Pfarrei St - Gemeinde Jonschwil
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Vorwort:<br />
<strong>Pfarrei</strong> <strong>St</strong>. Martin <strong>Jonschwil</strong><br />
Aus dem Tagebuch von Pfarrer Carl Bischofberger, <strong>Jonschwil</strong><br />
(Zeitraum der Tagebucheintragungen 1871-1914)<br />
Chronik<br />
Die erste Erwähnung eines Gotteshauses in <strong>Jonschwil</strong> „Die <strong>Pfarrei</strong> <strong>St</strong>. Martin“ geht auf das Jahr 814<br />
zurück.<br />
Eine Urkunde, datiert vom 1. April erwähnt:<br />
„Adalgoz überträgt seinen erworbenen Besitz in der March Algetshausen an die<br />
Kirche des hl. <strong>St</strong>. Martin in <strong>Jonschwil</strong>“<br />
Nach der Kirche von Henau hat <strong>Jonschwil</strong> die 2. älteste Kirche im unteren Toggenburg.<br />
Die jetzige Kirche in <strong>Jonschwil</strong> hat ihren Ursprung im Jahre 1867, wobei der Turm auf das Jahr 1509<br />
zurückgeht. Übrigens auch das heutige Pfarrhaus wird im Jahr 1509 erstmals erwähnt.<br />
Die Zeitspanne seit der ersten Erwähnung eines Gotteshauses in <strong>Jonschwil</strong> bis heute beträgt nahezu<br />
1200 Jahre.<br />
So sind die gut 70ig Jahre, welche ich in der <strong>Pfarrei</strong> lebe, eine verschwindend kleine Zahl.<br />
Meine ältesten Erinnerungen an die Kirche <strong>St</strong>. Martin in <strong>Jonschwil</strong> gehen auf das Jahr 1942 zurück.<br />
Am 17. April 1942 starb Dekan Carl Knuser.<br />
Er war von 1920 bis zu seinem Tode Pfarrer in <strong>Jonschwil</strong>. Er war der Nachfolger des legendären Carl<br />
Bischofberger, genannt in Hch. Federers Novelle „Der Papst“.<br />
Der Leichnam des verstorbenen geistlichen Herrn war im Eingang des Keller-Geschosses des Pfarrerhauses<br />
(im Jahr 2007, der Vorraum zum Büro von Diakon Peter Schwager) aufgebahrt.<br />
Die ganze Bevölkerung nahm Abschied vom verstorbenen Pfarrer Knuser.<br />
So begab sich auch meine Mutter mit ihren damals sechs Buben (zwei weitere Knaben der Familie<br />
Gämperli-Germann wurden dann noch 1943 und 1944 geboren) im Alter zwischen zehn und einem Jahr<br />
von Bettenau nach <strong>Jonschwil</strong>.<br />
Ich kann mich heute noch erinnern, als wäre es erst gerade gewesen, wie der Hochw. Herr Dekan im<br />
offenen Sarg aufgebahrt war, inmitten von vielen Blumen.<br />
Im gleichen Jahr lernte ich zum ersten Male auch das Innere der Pfarrkirche kennen.<br />
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- 2 -<br />
Meine Mutter schickte mich zur Anbetungsstunde in der Karwoche in die Pfarrkirche zu <strong>Jonschwil</strong>. Die<br />
Bettenauer hatten jeweils die <strong>St</strong>unden zwischen 13.00 Uhr und 14.00 Uhr.<br />
Der Grund für diesen frühzeitigen Kirchenbesuch war der, dass ich für den bevorstehenden Schuleintritt<br />
vorbereitet sei und wisse, wie man sich in der Kirche zu benehmen habe.<br />
Folgende Anordnung wurde getroffen:<br />
„Du nimmst in der ersten Bank auf der Buben-Seite Platz. Schau auf keinen Fall nach der Seite und gar<br />
niemals nach hinten.“<br />
So verpasste ich den Ausstieg um 14.00 Uhr. Ich bemerkte gar nicht, dass die Bettenauer die Kirche<br />
verliessen.<br />
Die Knie schmerzten immer mehr und um 16.00 Uhr erlösten die Ordensschwestern dann den weinenden<br />
Buben und führten ihn aus der Kirche.<br />
Anscheinend wurde die Abwesenheit im Elternhaus in Bettenau gar nicht bemerkt.<br />
Als Kirchenpfleger von 1963 bis 1991, also volle 28 Jahre und Friedhofverwalter von rund 40 Jahren<br />
von 1963-2002 hatte ich regen Kontakt mit den jeweiligen Pfarrherren.<br />
Ich darf sagen: Es war eine schöne Zeit und die Arbeit erfolgte in einer angenehmen und ruhigen Atmosphäre.<br />
Den jeweiligen Pfarrherren, Dekan Gallus <strong>St</strong>aubli sel., Pfarrer Albert Kurer sel., Dekan Guido Dudli sowie<br />
zuletzt von meiner Tätigkeit als Kirchenpfleger, Regens Bernhard Sohmer, dem heutigen Pfarrer<br />
und Dekan in Mosnang, mit welchem ich noch Kontakt habe, sei herzlich gedankt.<br />
Seit meiner Pensionierung vor 12 Jahren befasse ich mich mit der Chronik der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong>.<br />
Dabei kann die Kirche, natürlich die ältesten Daten liefern. So wird z. B. das Pfarr-Buch seit dem Jahr<br />
1621 geführt. Zwei Ehen werden mit folgender lakonischer Bezeichnung eingetragen: „Bichwil, Baschli<br />
Lener und Vernea Kolleri; <strong>Jonschwil</strong>, Hans Bratenmoser und Chatri Isiringi“<br />
Im Taufbuch mit dem Jahr 1629 sind folgende 14 Taufen auf dem <strong>Pfarrei</strong>gebiet <strong>Jonschwil</strong> erwähnt:<br />
3 <strong>Jonschwil</strong><br />
2 Oberuzwil *<br />
5 Schwarzenbach<br />
3 Oberrindal<br />
1 Wildberg<br />
(* Oberuzwil war von altersher nach <strong>Jonschwil</strong> kirchgenössig. Nach der Reformation anfangs des 16.<br />
Jahrhunderts bis zum Jahr 1766 diente die Pfarrkiche zu <strong>Jonschwil</strong> beiden Konfessionen. 1766 fand<br />
dann die Ablösung statt. Für die Katholiken der heutigen politischen <strong>Gemeinde</strong> Oberuzwil wurde in<br />
Bichwil ein neues Gotteshaus erstellt.<br />
Die evangelischen Christen bauten in Oberuzwil eine evangelische Kirche und seit diesem Datum besteht<br />
auch die evangelische Kirchgemeinde Oberuzwil-<strong>Jonschwil</strong>. (Das evangelische Pfarrhaus in<br />
<strong>Jonschwil</strong> wurde abgebrochen und in Oberuzwil an heutiger <strong>St</strong>elle wieder aufgebaut.)<br />
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- 3 -<br />
(Diese Daten aus dem Taufbuch sind der Rüdliger Chronik entnommen)<br />
Im Jahr 1875 hat der oben erwähnte Pfarrer Rüdliger die überaus geschichtlich wertvolle Dokumentation,<br />
ein Zeitbild der Vergangenheit:<br />
erstellt.<br />
„Die uralten Kirchhöre <strong>Jonschwil</strong>-Oberuzwil-Bichwil“<br />
Im Jahre 1877 verstarb Pfarrer Rüdliger und wurde auf dem Priesterfriedhof in <strong>Jonschwil</strong> beerdigt.<br />
Das Grabmal kann heute noch besichtigt werden.<br />
Nach Pfarrer Rüdliger kam Pfarrer Eberle nach <strong>Jonschwil</strong>, welcher jedoch nur bis um das Jahr 1881<br />
hier wirkte.<br />
1881 übernahm dann Pfarrer Bischofberger die Pfarrgemeinde <strong>Jonschwil</strong>.<br />
Er hat dann während seiner Tätigkeit in <strong>Jonschwil</strong> ein Tagebuch geführt.<br />
Diese Aufzeichnungen gehen jedoch bereits auf das Jahr 1871 zurück. Es ist anzunehmen, dass Pfarrer<br />
Bischofberger einige Aufzeichnungen seiner Vorgänger Pfarrer Rüdliger und Pfarrer Eberle übernommen<br />
hat.<br />
Pfarrer Bischofberger, welcher volle 40 Jahre lang die <strong>Pfarrei</strong> <strong>Jonschwil</strong> führte, kennt natürlich seine<br />
„Schäfchen“ nur all zu gut.<br />
Nicht zuletzt deshalb sind die Aufzeichnungen sehr interessant und die verschiedenen Charaktere seiner<br />
Pfarrangehörigen hat er des Öfteren offen gelegt.<br />
Ich habe versucht, diese Aufzeichnungen in alter deutscher Schrift zu transkribieren.<br />
Ergänzungen, Erzählungen, Bemerkungen, Verbindungen in personeller Hinsicht von damals zu heute<br />
und Details des Chronisten sind in kursiver Schrift und in Klammer gesetzt.<br />
<strong>Jonschwil</strong>, im August 2007<br />
Paul Gämperli, Dorfchronist<br />
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- 4 -<br />
Aus dem Tagebuch von Pfarrer Bischofberger:<br />
1871:<br />
Nachdem der Kirchenbau glücklich vollendet war, widmete sich der würdige Seelsorger mit neuem Eifer<br />
der Pastoration. Am 11. Mai 1871 liess er das ob der Sandgrub Sonnenhalden neu errichtete Feldkreuz<br />
einweihen und eine Prozession dahin abhalten.<br />
Am Pfingstmontag dieses Jahres, den 20. Mai wurde hier die erste Produktion der Cäcilienvereine des<br />
Kapitels abgehalten.<br />
(<strong>Jonschwil</strong> gründete in diesem Jahr einen Cäcilien-Verein)<br />
Am Aloyssonntag, den 2. Juni hielt die Pfarrgemeinde <strong>Jonschwil</strong> am Nachmittag Prozession nach Dreibrunnen.<br />
Auf der Brücke in Schwarzenbach schloss sich Henau an und im Rugeln die <strong>Pfarrei</strong>en Kirchberg,<br />
Gähwil und Rickenbach und in Wyl bei <strong>St</strong>. Peter die <strong>Pfarrei</strong>en Züberwangen und Zuzwil, um das<br />
25-jährige Papstjubiläum Pius IX, des grossen und hochverehrten Papstes zu feiern.<br />
Die Festpredigt hielt der Hochw. Herr Regens Eisenring von <strong>St</strong>. Georgen im Freien.<br />
(Regens Eisenring war der 1. Regens des Bistums <strong>St</strong>. Gallen. Er stammte aus der Eisenring-Schmiede<br />
Dynastie in <strong>Jonschwil</strong>, früher Rest. Rössli in <strong>Jonschwil</strong>. Zu diesem Eisenring-<strong>St</strong>amm gehört u. a. der<br />
heute noch in der Schmiede wohnende Werner Eisenring-Kuhn, 1932. Im Weiteren in nächster Generation<br />
dessen Nachkommen sowie auch Paul und Erwin Eisenring, Paul Eisenring AG, Heizung-Sanitär,<br />
<strong>Jonschwil</strong>.)<br />
Es war eine gewaltige Volksmenge beieinander.<br />
Auf dem Rückwege wurde in Wyl eine <strong>St</strong>unde Halt gemacht.<br />
Die ganzen Feierlichkeiten verliefen würdig und erbaulich.<br />
Am Abend brannten Freudenfeuer auf allen Hügeln, weit und breit und verkündeten die Liebe und Anhänglichkeit<br />
des katholischen Volkes zum <strong>St</strong>atthalter Christi.<br />
1874:<br />
Den 30. April 1874 starb in <strong>St</strong>. Georgen, Hochw. Herr Canonicus und Regens Joh. Bapt. Eisenring von<br />
<strong>Jonschwil</strong>, welcher der Kirche einen Kelch geschenkt, 2 Jahrzeiten gestiftet, sowie ein Glasgemälde<br />
(Jesus am Kreuz) und Fr. 500.00 in bar und sonst viele Wohltaten erwiesen hatte. Er starb im Rufe<br />
eines heiligen Priesters.<br />
Im Sommer 1874 wurde der obere Flügel des Schulhauses gegen Osten angebaut um die Summe von<br />
Fr. 11'000.00 von Baumeister Jos. Anton Weibel auf der Tannenburg in <strong>Jonschwil</strong>.<br />
(Baumeister Weibel verlegte später seinen Wohnsitz und das Geschäft nach Schwarzenbach und war<br />
einst der grösste Bauunternehmer im Kreis von Wil.<br />
Leider ging dann das Geschäft 1917 zufolge Konkurs ein und Emil Weibel setzte sich bei Nacht und<br />
Nebel nach Kanada ab.<br />
In dieser Zeit war Hochw. Herr Kaplan Friedrich Egli Schulratspräsident und August Weibel Schulpfleger.<br />
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Im Jahr 1874 verliess Kaplan Friedrich Egli die <strong>Gemeinde</strong> und zog als Pfarrer nach Untereggen. Er<br />
ward hier sehr beliebt.<br />
- 5 -<br />
An seine <strong>St</strong>elle trat Hochw. Herr Kaplan Fräfel, ebenfalls ein musterhafter Priester.<br />
(Kaplan Fräfel war ein Verwandter des ehemaligen Käsermeisters Fritz Fräfel in Bettenau, <strong>Jonschwil</strong>.)<br />
Am Sonntag vor dem Fronleichnamsfest feierte der Hochw. Herr Martin Wick seine Primizfeier.<br />
(Die Wicks stammten aus der Kornau in <strong>Jonschwil</strong>.)<br />
1875:<br />
Am Gallusfest wurde Jubiläumsprozession nach Kirchberg gehalten.<br />
1877:<br />
Am Sonntag, den 3. Juni wurde das Bischofsjubiläum (50 Jahre) des hl. Vaters Pius IX begangen mit<br />
festlichem Gottesdienst und abends 21.00 Uhr mit Freudenfeuer auf dem Funkenbühl und mit Musik<br />
und Gesang.<br />
Am 12. Sonntag nach Pfingsten, den 12. August wurde in der Kirche zu Kirchberg, die Kreisversammlung<br />
des Piusvereins von fünf <strong>Gemeinde</strong>n gehalten, an welcher auch der hiesige Verein Anteil nahm.<br />
(Der Pius Verein ist der älteste Verein in der heutigen <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong>. Sein Gründungsjahr geht<br />
auf 1860 zurück. )<br />
Am Sonntag nach dem Rosenkranzfest, den 14. Oktober zog der Hochw. Herr Dekan Rüdliger mit seinen<br />
Pfarrkindern am Nachmittag nach <strong>St</strong>. Iddaheim, um der Einweihung des Waisenhauses <strong>St</strong>. Iddaheim<br />
beizuwohnen und der Anstalt das Geschenk der gesammelten Kartoffeln zu überbringen, d. h.<br />
anzubieten.<br />
Letzter Gang des Hochw. Herrn Dekans Rüdliger.<br />
(Dekan Rüdliger war ein Mitinitiator für die Erstellung eines Waisenhauses für Kinder. Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt mussten die armengenössigen <strong>Jonschwil</strong>er zusammen mit ihren Kindern im Bürgerheim Bisacht<br />
untergebracht werden.)<br />
Am 30. Dezember, morgens 3.00 Uhr starb an der Brustwassersucht, Hochw. Herr Pfarrer und Canonicus<br />
und Dekan Aloys Rüdliger, tief betrauert von der <strong>Gemeinde</strong> und den Geistlichen, die ihn kannten. Er<br />
war ein treuer und seeleneifriger Priester.<br />
1878:<br />
Am 2. Januar fand die Beerdigung des Hochw. Herrn Dekans Rüdliger in <strong>Jonschwil</strong> statt. Der hochw.<br />
Herr Domdekan Augustin Egger hielt die Leichenrede. Über 40 Geistliche waren zur Beerdigung erschienen.<br />
Die Zeit, welcher Herr Pfarrer Rüdliger der <strong>Pfarrei</strong> vorstand, war für die <strong>Gemeinde</strong> eine ruhige, friedliche<br />
und gesegnete, obwohl rings herum der Kulturkampf tobte.<br />
Die Revision der Bundesverfassung im Jahre 1874 war für die Katholiken nicht günstig. Sie bestätigte<br />
den Ausschluss der Jesuiten aus dem Vaterlande, verbot die Neugründung von Klöstern, begünstigte<br />
die konfessionslosen Schulen.<br />
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- 6 -<br />
Die Radikalen im Bunde, mit einigen abgefallenen katholischen Geistlichen, welche die Unfehlbarkeit<br />
des Papstes nicht anerkennen wollten, wüteten in allen Kantonen gegen die Katholiken.<br />
