W issensw ertes - Max-Planck-Institut für Biogeochemie
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Ernst-Detlef Schulze Annett Börner Sebastian Weist<br />
DIE HÖLZER THÜRINGENS<br />
Eine Einführung in die Holzausstellung am<br />
<strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Biogeochemie</strong> Jena<br />
Unter Mitwirkung von:<br />
Wolfgang Arenhövel, Thüringer Landesanstalt <strong>für</strong> Wald, Jagd und Fischerei<br />
Dr. Gregor Aas, Ökologisch-Botanischer Garten der Universität Bayreuth<br />
Roswitha Asche, Memmingen<br />
Ausführung:<br />
Claus Weinhart, BMBW Architekten BDA + Partner München<br />
Sägewerk Uhlstädt, Oberkrossen<br />
Tischlereibetrieb Dietrich Hüttig, Thalbürgel<br />
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DIE HÖLZER THÜRINGENS
Holzarten, alphabetisch<br />
2<br />
INHALT<br />
EINFÜHRUNG .................................................................................................... 3<br />
AHORN (BERGAHORN, FELDAHORN UND SPITZAHORN) ................................... 4<br />
APFEL ............................................................................................................. 48<br />
BIRKE, HÄNGEBIRKE ...................................................................................... 10<br />
BIRNE ............................................................................................................. 50<br />
BUCHE, ROTBUCHE ......................................................................................... 14<br />
DOUGLASIE ..................................................................................................... 28<br />
EIBE ................................................................................................................ 18<br />
EICHE (TRAUBEN- UND STIELEICHE) ............................................................. 16<br />
ELSBEERE ....................................................................................................... 52<br />
ERLE, SCHWARZERLE ...................................................................................... 12<br />
ESCHE ............................................................................................................. 44<br />
FICHTE ............................................................................................................ 32<br />
FLIEDER .......................................................................................................... 46<br />
GOLDREGEN ................................................................................................... 78<br />
HAINBUCHE, WEISSBUCHE .............................................................................. 24<br />
HASEL ............................................................................................................. 22<br />
HOLUNDER, SCHWARZER ................................................................................ 26<br />
HUNDSROSE, HECKENROSE ............................................................................ 54<br />
KASTANIE, ROSSKASTANIE .............................................................................. 76<br />
KIEFER ........................................................................................................... 34<br />
KIRSCHE, VOGELKIRSCHE, WILDKIRSCHE ...................................................... 68<br />
KORNELKIRSCHE ............................................................................................. 20<br />
KREUZDORN ................................................................................................... 40<br />
LÄRCHE ........................................................................................................... 30<br />
LINDE (SOMMER- UND WINTERLINDE) .......................................................... 42<br />
MEHLBEERE .................................................................................................... 56<br />
MIRABELLE ..................................................................................................... 74<br />
MISPEL ............................................................................................................ 58<br />
PAPPEL ............................................................................................................ 86<br />
ROBINIE .......................................................................................................... 80<br />
SCHLEHE, SCHWARZDORN ............................................................................... 60<br />
SCHWARZKIEFER ............................................................................................. 36<br />
SPEIERLING ..................................................................................................... 62<br />
TANNE ............................................................................................................ 38<br />
TRAUBENKIRSCHE ........................................................................................... 64<br />
ULME, BERGULME, RÜSTER ............................................................................ 82<br />
VOGELBEERE, EBERESCHE ............................................................................. 66<br />
WACHOLDER ................................................................................................... 90<br />
WALNUSSBAUM ................................................................................................ 84<br />
WEIDE, ROTWEIDE ......................................................................................... 88<br />
WEISSDORN .................................................................................................... 70<br />
ZWETSCHGE, PFLAUME ................................................................................... 72<br />
GLOSSAR ......................................................................................................... 92<br />
QUELLEN- UND ABBILDUNGSNACHWEIS ......................................................... 95<br />
Erstauflage Mai 2003, leicht veränderter Neudruck Oktober 2007<br />
© MPI <strong>für</strong> <strong>Biogeochemie</strong> Jena
Profil des <strong>Institut</strong>es<br />
Das <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Biogeochemie</strong><br />
untersucht die großen biogeochemischen<br />
Kreisläufe der Erde und deren Wechselwirkung<br />
mit dem Klima. Es geht insbesondere um den<br />
Kreislauf des Kohlenstoffs, des Wassers und<br />
des Stickstoffs, wobei andere Elemente je nach<br />
Gegebenheiten eine zusätzliche Rolle spielen<br />
können. Die Stoffkreisläufe werden über den<br />
Kontinenten gesteuert von der Vegetation, die<br />
in ihrer Aktivität wiederum von der Bodenfruchtbarkeit<br />
und damit vom Bodentyp und<br />
dem Ausgangsgestein beeinflusst wird. Dabei<br />
spielt die Landnutzung eine zusätzliche wichtige<br />
Rolle. In Europa geben die landwirtschaftlich<br />
genutzten Flächen Kohlendioxid an die Atmosphäre<br />
ab, d.h. sie sind eine Kohlendioxid-Quelle,<br />
hingegen nehmen die forstlich genutzten<br />
Flächen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf,<br />
d.h. sie sind eine Kohlenstoffsenke. Diese wichtige<br />
Funktion des Waldes ist aber abhängig von<br />
der Art des Baumbestandes, d.h. der Art und<br />
Vielfalt der Baumarten im Bestand. In einem<br />
regionalen Experiment versucht das <strong>Institut</strong><br />
diese komplizierte Interaktion zwischen Boden,<br />
Bewuchs und Atmosphäre <strong>für</strong> den Raum<br />
Thüringen aufzuklären. Dieses Gebiet ist in<br />
herausragender Weise nicht nur durch eine Vielfalt<br />
der Böden, sondern auch durch eine Vielfalt<br />
der Baumarten ausgezeichnet.<br />
Die Holzausstellung<br />
Die Ausstellung der Hölzer im Vorraum<br />
zum Hörsaal des <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong>es <strong>für</strong><br />
<strong>Biogeochemie</strong> gibt einen Eindruck von der<br />
Vielzahl der in Thüringen wachsenden Baumarten,<br />
und deren großer Mannigfaltigkeit in<br />
Holzstruktur und Färbung. Dabei zeigen die<br />
45 Baum- und Straucharten nur einen Teil der<br />
hier vorkommenden ca. 100 Holzgewächse.<br />
So wurden die Stiel- und Traubeneiche oder<br />
die Sommer- und Winterlinde nicht getrennt<br />
ausgewiesen, auch fehlen eine Reihe von Heckengehölzen,<br />
die aber meist Durchmesser von<br />
weniger als 10 cm aufweisen. Dennoch gibt die<br />
Ausstellung einen Überblick über die ungeheure<br />
Vielfalt der forstlich genutzten Arten, der wichtigsten<br />
Obstbäume und einiger Heckenarten,<br />
die in ihrer Ausprägung den tropischen Hölzern<br />
nicht nachstehen. Die Ausstellung spiegelt die<br />
Vielfalt und Schönheit der einheimischen Holzgewächse<br />
wider.<br />
EINFÜHRUNG<br />
Sägewerk Uhlstädt, Oberkrossen<br />
Die Beschaffung der Hölzer wäre nicht möglich<br />
gewesen ohne die Hilfe des Jenaer Stadtforstes<br />
und der Thüringer Forstämter in Jena, Creutzburg<br />
und Kaltennordheim sowie die Unterstützung<br />
durch die Bayerischen Forstämter Weißenstadt<br />
und Bayreuth. Weitere Stellen haben<br />
aktiv geholfen, die Sammlung zu vervollständigen,<br />
insbesondere die Stiftung Weimarer Klassik,<br />
sowie die Friedenskirche und der Nordfriedhof<br />
in Jena. Das Holz wurde geschnitten im Sägewerk<br />
Uhlstädt in Oberkrossen. Die Bearbeitung<br />
und Montage erfolgte durch die Tischlerei Dietrich<br />
Hüttig in Thalbürgel.<br />
Jena, Mai 2003 Ernst-Detlef Schulze<br />
Annett Börner<br />
Sebastian Weist<br />
Profil des <strong>Institut</strong>es und der Ausstellung<br />
3
Zu den ausgestellten Objekten<br />
4<br />
BERGAHORN<br />
Acer pseudoplatanus L.<br />
Bergahorn vom<br />
Stadtforst Jena,<br />
Leutra-Ufer<br />
Bergahorn vom Stadtforst<br />
Jena, Leutra-Ufer<br />
Ø 27 cm<br />
56 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Ahornarten besitzen ein hellfarbiges, homogen<br />
strukturi<strong>ertes</strong>, zuweilen geriegeltes Holz<br />
mit zerstreut angeordneten, sehr feinen Poren,<br />
deutlichen Jahrringgrenzen und rötlich glänzenden<br />
Spiegeln. Im Alter kommt es häufig zur<br />
Bildung eines graubraunen bis braunen fakultativen<br />
Farbkerns.<br />
Ausgestellte Bergahorn-Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der Bergahorn hat das hellste Holz unter den<br />
einheimischen Ahornarten. Es handelt sich hier<br />
um einen Radialschnitt nahe dem Stamm-Zentrum,<br />
daher sind nur einige der Jahrringe schräg<br />
angeschnitten (Fladerung). Die kräftigen Markstrahlen<br />
erzeugen die glänzenden Spiegel, die<br />
vor allem am Rand der Bohle erkennbar sind.<br />
In der Mitte der Bohle befindet sich eine überwachsene<br />
Verwundung, die eine fast krebsartige<br />
Wucherung des Holzes nach sich zog. Dieser<br />
Bereich ist besonders fein und unregelmäßig gemasert.<br />
Entsprechende Wucherungen sind <strong>für</strong><br />
Ahorn typisch und besonders wertvoll. Sie wurden<br />
<strong>für</strong> spezielle Verwendungen (Pfeifenköpfe<br />
etc.) gesucht. An der Basis des Stamms gibt es<br />
auf der linken Seite eine weitere Verwundung,<br />
in die ein holzzerstörender Pilz eindrang*. Solche<br />
Schäden können im Forstbetrieb durch das<br />
Rücken von Holz entstehen.<br />
Die kleinere Baumscheibe vom Leutra-<br />
Ufer (Foto links, Querschnitt 27 cm in 56<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,4 mm)<br />
zeigt die gegenständige Verzweigung des Ahorn.<br />
Die zwei Seitenäste sind in gegenüberliegender<br />
Position als dunkle Punkte erkennbar. Es gibt<br />
im äußeren Stammbereich eine Reihe von<br />
Stammverletzungen, die, sichtbar in dem braunen<br />
Bereich, gut überwallten.<br />
Die große Baumscheibe vom Leutra-Ufer<br />
(Foto gegenüberliegende Seite unten rechts,<br />
Querschnitt 50 cm in 154 Jahren: Jahrringbreite<br />
im Durchschnitt 1,6 mm) zeigt ein deutlich<br />
langsameres Wachstum des Baumes in der<br />
Jugend und gleichmäßige Jahrringe im Alter.<br />
An einer Verletzung drang Wasser und Luft in<br />
den Stamm ein und führte zur Bildung eines<br />
braunen, fakultativen Farbkerns, in dem sich die<br />
dort wachsenden Pilzen durch schwarze Linien<br />
abgrenzen. Die dunklen Flecken auf der rechten<br />
Seite stammen von Verletzungen.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Die Baumscheibe aus Brotterode (Foto<br />
oben, Querschnitt 85 cm in 145 Jahren: Jahrringbreite<br />
im Durchschnitt 2,9 mm) zeigt ein<br />
extrem starkes Jugendwachstum mit fast 1 cm<br />
breiten Jahrringen, das mit dem Alter stetig<br />
abnimmt. Die Scheibe wurde nahe am Boden<br />
geschnitten, wo die Wurzelanläufe zu einer<br />
unregelmäßigen Ausformung der Jahrringe führen.<br />
Die starken Wuchsunterschiede führten zu<br />
Spannungen im Holz und Eindringen von Luft<br />
an dem „Waldriss“ im Zentrum, der im rechten<br />
Winkel zur Hauptwindrichtung entsteht.<br />
Dadurch begann in Richtung dieses Risses die<br />
Bildung eines schmalen, braunen sekundären<br />
Farbkerns. Die eckige Verfärbung stammt ursprünglich<br />
vom Schnitt der Motorsäge, an dem<br />
bei der Holzlagerung holzverfärbende Pilze<br />
eindrangen.<br />
Bergahorn vom<br />
Leutra-Ufer<br />
Ø 50 cm<br />
154 Jahre<br />
AHORNGEWÄCHSE<br />
Bergahorn aus<br />
Brotterode<br />
Ø 85 cm<br />
145 Jahre<br />
ACERACEAE<br />
Zu den ausgestellten Objekten<br />
5
Zu den ausgestellten Objekten<br />
6<br />
FELDAHORN UND SPITZAHORN<br />
Acer campestre L. und Acer platanoides L.<br />
Feldahorn, Forstamt Jena,<br />
Revier Heideland, Eisenberg<br />
Ø 35 cm<br />
70 Jahre<br />
Ausgestellte Feldahorn-Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der Feldahorn hat ein rötlich gefärbtes Holz<br />
und ist das dunkelste Holz unter den Ahorn-<br />
Arten. Der Stamm ist deutlich stärker verzweigt<br />
als der des Bergahorns, d.h. er ist in der Jungend<br />
langsamer gewachsen. Die Spuren der Seitenäste<br />
sind deutlich erkennbar und führen zu einer<br />
„Riegelung“, dem welligen Verlauf der Fasern<br />
und Gefäße in axialer Richtung, die zu dem<br />
„Changieren“ der Farbe führen. Der Schnitt<br />
führt in diesem Falle genau durch die Mitte des<br />
Stamms, und damit sind die Spiegel der rötlichen<br />
Markstrahlen besonders am oberen Ende<br />
der Bohle* gut erkennbar.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt: 35 cm in 70<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,5 mm)<br />
zeigt eine sehr gleichmäßige rötliche Färbung<br />
mit einem nur schwach abgegrenzten Splint.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Ausgestellte Spitzahorn-Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der Spitzahorn zeigt einen gelblichen Splint<br />
und einen rötlichen Kern. Diese Färbung kann<br />
verstärkt werden durch das Dämpfen des Holzes.<br />
Der Schnitt führt fast durch das Mark. Im<br />
Kernholz sind eingewachsene, schwarze Totäste<br />
erkennbar. Der Splint changiert in der Färbung,<br />
man kann diese Bereiche mit der Hand als leicht<br />
hervorgehobene und leicht eingesenkte Bereiche<br />
fühlen. Die so genannte Riegelung entsteht<br />
durch einen Zick-zack-artigen Verlauf der axial<br />
gerichteten Holzelemente, vor allem im Bereich<br />
von Ästen.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt: 30 cm in 64<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,3 mm)<br />
zeigt im jungen Alter (ca. 10 Jahre) eine große<br />
Verletzung auf etwa einem Drittel des Stammumfangs.<br />
Es dauerte etwa 10 Jahre bis diese<br />
Wunde überwallt wurde und weitere 5 Jahre<br />
bis der Rindenstreifen, der im Zentrum der<br />
Überwallung besteht, ebenfalls überwachsen<br />
wurde. Die Unregelmäßigkeit der Rinde zeigt<br />
auch nach 50 Jahren den Schaden im Inneren<br />
des Stammes.<br />
Spitzahorn, Forstamt Jena,<br />
Revier Rockau,<br />
Tautenburger Forst<br />
Spitzahorn, Forstamt Jena,<br />
Revier Vollradisroda<br />
Ø 30 cm<br />
64 Jahre<br />
AHORNGEWÄCHSE<br />
ACERACEAE<br />
Zu den ausgestellten Objekten<br />
7
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong><br />
8<br />
BERG-, FELD- UND SPITZAHORN<br />
Acer pseudoplatanus L., A. campestre L. und<br />
A. platanoides L.<br />
Bergahorn<br />
(A. pseudoplatanus)<br />
Feldahorn<br />
(A. campestre)<br />
Spitzahorn<br />
(A. platanoides)<br />
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Bergahorn wird bis 35 m hoch und<br />
erreicht Durchmesser von 60 bis 100 cm, im<br />
Freistand bis über 200 cm. Die astfreie Schaftlänge<br />
kann im Bestandesschluss bis ca. 18 m<br />
betragen, angestrebt werden meist Längen von<br />
8-12 m. Die Rinde ist anfangs graubraun und<br />
glatt, die spätere, rötlich gefleckte Borke blättert<br />
in flachen Schuppen ab. Die Blätter sind gegenständig,<br />
5lappig mit keilförmig spitzen Buchten<br />
und goldgelber Herbstfärbung. Die gelbgrünen<br />
Blüten erscheinen in vielblütigen, hängenden<br />
Trauben. Die geflügelten Spaltfrüchte enthalten<br />
2 kugelige Nüsschen, die Flügel stehen in spitzem<br />
Winkel zueinander.<br />
Der Feldahorn bleibt oft strauchig, bei nicht<br />
zu starker Konkurrenz kann er als mittelgroßer<br />
Baum 10 bis 15 m (im Thüringer Forstamt<br />
Creuzburg sogar bis 29 m) hoch werden und<br />
Durchmesser bis über 40 cm erreichen. Die<br />
Rinde ist hellgrau bis braun, die Borke rechteckig<br />
gefeldert, häufig werden an den Zweigen<br />
Korkleisten gebildet. Die Blätter sind kleiner<br />
als bei den beiden anderen Arten, die Lappen<br />
stumpf. Die Herbstfärbung ist gelb oder rot.<br />
Die Blüten erscheinen in behaarten, aufrechten<br />
Doldenrispen, die Fruchtflügel stehen annähernd<br />
waagerecht.<br />
Der Spitzahorn wird mit Höhen zwischen 20<br />
und 30 m etwas weniger hoch als der Bergahorn,<br />
unter günstigen Bedingungen werden ebenfalls<br />
Durchmesser von 60 bis 100 cm erreicht. Die<br />
Borke wird früher gebildet als beim Bergahorn,<br />
sie ist schwärzlich, längsrissig und blättert nicht<br />
ab. Die Blattlappen sind spitz ausgezogen und<br />
grobbuchtig gezähnt, die Buchten dazwischen<br />
rund. Die Herbstfärbung ist orange bis lebhaft<br />
rot. Die Blüten erscheinen in aufrechten Doldenrispen.<br />
Die Fruchtflügel stehen in stumpfem<br />
Winkel zueinander, die Nüsschen sind flach.<br />
Der Bergahorn erreicht ein Höchstalter von<br />
400 bis 500 Jahren, während Spitz- und Feldahorn<br />
kurzlebiger sind und nur 150-200 Jahre<br />
alt werden.
Vorkommen<br />
Der Bergahorn ist ein Baum des kühl-feuchten<br />
Bergklimas, er wächst in montanen, buchenreichen<br />
Misch- und schattigen Schluchtwäldern,<br />
bevorzugt auf tiefgründigen, frischen, nährstoffreichen<br />
Böden. Er ist in den Gebirgen Mittel-,<br />
Süd- und Südosteuropas sowie im Kaukasus<br />
verbreitet, in den Alpen bis 1700 m Höhe.<br />
Der Feldahorn findet sich in Laubmischwäldern<br />
der Ebene und des Hügellandes, an<br />
Waldrändern, in Hecken und Gebüschen. Er ist<br />
wärmeliebend und bevorzugt mäßig trockene<br />
bis frische, nährstoff- und oft kalkreiche Böden.<br />
Er besitzt von allen Ahornen das größte Areal<br />
und ist in fast ganz Europa, Nordafrika, Kleinasien<br />
und dem Kaukasus verbreitet.<br />
Der Spitzahorn ist eher ein Baum der Ebene<br />
und des tieferen Berglandes, er steigt im Gebirge<br />
selten über 1000 m Höhe. Er kommt in weiten<br />
Teilen Europas, dem Kaukasus und Kleinasien<br />
vor und bevorzugt frische, nährstoffreiche, lockere<br />
Lehmböden in Laubmischwäldern.<br />
In Thüringen kommen alle drei Arten oft<br />
im gleichen Bestand vor, wobei aber nur der<br />
Bergahorn in die höheren Lagen des Thüringer<br />
Waldes reicht. Der Feldahorn ist, wie der Name<br />
sagt, ein Baum der Hecken und Feldgehölze.<br />
Bewirtschaftung<br />
Von den drei in Deutschland vorkommenden<br />
Ahornarten haben nur Berg- und Spitzahorn<br />
forstliche und holzwirtschaftliche Bedeutung,<br />
der Feldahorn spielt als Nutzholzlieferant<br />
wegen der geringen Abmessungen nur eine<br />
untergeordnete Rolle. Gern werden sie auch als<br />
Park- und Straßenbäume, der Feldahorn auch<br />
als Hecke angepflanzt.<br />
Verwendung<br />
Zwischen Berg- und Spitzahorn bestehen hinsichtlich<br />
des Holzes keine großen Unterschiede.<br />
Der Bergahorn lässt sich etwas besser bearbeiten,<br />
dagegen ist Spitzahornholz schwerer und<br />
besitzt bessere Elastizitäts- und Festigkeitswerte.<br />
Feldahorn ist sehr zäh und fest. Generell ist<br />
das Holz der Ahorne gleichmäßig dicht, elastisch<br />
und zäh, es schwindet mäßig und weist ein<br />
gutes Stehvermögen und hohe Abriebfestigkeit<br />
auf. Dagegen ist es nicht witterungsfest, von<br />
geringer natürlicher Dauerhaftigkeit sowie empfindlich<br />
gegen sekundäre Verfärbungen.<br />
Bergahorn<br />
(A. pseudoplatanus)<br />
Feldahorn<br />
(A. campestre)<br />
Spitzahorn<br />
(A. platanoides)<br />
Aktuell: Handwerk (Möbelbau, Furnier, Intarsien,<br />
Drechsler-, Schnitz- und Bildhauerarbeiten,<br />
Musikinstrumentenbau: Streichinstrumente,<br />
Flöten und Fagotte, Biegeformteile, Mess- und<br />
Zeichengeräte, Gewehrschäfte, Peitschenstiele,<br />
Schirmstöcke, Pfeifenköpfe), Industrie (Mangelwalzen<br />
in Textilindustrie, Modellholz in der<br />
Metallgießerei, Metall- und Ölholz <strong>für</strong> den Maschinen-<br />
und Gerätebau), Innenausbau (Verkleidungen,<br />
Sichtblenden, Türfüllungen, Parkett),<br />
Haushalt (Küchengeräte wie Brettchen, Nudelhölzer<br />
u.ä.), Freizeit (Spielwaren, Sportgeräte),<br />
Energieträger (Brennholz).<br />
Historisch: Handwerk (Wagenbau, Wasserräder,<br />
Schuhsohlen, Bogenbau), Industrie (Tapetendruckwalzen,<br />
Zahnräder), Landwirtschaft<br />
(Holzteile von Eggen und Pflügen, Stiele von<br />
Rechen, Schaufeln, Dreschflegel), Rohstoff<br />
(Kohlenmeiler, Brennholz).<br />
AHORNGEWÄCHSE<br />
ACERACEAE<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong> 9
Zu den ausgestellten Objekten<br />
10<br />
HÄNGEBIRKE, SANDBIRKE<br />
Betula pendula Roth<br />
Birke vom Stadtforst<br />
Jena, Leutra-Ufer<br />
Ø 26 cm<br />
94 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Birke besitzt ein hellfarbiges, zerstreutporiges<br />
Holz mit wenig deutlich markierten Jahrringen<br />
aber feinen Markstrahlspiegeln, häufig mit<br />
Markstrahlflecken.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt<br />
einen in zwei Stufen verbraunenden Kern. Die<br />
wolkigen Stufen der Verkernung weisen darauf<br />
hin, dass es sich um einen fakultativen Farbkern<br />
handelt. Ein Ast wurde gut überwallt. Die Jahrringe<br />
sind in dem zerstreutporigen Holz nur undeutlich<br />
erkennbar. Die Markstrahlen erzeugen<br />
die feinen glänzenden Spiegel.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 26 cm in 94<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,4 mm)<br />
zeigt den dunkelbraunen, wolkigen Kern. Es<br />
handelt sich um eine sekundäre Verfärbung, die<br />
durch Eintritt von Luftsauerstoff und Wasser<br />
über Totäste entstand (fakultativer Farbkern).<br />
Normalerweise ist das Holz gleichmäßig gefärbt.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Birke wird bis 30 m hoch. Der Stamm ist<br />
im Bestand geradwüchsig, im Freistand häufig<br />
krummschäftig und grobastig mit herabhängenden<br />
Zweigen. Die charakteristische Rinde ist<br />
weiß durch den Farbstoff Betulin und schilfert<br />
in Querbändern ab, im Alter wird am Stamm<br />
eine schwarze, harte und grob rissige Borke<br />
gebildet. Die Früchte stehen in Kätzchen und<br />
zerfallen unter Zurücklassen der Spindel. Die<br />
Fruchtschuppe ist 3-lappig, die Samennüsschen<br />
sind beiderseits geflügelt. Birken werden in Europa<br />
selten über 150 Jahre alt, im borealen Wald<br />
bis zu 300 Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Die natürliche Verbreitung erstreckt sich über<br />
ganz Europa, Sibirien, Kleinasien, den Kaukasus<br />
und Nordpersien. In Nordeuropa und<br />
Sibirien ist allerdings eher die Moorbirke (B.<br />
pubescens) die vorherrschende Birkenart. Die<br />
Hängebirke wächst vor allem im Tiefland,<br />
seltener im Gebirge (Alpen bis 1800 m) als<br />
Licht- und Pionierbaumart in lichten Laub- und<br />
Nadelwäldern, an Waldrändern, in Mooren,<br />
Heiden und Brachflächen. Sie ist anspruchslos,<br />
frosthart und standorttolerant und wird durch<br />
schwache Konkurrenz von anderen Baumarten<br />
meist auf feuchte oder trockene, nährstoffarme,<br />
saure Böden verdrängt. Die Birke ist außerdem<br />
weit verbreitet als Park- und Alleebaum. In<br />
Thüringen kommt die Hängebirke vor allem<br />
auf ärmeren Standorten vor. Die Moorbirke ist<br />
vergleichsweise selten.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Birke wurde bei uns meist nur als Brennholz<br />
genutzt, sie galt bei Forstleuten lange Zeit als<br />
das „Unkraut des Waldes“. Heute werden waldbaulich<br />
die Eigenschaften der Pionierbaumart<br />
als Füll- und Treibholz eher geschätzt. Bei entsprechender<br />
Pflege ist Birkenholz von der Holzindustrie<br />
durchaus begehrt. Die Birke erreicht<br />
Zuwächse von 4 - 8 m 3 pro ha und Jahr.<br />
Verwendung<br />
Birkenholz ist ein schweres, zähes Holz und<br />
nicht besonders hart. Es hat gute mechanische<br />
Eigenschaften, die Bruchfestigkeit ist größer als<br />
bei der Eiche. Das Holz arbeitet stark, es ist von<br />
geringer Dauerhaftigkeit, aber leicht und sauber<br />
zu bearbeiten und zu polieren.<br />
Aktuell: Handwerk (Möbel, Furnier, Drechslerei,<br />
Musikinstrumentenbau: Hammerstiele<br />
beim Klavier, Gitarren), Innenausbau (Verkleidungen,<br />
Imitation von Nuss, Kirsch- und Mahagoniholz),<br />
Haushalt (Reisigbesen, Bürsten,<br />
Pinsel), Freizeit (Sportgeräte: Speere, Diskus),<br />
Energieträger und Rohstoff (Brennholz, Sperrholz,<br />
Zellulose, Metallindustrie: Reinigung von<br />
Kupfer), Kosmetik und Medizin (Blutungssaft<br />
(Birkenwasser) <strong>für</strong> Haarkosmetik), Brauchtum<br />
(Maibäume, Zweige als Ostersträuße).<br />
Historisch: Handwerk (Schilde und Gewehrschäfte,<br />
Zahn- und Wasserräder, Wagenräder,<br />
Möbel, Schuhsohlen, Fassdauben, Druckstöcke,<br />
Wurzel <strong>für</strong> Seile, Blasinstrumente), Haushalt<br />
(Löffel, Siebe, Besen, Körbe, Tragen, Schlitten),<br />
Landwirtschaft (Joch von Ochsen, Dreschflegel,<br />
Tröge), Heilkunde (Blätter gegen Rheuma und<br />
zur Wundheilung, Rauch der Rinde gegen Pest,<br />
Kosmetikpulver aus<br />
Totholz), Ernährung<br />
(Bier aus Blutungssaft),<br />
Energieträger und<br />
Rohstoff (Holzkohle,<br />
Brennholz, Asche, Blätter<br />
zur Farbherstellung<br />
von Sudgrün), Brauchtum<br />
(wie modern, weiter:<br />
Schutz vor bösem<br />
Zauber, Sympathiezauber<br />
bei Gicht, Krämpfen<br />
und Geschwüren,<br />
Ruten zur Züchtigung<br />
von Kindern).<br />
BIRKENGEWÄCHSE<br />
BETULACEAE<br />
11<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
12<br />
SCHWARZERLE<br />
Alnus glutinosa (L.) Gaert.<br />
Erle vom Forstamt<br />
Stadtroda, Hermsdorf<br />
Erle aus Thalbürgel<br />
Ø 18 cm<br />
38 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Schwarzerle bildet ein helles bis rötliches,<br />
dezent gemas<strong>ertes</strong>, zerstreutporiges Laubholz<br />
mit schwach markierten Jahrringgrenzen, feinen<br />
Gefäßen und feinen Markstrahlen.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />
dem Mark mit rötlichem Kern und flacher,<br />
schwacher Fladerung der schräg angeschnittenen<br />
Jahrringe, die an dem dichteren Spätholz<br />
erkennbar sind. Die Markstrahlen sind zu<br />
Scheinmarkstrahlen gebündelt. Der schmale<br />
Splint ist nicht deutlich abgesetzt. Zwei Totäste<br />
wurden überwallt und bewirkten eine braune<br />
Verfärbung.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 18 cm in 20<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,4 mm)<br />
ist rötlich, ohne deutlichen Kern, das Holz ist<br />
nicht schwindend. Der Ast wurde ohne Verfärbung<br />
überwachsen. Markstrahlen sind nicht<br />
einzeln erkennbar, wohl aber durch die feinen<br />
Risse angedeutet.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Schwarzerle wächst zu 30 - 35 m hohen<br />
Bäumen mit 50 - 80 cm (max. 1 m) Durchmesser<br />
heran. Meist ist sie aufgrund von Stockausschlag<br />
mehrstämmig. Die Krone ist durch die horizontal<br />
wachsenden Äste gut erkennbar. Die Rinde<br />
ist anfangs grünlichbraun mit Korkwarzen, im<br />
Alter dunkelgrau mit tiefrissiger Borke. Die<br />
Blüten sind einhäusig verteilt, männliche und<br />
weibliche Kätzchen auf dem selben Trieb. Die<br />
kleinen, am Rand geflügelten Früchte (Nüsse)<br />
werden in holzigen Fruchtzäpfchen gebildet.<br />
Schwarzerlen werden im Allgemeinen 80 - 100<br />
Jahre alt, können jedoch auch Alter von 300<br />
Jahren erreichen.<br />
Vorkommen<br />
Die Schwarzerle findet sich in fast ganz Mitteleuropa<br />
bis 63°N, in Sibirien, im Kaukasus<br />
und in Nordafrika. Höchste Wuchsleitungen<br />
erreicht sie in Osteuropa und dem Baltikum.<br />
Sie ist Charakterbaum <strong>für</strong> feuchte Standorte,<br />
Bachränder, Niederungsmoore und Erlenbrüche<br />
mit stehendem Wasser. Die Schwarzerle<br />
gehört zu den wenigen Luftstickstoff-fixierenden<br />
Baumarten in unserer Flora (Symbiose mit<br />
Actinomyceten).<br />
In Thüringen wächst sie verbreitet auf nassen,<br />
anmoorigen Standorten sowie an Teichen, Flüssen<br />
und Bächen, vor allem im Bergland.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Schwarzerle wird oft zur Uferbefestigung<br />
gepflanzt, nur in Quellgebieten mit frischem<br />
Boden werden Erlenbestände als Auenwald<br />
bewirtschaftet. Der Zuwachs beträgt zwischen<br />
8 und 10 m 3 pro ha und Jahr. Schwarzerlen werden<br />
auch zur biologischen Bodenverbesserung<br />
auf verarmten, degradierten Standorten oder<br />
zur Kippenaufforstung angebaut.<br />
Verwendung<br />
Die Schwarzerle hat ein weiches, aber mittelschweres,<br />
festes, wenig schwindendes Holz. Es<br />
ist wenig tragfähig, wenig elastisch (vergleichbar<br />
dem Lindenholz) und neigt kaum zum Arbeiten.<br />
Unter Witterungseinfluss besitzt es eine geringe<br />
Dauerhaftigkeit, im Wasserbau ist es jedoch wie<br />
die Eiche sehr dauerhaft. Insgesamt ist es gut zu<br />
bearbeiten.<br />
Aktuell: Handwerk (Drechsel- und Schnitzholz,<br />
Möbelbau, Designermöbel, Imitation von<br />
Kirsche, Nuss, Mahagoni, Ebenholz, daher<br />
Einsatz bei Restaurierungen, Furnier, Laufleisten<br />
von Schubkästen, Leisten, Bilderrahmen,<br />
Uhrengehäuse, Zigarrenkisten, Pinsel, Bleistifte,<br />
Holzschuhe und Sohlen), Konstruktionsholz im<br />
Außenbereich (Wasser- und Erdbau), Industrie<br />
(Gussformen), Rohstoff (Stabsperrholz, Spanplatten,<br />
Spezial-Holzkohle), Landwirtschaft<br />
(Obststeigen, Seitenteile von Bienenrähmchen),<br />
Haushalt (Küchengerät, Kleiderbügel), Freizeit<br />
(Spielwaren).<br />
Historisch: Konstruktionsholz im Außenbereich<br />
(Brückenbau, Gründungsbau (Venedig),<br />
Brunnenbau), Handwerk (Drechslerei, Möbel,<br />
Schuhe, Fassdauben), Landwirtschaft (Viehfutter),<br />
Heilkunde (Blätter<br />
als Gichtmittel und<br />
als Krankenlager, zur<br />
Abwehr von Wanzen,<br />
daher Verwendung bei<br />
Betten, Blätter zur Abwehr<br />
von Flöhen, Räucherstäbchen),Energieträger<br />
und Rohstoff<br />
(Holzkohle, Tintenherstellung<br />
aus Knospen,<br />
Gerberei, Rinde zum<br />
Färben (Seidenfarbe)).<br />
BIRKENGEWÄCHSE<br />
BETULACEAE<br />
13<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
14<br />
ROTBUCHE<br />
Fagus sylvatica L.<br />
Buche vom Forstamt Stadtoda,<br />
Revier Bad Klosternauslitz<br />
Buche aus<br />
dem Schloßpark „Fantasie“,<br />
Bayreuth-Donndorf<br />
Ø 170 x 150 cm, 133 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Buche hat ein rötliches Holz mit zerstreutporigen,<br />
feinen Gefäßen, deutlich markierten<br />
Jahrringen und auffälligen Markstrahlen. Im Alter<br />
entsteht durch eintretenden Luftsauerstoff<br />
ein sekundärer Rotkern. Der Rotkern verblasst<br />
unter Einwirkung von Licht mit der Zeit und<br />
