spielt die Gottesmutter „Ihr Name war Maria“ 2012 - Erzbistum Köln
spielt die Gottesmutter „Ihr Name war Maria“ 2012 - Erzbistum Köln
spielt die Gottesmutter „Ihr Name war Maria“ 2012 - Erzbistum Köln
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<strong>2012</strong><br />
AdventsZeit<br />
Kostenlose Zeitschrift für das <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong><br />
Alissa Jung (31)<br />
<strong>spielt</strong> <strong>die</strong> <strong>Gottesmutter</strong><br />
<strong>„Ihr</strong> <strong>Name</strong><br />
<strong>war</strong> <strong>Maria“</strong><br />
www.adventszeit<strong>2012</strong>.de
Wir freuen uns über Ihre tatkräftige Unterstützung<br />
und wohlwollende Begleitung!<br />
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Foto rechts: KNA-Bild / Titelmotiv: Fabrizio De Blasio/Photomovie<br />
„Von<br />
Maria können wir<br />
viel lernen“<br />
Liebe Leserinnen und Leser unserer AdventsZeit!<br />
Als der Engel Gabriel <strong>die</strong> Geburt Jesu<br />
ankündigt, sagt Maria nach einer<br />
kurzen Rückfrage: „Ja, mir geschehe,<br />
wie du es gesagt hast.“ Seitdem lebt<br />
sie ganz für Christus – in ihrer<br />
Schwangerschaft mit ihm unter ihrem Herzen, in<br />
der Geburt im Stall von Betlehem bis zum Tod am<br />
Kreuz und seiner Auferstehung und darüber<br />
hinaus. Sie fehlt nie dort, wo sie nötig ist.<br />
Was mag es für eine Schauspielerin von heute<br />
bedeuten, <strong>die</strong>se Frau darzustellen, <strong>die</strong> sich selbst<br />
als „Magd des Herrn“ bezeichnet hat? Wie verändern<br />
wohl <strong>die</strong> Dreharbeiten zu einem Film über<br />
Maria <strong>die</strong> Beziehung zu <strong>die</strong>ser zentralen Gestalt<br />
des christlichen Glaubens? Dieser Frage sind wir<br />
im Gespräch mit der Schauspielerin Alissa Jung<br />
nachgegangen. Die 31-Jährige hat im Spielfilm<br />
<strong>„Ihr</strong> <strong>Name</strong> <strong>war</strong> <strong>Maria“</strong> <strong>die</strong> Mutter Jesu ge<strong>spielt</strong>.<br />
Der Film, der international bereits viel Interesse<br />
gefunden hat, wird demnächst wohl auch in<br />
Deutschland ausgestrahlt. Schon heute empfehle<br />
ich Ihnen <strong>die</strong>sen Film, denn von Maria können wir<br />
alle viel lernen – von ihrer bedingungslosen Liebe<br />
ebenso wie von ihrem unerschütterlichen Vertrauen.<br />
Die Heilige Schrift berichtet von der Reaktion<br />
<strong>die</strong>ser jungen Frau auf <strong>die</strong> Botschaft des Engels.<br />
Maria macht sich gleich auf den Weg zu ihrer Verwandten<br />
Elisabeth, <strong>die</strong> auch ein Kind er<strong>war</strong>tet,<br />
obwohl sie schon sehr alt ist. Maria lässt alles<br />
stehen und liegen und macht sich eilends auf den<br />
Weg übers Gebirge. In ihrem weiteren Leben wird<br />
sie sich noch über manche Klippen hinweg bewegen<br />
müssen: Wegen der Volkszählung bricht sie<br />
mit Josef nach Betlehem auf, wo Jesus in einer<br />
Krippe zur Welt kommt; sie flieht mit dem Neugeborenen<br />
vor den mörderischen Absichten des<br />
Herodes nach Ägypten; sie macht sich aber auch<br />
auf den Weg zu der Hochzeitsgesellschaft von<br />
Kana, und wiederum begegnen wir ihr am Karfreitag<br />
unter dem Kreuz Jesu. Auch da ist sie dabei.<br />
Danach versammelt sie sich mit den Aposteln und<br />
<strong>war</strong>tet voller Hoffnung darauf, dass es weitergeht.<br />
Diese Hoffnung wird erfüllt über alle Maßen mit<br />
der Kraft des Heiligen Geistes, der der jungen Kirche<br />
eine Dynamik verleiht, <strong>die</strong> sie in <strong>die</strong> ganze<br />
Welt hineinführt. Diese Dynamik, <strong>die</strong> ich im Leben<br />
Mariens finde, wünsche ich mir auch für <strong>die</strong> Kirche<br />
von heute, für Sie und für mich.<br />
Das soll im Juni 2013 in <strong>Köln</strong> besonders erfahrbar<br />
werden: Aus ganz Deutschland kommen dann<br />
Menschen zu einem Fest des Glaubens und zum<br />
Gebet zusammen und versammeln sich um Jesus<br />
Christus, der in der Hostie, im Leib Christi, immer<br />
bei uns und für uns da ist. Zu <strong>die</strong>sem Eucharistischen<br />
Kongress, der in seinem Ablauf stark dem<br />
Weltjugendtag ähnelt, lade ich Sie schon heute<br />
herzlich ein. Ihnen allen verspreche ich: Ich bete<br />
täglich für Sie.<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
Erzbischof von <strong>Köln</strong><br />
www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
3
AdventsZeit<br />
Kostenlose Zeitschrift für das <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong><br />
8 <strong>„Ihr</strong> <strong>Name</strong> <strong>war</strong> <strong>Maria“</strong><br />
Schauspielerin Alissa Jung (31) als <strong>Gottesmutter</strong> im TV-Hit<br />
11 Ist Maria Jungfrau gewesen?<br />
Drei Fragen an den jungen Priester Gereon Rautenbach<br />
12 Was bedeutet für Sie Weihnachten?<br />
Christen fremder Muttersprache erzählen<br />
14 Weihnachten in <strong>die</strong> Disco<br />
Pro und Kontra zum Partybesuch am Heiligen Abend<br />
16 <strong>Köln</strong>er Könige im Vatikan<br />
Sternsinger aus dem <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong><br />
18 Das Friedenslicht aus Betlehem<br />