Im Kanton <strong>St</strong>. Gallen erfolgte die Aufhebung des Knabenseminars, das Maulkrattengesetz, das die<br />
Geistlichen um das freie Wort auf der Kanzel bringen musste, das Exerzitienverbot bei den Jesuiten, die<br />
Vermischung der Friedhöfe, das Plazet für die Pfrundbesetzungen und die bischöflichen Hirtenschreiben,<br />
die Einführung eines kirchenfeindlichen Lesebuches in den Ergänzungsschulen, die Deplatzierung<br />
des Hochw. Herrn Pfarrer Falk in Montlingen und Vieles mehr.<br />
Auch im Untertoggenburg war die Leidschaft gross.<br />
Die Geistlichen konnten nicht Eisenbahn fahren oder durch Flawil reisen, ohne beschimpft zu werden.<br />
Briefe, die von <strong>Jonschwil</strong> nach Kirchberg gesandt wurden, beförderte die Post zuerst nach Kilchberg im<br />
Kanton Zürich und dann erst ans richtige Ziel.<br />
Am 20. Februar wurde ein zahlreich besuchtes Seelamt gehalten, für den am 7. Februar verstorbenen<br />
heiligen Vater, Pius IX.<br />
Die Trauer um dieses allbeliebte Oberhaupt der Kirche war gross.<br />
Am 24. Februar brannte auf dem Funkenbühl ein grosses Freudenfeuer, als Manifestation des Jubels<br />
für die glückliche Papstwahl am 20. Februar, bei welcher der 68-jährige Kardinal Joachim Pecci, als Leo<br />
XII. gewählt wurde.<br />
Am Sonntag, den 3. März, wo in Rom die Intronisation des neuen Papstes erfolgte, wurden in allen<br />
Kirchen der Diözese Amt vor dem Hochwürdigsten und Te Deum gehalten.<br />
Am 14. März hielt der neue Pfarrer, Hochw. Herr Joseph Eberle von Häggenschwil, bis jetzt Pfarrer in<br />
Goldingen, seinen Einzug in dieser <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Sonntag, den 20. Oktober gründete der Hochw. Herr Pfarrer Eberle einen christlichen Mütterverein, dem<br />
gleich ca. 100 Frauen beitraten.<br />
Es war dies eine Aggregation an die Erzbruderschaft in Regensburg.<br />
Sonntag, den 27. Oktober wurde der christliche Jungfrauenverein gegründet, dem auch die Sorge für<br />
den Friedhof übertragen wurde.<br />
Am 17. November 1878 gründete der seeleneifrige Pfarrer den Jünglingsverein, dem schon anfangs 40<br />
Mitglieder eingereiht wurden.<br />
Im Jahre 1878 zog der Hochw. Herr Kaplan Fräfel als Kaplan nach Mörschwil und es kam der Hochw.<br />
Herr Kaplan Fleischmann von Zuzwil als Kaplan nach <strong>Jonschwil</strong>.<br />
1879:<br />
Im Juni dieses Jahres beschloss der Schulrat, die Väter der Kinder, welche am Abend nach dem Betläuten<br />
auf den <strong>St</strong>rassen getroffen werden bis auf Fr. 5.00 zu bestrafen. Der <strong>Gemeinde</strong>rat hat diese Verfügung<br />
genehmigt.<br />
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In diesem Jahr wurde der so wohltätige Sparverein gegründet. Als erster Kassier wurde der Hochw.<br />
Herr Pfarrer gewählt.<br />
- 7 -<br />
(Innert Jahresfrist gründete der neue Pfarrer Eberle also vier neue Vereine.<br />
Beim Sparverein <strong>Jonschwil</strong> war der Gründer auch der 1. Kassier, nämlich Pfarrer Eberle. Als letzter<br />
Kassier des Sparvereins, später Ersparnisanstalt <strong>Jonschwil</strong>, war der Schreiber dieser Zeilen tätig. Im<br />
Jahr 1994, nach 115 Jahren Bestand, ging die Ersparnisanstalt <strong>Jonschwil</strong> an die <strong>St</strong>. Galler Kantonalbank<br />
über. Aber nicht nur die von Pfarrer Eberle gegründete Bank hat ihre Tore geschlossen. Auch der<br />
Jünglingsverein und der Jungfrauenverein existieren in <strong>Jonschwil</strong> nicht mehr. Der Mütterverein besteht<br />
noch, jedoch in einer andern Form, wobei auch Nichtkatholikinnen da Platz haben.)<br />
Am 21. und 22. Juli wurde vom Untertoggenburg eine gemeinsame Pilgerfahrt nach Maria Einsiedeln<br />
gehalten.<br />
In diesem Jahr wurde das prächtige Friedhofkreuz angeschafft um Fr. 331.65, Sockel und Vergoldung<br />
inbegriffen.<br />
Am 3. September hielt der Hochw. Herr Domdekan Aug. Egger das Religionsexamen ab.<br />
(Domdekan Aug. Egger wurde der spätere Bischof von <strong>St</strong>. Gallen. Er hatte verwandtschaftliche Beziehungen<br />
zu Eisenring, Schmiede, <strong>Jonschwil</strong>.)<br />
Am Gallusfest wurde hier mit Kirchberg eine gemeinsame Piusversammlung gehalten.<br />
In diesem Jahr wurde zum ersten Male das <strong>St</strong>. Martini Opfer für den Kaplan aufgenommen.<br />
1880:<br />
Am 22. April empfingen die Firmlinge von <strong>Jonschwil</strong> in Kirchberg das hl. Sakrament der Firmung.<br />
In diesem Jahr wurde eine neue Prozessions-Mutter-Gottes-<strong>St</strong>atue für Fr. 283.35 angeschafft.<br />
1881:<br />
Wallfahrt nach Maria Einsiedeln, den 11. und 12. Juli vom Untertoggenburg.<br />
Für die durch Hagel schwer heimgesuchten <strong>Gemeinde</strong>n im Rheintal musste ein Opfer aufgenommen<br />
werden.<br />
Sonntag, den 14. und am Fest Maria Himmelfahrt kamen die <strong>Gemeinde</strong>n Henau und Bichwil in Prozession<br />
in Rücksicht auf das dauernde Jubiläum und am 21. August zog die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong> in Prozession<br />
nach Henau.<br />
Am 15. September 1881 zog Hochw. Herr Pfarrer Joseph Eberle als Domkatechet nach <strong>St</strong>. Gallen. Er<br />
hat nicht lange, aber segensreich in <strong>Jonschwil</strong> gewirkt. Er bleibt in dankbarer Erinnerung.<br />
Als Pfarrverweser trat ein Hochw. Herr Pater Felician ein.<br />
Am 13. Oktober 1881 hielt Pfarrer Carl Anton Bischofberger von Oberegg, bisher Pfarrer in Quarten und<br />
früher Kaplan in Kirchberg, seinen Einzug.<br />
Die Installation nahm Hochw. Herr Dekan Casanova in Henau vor.<br />
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- 8 -<br />
Vom 20. November an wurde hier die Schulhauserweiterung vorgenommen, indem von diesen Tagen<br />
an auch die Oberschüler im Wintersemester vor- und nachmittags in die Schule gehen müssen.<br />
1882:<br />
Am 14. Mai starb der Hochw. Bischof von <strong>St</strong>. Gallen, Dr. Karl Johann Greith, ein Mann von grosser<br />
Gelehrsamkeit, der viel zu kämpfen hatte mit den Feinden der Kirche. Am 22. Mai wurde für ihn ein<br />
Requiem gehalten.<br />
Während ihm das Ende geläutet wurde, bekam die grosse Glocke einen Bruch.<br />
Am Sonntag vor Pfingsten unternahm der Pfarrer mittags mit dem Jünglingsverein eine Wallfahrt nach<br />
Maria Rankweil im Vorarlberg. Ankunft daselbst über Sargans, Oberriet um ½ 10 Uhr. Am folgenden<br />
Tag hl. Beicht in Feldkirch und am anderen Tage gemeinschaftliche Kommunion in der Gnadenkapelle,<br />
alsdann Heimfahrt über Altstätten, Oberegg, Heiden, Rorschach.<br />
Nach allgemeiner Taxation war dies die dankbar schönste und erbaulichste Reise für die 45 Jünglinge<br />
und deren Vorstand. Sie dauerte von Mittag den 21. Mai bis Nachts 10.00 Uhr, den 23. Mai.<br />
Am Pfingstmontag wurde in Henau die Produktion der Kirchenchöre von Untertoggenburg gehalten, an<br />
welcher sich der Chor <strong>Jonschwil</strong> rühmlich beteiligte.<br />
Am 2. Juli war in Kirchberg gemeinsame Piusvereinsversammlung mit grosser Beteiligung auch von<br />
<strong>Jonschwil</strong>.<br />
Am 26. Mai wurde der Hochw. Herr Domdekan Augustin Egger von Domkapitel zum Hirten der Diözese<br />
<strong>St</strong>. Gallen gewählt und am 6. August in sein Amt eingesetzt.<br />
1883:<br />
Am 8. und 9. Juli fand der gemeinsame Pilgerzug nach Maria Einsiedeln statt.<br />
In diesem Jahr wurde das Germannsche Haus, das in der Nähe der Hauptfronten der Kirche stand, mit<br />
angebauter grosser Scheune und das zuletzt von der Frau Anna Maria Scherrer, geb. Germann, die am<br />
3. Dezember vorigen Jahres infolge einer unglücklichen Heimfahrt von Mosnang nach <strong>Jonschwil</strong>, am<br />
1. November starb, gekauft und niedergerissen.<br />
Die beiden Ortsgeistlichen ersteigerten es von den häbigen Erben, um die Summe von Fr. 6'700.00,<br />
während die Erblasserin nur Fr. 4'600.00 dafür bezahlen musste.<br />
Eine Kollekte hiefür ergab beinahe Fr. 2'000.00 und Fr. 3'000.00 bezahlte Herr Alt <strong>Gemeinde</strong>rat Sutter<br />
für das Haus und die Scheune, die er in Oberbettenau neben dem Betttenauer-Weiher an der <strong>St</strong>rasse<br />
wieder aufbaute. Das Uebrige übernahm die Kirchgemeinde.<br />
In diesem Hause wohnt im Jahre 2007 Toni Sutter-Schedler, 1936, ein Abstämmling dieses oben erwähnten<br />
Sutters.<br />
Hierdurch entstand der jetzige grosse, schöne Kirchenplatz.<br />
1884:<br />
Am Fastnachtsmontag, den 25. Februar wurde um 12 Uhr eine Viertelstunde mit dem alten Geläute<br />
zusammengeläutet zum Abschied.<br />
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Wenige Augen blieben trocken.<br />
- 9 -<br />
Am Fastnachtsdienstag wurden die Glocken vom Turme genommen unter allgemeiner Beteiligung und<br />
Freude. Die kleinen drei noch unversehrten Glocken wurden nach Bettwiesen verkauft, wo sie die Funktion<br />
wieder aufnehmen werden.<br />
Die grosse zersprungene Glocke nahm Glockengiesser <strong>St</strong>urzenegger von Herisau mit sich, um sie einzuschmelzen.<br />
Vom 26. Februar bis Pfingstheiligtag musste nun das <strong>St</strong>. Anna Glöcklein dem Gottesdienst läuten. Es<br />
ward öd und leer.<br />
Am Pfingstmontag, den 2. Juni war eine Bezirkscäcilienvereins-Produktion in Flawil und in Kirchberg<br />
Versammlung des kantonalen Pius-Vereins unter dem Präsidium des Hochw. Herrn Dekans Ruggle in<br />
Gossau.<br />
Den 15. Juli spendete der Hochw. Bischof Augustin Egger in hiesiger Kirche die hl. Firmung und erteilte<br />
den päpstlichen Segen mit vollkommenem Ablass. Nachher nahm derselbe das Religions- und Geschichts-Examen<br />
ab.<br />
1885:<br />
Der christliche Jungfrauenverein liess bei Herrn Altarbauer Hollenstein eine Kommunionbank verfertigen<br />
um die Summe von Fr. 400.00.<br />
Bis jetzt musste bei jeder hl. Kommunion eine wüste Bank mühsam hingeschleppt werden.<br />
Am 16. November 1885 starb in Schwarzenbach, Herr Gemeindammann Carl Anton Weibel, welcher<br />
viele Jahre zur Zufriedenheit die <strong>St</strong>ellen eines Gemeindammanns, Kirchenverwaltungsratspräsidenten<br />
und Bezirksrichters versah.<br />
(Zu erwähnen ist, dass schon der Vater von Carl Anton Weibel, nämlich Anton Weibel von 1816 bis<br />
1839 Gemeindammann der politischen <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong> war. Die Familien Weibel betrieben eine<br />
Landwirtschaft auf der heutigen im Jahre 2007 bestehenden Liegenschaft von Cyrill Helg.)<br />
Obwohl Erbe eines ansehnlichen Vermögens, starb er doch ganz arm.<br />
Sein Nachfolger in den beiden ersten Amtsstellen, wurde der weit über 70ig jährige Jos. Cornelius<br />
Bösch, ein reich talentierter, rechtlich, aber josephinisch gesinnter Mann.<br />
(In diesen Jahren war es üblich, dass der Gemeindammann gleichzeitig auch Kirchenverwaltungsratspräsident<br />
in <strong>Jonschwil</strong> war. Dasselbe traf bei den <strong>Gemeinde</strong>räten ebenfalls zu. Alle <strong>Gemeinde</strong>räte waren<br />
zugleich auch Kirchenverwaltungsräte.)<br />
1886:<br />
Im Januar dieses Jahres wurde damit begonnen, nach dem letzten Evangelium an Sonntagen ein religiöses,<br />
deutsches Volkslied zu singen.<br />
Am 29. Januar fand die erste Besprechung über die Gründung einer Kapelle in Oberrindal statt.<br />
(Die Kapelle wurde dann im Jahr 1904 gebaut. Im Jahre 2007 fand die Abkurung aus der <strong>Pfarrei</strong> und<br />
Kirchgemeinde <strong>Jonschwil</strong> statt. Ab diesem Jahr gehört somit Oberrindal kirchlich zur Kirchgemeinde<br />
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- 10 -<br />
Lütisburg. Nachdem Oberrindal nach 200 Jahren Bestand in diesem Jahr auch die Schule verloren hat,<br />
und die Schüler in Lütisburg beschult werden, war die Abkurung auch auf Seiten der Kirche naheliegend.)<br />
Im Februar bestrafte der <strong>Gemeinde</strong>rat den Wirt zur Sonne, Herrn Joh. Sutter, wegen Übertretung des<br />
Polizei-Gesetzes mit zehn Gästen in der Lichtmess-Nacht.<br />
Am 1. April 1886 trat der vom Piusverein gegründete <strong>St</strong>. Joseph-<strong>St</strong>erbe-Verein in Kraft. Gleich anfangs<br />
traten über 200 Mitglieder ein.<br />
Am 25. und 26. Juli machte der Pfarrer mit 48 Mitgliedern des Jünglingsvereins eine Wallfahrt nach<br />
Bregenz über Lindau. Daselbst war morgens früh hl. Messe an welcher alle Jünglinge erbaulich teilnahmen.<br />
Am 4. November begann eine 8 tätige hl. Mission, gehalten von zwei Patres. Die Beteiligung war überaus<br />
befriedigend. Die Vorträge erbaulich, ernst und tröstend. Die Ansprachen vor und nach der hl.<br />
Kommunion der einzelnen <strong>St</strong>ände rührend.<br />
Es war eine grosse Gnadenzeit für die <strong>Gemeinde</strong> mit nachhaltigem Erfolg.<br />
Im Oktober dieses Jahres zog Herr Lehrer Gottlieb Wirth, der hier Unterschul-Lehrer war, nach <strong>St</strong>. Finden.<br />
Er war ein pflichtgetreuer, frommer, geschickter und allgemein beliebter Lehrer. Kein Wunder, wenn er<br />
später Bezirksammann von Tablat <strong>St</strong>. Gallen wurde.<br />
Der Jünglingsverein hat ihm viel zu verdanken.<br />
An seine <strong>St</strong>elle trat Herr Lehrer Gschwend aus Altstätten, ebenfalls ein braver Lehrer.<br />
1887:<br />
Am 4. Februar 1887 starb an Leberverhärtung, Herr Sekretär und Bezirksrichter Franz Martin Sutter.<br />
Derselbe hat durch seine Ordnungsliebe und seinem praktischen Verstand der <strong>Gemeinde</strong> grosse Dienste<br />
geleistet. Die Beteiligung an seinem Leichenbegräbnis war von nah und fern eine grossartige. Er<br />
