten zur Züchtigung<br />

von Kindern).<br />

BIRKENGEWÄCHSE<br />

BETULACEAE<br />

11<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

12<br />

SCHWARZERLE<br />

Alnus glutinosa (L.) Gaert.<br />

Erle vom Forstamt<br />

Stadtroda, Hermsdorf<br />

Erle aus Thalbürgel<br />

Ø 18 cm<br />

38 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Schwarzerle bildet ein helles bis rötliches,<br />

dezent gemas<strong>ertes</strong>, zerstreutporiges Laubholz<br />

mit schwach markierten Jahrringgrenzen, feinen<br />

Gefäßen und feinen Markstrahlen.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />

dem Mark mit rötlichem Kern und flacher,<br />

schwacher Fladerung der schräg angeschnittenen<br />

Jahrringe, die an dem dichteren Spätholz<br />

erkennbar sind. Die Markstrahlen sind zu<br />

Scheinmarkstrahlen gebündelt. Der schmale<br />

Splint ist nicht deutlich abgesetzt. Zwei Totäste<br />

wurden überwallt und bewirkten eine braune<br />

Verfärbung.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 18 cm in 20<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,4 mm)<br />

ist rötlich, ohne deutlichen Kern, das Holz ist<br />

nicht schwindend. Der Ast wurde ohne Verfärbung<br />

überwachsen. Markstrahlen sind nicht<br />

einzeln erkennbar, wohl aber durch die feinen<br />

Risse angedeutet.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Schwarzerle wächst zu 30 - 35 m hohen<br />

Bäumen mit 50 - 80 cm (max. 1 m) Durchmesser<br />

heran. Meist ist sie aufgrund von Stockausschlag<br />

mehrstämmig. Die Krone ist durch die horizontal<br />

wachsenden Äste gut erkennbar. Die Rinde<br />

ist anfangs grünlichbraun mit Korkwarzen, im<br />

Alter dunkelgrau mit tiefrissiger Borke. Die<br />

Blüten sind einhäusig verteilt, männliche und<br />

weibliche Kätzchen auf dem selben Trieb. Die<br />

kleinen, am Rand geflügelten Früchte (Nüsse)<br />

werden in holzigen Fruchtzäpfchen gebildet.<br />

Schwarzerlen werden im Allgemeinen 80 - 100<br />

Jahre alt, können jedoch auch Alter von 300<br />

Jahren erreichen.<br />

Vorkommen<br />

Die Schwarzerle findet sich in fast ganz Mitteleuropa<br />

bis 63°N, in Sibirien, im Kaukasus<br />

und in Nordafrika. Höchste Wuchsleitungen<br />

erreicht sie in Osteuropa und dem Baltikum.<br />

Sie ist Charakterbaum <strong>für</strong> feuchte Standorte,<br />

Bachränder, Niederungsmoore und Erlenbrüche<br />

mit stehendem Wasser. Die Schwarzerle<br />

gehört zu den wenigen Luftstickstoff-fixierenden<br />

Baumarten in unserer Flora (Symbiose mit<br />

Actinomyceten).<br />

In Thüringen wächst sie verbreitet auf nassen,<br />

anmoorigen Standorten sowie an Teichen, Flüssen<br />

und Bächen, vor allem im Bergland.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Schwarzerle wird oft zur Uferbefestigung<br />

gepflanzt, nur in Quellgebieten mit frischem<br />

Boden werden Erlenbestände als Auenwald<br />

bewirtschaftet. Der Zuwachs beträgt zwischen<br />

8 und 10 m 3 pro ha und Jahr. Schwarzerlen werden<br />

auch zur biologischen Bodenverbesserung<br />

auf verarmten, degradierten Standorten oder<br />

zur Kippenaufforstung angebaut.<br />

Verwendung<br />

Die Schwarzerle hat ein weiches, aber mittelschweres,<br />

festes, wenig schwindendes Holz. Es<br />

ist wenig tragfähig, wenig elastisch (vergleichbar<br />

dem Lindenholz) und neigt kaum zum Arbeiten.<br />

Unter Witterungseinfluss besitzt es eine geringe<br />

Dauerhaftigkeit, im Wasserbau ist es jedoch wie<br />

die Eiche sehr dauerhaft. Insgesamt ist es gut zu<br />

bearbeiten.<br />

Aktuell: Handwerk (Drechsel- und Schnitzholz,<br />

Möbelbau, Designermöbel, Imitation von<br />

Kirsche, Nuss, Mahagoni, Ebenholz, daher<br />

Einsatz bei Restaurierungen, Furnier, Laufleisten<br />

von Schubkästen, Leisten, Bilderrahmen,<br />

Uhrengehäuse, Zigarrenkisten, Pinsel, Bleistifte,<br />

Holzschuhe und Sohlen), Konstruktionsholz im<br />

Außenbereich (Wasser- und Erdbau), Industrie<br />

(Gussformen), Rohstoff (Stabsperrholz, Spanplatten,<br />

Spezial-Holzkohle), Landwirtschaft<br />

(Obststeigen, Seitenteile von Bienenrähmchen),<br />

Haushalt (Küchengerät, Kleiderbügel), Freizeit<br />

(Spielwaren).<br />

Historisch: Konstruktionsholz im Außenbereich<br />

(Brückenbau, Gründungsbau (Venedig),<br />

Brunnenbau), Handwerk (Drechslerei, Möbel,<br />

Schuhe, Fassdauben), Landwirtschaft (Viehfutter),<br />

Heilkunde (Blätter<br />

als Gichtmittel und<br />

als Krankenlager, zur<br />

Abwehr von Wanzen,<br />

daher Verwendung bei<br />

Betten, Blätter zur Abwehr<br />

von Flöhen, Räucherstäbchen),Energieträger<br />

und Rohstoff<br />

(Holzkohle, Tintenherstellung<br />

aus Knospen,<br />

Gerberei, Rinde zum<br />

Färben (Seidenfarbe)).<br />

BIRKENGEWÄCHSE<br />

BETULACEAE<br />

13<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

14<br />

ROTBUCHE<br />

Fagus sylvatica L.<br />

Buche vom Forstamt Stadtoda,<br />

Revier Bad Klosternauslitz<br />

Buche aus<br />

dem Schloßpark „Fantasie“,<br />

Bayreuth-Donndorf<br />

Ø 170 x 150 cm, 133 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Buche hat ein rötliches Holz mit zerstreutporigen,<br />

feinen Gefäßen, deutlich markierten<br />

Jahrringen und auffälligen Markstrahlen. Im Alter<br />

entsteht durch eintretenden Luftsauerstoff<br />

ein sekundärer Rotkern. Der Rotkern verblasst<br />

unter Einwirkung von Licht mit der Zeit und<br />

wird grau.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />

der Stammmitte. Es ist ein gleichförmiges,<br />

rötliches Holz ohne farbliche Trennung von<br />

Splint und Kern, mit deutlichen Jahrringen und<br />

breiten Markstrahlen. Die Bohle enthält einen<br />

markanten Ast. Der Stamm war befallen vom<br />

Buchenglanzkäfer (Agrilus viridis), der unter der<br />

Rinde Gänge bohrte, die am Ende hakenförmig<br />

in das Splintholz eindringen. An der oberen<br />

linken Seite ist ein solcher Gang erkennbar*.<br />

Die ovalen Löcher sind Ausfluglöcher des geschlüpften<br />

Käfers. Auf der rechten Seite sind<br />

dunkle Holzverfärbungen längs der Jahrringe<br />

sichtbar. Dies sind eingewachsene Spuren des<br />

Käfers, denn es folgt dem Käferbefall oft eine<br />

bakterielle Infektion, der Schleimfluss, der als<br />

Holzverfärbung sichtbar bleibt.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 170 x 150 cm<br />

in 133 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />

6 mm) stammt von einem frei stehenden Parkbaum<br />

vom Schloss Fantasie in Donndorf bei<br />

Bayreuth. Die Baumscheibe ist am unteren<br />

Rand weißfaul. Dabei baut der holzzerstörende<br />

Zunderschwamm (Fomes fomentarius) das Lignin<br />

ab und lässt die reine Zellulose zurück. Darin<br />

siedelt ein weiterer Pilz, der zu einer Schwarzfärbung<br />

führt. Die einzelnen Pilze sind deutlich<br />

durch schwarze Linien gegeneinander sowie gegenüber<br />

dem Holz abgegrenzt. Der mittlere Teil<br />

der Scheibe ist sekundär verfärbt durch einen<br />

Rotkern, der durch Eindringen von Wasser und<br />

Luftsauerstoff über Holzschäden entstand. Die<br />

schlierenartigen Grenzen sind typisch <strong>für</strong> einen<br />

fakultativen Farbkern und bedingt durch unterschiedlich<br />

starkes Eindringen von Luft und<br />

Wasser. In diesem Fall ging der Schaden von der<br />

eingewachsenen Rindenspur auf der rechten<br />

Seite aus, in der auch Steine eingewachsen sind,<br />

man erkennt auch feine Wurzelstränge. Es gibt<br />

weitere Rindeneinwachsungen (unten links) die<br />

zu beginnender Weißfäule geführt haben.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Buchen wachsen im Bestandesschluss gerade<br />

und langschäftig und werden 30 - 45 m hoch.<br />

Im Freistand setzt die Krone sehr tief an. Die<br />

Rinde ist dünn, glatt und silbergrau, und bildet<br />

an eingewachsenen Ästen die charakteristischen<br />

„Chinesenbärte“. Nur selten kommt es zur<br />

Bildung einer Borke. Die Früchte sind scharf<br />

dreikantige Nüsschen (Bucheckern) in einem<br />

verholzten, stacheligen Fruchtbecher (Kupula),<br />

der sich zur Reife mit 4 Klappen öffnet. Buchen<br />

erreichen Alter bis zu 300 Jahren, die forstliche<br />

Nutzung erfolgt bei 100 - 140 Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Natürlich verbreitet ist die Buche in Mittel-,<br />

West- und Südeuropa, in Mitteleuropa ist sie<br />

wegen ihrer Schattenverträglichkeit die von<br />

Natur aus konkurrenzstärkste Waldbaumart von<br />

der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (Alpen<br />

bis 1400 m), in wintermildem, feuchtem Klima.<br />

Sie ist winter- und spätfrostempfindlich und bevorzugt<br />

frische und lockere Böden. Historisch<br />

ist die Buche als Nutzholz weniger wichtig als<br />

die Fichte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts und<br />

verstärkt nach dem 2. Weltkrieg kam es zu großflächigen<br />

Nadelholzaufforstungen auf ehemaligen<br />

Buchenstandorten. Dennoch ist die Buche<br />

auch heute noch die wichtigste einheimische<br />

Laubholzart. In Thüringen beträgt ihr Anteil<br />

18 % an der Gesamtwaldfläche.<br />

Bewirtschaftung<br />

Im Schirmschlag oder Femelschlag, wobei die<br />

Verjüngung unter dem Schirm des aufgelichteten<br />

Altbestandes erfolgt, bevor dieser komplett<br />

geräumt wird. Heute wird angestrebt, die Ernte<br />

wertvoller Einzelbäume mit der Begründung<br />

der nächsten Generation zu verbinden, in vielfältigen,<br />

möglichst langfristigen Verjüngungsschritten.<br />

Die Zuwächse betragen im Mittel<br />

etwa 6 - 12 m 3 pro ha und Jahr.<br />

Verwendung<br />

Buchenholz ist sehr homogen, hart, zäh und<br />

schwer, es ist leicht bearbeitbar, „arbeitet“<br />

stärker als andere Holzarten, schwindet stark,<br />

neigt zu Verfärbungen sowie zum Reißen und<br />

Verwerfen und ist im Freien unbehandelt wenig<br />

dauerhaft. Es ist von vorzüglicher Brennkraft.<br />

Rotkerniges Holz ist ohne größere technologische<br />

Nachteile. Durch Dämpfen ist das Holz<br />

verformbar.<br />

Aktuell: Handwerk (Furniersperrhölzer, Sperrholz<br />

bei stark beanspruchten Schul- und Büromöbeln,<br />

v.a. Stühlen, Drechsler- und Schnitzarbeiten,<br />

Werkzeuggriffe und Gerätestiele, Zollstöcke,<br />

Holzsohlen, Klavierbau), Innenausbau<br />

(Wand- und Deckenbekleidungen, Treppen,<br />

Parkett), Konstruktionsholz im Außenbereich<br />

(Zäune, Holzpflaster), Haushalt (Schneidebretter,<br />

Rührlöffel, Schüsseln, Kleiderbügel<br />

etc.), Freizeit (Holzspielzeuge), Industrie (Paletten,<br />

Kisten, Packfässer, Sperrholzplatten, Eisenbahnschwellen),<br />

Rohstoff und Energieträger<br />

(Zellstoff- und Papierherstellung, Holzkohle).<br />

Historisch: Handwerk (Wagenbau, Schiffsbau,<br />

Flintenschäfte), Energieträger und Rohstoff<br />

(Köhlerei, Brennholz,<br />

Pottasche <strong>für</strong><br />

Glasbläserei, Färberei),<br />

Heilkunde (Teer<br />

als „Pix Liquida“ gegen<br />

Hautschäden und<br />

Blähungen, Zweige<br />

gegen Gelbsucht),<br />

Brauchtum (Verehrung<br />

von Einzelbäumen<br />

als Schutzbaum<br />

bei Unwetter, aber<br />

auch „Sitz böser<br />

Geister“).<br />

BUCHENGEWÄCHSE<br />

FAGACEAE<br />

15<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

16<br />

TRAUBEN- UND STIELEICHE<br />

Quercus petraea (Matt.) Liebl. und Quercus robur L.<br />

Traubeneiche<br />

vom Stadtforst Jena,<br />

Am Forstturm<br />

Traubeneiche<br />

aus Gemünden<br />

im Spessart<br />

Ø 68 cm, 246 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Eichen haben ein hartes, hell- bis dunkelbraunes<br />

Holz mit großen, ringporig angeordneten<br />

Frühjahrsgefäßen und dadurch bedingten,<br />

scharf voneinander abgesetzten Jahrringen.<br />

Diese markanten Jahrringe erzeugen im<br />

Längsschnitt die prägnante Fladerung von<br />

Eichenholz.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Alle ausgestellten Eichenhölzer stammen von<br />

der Traubeneiche.<br />

Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie<br />

zeigt einen sehr gut eingewachsenen Ast*.<br />

Das ringporige Holz ist durch die großen<br />

Frühholzgefäße im Längsschnitt nadelrissig. Die<br />

Markstrahlen erzeugen markante Spiegel.<br />

Die große hellbraune Baumscheibe<br />

(Querschnitt 68 cm in 246 Jahren: Jahrringbreite<br />

im Durchschnitt 1,4 mm) stammt von einem<br />

anderen Baum als die Bohle, die kleine<br />

dunklere Baumscheibe hingegen vom gleichen<br />

Stamm. Die große Scheibe zeigt einen<br />

perfekt verwachsenen Doppelstamm. Das<br />

sehr gleichmäßig gewachsene Holz und die<br />

rehbraune Färbung sind Merkmale <strong>für</strong> sehr<br />

teure Furnierhölzer.<br />

Die kleinere Scheibe (Querschnitt 40 cm<br />

in 155 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />

1,3 mm) zeigt einen gröberen Wuchs und<br />

deutliche Änderungen der Jahrringbreiten. Auch<br />

sind die Markstrahlen deutlich erkennbar.<br />

Traubeneiche<br />

vom Stadtforst Jena,<br />

Am Forstturm<br />

Ø 40 cm, 155 Jahre<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Eichen werden bis zu 40 m hoch. Der Stamm<br />

ist im Bestandesschluss gerade, hoch hinauf<br />

astfrei und annähernd zylindrisch, im Freistand<br />

dagegen oft knorrig und tief beastet. Die<br />

Rinde ist anfangs graugrün, glatt und schwach<br />

glänzend, im Alter bildet sich eine dicke, tief<br />

längsrissige, graubraune Borke. Die Rinde ist<br />

gerbstoffreich. Die Blätter sind wechselständig,<br />

am Rand buchtig gelappt, bei der Traubeneiche<br />

länger, bei der Stieleiche kurz gestielt. Die<br />

Frucht ist botanisch eine Nussfrucht, sie wächst<br />

in einem Fruchtbecher, der Kupula. Bei der<br />

Traubeneiche stehen die Eicheln wie bei einer<br />

Weintraube eng gedrängt am Fruchtstiel, bei<br />

der Stieleiche ist der Fruchtstand lang gestielt.<br />

Eichen werden 500 - 800 Jahre alt (max. 1000<br />

Jahre), die forstliche Nutzung erfolgt bei<br />

120 - 140 Jahren <strong>für</strong> Sägeholz, bei 200 Jahren<br />

und älter <strong>für</strong> Furnier.<br />

Vorkommen<br />

Das Areal erstreckt sich über West-, Mittel-<br />

und Südeuropa bis zum Kaukasus. Der<br />

Verbreitungsschwerpunkt der Stieleiche liegt<br />

auf feuchten und nassen Standorten sowie<br />

Standorten mit schweren, dichten Böden.<br />

Die Traubeneiche kommt unter trockeneren<br />

Bedingungen auf gut durchlüfteten Böden vor.<br />

Sowohl forstlich wie als Park- und Straßenbaum<br />

werden Eichen verbreitet kultiviert. Natürliche<br />

Eichenmischwälder sind in Thüringen<br />

selten. 1) Die Gattung Quercus ist mit rund<br />

5 % an der Gesamtwaldfläche beteiligt, dieser<br />

Anteil ist zu großen Teilen auf Pflanzungen<br />

zurückzuführen.<br />

Bewirtschaftung<br />

Eichen wurden früher in Mittelwäldern<br />

bewirtschaftet. Heute werden sie nach<br />

Kahlschlag, zur Erstaufforstung oder zum<br />

Voranbau unter lichter Kiefer gepflanzt<br />

oder gesät. Naturverjüngung kann über<br />

Femel-, Schirm- oder Saumschlag gelingen. Der<br />

Zuwachs beträgt im Mittel etwa 3 - 4 m 3 pro ha<br />

und Jahr, auf guten Standorten bis über 6 m 3 .<br />

Verwendung<br />

Eichenholz ist hart, schwer, elastisch,<br />

mäßig schwindend, hat ausgezeichnete<br />

Festigkeitseigenschaften und einen hohen<br />

Abnutzungswiderstand. Das Kernholz ist sehr<br />

dauerhaft, unter Wasser nahezu unbegrenzt<br />

Botanische Merkmale der Traubeneiche<br />

haltbar, neigt zum Reißen und Verwerfen, ist<br />

aber leicht und sauber bearbeitbar.<br />

Aktuell: Handwerk (rustikale Möbel,<br />

Drechslerei und Schnitzerei, Werkzeuge),<br />

Innenausbau (Verkleidungen, Rahmen, Türen,<br />

Treppen, Parkett), Bau- und Konstruktionsholz<br />

im Außenbereich (Wasserbau, Garten-, Park- und<br />

Landschaftsgestaltung), Industrie (Schiffsbau,<br />

Fahrzeug-, Waggon- und Containerbau, Silo-<br />

und Mühlenbau, Schwellenholz), Landwirtschaft<br />

(Geräte, Bottiche und Fässer <strong>für</strong> Wein, Whiskey<br />

und Cognac).<br />

Historisch: Handwerk (Wagenbau: Naben,<br />

Felgen und Gestelle, Leitern, Zahnräder,<br />

Spazierstöcke), Bau- und Konstruktionsholz<br />

im Außenbereich (Fundamente aus<br />

Eichenholzpfählen), Energieträger und<br />

Rohstoff (Brennholz, Gerbstoffe <strong>für</strong> die<br />

Lederherstellung, Tinte),<br />

Landwirtschaft (Eicheln<br />

<strong>für</strong> die Schweinemast),<br />

Heilkunde (Rinde gegen<br />

Darmerkrankungen und<br />

Warzen, gepulv<strong>ertes</strong><br />

Laub <strong>für</strong> Wundheilung),<br />

Ernährung (Speiseöl),<br />

Brauchtum (Schicksalsund<br />

Wetterorakel, heilig<br />

bei den Germanen, in<br />

christlicher Zeit anfangs<br />

auch „Sitz des Bösen“).<br />

1) Im Raum Jena kommt zusätzlich zu den beiden bereits genannten Arten die submediterrane Flaum-Eiche (Quercus<br />

pubescens) vor, die an dem weißen Haarfilz auf jungen Sprossachsen und der Blattunterseite erkennbar ist.<br />

BUCHENGEWÄCHSE<br />

FAGACEAE<br />

17<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong><br />

Das Laub der Stieleiche<br />

schmückte die DM-Münzen<br />

vom Pfennig bis zum<br />

Markstück. Die 1, 2 und 5<br />

Cent-Münzen des Euro zeigen<br />

auf der Rückseite eine bisher<br />

nicht vorhandene Chimäre mit<br />

Blättern von Quercus petraea aber<br />

Früchten von Quercus robur.


Zu den ausgestellten Objekten<br />

18<br />

EIBE<br />

Taxus baccata L.<br />

Eibe aus dem<br />

Schlosspark Belvedere, Weimar<br />

Eibe aus dem Botanischen<br />

Garten Jena<br />

Ø 18 cm, 78 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Eibe besitzt einen schmalen, gelblichweißen<br />

Splint und ein sehr dekoratives, farbiges Kernholz<br />

mit oft vielen Malen durch eingewachsene<br />

Äste und durch Überwallungen der Rinde. Die<br />

Jahrringe sind deutlich erkennbar, die Markstrahlen<br />

sehr fein.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle ist aus drei Schnitten des gleichen<br />

Stammstückes zusammengesetzt und zeigt den<br />

Radialschnitt (unten) und zwei Tangentialschnitte<br />

1) . Das Holz ist charakterisiert durch den<br />

auffällig roten, unregelmäßig gemaserten Kern<br />

und einen schmalen Splint. Splint und Kern<br />

sind durch einen schwarzen Streifen getrennt,<br />

der im mittleren Schnitt deutlich sichtbar ist.<br />

Das unterste Brett zeigt Rindenschäden bzw.<br />

eingewachsene Rindenabschnitte, was <strong>für</strong> die<br />

Eibe typisch ist.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 18 cm in 78<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,1 mm)<br />

stammt von einem anderen Stamm als die<br />

Bohle. Es handelt sich um einen verwachsenen<br />

Doppelstamm. Solche Verwachsungen von zwei<br />

oder mehreren Stämmen sind typisch <strong>für</strong> die<br />

Eibe und werden dann oft als „Scheinstämme“<br />

bezeichnet. Der schmale Splint ist durchbrochen<br />

von den Spuren „schlafender Augen“. Dies sind<br />

ruhende Knospen, die bei Belichtung des Stammes<br />

der Eibe (beispielsweise nach Freistellung)<br />

auch im Alter neue Triebe bilden können.<br />

1) Das Foto zeigt das mittlere Stück der zusammengesetzten Bohle, einen Tangentialschnitt.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Eiben sind meist vom Grunde an mehrstämmig,<br />

durch Verwachsungen mehrerer Stämme bilden<br />

sich im Alter oft mächtige, tief unregelmäßige<br />

Scheinstämme. Die Eibe wird in Mitteleuropa<br />

bis 15 m hoch, im Kaukasus erreicht sie 30 m<br />

Höhe und 1,3 m Durchmesser. Als Baum des<br />

Unterwuchses ist die Krone je nach Lichtsituation<br />

vielgestaltig. Die Rinde ist dünn, rot- oder<br />

graubraun und dünnschuppig abblätternd, die<br />

Triebe sind lange Zeit grün berindet. Die flachen<br />

Nadeln haben im Gegensatz zur Tanne<br />

eine feine Stachelspitze. Eiben sind zweihäusig,<br />

d.h. es gibt männliche und weibliche Eiben. Die<br />

Samen sind becherförmig von einem zur Reifezeit<br />

leuchtend roten, fleischigen Samenmantel,<br />

dem Arillus, umschlossen. Außer diesem Arillus<br />

enthalten alle Teile der Eibe das giftige Alkaloid<br />

Taxin. Eiben können bis über 1000 Jahre alt<br />

werden.<br />

Vorkommen<br />

Die natürliche Verbreitung der Eibe erstreckt<br />

sich über Europa und Nordafrika bis nach Kleinasien.<br />

In den unteren Lagen des Kaukasus ist<br />

sie bestandesbildend. Die Eibe wächst von der<br />

Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (in den Alpen<br />

bis 1400 m), hauptsächlich im Bereich wintermilden,<br />

feuchten ozeanischen Klimas, meist<br />

nur vereinzelt im Unterstand von Laubwäldern.<br />

Sie bevorzugt frische, lockere, nährstoff- und<br />

kalkreiche Böden in Schluchten und an Steilhängen,<br />

sie ist winter- und spätfrostempfindlich<br />

und sehr schattenverträglich.<br />

Ihre Bestände wurden historisch stark dezimiert<br />

durch Übernutzung (z.B. Handel des Holzes <strong>für</strong><br />

Armbrustbögen nach England) und ihre Ausrottung<br />

an Wegen und Weidegebieten wegen<br />

ihrer Giftigkeit, v.a. <strong>für</strong> Pferde. Die wenigen<br />

heute noch vorhandenen Bestände sind gefährdet<br />

durch forstliche Maßnahmen, die <strong>für</strong> die<br />

Eibe ungünstig sind, sowie Wildverbiss durch<br />

Rehwild. Heute gehört die Eibe gemäß Bundesartenschutzverordnung<br />

zu den besonders<br />

geschützten Arten und steht in Thüringen auf<br />

der Roten Liste.<br />

Thüringen ist mit 30.000 Exemplaren ein<br />

vergleichsweise eibenreiches Bundesland. Sie<br />

kommt zerstreut in Laubmischwäldern vor allem<br />

auf Muschelkalkstandorten vor, ansonsten<br />

in Parkanlagen und auf Friedhöfen.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Eibe wird nicht forstlich bewirtschaftet. Sie<br />

ist eine beliebte Park-, Garten- und Friedhofspflanze.<br />

Verwendung<br />

Eibenholz ist außerordentlich schwer, elastisch<br />

und zäh, äußerst dauerhaft, schwer spalt- aber<br />

gut polierbar und schwindet nur gering.<br />

Aktuell: Handwerk (Luxusgegenstände der<br />

Kunsttischlerei und Drechslerei, Luxusmöbelindustrie,<br />

Pfeifenrohre, Spazierstöcke, Musikinstrumentenbau:<br />

Holzblasinstrumente),<br />

Medizin (aus Rinde<br />

und Nadeln kann ein<br />

wirksames Medikament<br />

gegen Krebsgeschwüre<br />

gewonnen werden).<br />

Historisch: Handwerk<br />

(<strong>für</strong> Speere, Bogenwaffen,<br />

Griffe von Werkzeugen,<br />

Bauholz).<br />

EIBENGEWÄCHSE<br />

TAXACEAE<br />

19<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

20<br />

KORNELKIRSCHE<br />

Cornus mas L.<br />

Kornelkirsche aus Bayreuth,<br />

Garten v. Heßberg<br />

Ø 10 cm, 60 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Das Holz der Kornelkirsche besitzt einen<br />

rötlichweißen Splint und einen rotbraunen,<br />

fast schwarzen Kern. Die kleinen Gefäße sind<br />

gleichmäßig über den ganzen Jahrring verteilt.<br />

Die Jahrringe sind leicht wellig und nicht sehr<br />

deutlich. Das Holz ist sehr hart und schwer (vgl.<br />

Gattungsname Cornus von lateinisch „cornu“<br />

(„das Horn“) in Anspielung auf das hornartig<br />

zähe, harte Holz).<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Die Kornelkirsche ist ein Strauch, bei dem<br />

der Haupttrieb oft umgebogen ist. Trotz<br />

monopodialem Wachstum sind Stämme selten.<br />

Der braune Kern ist extrem hart und fein<br />

gemasert. Es ist ein sehr edles, aber seltenes<br />

Holz.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt: 10 cm in 60<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,8 mm)<br />

zeigt einen nur sehr kleinen dunklen Kern mit<br />

einem breiten hellen Splint.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Kornelkirsche wächst als Strauch oder<br />

kleiner, bis 8 m hoher, rundkroniger Baum und<br />

erreicht dabei Stammumfänge bis zu 30 cm.<br />

Die abblätternde Rinde ist gelblichgrau. Die<br />

gegenständigen, elliptischen Blätter sind von<br />

3 - 5 bogenförmig zur Blattspitze verlaufenden<br />

Nerven durchzogen. Die Blüten sind klein,<br />

gelb und in seitenständigen, kugeligen Dolden<br />

angeordnet. Die Kornelkirsche blüht zum Teil<br />

bereits im Februar, lange vor dem Laubaustrieb.<br />

Die ovalen, glänzend roten Früchte sind essbar<br />

und schmecken säuerlich.<br />

Die Kornelkirsche kann über 100 Jahre alt werden.<br />

Vorkommen<br />

Zu finden ist die Kornelkirsche in Mittel- und<br />

Südeuropa, Kleinasien und dem Kaukasus. Als<br />

Licht- bis Halbschattart bevorzugt sie warme,<br />

trockene, lichte Eichenwälder, Waldränder und<br />

Gebüsche auf nährstoff- und kalkreichen Böden.<br />

Sie besitzt ein großes Ausschlagvermögen<br />

aus Stock und Wurzeln.<br />

In Thüringen findet sie sich weit verbreitet als<br />

Unterwuchs in wärmeliebenden Laubmischwäldern,<br />

in Trockengebüschen an der oberen<br />

Hangkante des Wellenkalks oder an Waldrändern.<br />

Die Kornelkirsche wird regional auch als<br />

Herlitze bezeichnet – südlich von Weimar gibt<br />

es beispielsweise einen Herlitzenberg.<br />

Bewirtschaftung<br />

Wegen der frühen, auffälligen Blüten wird die<br />

Kornelkirsche gern in Gärten und Parkanlagen<br />

kultiviert.<br />

Verwendung<br />

Das Holz der Kornelkirsche ist außerordentlich<br />

hart und schwer, sehr zäh, gleichmäßig und fest.<br />

Es ist schwer spaltbar, schwindet stark, tendiert<br />

zum Drehen, lässt sich jedoch gut polieren.<br />

Aktuell: Handwerk (Zapfenlager, Radkämme,<br />

Stiele <strong>für</strong> Handwerkzeuge, Leitersprossen,<br />

Schuhstifte, Schirm- und Spazierstöcke, Fassreifen),<br />

Landwirtschaft (Weinbergspfähle, Heugabeln),<br />

Ernährung (Früchte <strong>für</strong> Marmeladen<br />

und Säfte).<br />

HARTRIEGELGEWÄCHSE<br />

CORNACEAE<br />

21<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

22<br />

GEMEINE HASEL<br />

Corylus avellana L.<br />

Hasel vom Stadtforst<br />

Jena, Kernberge<br />

Ø 16 cm, 46 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Hasel besitzt ein rötlichweißes bis<br />

hellbraunes Holz ohne Kern. Die Jahrringe sind<br />

gleichmäßig rund und scharf begrenzt, daher<br />

gut sichtbar. Die zahlreichen, kleinen Gefäße<br />

sind zerstreutporig angeordnet.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Die Hasel hat ein gleichmäßig helles Holz.<br />