Kleine Flamme mit großer Botschaft<br />
20 Mutter und Kind: Alltag in aller Welt<br />
22 Wenn das Wunder zur Katastrophe wird<br />
Katholische Klinik hilft Eltern, deren Kind tot zur Welt kommt<br />
24 Vorbereitung aufs „Gänsehautgefühl“<br />
Das Mitspielkonzert der „Höhner“ im <strong>Köln</strong>er Dom<br />
26 „Ich feiere Weihnachten mit 600 Gästen“<br />
Am Heiligen Abend bleibt in Wuppertal niemand allein<br />
28 Immer da!<br />
365 Tage im Jahr stehen <strong>die</strong> Frauen<br />
und Männer der Telefonseelsorge bereit<br />
32 „Heilige“ Verwandlung<br />
Norbert Michels als Geschäftsführer und Nikolaus<br />
34 Me<strong>die</strong>ntipps<br />
36 Ein weißer Esel und der <strong>Köln</strong>er Erzbischof<br />
Einen vergessenen Weihnachtsbrauch im Archiv wiederentdeckt<br />
38 Wo <strong>die</strong> Vergangenheit lebendig wird<br />
Hannelene Meckenstock produziert Dochte<br />
40 „Hier haben Sie den Salat“<br />
Berühmte Köche und deren Kartoffelsalat<br />
43 Das <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong> in Zahlen<br />
44 „An Gott glauben kann ich auch ohne Kirche“ – Wirklich?<br />
Sieben Begründungen und klare Gegenargumente<br />
47 Impressum<br />
47 Adventskalender einmal anders<br />
Der Diözesan-Caritasverband geht voran<br />
Hotline zur AdventsZeit<br />
Haben Sie Anregungen und Wünsche? – Dann rufen Sie an:<br />
11<br />
(0221) 1642-<strong>2012</strong> | vom 29. November bis zum 21. Dezember jeweils montags bis donnerstags<br />
von 10 bis 17 Uhr und freitags von 10 bis 14 Uhr.<br />
12<br />
22<br />
8<br />
Die<br />
AdventsZeit<br />
ist eine kostenlose Zeitschrift<br />
für das <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong><br />
16<br />
24
Foto: BR/Tellux-Film GmbH/Angelo Turetta<br />
Als sie dort (Betlehem) <strong>war</strong>en,<br />
kam für Maria <strong>die</strong> Zeit ihrer Niederkunft,<br />
und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.<br />
Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn<br />
in eine Krippe, weil in der Herberge<br />
kein Platz für sie <strong>war</strong>.“<br />
Lukas 2, 6-7
Schauspielerin Alissa Jung (31)<br />
als <strong>Gottesmutter</strong> im TV-Hit<br />
<strong>„Ihr</strong> <strong>Name</strong><br />
<strong>war</strong> <strong>Maria“</strong>
Von Robert Boecker<br />
I<br />
m Zweiteiler <strong>„Ihr</strong> <strong>Name</strong> <strong>war</strong> <strong>Maria“</strong><br />
hat Alissa Jung als Titelheldin vor<br />
Monaten im italienischen Fernsehen<br />
für Rekordeinschaltquoten gesorgt. 30<br />
Prozent fieberten in der berühmtesten<br />
Geburtsgeschichte der Welt mit. Sogar Papst<br />
Benedikt XVI. schaute sich <strong>die</strong> deutsch-italienische<br />
Koproduktion im Vatikan an und dankte Alissa<br />
persönlich für <strong>die</strong> überzeugende Darstellung der<br />
Maria. Nächstes Jahr soll der Film, der schon in<br />
Bayern Alpha lief, auch ins Hauptprogramm des<br />
deutschen Fernsehens kommen.<br />
Die „Adventszeit“ traf <strong>die</strong> junge Frau in Berlin zum<br />
Interview. In einem Café blickt Alissa versonnen aus<br />
dem Fenster, und denkt zurück an <strong>die</strong> aufregenden<br />
Dreharbeiten in Tunesien. Alissa erzählt vom Film:<br />
„Es geht um <strong>die</strong> Geschichte der Maria von Nazareth,<br />
um ihre Bestimmung, den Sohn Gottes zur<br />
Welt zu bringen, aber auch um <strong>die</strong> grenzenlose<br />
Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.“ Das setzte <strong>die</strong><br />
junge Deutsche so perfekt um, dass sie seitdem in<br />
Italien gefeiert wird. „In Rom haben mich <strong>die</strong> Menschen<br />
auf der Straße erkannt und immer wieder<br />
angesprochen.“ Alissa, ein Star!<br />
Wie kommt eine junge deutsche Schauspielerin an<br />
<strong>die</strong> Rolle der Maria? Alissa Jung fährt mit der<br />
rechten Hand durch <strong>die</strong> langen braunen Haare<br />
und lacht, während sie sich an <strong>die</strong>se Situation<br />
erinnert. „Das ist schon eine sehr ungewöhnliche<br />
Geschichte“, sagt sie jetzt sehr ernst.<br />
Hilfsprojekte in Haiti<br />
Der Blick reicht weit zurück. Bis ins Jahr 2008. Da<br />
habe sie ein Hilfsprojekt für zwei Schulen in Haiti<br />
ins Leben gerufen. Während eines Aufenthaltes in<br />
dem Karibikstaat lernte sie <strong>die</strong> unbeschreibliche<br />
Armut und Not der Kinder dort kennen. „Das hat<br />
mich zutiefst erschüttert.“ Wieder zurück in<br />
Deutschland wollte sie nicht weiterleben wie bisher.<br />
„Mit wie wenig Geld es in Haiti möglich ist, so<br />
Alissa Jung<br />
wurde 1981 in Münster geboren.<br />
Mit 16 wurde sie während einer Theateraufführung<br />
für das Fernsehen entdeckt.<br />
Seitdem wirkte sie in vielen Film- und<br />
Fernsehproduktionen mit.<br />
www.alissajung.de<br />
Ausschnitte aus der Filmproduktion auf<br />
www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
viel Gutes zu tun – <strong>die</strong>ser Gedanke hat mich nicht<br />
mehr losgelassen.“ Zusammen mit Janin Reinhardt<br />
habt sie <strong>die</strong> Kampagne „Schulen für Haiti“ ins Leben<br />
gerufen. Seitdem unterstützt sie zwei Schulen in den<br />