wird grau.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />
der Stammmitte. Es ist ein gleichförmiges,<br />
rötliches Holz ohne farbliche Trennung von<br />
Splint und Kern, mit deutlichen Jahrringen und<br />
breiten Markstrahlen. Die Bohle enthält einen<br />
markanten Ast. Der Stamm war befallen vom<br />
Buchenglanzkäfer (Agrilus viridis), der unter der<br />
Rinde Gänge bohrte, die am Ende hakenförmig<br />
in das Splintholz eindringen. An der oberen<br />
linken Seite ist ein solcher Gang erkennbar*.<br />
Die ovalen Löcher sind Ausfluglöcher des geschlüpften<br />
Käfers. Auf der rechten Seite sind<br />
dunkle Holzverfärbungen längs der Jahrringe<br />
sichtbar. Dies sind eingewachsene Spuren des<br />
Käfers, denn es folgt dem Käferbefall oft eine<br />
bakterielle Infektion, der Schleimfluss, der als<br />
Holzverfärbung sichtbar bleibt.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 170 x 150 cm<br />
in 133 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />
6 mm) stammt von einem frei stehenden Parkbaum<br />
vom Schloss Fantasie in Donndorf bei<br />
Bayreuth. Die Baumscheibe ist am unteren<br />
Rand weißfaul. Dabei baut der holzzerstörende<br />
Zunderschwamm (Fomes fomentarius) das Lignin<br />
ab und lässt die reine Zellulose zurück. Darin<br />
siedelt ein weiterer Pilz, der zu einer Schwarzfärbung<br />
führt. Die einzelnen Pilze sind deutlich<br />
durch schwarze Linien gegeneinander sowie gegenüber<br />
dem Holz abgegrenzt. Der mittlere Teil<br />
der Scheibe ist sekundär verfärbt durch einen<br />
Rotkern, der durch Eindringen von Wasser und<br />
Luftsauerstoff über Holzschäden entstand. Die<br />
schlierenartigen Grenzen sind typisch <strong>für</strong> einen<br />
fakultativen Farbkern und bedingt durch unterschiedlich<br />
starkes Eindringen von Luft und<br />
Wasser. In diesem Fall ging der Schaden von der<br />
eingewachsenen Rindenspur auf der rechten<br />
Seite aus, in der auch Steine eingewachsen sind,<br />
man erkennt auch feine Wurzelstränge. Es gibt<br />
weitere Rindeneinwachsungen (unten links) die<br />
zu beginnender Weißfäule geführt haben.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Buchen wachsen im Bestandesschluss gerade<br />
und langschäftig und werden 30 - 45 m hoch.<br />
Im Freistand setzt die Krone sehr tief an. Die<br />
Rinde ist dünn, glatt und silbergrau, und bildet<br />
an eingewachsenen Ästen die charakteristischen<br />
„Chinesenbärte“. Nur selten kommt es zur<br />
Bildung einer Borke. Die Früchte sind scharf<br />
dreikantige Nüsschen (Bucheckern) in einem<br />
verholzten, stacheligen Fruchtbecher (Kupula),<br />
der sich zur Reife mit 4 Klappen öffnet. Buchen<br />
erreichen Alter bis zu 300 Jahren, die forstliche<br />
Nutzung erfolgt bei 100 - 140 Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Natürlich verbreitet ist die Buche in Mittel-,<br />
West- und Südeuropa, in Mitteleuropa ist sie<br />
wegen ihrer Schattenverträglichkeit die von<br />
Natur aus konkurrenzstärkste Waldbaumart von<br />
der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (Alpen<br />
bis 1400 m), in wintermildem, feuchtem Klima.<br />
Sie ist winter- und spätfrostempfindlich und bevorzugt<br />
frische und lockere Böden. Historisch<br />
ist die Buche als Nutzholz weniger wichtig als<br />
die Fichte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts und<br />
verstärkt nach dem 2. Weltkrieg kam es zu großflächigen<br />
Nadelholzaufforstungen auf ehemaligen<br />
Buchenstandorten. Dennoch ist die Buche<br />
auch heute noch die wichtigste einheimische<br />
Laubholzart. In Thüringen beträgt ihr Anteil<br />
18 % an der Gesamtwaldfläche.<br />
Bewirtschaftung<br />
Im Schirmschlag oder Femelschlag, wobei die<br />
Verjüngung unter dem Schirm des aufgelichteten<br />
Altbestandes erfolgt, bevor dieser komplett<br />
geräumt wird. Heute wird angestrebt, die Ernte<br />
wertvoller Einzelbäume mit der Begründung<br />
der nächsten Generation zu verbinden, in vielfältigen,<br />
möglichst langfristigen Verjüngungsschritten.<br />
Die Zuwächse betragen im Mittel<br />
etwa 6 - 12 m 3 pro ha und Jahr.<br />
Verwendung<br />
Buchenholz ist sehr homogen, hart, zäh und<br />
schwer, es ist leicht bearbeitbar, „arbeitet“<br />
stärker als andere Holzarten, schwindet stark,<br />
neigt zu Verfärbungen sowie zum Reißen und<br />
Verwerfen und ist im Freien unbehandelt wenig<br />
dauerhaft. Es ist von vorzüglicher Brennkraft.<br />
Rotkerniges Holz ist ohne größere technologische<br />
Nachteile. Durch Dämpfen ist das Holz<br />
verformbar.<br />
Aktuell: Handwerk (Furniersperrhölzer, Sperrholz<br />
bei stark beanspruchten Schul- und Büromöbeln,<br />
v.a. Stühlen, Drechsler- und Schnitzarbeiten,<br />
Werkzeuggriffe und Gerätestiele, Zollstöcke,<br />
Holzsohlen, Klavierbau), Innenausbau<br />
(Wand- und Deckenbekleidungen, Treppen,<br />
Parkett), Konstruktionsholz im Außenbereich<br />
(Zäune, Holzpflaster), Haushalt (Schneidebretter,<br />
Rührlöffel, Schüsseln, Kleiderbügel<br />
etc.), Freizeit (Holzspielzeuge), Industrie (Paletten,<br />
Kisten, Packfässer, Sperrholzplatten, Eisenbahnschwellen),<br />
Rohstoff und Energieträger<br />
(Zellstoff- und Papierherstellung, Holzkohle).<br />
Historisch: Handwerk (Wagenbau, Schiffsbau,<br />
Flintenschäfte), Energieträger und Rohstoff<br />
(Köhlerei, Brennholz,<br />
Pottasche <strong>für</strong><br />
Glasbläserei, Färberei),<br />
Heilkunde (Teer<br />
als „Pix Liquida“ gegen<br />
Hautschäden und<br />
Blähungen, Zweige<br />
gegen Gelbsucht),<br />
Brauchtum (Verehrung<br />
von Einzelbäumen<br />
als Schutzbaum<br />
bei Unwetter, aber<br />
auch „Sitz böser<br />
Geister“).<br />
BUCHENGEWÄCHSE<br />
FAGACEAE<br />
15<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
16<br />
TRAUBEN- UND STIELEICHE<br />
Quercus petraea (Matt.) Liebl. und Quercus robur L.<br />
Traubeneiche<br />
vom Stadtforst Jena,<br />
Am Forstturm<br />
Traubeneiche<br />
aus Gemünden<br />
im Spessart<br />
Ø 68 cm, 246 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Eichen haben ein hartes, hell- bis dunkelbraunes<br />
Holz mit großen, ringporig angeordneten<br />
Frühjahrsgefäßen und dadurch bedingten,<br />
scharf voneinander abgesetzten Jahrringen.<br />
Diese markanten Jahrringe erzeugen im<br />
Längsschnitt die prägnante Fladerung von<br />
Eichenholz.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Alle ausgestellten Eichenhölzer stammen von<br />
der Traubeneiche.<br />
Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie<br />
zeigt einen sehr gut eingewachsenen Ast*.<br />
Das ringporige Holz ist durch die großen<br />
Frühholzgefäße im Längsschnitt nadelrissig. Die<br />
Markstrahlen erzeugen markante Spiegel.<br />
Die große hellbraune Baumscheibe<br />
(Querschnitt 68 cm in 246 Jahren: Jahrringbreite<br />
im Durchschnitt 1,4 mm) stammt von einem<br />
anderen Baum als die Bohle, die kleine<br />
dunklere Baumscheibe hingegen vom gleichen<br />
Stamm. Die große Scheibe zeigt einen<br />
perfekt verwachsenen Doppelstamm. Das<br />
sehr gleichmäßig gewachsene Holz und die<br />
rehbraune Färbung sind Merkmale <strong>für</strong> sehr<br />
teure Furnierhölzer.<br />
Die kleinere Scheibe (Querschnitt 40 cm<br />
in 155 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />
1,3 mm) zeigt einen gröberen Wuchs und<br />
deutliche Änderungen der Jahrringbreiten. Auch<br />
sind die Markstrahlen deutlich erkennbar.<br />
Traubeneiche<br />
vom Stadtforst Jena,<br />
Am Forstturm<br />
Ø 40 cm, 155 Jahre<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Eichen werden bis zu 40 m hoch. Der Stamm<br />
ist im Bestandesschluss gerade, hoch hinauf<br />
astfrei und annähernd zylindrisch, im Freistand<br />
dagegen oft knorrig und tief beastet. Die<br />
Rinde ist anfangs graugrün, glatt und schwach<br />
glänzend, im Alter bildet sich eine dicke, tief<br />
längsrissige, graubraune Borke. Die Rinde ist<br />
gerbstoffreich. Die Blätter sind wechselständig,<br />
am Rand buchtig gelappt, bei der Traubeneiche<br />
länger, bei der Stieleiche kurz gestielt. Die<br />
Frucht ist botanisch eine Nussfrucht, sie wächst<br />
in einem Fruchtbecher, der Kupula. Bei der<br />
Traubeneiche stehen die Eicheln wie bei einer<br />
Weintraube eng gedrängt am Fruchtstiel, bei<br />
der Stieleiche ist der Fruchtstand lang gestielt.<br />
Eichen werden 500 - 800 Jahre alt (max. 1000<br />
Jahre), die forstliche Nutzung erfolgt bei<br />
120 - 140 Jahren <strong>für</strong> Sägeholz, bei 200 Jahren<br />
und älter <strong>für</strong> Furnier.<br />
Vorkommen<br />
Das Areal erstreckt sich über West-, Mittel-<br />
und Südeuropa bis zum Kaukasus. Der<br />
Verbreitungsschwerpunkt der Stieleiche liegt<br />
auf feuchten und nassen Standorten sowie<br />
Standorten mit schweren, dichten Böden.<br />
Die Traubeneiche kommt unter trockeneren<br />
Bedingungen auf gut durchlüfteten Böden vor.<br />
Sowohl forstlich wie als Park- und Straßenbaum<br />
werden Eichen verbreitet kultiviert. Natürliche<br />
Eichenmischwälder sind in Thüringen<br />
selten. 1) Die Gattung Quercus ist mit rund<br />
5 % an der Gesamtwaldfläche beteiligt, dieser<br />
Anteil ist zu großen Teilen auf Pflanzungen<br />
zurückzuführen.<br />
Bewirtschaftung<br />
Eichen wurden früher in Mittelwäldern<br />
bewirtschaftet. Heute werden sie nach<br />
Kahlschlag, zur Erstaufforstung oder zum<br />
Voranbau unter lichter Kiefer gepflanzt<br />
oder gesät. Naturverjüngung kann über<br />
Femel-, Schirm- oder Saumschlag gelingen. Der<br />
Zuwachs beträgt im Mittel etwa 3 - 4 m 3 pro ha<br />
und Jahr, auf guten Standorten bis über 6 m 3 .<br />
Verwendung<br />
Eichenholz ist hart, schwer, elastisch,<br />
mäßig schwindend, hat ausgezeichnete<br />
Festigkeitseigenschaften und einen hohen<br />
Abnutzungswiderstand. Das Kernholz ist sehr<br />
dauerhaft, unter Wasser nahezu unbegrenzt<br />
Botanische Merkmale der Traubeneiche<br />
haltbar, neigt zum Reißen und Verwerfen, ist<br />
aber leicht und sauber bearbeitbar.<br />
Aktuell: Handwerk (rustikale Möbel,<br />
Drechslerei und Schnitzerei, Werkzeuge),<br />
Innenausbau (Verkleidungen, Rahmen, Türen,<br />
Treppen, Parkett), Bau- und Konstruktionsholz<br />
im Außenbereich (Wasserbau, Garten-, Park- und<br />
Landschaftsgestaltung), Industrie (Schiffsbau,<br />
Fahrzeug-, Waggon- und Containerbau, Silo-<br />
und Mühlenbau, Schwellenholz), Landwirtschaft<br />
(Geräte, Bottiche und Fässer <strong>für</strong> Wein, Whiskey<br />
und Cognac).<br />
Historisch: Handwerk (Wagenbau: Naben,<br />
Felgen und Gestelle, Leitern, Zahnräder,<br />
Spazierstöcke), Bau- und Konstruktionsholz<br />
im Außenbereich (Fundamente aus<br />
Eichenholzpfählen), Energieträger und<br />
Rohstoff (Brennholz, Gerbstoffe <strong>für</strong> die<br />
Lederherstellung, Tinte),<br />
Landwirtschaft (Eicheln<br />
<strong>für</strong> die Schweinemast),<br />
Heilkunde (Rinde gegen<br />
Darmerkrankungen und<br />
Warzen, gepulv<strong>ertes</strong><br />
Laub <strong>für</strong> Wundheilung),<br />
Ernährung (Speiseöl),<br />
Brauchtum (Schicksalsund<br />
Wetterorakel, heilig<br />
bei den Germanen, in<br />
christlicher Zeit anfangs<br />
auch „Sitz des Bösen“).<br />
1) Im Raum Jena kommt zusätzlich zu den beiden bereits genannten Arten die submediterrane Flaum-Eiche (Quercus<br />
pubescens) vor, die an dem weißen Haarfilz auf jungen Sprossachsen und der Blattunterseite erkennbar ist.<br />
BUCHENGEWÄCHSE<br />
FAGACEAE<br />
17<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong><br />
Das Laub der Stieleiche<br />
schmückte die DM-Münzen<br />
vom Pfennig bis zum<br />
Markstück. Die 1, 2 und 5<br />
Cent-Münzen des Euro zeigen<br />
auf der Rückseite eine bisher<br />
nicht vorhandene Chimäre mit<br />
Blättern von Quercus petraea aber<br />
Früchten von Quercus robur.
Zu den ausgestellten Objekten<br />
18<br />
EIBE<br />
Taxus baccata L.<br />
Eibe aus dem<br />
Schlosspark Belvedere, Weimar<br />
Eibe aus dem Botanischen<br />
Garten Jena<br />
Ø 18 cm, 78 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Eibe besitzt einen schmalen, gelblichweißen<br />
Splint und ein sehr dekoratives, farbiges Kernholz<br />
mit oft vielen Malen durch eingewachsene<br />
Äste und durch Überwallungen der Rinde. Die<br />
Jahrringe sind deutlich erkennbar, die Markstrahlen<br />
sehr fein.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle ist aus drei Schnitten des gleichen<br />
Stammstückes zusammengesetzt und zeigt den<br />
Radialschnitt (unten) und zwei Tangentialschnitte<br />
1) . Das Holz ist charakterisiert durch den<br />
auffällig roten, unregelmäßig gemaserten Kern<br />
und einen schmalen Splint. Splint und Kern<br />
sind durch einen schwarzen Streifen getrennt,<br />
der im mittleren Schnitt deutlich sichtbar ist.<br />
Das unterste Brett zeigt Rindenschäden bzw.<br />
eingewachsene Rindenabschnitte, was <strong>für</strong> die<br />
Eibe typisch ist.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 18 cm in 78<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,1 mm)<br />
stammt von einem anderen Stamm als die<br />
Bohle. Es handelt sich um einen verwachsenen<br />
Doppelstamm. Solche Verwachsungen von zwei<br />
oder mehreren Stämmen sind typisch <strong>für</strong> die<br />
Eibe und werden dann oft als „Scheinstämme“<br />
bezeichnet. Der schmale Splint ist durchbrochen<br />
von den Spuren „schlafender Augen“. Dies sind<br />
ruhende Knospen, die bei Belichtung des Stammes<br />
der Eibe (beispielsweise nach Freistellung)<br />
auch im Alter neue Triebe bilden können.<br />
1) Das Foto zeigt das mittlere Stück der zusammengesetzten Bohle, einen Tangentialschnitt.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Eiben sind meist vom Grunde an mehrstämmig,<br />
durch Verwachsungen mehrerer Stämme bilden<br />
sich im Alter oft mächtige, tief unregelmäßige<br />
Scheinstämme. Die Eibe wird in Mitteleuropa<br />
bis 15 m hoch, im Kaukasus erreicht sie 30 m<br />
Höhe und 1,3 m Durchmesser. Als Baum des<br />
Unterwuchses ist die Krone je nach Lichtsituation<br />
vielgestaltig. Die Rinde ist dünn, rot- oder<br />
graubraun und dünnschuppig abblätternd, die<br />
Triebe sind lange Zeit grün berindet. Die flachen<br />
Nadeln haben im Gegensatz zur Tanne<br />
eine feine Stachelspitze. Eiben sind zweihäusig,<br />
d.h. es gibt männliche und weibliche Eiben. Die<br />
Samen sind becherförmig von einem zur Reifezeit<br />
leuchtend roten, fleischigen Samenmantel,<br />
dem Arillus, umschlossen. Außer diesem Arillus<br />
enthalten alle Teile der Eibe das giftige Alkaloid<br />
Taxin. Eiben können bis über 1000 Jahre alt<br />
werden.<br />
Vorkommen<br />
Die natürliche Verbreitung der Eibe erstreckt<br />
sich über Europa und Nordafrika bis nach Kleinasien.<br />
In den unteren Lagen des Kaukasus ist<br />
sie bestandesbildend. Die Eibe wächst von der<br />
Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (in den Alpen<br />
bis 1400 m), hauptsächlich im Bereich wintermilden,<br />
feuchten ozeanischen Klimas, meist<br />
nur vereinzelt im Unterstand von Laubwäldern.<br />
Sie bevorzugt frische, lockere, nährstoff- und<br />
kalkreiche Böden in Schluchten und an Steilhängen,<br />
sie ist winter- und spätfrostempfindlich<br />
und sehr schattenverträglich.<br />
Ihre Bestände wurden historisch stark dezimiert<br />
durch Übernutzung (z.B. Handel des Holzes <strong>für</strong><br />
Armbrustbögen nach England) und ihre Ausrottung<br />
an Wegen und Weidegebieten wegen<br />
ihrer Giftigkeit, v.a. <strong>für</strong> Pferde. Die wenigen<br />
heute noch vorhandenen Bestände sind gefährdet<br />
durch forstliche Maßnahmen, die <strong>für</strong> die<br />
Eibe ungünstig sind, sowie Wildverbiss durch<br />
Rehwild. Heute gehört die Eibe gemäß Bundesartenschutzverordnung<br />
zu den besonders<br />
geschützten Arten und steht in Thüringen auf<br />
der Roten Liste.<br />
Thüringen ist mit 30.000 Exemplaren ein<br />
vergleichsweise eibenreiches Bundesland. Sie<br />
kommt zerstreut in Laubmischwäldern vor allem<br />
auf Muschelkalkstandorten vor, ansonsten<br />
in Parkanlagen und auf Friedhöfen.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Eibe wird nicht forstlich bewirtschaftet. Sie<br />
ist eine beliebte Park-, Garten- und Friedhofspflanze.<br />
Verwendung<br />
Eibenholz ist außerordentlich schwer, elastisch<br />
und zäh, äußerst dauerhaft, schwer spalt- aber<br />
gut polierbar und schwindet nur gering.<br />
Aktuell: Handwerk (Luxusgegenstände der<br />
Kunsttischlerei und Drechslerei, Luxusmöbelindustrie,<br />
Pfeifenrohre, Spazierstöcke, Musikinstrumentenbau:<br />
Holzblasinstrumente),<br />
Medizin (aus Rinde<br />
und Nadeln kann ein<br />
wirksames Medikament<br />
gegen Krebsgeschwüre<br />
gewonnen werden).<br />
Historisch: Handwerk<br />
(<strong>für</strong> Speere, Bogenwaffen,<br />
Griffe von Werkzeugen,<br />
Bauholz).<br />
EIBENGEWÄCHSE<br />
TAXACEAE<br />
19<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
20<br />
KORNELKIRSCHE<br />
Cornus mas L.<br />
Kornelkirsche aus Bayreuth,<br />
Garten v. Heßberg<br />
Ø 10 cm, 60 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Das Holz der Kornelkirsche besitzt einen<br />
rötlichweißen Splint und einen rotbraunen,<br />
fast schwarzen Kern. Die kleinen Gefäße sind<br />
gleichmäßig über den ganzen Jahrring verteilt.<br />
Die Jahrringe sind leicht wellig und nicht sehr<br />
deutlich. Das Holz ist sehr hart und schwer (vgl.<br />
Gattungsname Cornus von lateinisch „cornu“<br />
(„das Horn“) in Anspielung auf das hornartig<br />
zähe, harte Holz).<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Die Kornelkirsche ist ein Strauch, bei dem<br />
der Haupttrieb oft umgebogen ist. Trotz<br />
monopodialem Wachstum sind Stämme selten.<br />
Der braune Kern ist extrem hart und fein<br />
gemasert. Es ist ein sehr edles, aber seltenes<br />
Holz.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt: 10 cm in 60<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,8 mm)<br />
zeigt einen nur sehr kleinen dunklen Kern mit<br />
einem breiten hellen Splint.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Kornelkirsche wächst als Strauch oder<br />
kleiner, bis 8 m hoher, rundkroniger Baum und<br />
erreicht dabei Stammumfänge bis zu 30 cm.<br />
Die abblätternde Rinde ist gelblichgrau. Die<br />
gegenständigen, elliptischen Blätter sind von<br />
3 - 5 bogenförmig zur Blattspitze verlaufenden<br />
Nerven durchzogen. Die Blüten sind klein,<br />
gelb und in seitenständigen, kugeligen Dolden<br />
angeordnet. Die Kornelkirsche blüht zum Teil<br />
bereits im Februar, lange vor dem Laubaustrieb.<br />
Die ovalen, glänzend roten Früchte sind essbar<br />
und schmecken säuerlich.<br />
Die Kornelkirsche kann über 100 Jahre alt werden.<br />
Vorkommen<br />
Zu finden ist die Kornelkirsche in Mittel- und<br />
Südeuropa, Kleinasien und dem Kaukasus. Als<br />
Licht- bis Halbschattart bevorzugt sie warme,<br />
trockene, lichte Eichenwälder, Waldränder und<br />
Gebüsche auf nährstoff- und kalkreichen Böden.<br />
Sie besitzt ein großes Ausschlagvermögen<br />
aus Stock und Wurzeln.<br />
In Thüringen findet sie sich weit verbreitet als<br />
Unterwuchs in wärmeliebenden Laubmischwäldern,<br />
in Trockengebüschen an der oberen<br />
Hangkante des Wellenkalks oder an Waldrändern.<br />
Die Kornelkirsche wird regional auch als<br />
Herlitze bezeichnet – südlich von Weimar gibt<br />
es beispielsweise einen Herlitzenberg.<br />
Bewirtschaftung<br />
Wegen der frühen, auffälligen Blüten wird die<br />
Kornelkirsche gern in Gärten und Parkanlagen<br />
kultiviert.<br />
Verwendung<br />
Das Holz der Kornelkirsche ist außerordentlich<br />
hart und schwer, sehr zäh, gleichmäßig und fest.<br />
Es ist schwer spaltbar, schwindet stark, tendiert<br />
zum Drehen, lässt sich jedoch gut polieren.<br />
Aktuell: Handwerk (Zapfenlager, Radkämme,<br />
Stiele <strong>für</strong> Handwerkzeuge, Leitersprossen,<br />
Schuhstifte, Schirm- und Spazierstöcke, Fassreifen),<br />
Landwirtschaft (Weinbergspfähle, Heugabeln),<br />
Ernährung (Früchte <strong>für</strong> Marmeladen<br />
und Säfte).<br />
HARTRIEGELGEWÄCHSE<br />
CORNACEAE<br />
21<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
22<br />
GEMEINE HASEL<br />
Corylus avellana L.<br />
Hasel vom Stadtforst<br />
Jena, Kernberge<br />
Ø 16 cm, 46 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Hasel besitzt ein rötlichweißes bis<br />
hellbraunes Holz ohne Kern. Die Jahrringe sind<br />
gleichmäßig rund und scharf begrenzt, daher<br />
gut sichtbar. Die zahlreichen, kleinen Gefäße<br />
sind zerstreutporig angeordnet.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Die Hasel hat ein gleichmäßig helles Holz.<br />
Braune Verfärbungen entstanden vor allem<br />
durch das Eindringen von Pilzen.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 16 cm in 46<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,7 mm)<br />
zeigt ein gleichmäßig helles Holz. Schwach<br />
erkennbar ist ein schmaler Splint.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Hasel erreicht als Strauch oder seltener als<br />
kleiner Baum Höhen von 6 - 8 m sowie Stammdurchmesser<br />
von 15 - 18 cm. Die graue, in der<br />
Jugend pergamentartig abschilfernde Rinde ist<br />
lange Zeit glatt, später leicht rissig. Die wechselständigen,<br />
doppelt gesägten Blätter sind rundlich<br />
bis eiförmig mit herzförmiger Basis. Die<br />
Blüten erscheinen im zeitigen Frühjahr, sind<br />
einhäusig verteilt, die männlichen in hängenden<br />
Kätzchen, die kleinen weiblichen Blütenstände<br />
ähneln Laubknospen, aber mit fädigen,<br />
roten Narbenbüscheln. Die von einer grünen,<br />
zerschlitzten Hülle umgebenen, hartschaligen<br />
Früchte sind einsamige Nüsse, der ölreiche<br />
Same ist essbar.<br />
Die Hasel-Sprossen werden höchstens 60 - 70<br />
Jahre alt, der Strauch treibt aber aus dem Wurzelstock<br />
neu aus. Dieser kann viele Jahrhunderte<br />
alt werden.<br />
Vorkommen<br />
Die Hasel ist in ganz Europa außer im äußersten<br />
Westen und hohen Norden sowie in Kleinasien<br />
und Algerien weit verbreitet. In Mitteleuropa<br />
wird sie verbreitet kultiviert, wobei mehr als<br />
die einheimische C. avellana die kleinasiatische<br />
C. maxima verwendet wird.<br />
In Thüringen kommt sie außer in Kultur in<br />
Laub- und Buschwäldern, an Wald- und Wegrändern<br />
und in Hecken vor.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Hasel wird wegen der Nüsse kultiviert. Die<br />
deutsche Haselnussproduktion macht nur einen<br />
verschwindend geringen Teil am Haselnusskonsum<br />
aus, weshalb der überwiegende Teil der<br />
Nüsse zum Direktverzehr und <strong>für</strong> den Industriebedarf<br />
importiert werden muß.<br />
Verwendung<br />
Das Holz der Hasel ist mittelhart, sehr zäh, gut<br />
spaltbar, jedoch von geringer Dauer und anfällig<br />
gegen Insektenfraß. Dünne Ruten sind wie bei<br />
der Weide sehr elastisch.<br />
Aktuell: Ernährung (Haselnüsse), Handwerk<br />
(Spazierstöcke, Zahnstocher, Korbflechterei)<br />
Historisch: Handwerk (dünnere Ruten zur<br />
Korbflechterei, zum Binden oder als Fassreifen,<br />
stärkere als Flechtwerk <strong>für</strong> Zäune und Wände<br />
oder zum Dachdecken, Pfähle), Energieträger<br />
(Brennholz), Heilkunde (gegen Schlangenbisse<br />
und Viehkrankheiten), Ernährung (Nüsse,<br />
Nussöl), Mystik (einjährige Triebe als Wünschelruten,<br />
Nüsse als Totenspeise (belegt durch<br />
Funde bei Weimar und Sömmerda).<br />
HASELGEWÄCHSE<br />
CORYLACEAE<br />
23<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
24<br />
HAINBUCHE, WEISSBUCHE<br />
Carpinus betulus L.<br />
Hainbuche vom Stadtforst<br />
Jena, Am Forstturm<br />
Ø 24 cm, 90 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Hainbuche bildet ein hellfarbiges,<br />
schlichtes, zerstreutporiges Laubholz mit<br />
wenig ausgeprägten Jahrringgrenzen und<br />
feinen Gefäßen, aber deutlich ausgeprägten<br />
Scheinmarkstrahlen.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen radialen Schnitt durch<br />
das Zentrum des Baums. Dies ist erkennbar an<br />
den eingewachsenen wechselständigen, kleinen<br />
Zweigen am jungen Trieb*. Die unregelmäßige<br />
Fladerung (schräg angeschnittene Jahrringe)<br />
stammt von dem oft krummen Wuchs und<br />
der Spannrückigkeit. Der weißliche Splint ist<br />
relativ breit (5 - 6 cm), der leicht grau gefärbte<br />
Kern ist wenig abgesetzt. Farbfehler entstanden<br />
oberhalb von eingewachsenen Ästen. Die<br />
Scheinmarkstrahlen sind an dem dickeren<br />
eingewachsenen Ast als weiße Streifen deutlich<br />
erkennbar*. Sie erzeugen im Querschnitt feine<br />
Spiegel.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 24 cm in 90<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,3 mm)<br />
ist deutlich erkennbar an der sogenannten<br />
Spannrückigkeit. Diese entsteht durch ein<br />
ungleichmässiges Dickenwachstum. Der breite<br />
Riss zeigt, dass das Holz stark schwindet. Der<br />
Kern ist vom Splint nicht abgesetzt. Auffällig<br />
sind jedoch die weißen Scheinmarkstrahlen,<br />
die auch die Zone kenntlich machen, an der die<br />
Spannrückigkeit ansetzt. Die Scheinmarkstrahlen<br />
entstehen durch das enge Zusammenliegen<br />
mehrerer einzelner Markstrahl-Stränge. Auffällig<br />
ist der gut überwachsene Seitenast ohne<br />
Farbeffekt.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Hainbuchen wachsen als 20 - 25 m (max. 30<br />
m) hohe Bäume mit 0,5 - 1 m Durchmesser.<br />
Die Krone ist vielgestaltig, oft krumm, die<br />
Hainbuche sucht als Halbschattbaumart nach<br />
Lücken im Kronendach. Die Rinde ist glatt und<br />
grau, durch die Spannrückigkeit mit Längswülsten<br />
und Furchen, später wird sie leicht rissig.<br />
Die Blätter sind typisch doppelt gesägt,<br />
Blüten und Früchte sind in grünlichen Kätzchen<br />
angeordnet. Die Samen sitzen als gerippte<br />
Nüsschen am Grunde einer dreilappig geflügelten<br />
Hülle.<br />
Die Hainbuche erreicht Alter von 120 - 150 Jahren,<br />
die forstliche Nutzung erfolgt meist nach<br />
70 bis 80 Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Die Hainbuche ist in ganz Europa bis zum Kaukasus<br />
ein typischer Baum der tieferen Lagen<br />
und des Hügellandes. Sie ist eine Mischbaumart<br />
auf leicht bodensauren, lehmigen Standorten.<br />
In Thüringen ist sie weit verbreitet in allen<br />
Laubmischwäldern.<br />
Bewirtschaftung<br />
Wegen der sehr hohen Regenerationsfähigkeit<br />
durch Stockausschläge wurde die Hainbuche<br />
im Nieder- und Mittelwald indirekt gefördert.<br />
Sie wurde aber auch direkt gepflegt wegen ihres<br />
vielseitig einsetzbaren Holzes <strong>für</strong> Geräte auf<br />
dem Bauernhof. Der Zuwachs der Hainbuche<br />
ist anfänglich rascher als der der Buche, daher<br />
ist sie konkurrenzstark im Niederwald und Mittelwald.<br />
Verwendung<br />
Es ist das schwerste Holz unter den heimischen<br />
Laubbaumarten, extrem dicht, hart, sehr schwer<br />
spaltbar, mit hoher Zähigkeit und ausgezeichneter<br />
Festigkeit, neigt aber zum Werfen und Reißen.<br />
Es ist ein hervorragendes Brennholz.<br />
Aktuell: Handwerk und Industrie (Spezialholz<br />
<strong>für</strong> viele Gebrauchsgegenstände mit starker mechanischer<br />
Beanspruchung und Stoßbelastung,<br />
daher Verwendung <strong>für</strong> Werkzeuge, Geräte, Maschinen:<br />
u.a. Hobel, Stechbeitel, Holzhämmer,<br />
Kantenzwingen, Winkelmaße, Hobelbänke,<br />
Pressen, Werkzeugstiele - bei Nässe aber glatt),<br />
Energieträger (Brennholz).<br />
Historisch: Handwerk (Webschützen und<br />
Hülsen, Zahnräder, Zapfenlager, Flaschenzüge,<br />
Wagenräder, Keile, Fleischerbänke, Schuhleisten,<br />
Billard- und Kegelkugeln, Schirmstöcke,<br />
Bürstenrücken, Musikinstrumentenbau (Klavierbau)),<br />
Landwirtschaft (Eggen, Dreschflegel,<br />
Viehfutter), Energieträger und Rohstoff (Brennholz,<br />
in Kalköfen, Färberei, Asche: Flussmittel<br />
<strong>für</strong> Metallschmelze, Pottasche).<br />
HASELGEWÄCHSE<br />
CORYLACEAE<br />
25<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
26<br />
SCHWARZER HOLUNDER<br />
Sambucus nigra L.<br />
Holunder aus dem<br />
Schlosspark Belvedere, Weimar<br />
Ø 16 cm, 31 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Das Holz des Holunders ist gelblichweiß und<br />
ohne Farbkern, im Längsschnitt ist es deutlich<br />
nadelrissig. Die Gefäße sind halbring- bis<br />
zerstreutporig angeordnet. Die Jahresringe<br />
sind gut erkennbar und verlaufen grobwellig.<br />
Markstrahlen sind deutlich sichtbar. Das in<br />
jungen Trieben weiße Mark besitzt Durchmesser<br />
von 3 - 10 mm, die Markröhre bleibt im Holz<br />
erhalten.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der Holunder zeigt ein gleichmäßig gelb<br />
gefärbtes, hartes Holz mit einer breiten<br />
Markröhre, die am unteren Ende deutlich<br />
erkennbar ist. Die schwarze Verfärbung erfolgte<br />
sekundär durch Pilze, die an Schadstellen<br />
eindrangen.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 16 cm in 31<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,6 mm)<br />
ist einfach erkennbar an dem zentralen Loch des<br />
Marks.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Schwarze Holunder ist ein bis 10 m hoher<br />
Baum oder Großstrauch mit Stammdurchmessern<br />
bis zu 30 cm und bogig überhängenden<br />
Zweigen. Die Triebe sind graubraun mit vielen<br />
auffälligen Korkwarzen (Lentizellen). Die Rinde<br />
ist ebenfalls graubraun und grob längs gefurcht.<br />
Die gegenständigen Blätter sind unpaarig gefiedert,<br />
der Laubaustrieb beginnt sehr früh. Die<br />
intensiv duftenden Blüten sitzen in vielblütigen<br />
Doldenrispen und bilden, an roten Fruchtstielen<br />
sitzend, schwarz glänzende, beerenartige<br />
Steinfrüchte aus, welche essbar sind. An älteren<br />
Stämmen findet man den essbaren Pilz „Judasohr“<br />
(der Sage nach soll sich Judas Ischarioth an<br />
einem Holunder erhängt haben).<br />
Während der Einzelspross durch Pilzbefall oft<br />
nicht langlebig ist (wenige Jahrzehnte), kann der<br />
Wurzelstock über 100 Jahre alt werden.<br />
Vorkommen<br />
Der Holunder kommt in ganz Europa bis in die<br />
Kaukasusländer vor, in Ebene und Hügelland,<br />
auch in den Alpen bis 1200 m.<br />
In Thüringen wächst er auf frischen, nährstoffreichen<br />
Böden auf Waldlichtungen, an Wald-<br />
und Wegrändern und in Gebüschen. Er ist sehr<br />
ausschlagfähig. Der Holunder ist ein Stickstoffzeiger.<br />
Das Vorkommen in Hecken, aber auch in<br />
Wäldern, insbesondere auf Kalkstandorten, hat<br />
sich durch den atmosphärischen Stickstoffeintrag<br />
stark vermehrt.<br />
Bewirtschaftung<br />
Der Blüten und Früchte wegen ist der Schwarze<br />
Holunder seit alters her in Kultur.<br />
Verwendung<br />
Holunderholz ist dicht, hart, zäh und mittelschwer,<br />
leicht spaltbar, lässt sich jedoch schwer<br />
trocknen und reißt leicht. Die Resistenz gegen<br />
Pilze und Insekten ist nicht sehr hoch, es ist<br />
deshalb von geringer Dauer.<br />
Historisch wie modern: Handwerk (Schreiner-,<br />
Schnitz-, Drechsler- und Einlegearbeiten,<br />
z.B. Herstellung von Pfeifenköpfen, einfache<br />
Flöten sind leicht durch Entfernen des Marks aus<br />
jungen Trieben herzustellen), Ernährung (Ernte<br />
der Blüten <strong>für</strong> die Herstellung von Schaumwein<br />
oder Holunderküchle, sowie der Beeren, welche<br />
zu Suppe oder Beerenwein verarbeitet werden),<br />
Heilkunde (die Rinde wurde früher medizinisch<br />
als Abführ- und Brechmittel genutzt, ein Tee<br />
aus den Blüten wirkt schweißtreibend, heißer<br />
Saft wurde gegen Erkältung und Fieber getrunken),<br />
Brauchtum (der ganze Baum galt früher<br />
als „guter Geist“ und diente dem Schutz gegen<br />
böse Geister und Krankheiten, bei den Germanen<br />
wurde er als Wohnort der Erdgöttin Frau<br />
Holle verehrt, im christlichen Aberglauben<br />
stand er eher in schlechtem Ruf).<br />
HOLUNDERGEWÄCHSE<br />
SAMBUCACEAE<br />
27<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
28<br />
DOUGLASIE<br />
Pseudotsuga menziesii (Mirb.) Franco<br />
Douglasie vom Forstamt<br />
Rossla, Sangerhausen<br />