Braune Verfärbungen entstanden vor allem<br />

durch das Eindringen von Pilzen.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 16 cm in 46<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,7 mm)<br />

zeigt ein gleichmäßig helles Holz. Schwach<br />

erkennbar ist ein schmaler Splint.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Hasel erreicht als Strauch oder seltener als<br />

kleiner Baum Höhen von 6 - 8 m sowie Stammdurchmesser<br />

von 15 - 18 cm. Die graue, in der<br />

Jugend pergamentartig abschilfernde Rinde ist<br />

lange Zeit glatt, später leicht rissig. Die wechselständigen,<br />

doppelt gesägten Blätter sind rundlich<br />

bis eiförmig mit herzförmiger Basis. Die<br />

Blüten erscheinen im zeitigen Frühjahr, sind<br />

einhäusig verteilt, die männlichen in hängenden<br />

Kätzchen, die kleinen weiblichen Blütenstände<br />

ähneln Laubknospen, aber mit fädigen,<br />

roten Narbenbüscheln. Die von einer grünen,<br />

zerschlitzten Hülle umgebenen, hartschaligen<br />

Früchte sind einsamige Nüsse, der ölreiche<br />

Same ist essbar.<br />

Die Hasel-Sprossen werden höchstens 60 - 70<br />

Jahre alt, der Strauch treibt aber aus dem Wurzelstock<br />

neu aus. Dieser kann viele Jahrhunderte<br />

alt werden.<br />

Vorkommen<br />

Die Hasel ist in ganz Europa außer im äußersten<br />

Westen und hohen Norden sowie in Kleinasien<br />

und Algerien weit verbreitet. In Mitteleuropa<br />

wird sie verbreitet kultiviert, wobei mehr als<br />

die einheimische C. avellana die kleinasiatische<br />

C. maxima verwendet wird.<br />

In Thüringen kommt sie außer in Kultur in<br />

Laub- und Buschwäldern, an Wald- und Wegrändern<br />

und in Hecken vor.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Hasel wird wegen der Nüsse kultiviert. Die<br />

deutsche Haselnussproduktion macht nur einen<br />

verschwindend geringen Teil am Haselnusskonsum<br />

aus, weshalb der überwiegende Teil der<br />

Nüsse zum Direktverzehr und <strong>für</strong> den Industriebedarf<br />

importiert werden muß.<br />

Verwendung<br />

Das Holz der Hasel ist mittelhart, sehr zäh, gut<br />

spaltbar, jedoch von geringer Dauer und anfällig<br />

gegen Insektenfraß. Dünne Ruten sind wie bei<br />

der Weide sehr elastisch.<br />

Aktuell: Ernährung (Haselnüsse), Handwerk<br />

(Spazierstöcke, Zahnstocher, Korbflechterei)<br />

Historisch: Handwerk (dünnere Ruten zur<br />

Korbflechterei, zum Binden oder als Fassreifen,<br />

stärkere als Flechtwerk <strong>für</strong> Zäune und Wände<br />

oder zum Dachdecken, Pfähle), Energieträger<br />

(Brennholz), Heilkunde (gegen Schlangenbisse<br />

und Viehkrankheiten), Ernährung (Nüsse,<br />

Nussöl), Mystik (einjährige Triebe als Wünschelruten,<br />

Nüsse als Totenspeise (belegt durch<br />

Funde bei Weimar und Sömmerda).<br />

HASELGEWÄCHSE<br />

CORYLACEAE<br />

23<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

24<br />

HAINBUCHE, WEISSBUCHE<br />

Carpinus betulus L.<br />

Hainbuche vom Stadtforst<br />

Jena, Am Forstturm<br />

Ø 24 cm, 90 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Hainbuche bildet ein hellfarbiges,<br />

schlichtes, zerstreutporiges Laubholz mit<br />

wenig ausgeprägten Jahrringgrenzen und<br />

feinen Gefäßen, aber deutlich ausgeprägten<br />

Scheinmarkstrahlen.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen radialen Schnitt durch<br />

das Zentrum des Baums. Dies ist erkennbar an<br />

den eingewachsenen wechselständigen, kleinen<br />

Zweigen am jungen Trieb*. Die unregelmäßige<br />

Fladerung (schräg angeschnittene Jahrringe)<br />

stammt von dem oft krummen Wuchs und<br />

der Spannrückigkeit. Der weißliche Splint ist<br />

relativ breit (5 - 6 cm), der leicht grau gefärbte<br />

Kern ist wenig abgesetzt. Farbfehler entstanden<br />

oberhalb von eingewachsenen Ästen. Die<br />

Scheinmarkstrahlen sind an dem dickeren<br />

eingewachsenen Ast als weiße Streifen deutlich<br />

erkennbar*. Sie erzeugen im Querschnitt feine<br />

Spiegel.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 24 cm in 90<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,3 mm)<br />

ist deutlich erkennbar an der sogenannten<br />

Spannrückigkeit. Diese entsteht durch ein<br />

ungleichmässiges Dickenwachstum. Der breite<br />

Riss zeigt, dass das Holz stark schwindet. Der<br />

Kern ist vom Splint nicht abgesetzt. Auffällig<br />

sind jedoch die weißen Scheinmarkstrahlen,<br />

die auch die Zone kenntlich machen, an der die<br />

Spannrückigkeit ansetzt. Die Scheinmarkstrahlen<br />

entstehen durch das enge Zusammenliegen<br />

mehrerer einzelner Markstrahl-Stränge. Auffällig<br />

ist der gut überwachsene Seitenast ohne<br />

Farbeffekt.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Hainbuchen wachsen als 20 - 25 m (max. 30<br />

m) hohe Bäume mit 0,5 - 1 m Durchmesser.<br />

Die Krone ist vielgestaltig, oft krumm, die<br />

Hainbuche sucht als Halbschattbaumart nach<br />

Lücken im Kronendach. Die Rinde ist glatt und<br />

grau, durch die Spannrückigkeit mit Längswülsten<br />

und Furchen, später wird sie leicht rissig.<br />

Die Blätter sind typisch doppelt gesägt,<br />

Blüten und Früchte sind in grünlichen Kätzchen<br />

angeordnet. Die Samen sitzen als gerippte<br />

Nüsschen am Grunde einer dreilappig geflügelten<br />

Hülle.<br />

Die Hainbuche erreicht Alter von 120 - 150 Jahren,<br />

die forstliche Nutzung erfolgt meist nach<br />

70 bis 80 Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Die Hainbuche ist in ganz Europa bis zum Kaukasus<br />

ein typischer Baum der tieferen Lagen<br />

und des Hügellandes. Sie ist eine Mischbaumart<br />

auf leicht bodensauren, lehmigen Standorten.<br />

In Thüringen ist sie weit verbreitet in allen<br />

Laubmischwäldern.<br />

Bewirtschaftung<br />

Wegen der sehr hohen Regenerationsfähigkeit<br />

durch Stockausschläge wurde die Hainbuche<br />

im Nieder- und Mittelwald indirekt gefördert.<br />

Sie wurde aber auch direkt gepflegt wegen ihres<br />

vielseitig einsetzbaren Holzes <strong>für</strong> Geräte auf<br />

dem Bauernhof. Der Zuwachs der Hainbuche<br />

ist anfänglich rascher als der der Buche, daher<br />

ist sie konkurrenzstark im Niederwald und Mittelwald.<br />

Verwendung<br />

Es ist das schwerste Holz unter den heimischen<br />

Laubbaumarten, extrem dicht, hart, sehr schwer<br />

spaltbar, mit hoher Zähigkeit und ausgezeichneter<br />

Festigkeit, neigt aber zum Werfen und Reißen.<br />

Es ist ein hervorragendes Brennholz.<br />

Aktuell: Handwerk und Industrie (Spezialholz<br />

<strong>für</strong> viele Gebrauchsgegenstände mit starker mechanischer<br />

Beanspruchung und Stoßbelastung,<br />

daher Verwendung <strong>für</strong> Werkzeuge, Geräte, Maschinen:<br />

u.a. Hobel, Stechbeitel, Holzhämmer,<br />

Kantenzwingen, Winkelmaße, Hobelbänke,<br />

Pressen, Werkzeugstiele - bei Nässe aber glatt),<br />

Energieträger (Brennholz).<br />

Historisch: Handwerk (Webschützen und<br />

Hülsen, Zahnräder, Zapfenlager, Flaschenzüge,<br />

Wagenräder, Keile, Fleischerbänke, Schuhleisten,<br />

Billard- und Kegelkugeln, Schirmstöcke,<br />

Bürstenrücken, Musikinstrumentenbau (Klavierbau)),<br />

Landwirtschaft (Eggen, Dreschflegel,<br />

Viehfutter), Energieträger und Rohstoff (Brennholz,<br />

in Kalköfen, Färberei, Asche: Flussmittel<br />

<strong>für</strong> Metallschmelze, Pottasche).<br />

HASELGEWÄCHSE<br />

CORYLACEAE<br />

25<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

26<br />

SCHWARZER HOLUNDER<br />

Sambucus nigra L.<br />

Holunder aus dem<br />

Schlosspark Belvedere, Weimar<br />

Ø 16 cm, 31 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Das Holz des Holunders ist gelblichweiß und<br />

ohne Farbkern, im Längsschnitt ist es deutlich<br />

nadelrissig. Die Gefäße sind halbring- bis<br />

zerstreutporig angeordnet. Die Jahresringe<br />

sind gut erkennbar und verlaufen grobwellig.<br />

Markstrahlen sind deutlich sichtbar. Das in<br />

jungen Trieben weiße Mark besitzt Durchmesser<br />

von 3 - 10 mm, die Markröhre bleibt im Holz<br />

erhalten.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der Holunder zeigt ein gleichmäßig gelb<br />

gefärbtes, hartes Holz mit einer breiten<br />

Markröhre, die am unteren Ende deutlich<br />

erkennbar ist. Die schwarze Verfärbung erfolgte<br />

sekundär durch Pilze, die an Schadstellen<br />

eindrangen.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 16 cm in 31<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,6 mm)<br />

ist einfach erkennbar an dem zentralen Loch des<br />

Marks.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Schwarze Holunder ist ein bis 10 m hoher<br />

Baum oder Großstrauch mit Stammdurchmessern<br />

bis zu 30 cm und bogig überhängenden<br />

Zweigen. Die Triebe sind graubraun mit vielen<br />

auffälligen Korkwarzen (Lentizellen). Die Rinde<br />

ist ebenfalls graubraun und grob längs gefurcht.<br />

Die gegenständigen Blätter sind unpaarig gefiedert,<br />

der Laubaustrieb beginnt sehr früh. Die<br />

intensiv duftenden Blüten sitzen in vielblütigen<br />

Doldenrispen und bilden, an roten Fruchtstielen<br />

sitzend, schwarz glänzende, beerenartige<br />

Steinfrüchte aus, welche essbar sind. An älteren<br />

Stämmen findet man den essbaren Pilz „Judasohr“<br />

(der Sage nach soll sich Judas Ischarioth an<br />

einem Holunder erhängt haben).<br />

Während der Einzelspross durch Pilzbefall oft<br />

nicht langlebig ist (wenige Jahrzehnte), kann der<br />

Wurzelstock über 100 Jahre alt werden.<br />

Vorkommen<br />

Der Holunder kommt in ganz Europa bis in die<br />

Kaukasusländer vor, in Ebene und Hügelland,<br />

auch in den Alpen bis 1200 m.<br />

In Thüringen wächst er auf frischen, nährstoffreichen<br />

Böden auf Waldlichtungen, an Wald-<br />

und Wegrändern und in Gebüschen. Er ist sehr<br />

ausschlagfähig. Der Holunder ist ein Stickstoffzeiger.<br />

Das Vorkommen in Hecken, aber auch in<br />

Wäldern, insbesondere auf Kalkstandorten, hat<br />

sich durch den atmosphärischen Stickstoffeintrag<br />

stark vermehrt.<br />

Bewirtschaftung<br />

Der Blüten und Früchte wegen ist der Schwarze<br />

Holunder seit alters her in Kultur.<br />

Verwendung<br />

Holunderholz ist dicht, hart, zäh und mittelschwer,<br />

leicht spaltbar, lässt sich jedoch schwer<br />

trocknen und reißt leicht. Die Resistenz gegen<br />

Pilze und Insekten ist nicht sehr hoch, es ist<br />

deshalb von geringer Dauer.<br />

Historisch wie modern: Handwerk (Schreiner-,<br />

Schnitz-, Drechsler- und Einlegearbeiten,<br />

z.B. Herstellung von Pfeifenköpfen, einfache<br />

Flöten sind leicht durch Entfernen des Marks aus<br />

jungen Trieben herzustellen), Ernährung (Ernte<br />

der Blüten <strong>für</strong> die Herstellung von Schaumwein<br />

oder Holunderküchle, sowie der Beeren, welche<br />

zu Suppe oder Beerenwein verarbeitet werden),<br />

Heilkunde (die Rinde wurde früher medizinisch<br />

als Abführ- und Brechmittel genutzt, ein Tee<br />

aus den Blüten wirkt schweißtreibend, heißer<br />

Saft wurde gegen Erkältung und Fieber getrunken),<br />

Brauchtum (der ganze Baum galt früher<br />

als „guter Geist“ und diente dem Schutz gegen<br />

böse Geister und Krankheiten, bei den Germanen<br />

wurde er als Wohnort der Erdgöttin Frau<br />

Holle verehrt, im christlichen Aberglauben<br />

stand er eher in schlechtem Ruf).<br />

HOLUNDERGEWÄCHSE<br />

SAMBUCACEAE<br />

27<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

28<br />

DOUGLASIE<br />

Pseudotsuga menziesii (Mirb.) Franco<br />

Douglasie vom Forstamt<br />

Rossla, Sangerhausen<br />

Ø 38 cm, 32 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Douglasie besitzt ein breitsplintiges<br />

Nadelholz mit dunkelrotem Farbkern und<br />

markantem Frühholz/Spätholz-Kontrast.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt<br />

den auffallend roten Farbkern mit gelbem<br />

Splint. Das Holz ist besonders grobastig. Die<br />

Äste sind fehlerfrei eingewachsen. Die Jahrringe<br />

sind besonders breit, das unterschiedliche<br />

Schrumpfen von Früh- und Spätholz ist am<br />

Brett fühlbar.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 38 cm in 32<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 5,9 mm)<br />

zeigt den roten Kern und einen breiten Splint,<br />

der in 8 Jahren 5 cm in die Breite wuchs. Typisch<br />

<strong>für</strong> Douglasie ist die dicke Borke.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Stamm ist geradschäftig-zylindrisch mit<br />

grobastiger Krone, in ihrer Heimat wird die<br />

Douglasie bis zu 100 m hoch und fast 4,5 m<br />

stark, in Europa immerhin bis über 50 m hoch<br />

und über 1 m stark. Die Rinde ist anfangs glatt<br />

und dunkelgrau mit blasenförmigen Harzbeulen,<br />

im Alter bildet sich eine rot- bis graubraune,<br />

tief gefurchte, dicke, weiche Borke. Die Nadeln<br />

sind weich und spitz, mit zwei weißen Längsstreifen<br />

auf der Unterseite. Nadeln und Zweige<br />

verströmen nach dem Zerreiben den typischem<br />

Douglasien-Geruch. Die Zapfen hängen, wobei<br />

zwischen den Samenschuppen die dreispitzigen<br />

Deckschuppen gut sichtbar sind. Douglasien<br />

erreichen in Nordamerika Alter zwischen 500<br />

und 700 Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Vorkommen der Douglasie erstrecken sich in<br />

Nordamerika entlang der Pazifikküste von Britisch-Kolumbien<br />

bis nach Kalifornien (var. menziesii)<br />

und im Landesinneren von Alberta über<br />

die Rocky Mountains bis nach Nordmexiko (var.<br />

glauca). Die spätfrostgefährdete Douglasie bevorzugt<br />

tiefgründige, mäßig saure, frische, sandige<br />

Lehmböden, Kalkstandorte sind ungünstig.<br />

Die Verbreitungskarte rechts unten zeigt, wo<br />

die Douglasie in Mitteleuropa eingeführt wurde<br />

und forstlich angebaut wird.<br />

In Thüringen wird die Douglasie auf ertragsschwächeren<br />

Standorten als Mischbaumart oder<br />

in kleinflächigen Reinbeständen angebaut, z.B.<br />

im Bereich des Thüringer Gebirges und des<br />

Ost-, West- und Südthüringischen Buntsandsteins.<br />

Der höchste Baum Thüringens ist eine<br />

Douglasie mit einer Höhe von 53 m (im Thüringer<br />

Forstamt Dietzhausen, Waldeigentum von<br />

Herrn Truchseß von Wetzhausen).<br />

Bewirtschaftung<br />

Die forstliche Nutzung in Europa erfolgte<br />

seit dem frühen 19. Jahrhundert mit ersten<br />

Anpflanzungen, inzwischen ist die Douglasie<br />

holzwirtschaftlich die wichtigste fremdländische<br />

Baumart und löst gebietsweise die Kiefer<br />

als zweitwichtigste Nutzholzart ab. Sie verjüngt<br />

sich natürlich. Der Einschlag erfolgt in Europa<br />

bei einem Alter von 60 - 80 Jahren. Douglasien<br />

sind ausgesprochen schnellwüchsig, die Zuwächse<br />

betragen bis zu 18 m 3 pro ha und Jahr.<br />

Verwendung<br />

Douglasienholz ist mittelschwer, im Vergleich<br />

zu anderen Nadelhölzern relativ hart, besitzt ein<br />

gutes Schwind- und Trockenverhalten, gute Festigkeits-<br />

und Elastizitätseigenschaften, ist widerstandsfähig<br />

und witterungsbeständig.<br />

Aktuell: Handwerk (Möbel), Innenausbau<br />

(Wand- und Deckenbekleidungen, Türen, Fensterrahmen,<br />

Brüstungen, Treppen, Parkett),<br />

Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich<br />

(Fachwerkbauten, Balkone, Kinderspielplätze,<br />

Wasserbau: u.a. Deich- und Buhnenbau, Masten,<br />

Rammpfähle, Holzpflaster, Zäune), Landwirtschaft<br />

(Gülletanks, Rebpfähle), Rohstoff<br />

(Faserplatten).<br />

Forstliche Verbreitung der Douglasie<br />

in Europa<br />

KIEFERNGEWÄCHSE<br />

PINACEAE<br />

29<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

30<br />

EUROPÄISCHE LÄRCHE<br />

Larix decidua Mill.<br />

Lärche vom Forstamt<br />

Rudolstadt, Uhlstädter Heide<br />

Ø 26 cm, 64 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Lärchenholz ist ein schmalsplintiges Nadelholz<br />

mit rötlichbrauner Kernfärbung und ausgeprägtem<br />

Kontrast zwischen Früh- und<br />

Spätholz.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt mit<br />

ausgeprägter Fladerung. Der Kern ist farblich<br />

deutlich vom Splint abgesetzt. Im Zentrum des<br />

Stammes sind viele dunkle Äste zu sehen, ein<br />

Merkmal, das typisch ist <strong>für</strong> die Lärche.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 26 cm in<br />

64 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />

2,0 mm) zeigt einen schmalen Splint, der<br />

farblich nur schwach vom Kern abgesetzt ist.<br />

Die Seitenäste sind gut eingewachsen. Das Holz<br />

ist charakterisiert durch deutliches Früh- und<br />

Spätholz, das die Jahrringgrenze hervorhebt.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Lärchen werden bis zu 50 m hoch. Der Stamm<br />

ist geradschäftig, oft zeigt er eine leichte Neigung<br />

zum Säbelwuchs. Dieses krummschäftige<br />

Wachstum ist genetisch fixiert, ursprünglich ist<br />

diese Eigenschaft auf Umweltbedingungen wie<br />

Schneedruck in Hanglagen zurückzuführen. Die<br />

Rinde ist anfangs glatt und graubraun, im Alter<br />

bildet sich eine dunkelrotbraune, dicke und tiefrissige<br />

Borke aus, welche schuppig abblättert.<br />

Die Krone ist anfangs schmal kegelförmig,<br />

später oft breit mit abgeflachtem Wipfel, die<br />

Zweige sind dünn. Die sommergrünen Nadeln<br />

stehen an den diesjährigen Langtrieben einzeln<br />

und spiralig angeordnet, an den Zweigen bilden<br />

sich höckerartige Kurztriebe mit Büscheln von<br />

30 - 50 Nadeln. Die Zapfen stehen aufrecht<br />

und verbleiben nach dem Samenfall oft noch<br />

Jahre am Baum (in Sibirien als Anpassung an<br />

Bodenfeuer). Lärchen erreichen Alter zwischen<br />

200 und 400 Jahren (vereinzelt sogar bis zu 800<br />

Jahren).<br />

Vorkommen<br />

Die Lärche kommt natürlicher Weise in vier isolierten<br />

Teilarealen vor: in den Alpen, den Sudeten,<br />

der Tatra und in Polen. Sekundär ist sie auch<br />

außerhalb des natürlichen Areals im Tief- und<br />

Hügelland verbreitet. Das Hauptvorkommen<br />

der Lärche liegt im kontinentalen Klima der<br />

Zentralalpen im subalpinen Lärchen-Zirbenwald<br />

nahe der Waldgrenze (bis 2400 m Höhe),<br />

d.h. sie ist angepasst an strenge Winter, kurze,<br />

strahlungsreiche Sommer und Lufttrockenheit.<br />

Die Nährstoffansprüche der Lärche sind gering,<br />

sie bevorzugt frische Böden und wächst sowohl<br />

auf Kalk- wie auch auf Urgestein.<br />

In Thüringen wird sie oft als Mischbaumart<br />

auch in tieferen Lagen angepflanzt.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Lärche wird forstlich sowohl als Mischbaumart<br />

als auch in kleinen Reinbeständen angebaut.<br />

Der Zuwachs ist ähnlich dem der Kiefer,<br />

im Mittel 3 - 8 m 3 pro ha und Jahr. Der Einschlag<br />

erfolgt im Alter von 100 - 140 Jahren.<br />

Verwendung<br />

Die Lärche besitzt nach der Eibe das schwerste<br />

und zugleich härteste Holz unter den einheimischen<br />

Nadelhölzern, mit hoher Festigkeit,<br />

Elastizität und Zähigkeit sowie gutem Schwindverhalten.<br />

Die Lärche neigt zu Drehwuchs und<br />

beim Trocknen zum Reißen und Werfen. Das<br />

Holz ist gut zu bearbeiten, außer bei hohem<br />

Harzgehalt. Das Kernholz ist dauerhaft und<br />

witterungsbeständig.<br />

Aktuell: Handwerk (Möbel, Drechslerarbeiten),<br />

Konstruktionsholz im Außenbereich (Erd-,<br />

Brücken- und Wasserbau, Masten, Rammpfähle,<br />

Holzpflaster, Zäune, Lärmschutzwände, Kinderspielanlagen),<br />

Innenausbau (Dachstühle,<br />

Wand- und Deckenkonstruktionen, Verkleidungen,<br />

Türen, Rahmen, Brüstungen, Treppen,<br />

Parkett), Industrie (Eisenbahnschwellen, Fässer,<br />

Kühltürme und Silos).<br />

Historisch: Handwerk (Möbel, Drechslerarbeiten,<br />

Zahnräder),<br />

Konstruktionsholz im<br />

Außenbereich (Mühlenbau:Windmühlenflügel,<br />

Dachschindeln),<br />

Energieträger, Rohstoff<br />

und Rohstoffgewinnung<br />

(Grubenholz, Brennholz,<br />

Kohlenmeiler, in<br />

der DDR wurde bis zur<br />

politischen Wende das<br />

Harz als Linsenkitt in<br />

der optischen Industrie<br />

verwendet).<br />

KIEFERNGEWÄCHSE<br />

PINACEAE<br />

31<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

32<br />

GEMEINE FICHTE<br />

Picea abies (L.) Karst.<br />

Fichte vom Forstamt<br />

Rudolstadt, Uhlstädter Heide<br />

Ø 27 cm, 46 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Fichte hat ein hellfarbiges Holz ohne<br />

Kernbildung, aber mit gut markierten Jahrringen<br />

und eingeschlossenen Harzgängen.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt<br />

ein gelbliches Holz, das unter Einfluss von<br />

Licht dunkler wird (verbraunt). Typisch sind<br />

die Harzkanäle, die als längliche braune Streifen<br />

deutlich sichtbar sind.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 27 cm in 83<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm)<br />

zeigt deutliche Jahrringe mit hellem Frühholz<br />

und dunklerem, fast braunem Spätholz. Der<br />

Splint ist nur sehr schwach abgesetzt. Das Holz<br />

schwindet relativ stark (breiter Riss). Auf der<br />

linken Seite ist ein Harzgang erkennbar.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Stamm der Fichte ist gerade, mit grauer<br />

bis rotbrauner, dünnschuppiger Borke. Fichten<br />

werden bis zu 50 m hoch. Die Krone ist auch im<br />

Alter kegelförmig (im Gegensatz zur abgeflachten<br />

Krone der Tanne). Die Nadeln sitzen stielartig<br />

auf einem Nadelkissen, das nach Abfallen<br />

der Nadel am Zweig verbleibt und den kahlen<br />

Zweig rau erscheinen lässt (im Gegensatz zur<br />

Tanne, bei der die Zweige glatt sind). Die Zapfen<br />

hängen (im Gegensatz zur Tanne) und fallen<br />

als Ganzes ab. Fichten erreichen Alter bis zu<br />

300 Jahren (Höchstalter 600 Jahre).<br />

Vorkommen<br />

Natürlich verbreitet ist die Fichte in Mitteleuropa<br />

in den höheren Lagen der Mittelgebirge und<br />

in Nordeuropa bis an die boreale Waldgrenze.<br />

Die Fichte bevorzugt kühl-feuchte Berglagen<br />

von 800 - 2000 m Höhe, sie ist empfindlich<br />

gegen Trockenheit und starke Bodenversauerung<br />

(Al-empfindlich), hingegen ist sie an ein<br />

geringes Nährstoffangebot angepasst. Auf<br />

kalkreichen Böden besteht eine erhöhte Gefahr<br />

der Rotfäule (verursacht durch den Wurzelschwamm<br />

Heterobasidion annosum), vor allem<br />

auch nach Schälschäden durch Rotwild.<br />

Forstlich wird sie seit der Übernutzung der Wälder<br />

im 18. Jahrhundert künstlich in den Tieflagen<br />

auch auf Laubwaldstandorten angebaut, der<br />

Fichtenanbau verdrängte langfristig die Buche.<br />

In Thüringen sind 48% der Waldfläche mit<br />

Fichte bestockt, sie ist forstlich die wichtigste<br />

Baumart.<br />

Die Fichte war in den 80iger Jahren die erste<br />

Baumart, welche deutliche Waldschäden zeigte<br />

(Nadelvergilbung, Kronenverlichtung). Trotz<br />

Reduktion der SO 2 -Belastung, jedoch in Folge<br />

der atmosphärischen Stickstoffeinträge, blieben<br />

die Waldschäden bis heute, wenn auch in verringertem<br />

Ausmaß, bestehen. Der Rückgang der<br />

Waldschäden ist auch eine Folge der veränderten<br />

Bewirtschaftung (starke Durchforstungen<br />

in jüngeren Beständen) und der Kalkung vieler<br />

Fichtenstandorte.<br />

Bewirtschaftung<br />

Bewirtschaftet wurde die Fichte bisher meist<br />

als schlagweiser Hochwald. Angestrebt werden<br />

heute strukturierte, naturnahe Fichtenmischbestände,<br />

die dauerwaldartig bewirtschaftet werden.<br />

Zuwächse betragen 6 - 15 m 3 pro ha und<br />

Jahr, die forstliche Nutzung erfolgt im Alter von<br />

80 - 120 Jahren.<br />

Verwendung<br />

Die Fichte hat ein mittelschweres Holz mit hoher<br />

Festigkeit und Elastizität, das wenig schwindet<br />

und gut zu bearbeiten ist. Ohne Holzschutz<br />

ist es wenig witterungsbeständig.<br />

Aktuell: Innenausbau (Verkleidungen, Türen,<br />

Rahmen, Dachstühle, Saunabau), Handwerk<br />

(Tischlerplatten, Möbel, Spankörbe, Klangholz<br />

<strong>für</strong> Musikinstrumente („Resonanzfichte“)),<br />

Energieträger und Rohstoff (Papier, Zellstoff,<br />

Holzwolle, Span- und Faserplatten, Brennholz),<br />

Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich<br />

(Masten, Schalungen, Gerüste und Leitern,<br />

Holzpflaster, Zäune, ), Industrie (Kisten, Paletten),<br />

Haushalt (Brotkästen, Brettchen etc.,<br />

Spielzeug), Brauchtum (Weihnachtsbäume).<br />

Historisch: Konstruktionsholz<br />

im Außenbereich<br />

(Wasserräder),<br />

Rohstoff, Rohstoffgewinnung<br />

und Energieträger<br />

(Brennholz, Grubenholz,<br />

Harz), Hand-<br />

werk (Möbel, Wagenbau,<br />

Leitern, Saiteninstrumente<br />

1) ), Landwirtchaft<br />

(Streunutzung, Heutürme),<br />

Heilkunde (ätherische<br />

Öle).<br />

1) Stradivari suchte sich die Stämme im Gebirge nach dem Einschlag aus: In den Südalpen wurden die am Berg gefällten<br />

Stämme in Rinnen den Berg hinuntergerutscht und schlugen im Tal auf dort bereits liegende Baumstämme auf. Der Klang,<br />

den ein Stamm bei Aufschlagen verursachte, war <strong>für</strong> Stradivari ausschlaggebend <strong>für</strong> die Verwendbarkeit als Deckel im Geigenbau.<br />

KIEFERNGEWÄCHSE<br />

PINACEAE<br />

33<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

34<br />

GEMEINE KIEFER<br />

Pinus sylvestris (L.)<br />

Kiefer vom Forstamt<br />

Rudolstadt, Uhlstädter Heide<br />

Ø 24 cm, 112 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Kiefernholz ist ein Nadelholz mit rotbrauner<br />