Slums von Port-au-Prince, <strong>die</strong> von einem „wunderbaren<br />
Menschen“, einem katholischen Priester geleitet<br />
werden. Er ist Mitglied des international tätigen<br />
Kinderhilfswerks „nuestros pequeños hermanos“<br />
(nph), was übersetzt „Unsere kleinen Brüder und<br />
Schwestern“ heißt. Alissa begnügt sich nicht damit,<br />
Gelder zu sammeln. Regelmäßig fliegt sie nach Haiti,<br />
um sich mit eigenen Augen vor Ort zu informieren.<br />
Rollenangebot auf Flughafen<br />
„Vier Stunden bevor ich in meine Maschine nach<br />
Haiti steigen sollte, rief mich meine Agentin aufgeregt<br />
an. Da werde in einer internationalen Produktion<br />
eine Schauspielerin für <strong>die</strong> Rolle der Maria<br />
gesucht und ich müsse sofort zum Casting.“ Die<br />
Reise nach Haiti habe sie nicht verschieben wollen.<br />
Also habe sie zwischen gepackten Koffern<br />
schnell den geforderten Castingtext gelernt und<br />
vor einer Webcam eine Szene ge<strong>spielt</strong>. „Zurück<br />
aus Haiti rief meine Agentur an. Der Regisseur<br />
wollte mich schnellstmöglich kennenlernen.“<br />
Regisseur begeistert<br />
„Wer Alissa Jung gegenübersitzt, der weiß sofort,<br />
<strong>war</strong>um sich Regisseur Giacomo Campiotti für <strong>die</strong><br />
deutsche Schauspielerin entschieden hat: Die Mutter<br />
zweier Kinder ist nicht nur ausgesprochen<br />
hübsch. In ihrer Natürlichkeit und mit ihrer sympathischen<br />
Art hat sie eine besondere Ausstrahlung.<br />
Alissa Jung bekam <strong>die</strong> Rolle. Die „Story“ <strong>war</strong> für<br />
<strong>die</strong> evangelische Christin nicht unbekannt. „Die<br />
Rolle der Maria zu spielen, <strong>war</strong> natürlich für mich<br />
eine gewaltige Herausforderung.“<br />
Neben dem Studium der Bibel habe sie „Das Leben<br />
der heiligen Jungfrau <strong>Maria“</strong> gelesen, das eine<br />
Quelle für das Drehbuch <strong>war</strong>. In <strong>die</strong>sem Buch hat<br />
Clemens von Brentano in den 20er-Jahren des 19.<br />
Flucht aus Ägypten. Szene aus dem Film:<br />
<strong>„Ihr</strong> <strong>Name</strong> <strong>war</strong> <strong>Maria“</strong>.<br />
Jahrhunderts <strong>die</strong> Visionen der 2004 seliggesprochenen<br />
Anna Katharina Emmerick über das Leben<br />
Mariens festgehalten. „Mir <strong>war</strong> es aber sehr wichtig,<br />
nicht das Ikonenhafte Marias darzustellen, sondern<br />
den Menschen zu zeigen, Maria ist eine Frau,<br />
<strong>die</strong> zutiefst gläubig und von großer Mutterliebe<br />
erfüllt ist.“ Alissa Jung hat ihre Vorstellungen in<br />
Gesprächen mit dem Regisseur nachdrücklich vertreten.<br />
Zum Ausdruck kommt <strong>die</strong>s beispielsweise in<br />
der Szene des Films, in der der Engel Maria <strong>die</strong> Botschaft<br />
Gottes bringt, sie werde seinen Sohn gebären.<br />
„Man könnte denken, dass Maria zutiefst<br />
erschreckt sein muss, wenn plötzlich in ihrem Zimmer<br />
eine Lichtgestalt erscheint und zu ihr spricht.<br />
Wir haben aber letztendlich entschieden, dass<br />
jemand, der so glaubt wie Maria, den Eingriff<br />
Gottes in unsere Welt für realistisch hält und <strong>die</strong><br />
positive Energie <strong>die</strong>ser Lichtgestalt spürt“, erklärt<br />
<strong>die</strong> Schauspielerin.<br />
Eine tolle Erfahrung<br />
„Hat <strong>die</strong> Rolle Sie verändert?“ Alissa denkt einen<br />
Augenblick nach, trinkt einen Schluck Mineralwasser.<br />
„Es macht etwas mit einem. Wir <strong>war</strong>en zwei<br />
Monate lang während der Dreharbeiten in Tunesien<br />
mit <strong>die</strong>ser Thematik intensiv beschäftigt.<br />
Plötzlich erkennt man <strong>die</strong> Bedeutung von Worten<br />
und Sätzen, <strong>die</strong> einem sonst nicht so viel gesagt<br />
haben. Und es ist spannend, <strong>die</strong>sen Film gemeinsam<br />
mit so vielen unterschiedlichen Landsleuten<br />
(Italiener, Spanier, Deutsche, Tunesier) und Glaubensrichtungen<br />
in einem muslimischen Land zu<br />
drehen. - Es bringt einen zum Nachdenken“, zieht<br />
sie ein positives Fazit. Nach kurzem Überlegen<br />
fügt sie hinzu: „Es <strong>war</strong> eine tolle Erfahrung.“<br />
„Maria ein menschliches Gesicht zu geben“, das<br />
sei ihr sehr wichtig gewesen. „Mein persönliches<br />
Verhältnis zu Maria hat sich verändert. Ich verstehe<br />
jetzt besser, <strong>war</strong>um Maria in der katholischen<br />
Kirche so einen hohen Stellenwert hat.<br />
Und es ist toll, dass sie ihn hat, denn sie ist doch<br />
der Inbegriff der Mutterliebe.“<br />
www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
9
10 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de
Kalligrafie: Rolf Lock. Text: Weihnachtsevangelium Lukas 2,1-11./ Als A2-Poster bestellen über <strong>die</strong> Hotline 0221/16 42-20 12 oder www.kirchenzeitung-koeln.de/Engeldarstellung: Michael Blum, Euskirchen/Porträt: Siegbert Klein<br />
Ist<br />
Maria<br />
Jungfrau<br />
gewesen Gereon<br />
Drei Fragen an den jungen Priester Gereon Rautenbach<br />
Wie kann eine Jungfrau ein Kind bekommen?<br />
Ja, wie soll das gehen? Gut, hin und wieder hört man in Kulturen von Jungfrauengeburten.<br />
Hiermit soll das Göttliche zum Ausdruck gebracht werden, etwas<br />