Ø 38 cm, 32 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Douglasie besitzt ein breitsplintiges<br />
Nadelholz mit dunkelrotem Farbkern und<br />
markantem Frühholz/Spätholz-Kontrast.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt<br />
den auffallend roten Farbkern mit gelbem<br />
Splint. Das Holz ist besonders grobastig. Die<br />
Äste sind fehlerfrei eingewachsen. Die Jahrringe<br />
sind besonders breit, das unterschiedliche<br />
Schrumpfen von Früh- und Spätholz ist am<br />
Brett fühlbar.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 38 cm in 32<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 5,9 mm)<br />
zeigt den roten Kern und einen breiten Splint,<br />
der in 8 Jahren 5 cm in die Breite wuchs. Typisch<br />
<strong>für</strong> Douglasie ist die dicke Borke.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Stamm ist geradschäftig-zylindrisch mit<br />
grobastiger Krone, in ihrer Heimat wird die<br />
Douglasie bis zu 100 m hoch und fast 4,5 m<br />
stark, in Europa immerhin bis über 50 m hoch<br />
und über 1 m stark. Die Rinde ist anfangs glatt<br />
und dunkelgrau mit blasenförmigen Harzbeulen,<br />
im Alter bildet sich eine rot- bis graubraune,<br />
tief gefurchte, dicke, weiche Borke. Die Nadeln<br />
sind weich und spitz, mit zwei weißen Längsstreifen<br />
auf der Unterseite. Nadeln und Zweige<br />
verströmen nach dem Zerreiben den typischem<br />
Douglasien-Geruch. Die Zapfen hängen, wobei<br />
zwischen den Samenschuppen die dreispitzigen<br />
Deckschuppen gut sichtbar sind. Douglasien<br />
erreichen in Nordamerika Alter zwischen 500<br />
und 700 Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Vorkommen der Douglasie erstrecken sich in<br />
Nordamerika entlang der Pazifikküste von Britisch-Kolumbien<br />
bis nach Kalifornien (var. menziesii)<br />
und im Landesinneren von Alberta über<br />
die Rocky Mountains bis nach Nordmexiko (var.<br />
glauca). Die spätfrostgefährdete Douglasie bevorzugt<br />
tiefgründige, mäßig saure, frische, sandige<br />
Lehmböden, Kalkstandorte sind ungünstig.<br />
Die Verbreitungskarte rechts unten zeigt, wo<br />
die Douglasie in Mitteleuropa eingeführt wurde<br />
und forstlich angebaut wird.<br />
In Thüringen wird die Douglasie auf ertragsschwächeren<br />
Standorten als Mischbaumart oder<br />
in kleinflächigen Reinbeständen angebaut, z.B.<br />
im Bereich des Thüringer Gebirges und des<br />
Ost-, West- und Südthüringischen Buntsandsteins.<br />
Der höchste Baum Thüringens ist eine<br />
Douglasie mit einer Höhe von 53 m (im Thüringer<br />
Forstamt Dietzhausen, Waldeigentum von<br />
Herrn Truchseß von Wetzhausen).<br />
Bewirtschaftung<br />
Die forstliche Nutzung in Europa erfolgte<br />
seit dem frühen 19. Jahrhundert mit ersten<br />
Anpflanzungen, inzwischen ist die Douglasie<br />
holzwirtschaftlich die wichtigste fremdländische<br />
Baumart und löst gebietsweise die Kiefer<br />
als zweitwichtigste Nutzholzart ab. Sie verjüngt<br />
sich natürlich. Der Einschlag erfolgt in Europa<br />
bei einem Alter von 60 - 80 Jahren. Douglasien<br />
sind ausgesprochen schnellwüchsig, die Zuwächse<br />
betragen bis zu 18 m 3 pro ha und Jahr.<br />
Verwendung<br />
Douglasienholz ist mittelschwer, im Vergleich<br />
zu anderen Nadelhölzern relativ hart, besitzt ein<br />
gutes Schwind- und Trockenverhalten, gute Festigkeits-<br />
und Elastizitätseigenschaften, ist widerstandsfähig<br />
und witterungsbeständig.<br />
Aktuell: Handwerk (Möbel), Innenausbau<br />
(Wand- und Deckenbekleidungen, Türen, Fensterrahmen,<br />
Brüstungen, Treppen, Parkett),<br />
Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich<br />
(Fachwerkbauten, Balkone, Kinderspielplätze,<br />
Wasserbau: u.a. Deich- und Buhnenbau, Masten,<br />
Rammpfähle, Holzpflaster, Zäune), Landwirtschaft<br />
(Gülletanks, Rebpfähle), Rohstoff<br />
(Faserplatten).<br />
Forstliche Verbreitung der Douglasie<br />
in Europa<br />
KIEFERNGEWÄCHSE<br />
PINACEAE<br />
29<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
30<br />
EUROPÄISCHE LÄRCHE<br />
Larix decidua Mill.<br />
Lärche vom Forstamt<br />
Rudolstadt, Uhlstädter Heide<br />
Ø 26 cm, 64 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Lärchenholz ist ein schmalsplintiges Nadelholz<br />
mit rötlichbrauner Kernfärbung und ausgeprägtem<br />
Kontrast zwischen Früh- und<br />
Spätholz.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt mit<br />
ausgeprägter Fladerung. Der Kern ist farblich<br />
deutlich vom Splint abgesetzt. Im Zentrum des<br />
Stammes sind viele dunkle Äste zu sehen, ein<br />
Merkmal, das typisch ist <strong>für</strong> die Lärche.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 26 cm in<br />
64 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />
2,0 mm) zeigt einen schmalen Splint, der<br />
farblich nur schwach vom Kern abgesetzt ist.<br />
Die Seitenäste sind gut eingewachsen. Das Holz<br />
ist charakterisiert durch deutliches Früh- und<br />
Spätholz, das die Jahrringgrenze hervorhebt.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Lärchen werden bis zu 50 m hoch. Der Stamm<br />
ist geradschäftig, oft zeigt er eine leichte Neigung<br />
zum Säbelwuchs. Dieses krummschäftige<br />
Wachstum ist genetisch fixiert, ursprünglich ist<br />
diese Eigenschaft auf Umweltbedingungen wie<br />
Schneedruck in Hanglagen zurückzuführen. Die<br />
Rinde ist anfangs glatt und graubraun, im Alter<br />
bildet sich eine dunkelrotbraune, dicke und tiefrissige<br />
Borke aus, welche schuppig abblättert.<br />
Die Krone ist anfangs schmal kegelförmig,<br />
später oft breit mit abgeflachtem Wipfel, die<br />
Zweige sind dünn. Die sommergrünen Nadeln<br />
stehen an den diesjährigen Langtrieben einzeln<br />
und spiralig angeordnet, an den Zweigen bilden<br />
sich höckerartige Kurztriebe mit Büscheln von<br />
30 - 50 Nadeln. Die Zapfen stehen aufrecht<br />
und verbleiben nach dem Samenfall oft noch<br />
Jahre am Baum (in Sibirien als Anpassung an<br />
Bodenfeuer). Lärchen erreichen Alter zwischen<br />
200 und 400 Jahren (vereinzelt sogar bis zu 800<br />
Jahren).<br />
Vorkommen<br />
Die Lärche kommt natürlicher Weise in vier isolierten<br />
Teilarealen vor: in den Alpen, den Sudeten,<br />
der Tatra und in Polen. Sekundär ist sie auch<br />
außerhalb des natürlichen Areals im Tief- und<br />
Hügelland verbreitet. Das Hauptvorkommen<br />
der Lärche liegt im kontinentalen Klima der<br />
Zentralalpen im subalpinen Lärchen-Zirbenwald<br />
nahe der Waldgrenze (bis 2400 m Höhe),<br />
d.h. sie ist angepasst an strenge Winter, kurze,<br />
strahlungsreiche Sommer und Lufttrockenheit.<br />
Die Nährstoffansprüche der Lärche sind gering,<br />
sie bevorzugt frische Böden und wächst sowohl<br />
auf Kalk- wie auch auf Urgestein.<br />
In Thüringen wird sie oft als Mischbaumart<br />
auch in tieferen Lagen angepflanzt.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Lärche wird forstlich sowohl als Mischbaumart<br />
als auch in kleinen Reinbeständen angebaut.<br />
Der Zuwachs ist ähnlich dem der Kiefer,<br />
im Mittel 3 - 8 m 3 pro ha und Jahr. Der Einschlag<br />
erfolgt im Alter von 100 - 140 Jahren.<br />
Verwendung<br />
Die Lärche besitzt nach der Eibe das schwerste<br />
und zugleich härteste Holz unter den einheimischen<br />
Nadelhölzern, mit hoher Festigkeit,<br />
Elastizität und Zähigkeit sowie gutem Schwindverhalten.<br />
Die Lärche neigt zu Drehwuchs und<br />
beim Trocknen zum Reißen und Werfen. Das<br />
Holz ist gut zu bearbeiten, außer bei hohem<br />
Harzgehalt. Das Kernholz ist dauerhaft und<br />
witterungsbeständig.<br />
Aktuell: Handwerk (Möbel, Drechslerarbeiten),<br />
Konstruktionsholz im Außenbereich (Erd-,<br />
Brücken- und Wasserbau, Masten, Rammpfähle,<br />
Holzpflaster, Zäune, Lärmschutzwände, Kinderspielanlagen),<br />
Innenausbau (Dachstühle,<br />
Wand- und Deckenkonstruktionen, Verkleidungen,<br />
Türen, Rahmen, Brüstungen, Treppen,<br />
Parkett), Industrie (Eisenbahnschwellen, Fässer,<br />
Kühltürme und Silos).<br />
Historisch: Handwerk (Möbel, Drechslerarbeiten,<br />
Zahnräder),<br />
Konstruktionsholz im<br />
Außenbereich (Mühlenbau:Windmühlenflügel,<br />
Dachschindeln),<br />
Energieträger, Rohstoff<br />
und Rohstoffgewinnung<br />
(Grubenholz, Brennholz,<br />
Kohlenmeiler, in<br />
der DDR wurde bis zur<br />
politischen Wende das<br />
Harz als Linsenkitt in<br />
der optischen Industrie<br />
verwendet).<br />
KIEFERNGEWÄCHSE<br />
PINACEAE<br />
31<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
32<br />
GEMEINE FICHTE<br />
Picea abies (L.) Karst.<br />
Fichte vom Forstamt<br />
Rudolstadt, Uhlstädter Heide<br />
Ø 27 cm, 46 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Fichte hat ein hellfarbiges Holz ohne<br />
Kernbildung, aber mit gut markierten Jahrringen<br />
und eingeschlossenen Harzgängen.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt<br />
ein gelbliches Holz, das unter Einfluss von<br />
Licht dunkler wird (verbraunt). Typisch sind<br />
die Harzkanäle, die als längliche braune Streifen<br />
deutlich sichtbar sind.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 27 cm in 83<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm)<br />
zeigt deutliche Jahrringe mit hellem Frühholz<br />
und dunklerem, fast braunem Spätholz. Der<br />
Splint ist nur sehr schwach abgesetzt. Das Holz<br />
schwindet relativ stark (breiter Riss). Auf der<br />
linken Seite ist ein Harzgang erkennbar.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Stamm der Fichte ist gerade, mit grauer<br />
bis rotbrauner, dünnschuppiger Borke. Fichten<br />
werden bis zu 50 m hoch. Die Krone ist auch im<br />
Alter kegelförmig (im Gegensatz zur abgeflachten<br />
Krone der Tanne). Die Nadeln sitzen stielartig<br />
auf einem Nadelkissen, das nach Abfallen<br />
der Nadel am Zweig verbleibt und den kahlen<br />
Zweig rau erscheinen lässt (im Gegensatz zur<br />
Tanne, bei der die Zweige glatt sind). Die Zapfen<br />
hängen (im Gegensatz zur Tanne) und fallen<br />
als Ganzes ab. Fichten erreichen Alter bis zu<br />
300 Jahren (Höchstalter 600 Jahre).<br />
Vorkommen<br />
Natürlich verbreitet ist die Fichte in Mitteleuropa<br />
in den höheren Lagen der Mittelgebirge und<br />
in Nordeuropa bis an die boreale Waldgrenze.<br />
Die Fichte bevorzugt kühl-feuchte Berglagen<br />
von 800 - 2000 m Höhe, sie ist empfindlich<br />
gegen Trockenheit und starke Bodenversauerung<br />
(Al-empfindlich), hingegen ist sie an ein<br />
geringes Nährstoffangebot angepasst. Auf<br />
kalkreichen Böden besteht eine erhöhte Gefahr<br />
der Rotfäule (verursacht durch den Wurzelschwamm<br />
Heterobasidion annosum), vor allem<br />
auch nach Schälschäden durch Rotwild.<br />
Forstlich wird sie seit der Übernutzung der Wälder<br />
im 18. Jahrhundert künstlich in den Tieflagen<br />
auch auf Laubwaldstandorten angebaut, der<br />
Fichtenanbau verdrängte langfristig die Buche.<br />
In Thüringen sind 48% der Waldfläche mit<br />
Fichte bestockt, sie ist forstlich die wichtigste<br />
Baumart.<br />
Die Fichte war in den 80iger Jahren die erste<br />
Baumart, welche deutliche Waldschäden zeigte<br />
(Nadelvergilbung, Kronenverlichtung). Trotz<br />
Reduktion der SO 2 -Belastung, jedoch in Folge<br />
der atmosphärischen Stickstoffeinträge, blieben<br />
die Waldschäden bis heute, wenn auch in verringertem<br />
Ausmaß, bestehen. Der Rückgang der<br />
Waldschäden ist auch eine Folge der veränderten<br />
Bewirtschaftung (starke Durchforstungen<br />
in jüngeren Beständen) und der Kalkung vieler<br />
Fichtenstandorte.<br />
Bewirtschaftung<br />
Bewirtschaftet wurde die Fichte bisher meist<br />
als schlagweiser Hochwald. Angestrebt werden<br />
heute strukturierte, naturnahe Fichtenmischbestände,<br />
die dauerwaldartig bewirtschaftet werden.<br />
Zuwächse betragen 6 - 15 m 3 pro ha und<br />
Jahr, die forstliche Nutzung erfolgt im Alter von<br />
80 - 120 Jahren.<br />
Verwendung<br />
Die Fichte hat ein mittelschweres Holz mit hoher<br />
Festigkeit und Elastizität, das wenig schwindet<br />
und gut zu bearbeiten ist. Ohne Holzschutz<br />
ist es wenig witterungsbeständig.<br />
Aktuell: Innenausbau (Verkleidungen, Türen,<br />
Rahmen, Dachstühle, Saunabau), Handwerk<br />
(Tischlerplatten, Möbel, Spankörbe, Klangholz<br />
<strong>für</strong> Musikinstrumente („Resonanzfichte“)),<br />
Energieträger und Rohstoff (Papier, Zellstoff,<br />
Holzwolle, Span- und Faserplatten, Brennholz),<br />
Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich<br />
(Masten, Schalungen, Gerüste und Leitern,<br />
Holzpflaster, Zäune, ), Industrie (Kisten, Paletten),<br />
Haushalt (Brotkästen, Brettchen etc.,<br />
Spielzeug), Brauchtum (Weihnachtsbäume).<br />
Historisch: Konstruktionsholz<br />
im Außenbereich<br />
(Wasserräder),<br />
Rohstoff, Rohstoffgewinnung<br />
und Energieträger<br />
(Brennholz, Grubenholz,<br />
Harz), Hand-<br />
werk (Möbel, Wagenbau,<br />
Leitern, Saiteninstrumente<br />
1) ), Landwirtchaft<br />
(Streunutzung, Heutürme),<br />
Heilkunde (ätherische<br />
Öle).<br />
1) Stradivari suchte sich die Stämme im Gebirge nach dem Einschlag aus: In den Südalpen wurden die am Berg gefällten<br />
Stämme in Rinnen den Berg hinuntergerutscht und schlugen im Tal auf dort bereits liegende Baumstämme auf. Der Klang,<br />
den ein Stamm bei Aufschlagen verursachte, war <strong>für</strong> Stradivari ausschlaggebend <strong>für</strong> die Verwendbarkeit als Deckel im Geigenbau.<br />
KIEFERNGEWÄCHSE<br />
PINACEAE<br />
33<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
34<br />
GEMEINE KIEFER<br />
Pinus sylvestris (L.)<br />
Kiefer vom Forstamt<br />
Rudolstadt, Uhlstädter Heide<br />
Ø 24 cm, 112 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Kiefernholz ist ein Nadelholz mit rotbrauner<br />
Kernfärbung und ausgeprägtem Frühholz/<br />
Spätholz-Kontrast und damit deutlich gekennzeichneten<br />
Jahrringen. Das Holz ist sehr<br />
harzreich, die Harzkanäle sind in der Regel<br />
deutlich sichtbar.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt<br />
einen rotbraunen Kern und einen hellen Splint.<br />
Die groben Seitenäste sind sauber eingewachsen,<br />
wobei die Verkernung den Astspuren folgt.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 24 cm in 112<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,1 mm)<br />
zeigt ein auffällig langsames Wachstum, d.h.<br />
der Baum stand unter starker Konkurrenz<br />
und/oder auf einem armen Standort. Das Holz<br />
ist angegriffen von einem Bläuepilz als Folge<br />
einer unsachgemäßen oder zu langen Lagerung<br />
nach der Fällung. Die Baumscheibe stammt von<br />
einem anderen Baum als die Bohle.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Stamm der Kiefer ist geradschäftig, sie<br />
wird bis zu 40 m hoch. Die Rinde ist im oberen<br />
Stammbereich fuchsrot und feinschuppig (sog.<br />
Spiegelrinde), der untere Stammbereich alter<br />
Bäume besitzt eine dicke, grau- oder rotbraune,<br />
rau gefurchte Plattenborke. Die Krone ist anfangs<br />
spitz kegelförmig mit quirlständigen Ästen,<br />
später vielgestaltig: Bei Bäumen des Flachlandes<br />
ist die Krone abgerundet, unregelmäßig<br />
und grobastig, bei Bäumen höherer Lagen eher<br />
schmal, spitz und feinastig. Die Nadeln stehen<br />
paarweise an den Kurztrieben. Die Zapfen sind<br />
kurzgestielt und eiförmig. Die Samen reifen im<br />
Jahr, das der Blüte folgt, sie fallen aber erst im<br />
darauf folgenden zeitigen Frühjahr aus. Danach<br />
fällt der Zapfen als Ganzes ab. Kiefern erreichen<br />
Alter bis zu 200 Jahren (Höchstalter bis<br />
600 Jahre).<br />
Vorkommen<br />
Die natürliche Verbreitung der Waldkiefer reicht<br />
über weite Teile Europas und Nordasiens. Sie<br />
hat, verglichen mit anderen einheimischen<br />
Waldbäumen, eines der größten natürlichen<br />
Areale. Es gibt geschlossene Vorkommen von<br />
den Alpen über das östliche Mitteleuropa bis<br />
70° nördlicher Breite in Sibirien und Skandinavien,<br />
meist auf sandigen Böden oder als Sukzessionsart<br />
nach Brand. Die Hauptvorkommen<br />
sind im Flachland, im Gebirge steigt die Kiefer<br />
bis 2100 m Höhe. Sie ist anspruchslos, frosthart<br />
und unempfindlich gegen Dürre und Feuer. Sie<br />
besiedelt in Mitteleuropa ursprünglich vor allem<br />
extreme Standorte wie trockene, nährstoff- und<br />
basenarme Sande, Moor- oder Rohböden, Kalkfelsen<br />
sowie Schwermetallstandorte (z.B. auf<br />
Serpentin).<br />
In Thüringen beträgt ihr Anteil an der Waldfläche<br />
rund 20%.<br />
Bewirtschaftung<br />
Kiefern wurden bisher meist als schlagweiser<br />
Hochwald bewirtschaftet. Da die Kiefer ein<br />
Rohbodenkeimer ist, war bei der Plantagenwirtschaft<br />
eine starke Bodenbearbeitung notwendig.<br />
Künftig wird wie bei der Fichte eine dauerwaldartige<br />
Bewirtschaftung angestrebt, wobei der<br />
Anteil der Fichte deutlich zurückgehen wird.<br />
Die forstliche Nutzung erfolgt bei 100 - 120<br />
Jahren <strong>für</strong> Bauholz und bei 120 - 160 Jahren<br />
<strong>für</strong> Wertholz. Die Zuwächse betragen im Mittel<br />
3 - 8 m 3 pro ha und Jahr.<br />
Verwendung<br />
Kiefernholz ist relativ weich, mittelschwer,<br />
mäßig hart, besitzt gute Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften,<br />
schwindet gering und ist<br />
außer bei sehr harzreichen Hölzern technisch<br />
gut bearbeitbar. Das Kernholz ist von hoher<br />
natürlicher Dauerhaftigkeit, das Splintholz ist<br />
anfälliger gegen Pilze und Insekten.<br />
Aktuell: Handwerk (Tischlerei, Möbel), Innenausbau<br />
(Dachstühle, Verkleidungen, Türen,<br />
Rahmen), Bau- und Konstruktionsholz im<br />
Außenbereich (Holzpflaster, Zäune, Masten,<br />
Rammpfähle, Spielgeräte), Industrie (Gussmodelle,<br />
Schwellenholz, Kisten, Fässer, Paletten),<br />
Rohstoff (Zellstoff, Holzwolle, Span- und Faserplatten),<br />
Haushalt (Löffel, Brotkästen, Brettchen<br />
etc.), Brauchtum (Weihnachtsbäume).<br />
Historisch: Handwerk<br />
(Möbel, Drechsler- und<br />
Schnitzarbeiten, Musikinstrumentenbau),<br />
Bau-<br />
und Konstruktionsholz<br />
im Außenbereich (Wasserrinnen),<br />
Rohstoff<br />
und Energieträger (Papierherstellung,Brennholz,<br />
Kohlenmeiler,<br />
Färberei, Harz <strong>für</strong> Kolophonium<br />
und anderes).<br />
KIEFERNGEWÄCHSE<br />
PINACEAE<br />
35<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
36<br />
SCHWARZKIEFER<br />
Pinus nigra Arnold<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Das Holz der Schwarzkiefer besitzt einen<br />
breiten, gelblich- oder rötlichweißen Splint und<br />
einen rötlichbraunen Kern. Die Jahrringe sind<br />
wegen der deutlichen Grenze zwischen Früh<br />
-und Spätholz deutlich. Das Holz ist dem der<br />
Waldkiefer (P. sylvestris) sehr ähnlich, jedoch<br />
schwerer und deutlich harzreicher.<br />
Ausgestelltes Holz<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 31 cm in 87<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,8 mm)<br />
zeigt ein kräftiges Wachstum in der Jugend<br />
sowie die beginnende Verkernung. Die starke<br />
Borke ist typisch <strong>für</strong> die Schwarzkiefer.<br />
Schwarzkiefer vom Stadtforst<br />
Jena, Revier Wöllmisse<br />
Ø 31 cm, 87 Jahre
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Schwarzkiefer ist ein in ihrer Heimat bis<br />
40 m hoher und bis zu 1 m mächtiger, jung<br />
raschwüchsiger Nadelbaum mit quirlständigen,<br />
waagerecht abstehenden, starken Ästen, die<br />
im Alter eine schirmförmige Krone bilden. In<br />
Mitteleuropa wird sie nicht ganz so hoch, da<br />
sie oft auf sehr trockenen Standorten angebaut<br />
wird. Die Rinde ist graubraun bis grauschwarz,<br />
die schuppige Borke im Alter dick und rau.<br />
Die Nadeln stehen paarweise an Kurztrieben,<br />
sie werden 4 - 7 Jahre alt. Die Blüten gleichen<br />
denen der Waldkiefer. Die eiförmigen Zapfen<br />
stehen vom Zweig ab, sie öffnen sich und<br />
entlassen die geflügelten Samen, bevor sie als<br />
Ganzes abfallen.<br />
Die Schwarzkiefer kann ein Alter von 500 - 600<br />
Jahren erreichen.<br />
Vorkommen<br />
Heimisch ist die Schwarzkiefer in Südeuropa,<br />
dem Balkan und Kleinasien. Sie wächst auf<br />
flach- bis mittelgründigen, kalkreichen Böden in<br />
sommerwarmer, nicht zu trockener Klimalage.<br />
Sie stellt geringe Nährstoffansprüche, ist dürreresistent,<br />
winter- und spätfrostunempfindlich,<br />
sturmfest und relativ wenig gefährdet durch<br />
Luftverunreinigungen. Seit dem 19. Jahrhundert<br />
wird Schwarzkiefer in Deutschland angebaut.<br />
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde<br />
sie in Thüringen auf trockenen Standorten<br />
angebaut, insbesondere zur Wiederbewaldung<br />
ehemaliger Hutungsflächen an den Hängen<br />
des Wellenkalks und auf Plateaulagen. Gegenwärtig<br />
sind etwa 2400 ha in Thüringen mit der<br />
Schwarzkiefer bestockt, damit ist ihr Waldflächenanteil<br />
gegenwärtig doppelt so hoch wie der<br />
der Douglasie.<br />
Bewirtschaftung<br />
In Mitteleuropa ist die Schwarzkiefer häufig<br />
in Parks und Gärten, verbreitet auch forstlich<br />
kultiviert.<br />
Verwendung<br />
Das Holz der Schwarzkiefer ist grobfaserig,<br />
weich, sehr harzreich, schwer spaltbar, es<br />
schwindet wenig und ist dauerhaft.<br />
Aktuell: Industrie und Bauwesen (Erd- und<br />
Wasserbauten: Brücken, Schleusen, Spundwände,<br />
Brunnenröhren, Grubenholz, Schiffsbau),<br />
Rohstoffgewinnung (Sperrholz, Spanplatten,<br />
Papier, Harz und Terpentin)<br />
Historisch wurde die Schwarzkiefer in Thüringen<br />
nicht verwendet, da sie hier erst später<br />
angebaut wurde.<br />
KIEFERNGEWÄCHSE<br />
PINACEAE<br />
37<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
38<br />
WEISSTANNE<br />
Abies alba Mill.<br />
Weißtanne vom Forstamt<br />
Neustadt, Rockendorf<br />
Ø 32 cm, 83 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Tanne hat ein weißliches Holz ohne Kernfärbung<br />
und ohne Harzkanäle (im Gegensatz<br />
zur Fichte), mit deutlichem Kontrast zwischen<br />
Früh- und Spätholz und damit ausgeprägter<br />
Jahrringstruktur.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />
der Mitte, d.h. die Fladerung der Jahrringe ist<br />
nur im Zentrum der Bohle ausgebildet. Es ist<br />
ein sehr helles Holz, ohne Harzgänge, mit vielen<br />
eingewachsenen Totästen.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 32 cm in 83<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,9 mm)<br />
zeigt im Zentrum einen deutlichen Astquirl, wie<br />
er <strong>für</strong> viele Nadelbäume typisch ist. Die Jahrringe<br />
sind deutlich erkennbar mit hellem Früholz<br />
und relativ breitem, etwas dunklerem Spätholz.<br />
Der 2 bis 3 cm breite Splint ist optisch kaum<br />
vom Kern abgrenzbar. Der Baum zeigte in den<br />
ersten 30 Jahren ein sehr rasches Wachstum, d.h.<br />
diese Tanne ist im Freistand eines Kahlschlages<br />
aufgewachsen. Mit 65 Jahren kam der Baum unter<br />
erheblichen Druck benachbarter Bäume und<br />
bildete darauf hin nur sehr schmale Jahrringe.<br />
Der breite Riss in der Baumscheibe zeigt, dass<br />
Tannenholz auch relativ stark schwinden kann.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Tanne wird bis 50 m hoch, sie bildet einen<br />
geraden Stamm mit silbergrauer, feinrissiger<br />
Schuppenborke. Die Krone ist anfangs spitz<br />
kegelförmig, später säulig mit abgeflachtem<br />
Wipfel (sogenannte Storchennest-Krone). Die<br />
Nadel sitzt auf einer scheibenförmigen Nadelbasis,<br />
die mit der Nadel abfällt, d.h. der kahle<br />
Zweig ist glatt (im Gegensatz zur Fichte). Die<br />
Tannennadel ist an der Spitze gekerbt, unterseits<br />
mit 2 weißen Wachsstreifen (im Gegensatz zur<br />
Eibe). Die Zapfen stehen aufrecht und zerfallen<br />
nach der Reife am Baum, nur die Zapfenspindel<br />
bleibt zurück. Am Waldboden findet man<br />
deshalb keine Tannenzapfen. Tannen erreichen<br />
Höchstalter von bis zu 600 Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Natürlicherweise ist die Tanne in den Gebirgen<br />
Mittel- und Südeuropas als Mischbaumart<br />
zusammen mit Buche und Fichte anzutreffen.<br />
Die Tanne wächst in der mittleren und oberen<br />
Bergwaldstufe (in den Alpen bis 1600 m Höhe)<br />
auf unterschiedlichen Gesteinen. Sie bevorzugt<br />
Lagen höherer Luft- und Bodenfeuchte, ist spätfrostempfindlich<br />
und extrem schattentolerant.<br />
Forstlich kommt sie auf ausreichend feuchten<br />
Standorten auch außerhalb des natürlichen<br />
Verbreitungsgebiets vor. Im Thüringer Wald<br />
ist die Tanne heimisch. Ihr Bestand ist heute in<br />
Deutschland aufgrund starken Wildverbisses,<br />
fehlender Verjüngung und Immissionsbelastung<br />
gefährdet. Im Wuchsgebiet Thüringer Gebirge<br />
ist die Tanne heute gerade noch mit einem<br />
Anteil von lediglich 0,06 % am Baumartenspektrum<br />
beteiligt (Rote Liste-Art).<br />
Bewirtschaftung<br />
Bewirtschaftet wird die Tanne in Mischbeständen<br />
zusammen mit Buche und Fichte. Den<br />
ökologischen Ansprüchen der Weißtanne wird<br />
am ehesten ein vertikal reich strukturierter Plenterwald<br />
gerecht. Ihr Zuwachs beträgt 5 - 17 m 3<br />
pro ha und Jahr, der Einschlag erfolgt in einem<br />
Alter von 90 - 130 Jahren.<br />
Verwendung<br />
Tannenholz ist weich, mittelschwer, zeigt gute<br />
Festigkeit und Elastizität, ein günstiges Schwindverhalten<br />
und kaum Neigung zum Reißen oder<br />
Werfen beim Trocknen. Ohne Holzschutz ist es<br />
wenig witterungsbeständig. Wegen der langen<br />
Holzfasern ist es weniger gut bearbeitbar als<br />
Fichtenholz, wird diesem jedoch bei Verwendungen<br />
vorgezogen, bei denen der hohe Harzgehalt<br />
der Fichte störend wirkt.<br />
Aktuell: Innenausbau (Dachstühle, Wand- und<br />
Deckenkonstruktionen, Verkleidungen 1) , Türen,<br />
Fenster), Konstruktionsholz im Außenbereich<br />
(Erd- und Wasserbau: Duckdalben (zum Vertäuen<br />
von Schiffen im Hafen), Stauwehre, Masten,<br />
Pfähle), Handwerk (im Möbelbau, meist als<br />
Blindholz, Spaltwaren: Spankörbe, Käseschachteln,<br />
Musikinstrumentenbau: Resonanzböden,<br />
Orgelpfeifen), Industrie (Verpackungen: Kisten,<br />
Paletten, Holzwolle), Rohstoff (Zellstoff,<br />
Papier), Medizin (ätherische Öle gegen Erkältungen),<br />
Brauchtum (Weihnachtsbäume 2) )<br />
Historisch: Konstruktionsholz im Außenbereich<br />
(Wasserbau: Wasserräder, Rammpfähle im<br />
Hafenbau 3) , Dachschindeln, Masten 4) ), Handwerk<br />
(Möbel), Energieträger<br />
und Rohstoffgewinnung<br />
(Brennholz, Grubenholz,<br />
Holzkohle, Glasbläserei,<br />
Lederherstellung), Heilkunde<br />
(Harz der Rinde<br />
<strong>für</strong> die Herstellung des<br />
„Straßburger Terpentins“<br />
bei Hautproblemen,<br />
ätherische Öle bei Erkältungen,<br />
Rheuma, Gicht,<br />
Verletzungen).<br />
1) 2002 wurden aus hochwertigem Tannenholz Empore, Innenverkleidung und Bänke der Dresdner Frauenkirche gefertigt.<br />
2) Die Weißtanne nadelt jedoch eher als die als Weihnachtsbaum beliebtere Nordmann-Tanne (A. nordmannia).<br />
3) Venedig ist auf Tannenstämmen der Südalpen (Trentino) gegründet.<br />
4) Aus dem Thüringer Wald wurde die Tanne nach Hamburg und Amsterdam geflößt und als Schiffsmasten verwendet.<br />
KIEFERNGEWÄCHSE<br />
PINACEAE<br />
39<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
40<br />
PURGIER-KREUZDORN<br />
Rhamnus catharticus L.<br />
Kreuzdorn vom Mainufer,<br />
Kemmern bei Bamberg<br />
Ø 25 cm, 47 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Der Kreuzdorn hat einen schmalen, gelbweißen<br />
Splint und glänzend braunrotes Kernholz. Die<br />
zahlreichen kleinen Gefäße sind zerstreutporig,<br />
fast flammenartig angeordnet, die Jahrringgrenzen<br />
deutlich.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der Kreuzdorn wächst nur sehr selten zu Stämmen<br />
von so starkem Durchmesser heran. Der<br />
Schnitt führt genau durch das Zentrum des<br />
Stammes und damit sind die eingewachsenen<br />
Sprossdornen oder Seitentriebe deutlich erkennbar.<br />
Am oberen Ende verzweigt sich der<br />
Stamm. In der Astgabel entsteht ein Überwallungsbereich,<br />
in dem Verwundungen möglich<br />
waren und Wasser und Luft leicht eindringen<br />
konnten, was zu Verfärbungen führte. Diese<br />
Schwachstellen am Baum führen oft zum Abbrechen<br />
von Seitenästen. Im unteren Bereich<br />
war die Überwallung eines toten Seitenastes<br />
noch nicht vollständig abgeschlossen*.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 25 cm in 47<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,7 mm)<br />
zeigt die typische Grünfärbung des Splintes.<br />
Auch der Kern hat im frischen Anschnitt eine<br />
grünliche Färbung, die unter Lichteinfluss in<br />
braune Töne übergeht.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Kreuzdorn wird als Strauch etwa 2 m, als<br />
kleiner Baum etwa 8 m hoch. Der Stamm ist oft<br />
krumm und spannrückig, die Krone unregelmäßig<br />
und locker. Der Name Kreuzdorn weist<br />
auf die kreuzweise angeordneten Zweige hin,<br />
welche häufig in Dornen enden. Die Rinde ist<br />
schwärzlich, im Alter feinrissig und innen gelbrot.<br />
Die gegenständigen Blätter sind elliptisch,<br />
mit 3 - 4 Paar bogig zur Blattspitze verlaufenden<br />
Nerven, im Gegensatz zu denen der Kornelkirsche<br />
jedoch leicht gezähnt. Die gelbgrünen<br />
Blüten sind unscheinbar, die blauschwarzen,<br />
beerenähnlichen Steinfrüchte sind giftig.<br />
Der Kreuzdorn kann über 100 Jahre alt werden.<br />
Vorkommen<br />
Die natürliche Verbreitung reicht von Europa<br />
bis Westasien und Nordwestafrika, von der<br />
Ebene bis in mittlere Gebirgslagen. Als Lichtbaumart<br />
bevorzugt der Kreuzdorn sonnige<br />
Standorte auf kalkreichen, steinigen Böden, wie<br />
Gebüsche, Hecken und Waldränder.<br />
In Thüringen kommt der Kreuzdorn in Hecken<br />
vor, stellenweise auch flussbegleitend in der<br />
Talaue. Er ist jedoch sehr selten.<br />
Bewirtschaftung<br />
Der Kreuzdorn fand in der Heilkunde Verwendung<br />
und wurde deswegen zuweilen angepflanzt.<br />
Verwendung<br />
Das Holz des Kreuzdorns ist hart und wird<br />
deshalb gern <strong>für</strong> kleine Drechslerarbeiten verwendet,<br />
allerdings ist es sehr selten.<br />
Aktuell: Handwerk (Tischler- und Drechslerarbeiten).<br />
Historisch: Heilkunde (Gewinnung von<br />
abführenden (purgativen: daher der Name!)<br />
Drogen), Rohstoffgewinnung (aus Rinde und<br />
Beeren wurden grüne und rote Naturfarbstoffe<br />
hergestellt).<br />
KREUZDORNGEWÄCHSE<br />
RHAMNACEAE<br />
41<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
42<br />
SOMMER- UND WINTERLINDE<br />
Tilia platyphyllos Scop. und T. cordata Mill.<br />
Sommerlinde vom Stadtforst<br />
Jena, Revier Vollradisroda<br />
Ø 38 cm, 72 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Linde gehört zu den sogenannten Reifholzbäumen<br />
mit hellem Kern. Das Holz ist schlicht<br />
hellfarben, zerstreutporig mit zahlreichen,<br />
gleichmäßig angeordneten, sehr feinen Gefäßen,<br />
die auch im Längsschnitt kaum zu sehen<br />
sind. Die Jahrringe sind nur schwach markiert,<br />
aber erkennbar. Die Markstrahlen sind als Spiegel<br />
deutlich sichtbar.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt mit<br />
schwacher Fladerung (schrägem Anschnitt)<br />
der Jahrringe. Der Splint ist breit (4 - 5 cm),<br />
aber farblich kaum abgesetzt vom Kern. Die<br />
Markstrahlen sind als feine Spiegel vor allem<br />
am oberen Teil des Brettes (rechts) erkennbar.<br />
Die Bohle zeigt Holzfehler, die als braunes<br />
Band von alten Wunden bzw. Rindenschäden<br />
ausgehen.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 38 cm in 72<br />
Jahren: Jahrringbreite 2,6 mm). Der Baum ist<br />
stark exzentrisch, vermutlich nach der Seite<br />
hängend gewachsen. Die Scheibe ist nicht gerissen,<br />
d.h. das Holz schwindet relativ wenig.<br />
Die Jahrringe sind gut sichtbar. Ein schwacher<br />
Graukern ist erkennbar, der aber erst nach der<br />
Fällung aufgetreten ist.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Linden sind 25 - 30 m (max. 40 m) hohe Bäume<br />
mit einem Stammdurchmesser von oft bis zu<br />
1 m. Einzelbäume mit einem Durchmesser von<br />
mehr als 5 m sind bekannt. Die Kronenform<br />