Kernfärbung und ausgeprägtem Frühholz/<br />

Spätholz-Kontrast und damit deutlich gekennzeichneten<br />

Jahrringen. Das Holz ist sehr<br />

harzreich, die Harzkanäle sind in der Regel<br />

deutlich sichtbar.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt<br />

einen rotbraunen Kern und einen hellen Splint.<br />

Die groben Seitenäste sind sauber eingewachsen,<br />

wobei die Verkernung den Astspuren folgt.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 24 cm in 112<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,1 mm)<br />

zeigt ein auffällig langsames Wachstum, d.h.<br />

der Baum stand unter starker Konkurrenz<br />

und/oder auf einem armen Standort. Das Holz<br />

ist angegriffen von einem Bläuepilz als Folge<br />

einer unsachgemäßen oder zu langen Lagerung<br />

nach der Fällung. Die Baumscheibe stammt von<br />

einem anderen Baum als die Bohle.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Stamm der Kiefer ist geradschäftig, sie<br />

wird bis zu 40 m hoch. Die Rinde ist im oberen<br />

Stammbereich fuchsrot und feinschuppig (sog.<br />

Spiegelrinde), der untere Stammbereich alter<br />

Bäume besitzt eine dicke, grau- oder rotbraune,<br />

rau gefurchte Plattenborke. Die Krone ist anfangs<br />

spitz kegelförmig mit quirlständigen Ästen,<br />

später vielgestaltig: Bei Bäumen des Flachlandes<br />

ist die Krone abgerundet, unregelmäßig<br />

und grobastig, bei Bäumen höherer Lagen eher<br />

schmal, spitz und feinastig. Die Nadeln stehen<br />

paarweise an den Kurztrieben. Die Zapfen sind<br />

kurzgestielt und eiförmig. Die Samen reifen im<br />

Jahr, das der Blüte folgt, sie fallen aber erst im<br />

darauf folgenden zeitigen Frühjahr aus. Danach<br />

fällt der Zapfen als Ganzes ab. Kiefern erreichen<br />

Alter bis zu 200 Jahren (Höchstalter bis<br />

600 Jahre).<br />

Vorkommen<br />

Die natürliche Verbreitung der Waldkiefer reicht<br />

über weite Teile Europas und Nordasiens. Sie<br />

hat, verglichen mit anderen einheimischen<br />

Waldbäumen, eines der größten natürlichen<br />

Areale. Es gibt geschlossene Vorkommen von<br />

den Alpen über das östliche Mitteleuropa bis<br />

70° nördlicher Breite in Sibirien und Skandinavien,<br />

meist auf sandigen Böden oder als Sukzessionsart<br />

nach Brand. Die Hauptvorkommen<br />

sind im Flachland, im Gebirge steigt die Kiefer<br />

bis 2100 m Höhe. Sie ist anspruchslos, frosthart<br />

und unempfindlich gegen Dürre und Feuer. Sie<br />

besiedelt in Mitteleuropa ursprünglich vor allem<br />

extreme Standorte wie trockene, nährstoff- und<br />

basenarme Sande, Moor- oder Rohböden, Kalkfelsen<br />

sowie Schwermetallstandorte (z.B. auf<br />

Serpentin).<br />

In Thüringen beträgt ihr Anteil an der Waldfläche<br />

rund 20%.<br />

Bewirtschaftung<br />

Kiefern wurden bisher meist als schlagweiser<br />

Hochwald bewirtschaftet. Da die Kiefer ein<br />

Rohbodenkeimer ist, war bei der Plantagenwirtschaft<br />

eine starke Bodenbearbeitung notwendig.<br />

Künftig wird wie bei der Fichte eine dauerwaldartige<br />

Bewirtschaftung angestrebt, wobei der<br />

Anteil der Fichte deutlich zurückgehen wird.<br />

Die forstliche Nutzung erfolgt bei 100 - 120<br />

Jahren <strong>für</strong> Bauholz und bei 120 - 160 Jahren<br />

<strong>für</strong> Wertholz. Die Zuwächse betragen im Mittel<br />

3 - 8 m 3 pro ha und Jahr.<br />

Verwendung<br />

Kiefernholz ist relativ weich, mittelschwer,<br />

mäßig hart, besitzt gute Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften,<br />

schwindet gering und ist<br />

außer bei sehr harzreichen Hölzern technisch<br />

gut bearbeitbar. Das Kernholz ist von hoher<br />

natürlicher Dauerhaftigkeit, das Splintholz ist<br />

anfälliger gegen Pilze und Insekten.<br />

Aktuell: Handwerk (Tischlerei, Möbel), Innenausbau<br />

(Dachstühle, Verkleidungen, Türen,<br />

Rahmen), Bau- und Konstruktionsholz im<br />

Außenbereich (Holzpflaster, Zäune, Masten,<br />

Rammpfähle, Spielgeräte), Industrie (Gussmodelle,<br />

Schwellenholz, Kisten, Fässer, Paletten),<br />

Rohstoff (Zellstoff, Holzwolle, Span- und Faserplatten),<br />

Haushalt (Löffel, Brotkästen, Brettchen<br />

etc.), Brauchtum (Weihnachtsbäume).<br />

Historisch: Handwerk<br />

(Möbel, Drechsler- und<br />

Schnitzarbeiten, Musikinstrumentenbau),<br />

Bau-<br />

und Konstruktionsholz<br />

im Außenbereich (Wasserrinnen),<br />

Rohstoff<br />

und Energieträger (Papierherstellung,Brennholz,<br />

Kohlenmeiler,<br />

Färberei, Harz <strong>für</strong> Kolophonium<br />

und anderes).<br />

KIEFERNGEWÄCHSE<br />

PINACEAE<br />

35<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

36<br />

SCHWARZKIEFER<br />

Pinus nigra Arnold<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Das Holz der Schwarzkiefer besitzt einen<br />

breiten, gelblich- oder rötlichweißen Splint und<br />

einen rötlichbraunen Kern. Die Jahrringe sind<br />

wegen der deutlichen Grenze zwischen Früh<br />

-und Spätholz deutlich. Das Holz ist dem der<br />

Waldkiefer (P. sylvestris) sehr ähnlich, jedoch<br />

schwerer und deutlich harzreicher.<br />

Ausgestelltes Holz<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 31 cm in 87<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,8 mm)<br />

zeigt ein kräftiges Wachstum in der Jugend<br />

sowie die beginnende Verkernung. Die starke<br />

Borke ist typisch <strong>für</strong> die Schwarzkiefer.<br />

Schwarzkiefer vom Stadtforst<br />

Jena, Revier Wöllmisse<br />

Ø 31 cm, 87 Jahre


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Schwarzkiefer ist ein in ihrer Heimat bis<br />

40 m hoher und bis zu 1 m mächtiger, jung<br />

raschwüchsiger Nadelbaum mit quirlständigen,<br />

waagerecht abstehenden, starken Ästen, die<br />

im Alter eine schirmförmige Krone bilden. In<br />

Mitteleuropa wird sie nicht ganz so hoch, da<br />

sie oft auf sehr trockenen Standorten angebaut<br />

wird. Die Rinde ist graubraun bis grauschwarz,<br />

die schuppige Borke im Alter dick und rau.<br />

Die Nadeln stehen paarweise an Kurztrieben,<br />

sie werden 4 - 7 Jahre alt. Die Blüten gleichen<br />

denen der Waldkiefer. Die eiförmigen Zapfen<br />

stehen vom Zweig ab, sie öffnen sich und<br />

entlassen die geflügelten Samen, bevor sie als<br />

Ganzes abfallen.<br />

Die Schwarzkiefer kann ein Alter von 500 - 600<br />

Jahren erreichen.<br />

Vorkommen<br />

Heimisch ist die Schwarzkiefer in Südeuropa,<br />

dem Balkan und Kleinasien. Sie wächst auf<br />

flach- bis mittelgründigen, kalkreichen Böden in<br />

sommerwarmer, nicht zu trockener Klimalage.<br />

Sie stellt geringe Nährstoffansprüche, ist dürreresistent,<br />

winter- und spätfrostunempfindlich,<br />

sturmfest und relativ wenig gefährdet durch<br />

Luftverunreinigungen. Seit dem 19. Jahrhundert<br />

wird Schwarzkiefer in Deutschland angebaut.<br />

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde<br />

sie in Thüringen auf trockenen Standorten<br />

angebaut, insbesondere zur Wiederbewaldung<br />

ehemaliger Hutungsflächen an den Hängen<br />

des Wellenkalks und auf Plateaulagen. Gegenwärtig<br />

sind etwa 2400 ha in Thüringen mit der<br />

Schwarzkiefer bestockt, damit ist ihr Waldflächenanteil<br />

gegenwärtig doppelt so hoch wie der<br />

der Douglasie.<br />

Bewirtschaftung<br />

In Mitteleuropa ist die Schwarzkiefer häufig<br />

in Parks und Gärten, verbreitet auch forstlich<br />

kultiviert.<br />

Verwendung<br />

Das Holz der Schwarzkiefer ist grobfaserig,<br />

weich, sehr harzreich, schwer spaltbar, es<br />

schwindet wenig und ist dauerhaft.<br />

Aktuell: Industrie und Bauwesen (Erd- und<br />

Wasserbauten: Brücken, Schleusen, Spundwände,<br />

Brunnenröhren, Grubenholz, Schiffsbau),<br />

Rohstoffgewinnung (Sperrholz, Spanplatten,<br />

Papier, Harz und Terpentin)<br />

Historisch wurde die Schwarzkiefer in Thüringen<br />

nicht verwendet, da sie hier erst später<br />

angebaut wurde.<br />

KIEFERNGEWÄCHSE<br />

PINACEAE<br />

37<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

38<br />

WEISSTANNE<br />

Abies alba Mill.<br />

Weißtanne vom Forstamt<br />

Neustadt, Rockendorf<br />

Ø 32 cm, 83 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Tanne hat ein weißliches Holz ohne Kernfärbung<br />

und ohne Harzkanäle (im Gegensatz<br />

zur Fichte), mit deutlichem Kontrast zwischen<br />

Früh- und Spätholz und damit ausgeprägter<br />

Jahrringstruktur.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />

der Mitte, d.h. die Fladerung der Jahrringe ist<br />

nur im Zentrum der Bohle ausgebildet. Es ist<br />

ein sehr helles Holz, ohne Harzgänge, mit vielen<br />

eingewachsenen Totästen.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 32 cm in 83<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,9 mm)<br />

zeigt im Zentrum einen deutlichen Astquirl, wie<br />

er <strong>für</strong> viele Nadelbäume typisch ist. Die Jahrringe<br />

sind deutlich erkennbar mit hellem Früholz<br />

und relativ breitem, etwas dunklerem Spätholz.<br />

Der 2 bis 3 cm breite Splint ist optisch kaum<br />

vom Kern abgrenzbar. Der Baum zeigte in den<br />

ersten 30 Jahren ein sehr rasches Wachstum, d.h.<br />

diese Tanne ist im Freistand eines Kahlschlages<br />

aufgewachsen. Mit 65 Jahren kam der Baum unter<br />

erheblichen Druck benachbarter Bäume und<br />

bildete darauf hin nur sehr schmale Jahrringe.<br />

Der breite Riss in der Baumscheibe zeigt, dass<br />

Tannenholz auch relativ stark schwinden kann.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Tanne wird bis 50 m hoch, sie bildet einen<br />

geraden Stamm mit silbergrauer, feinrissiger<br />

Schuppenborke. Die Krone ist anfangs spitz<br />

kegelförmig, später säulig mit abgeflachtem<br />

Wipfel (sogenannte Storchennest-Krone). Die<br />

Nadel sitzt auf einer scheibenförmigen Nadelbasis,<br />

die mit der Nadel abfällt, d.h. der kahle<br />

Zweig ist glatt (im Gegensatz zur Fichte). Die<br />

Tannennadel ist an der Spitze gekerbt, unterseits<br />

mit 2 weißen Wachsstreifen (im Gegensatz zur<br />

Eibe). Die Zapfen stehen aufrecht und zerfallen<br />

nach der Reife am Baum, nur die Zapfenspindel<br />

bleibt zurück. Am Waldboden findet man<br />

deshalb keine Tannenzapfen. Tannen erreichen<br />

Höchstalter von bis zu 600 Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Natürlicherweise ist die Tanne in den Gebirgen<br />

Mittel- und Südeuropas als Mischbaumart<br />

zusammen mit Buche und Fichte anzutreffen.<br />

Die Tanne wächst in der mittleren und oberen<br />

Bergwaldstufe (in den Alpen bis 1600 m Höhe)<br />

auf unterschiedlichen Gesteinen. Sie bevorzugt<br />

Lagen höherer Luft- und Bodenfeuchte, ist spätfrostempfindlich<br />

und extrem schattentolerant.<br />

Forstlich kommt sie auf ausreichend feuchten<br />

Standorten auch außerhalb des natürlichen<br />

Verbreitungsgebiets vor. Im Thüringer Wald<br />

ist die Tanne heimisch. Ihr Bestand ist heute in<br />

Deutschland aufgrund starken Wildverbisses,<br />

fehlender Verjüngung und Immissionsbelastung<br />

gefährdet. Im Wuchsgebiet Thüringer Gebirge<br />

ist die Tanne heute gerade noch mit einem<br />

Anteil von lediglich 0,06 % am Baumartenspektrum<br />

beteiligt (Rote Liste-Art).<br />

Bewirtschaftung<br />

Bewirtschaftet wird die Tanne in Mischbeständen<br />

zusammen mit Buche und Fichte. Den<br />

ökologischen Ansprüchen der Weißtanne wird<br />

am ehesten ein vertikal reich strukturierter Plenterwald<br />

gerecht. Ihr Zuwachs beträgt 5 - 17 m 3<br />

pro ha und Jahr, der Einschlag erfolgt in einem<br />

Alter von 90 - 130 Jahren.<br />

Verwendung<br />

Tannenholz ist weich, mittelschwer, zeigt gute<br />

Festigkeit und Elastizität, ein günstiges Schwindverhalten<br />

und kaum Neigung zum Reißen oder<br />

Werfen beim Trocknen. Ohne Holzschutz ist es<br />

wenig witterungsbeständig. Wegen der langen<br />

Holzfasern ist es weniger gut bearbeitbar als<br />

Fichtenholz, wird diesem jedoch bei Verwendungen<br />

vorgezogen, bei denen der hohe Harzgehalt<br />

der Fichte störend wirkt.<br />

Aktuell: Innenausbau (Dachstühle, Wand- und<br />

Deckenkonstruktionen, Verkleidungen 1) , Türen,<br />

Fenster), Konstruktionsholz im Außenbereich<br />

(Erd- und Wasserbau: Duckdalben (zum Vertäuen<br />

von Schiffen im Hafen), Stauwehre, Masten,<br />

Pfähle), Handwerk (im Möbelbau, meist als<br />

Blindholz, Spaltwaren: Spankörbe, Käseschachteln,<br />

Musikinstrumentenbau: Resonanzböden,<br />

Orgelpfeifen), Industrie (Verpackungen: Kisten,<br />

Paletten, Holzwolle), Rohstoff (Zellstoff,<br />

Papier), Medizin (ätherische Öle gegen Erkältungen),<br />

Brauchtum (Weihnachtsbäume 2) )<br />

Historisch: Konstruktionsholz im Außenbereich<br />

(Wasserbau: Wasserräder, Rammpfähle im<br />

Hafenbau 3) , Dachschindeln, Masten 4) ), Handwerk<br />

(Möbel), Energieträger<br />

und Rohstoffgewinnung<br />

(Brennholz, Grubenholz,<br />

Holzkohle, Glasbläserei,<br />

Lederherstellung), Heilkunde<br />

(Harz der Rinde<br />

<strong>für</strong> die Herstellung des<br />

„Straßburger Terpentins“<br />

bei Hautproblemen,<br />

ätherische Öle bei Erkältungen,<br />

Rheuma, Gicht,<br />

Verletzungen).<br />

1) 2002 wurden aus hochwertigem Tannenholz Empore, Innenverkleidung und Bänke der Dresdner Frauenkirche gefertigt.<br />

2) Die Weißtanne nadelt jedoch eher als die als Weihnachtsbaum beliebtere Nordmann-Tanne (A. nordmannia).<br />

3) Venedig ist auf Tannenstämmen der Südalpen (Trentino) gegründet.<br />

4) Aus dem Thüringer Wald wurde die Tanne nach Hamburg und Amsterdam geflößt und als Schiffsmasten verwendet.<br />

KIEFERNGEWÄCHSE<br />

PINACEAE<br />

39<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

40<br />

PURGIER-KREUZDORN<br />

Rhamnus catharticus L.<br />

Kreuzdorn vom Mainufer,<br />

Kemmern bei Bamberg<br />

Ø 25 cm, 47 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Der Kreuzdorn hat einen schmalen, gelbweißen<br />

Splint und glänzend braunrotes Kernholz. Die<br />

zahlreichen kleinen Gefäße sind zerstreutporig,<br />

fast flammenartig angeordnet, die Jahrringgrenzen<br />

deutlich.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der Kreuzdorn wächst nur sehr selten zu Stämmen<br />

von so starkem Durchmesser heran. Der<br />

Schnitt führt genau durch das Zentrum des<br />

Stammes und damit sind die eingewachsenen<br />

Sprossdornen oder Seitentriebe deutlich erkennbar.<br />

Am oberen Ende verzweigt sich der<br />

Stamm. In der Astgabel entsteht ein Überwallungsbereich,<br />

in dem Verwundungen möglich<br />

waren und Wasser und Luft leicht eindringen<br />

konnten, was zu Verfärbungen führte. Diese<br />

Schwachstellen am Baum führen oft zum Abbrechen<br />

von Seitenästen. Im unteren Bereich<br />

war die Überwallung eines toten Seitenastes<br />

noch nicht vollständig abgeschlossen*.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 25 cm in 47<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,7 mm)<br />

zeigt die typische Grünfärbung des Splintes.<br />

Auch der Kern hat im frischen Anschnitt eine<br />

grünliche Färbung, die unter Lichteinfluss in<br />

braune Töne übergeht.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Kreuzdorn wird als Strauch etwa 2 m, als<br />

kleiner Baum etwa 8 m hoch. Der Stamm ist oft<br />

krumm und spannrückig, die Krone unregelmäßig<br />

und locker. Der Name Kreuzdorn weist<br />

auf die kreuzweise angeordneten Zweige hin,<br />

welche häufig in Dornen enden. Die Rinde ist<br />

schwärzlich, im Alter feinrissig und innen gelbrot.<br />

Die gegenständigen Blätter sind elliptisch,<br />

mit 3 - 4 Paar bogig zur Blattspitze verlaufenden<br />

Nerven, im Gegensatz zu denen der Kornelkirsche<br />

jedoch leicht gezähnt. Die gelbgrünen<br />

Blüten sind unscheinbar, die blauschwarzen,<br />

beerenähnlichen Steinfrüchte sind giftig.<br />

Der Kreuzdorn kann über 100 Jahre alt werden.<br />

Vorkommen<br />

Die natürliche Verbreitung reicht von Europa<br />

bis Westasien und Nordwestafrika, von der<br />

Ebene bis in mittlere Gebirgslagen. Als Lichtbaumart<br />

bevorzugt der Kreuzdorn sonnige<br />

Standorte auf kalkreichen, steinigen Böden, wie<br />

Gebüsche, Hecken und Waldränder.<br />

In Thüringen kommt der Kreuzdorn in Hecken<br />

vor, stellenweise auch flussbegleitend in der<br />

Talaue. Er ist jedoch sehr selten.<br />

Bewirtschaftung<br />

Der Kreuzdorn fand in der Heilkunde Verwendung<br />

und wurde deswegen zuweilen angepflanzt.<br />

Verwendung<br />

Das Holz des Kreuzdorns ist hart und wird<br />

deshalb gern <strong>für</strong> kleine Drechslerarbeiten verwendet,<br />

allerdings ist es sehr selten.<br />

Aktuell: Handwerk (Tischler- und Drechslerarbeiten).<br />

Historisch: Heilkunde (Gewinnung von<br />

abführenden (purgativen: daher der Name!)<br />

Drogen), Rohstoffgewinnung (aus Rinde und<br />

Beeren wurden grüne und rote Naturfarbstoffe<br />

hergestellt).<br />

KREUZDORNGEWÄCHSE<br />

RHAMNACEAE<br />

41<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

42<br />

SOMMER- UND WINTERLINDE<br />

Tilia platyphyllos Scop. und T. cordata Mill.<br />

Sommerlinde vom Stadtforst<br />

Jena, Revier Vollradisroda<br />

Ø 38 cm, 72 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Linde gehört zu den sogenannten Reifholzbäumen<br />

mit hellem Kern. Das Holz ist schlicht<br />

hellfarben, zerstreutporig mit zahlreichen,<br />

gleichmäßig angeordneten, sehr feinen Gefäßen,<br />

die auch im Längsschnitt kaum zu sehen<br />

sind. Die Jahrringe sind nur schwach markiert,<br />

aber erkennbar. Die Markstrahlen sind als Spiegel<br />

deutlich sichtbar.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt mit<br />

schwacher Fladerung (schrägem Anschnitt)<br />

der Jahrringe. Der Splint ist breit (4 - 5 cm),<br />

aber farblich kaum abgesetzt vom Kern. Die<br />

Markstrahlen sind als feine Spiegel vor allem<br />

am oberen Teil des Brettes (rechts) erkennbar.<br />

Die Bohle zeigt Holzfehler, die als braunes<br />

Band von alten Wunden bzw. Rindenschäden<br />

ausgehen.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 38 cm in 72<br />

Jahren: Jahrringbreite 2,6 mm). Der Baum ist<br />

stark exzentrisch, vermutlich nach der Seite<br />

hängend gewachsen. Die Scheibe ist nicht gerissen,<br />

d.h. das Holz schwindet relativ wenig.<br />

Die Jahrringe sind gut sichtbar. Ein schwacher<br />

Graukern ist erkennbar, der aber erst nach der<br />

Fällung aufgetreten ist.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Linden sind 25 - 30 m (max. 40 m) hohe Bäume<br />

mit einem Stammdurchmesser von oft bis zu<br />

1 m. Einzelbäume mit einem Durchmesser von<br />

mehr als 5 m sind bekannt. Die Kronenform<br />

im Freistand ähnelt dem Lindenblatt (aber abgerundet).<br />

Im Alter bildet die Linde eine dunkelgraue,<br />

längsrissige Borke. Die Blätter sind<br />

rundlich bis schief-herzförmig zugespitzt, bei<br />

der Sommerlinde behaart. Die wohlriechenden<br />

gelben Blüten sind in Trugdolden angeordnet.<br />

Die Früchte sind Nüsschen, wobei das Hochblatt<br />

des Blüten- bzw. Fruchtstandes als Flugorgan<br />

dient.<br />

Linden erreichen sehr hohe Alter, nicht selten<br />

bis 300 oder 400 Jahre, max. bis 1000 Jahre.<br />

Vorkommen<br />

Die Linde wächst in Nord-, Mittel- und Osteuropa<br />

bis zum Ural und Kaukasus. Die Verbreitungsgebiete<br />

reichen bei der Winterlinde weiter<br />

in den europäischen Osten und Norden, bei der<br />

Sommerlinde weiter nach Süden und Südosten.<br />

Im Allgemeinen steigt die Winterlinde in den<br />

Höhenlagen nicht so hoch wie die Sommerlinde.<br />

Als typische Mischbaumart ist die Sommerlinde<br />

oft vergesellschaftet mit dem Bergahorn.<br />

In Thüringen kommt die Linde meist im artenreichen<br />

Laubmischwald auf Kalk an Bergkuppen<br />

vor, verbreitet auch als Dorflinde (und<br />

Tanzlinde).<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Bewirtschaftung erfolgte bisher meist im<br />

Plenter- oder Mittelwald. Heute wird in der<br />

Forstwirtschaft versucht, Linden im Hochwald<br />

zu fördern und zu erhalten. Weiterhin werden<br />

sie als Einzelbäume im Dorf und auf der Feldflur<br />

bewirtschaftet. Häufig sind Linden auch als<br />

Alleebäume angepflanzt.<br />

Verwendung<br />

Die Linde hat ein weiches, mittelschweres Holz<br />

mit sehr gleichmäßiger Struktur. Es ist zäh aber<br />

wenig elastisch, wenig bruchfest, relativ stark<br />

schwindend, aber leicht zu bearbeiten. Unter<br />

Witterungseinfluss ist es wenig dauerhaft und<br />

wird daher meist im Innenbereich eingesetzt.<br />

Aktuell: Handwerk (begehrtes Holz <strong>für</strong> Bildhauerei,<br />

Schnitzerei, Drechslerei, Möbelbau (als<br />

Blindholz und Absperrfurnier), Nussbaum- und<br />

Ebenholzimitation, <strong>für</strong> Kuckucksuhren, Zeichenbretter,<br />

Hutformen, Holzknöpfe, zur Perückenherstellung,<br />

Mittelsteg von Tischlersägen,<br />

Flachpinsel, Holzschuhe, Zimmermannsbleistift,<br />

Musikinstrumentenbau: Harfe, Tastatur<br />

beim Klavier, Zungenpfeifen bei Orgel), Industrie<br />

(Gießmodeln), Haushalt (Küchengeräte, Behälter<br />

<strong>für</strong> trockene Substanzen, Stöpsel, Zündhölzer),<br />

Freizeit (Spielzeug), Landwirtschaft (in<br />

Bienenkästen als obere und untere Leiste bei<br />

den Rähmchen, außerdem als Bienenfutter),<br />

Medizin (Holz <strong>für</strong> Prothesen, Lindenblüten als<br />

Tee), Rohstoff (Holzwolle, Zeichenkohle).<br />

Historisch: Handwerk (Schnitzerei, Drechsle-<br />

rei, Kisten, Körbe, Bleistifte,<br />

Bast <strong>für</strong> Flechtarbeiten,<br />

mit Zinn-Asche<br />

zum Schärfen von<br />

Werkzeug), Landwirtschaft<br />

(Viehfutter, Bienenfutter),Heilkunde<br />

(Lindenblütentee<br />

gegen Schwindsucht,<br />

Geschwülste und Bluterguss),<br />

Energieträger<br />

(Brennholz, Holzkohle).<br />

LINDENGEWÄCHSE<br />

Sommerlinde (T. platyphyllos)<br />

Sommerlinde<br />

(T. platyphyllos)<br />

TILIACEAE<br />

43<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

44<br />

ESCHE<br />

Fraxinus excelsior L.<br />

Alleebaum, Brotterode<br />

Ø 75 cm, 130 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Eschenholz ist ein ringporiges Laubholz mit<br />

breitem, hellem Splint und hellem Kern, erst in<br />

höherem Alter kann fakultativ ein lichtbrauner<br />

bis dunkelbrauner Farbkern ausbildet werden.<br />

Die Jahrringe sind deutlich, die Frühholzgefäße<br />

im Längsschnitt als Porenrillen gut erkennbar.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />

der Stammmitte. Die großen, im Frühjahr angelegten<br />

Gefäße sind als schwarze, feine Streifen<br />

(Porenrillen) erkennbar. In der Mitte ist der<br />

hellbraune sekundäre Kern angeschnitten. Die<br />

Jahrringe der Esche sind fühlbar, da das dichtere<br />

Spätholz weniger schwindet als das großporige<br />

Frühholz.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt: 75 cm in<br />

130 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,9<br />

mm) stammt von einem Alleebaum an einer<br />

Landstraße. Die Scheibe ist auffällig durch die<br />

braune, stark wellige und wolkige sekundäre<br />

Verkernung, die durch das unterschiedliche<br />

und wiederholte Eindringen von Luft und Wasser<br />

in das Stamminnere bedingt ist. Das Holz<br />

schwindet sehr stark, wie an dem breiten Riss<br />

erkennbar ist. Der helle Bereich ist <strong>für</strong> ein ringporiges<br />

Holz sehr breit und enthält vermutlich<br />

unverfärbtes Kernholz. Die Markstrahlen sind<br />

als dunkle Streifen sichtbar.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Esche erreicht 35 m bis max. 40 m Höhe<br />

mit 1 m (max. 2 m) Durchmesser. Im Freistand<br />

ist sie oft stark gabelwüchsig mit tief ansetzender,<br />

grobastiger Krone. Die Rinde ist in der Jugend<br />

glatt und grünlichgrau, im Alter netzrissig<br />

und in länglich-rhombische Felder geteilt. Die<br />

Blätter sind unpaarig gefiedert und gegenständig.<br />

Die großen, samtig schwarzen Winterknospen<br />

sind ein gutes Erkennungsmerkmal<br />

im Winterzustand. Die Blüten stehen in dunkelpurpurnen,<br />

dichten Büscheln ohne Kelch<br />

und Blumenkrone. Die Früchte sind einsamige,<br />

zungenförmig geflügelte Nüsschen.<br />

Eschen erreichen Alter bis zu 300 Jahren, forstlich<br />

wird bereits zwischen 70 und 80 Jahren<br />

geerntet, da in höherem Alter die Wahrscheinlichkeit<br />

<strong>für</strong> die Bildung des unerwünschten<br />

Braunkerns im Holz stark zunimmt.<br />

Vorkommen<br />

Neben Buche und Eiche ist die Esche die<br />

wichtigste Nutzholzart unter den Laubbäumen.<br />

Verbreitet über ganz Europa bis 61° N,<br />

in Mittelrussland und dem Kaukasus, besitzt<br />

die Esche jedoch ihren Arealschwerpunkt im<br />

Alpenvorland. Sie kommt sowohl auf nährstoffreichen,<br />

frischen Standorten (Wasseresche) als<br />

auch auf trockenen, flachgründigen Kalkböden<br />

(Kalkesche) vor und ist ein beliebter Straßen-<br />

und Alleebaum.<br />

In Thüringen ist die Esche in allen Laubmischwäldern<br />

vertreten.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Esche ist meist vorwüchsig in der Verjüngung,<br />

wird aber später überwachsen von der<br />

Buche. Die Zuwächse betragen zwischen 4 und<br />

6 m 3 pro ha und Jahr.<br />

Verwendung<br />

Die Esche liefert ein schweres, hartes Holz mit<br />

hoher Druck-, Zug- und Biegefestigkeit. Es besitzt<br />

eine hohe Elastizität und Abriebfestigkeit<br />

und ist sehr zäh und biegbar. Das Holz neigt nur<br />

gering zum Schwinden und arbeitet wenig. Es ist<br />

gut zu bearbeiten, neigt aber zum Ausreißen. Der<br />

Witterung ausgesetzt ist es wenig beständig. Die<br />

technischen Eigenschaften sind um so günstiger,<br />

je breiter die Jahrringe sind, denn die Festigkeit<br />

wird vom Spätholz bestimmt. Daher wird die<br />

Esche stark durchforstet. Durch den Braunkern<br />

werden die technischen Eigenschaften nicht<br />

beeinflusst. Bei stärkerer Verkernung erinnert<br />

das Holz der Esche an den nahe verwandten<br />

Ölbaum, man spricht dann von „Oliv-eschen“,<br />

dieses Holz wird teuer gehandelt.<br />

Aktuell: Handwerk (Furnier (Maserknollen),<br />

Stühle, Drechslerei, Leitersprossen, Leisten,<br />

Schlittenkufen, Werkzeug-Stiele), Innenausbau<br />

(Parkett), Industrie (Waggon und Maschinenbau,<br />

Gussformen, Paletten), Sportgeräte.<br />

Historisch: Handwerk (Mühlen, Wasserräder,<br />

Wagenbau, Waffen (Bögen und Speere), Ski),<br />

Landwirtschaft (Weinpressen, Pflüge, Viehfutter)<br />

Industrie (Webmaschinen, Dreschmaschinen,<br />

wegen chemischer Beständigkeit <strong>für</strong> Anlagen in<br />

der chemischen Industrie, Fahrzeugbau (Straßenbahn,<br />

Eisenbahn,<br />

Zugstangen), Heilkunde<br />

(Asche als schweißtreibendes<br />

Mit-tel, Blutungssaft<br />

als Arzneimittel:<br />

Manna), Energieträger<br />

und Rohstoff<br />

(Holzkohle, Rinde zum<br />

Blau-Färben).<br />

ÖLBAUMGEWÄCHSE<br />

OLEACEAE<br />

45<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

46<br />

GEMEINER FLIEDER<br />

Syringa vulgaris L.<br />

Flieder vom Friedhof der<br />

Friedenskirche Jena<br />

Ø 16 cm ,48 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Das Holz hat einen braunen bis hellvioletten<br />

Kern, der sich deutlich vom gelblichen bis<br />

rötlichweißen Splint abhebt. Die Gefäße<br />

sind halbringporig angeordnet, nach dem<br />

Frühholzporenkreis werden die Poren<br />

rasch kleiner. Die Jahrringgrenzen sind<br />

deutlich markiert. An der Grenze von Splint<br />

und Kern befinden sich im Längsschnitt<br />

deutlich erkennbare Zellreihen mit violetten<br />

Inhaltsstoffen.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der Flieder ist das einzige Holz, das im Kern<br />

in feinen Längsstreifen violette, fliederfarbene<br />

Einlagerungen zeigt. Der Kern ist ansonsten<br />

unauffällig hellbraun.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 16 cm in<br />

48 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />

1,7 mm) zeigt deutlich den dunklen, klar vom<br />

Splint abgegrenzten Kern mit den violetten<br />

Einlagerungen.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Flieder wächst als Großstrauch oder kleiner<br />