Besonderes eben. Wir sind hier in einem Bereich, der den Glauben voraussetzt.<br />
Diese Frage kann wohl kaum von einer wissenschaftlichen Ebene her betrachtet<br />
werden, da Gott wissenschaftlich nicht nachweisbar ist. Es soll zum Ausdruck<br />
kommen, dass hier kein Mensch direkten Einfluss auf das Ereignis genommen hat.<br />
In unserem Fall ist es Maria, <strong>die</strong> ihr „Ja“ zur Menschwerdung Gottes und somit<br />
zur Empfängnis Jesu gegeben hat, oder, wie wir es im Angelus, einem sehr alten<br />
Gebet der Kirche, immer beten: „Mir geschehe nach deinem Wort.“ Es ist <strong>die</strong><br />
Antwort der Jungfrau Maria auf <strong>die</strong> Ankündigung des Engels. Wie genau das<br />
dann vonstatten ging, dazu kann selbst der Papst nichts sagen. Da es etwas ist,<br />
das unsere kühnsten Vorstellungen übertrifft. Hier hat Gott gewirkt. Es bleibt<br />
für uns ein Geheimnis, das sich uns mit unserem Denken nicht erschließt, das<br />
wir „nur“ glauben können.<br />
Ist Ihnen schon einmal ein Engel begegnet?<br />
Wenn Sie hierunter eine Gestalt mit leuchtend weißem Gewand und Flügeln<br />
verstehen, dann muss ich <strong>die</strong>se Frage mit „nein“ beantworten. Die Frage ist,<br />
inwiefern <strong>die</strong>se Engel in unserer Welt wirken, ohne dass wir sie sehen?<br />
Manchmal bezeichnen wir auch Menschen als Engel. Hier soll dann zum Ausdruck<br />
kommen, dass <strong>die</strong>ser Mensch etwas Besonderes ist, dass er etwas Besonderes<br />
ganz uneigennützig getan hat oder eine besondere Eigenart im Wesen hat. Letztlich<br />
sind ja Engel so etwas wie Botschafter Gottes. Sie bringen den Menschen<br />
Botschaften, also Nachrichten von Gott. Leider sind wir manchmal so mit uns<br />
selbst und unserer Umgebung beschäftigt, dass wir <strong>die</strong>se Botschaften gar nicht<br />
wahrnehmen. Vergessen wir auch unsere Schutzengel nicht, wie es in Psalm 91<br />
heißt: „Denn Er hat Seinen Engeln befohlen, Dich zu behüten auf all Deinen<br />
Wegen.“ Auch sie sehen wir nicht, und doch sprechen wir bei manchen Ereignissen,<br />
<strong>die</strong> glimpflich abgelaufen sind, davon, dass man einen guten Schutzengel<br />
gehabt hat. Es gibt Mächte zwischen Himmel und Erde, <strong>die</strong> wir nicht sehen können.<br />
In der Bibel <strong>war</strong> es auch nur wenigen Menschen vergönnt, <strong>die</strong>se rein geistigen<br />
Wesen „zu sehen“ beziehungsweise wahrzunehmen.<br />
Können Sie sich vorstellen, alles stehen und liegen zu lassen, weil Sie<br />
glauben, ein Engel habe zu Ihnen gesprochen?<br />
Ja, das kann ich mir vorstellen. Warum? Nun, wenn es tatsächlich ein Engel ist,<br />
so glauben wir, strahlt durch ihn etwas von Gottes Gegen<strong>war</strong>t hindurch. Eine<br />
komische Formulierung, wie ich gestehen muss. Also, wir glauben, dass <strong>die</strong>se<br />
Wesen Gott selbst schauen beziehungsweise sehen können, was uns nicht mög-<br />
?<br />
Rautenbach<br />
ist Jahrgang 1979 und<br />
Kaplan in St. Johann Baptist<br />
in Bergisch Gladbach-Refrath.<br />
lich ist, da es, unsere Möglichkeiten übersteigt. Die Fachleute sprechen in <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang von Transzendenz. Und weil <strong>die</strong> Engel Gott schauen können,<br />
strahlt vom Glanz <strong>die</strong>ses Gottes etwas auf <strong>die</strong> Engel ab. Gott ist also so besonders,<br />
dass wir ihn mit dem schönsten, reinsten Licht vergleichen, einem Strahlen,<br />
das uns Menschen blenden würde. Und wenn mir nun ein Engel begegnen<br />
würde, so würde ich in dem Moment Gewissheit haben, dass er ein Bote Gottes<br />
ist und dass seine Nachricht <strong>die</strong> wichtigste in meinem Leben ist,<br />
sodass ich alles stehen und liegen ließe.<br />
Diskutieren Sie mit Kaplan Rautenbach:<br />
facebook.com/AdventundSommer
12<br />
Was bedeutet für Sie<br />
Weihnachten?<br />
Im <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong> leben zahlreiche Christen fremder Muttersprache.<br />
Anna Bossy hat einige von ihnen befragt.<br />
Bianca (19) gehört der syrisch-orthodoxen<br />
Kirche an, deren Liturgie bis heute<br />
hauptsächlich in syrischer Sprache gefeiert<br />
wird. Diese christliche Kirche führt<br />
ihre Entstehung auf <strong>die</strong> Missionstätigkeit<br />
der Apostel Paulus, Barnabas und Petrus<br />
in Antiochien sowie auf <strong>die</strong> der Apostel<br />
Taddäus und Thomas in Edessa zurück.<br />
„Weihnachten bedeutet für mich ‚auf dem<br />
Weg sein‘. Eine schöne Tradition, <strong>die</strong> bei uns<br />
am 25. Dezember gelebt wird. Nach der vierstündigen<br />
Messe, <strong>die</strong> schon morgens um 7<br />
Uhr beginnt, besuchen wir den ganzen Tag<br />
Verwandte, Freunde und Bekannte. Das ist ein<br />
richtiger Besuchsmarathon! Ich liebe <strong>die</strong>ses<br />
Gefühl des ersehnten Wiedersehens und <strong>die</strong><br />
vielen Menschen, <strong>die</strong> man an <strong>die</strong>sem Tage<br />
trifft!“<br />
www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
Auf dem Weg sein<br />
Georgia Zafiriou (50) kam mit 21 Jahren<br />
aus Griechenland nach Deutschland. Das<br />
Hauptfest der griechisch-orthodoxen<br />