im Freistand ähnelt dem Lindenblatt (aber abgerundet).<br />
Im Alter bildet die Linde eine dunkelgraue,<br />
längsrissige Borke. Die Blätter sind<br />
rundlich bis schief-herzförmig zugespitzt, bei<br />
der Sommerlinde behaart. Die wohlriechenden<br />
gelben Blüten sind in Trugdolden angeordnet.<br />
Die Früchte sind Nüsschen, wobei das Hochblatt<br />
des Blüten- bzw. Fruchtstandes als Flugorgan<br />
dient.<br />
Linden erreichen sehr hohe Alter, nicht selten<br />
bis 300 oder 400 Jahre, max. bis 1000 Jahre.<br />
Vorkommen<br />
Die Linde wächst in Nord-, Mittel- und Osteuropa<br />
bis zum Ural und Kaukasus. Die Verbreitungsgebiete<br />
reichen bei der Winterlinde weiter<br />
in den europäischen Osten und Norden, bei der<br />
Sommerlinde weiter nach Süden und Südosten.<br />
Im Allgemeinen steigt die Winterlinde in den<br />
Höhenlagen nicht so hoch wie die Sommerlinde.<br />
Als typische Mischbaumart ist die Sommerlinde<br />
oft vergesellschaftet mit dem Bergahorn.<br />
In Thüringen kommt die Linde meist im artenreichen<br />
Laubmischwald auf Kalk an Bergkuppen<br />
vor, verbreitet auch als Dorflinde (und<br />
Tanzlinde).<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Bewirtschaftung erfolgte bisher meist im<br />
Plenter- oder Mittelwald. Heute wird in der<br />
Forstwirtschaft versucht, Linden im Hochwald<br />
zu fördern und zu erhalten. Weiterhin werden<br />
sie als Einzelbäume im Dorf und auf der Feldflur<br />
bewirtschaftet. Häufig sind Linden auch als<br />
Alleebäume angepflanzt.<br />
Verwendung<br />
Die Linde hat ein weiches, mittelschweres Holz<br />
mit sehr gleichmäßiger Struktur. Es ist zäh aber<br />
wenig elastisch, wenig bruchfest, relativ stark<br />
schwindend, aber leicht zu bearbeiten. Unter<br />
Witterungseinfluss ist es wenig dauerhaft und<br />
wird daher meist im Innenbereich eingesetzt.<br />
Aktuell: Handwerk (begehrtes Holz <strong>für</strong> Bildhauerei,<br />
Schnitzerei, Drechslerei, Möbelbau (als<br />
Blindholz und Absperrfurnier), Nussbaum- und<br />
Ebenholzimitation, <strong>für</strong> Kuckucksuhren, Zeichenbretter,<br />
Hutformen, Holzknöpfe, zur Perückenherstellung,<br />
Mittelsteg von Tischlersägen,<br />
Flachpinsel, Holzschuhe, Zimmermannsbleistift,<br />
Musikinstrumentenbau: Harfe, Tastatur<br />
beim Klavier, Zungenpfeifen bei Orgel), Industrie<br />
(Gießmodeln), Haushalt (Küchengeräte, Behälter<br />
<strong>für</strong> trockene Substanzen, Stöpsel, Zündhölzer),<br />
Freizeit (Spielzeug), Landwirtschaft (in<br />
Bienenkästen als obere und untere Leiste bei<br />
den Rähmchen, außerdem als Bienenfutter),<br />
Medizin (Holz <strong>für</strong> Prothesen, Lindenblüten als<br />
Tee), Rohstoff (Holzwolle, Zeichenkohle).<br />
Historisch: Handwerk (Schnitzerei, Drechsle-<br />
rei, Kisten, Körbe, Bleistifte,<br />
Bast <strong>für</strong> Flechtarbeiten,<br />
mit Zinn-Asche<br />
zum Schärfen von<br />
Werkzeug), Landwirtschaft<br />
(Viehfutter, Bienenfutter),Heilkunde<br />
(Lindenblütentee<br />
gegen Schwindsucht,<br />
Geschwülste und Bluterguss),<br />
Energieträger<br />
(Brennholz, Holzkohle).<br />
LINDENGEWÄCHSE<br />
Sommerlinde (T. platyphyllos)<br />
Sommerlinde<br />
(T. platyphyllos)<br />
TILIACEAE<br />
43<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
44<br />
ESCHE<br />
Fraxinus excelsior L.<br />
Alleebaum, Brotterode<br />
Ø 75 cm, 130 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Eschenholz ist ein ringporiges Laubholz mit<br />
breitem, hellem Splint und hellem Kern, erst in<br />
höherem Alter kann fakultativ ein lichtbrauner<br />
bis dunkelbrauner Farbkern ausbildet werden.<br />
Die Jahrringe sind deutlich, die Frühholzgefäße<br />
im Längsschnitt als Porenrillen gut erkennbar.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />
der Stammmitte. Die großen, im Frühjahr angelegten<br />
Gefäße sind als schwarze, feine Streifen<br />
(Porenrillen) erkennbar. In der Mitte ist der<br />
hellbraune sekundäre Kern angeschnitten. Die<br />
Jahrringe der Esche sind fühlbar, da das dichtere<br />
Spätholz weniger schwindet als das großporige<br />
Frühholz.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt: 75 cm in<br />
130 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,9<br />
mm) stammt von einem Alleebaum an einer<br />
Landstraße. Die Scheibe ist auffällig durch die<br />
braune, stark wellige und wolkige sekundäre<br />
Verkernung, die durch das unterschiedliche<br />
und wiederholte Eindringen von Luft und Wasser<br />
in das Stamminnere bedingt ist. Das Holz<br />
schwindet sehr stark, wie an dem breiten Riss<br />
erkennbar ist. Der helle Bereich ist <strong>für</strong> ein ringporiges<br />
Holz sehr breit und enthält vermutlich<br />
unverfärbtes Kernholz. Die Markstrahlen sind<br />
als dunkle Streifen sichtbar.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Esche erreicht 35 m bis max. 40 m Höhe<br />
mit 1 m (max. 2 m) Durchmesser. Im Freistand<br />
ist sie oft stark gabelwüchsig mit tief ansetzender,<br />
grobastiger Krone. Die Rinde ist in der Jugend<br />
glatt und grünlichgrau, im Alter netzrissig<br />
und in länglich-rhombische Felder geteilt. Die<br />
Blätter sind unpaarig gefiedert und gegenständig.<br />
Die großen, samtig schwarzen Winterknospen<br />
sind ein gutes Erkennungsmerkmal<br />
im Winterzustand. Die Blüten stehen in dunkelpurpurnen,<br />
dichten Büscheln ohne Kelch<br />
und Blumenkrone. Die Früchte sind einsamige,<br />
zungenförmig geflügelte Nüsschen.<br />
Eschen erreichen Alter bis zu 300 Jahren, forstlich<br />
wird bereits zwischen 70 und 80 Jahren<br />
geerntet, da in höherem Alter die Wahrscheinlichkeit<br />
<strong>für</strong> die Bildung des unerwünschten<br />
Braunkerns im Holz stark zunimmt.<br />
Vorkommen<br />
Neben Buche und Eiche ist die Esche die<br />
wichtigste Nutzholzart unter den Laubbäumen.<br />
Verbreitet über ganz Europa bis 61° N,<br />
in Mittelrussland und dem Kaukasus, besitzt<br />
die Esche jedoch ihren Arealschwerpunkt im<br />
Alpenvorland. Sie kommt sowohl auf nährstoffreichen,<br />
frischen Standorten (Wasseresche) als<br />
auch auf trockenen, flachgründigen Kalkböden<br />
(Kalkesche) vor und ist ein beliebter Straßen-<br />
und Alleebaum.<br />
In Thüringen ist die Esche in allen Laubmischwäldern<br />
vertreten.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Esche ist meist vorwüchsig in der Verjüngung,<br />
wird aber später überwachsen von der<br />
Buche. Die Zuwächse betragen zwischen 4 und<br />
6 m 3 pro ha und Jahr.<br />
Verwendung<br />
Die Esche liefert ein schweres, hartes Holz mit<br />
hoher Druck-, Zug- und Biegefestigkeit. Es besitzt<br />
eine hohe Elastizität und Abriebfestigkeit<br />
und ist sehr zäh und biegbar. Das Holz neigt nur<br />
gering zum Schwinden und arbeitet wenig. Es ist<br />
gut zu bearbeiten, neigt aber zum Ausreißen. Der<br />
Witterung ausgesetzt ist es wenig beständig. Die<br />
technischen Eigenschaften sind um so günstiger,<br />
je breiter die Jahrringe sind, denn die Festigkeit<br />
wird vom Spätholz bestimmt. Daher wird die<br />
Esche stark durchforstet. Durch den Braunkern<br />
werden die technischen Eigenschaften nicht<br />
beeinflusst. Bei stärkerer Verkernung erinnert<br />
das Holz der Esche an den nahe verwandten<br />
Ölbaum, man spricht dann von „Oliv-eschen“,<br />
dieses Holz wird teuer gehandelt.<br />
Aktuell: Handwerk (Furnier (Maserknollen),<br />
Stühle, Drechslerei, Leitersprossen, Leisten,<br />
Schlittenkufen, Werkzeug-Stiele), Innenausbau<br />
(Parkett), Industrie (Waggon und Maschinenbau,<br />
Gussformen, Paletten), Sportgeräte.<br />
Historisch: Handwerk (Mühlen, Wasserräder,<br />
Wagenbau, Waffen (Bögen und Speere), Ski),<br />
Landwirtschaft (Weinpressen, Pflüge, Viehfutter)<br />
Industrie (Webmaschinen, Dreschmaschinen,<br />
wegen chemischer Beständigkeit <strong>für</strong> Anlagen in<br />
der chemischen Industrie, Fahrzeugbau (Straßenbahn,<br />
Eisenbahn,<br />
Zugstangen), Heilkunde<br />
(Asche als schweißtreibendes<br />
Mit-tel, Blutungssaft<br />
als Arzneimittel:<br />
Manna), Energieträger<br />
und Rohstoff<br />
(Holzkohle, Rinde zum<br />
Blau-Färben).<br />
ÖLBAUMGEWÄCHSE<br />
OLEACEAE<br />
45<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
46<br />
GEMEINER FLIEDER<br />
Syringa vulgaris L.<br />
Flieder vom Friedhof der<br />
Friedenskirche Jena<br />
Ø 16 cm ,48 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Das Holz hat einen braunen bis hellvioletten<br />
Kern, der sich deutlich vom gelblichen bis<br />
rötlichweißen Splint abhebt. Die Gefäße<br />
sind halbringporig angeordnet, nach dem<br />
Frühholzporenkreis werden die Poren<br />
rasch kleiner. Die Jahrringgrenzen sind<br />
deutlich markiert. An der Grenze von Splint<br />
und Kern befinden sich im Längsschnitt<br />
deutlich erkennbare Zellreihen mit violetten<br />
Inhaltsstoffen.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der Flieder ist das einzige Holz, das im Kern<br />
in feinen Längsstreifen violette, fliederfarbene<br />
Einlagerungen zeigt. Der Kern ist ansonsten<br />
unauffällig hellbraun.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 16 cm in<br />
48 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />
1,7 mm) zeigt deutlich den dunklen, klar vom<br />
Splint abgegrenzten Kern mit den violetten<br />
Einlagerungen.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Flieder wächst als Großstrauch oder kleiner<br />
Baum mit besenförmiger Krone und erreicht<br />
Höhen von bis zu 7 m. Die Rinde ist graubraun<br />
und rau, im Alter bildet sich eine längsrissige,<br />
dünne, abblätternde Borke heraus. Die gegenständigen<br />
Blätter sind oval bis herzförmig und<br />
beiderseits frischgrün. Wegen seiner wohlriechenden,<br />
meist lilafarbenen Blütenrispen ist<br />
der Flieder ein beliebter Zierstrauch, von der<br />
ursprünglichen Wildform sind diverse Zuchtformen<br />
abgeleitet.<br />
Vorkommen<br />
Ursprünglich beheimatet ist der Flieder in Südosteuropa<br />
und auf dem Balkan, bei uns ist er<br />
seit dem 16. Jahrhundert bekannt.<br />
Auch in Thüringen ist er als Ziergehölz seit dem<br />
16. Jahrhundert eingebürgert und bildet durch<br />
seine starke Ausschlagsfähigkeit oft auch größere<br />
Gebüsche in Gärten, Hecken, Parkanlagen<br />
und an Waldrändern.<br />
Bewirtschaftung<br />
Flieder wird als Ziergehölz gepflegt. Bis zu 900<br />
verschiedene Züchtungen und Veredelungen<br />
soll es geben.<br />
Verwendung<br />
Das Holz ist hart, dicht, schwer und fest, lässt<br />
sich schwer spalten und polieren.<br />
Historisch sowie modern findet Fliederholz<br />
Verwendung in der Kunsttischlerei und Drechselei.<br />
ÖLBAUMGEWÄCHSE<br />
OLEACEAE<br />
47<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
48<br />
APFEL<br />
Malus domestica Borkh.<br />
Apfel aus dem Garten der<br />
Familie Schorcht, Jena<br />
Ø 28 cm, 59 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Der Apfelbaum bildet im Gegensatz zum<br />
Birnbaum regelmäßig einen Farbkern aus. Der<br />
zumeist breite Splint ist rötlichweiß bis hellrötlichbraun<br />
gefärbt, das wesentlich dunklere<br />
Kernholz ist von rötlichbrauner bis brauner<br />
Farbe und oft farbstreifig („gewässert“). Das<br />
Holz ist zerstreutporig, die zahlreichen Holzstrahlen<br />
sind sehr fein. Die Jahrringe sind wenig<br />
deutlich.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Apfelbäume haben meist nur einen kurzen<br />
Stamm, daher ist auch die ausgestellte Bohle<br />
aus mehreren aufgeklappten Teilen des gleichen<br />
Stammabschnitts zusammengesetzt. Der breite<br />
gelbliche Splint ist nur undeutlich vom dunkleren<br />
Kern abgesetzt. Die braunen Streifen stammen<br />
von Verletzungen in der Jugend (Baumschnitt)*.<br />
Die weißen Gefäße im Kern (Mitte<br />
der Bohle) zeigen beginnende Fäulnis an*.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 28 cm in 59<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,4 mm)<br />
zeigt einen sehr unregelmäßigen Kern, der<br />
durch eindringende Luft in der Richtung des<br />
Waldrisses gefördert wurde.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Kulturapfel ist ein kräftiger, max. 10 - 15 m<br />
hoher Baum mit kurzem Stamm, breit ausladenden<br />
Ästen und breiter Krone. Die Stämme<br />
erreichen Durchmesser von 30 - 40 cm und sind<br />
oft drehwüchsig und spannrückig. Die Borke<br />
ist rot- bis graubraun und blättert in dünnen<br />
Schuppen ab. Die Blätter sind breit elliptisch,<br />
kerbig gesägt und unterseits filzig behaart.<br />
Die Blüten sind weiß, rosa überlaufen, außen<br />
dunkler rot in armblütigen Doldentrauben. Die<br />
Früchte sind je nach Sorte sehr verschieden in<br />
Größe, Form und Geschmack.<br />
Vorkommen<br />
Die Kultursorten gehen überwiegend auf<br />
verschiedene aus Kirgisien und Kasachstan<br />
stammende Wildapfel-Arten zurück, während<br />
der einheimische europäische Wildapfel<br />
(M. sylvestris) oft als Pfropfunterlage dient. Die<br />
bedeutenden Anbaugebiete des kultivierten<br />
Apfels in Europa liegen in der gemäßigten<br />
Zone sowie im Übergang zum mediterran-subtropischen<br />
Bereich. Die Sorten unterscheiden<br />
sich in ihren Temperaturansprüchen (Frostempfindlichkeit,<br />
Kältebedürfnis der Blüten),<br />
einzelne Bäume findet man in den Inneralpen<br />
bis 1500 m Höhe. Beste Leistungen werden auf<br />
mittelgründigen, humosen und frischen Lehmböden<br />
erzielt.<br />
In Thüringen wurden erst im 16. Jahrhundert<br />
nachweislich Äpfel angepflanzt. Der Wildapfel<br />
findet sich zerstreut in lichten Laub- und Kiefernwäldern,<br />
Auwäldern, Gebüschen, an Waldrändern,<br />
auf sonnigen, felsigen Abhängen und<br />
Felsschutt. Wegen des starken Rückgangs gilt er<br />
als schützenswert.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Nutzung von Apfelbäumen geschieht<br />
intensiv in Plantagen oder extensiv im Streuobstanbau<br />
und in Haus- und Kleingärten. Die<br />
Vermehrung der Sorten erfolgt vegetativ über<br />
Pfropfung. Das Holz des Apfelbaumes ist von<br />
untergeordneter wirtschaftlicher Bedeutung.<br />
Zieräpfel werden wegen ihrer Blütenpracht im<br />
Frühjahr sowie wegen des bunten Frucht- und<br />
Blätterschmuckes im Herbst angepflanzt.<br />
Verwendung<br />
Das Holz des Wildapfels wird mehr geschätzt als<br />
das des Gartenapfels, nicht wegen besserer Hol-<br />
zeigenschaften, sondern weil Obstbäume erst<br />
gefällt werden, wenn sie nicht mehr ertragreich<br />
genug sind, dann aber bereits vielfach Kernfäule<br />
aufweisen. Das Holz ist dicht, schwer, hart und<br />
fest sowie gut bearbeitbar. Wegen häufiger Unregelmäßigkeiten<br />
im Faserverlauf neigt es während<br />
des Trocknens oft zum starken Reißen und<br />
Werfen.<br />
Aktuell: Kunsthandwerk (Tischlerei, Bildhauerei,<br />
Drechsel- und Schnitzarbeiten), Handwerk<br />
(Furniere, Messergriffe), Ernährung (Früchte<br />
als Tafel-, Koch- und Mostäpfel), Rohstoffgewinnung<br />
(Geliermittel Pektin aus Trestern, Öl<br />
aus Samen), Landwirtschaft (Apfelsilage als<br />
Viehfutter).<br />
Historisch: Handwerk<br />
(Werkzeugstiele, Schraubenspindeln,Holzzahnräder,<br />
Hobelkästen), Landwirtschaft<br />
(Bienenweide,<br />
Viehfutter), Ernährung,<br />
Heilkunde (Früchte gegen<br />
Ruhr, Gicht, Rheuma,<br />
Nieren- und Stoffwechselstörungen<br />
und Warzen sowie<br />
als Schlafmittel).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
Natürliche Verbreitung des Wildapfels<br />
(M. sylvestris) in Europa<br />
49<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
50<br />
BIRNE<br />
Pyrus communis L.<br />
Birne aus dem<br />
Garten der Familie Peters<br />
Birne aus dem<br />
Garten der Familie Peters<br />
Ø 43 cm, 103 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Birne zeigt eine sehr unterschiedliche Holzfärbung.<br />
Es gibt gleichmäßig rötlich gefärbte<br />
Hölzer ohne Kern, oder Hölzer mit gelblichem<br />
Splint und einem rot- bis braunvioletten, fakultativen<br />
Farbkern. Unter Lichteinfluss dunkelt das<br />
Holz nach. Es ist zerstreutporig, feinfaserig und<br />
gleichmäßig strukturiert. Durch dunklere Spätholzzonen<br />
sind die Jahrringe deutlich erkennbar<br />
und das Holz im Tangentialschnitt gefladert, zuweilen<br />
ist das Holz auch stärker geflammt oder<br />
geriegelt (sog. „bunter Birnbaum“).<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle besitzt einen rotbraunen Kern. Der<br />
ungleichmäßige Rand des Kerns zeigt, dass es<br />
sich um einen sekundären Farbkern handelt, der<br />
durch eindringenden Luftsauerstoff induziert<br />
wurde. Der überwallte Ast* war möglicherweise<br />
die Eintrittsstelle <strong>für</strong> Luft. In der Mitte zeigt<br />
eine Verletzung den Anfang einer solchen Holzverfärbung*.<br />
Die Verkernung führt auch zu einer<br />
deutlichen Veränderung des Holzes, d.h. der<br />
Kern ist als Wulst fühlbar, da er nicht in gleicher<br />
Weise gehobelt wird wie der weichere Splint.<br />
Der typische Drehwuchs führt zu Verspannungen,<br />
die auch bei fester Verankerung das Holz<br />
reißen lassen (s. unteres Ende)*.<br />
Die Baumscheibe aus dem „Garten Peters“<br />
(Querschnitt 43 cm in 103 Jahren: Jahrringbreite<br />
im Durchschnitt 2,1 mm) zeigt die Birne<br />
mit der Rotkernbildung im Gegensatz zu der<br />
Baumscheibe aus dem „Garten Schorcht“<br />
(Querschnitt: 27 cm in 48 Jahren: Jahrringbreite<br />
im Durchschnitt 2,8 mm) ohne Kernbildung.<br />
Der Baum ohne Kern zeigt das „typische“ Birnbaumholz.<br />
Diese Birne zeigt eine scharfkantige<br />
Verletzung, die bis ins Mark reicht und vermutlich<br />
mit der Axt erzeugt wurde. Trotz dieser Verwundung<br />
kam es zu keiner Kernbildung 1) .<br />
Birne aus dem Garten<br />
der Familie Schorcht<br />
Ø 27 cm, 48 Jahre<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.<br />
1) Das bedeutet, dass unterschiedliche Varietäten <strong>für</strong> die Kernbildung verantwortlich sind.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Birne wächst als breit pyramidaler Baum<br />
bis 15 m, selten bis 20 m hoch, mit sparrig<br />
abstehenden, selten bedornten Ästen. Die<br />
Stämme werden bis über 80 cm mächtig, sind<br />
oft drehwüchsig und besitzen eine zunächst<br />
glatte, später rasch verborkende, würfelförmig<br />
gefelderte Rinde. Die Blätter sind eiförmig bis<br />
elliptisch, vorn zugespitzt, kerbig gesägt und<br />
oberseits glänzend. Die weißen Blüten stehen in<br />
armblütigen Doldentrauben und sind an den roten<br />
Staubblättern vom Apfel zu unterscheiden;<br />
sie riechen unangenehm. Die gelbgrünen, oft<br />
rotbackigen Früchte sind je nach Sorte variabel<br />
in Größe, Form, Körnigkeit des Fruchtfleisches<br />
(Steinzellen) und im Geschmack.<br />
Birnbäume werden 150 - 200 Jahre alt.<br />
Vorkommen<br />
Ursprünglich stammen die Kulturbirnen<br />
aus Persien und Armenien, woher sie über<br />
Griechenland und das Römische Reich nach<br />
Westeuropa kam. Durch Selektion und Kreuzungszüchtung<br />
entstand eine Vielzahl von Kultursorten.<br />
Die Wild- oder Holzbirne (P. pyraster),<br />
eine der Stammformen der Kulturbirne, ist in<br />
Süd- und Mitteldeutschland stärker vertreten als<br />
im Norden, da sie wärmeliebend und nicht sehr<br />
winterhart ist. Sie findet sich in Laubwäldern,<br />
Hecken und Trockengebüschen in sommerwarmen<br />
Lagen, in den Alpen bis 850 m Höhe. Auch<br />
der Anbau der Kulturbirne orientiert sich stark<br />
an diesen Wärmeansprüchen.<br />
In Thüringen gibt es Vorkommen der Wildbirne<br />
in Hecken und in Gebüschen auf trockenen<br />
Standorten. Auch ihre Erhaltung bedarf gezielter<br />
aktiver Maßnahmen.<br />
Bewirtschaftung<br />
Außer in Gärten werden Birnen auch im intensiven<br />
Anbau kultiviert. Die Vermehrung erfolgt<br />
vegetativ durch Pfropfung. Der vom Handel<br />
angebotene „Birnbaum“ stammt meist aus<br />
Obstkulturen. Die Wildbirne ist lichtbedürftig,<br />
langsam wüchsig und wurde forstwirtschaftlich<br />
kaum beachtet, deshalb ist sie aus den Wirtschaftswäldern<br />
fast gänzlich verdrängt worden<br />
und gilt in einigen Bundesländern als schützenswert.<br />
Verwendung<br />
Zwischen dem Holz der Wildbirne und dem<br />
der Kulturbirnen bestehen keine Unterschiede.<br />
Es ist gleichmäßig dicht, feinfaserig, hart und<br />
schwer, zäh, jedoch wenig elastisch. Es ist schwer<br />
spaltbar, schwindet stark und neigt zum Reißen<br />
und Werfen, weist getrocknet jedoch ein gutes<br />
Stehvermögen und hohe Formbeständigkeit auf<br />
und ist gut zu bearbeiten. Der Witterung ausgesetzt<br />
ist es von geringer Dauerhaftigkeit. Sein<br />
Brennwert ist hoch.<br />
Aktuell: Handwerk (Möbelbau, Furnier, wegen<br />
seiner hohen Formbeständigkeit <strong>für</strong> maßgenaue<br />
Zeichengeräte und Werkzeugteile, Tischler-,<br />
Drechsler- und Schnitzerarbeiten wie Dosen,<br />
Teller, Einlegearbeiten, Musikinstrumentenbau,<br />
z.B. <strong>für</strong> Blockflöten, kleinere Orgelpfeifen,<br />
Zupf- und Streichinstrumente, Ebenholzimitation<br />
<strong>für</strong> Klaviertasten), Innenausbau (Verkleidungen,<br />
Parkett), Haushalt (Küchengeräte wie<br />
Backmodel, Bürstenrücken, Holzspielzeug),<br />
Ernährung (Früchte, Schnapsbrennerei).<br />
Historisch: Handwerk und Industrie (stark<br />
beanspruchte Maschinenteile, Riemenscheiben,<br />
Zähne und Stöcke von kleinen Getrieberädern,<br />
Obst- und Weinpressen, Webschützen, Mangelrollen,<br />
Spinnräder, Schlittenkufen, Druckformen,<br />
Drucklettern, Druckwalzen, Kugeln, Kegel<br />
und Holzschrauben), Ernährung (Früchte),<br />
Landwirtschaft (Schweinemast), Energieträger<br />
und Rohstoffgewinnung (Brennholz, Farbstoffe<br />
aus der Rinde), Heilkunde (Früchte sind harntreibend,<br />
Auszüge der Blätter als Beruhigungsmittel).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
51<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
52<br />
ELSBEERE<br />
Sorbus torminalis (L.) Crantz<br />
Elsbeere aus dem<br />
Schlosspark Belvedere,<br />
Weimar<br />
Ø 28 cm, 149 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Elsbeere gehört zu den Reifholzbäumen,<br />
das Holz ist von heller, weißgelber bis schwach<br />
rötlicher Farbe, in älteren Bäumen dunkler rotgelb<br />
und dunkelt unter Lichteinfluss nach. Häufig<br />
tritt ein rot- bis schwarzbrauner fakultativer<br />
Farbkern auf. Die zahlreichen, sehr feinen Gefäße<br />
sind zerstreut- bis halbringporig angeordnet.<br />
Die Holzstrahlen sind sehr fein, die Jahrringe<br />
infolge des dunkleren letzten Spätholzes deutlich.<br />
Auf den Tangentialflächen ergibt sich dadurch<br />
eine unauffällige, feine Fladerzeichnung.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der Stamm ist an der Basis gebogen, und somit<br />
wird am unteren* und oberen Ende des Schnittes<br />
fast das Mark erreicht, in der Mitte zeigen<br />
die Fladern der Jahrringe, dass der Schnitt hier<br />
weiter vom Mark entfernt ist. Der gelbliche<br />
Splint ist deutlich abgesetzt vom dunkleren,<br />
rötlich braunen Kern, der in der Mitte noch einmal<br />
einen braunen sekundären Farbkern zeigt*.<br />
Dieses dunklere Holz ist deutlich härter und als<br />
Wulst fühlbar. Der Stamm ist relativ rasch und<br />
astfrei gewachsen.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 28 cm in 149<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,9 mm)<br />
zeigt den deutlich abgegrenzten Kern. Zusätzlich<br />
gibt es im Splint Verfärbungen, die möglicherweise<br />
bei der Lagerung nach der Fällung<br />
entstanden sind.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Elsbeere ist ein bis 25 m hoher Baum mit<br />
eiförmiger, im Freistand flachgewölbter Krone<br />
und Stammdurchmessern von 50 - 100 cm<br />
(max. 135 cm). Die Rinde ist anfangs glatt und<br />
grau, später bildet sich eine dunkelbraune, kleinschuppige<br />
Borke. Die Blätter sind eiförmig und<br />
tiefeingeschnitten gelappt, im Herbst leuchtend<br />
weinrot gefärbt. Die weißen Blüten stehen zu<br />
etwa 30 - 50 in aufrechten, lockeren Doldenrispen.<br />
Die Früchte sind kugelige oder eiförmige<br />
Apfelfrüchtchen, unreif gelbrot, reif braun,<br />
durch zahlreiche Lentizellen punktiert. Reif<br />
sind sie teigig und schmecken süßsauer.<br />
Die Elsbeere wird 200 - 300 Jahre alt.<br />
Vorkommen<br />
Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich<br />
über ganz Mittel- und Südeuropa bis zum Kaspischen<br />
Meer. In Deutschland ist die Elsbeere<br />
als seltene Mischbaumart in eichenreichen Wäldern<br />
und Gebüschen anzutreffen, sie bevorzugt<br />
warme Standorte auf trockenen bis frischen,<br />
basenreichen Böden, von der Ebene bis in die<br />
montane Stufe.<br />
In Thüringen finden sich reiche Vorkommen<br />
auf Muschelkalk im und um das Thüringer<br />
Becken, besonders in den Bereichen Erfurt,<br />
Arnstadt, Jena, Weimar, Naumburg, auch im<br />
Zechstein-Vorland des Kyffhäusers und des<br />
südlichen Harzes, sie fehlt jedoch im Thüringer<br />
Wald.<br />
Bewirtschaftung<br />
Seit der Aufgabe der Niederwaldwirtschaft im<br />
19. Jahrhundert wurde die Elsbeere, wie andere<br />
Wildobstgehölze, stark zurückgedrängt. Wegen<br />
ihrer Langsamwüchsigkeit wurde sie lange Zeit<br />
als forstwirtschaftlich wenig wichtig angesehen,<br />
gewinnt jedoch auch ökonomisch zunehmend<br />
an Bedeutung und entwickelte sich zu der am<br />
höchsten bezahlten Holzart Deutschlands. So<br />
wurden in den letzten Jahren <strong>für</strong> Elsbeere Preise<br />
von deutlich über € 5.000 <strong>für</strong> den Festmeter<br />
Holz gezahlt, ein Spitzenstamm erzielte 2001<br />
über € 15.000 pro Festmeter. Als Wildobstbaum<br />
ist die Elsbeere seit alters in Kultur.<br />
Verwendung<br />
Elsbeerenholz ist schwer, zäh, mittelhart, neigt<br />
zu starkem Schwinden und Verwerfen, es ist<br />
biegsam und sehr elastisch und dauerhaft. Es ist,<br />
mit erheblichem Kraftaufwand, gut zu bearbei-<br />
ten und gibt schöne und glatte Flächen. Von den<br />
Eigenschaften und der Verwendung her gleicht<br />
es dem Birnbaum und wird daher, ebenso wie<br />
der Speierling, oft unter dem Namen „Schweizer<br />
Birnbaum“ gehandelt.<br />
Aktuell: Handwerk (Furnier, Möbelbau, Messinstrumente,<br />
Zollstöcke, Zeichengeräte, Bleistifte,<br />
im Musikinstrumentenbau <strong>für</strong> Cembalos,<br />
Dudelsackpfeifen, Flöten und Trommelstäbe,<br />
Billardstöcke), Innenausbau (Verkleidungen,<br />
Parkett), Ernährung (Schnapsbrennerei).<br />
Historisch: Handwerk (Spezialholz <strong>für</strong> technische<br />
Verwendungszwecke: Teile der Mühlmahlwerke,<br />
Walzen, Spinnereispulen, Weberschiffchen,<br />
<strong>für</strong> Weinpressen, Mangelrollen,<br />
Druckbuchstaben und –model, Kegel und<br />
Holzschrauben, Wagenbau,Metzgerblöcke,<br />
wissenschaftliche<br />
Instrumente wie Stethoskope),<br />
Heilkunde<br />
(Gerbstoffe der Früchte<br />
gegen Ruhr, „tormina“<br />
= Ruhr), Rohstoffgewinnung<br />
(gelb- und rotbraune<br />
Farben aus den<br />
Zweigen), Energieträger<br />
(Holzkohle, Brennholz),<br />
Ernährung (Früchte roh<br />
oder eingekocht, auch<br />
als Viehfutter).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
53<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
54<br />
HUNDSROSE, HECKENROSE<br />
Rosa canina L.<br />
Hundsrose aus dem<br />
Ziegenhainer Tal, Jena<br />
Ø 10 cm, 21 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Das Holz ist lichtgelb, ohne Farbkern. Die Gefäße<br />
sind ring- bis halbringporig angeordnet,<br />
meist einzeln und locker verteilt.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Die Hundsrose ist ein Strauch, der bogenartig<br />
gekrümmte Sprossen aus dem Wurzelstock<br />
schiebt, die auf der Oberseite Seitenäste tragen.<br />
Nur selten wird der Hauptstamm älter. Er zeigt<br />
ein gelbes Holz mit zahlreichen und besonders<br />
breiten Markstrahlen, die vor allem im Querschnitt<br />
gut erkennbar sind. Markstrahlen sind<br />
Speicherorgane, und sie sind eine der Ursachen<br />
<strong>für</strong> das große Vermögen der Rose, nach<br />
Schädigung wieder auszutreiben. Das untere<br />
Zweigstück zeigt im Zentrum den Gang eines<br />
Insekts*.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 10 cm in 21<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,4 mm)<br />
zeigt nicht das typisch gelbe Holz, sondern eine<br />
eher schwarze Oberfläche, die durch Verfärbungen<br />
nach der Fällung entstanden ist. Gut zu sehen<br />
sind die charakteristischen Markstrahlen.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Hunds- oder Heckenrose ist ein stacheliger<br />
Strauch von 1,5 - 3 m Höhe. Sie wird oft erheblich<br />
höher, da sie sich als Spreizklimmer an<br />
Bäumen hochrankt. Die kräftigen Stämmchen<br />
sind steil aufgerichtet oder wie die zahlreichen<br />
Äste bogenförmig überhängend. Charakteristisch<br />
sind die wohlriechenden, rosa bis weißen<br />
Blüten, aus denen im Herbst die scharlachroten<br />
Hagebutten-Früchte entstehen. Diese enthalten<br />
zahlreiche behaarte, einsamige Nüsschen und<br />
sind essbar.<br />
Vorkommen<br />
Die Hundsrose ist in Europa, Nordafrika und<br />
Westasien mit vielen Unterarten weit verbreitet.<br />
Als lichtliebende Pionierstrauchart bevorzugt<br />
sie Hecken, Gebüsche, Waldränder und lichte<br />
Laubwälder von der Ebene bis in Berglagen<br />
(in den Alpen bis 1500 m). In Mitteleuropa ist<br />
sie eine der häufigsten Wildrosenarten. Sie tritt<br />
häufig nach der Feuer-Bewirtschaftung von<br />
Hecken auf (Abbrennen des alten Grases im<br />
Frühjahr).<br />
In Thüringen ist sie weit verbreitet in Hecken<br />
und Gebüschen und eine häufige Pionierart auf<br />
Trockenrasen und Ruderalstellen.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Heckenrose wird als Bestandteil naturnaher<br />
Heckenstrukturen und Sukzessionen geschätzt.<br />
Alle Sippen der Rosen gehören zu den am<br />
häufigsten im Landschaftsbau verwendeten<br />
Straucharten.<br />
Verwendung<br />
Das gelbe Holz der Hundsrose ist sehr dicht,<br />
fest und glatt und charakterisiert durch die<br />
auffällig breiten und dicht angeordneten Markstrahlen.<br />
Aktuell: Handwerk (Kunsttischlerei, kleine<br />
Drechselarbeiten, Einlegearbeiten), Ernährung<br />
(Tee, Marmelade aus den Früchten).<br />
Historisch: Landwirtschaft (Bienenweide,<br />
Viehfutter, Hecken), Energieträger (Brennholz),<br />
Handwerk (Spazierstöcke, Harken, Drechselarbeiten,<br />
Färben), Ernährung und Arznei.<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
55<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
56<br />
MEHLBEERE<br />
Sorbus aria (L.) Crantz<br />
Mehlbeere vom Forstamt<br />
Creutzburg, Revier Ifta,<br />
Heldrastein<br />
Ø 40 cm, 102 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Das Holz der Mehlbeere besitzt einen meist<br />
breiten, hellen Splint und einen braunen Kern.<br />
Es ist zerstreutporig, mit kleinen Gefäßen und<br />
feinen Markstrahlen.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen Radialschnitt durch das<br />
Zentrum des Stammes mit einem unregelmäßigen<br />
Braunkern längs eingewachsener Äste.<br />
Die Unregelmäßigkeit ist eine Folge des oft<br />
gekrümmtem Wuchses. Die Verfärbung oberhalb<br />
der eingewachsenen Äste ist dunkler. Dies<br />
zeigt, dass die Verfärbung von eindringendem<br />
Sauerstoff oder Wasser verursacht wurde. Der<br />
Splint (ca. 2 cm) ist kaum erkennbar abgesetzt.<br />
Die Markstrahlen sind als sehr feine Spiegel<br />
erkennbar. Die Jahrringe sind durch das etwas<br />
dunklere Spätholzband deutlich.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 40 cm in 102<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2 mm)<br />
zeigt große Wuchsraten in der Jugend, dagegen<br />
extrem langsames Wachstum im Alter. Die letzten<br />
Jahrringe sind kaum erkennbar. Die gewellte<br />
Form des Stammumrisses zeigt die typische<br />
Spannrückigkeit der Mehlbeere. Der Kern ist<br />
wolkig braun und lässt auf unterschiedliches<br />
Eindringen von Wasser oder Luft schließen. Die<br />
Markstrahlen sind einzeln kaum sichtbar, aber<br />
dennoch als dunklere Streifen erkennbar. Das<br />
Holz ist gering schwindend (aufgerissen).