Baum mit besenförmiger Krone und erreicht<br />

Höhen von bis zu 7 m. Die Rinde ist graubraun<br />

und rau, im Alter bildet sich eine längsrissige,<br />

dünne, abblätternde Borke heraus. Die gegenständigen<br />

Blätter sind oval bis herzförmig und<br />

beiderseits frischgrün. Wegen seiner wohlriechenden,<br />

meist lilafarbenen Blütenrispen ist<br />

der Flieder ein beliebter Zierstrauch, von der<br />

ursprünglichen Wildform sind diverse Zuchtformen<br />

abgeleitet.<br />

Vorkommen<br />

Ursprünglich beheimatet ist der Flieder in Südosteuropa<br />

und auf dem Balkan, bei uns ist er<br />

seit dem 16. Jahrhundert bekannt.<br />

Auch in Thüringen ist er als Ziergehölz seit dem<br />

16. Jahrhundert eingebürgert und bildet durch<br />

seine starke Ausschlagsfähigkeit oft auch größere<br />

Gebüsche in Gärten, Hecken, Parkanlagen<br />

und an Waldrändern.<br />

Bewirtschaftung<br />

Flieder wird als Ziergehölz gepflegt. Bis zu 900<br />

verschiedene Züchtungen und Veredelungen<br />

soll es geben.<br />

Verwendung<br />

Das Holz ist hart, dicht, schwer und fest, lässt<br />

sich schwer spalten und polieren.<br />

Historisch sowie modern findet Fliederholz<br />

Verwendung in der Kunsttischlerei und Drechselei.<br />

ÖLBAUMGEWÄCHSE<br />

OLEACEAE<br />

47<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

48<br />

APFEL<br />

Malus domestica Borkh.<br />

Apfel aus dem Garten der<br />

Familie Schorcht, Jena<br />

Ø 28 cm, 59 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Der Apfelbaum bildet im Gegensatz zum<br />

Birnbaum regelmäßig einen Farbkern aus. Der<br />

zumeist breite Splint ist rötlichweiß bis hellrötlichbraun<br />

gefärbt, das wesentlich dunklere<br />

Kernholz ist von rötlichbrauner bis brauner<br />

Farbe und oft farbstreifig („gewässert“). Das<br />

Holz ist zerstreutporig, die zahlreichen Holzstrahlen<br />

sind sehr fein. Die Jahrringe sind wenig<br />

deutlich.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Apfelbäume haben meist nur einen kurzen<br />

Stamm, daher ist auch die ausgestellte Bohle<br />

aus mehreren aufgeklappten Teilen des gleichen<br />

Stammabschnitts zusammengesetzt. Der breite<br />

gelbliche Splint ist nur undeutlich vom dunkleren<br />

Kern abgesetzt. Die braunen Streifen stammen<br />

von Verletzungen in der Jugend (Baumschnitt)*.<br />

Die weißen Gefäße im Kern (Mitte<br />

der Bohle) zeigen beginnende Fäulnis an*.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 28 cm in 59<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,4 mm)<br />

zeigt einen sehr unregelmäßigen Kern, der<br />

durch eindringende Luft in der Richtung des<br />

Waldrisses gefördert wurde.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Kulturapfel ist ein kräftiger, max. 10 - 15 m<br />

hoher Baum mit kurzem Stamm, breit ausladenden<br />

Ästen und breiter Krone. Die Stämme<br />

erreichen Durchmesser von 30 - 40 cm und sind<br />

oft drehwüchsig und spannrückig. Die Borke<br />

ist rot- bis graubraun und blättert in dünnen<br />

Schuppen ab. Die Blätter sind breit elliptisch,<br />

kerbig gesägt und unterseits filzig behaart.<br />

Die Blüten sind weiß, rosa überlaufen, außen<br />

dunkler rot in armblütigen Doldentrauben. Die<br />

Früchte sind je nach Sorte sehr verschieden in<br />

Größe, Form und Geschmack.<br />

Vorkommen<br />

Die Kultursorten gehen überwiegend auf<br />

verschiedene aus Kirgisien und Kasachstan<br />

stammende Wildapfel-Arten zurück, während<br />

der einheimische europäische Wildapfel<br />

(M. sylvestris) oft als Pfropfunterlage dient. Die<br />

bedeutenden Anbaugebiete des kultivierten<br />

Apfels in Europa liegen in der gemäßigten<br />

Zone sowie im Übergang zum mediterran-subtropischen<br />

Bereich. Die Sorten unterscheiden<br />

sich in ihren Temperaturansprüchen (Frostempfindlichkeit,<br />

Kältebedürfnis der Blüten),<br />

einzelne Bäume findet man in den Inneralpen<br />

bis 1500 m Höhe. Beste Leistungen werden auf<br />

mittelgründigen, humosen und frischen Lehmböden<br />

erzielt.<br />

In Thüringen wurden erst im 16. Jahrhundert<br />

nachweislich Äpfel angepflanzt. Der Wildapfel<br />

findet sich zerstreut in lichten Laub- und Kiefernwäldern,<br />

Auwäldern, Gebüschen, an Waldrändern,<br />

auf sonnigen, felsigen Abhängen und<br />

Felsschutt. Wegen des starken Rückgangs gilt er<br />

als schützenswert.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Nutzung von Apfelbäumen geschieht<br />

intensiv in Plantagen oder extensiv im Streuobstanbau<br />

und in Haus- und Kleingärten. Die<br />

Vermehrung der Sorten erfolgt vegetativ über<br />

Pfropfung. Das Holz des Apfelbaumes ist von<br />

untergeordneter wirtschaftlicher Bedeutung.<br />

Zieräpfel werden wegen ihrer Blütenpracht im<br />

Frühjahr sowie wegen des bunten Frucht- und<br />

Blätterschmuckes im Herbst angepflanzt.<br />

Verwendung<br />

Das Holz des Wildapfels wird mehr geschätzt als<br />

das des Gartenapfels, nicht wegen besserer Hol-<br />

zeigenschaften, sondern weil Obstbäume erst<br />

gefällt werden, wenn sie nicht mehr ertragreich<br />

genug sind, dann aber bereits vielfach Kernfäule<br />

aufweisen. Das Holz ist dicht, schwer, hart und<br />

fest sowie gut bearbeitbar. Wegen häufiger Unregelmäßigkeiten<br />

im Faserverlauf neigt es während<br />

des Trocknens oft zum starken Reißen und<br />

Werfen.<br />

Aktuell: Kunsthandwerk (Tischlerei, Bildhauerei,<br />

Drechsel- und Schnitzarbeiten), Handwerk<br />

(Furniere, Messergriffe), Ernährung (Früchte<br />

als Tafel-, Koch- und Mostäpfel), Rohstoffgewinnung<br />

(Geliermittel Pektin aus Trestern, Öl<br />

aus Samen), Landwirtschaft (Apfelsilage als<br />

Viehfutter).<br />

Historisch: Handwerk<br />

(Werkzeugstiele, Schraubenspindeln,Holzzahnräder,<br />

Hobelkästen), Landwirtschaft<br />

(Bienenweide,<br />

Viehfutter), Ernährung,<br />

Heilkunde (Früchte gegen<br />

Ruhr, Gicht, Rheuma,<br />

Nieren- und Stoffwechselstörungen<br />

und Warzen sowie<br />

als Schlafmittel).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

Natürliche Verbreitung des Wildapfels<br />

(M. sylvestris) in Europa<br />

49<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

50<br />

BIRNE<br />

Pyrus communis L.<br />

Birne aus dem<br />

Garten der Familie Peters<br />

Birne aus dem<br />

Garten der Familie Peters<br />

Ø 43 cm, 103 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Birne zeigt eine sehr unterschiedliche Holzfärbung.<br />

Es gibt gleichmäßig rötlich gefärbte<br />

Hölzer ohne Kern, oder Hölzer mit gelblichem<br />

Splint und einem rot- bis braunvioletten, fakultativen<br />

Farbkern. Unter Lichteinfluss dunkelt das<br />

Holz nach. Es ist zerstreutporig, feinfaserig und<br />

gleichmäßig strukturiert. Durch dunklere Spätholzzonen<br />

sind die Jahrringe deutlich erkennbar<br />

und das Holz im Tangentialschnitt gefladert, zuweilen<br />

ist das Holz auch stärker geflammt oder<br />

geriegelt (sog. „bunter Birnbaum“).<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle besitzt einen rotbraunen Kern. Der<br />

ungleichmäßige Rand des Kerns zeigt, dass es<br />

sich um einen sekundären Farbkern handelt, der<br />

durch eindringenden Luftsauerstoff induziert<br />

wurde. Der überwallte Ast* war möglicherweise<br />

die Eintrittsstelle <strong>für</strong> Luft. In der Mitte zeigt<br />

eine Verletzung den Anfang einer solchen Holzverfärbung*.<br />

Die Verkernung führt auch zu einer<br />

deutlichen Veränderung des Holzes, d.h. der<br />

Kern ist als Wulst fühlbar, da er nicht in gleicher<br />

Weise gehobelt wird wie der weichere Splint.<br />

Der typische Drehwuchs führt zu Verspannungen,<br />

die auch bei fester Verankerung das Holz<br />

reißen lassen (s. unteres Ende)*.<br />

Die Baumscheibe aus dem „Garten Peters“<br />

(Querschnitt 43 cm in 103 Jahren: Jahrringbreite<br />

im Durchschnitt 2,1 mm) zeigt die Birne<br />

mit der Rotkernbildung im Gegensatz zu der<br />

Baumscheibe aus dem „Garten Schorcht“<br />

(Querschnitt: 27 cm in 48 Jahren: Jahrringbreite<br />

im Durchschnitt 2,8 mm) ohne Kernbildung.<br />

Der Baum ohne Kern zeigt das „typische“ Birnbaumholz.<br />

Diese Birne zeigt eine scharfkantige<br />

Verletzung, die bis ins Mark reicht und vermutlich<br />

mit der Axt erzeugt wurde. Trotz dieser Verwundung<br />

kam es zu keiner Kernbildung 1) .<br />

Birne aus dem Garten<br />

der Familie Schorcht<br />

Ø 27 cm, 48 Jahre<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.<br />

1) Das bedeutet, dass unterschiedliche Varietäten <strong>für</strong> die Kernbildung verantwortlich sind.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Birne wächst als breit pyramidaler Baum<br />

bis 15 m, selten bis 20 m hoch, mit sparrig<br />

abstehenden, selten bedornten Ästen. Die<br />

Stämme werden bis über 80 cm mächtig, sind<br />

oft drehwüchsig und besitzen eine zunächst<br />

glatte, später rasch verborkende, würfelförmig<br />

gefelderte Rinde. Die Blätter sind eiförmig bis<br />

elliptisch, vorn zugespitzt, kerbig gesägt und<br />

oberseits glänzend. Die weißen Blüten stehen in<br />

armblütigen Doldentrauben und sind an den roten<br />

Staubblättern vom Apfel zu unterscheiden;<br />

sie riechen unangenehm. Die gelbgrünen, oft<br />

rotbackigen Früchte sind je nach Sorte variabel<br />

in Größe, Form, Körnigkeit des Fruchtfleisches<br />

(Steinzellen) und im Geschmack.<br />

Birnbäume werden 150 - 200 Jahre alt.<br />

Vorkommen<br />

Ursprünglich stammen die Kulturbirnen<br />

aus Persien und Armenien, woher sie über<br />

Griechenland und das Römische Reich nach<br />

Westeuropa kam. Durch Selektion und Kreuzungszüchtung<br />

entstand eine Vielzahl von Kultursorten.<br />

Die Wild- oder Holzbirne (P. pyraster),<br />

eine der Stammformen der Kulturbirne, ist in<br />

Süd- und Mitteldeutschland stärker vertreten als<br />

im Norden, da sie wärmeliebend und nicht sehr<br />

winterhart ist. Sie findet sich in Laubwäldern,<br />

Hecken und Trockengebüschen in sommerwarmen<br />

Lagen, in den Alpen bis 850 m Höhe. Auch<br />

der Anbau der Kulturbirne orientiert sich stark<br />

an diesen Wärmeansprüchen.<br />

In Thüringen gibt es Vorkommen der Wildbirne<br />

in Hecken und in Gebüschen auf trockenen<br />

Standorten. Auch ihre Erhaltung bedarf gezielter<br />

aktiver Maßnahmen.<br />

Bewirtschaftung<br />

Außer in Gärten werden Birnen auch im intensiven<br />

Anbau kultiviert. Die Vermehrung erfolgt<br />

vegetativ durch Pfropfung. Der vom Handel<br />

angebotene „Birnbaum“ stammt meist aus<br />

Obstkulturen. Die Wildbirne ist lichtbedürftig,<br />

langsam wüchsig und wurde forstwirtschaftlich<br />

kaum beachtet, deshalb ist sie aus den Wirtschaftswäldern<br />

fast gänzlich verdrängt worden<br />

und gilt in einigen Bundesländern als schützenswert.<br />

Verwendung<br />

Zwischen dem Holz der Wildbirne und dem<br />

der Kulturbirnen bestehen keine Unterschiede.<br />

Es ist gleichmäßig dicht, feinfaserig, hart und<br />

schwer, zäh, jedoch wenig elastisch. Es ist schwer<br />

spaltbar, schwindet stark und neigt zum Reißen<br />

und Werfen, weist getrocknet jedoch ein gutes<br />

Stehvermögen und hohe Formbeständigkeit auf<br />

und ist gut zu bearbeiten. Der Witterung ausgesetzt<br />

ist es von geringer Dauerhaftigkeit. Sein<br />

Brennwert ist hoch.<br />

Aktuell: Handwerk (Möbelbau, Furnier, wegen<br />

seiner hohen Formbeständigkeit <strong>für</strong> maßgenaue<br />

Zeichengeräte und Werkzeugteile, Tischler-,<br />

Drechsler- und Schnitzerarbeiten wie Dosen,<br />

Teller, Einlegearbeiten, Musikinstrumentenbau,<br />

z.B. <strong>für</strong> Blockflöten, kleinere Orgelpfeifen,<br />

Zupf- und Streichinstrumente, Ebenholzimitation<br />

<strong>für</strong> Klaviertasten), Innenausbau (Verkleidungen,<br />

Parkett), Haushalt (Küchengeräte wie<br />

Backmodel, Bürstenrücken, Holzspielzeug),<br />

Ernährung (Früchte, Schnapsbrennerei).<br />

Historisch: Handwerk und Industrie (stark<br />

beanspruchte Maschinenteile, Riemenscheiben,<br />

Zähne und Stöcke von kleinen Getrieberädern,<br />

Obst- und Weinpressen, Webschützen, Mangelrollen,<br />

Spinnräder, Schlittenkufen, Druckformen,<br />

Drucklettern, Druckwalzen, Kugeln, Kegel<br />

und Holzschrauben), Ernährung (Früchte),<br />

Landwirtschaft (Schweinemast), Energieträger<br />

und Rohstoffgewinnung (Brennholz, Farbstoffe<br />

aus der Rinde), Heilkunde (Früchte sind harntreibend,<br />

Auszüge der Blätter als Beruhigungsmittel).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

51<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

52<br />

ELSBEERE<br />

Sorbus torminalis (L.) Crantz<br />

Elsbeere aus dem<br />

Schlosspark Belvedere,<br />

Weimar<br />

Ø 28 cm, 149 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Elsbeere gehört zu den Reifholzbäumen,<br />

das Holz ist von heller, weißgelber bis schwach<br />

rötlicher Farbe, in älteren Bäumen dunkler rotgelb<br />

und dunkelt unter Lichteinfluss nach. Häufig<br />

tritt ein rot- bis schwarzbrauner fakultativer<br />

Farbkern auf. Die zahlreichen, sehr feinen Gefäße<br />

sind zerstreut- bis halbringporig angeordnet.<br />

Die Holzstrahlen sind sehr fein, die Jahrringe<br />

infolge des dunkleren letzten Spätholzes deutlich.<br />

Auf den Tangentialflächen ergibt sich dadurch<br />

eine unauffällige, feine Fladerzeichnung.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der Stamm ist an der Basis gebogen, und somit<br />

wird am unteren* und oberen Ende des Schnittes<br />

fast das Mark erreicht, in der Mitte zeigen<br />

die Fladern der Jahrringe, dass der Schnitt hier<br />

weiter vom Mark entfernt ist. Der gelbliche<br />

Splint ist deutlich abgesetzt vom dunkleren,<br />

rötlich braunen Kern, der in der Mitte noch einmal<br />

einen braunen sekundären Farbkern zeigt*.<br />

Dieses dunklere Holz ist deutlich härter und als<br />

Wulst fühlbar. Der Stamm ist relativ rasch und<br />

astfrei gewachsen.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 28 cm in 149<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,9 mm)<br />

zeigt den deutlich abgegrenzten Kern. Zusätzlich<br />

gibt es im Splint Verfärbungen, die möglicherweise<br />

bei der Lagerung nach der Fällung<br />

entstanden sind.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Elsbeere ist ein bis 25 m hoher Baum mit<br />

eiförmiger, im Freistand flachgewölbter Krone<br />

und Stammdurchmessern von 50 - 100 cm<br />

(max. 135 cm). Die Rinde ist anfangs glatt und<br />

grau, später bildet sich eine dunkelbraune, kleinschuppige<br />

Borke. Die Blätter sind eiförmig und<br />

tiefeingeschnitten gelappt, im Herbst leuchtend<br />

weinrot gefärbt. Die weißen Blüten stehen zu<br />

etwa 30 - 50 in aufrechten, lockeren Doldenrispen.<br />

Die Früchte sind kugelige oder eiförmige<br />

Apfelfrüchtchen, unreif gelbrot, reif braun,<br />

durch zahlreiche Lentizellen punktiert. Reif<br />

sind sie teigig und schmecken süßsauer.<br />

Die Elsbeere wird 200 - 300 Jahre alt.<br />

Vorkommen<br />

Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich<br />

über ganz Mittel- und Südeuropa bis zum Kaspischen<br />

Meer. In Deutschland ist die Elsbeere<br />

als seltene Mischbaumart in eichenreichen Wäldern<br />

und Gebüschen anzutreffen, sie bevorzugt<br />

warme Standorte auf trockenen bis frischen,<br />

basenreichen Böden, von der Ebene bis in die<br />

montane Stufe.<br />

In Thüringen finden sich reiche Vorkommen<br />

auf Muschelkalk im und um das Thüringer<br />

Becken, besonders in den Bereichen Erfurt,<br />

Arnstadt, Jena, Weimar, Naumburg, auch im<br />

Zechstein-Vorland des Kyffhäusers und des<br />

südlichen Harzes, sie fehlt jedoch im Thüringer<br />

Wald.<br />

Bewirtschaftung<br />

Seit der Aufgabe der Niederwaldwirtschaft im<br />

19. Jahrhundert wurde die Elsbeere, wie andere<br />

Wildobstgehölze, stark zurückgedrängt. Wegen<br />

ihrer Langsamwüchsigkeit wurde sie lange Zeit<br />

als forstwirtschaftlich wenig wichtig angesehen,<br />

gewinnt jedoch auch ökonomisch zunehmend<br />

an Bedeutung und entwickelte sich zu der am<br />

höchsten bezahlten Holzart Deutschlands. So<br />

wurden in den letzten Jahren <strong>für</strong> Elsbeere Preise<br />

von deutlich über € 5.000 <strong>für</strong> den Festmeter<br />

Holz gezahlt, ein Spitzenstamm erzielte 2001<br />

über € 15.000 pro Festmeter. Als Wildobstbaum<br />

ist die Elsbeere seit alters in Kultur.<br />

Verwendung<br />

Elsbeerenholz ist schwer, zäh, mittelhart, neigt<br />

zu starkem Schwinden und Verwerfen, es ist<br />

biegsam und sehr elastisch und dauerhaft. Es ist,<br />

mit erheblichem Kraftaufwand, gut zu bearbei-<br />

ten und gibt schöne und glatte Flächen. Von den<br />

Eigenschaften und der Verwendung her gleicht<br />

es dem Birnbaum und wird daher, ebenso wie<br />

der Speierling, oft unter dem Namen „Schweizer<br />

Birnbaum“ gehandelt.<br />

Aktuell: Handwerk (Furnier, Möbelbau, Messinstrumente,<br />

Zollstöcke, Zeichengeräte, Bleistifte,<br />

im Musikinstrumentenbau <strong>für</strong> Cembalos,<br />

Dudelsackpfeifen, Flöten und Trommelstäbe,<br />

Billardstöcke), Innenausbau (Verkleidungen,<br />

Parkett), Ernährung (Schnapsbrennerei).<br />

Historisch: Handwerk (Spezialholz <strong>für</strong> technische<br />

Verwendungszwecke: Teile der Mühlmahlwerke,<br />

Walzen, Spinnereispulen, Weberschiffchen,<br />

<strong>für</strong> Weinpressen, Mangelrollen,<br />

Druckbuchstaben und –model, Kegel und<br />

Holzschrauben, Wagenbau,Metzgerblöcke,<br />

wissenschaftliche<br />

Instrumente wie Stethoskope),<br />

Heilkunde<br />

(Gerbstoffe der Früchte<br />

gegen Ruhr, „tormina“<br />

= Ruhr), Rohstoffgewinnung<br />

(gelb- und rotbraune<br />

Farben aus den<br />

Zweigen), Energieträger<br />

(Holzkohle, Brennholz),<br />

Ernährung (Früchte roh<br />

oder eingekocht, auch<br />

als Viehfutter).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

53<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

54<br />

HUNDSROSE, HECKENROSE<br />

Rosa canina L.<br />

Hundsrose aus dem<br />

Ziegenhainer Tal, Jena<br />

Ø 10 cm, 21 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Das Holz ist lichtgelb, ohne Farbkern. Die Gefäße<br />

sind ring- bis halbringporig angeordnet,<br />

meist einzeln und locker verteilt.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Die Hundsrose ist ein Strauch, der bogenartig<br />

gekrümmte Sprossen aus dem Wurzelstock<br />

schiebt, die auf der Oberseite Seitenäste tragen.<br />

Nur selten wird der Hauptstamm älter. Er zeigt<br />

ein gelbes Holz mit zahlreichen und besonders<br />

breiten Markstrahlen, die vor allem im Querschnitt<br />

gut erkennbar sind. Markstrahlen sind<br />

Speicherorgane, und sie sind eine der Ursachen<br />

<strong>für</strong> das große Vermögen der Rose, nach<br />

Schädigung wieder auszutreiben. Das untere<br />

Zweigstück zeigt im Zentrum den Gang eines<br />

Insekts*.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 10 cm in 21<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,4 mm)<br />

zeigt nicht das typisch gelbe Holz, sondern eine<br />

eher schwarze Oberfläche, die durch Verfärbungen<br />

nach der Fällung entstanden ist. Gut zu sehen<br />

sind die charakteristischen Markstrahlen.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Hunds- oder Heckenrose ist ein stacheliger<br />

Strauch von 1,5 - 3 m Höhe. Sie wird oft erheblich<br />

höher, da sie sich als Spreizklimmer an<br />

Bäumen hochrankt. Die kräftigen Stämmchen<br />

sind steil aufgerichtet oder wie die zahlreichen<br />

Äste bogenförmig überhängend. Charakteristisch<br />

sind die wohlriechenden, rosa bis weißen<br />

Blüten, aus denen im Herbst die scharlachroten<br />

Hagebutten-Früchte entstehen. Diese enthalten<br />

zahlreiche behaarte, einsamige Nüsschen und<br />

sind essbar.<br />

Vorkommen<br />

Die Hundsrose ist in Europa, Nordafrika und<br />

Westasien mit vielen Unterarten weit verbreitet.<br />

Als lichtliebende Pionierstrauchart bevorzugt<br />

sie Hecken, Gebüsche, Waldränder und lichte<br />

Laubwälder von der Ebene bis in Berglagen<br />

(in den Alpen bis 1500 m). In Mitteleuropa ist<br />

sie eine der häufigsten Wildrosenarten. Sie tritt<br />

häufig nach der Feuer-Bewirtschaftung von<br />

Hecken auf (Abbrennen des alten Grases im<br />

Frühjahr).<br />

In Thüringen ist sie weit verbreitet in Hecken<br />

und Gebüschen und eine häufige Pionierart auf<br />

Trockenrasen und Ruderalstellen.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Heckenrose wird als Bestandteil naturnaher<br />

Heckenstrukturen und Sukzessionen geschätzt.<br />

Alle Sippen der Rosen gehören zu den am<br />

häufigsten im Landschaftsbau verwendeten<br />

Straucharten.<br />

Verwendung<br />

Das gelbe Holz der Hundsrose ist sehr dicht,<br />

fest und glatt und charakterisiert durch die<br />

auffällig breiten und dicht angeordneten Markstrahlen.<br />

Aktuell: Handwerk (Kunsttischlerei, kleine<br />

Drechselarbeiten, Einlegearbeiten), Ernährung<br />

(Tee, Marmelade aus den Früchten).<br />

Historisch: Landwirtschaft (Bienenweide,<br />

Viehfutter, Hecken), Energieträger (Brennholz),<br />

Handwerk (Spazierstöcke, Harken, Drechselarbeiten,<br />

Färben), Ernährung und Arznei.<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

55<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

56<br />

MEHLBEERE<br />

Sorbus aria (L.) Crantz<br />

Mehlbeere vom Forstamt<br />

Creutzburg, Revier Ifta,<br />

Heldrastein<br />

Ø 40 cm, 102 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Das Holz der Mehlbeere besitzt einen meist<br />

breiten, hellen Splint und einen braunen Kern.<br />

Es ist zerstreutporig, mit kleinen Gefäßen und<br />

feinen Markstrahlen.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen Radialschnitt durch das<br />

Zentrum des Stammes mit einem unregelmäßigen<br />

Braunkern längs eingewachsener Äste.<br />

Die Unregelmäßigkeit ist eine Folge des oft<br />

gekrümmtem Wuchses. Die Verfärbung oberhalb<br />

der eingewachsenen Äste ist dunkler. Dies<br />

zeigt, dass die Verfärbung von eindringendem<br />

Sauerstoff oder Wasser verursacht wurde. Der<br />

Splint (ca. 2 cm) ist kaum erkennbar abgesetzt.<br />

Die Markstrahlen sind als sehr feine Spiegel<br />

erkennbar. Die Jahrringe sind durch das etwas<br />

dunklere Spätholzband deutlich.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 40 cm in 102<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2 mm)<br />

zeigt große Wuchsraten in der Jugend, dagegen<br />

extrem langsames Wachstum im Alter. Die letzten<br />

Jahrringe sind kaum erkennbar. Die gewellte<br />

Form des Stammumrisses zeigt die typische<br />

Spannrückigkeit der Mehlbeere. Der Kern ist<br />

wolkig braun und lässt auf unterschiedliches<br />

Eindringen von Wasser oder Luft schließen. Die<br />

Markstrahlen sind einzeln kaum sichtbar, aber<br />

dennoch als dunklere Streifen erkennbar. Das<br />

Holz ist gering schwindend (aufgerissen).


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Mehlbeere ist ein Großstrauch oder kleiner<br />

Baum mit oft spannrückigem, krummschäftigem<br />

Stamm. Die Rinde ist schwarzgrau, oft<br />

weißfleckig und lange Zeit glatt, erst im sehr hohen<br />

Alter wird eine längsrissige Borke gebildet.<br />

Der Baum ist leicht erkennbar an den derben,<br />

unterseits weißfilzigen Blättern. Die Blüten<br />

sind in aufrechten Trugdolden, sie bilden scharlachrote<br />

Beeren aus, die meist von den Vögeln<br />

geerntet werden, denn die mehligen Früchte<br />

(daher Mehlbeere) sind <strong>für</strong> den Menschen erst<br />

nach dem Frost genießbar.<br />

Der Baum kann 200 bis max. 300 Jahre alt werden.<br />

Vorkommen<br />

Die Mehlbeere kommt in Mittel- und Südeuropa<br />

bis zum Himalaja in wärmeliebenden Gebüschen<br />

und Mischwäldern auf Kalkgestein vor.<br />

Sie ist typisch <strong>für</strong> warme, trockene Felshänge.<br />

In Thüringen findet sich die Mehlbeere vor allem<br />

in wärmeliebenden Laubmischwäldern und<br />

an Waldrändern.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Mehlbeere wurde indirekt gefördert bzw. ist<br />

erhalten geblieben durch die Niederwald- und<br />

Mittelwaldwirtschaft in Privat- und Gemeindewäldern.<br />

Verwendung<br />

Die Mehlbeere hat ein sehr dekoratives, feinfaseriges<br />

Holz mit hoher Dichte und großer Härte.<br />

Das Holz ist gut zu bearbeiten, schwindet<br />

aber stark.<br />

Aktuell: selten im Handel, im Handwerk Verwendung<br />

<strong>für</strong> Furnier und Kunsttischlerei.<br />

Historisch: Industrie (im Maschinenbau <strong>für</strong><br />

Teile, die durch Stoß und Reibung beansprucht<br />

wurden), Handwerk (Schnitzerei, Drechslerei),<br />

Energieträger (Brennholz).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

57<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

58<br />

MISPEL<br />

Mespilus germanica L.<br />

Mispel aus Jena,<br />

Garten der Familie Schulze<br />

Ø 11 cm, 34 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Mispel besitzt ein rötlichweißes bis fleischrotes<br />

Holz mit braunem Farbkern. Das Holz ist<br />

zerstreutporig und weist deutliche Jahrringe und<br />

zahlreiche Markstrahlen auf.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Die Mispel ist ein Strauch oder kleiner und häufig<br />

krumm wachsender Baum (so wie hier). Die<br />

Bohle ist aus zwei aufgeschnittenen Teilen zusammengesetzt,<br />

d.h. der eigentliche Stamm war<br />

nur ca. 1 m lang. Das Holz zeigt einen braunen,<br />

sehr harten Kern mit einigen gut ausgeheilten<br />

Astverwachsungen.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 11 cm in 34<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm)<br />

zeigt den unregelmäßig geformten schmalen<br />

Kern und einen sehr breiten Splint.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Mispel wächst als mitunter dorniger, bis<br />

6 m hoher Baum oder Strauch. Sehr alte Stämme<br />

erreichen 20 - 30 cm im Durchmesser. Die<br />

Borke ist grau, unregelmäßig aufreißend. Die<br />

Blätter sind lanzettlich, bis 12 cm lang, unterseits<br />

filzig. Die dekorativen, weißen Blüten<br />

stehen einzeln. Die Früchte sind kugelig, reif<br />

braun, am Scheitel tellerförmig abgeflacht und<br />

von den Kelchblättern gekrönt. Sie werden<br />

nach Frost oder längerem Liegen „teigig“ und<br />

sind erst in diesem Zustand roh genießbar, sie<br />

schmecken dann angenehm säuerlich.<br />

Mispeln werden 30 - 50, in Ausnahmefällen bis<br />

zu 100 Jahre alt.<br />

Vorkommen<br />

Die Mispel stammt - entgegen ihrem Namen<br />

„germanica“ – aus Vorderasien (siehe Karte).<br />

Über Griechenland und Italien kam sie nach<br />

Mitteleuropa, wo sie im Mittelalter ein beliebter<br />

Obstbaum war. Heute kommt sie, auch verwildert,<br />

an sonnigen Hängen, Felsen, in Gebüschen<br />

und lichteren Laubwäldern, auf mäßig<br />

trockenen und basenreichen Böden vor, sie ist<br />

wärmeliebend und frostempfindlich.<br />

In Thüringen finden sich Vorkommen in alten<br />

Obstgärten, Hecken und an Burganlagen.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Mispel ist in Mitteleuropa mehr oder weniger<br />

in Vergessenheit geraten, wird nur noch<br />

wenig gepflanzt und kaum noch genutzt. Die<br />

Vermehrung erfolgt vegetativ durch Pfropfung<br />

auf Crataegus (Weißdorn). Wegen der dekorativen,<br />

sehr großen, duftenden Blüten ist sie auch<br />

als Zierpflanze geeignet.<br />

Verwendung<br />

Das Holz ist sehr hart, fest und zäh, geschätzt<br />

<strong>für</strong> alle Zwecke, bei denen es auf hohe Widerstandsfähigkeit<br />

ankommt. Das Holz ist jedoch<br />

nur mit erheblichem Kraftaufwand zu bearbeiten.<br />

Aktuell: Kunsthandwerk (Drechslerei).<br />

Historisch: Waffen (Spieße), Ernährung<br />

(Früchte, auch als Mus, Marmelade oder Obstwein),<br />

Energieträger und Rohstoffgewinnung<br />

(Holzkohle, Gerbstoff), Heilkunde (Rinde, Blätter<br />

und Früchte als Heilmittel gegen Blutungen,<br />

Nierensteine und Halsleiden).<br />

Natürliches Verbreitungsgebiet<br />

der Mispel in Vorderasien<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

59<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

60<br />

SCHLEHE, SCHWARZDORN<br />

Prunus spinosa L.<br />

Schwarzdorn vom Ufer des<br />

Mains, Kemmern bei Bamberg<br />

Ø 14 cm, 40 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Das Holz der Schlehe besitzt einen rötlichen<br />