Christen ist das Osterfest, welches in der<br />
orthodoxen Kultur eine ähnlich zentrale<br />
Stellung hat wie Weihnachten in der Kultur<br />
des Westens. Die Weihnachtsfeiertage<br />
sind für sie dennoch etwas Besonderes.<br />
„Schon im September gibt es hier den ersten<br />
Lebkuchen und <strong>die</strong> ersten Spekulatius. Wenn<br />
man damit schon fast vier Monate vorher<br />
anfängt – dann schätzt man es Weihnachten<br />
gar nicht mehr. Und Weihnachten ist für mich<br />
als Christin etwas Besonderes. In Griechenland<br />
fastet man 40 Tage lang – und dann<br />
genießt man <strong>die</strong> landestypischen Süßigkeiten<br />
umso mehr. Lebt man dann in einem anderen<br />
Land, mischen sich <strong>die</strong> Traditionen etwas. In<br />
meiner Heimat dekoriert man ein Holzschiff zu<br />
Weihnachten. Wir schmücken hier in Deutschland<br />
lieber einen richtigen Tannenbaum.“<br />
Fasten vor dem Fest<br />
Platz für Reisende<br />
Kornelia Max (47) kommt aus Gleiwitz,<br />
mit rund 200.000 Einwohnern <strong>die</strong> viertgrößte<br />
Stadt in Oberschlesien/Polen.<br />
Ihre Großeltern haben früher in derselben<br />
Straße gelebt wie <strong>die</strong> Großmutter der<br />
rheinischen Fußballberühmtheit Lukas<br />
Podolski.<br />
„Es ist ein Fest der Traditionen. Eine Feier, bei<br />
der man Kindheitserinnerungen leben kann.<br />
Ob in Polen oder in Deutschland – das ist<br />
gleich. Noch heute feiern wir Weihnachten so,<br />
wie ich es damals mit meinem Großvater<br />
erlebt habe. Unter jeden Teller legen wir als<br />
Glücksbringer Geldstücke und eine Schuppe<br />
von dem Karpfen, der so typisch für das Essen<br />
am Heiligen Abend bei uns ist. Fleisch gibt es<br />
erst am ersten Weihnachtsfeiertag. Ein besonders<br />
schöner Brauch: In Polen deckt man<br />
immer für eine Person mehr den Tisch ein. Falls<br />
ein Reisender an unsere Tür klopft, soll er sich<br />
willkommen fühlen.“
Israel Galvez-Gil (33) wurde in der spanischen<br />
Stadt Vitoria geboren. Hier verbrachte<br />
er seine ersten acht Kindheits-<br />
jahre, bevor er zusammen mit seiner<br />
Familie nach Deutschland auswanderte.<br />
An spanische Weihnachten erinnert sich<br />
der Familienvater gerne zurück.<br />
„In Spanien bekam man <strong>die</strong> Weihnachtsgeschenke<br />
erst am 6. Januar, überreicht von den<br />
heiligen drei Königen. Allerdings auch nur,<br />
wenn man brav <strong>war</strong>. Ansonsten gab es eine<br />
Süßigkeit in Form von sch<strong>war</strong>zer Kohle. Davor<br />
hatte man als Kind immer richtig Angst. Als<br />
wir nach Deutschland zogen, mussten meine<br />
Eltern <strong>die</strong> Tradition aufgeben, da es hier <strong>die</strong>se<br />
Kohle nicht zu kaufen gab. Darüber <strong>war</strong> ich<br />
gar nicht mal so traurig. Die Heiligen Drei<br />
Könige, <strong>die</strong> bei uns mit großen Umzügen willkommen<br />
geheißen wurden, habe ich aber<br />
zunächst vermisst. Heute feiern wir nach deutschen<br />
Bräuchen Weihnachten, untermalt mit<br />
spanischer Weihnachtsmusik und leckeren<br />
Tapas. Und ganz gleich, wo wir feiern und mit<br />
welchen Traditionen: Weihnachten ist für mich<br />
der Tag, an dem, ob jung oder alt, <strong>die</strong> ganze<br />
große Familie zusammenkommt.<br />
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Baum für Adventszeit<br />
Rosaria Calanni Fraccono (39) hat einen<br />
italienischen <strong>Name</strong>n. Und italienische<br />
Eltern. Geboren ist sie aber in Deutschland.<br />
Durch <strong>die</strong> Schule und den Kindergarten<br />
wuchs sie auch mit vielen deutschen<br />
Traditionen auf – und einige italienische<br />
fielen weg. Die italienische Weihnachtshexe<br />
Befana ließ sich zum Beispiel bei Rosaria<br />
Calanni Fraccono nie blicken. Trotzdem<br />
sind einige der italienischen Bräuche<br />
geblieben, weil sie einfach zum Nachmachen<br />
schön sind.<br />
„Die Vorfreude. Die macht Weihnachten aus.<br />
Das fängt schon mit dem Schmücken des<br />
Weihnachtsbaumes an. Das machen wir<br />
gemeinsam mit unseren Kindern schon am<br />
Anfang der Adventszeit. Das ist in Italien so<br />
üblich. Und dann wird gebacken. Am liebsten<br />
<strong>die</strong> italienischen Mandelplätzchen. Wenn<br />
schließlich der Heilige Abend endlich da ist,<br />
wird nach der italienischen Messe in großer<br />
Runde zusammengesessen und bis in den<br />
späten Abend hinein gefeiert."<br />
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…mit Lust stu<strong>die</strong>ren…!<br />
��Gesundheit – Bewegung im Alter<br />
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��Schreibwerkstatt „Autobiografie“<br />
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Polen ist für Peter Woznicki (32) eine<br />
schöne Kindheitserinnerung, an <strong>die</strong> er<br />
gerne zurückdenkt. Er wuchs in der polnischen<br />
Stadt Allenstein in den Masuren<br />
auf und kam mit sieben Jahren nach<br />
Deutschland. Die Weihnachtszeit hat<br />
Peter als kleiner Junge immer als sehr<br />
eindrucksvoll wahrgenommen.<br />
„Um weiße Weihnachten musste man bei uns<br />
in Polen früher nicht bangen. Eine weiße<br />
Schneepracht gehörte zu den Feiertagen dazu<br />