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Mehlbeere ist ein Großstrauch oder kleiner<br />
Baum mit oft spannrückigem, krummschäftigem<br />
Stamm. Die Rinde ist schwarzgrau, oft<br />
weißfleckig und lange Zeit glatt, erst im sehr hohen<br />
Alter wird eine längsrissige Borke gebildet.<br />
Der Baum ist leicht erkennbar an den derben,<br />
unterseits weißfilzigen Blättern. Die Blüten<br />
sind in aufrechten Trugdolden, sie bilden scharlachrote<br />
Beeren aus, die meist von den Vögeln<br />
geerntet werden, denn die mehligen Früchte<br />
(daher Mehlbeere) sind <strong>für</strong> den Menschen erst<br />
nach dem Frost genießbar.<br />
Der Baum kann 200 bis max. 300 Jahre alt werden.<br />
Vorkommen<br />
Die Mehlbeere kommt in Mittel- und Südeuropa<br />
bis zum Himalaja in wärmeliebenden Gebüschen<br />
und Mischwäldern auf Kalkgestein vor.<br />
Sie ist typisch <strong>für</strong> warme, trockene Felshänge.<br />
In Thüringen findet sich die Mehlbeere vor allem<br />
in wärmeliebenden Laubmischwäldern und<br />
an Waldrändern.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Mehlbeere wurde indirekt gefördert bzw. ist<br />
erhalten geblieben durch die Niederwald- und<br />
Mittelwaldwirtschaft in Privat- und Gemeindewäldern.<br />
Verwendung<br />
Die Mehlbeere hat ein sehr dekoratives, feinfaseriges<br />
Holz mit hoher Dichte und großer Härte.<br />
Das Holz ist gut zu bearbeiten, schwindet<br />
aber stark.<br />
Aktuell: selten im Handel, im Handwerk Verwendung<br />
<strong>für</strong> Furnier und Kunsttischlerei.<br />
Historisch: Industrie (im Maschinenbau <strong>für</strong><br />
Teile, die durch Stoß und Reibung beansprucht<br />
wurden), Handwerk (Schnitzerei, Drechslerei),<br />
Energieträger (Brennholz).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
57<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
58<br />
MISPEL<br />
Mespilus germanica L.<br />
Mispel aus Jena,<br />
Garten der Familie Schulze<br />
Ø 11 cm, 34 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Mispel besitzt ein rötlichweißes bis fleischrotes<br />
Holz mit braunem Farbkern. Das Holz ist<br />
zerstreutporig und weist deutliche Jahrringe und<br />
zahlreiche Markstrahlen auf.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Die Mispel ist ein Strauch oder kleiner und häufig<br />
krumm wachsender Baum (so wie hier). Die<br />
Bohle ist aus zwei aufgeschnittenen Teilen zusammengesetzt,<br />
d.h. der eigentliche Stamm war<br />
nur ca. 1 m lang. Das Holz zeigt einen braunen,<br />
sehr harten Kern mit einigen gut ausgeheilten<br />
Astverwachsungen.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 11 cm in 34<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm)<br />
zeigt den unregelmäßig geformten schmalen<br />
Kern und einen sehr breiten Splint.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Mispel wächst als mitunter dorniger, bis<br />
6 m hoher Baum oder Strauch. Sehr alte Stämme<br />
erreichen 20 - 30 cm im Durchmesser. Die<br />
Borke ist grau, unregelmäßig aufreißend. Die<br />
Blätter sind lanzettlich, bis 12 cm lang, unterseits<br />
filzig. Die dekorativen, weißen Blüten<br />
stehen einzeln. Die Früchte sind kugelig, reif<br />
braun, am Scheitel tellerförmig abgeflacht und<br />
von den Kelchblättern gekrönt. Sie werden<br />
nach Frost oder längerem Liegen „teigig“ und<br />
sind erst in diesem Zustand roh genießbar, sie<br />
schmecken dann angenehm säuerlich.<br />
Mispeln werden 30 - 50, in Ausnahmefällen bis<br />
zu 100 Jahre alt.<br />
Vorkommen<br />
Die Mispel stammt - entgegen ihrem Namen<br />
„germanica“ – aus Vorderasien (siehe Karte).<br />
Über Griechenland und Italien kam sie nach<br />
Mitteleuropa, wo sie im Mittelalter ein beliebter<br />
Obstbaum war. Heute kommt sie, auch verwildert,<br />
an sonnigen Hängen, Felsen, in Gebüschen<br />
und lichteren Laubwäldern, auf mäßig<br />
trockenen und basenreichen Böden vor, sie ist<br />
wärmeliebend und frostempfindlich.<br />
In Thüringen finden sich Vorkommen in alten<br />
Obstgärten, Hecken und an Burganlagen.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Mispel ist in Mitteleuropa mehr oder weniger<br />
in Vergessenheit geraten, wird nur noch<br />
wenig gepflanzt und kaum noch genutzt. Die<br />
Vermehrung erfolgt vegetativ durch Pfropfung<br />
auf Crataegus (Weißdorn). Wegen der dekorativen,<br />
sehr großen, duftenden Blüten ist sie auch<br />
als Zierpflanze geeignet.<br />
Verwendung<br />
Das Holz ist sehr hart, fest und zäh, geschätzt<br />
<strong>für</strong> alle Zwecke, bei denen es auf hohe Widerstandsfähigkeit<br />
ankommt. Das Holz ist jedoch<br />
nur mit erheblichem Kraftaufwand zu bearbeiten.<br />
Aktuell: Kunsthandwerk (Drechslerei).<br />
Historisch: Waffen (Spieße), Ernährung<br />
(Früchte, auch als Mus, Marmelade oder Obstwein),<br />
Energieträger und Rohstoffgewinnung<br />
(Holzkohle, Gerbstoff), Heilkunde (Rinde, Blätter<br />
und Früchte als Heilmittel gegen Blutungen,<br />
Nierensteine und Halsleiden).<br />
Natürliches Verbreitungsgebiet<br />
der Mispel in Vorderasien<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
59<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
60<br />
SCHLEHE, SCHWARZDORN<br />
Prunus spinosa L.<br />
Schwarzdorn vom Ufer des<br />
Mains, Kemmern bei Bamberg<br />
Ø 14 cm, 40 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Das Holz der Schlehe besitzt einen rötlichen<br />
Splint und einen braunroten Kern. Die zahlreichen<br />
Gefäße sind halbring- bis zerstreutporig<br />
angeordnet, die Jahrringgrenzen sind deutlich<br />
sichtbar.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle veranschaulicht die Wuchsform der<br />
Schlehe, bei der der Haupttrieb an der Spitze abstirbt<br />
und ein Seitentrieb weiterwächst. Dies ist<br />
am unteren Stammende gut erkennbar. Damit<br />
kommt es zu dem typischen Zick-Zack-Wuchs.<br />
Diese Verzweigungsform führt zusätzlich zu einem<br />
extremen Drehwuchs, da sich das Gewicht<br />
des Sprosses ständig verlagert. Aus diesem<br />
Grunde musste der Stamm mit der Drehung in<br />
der Mitte aufgeschnitten werden. Die Schlehe<br />
besitzt einen schmalen Splint und einen breiten<br />
braunen Kern, der z. T. durch Verwundungen<br />
gefördert wird. Im Zentrum sind vor allem am<br />
oberen Ende viele Seitenäste erkennbar*. Es<br />
sind die Reste der typischen Sprossdornen oder<br />
Kurztriebe der Schlehe.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 14 cm in 40<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,8 mm)<br />
zeigt eine sehr unregelmäßige Kernbildung, wobei<br />
einzelne Bereiche bereits im Splintholz wie<br />
Farbspritzer verkernen.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Schlehe wächst als sperrig verzweigter,<br />
dorniger Strauch mit rußig schwarzbraun berindeten<br />
Stämmchen und Ästen. Sie wird bis zu<br />
5 m hoch. Die Blätter sind elliptisch und scharf<br />
gesägt, oberseits dunkel-, unterseits blassgrün.<br />
Die schneeweißen Blüten entspringen einzeln<br />
aus gehäuft stehenden Knospen. Die Früchte<br />
(„Schlehen“) sind etwa kirschgroße, schwarzblaue<br />
Steinfrüchte, sie sind nach Frosteinwirkung<br />
genießbar und schmecken äußerst herb.<br />
Der Einzelstamm der Schlehe wird etwa 40 Jahre<br />
alt, verbreitet und verjüngt sich aber durch<br />
unterirdische Wurzelsprosse.<br />
Vorkommen<br />
Die Schlehe ist in West- und Osteuropa, aber<br />
auch darüber hinaus in Kleinasien und Nordafrika<br />
weit verbreitet. Als Pionierstrauchart ist sie<br />
typisch <strong>für</strong> Hecken- und Gebüschgesellschaften,<br />
an Wald- und Wegrändern, in Ruderalgebieten<br />
und hellen oder verlichteten Wäldern.<br />
Sie steigt in den Alpen bis über 1000 m Höhe.<br />
Andere Heckenarten können oft nur deshalb<br />
aufkommen, weil ihnen die Schlehe Schutz vor<br />
Wildverbiss bietet.<br />
In Thüringen ist sie weit verbreitet in Hecken<br />
und auf Sukzessionsflächen (Brachflächen). Sie<br />
ist typisch <strong>für</strong> Weideflächen, insbesondere dann,<br />
wenn diese nicht mehr gepflegt werden.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Schlehe wächst häufig auf alten Burgwällen,<br />
was auf eine mögliche Nutzung als Dornenverhau<br />
in früheren Zeiten schließen lässt.<br />
Weiterhin wurden verschiedene Sorten mit<br />
größeren Früchten und schwächerer Bedornung<br />
kultiviert. Auch gehört die Schlehe zu den<br />
Straucharten, die im Rahmen von Ausgleichs-<br />
und Ersatzmaßnahmen in der freien Landschaft<br />
häufig gepflanzt werden.<br />
Verwendung<br />
Das Holz ist etwas glänzend, feingemasert, zäh<br />
und sehr hart, also zum Drechseln sehr geeignet.<br />
Aktuell: Handwerk (Holzschnitte, Drechselarbeiten),<br />
Landwirtschaft (Pfropfunterlagen<br />
<strong>für</strong> Pflaume, Mandel, Pfirsich und Aprikose),<br />
Ernährung (auch als Likör), Ökologie (Vogelschutzgehölz).<br />
Historisch: Landwirtschaft (Schutzhecken,<br />
Zweige <strong>für</strong> den Schutz junger Obstbäume, Dornen<br />
als Sperrhölzchen bei der Wurstfabrikation),<br />
Handwerk (Drechslerei), Ernährung (Früchte),<br />
Heilkunde und Brauchtum (Rinde, Blätter,<br />
Blüten und Früchte sind medizinisch wirksam),<br />
Energieträger und Rohstoffgewinnung (Brennholz,<br />
Tinte aus Dornen, roter Farbstoff aus der<br />
Rinde, Blätter als Tabaksurrogat).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
61<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
62<br />
SPEIERLING<br />
Sorbus domestica L.<br />
Speierling aus Wiesentheid<br />
bei Kitzingen<br />
Stammscheibe aus dem<br />
unteren Stammabschnitt<br />
Ø 35 cm<br />
149 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Der Speierling gehört zu den Kernholzbäumen.<br />
Der meist breite Splint ist rötlichweiß bis<br />
–braun, der Kern variiert von hellem zu dunklem<br />
Rotbraun und dunkelt unter Lichteinfluss<br />
nach. Der Kern ist oft farbstreifig („gewässert“).<br />
Die sehr feinen Gefäße sind zerstreut- bis halbringporig<br />
angeordnet. Die Holzstrahlen sind<br />
schmal, führen jedoch reichlich Inhaltsstoffe<br />
und sind daher auf den Radialflächen als feine,<br />
rotbraune Spiegel erkennbar. Die Jahrringe sind<br />
durch ein dunkles Spätholzband deutlich.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle ist aus zwei Teilbrettern zusammengesetzt.<br />
Das Holz ist „birnbaumartig“ rotbraun,<br />
mit gleichmäßigen, schmalen Jahrringen und<br />
schwachen Spiegeln der Markstrahlen. Die längs<br />
verlaufenden dunklen Striche sind Verfärbungen,<br />
die im Wachstum des Baumes begründet<br />
sind.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 35 cm in 149<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,2 mm)<br />
zeigt ein sehr fleckiges Muster, das durch holzzerstörende<br />
Pilze bedingt ist. Der Baum wurde<br />
vor ca. 30 Jahren am Stammfuß stark beschädigt.<br />
Es handelt sich vermutlich um einen Rückeschaden,<br />
und der Baum hat es nicht geschafft, diese<br />
Wunde zu überwallen. Die unregelmäßige Ausformung<br />
des Stammumrisses ist bedingt durch<br />
Wurzelanläufe.<br />
Eine 60 Jahre alte Stammscheibe stammt<br />
vom oberen Ende des gleichen Stammes. Hier<br />
ist im Kern ein schmaler Streifen erkennbar, der<br />
von einem Insekt verursacht wurde.<br />
Stammscheibe vom<br />
oberen Ende des Stammes<br />
Ø 22 cm<br />
60 Jahre
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Speierling ist ein 15 - 25 m hoher Baum mit<br />
ovaler Krone, kräftige Exemplare können mehr<br />
als 130 cm Stammdurchmesser erreichen. Im<br />
Freistand sind die Kronen weit ausladend und<br />
oft breiter als hoch. Die Rinde ist erst glatt und<br />
grau, früh beginnt die Bildung einer graubraunen,<br />
fein gefelderten Borke. Die Blätter ähneln<br />
denen der Vogelbeere, es sind wechselständige,<br />
unpaarige Fiederblätter mit gelber Herbstfärbung.<br />
Die weißen Blüten stehen in reichblütigen,<br />
halbkugeligen Doldenrispen. Deutlich<br />
unterscheiden sich Speierling und Vogelbeere<br />
jedoch durch ihre Früchte, der Speierling trägt<br />
birnenförmige, rotwangige Apfelfrüchtchen.<br />
Diese sind essbar, jedoch erst nach längerem<br />
Liegen weich und süß.<br />
Der Speierling erreicht Alter von 350 - 400 Jahren,<br />
das Hiebsalter liegt bei 120 - 140 Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Der Speierling ist im submediterranen Klimabereich<br />
im südwestlichen Mitteleuropa,<br />
Südeuropa, Kleinasien und Nordafrika verbreitet.<br />
Standorte sind sonnige, warme Hänge in<br />
eichenreichen Wäldern auf mäßig trockenen,<br />
nährstoff- und basenreichen, meist kalkhaltigen,<br />
steinigen Ton- und Lehmböden. Ob er in<br />
Mitteleuropa heimisch ist oder erst durch die<br />
Römer als Obstbaum eingeführt wurde und<br />
dann verwildert einen Platz in der natürliche<br />
Vegetation einnahm, ist ungeklärt.<br />
In Thüringen ist der Speierling eine extrem<br />
seltene Baumart, der Bestand wird auf 60 - 100<br />
Exemplare geschätzt. Er findet sich vornehmlich<br />
auf Keuper oder Muschelkalk. Der stärkste<br />
Speierling hat einen Durchmesser von 55 cm<br />
und eine Höhe von 24 m (im Forstrevier<br />
Schweickershausen), ein noch höherer Speierling<br />
befindet sich im Revier Stadtilm mit einer<br />
Höhe von 26 m.<br />
Bewirtschaftung<br />
Der Speierling gilt als bedroht und schützenswert,<br />
da er sich einerseits trotz reichlicher Samenbildung<br />
kaum natürlich verjüngt, andererseits<br />
die früheren Nieder- und Mittelwälder fast<br />
ausnahmslos in Hochwälder überführt sind, in<br />
denen sich der konkurrenzschwache Speierling<br />
gegenüber den schattenertragenden Baumarten<br />
nicht durchsetzen kann. Der forstwirtschaftliche<br />
Wert des langsamwüchsigen Baumes wurde<br />
erst in den letzten Jahren erkannt.<br />
Verwendung<br />
Das Holz ist feinfaserig, hart und fest, sehr<br />
zäh, elastisch und schwer spaltbar. Es schwindet<br />
stark und zeigt eine deutliche Neigung zum<br />
Reißen und Verwerfen, getrocknet besitzt es ein<br />
sehr gutes Stehvermögen und ist gut bearbeitbar.<br />
Der Witterung ausgesetzt ist das Holz nur wenig<br />
dauerhaft. Wegen der geringen anfallenden<br />
Mengen wird es selten als eigenes Sortiment,<br />
sondern mit Elsbeere und Birne als „Schweizer<br />
Birnbaum“ gehandelt.<br />
Aktuell: Handwerk (Furniere, Kunsttischlerei,<br />
Drechsel- und Schnitzarbeiten, im Musikinstrumentenbau<br />
<strong>für</strong> Dudelsackpfeifen), Ernährung<br />
(gerbstoffreiche Früchte zum Klären von Apfelwein<br />
(Raum Frankfurt), Schnapsbrennerei, z.B.<br />
„Sorbette“ im Elsass).<br />
Historisch: Handwerk und Industrie (Spezialholz<br />
im Maschinenbau <strong>für</strong> stark beanspruchte<br />
Teile wie Walzen, Zahnräder,<br />
Rollen von Flaschenzügen,Weinpressen,<br />
Mangelrollen, Mühlmahlwerke,<br />
Webstühle,<br />
Wagenbau, Billardkugeln<br />
und –stöcke, Kegel und<br />
Kegelkugeln, Winkelmesser<br />
und Lineale, Gewehrschäfte,<br />
Fassdauben), Ernährung<br />
(auch als Obst),<br />
Heilkunde (Früchte<br />
gegen Erbrechen und<br />
Durchfall).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
63<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
64<br />
TRAUBENKIRSCHE<br />
Prunus padus L.<br />
Traubenkirsche vom Ufer des<br />
Main, Kemmern bei Bamberg<br />
Ø 32 cm, 52 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Traubenkirsche besitzt einen breiten,<br />
gelblich bis rötlichweißen Splint, der Kern ist<br />
lebhaft hellbraun bis braungelb. Das Holz ist<br />
zerstreutporig, die Gefäße sind wenig zahlreich<br />
und schwer sichtbar. Die Jahrringe sind durch<br />
feine Linien gekennzeichnet und im Allgemeinen<br />
deutlich.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Das Holz ist ähnlich dem der Vogelkirsche, der<br />
junge Stamm ist jedoch stärker verzweigt und<br />
dies führt zu einer deutlich stärkeren Strukturierung<br />
des Holzes. Vor allem auf der linken Seite<br />
ist der Splint außerordentlich schmal und die<br />
„verwaschene“ Grenze des Splints zeigt, dass<br />
hier vermutlich Luft oder Wasser in das Holz<br />
eingedrungen war.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 32 cm in 52<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,1 mm)<br />
zeigt einen „wässrigen“ Kern mit vielen Brauntönen<br />
und Abgrenzungen. Die ungleichmäßige<br />
Färbung ist ein Hinweis darauf, dass die Kernbildung<br />
durch eindringende Luft und Wasser<br />
verursacht ist, die durch Verletzungen auf der<br />
Stammoberfläche eindringen konnten. Diese<br />
Traubenkirsche stand unmittelbar am Ufer des<br />
Mains und es ist möglich, dass diese Wunden<br />
durch Treibeis verursacht wurden.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Traubenkirsche wächst als Strauch oder bis<br />
10 m (max. 15 m) hoher Baum mit aufsteigenden<br />
Ästen und überhängenden Zweigen. Sie<br />
erreicht Stammdurchmesser bis 60 cm. Die<br />
Rinde ist schwarzgrau, bildet im Alter eine dünne,<br />
längsrissige Borke und ist übelriechend. Die<br />
breit lanzettlichen Blätter sind wechselständig,<br />
an der Basis herzförmig abgerundet und besitzen<br />
am Blattstiel 2 grüne Drüsen. Ihren Namen<br />
verdankt die Traubenkirsche den langen, weißen,<br />
reichblütigen Blütentrauben. Die schwarz<br />
glänzenden Steinfrüchte sind zwar essbar, jedoch<br />
nicht wohlschmeckend und in größeren<br />
Mengen unverträglich.<br />
Vorkommen<br />
Die Art kommt in Europa und weiten Teilen<br />
Asiens vor. Sie gedeiht in Flussniederungen,<br />
feuchten Laubwäldern, Auwäldern und an Gewässern<br />
sowie in Gebirgstälern bis in eine Höhe<br />
von 2000 m.<br />
In Thüringen findet sich die Traubenkirsche in<br />
Flußauen und am Rand frischer Laubmischwälder.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Traubenkirsche wird als Zierpflanze kultiviert,<br />
jedoch nicht forstlich bewirtschaftet. Sie<br />
ist nicht zu verwechseln mit der aus Nordamerika<br />
eingebürgerten Spätblühenden Traubenkirsche<br />
(Prunus serotina Ehrh.), die zur Zeit durch<br />
ihre massive Ausbreitungstendenz v.a. in Brandenburg<br />
ein forstliches Problem darstellt.<br />
Verwendung<br />
Das Holz ist weich, mittelschwer, elastisch,<br />
fest, leicht spalt- und biegbar und schwindet<br />
nur gering. Es ist nicht sehr dauerhaft, von<br />
geringer Brennkraft und besitzt vor allem im<br />
frischen Zustand einen unangenehmen, bittermandelartigen<br />
Geruch, der den Gebrauchswert<br />
einschränkt.<br />
Aktuell: Handwerk (Drechslerei, Tischlerei,<br />
Möbelbau, Musikinstrumentenbau, junge Gerten<br />
als Bindematerial).<br />
Historisch: Handwerk (Wagenbau), Rohstoffgewinnung<br />
(Pulverkohle).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
65<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
66<br />
VOGELBEERE, EBERESCHE<br />
Sorbus aucuparia L.<br />
Eberesche vom Forstamt<br />
Weißenstadt, Revier Vordorfer<br />
Mühle, Schneeberg<br />
Ø 34 cm, 67 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Vogelbeere ist ein zerstreutporiges Laubholz<br />
mit hellem Splint und hell- bis rotbraunem<br />
Kern. Gefäße und Markstrahlen sind ausgesprochen<br />
fein. Die Jahrringe sind deutlich durch ein<br />
porenarmes Spätholz erkennbar, daher weist<br />
der Tangentialschnitt eine dekorative Fladerzeichung<br />
auf.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen fast perfekten Radialschnitt<br />
mit gut eingewachsenen Ästen. Der<br />
3 - 4 cm breite Splint geht gleitend über in<br />
den Kern, wobei zwei Stufen der Verkernung<br />
erkennbar sind. Die Bohle zeigt im Kernholz<br />
eine Reihe von kleinen Rindenschäden, die zu<br />
kurzen, länglichen Verbraunungen führten. Es<br />
ist unklar, wer diese Schäden verursachte, eventuell<br />
der Specht oder andere Vögel.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 34 cm in 67<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,5 mm)<br />
zeigt einen schmutzig-braunen Kern, in der<br />
Mitte mit einer beginnenden Weißfäule, die sich<br />
wolkenartig ausbreitet. Diese geht aus einem alten<br />
Rindenschaden hervor, der dunkel abgesetzt<br />
ist und nur sehr langsam überwallt wurde (im<br />
Laufe von 15 Jahren). Der helle, nur etwa 1 cm<br />
mächtige Splint ist vom Kern deutlich abgesetzt.<br />
Das Holz ist stark schwindend. Die feinen<br />
Markstrahlen sind als Streifen erkennbar.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Vogelbeere wird ein 10 - 20 m großer<br />
Baum (max. 27 m) mit schlankem zylindrischem<br />
Stamm von 40 - 50 cm Durchmesser mit einer<br />
rundlichen, lockeren Krone. Nach Absterben<br />
des Kernwuchses wächst sie oft strauchartig<br />
und bildet Wurzelausläufer. Die Rinde ist jung<br />
glatt und hellgrau, mit großen querverlaufenden<br />
Korkwarzen (Lentizellen), im hohen Alter bildet<br />
sich an der Stammbasis eine schwärzlich-graue,<br />
längsrissige Borke. Die Blätter sind unpaarig<br />
gefiedert und im Herbst kräftig rot gefärbt.<br />
Die Blüten stehen in gelblichweißen aufrechten<br />
Trugdolden und riechen unangenehm. Die „Vogelbeeren“<br />
sind korallenrot, 3-samig, in dichten<br />
Büscheln stehend. Sie schmecken bitter durch<br />
Parasorbinsäure (die Züchtung var. moravica, der<br />
„Zengerling“, ist weniger bitter). Die Vogelbeere<br />
wird meist 80 - 100 Jahre, maximal 200 Jahre<br />
alt, im Alter ist sie oft kernfaul.<br />
Vorkommen<br />
Die Vogelbeere ist verbreitet fast über ganz<br />
Europa bis 70° N, außer in Südgriechenland<br />
und Südspanien. Das Verbreitungsgebiet reicht<br />
aber bis Westsibirien und Nordafrika, in den Alpen<br />
bis 2400 m. Die Vogelbeere ist eine wenig<br />
anspruchsvolle Pionierart auf freien Flächen,<br />
sie ist frosthart und resistent gegen Luftschadstoffe.<br />
In Thüringen findet sie sich vor allem im collinen<br />
und montanen Bereich auf mittel bis mäßig<br />
nährstoffversorgten Böden, z.B. im Schiefergebirge<br />
nach Kahlschlag.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Vogelbeere war lange Zeit von den Förstern<br />
als „forstliches Unkraut“ nicht besonders<br />
geschätzt, heute wird sie jedoch als Pionierart<br />
insbesondere im Vorwald nach Waldschäden sowie<br />
als Vogelfutter an Waldwegen angepflanzt.<br />
Mehr als 60 Vogelarten wurden beim Verzehr<br />
von Vogelbeerenfrüchten beobachtet. Die Vogelbeere<br />
hat ein rasches Jugendwachstum, später<br />
ist sie jedoch langsamwüchsig.<br />
Verwendung<br />
Die Vogelbeere bildet ein dichtes, fein strukturi<strong>ertes</strong>,<br />
mittelschweres, hartes Holz mit guten<br />
Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften, vergleichbar<br />
mit der Eiche. Sie besitzt eine hohe<br />
Zähigkeit und Spaltfestigkeit, ist mäßig schwindend<br />
und reißt daher kaum.<br />
Aktuell: Energieträger (Brennholz), Handwerk<br />
(Furnier und Möbelbau, dekoratives Holz <strong>für</strong><br />
Gebrauchsgegenstände und Spielzeug), Medizin<br />
(Früchte in der Naturheilkunde gegen Husten,<br />
Heiserkeit, Harnbeschwerden, Gicht, Rheuma,<br />
Abführmittel, Sorbit <strong>für</strong> Diabetiker), Ernährung<br />
(Früchte v.a. der süßen Vogelbeerzüchtungen<br />
<strong>für</strong> Fruchtmark, Marmelade, Branntwein etc.),<br />
Zier- und Alleebaum (wegen der dekorativen<br />
Herbstfärbung).<br />
Historisch: Handwerk (Wagnerholz, Drechsler-<br />
und Schnitzarbeiten, Tischlerei, Weberschiffchen<br />
(neben Buchsbaum), Modelle und<br />
Formen, Holzschrauben, Werkzeugstiele), Haushalt<br />
(Holzgeschirr), Ernährung(Obstbranntwein<br />
sowie Fässer <strong>für</strong><br />
Branntwein), Vogelfang<br />
(wegen der Früchte),<br />
Rohstoff (zur Schiesspulverherstellung,Rinde<br />
zum Gerben).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
67<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
68<br />
VOGELKIRSCHE, WILDKIRSCHE<br />
Prunus avium (L.) Moench<br />
Vogelkirsche vom Ufer des<br />
Main, Kemmern bei Bamberg<br />
Ø 42 cm, 60 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Vogelkirsche liefert ein besonders dekoratives<br />
Laubholz mit rötlich bis gelb-braunem<br />
Kern, deutlichen Jahrringgrenzen, feinen<br />
halbringporigen Gefäßen und deutlichen Markstrahlen.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe<br />
der Mitte mit auffälliger Fladerung der schräg<br />
angeschnittenen Jahrringe. Der schmale Splint<br />
(2 - 3 cm) ist deutlich abgesetzt von einem<br />
rötlichen Kern. Die Äste sind sauber überwallt<br />
mit geringer zusätzlicher Kernbildung, was vor<br />
allem an dem Ast, der bis in den Splint reicht,<br />
erkennbar ist. Das Holz ist feinnadelrissig durch<br />
große Gefäße. Die Markstrahlen sind vor allem<br />
im Splint deutlich als hellglänzende Spiegel erkennbar.<br />
Die Frühholzporen bilden im Tangentialschnitt<br />
feine Fladern, im Radialschnitt feine<br />
Streifen (ein wichtiges Merkmal).<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 42 cm in 60<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,5 mm)<br />
zeigt den schmalen Splint und den rötlichen<br />
Kern. Im Zentrum ist der Kern zusätzlich grau<br />
verfärbt durch beginnende Weißfäule. Das Zentrum<br />
wurde besiedelt von Holzameisen, deren<br />
Löcher auffällig sichtbar sind. Die Holzameise<br />
ist durch den nicht vollständig ausgeheilten Rindenschaden<br />
von unten links eingedrungen. Die<br />
feinen Markstrahlen sind deutlich erkennbar.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Vogelkirsche ist einen 15 - 20 m (max.<br />
40 m) hoher Baum mit einem astfreiem Schaft<br />
von 40 - 50 cm (max. 80 cm) Durchmesser.<br />
Die Rinde ist anfangs glatt, glänzend grau- bis<br />
rotbraun, mit quergestellten Korkwarzenbändern,<br />
sie löst sich in Querstreifen ab. Spät bildet<br />
sich eine längsrissige, schwarzgraue Borke. Die<br />
Blätter sind verkehrt-eiförmig zugespitzt, grob<br />
gesägt, am Blattstiel mit 2 - 4 glänzend roten<br />
Drüsen. Die Blüten sind weiß, langstielig, zu<br />
2 - 4 in Büscheln. Die Steinfrüchte (Kirschen)<br />
sind kugelig und glänzend schwarz- bis hellrot.<br />
Die Früchte der Wildform sind kleiner als die<br />
der kultivierten Sorten und bittersüß.<br />
Vorkommen<br />
Die Wildkirsche kommt in Europa bis 61° N<br />
vor und ist bis zum Kaukasus verbreitet. Es ist<br />
eine Baumart der artenreichen Laubmischwälder,<br />
vor allem auf frischen, nährstoffreichen,<br />
kalkhaltigen Lehmböden.<br />
In Thüringen findet sie sich in allen Laubmischwäldern,<br />
vor allem an Waldrändern und<br />
in ehemaligen Mittelwäldern sowie verbreitet<br />
in Hecken.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Vogelkirsche wird als Wertholz in jüngerer<br />
Zeit wieder vermehrt forstlich angebaut.<br />
Empfohlen wird der Anbau gerade bei Erstaufforstungen,<br />
weil die Vogelkirsche vergleichsweise<br />
zeitig Erträge verspricht. Die Nutzung<br />
erfolgt nach 70 - 90 Jahren, ältere Bäume leiden<br />
häufig unter Stammfäulen. Die kultivierten Süßkirschen<br />
sind durch Züchtung aus der Vogelkirsche<br />
entstanden.<br />
Verwendung<br />
Die Kirsche bildet ein mittelschweres, hartes<br />
Holz mit guter Festigkeit und Elastizität, es<br />
schwindet etwas, hat aber dennoch eine gute<br />
Stehfähigkeit. Unter Witterungseinfluss ist es<br />