Splint und einen braunroten Kern. Die zahlreichen<br />

Gefäße sind halbring- bis zerstreutporig<br />

angeordnet, die Jahrringgrenzen sind deutlich<br />

sichtbar.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle veranschaulicht die Wuchsform der<br />

Schlehe, bei der der Haupttrieb an der Spitze abstirbt<br />

und ein Seitentrieb weiterwächst. Dies ist<br />

am unteren Stammende gut erkennbar. Damit<br />

kommt es zu dem typischen Zick-Zack-Wuchs.<br />

Diese Verzweigungsform führt zusätzlich zu einem<br />

extremen Drehwuchs, da sich das Gewicht<br />

des Sprosses ständig verlagert. Aus diesem<br />

Grunde musste der Stamm mit der Drehung in<br />

der Mitte aufgeschnitten werden. Die Schlehe<br />

besitzt einen schmalen Splint und einen breiten<br />

braunen Kern, der z. T. durch Verwundungen<br />

gefördert wird. Im Zentrum sind vor allem am<br />

oberen Ende viele Seitenäste erkennbar*. Es<br />

sind die Reste der typischen Sprossdornen oder<br />

Kurztriebe der Schlehe.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 14 cm in 40<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,8 mm)<br />

zeigt eine sehr unregelmäßige Kernbildung, wobei<br />

einzelne Bereiche bereits im Splintholz wie<br />

Farbspritzer verkernen.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Schlehe wächst als sperrig verzweigter,<br />

dorniger Strauch mit rußig schwarzbraun berindeten<br />

Stämmchen und Ästen. Sie wird bis zu<br />

5 m hoch. Die Blätter sind elliptisch und scharf<br />

gesägt, oberseits dunkel-, unterseits blassgrün.<br />

Die schneeweißen Blüten entspringen einzeln<br />

aus gehäuft stehenden Knospen. Die Früchte<br />

(„Schlehen“) sind etwa kirschgroße, schwarzblaue<br />

Steinfrüchte, sie sind nach Frosteinwirkung<br />

genießbar und schmecken äußerst herb.<br />

Der Einzelstamm der Schlehe wird etwa 40 Jahre<br />

alt, verbreitet und verjüngt sich aber durch<br />

unterirdische Wurzelsprosse.<br />

Vorkommen<br />

Die Schlehe ist in West- und Osteuropa, aber<br />

auch darüber hinaus in Kleinasien und Nordafrika<br />

weit verbreitet. Als Pionierstrauchart ist sie<br />

typisch <strong>für</strong> Hecken- und Gebüschgesellschaften,<br />

an Wald- und Wegrändern, in Ruderalgebieten<br />

und hellen oder verlichteten Wäldern.<br />

Sie steigt in den Alpen bis über 1000 m Höhe.<br />

Andere Heckenarten können oft nur deshalb<br />

aufkommen, weil ihnen die Schlehe Schutz vor<br />

Wildverbiss bietet.<br />

In Thüringen ist sie weit verbreitet in Hecken<br />

und auf Sukzessionsflächen (Brachflächen). Sie<br />

ist typisch <strong>für</strong> Weideflächen, insbesondere dann,<br />

wenn diese nicht mehr gepflegt werden.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Schlehe wächst häufig auf alten Burgwällen,<br />

was auf eine mögliche Nutzung als Dornenverhau<br />

in früheren Zeiten schließen lässt.<br />

Weiterhin wurden verschiedene Sorten mit<br />

größeren Früchten und schwächerer Bedornung<br />

kultiviert. Auch gehört die Schlehe zu den<br />

Straucharten, die im Rahmen von Ausgleichs-<br />

und Ersatzmaßnahmen in der freien Landschaft<br />

häufig gepflanzt werden.<br />

Verwendung<br />

Das Holz ist etwas glänzend, feingemasert, zäh<br />

und sehr hart, also zum Drechseln sehr geeignet.<br />

Aktuell: Handwerk (Holzschnitte, Drechselarbeiten),<br />

Landwirtschaft (Pfropfunterlagen<br />

<strong>für</strong> Pflaume, Mandel, Pfirsich und Aprikose),<br />

Ernährung (auch als Likör), Ökologie (Vogelschutzgehölz).<br />

Historisch: Landwirtschaft (Schutzhecken,<br />

Zweige <strong>für</strong> den Schutz junger Obstbäume, Dornen<br />

als Sperrhölzchen bei der Wurstfabrikation),<br />

Handwerk (Drechslerei), Ernährung (Früchte),<br />

Heilkunde und Brauchtum (Rinde, Blätter,<br />

Blüten und Früchte sind medizinisch wirksam),<br />

Energieträger und Rohstoffgewinnung (Brennholz,<br />

Tinte aus Dornen, roter Farbstoff aus der<br />

Rinde, Blätter als Tabaksurrogat).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

61<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

62<br />

SPEIERLING<br />

Sorbus domestica L.<br />

Speierling aus Wiesentheid<br />

bei Kitzingen<br />

Stammscheibe aus dem<br />

unteren Stammabschnitt<br />

Ø 35 cm<br />

149 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Der Speierling gehört zu den Kernholzbäumen.<br />

Der meist breite Splint ist rötlichweiß bis<br />

–braun, der Kern variiert von hellem zu dunklem<br />

Rotbraun und dunkelt unter Lichteinfluss<br />

nach. Der Kern ist oft farbstreifig („gewässert“).<br />

Die sehr feinen Gefäße sind zerstreut- bis halbringporig<br />

angeordnet. Die Holzstrahlen sind<br />

schmal, führen jedoch reichlich Inhaltsstoffe<br />

und sind daher auf den Radialflächen als feine,<br />

rotbraune Spiegel erkennbar. Die Jahrringe sind<br />

durch ein dunkles Spätholzband deutlich.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle ist aus zwei Teilbrettern zusammengesetzt.<br />

Das Holz ist „birnbaumartig“ rotbraun,<br />

mit gleichmäßigen, schmalen Jahrringen und<br />

schwachen Spiegeln der Markstrahlen. Die längs<br />

verlaufenden dunklen Striche sind Verfärbungen,<br />

die im Wachstum des Baumes begründet<br />

sind.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 35 cm in 149<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,2 mm)<br />

zeigt ein sehr fleckiges Muster, das durch holzzerstörende<br />

Pilze bedingt ist. Der Baum wurde<br />

vor ca. 30 Jahren am Stammfuß stark beschädigt.<br />

Es handelt sich vermutlich um einen Rückeschaden,<br />

und der Baum hat es nicht geschafft, diese<br />

Wunde zu überwallen. Die unregelmäßige Ausformung<br />

des Stammumrisses ist bedingt durch<br />

Wurzelanläufe.<br />

Eine 60 Jahre alte Stammscheibe stammt<br />

vom oberen Ende des gleichen Stammes. Hier<br />

ist im Kern ein schmaler Streifen erkennbar, der<br />

von einem Insekt verursacht wurde.<br />

Stammscheibe vom<br />

oberen Ende des Stammes<br />

Ø 22 cm<br />

60 Jahre


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Speierling ist ein 15 - 25 m hoher Baum mit<br />

ovaler Krone, kräftige Exemplare können mehr<br />

als 130 cm Stammdurchmesser erreichen. Im<br />

Freistand sind die Kronen weit ausladend und<br />

oft breiter als hoch. Die Rinde ist erst glatt und<br />

grau, früh beginnt die Bildung einer graubraunen,<br />

fein gefelderten Borke. Die Blätter ähneln<br />

denen der Vogelbeere, es sind wechselständige,<br />

unpaarige Fiederblätter mit gelber Herbstfärbung.<br />

Die weißen Blüten stehen in reichblütigen,<br />

halbkugeligen Doldenrispen. Deutlich<br />

unterscheiden sich Speierling und Vogelbeere<br />

jedoch durch ihre Früchte, der Speierling trägt<br />

birnenförmige, rotwangige Apfelfrüchtchen.<br />

Diese sind essbar, jedoch erst nach längerem<br />

Liegen weich und süß.<br />

Der Speierling erreicht Alter von 350 - 400 Jahren,<br />

das Hiebsalter liegt bei 120 - 140 Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Der Speierling ist im submediterranen Klimabereich<br />

im südwestlichen Mitteleuropa,<br />

Südeuropa, Kleinasien und Nordafrika verbreitet.<br />

Standorte sind sonnige, warme Hänge in<br />

eichenreichen Wäldern auf mäßig trockenen,<br />

nährstoff- und basenreichen, meist kalkhaltigen,<br />

steinigen Ton- und Lehmböden. Ob er in<br />

Mitteleuropa heimisch ist oder erst durch die<br />

Römer als Obstbaum eingeführt wurde und<br />

dann verwildert einen Platz in der natürliche<br />

Vegetation einnahm, ist ungeklärt.<br />

In Thüringen ist der Speierling eine extrem<br />

seltene Baumart, der Bestand wird auf 60 - 100<br />

Exemplare geschätzt. Er findet sich vornehmlich<br />

auf Keuper oder Muschelkalk. Der stärkste<br />

Speierling hat einen Durchmesser von 55 cm<br />

und eine Höhe von 24 m (im Forstrevier<br />

Schweickershausen), ein noch höherer Speierling<br />

befindet sich im Revier Stadtilm mit einer<br />

Höhe von 26 m.<br />

Bewirtschaftung<br />

Der Speierling gilt als bedroht und schützenswert,<br />

da er sich einerseits trotz reichlicher Samenbildung<br />

kaum natürlich verjüngt, andererseits<br />

die früheren Nieder- und Mittelwälder fast<br />

ausnahmslos in Hochwälder überführt sind, in<br />

denen sich der konkurrenzschwache Speierling<br />

gegenüber den schattenertragenden Baumarten<br />

nicht durchsetzen kann. Der forstwirtschaftliche<br />

Wert des langsamwüchsigen Baumes wurde<br />

erst in den letzten Jahren erkannt.<br />

Verwendung<br />

Das Holz ist feinfaserig, hart und fest, sehr<br />

zäh, elastisch und schwer spaltbar. Es schwindet<br />

stark und zeigt eine deutliche Neigung zum<br />

Reißen und Verwerfen, getrocknet besitzt es ein<br />

sehr gutes Stehvermögen und ist gut bearbeitbar.<br />

Der Witterung ausgesetzt ist das Holz nur wenig<br />

dauerhaft. Wegen der geringen anfallenden<br />

Mengen wird es selten als eigenes Sortiment,<br />

sondern mit Elsbeere und Birne als „Schweizer<br />

Birnbaum“ gehandelt.<br />

Aktuell: Handwerk (Furniere, Kunsttischlerei,<br />

Drechsel- und Schnitzarbeiten, im Musikinstrumentenbau<br />

<strong>für</strong> Dudelsackpfeifen), Ernährung<br />

(gerbstoffreiche Früchte zum Klären von Apfelwein<br />

(Raum Frankfurt), Schnapsbrennerei, z.B.<br />

„Sorbette“ im Elsass).<br />

Historisch: Handwerk und Industrie (Spezialholz<br />

im Maschinenbau <strong>für</strong> stark beanspruchte<br />

Teile wie Walzen, Zahnräder,<br />

Rollen von Flaschenzügen,Weinpressen,<br />

Mangelrollen, Mühlmahlwerke,<br />

Webstühle,<br />

Wagenbau, Billardkugeln<br />

und –stöcke, Kegel und<br />

Kegelkugeln, Winkelmesser<br />

und Lineale, Gewehrschäfte,<br />

Fassdauben), Ernährung<br />

(auch als Obst),<br />

Heilkunde (Früchte<br />

gegen Erbrechen und<br />

Durchfall).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

63<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

64<br />

TRAUBENKIRSCHE<br />

Prunus padus L.<br />

Traubenkirsche vom Ufer des<br />

Main, Kemmern bei Bamberg<br />

Ø 32 cm, 52 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Traubenkirsche besitzt einen breiten,<br />

gelblich bis rötlichweißen Splint, der Kern ist<br />

lebhaft hellbraun bis braungelb. Das Holz ist<br />

zerstreutporig, die Gefäße sind wenig zahlreich<br />

und schwer sichtbar. Die Jahrringe sind durch<br />

feine Linien gekennzeichnet und im Allgemeinen<br />

deutlich.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Das Holz ist ähnlich dem der Vogelkirsche, der<br />

junge Stamm ist jedoch stärker verzweigt und<br />

dies führt zu einer deutlich stärkeren Strukturierung<br />

des Holzes. Vor allem auf der linken Seite<br />

ist der Splint außerordentlich schmal und die<br />

„verwaschene“ Grenze des Splints zeigt, dass<br />

hier vermutlich Luft oder Wasser in das Holz<br />

eingedrungen war.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 32 cm in 52<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,1 mm)<br />

zeigt einen „wässrigen“ Kern mit vielen Brauntönen<br />

und Abgrenzungen. Die ungleichmäßige<br />

Färbung ist ein Hinweis darauf, dass die Kernbildung<br />

durch eindringende Luft und Wasser<br />

verursacht ist, die durch Verletzungen auf der<br />

Stammoberfläche eindringen konnten. Diese<br />

Traubenkirsche stand unmittelbar am Ufer des<br />

Mains und es ist möglich, dass diese Wunden<br />

durch Treibeis verursacht wurden.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Traubenkirsche wächst als Strauch oder bis<br />

10 m (max. 15 m) hoher Baum mit aufsteigenden<br />

Ästen und überhängenden Zweigen. Sie<br />

erreicht Stammdurchmesser bis 60 cm. Die<br />

Rinde ist schwarzgrau, bildet im Alter eine dünne,<br />

längsrissige Borke und ist übelriechend. Die<br />

breit lanzettlichen Blätter sind wechselständig,<br />

an der Basis herzförmig abgerundet und besitzen<br />

am Blattstiel 2 grüne Drüsen. Ihren Namen<br />

verdankt die Traubenkirsche den langen, weißen,<br />

reichblütigen Blütentrauben. Die schwarz<br />

glänzenden Steinfrüchte sind zwar essbar, jedoch<br />

nicht wohlschmeckend und in größeren<br />

Mengen unverträglich.<br />

Vorkommen<br />

Die Art kommt in Europa und weiten Teilen<br />

Asiens vor. Sie gedeiht in Flussniederungen,<br />

feuchten Laubwäldern, Auwäldern und an Gewässern<br />

sowie in Gebirgstälern bis in eine Höhe<br />

von 2000 m.<br />

In Thüringen findet sich die Traubenkirsche in<br />

Flußauen und am Rand frischer Laubmischwälder.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Traubenkirsche wird als Zierpflanze kultiviert,<br />

jedoch nicht forstlich bewirtschaftet. Sie<br />

ist nicht zu verwechseln mit der aus Nordamerika<br />

eingebürgerten Spätblühenden Traubenkirsche<br />

(Prunus serotina Ehrh.), die zur Zeit durch<br />

ihre massive Ausbreitungstendenz v.a. in Brandenburg<br />

ein forstliches Problem darstellt.<br />

Verwendung<br />

Das Holz ist weich, mittelschwer, elastisch,<br />

fest, leicht spalt- und biegbar und schwindet<br />

nur gering. Es ist nicht sehr dauerhaft, von<br />

geringer Brennkraft und besitzt vor allem im<br />

frischen Zustand einen unangenehmen, bittermandelartigen<br />

Geruch, der den Gebrauchswert<br />

einschränkt.<br />

Aktuell: Handwerk (Drechslerei, Tischlerei,<br />

Möbelbau, Musikinstrumentenbau, junge Gerten<br />

als Bindematerial).<br />

Historisch: Handwerk (Wagenbau), Rohstoffgewinnung<br />

(Pulverkohle).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

65<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

66<br />

VOGELBEERE, EBERESCHE<br />

Sorbus aucuparia L.<br />

Eberesche vom Forstamt<br />

Weißenstadt, Revier Vordorfer<br />

Mühle, Schneeberg<br />

Ø 34 cm, 67 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Vogelbeere ist ein zerstreutporiges Laubholz<br />

mit hellem Splint und hell- bis rotbraunem<br />

Kern. Gefäße und Markstrahlen sind ausgesprochen<br />

fein. Die Jahrringe sind deutlich durch ein<br />

porenarmes Spätholz erkennbar, daher weist<br />

der Tangentialschnitt eine dekorative Fladerzeichung<br />

auf.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen fast perfekten Radialschnitt<br />

mit gut eingewachsenen Ästen. Der<br />

3 - 4 cm breite Splint geht gleitend über in<br />

den Kern, wobei zwei Stufen der Verkernung<br />

erkennbar sind. Die Bohle zeigt im Kernholz<br />

eine Reihe von kleinen Rindenschäden, die zu<br />

kurzen, länglichen Verbraunungen führten. Es<br />

ist unklar, wer diese Schäden verursachte, eventuell<br />

der Specht oder andere Vögel.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 34 cm in 67<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,5 mm)<br />

zeigt einen schmutzig-braunen Kern, in der<br />

Mitte mit einer beginnenden Weißfäule, die sich<br />

wolkenartig ausbreitet. Diese geht aus einem alten<br />

Rindenschaden hervor, der dunkel abgesetzt<br />

ist und nur sehr langsam überwallt wurde (im<br />

Laufe von 15 Jahren). Der helle, nur etwa 1 cm<br />

mächtige Splint ist vom Kern deutlich abgesetzt.<br />

Das Holz ist stark schwindend. Die feinen<br />

Markstrahlen sind als Streifen erkennbar.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Vogelbeere wird ein 10 - 20 m großer<br />

Baum (max. 27 m) mit schlankem zylindrischem<br />

Stamm von 40 - 50 cm Durchmesser mit einer<br />

rundlichen, lockeren Krone. Nach Absterben<br />

des Kernwuchses wächst sie oft strauchartig<br />

und bildet Wurzelausläufer. Die Rinde ist jung<br />

glatt und hellgrau, mit großen querverlaufenden<br />

Korkwarzen (Lentizellen), im hohen Alter bildet<br />

sich an der Stammbasis eine schwärzlich-graue,<br />

längsrissige Borke. Die Blätter sind unpaarig<br />

gefiedert und im Herbst kräftig rot gefärbt.<br />

Die Blüten stehen in gelblichweißen aufrechten<br />

Trugdolden und riechen unangenehm. Die „Vogelbeeren“<br />

sind korallenrot, 3-samig, in dichten<br />

Büscheln stehend. Sie schmecken bitter durch<br />

Parasorbinsäure (die Züchtung var. moravica, der<br />

„Zengerling“, ist weniger bitter). Die Vogelbeere<br />

wird meist 80 - 100 Jahre, maximal 200 Jahre<br />

alt, im Alter ist sie oft kernfaul.<br />

Vorkommen<br />

Die Vogelbeere ist verbreitet fast über ganz<br />

Europa bis 70° N, außer in Südgriechenland<br />

und Südspanien. Das Verbreitungsgebiet reicht<br />

aber bis Westsibirien und Nordafrika, in den Alpen<br />

bis 2400 m. Die Vogelbeere ist eine wenig<br />

anspruchsvolle Pionierart auf freien Flächen,<br />

sie ist frosthart und resistent gegen Luftschadstoffe.<br />

In Thüringen findet sie sich vor allem im collinen<br />

und montanen Bereich auf mittel bis mäßig<br />

nährstoffversorgten Böden, z.B. im Schiefergebirge<br />

nach Kahlschlag.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Vogelbeere war lange Zeit von den Förstern<br />

als „forstliches Unkraut“ nicht besonders<br />

geschätzt, heute wird sie jedoch als Pionierart<br />

insbesondere im Vorwald nach Waldschäden sowie<br />

als Vogelfutter an Waldwegen angepflanzt.<br />

Mehr als 60 Vogelarten wurden beim Verzehr<br />

von Vogelbeerenfrüchten beobachtet. Die Vogelbeere<br />

hat ein rasches Jugendwachstum, später<br />

ist sie jedoch langsamwüchsig.<br />

Verwendung<br />

Die Vogelbeere bildet ein dichtes, fein strukturi<strong>ertes</strong>,<br />

mittelschweres, hartes Holz mit guten<br />

Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften, vergleichbar<br />

mit der Eiche. Sie besitzt eine hohe<br />

Zähigkeit und Spaltfestigkeit, ist mäßig schwindend<br />

und reißt daher kaum.<br />

Aktuell: Energieträger (Brennholz), Handwerk<br />

(Furnier und Möbelbau, dekoratives Holz <strong>für</strong><br />

Gebrauchsgegenstände und Spielzeug), Medizin<br />

(Früchte in der Naturheilkunde gegen Husten,<br />

Heiserkeit, Harnbeschwerden, Gicht, Rheuma,<br />

Abführmittel, Sorbit <strong>für</strong> Diabetiker), Ernährung<br />

(Früchte v.a. der süßen Vogelbeerzüchtungen<br />

<strong>für</strong> Fruchtmark, Marmelade, Branntwein etc.),<br />

Zier- und Alleebaum (wegen der dekorativen<br />

Herbstfärbung).<br />

Historisch: Handwerk (Wagnerholz, Drechsler-<br />

und Schnitzarbeiten, Tischlerei, Weberschiffchen<br />

(neben Buchsbaum), Modelle und<br />

Formen, Holzschrauben, Werkzeugstiele), Haushalt<br />

(Holzgeschirr), Ernährung(Obstbranntwein<br />

sowie Fässer <strong>für</strong><br />

Branntwein), Vogelfang<br />

(wegen der Früchte),<br />

Rohstoff (zur Schiesspulverherstellung,Rinde<br />

zum Gerben).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

67<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

68<br />

VOGELKIRSCHE, WILDKIRSCHE<br />

Prunus avium (L.) Moench<br />

Vogelkirsche vom Ufer des<br />

Main, Kemmern bei Bamberg<br />

Ø 42 cm, 60 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Vogelkirsche liefert ein besonders dekoratives<br />

Laubholz mit rötlich bis gelb-braunem<br />

Kern, deutlichen Jahrringgrenzen, feinen<br />

halbringporigen Gefäßen und deutlichen Markstrahlen.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />

der Mitte mit auffälliger Fladerung der schräg<br />

angeschnittenen Jahrringe. Der schmale Splint<br />

(2 - 3 cm) ist deutlich abgesetzt von einem<br />

rötlichen Kern. Die Äste sind sauber überwallt<br />

mit geringer zusätzlicher Kernbildung, was vor<br />

allem an dem Ast, der bis in den Splint reicht,<br />

erkennbar ist. Das Holz ist feinnadelrissig durch<br />

große Gefäße. Die Markstrahlen sind vor allem<br />

im Splint deutlich als hellglänzende Spiegel erkennbar.<br />

Die Frühholzporen bilden im Tangentialschnitt<br />

feine Fladern, im Radialschnitt feine<br />

Streifen (ein wichtiges Merkmal).<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 42 cm in 60<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,5 mm)<br />

zeigt den schmalen Splint und den rötlichen<br />

Kern. Im Zentrum ist der Kern zusätzlich grau<br />

verfärbt durch beginnende Weißfäule. Das Zentrum<br />

wurde besiedelt von Holzameisen, deren<br />

Löcher auffällig sichtbar sind. Die Holzameise<br />

ist durch den nicht vollständig ausgeheilten Rindenschaden<br />

von unten links eingedrungen. Die<br />

feinen Markstrahlen sind deutlich erkennbar.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Vogelkirsche ist einen 15 - 20 m (max.<br />

40 m) hoher Baum mit einem astfreiem Schaft<br />

von 40 - 50 cm (max. 80 cm) Durchmesser.<br />

Die Rinde ist anfangs glatt, glänzend grau- bis<br />

rotbraun, mit quergestellten Korkwarzenbändern,<br />

sie löst sich in Querstreifen ab. Spät bildet<br />

sich eine längsrissige, schwarzgraue Borke. Die<br />

Blätter sind verkehrt-eiförmig zugespitzt, grob<br />

gesägt, am Blattstiel mit 2 - 4 glänzend roten<br />

Drüsen. Die Blüten sind weiß, langstielig, zu<br />

2 - 4 in Büscheln. Die Steinfrüchte (Kirschen)<br />

sind kugelig und glänzend schwarz- bis hellrot.<br />

Die Früchte der Wildform sind kleiner als die<br />

der kultivierten Sorten und bittersüß.<br />

Vorkommen<br />

Die Wildkirsche kommt in Europa bis 61° N<br />

vor und ist bis zum Kaukasus verbreitet. Es ist<br />

eine Baumart der artenreichen Laubmischwälder,<br />

vor allem auf frischen, nährstoffreichen,<br />

kalkhaltigen Lehmböden.<br />

In Thüringen findet sie sich in allen Laubmischwäldern,<br />

vor allem an Waldrändern und<br />

in ehemaligen Mittelwäldern sowie verbreitet<br />

in Hecken.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Vogelkirsche wird als Wertholz in jüngerer<br />

Zeit wieder vermehrt forstlich angebaut.<br />

Empfohlen wird der Anbau gerade bei Erstaufforstungen,<br />

weil die Vogelkirsche vergleichsweise<br />

zeitig Erträge verspricht. Die Nutzung<br />

erfolgt nach 70 - 90 Jahren, ältere Bäume leiden<br />

häufig unter Stammfäulen. Die kultivierten Süßkirschen<br />

sind durch Züchtung aus der Vogelkirsche<br />

entstanden.<br />

Verwendung<br />

Die Kirsche bildet ein mittelschweres, hartes<br />

Holz mit guter Festigkeit und Elastizität, es<br />

schwindet etwas, hat aber dennoch eine gute<br />

Stehfähigkeit. Unter Witterungseinfluss ist es<br />

wenig dauerhaft. Es ist leicht und sauber zu bearbeiten,<br />

gut biegbar und schwer spaltbar.<br />

Aktuell: Handwerk (Furnier, Möbel (begehrter<br />

als Nuss), Kunsttischlerei, Mahagoni- und<br />

Nussbaumimitation, Intarsien, Bildhauer-,<br />

Schnitz- und Drechslerholz, Lampen, Pfeifenköpfe,<br />

Musikinstrumentenbau: Pianos, Holzblasinstrumente),<br />

Innenausbau (Verkleidungen,<br />

Leisten, Rahmen, Treppengeländer, Parkett), In-<br />

dustrie (Armaturenbretter in der Autoindustrie,<br />

Gießereimodeln), Haushalt (Messerhefte, Kästen,<br />

Bürstenrücken, Backmodeln), Brauchtum<br />

(Kirschzweige werden im Dezember als Barbarazweige<br />

geschnitten, damit sie, ins Zimmer<br />

gestellt, zu Weihnachten blühen).<br />

Historisch: Handwerk (Drechslerarbeiten,<br />

Möbel, Instrumente, Wundgummi zum Versteifen<br />

von Hüten), Landwirtschaft (Blätter als<br />

Viehfutter, Bienenweide, in Hecken), Ernährung<br />

(Obstbau), Heilkunde (Früchte und Fruchtstiele<br />

gegen Arthritis, Fettleibigkeit, Gicht, Verdauungsprobleme).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

69<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

Spannrückige Stammscheibe<br />

eines Weißdorns aus dem<br />

Schloßpark Belvedere, Weimar<br />

Ø ca. 40 cm, 62 Jahre<br />

70<br />

WEISSDORN<br />

Crataegus spec. L.<br />

Weißdorn aus dem Schloßpark<br />

Belvedere, Weimar<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Das Holz ist hell bis zart fleischrot und kernlos.<br />

Die rötliche Färbung zeigt die nahe Verwandtschaft<br />

zu den übrigen Rosaceen, wobei der<br />

Weißdorn oft als Pfropfunterlage <strong>für</strong> Obstgehölze<br />

dient. Die vielen, kleinen Gefäße sind zerstreutporig<br />

angeordnet, die Jahrringe deutlich<br />

erkennbar.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Die rötliche Bohle zeigt einen undeutlichen<br />

Kern mit beginnender Fäulnis (weiße, gestreifte<br />

Bereiche). Die undeutliche Grenze zwischen<br />

Kern und Splint weist darauf hin, dass die Verfärbung<br />

durch eindringenden Luftsauerstoff<br />

induziert wurde. Im unteren Teil der Bohle sind<br />

Gänge von holzbohrenden Insekten, im oberen<br />

Teil* feine überwachsene Zweige erkennbar.<br />

Hier handelt es sich um die Sprossdornen, die<br />

<strong>für</strong> den Weißdorn typisch sind.<br />

Die spannrückige Baumscheibe (Querschnitt<br />

ca. 40 cm in 62 Jahren: Jahrringbreite im<br />

Durchschnitt 3,2 mm) zeigt ein recht schlichtes<br />

Holz, wobei der unregelmäßige Umriss durch<br />

die Wurzelanläufe im Boden verursacht ist.<br />

Die kleine Baumscheibe (Querschnitt 15 cm<br />

in 83 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />

0,9 mm) zeigt die eher typische, „birnbaumartige“,<br />

gleichmäßige Struktur.<br />

Scheibe eines Weißdorns<br />

vom Stadtforst Jena,<br />

Kernberge<br />

Ø 15 cm, 83 Jahre<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Einheimische Weißdornarten<br />