wie <strong>die</strong> zahlreichen Bräuche, <strong>die</strong> das Fest erst<br />
festlich machten. Deshalb haben meine Eltern<br />
<strong>die</strong> polnischen Traditionen auch nach ihrer<br />
Übersiedlung nach Deutschland nie aufgegeben.<br />
Noch heute bestellen wir aus der Kirche,<br />
in der meine Eltern früher geheiratet haben,<br />
<strong>die</strong> geweihte Hostie. Die kommt dann pünktlich<br />
zu Weihnachten mit der Post. Wenn wir<br />
sie gemeinsam brechen und uns gegenseitig<br />
ein frohes Fest und Glück wünschen, ist das<br />
ein tolles Gefühl. Traditionen bringen <strong>die</strong><br />
Familie näher zusammen – und das ist an<br />
Weihnachten einfach das Schönste.”<br />
Großes Familientreffen Geweihte Hostie<br />
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Für viele junge Menschen ist es ganz<br />
selbstverständlich, am Heiligen Abend<br />
nach der Bescherung in <strong>die</strong> Disco zu gehen<br />
und <strong>die</strong> Nacht durchzutanzen. Für manche<br />
Eltern ist das ein Problem. Sie sähen<br />
ihre Kinder lieber im Kreise der Familie.<br />
Über das Für und Wider eines Discobesuchs<br />
schreiben Katharina Borbet und<br />
Anna Bossy, beide 26 Jahre alt.<br />
14 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
Weihnachten<br />
<strong>die</strong>DISCO<br />
in<br />
Die Party am Heiligen Abend ist umstritten<br />
Diskutieren Sie mit:<br />
facebook.com/AdventundSommer<br />
Fotos links: Tom; Cpro/fotolia.com
Ich freue mich jedes Jahr erneut auf das Weihnachtsfest. Insbesondere auf den<br />
Heiligen Abend. Diesen Abend verbringe ich im engsten Kreis der Familie. Wir<br />
gehen jedes Jahr in <strong>die</strong> Kirche um <strong>die</strong> Ecke, um <strong>die</strong> weihnachtliche und besinnliche<br />
Stimmung einzuleiten. Darauf folgen ein ausgiebiges Abendessen und<br />
natürlich <strong>die</strong> Bescherung. Satt und glücklich lassen wir den Abend gemeinsam<br />
auf der Couch bei einem Glas Wein vor dem Kaminfeuer ausklingen.<br />
Für mich beginnt dann der zweite Teil des Abends. Die Zeit<br />
mit meinen Freunden. Meine Familie kann sich nicht dafür<br />
begeistern, dass ich ausgerechnet am Heiligen Abend <strong>die</strong><br />
Nacht zum Tage machen muss. Auch mir fällt es schwer, <strong>die</strong><br />
gemütliche Runde zu verlassen. Doch mir ist es wichtig,<br />
endlich auch meine Freunde wiederzusehen. Seit ich mein<br />
Studium in einer anderen Stadt begonnen habe und auch ein Großteil meiner<br />
Freunde zum Zwecke der Ausbildung unsere Heimatstadt verlassen hat, sind <strong>die</strong><br />
gemeinsamen Momente immer seltener geworden. In der Weihnachtszeit kehren<br />
wir alle in <strong>die</strong> Heimatstadt zurück und nutzen <strong>die</strong> Gunst des Augenblicks. Weihnachten<br />
ist für uns neben der familiären Feier auch das Fest des jährlichen<br />
großen Wiedersehens unter Freunden.<br />
pro<br />
Katharina Borbet<br />
Im Laufe der Jahre entwickelte sich <strong>die</strong>ses Treffen zu einer gelungenen und<br />
besonderen Tradition. So ziehen wir Jahr für Jahr, nach dem großen Festmahl<br />
und Beisammensein mit unseren Familien, los in <strong>die</strong>selbe Diskothek. Für mich<br />
ist <strong>die</strong>s immer ein außergewöhnlicher Moment, da wir uns in <strong>die</strong>ser Runde<br />
wirklich nur an Weihnachten sehen. Schick und ordentlich rausgeputzt im allerbesten<br />
Outfit verbringen wir <strong>die</strong> Nacht mit viel Spaß und Ausdauer. Wir lachen,<br />
tanzen und singen ausgelassen zusammen bis in <strong>die</strong> frühen Morgenstunden.<br />
Die kurze Zeit, <strong>die</strong> wir gemeinsam haben, nutzen wir ebenfalls so gut wie<br />
möglich für intensive Gespräche und um Neuigkeiten auszutauschen, denn<br />
schon am nächsten Tag ruft ein weiteres Familientreffen und es bleibt <strong>die</strong> Vorfreude<br />
auf das große Wiedersehen im folgenden Jahr.<br />
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Anna Bossy<br />
kontra<br />
„Große X-mas-Party“ (große Weihnachtsparty)<br />
steht auf dem Flyer. „Fette Beatz“ verspricht<br />
<strong>die</strong> Disco am 24. Dezember ab 23 Uhr.<br />
Spärlich bekleidete Christkinder und muskelbepackte Weihnachtsmänner sollen<br />
den Tanztempel zum Kochen bringen. Ich muss schmunzeln. Kenne solche legendären<br />
„X-mas-Partys“, <strong>die</strong> nicht mit jeder x-beliebigen „Weihnachtsfeier am<br />
Heiligen Abend“ verwechselt werden dürfen. Da gibt es dann nämlich den x-ten<br />
Drink mit der x-ten Bekanntschaft, zum x-ten „We wish you a merry christmas-<br />
Song“. Hmmm, soll ich? Immerhin weiß ich von mehreren Bekannten, <strong>die</strong> dort<br />
„X-mas“ feiern werden. Vor drei Jahren <strong>war</strong> ich auch noch dabei.<br />
Ich erinnere mich: Den ganzen Tag lang lag schon Vorfreude in der Luft. Meine vier<br />
Jahre jüngere Schwester und ich schmückten den Weihnachtsbaum, den mein<br />
Vater gefällt hatte, hörten dazu Weihnachtsmusik und deckten den Tisch, während<br />
unsere Mutter in der Küche Vorbereitungen traf. Herrlich, das ist Weihnachten. Als<br />