testierte Fr. 1'000.00 für gute Zwecke.<br />
Bevor Franz Martin Sutter in den 60iger Jahren in den <strong>Gemeinde</strong>dienst eintrat, war er bis 1864 Lehrer in<br />
<strong>Jonschwil</strong>. Einer seiner Söhne, Johann, wurde dann 1897 Gemeindammann in <strong>Jonschwil</strong>.)<br />
Im Oktober 1887 war infolge Truppenzusammenkunft viel Militär in <strong>Jonschwil</strong>.<br />
Auf Martini hielt der Hochw. Jesuitenpater Ehrensperger von Feldkirch eine 3-tägige Missionserneuerung<br />
mit gutem Erfolg.<br />
1888:<br />
Im Hotel Uzwil hielten den 8. Januar die <strong>Gemeinde</strong>n Henau, Niederglatt, Bichwil und <strong>Jonschwil</strong> eine<br />
gemeinsame Leofeier ab, an welcher die Herren Pfarrer Pfiffner in Henau, Dekan Bächtiger in Magdenau,<br />
Pfarrer Bischofberger in <strong>Jonschwil</strong>, Redaktor Baumberger von <strong>St</strong>. Gallen und Parmentier Fraefel<br />
Vorträge hielten und Jakob Martin Thalmann und Albert Eisenring von <strong>Jonschwil</strong> Gedichte vortrugen.<br />
Die verschiedenen Kirchenchöre sangen begeisternde Lieder.<br />
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- 11 -<br />
Am Abend loderten weit und breit Höhenfeuer zu Ehren Leo XIII.<br />
Den 19. Februar 1888 weihte der Hochw. Guardian, Pater Philipp in Wil die neuen Reliefstationenbilder<br />
ein, welche der Naturarzt Theodul Wohlgensinger in <strong>Jonschwil</strong> der Kirche schenkte. Sie kosteten<br />
Fr. 4'080.00 und kamen aus der Mayrschen Kunstanstalt in München. Ein grosszügiges Geschenk.<br />
(Naturarzt Wohlgensinger hatte seine Praxis im Unterdorf <strong>Jonschwil</strong>, ehemals war dies das Haus von<br />
Martin Krucker-Keller, welches in den 70iger Jahren des 20. Jahrhunderts im Zuge der <strong>St</strong>rassensanierung<br />
abgebrochen wurde.)<br />
Am 1. März 1888 weihte der Hochw. Herr Pater Zürcher, Jesuit in Fischingen von Feldkirch die neue<br />
Josephs-<strong>St</strong>atue ein, welche der Jünglingsverein um die Summe von Fr. 358.00 aus der Mayrschen<br />
Anstalt in München bezogen hatte.<br />
Am 9. April unternahm der Pfarrer eine Romreise mit seinem geistlichen Sohn, Joh. B. Scherrer, Kaplan<br />
in Oberriet, vormals Pfarrer in Zuzwil.<br />
Am 21. Mai, am hl. Pfingstfest erteilte er dann den päpstlichen Segen. Es hatten um den vollkommenen<br />
Ablass zu gewinnen, über 400 Personen die hl. Sakramente empfangen.<br />
Am 9. und 10. Juli war wiederum gemeinsame Pilgerfahrt nach Maria Einsiedeln.<br />
Am 5. August wurden die <strong>St</strong>ationen-Bilder in Schwarzenbach eingeweiht.<br />
Am 25. September 1888 erschien der hochw. Bischof Dr. Augustin Egger, um das Religions- und Bibelexamen<br />
abzunehmen.<br />
Im gleichen Monat wurde aus der Paramentenkasse des Pfarramtes eine Herz-Jesu-<strong>St</strong>atue angeschafft<br />
aus der Kunstanstalt Raffle in Paris um den billigen Preis von Fr. 120.00 und für Schwarzenbach eine<br />
Lourdes-<strong>St</strong>atue für Fr. 58.00.<br />
Im März dieses Jahres wurde das heilige Grab neu bemalt von Kunstmaler Kopp um den Preis von<br />
Fr. 300.00.<br />
Am Karfreitag wurde zum ersten Male das prächtige Kruzifix gebraucht, das der Jünglingsverein um die<br />
Summe von Fr. 62.00 von Adelr. Benziger in Einsiedeln angeschafft hatte.<br />
Am 12. Mai hielt der Hochw. Herr Jacob Anton Germann, unter der Kirche, seine Primizfeier. Es predigte<br />
Hochw. Herr Pfarr-Rektor Eberle von <strong>St</strong>. Gallen.<br />
Als geistlicher Vater funktionierte der Ortspfarrer. Der Primiziant wurde im elterlichen Hause abgeholt<br />
und dann über das Oberdorf Prozession gehalten.<br />
Eine gewaltige Volksmenge hatte sich eingefunden.<br />
Das Primizopfer in der Kirche betrug Fr. 190.00. Das Wetter sowie die ganzen Feierlichkeiten waren<br />
festlich.<br />
(Jakob Anton Germann gehört in den <strong>St</strong>amm der Germann vom Rössli sowie des Karl Germann-<br />
Baldegger, (genannt Bot Germann) an der Lütisburgerstrasse in <strong>Jonschwil</strong>. Pfarrer Germann war zuletzt<br />
Pfarrer in Muolen.)<br />
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- 12 -<br />
Am 6. Mai wurde für die Kinder in <strong>Jonschwil</strong> die hl. Firmung in Kirchberg erteilt. Paarweise und betend<br />
zog man von <strong>Jonschwil</strong> nach Kirchberg. Die Heimkehr war dann nicht mehr so regelmässig.<br />
Am Nachmittag des Bittsonntags, den 26. Mai erschienen die Pfarrgenossen von Henau zum ersten<br />
Male in Prozession. Hochw. Herr Pfarrer Pfiffner hielt die Predigt.<br />
Am Bittmontag zog dann die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong> in Prozession nach Henau.<br />
In Rücksicht darauf, dass Henau in der Bittwoche keine Prozession hat nach auswärts, ferner, dass die<br />
<strong>St</strong>rasse zwischen Henau und <strong>Jonschwil</strong> neu erstellt worden ist als <strong>Gemeinde</strong>strasse, ferner, dass am<br />
Bittmontag in Lütisburg wegen der grossen Volksmengen von Kirchberg, Bütschwil, Ganterschwil und<br />
<strong>Jonschwil</strong> ein fürchterliches Gedränge war und viele nicht in die Kirche hinein konnten, wurde für immer<br />
obige Übereinkunft getroffen.<br />
(Die Bittprozessionen hat der Chronist noch in bester Erinnerung. So war die Bittwoche wie folgt gestaltet.<br />
<strong>Jonschwil</strong> am Montag nach Bazenheid<br />
Bazenheid am Dienstag nach <strong>Jonschwil</strong><br />
<strong>Jonschwil</strong> am Mittwoch nach Bichwil<br />
In früheren Zeiten waren die Bittorte auch noch Henau, Lütisburg, Kirchberg.<br />
Als dann Bazenheid im Jahre 1898 eine eigene Kirche bekam, ging die Prozession von <strong>Jonschwil</strong> nicht<br />
mehr nach Kirchberg, sondern nach Bazenheid.<br />
Die Intrigen in den 50iger Jahren unter den Schülern von Bazenheid und <strong>Jonschwil</strong> sind ja der älteren<br />
Generation noch bestens bekannt. So riefen die <strong>Jonschwil</strong>er-Kinder den Bazenheider-Kindern stets<br />
„Spatzen“ nach. Die Bazenheider andererseits titelten die <strong>Jonschwil</strong>er als „Maikäfer“ und summten.<br />
All dies ist nur noch in Erinnerung der ältern Semester und die Flurprozessionen zu den nachbarlichen<br />
<strong>Pfarrei</strong>en finden auch schon seit Jahrzehnte nicht mehr statt.)<br />
In diesem Jahr liess der Pfarrer aus den gesammelten Geldern bei Herrn Eisenring, Schmied und Kirchenpfleger<br />
in hier für die Kapelle von Schwarzenbach eine Kapelluhr erstellen.<br />
Diese kostete laut Vertrag Fr. 750.00.<br />
(Bei der Kapellrenovation anfangs der 70iger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde diese prachtvolle Uhr<br />
durch Herrn Paul Baumann, 24, Schwarzenbach demontiert und im Transformerhäuschen Richtung<br />
Oberstetten wieder aufgestellt.<br />
Dieses, ein eigentliches Wunderwerk, ein Beweis der Handwerkerkunst von Schmied Eisenring, kann<br />
auf Anfrage jederzeit besichtigt werden.)<br />
Am 1. September veranstaltete der Pfarrer ein <strong>St</strong>ändchen vor dem Hause des beliebten Kaplans Bernhard<br />
Fleischmann, der 40 Jahre hindurch sein Priesteramt treu und fromm versehen hat.<br />
Es versammelte sich viel Volk. Die vom Pfarrer neu gegründete Bürgermusik spielte und der Pfarrer<br />
hielt vor dem Kaplaneihause eine Ansprache. Am 2. September wurde ein Hochamt und Te Deum<br />
gehalten.<br />
In diesem Herbst beschloss die Kirchgemeinde die Renovation der Kirche und Erstellung eines würdigen<br />
Hochaltars.<br />
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- 13 -<br />
Ebenfalls beschloss sie die Restauration der Kaplanei.<br />
Zwar hatte Hochw. Herr Kaplan Fleischmann Fr. 2'000.00 angeboten, wenn eine neue Kaplanei erstellt<br />
werde und Baumeister Weibel hatte für die alte Kaplanei Fr. 4'000.00 angeboten.<br />
Die titl. Verwaltung wollte von einem Neubau nichts wissen. Darum wurde bloss Restauration beschlossen.<br />
1890:<br />
In diesem Jahr trat zum ersten Male die Influenza auf. Es gab wohl in der ganzen <strong>Gemeinde</strong> nirgends,<br />
das Pfarrhaus nicht ausgenommen, im Januar und Februar, wo nicht kranke Leute im Bett lagen. Ihr<br />
zum tödlichen Opfer aber fiel nur ein lungenkranker Jüngling, nämlich Franz Martin Weibel.<br />
(Bereits in früheren Jahren starben in dieser Weibel-Familie zwei Kinder an Lungenschwindsucht.)<br />
Im vorigen Jahr ging um diese Zeit die <strong>St</strong>ickereiindustrie so flau, dass an Samstag-Nachmittagen nicht<br />
gearbeitet werden konnte. Auch dieses Jahr lag die <strong>St</strong>ickerei-Industrie einige Zeit ziemlich darnieder.<br />
Aber merkwürdig, je schlimmer es mit dem Verdienst stand, desto zahlreicher gingen die Einlagen ein in<br />
den Sparverein, weil die Leute in schlechten Zeiten sparsamer sind als in guten.<br />
(Dies musste ja der Hochw. Herr Pfarrer Bischofberger wissen, denn er war zu dieser Zeit Kassier und<br />
Verwalter des Sparvereins <strong>Jonschwil</strong>. Im Übrigen waren in diesem Jahr 55 selbstständige <strong>St</strong>icker (Unternehmer)<br />
in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong> tätig. Bereits in jedem 2. Haus war eine <strong>St</strong>ickmaschine.)<br />
Den 27. April 1890 hielt der hochwürdige Herr Jacob Helg von Schwarzenbach seine Primizfeier. Die<br />
Predigt hielt Hochw. Herr Pfarrer Eisenring. Geistlicher Vater war der Ortspfarrer.<br />
Das Wetter war schön, die Volksteilnahme gross, die Feier herrlich.<br />
(Dieser Dr. Jakob Helg wurde später Professor. Für den Wegzug von Kaplan Heinrich Federer im Jahre<br />
1899 war er nicht unwesentlich beteiligt.)<br />
Am 6. Mai legte in Nothkersegg Maria Josepha Eisenring von Schwarzenbach als Schwester Brigitta die<br />
hl. Profess ab.<br />
Am 13. Juli pilgerte der Jünglingsverein nach <strong>St</strong>. Iddaburg, wo der Jesuit Pater Hauser eine herrliche<br />
Predigt hielt.<br />
In diesem Sommer wurde die Kaplanei um die Summe von Fr. 3'700.00 restauriert.<br />
Hätte man letztes Jahr die beiden Anbieter angenommen (Kaplan Fleischmann und Baumeister Weibel)<br />
so hätte leicht um die Summe von Fr. 9'700.00 eine schöne, neue Kaplanei gebaut werden können.<br />
(In dieser Zeit gab es zwischen dem Pfarrer und dem Kirchenpräsidenten in Sachen Ausgaben etwelche<br />
Differenzen. Kirchenpräsident Bösch war sehr zugeknöpft. Das Ehepaar Gemeindammann Bösch<br />
war kinderlos. Bösch war der reichste <strong>Jonschwil</strong>er und versteuert 10 % des gesamten Vermögens aller<br />
<strong>Gemeinde</strong>bewohner.)<br />
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- 14 -<br />
1891:<br />
Die Influenza trat auch dieses Jahr wieder stark auf.<br />
Im Januar wurde die ewige Anbetung eingeführt. Es traten ihr gleich 40 Personen bei.<br />
Am 25. Oktober beschloss die Kirchgemeinde neuerdings, die Restauration der Kirche und die Erstellung<br />
eines neuen Hochaltars, trotz eines Gegengutachtens der Kirchenverwaltung und einer langen<br />
Gegenrede des Herrn Gemeindammanns und Kirchenverwaltungsratspräsident Bösch.<br />
Wegen eines vermeintlichen Formfehlers wurde auf den 16. November 1891 abermals eine Kirchgemeindeversammlung<br />
angeordnet, aber auch diese bestätigte mit allen gegen 3 <strong>St</strong>immen, den früheren<br />
Beschluss.<br />
Nach dieser <strong>Gemeinde</strong> verweigerte Boesch als Präsident die Mitwirkung, weshalb sich das<br />
Pfarramt genötigt sah, etwas selbstständig vorzugehen.<br />
(Da zu jener Zeit der Pfarrer nicht Mitglied des Kirchenverwaltungsrates war (übrigens ab 2007 ist wieder<br />
dieselbe Regelung) konnte er bei den jeweiligen Verhandlungen auch nicht mitreden und keinen<br />
Einfluss nehmen.)<br />
Am 16. Dezember führte der Jünglingsverein unter allgemeinem Beifall das Theaterstück auf „Alexius<br />
oder der verborgene Edelstein“.<br />
1892:<br />
Im Januar dieses Jahres liess der Pfarrer auf Anraten des Hochw. Pater Dr. Albert Kuhn in Einsiedeln,<br />
Pfarr-Rektor Eberle in <strong>St</strong>. Gallen und Kirchenmaler Federer in Rorschach durch Maurermeister Fust in<br />
Bütschwil die Beichtstühle vom Chor ins Schiff der Kirche bringen, um den Preis von Fr. 225.65.<br />
Bei jedem Beichtanlass war hinter dem Hochaltar ein stetes Drücken, Reden und Lümpeln.<br />
Gerne hätte der Pfarrer das Einverständnis der Kirchenverwaltung eingeholt, allein es war nichts zu<br />
machen..<br />
Dies veranlasste 4 Mitglieder der Verwaltung zur Resignation.<br />
In der nun notwendig gewordenen Kirchgemeindeversammlung wurden Gemeindammann Bösch und<br />
<strong>Gemeinde</strong>rat Weibel aus der Verwaltung entlassen<br />
und bestätigt wurden <strong>Gemeinde</strong>rat Eisenring ,<strong>Gemeinde</strong>rat Sutter und <strong>Gemeinde</strong>rat Jos. Anton <strong>St</strong>orchenegger.<br />
Neu gewählt wurden <strong>Gemeinde</strong>rat Baldegger im Bisacht und <strong>Gemeinde</strong>rat Brunner zum<br />
Löwen in Schwarzenbach.<br />
Präsident wurde <strong>St</strong>orchenegger .<br />
Von jetzt an ging’s mit der Renovation schön und friedlich vorwärts zur allgemeinen Freude und Erbauung<br />
der <strong>Gemeinde</strong>.<br />
(Für die heutige Generation mag es erstauen, dass Baldegger vom Bisacht, (polit. <strong>Gemeinde</strong> Oberuzwil)<br />
in den Kirchenverwaltungsrat gewählt wurde.<br />
Bis ca. 1970 gehörte nämlich der Weiler Bisacht zur Kath. Kirchgemeinde <strong>Jonschwil</strong>.)<br />
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- 15 -<br />
Graf in Winterthur machte den Flurboden für die Summe von Fr. 868.—und den Boden zwischen den<br />