wenig dauerhaft. Es ist leicht und sauber zu bearbeiten,<br />
gut biegbar und schwer spaltbar.<br />
Aktuell: Handwerk (Furnier, Möbel (begehrter<br />
als Nuss), Kunsttischlerei, Mahagoni- und<br />
Nussbaumimitation, Intarsien, Bildhauer-,<br />
Schnitz- und Drechslerholz, Lampen, Pfeifenköpfe,<br />
Musikinstrumentenbau: Pianos, Holzblasinstrumente),<br />
Innenausbau (Verkleidungen,<br />
Leisten, Rahmen, Treppengeländer, Parkett), In-<br />
dustrie (Armaturenbretter in der Autoindustrie,<br />
Gießereimodeln), Haushalt (Messerhefte, Kästen,<br />
Bürstenrücken, Backmodeln), Brauchtum<br />
(Kirschzweige werden im Dezember als Barbarazweige<br />
geschnitten, damit sie, ins Zimmer<br />
gestellt, zu Weihnachten blühen).<br />
Historisch: Handwerk (Drechslerarbeiten,<br />
Möbel, Instrumente, Wundgummi zum Versteifen<br />
von Hüten), Landwirtschaft (Blätter als<br />
Viehfutter, Bienenweide, in Hecken), Ernährung<br />
(Obstbau), Heilkunde (Früchte und Fruchtstiele<br />
gegen Arthritis, Fettleibigkeit, Gicht, Verdauungsprobleme).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
69<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
Spannrückige Stammscheibe<br />
eines Weißdorns aus dem<br />
Schloßpark Belvedere, Weimar<br />
Ø ca. 40 cm, 62 Jahre<br />
70<br />
WEISSDORN<br />
Crataegus spec. L.<br />
Weißdorn aus dem Schloßpark<br />
Belvedere, Weimar<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Das Holz ist hell bis zart fleischrot und kernlos.<br />
Die rötliche Färbung zeigt die nahe Verwandtschaft<br />
zu den übrigen Rosaceen, wobei der<br />
Weißdorn oft als Pfropfunterlage <strong>für</strong> Obstgehölze<br />
dient. Die vielen, kleinen Gefäße sind zerstreutporig<br />
angeordnet, die Jahrringe deutlich<br />
erkennbar.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Die rötliche Bohle zeigt einen undeutlichen<br />
Kern mit beginnender Fäulnis (weiße, gestreifte<br />
Bereiche). Die undeutliche Grenze zwischen<br />
Kern und Splint weist darauf hin, dass die Verfärbung<br />
durch eindringenden Luftsauerstoff<br />
induziert wurde. Im unteren Teil der Bohle sind<br />
Gänge von holzbohrenden Insekten, im oberen<br />
Teil* feine überwachsene Zweige erkennbar.<br />
Hier handelt es sich um die Sprossdornen, die<br />
<strong>für</strong> den Weißdorn typisch sind.<br />
Die spannrückige Baumscheibe (Querschnitt<br />
ca. 40 cm in 62 Jahren: Jahrringbreite im<br />
Durchschnitt 3,2 mm) zeigt ein recht schlichtes<br />
Holz, wobei der unregelmäßige Umriss durch<br />
die Wurzelanläufe im Boden verursacht ist.<br />
Die kleine Baumscheibe (Querschnitt 15 cm<br />
in 83 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt<br />
0,9 mm) zeigt die eher typische, „birnbaumartige“,<br />
gleichmäßige Struktur.<br />
Scheibe eines Weißdorns<br />
vom Stadtforst Jena,<br />
Kernberge<br />
Ø 15 cm, 83 Jahre<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Einheimische Weißdornarten<br />
Die Flora von Mitteleuropa (Hegi 1995) unterscheidet<br />
drei Arten, die sich durch mehr<br />
oder weniger fixierte Merkmalskombinationen<br />
auszeichnen, sowie drei zwischen ihnen vermittelnde<br />
Hybridkomplexe. Alle Arten in Mitteleuropa<br />
können miteinander bastardieren. Die verbreitetste<br />
Art ist der Eingrifflige Weißdorn (C.<br />
monogyna), diesem sehr ähnlich ist der Gemeine<br />
oder Zweigrifflige Weißdorn (C. laevigata), während<br />
der Großkelchige Weißdorn (C. curvisepala)<br />
eher selten ist.<br />
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Weißdorn wächst als dorniger Strauch oder<br />
kleiner Baum mit spannrückigem Stamm und<br />
kann bis 10 m hoch werden. Die Blätter sind<br />
eiförmig, mehr oder weniger tief gebuchtet und<br />
wechselständig. Die Blüten stehen in reichblütigen<br />
Doldenrispen, sie sind weiß, bei Gartenformen<br />
auch rosa bis rot und riechen unangenehm.<br />
Wie der Name besagt, hat der Zweigrifflige im<br />
Gegensatz zum Eingriffligen Weißdorn meist<br />
zweigrifflige Blüten, welche etwa 2 Wochen früher<br />
blühen. Die Früchte sind ein- (C. monogyna)<br />
bzw. zweikernige (C. laevigata), glänzend rote,<br />
kugelige Apfelfrüchtchen mit weißlichem, meist<br />
mehligem Fruchtfleisch.<br />
Der Weißdorn kann mehrere hundert Jahre alt<br />
werden.<br />
Vorkommen<br />
Der Eingrifflige Weißdorn ist über fast ganz<br />
Europa verbreitet und die häufigste heimische<br />
Crataegus-Art. Er hat die größte ökologische<br />
Amplitude und kommt sowohl auf staunassen<br />
und anmoorigen Böden, in Auwäldern, an Waldrändern,<br />
in Weinbergen sowie an flachgründigen,<br />
humusarmen Trockenhängen vor, in den<br />
Alpen bis 1500 m. Der Zweigrifflige Weißdorn<br />
kommt ebenfalls in ganz Europa vor. Er bevorzugt<br />
jedoch naturnahe, offene Laubmischwälder<br />
und Hecken auf Standorten mit hohem Humusgehalt<br />
und guter Wasserversorgung, oft wächst<br />
er auf schweren, basenreichen Lehmen. Er<br />
findet sich von der Ebene bis auf 700 m, in den<br />
Alpen bis maximal auf 900 m Höhe.<br />
In Thüringen wächst der Weißdorn weit verbreitet<br />
in Hecken und Gebüschen.<br />
Bewirtschaftung<br />
Der Weißdorn war und ist eine beliebte Heckenpflanze.<br />
Als Überträger des „Feuerbrandes“, ei-<br />
ner Obstbaumkrankheit, wird er in jüngster Zeit<br />
kaum mehr gepflanzt und muss beim Ausbrechen<br />
dieser Krankheit oft gezielt gerodet werden<br />
(in Thüringen ausschließlich um Intensivobstanlagen<br />
und um Baumschulen). Der „Rotdorn“,<br />
als Zierstrauch in Gärten und Parkanlagen gepflanzt,<br />
ist eine Gartenform des Zweigriffligen<br />
Weißdorns mit gefüllten, roten Blüten.<br />
Verwendung<br />
Das Holz ist hart und schwer und zum Drechseln<br />
gut geeignet.<br />
Aktuell: Handwerk (Drechslerei), Medizin (homöopathische<br />
Herzmittel aus Blättern, Blüten<br />
und Früchten).<br />
Historisch: Handwerk<br />
(Griffe, Spazierstöcke,<br />
Zahnräder),<br />
Landwirtschaft (Früchte<br />
als Schweinefutter,<br />
Schutzhecken, Bienenweide),Rohstoffgewinnung<br />
(Färben, Tinte),<br />
Heilkunde (Blätter,<br />
Blüten und Früchte<br />
gegen Herz- und Kreislaufbeschwerden,<br />
Tee<br />
aus Blüten wirkt entwässernd).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
71<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
Pflaume aus dem Garten der<br />
Familie Schorcht, Jena<br />
Ø 29 cm, 80 Jahre<br />
72<br />
ZWETSCHGE, PFLAUME<br />
Prunus domestica L.<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Der Splint ist rötlichweiß bis bräunlich, die<br />
Farbunterschiede zwischen jungem und älterem<br />
Kernholz sind oft groß (rosabraun gegen dunkel-violettbraun,<br />
auch dunkelt frisch geschnittenes<br />
Holz rasch nach), außerdem ist der Kern im<br />
Alter oft dunkelbraun gestreift. Die Zwetschge<br />
hat unter den Rosengewächsen den dunkelsten<br />
Kern. Die zahlreichen kleinen Gefäße sind<br />
halbring- bis zerstreutporig angeordnet. Die<br />
Jahrringe sind wegen des helleren Frühholzes<br />
deutlich erkennbar. Die hellen Markstrahlen<br />
kontrastieren stark zum dunklen Grundgewebe<br />
und bilden auf dem Radialschnitt kleine, mattglänzende<br />
Spiegel.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der rotbraune Kern setzt sich deutlich vom<br />
gelben Splint ab. Das Loch im oberen Ende<br />
der Bohle ist durch Holzameisen bedingt, die<br />
über den noch sichtbaren trockenen Ast in den<br />
Stamm eindrangen*.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 29 cm in 80<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,8 mm)<br />
zeigt den typischen rotbraunen Kern der<br />
Zwetschge. Auch hier ist sichtbar, dass in den<br />
Stamm Holzameisen eindrangen, die sekundär<br />
eine dunklere Verfärbung bewirkten.<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Zwetschge (subsp. domestica) ist ein Strauch<br />
oder bis 6 m hoher Baum mit oft sparrigem<br />
Wuchs und fast glatter, graubrauner Rinde. Die<br />
Blätter sind breit-elliptisch, oberseits dunkel-<br />
und unterseits hellgrün. Die Blüten sind groß<br />
und grünlichweiß, zu 2 - 3 in sitzenden Dolden.<br />
Die blauschwarzen Früchte besitzen ein festes,<br />
mäßig saftiges Fruchtfleisch, der Steinkern ist<br />
ei- bis halbmondförmig. Sie reifen in September<br />
bis Oktober.<br />
Vorkommen<br />
Die Zwetschge wird in Westasien, Europa,<br />
Nordamerika, Nord- und Südafrika als Obstbaum<br />
kultiviert. Sie ist nur als Kulturpflanze<br />
oder höchstens verwildert bekannt, über ihren<br />
Ursprung kann nur spekuliert werden. Kultursorten<br />
werden vegetativ durch Pfropfung oder<br />
anhand von Wurzelsprossen vermehrt.<br />
Allgemein wird heute angenommen, dass<br />
Kultur-Pflaumensorten entweder vor langer<br />
Zeit durch Bastardierung von Kirsch-Pflaume<br />
(P. cerasifera) mit Schlehe (P. spinosa) entstanden<br />
sind oder direkt von polyploiden Wildformen<br />
von P. cerasifera abstammen. Während aus vorrömischer<br />
Zeit nur primitive Sorten, die sich<br />
durch Wurzelbrut und Kern vermehrten, in<br />
Kultur waren, gelangte mit den Römern die<br />
Kunst des Veredelns allmählich nach Mitteleuropa.<br />
Die meisten Obstbäume wurden in<br />
Klöstern erhalten und gepflegt.<br />
In Thüringen finden sich wichtige Anbaugebiete<br />
auf Keuper und Muschelkalk. Verwildert findet<br />
sich die Pflaume in Hecken und Gebüschen.<br />
Die Zwetschge ist frostempfindlich und wärmebedürftig,<br />
jedoch nicht in so starkem Maße wie<br />
Aprikose, Pfirsich oder Mandel.<br />
Bewirtschaftung<br />
Als Obstgehölz in Gärten, auf Streuobstwiesen<br />
und in Obstplantagen.<br />
Verwendung<br />
Zwetschgenholz ist hart, dicht und fest. Es ist<br />
schwer spaltbar, eignet sich jedoch sehr gut zum<br />
Schnitzen und Drechseln, da es durch die Farben<br />
auch sehr interessant gezeichnet ist. Insgesamt<br />
ist es gut zu bearbeiten und polieren.<br />
Aktuell: Handwerk (Furniere, Möbel, Treppengeländer,<br />
Griffe und Hefte <strong>für</strong> Messer und<br />
Werkzeuge, Drechsel- und Schnitzarbeiten wie<br />
Schachfiguren, Schalen und Dosen, Einlegearbeiten,<br />
Knöpfe <strong>für</strong> Kleider und Möbel, Rosenkranzperlen,<br />
Fasshähne, Zaunpfosten), Ernährung<br />
(Früchte, Schnapsbrennerei („Slibowitz“)),<br />
Medizin (getrocknete Früchte wirken abführend).<br />
Historisch: Handwerk,<br />
Ernährung, Heilkunde,<br />
Brauchtum (Früchte<br />
und Blüten wurden<br />
früher als Liebesorakel<br />
gedeutet, Krankheiten<br />
sollten durch „Besprechen“<br />
auf den Baum<br />
übertragbar sein).<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
Verbreitung der Zwetschge<br />
(P. domestica) in Europa<br />
ROSACEAE<br />
73<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
74<br />
MIRABELLE<br />
Prunus domestica subsp. syriaca (Borkh.) Janchen ex<br />
Mansfeld<br />
Mirabelle aus Bayreuth,<br />
Garten v. Heßberg<br />
Ø 20 cm, 64 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Das Holz der Mirabelle ist etwas heller als das<br />
der Zwetschge, unterscheidet sich sonst jedoch<br />
kaum von diesem. Es zeichnet sich ebenfalls<br />
aus durch einen hellen, gelblichen Splint und<br />
einen dazu stark kontrastierenden, dunkel- bis<br />
violettbraun gezeichneten Kern. Im frischen<br />
Schnitt ist dieses Holz rot. Mit den deutlichen<br />
Markstrahlen ist das Holz noch „edler“ als das<br />
der Zwetschge.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der helle Splint ist extrem dünn. Der Stamm<br />
zeigt starken Drehwuchs und musste daher in<br />
der Mitte getrennt werden. Am unteren linken<br />
Ende dringt eine Weißfäule in den Kern ein und<br />
führt zu weißen Streifen und Punkten*, die an<br />
verschiedenen Hölzern (Apfel, Weißdorn) häufig<br />
zu erkennen sind.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 20 cm in 64<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm)<br />
zeigt einen rotbraunen, gleichmäßigen Kern und<br />
einen sehr unregelmäßigen, vielfach verletzten<br />
Splint (Schadereignis vor ca. 15 Jahren).<br />
*Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Mirabelle ist ein sparriger, dornenloser<br />
Baum. Sie unterscheidet sich von der Zwetschge<br />
(subsp. domestica) durch die tief wachsgelben, oft<br />
rot punktierten, kugeligen Früchte. Ihr Fruchtfleisch<br />
ist sehr süß, es löst sich leicht vom Steinkern.<br />
Vorkommen<br />
Die Mirabelle wurde vermutlich recht spät aus<br />
Syrien (daher der Name „syriaca“ = aus Syrien<br />
stammend) oder Arabien über Griechenland,<br />
nach Italien, Frankreich und schließlich nach<br />
Mitteleuropa gebracht (nach 1560 in Deutschland<br />
in Kultur). Heute wird sie in Mittel- und<br />
Südeuropa und Nordafrika kultiviert, in Mitteleuropa<br />
vor allem im Elsass, am Mittelrhein, in<br />
der Pfalz und in Mainfranken.<br />
Bewirtschaftung<br />
Bewirtschaftet wird die Mirabelle als Obstgehölz<br />
in Gärten, auf Streuobstwiesen und in<br />
Obstplantagen.<br />
Verwendung<br />
Das Holz der Mirabelle wird wie das der<br />
Zwetschge vor allem <strong>für</strong> Drechsel- und Schnitzarbeiten<br />
verwendet (siehe Verwendung der<br />
Zwetschge, S. 73). Die Früchte eignen sich auch<br />
zum Dörren.<br />
ROSENGEWÄCHSE<br />
ROSACEAE<br />
75<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
76<br />
ROSSKASTANIE<br />
Aesculus hippocastanum L.<br />
Kastanie vom Stadtforst<br />
Jena, Am Stern<br />
Ø 37 cm, 115 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Rosskastanie liefert ein hellfarbiges, zerstreutporiges,<br />
weiches Holz mit sehr homogener<br />
Struktur, extrem feinen Gefäßen und<br />
Markstrahlen. Die Jahrringe sind nur schwach<br />
markiert. Es ist schlicht und wenig dekorativ, bis<br />
auf den dunklen sekundären Kern.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle ist ein Radialschnitt. Sie zeigt ein<br />
gleichmäßig helles Holz mit verzögerter Kernbildung<br />
(Reifholzbaum). Auffällig ist der dunkle<br />
Seitenast, der sehr schnell und nahtlos überwallt<br />
wurde, ohne Farbänderung im umgebenden<br />
Holz. Die Jahrringe und die feinen Spiegel<br />
sind kaum erkennbar. Ebenso ist der 1 - 2 cm<br />
schmale Splint nur schwach vom hellen Kern<br />
abgesetzt. Die Rosskastanie hat ein breites<br />
Mark. Bei der gezeigten Bohle ist am unteren<br />
Ende die Markröhre herausgefallen und als<br />
Rinne erkennbar. Rund um das Mark hat sich<br />
ein sekundärer schokoladenbrauner Kern, vermutlich<br />
durch Eindringen von Luftsauerstoff<br />
ausgebildet.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 37 cm in 115<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,2 mm)<br />
zeigt ein helles Holz ohne deutlichen Splint.<br />
Ein sekundärer brauner Kern geht von dem<br />
eingewachsenen Ast aus. Die Jahrringe sind<br />
gut erkennbar, hingegen sind die feinen Markstrahlen<br />
als radiale Risse nachgezeichnet. Das<br />
Holz schwindet wenig, die Scheibe ist wenig<br />
aufgerissen.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Kastanie kann zu einem stattlichen Baum<br />
mit dichter runder Krone heranwachsen. Sie<br />
wird 20 - 25 m (max. 30 m) hoch und erreicht<br />
Durchmesser von 0,5 - 1 m (max. 4 m). Ihre<br />
Blätter sind handförmig gefiedert mit 5 - 7 Fiedern,<br />
die Blüten stehen in auffälligen, großen,<br />
aufrechten Rispen. Die stachelige Frucht enthält<br />
meist 3 glänzend rotbraune, kugelige Samen mit<br />
großem, hellem Nabelfleck.<br />
Rosskastanien erreichen Alter von 150 - 200<br />
Jahren (max. 300 Jahren).<br />
Vorkommen<br />
Ursprünglich ist die Rosskastanie in den Gebirgen<br />
des Balkans, im Kaukasus, im nördlichen<br />
Iran und im Himalaja beheimatet. Bereits zur<br />
Zeit der Römer war sie über ganz Kleinasien<br />
verbreitet. 1576 wurde sie erstmals in Wien<br />
ausgesät, 1646 in Altdorf (Franken), danach<br />
breitete sie sich rasch über Europa, Asien und<br />
Nordamerika aus, hauptsächlich als Straßen-,<br />
Allee- und Parkbaum. In unseren Wirtschaftswäldern<br />
ist sie kaum zu finden.<br />
Die Rosskastanie ist anspruchslos an den Boden<br />
und relativ unempfindlich gegen Immissionen,<br />
jedoch anfällig gegen die Rosskastanien-Miniermotte<br />
(Cameraria ohridella), welche Anfang der<br />
90er Jahre vermutlich aus Südosteuropa nach<br />
Mitteleuropa eingeschleppt wurde. Die Larven<br />
dieses Kleinschmetterlings fressen zwischen der<br />
Ober- und Unterhaut eines Blattes und verzehren<br />
dabei das innere Gewebe des Blattes. Der<br />
dabei entstehende Schaden äußert sich in einer<br />
Braunfärbung des Laubes und – bei starkem<br />
Befall – in einem vorzeitigen Abwurf der befallenen<br />
Blätter.<br />
Auch in Thüringen ist die Rosskastanie vor<br />
allem verbreitet im Siedlungsbereich, als Alleebaum<br />
(z.B. an der Belvederer Allee in Weimar)<br />
und Parkbaum.<br />
Bewirtschaftung<br />
Rosskastanien sind meist einzeln angepflanzt<br />
oder in Alleen zu finden, beispielsweise längs<br />
von Waldwegen, da ihre Samen ein begehrtes<br />
Wildfutter sind. Beliebt sind sie vor allem als<br />
Schattenbäume vor Dorfgaststätten, in Biergärten<br />
und Parkanlagen.<br />
Verwendung<br />
Die Kastanie bildet ein weiches, feinfaseriges<br />
Holz mittlerer Dichte, es ist wenig elastisch und<br />
fest, vergleichbar mit Pappel, es ist gut zu bearbeiten<br />
und nur mäßig schwindend. Jedoch ist es<br />
anfällig gegen holzzerstörende Pilze und wegen<br />
seiner geringen Dauerhaftigkeit nicht in Außenanlagen<br />
einsetzbar. Auch wegen des häufig<br />
auftretenden Drehwuchses ist es nur begrenzt<br />
nutzbar und nicht als Bauholz geeignet.<br />
Aktuell: Handwerk (Blindholz in Möbeln und<br />
Türen, Schnitz- und Drechslerarbeiten, Knöpfe),<br />
Medizin (Holz <strong>für</strong> Prothesen), Haushalt<br />
(Küchenbretter), Industrie<br />
(Kisten, Sperrholz).<br />
Historisch: Handwerk<br />
(Schnitzerei, Intarsien,<br />
Schuhsohlen), Landwirtschaft<br />
(Viehfutter),<br />
Energieträger und Rohstoff<br />
(Gerberei, Färberei,<br />
Asche (Flussmittel<br />
bei Metallschmelze,<br />
Pottasche), Holzkohle).<br />
ROSSKASTANIENGEWÄCHSE<br />
HIPPOCASTANACEAE<br />
77<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
78<br />
GEMEINER GOLDREGEN<br />
Laburnum anagyroides Medik.<br />
Goldregen vom Forstamt<br />
Bayreuth, Limmersdorfer Forst<br />
Ø 35 cm, 40 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Der Goldregen ist das einzige Holz mit einem<br />
fast grünlichen Kern, der scharf abgesetzt ist<br />
von dem hellgelben, meist schmalen Splint. Das<br />
Kernholz ist gelbbraun und wird unter Lufteinfluss<br />
schokoladenbraun, ist schwarz geadert<br />
oder mit einem leichten Stich ins Grünliche.<br />
Die Gefäße sind ringporig angeordnet. Die<br />
Jahrringgrenzen verlaufen girlandenförmig und<br />
ergeben im Tangentialschnitt eine Maserung,<br />
während exakte Radialschnitte eine durch das<br />
Markstrahlgewebe dekorativ gefleckte Oberfläche<br />
haben. Das Holz weist eine feine Struktur<br />
und glänzende Oberflächen auf.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle<br />
Der hellgelbe Splint hebt sich deutlich vom<br />
Kernholz ab. Im Zentrum wurde der ursprüngliche<br />
Kern sekundär noch einmal umgesetzt in<br />
ein schwarzes, nach Lichteinfluss fast ebenholzartiges<br />
Holz. Die wellenförmige Anordnung der<br />
Gefäße im Querschnitt führt bei den schräg<br />
angeschnittenen Jahrringen zu einer ebenfalls<br />
wellenförmigen Musterung der Fladern.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 35 cm in 40<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 4,4 mm)<br />
zeigt das dekorative Holz des Goldregen mit<br />
grünlicher Farbe und einem später fast schwarzen<br />
Kern.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Goldregen wächst als großer Strauch oder<br />
Baum, welcher 7 - 9 m, max. 15 m hoch werden<br />
kann. Die Rinde ist glatt, olivbraun oder<br />
schwärzlich, mit zahlreichen quergestellten<br />
Korkwülstchen. Die Blätter ähneln Kleeblättern,<br />
sie sind dreiteilig gefiedert, die Einzelblättchen<br />
haben eine elliptische Form. Die auffälligen<br />
gelben Schmetterlingsblüten sind 2 cm groß<br />
und hängen in etwa 30 cm langen Trauben. Die<br />
Blütezeit ist von Mai bis Juni. Die dunkelbraunen<br />
bis schwarzen Samen entwickeln sich in<br />
einer grünen, bohnenähnlichen Fruchthülse, die<br />
etwa 6 - 8 cm lang wird, sich aber später braun<br />
verfärbt. Die Pflanze enthält das giftige Alkaloid<br />
Cytisin, die höchste Giftkonzentration befindet<br />
sich in den Samen.<br />
Der Goldregen erreicht Alter von ca. 40 - 50<br />
Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Der Goldregen hat seine natürliche Verbreitung<br />
in Süd- und Südosteuropa. Als Lichtbaumart<br />
bevorzugt er sonnige Wälder und Gebüsche auf<br />
kalk- und nährstoffreichen Böden.<br />
In Thüringen wird er seit dem 16. Jahrhundert<br />
als Zierstrauch in Park- und Gartenanlagen angepflanzt,<br />
gelegentlich ist er verwildert.<br />
Bewirtschaftung<br />
Goldregen wird als Ziergehölz gepflanzt. In<br />
Gärten von Haushalten mit kleinen Kindern<br />
und in der Nähe von Kinderspielplätzen sollte<br />
der Goldregen wegen seiner Giftigkeit nach<br />
Möglichkeit nicht angepflanzt werden.<br />
Verwendung<br />
Das Holz ist hart, schwer und dicht. Es trocknet<br />
leicht, ist schwer spalt-, aber sehr gut polierbar,<br />
jedoch nicht besonders dauerhaft.<br />
Aktuell: Handwerk (feine Drechslerarbeiten,<br />
Musikinstrumentenbau (Pfeifen von Dudelsäcken),<br />
Maßstäbe, Messerhefte, Furnier <strong>für</strong><br />
Einlegearbeiten).<br />
Historisch: Heilkunde (als Brechmittel sowie<br />
bei Neuralgien und Asthma, wegen der Gefährlichkeit<br />
der giftigen Pflanzenteile gab man die<br />
Verwendung auf, heute nur noch vereinzelt in<br />
der Homöopathie bei Depressionen, Schwindelanfällen<br />
und Krämpfen, sowie bei krampfartigen<br />
Magen- und Darmerkrankungen).<br />
SCHMETTERLINGSBLÜTLER<br />
PAPILIONACEAE<br />
79<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
80<br />
ROBINIE<br />
Robinia pseudoacacia L.<br />
Robinie von der Alten<br />
Brauerei in Jena<br />
Ø 29 cm, 45 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Robinie hat ein schmalsplintiges, hartes<br />
Holz mit grünlichbraunem bis dunkelbraunem<br />
Farbkern. Das Holz ist ringporig mit deutlichen<br />
Jahrringen. Die großen Gefäße des Frühholzes<br />
sind im Querschnitt als wellige weiße Punkte<br />
im Jahrring angeordnet und im Längsschnitt<br />
als grobnadelrissige Rillen erkennbar. Im Tangentialschnitt<br />
treten die Jahrringe als deutliche<br />
Fladerung hervor.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle ist ein Radialschnitt durch die<br />
Baummitte. Wegen des oft gekrümmten Wuchses<br />
geht dieser Radialschnitt am oberen Drittel<br />
über in einen Tangentialschnitt mit ausgeprägten<br />
Fladern der schräg angeschnittenen Jahrringe,<br />
in denen die großen Gefäße als weiße<br />
Punkte deutlich erkennbar sind. Der gelbe<br />
Splint ist sehr schmal (ca. 1 cm) und deutlich<br />
abgesetzt von dem schokoladenbraunen Kern.<br />
Die Robinie ist meist stark astig. Seitenäste sind<br />
als Unregelmäßigkeit im Jahrringverlauf deutlich<br />
erkennbar.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 29 cm in 45<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,2 mm)<br />
stammt von einem frei stehenden Baum (alte<br />
Brauerei Jena). Auffällig ist die sehr dicke Borke,<br />
der schmale, gelbe Splint und das hell- bis<br />
dunkelbraune Kernholz. Der Jahrringverlauf ist<br />
unregelmäßig und bedingt damit die Spannrückigkeit.<br />
Die Spätholzgefäße sind von helleren<br />
Speicherzellen umgeben und deutlich sichtbar,<br />
da sie in Nestern angeordnet sind und wellige,<br />
tangential verlaufende Bänder bilden. Die tangentialen<br />
Wellenlinien sehen ähnlich aus wie bei<br />
der Ulme. Die welligen Linien sind ein wichtiges<br />
Erkennungsmerkmal <strong>für</strong> Robinienholz. Die<br />
Markstrahlen sind breit und deutlich erkennbar.<br />
Die Stammscheibe zeigt einen gut überwachsenen<br />
Ast.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Robinie wird ein 20 - 30 m hoher Baum mit<br />
bis zu 80 cm Durchmesser. Die Stämme neigen<br />
zu Krummschäftigkeit und Zwieselwuchs und<br />
sind oft spannrückig. Die Rinde ist zunächst<br />
bräunlich glatt, entwickelt aber früh eine dicke,<br />
tiefrissige Borke mit derben, netzartig<br />
angeordneten Leisten. Die Robinie hat eine tief<br />
reichende Pfahlwurzel. Die Fiederblätter haben<br />
am Blattgrund zwei große, gekrümmte, ausdauernde<br />
Dornen. Die Blüten erscheinen in weißen,<br />
hängenden Trauben, sie sind nektarreich und<br />
wohlriechend. Die Früchte sind hängende, flache<br />
Hülsen mit unregelmäßiger Oberfläche mit<br />
6 - 8 schwarz-braunen nierenförmigen Samen.<br />
Die ganze Pflanze ist giftig.<br />
Die Robinie erreicht Alter von etwa 100 Jahren<br />
(max. wohl 200 Jahren), das Höhenwachstum ist<br />
nach 30 - 40 Jahren abgeschlossen, die forstliche<br />
Ernte beginnt mit 40 - 50 Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Die Robinie (auch „Scheinakazie“) wurde aus<br />
Nordamerika eingebürgert 1) . Ihr natürliches<br />
Areal reicht von der Ostabdachung der Appalachen<br />
bis zum Mississippi. Heute ist sie in Mittel-<br />
und Südeuropa, Nordafrika, Vorder- und Ostasien,<br />
Australien und Südamerika verbreitet. Die<br />
Robinie verdankt ihre sekundäre Verbreitung<br />
durch den Menschen ihrem schnellen Wachstum<br />
auch auf schlechtesten Standorten (sehr<br />
effektiver Luftstickstoff-Fixierer). Sie breitet<br />
sich allerdings auch unerwünscht durch Samen<br />
und vor allem Wurzelbrut auf vielen Standorten,<br />
z.B. auf gefährdeten Lebensräumen wie<br />
Trockenrasen aus 2) . Die Robinie ist eine lichtbedürftige,<br />
auf lockeren, frischen, warmen Böden<br />
wachsende Art, resistent gegen Trockenheit,<br />
aber etwas frostempfindlich.<br />
In Thüringen wird sie weit verbreitet zur Befestigung<br />
von Böschungen (Bahndämme) und Begrünung<br />
von Bergbaufolgeflächen angepflanzt.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Robinie wird im Allgemeinen nicht bewirtschaftet.<br />
Sie eignet sich zur Befestigung von<br />
Abraumhalden, Bahndämmen, Böschungen und<br />
Ödflächen. Sie wird auch als Zier- und Straßenbaum<br />
kultiviert. Als mit Dornen bewehrte Art<br />
eignet sie sich als Grenzbepflanzung. In Südosteuropa<br />
wird sie als Waldbaum bestandesmäßig<br />
angepflanzt. Als Stickstofffixierer wächst sie in<br />
der Jugend rasch. Zuwächse liegen bei bis zu<br />
12 m 3 pro ha und Jahr.<br />
Verwendung<br />
Die Robinie bildet ein wertvolles, sehr schweres<br />
Holz. Es ist sehr hart, weist eine sehr hohe Zähigkeit,<br />
Elastizität sowie hohe Festigkeit auf, die<br />
Bruchfestigkeit ist höher als bei der Eiche. Robinienholz<br />
neigt zum Verwerfen und Verziehen,<br />
es ist gut zu bearbeiten und polierfähig. Es ist<br />
unter Witterungseinfluss extrem dauerhaft. Als<br />
„Teakholz Europas“ wird die Robinie zunehmend<br />
zu einem Tropenholzersatz.<br />
Aktuell: Landwirtschaft (Weinbergpfähle,<br />
Heureiter, Hopfenstangen, Fassholz), Bau- und<br />
Konstruktionsholz im Außenbereich (Hafenbau,<br />