Die Flora von Mitteleuropa (Hegi 1995) unterscheidet<br />

drei Arten, die sich durch mehr<br />

oder weniger fixierte Merkmalskombinationen<br />

auszeichnen, sowie drei zwischen ihnen vermittelnde<br />

Hybridkomplexe. Alle Arten in Mitteleuropa<br />

können miteinander bastardieren. Die verbreitetste<br />

Art ist der Eingrifflige Weißdorn (C.<br />

monogyna), diesem sehr ähnlich ist der Gemeine<br />

oder Zweigrifflige Weißdorn (C. laevigata), während<br />

der Großkelchige Weißdorn (C. curvisepala)<br />

eher selten ist.<br />

Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Weißdorn wächst als dorniger Strauch oder<br />

kleiner Baum mit spannrückigem Stamm und<br />

kann bis 10 m hoch werden. Die Blätter sind<br />

eiförmig, mehr oder weniger tief gebuchtet und<br />

wechselständig. Die Blüten stehen in reichblütigen<br />

Doldenrispen, sie sind weiß, bei Gartenformen<br />

auch rosa bis rot und riechen unangenehm.<br />

Wie der Name besagt, hat der Zweigrifflige im<br />

Gegensatz zum Eingriffligen Weißdorn meist<br />

zweigrifflige Blüten, welche etwa 2 Wochen früher<br />

blühen. Die Früchte sind ein- (C. monogyna)<br />

bzw. zweikernige (C. laevigata), glänzend rote,<br />

kugelige Apfelfrüchtchen mit weißlichem, meist<br />

mehligem Fruchtfleisch.<br />

Der Weißdorn kann mehrere hundert Jahre alt<br />

werden.<br />

Vorkommen<br />

Der Eingrifflige Weißdorn ist über fast ganz<br />

Europa verbreitet und die häufigste heimische<br />

Crataegus-Art. Er hat die größte ökologische<br />

Amplitude und kommt sowohl auf staunassen<br />

und anmoorigen Böden, in Auwäldern, an Waldrändern,<br />

in Weinbergen sowie an flachgründigen,<br />

humusarmen Trockenhängen vor, in den<br />

Alpen bis 1500 m. Der Zweigrifflige Weißdorn<br />

kommt ebenfalls in ganz Europa vor. Er bevorzugt<br />

jedoch naturnahe, offene Laubmischwälder<br />

und Hecken auf Standorten mit hohem Humusgehalt<br />

und guter Wasserversorgung, oft wächst<br />

er auf schweren, basenreichen Lehmen. Er<br />

findet sich von der Ebene bis auf 700 m, in den<br />

Alpen bis maximal auf 900 m Höhe.<br />

In Thüringen wächst der Weißdorn weit verbreitet<br />

in Hecken und Gebüschen.<br />

Bewirtschaftung<br />

Der Weißdorn war und ist eine beliebte Heckenpflanze.<br />

Als Überträger des „Feuerbrandes“, ei-<br />

ner Obstbaumkrankheit, wird er in jüngster Zeit<br />

kaum mehr gepflanzt und muss beim Ausbrechen<br />

dieser Krankheit oft gezielt gerodet werden<br />

(in Thüringen ausschließlich um Intensivobstanlagen<br />

und um Baumschulen). Der „Rotdorn“,<br />

als Zierstrauch in Gärten und Parkanlagen gepflanzt,<br />

ist eine Gartenform des Zweigriffligen<br />

Weißdorns mit gefüllten, roten Blüten.<br />

Verwendung<br />

Das Holz ist hart und schwer und zum Drechseln<br />

gut geeignet.<br />

Aktuell: Handwerk (Drechslerei), Medizin (homöopathische<br />

Herzmittel aus Blättern, Blüten<br />

und Früchten).<br />

Historisch: Handwerk<br />

(Griffe, Spazierstöcke,<br />

Zahnräder),<br />

Landwirtschaft (Früchte<br />

als Schweinefutter,<br />

Schutzhecken, Bienenweide),Rohstoffgewinnung<br />

(Färben, Tinte),<br />

Heilkunde (Blätter,<br />

Blüten und Früchte<br />

gegen Herz- und Kreislaufbeschwerden,<br />

Tee<br />

aus Blüten wirkt entwässernd).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

71<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

Pflaume aus dem Garten der<br />

Familie Schorcht, Jena<br />

Ø 29 cm, 80 Jahre<br />

72<br />

ZWETSCHGE, PFLAUME<br />

Prunus domestica L.<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Der Splint ist rötlichweiß bis bräunlich, die<br />

Farbunterschiede zwischen jungem und älterem<br />

Kernholz sind oft groß (rosabraun gegen dunkel-violettbraun,<br />

auch dunkelt frisch geschnittenes<br />

Holz rasch nach), außerdem ist der Kern im<br />

Alter oft dunkelbraun gestreift. Die Zwetschge<br />

hat unter den Rosengewächsen den dunkelsten<br />

Kern. Die zahlreichen kleinen Gefäße sind<br />

halbring- bis zerstreutporig angeordnet. Die<br />

Jahrringe sind wegen des helleren Frühholzes<br />

deutlich erkennbar. Die hellen Markstrahlen<br />

kontrastieren stark zum dunklen Grundgewebe<br />

und bilden auf dem Radialschnitt kleine, mattglänzende<br />

Spiegel.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der rotbraune Kern setzt sich deutlich vom<br />

gelben Splint ab. Das Loch im oberen Ende<br />

der Bohle ist durch Holzameisen bedingt, die<br />

über den noch sichtbaren trockenen Ast in den<br />

Stamm eindrangen*.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 29 cm in 80<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,8 mm)<br />

zeigt den typischen rotbraunen Kern der<br />

Zwetschge. Auch hier ist sichtbar, dass in den<br />

Stamm Holzameisen eindrangen, die sekundär<br />

eine dunklere Verfärbung bewirkten.<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Zwetschge (subsp. domestica) ist ein Strauch<br />

oder bis 6 m hoher Baum mit oft sparrigem<br />

Wuchs und fast glatter, graubrauner Rinde. Die<br />

Blätter sind breit-elliptisch, oberseits dunkel-<br />

und unterseits hellgrün. Die Blüten sind groß<br />

und grünlichweiß, zu 2 - 3 in sitzenden Dolden.<br />

Die blauschwarzen Früchte besitzen ein festes,<br />

mäßig saftiges Fruchtfleisch, der Steinkern ist<br />

ei- bis halbmondförmig. Sie reifen in September<br />

bis Oktober.<br />

Vorkommen<br />

Die Zwetschge wird in Westasien, Europa,<br />

Nordamerika, Nord- und Südafrika als Obstbaum<br />

kultiviert. Sie ist nur als Kulturpflanze<br />

oder höchstens verwildert bekannt, über ihren<br />

Ursprung kann nur spekuliert werden. Kultursorten<br />

werden vegetativ durch Pfropfung oder<br />

anhand von Wurzelsprossen vermehrt.<br />

Allgemein wird heute angenommen, dass<br />

Kultur-Pflaumensorten entweder vor langer<br />

Zeit durch Bastardierung von Kirsch-Pflaume<br />

(P. cerasifera) mit Schlehe (P. spinosa) entstanden<br />

sind oder direkt von polyploiden Wildformen<br />

von P. cerasifera abstammen. Während aus vorrömischer<br />

Zeit nur primitive Sorten, die sich<br />

durch Wurzelbrut und Kern vermehrten, in<br />

Kultur waren, gelangte mit den Römern die<br />

Kunst des Veredelns allmählich nach Mitteleuropa.<br />

Die meisten Obstbäume wurden in<br />

Klöstern erhalten und gepflegt.<br />

In Thüringen finden sich wichtige Anbaugebiete<br />

auf Keuper und Muschelkalk. Verwildert findet<br />

sich die Pflaume in Hecken und Gebüschen.<br />

Die Zwetschge ist frostempfindlich und wärmebedürftig,<br />

jedoch nicht in so starkem Maße wie<br />

Aprikose, Pfirsich oder Mandel.<br />

Bewirtschaftung<br />

Als Obstgehölz in Gärten, auf Streuobstwiesen<br />

und in Obstplantagen.<br />

Verwendung<br />

Zwetschgenholz ist hart, dicht und fest. Es ist<br />

schwer spaltbar, eignet sich jedoch sehr gut zum<br />

Schnitzen und Drechseln, da es durch die Farben<br />

auch sehr interessant gezeichnet ist. Insgesamt<br />

ist es gut zu bearbeiten und polieren.<br />

Aktuell: Handwerk (Furniere, Möbel, Treppengeländer,<br />

Griffe und Hefte <strong>für</strong> Messer und<br />

Werkzeuge, Drechsel- und Schnitzarbeiten wie<br />

Schachfiguren, Schalen und Dosen, Einlegearbeiten,<br />

Knöpfe <strong>für</strong> Kleider und Möbel, Rosenkranzperlen,<br />

Fasshähne, Zaunpfosten), Ernährung<br />

(Früchte, Schnapsbrennerei („Slibowitz“)),<br />

Medizin (getrocknete Früchte wirken abführend).<br />

Historisch: Handwerk,<br />

Ernährung, Heilkunde,<br />

Brauchtum (Früchte<br />

und Blüten wurden<br />

früher als Liebesorakel<br />

gedeutet, Krankheiten<br />

sollten durch „Besprechen“<br />

auf den Baum<br />

übertragbar sein).<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

Verbreitung der Zwetschge<br />

(P. domestica) in Europa<br />

ROSACEAE<br />

73<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

74<br />

MIRABELLE<br />

Prunus domestica subsp. syriaca (Borkh.) Janchen ex<br />

Mansfeld<br />

Mirabelle aus Bayreuth,<br />

Garten v. Heßberg<br />

Ø 20 cm, 64 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Das Holz der Mirabelle ist etwas heller als das<br />

der Zwetschge, unterscheidet sich sonst jedoch<br />

kaum von diesem. Es zeichnet sich ebenfalls<br />

aus durch einen hellen, gelblichen Splint und<br />

einen dazu stark kontrastierenden, dunkel- bis<br />

violettbraun gezeichneten Kern. Im frischen<br />

Schnitt ist dieses Holz rot. Mit den deutlichen<br />

Markstrahlen ist das Holz noch „edler“ als das<br />

der Zwetschge.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der helle Splint ist extrem dünn. Der Stamm<br />

zeigt starken Drehwuchs und musste daher in<br />

der Mitte getrennt werden. Am unteren linken<br />

Ende dringt eine Weißfäule in den Kern ein und<br />

führt zu weißen Streifen und Punkten*, die an<br />

verschiedenen Hölzern (Apfel, Weißdorn) häufig<br />

zu erkennen sind.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 20 cm in 64<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm)<br />

zeigt einen rotbraunen, gleichmäßigen Kern und<br />

einen sehr unregelmäßigen, vielfach verletzten<br />

Splint (Schadereignis vor ca. 15 Jahren).<br />

*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Mirabelle ist ein sparriger, dornenloser<br />

Baum. Sie unterscheidet sich von der Zwetschge<br />

(subsp. domestica) durch die tief wachsgelben, oft<br />

rot punktierten, kugeligen Früchte. Ihr Fruchtfleisch<br />

ist sehr süß, es löst sich leicht vom Steinkern.<br />

Vorkommen<br />

Die Mirabelle wurde vermutlich recht spät aus<br />

Syrien (daher der Name „syriaca“ = aus Syrien<br />

stammend) oder Arabien über Griechenland,<br />

nach Italien, Frankreich und schließlich nach<br />

Mitteleuropa gebracht (nach 1560 in Deutschland<br />

in Kultur). Heute wird sie in Mittel- und<br />

Südeuropa und Nordafrika kultiviert, in Mitteleuropa<br />

vor allem im Elsass, am Mittelrhein, in<br />

der Pfalz und in Mainfranken.<br />

Bewirtschaftung<br />

Bewirtschaftet wird die Mirabelle als Obstgehölz<br />

in Gärten, auf Streuobstwiesen und in<br />

Obstplantagen.<br />

Verwendung<br />

Das Holz der Mirabelle wird wie das der<br />

Zwetschge vor allem <strong>für</strong> Drechsel- und Schnitzarbeiten<br />

verwendet (siehe Verwendung der<br />

Zwetschge, S. 73). Die Früchte eignen sich auch<br />

zum Dörren.<br />

ROSENGEWÄCHSE<br />

ROSACEAE<br />

75<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

76<br />

ROSSKASTANIE<br />

Aesculus hippocastanum L.<br />

Kastanie vom Stadtforst<br />

Jena, Am Stern<br />

Ø 37 cm, 115 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Rosskastanie liefert ein hellfarbiges, zerstreutporiges,<br />

weiches Holz mit sehr homogener<br />

Struktur, extrem feinen Gefäßen und<br />

Markstrahlen. Die Jahrringe sind nur schwach<br />

markiert. Es ist schlicht und wenig dekorativ, bis<br />

auf den dunklen sekundären Kern.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle ist ein Radialschnitt. Sie zeigt ein<br />

gleichmäßig helles Holz mit verzögerter Kernbildung<br />

(Reifholzbaum). Auffällig ist der dunkle<br />

Seitenast, der sehr schnell und nahtlos überwallt<br />

wurde, ohne Farbänderung im umgebenden<br />

Holz. Die Jahrringe und die feinen Spiegel<br />

sind kaum erkennbar. Ebenso ist der 1 - 2 cm<br />

schmale Splint nur schwach vom hellen Kern<br />

abgesetzt. Die Rosskastanie hat ein breites<br />

Mark. Bei der gezeigten Bohle ist am unteren<br />

Ende die Markröhre herausgefallen und als<br />

Rinne erkennbar. Rund um das Mark hat sich<br />

ein sekundärer schokoladenbrauner Kern, vermutlich<br />

durch Eindringen von Luftsauerstoff<br />

ausgebildet.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 37 cm in 115<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,2 mm)<br />

zeigt ein helles Holz ohne deutlichen Splint.<br />

Ein sekundärer brauner Kern geht von dem<br />

eingewachsenen Ast aus. Die Jahrringe sind<br />

gut erkennbar, hingegen sind die feinen Markstrahlen<br />

als radiale Risse nachgezeichnet. Das<br />

Holz schwindet wenig, die Scheibe ist wenig<br />

aufgerissen.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Kastanie kann zu einem stattlichen Baum<br />

mit dichter runder Krone heranwachsen. Sie<br />

wird 20 - 25 m (max. 30 m) hoch und erreicht<br />

Durchmesser von 0,5 - 1 m (max. 4 m). Ihre<br />

Blätter sind handförmig gefiedert mit 5 - 7 Fiedern,<br />

die Blüten stehen in auffälligen, großen,<br />

aufrechten Rispen. Die stachelige Frucht enthält<br />

meist 3 glänzend rotbraune, kugelige Samen mit<br />

großem, hellem Nabelfleck.<br />

Rosskastanien erreichen Alter von 150 - 200<br />

Jahren (max. 300 Jahren).<br />

Vorkommen<br />

Ursprünglich ist die Rosskastanie in den Gebirgen<br />

des Balkans, im Kaukasus, im nördlichen<br />

Iran und im Himalaja beheimatet. Bereits zur<br />

Zeit der Römer war sie über ganz Kleinasien<br />

verbreitet. 1576 wurde sie erstmals in Wien<br />

ausgesät, 1646 in Altdorf (Franken), danach<br />

breitete sie sich rasch über Europa, Asien und<br />

Nordamerika aus, hauptsächlich als Straßen-,<br />

Allee- und Parkbaum. In unseren Wirtschaftswäldern<br />

ist sie kaum zu finden.<br />

Die Rosskastanie ist anspruchslos an den Boden<br />

und relativ unempfindlich gegen Immissionen,<br />

jedoch anfällig gegen die Rosskastanien-Miniermotte<br />

(Cameraria ohridella), welche Anfang der<br />

90er Jahre vermutlich aus Südosteuropa nach<br />

Mitteleuropa eingeschleppt wurde. Die Larven<br />

dieses Kleinschmetterlings fressen zwischen der<br />

Ober- und Unterhaut eines Blattes und verzehren<br />

dabei das innere Gewebe des Blattes. Der<br />

dabei entstehende Schaden äußert sich in einer<br />

Braunfärbung des Laubes und – bei starkem<br />

Befall – in einem vorzeitigen Abwurf der befallenen<br />

Blätter.<br />

Auch in Thüringen ist die Rosskastanie vor<br />

allem verbreitet im Siedlungsbereich, als Alleebaum<br />

(z.B. an der Belvederer Allee in Weimar)<br />

und Parkbaum.<br />

Bewirtschaftung<br />

Rosskastanien sind meist einzeln angepflanzt<br />

oder in Alleen zu finden, beispielsweise längs<br />

von Waldwegen, da ihre Samen ein begehrtes<br />

Wildfutter sind. Beliebt sind sie vor allem als<br />

Schattenbäume vor Dorfgaststätten, in Biergärten<br />

und Parkanlagen.<br />

Verwendung<br />

Die Kastanie bildet ein weiches, feinfaseriges<br />

Holz mittlerer Dichte, es ist wenig elastisch und<br />

fest, vergleichbar mit Pappel, es ist gut zu bearbeiten<br />

und nur mäßig schwindend. Jedoch ist es<br />

anfällig gegen holzzerstörende Pilze und wegen<br />

seiner geringen Dauerhaftigkeit nicht in Außenanlagen<br />

einsetzbar. Auch wegen des häufig<br />

auftretenden Drehwuchses ist es nur begrenzt<br />

nutzbar und nicht als Bauholz geeignet.<br />

Aktuell: Handwerk (Blindholz in Möbeln und<br />

Türen, Schnitz- und Drechslerarbeiten, Knöpfe),<br />

Medizin (Holz <strong>für</strong> Prothesen), Haushalt<br />

(Küchenbretter), Industrie<br />

(Kisten, Sperrholz).<br />

Historisch: Handwerk<br />

(Schnitzerei, Intarsien,<br />

Schuhsohlen), Landwirtschaft<br />

(Viehfutter),<br />

Energieträger und Rohstoff<br />

(Gerberei, Färberei,<br />

Asche (Flussmittel<br />

bei Metallschmelze,<br />

Pottasche), Holzkohle).<br />

ROSSKASTANIENGEWÄCHSE<br />

HIPPOCASTANACEAE<br />

77<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

78<br />

GEMEINER GOLDREGEN<br />

Laburnum anagyroides Medik.<br />

Goldregen vom Forstamt<br />

Bayreuth, Limmersdorfer Forst<br />

Ø 35 cm, 40 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Der Goldregen ist das einzige Holz mit einem<br />

fast grünlichen Kern, der scharf abgesetzt ist<br />

von dem hellgelben, meist schmalen Splint. Das<br />

Kernholz ist gelbbraun und wird unter Lufteinfluss<br />

schokoladenbraun, ist schwarz geadert<br />

oder mit einem leichten Stich ins Grünliche.<br />

Die Gefäße sind ringporig angeordnet. Die<br />

Jahrringgrenzen verlaufen girlandenförmig und<br />

ergeben im Tangentialschnitt eine Maserung,<br />

während exakte Radialschnitte eine durch das<br />

Markstrahlgewebe dekorativ gefleckte Oberfläche<br />

haben. Das Holz weist eine feine Struktur<br />

und glänzende Oberflächen auf.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle<br />

Der hellgelbe Splint hebt sich deutlich vom<br />

Kernholz ab. Im Zentrum wurde der ursprüngliche<br />

Kern sekundär noch einmal umgesetzt in<br />

ein schwarzes, nach Lichteinfluss fast ebenholzartiges<br />

Holz. Die wellenförmige Anordnung der<br />

Gefäße im Querschnitt führt bei den schräg<br />

angeschnittenen Jahrringen zu einer ebenfalls<br />

wellenförmigen Musterung der Fladern.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 35 cm in 40<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 4,4 mm)<br />

zeigt das dekorative Holz des Goldregen mit<br />

grünlicher Farbe und einem später fast schwarzen<br />

Kern.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Goldregen wächst als großer Strauch oder<br />

Baum, welcher 7 - 9 m, max. 15 m hoch werden<br />

kann. Die Rinde ist glatt, olivbraun oder<br />

schwärzlich, mit zahlreichen quergestellten<br />

Korkwülstchen. Die Blätter ähneln Kleeblättern,<br />

sie sind dreiteilig gefiedert, die Einzelblättchen<br />

haben eine elliptische Form. Die auffälligen<br />

gelben Schmetterlingsblüten sind 2 cm groß<br />

und hängen in etwa 30 cm langen Trauben. Die<br />

Blütezeit ist von Mai bis Juni. Die dunkelbraunen<br />

bis schwarzen Samen entwickeln sich in<br />

einer grünen, bohnenähnlichen Fruchthülse, die<br />

etwa 6 - 8 cm lang wird, sich aber später braun<br />

verfärbt. Die Pflanze enthält das giftige Alkaloid<br />

Cytisin, die höchste Giftkonzentration befindet<br />

sich in den Samen.<br />

Der Goldregen erreicht Alter von ca. 40 - 50<br />

Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Der Goldregen hat seine natürliche Verbreitung<br />

in Süd- und Südosteuropa. Als Lichtbaumart<br />

bevorzugt er sonnige Wälder und Gebüsche auf<br />

kalk- und nährstoffreichen Böden.<br />

In Thüringen wird er seit dem 16. Jahrhundert<br />

als Zierstrauch in Park- und Gartenanlagen angepflanzt,<br />

gelegentlich ist er verwildert.<br />

Bewirtschaftung<br />

Goldregen wird als Ziergehölz gepflanzt. In<br />

Gärten von Haushalten mit kleinen Kindern<br />

und in der Nähe von Kinderspielplätzen sollte<br />

der Goldregen wegen seiner Giftigkeit nach<br />

Möglichkeit nicht angepflanzt werden.<br />

Verwendung<br />

Das Holz ist hart, schwer und dicht. Es trocknet<br />

leicht, ist schwer spalt-, aber sehr gut polierbar,<br />

jedoch nicht besonders dauerhaft.<br />

Aktuell: Handwerk (feine Drechslerarbeiten,<br />

Musikinstrumentenbau (Pfeifen von Dudelsäcken),<br />

Maßstäbe, Messerhefte, Furnier <strong>für</strong><br />

Einlegearbeiten).<br />

Historisch: Heilkunde (als Brechmittel sowie<br />

bei Neuralgien und Asthma, wegen der Gefährlichkeit<br />

der giftigen Pflanzenteile gab man die<br />

Verwendung auf, heute nur noch vereinzelt in<br />

der Homöopathie bei Depressionen, Schwindelanfällen<br />

und Krämpfen, sowie bei krampfartigen<br />

Magen- und Darmerkrankungen).<br />

SCHMETTERLINGSBLÜTLER<br />

PAPILIONACEAE<br />

79<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

80<br />

ROBINIE<br />

Robinia pseudoacacia L.<br />

Robinie von der Alten<br />

Brauerei in Jena<br />

Ø 29 cm, 45 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Robinie hat ein schmalsplintiges, hartes<br />

Holz mit grünlichbraunem bis dunkelbraunem<br />

Farbkern. Das Holz ist ringporig mit deutlichen<br />

Jahrringen. Die großen Gefäße des Frühholzes<br />

sind im Querschnitt als wellige weiße Punkte<br />

im Jahrring angeordnet und im Längsschnitt<br />

als grobnadelrissige Rillen erkennbar. Im Tangentialschnitt<br />

treten die Jahrringe als deutliche<br />

Fladerung hervor.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle ist ein Radialschnitt durch die<br />

Baummitte. Wegen des oft gekrümmten Wuchses<br />

geht dieser Radialschnitt am oberen Drittel<br />

über in einen Tangentialschnitt mit ausgeprägten<br />

Fladern der schräg angeschnittenen Jahrringe,<br />

in denen die großen Gefäße als weiße<br />

Punkte deutlich erkennbar sind. Der gelbe<br />

Splint ist sehr schmal (ca. 1 cm) und deutlich<br />

abgesetzt von dem schokoladenbraunen Kern.<br />

Die Robinie ist meist stark astig. Seitenäste sind<br />

als Unregelmäßigkeit im Jahrringverlauf deutlich<br />

erkennbar.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 29 cm in 45<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,2 mm)<br />

stammt von einem frei stehenden Baum (alte<br />

Brauerei Jena). Auffällig ist die sehr dicke Borke,<br />

der schmale, gelbe Splint und das hell- bis<br />

dunkelbraune Kernholz. Der Jahrringverlauf ist<br />

unregelmäßig und bedingt damit die Spannrückigkeit.<br />

Die Spätholzgefäße sind von helleren<br />

Speicherzellen umgeben und deutlich sichtbar,<br />

da sie in Nestern angeordnet sind und wellige,<br />

tangential verlaufende Bänder bilden. Die tangentialen<br />

Wellenlinien sehen ähnlich aus wie bei<br />

der Ulme. Die welligen Linien sind ein wichtiges<br />

Erkennungsmerkmal <strong>für</strong> Robinienholz. Die<br />

Markstrahlen sind breit und deutlich erkennbar.<br />

Die Stammscheibe zeigt einen gut überwachsenen<br />

Ast.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Robinie wird ein 20 - 30 m hoher Baum mit<br />

bis zu 80 cm Durchmesser. Die Stämme neigen<br />

zu Krummschäftigkeit und Zwieselwuchs und<br />

sind oft spannrückig. Die Rinde ist zunächst<br />

bräunlich glatt, entwickelt aber früh eine dicke,<br />

tiefrissige Borke mit derben, netzartig<br />

angeordneten Leisten. Die Robinie hat eine tief<br />

reichende Pfahlwurzel. Die Fiederblätter haben<br />

am Blattgrund zwei große, gekrümmte, ausdauernde<br />

Dornen. Die Blüten erscheinen in weißen,<br />

hängenden Trauben, sie sind nektarreich und<br />

wohlriechend. Die Früchte sind hängende, flache<br />

Hülsen mit unregelmäßiger Oberfläche mit<br />

6 - 8 schwarz-braunen nierenförmigen Samen.<br />

Die ganze Pflanze ist giftig.<br />

Die Robinie erreicht Alter von etwa 100 Jahren<br />

(max. wohl 200 Jahren), das Höhenwachstum ist<br />

nach 30 - 40 Jahren abgeschlossen, die forstliche<br />

Ernte beginnt mit 40 - 50 Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Die Robinie (auch „Scheinakazie“) wurde aus<br />

Nordamerika eingebürgert 1) . Ihr natürliches<br />

Areal reicht von der Ostabdachung der Appalachen<br />

bis zum Mississippi. Heute ist sie in Mittel-<br />

und Südeuropa, Nordafrika, Vorder- und Ostasien,<br />

Australien und Südamerika verbreitet. Die<br />

Robinie verdankt ihre sekundäre Verbreitung<br />

durch den Menschen ihrem schnellen Wachstum<br />

auch auf schlechtesten Standorten (sehr<br />

effektiver Luftstickstoff-Fixierer). Sie breitet<br />

sich allerdings auch unerwünscht durch Samen<br />

und vor allem Wurzelbrut auf vielen Standorten,<br />

z.B. auf gefährdeten Lebensräumen wie<br />

Trockenrasen aus 2) . Die Robinie ist eine lichtbedürftige,<br />

auf lockeren, frischen, warmen Böden<br />

wachsende Art, resistent gegen Trockenheit,<br />

aber etwas frostempfindlich.<br />

In Thüringen wird sie weit verbreitet zur Befestigung<br />

von Böschungen (Bahndämme) und Begrünung<br />

von Bergbaufolgeflächen angepflanzt.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Robinie wird im Allgemeinen nicht bewirtschaftet.<br />

Sie eignet sich zur Befestigung von<br />

Abraumhalden, Bahndämmen, Böschungen und<br />

Ödflächen. Sie wird auch als Zier- und Straßenbaum<br />

kultiviert. Als mit Dornen bewehrte Art<br />

eignet sie sich als Grenzbepflanzung. In Südosteuropa<br />

wird sie als Waldbaum bestandesmäßig<br />

angepflanzt. Als Stickstofffixierer wächst sie in<br />

der Jugend rasch. Zuwächse liegen bei bis zu<br />

12 m 3 pro ha und Jahr.<br />

Verwendung<br />

Die Robinie bildet ein wertvolles, sehr schweres<br />

Holz. Es ist sehr hart, weist eine sehr hohe Zähigkeit,<br />

Elastizität sowie hohe Festigkeit auf, die<br />

Bruchfestigkeit ist höher als bei der Eiche. Robinienholz<br />

neigt zum Verwerfen und Verziehen,<br />

es ist gut zu bearbeiten und polierfähig. Es ist<br />

unter Witterungseinfluss extrem dauerhaft. Als<br />

„Teakholz Europas“ wird die Robinie zunehmend<br />

zu einem Tropenholzersatz.<br />

Aktuell: Landwirtschaft (Weinbergpfähle,<br />

Heureiter, Hopfenstangen, Fassholz), Bau- und<br />

Konstruktionsholz im Außenbereich (Hafenbau,<br />

Kinderspielanlagen ohne<br />

Holzschutz, Zaunpfähle),<br />

Handwerk (Werkzeuggriffe),<br />

Industrie (Schiffsbau,<br />

Zahnräder).<br />

Historisch: Handwerk<br />

(Drechslerei, Stellmacherholz,<br />

Wagenbau, Schiffsnägel,<br />

Planken, Steven, Walzzapfenlager,Gatterrahmenführungen),<br />

Landwirtschaft<br />

(Holzpflug, Vieh- und Bienenfutter),<br />

Heilkunde (als<br />

Arzneimittel).<br />

SCHMETTERLINGSBLÜTLER<br />

PAPILIONACEAE<br />

Heutige Verbreitung der eingeführten<br />

Robinie in Europa<br />

1) 1601 erstmals vom Hofgärtner Jean Robin in Paris angepflanzt.<br />

2) Durch diese Ausläufer können Robinienbestände auch kaum mehr gerodet werden, denn noch drei Jahre nach der Rodung<br />

erscheint auch bei sorgfältiger Vernichtung aller aufkommenden Pflänzchen Wurzelbrut.<br />

81<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

82<br />

BERGULME, RÜSTER<br />

Ulmus glabra HUDS. em. Moss<br />

Bergulme vom Forstamt<br />

Kaltennordheim,<br />

Thüringische Rhön<br />

Ø 63 cm, 118 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Die Ulme ist ein ringporiges Laubholz mit<br />

hellbraunem bis dunkelbraunem Kern. Auf den<br />

Längsflächen sind die Frühholzgefäße als grobe<br />

Porenrillen erkennbar. Die deutlichen Jahrringe<br />

führen zu einer auffälligen Fladerung im Tangentialschnitt.<br />

Markstrahlen sind als dunkle<br />

Spiegel erkennbar. Die Spätholzgefäße sind von<br />

hellen Speicherzellen umgeben und zeigen im<br />

Querschnitt und im Tangentialschnitt die <strong>für</strong> die<br />

Ulme typischen Wellenlinien. Die Ulme liefert<br />

ein sehr dekoratives Holz.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle stammt von einem toten Stamm,<br />

der dem „Ulmensterben“ (siehe dazu auch Abschnitt<br />

Vorkommen) zum Opfer fiel, daher ist<br />

der Splint sehr schmal und kaum erkennbar. Der<br />

Radialschnitt geht am unteren Ende des Brettes<br />

über in einen schwachen Tangentialschnitt. Um<br />

die eingewachsenen Äste bildet sich ein Graukern.<br />

Das Kernholz ist rotbraun mit gut erkennbaren<br />

Jahrringen und deutlichen Spiegeln, die<br />

von den großen Markstrahlen gebildet werden.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 63 cm in 116<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,7 mm)<br />

zeigt einen hellbraunen bis dunkelbraunen Kern<br />

mit sehr dünnem Splint. Auffällig ist das besonders<br />

unregelmäßige Wachstum der Jahrringe.<br />

Das Holz schwindet nur wenig. Links ist ein<br />

alter Ast sichtbar.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Die Ulme wächst zu 40 m hohen Bäumen mit<br />