Seitentüren für Fr. 300.--.<br />
Herr <strong>St</strong>aub in Rorschach führte die Dekoration der Kirche aus um Fr. 4'500.--. Die Bemalung der Seitenaltäre<br />
und Kanzel und verschiedenes anderes für Fr. 900.—und das Fassen der <strong>St</strong>ationsbilder für Fr.<br />
560.—<br />
Herr Hollenstein in Rorschach lieferte neben dem Hochaltar zwei Fenster mit türkischem Muster um Fr.<br />
370.--.<br />
Am 18. April 1892 wurde in <strong>St</strong>. Gallen die kantonale Piusvereinsversammlung abgehalten an welcher<br />
sich <strong>Jonschwil</strong> zahlreich beteiligte.<br />
Am 6. und 7. Juli erfolgte der untertoggenburgische Pilgerzug nach Maria Einsiedeln.<br />
Den 30. August verliess Hochw. Herr Kaplan Fleischmann, der ganz erblindet war und abgeschwächt<br />
war die <strong>Gemeinde</strong>, um den Rest seines Lebens in Lachen zu verbringen.<br />
Circa 7 Fuhrwerke begleiteten den beliebten, braven scheidenden Herrn nach Wyl, wo noch ein Abschiedstrunk<br />
stattfand.<br />
1893:<br />
In diesem Jahr lieferte Herr Kunstmaler Vettiger in Uznach 6 Gemälde in die Kirche, um den Preis von<br />
Fr. 800.--, also zusammen Fr. 4'800.--.<br />
Das erste, Martinus mit der Mantelverteilung bezahlte Frau Agatha Germann unter der Kirche.<br />
Das zweite, die Taufe des Martinus bezahlte der Jünglingsverein.<br />
Das dritte, die Toten ?? bezahlte Laurenz <strong>St</strong>adler.<br />
Das vierte, Die Berufung des hl. Martinus zum Bischof von Tours bezahlte der Mütterverein.<br />
Das fünfte, der <strong>St</strong>rahl vom Himmel beim hl. Messopfer bezahlte Pfarrer Bischofberger<br />
Das sechste, die glorreiche Himmelfahrt des hl. Martinus bezahlte der Jungfrauenverein.<br />
Am 20. Juni erteilte der Hochw. Herr Bischof Augustinus den Kindern von Henau und <strong>Jonschwil</strong> in hiesiger<br />
Kirche die hl. Firmung.<br />
Bei diesem Anlass drückte er seine Freude über das glückliche und schöne Gelingen der Kirchenrenovation<br />
aus.<br />
Anfangs Mai ist nach neunmonatiger Vakanz, Hochw. Herr Heinrich Federer aus Berneck, Neupriester,<br />
auferzogen in Sachseln, als Kaplan abgeholt worden.<br />
Anlässlich der Jünglingsvereinsversammlung im Löwen Schwarzenbach, stieg daselbst Spelterini mit<br />
dem Lufballon nieder. Schnell war die ganze Bevölkerung auf den Beinen, um das seltene Schauspiel<br />
zu sehen.<br />
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1894:<br />
- 16 -<br />
Am 14. Februar 1894 starb der Naturarzt Theodul Wohlgensinger, der mit seiner Naturheilkunde vom<br />
armen Buben zu reichen Mann sich empor gearbeitet und einen grossen Zulauf von nah und fern gefunden<br />
hatte.<br />
Am 2. Februar, am Lichtmess-Nachmittag fand im Schulhaus Oberrindal eine Versammlung statt, behufs<br />
Gründung eines Kapellbauvereins.<br />
Präsident wurde der Pfarrer von <strong>Jonschwil</strong>, Carl Bischofberger<br />
Aktuar der Pfarrer von Lütisburg, Jos. Bischof<br />
Kassier der Pfarrer von Bichwil, Jos. Schöb.<br />
Der Pfarrer von <strong>Jonschwil</strong> hatte bereits ein Legat für diesen Zweck in Bereitschaft.<br />
In Lachen starb am 24. August Hochw. Herr Kaplan und Resignat Fleischmann.<br />
Heute den 19. August hielt der Jünglingsverein seine Fahnenweihe. Die Fahne wurde vom Kloster<br />
Scholastica in Rorschach angefertigt und kostete samt Zubehör Fr. 450.--.<br />
Sie wurde geweiht durch den Ortspfarrer. Die Festpredigt hielt Hochw. Herr Pater Thomas aus Einsiedeln.<br />
Die weltliche Festrede hielt der hochw. Herr Pfarrhelfer Jos. Meier aus Winterthur.<br />
Es nahmen an der Fahnenweihe teil, die Jünglingsvereine aus Bütschwil, Ganterschwil, Oberhelfenschwil,<br />
Lichtensteig, Bichwil, Henau, Niederhelfenschwil, Niederwil, Kirchberg und der Verein von Bruggen,<br />
welcher die Patenstelle versah.<br />
Im Ganzen nahmen zwischen 600 und 700 Jünglinge an der Fahnenweihe teil.<br />
Die Zeitungen waren voll des Lobes über die gelungene Fahnenweihe und Festlichkeit.<br />
Am 22. August nahm der Hochw. Herr Domdekan Rüegg das Religions- und bibl. Geschichte-Examen<br />
ab.<br />
In diesem Jahr wurde der neue Hochaltar aufgestellt von Joseph Bihler, Altarbauer Zwiefalten, Württemberg.<br />
Er kostete Fr. 10'080.--. Das Urteil über denselben lautete allgemein günstig.<br />
Die Auslagen für die ganze Kirchenrenovation beliefen sich auf Total Fr. 26'683.—inkl. <strong>St</strong>ationenbilder.<br />
Davon übernahm die Kirchgemeinde ca. Fr. 5'000.--.<br />
Der Pfarrer konnte also Fr. 21'683.—verausgaben, ohne dafür den <strong>St</strong>euerbeutel in Anspruch zu nehmen<br />
und ohne kollektieren zu müssen, indem die Leute durch Legate und unaufgeforderte Geschenke<br />
das Genügende mit Freuden leisteten.<br />
(Es ist schon ganz erstaunlich, wie der Ortspfarrer zu dieser hohen Summe Geld kam. Diese Summe<br />
machte ja 12 Jahreslöhne von Pfarrer Bischofberger aus, denn sein Jahresgehalt betrug Fr. 1'800.--. In<br />
der Pfarrpfrundrechnung dieses Jahres finden wir in den in der Position: Zinseinnahmen den Betrag von<br />
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- 17 -<br />
Fr. 1978.--. Das Pfarrgehalt konnte somit aus den Zinseinnahmen bestritten werden und es blieben<br />
dennnoch rd. Fr. 200.—in Reserve. An <strong>St</strong>euern mussten lediglich Fr. 1'117.25 für den Haushalt und Fr.<br />
784.—für Amortisation der Kirchenbauschuld erhoben werden.)<br />
Am 4. November findet wiederum eine Volksmission statt. Der Erfolg schien nicht so grossartig zu sein,<br />
wie im Jahre 1886.<br />
Als für die Jünglinge die <strong>St</strong>andespredigt gehalten wurde, brach in Schwarzenbach im Hause von Maler<br />
Lüthi und Joh. Sprenger Feuer aus, welches das ganze Haus einäscherte.<br />
An diese <strong>St</strong>elle wurde dann das schöne Haus von Frau Baumeister Weibel errichtet.<br />
1895:<br />
In diesem Jahr wurden die neuen seidenen Fahnen angeschafft. Die 4 Fahnen präsentieren einen Wert<br />
von Fr. 1'300.--.<br />
Am 13. November 1895 hielten die <strong>St</strong>ammgenossen aus der Familie Germann feierlichen Gottesdienst<br />
und Versammlung zur Besprechung des <strong>St</strong>ipendienfonds.<br />
Am 5. Februar 1895 starb an Leberverhärtung der wackere Kassier des Jünglinjgsvereins, Jacob Thalmann<br />
von Alois.<br />
1896:<br />
Aus dem Nachlass des vorhin Erwähnten Jacob Thalmann wurde für die Maiandacht aus der Anstalt<br />
Raffle in Paris eine Lourdes-<strong>St</strong>atue für Fr. 137.--- angeschafft.<br />
In diesem Jahr gab’s seit langer Zeit die meisten Ehen, nämlich deren 16.<br />
Am 2. Fastensonntag wurde das 50ig jährige Bistumsjubiläum gefeiert.<br />
1897:<br />
Am 11. Juli mittags unternahm der Jünglingsverein eine Reise nach Ebnat Kappel, Speer, Amden, Maria<br />
Bildstein, vom schönsten Wetter begleitet.<br />
Am 14. Juli wurde in Kirchberg gefirmt. <strong>Jonschwil</strong>s Kinder mit Paten zogen in regelrechter Prozession<br />
dahin und wieder heim.<br />
Am 19. Oktober starb in Dinguiera Africa der gute Ordensbruder Karl Heuberger von <strong>Jonschwil</strong>.<br />
Er war früher eifriges Mitglied des Jünglingsvereins, tüchtiger Deklamator und eifrig im Kirchenbesuch.<br />
Er bekam dann Lust zum Ordensstand, wurde Bruder im Orden des hl. Geistes und des reinsten Herzens<br />
Maria, kam nach Africa um heidnische Kinder zu unterrichten und erkrankte an Sonnenstich.<br />
Um die Zeit seines Todes herum hörte man im Pfarrhaus <strong>Jonschwil</strong> oft läuten an der Hausglocke, ohne<br />
dass man jemand sehen konnte.<br />
Ja, einmal hörte man ganz deutlich gehen im Pfarrhaus, während niemand drinnen war.<br />
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- 18 -<br />
Erst, nachdem einige heiligen Messen gelesen wurden, hörte das Unheimliche wieder auf.<br />
1898:<br />
Am Lichtmess morgen starb Martin Thalmann, ein alter, braver Jüngling, welcher fast die ganz Schweiz<br />
bereist hat und immer zu Fuss und die meisten Geistlichen kannte, weit und breit und eifrig die Vereinsfeste<br />
und Anlässe besuchte.<br />
Der 22. Mai war Zeuge der Einweihung des Feldkreuzes im Westen (Winkel) des Dorfes durch Hochw.<br />
Herrn Pater Eduard, Vikar in Wyl mit prächtiger Predigt.<br />
Am selben Abend hielt dieser Pater noch einen Vortrag im Piusverein.<br />
Am gleichen Tag war der Jünglingsverein an die Fahnenweihe nach Wyl gezogen.<br />
Das Fest Maria Himmelfahrt wurde verherrlicht durch die Einweihung des neuen Feldkreuzes unter dem<br />
Dorf und einer prächtigen Predigt durch Hochw. Herrn Pfarrer Hangartner in Flawil.<br />
Am 1. August starb in Deutschland Fürst Bismark, der berüchtigte Kulturkämpfer , so ziemlich vergessen<br />
und verachtet.<br />
In diesem Jahr wurde in der Nähe von Genf die Kaiserin von Oesterreich von einem Anarchisten ermordet.<br />
America überzog Spanien in diesem Jahre mit Krieg wegen der Insel Cuba und der Philippinen. Es war<br />
ein höchst ungeahnter Krieg. Kein <strong>St</strong>aat nahm sich Spanien an. Der Krieg dauerte von April bis August.<br />
In diesem Jahr leistete das Blatt Protestant betitelt aus Zürich, Unglaubliches im Beschimpfen der katholischen<br />
Kirche.<br />
1899:<br />
Bei der öffentlichen Versammlung des Kath. Männervereins (Piusvereins) am 5. Februar an welcher<br />
Gemeindammann Sutter über Mässigkeitsbestrebungen und Kaplan Weber von Kirchberg über Lektüre<br />
redeten, trat der Verein dem st. Gallischen Mässigkeitsverein bei.<br />
Die Einweihung des neuen Feldkreuzes in Schwarzenbach nahm den 28. Mai dieses Jahres der Pfarrer<br />
nach schöner Prozession vor und hielt eine Predigt darüber.<br />
Am 23. Juli hielt Hochw. Herr Kaplan Rüesch von Bütschwil einen Vortrag über den Sonderbund.<br />
Am 28. Juli starb in Neuburg an der Donau der gelehrteste <strong>Jonschwil</strong>er Dr. Aloys Pfändler. Wäre dieser<br />
brave Priester ebenso praktisch wie gelehrt gewesen,hätte er dem Vaterland grosse Verdienste leisten<br />
können.<br />
(Wieso Pfarrer Bischofberger zu obiger Bemerkung kommt, weiss man nicht. Die Familie Pfändler<br />
wohnte in Schwarzenbach und Aloys war das einzige Kind der Bauernfamilie. Pfändler ist ein <strong>Jonschwil</strong>er-Bürgergeschlecht.<br />
Die Familie wohnte neben der Kapelle in Schwarzenbach.)<br />
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- 19 -<br />
Hochw. Herr Administrationsrat Tremp hielt dem Piusverein einen Vortrag in Sachen Abstinentenbewegung<br />
in Europa und dies am 16. Oktober.<br />
Am 27. November 1899 siedelte Hochw. Herr Kaplan Heinrich Federer nach Zürich, um dort die Redaktion<br />
der Zürcher Nachrichten zu übernehmen. Ein zahlreiches Geleite folgte ihm bis nach Wyl.<br />
(Der Abschied von Kaplan Federer wird vom Dorfpfarrer eher nüchtern geschildert, ganz im Gegensatz<br />
zu dessen Vorgänger, Herrn Kaplan Fleischmann, welcher 1892 <strong>Jonschwil</strong> verliess. Ueberhaupt ist<br />
Kaplan Federer während seinen 7 Jahren hier in Jonschil von 1893 bis 1899 nie im Tagebuch des Pfarrers<br />
erwähnt worden.<br />
Wem jedoch das Einvernehmen des Pfarrers mit dem Kaplan bekannt ist, kann dies verstehen. Das<br />
Buch „Heinrich Federer Lachweiler Tage von Edwin Schweizer und Bernhard Sohmer gibt einen guten<br />
Einblick der Tätigkeit von Heinrich Federer. Dieses Buch erschien im Jahre 1966. Der Mitautor, Bernhard<br />
Sohmer, Kanonikus, Regens, Dekan und heute Pfarrer in Mosnang kannte die <strong>Jonschwil</strong>er-<strong>Pfarrei</strong><br />
nur allzugut, war er doch viele Jahre hier im „Heinrich-Federer-Dorf <strong>Jonschwil</strong> Pfarrer.)<br />
Am 27. November dieses Jahres nahm die Dorfgenossenschaft die sogenannte Wasserversorgung und<br />
Hydrantenerstellung an, um die Summe von Fr. 65'000.--. Es war ein richtiger Beschluss, zumal kein<br />
Dorf so gut mit Wasser versehen war, wie <strong>Jonschwil</strong>. Eine Leitung wurde auch gemacht in die Sakristei<br />
und auf den Friedhof. Dafür 2 Jahre lang Dreck- und <strong>St</strong>einhaufen um die Sakristei und das Pfarrhaus.<br />
Am 8. und 9. Dezember kollektierte Hochw. Herr Pfarrer Nieberl von Oerlikon bei Zürich für seine Kirche<br />
und brachte Fr. 900.—zusammen.<br />
(Aus dem Bauerndorf <strong>Jonschwil</strong> kamen Fr. 900.—ins reiche Zürich. Heute, rund 110 Jahre darnach<br />
staunt man nur, ob solchen Ereignissen, doch es muss eingeschränkt werden, das damals Katholiken in<br />
Zürich noch keine Kirchensteuer hatten.)<br />
Es ist nur zu wünschen, oder gar zu hoffen, dass vielleicht vom reichen Zürich obiger Betrag mit der<br />
Teuerung (Kaufkraft) aufgerechnet, wieder zurück in die“ arme <strong>Pfarrei</strong>“ <strong>Jonschwil</strong> kommt. <strong>Jonschwil</strong><br />
könnte es sehr gut gebrauchen, denn eine neue Orgel wäre nötig und im weitern sind die Schuldenlasten<br />
recht hoch.<br />
1900:<br />
Beim Beginn dieses Jahres wurde allenthalben darüber gestritten von Gelehrten und Ungelehrten, ob<br />
das Jahr 1900 als letztes vom alten oder erstes vom neuen Jahrhundert zu gelten habe.<br />
(Hundert Jahre später, im Jahre 2000 war ein anderes Thema im Mittelpunkt. Da war die ganze Welt<br />
gespannt, ob die Computer den Uebergang von 1999 auf 2000 problemlos schaffen werden. Die Angst<br />
war vergebens : „Es klappte“.<br />
Am Fastnachtsdienstag den 27. Februar sandte der Hochw. Bischof den Hochw. Herrn Albert Gemperle,<br />
bisher Hülfspriester im Thurgau, als Kaplan und Vikar nach <strong>Jonschwil</strong>.<br />