Kinderspielanlagen ohne<br />
Holzschutz, Zaunpfähle),<br />
Handwerk (Werkzeuggriffe),<br />
Industrie (Schiffsbau,<br />
Zahnräder).<br />
Historisch: Handwerk<br />
(Drechslerei, Stellmacherholz,<br />
Wagenbau, Schiffsnägel,<br />
Planken, Steven, Walzzapfenlager,Gatterrahmenführungen),<br />
Landwirtschaft<br />
(Holzpflug, Vieh- und Bienenfutter),<br />
Heilkunde (als<br />
Arzneimittel).<br />
SCHMETTERLINGSBLÜTLER<br />
PAPILIONACEAE<br />
Heutige Verbreitung der eingeführten<br />
Robinie in Europa<br />
1) 1601 erstmals vom Hofgärtner Jean Robin in Paris angepflanzt.<br />
2) Durch diese Ausläufer können Robinienbestände auch kaum mehr gerodet werden, denn noch drei Jahre nach der Rodung<br />
erscheint auch bei sorgfältiger Vernichtung aller aufkommenden Pflänzchen Wurzelbrut.<br />
81<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
82<br />
BERGULME, RÜSTER<br />
Ulmus glabra HUDS. em. Moss<br />
Bergulme vom Forstamt<br />
Kaltennordheim,<br />
Thüringische Rhön<br />
Ø 63 cm, 118 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Die Ulme ist ein ringporiges Laubholz mit<br />
hellbraunem bis dunkelbraunem Kern. Auf den<br />
Längsflächen sind die Frühholzgefäße als grobe<br />
Porenrillen erkennbar. Die deutlichen Jahrringe<br />
führen zu einer auffälligen Fladerung im Tangentialschnitt.<br />
Markstrahlen sind als dunkle<br />
Spiegel erkennbar. Die Spätholzgefäße sind von<br />
hellen Speicherzellen umgeben und zeigen im<br />
Querschnitt und im Tangentialschnitt die <strong>für</strong> die<br />
Ulme typischen Wellenlinien. Die Ulme liefert<br />
ein sehr dekoratives Holz.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle stammt von einem toten Stamm,<br />
der dem „Ulmensterben“ (siehe dazu auch Abschnitt<br />
Vorkommen) zum Opfer fiel, daher ist<br />
der Splint sehr schmal und kaum erkennbar. Der<br />
Radialschnitt geht am unteren Ende des Brettes<br />
über in einen schwachen Tangentialschnitt. Um<br />
die eingewachsenen Äste bildet sich ein Graukern.<br />
Das Kernholz ist rotbraun mit gut erkennbaren<br />
Jahrringen und deutlichen Spiegeln, die<br />
von den großen Markstrahlen gebildet werden.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 63 cm in 116<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,7 mm)<br />
zeigt einen hellbraunen bis dunkelbraunen Kern<br />
mit sehr dünnem Splint. Auffällig ist das besonders<br />
unregelmäßige Wachstum der Jahrringe.<br />
Das Holz schwindet nur wenig. Links ist ein<br />
alter Ast sichtbar.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Die Ulme wächst zu 40 m hohen Bäumen mit<br />
50 - 150 cm (max. 300 cm) Durchmesser heran.<br />
Die Stämme sind zylindrisch, bei der Flatterulme<br />
(U. laevis) oft mit kräftigen Wurzelanläufen. Das<br />
Ulmenblatt ist unsymmetrisch, d.h. die Basis der<br />
Blattspreite setzt ungleich tief am Blattstiel an.<br />
Die Blüten sind in rötlich-violetten Knäueln angeordnet<br />
und erscheinen vor dem Blattaustrieb.<br />
Die Früchte sind breit geflügelt. Ulmen erreichen<br />
Alter von maximal 400 Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Die Bergulme steht stellvertretend <strong>für</strong> die drei<br />
in Thüringen vorkommenden Ulmenarten:<br />
Ulmus laevis (Flatterulme), U. minor (Feldulme)<br />
und U. glabra (Bergulme). Alle Ulmen sind stark<br />
bedroht durch das Ulmensterben. Ursache dieser<br />
Krankheit ist der Pilz Ceratocystis ulmi, der<br />
von Ulmensplintkäfern übertragen wird und im<br />
Holz die Wasserleitung des Baumes blockiert, so<br />
dass dieser rasch vertrocknet und abstirbt .<br />
Die Ulme wächst auf nährstoffreichen, frischen<br />
Standorten. Feldulme und Flatterulme sind typisch<br />
<strong>für</strong> den Auenwald der unteren Lagen. Die<br />
Bergulme dagegen ist ein Baum des Bergwaldes<br />
der Mittelgebirge, in den Alpen bis 1400 m<br />
steigend, bevorzugt auf tiefgründigen, frischen<br />
Böden.<br />
In Thüringen findet sich die Bergulme in frischen<br />
Laubmischwäldern der collinen und montanen<br />
Lagen. Das Vorkommen ausgewachsener<br />
Bäume ist wegen des Ulmensterbens selten.<br />
Bewirtschaftung<br />
Als Wertholzart wird die Ulme forstlich gepflegt.<br />
Sie wächst in der Jugend schneller als die Buche,<br />
im Alter aber eher langsam. Der Einschlag erfolgt<br />
meist schon nach 70 - 80 Jahren.<br />
Verwendung<br />
Das wertvolle Nutzholz der Ulme ist ein grob-<br />
und langfaseriges, hartes und schweres Holz<br />
vergleichbar mit Eiche und Esche. Ulmenholz<br />
ist sehr elastisch und zäh, mit guter Festigkeit,<br />
wobei die technischen Eigenschaften mit breiter<br />
werdenden Jahrringen wegen des damit verbundenen<br />
höheren Spätholzanteils günstiger werden.<br />
Das Holz ist nur mäßig schwindend, wenig<br />
arbeitend, aber wenig witterungsfest, das Kernholz<br />
im Wasser verbaut ist allerdings sehr dauerhaft.<br />
Es ist schwer zu sägen und zu hobeln, aber<br />
gut geeignet zum Drechseln. Nutzbar ist es als<br />
Sägeholz oder Furnier, besonders wertvoll sind<br />
maserwüchsige Wurzeln und Stammabschnitte<br />
(Knospenwucherung) <strong>für</strong> Furniere und Drechslerarbeiten.<br />
Aktuell: Innenausbau (Wand- und Deckenverkleidungen,<br />
Treppen, Parkett), Handwerk (Möbel,<br />
Musikinstrumentenbau, Drechslerarbeiten:<br />
Pfeifenköpfe), Industrie (wegen der hohen Härte,<br />
Stoß- und Druckfestigkeit Einsatz im Wagen-<br />
und Maschinenbau, Konstruktionsholz im<br />
Hochbau, Boots- und Schiffsbau, verformbar,<br />
daher Einsatz bei Biegeformen, Profilleisten,<br />
Gießmodeln), Freizeit (Sportgeräte wie Hockeyschläger,<br />
Spielzeug), Wasserbau.<br />
Historisch: Handwerk (Glockengestühl, Geschützlafetten,<br />
Wagenbau: Felgen und Naben,<br />
Speichen und Kufen,<br />
Gewehrschäfte, Ambossstöcke,Flaschenzüge),Konstruktionsholz<br />
im Außenbereich<br />
(Brückenbau), Landwirtschaft<br />
(Weinpfähle,<br />
Weinpressen und Fässer,<br />
Blätter als Viehfutter),<br />
Rohstoff (Rinde<br />
mit gelbem Farbstoff<br />
<strong>für</strong> Färberei, Bast als<br />
Bindematerial).<br />
ULMENGEWÄCHSE<br />
ULMACEAE<br />
83<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
84<br />
WALNUSSBAUM<br />
Juglans regia L.<br />
Walnussbaum aus<br />
dem Garten der<br />
Familie Peters, Jena<br />
Ø 32 cm, 33 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Der Walnussbaum gehört mit seinem grau<br />
bis schwarzbraun gefärbten, vom grau- bis<br />
rötlichweißen Splintholz deutlich abgesetzten<br />
Farbkern zu den Kernholzbäumen. Der Kern<br />
ist dabei oft über die Jahrringgrenzen hinweg<br />
gestreift („gewässert“) oder wolkig gezeichnet,<br />
wodurch das Holzbild im Tangentialschnitt<br />
gefladert oder geflammt erscheint. Die Gefäße<br />
sind halbringporig angeordnet, wobei die Spätholzgefäße<br />
deutlich kleiner sind als die groben<br />
Gefäße im Frühholzbereich. Diese werden bei<br />
der Verkernung mit schwarzen sekundären<br />
Pflanzenstoffen ausgefüllt und erscheinen im<br />
Längsschnitt nadelstreifig. Die Jahrringe sind<br />
dadurch deutlich markiert.<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt den braunen Kern mit schwarzen<br />
kurzen Längsstreifen, <strong>für</strong> den das Walnussholz<br />
bekannt ist. Die Streifen sind auf die oben<br />
beschriebenen schwarzen Einlagerungen in<br />
Frühholzgefäßen zurückzuführen. Die Grenze<br />
zwischen Früh- und Spätholz erscheint vor allem<br />
bei eingewachsenen Ästen „verwaschen“,<br />
d.h. dass hier Luft und Wasser eindringen und<br />
die Kernbildung induzieren konnten.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 32 cm in 33<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 4,8 mm)<br />
zeigt die späte Kernbildung. Bei einem ringporigen<br />
Holz würde man vermuten, dass die Kernbildung<br />
früher einsetzt.
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Walnussbäume werden meist nicht über<br />
10 - 12 m hoch, können jedoch auch Höhen<br />
zwischen 15 - 25 m erreichen. Die Stammdurchmesser<br />
betragen zwischen 60 - 80 cm. Die<br />
Krone ist besonders im Freistand weit ausladend<br />
und starkastig. Die Rinde ist anfangs glatt<br />
und aschgrau, im Alter wird eine schwarzgraue,<br />
tief-längsrissige Borke angelegt. Die Blätter sind<br />
wechselständig und unpaarig gefiedert, das Laub<br />
entfaltet sich erst, wenn andere Bäume bereits<br />
voll beblättert sind. Die Blüten sind einhäusig<br />
verteilt, die männlichen in vielblütigen Kätzchen,<br />
die weiblichen zu 1 - 5 in ährigen Blütenständen.<br />
Die kugeligen Früchte sind botanisch<br />
gesehen Steinfrüchte, der verholzte Steinkern<br />
enthält den essbaren Samen.<br />
Walnussbäume werden etwa 150 - 160 Jahre alt,<br />
der größte Fruchtertrag liegt bei 40 - 50 Jahren.<br />
Vorkommen<br />
Ursprünglich in Südosteuropa, Südwest- und<br />
Mittelasien (Pamirgebirge) beheimatet, wurde<br />
der Baum bereits von den Römern wegen<br />
seiner Nüsse intensiv kultiviert und in den<br />
Mittelmeerländern verbreitet. Bei uns wurde<br />
er wahrscheinlich von Karl dem Großen eingeführt.<br />
Der Walnussbaum ist gegen Spätfröste<br />
empfindlich, er bevorzugt daher in Thüringen<br />
milde Klimalagen.<br />
Bewirtschaftung<br />
Der Nussbaum wächst meist als Einzelbaum in<br />
Gärten, Parks, der Feldflur oder als Alleebaum,<br />
stellenweise auch verwildert. Trotz der hohen<br />
Wertschätzung seines Holzes fand er kaum in<br />
der forstlichen Edellaubholzwirtschaft Eingang.<br />
In Plantagen und auf Obstwiesen wird er <strong>für</strong><br />
die Nussernte angebaut, allerdings gezüchtet als<br />
Halbstamm.<br />
Verwendung<br />
Nussbaumholz ist feinfaserig, hart, besitzt gute<br />
Festigkeitseigenschaften und ist biegefest. Es<br />
schwindet wenig und arbeitet, einmal abgetrocknet,<br />
kaum noch. Unter Witterungseinfluss<br />
ist es wenig dauerhaft, unter Wasser dagegen<br />
haltbar, es ist sehr gut und sauber zu bearbeiten.<br />
Für Maserfurniere werden meist die untersten,<br />
knollenartig verdickten Stammteile („Maserknollen“)<br />
verwendet, Stämme werden deshalb<br />
„ausgestockt“, d.h. mit dem Wurzelstock ausgegraben.<br />
WALNUSSBAUMGEWÄCHSE<br />
Aktuell: Handwerk (Möbelbau: Stühle, Tische,<br />
Truhen, Gehäuse <strong>für</strong> Standuhren und Radiogeräte,<br />
gebogene Möbel, Musikinstrumentenbau,<br />
z.B. Klavierbau, Knöpfe, Gewehrschäfte),<br />
Kunsthandwerk (Drechsler- und Schnitzarbeiten,<br />
z.B. in der Inneneinrichtung von Kirchen,<br />
Intarsienarbeiten), Innenausbau (Wand-<br />
und Deckenbekleidungen, Parkett).<br />
Historisch: Handwerk (Möbelbau, Wagenbau,<br />
Schnitz- und Drechslerarbeiten, Gießereimodellbau,<br />
Holzschuhe, Gewehrschäfte), Innenausbau<br />
(Vollholzparkett).<br />
Fast allen Teilen des Baumes wurden früher<br />
heilende oder magische Kräfte zugeschrieben,<br />
so wurde das Geräusch der Nüsse, ins Feuer<br />
geworfen, als Eheorakel interpretiert.<br />
JUGLANDACEAE<br />
85<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
86<br />
HYBRID-PAPPEL<br />
Populus x canadensis Moench<br />
Pappel vom Forstamt<br />
Rudolstadt, Uhlstädter Heide<br />
Ø 52 cm, 30 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Pappelholz ist ein helles, weißliches, schwach<br />
gefärbtes, zerstreutporiges Laubholz mit feinen<br />
Poren und breiten, nicht sehr deutlich<br />
markierten Jahrringen. Der unten abgebildete<br />
Holzschnitt zeigt das Holz der Zitterpappel<br />
(P. tremula).<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle zeigt einen Radialschnitt durch ein<br />
helles Holz mit 5 cm breitem Splint und einem<br />
etwas grau abgesetzten Kern. Der Baum ist<br />
grobastig, daher sind viele eingewachsene Äste<br />
sichtbar, an denen auch Holzverfärbungen beginnen.<br />
In der Mitte am linken Rand sieht man<br />
das Bohrloch eines Holzbohrers (Pappelbock)<br />
und den beginnenden Gang der Larve (dicht gepackte<br />
Holzspäne) und einen etwa 70 cm langen<br />
Farbstreifen unter dem ersten Jahrring.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt: 52 cm in 30<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 8,7 mm)<br />
besitzt einen breiten hellen Splint und grauen<br />
Kern. Die groben Äste sind typisch <strong>für</strong> die Pappel.<br />
Bei dem raschen Wachstum kommt es auch<br />
zum Einwachsen von Rindenteilen. Die z.T.<br />
deutlichen „Markflecken“ stammen vermutlich<br />
von Insektenschäden. Die Jahrringe sind wellig<br />
und ungleichmäßig. Die feinen Markstrahlen<br />
sind einzeln nicht erkennbar.<br />
Der Schnitt zeigt das Holz der Zitterpappel (P. tremula).
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Hybrid-Pappeln werden 30 - 40 m hoch und<br />
erreichen bis zu 150 cm Durchmesser. Erkenntlich<br />
sind die verbreitet forstlich angebauten<br />
Hybrid-Pappeln wie die echten Schwarzpappeln<br />
(P. nigra - rechts im Bild) an der breiten Krone<br />
mit groben Ästen. Die Borke ist längsrissig<br />
und schwarz bis grau. Die großen Blätter sind<br />
rautenförmig bis rundlich-eiförmig. Die Blüten<br />
bilden Kätzchen und die Samen sind mit ihrem<br />
wolligen Haarschopf unverkennbar (sogenannte<br />
„cotton wool“).<br />
Pappeln können bis zu 300 Jahre alt werden, die<br />
forstliche Nutzung erfolgt jedoch bereits nach<br />
30 - 40 Jahren und teilweise sogar noch früher.<br />
Vorkommen<br />
Pappeln sind über ganz Europa, Nordafrika und<br />
Kleinasien verbreitet (in der Arealkarte rechts<br />
unten P. nigra). Die bei uns überwiegend vorkommenden,<br />
angebauten „Wirtschaftspappeln“<br />
sind in der Regel keine reinen Arten, sondern<br />
durch Züchtung entstandene Kultursorten. Es<br />
kommen aber drei einheimische Arten vor. Die<br />
Zitterpappel oder Aspe (P. tremula) findet sich<br />
typischerweise auf Kahl- und Ruderalflächen,<br />
Schwarz- und Silberpappeln (P. nigra, P. alba)<br />
sind dagegen flussbegleitende Arten der Niederungen<br />
und Auen.<br />
Auch in Thüringen wachsen Pappeln meist angebaut<br />
in Plantagen oder in den Flußauen.<br />
Bewirtschaftung<br />
Pappeln werden in Plantagen bewirtschaftet, sie<br />
erreichen Zuwächse von 10 - 20 m 3 pro ha und<br />
Jahr und mehr.<br />
Verwendung<br />
Pappelholz ist ein Weichholz mit geringem<br />
Schwund, geringer Festigkeit, aber hohem Abnutzungswiderstand<br />
durch Faserverfilzung der<br />
Oberfläche.<br />
Aktuell: Handwerk (Schnittholz <strong>für</strong> Blindholz<br />
bei Möbeln, Schnitzerei, Schälfurnier <strong>für</strong> Zündhölzer,<br />
Gehäuse, Spankörbe, Käseschachteln,<br />
Zeichenbretter, Backbretter, Schlachtmulden,<br />
Zahnstocher, Hutformen, Schuhe), Freizeit<br />
(Saunabau), Industrie (Paletten, Kisten), Rohstoff<br />
(Zellstoffgewinnung, Sperrholz, Spanplatten,<br />
Holzwolle, Füllholz, Spezial-Holzkohle),<br />
Medizin (Holz <strong>für</strong> Prothesen).<br />
Historisch: Handwerk (Drechslerei, Schuhe,<br />
Streichhölzer, Möbel, Kisten, Körbe, Schnitzerei),<br />
Industrie (Innenauskleidung von Eisenbahnwaggons),<br />
Heilkunde (der <strong>für</strong> Pappeln<br />
spezifische Graue Feuerschwamm (Phellinus igniarius)<br />
wurde zur Farbherstellung und als Arzneimittel<br />
verwendet), Rohstoffgewinnung (Papier).<br />
WEIDENGEWÄCHSE<br />
Schwarzpappel (P. nigra)<br />
Natürliches Areal der Schwarzpappel<br />
(P. nigra)<br />
SALICACEAE<br />
87<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
88<br />
ROTWEIDE (HYBRID)<br />
Salix x rubens Schrank (S. fragilis x alba)<br />
Weide vom Forstamt<br />
Großschwabhausen<br />
Ø 35 cm, 70 Jahre<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Weidenholz ist ein helles, meist rötlich gefärbtes,<br />
zerstreutporiges Holz mit feinen Gefäßen und<br />
Markstrahlen. Der rötliche Kern unterscheidet<br />
das Weidenholz von der Pappel. Die Jahrringe<br />
sind breit und oft nur undeutlich abgesetzt. Der<br />
unten abgebildete Holzschnitt zeigt das Holz<br />
der Silberweide (S. alba).<br />
Ausgestellte Hölzer<br />
Die Bohle ist ein Radialschnitt und zeigt viele<br />
überwachsene Äste, die wechselständig angeordnet<br />
sind. Neben den groben Seitenästen gibt<br />
es viele Holzmale im Zentrum der Bohle, die<br />
von überwachsenen kurzen Seitenästen verursacht<br />
sind. Der Innenkern um die Äste ist etwas<br />
grauer und härter. Das Holz ist an dieser Stelle<br />
fühlbar aufgeworfen. Die Jahrringe sind nur an<br />
dem sehr schmalen Spätholzband erkennbar.<br />
Die Markstrahlen bilden unauffällige Spiegel.<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 35 cm in 40<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 4,4 mm)<br />
zeigt den rötlichen Kern und die sekundäre<br />
grauere Verfärbung im Zentrum. Die Markstrahlen<br />
sind als graue Bänder sichtbar. Das<br />
Holz wird als stark schwindend beschrieben, ist<br />
aber in diesem Falle nicht aufgerissen.<br />
Der Schnitt zeigt das Holz der Silberweide (S. alba).
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Nach Wuchsform werden Baum- und Strauchweiden<br />
unterschieden, zu ersteren zählen die<br />
Silberweide (S. alba - rechts im Bild), die Bruchweide<br />
(S. fragilis) und – mit Einschränkungen<br />
- die Salweide (S. caprea). Baumförmig wächst<br />
die Weide bis zu stattlichen 20 - 30 m Höhe, mit<br />
Durchmessern bis zu 1 m. Die Krone ist rund.<br />
Die Rinde ist weißgrau, im Alter bildet sich eine<br />
längsrissige Borke. Die Blüten sind zweihäusig<br />
verteilt und in Kätzchen angeordnet. Die sehr<br />
kleinen Samen besitzen mit ihrem weißen Haarschopf<br />
ein sehr effektives Verbreitungsorgan.<br />
Weiden werden 80 - 120 Jahre alt.<br />
Vorkommen<br />
Weiden sind raschwüchsige Licht- und Pionierbäume<br />
und in Deutschland mit zahlreichen Arten<br />
als Sträucher und Bäume vertreten, zusätzlich<br />
gibt es diverse Kreuzungen zwischen Arten<br />
und Züchtungen. Über Europa und Sibirien<br />
weit verbreitet, vor allem in Flussnähe, sind die<br />
Silberweide (s. Arealkarte unten rechts) und die<br />
Bruchweide sowie deren Hybriden. Korbweiden<br />
(S. viminalis) sind vielfach zur Gewinnung von<br />
Ruten angepflanzt und werden als Kopfweiden<br />
beschnitten. Weiden allgemein bevorzugen tiefgründige,<br />
nährstoffreiche und gut mit Wasser<br />
versorgte Böden und sind daher vornehmlich<br />
nahe am Wasser zu finden. Gerne werden sie <strong>für</strong><br />
Uferpflanzungen verwendet, v.a. die Silberweide<br />
und ihre Ziersorten (z.B. Trauerweiden) sind<br />
beliebte Parkbäume.<br />
In Thüringen sind Weiden bachbegleitend weit<br />
verbreitet, in Bodensenken des Thüringer Beckens<br />
als Kopfweiden kultiviert.<br />
Bewirtschaftung<br />
Die Weide wird als Uferbefestigung gepflegt.<br />
Durch „Köpfen“ und wiederholtes Zurückschneiden<br />
in geringer Höhe bilden sich die sogenannten<br />
„Kopfweiden“, deren rutenförmige,<br />
lange Austriebe als Flechtmaterial gewonnen<br />
wird. Weiden sind raschwüchsig, die Zuwächse<br />
betragen 15 bis 25 m 3 pro ha und Jahr, daher<br />
werden sie in Skandinavien und versuchsweise<br />
auch in Mitteleuropa in jüngerer Zeit als Energieholz<br />
angebaut.<br />
Verwendung<br />
Die Weide hat ein grobfaseriges, weiches, mittelschweres,<br />
stark schwindendes Holz, welches<br />
anfällig gegen Pilzbefall ist. Die Bearbeitung<br />
Silberweide (S. alba)<br />
wird erschwert durch Faserigkeit und wollige<br />
Oberflächen. Die Verwendung erfolgt ähnlich<br />
wie beim Holz der Pappeln.<br />
Aktuell: Handwerk (Blindholz bei Möbeln,<br />
Schälholz, Zündhölzer, Backbretter, Tischplatten,<br />
Zeichenbretter, Korbflechterei, Holzschuhe),<br />
Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich<br />
(Faschinenholz im Wasserbau),<br />
Medizin (Holz <strong>für</strong> Prothesen), Rohstoff (Sperrholz,<br />
Faserplatten, Zellstoff), Freizeit (Schläger<br />
beim Cricket).<br />
Historisch: Handwerk (Siebböden, Korbmulden,<br />
Kistenholz, Spankörbe, Schaufel und Rechenstiele,<br />
Flechtarbeiten), Landwirtschaft (Bie-<br />
nenweide, Anbinden<br />
von Reben, Vogelfang),<br />
Heilkunde (wegen<br />
der Salicylsäure<br />
gegen fiebrige Erkrankungen<br />
und Rheuma,<br />
Aspirin wird heute<br />
aus synthetischer Salicylsäure<br />
hergestellt),<br />
Rohstoff (Holzkohle<br />
<strong>für</strong> Zeichenzwecke<br />
und Schwarzpulver,<br />
Gerbrinde).<br />
WEIDENGEWÄCHSE<br />
Natürliches Areal der Silberweide<br />
(S. alba)<br />
SALICACEAE<br />
89<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Zu den ausgestellten Objekten<br />
90<br />
GEMEINER WACHOLDER<br />
Juniperus communis L.<br />
Allgemeine Merkmale des Holzes<br />
Der Wacholder hat einen gelben, schmalen<br />
Splint, einen bräunlichen Kern und deutliche<br />
Jahrringe. Das Holz weist den typischen<br />
„Wacholdergeruch“ auf.<br />
Ausgestelltes Holz<br />
Die Baumscheibe (Querschnitt 14 cm in 100<br />
Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,7 mm)<br />
besitzt einen grau-weißlichen Kern. Sie zeigt<br />
zwei sehr starke Seitenäste, die durch ihr Dickenwachstum<br />
im Stamm zwischen den Ästen<br />
zu einer Loslösung des Splintes führten. Auf<br />
der den Ästen gegenüber liegenden Seite des<br />
Stammes kam es zu einem verstärkten Wachstum.<br />
Die Stammscheibe ist sehr unregelmäßig<br />
geformt, mit Überwallungen an Stellen, wo<br />
das Wachstum ohne offensichtlichen Grund<br />
vermindert war und an denen Rinde in den<br />
Stamm eingewachsen ist. Dieser fast lianenartige<br />
Wuchs führt zu der hohen Biegbarkeit des<br />
Wachholder.<br />
Wacholder aus der<br />
Fränkischen Schweiz<br />
Ø 14 cm, 100 Jahre
Wesentliche botanische Merkmale<br />
Der Wacholder ist ein immergrüner, zweihäusiger,<br />
bis zu 12 m hoher trägwüchsiger Nadelbaum<br />
oder Strauch. Er ist meist mehrstämmig,<br />
die kurzen, fast senkrecht nach oben gerichteten<br />
Äste stehen dicht zusammen und bilden eine<br />
kompakte, säulen- oder kegelförmige Krone.<br />
Die abschilfernde Rinde ist grau- bis rotbraun.<br />
Die stechenden Nadeln stehen in dreizähligen<br />
Quirlen und werden 3 - 4 Jahre alt. Die männlichen<br />
Blüten sind klein, kugelig und gelb, die<br />
weiblichen grün und eher unscheinbar. Aus ihnen<br />
entwickelt sich der kugelige, fleischige, reif<br />
blauschwarze „Beerenzapfen“, botanisch gesehen<br />
eine Scheinbeere. Die Samen werden mit<br />
den Früchten von Tieren aufgenommen und<br />
verbreitet, vor allem von der Wacholderdrossel.<br />
Der Wacholder kann ein hohes Alter erreichen.<br />
Vorkommen<br />
Der Wacholder ist in Europa, weiten Teilen<br />
Asiens, Nordafrika und Nordamerika verbreitet.<br />
Er kommt von der Ebene bis ins Gebirge (in<br />
den Alpen bis über 1900 m) vor und ist eine<br />
anspruchslose, aber lichtbedürftige Art. Er<br />
wächst in lichten Kiefernwäldern, an sonnigen<br />
Felshängen, in Zwergstrauchheiden und auf<br />
Magerweiden.<br />
In Thüringen ist der Wachholder verbreitet<br />
auf Trockenrasen zu finden und ein Zeiger <strong>für</strong><br />
frühere Beweidung.<br />
Bewirtschaftung<br />
Forstlich spielt der Wacholder keine Rolle, im<br />
Landschaftsbau, bei der Park- und Gartengestaltung,<br />
als Böschungsbewuchs und bei der<br />
Anlage von Vogelschutzgehölzen wird er aber<br />
nach wie vor genutzt. Seit 1936 stehen Wacholder<br />
und Wacholderheiden in Deutschland unter<br />
Naturschutz. Diese Naturschutzgebiete brauchen<br />
Pflege, um den Anflug von Baumarten<br />
zu verhindern, die den Wacholder verdrängen<br />
würden.<br />
Verwendung<br />
Wacholderholz ist feinfaserig, weich, mittelschwer,<br />
zäh, elastisch, biegsam und sehr dauerhaft.<br />
Es schwindet kaum, ist schwer spaltbar<br />
und hat einen hohen Brennwert.<br />
Aktuell: Handwerk (Drechselarbeiten, Luxuskleinmöbel),<br />
Ernährung (Wacholderbeeren als<br />
Gewürz, Schnapsbrennerei).<br />
Historisch: Handwerk (Möbelbau, Intarsien,<br />
Drechselarbeiten, Latten, Zäune, Spazierstöcke,<br />
Pfeifenköpfe), Heilkunde (ätherisches Öl<br />
zum Einreiben bei Ischiasbeschwerden und<br />
Hexenschuss, Tee zum Trinken, <strong>für</strong> Bäder und<br />
Umschläge, zur Geschwür- und Wundheilung,<br />
getrocknete Beeren zur Blutreinigung u.v.m.),<br />
Brauchtum (ganze Pflanze als „Toten-/Lebensbaum“,<br />
v.a. auf Friedhöfen, Wacholderrauch mit<br />
belebender und „reinigender“ Wirkung, im Mittelalter<br />
gegen die Pest), Ernährung (wie oben,<br />
Wacholderrauch zum Räuchern von Schinken,<br />
Holz <strong>für</strong> Gefäße <strong>für</strong> Lebensmittel), Energieträger<br />
(Brennholz).<br />
ZYPRESSENGEWÄCHSE<br />
CUPERACEAE<br />
91<br />
W<strong>issensw</strong><strong>ertes</strong>
Makroskopische Holzmerkmale<br />
92<br />
GLOSSAR
Drehwuchs: Schraubenförmiger statt mit der<br />
Stammachse gleichlaufender Faserverlauf, der<br />
das Stehvermögen beeinträchtigen kann.<br />
Druck- oder Reaktionsholz: Anormales, den Gebrauchswert<br />
des Holzes negativ beeinflussendes<br />
Holzgewebe, tritt auf dem Stammquerschnitt<br />
einseitig in etwa halbringförmigen Schichten auf.<br />
Entsteht als Reaktion des Baumes auf einseitige<br />
äußere Belastung (z.B. Schiefstellung am Hang,<br />
Wind, Schnee).<br />
Farbstreifen: Unterschiedliche Färbungen im Kernholz,<br />
die durch eine auf dem Querschnitt sich<br />
wiederholende, meist ringförmige Farbabstufung<br />
(z.B. Jahrringe) verursacht wird. Während auf<br />
radialen Längsschnitten Farbstreifen entstehen,<br />
bilden sich beim Tangentialschnitt Farbfladern.<br />
Fladerung: Ein meist kegelartiges oder ovales Bild,<br />
das durch Farb- oder Strukturunterschiede beim<br />
“flachen” Anschnitt (tangential) hervorgerufen<br />
wird, bei den meisten Nadelhölzern und allen<br />
ringporigen Hölzern durch den Unterschied von<br />
Früh- und Spätholz, bei anderen Laubhölzern<br />
durch den Wechsel von Faserzellen und Speicherzellen.<br />
Frühholz: Die meist hellere und weichere Schicht,<br />
die zu Beginn einer Wachstumsperiode (Frühjahr)<br />
entsteht und meistens bei Nadelhölzern<br />
besonders deutlich ausgebildet ist; häufig gekennzeichnet<br />
durch größere Zellen und niedrigere<br />
Rohdichte.<br />
Gefäße: Auch als Tracheen, im Querschnitt als Poren<br />
bezeichnet; charakteristische Zellart der Laubhölzer.<br />
Sie bestehen aus einzelnen röhrenförmigen<br />
Gliedern, die übereinander angeordnet sind und<br />
deren Querwände gleich nach der Entstehung der<br />
Zelle wieder aufgelöst werden, sodaß ihre Länge<br />
oft mehrere Meter erreichen kann. Sie dienen im<br />
Splintholz der Wasserleitung.<br />
halbringporig: Zwischenstellung zwischen ring-<br />
und zerstreutporig; die Gefäße im Frühholz sind<br />
nur wenig größer als im Spätholz, auch fehlt den<br />
Frühholzgefäßen die Kranz-(ring)förmige Anordnung<br />
wie bei den typisch ringporigen Arten.<br />
Harzkanäle, Harzgänge: Röhrenartige, mit<br />
Harz oder harzähnlichen Substanzen angefüllte<br />
Hohlräume, die meist in Faserrichtung verlaufen.<br />
Aufgrund ihrer geringen Durchmesser werden sie<br />
erst durch austretende Harztropfen, Flecken oder<br />
durch eine stark abweichende Harzfärbung erkennbar.<br />
Sie können in Nadel- und Laubhölzern<br />
vorkommen, bei letzteren im Querschnitt auch zu<br />
Ringen geordnet.<br />
Jahrring: Während eines Jahres vom Baum erzeugte<br />