wir beseelt aus der Kirche zurückkamen, <strong>war</strong>teten schon <strong>die</strong> Großeltern, <strong>die</strong> zu<br />
Besuch gekommen <strong>war</strong>en, auf uns. Das ganze Haus duftete köstlich nach Weihnachten.<br />
Das Christkind klingelte uns unter den Weihnachtsbaum – auf <strong>die</strong>se<br />
Tradition bestehen wir noch heute. Und umringt von unseren Geschenken, eingehüllt<br />
in <strong>war</strong>me Decken, ließen wir es uns schmecken. Die ganze Familie saß beieinander,<br />
lachte, sang und ich – ich guckte auf <strong>die</strong> Uhr. Nach Weihnachten kam für<br />
mich jetzt noch X-mas. In zehn Minuten würde ich abgeholt. Uff. Dabei <strong>war</strong> es doch<br />
gerade so gemütlich. Und überhaupt. Einmal im Jahr kommt <strong>die</strong> ganze Familie in<br />
<strong>die</strong>ser Runde zu Weihnachten zusammen. Naja, es half nichts: Die kuschelige Wolldecke<br />
abgeben. Stattdessen in das enge sch<strong>war</strong>ze Kleid und in <strong>die</strong> hohen Schuhe<br />
zwängen. Och nööö. Meine Freunde hupten, ich beeilte mich.<br />
Dann stand ich in der überfüllten Disco, sehnte mich nach meiner Wolldecke,<br />
zupfte an meinem engen Kleid, das <strong>die</strong> Weihnachtsgans nicht vollkommen<br />
verhehlen konnte, und beobachtete einen oberkörperfreien Weihnachtsmann<br />
und einen sexy Weihnachtsengel. Nein, das <strong>war</strong> nicht mein Christkind, das <strong>war</strong><br />
auch nicht mein Weihnachten. Das <strong>war</strong> einfach X-mas. Naja, stand ja auch drauf.<br />
Mitten unter euch<br />
… geschehen Wunder<br />
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Beim Neujahrsgottes<strong>die</strong>nst<br />
sind Sternsinger aus dem <strong>Erzbistum</strong> dabei<br />
<strong>Köln</strong>er Könige<br />
im Vatikan<br />
Von Kathrin Becker<br />
M<br />
it dem Papst <strong>die</strong> Neujahrsmesse feiern, das wird am<br />
1. Januar Realität für 25 Kinder und Jugendliche aus<br />
der <strong>Köln</strong>er Gemeinde St. Nikolaus und Karl Borromäus.<br />
Verkleidet als Heilige Drei Könige werden sie im<br />
Petersdom dabei sein – stellvertretend für <strong>die</strong> rund<br />
500.000 Sternsinger, <strong>die</strong> Anfang des Jahres wieder in ganz Deutschland<br />
unterwegs sein werden, um den Menschen Gottes Segen zu bringen und<br />
Geld zu sammeln für Kinder in Not.<br />
„Ich <strong>war</strong> noch nie in Rom“, sagt Alexander Virnich. Was es heißt, als Sternsinger<br />
verkleidet bei Wind und Wetter von Tür zu Tür zu gehen, das weiß der<br />
Zwölfjährige aber. Viermal ist er schon dabei gewesen, hat den Segensspruch<br />
„Christus mansionem benedicat“ (Christus segne <strong>die</strong>ses Haus) an<br />
Türen geschrieben, hat „Stern über Betlehem“ gesungen und <strong>die</strong> Menschen<br />
um eine Spende gebeten für notleidende Kinder. „Diesmal steht <strong>die</strong> Aktion<br />
unter dem Motto ,Segen bringen, Segen sein‘“, erklärt Andreas Schöllmann.<br />
Der Laientheologe koordiniert <strong>die</strong> Sternsingeraktion im Bereich <strong>Köln</strong>-Sülz-<br />
Klettenberg und wird zusammen mit Diözesanjugendseelsorger Mike Kolb<br />
und dem Diözesanpräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend<br />
(BDKJ), Dirk Bingener, <strong>die</strong> Kinder und Jugendlichen nach Rom begleiten.<br />
„Beim Neujahrsgottes<strong>die</strong>nst im Petersdom darf immer eine Abordnung aus<br />
dem Bistum dabei sein, in dem <strong>die</strong> kommende Sternsingeraktion 2013/2014<br />
in Deutschland eröffnet wird“, erklärt er. „Und das ist halt das <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong>.“<br />
16 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
Gewänderprobe:<br />
Ein Teil der <strong>Köln</strong>er Stern-<br />
singerinnen und Sternsinger,<br />
<strong>die</strong> mit nach Rom fahren<br />
werden. Kronen werden im<br />
Dezember noch gebastelt.<br />
Zwischen Katakomben und Trevi-Brunnen<br />
Fünf Tage bleibt <strong>die</strong> <strong>Köln</strong>er Delegation in der „Ewigen Stadt“. Eine Bedingung,<br />
<strong>die</strong> für fast jede Rom-Reise Pflicht ist, erfüllen zum Glück alle Sternsinger:<br />
Sie sind gut zu Fuß! „Das genaue Programm steht noch nicht fest, aber<br />
wir werden sicher versuchen, den Kindern zu zeigen, was man als Tourist in<br />
Rom gesehen haben sollte - vom Vatikan bis zum Trevi-Brunnen, vom Kolosseum<br />
bis zur Piazza Navona“, verspricht Schöllmann. „Aber natürlich sind<br />
wir nicht nur als Touristen dort, sondern auch als Pilger.“ Zusammen mit<br />
Mike Kolb und Dirk Bingener werden deshalb an verschiedenen Orten Messen<br />
gefeiert. Außerdem sei ein Besuch der Priscilla-Katakomben geplant,<br />
wo eine frühchristliche Malerei <strong>die</strong> Anbetung des Jesuskindes durch <strong>die</strong><br />
Heiligen Drei Könige zeigt. „Silvester feiern wir dann vielleicht auf der<br />
Engelsbrücke“, erklärt der Pastoralreferent. „Und Höhepunkt wird <strong>die</strong> Neujahrsmesse<br />
im Petersdom sein.“ „Sitzen wir dann ganz nah beim Papst?“,<br />
will Alexander Virnich wissen. „Das kann ich noch nicht sagen. Ich weiß nur,<br />
dass wir reservierte Plätze haben werden“, vertröstet ihn Andreas Schöllmann.