Heute den 29. April feierte der Hochw. Herr Johann Eisenring von <strong>Jonschwil</strong>, Priester der Diözese Chur<br />
seine Primiz ins hiesiger Pfarrkirche. Er wurde im elterlichen Hause abgeholt. Festprediger war hochw.<br />
Herr Kanonikur Mayer, Professor in Chur. Geistlicher Vater war der Ortspfarrer Bischofberger. Die Witterung<br />
war schön. Der rothe Ornat wurde in Fischingen entlehnt. Die Feierlichkeit verlief würdig.<br />
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- 20 -<br />
(Dieser Neupriester Eisenring gehört in den Eisenring-<strong>St</strong>amm (Eisenring Regelis). Ein Verwandter dieses<br />
Eisenring, war der unvergessliche Coiffeur Eisenring August 1929. In diesem Haus, da der Neupriester<br />
Eisenring abgeholt wurde, lebt heute im Jahre 2007 noch die Ehefrau von Aug. Eisenring-<br />
Thalmann, nämlich Marie Eisenring-Thalmann, 1931.)<br />
Den 26. Juni 1900 verkündeten die Glocken den Hinschied des Herrn Gemeindammann Cornelius<br />
Bösch. Derselbe hat der <strong>Gemeinde</strong> grosse Dienste geleistet. Er war religiös, brav, sparsam und nahm<br />
sich des Vereinswesens fleissig an.<br />
Ihm hatte man es hauptsächlich zu verdanken, dass der Friedhof konfessionell blieb.<br />
Wenn er beim Kirchenbau und bei der Kirchenrenovation mit den Pfarrgeistlichen in Konflikt kam, so<br />
war nicht böser Wille die Ursache, sondern die übergrosse Sparsamkeit und der Josephinismus.<br />
(Aus der Brockhaus die Erklärung zu Josephinismus: Das von Kaiser Joseph II, Kaiser von 1765-1790,<br />
durchgeführte <strong>St</strong>aatskirchenreichtum, das die kath. Kirche in Oesterreich vollständig der <strong>St</strong>aatshoheit<br />
unterstellt.) Dies scheiterte aber und Franz Josef II musste noch auf dem <strong>St</strong>erbebett die meisten Reformen<br />
widerrufen.)<br />
Er war auch nicht hässig, verzieh gern, weil er tief religiös war.<br />
Er vertestamentierte circa Fr. 10'000.--, meistens zu Missionszwecken.<br />
(Der Kaiser von <strong>Jonschwil</strong> war tot. Der Papst widmete ihm einen wunderschönen Nachruf. Die Abdankungsrede<br />
an der Beerdigung war bei keinem andern Verstorbenen so umfangreich.<br />
Beide, den Papst (Pfarrer Bischofberger) und den Kaiser (Gemeindammann Cornelius Bösch) hat Heinrich<br />
Federer in der Novelle „Papst und Kaiser im Dorf“ vortrefflich geschildert.)<br />
Am 28. Mai wurde in hiesiger Kirche die Produktion der untertoggenburgischen Kirchenchöre abgehalten.<br />
Die Predigt hielt Hochw. Herr Pfarrer Hürlimann von Henau.<br />
Der Kirchenchor Mogelsberg verunglückte nach der Abfahrt mit dem Fuhrwerk von dort, leerte aus und<br />
musste zurück, ohne das Fest besuchen zu können.<br />
Schwere Folgen hatte der <strong>St</strong>urz nicht.<br />
Das Fest verlief äusserst gelungen.<br />
In diesem Jahr wütete in China die grausame Christenverfolgung.<br />
Im Dezember war die Abstimmung über den Proporz. Derselbe unterlag leider.<br />
J. Bätschmann, Oberrindal wird als 1.Präsident der Kapellgenossenschaft Oberrindal gewählt. Als Kassier<br />
wird in der nächsten Versammlung der Pfarrer von <strong>Jonschwil</strong>, Carl Bischofberger gewählt.<br />
Seit dem 1. Januar 1894 bis heute waren schon Fr. 14'000.—in den Kapellfond geflossen. Es herrschte<br />
ein ausserordentlicher Segen, beim Ansammeln für den Fond zum Bau einer Maria Trost Kapelle in<br />
Oberrindal.<br />
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- 21 -<br />
(Pfarrer Bischofberger war ein ausserordentlicher Geldbeschaffer. Erst im Jahre 1894 hatte er Fr.<br />
21'000.—für die Kirchenrenovation in <strong>Jonschwil</strong> zusammengetragen, und nun waren es im Jahre 1900<br />
schon wieder<br />
Fr. 14'000.—für die Kapelle.)<br />
1901:<br />
Die Primiz des Hochw. Herrn Jacob Germann von Schwarzenbach wurde den 28. April gefeiert. Festprediger<br />
war Parrrektor Eberle von <strong>St</strong>. Gallen. Geistlicher Vater, der Ortspfarrer Bischofberger. Das Fest<br />
verlief würdig und schön, die Kirche war reich geziert.<br />
(Jakob Germann stammt aus dem „Hirschen“ in Schwarzenbach. Das Geschlecht Germann mit Bürgerort<br />
<strong>Jonschwil</strong> brachte viele Priester, wie aber auch andere Ordensleute hervor)<br />
In diesem Jahr kam die löbliche Pfarrgemeinde Bazenheid zu ersten Male in Prozession nach <strong>Jonschwil</strong><br />
und zwar am Mittwoch in der Bittwoche.<br />
(Bazenheid wurde eine neue <strong>Pfarrei</strong> und erhielt eine neue Kirche. Bazenheid wurde von Kirchberg abgetrennt.<br />
Der Bittgang von <strong>Jonschwil</strong> nach Bazenheid und umgekehrt löste denjenigen von Kirchberg<br />
ab. Der Weg war auch darnach noch recht happig. Ueber 10 Mal hat auch der Chronist diesen Bittgang<br />
mitgemacht, erstmals im Jahre 1943. In Erinnerung bleibt da noch u. vielem andern, das stete Rosenkranzgebet.<br />
Die Lehrer hatten darauf zu achten, dass die Schüler andächtig beteten und ja keine Pause<br />
einschalteten. Dekan <strong>St</strong>aubli erlaubte dann in spätern Jahren, dass zufolge der starken <strong>St</strong>eigung von<br />
der Kornau zu der Burg bei der Heimkehr von Bazenheid eine Pause eingeschaltet werden durfte. Als<br />
Fahnenträger Emil Thalmann älter wurde, musste (durfte)ein kräftiger älterer Schüler die Fahne den<br />
<strong>St</strong>utz hinauf tragen.) Dazu konnte sich der schmächtige Chronist nicht zählen. Er selbst hat genug mit<br />
sich zu tun, um den beschwerlichen Weg zu schaffen. Zusätzlich war ja für den Bettenauer zuerst auch<br />
noch der Weg von Bettenau nach der Pfarrkiche und nachher wieder zurück, zu bewältigen.)<br />
Am 28. Juli hielt der hochw. Herr Jos. Traugott Forster seine Primizfeier in hiesiger Kirche. Dessen Vater,<br />
Huldreich Forster, gab im Jahre 1882 seine Zustimmung, dass seine 4 protestantisch getauften<br />
Kinder in die katholische Kirche aufgenommen wurden, den 24. April 1882. (Frau Forster war katholischen<br />
Glaubens).<br />
Unter diesen 4 Kindern war auch der heutige Primiziant. Ehrenprediger war der hochw. Herr Pater<br />
<strong>St</strong>ieglmeier von Feldkirch. Das Wetter war gut. Der Primiziant wurde im elterlichen Hause abgeholt. Es<br />
war ein herrlicher Tag.<br />
(Primiziant Forster war der Sohn von Bäckermeister Forster, wohnhaft gewesen an der Lütisburgerstrasse.<br />
Dieses Haus ist in den 70iger Jahren des 20. Jahrhunderts abgebrochen worden. Es war ein<br />
wunderschönes, altes Toggenburgerhaus. Bewohnt wurde es zuletzt von Albert Hegelbach.)<br />
Am 25. August fand die Grundsteinlegung für die Kapelle in Oberrindal statt.<br />
Am 11. August war Jubiläumsprozession nach Rickenbach. Es nahmen zwischen 600 und 700 Pfarrgenossen<br />
teil.<br />
Im Jahre 1901 wurde in <strong>Jonschwil</strong> die neue Metzgerei gebaut.<br />
Der Kath. Männerverein und die Monatsgesellschaft erliessen in alle Häuser eine Proklamation, man<br />
solle nun das Fleisch nicht beim fremden Krämern (Hausierer) abkaufen.<br />
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1902:<br />
- 22 -<br />
Am 19. Januar 1902 war die Versammlung des Katholischen Männervereins,der nun zur <strong>St</strong>ärke von 117<br />
Mann angewachsen ist.<br />
Am 22. Juni wurden in Oberrindal die 2 Glöcklein geweiht, Maria zum Trost und Schutzengelglöcklein.<br />
Das grössere wiegt 80 kg., das kleinere 40 kg.<br />
Das grössere hat die Inschrift: „Maria zum Trost, steht und bei in aller Angst und Not.“ Es klingt lieblich<br />
und schön.<br />
Das kleinere trägt die Inschrift: „Heilige Engel, beschütztet uns im Leben und <strong>St</strong>erben“<br />
Beide wurden gegossen von Rütsche in Aarau.<br />
Die Weihe nahm der Pfarrer von <strong>Jonschwil</strong> vor und hielt auch die Festpredigt.<br />
Die beiden Glocken kosteten Fr. 527.—und wurden gespendet durch Kantonsrat Huber, Frau Bezirksrichter<br />
Keller, Herr Pfister von Züberwangen und Frau Gemeindammann Bösch aus <strong>Jonschwil</strong>.<br />
( Das Frauenstimmrecht bestand zu jener Zeit natürlich noch nicht, (erst 1972) So war es nicht Frau<br />
Bezirksrichter Keller und Frau Gemeindammann Bösch, sondern deren Männer hatten das erwähnte<br />
Amt inne. Früher pflegte man den Frauen die Titel deren Beamtungen oder Berufe, die Männer ausübten,<br />
zu geben. In <strong>Jonschwil</strong> ist nämlich der ältern Generation der Begriff Frau Posthalter wie aber im<br />
Speziellen, Frau Sekretär, in bester Erinnerung.<br />
Frau Posthalter war Marie Heuberger, deren Mann Alois, Posthalter war und Frau Sekretär war Anna<br />
Oesch-Keller, deren Mann Gemeindschreiber und Sekretär war. Alle andern Begrüssungen, als diese<br />
wie oben erwähnt, waren für die betreffenden Damen eine Enttäuschung.)<br />
Am 17. Juli weiht der Hochw. Herr Bischof, Dr. Augustin Egger in Oberrindal, den Altar ein.<br />
Die gesamten Kosten für die Kapelle betrugen Fr. 20'195.--.<br />
Am 3 August 1902 las der Pfarrer von <strong>Jonschwil</strong> zum 1. Male die hl. Messe in der Kapelle in Oberrindal.<br />
In diesem Jahr setzte es zwei Mal heftige Walkämpfe ab, weil 2 Regierungsratsmitglieder gewählt werden<br />
mussten. Beide Male siegten die Konservativen mit den Demokraten, über die Liberalen.<br />
An die <strong>St</strong>elle des verstorbenen Landammanns Keel, wurde Herr Messmer von Bazenheid gewählt. <strong>Jonschwil</strong><br />
lieferte den letzten Mann bei diesen Abstimmungen.<br />
1903:<br />
Am 14. Januar 1903 verliess Vikar Albert Gemperle die hiesige Kaplanei und zog als gewählter Kaplan<br />
nach Zürich.<br />
Im Frühjahr dieses Jahres wurde von der Kirchenbehörde der Versammlung die Frage vorgelegt, ob<br />
die bisherige Kaplanei verkauft werden solle und dann ob dem Haus des Consums von Schönenberger<br />
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- 23 -<br />
eine neue gebaut werden könnte, oder ob die alte Kaplanei abgebrochen und an der gleichen <strong>St</strong>elle<br />
eine neue gebaut werden soll um den Kostenvoranschlag von Fr. 11'500.—<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> beschloss keines von beiden, sondern Umbau der alten Kaplanei.<br />
Als sich dieses Projekt als unpraktisch und beinahe undurchführbar erzeigte, beschloss eine spätere<br />
Versammlung, die Kaplanei an Herrn Kirchenverwaltungsrat Johann Horber und Herrn Maurermeister<br />
Feisst zu verkaufen, zum Abbruch, um eine neue am bisherigen Ort zu erstellen um<br />
Fr. 11'500.--.<br />
Alsbald wurde die Kaplanei abgebrochen. Der obere Teil mit Gibel war sehr verlottert.<br />
Das abgebrochene Haus erstand in verschönerter und verbesserter Form oberhalb des Hauses Consum<br />
Schönenberger und wurde dann an Herrn Albert <strong>St</strong>orchenegger verkauft.<br />
(Nicht umsonst hiess es in <strong>Jonschwil</strong> bei der ältern Generation, das Haus <strong>St</strong>orchenegger (heute im<br />
Jahre 2007 ist Paul Frick-<strong>St</strong>rochenegger) Eigentümer dieser Liegenschaft, sei die alte Kaplanei gewesen.<br />
Leider ist hier von der alten Kaplanei nur noch die Eingangstüre der ehemaligen Kaplanei, in welcher u.<br />
a. auch Heinrich Federer gewohnt hat, vorhanden. Es lohnt sich, diese prachtvolle Eingangstüre bei<br />
Paul Frick anzuschauen.<br />
Ein Gespräch mit Paul Frick vor Jahren, hat ergeben, dass der einstige prächtige Kachelofen im Wohnzimmer<br />
in der 60iger Jahren abgebrochen worden sei. Er hätte eben den Dienst nicht mehr versehen.<br />
Deshalb sei er feuerpolizeilich abgeschätzt worden.<br />
Die bisherige Kaplanei stand im Ruf, dass es in ihr geiste.<br />
So bezeugten namentlich die Kapläne, Egli, Fraefel und Fleischmann, dass sie auf- und abgehen hörten,<br />
poltern, und läuten an der Hausglocke vernahmen.<br />
Auch Kaplan Federer wollte anfänglich unheimliches Rumpeln vernommen haben.<br />
Der Schreiber dieser Chronik (Pfarrer Bischofberger) stand einmal bei der Hausschwelle und redete mit<br />
den Leuten. Unterdessen fing es mächtig zu läuten an, ohne, dass irgend jemand an der Glocke zog.<br />
Baumeister Emil Weibel aus Schwarzenbch erstellte in diesem Jahre die neue Kaplanei in ihrem Rohbau<br />
und vollendete sie über den Winter bis zum Sommer des Jahres 1904. Sie kam auf gut Fr.<br />
12'000.—zu stehen und wurde als sehr gelungen taxiert.<br />
Architekt war Truniger aus Wyl.<br />
In das Jahr 1903 fällt auch der Abbruch des uralten Waschhauses auf der südlichen Seite der Pfarrhauses,<br />
gegen den Bach zu und die Erstellung des neuen Waschhauses und Holzbehälters als Anbau auf<br />
der Ostseite des Pfarrhauses, oben mit Terrasse und Gitter, was demselben ein ganz anderes Aussehen<br />
gab, als im früheren, verlotterten schief abfallenden Holzbehälter.<br />
Diese Veränderung kostete Fr. 600.--.<br />
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- 24 -<br />
(Könnte man nur das alte Waschhaus zurückholen, wie übrigens noch vieles andere, wie das Gebeinhaus,<br />
die Gruften, da einst die Adeligen beerdigt wurden etc!!!!. )<br />
In diesem Jahr war ein äusserst milder Winter, dagegen gab es viele Kranke.<br />
Am 18. April 1903 starb Frau Gemeindammann Cäcilia Bösch-Bannwart, Schwester des <strong>St</strong>adtammanns<br />
Bannwart in Wyl, gebürtig von Gähwil.<br />
Ihre Anverwandten testierten für das Gitter um die Kirche Fr. 600.—und<br />
Fr. 1'800.—für einen neuen Leichenwagen.<br />
Im gleichen Jahr wurde das Gitter erstellt und der Leichenwagen angeschafft.<br />
(Leider ist auch dieser Leichenwagen, dem Preise nach war es ein Prachtswagen und dies kann gar der<br />