Holzmasse, die in der Regel im anatomischen Bau<br />
unterschiedlichen Zonen besteht: aus dem zuerst<br />
gebildeten weicheren Frühholz und den schwere-<br />
GLOSSAR<br />
ren, härteren und später gebildeten Spätholz. Der<br />
Jahrring erscheint am Querschnitt als Ring.<br />
Kambium: Die dünne Schicht aus lebenden,<br />
meristematischen (sich vermehrenden) Zellen<br />
zwischen Rinde (Phloem) und Holz (Xylem),<br />
die durch ständige Teilung nach außen neue Rindenzellen<br />
und nach innen neue Holzzellen bilden.<br />
Sie bewirken das Dickenwachstum verholzender<br />
Pflanzen.<br />
Kernholz: Der vom Splintholz ringförmig umgebene<br />
und sich durch eine oft dunklere Färbung abhebende<br />
innere Teil des Stammes. Das Kernholz<br />
ist tot, stark durch Harze, Gerbstoffe, mitunter<br />
sogar durch Kieselsäure inkrustiert und leitet<br />
kein Wasser mehr. Es ist stets widerstandsfähiger<br />
gegen Pilzbefall als das Splintholz, besitzt geringeren<br />
Wassergehalt und höhere Festigkeit, Dichte<br />
und Dauerhaftigkeit.<br />
Korkwarzen (auch Lentizellen): Den Gasaustausch<br />
gewährleistende Zellen in der Rinde, die<br />
meist linsenförmig gestaltet sind und durch die<br />
Aktivität eines spezialisierten Lentizellenphellogens<br />
entstehen.<br />
Markflecken: Rosabraune und sehr unterschiedlich<br />
große Flecken, die nach einem Befall von Schädlingen<br />
in der rindennahen Wachstumsschicht entstehen;<br />
im Querschnitt meist nierenförmig, bis<br />
2 cm breit, im Längsschnitt bis 10 cm lang.<br />
Markröhre: Auch Mark. Zentrale Röhre im Stamm<br />
innerhalb des ersten Jahrrings, in Farbe und<br />
Struktur vom umgebenden Holz abweichend.<br />
Markstrahlen: Quer zur Faser verlaufende und auf<br />
die Markröhre gerichtete Bänder aus Speicherzellen.<br />
Sie erscheinen auf Querschnitten als feine,<br />
oft nur mit der Lupe erkennbare Linien (“Strahlen”)<br />
und auf dem Radialschnitt als “Spiegel”,<br />
teils so breit, daß sie das Holzbild, wie bei den<br />
Eichen, wesentlich beeinflussen.<br />
Messerfurnier: Schichtweises Abtrennen (Messern)<br />
einzelner dünner Holzblätter (Furniere) von einem<br />
aufgespannten Stamm oder Stammteil durch<br />
ein parallel zur Auflagerebene oder senkrecht<br />
zu dieser wirkendes Messer (im Gegensatz zum<br />
Schälfurnier, bei dem der Stamm gegenüber<br />
einem fest stehenden Messer gedreht wird).<br />
Poren: Durch Gefäßzellen gebildete feine Röhren,<br />
die im Querschnitt runde oder ovale Öffnungen<br />
und auf Längsschnittflächen rillenartige Vertiefungen<br />
bilden. Bei grobporigen Hölzern sind die<br />
einzelnen Poren mit bloßem Auge erkennbar, bei<br />
mittelgroßen Poren ist nur das Vorhandensein<br />
der Poren, aber nicht die einzelne unterscheidbar,<br />
bei feinporigen Hölzern sind Poren nur noch<br />
mit der Lupe auf glatten Querschnitten sichtbar.<br />
Nadelhölzer sind porenlos, da ihr Holz aus Tracheiden<br />
gebildet wird.<br />
Wichtige Begriffe<br />
93
Wichtige Begriffe<br />
94<br />
GLOSSAR<br />
Porenrillen: An Längsschnitten von Laubhölzern<br />
sichtbare aufgeschnittene Gefäßzellen; sie sind<br />
um so deutlicher, je weitlumiger die Gefäße sind<br />
(grobporige Holzarten). Fälschlicherweise auch<br />
als Nadelrisse bezeichnet, obwohl es sich nicht<br />
im Risse handelt.<br />
Querschnitt: Quer zur Stammachse bzw. zum Faserverlauf<br />
geführter Schnitt. Er ist <strong>für</strong> die mikro-<br />
und makroskopische Bestimmung des Holzes<br />
am besten geeignet. Auf der Querschnittsfläche<br />
zeigen sich Jahrringaufbau, Längsparenchym und<br />
Holzstrahlen am deutlichsten.<br />
Radialschnitt: Die Jahrringe sind als parallel zur<br />
Stammachse verlaufende und die Markstrahlen<br />
als radial verlaufende Streifen zu sehen. Die längs<br />
angeschnittenen Markstrahlen erscheinen als<br />
glänzende Spiegel.<br />
Reifholzbäume: Älterer Begriff <strong>für</strong> Bäume, die<br />
keinen Farbkern ausbilden, jedoch im Innenholz<br />
trockener, d.h. “reifer”, aber auch verkernt sind<br />
(wie z.B. Fichte); es handelt sich somit um Bäume<br />
mit hellem, makroskopisch nicht vom Splintholz<br />
zu unterscheidenden Kernholz.<br />
Riegelwuchs: Eine wellenförmige Verformung<br />
aller axial gerichteten Zellstränge quer zur Faserrichtung,<br />
die bei allen Hölzern vorkommen<br />
kann, häufig bei Ahorn und Nußbaum. Das dabei<br />
entstehende Lichtspiel wechselt mit verändertem<br />
Lichteinfall die als Hell-Dunkelzonierung entstehenden<br />
Riegel.<br />
ringporig: Im Querschnitt periodisch wiederkehrende<br />
Ringe aus eng liegenden größeren Poren<br />
(Frühholz), die mit Ringen aus kleineren und weniger<br />
zahlreichen Poren abwechseln (Spätholz).<br />
Ringporige Hölzer ergeben im radialen Anschnitt<br />
Poren-Streifen und tangential Poren-Fladern.<br />
schlafende Augen: Ruhende Knospen, die bei Belichtung<br />
des Stammes auch im Alter neue Triebe<br />
bilden können.<br />
Schwinden: Verkleinerung der Abmessungen und<br />
damit auch des Volumens von Holz infolge einer<br />
Feuchtigkeitsabnahme. Schwinden ist ebenso<br />
wie der umgekehrte Vorgang, das Quellen, nur<br />
unterhalb der Fasersättigung möglich. Hierbei<br />
sind die Abmessungsänderungen in Richtung der<br />
Zuwachszonen (= tangential) stets größer als in<br />
Richtung der Holzstrahlen (= radial).<br />
Spannrückigkeit: Wulstartige Verstärkungen in<br />
Richtung der Stammachse; sie sind häufig an<br />
Stammenden zu beobachten, wo sie in Wurzelanläufe<br />
übergehen.<br />
Spätholz: Auf das Frühholz folgende, bei Laubhölzern<br />
meist porenärmere und bei Nadelhölzern<br />
besonders dunkle und harte Zonen; sie bilden<br />
den Abschluß einer Zuwachszone.<br />
Spiegel: Quer zur Faser verlaufende und auf die<br />
Markröhre gerichtete Bänder aus Speicherzellen.<br />
Sie erscheinen auf Querschnitten als feine, oft<br />
nur mit der Lupe erkennbare Linien (“Strahlen”)<br />
und auf dem Radialschnitt als “Spiegel”, teils so<br />
breit, daß sie das Holzbild, wie bei den Eichen,<br />
wesentlich beeinflussen.<br />
Splint, Splintholz: Mantel hellfarbigen Holzes, der<br />
das Kernholz einschließt; er hat sowohl Stütz- als<br />
auch Wasserleitungsfunktion und ist radial von<br />
Markstrahlen durchzogen. Der Anteil ist von der<br />
Art, dem Alter und den Wachstumsbedingungen<br />
abhängig. Er ist vor allem im Feuchtzustand empfindlich<br />
<strong>für</strong> Pilz- und Insektenbefall.<br />
Stehvermögen: Verhalten des Holzes bezüglich<br />
Maß- und Formänderung bei sich ändernder<br />
relativer Luftfeuchte der Umgebung. Günstig <strong>für</strong><br />
das Stehvermögen (“gut stehend”) sind: kleine<br />
Quell - bzw. Schwindmaße, geringer Unterschied<br />
zwischen radialen und tangentialen Quellmaßen,<br />
regelmäßiger Faserverlauf und träger Feuchtigkeitsaustausch<br />
des Holzes mit der Umgebung.<br />
Sympodiales Wachstum: Spitzennahe Seitenachsen<br />
übernehmen das terminale Wachstum, während<br />
die Hauptachsen ihre Weiterentwicklung<br />
einstellen oder in Blütenbildung übergehen.<br />
Synanthropie: Selbständiges Vorkommen einer<br />
Art im Siedlungsbereich des Menschen, auch als<br />
„Kulturfolger“ bezeichnet.<br />
Tangentialschnitt: Die Jahrringe erscheinen in<br />
bogen- und wellenförmigen Linien. Größere<br />
Markstrahlen, die rechtwinklig duchschnitten<br />
werden, treten als spindelförmige dunkle Striche<br />
auf (hauptsächlich Eiche und Buche).<br />
Tracheiden: langgestreckte, faserförmige Zellen<br />
der Nadelhölzer mit verstärkter Zellwand; sie<br />
verlaufen parallel zur Stammachse, haben noch<br />
ein relativ großes Lumen und dienen vor allem<br />
dem Wassertransport und der Festigung. Für die<br />
Leitung des Wassers von Zelle zu Zelle besitzen<br />
sie Öffnungen in den Wänden (Hoftüpfel).<br />
Werfen: “windschiefes” Verziehen des Holzes<br />
in Form von spiralförmigen Verdrehungen in<br />
Längsrichtung; die vier Ecken einer Fläche befinden<br />
sich nicht mehr in einer Ebene.<br />
zerstreutporig: Im Querschnitt ohne deutliche<br />
Zonierung durch Poren, weil diese gleichmäßig<br />
verteilt sind; Längsschnitte ohne durch Poren<br />
bedingte Strukturbilder, wie Poren-Fladern oder<br />
Poren-Streifen.<br />
Zwieselwuchs: Stammteilung, die dadurch entsteht,<br />
dass zwei oder mehrere Seitenknospen das Längenwachstum<br />
des Baumes übernehmen, zum Beispiel<br />
nach dem Absterben des Spitzentriebes.
QUELLEN- UND ABBILDUNGSNACHWEIS<br />
Quellen:<br />
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Verlag GmbH, München, 2002<br />
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Neudamm AG, Melsungen, 2002<br />
Bärner, J.: Die Nutzhölzer der Welt. - Verlag J. Neumann-<br />
Neudamm, 3 Bände, 1942<br />
Fink, H.: Verzaub<strong>ertes</strong> Land. – Innsbruck, Wien, München,<br />
1969<br />
Frerichs, G., Arends, G., Zörnig, H.: Hagers Handbuch der<br />
Pharmazeutischen Praxis. – Springer Verlag, Berlin, Göttingen,<br />
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Grosser, D.: Einheimische Nutzhölzer – Loseblattsammlung:<br />
Vorkommen, Baum- und Stammform, Holzbeschreibung,<br />
Eigenschaften, Verwendung. - Holzabsatzfonds,<br />
Bonn, CMA Centrale Marketinggesellschaft der<br />
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Hegi, G.: Illustrierte Flora von Mitteleuropa - Spermatophyta:<br />
Angiospermae: Dicotyledones 2 (4), Rosaceae (Rosengewächse).-<br />
H. E. Weber (Hrsg.); Parey Verlag, Berlin, 2.,<br />
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Ludwig, O.: Im Thüringer Kräutergarten. – Rudolstadt,<br />
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Marzell, H.: Alte Heilkräuter. – Jena, 1926<br />
Marzell, H.: Geschichte und Volkskunde der deutschen<br />
Heilpflanzen. – Darmstadt, 1967<br />
Pahlow, M.: Das große Buch der Heilpflanzen. – Gräfe &<br />
Unzer Verlag GmbH, München, 1993<br />
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Bauminfoblätter.<br />
– Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Bundesverband<br />
e.V. (SDW) (Hrsg.)<br />
Schwankl, A.: Welches Holz ist das? – Franckh’sche Verlagshandlung<br />
Stuttgart, 1955<br />
Schweingruber, F. H.: Anatomie europäischer Hölzer – Ein<br />
Atlas zur Bestimmung europäischer Baum-, Strauch- und<br />
Zwergstrauchhölzer. – Eidgenössische Forschungsanstalt<br />
<strong>für</strong> Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Hrsg.);<br />
Haupt, Bern, Stuttgart, 1990<br />
Wichtl, M. (Hrsg.): Teedrogen. – Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft,<br />
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Digitalfotografie der Bohlen und Stammscheiben:<br />
ART-KON-TOR Film und Fotodesign GbR Jena<br />
Sonstige Fotos:<br />
S. 3 oben: Sebastian Weist<br />
S. 3 unten: BMBW Architekten BDA – Partner München<br />
S. 47 und S. 75: Leo Michels, http://www.plantimag.de/<br />
Holzschnitte alle aus:<br />
Schweingruber, F. H.: Anatomie europäischer Hölzer – Ein<br />
Atlas zur Bestimmung europäischer Baum-, Strauch- und<br />
Zwergstrauchhölzer. – Eidgenössische Forschungsanstalt<br />
<strong>für</strong> Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Hrsg.);<br />
Haupt, Bern, Stuttgart, 1990<br />
(alle zeigen ca. 40-fache Vergrösserung)<br />
ausser S. 50 aus:<br />
Grosser, D.: Einheimische Nutzhölzer – Loseblattsammlung:<br />
Vorkommen, Baum- und Stammform, Holzbeschreibung,<br />
Eigenschaften, Verwendung. - Holzabsatzfonds,<br />
Bonn, CMA Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen<br />
Agrarwirtschaft mbH (Hrsg.); 1999<br />
Botanische Detailzeichnungen (verändert):<br />
Amann, G.: Bäume und Sträucher des Waldes. – Neumann-<br />
Neudamm AG, Melsungen, 2002<br />
S. 29, 35, 53<br />
Kurt Stüber‘s Online Library: Eine Sammlung historischer und moderner<br />
Biologiebücher, http://www.BioLib.de/<br />
Köhler, F. E.: Köhlers Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen<br />
Abbildungen und kurz erläuterndem Texte (1883-1914)<br />
S. 17, 85, 87<br />
Lindman, C. A. M.: Bilder ur Nordens Flora (1901-1905)<br />
S. 8 (Mitte), 13, 19, 23, 25, 27, 33, 35, 41, 49, 65, 69, 83<br />
Thomé, O. W.: Flora von Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz, Nur Tafeln. (1885-1905)<br />
S. 8 (unten), 11, 15, 31, 39, 45, 51, 55, 59, 61, 67, 71, 77,<br />
89, 91<br />
Missouri Botanical Garden 1995-2003<br />
http://ridgwaydb.mobot.org/mobot/rarebooks/<br />
Jaume Saint-Hilaire, J. H.: La flore et la pomone françaises:<br />
histoire et figure en couleur,des fleurs et des fruits de<br />
France ou naturalisés sur le sol français. - Paris 1828-<br />
1833<br />
S. 73<br />
Jaume Saint-Hilaire, J. H.: Traité des arbres forestiers : ou<br />
histoire et description des arbre indigènes ou naturalisés.<br />
- Paris 1824<br />
S. 6 (oben), 41, 55, 61, 79<br />
Jaume Saint-Hilaire, J. H.: Traité des arbrisseaux et des arbustes<br />
cultivés en France et en pleine. - Paris 1825<br />
S. 21, 47, 79<br />
Verbreitungskarten (stark verändert):<br />
Browicz, K.: Chorology of Trees and Shrubs in South-West<br />
Asia and Adjacent Regions.- Polish Academy of Sciences,<br />
<strong>Institut</strong>e of Dendrology; Vol 1, Warschau, 1982<br />
S. 59<br />
Jalas, J. und Suominen, J. (Eds.): Atlas Florae Europaeae<br />
– Distribution of Vascular Plants in Europe: Bd. 3 Salicaceae<br />
to Balanophoraceae. – The Committee for Mapping<br />
the Flora of Europe and Societas Biologica Fennica Vanamo,<br />
Helsinki, 1976<br />
S. 11, 13, 85<br />
Krüssmann, G.: Die Bäume Europas – Ein Taschenbuch <strong>für</strong><br />
Naturfreunde. – Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg,<br />
1968<br />
S. 79<br />
Meusel H., E. Jäger und E. Weinert (Hrsg.): Vergleichende<br />
Chorologie der zentraleuropäischen Flora, 3 Bände. -<br />
Gustav Fischer, Jena, 1965, 1978, 1992<br />
S. 9, 15, 21, 23, 25, 27, 33, 35, 37, 41, 43, 47, 53, 55, 57, 61,<br />
63, 65, 67, 69, 71, 77, 87, 89, 91<br />
Schütt, P.; Schuck, H. J. Stimm, B. (Hrsg.): Lexikon der<br />
Forstbotanik. - ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/<br />
Lech, 1992<br />
S. 17, 19, 31, 39, 45, 83<br />
Schweingruber, F. H.: Anatomie europäischer Hölzer – Ein<br />
Atlas zur Bestimmung europäischer Baum-, Strauch- und<br />
Zwergstrauchhölzer. – Eidgenössische Forschungsanstalt<br />
<strong>für</strong> Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Hrsg.);<br />
Haupt, Bern, Stuttgart, 1990<br />
S. 29, 49, 73, 81<br />
Druck und Verarbeitung:<br />
druckhaus köthen GmbH<br />
Quellen, Abbildungen, Fotos<br />
95
Anmerkungen<br />
96<br />
NOTIZEN
Die Hölzer Thüringens<br />
Weißtanne (Abies alba), Kieferngewächse Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Kieferngewächse<br />
Gemeine Fichte (Picea abies), Kieferngewächse Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris), Kieferngewächse<br />
Europäische Lärche (Larix decidua), Kieferngewächse Eibe (Taxus baccata), Eibengewächse<br />
Rotbuche (Fagus sylvatica), Buchengewächse<br />
In Mitteleuropa von Natur aus konkurrenzstärkste Baumart, schattentolerant,<br />
weit verbreitet von der Ebene bis ins Gebirge (Alpen<br />
bis 1600m). Holz: gelblich- bis rötlich-braun, im Alter häufig mit<br />
"Rotkern"; sehr homogen, schwer und hart.<br />
Traubeneiche (Quercus petraea), Buchengewächse Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Rosengewächse<br />
Feuchte und nasse Standorte<br />
Wärmeliebende Mischwälder<br />
Robinie (Robinia pseudoacacia), Schmetterlingsblütler<br />
Mehlbeere (Sorbus aria), Rosengewächse<br />
Licht- und Pionierbaumart warmer Lagen des Tief- und Hügellan-<br />
Licht- bis Halbschattbaumart, von der Ebene bis in die subalpine<br />
des, ursprünglich aus Nordamerika, gute Bienenweide, in Mittel-<br />
Stufe (Alpen bis 1600 m). Holz: gelblich-weißer Splint, Kern roteuropa<br />
als Zier- und Waldbaum weit verbreitet. Holz: gelblichbraun;<br />
schön gemasert.<br />
weißer bis grüngelber Splint, Kern frisch gelblich-grün bis hellbraun,<br />
dunkelt nach zu gold- oder dunkelbraun; hart und schwer.<br />
Speierling (Sorbus domestica), Rosengewächse<br />
Wärmeliebende, seltene Halbschattbaumart, Hauptvorkommen im<br />
Vogelkirsche (Prunus avium), Rosengewächse<br />
submediterranen Klimabereich. Holz: rötlichweißer oder<br />
Licht- bis Halbschattbaumart, in Tieflagen und im Gebirge (Alpen<br />
hellrötlichbrauner Splint, in älteren Stämmen hell- bis dunkelrot-<br />
bis 1700 m), in Laubwäldern, an Waldrändern und in Hecken.<br />
Holz: gelblicher bis rötlich-weißer Splint, Kern frisch nur wenig<br />
brauner Kern; feinfaserig, hart und fest.<br />
dunkler, dunkelt nach zu rötlichbraun bis hellgoldbraun; sehr<br />
Elsbeere (Sorbus torminalis), Rosengewächse<br />
hart, mittelschwer.<br />
Wärmeliebende Halbschattbaumart der Tieflagen und der unteren<br />
Bergulme (Ulmus glabra), Ulmengewächse<br />
Bergstufe (bis 750 m). Holz: jung weißlich-gelb bis schwach<br />
Halbschattbaumart des Hügellandes bis in mittlere Gebirgslagen,<br />
beliebter Park- und Straßenbaum; Bestand bedroht durch das „Ulmensterben“,<br />
hervorgerufen durch eine Pilzerkrankung; Holz:<br />
rötlich, später dunkler, rotgelb bis rötlichbraun, in älteren Stämmen<br />
häufig rot- bis schwarzbrauner Farbkern; dicht und schwer,<br />
sehr wertvoll.<br />
Splint grau bis gelblich-weiß, Kern hell- bis schokoladenbraun; Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Ahorngewächse<br />
sehr hart und schwer.<br />
Halbschattbaumart, häufig in montanen, buchenreichen Misch-<br />
Roßkastanie (Aesculus hippocastanum), Roßkastanienund<br />
schattigen Schluchtwäldern. Holz: weiß bis gelblich, graubraugewächsener<br />
Farbkern im Alter möglich; feinfaserig, sehr hart und schwer.<br />
Halbschattbaumart feuchter Berg- und Schluchtwälder; heimisch Feldahorn (Acer campestre), Ahorngewächse<br />
auf dem Balkan, in Mitteleuropa eingebürgert. Stämme stets<br />
drehwüchsig. Holz: gelblichweiß, oft mit dunklen Farbeinläufen;<br />
weich und sehr gleichmäßig.<br />
Halbschattbaumart in Laubmischwäldern der Ebene und des<br />
Hügellandes, an Waldrändern, in Hecken und Gebüschen. Holz: das<br />
dunkelste unter den Ahornarten, hellbraun, Farbkern möglich;<br />
Hainbuche (Carpinus betulus), Birkengewächse<br />
feinfaserig, sehr hart, zäh, mäßig schwer.<br />
Halbschattbaumart, in Tieflagen mit sommerwarmem Klima, im<br />
Gebirge kaum über 800 m. Holz: gleichmäßig grauweiß bis gelblich-weiß;<br />
sehr schwer.<br />
Sommerlinde (Tilia platyphyllos), Lindengewächse<br />
Schattentolerante, etwas wärmeliebende Art in Laubmischwäldern<br />
mittlerer Berglagen, häufiger Allee- und Parkbaum. Holz: sehr<br />
homogen strukturiert, weißlich bis gelblich, oft rötlich oder hellbraun<br />
getönt; weich und mittelschwer.<br />
Spitzahorn (Acer platanoides), Ahorngewächse<br />
Halbschattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen.<br />
Holz: etwas dunkler als Bergahorn, oft rötlichgelb, Farbkern<br />
möglich; feinfaserig, sehr hart und schwer.<br />
Hängebirke (Betula pendula), Birkengewächse<br />
Raschwüchsige Licht- und Pionierbaumart des Tieflandes, im Gebirge<br />
seltener (Alpen bis 1800 m). Holz: gelb- oder rötlich-weiß<br />
bis hellbraun, seidig glänzend, im Alter gelblich-rötlicher bis<br />
brauner Farbkern möglich; mittelschwer, nicht sehr hart.<br />
Pappel (Populus spec.), Weidengewächse<br />
Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Ölbaumgewächse<br />
Raschwüchsige Licht- und Pionierbäume; Zitterpappel oder Aspe<br />
Halbschattbaumart in Laubmischwäldern von der Ebene bis in<br />
(P. tremula) auf Kahlflächen, Schwarz-, Grau- und Weißpappeln<br />
mittlere Berglagen (Alpen bis 1300 m), flußbegleitend in der<br />
(P. nigra, P. x canescens, P. alba) in Niederungen und Auen; in der<br />
feuchten Hartholzaue. Holz: semmelfarben, im Alter oft brauner<br />
Forstwirtschaft angebaute „Wirtschaftspappeln“ sind meist durch<br />
Farbkern ("Braun-" oder "Olivkern"); schwer und hart, sehr zäh.<br />
Züchtung entstandene Kultursorten. Holz der Pappelarten ist<br />
kaum unterscheidbar: schmutzigweiß bis gelblich, außer bei Aspe<br />
Weide (Salix spec.), Weidengewächse<br />
mit Kernfärbung; sehr weich und leicht. Raschwüchsige Licht- und Pioniergehölze, vom Tiefland bis in die<br />
Hochlagen der Alpen; baumförmig sind Silber- (S. alba), Bruch-<br />
Schwarzerle (Alnus glutinosa), Birkengewächse<br />
(S. fragilis) und Salweide (S. caprea); Vorkommen: Silber- und<br />
Lichtbaumart der Tieflagen, seltener in der montanen Stufe, häu-<br />
Bruchweide an Gewässern und in Auen, Salweide als Pionier auf<br />
fig in Au- und Erlenbruchwäldern. Holz: rötlichweiß bis -braun;<br />
Lichtungen, an Wald- und Wegrändern. Holz der Weiden kaum<br />
weich, elastisch, wenig fest.<br />
unterscheidbar: alle mit farblich unterschiedenem Splint- und<br />
Kernholz; sehr weich, wenig fest.<br />
Obstgehölze<br />
Nadelgehölze<br />
Schattbaumart der mittleren und oberen Bergwaldstufe, Bestand<br />
durch Wildverbiß und fehlende Waldverjüngung gefährdet. Holz:<br />
gräulich-weiß ohne Kernfärbung, zum Teil mit "Naßkern"; weich.<br />
Halbschattbaumart kühlfeuchter Berglagen über 800 m, forstlich<br />
auch in Tieflagen; wichtigster Wirtschaftsbaum Deutschlands.<br />
Holz: gelblich-weiß, ohne Kernfärbung; weich.<br />
Lichtbaumart, Hauptvorkommen in den Zentralalpen nahe der<br />
Waldgrenze und in Enklaven der Mittelgebirge, forstlich auch im<br />
Tief- und Hügelland angebaut. Holz: schmaler, gelblicher bis<br />
rötlicher Splint, rotbrauner Kern; hart und mittelschwer.<br />
Halblichtbaumart in Laubwäldern von der Ebene bis in untere<br />
Berglagen. Holz: schmaler, gelblichweißer bis hellgrauer Splint,<br />
Kern graugelb bis hell- oder dunkelbraun; hart und schwer.<br />
Bodensaure Laubwälder<br />
Apfel (Malus domestica), Rosengewächse Birne (Pyrus communis), Rosengewächse<br />
Kultursorten gehen überwiegend auf asiatische Wildapfel-Arten<br />
In großer Sortenvielfalt kultiviert, entstanden durch lange Auslese<br />
zurück, seltener auf den einheimischen Wildapfel (M. sylvestris).<br />
und Züchtung aus einheimischer Holzbirne (P. pyraster) und<br />
Holz: Splint rötlichweiß bis hellrötlichbraun, dunklerer, rötlich-<br />
asiatischen Birnenarten. Holz: hell rötlichbraun, in alten Bäumen<br />
brauner bis brauner Farbkern; dicht, schwer und hart.<br />
häufig braunvioletter, unregelmässiger Farbkern; gleichmäßig<br />
Mirabelle (Prunus domestica ssp. syriaca), Rosengewächse<br />
dicht, hart und schwer.<br />
Lichtbaumart, Unterart der Zwetschge, in Mitteleuropa kultiviert. Zwetschge (Prunus domestica), Rosengewächse<br />
Holz: bräunlicher Splint, Kern dunkel-rotbraun bis violettbraun;<br />
Lichtbaumart, in Mitteleuropa kultiviert. Holz: bräunlicher Splint,<br />
dicht und schwer.<br />
Kern dunkel-rotbraun bis violettbraun; dicht und schwer.<br />
Mispel (Mespilus germanica), Rosengewächse Walnuß (Juglans regia), Walnußbaumgewächse<br />
Lichtbaumart an sonnigen, warmen Standorten; ursprünglich Vorderasien<br />
und Südosteuropa, in Mitteleuropa kultiviert, gelegentlich<br />
verwildert. Holz: rötlichweiß bis rot; sehr dicht und zäh.<br />
Lichtbaumart, von der Ebene bis in mittlere Berglagen (selten<br />
über 800 m); Heimat Südosteuropa, Südwest- und Mittelasien, in<br />
Mitteleuropa kultiviert, stellenweise verwildert. Holz: Splint graubis<br />
rötlichweiß, Kern hellgrau bis schwarzbraun; sehr dekorativ;<br />
schwer, hart und zäh.<br />
Hecken und Gebüsche<br />
Halbschattbaumart, natürliche Verbreitung im Pazifischen Nordamerika,<br />
forstlich wichtigste eingebürgerte Baumart. Holz: gelblicher<br />
Splint, braun- bis dunkelroter Kern; hart und mittelschwer.<br />
Licht- bis Halbschattbaumart des Flachlandes und der Gebirge (bis<br />
2100 m), durch Forstwirtschaft weit verbreitet. Holz: gelblichweißer<br />
Splint, rötlicher bis rotbrauner Kern; mäßig hart.<br />
Schattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen, hauptsächlich<br />
im Bereich ozeanischen Klimas, durch frühere Nutzung im<br />
Bestand bedroht. Holz: gelblicher, schmaler Splint, deutlich abgesetzter,<br />
tiefroter Kern; sehr hart, dicht, schwer und elastisch.<br />
Licht- bis Halbschattbaumart aller Höhenstufen, im Gebirge bis<br />
2400 m. Holz: gelblich- oder rötlich-weißer, breiter Splint, Kern<br />
hell- bis mittelbraun, dunkelt nach zu rotbraun; relativ dicht,<br />
hart und elastisch.<br />
Flieder (Syringa vulgaris), Ölbaumgewächse<br />
Traubenkirsche (Prunus padus), Rosengewächse<br />
Licht- bis Halbschattstrauchart auf warmen, trockenen Standorten;<br />
Halbschattbaumart in Flußniederungen und auf frischen, feuchten<br />
heimisch in Südosteuropa und auf dem Balkan, in Deutschland<br />
Standorten, in Gebirgstälern bis 1800 m. Holz: Splint breit, gelb-<br />
häufiger Zierstrauch. Holz: Splint gelblich bis rötlichweiß, Kern<br />
lich bis rötlichweiß; Kern hellbraun bis braungelb; feinfaserig,<br />
braun mit violetten Einschlüssen; sehr hart und fest.<br />
weich und mittelschwer.<br />
Gemeine Hasel (Corylus avellana), Birkengewächse<br />
Kornelkirsche (Cornus mas), Hartriegelgewächse<br />
Halbschattstrauchart, von der Ebene bis ins Gebirge, gelegentlich<br />
Licht- bis Halbschattstrauchart auf warmen, trockenen Stand-<br />
bis zur subalpinen Stufe; verbreitet kultiviert. Holz: rötlichweiß bis<br />
orten; gern kultiviert. Holz: hellgelber Splint, tief rötlichbrauner<br />
hellbraun; weich.<br />
Kern; sehr hart, schwer und zäh.<br />
Schlehe (Prunus spinosa), Rosengewächse<br />
Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus catharticus), Kreuzdorn-<br />
Licht- und Pionierstrauchart, auf vollsonnigen Standorten oder in<br />
gewächse<br />
lichtem Unterholz weit verbreitet, in den Nordalpen bis 1000 m.<br />
Holz: hell, feingemasert; zäh und hart.<br />
Licht- bis Halbschattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen<br />
(Alpen bis 1300 m). Holz: gelblicher oder hellgrauer<br />
Weißdorn (Crateagus spec.), Rosengewächse<br />
Splint, Kern gelblich über rötlich bis braun; hart und schwer.<br />
Halbschattstrauchart, von der Ebene bis in mittlere Berglagen.<br />
Holz: rötlichweiß; gleichmäßig dicht; zäh, hart und schwer.<br />
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Geißblattgewächse<br />
Licht- bis Halbschattbaumart, von der Ebene bis in mittlere<br />
Gebirgslagen (Alpen bis 1500 m); seit alters her in Kultur. Holz:<br />
Hundsrose (Rosa canina), Rosengewächse<br />
Licht- und Pionierstrauchart, von der Ebene bis in Berglagen (Al-<br />
gelblich bis dunkelgrau, mit weißlichem bis hellgelbem Splint;<br />
dicht, hart, mittelschwer.<br />
pen bis 1500 m); eine der häufigsten Wildrosenarten. Holz: licht- Gemeiner Goldregen (Laburnum anagyroides),<br />
gelb; sehr dicht, fest und glatt.<br />
Schmetterlingsblütler<br />
Lichtstrauchart; Ziergehölz, gelegentlich verwildert. Holz: schma-<br />
Konzept: Ernst-Detlef Schulze; Organisation: Sebastian Weist; Ausführung: Tischlerei Hüttig,<br />
Thalbürgel, Sägewerk Uhlstädt GmbH, Oberkrossen; Gestaltung: Roswitha Asche und Annett Börner<br />
Das Holz wurde gestiftet von: ThüringenForst, Stadtforst Jena, Stiftung Weimarer Klassik und weiteren<br />
privaten Stiftern.<br />
ler, gelblicher Splint, Kern gelb- bis schokoladenbraun; hart und<br />
schwer.