50 - 150 cm (max. 300 cm) Durchmesser heran.<br />

Die Stämme sind zylindrisch, bei der Flatterulme<br />

(U. laevis) oft mit kräftigen Wurzelanläufen. Das<br />

Ulmenblatt ist unsymmetrisch, d.h. die Basis der<br />

Blattspreite setzt ungleich tief am Blattstiel an.<br />

Die Blüten sind in rötlich-violetten Knäueln angeordnet<br />

und erscheinen vor dem Blattaustrieb.<br />

Die Früchte sind breit geflügelt. Ulmen erreichen<br />

Alter von maximal 400 Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Die Bergulme steht stellvertretend <strong>für</strong> die drei<br />

in Thüringen vorkommenden Ulmenarten:<br />

Ulmus laevis (Flatterulme), U. minor (Feldulme)<br />

und U. glabra (Bergulme). Alle Ulmen sind stark<br />

bedroht durch das Ulmensterben. Ursache dieser<br />

Krankheit ist der Pilz Ceratocystis ulmi, der<br />

von Ulmensplintkäfern übertragen wird und im<br />

Holz die Wasserleitung des Baumes blockiert, so<br />

dass dieser rasch vertrocknet und abstirbt .<br />

Die Ulme wächst auf nährstoffreichen, frischen<br />

Standorten. Feldulme und Flatterulme sind typisch<br />

<strong>für</strong> den Auenwald der unteren Lagen. Die<br />

Bergulme dagegen ist ein Baum des Bergwaldes<br />

der Mittelgebirge, in den Alpen bis 1400 m<br />

steigend, bevorzugt auf tiefgründigen, frischen<br />

Böden.<br />

In Thüringen findet sich die Bergulme in frischen<br />

Laubmischwäldern der collinen und montanen<br />

Lagen. Das Vorkommen ausgewachsener<br />

Bäume ist wegen des Ulmensterbens selten.<br />

Bewirtschaftung<br />

Als Wertholzart wird die Ulme forstlich gepflegt.<br />

Sie wächst in der Jugend schneller als die Buche,<br />

im Alter aber eher langsam. Der Einschlag erfolgt<br />

meist schon nach 70 - 80 Jahren.<br />

Verwendung<br />

Das wertvolle Nutzholz der Ulme ist ein grob-<br />

und langfaseriges, hartes und schweres Holz<br />

vergleichbar mit Eiche und Esche. Ulmenholz<br />

ist sehr elastisch und zäh, mit guter Festigkeit,<br />

wobei die technischen Eigenschaften mit breiter<br />

werdenden Jahrringen wegen des damit verbundenen<br />

höheren Spätholzanteils günstiger werden.<br />

Das Holz ist nur mäßig schwindend, wenig<br />

arbeitend, aber wenig witterungsfest, das Kernholz<br />

im Wasser verbaut ist allerdings sehr dauerhaft.<br />

Es ist schwer zu sägen und zu hobeln, aber<br />

gut geeignet zum Drechseln. Nutzbar ist es als<br />

Sägeholz oder Furnier, besonders wertvoll sind<br />

maserwüchsige Wurzeln und Stammabschnitte<br />

(Knospenwucherung) <strong>für</strong> Furniere und Drechslerarbeiten.<br />

Aktuell: Innenausbau (Wand- und Deckenverkleidungen,<br />

Treppen, Parkett), Handwerk (Möbel,<br />

Musikinstrumentenbau, Drechslerarbeiten:<br />

Pfeifenköpfe), Industrie (wegen der hohen Härte,<br />

Stoß- und Druckfestigkeit Einsatz im Wagen-<br />

und Maschinenbau, Konstruktionsholz im<br />

Hochbau, Boots- und Schiffsbau, verformbar,<br />

daher Einsatz bei Biegeformen, Profilleisten,<br />

Gießmodeln), Freizeit (Sportgeräte wie Hockeyschläger,<br />

Spielzeug), Wasserbau.<br />

Historisch: Handwerk (Glockengestühl, Geschützlafetten,<br />

Wagenbau: Felgen und Naben,<br />

Speichen und Kufen,<br />

Gewehrschäfte, Ambossstöcke,Flaschenzüge),Konstruktionsholz<br />

im Außenbereich<br />

(Brückenbau), Landwirtschaft<br />

(Weinpfähle,<br />

Weinpressen und Fässer,<br />

Blätter als Viehfutter),<br />

Rohstoff (Rinde<br />

mit gelbem Farbstoff<br />

<strong>für</strong> Färberei, Bast als<br />

Bindematerial).<br />

ULMENGEWÄCHSE<br />

ULMACEAE<br />

83<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

84<br />

WALNUSSBAUM<br />

Juglans regia L.<br />

Walnussbaum aus<br />

dem Garten der<br />

Familie Peters, Jena<br />

Ø 32 cm, 33 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Der Walnussbaum gehört mit seinem grau<br />

bis schwarzbraun gefärbten, vom grau- bis<br />

rötlichweißen Splintholz deutlich abgesetzten<br />

Farbkern zu den Kernholzbäumen. Der Kern<br />

ist dabei oft über die Jahrringgrenzen hinweg<br />

gestreift („gewässert“) oder wolkig gezeichnet,<br />

wodurch das Holzbild im Tangentialschnitt<br />

gefladert oder geflammt erscheint. Die Gefäße<br />

sind halbringporig angeordnet, wobei die Spätholzgefäße<br />

deutlich kleiner sind als die groben<br />

Gefäße im Frühholzbereich. Diese werden bei<br />

der Verkernung mit schwarzen sekundären<br />

Pflanzenstoffen ausgefüllt und erscheinen im<br />

Längsschnitt nadelstreifig. Die Jahrringe sind<br />

dadurch deutlich markiert.<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt den braunen Kern mit schwarzen<br />

kurzen Längsstreifen, <strong>für</strong> den das Walnussholz<br />

bekannt ist. Die Streifen sind auf die oben<br />

beschriebenen schwarzen Einlagerungen in<br />

Frühholzgefäßen zurückzuführen. Die Grenze<br />

zwischen Früh- und Spätholz erscheint vor allem<br />

bei eingewachsenen Ästen „verwaschen“,<br />

d.h. dass hier Luft und Wasser eindringen und<br />

die Kernbildung induzieren konnten.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 32 cm in 33<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 4,8 mm)<br />

zeigt die späte Kernbildung. Bei einem ringporigen<br />

Holz würde man vermuten, dass die Kernbildung<br />

früher einsetzt.


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Walnussbäume werden meist nicht über<br />

10 - 12 m hoch, können jedoch auch Höhen<br />

zwischen 15 - 25 m erreichen. Die Stammdurchmesser<br />

betragen zwischen 60 - 80 cm. Die<br />

Krone ist besonders im Freistand weit ausladend<br />

und starkastig. Die Rinde ist anfangs glatt<br />

und aschgrau, im Alter wird eine schwarzgraue,<br />

tief-längsrissige Borke angelegt. Die Blätter sind<br />

wechselständig und unpaarig gefiedert, das Laub<br />

entfaltet sich erst, wenn andere Bäume bereits<br />

voll beblättert sind. Die Blüten sind einhäusig<br />

verteilt, die männlichen in vielblütigen Kätzchen,<br />

die weiblichen zu 1 - 5 in ährigen Blütenständen.<br />

Die kugeligen Früchte sind botanisch<br />

gesehen Steinfrüchte, der verholzte Steinkern<br />

enthält den essbaren Samen.<br />

Walnussbäume werden etwa 150 - 160 Jahre alt,<br />

der größte Fruchtertrag liegt bei 40 - 50 Jahren.<br />

Vorkommen<br />

Ursprünglich in Südosteuropa, Südwest- und<br />

Mittelasien (Pamirgebirge) beheimatet, wurde<br />

der Baum bereits von den Römern wegen<br />

seiner Nüsse intensiv kultiviert und in den<br />

Mittelmeerländern verbreitet. Bei uns wurde<br />

er wahrscheinlich von Karl dem Großen eingeführt.<br />

Der Walnussbaum ist gegen Spätfröste<br />

empfindlich, er bevorzugt daher in Thüringen<br />

milde Klimalagen.<br />

Bewirtschaftung<br />

Der Nussbaum wächst meist als Einzelbaum in<br />

Gärten, Parks, der Feldflur oder als Alleebaum,<br />

stellenweise auch verwildert. Trotz der hohen<br />

Wertschätzung seines Holzes fand er kaum in<br />

der forstlichen Edellaubholzwirtschaft Eingang.<br />

In Plantagen und auf Obstwiesen wird er <strong>für</strong><br />

die Nussernte angebaut, allerdings gezüchtet als<br />

Halbstamm.<br />

Verwendung<br />

Nussbaumholz ist feinfaserig, hart, besitzt gute<br />

Festigkeitseigenschaften und ist biegefest. Es<br />

schwindet wenig und arbeitet, einmal abgetrocknet,<br />

kaum noch. Unter Witterungseinfluss<br />

ist es wenig dauerhaft, unter Wasser dagegen<br />

haltbar, es ist sehr gut und sauber zu bearbeiten.<br />

Für Maserfurniere werden meist die untersten,<br />

knollenartig verdickten Stammteile („Maserknollen“)<br />

verwendet, Stämme werden deshalb<br />

„ausgestockt“, d.h. mit dem Wurzelstock ausgegraben.<br />

WALNUSSBAUMGEWÄCHSE<br />

Aktuell: Handwerk (Möbelbau: Stühle, Tische,<br />

Truhen, Gehäuse <strong>für</strong> Standuhren und Radiogeräte,<br />

gebogene Möbel, Musikinstrumentenbau,<br />

z.B. Klavierbau, Knöpfe, Gewehrschäfte),<br />

Kunsthandwerk (Drechsler- und Schnitzarbeiten,<br />

z.B. in der Inneneinrichtung von Kirchen,<br />

Intarsienarbeiten), Innenausbau (Wand-<br />

und Deckenbekleidungen, Parkett).<br />

Historisch: Handwerk (Möbelbau, Wagenbau,<br />

Schnitz- und Drechslerarbeiten, Gießereimodellbau,<br />

Holzschuhe, Gewehrschäfte), Innenausbau<br />

(Vollholzparkett).<br />

Fast allen Teilen des Baumes wurden früher<br />

heilende oder magische Kräfte zugeschrieben,<br />

so wurde das Geräusch der Nüsse, ins Feuer<br />

geworfen, als Eheorakel interpretiert.<br />

JUGLANDACEAE<br />

85<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

86<br />

HYBRID-PAPPEL<br />

Populus x canadensis Moench<br />

Pappel vom Forstamt<br />

Rudolstadt, Uhlstädter Heide<br />

Ø 52 cm, 30 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Pappelholz ist ein helles, weißliches, schwach<br />

gefärbtes, zerstreutporiges Laubholz mit feinen<br />

Poren und breiten, nicht sehr deutlich<br />

markierten Jahrringen. Der unten abgebildete<br />

Holzschnitt zeigt das Holz der Zitterpappel<br />

(P. tremula).<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle zeigt einen Radialschnitt durch ein<br />

helles Holz mit 5 cm breitem Splint und einem<br />

etwas grau abgesetzten Kern. Der Baum ist<br />

grobastig, daher sind viele eingewachsene Äste<br />

sichtbar, an denen auch Holzverfärbungen beginnen.<br />

In der Mitte am linken Rand sieht man<br />

das Bohrloch eines Holzbohrers (Pappelbock)<br />

und den beginnenden Gang der Larve (dicht gepackte<br />

Holzspäne) und einen etwa 70 cm langen<br />

Farbstreifen unter dem ersten Jahrring.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt: 52 cm in 30<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 8,7 mm)<br />

besitzt einen breiten hellen Splint und grauen<br />

Kern. Die groben Äste sind typisch <strong>für</strong> die Pappel.<br />

Bei dem raschen Wachstum kommt es auch<br />

zum Einwachsen von Rindenteilen. Die z.T.<br />

deutlichen „Markflecken“ stammen vermutlich<br />

von Insektenschäden. Die Jahrringe sind wellig<br />

und ungleichmäßig. Die feinen Markstrahlen<br />

sind einzeln nicht erkennbar.<br />

Der Schnitt zeigt das Holz der Zitterpappel (P. tremula).


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Hybrid-Pappeln werden 30 - 40 m hoch und<br />

erreichen bis zu 150 cm Durchmesser. Erkenntlich<br />

sind die verbreitet forstlich angebauten<br />

Hybrid-Pappeln wie die echten Schwarzpappeln<br />

(P. nigra - rechts im Bild) an der breiten Krone<br />

mit groben Ästen. Die Borke ist längsrissig<br />

und schwarz bis grau. Die großen Blätter sind<br />

rautenförmig bis rundlich-eiförmig. Die Blüten<br />

bilden Kätzchen und die Samen sind mit ihrem<br />

wolligen Haarschopf unverkennbar (sogenannte<br />

„cotton wool“).<br />

Pappeln können bis zu 300 Jahre alt werden, die<br />

forstliche Nutzung erfolgt jedoch bereits nach<br />

30 - 40 Jahren und teilweise sogar noch früher.<br />

Vorkommen<br />

Pappeln sind über ganz Europa, Nordafrika und<br />

Kleinasien verbreitet (in der Arealkarte rechts<br />

unten P. nigra). Die bei uns überwiegend vorkommenden,<br />

angebauten „Wirtschaftspappeln“<br />

sind in der Regel keine reinen Arten, sondern<br />

durch Züchtung entstandene Kultursorten. Es<br />

kommen aber drei einheimische Arten vor. Die<br />

Zitterpappel oder Aspe (P. tremula) findet sich<br />

typischerweise auf Kahl- und Ruderalflächen,<br />

Schwarz- und Silberpappeln (P. nigra, P. alba)<br />

sind dagegen flussbegleitende Arten der Niederungen<br />

und Auen.<br />

Auch in Thüringen wachsen Pappeln meist angebaut<br />

in Plantagen oder in den Flußauen.<br />

Bewirtschaftung<br />

Pappeln werden in Plantagen bewirtschaftet, sie<br />

erreichen Zuwächse von 10 - 20 m 3 pro ha und<br />

Jahr und mehr.<br />

Verwendung<br />

Pappelholz ist ein Weichholz mit geringem<br />

Schwund, geringer Festigkeit, aber hohem Abnutzungswiderstand<br />

durch Faserverfilzung der<br />

Oberfläche.<br />

Aktuell: Handwerk (Schnittholz <strong>für</strong> Blindholz<br />

bei Möbeln, Schnitzerei, Schälfurnier <strong>für</strong> Zündhölzer,<br />

Gehäuse, Spankörbe, Käseschachteln,<br />

Zeichenbretter, Backbretter, Schlachtmulden,<br />

Zahnstocher, Hutformen, Schuhe), Freizeit<br />

(Saunabau), Industrie (Paletten, Kisten), Rohstoff<br />

(Zellstoffgewinnung, Sperrholz, Spanplatten,<br />

Holzwolle, Füllholz, Spezial-Holzkohle),<br />

Medizin (Holz <strong>für</strong> Prothesen).<br />

Historisch: Handwerk (Drechslerei, Schuhe,<br />

Streichhölzer, Möbel, Kisten, Körbe, Schnitzerei),<br />

Industrie (Innenauskleidung von Eisenbahnwaggons),<br />

Heilkunde (der <strong>für</strong> Pappeln<br />

spezifische Graue Feuerschwamm (Phellinus igniarius)<br />

wurde zur Farbherstellung und als Arzneimittel<br />

verwendet), Rohstoffgewinnung (Papier).<br />

WEIDENGEWÄCHSE<br />

Schwarzpappel (P. nigra)<br />

Natürliches Areal der Schwarzpappel<br />

(P. nigra)<br />

SALICACEAE<br />

87<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

88<br />

ROTWEIDE (HYBRID)<br />

Salix x rubens Schrank (S. fragilis x alba)<br />

Weide vom Forstamt<br />

Großschwabhausen<br />

Ø 35 cm, 70 Jahre<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Weidenholz ist ein helles, meist rötlich gefärbtes,<br />

zerstreutporiges Holz mit feinen Gefäßen und<br />

Markstrahlen. Der rötliche Kern unterscheidet<br />

das Weidenholz von der Pappel. Die Jahrringe<br />

sind breit und oft nur undeutlich abgesetzt. Der<br />

unten abgebildete Holzschnitt zeigt das Holz<br />

der Silberweide (S. alba).<br />

Ausgestellte Hölzer<br />

Die Bohle ist ein Radialschnitt und zeigt viele<br />

überwachsene Äste, die wechselständig angeordnet<br />

sind. Neben den groben Seitenästen gibt<br />

es viele Holzmale im Zentrum der Bohle, die<br />

von überwachsenen kurzen Seitenästen verursacht<br />

sind. Der Innenkern um die Äste ist etwas<br />

grauer und härter. Das Holz ist an dieser Stelle<br />

fühlbar aufgeworfen. Die Jahrringe sind nur an<br />

dem sehr schmalen Spätholzband erkennbar.<br />

Die Markstrahlen bilden unauffällige Spiegel.<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 35 cm in 40<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 4,4 mm)<br />

zeigt den rötlichen Kern und die sekundäre<br />

grauere Verfärbung im Zentrum. Die Markstrahlen<br />

sind als graue Bänder sichtbar. Das<br />

Holz wird als stark schwindend beschrieben, ist<br />

aber in diesem Falle nicht aufgerissen.<br />

Der Schnitt zeigt das Holz der Silberweide (S. alba).


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Nach Wuchsform werden Baum- und Strauchweiden<br />

unterschieden, zu ersteren zählen die<br />

Silberweide (S. alba - rechts im Bild), die Bruchweide<br />

(S. fragilis) und – mit Einschränkungen<br />

- die Salweide (S. caprea). Baumförmig wächst<br />

die Weide bis zu stattlichen 20 - 30 m Höhe, mit<br />

Durchmessern bis zu 1 m. Die Krone ist rund.<br />

Die Rinde ist weißgrau, im Alter bildet sich eine<br />

längsrissige Borke. Die Blüten sind zweihäusig<br />

verteilt und in Kätzchen angeordnet. Die sehr<br />

kleinen Samen besitzen mit ihrem weißen Haarschopf<br />

ein sehr effektives Verbreitungsorgan.<br />

Weiden werden 80 - 120 Jahre alt.<br />

Vorkommen<br />

Weiden sind raschwüchsige Licht- und Pionierbäume<br />

und in Deutschland mit zahlreichen Arten<br />

als Sträucher und Bäume vertreten, zusätzlich<br />

gibt es diverse Kreuzungen zwischen Arten<br />

und Züchtungen. Über Europa und Sibirien<br />

weit verbreitet, vor allem in Flussnähe, sind die<br />

Silberweide (s. Arealkarte unten rechts) und die<br />

Bruchweide sowie deren Hybriden. Korbweiden<br />

(S. viminalis) sind vielfach zur Gewinnung von<br />

Ruten angepflanzt und werden als Kopfweiden<br />

beschnitten. Weiden allgemein bevorzugen tiefgründige,<br />

nährstoffreiche und gut mit Wasser<br />

versorgte Böden und sind daher vornehmlich<br />

nahe am Wasser zu finden. Gerne werden sie <strong>für</strong><br />

Uferpflanzungen verwendet, v.a. die Silberweide<br />

und ihre Ziersorten (z.B. Trauerweiden) sind<br />

beliebte Parkbäume.<br />

In Thüringen sind Weiden bachbegleitend weit<br />

verbreitet, in Bodensenken des Thüringer Beckens<br />

als Kopfweiden kultiviert.<br />

Bewirtschaftung<br />

Die Weide wird als Uferbefestigung gepflegt.<br />

Durch „Köpfen“ und wiederholtes Zurückschneiden<br />

in geringer Höhe bilden sich die sogenannten<br />

„Kopfweiden“, deren rutenförmige,<br />

lange Austriebe als Flechtmaterial gewonnen<br />

wird. Weiden sind raschwüchsig, die Zuwächse<br />

betragen 15 bis 25 m 3 pro ha und Jahr, daher<br />

werden sie in Skandinavien und versuchsweise<br />

auch in Mitteleuropa in jüngerer Zeit als Energieholz<br />

angebaut.<br />

Verwendung<br />

Die Weide hat ein grobfaseriges, weiches, mittelschweres,<br />

stark schwindendes Holz, welches<br />

anfällig gegen Pilzbefall ist. Die Bearbeitung<br />

Silberweide (S. alba)<br />

wird erschwert durch Faserigkeit und wollige<br />

Oberflächen. Die Verwendung erfolgt ähnlich<br />

wie beim Holz der Pappeln.<br />

Aktuell: Handwerk (Blindholz bei Möbeln,<br />

Schälholz, Zündhölzer, Backbretter, Tischplatten,<br />

Zeichenbretter, Korbflechterei, Holzschuhe),<br />

Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich<br />

(Faschinenholz im Wasserbau),<br />

Medizin (Holz <strong>für</strong> Prothesen), Rohstoff (Sperrholz,<br />

Faserplatten, Zellstoff), Freizeit (Schläger<br />

beim Cricket).<br />

Historisch: Handwerk (Siebböden, Korbmulden,<br />

Kistenholz, Spankörbe, Schaufel und Rechenstiele,<br />

Flechtarbeiten), Landwirtschaft (Bie-<br />

nenweide, Anbinden<br />

von Reben, Vogelfang),<br />

Heilkunde (wegen<br />

der Salicylsäure<br />

gegen fiebrige Erkrankungen<br />

und Rheuma,<br />

Aspirin wird heute<br />

aus synthetischer Salicylsäure<br />

hergestellt),<br />

Rohstoff (Holzkohle<br />

<strong>für</strong> Zeichenzwecke<br />

und Schwarzpulver,<br />

Gerbrinde).<br />

WEIDENGEWÄCHSE<br />

Natürliches Areal der Silberweide<br />

(S. alba)<br />

SALICACEAE<br />

89<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Zu den ausgestellten Objekten<br />

90<br />

GEMEINER WACHOLDER<br />

Juniperus communis L.<br />

Allgemeine Merkmale des Holzes<br />

Der Wacholder hat einen gelben, schmalen<br />

Splint, einen bräunlichen Kern und deutliche<br />

Jahrringe. Das Holz weist den typischen<br />

„Wacholdergeruch“ auf.<br />

Ausgestelltes Holz<br />

Die Baumscheibe (Querschnitt 14 cm in 100<br />

Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,7 mm)<br />

besitzt einen grau-weißlichen Kern. Sie zeigt<br />

zwei sehr starke Seitenäste, die durch ihr Dickenwachstum<br />

im Stamm zwischen den Ästen<br />

zu einer Loslösung des Splintes führten. Auf<br />

der den Ästen gegenüber liegenden Seite des<br />

Stammes kam es zu einem verstärkten Wachstum.<br />

Die Stammscheibe ist sehr unregelmäßig<br />

geformt, mit Überwallungen an Stellen, wo<br />

das Wachstum ohne offensichtlichen Grund<br />

vermindert war und an denen Rinde in den<br />

Stamm eingewachsen ist. Dieser fast lianenartige<br />

Wuchs führt zu der hohen Biegbarkeit des<br />

Wachholder.<br />

Wacholder aus der<br />

Fränkischen Schweiz<br />

Ø 14 cm, 100 Jahre


Wesentliche botanische Merkmale<br />

Der Wacholder ist ein immergrüner, zweihäusiger,<br />

bis zu 12 m hoher trägwüchsiger Nadelbaum<br />

oder Strauch. Er ist meist mehrstämmig,<br />

die kurzen, fast senkrecht nach oben gerichteten<br />

Äste stehen dicht zusammen und bilden eine<br />

kompakte, säulen- oder kegelförmige Krone.<br />

Die abschilfernde Rinde ist grau- bis rotbraun.<br />

Die stechenden Nadeln stehen in dreizähligen<br />

Quirlen und werden 3 - 4 Jahre alt. Die männlichen<br />

Blüten sind klein, kugelig und gelb, die<br />

weiblichen grün und eher unscheinbar. Aus ihnen<br />

entwickelt sich der kugelige, fleischige, reif<br />

blauschwarze „Beerenzapfen“, botanisch gesehen<br />

eine Scheinbeere. Die Samen werden mit<br />

den Früchten von Tieren aufgenommen und<br />

verbreitet, vor allem von der Wacholderdrossel.<br />

Der Wacholder kann ein hohes Alter erreichen.<br />

Vorkommen<br />

Der Wacholder ist in Europa, weiten Teilen<br />

Asiens, Nordafrika und Nordamerika verbreitet.<br />

Er kommt von der Ebene bis ins Gebirge (in<br />

den Alpen bis über 1900 m) vor und ist eine<br />

anspruchslose, aber lichtbedürftige Art. Er<br />

wächst in lichten Kiefernwäldern, an sonnigen<br />

Felshängen, in Zwergstrauchheiden und auf<br />

Magerweiden.<br />

In Thüringen ist der Wachholder verbreitet<br />

auf Trockenrasen zu finden und ein Zeiger <strong>für</strong><br />

frühere Beweidung.<br />

Bewirtschaftung<br />

Forstlich spielt der Wacholder keine Rolle, im<br />

Landschaftsbau, bei der Park- und Gartengestaltung,<br />

als Böschungsbewuchs und bei der<br />

Anlage von Vogelschutzgehölzen wird er aber<br />

nach wie vor genutzt. Seit 1936 stehen Wacholder<br />

und Wacholderheiden in Deutschland unter<br />

Naturschutz. Diese Naturschutzgebiete brauchen<br />

Pflege, um den Anflug von Baumarten<br />

zu verhindern, die den Wacholder verdrängen<br />

würden.<br />

Verwendung<br />

Wacholderholz ist feinfaserig, weich, mittelschwer,<br />

zäh, elastisch, biegsam und sehr dauerhaft.<br />

Es schwindet kaum, ist schwer spaltbar<br />

und hat einen hohen Brennwert.<br />

Aktuell: Handwerk (Drechselarbeiten, Luxuskleinmöbel),<br />

Ernährung (Wacholderbeeren als<br />

Gewürz, Schnapsbrennerei).<br />

Historisch: Handwerk (Möbelbau, Intarsien,<br />

Drechselarbeiten, Latten, Zäune, Spazierstöcke,<br />

Pfeifenköpfe), Heilkunde (ätherisches Öl<br />

zum Einreiben bei Ischiasbeschwerden und<br />

Hexenschuss, Tee zum Trinken, <strong>für</strong> Bäder und<br />

Umschläge, zur Geschwür- und Wundheilung,<br />

getrocknete Beeren zur Blutreinigung u.v.m.),<br />

Brauchtum (ganze Pflanze als „Toten-/Lebensbaum“,<br />

v.a. auf Friedhöfen, Wacholderrauch mit<br />

belebender und „reinigender“ Wirkung, im Mittelalter<br />

gegen die Pest), Ernährung (wie oben,<br />

Wacholderrauch zum Räuchern von Schinken,<br />

Holz <strong>für</strong> Gefäße <strong>für</strong> Lebensmittel), Energieträger<br />