Chronist bezeugen, nicht mehr vorhanden. Nachforschungen haben ergeben, dass er leider in spätern<br />
Jahren durch den Privatbesitzer zu einem Bräck umgebaut worden ist. Und dieser Besitzer, nicht in der<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong>, ist schon längst verstorben.)<br />
Am 18. April, abends starb in Schwarzenbach, der Paramenten-<strong>St</strong>icker Johann Eisenring, Messmers.<br />
Eine Tochter von Paramenten-<strong>St</strong>icker diente als Schwester Emmerita in Africa.<br />
Henau kündigt die gegenseitige Vereinbarung der Prozessionen. Hierauf wird mit Bazenheid, das eine<br />
neue Kirche erhalten hat und eine neue <strong>Pfarrei</strong> geworden ist, abgemacht, dass künftig am Montag in<br />
der Bittwoche die Prozession nach Bazenheid erfolgt. Am Dienstag dann die Prozession von Bazenheid<br />
nach <strong>Jonschwil</strong>. Am Mittwoch bleibt die Prozession wir bis anhin nach Bichwil.<br />
Im Frühjahr begann der Fabrikant Zellweger mit dem Bau einer neuen Schifflistickerei.<br />
(Diese <strong>St</strong>ickerei betraf die im Volksmund bekannte „untere Webi“. Diese ist im Besitz von Rainer Eisenring<br />
im Jahre 2007. Im gleichen Jahr 1903 baute Zellweger auch die auf der gegenüberliegenden Seite<br />
der <strong>St</strong>rasse sich befindende Villa. Im Jahre 2007 ist Frau Mc Laren-Fraefel Besitzerin derselben.)<br />
Am 5. Juli war Männervereins-Versammlung (früher Piusverein) in der Krone <strong>Jonschwil</strong>. Hochw. Herr<br />
Pfarrer Traber von Bichelsee referierte über die Raiffeisenkassen.<br />
Am 20. Juli starb der grosse Papst Leo der XIII. Die ganze Welt betrauerte diesen Tod. Fürst Bismark<br />
nannte diesen Papst des weisesten Mann des 19. Jahrhunderts. An 3 Tagen wurde von 12 bis ½ 1 Uhr<br />
geläutet.<br />
Am 4. August wird Kardinal Sartori von Venedig, ein Sohn ganz armer Eltern, zum Papst gewählt.<br />
Am 15. November spielte die Jungmannschaft <strong>Jonschwil</strong> zum ersten Male ein Theater. Es wurde freudig<br />
aufgenommen.<br />
Das Kapuziner- Almosen erreichte zum ersten Male die Summe von Fr. 300.--.<br />
In diesem Jahr wurden 50 Kinder geboren, 25 Knaben und 25 Mädchen.<br />
Die ganze politische <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong> hatte damals eine Bevölkerungszahl von 1200. Hundert Jahre<br />
darnach beträgt die Bevölkerung der polit. <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong>, 3200 Personen und die jährliche Geburtenrate<br />
pendelt sich zwischen 40 und 50 Geburten ein.<br />
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1904:<br />
- 25 -<br />
Im Februar dieses Jahres liess der Pfarrer nach Anzeige an den Kirchenverwaltungsrat unten im Erdgeschoss<br />
des Pfarrhauses vis a vis dem Keller aus dem ziemlich nutzlosen Raum ein Zimmer herstellen<br />
zum Gebrauch für Kommissionssitzungen, Theaterproben und auch für die Abhaltung des Religionsunterrichtes.<br />
Da von Seiten der Behörde nichts geleistet wurde, war dieses Zimmer anfänglich als Lesezimmer<br />
für den Jünglingsverein eingerichtet und verwendet worden, um dafür einen <strong>St</strong>aatsbeitrag zu<br />
erhalten,<br />
da der <strong>St</strong>aat für Lesezimmer jährlich eine Summe verwendet.<br />
Die Erstellung wurde von Baumeister Weibel für Fr. 300.—besorgt.<br />
Die pfarrliche Bibliothek wurde dahin verpflanzt und in diesem ersten Winter fleissig benutzt.<br />
(Eigentlich hatte der Pfarrer die Absicht, die Jungmänner, wie aber auch die ältern Familienväter vom<br />
Wirtshausbesuch abzuhalten. Dies wurde ca. 3 Jahre befolgt, doch dann tauschten die <strong>Jonschwil</strong>er und<br />
Schwarzenbacher Jungmänner und Männer das Leselokal wieder mit den Wirtschaften.)<br />
Am 4. April verliess der Hochw. Herr Kaplan Jakob Graf <strong>Jonschwil</strong>, um die Pfarrstelle in Wattwil anzutreten.<br />
Am 9. Mai zog dann der hochw. Jos. Eberle als Priester und Kaplan nach <strong>Jonschwil</strong>. Anfänglich wohnte<br />
er im obern <strong>St</strong>ock des Pfarrhauses, nachdem die Kaplanei noch nicht fertig erstellt war. Eberle war somit<br />
kurze Zeit ein Geistlicher mit der Funktion als Kaplan ohne eigenen Haushalt.<br />
(Es war eine Zeit, da noch praktisch jeder Pfarrer und jeder Kaplan eine Köchin hatte. Des Oeftern war<br />
es die Mutter des Geistlichen, wenn sie Witwe war. In vielen Fällen war es jedoch eine Schwester des<br />
Pfarrers oder des Kaplans, welche den Haushalt besorgten.<br />
Bei den Pfarrstellen musste teils von der Köchin auch noch Büroarbeit geleistet werden. Ueblich war<br />
auch, dass das Pfarrhaus nie verwaist war, denn der Pfarrer wurde ja so oft zu <strong>St</strong>erbenden gerufen und<br />
da musste er immer abrufbar sein. Sollte jedoch der Pfarrer einmal weg sein, so war ja immer noch der<br />
Kaplan da für die Notfälle. )<br />
Am 2. August konnte dann Kaplan Eberle in die neu erstellte Kaplanei einziehen.<br />
In diesem Sommer wütete ein schrecklicher Krieg zwischen Russland und Japan, bei welchem letzteres<br />
seine gewaltige Kriegskunst, Tapferkeit und Ueberlegenheit bekundete.<br />
Die schreckliche Niederlage Russlands wurde als gerechte <strong>St</strong>rafe für die Verfolgungen der Katholiken<br />
angesehen.<br />
In Oesterreich entfalteten in diesem Jahre deutsche protestantische Pastoren eine riesige Tätigkeit um<br />
einen Abfall von der katholischen Kirche „Los von Rom Bewegung“ genannt, zu organisieren.<br />
1905:<br />
Am 2. Januar starb in <strong>St</strong>. Gallen der vom 15. März 1878 bis 15. Sept. 1881 in <strong>Jonschwil</strong> gewesener<br />
Pfarrer, Joh. Joseph Eberle, welcher überaus segensreich wirkte.<br />
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- 26 -<br />
Er gründete seinerzeit in <strong>Jonschwil</strong>, den Mütter- Jünglings- und den Sparverein.<br />
Der Jünglingsverein nahm an der Beerdigung teil und spendete ein Seelamt.<br />
In diesem Frühjahr wurde das elektrische Licht erstellt. An der Auferstehungsfeier am Karsamstag den<br />
22. April brannten zum ersten Male die 4 grossen Nernst-Lampen und die Lampen unter der Empore.<br />
Die Freude darüber war allgemein.<br />
Im Juni dieses Jahres kam die von Altpräsident und Altlehrer Jos. Helg von Schwarzenbach bezahlte<br />
Antoniusstatue in die Kirche, behufs Unterstützung armer Familien mit Brot.<br />
In diesem Jahr wurde die Bäckerei und Wirtschaft zum Hirschen in <strong>Jonschwil</strong> neu erstellt und eröffnet.<br />
Am Pfingstmontag den 12. Juni war in Altstätten der st. Gallische Katholikentag, der auch von <strong>Jonschwil</strong><br />
zahlreich besucht wurde. Die Jungmannschaft erschien mit der Fahne.<br />
Am 12. Sept. starb in Schwarzenbach die ehrsame Jungfrau Lisette Dudli aus Niederglatt.<br />
Sie spendete für die Kapelle Fr. 1'500.—und an den Orgelfond weitere<br />
Fr. 1'000.--. Weiter vermachte sich für gute Zwecke Fr. 1'000.—<br />
In den Monaten Juli, August und September wurde die Kapelle Schwarzenbach restauriert.<br />
Die ganze Renovation kostete Fr. 4'200.--. Der Pfarrer hatte sämtliches Geld aus Legaten und Spenden<br />
erhalten, sodass keine <strong>St</strong>euergelder benötigt wurden.<br />
Eine Gedenktafel hinter dem Hochaltar erinnert an die Restauration der Kapelle.<br />
Im Herbst dieses Jahres unternahm die Dorfkorporation Schwarzenbach die Erstellung der Wasserversorgung<br />
aus Quellen vom Hori und Bühl bei <strong>Jonschwil</strong> um die Summe von Fr. 70'000.--.<br />
In diesem Jahr fällt auch die Abkurung punkto Abschaffung der Leichen- und Jahresgedächtnisse.<br />
Bis jetzt bezog der Pfarrer ein Jahresgehalt von Fr. 1'858.—und hatte den Genuss aller Leichenopfer.<br />
Von jetzt an bezieht er einen Jahreslohn von Fr. 2'000.—und hat nur noch den Genuss des Begräbnisopfers.<br />
Die übrigen Opfer zu Gunsten des Pfarrers, werden abgeschafft.<br />
Dieses Jahr blühte die <strong>St</strong>ickerei-Industrie auf das Glänzeste.<br />
(Gerade weil die <strong>St</strong>ickerei-Industrie blühte, hatten die Pfarrangehörigen auch Geld und pflegten den<br />
Wirtshausbesuch mehr als es dem Pfarrer recht war. Deshalb führte er ja im Vorjahr den Leseverein<br />
ein, um die Männer von den Wirtschaften fern zu halten. Ganz allgemein war Pfarrer Bischofberger kein<br />
Freund der Wirtschaften. Dies waren jedoch schon seine Vorgänger nicht.<br />
So war um 1850 Josef Anton <strong>St</strong>orchenegger 1814-1889, der Kronenwirt. Dieser angesehene Mann war<br />
auch Kirchenverwaltungsratspräsident. Während den Gottesdiensten hatte er seine Wirtschaft geschlossen<br />
zu halten und als Kirchenpräsident hatte er ein so gutes Herz, dass er für die Bedürftigen<br />
vielmals Bürge war. Er verlor dann alles Geld und starb im Jahre 1889 in Armut.<br />
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- 27 -<br />
Wieso die Pfarrherren eigentlich keine Freude an den Wirtschaften hatten, war wohl auch eine Weisung<br />
von Bischof im ersten Fastenindult ein Jahr nach der Gründung des Bistums <strong>St</strong>. Gallen im Jahre 1848.<br />
Da hiess es u. a. im Schreiben an alle Angehörigen unseres Bistums:<br />
„Was beweist z. B. die Unzahl der vielen Schenk- und Wirthshäuser, Spiel- und Lusthäuser, die überall<br />
entstehen? Vor noch kaum hundert Jahren gab es deren kaum eines, wo jetzt deren zehn sind. Ehemals<br />
gab es nur wohlthätige, freundliche Herbergen und Gasthäuser für Fremde. Selten ging ein Ortsbewohner<br />
dahin, um zu zechen. Er ass und trank zu Hause und that sich gütlich mit den lieben Seinigen,<br />
oder besuchte einen guten Nachbarn. Jetzt sind aber bald in jedem Dorfe, besonders aber in Flecken<br />
und <strong>St</strong>ädtchen solche Schenkhäuser, die meist nur von den Ortsbewohnern besucht werden, die<br />
jeden anlocken, da zu schwelgen, den Lohn seiner Arbeit dahin zu tragen, dort Zeit und Geld, oft Gesundheit,<br />
Ehre und Pflicht, den Wohlstand und den Frieden seines Hauses, die Erziehung und das<br />
Glück seiner Kinder zum Opfer bringen und sich zum Sklaven einer Genusssucht zu machen …..“<br />
Da wird einem schon klar, dass die Dorfpfarrer’s, wenn sie die Weisungen ihres Bischof befolgten, nicht<br />
Freunde der Wirtschaften sein konnten.<br />
Wiederum kollektierte ein Pfarrer aus dem Kanton Zürich in der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Jonschwil</strong>. Pfarrer Urban Meier<br />
aus Uster brachte für seine Kirche Fr. 617.—in <strong>Jonschwil</strong> zusammen.<br />
Auch für die Landwirtschaft war es ein gutes Jahr.<br />
Punkto <strong>St</strong>erblichkeit war es ein strenges Jahr, indem in <strong>Jonschwil</strong> 40 Leichen der Erde übergeben wurden.<br />
(Obwohl die <strong>Gemeinde</strong> heute nach 100 Jahren fast drei mal mehr Einwohner als 1905 hat, belaufen<br />
sich die Beerdigungen auf dem Friedhof <strong>Jonschwil</strong> jährlich um 20 Personen herum.)<br />
1906:<br />
Am 12. März starb in <strong>St</strong>. Gallen der Hochw. Bischof Augustin Egger. Ein frommer, gelehrter und hoch<br />
angesehener Kirchenfürst.<br />
Am 27. März wurde Domdekan Ferdinand Rüegg als sein Nachfolger als Bischof von <strong>St</strong>. Gallen gewählt.<br />
In Mehrereau wurde der Bürger von <strong>Jonschwil</strong>, Ludwig Wild, Pater Anselm zum Priester geweiht.<br />
Der Vater von Ludwig Wild hatte in Oberrindal eine Schreinerei. Die Familie hatte 2 Söhne und 1 Tochter.<br />
Die Tochter starb in jungen Jahren. Auch der 2. Sohn der Familie Wild wurde Priester.<br />
Im Monat August wurde in der Pfarrkirche zu <strong>Jonschwil</strong> nach Abbruch der alten, eine neue von Orgelbauer<br />
Goll in Luzern verfertigte Orgel aufgestellt mit 26 Registern um den Preis von Fr. 13'000.-- .<br />
Dabei hatte das Pfarramt Fr. 8'000.—an Legaten und Geschenken eingenommen.<br />
Den 9. September wurde die neue Orgel durch den Ortspfarrer eingeweiht.<br />
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- 28 -<br />
Die Festpredigt hielt Dr. Jakob Helg, Pfarrer in Altstätten.<br />
Herr Lehrer Hilber in Wil war an der Orgel. Herr Bonifaz Kühne aus Zug als Kunstrichter.<br />
Im Oktober dieses Jahres wurde die Kleinkinderschule eröffnet mit ca 40 Kindern.<br />
Die erhw. Schwester Ernestina Sommerhalter von Menzigen hatte in dieser Zeit die Arbeitschule übernommen<br />
und zugleich auch die Kleinkinderschule.<br />
(Etwas ganz Aussergewöhnliches musste die Schwester leisten. Zu der Arbeitschule hatte sie noch<br />
zusätzlich 40 Kindergärtler zu betreuen.<br />
Ganz erstaunlich ist jedoch auch dies, dass <strong>Jonschwil</strong> fast 70 Jahre bevor es obligatorisch in den <strong>Gemeinde</strong>n<br />
wurde, einen Kindergarten zu führen,. bereits eine Kleinkinderschule eröffnete. Der erste Kindergarten<br />
war im Schulhaus untergebracht. Später wurde er in das <strong>St</strong>icklokal im Winkel (<strong>St</strong>icker Ammann)<br />
verlegt, wie auch einige Jahre an die Lütisburgerstrasse (Gallus Sutter, <strong>St</strong>icker).<br />
Am 16. Oktober feierte der Ortspfarrer und Kämmerer Carl Bischofberger sein 25-jähriges Pfarrjubiläum<br />
. Es wurden demselben viele Geschenke überreicht.<br />
Die Festpredigt hielt Hochw. Herr Pfarrer Meier aus Winterthur. Es beteiligten sich daran viele geistliche<br />
Söhne.<br />
Eigentlich hätte der Ortspfarrer dieses Jubiläum gerne still vorüber gehen lassen wollen.<br />
In diesem Sommer wurde in Schwarzenbach neben der Kapelle die Wirtschaft zur Rose eröffnet von<br />
Joh. Eisenring.<br />
(Diese Wirtschaft blieb nur einige Jahre bestehen. Frau Eisenring fühlte sich nicht wohl in der Wirtenrolle.)<br />
Für die Industrie und Landwirtschaft war es ein sehr gutes Jahr.<br />
In diesem Jahr gab’s aus der Kirchgemeinde <strong>Jonschwil</strong> 52 Geburten und Taufen, 31 Leichen und 14<br />
Ehen.<br />
1907:<br />
Am Sonntag, den 13. März starb in Mosnang der <strong>Jonschwil</strong>er-Bürger Hochw. Herr Karl Jacob Eisenring<br />
infolge Blutvergiftung.<br />
(Pfarrer Eisenring ist in der Geschichte bekannt als der „Schmied von Brislach“<br />
Diese Abhandlung ist in der Chronik <strong>St</strong>ube <strong>Jonschwil</strong> einzusehen, wie aber auch in der Kantonsbibliothek<br />
Vadiana in <strong>St</strong>. Gallen.<br />
Dieser Karl Jacob Eisenring gehört in den <strong>St</strong>amm der Eisenring Schmiede Familie.)<br />
Als Bezirksrichter folgt auf Gemeindammann Johann Sutter, dessen Schwager, Kirchenpräsident Geser,<br />
vom Schloss, aus Schwarzenbach.<br />
Pfarrer Bischofberger erwähnt, dass die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong> stets gut im Gericht vertreten sei und war.<br />
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- 29 -<br />
1699 war Johann Jacob Thalmann , Landrichter<br />
1778 hatte <strong>Jonschwil</strong> gar 2 Richter<br />
1796 war Johann <strong>St</strong>adler, Richter<br />
1814 war Anton Eisenring, Richter<br />
1860-80 war Gemeindammann Weibel aus Schwarzenbach, Richter<br />
Darnach folgten, <strong>Gemeinde</strong>rtsschreiber Franz Martin Sutter und alsdann dessen Sohn, Johann Sutter,<br />
Gemeindamman, welcher nun zurücktrat.<br />
Am 15. August hielt Herr Dr. Hartmann von Oberuzwil einen Vortrag betr. Gründung eines Krankenpflegevereins.<br />
Am gleichen Tag wurde die Gründung beschlossen.<br />
Als Präsident wurde der Ortspfarrer bestimmt. Weiter wurde Gemeindammann Sutter in die Kommission<br />
gewählt, wie <strong>Gemeinde</strong>rat Helg aus Schwarzenbach. Sekretär Weibel hatte das Protokoll zu führen.<br />
Am 3. Oktober wurde von der Eidgenossenschaft das neue Militärgesetz angenommen.<br />
Im November wurde an die <strong>St</strong>elle des Doppelhauses vis a vis dem Rössli, das von den Familien Rasierung<br />
Eisenring und Jakob Heuberger bewohnte und im Jahre 1904 abgebrochen wurde, wieder schön<br />
und prächtig aufgebaut.<br />
Es hat 2 Wohnungen und es kommen noch 2 <strong>St</strong>ickmaschinen hinein.<br />
(Dieses Haus ist bekannt als die Villa im Dorf <strong>Jonschwil</strong>. Erbaut hat dieses Haus einst Baumeister Weibel<br />
aus Schwarzenbach)<br />
Am 28. November zog Hochw. Herr Pfarrer Bächtiger (<strong>Jonschwil</strong>er-Bürger) von Tübach als Wallfahrtspriester<br />
nach <strong>St</strong>. Iddaburg. Am gleichen Tag bekam der Hochw. Herr Pfarrer Sebastian Bischofberger in<br />
Gähwil einen Schlaganfall und war sogleich tot.<br />
Am 7. Dezember war eine Schlägerei im Hirschen.<br />
(Der Pfarrer war stets informiert, wenn etwas in den Wirtschaften sich ereignete.)<br />
Der Herbst war mild und schön. Anfangs Dezember konnten im Pfarrgarten noch schöne, gute Himbeeren<br />
gepflückt werden. Am 7. Dezember fiel aber bereits der 1. Schnee.<br />
Das Jahr war gut und fruchtbar. Die <strong>St</strong>ickerei ging und ging. Geburten gab es 47, Leichen 18 und Ehen<br />
11.<br />
1908:<br />
Im Februar wird das elektrische Licht auf 3 Altären installiert.<br />
Am 30. März 1908 herrschte Jubel im Toggenburg. An diesem Tage wurde der Rickentunnel durchschlagen.<br />
Am Pfingstmontag war grossartiger <strong>St</strong>. Gallischer Katholikentag im Klosterhof zu <strong>St</strong>. Gallen, an welchem<br />
viele <strong>Jonschwil</strong>er beteiligt waren.<br />
Im Monat Juli wurde das prächtige neue Missale angeschafft um Fr. 160.--.<br />
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- 30 -<br />
Im Oktober wurde in Appenzell der Bau des neuen Antonius Kollegiums vollendet und das Kollegium<br />
eröffnet, an welches in der kommenden Zeit gar manche <strong>Jonschwil</strong>er studieren werden.<br />
(Dies war dann auch so. Um nur einige zu nennen, Anton Gämperli aus Bettenau, welcher Priester wurde,<br />
wie auch sein Kollege Albert Eisenring von der Schmiede in <strong>Jonschwil</strong>. Später die Holenstein aus<br />
der <strong>St</strong>ickerei im Winkel, wie Josef Hardegger, der heutige Geschäftsmann und in der Käserei-Branche<br />
tätig mit über 100 Beschäftigen.<br />
Letztlich sei die Familie Walter Loosli-Hardegger an der Poststrasse, <strong>Jonschwil</strong> zu nennen. Bei dieser<br />
Familie waren sämtliche 3 Kinder, 2 Söhne und 1 Tochter im Gymnasium in Appenzell.<br />
War in früheren Jahren eine <strong>St</strong>udierlaufbahn mit dem Hintergedanken, ein weiterer Priester gehe hervor,<br />
hat sich dies in den letzten Jahren verändert.<br />
Die letzte Primiz eines Pfarrangehörigen aus der <strong>Gemeinde</strong> geht ja bereits 35 Jahre zurück. (Buchmann<br />
aus Schwarzenbach, jetzt Pfarrer in Schänis.)<br />
Grossen Eindruck machte die Kunde, dass am 23. Dezember die <strong>St</strong>ädte Messina und Reggio samt der<br />
ganzen Gegend von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht wurden.<br />
In ersterer <strong>St</strong>adt sollen 70'000 und in letzterer 30'000 Menschen ums Leben gekommen sein.<br />
Ein kirchenfeindliches Blatt hatte einige Tage vorher in Messina geschrieben, wenn der Knabe von<br />
Bethlehem etwas ist und vermag, so soll er auch einmal seine Macht offenbaren. Er hat’s nun getan.<br />
Während die Verschütteten ausgegraben wurden, gab es schreckliche Szenen.<br />
Die Priester wurden gewaltsam ferngehalten, den <strong>St</strong>erbenden Trost zu bringen.<br />
Viele Millionen von Franken wurden von allen Seiten eingeliefert, aber die italienischen Beamten trieben<br />
damit furchtbaren Unfug.<br />
Der heilige Vater erhielt auch ca. 5 Millionen, aus denen er den Verunglückten Kirchen, Schulen und<br />
Wohnungen bauen liess.<br />
Was ihm gesendet wurde, kam zur besten Verwendung für die Verunglückten.<br />
In diesem Jahr eröffnete Karl Ammann, Sohn von Meinrad Ammann in dem Hause, das er von Sekretär<br />
Jacob Weibel käuflich erworben hatte (vorher wohnte er im neuen Haus zu oberst im Dorf, das er selbst<br />
bauen liess) die Wirtschaft zum „Adler“.<br />
In diesem Jahr wurden in der <strong>Pfarrei</strong> 56 Kinder geboren und getauft, Es gab 23 Leichen und 8 Ehen.<br />
Es war ein fruchtbares Jahr. Die <strong>St</strong>ickerei blühte weiterhin und der Herbst war mild und erst Mitte Dezember<br />
folgte der Schnee daher.<br />
1909:<br />
Das Jahr 1909 brachte schon im ersten Monat drei Trauerleichen. Am 17. Januar starb der allgemein<br />
beliebte Viehhändler Johann Jacob Gämperli, Vater von 9 lebenden Kindern im Alter zwischen 3 und 17<br />
Jahren.<br />
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- 31 -<br />
Am folgenden Tag starb Frau Messmer Spitzli und genau 8 Tage nachher zur selben <strong>St</strong>unde, Messmer<br />
Jacob Anton Spitzli. Ein und derselbe Grabstein umschliesst Mann und Frau, die im Leben treu zusammen<br />
gehalten haben.<br />
Bei der Beerdigung des Messmers Spitzli am 27. Januar war so wüstes Schneewetter, dass nur wenige<br />
aus dem Messmer-Verein erscheinen konnten.<br />
Am 2. Februar führte der <strong>Gemeinde</strong>bürger Hochw. Herr Dr. Jacob Helg in Altstätten hieher im Rössli<br />
einen ausführlichen lehrreichen Vortrag über den Kanton <strong>St</strong>. Gallen, dem Kath. Männerverein .<br />
Die bisherigen Lehrpersonen von Menzingen, Kleinkinderlehrerin und Arbeitsschullehrerin Fräulein Maria<br />
Weber, Kandidatin und Schwester Fabiana wohnen im ehemaligen Haus des soeben verstorbenen<br />
Messmes Spitzli neben der Krone. Der hat vor Jahren das Heimwesen ob dem Kreuz käuflich erworben<br />
und wohnte zuletzt da.<br />
(Jahrzehntelang war <strong>Jonschwil</strong> mit Menzinger-Schwestern bestens versehen. Sie alle haben grosse<br />
Dienste geleistet.<br />
So wohnten die 3 Schwestern, nämlich, die Kindergarten-Schwester, die Krankenschwester und die<br />
Handarbeits- und Kochlehrerin im gleichen Haus und führten den gemeinsamen Haushalt.<br />
Die Hauswirtschaftslehrerin hatte schon seit Beginn einen realen Lehrer-Lohn.<br />
Anders verhielt es sich bei der Kindergartenschwester und der Krankenschwester.<br />
Man pflegte in <strong>Jonschwil</strong> zu sagen, die Hauswirtschaftslehrerin bestreitet den Unterhalt für alle 3, denn<br />
die andern beiden hatten ja nur ein symbolisches Gehalt.<br />
Ob dies stimmt, mit dem Lohn, weiss der Chronist nur aus Ueberlieferung.)<br />
Im März brannte in Wattwil ein grosses Doppelhaus nieder, in welchem mehrere Italiener verbrannten,<br />
die sich tags vorher in Gotteslästerungen vergangen hatten. Selbst bei der Beerdigung trieben die Italiener<br />
noch Unfug und nahmen nicht am Gottesdienst teil.<br />
Am 27. März empfing der hiesige Kirchgenosse Joseph Scheiwiller von der Weid in <strong>St</strong>. Gallen die Priesterweihe,<br />
an welcher die Eltern, die Geschwister und der Ortspfarrer teilnahmen.<br />
Am 25. April war die Primizfeier von Joseph Scheiwiller in <strong>Jonschwil</strong>.<br />
(Professor und Pfarrer Scheiwiller, zuletzt als Pfarrer in Mogelsberg, starb in jungen Jahren an der spanischen<br />
Grippe im Jahre 1918.)<br />
Am 13. Juli ging ein Pilgerzug von Gossau nach Einsiedeln, an dem sich auch ca. 90 <strong>Jonschwil</strong>er beteiligten.<br />
An den Schweiz. Katholikentag nach Zug zogen einige <strong>Pfarrei</strong>mitglieder.<br />
In diesem Sommer begann Karl Ammann, zum Adler, den Bau des grossen Geschäftsladens und des<br />
Saales durch Baumeister Weibel in Schwarzenbach, ein Unternehmen, von dem jedermann prophezeite,<br />
es gehe über die finanziellen und intellektuellen Kräfte des Unternehmers.<br />
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- 32 -<br />
Im gleichen Sommer wurde auch im Winkel ein Haus gebaut, bestimmt für 2 Schiffli-Maschinen für die<br />
beiden Jacob Zellweger/Gemeindamman Sutter und Jacob Thalmann.<br />
Am 28. November wurde in der Kapelle zu Schwarzenbach zum ersten Male am Sonntag nach der fest<br />
des hl. Konrad das Konradifest gefeiert, nachmittags 3 Uhr.<br />
Die Festpredigt hielt hochw. Herr Pater Nikolaus Metzler von Wil. Der Herr Lehrer sang mit den Schulkindern<br />
ein vom Ortspfarrer eigens hiefür verfasstes und komponiertes einfaches und schlichtes Konradi-Liedchen.<br />
Das Jahr 1909 war im Ganzen ein gutes Jahr. Die <strong>St</strong>ickerei brachte immer noch viel Geld. Auch die<br />
Landwirtschaft hatte ein gutes Jahr.<br />
Geburten gab es in diesem Jahr 40, Leichen 27 und Ehen 11.<br />
1910:<br />
Am 4. Mai starb der Briefbote Joh. Bapt.Th.almann, der wegen seiner Pflichttreue, seiner guten Witze<br />
und seiner Eigenheiten allgemein geachtet war.<br />
1869 war er Bote geworden für <strong>Jonschwil</strong> und Schwarzenbach und musste täglich um 4 Uhr aufstehen,<br />
zum Bahnhof Uzwil reisen und dann an beiden genannten Orten die Sachen vertragen und hatte einen<br />
Jahreslohn von Fr. 360.--.<br />
Seine <strong>St</strong>ube war zugleich das Postbüro. 1884 wurde ihm Schwarzenbach abgenommen und bekam<br />
einen eigenen Boten und Postlokal. Ebenso wurde in <strong>Jonschwil</strong> ein Postbüro errichtet.<br />
Vom 1. Juni 1899, an dem <strong>Jonschwil</strong> eine Fahrpost bekam, musste er den Weg nach Uzwil nicht mehr<br />
machen und wurde ihm wieder das Gehalt anständig erhöht.<br />
An seine <strong>St</strong>elle trat als Bote, Schulrat Carl Germann von <strong>Jonschwil</strong>. Erster Bürohalter war Kaufmann<br />
Rütsche und zweiter Gemeindammann Sutter.<br />
Da nun an die Wirtschaft zum Adler der grosse Laden und darüber der grosse schöne Saal fertig erstellt<br />
worden ist, wurde am 8. Mai die erste öffentliche Versammlung vom kath. Männerverein in demselben<br />
abgehalten.<br />
Am 22. Mai wurde das Kreuz, das früher am Haus des J. B. Heuberger angebracht und nun neu gemalt<br />
worden war, neben dem Hause von Bäcker Huldreich Forster aufgestellt und vom Ortspfarrer gesegnet.<br />
Dieses Nachfolge-Kreuz, welches durch die Familien Schnetzer-Helg, Schnetzer-Giger, an der Lütisburgerstrasse<br />
in den 60iger Jahren des 2o. Jahrhunderts bei Bildhauer Künstler Rudl Gruber in Wil<br />
angefertigt wurde und von diesnr Familien Schnetzer auch bezahlt worden ist, hat nun im Jahre 2006 in<br />
Riet auf dem Land von Josef Schnetzer-Eberle, 1942 seinen neuen <strong>St</strong>andort gefunden.<br />
Für die Grossherzigkeit der Familien Schnetzer sei der beste Dank ausgesprochen.“<br />
Am 11. Juni verschied die allgemein beliebte und angesehene Kronenwirtin, Frau Maria Magdalene<br />
Bruggmann-Niedermann.<br />
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- 33 -<br />
Im Frühjahr hatten 5 Oberuzwiler Buben ob dem Dorf <strong>Jonschwil</strong> dem Heiland am Wegkreuz mit <strong>St</strong>einen<br />
das linke Bein zerbrochen. An diesen Tagen wurde es neu restauriert und am Wege zur Weid und zum<br />
Wildberg neu aufgestellt.<br />
Oben im Dorf wurde an dessen <strong>St</strong>elle besonders durch Bemühung des Herrn Albert <strong>St</strong>orchenegger im<br />
Dorf ein neues, eisernes aufgestellt. Die Prozession zog zuerst hin zum Kreuz unter dem Hori, am Weg<br />
zur Weid. Dann zog die Prozession hinab und hinüber ins Oberdorf. Hochw. Herr Domvikar Schönenberger<br />