(Brennholz).<br />

ZYPRESSENGEWÄCHSE<br />

CUPERACEAE<br />

91<br />

W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>


Makroskopische Holzmerkmale<br />

92<br />

GLOSSAR


Drehwuchs: Schraubenförmiger statt mit der<br />

Stammachse gleichlaufender Faserverlauf, der<br />

das Stehvermögen beeinträchtigen kann.<br />

Druck- oder Reaktionsholz: Anormales, den Gebrauchswert<br />

des Holzes negativ beeinflussendes<br />

Holzgewebe, tritt auf dem Stammquerschnitt<br />

einseitig in etwa halbringförmigen Schichten auf.<br />

Entsteht als Reaktion des Baumes auf einseitige<br />

äußere Belastung (z.B. Schiefstellung am Hang,<br />

Wind, Schnee).<br />

Farbstreifen: Unterschiedliche Färbungen im Kernholz,<br />

die durch eine auf dem Querschnitt sich<br />

wiederholende, meist ringförmige Farbabstufung<br />

(z.B. Jahrringe) verursacht wird. Während auf<br />

radialen Längsschnitten Farbstreifen entstehen,<br />

bilden sich beim Tangentialschnitt Farbfladern.<br />

Fladerung: Ein meist kegelartiges oder ovales Bild,<br />

das durch Farb- oder Strukturunterschiede beim<br />

“flachen” Anschnitt (tangential) hervorgerufen<br />

wird, bei den meisten Nadelhölzern und allen<br />

ringporigen Hölzern durch den Unterschied von<br />

Früh- und Spätholz, bei anderen Laubhölzern<br />

durch den Wechsel von Faserzellen und Speicherzellen.<br />

Frühholz: Die meist hellere und weichere Schicht,<br />

die zu Beginn einer Wachstumsperiode (Frühjahr)<br />

entsteht und meistens bei Nadelhölzern<br />

besonders deutlich ausgebildet ist; häufig gekennzeichnet<br />

durch größere Zellen und niedrigere<br />

Rohdichte.<br />

Gefäße: Auch als Tracheen, im Querschnitt als Poren<br />

bezeichnet; charakteristische Zellart der Laubhölzer.<br />

Sie bestehen aus einzelnen röhrenförmigen<br />

Gliedern, die übereinander angeordnet sind und<br />

deren Querwände gleich nach der Entstehung der<br />

Zelle wieder aufgelöst werden, sodaß ihre Länge<br />

oft mehrere Meter erreichen kann. Sie dienen im<br />

Splintholz der Wasserleitung.<br />

halbringporig: Zwischenstellung zwischen ring-<br />

und zerstreutporig; die Gefäße im Frühholz sind<br />

nur wenig größer als im Spätholz, auch fehlt den<br />

Frühholzgefäßen die Kranz-(ring)förmige Anordnung<br />

wie bei den typisch ringporigen Arten.<br />

Harzkanäle, Harzgänge: Röhrenartige, mit<br />

Harz oder harzähnlichen Substanzen angefüllte<br />

Hohlräume, die meist in Faserrichtung verlaufen.<br />

Aufgrund ihrer geringen Durchmesser werden sie<br />

erst durch austretende Harztropfen, Flecken oder<br />

durch eine stark abweichende Harzfärbung erkennbar.<br />

Sie können in Nadel- und Laubhölzern<br />

vorkommen, bei letzteren im Querschnitt auch zu<br />

Ringen geordnet.<br />

Jahrring: Während eines Jahres vom Baum erzeugte<br />

Holzmasse, die in der Regel im anatomischen Bau<br />

unterschiedlichen Zonen besteht: aus dem zuerst<br />

gebildeten weicheren Frühholz und den schwere-<br />

GLOSSAR<br />

ren, härteren und später gebildeten Spätholz. Der<br />

Jahrring erscheint am Querschnitt als Ring.<br />

Kambium: Die dünne Schicht aus lebenden,<br />

meristematischen (sich vermehrenden) Zellen<br />

zwischen Rinde (Phloem) und Holz (Xylem),<br />

die durch ständige Teilung nach außen neue Rindenzellen<br />

und nach innen neue Holzzellen bilden.<br />

Sie bewirken das Dickenwachstum verholzender<br />

Pflanzen.<br />

Kernholz: Der vom Splintholz ringförmig umgebene<br />

und sich durch eine oft dunklere Färbung abhebende<br />

innere Teil des Stammes. Das Kernholz<br />

ist tot, stark durch Harze, Gerbstoffe, mitunter<br />

sogar durch Kieselsäure inkrustiert und leitet<br />

kein Wasser mehr. Es ist stets widerstandsfähiger<br />

gegen Pilzbefall als das Splintholz, besitzt geringeren<br />

Wassergehalt und höhere Festigkeit, Dichte<br />

und Dauerhaftigkeit.<br />

Korkwarzen (auch Lentizellen): Den Gasaustausch<br />

gewährleistende Zellen in der Rinde, die<br />

meist linsenförmig gestaltet sind und durch die<br />

Aktivität eines spezialisierten Lentizellenphellogens<br />

entstehen.<br />

Markflecken: Rosabraune und sehr unterschiedlich<br />

große Flecken, die nach einem Befall von Schädlingen<br />

in der rindennahen Wachstumsschicht entstehen;<br />

im Querschnitt meist nierenförmig, bis<br />

2 cm breit, im Längsschnitt bis 10 cm lang.<br />

Markröhre: Auch Mark. Zentrale Röhre im Stamm<br />

innerhalb des ersten Jahrrings, in Farbe und<br />

Struktur vom umgebenden Holz abweichend.<br />

Markstrahlen: Quer zur Faser verlaufende und auf<br />

die Markröhre gerichtete Bänder aus Speicherzellen.<br />

Sie erscheinen auf Querschnitten als feine,<br />

oft nur mit der Lupe erkennbare Linien (“Strahlen”)<br />

und auf dem Radialschnitt als “Spiegel”,<br />

teils so breit, daß sie das Holzbild, wie bei den<br />

Eichen, wesentlich beeinflussen.<br />

Messerfurnier: Schichtweises Abtrennen (Messern)<br />

einzelner dünner Holzblätter (Furniere) von einem<br />

aufgespannten Stamm oder Stammteil durch<br />

ein parallel zur Auflagerebene oder senkrecht<br />

zu dieser wirkendes Messer (im Gegensatz zum<br />

Schälfurnier, bei dem der Stamm gegenüber<br />

einem fest stehenden Messer gedreht wird).<br />

Poren: Durch Gefäßzellen gebildete feine Röhren,<br />

die im Querschnitt runde oder ovale Öffnungen<br />

und auf Längsschnittflächen rillenartige Vertiefungen<br />

bilden. Bei grobporigen Hölzern sind die<br />

einzelnen Poren mit bloßem Auge erkennbar, bei<br />

mittelgroßen Poren ist nur das Vorhandensein<br />

der Poren, aber nicht die einzelne unterscheidbar,<br />

bei feinporigen Hölzern sind Poren nur noch<br />

mit der Lupe auf glatten Querschnitten sichtbar.<br />

Nadelhölzer sind porenlos, da ihr Holz aus Tracheiden<br />

gebildet wird.<br />

Wichtige Begriffe<br />

93


Wichtige Begriffe<br />

94<br />

GLOSSAR<br />

Porenrillen: An Längsschnitten von Laubhölzern<br />

sichtbare aufgeschnittene Gefäßzellen; sie sind<br />

um so deutlicher, je weitlumiger die Gefäße sind<br />

(grobporige Holzarten). Fälschlicherweise auch<br />

als Nadelrisse bezeichnet, obwohl es sich nicht<br />

im Risse handelt.<br />

Querschnitt: Quer zur Stammachse bzw. zum Faserverlauf<br />

geführter Schnitt. Er ist <strong>für</strong> die mikro-<br />

und makroskopische Bestimmung des Holzes<br />

am besten geeignet. Auf der Querschnittsfläche<br />

zeigen sich Jahrringaufbau, Längsparenchym und<br />

Holzstrahlen am deutlichsten.<br />

Radialschnitt: Die Jahrringe sind als parallel zur<br />

Stammachse verlaufende und die Markstrahlen<br />

als radial verlaufende Streifen zu sehen. Die längs<br />

angeschnittenen Markstrahlen erscheinen als<br />

glänzende Spiegel.<br />

Reifholzbäume: Älterer Begriff <strong>für</strong> Bäume, die<br />

keinen Farbkern ausbilden, jedoch im Innenholz<br />

trockener, d.h. “reifer”, aber auch verkernt sind<br />

(wie z.B. Fichte); es handelt sich somit um Bäume<br />

mit hellem, makroskopisch nicht vom Splintholz<br />

zu unterscheidenden Kernholz.<br />

Riegelwuchs: Eine wellenförmige Verformung<br />

aller axial gerichteten Zellstränge quer zur Faserrichtung,<br />

die bei allen Hölzern vorkommen<br />

kann, häufig bei Ahorn und Nußbaum. Das dabei<br />

entstehende Lichtspiel wechselt mit verändertem<br />

Lichteinfall die als Hell-Dunkelzonierung entstehenden<br />

Riegel.<br />

ringporig: Im Querschnitt periodisch wiederkehrende<br />

Ringe aus eng liegenden größeren Poren<br />

(Frühholz), die mit Ringen aus kleineren und weniger<br />

zahlreichen Poren abwechseln (Spätholz).<br />

Ringporige Hölzer ergeben im radialen Anschnitt<br />

Poren-Streifen und tangential Poren-Fladern.<br />

schlafende Augen: Ruhende Knospen, die bei Belichtung<br />

des Stammes auch im Alter neue Triebe<br />

bilden können.<br />

Schwinden: Verkleinerung der Abmessungen und<br />

damit auch des Volumens von Holz infolge einer<br />

Feuchtigkeitsabnahme. Schwinden ist ebenso<br />

wie der umgekehrte Vorgang, das Quellen, nur<br />

unterhalb der Fasersättigung möglich. Hierbei<br />

sind die Abmessungsänderungen in Richtung der<br />

Zuwachszonen (= tangential) stets größer als in<br />

Richtung der Holzstrahlen (= radial).<br />

Spannrückigkeit: Wulstartige Verstärkungen in<br />

Richtung der Stammachse; sie sind häufig an<br />

Stammenden zu beobachten, wo sie in Wurzelanläufe<br />

übergehen.<br />

Spätholz: Auf das Frühholz folgende, bei Laubhölzern<br />

meist porenärmere und bei Nadelhölzern<br />

besonders dunkle und harte Zonen; sie bilden<br />

den Abschluß einer Zuwachszone.<br />

Spiegel: Quer zur Faser verlaufende und auf die<br />

Markröhre gerichtete Bänder aus Speicherzellen.<br />

Sie erscheinen auf Querschnitten als feine, oft<br />

nur mit der Lupe erkennbare Linien (“Strahlen”)<br />

und auf dem Radialschnitt als “Spiegel”, teils so<br />

breit, daß sie das Holzbild, wie bei den Eichen,<br />

wesentlich beeinflussen.<br />

Splint, Splintholz: Mantel hellfarbigen Holzes, der<br />

das Kernholz einschließt; er hat sowohl Stütz- als<br />

auch Wasserleitungsfunktion und ist radial von<br />

Markstrahlen durchzogen. Der Anteil ist von der<br />

Art, dem Alter und den Wachstumsbedingungen<br />

abhängig. Er ist vor allem im Feuchtzustand empfindlich<br />

<strong>für</strong> Pilz- und Insektenbefall.<br />

Stehvermögen: Verhalten des Holzes bezüglich<br />

Maß- und Formänderung bei sich ändernder<br />

relativer Luftfeuchte der Umgebung. Günstig <strong>für</strong><br />

das Stehvermögen (“gut stehend”) sind: kleine<br />

Quell - bzw. Schwindmaße, geringer Unterschied<br />

zwischen radialen und tangentialen Quellmaßen,<br />

regelmäßiger Faserverlauf und träger Feuchtigkeitsaustausch<br />

des Holzes mit der Umgebung.<br />

Sympodiales Wachstum: Spitzennahe Seitenachsen<br />

übernehmen das terminale Wachstum, während<br />

die Hauptachsen ihre Weiterentwicklung<br />

einstellen oder in Blütenbildung übergehen.<br />

Synanthropie: Selbständiges Vorkommen einer<br />

Art im Siedlungsbereich des Menschen, auch als<br />

„Kulturfolger“ bezeichnet.<br />

Tangentialschnitt: Die Jahrringe erscheinen in<br />

bogen- und wellenförmigen Linien. Größere<br />

Markstrahlen, die rechtwinklig duchschnitten<br />

werden, treten als spindelförmige dunkle Striche<br />

auf (hauptsächlich Eiche und Buche).<br />

Tracheiden: langgestreckte, faserförmige Zellen<br />

der Nadelhölzer mit verstärkter Zellwand; sie<br />

verlaufen parallel zur Stammachse, haben noch<br />

ein relativ großes Lumen und dienen vor allem<br />

dem Wassertransport und der Festigung. Für die<br />

Leitung des Wassers von Zelle zu Zelle besitzen<br />

sie Öffnungen in den Wänden (Hoftüpfel).<br />

Werfen: “windschiefes” Verziehen des Holzes<br />

in Form von spiralförmigen Verdrehungen in<br />

Längsrichtung; die vier Ecken einer Fläche befinden<br />

sich nicht mehr in einer Ebene.<br />

zerstreutporig: Im Querschnitt ohne deutliche<br />

Zonierung durch Poren, weil diese gleichmäßig<br />

verteilt sind; Längsschnitte ohne durch Poren<br />

bedingte Strukturbilder, wie Poren-Fladern oder<br />

Poren-Streifen.<br />

Zwieselwuchs: Stammteilung, die dadurch entsteht,<br />

dass zwei oder mehrere Seitenknospen das Längenwachstum<br />

des Baumes übernehmen, zum Beispiel<br />

nach dem Absterben des Spitzentriebes.


QUELLEN- UND ABBILDUNGSNACHWEIS<br />

Quellen:<br />

Aas, G., Riedmiller, A.,Schütt, P.: Bäume. - Gräfe & Unzer<br />

Verlag GmbH, München, 2002<br />

Amann, G.: Bäume und Sträucher des Waldes. – Neumann-<br />

Neudamm AG, Melsungen, 2002<br />

Bärner, J.: Die Nutzhölzer der Welt. - Verlag J. Neumann-<br />

Neudamm, 3 Bände, 1942<br />

Fink, H.: Verzaub<strong>ertes</strong> Land. – Innsbruck, Wien, München,<br />

1969<br />

Frerichs, G., Arends, G., Zörnig, H.: Hagers Handbuch der<br />

Pharmazeutischen Praxis. – Springer Verlag, Berlin, Göttingen,<br />

Heidelberg, 1949<br />

Grosser, D.: Einheimische Nutzhölzer – Loseblattsammlung:<br />

Vorkommen, Baum- und Stammform, Holzbeschreibung,<br />

Eigenschaften, Verwendung. - Holzabsatzfonds,<br />

Bonn, CMA Centrale Marketinggesellschaft der<br />

Deutschen Agrarwirtschaft mbH (Hrsg.); 1999<br />

Hegi, G.: Illustrierte Flora von Mitteleuropa - Spermatophyta:<br />

Angiospermae: Dicotyledones 2 (4), Rosaceae (Rosengewächse).-<br />

H. E. Weber (Hrsg.); Parey Verlag, Berlin, 2.,<br />

völlig neubearb. und erw. Aufl., 2003<br />

Ludwig, O.: Im Thüringer Kräutergarten. – Rudolstadt,<br />

1982<br />

Marzell, H.: Alte Heilkräuter. – Jena, 1926<br />

Marzell, H.: Geschichte und Volkskunde der deutschen<br />

Heilpflanzen. – Darmstadt, 1967<br />

Pahlow, M.: Das große Buch der Heilpflanzen. – Gräfe &<br />

Unzer Verlag GmbH, München, 1993<br />

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Bauminfoblätter.<br />

– Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Bundesverband<br />

e.V. (SDW) (Hrsg.)<br />

Schwankl, A.: Welches Holz ist das? – Franckh’sche Verlagshandlung<br />

Stuttgart, 1955<br />

Schweingruber, F. H.: Anatomie europäischer Hölzer – Ein<br />

Atlas zur Bestimmung europäischer Baum-, Strauch- und<br />

Zwergstrauchhölzer. – Eidgenössische Forschungsanstalt<br />

<strong>für</strong> Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Hrsg.);<br />

Haupt, Bern, Stuttgart, 1990<br />

Wichtl, M. (Hrsg.): Teedrogen. – Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft,<br />

Stuttgart, 1989<br />

Digitalfotografie der Bohlen und Stammscheiben:<br />

ART-KON-TOR Film und Fotodesign GbR Jena<br />

Sonstige Fotos:<br />

S. 3 oben: Sebastian Weist<br />

S. 3 unten: BMBW Architekten BDA – Partner München<br />

S. 47 und S. 75: Leo Michels, http://www.plantimag.de/<br />

Holzschnitte alle aus:<br />

Schweingruber, F. H.: Anatomie europäischer Hölzer – Ein<br />

Atlas zur Bestimmung europäischer Baum-, Strauch- und<br />

Zwergstrauchhölzer. – Eidgenössische Forschungsanstalt<br />

<strong>für</strong> Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Hrsg.);<br />

Haupt, Bern, Stuttgart, 1990<br />

(alle zeigen ca. 40-fache Vergrösserung)<br />

ausser S. 50 aus:<br />

Grosser, D.: Einheimische Nutzhölzer – Loseblattsammlung:<br />

Vorkommen, Baum- und Stammform, Holzbeschreibung,<br />

Eigenschaften, Verwendung. - Holzabsatzfonds,<br />

Bonn, CMA Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen<br />

Agrarwirtschaft mbH (Hrsg.); 1999<br />

Botanische Detailzeichnungen (verändert):<br />

Amann, G.: Bäume und Sträucher des Waldes. – Neumann-<br />

Neudamm AG, Melsungen, 2002<br />

S. 29, 35, 53<br />

Kurt Stüber‘s Online Library: Eine Sammlung historischer und moderner<br />

Biologiebücher, http://www.BioLib.de/<br />

Köhler, F. E.: Köhlers Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen<br />

Abbildungen und kurz erläuterndem Texte (1883-1914)<br />

S. 17, 85, 87<br />

Lindman, C. A. M.: Bilder ur Nordens Flora (1901-1905)<br />

S. 8 (Mitte), 13, 19, 23, 25, 27, 33, 35, 41, 49, 65, 69, 83<br />

Thomé, O. W.: Flora von Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz, Nur Tafeln. (1885-1905)<br />

S. 8 (unten), 11, 15, 31, 39, 45, 51, 55, 59, 61, 67, 71, 77,<br />

89, 91<br />

Missouri Botanical Garden 1995-2003<br />

http://ridgwaydb.mobot.org/mobot/rarebooks/<br />

Jaume Saint-Hilaire, J. H.: La flore et la pomone françaises:<br />

histoire et figure en couleur,des fleurs et des fruits de<br />

France ou naturalisés sur le sol français. - Paris 1828-<br />

1833<br />

S. 73<br />

Jaume Saint-Hilaire, J. H.: Traité des arbres forestiers : ou<br />

histoire et description des arbre indigènes ou naturalisés.<br />

- Paris 1824<br />

S. 6 (oben), 41, 55, 61, 79<br />

Jaume Saint-Hilaire, J. H.: Traité des arbrisseaux et des arbustes<br />

cultivés en France et en pleine. - Paris 1825<br />

S. 21, 47, 79<br />

Verbreitungskarten (stark verändert):<br />

Browicz, K.: Chorology of Trees and Shrubs in South-West<br />

Asia and Adjacent Regions.- Polish Academy of Sciences,<br />

<strong>Institut</strong>e of Dendrology; Vol 1, Warschau, 1982<br />

S. 59<br />

Jalas, J. und Suominen, J. (Eds.): Atlas Florae Europaeae<br />

– Distribution of Vascular Plants in Europe: Bd. 3 Salicaceae<br />

to Balanophoraceae. – The Committee for Mapping<br />

the Flora of Europe and Societas Biologica Fennica Vanamo,<br />

Helsinki, 1976<br />

S. 11, 13, 85<br />

Krüssmann, G.: Die Bäume Europas – Ein Taschenbuch <strong>für</strong><br />

Naturfreunde. – Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg,<br />

1968<br />

S. 79<br />

Meusel H., E. Jäger und E. Weinert (Hrsg.): Vergleichende<br />

Chorologie der zentraleuropäischen Flora, 3 Bände. -<br />

Gustav Fischer, Jena, 1965, 1978, 1992<br />

S. 9, 15, 21, 23, 25, 27, 33, 35, 37, 41, 43, 47, 53, 55, 57, 61,<br />

63, 65, 67, 69, 71, 77, 87, 89, 91<br />

Schütt, P.; Schuck, H. J. Stimm, B. (Hrsg.): Lexikon der<br />

Forstbotanik. - ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/<br />

Lech, 1992<br />

S. 17, 19, 31, 39, 45, 83<br />

Schweingruber, F. H.: Anatomie europäischer Hölzer – Ein<br />

Atlas zur Bestimmung europäischer Baum-, Strauch- und<br />

Zwergstrauchhölzer. – Eidgenössische Forschungsanstalt<br />

<strong>für</strong> Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Hrsg.);<br />

Haupt, Bern, Stuttgart, 1990<br />

S. 29, 49, 73, 81<br />

Druck und Verarbeitung:<br />

druckhaus köthen GmbH<br />

Quellen, Abbildungen, Fotos<br />

95


Anmerkungen<br />

96<br />

NOTIZEN


Die Hölzer Thüringens<br />

Weißtanne (Abies alba), Kieferngewächse Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Kieferngewächse<br />

Gemeine Fichte (Picea abies), Kieferngewächse Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris), Kieferngewächse<br />

Europäische Lärche (Larix decidua), Kieferngewächse Eibe (Taxus baccata), Eibengewächse<br />

Rotbuche (Fagus sylvatica), Buchengewächse<br />

In Mitteleuropa von Natur aus konkurrenzstärkste Baumart, schattentolerant,<br />

weit verbreitet von der Ebene bis ins Gebirge (Alpen<br />

bis 1600m). Holz: gelblich- bis rötlich-braun, im Alter häufig mit<br />

"Rotkern"; sehr homogen, schwer und hart.<br />

Traubeneiche (Quercus petraea), Buchengewächse Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Rosengewächse<br />

Feuchte und nasse Standorte<br />

Wärmeliebende Mischwälder<br />

Robinie (Robinia pseudoacacia), Schmetterlingsblütler<br />

Mehlbeere (Sorbus aria), Rosengewächse<br />

Licht- und Pionierbaumart warmer Lagen des Tief- und Hügellan-<br />

Licht- bis Halbschattbaumart, von der Ebene bis in die subalpine<br />

des, ursprünglich aus Nordamerika, gute Bienenweide, in Mittel-<br />

Stufe (Alpen bis 1600 m). Holz: gelblich-weißer Splint, Kern roteuropa<br />

als Zier- und Waldbaum weit verbreitet. Holz: gelblichbraun;<br />

schön gemasert.<br />

weißer bis grüngelber Splint, Kern frisch gelblich-grün bis hellbraun,<br />

dunkelt nach zu gold- oder dunkelbraun; hart und schwer.<br />

Speierling (Sorbus domestica), Rosengewächse<br />

Wärmeliebende, seltene Halbschattbaumart, Hauptvorkommen im<br />

Vogelkirsche (Prunus avium), Rosengewächse<br />

submediterranen Klimabereich. Holz: rötlichweißer oder<br />

Licht- bis Halbschattbaumart, in Tieflagen und im Gebirge (Alpen<br />

hellrötlichbrauner Splint, in älteren Stämmen hell- bis dunkelrot-<br />

bis 1700 m), in Laubwäldern, an Waldrändern und in Hecken.<br />

Holz: gelblicher bis rötlich-weißer Splint, Kern frisch nur wenig<br />

brauner Kern; feinfaserig, hart und fest.<br />

dunkler, dunkelt nach zu rötlichbraun bis hellgoldbraun; sehr<br />

Elsbeere (Sorbus torminalis), Rosengewächse<br />

hart, mittelschwer.<br />

Wärmeliebende Halbschattbaumart der Tieflagen und der unteren<br />

Bergulme (Ulmus glabra), Ulmengewächse<br />

Bergstufe (bis 750 m). Holz: jung weißlich-gelb bis schwach<br />

Halbschattbaumart des Hügellandes bis in mittlere Gebirgslagen,<br />

beliebter Park- und Straßenbaum; Bestand bedroht durch das „Ulmensterben“,<br />

hervorgerufen durch eine Pilzerkrankung; Holz:<br />

rötlich, später dunkler, rotgelb bis rötlichbraun, in älteren Stämmen<br />

häufig rot- bis schwarzbrauner Farbkern; dicht und schwer,<br />

sehr wertvoll.<br />

Splint grau bis gelblich-weiß, Kern hell- bis schokoladenbraun; Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Ahorngewächse<br />

sehr hart und schwer.<br />

Halbschattbaumart, häufig in montanen, buchenreichen Misch-<br />

Roßkastanie (Aesculus hippocastanum), Roßkastanienund<br />

schattigen Schluchtwäldern. Holz: weiß bis gelblich, graubraugewächsener<br />

Farbkern im Alter möglich; feinfaserig, sehr hart und schwer.<br />

Halbschattbaumart feuchter Berg- und Schluchtwälder; heimisch Feldahorn (Acer campestre), Ahorngewächse<br />

auf dem Balkan, in Mitteleuropa eingebürgert. Stämme stets<br />

drehwüchsig. Holz: gelblichweiß, oft mit dunklen Farbeinläufen;<br />

weich und sehr gleichmäßig.<br />

Halbschattbaumart in Laubmischwäldern der Ebene und des<br />

Hügellandes, an Waldrändern, in Hecken und Gebüschen. Holz: das<br />

dunkelste unter den Ahornarten, hellbraun, Farbkern möglich;<br />

Hainbuche (Carpinus betulus), Birkengewächse<br />

feinfaserig, sehr hart, zäh, mäßig schwer.<br />

Halbschattbaumart, in Tieflagen mit sommerwarmem Klima, im<br />

Gebirge kaum über 800 m. Holz: gleichmäßig grauweiß bis gelblich-weiß;<br />

sehr schwer.<br />

Sommerlinde (Tilia platyphyllos), Lindengewächse<br />

Schattentolerante, etwas wärmeliebende Art in Laubmischwäldern<br />

mittlerer Berglagen, häufiger Allee- und Parkbaum. Holz: sehr<br />

homogen strukturiert, weißlich bis gelblich, oft rötlich oder hellbraun<br />

getönt; weich und mittelschwer.<br />

Spitzahorn (Acer platanoides), Ahorngewächse<br />

Halbschattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen.<br />

Holz: etwas dunkler als Bergahorn, oft rötlichgelb, Farbkern<br />

möglich; feinfaserig, sehr hart und schwer.<br />

Hängebirke (Betula pendula), Birkengewächse<br />

Raschwüchsige Licht- und Pionierbaumart des Tieflandes, im Gebirge<br />

seltener (Alpen bis 1800 m). Holz: gelb- oder rötlich-weiß<br />

bis hellbraun, seidig glänzend, im Alter gelblich-rötlicher bis<br />

brauner Farbkern möglich; mittelschwer, nicht sehr hart.<br />

Pappel (Populus spec.), Weidengewächse<br />

Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Ölbaumgewächse<br />

Raschwüchsige Licht- und Pionierbäume; Zitterpappel oder Aspe<br />

Halbschattbaumart in Laubmischwäldern von der Ebene bis in<br />

(P. tremula) auf Kahlflächen, Schwarz-, Grau- und Weißpappeln<br />

mittlere Berglagen (Alpen bis 1300 m), flußbegleitend in der<br />

(P. nigra, P. x canescens, P. alba) in Niederungen und Auen; in der<br />

feuchten Hartholzaue. Holz: semmelfarben, im Alter oft brauner<br />

Forstwirtschaft angebaute „Wirtschaftspappeln“ sind meist durch<br />

Farbkern ("Braun-" oder "Olivkern"); schwer und hart, sehr zäh.<br />

Züchtung entstandene Kultursorten. Holz der Pappelarten ist<br />

kaum unterscheidbar: schmutzigweiß bis gelblich, außer bei Aspe<br />

Weide (Salix spec.), Weidengewächse<br />

mit Kernfärbung; sehr weich und leicht. Raschwüchsige Licht- und Pioniergehölze, vom Tiefland bis in die<br />

Hochlagen der Alpen; baumförmig sind Silber- (S. alba), Bruch-<br />

Schwarzerle (Alnus glutinosa), Birkengewächse<br />

(S. fragilis) und Salweide (S. caprea); Vorkommen: Silber- und<br />

Lichtbaumart der Tieflagen, seltener in der montanen Stufe, häu-<br />

Bruchweide an Gewässern und in Auen, Salweide als Pionier auf<br />

fig in Au- und Erlenbruchwäldern. Holz: rötlichweiß bis -braun;<br />

Lichtungen, an Wald- und Wegrändern. Holz der Weiden kaum<br />

weich, elastisch, wenig fest.<br />

unterscheidbar: alle mit farblich unterschiedenem Splint- und<br />

Kernholz; sehr weich, wenig fest.<br />

Obstgehölze<br />

Nadelgehölze<br />

Schattbaumart der mittleren und oberen Bergwaldstufe, Bestand<br />

durch Wildverbiß und fehlende Waldverjüngung gefährdet. Holz:<br />

gräulich-weiß ohne Kernfärbung, zum Teil mit "Naßkern"; weich.<br />

Halbschattbaumart kühlfeuchter Berglagen über 800 m, forstlich<br />

auch in Tieflagen; wichtigster Wirtschaftsbaum Deutschlands.<br />

Holz: gelblich-weiß, ohne Kernfärbung; weich.<br />

Lichtbaumart, Hauptvorkommen in den Zentralalpen nahe der<br />

Waldgrenze und in Enklaven der Mittelgebirge, forstlich auch im<br />

Tief- und Hügelland angebaut. Holz: schmaler, gelblicher bis<br />

rötlicher Splint, rotbrauner Kern; hart und mittelschwer.<br />

Halblichtbaumart in Laubwäldern von der Ebene bis in untere<br />

Berglagen. Holz: schmaler, gelblichweißer bis hellgrauer Splint,<br />

Kern graugelb bis hell- oder dunkelbraun; hart und schwer.<br />

Bodensaure Laubwälder<br />

Apfel (Malus domestica), Rosengewächse Birne (Pyrus communis), Rosengewächse<br />

Kultursorten gehen überwiegend auf asiatische Wildapfel-Arten<br />

In großer Sortenvielfalt kultiviert, entstanden durch lange Auslese<br />

zurück, seltener auf den einheimischen Wildapfel (M. sylvestris).<br />

und Züchtung aus einheimischer Holzbirne (P. pyraster) und<br />

Holz: Splint rötlichweiß bis hellrötlichbraun, dunklerer, rötlich-<br />

asiatischen Birnenarten. Holz: hell rötlichbraun, in alten Bäumen<br />

brauner bis brauner Farbkern; dicht, schwer und hart.<br />

häufig braunvioletter, unregelmässiger Farbkern; gleichmäßig<br />

Mirabelle (Prunus domestica ssp. syriaca), Rosengewächse<br />

dicht, hart und schwer.<br />

Lichtbaumart, Unterart der Zwetschge, in Mitteleuropa kultiviert. Zwetschge (Prunus domestica), Rosengewächse<br />

Holz: bräunlicher Splint, Kern dunkel-rotbraun bis violettbraun;<br />

Lichtbaumart, in Mitteleuropa kultiviert. Holz: bräunlicher Splint,<br />

dicht und schwer.<br />

Kern dunkel-rotbraun bis violettbraun; dicht und schwer.<br />

Mispel (Mespilus germanica), Rosengewächse Walnuß (Juglans regia), Walnußbaumgewächse<br />

Lichtbaumart an sonnigen, warmen Standorten; ursprünglich Vorderasien<br />

und Südosteuropa, in Mitteleuropa kultiviert, gelegentlich<br />

verwildert. Holz: rötlichweiß bis rot; sehr dicht und zäh.<br />

Lichtbaumart, von der Ebene bis in mittlere Berglagen (selten<br />

über 800 m); Heimat Südosteuropa, Südwest- und Mittelasien, in<br />

Mitteleuropa kultiviert, stellenweise verwildert. Holz: Splint graubis<br />

rötlichweiß, Kern hellgrau bis schwarzbraun; sehr dekorativ;<br />

schwer, hart und zäh.<br />

Hecken und Gebüsche<br />

Halbschattbaumart, natürliche Verbreitung im Pazifischen Nordamerika,<br />

forstlich wichtigste eingebürgerte Baumart. Holz: gelblicher<br />

Splint, braun- bis dunkelroter Kern; hart und mittelschwer.<br />

Licht- bis Halbschattbaumart des Flachlandes und der Gebirge (bis<br />

2100 m), durch Forstwirtschaft weit verbreitet. Holz: gelblichweißer<br />

Splint, rötlicher bis rotbrauner Kern; mäßig hart.<br />

Schattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen, hauptsächlich<br />

im Bereich ozeanischen Klimas, durch frühere Nutzung im<br />

Bestand bedroht. Holz: gelblicher, schmaler Splint, deutlich abgesetzter,<br />

tiefroter Kern; sehr hart, dicht, schwer und elastisch.<br />

Licht- bis Halbschattbaumart aller Höhenstufen, im Gebirge bis<br />

2400 m. Holz: gelblich- oder rötlich-weißer, breiter Splint, Kern<br />

hell- bis mittelbraun, dunkelt nach zu rotbraun; relativ dicht,<br />

hart und elastisch.<br />

Flieder (Syringa vulgaris), Ölbaumgewächse<br />

Traubenkirsche (Prunus padus), Rosengewächse<br />

Licht- bis Halbschattstrauchart auf warmen, trockenen Standorten;<br />

Halbschattbaumart in Flußniederungen und auf frischen, feuchten<br />

heimisch in Südosteuropa und auf dem Balkan, in Deutschland<br />

Standorten, in Gebirgstälern bis 1800 m. Holz: Splint breit, gelb-<br />

häufiger Zierstrauch. Holz: Splint gelblich bis rötlichweiß, Kern<br />

lich bis rötlichweiß; Kern hellbraun bis braungelb; feinfaserig,<br />

braun mit violetten Einschlüssen; sehr hart und fest.<br />

weich und mittelschwer.<br />

Gemeine Hasel (Corylus avellana), Birkengewächse<br />

Kornelkirsche (Cornus mas), Hartriegelgewächse<br />

Halbschattstrauchart, von der Ebene bis ins Gebirge, gelegentlich<br />

Licht- bis Halbschattstrauchart auf warmen, trockenen Stand-<br />

bis zur subalpinen Stufe; verbreitet kultiviert. Holz: rötlichweiß bis<br />

orten; gern kultiviert. Holz: hellgelber Splint, tief rötlichbrauner<br />

hellbraun; weich.<br />

Kern; sehr hart, schwer und zäh.<br />

Schlehe (Prunus spinosa), Rosengewächse<br />

Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus catharticus), Kreuzdorn-<br />

Licht- und Pionierstrauchart, auf vollsonnigen Standorten oder in<br />

gewächse<br />

lichtem Unterholz weit verbreitet, in den Nordalpen bis 1000 m.<br />

Holz: hell, feingemasert; zäh und hart.<br />

Licht- bis Halbschattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen<br />

(Alpen bis 1300 m). Holz: gelblicher oder hellgrauer<br />

Weißdorn (Crateagus spec.), Rosengewächse<br />

Splint, Kern gelblich über rötlich bis braun; hart und schwer.<br />

Halbschattstrauchart, von der Ebene bis in mittlere Berglagen.<br />

Holz: rötlichweiß; gleichmäßig dicht; zäh, hart und schwer.<br />

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Geißblattgewächse<br />

Licht- bis Halbschattbaumart, von der Ebene bis in mittlere<br />

Gebirgslagen (Alpen bis 1500 m); seit alters her in Kultur. Holz:<br />

Hundsrose (Rosa canina), Rosengewächse<br />

Licht- und Pionierstrauchart, von der Ebene bis in Berglagen (Al-<br />

gelblich bis dunkelgrau, mit weißlichem bis hellgelbem Splint;<br />

dicht, hart, mittelschwer.<br />

pen bis 1500 m); eine der häufigsten Wildrosenarten. Holz: licht- Gemeiner Goldregen (Laburnum anagyroides),<br />

gelb; sehr dicht, fest und glatt.<br />

Schmetterlingsblütler<br />

Lichtstrauchart; Ziergehölz, gelegentlich verwildert. Holz: schma-<br />

Konzept: Ernst-Detlef Schulze; Organisation: Sebastian Weist; Ausführung: Tischlerei Hüttig,<br />

Thalbürgel, Sägewerk Uhlstädt GmbH, Oberkrossen; Gestaltung: Roswitha Asche und Annett Börner<br />

Das Holz wurde gestiftet von: ThüringenForst, Stadtforst Jena, Stiftung Weimarer Klassik und weiteren<br />

privaten Stiftern.<br />

ler, gelblicher Splint, Kern gelb- bis schokoladenbraun; hart und<br />

schwer.

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