hielt die Festpredigt und der Pfarrer segnete dann das Kreuz.<br />
Es nahm viel Volk Anteil.<br />
Am 15. August war der erste Festgottesdienst der neu gegründeten Jungfrauenkongregation. 88 Jungfrauen<br />
traten dem Verein bei.<br />
Am 26. September starb der <strong>Gemeinde</strong>rats-, Kirchenverwaltungsrats-, Schulrats- und Dorfverwaltungsrats-Weibel,<br />
Joh. Bapt. Heuberger, Küfer in <strong>Jonschwil</strong>.<br />
20 Jahre lang hatte er musterhaft diese Weibelstellen bekleidet. An seine <strong>St</strong>elle trat der Herr Kassier<br />
Weibel von <strong>Jonschwil</strong>.<br />
Am 14. Dezember starb in China der ehrsame Jesuitenbruder Clemens Helg von Schwarzenbach, ein<br />
musterhafter, heiligmässiger Ordensmann.<br />
Da die Handstickerei in diesem Jahr flau ging, dagegen die Schifflistickerei prächtig blühte, wurden in<br />
der <strong>St</strong>ickerei am Wege nach Bazenheid die alten <strong>St</strong>ickstühle durch Schifflimaschinen ersetzt.<br />
1911<br />
Für <strong>Jonschwil</strong>, resp. Schwarzenbach begann das Jahr mit einem traurigen Falliment. Nachdem am<br />
Ende des vorigen Jahres der <strong>Gemeinde</strong>bürger Johann Weibel, Inhaber der mechanischen Schreinerei<br />
in Wilen bei Rickenbach sich flüchtig gemacht hat mit Hinterlassung von weit über Fr. 100'000.—<br />
Schulden, erklärte sich auch dessen Bruder, Emil, Baumeister in Schwarzenbach insolvent.<br />
Es wurden seine Häuser und das ganze Geschäft versteigert.<br />
Die vielen Handwerker, die für ihn arbeiteten, sowie die übrigen Gläubiger, erhielten noch 40 % ihres<br />
Guthabens.<br />
Es war ein Jammer und grosse Aufregung.<br />
Im neuen Haus, vis a vis Rössli, wurden neue <strong>St</strong>ickmaschinen installiert.<br />
Am Palmsonntag, den 9. April wurde die <strong>St</strong>. Anna Grotto in der südwestlichen Ecke, welche die Kirche<br />
mit dem Turm bildet, eingeweiht.<br />
Früher stand bei der alten Kirche fast an diesem Platz eine <strong>St</strong>. Anna-Kapelle. Dieselbe wurde beim<br />
Kirchenbau (1866) abgebrochen.<br />
(Im Anhang dieses Berichtes befindet sich eine Fotokopie der alten Kirche <strong>Jonschwil</strong> vor 1867. Da ist<br />
der Anbau der <strong>St</strong>. Anna-Kapelle gut sichtbar.)<br />
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- 34 -<br />
Herr Sekretär Jacob Weibel testierte beim Tod seiner 2. Frau sel. Maria Anna Berhnhardsgrütter Fr.<br />
100.—für irgend eine <strong>St</strong>. Anna Schöpfung.<br />
Im Januar dieses Jahres 1911 schuf nun Herr Albert Heuberger, der in Ungarn Gärtner war und nun in<br />
dieser Gegend sich niederlassen will und nachher die Untermessmerstelle in <strong>St</strong>. Gallen bekleidet, aus<br />
lauter im Friedhof aufgespeicherten Grabsteinen einen Felsen und darüber eine Nische und der Pfarrer<br />
liess durch Paramentier Kurer in Wyl eine dreimal gebrannte, solide <strong>St</strong>. Anna <strong>St</strong>atue kommen und hineinbringen<br />
um Fr. 255.—. Alles zusammen kostete Fr. 425.-- . An diesen Tagen hielt der Ortspfarrer im<br />
Freien die Festpredigt und weihte Grotte samt Liedern ein. Der Kirchenchor sang dabei. Das Volk nahm<br />
regen Anteil und freute sich, im nachfolgenden Juli werde während der <strong>St</strong>. Anna Oktav täglich davor die<br />
<strong>St</strong>. Anna.Litanei gebetet.<br />
(Dieser Eintrag des Pfarrers Bischofberger in seinem Tagebuch betr. Albert Heuberger, freut den Chronisten<br />
sehr. Mit Sohn Hermengild von Albert Heuberger, welcher 88 Jahre alt ist und in Emmenbrücke<br />
lebt, habe ich seit einigen Jahren regen Kontakt. Durch Hermengild Heuberger habe ich Vieles erfahren<br />
aus seiner Familie und überaus viele Dokumentationen und Schreiben von Hermengild sind in der<br />
Chronik-<strong>St</strong>ube <strong>Jonschwil</strong> aufbewahrt. Es ist eine überaus interessante Familiengeschichte, eigentlich<br />
mit viel Tragik verbunden.)<br />
Am Pfingstmontag, den 5. Juni war st. Gallischer Katholikentag in Rapperswil. Gar mancher von <strong>Jonschwil</strong><br />
zog auch dahin.<br />
Nachdem Karl Ammann zum Adler nicht sonderlich klug und glücklich das grossartige Ladengeschäft<br />
betrieben, zuletzt einen Ausverkauf gehalten und die Wirtschaft geführt hatte, verkaufte er das ganze<br />
Doppelgeschäft an Herrn Victor Meier, bisher Aufseher im Geschäft von Bühler Niederuzwil.<br />
Ruhte bis dato auf diesem Geschäft kein Segen, so sollte es in kommender Zeit erst recht viel Misshelligkeiten<br />
erzeugen.<br />
Am 13. August starb die Besitzerin des grossen Ladens Consum von J. A. Schildknecht vis a vis der<br />
Schmiede, Anna Maria Schildknecht geb. Heuberger. Sie war eine grundbrave, fromme, tüchtige und<br />
beliebte Geschäftsfrau.<br />
Infolge dieses Todesfalls ging das Geschäft an den Hauptbürger über, Herrn Scheiwiller in Gossau, der<br />
es nur zum verkaufen übernahm.<br />
Am Morgen des 14. August starb plötzlich während des Frühstückes an einem Herzschlag, Herr J. A.<br />
Eisenring, früher Schmiedmeister, viele Jahre hindurch <strong>Gemeinde</strong>rat, Kirchenpfleger, auch Kirchenverwaltungsrats-Präsident,<br />
ein talentierter, einsichtiger, belesener, tief religiöser, konservativer Mann.<br />
Er hatte das Wasser des Dorfbaches benützt mit einer Transmission.<br />
Er hatte die Fabrikation von Kirchenuhren erlernt und hatte solche fabriziert für die Kapelle Schwarzenbach,<br />
für die Kirchen in Bichelsee, Wuppenau, Montlingen, Brülisau und das Kloster zum guten Hirten in<br />
Altstätten.<br />
Er starb bei seinem Sohn Karl im Unterdorf.<br />
Der ganze Sommer dieses Jahres war trocken, beinahe immer das schönste Wetter. 58 Tage regnete<br />
es gar nie und nach kurzem Regen wieder das schönste Wetter.<br />
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- 35 -<br />
Während es ordentlich Heu gab, fiel die Emdernte praktisch aus. Gemüse gab es wegen der Trockenheit<br />
wenig. Dagegen kamen von allen Seiten Meldungen wegen Bränden, speziell in Wäldern.<br />
Konsumstreit:<br />
Der neue Adlerwirt eröffnete eine Filiale des Consums von Uzwil und Umgebung. Dieser Consum, der<br />
verbunden ist mit den Consumen der schweizerischen Sozialisten, erregte in <strong>Jonschwil</strong> Misstrauen.<br />
Einerseits sahen die Bäcker und Krämer in ihrer Existenz bedroht, andererseits fürchtete man schlimme<br />
Einflüsse auf das religiöse und sittliche und politische Leben.<br />
Es wurden mehrere Versammlungen gehalten, einerseits veranstaltet vom Consumverein Uzwil im Adler<br />
und andererseits von den Einsichtigeren <strong>Jonschwil</strong>, in der Krone und im Rössli.<br />
Es wurde beschlossen, einen eigenen Consum zu gründen, anschliessend an die katholisch christlichsozialen<br />
Consume der Schweiz.<br />
Eine Vereinigung wurde gesucht, aber nicht gefunden.<br />
So hing ein Teil der Bevölkerung dem Consum im Adler an, der andere Teil schritt zur Bildung eines<br />
eigenen Consums, anschliessend an die Concordia in der Schweiz.<br />
Das Haus vis a vis dem Johann <strong>St</strong>orchenegger, das dem Herrn Gemeindammann Sutter gehört, wurde<br />
umgebaut und anfangs November wurde der Consum eröffnet.<br />
Als Geschäftsführer wurde Herr Friedrich Schönenberger ernannt.<br />
Das Haus der ältern Handlung Schildknecht wurde nicht erworben, weil der Kaufpreis zu teuer erschien.<br />
Diese Consumgeschichte brachte viel Unfrieden ins Dorf und brachte den Bäckern und Krämern und<br />
der Metzgerei bedeutenden Schaden.<br />
Dem Publikum brachten die Consume billige Ware.<br />
(Das Haus von Gemeindammann Sutter betraf die heutige Liegenschaft (2007) von A. Aubert mit Sohn<br />
zusammen. Dieses Haus ist soeben vollständig renoviert worden. Früher einst die Post in diesem Hause,<br />
später dann der Consum, und weiter dann Coiffeur Baldegger, ein geschichtsträchtiges Objekt.)<br />
Die Einführung einer Zentralstreuer von 2 % erfreute die Katholiken in hier nicht.Nachdem aber der<br />
hochw. Herr Bischof und die Pfarrgeistlichen dieselbe von der Kanzel aus empfohlen hatten, wurde sie,<br />
wie fast überall, so auch in <strong>Jonschwil</strong> mit grosser Mehrheit angenommen.<br />
<strong>Gemeinde</strong>ratsschreiber Weibel wird Bezirksrichter. Die Liberalen und Sozialisten schlugen Schuhmacher<br />
Peter in Niederuzwil vor. Im zweiten Wahlgang machte dann Weibel das Rennen. So ist <strong>Jonschwil</strong><br />
im Bezirksgericht wieder würdig vertreten.<br />
In diesem Jahr ging die Handstickerei schlecht, die Schifflistickerei dagegen gut. Die Lebensmittelpreise<br />
sind gestiegen. Ein Liter Milch kostet 23 Rappen. Die Viehpreise waren sehr hoch. Eine schöne Kuh<br />
kostete zwischen Fr. 800.—und Fr. 1'000.--.<br />
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- 36 -<br />
Das Jahr 1911 gab der <strong>Gemeinde</strong> 46 Geburten und 22 Leichen.<br />
1912:<br />
Erst am 16. Januar gab’s in diesem Winter den 1. Schnee.<br />
Am 4. Februar wurde im Kanton <strong>St</strong>. Gallen die Verschmelzung der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. Gallen mit Tablat und<br />
Bruggen zu einer Gross-<strong>St</strong>adt angenommen.<br />
Viele Katholiken waren dagegen, wegen der dadurch im Prinzip angenommenen Schulverschmelzung<br />
in Tablat.<br />
Der April des Jahres 1912 war für <strong>Jonschwil</strong> ein sehr bewegtes. Die grosse Spannung die zwischen den<br />
Anhängern der beiden Consume seit der Gründung herrschte, flackerte bei den Wahlen zum hellen<br />
Feuer auf.<br />
Die Zeitungsfehden waren nicht erquicklich. Da aus dem <strong>Gemeinde</strong>rat die Herren Schmied Eisenring<br />
und Armenpfleger Joh. Wild austraten, verursachte die Wahl ihrer Nachfolger nicht geringe Reibereien.<br />
An ihre <strong>St</strong>elle wurde Robert Eisenring in Schwarzenbach und Schulpfleger Jakob <strong>St</strong>orchenegger gewählt.<br />
Auch bezüglich Dorfverwaltungsrat und Kirchenrat verlief nicht alles glatt. Sprengungsversuche blieben<br />
aber erfolglos.<br />
Die Notkerfeier zum 1000 Todestag war eindrücklich. Zum 1000 Todestag wird ein Notkerdenkmal errichtet.<br />
Das Denkmal ist 100 Zentner schwer und 2 Meter hoch. Die Akkordsumme ist Fr. 1'300.—<br />
welche Summe der Ortspfarrer und Wohltäter zusammen brachten. Dabei hatte auch der Hochw. Bischof<br />
Fr. 100.--- beigesteuert.<br />
1913:<br />
In diesem Jahr wurde die Schifflistickerei vis a vis dem Adler, die voriges Jahr angefangen und in diesem<br />
Jahr vollendet wurde, in Betrieb gesetzt.<br />
Ein Konsortium vermögender Männer hat sie bauen lassen, besonders solche, die für den Uzwiler Consum<br />
eingenommen sind.<br />
Am 13. April ist die Primiz von Leo Wild von Oberrindal.<br />
Am 13. Mai feiert der Dorfpfarrer seinen 70igsten Geburtstag. Kirchenverwaltungsrat und die ganze<br />
Bevölkerung dankt für die bereits 32 jährige Tätigkeit in der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Jonschwil</strong>.<br />
In diesem Frühjahr ist Milchkampf. Der Käser will den Milchpreis von 19 Rappen auf 15 senken. Man<br />
einigt sich mit Abschlag von 2 Rappen. Somit ist der Milchpreis noch 17 Rappen.<br />
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- 37 -<br />
Beim Uzwiler Konsum im Adler gab’s Unregelmässigkeiten. Der Adler wird verkauft und der Uzwiler<br />
Consum kommt ins Haus der Familie Bächtiger im Mitteldorf.<br />
In diesem Frühjahr entstand nach langem Drängen eine Turnsektion. Es traten gleich 20 Jünglinge bei.<br />
Der Turnverein KTV war damals noch eine Untersektion des Kath. Jünglingsvereins.<br />
Am 12. Oktober wird ein Arbeiterinnen-Verein gegründet. Präses wurde Kaplan Albert Zotter. Als erste<br />
Präsidentin wurde Frau Baumeister Weibel aus Schwarzenbach gewählt.<br />
Im Dezember brach ringsumher die Maul- und Klauenseuche aus. In Schwarzenbach hielten die Männer<br />
allabendlich Andacht. Die ganze <strong>Gemeinde</strong> <strong>Jonschwil</strong> blieb verschont.<br />
1914:<br />
Der neue Bischof, Robertus Bürkler wird in <strong>St</strong>. Gallen in sein Amt eingesetzt. Viele Gläubige aus der<br />
<strong>Pfarrei</strong> nehmen an der Feier teil.<br />
Am 5. Juli ertrank in der Thur Jüngling Jacob Anton Helg von Schwarzenbach.<br />
Im Anfang der Jünglingsjahre geriet er in liederlich religiöse Gesellschaft in der über die Religion und<br />
die Priester gespottet wurde.<br />
Am 28. Juni geriet die Welt in grosse Aufregung. Der österreichische Tronfolger Franz Ferdinand, wurde<br />
ermordet.<br />
Der 1. Weltkrieg nach seinen Anfang. Am 1. August begann die Mobilisation.<br />
Damit sind auch die Aufzeichnungen von Pfarrer Bischofberger zu Ende. Vermutlich liessen seine Kräfte<br />
zufolge des hohen Alters immer mehr nach.<br />
Hatte einst Pfarrer Rüdliger die <strong>Jonschwil</strong>er-Geschichte von 772 bis 1875 im Buch „die uralten Kirchhöre<br />
<strong>Jonschwil</strong>-Oberutzwil-Bichwil“ beschrieben, hat der spätere Pfarrer Carl Bischofberger mit seiner<br />
Chronik von 1871 bis 1914 die Ereignisse der <strong>Gemeinde</strong> und der <strong>Pfarrei</strong> vortrefflich niedergeschrieben.<br />
Der heutige Chronist hat nun versucht diese Eintragungen zu transkribieren.<br />
Beilagen:<br />
Foto von Pfarrer Rüdliger<br />
Foto von Pfarrer Bischofberger<br />
Foto der alten Kirche <strong>Jonschwil</strong> vor 1867<br />
C:\Dokumente und Einstellungen\mibac.DJONSCHWIL\Lokale Einstellungen\Temporary Internet Files\Content.Outlook\X01AL7KO\<strong>Pfarrei</strong> <strong>St</strong> Martin.doc