Fotos: Kathrin Becker; Fel1ks/fotolia.com<br />
Für den Pastoralreferenten ist <strong>die</strong> Sternsingeraktion ein ganz wichtiger<br />
Bestandteil der Kinder- und Jugendarbeit. Im vergangenen Jahr <strong>war</strong>en in<br />
<strong>Köln</strong>-Sülz-Klettenberg rund 40 Jungen und Mädchen drei Tage lang als Sternsinger<br />
unterwegs. „Wir versuchen von Jahr zu Jahr mehr Kinder für <strong>die</strong> Aktion<br />
zu gewinnen und möglichst viele Haushalte zu erreichen“, sagt<br />
Schöllmann. „Ein Jahr sind wir unterwegs gewesen bei Glatteis und zwanzig<br />
Zentimeter Neuschnee“, erinnert sich Daniel Rottenau. „Alle paar Meter lag<br />
ein Kind auf der Nase und immer wieder kamen Dachlawinen runter – das<br />
<strong>war</strong> schon heftig.“ Trotzdem hätten <strong>die</strong> Kinder tapfer durchgehalten.<br />
Blamieren und kassieren<br />
Als erwachsener Begleiter der „Heiligen Drei Könige“ steht der 25-jährige<br />
Rottenau eher im Hintergrund. Einen Abend aber zieht auch er Königsgewand<br />
und Krone an. „Dann ziehen wir Großen als Sternsinger durch <strong>die</strong><br />
Kneipen im Veedel und sammeln“, erzählt er. „Das <strong>war</strong> eine spontane Idee<br />
nach dem verheerenden Tsunami 2004.“ Inzwischen werden <strong>die</strong> Kneipen<br />
vorher angeschrieben und <strong>die</strong> Aktion hat sich etabliert unter dem <strong>Name</strong>n<br />
„Blamieren und kassieren“ – in Anlehnung an Stefan Raabs Sendung „Blamieren<br />
oder kassieren“. „Manchen ist das tatsächlich peinlich“, erzählt Rottenau.<br />
„Die verstecken sich dann hinter ihrem Stern.“ Natürlich gehöre Mut<br />
dazu, als Kaspar, Melchior und Balthasar verkleidet in einer gut besuchten<br />
Kneipe „Stern über Betlehem“ zu singen. „Aber ich stehe dazu“, sagt Rottenau.<br />
„Und durch <strong>die</strong> Aktion kommt immer viel Geld in <strong>die</strong> Kasse.“ Selbst von den<br />
Kneipengängern, <strong>die</strong> lachten, seien letztlich doch viele bereit, etwas zu<br />
geben. Manchmal allerdings sei auch zu hören: „Bleibt mir bloß mit dem<br />
Weihrauch draußen!“ Das ist am Neujahrstag im Petersdom eher nicht zu<br />
befürchten.<br />
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Wer <strong>war</strong>en <strong>die</strong> Heiligen Drei Könige?<br />
„Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren<br />
worden <strong>war</strong>, kamen Sterndeuter aus dem Osten . . .“ Kaum ein anderer<br />
Satz in der Bibel hat <strong>die</strong> Fantasie der Menschen seit zweitausend<br />
Jahren mehr angeregt als <strong>die</strong>ser aus dem Matthäus-Evangelium (2,1).<br />
Am Dreikönigstag nimmt im WDR-Fernsehen der Film „Die Heiligen<br />
Drei Könige“ von dem bekannten Dokumentarfilmer Martin Papirowski<br />
einen erneuten Anlauf, den Geheimnissen „der Magier“ – so <strong>die</strong><br />
wörtliche Übersetzung des griechischen Originaltextes - auf <strong>die</strong> Spur<br />
zu kommen. Sein Ausgangspunkt ist der <strong>Köln</strong>er Dom, in dem seit 1164<br />
<strong>die</strong> Gebeine und <strong>die</strong> drei Schädel der Sterndeuter verehrt werden.<br />
Sind <strong>die</strong> sterblichen Überreste überhaupt echt, werden sich viele<br />
Zuschauer fragen? Man kann sicher sein: Am Ende des 45-minütigen<br />
Dokumentarfilms wird er viele Antworten auf <strong>die</strong> häufig gestellten<br />
Fragen zu den Heiligen Drei Königen geben.<br />
Die Heiligen Drei Könige.<br />
WDR-Fernsehen, Sonntag, 6. Januar, 16.15 bis 17 Uhr.<br />
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Wie eine kleine Flamme zu einem<br />
mächtigen Zeichen für Hoffnung wird<br />
Das<br />
Friedenslicht<br />
aus<br />
Betlehem<br />
18 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
Es gibt ein kleines Licht,<br />
das gehört bei den Pfadfindern in der Zeit<br />
vor Weihnachten fest zum spirituellen<br />
und religiösen Leben dazu<br />
Von Johannes Meißner<br />
W<br />
ieso wird das Licht einer kleinen Kerze zu einem solch<br />
starken Symbol, dass es Jahr für Jahr am dritten Adventssonntag<br />
fast 2500 meist junge Menschen im <strong>Köln</strong>er Dom<br />
zusammenbringt? Seit 1986 wird auf Initiative des oberösterreichischen<br />
Landesstudios des Österreichischen<br />
Rundfunks (ORF) das Friedenslicht in den Wochen vor Weihnachten von einem<br />
oberösterreichischen Kind in der Geburtsgrotte Jesu in Betlehem entzündet. Von<br />
dort aus wird es in einer explosionssicheren Lampe mit dem Flugzeug nach Wien<br />
geflogen. Hier wird es am dritten Adventswochenende nach einem großen Aussendungsgottes<strong>die</strong>nst<br />
in viele Orte Österreichs und in <strong>die</strong> meisten europäischen<br />
Länder gesandt. Züge mit dem Licht fahren über den ganzen Kontinent. Insbesondere<br />
<strong>die</strong> Pfadfinderinnen und Pfadfinder haben sich des Friedenslichtes angenommen<br />
und sorgen dafür, dass es in den meisten europäischen Ländern<br />
verbreitet wird und sogar seinen Weg in <strong>die</strong> USA gefunden hat.<br />
Kleine Flamme mit großer Botschaft<br />
Das Friedenslicht ist kein magisches Zeichen, das den Frieden herbeizaubern<br />
kann. Es erinnert uns vielmehr an unsere Pflicht, uns für den Frieden einzusetzen.<br />
Das Friedenslicht aus Betlehem ist ein Zeichen der Hoffnung. Es hat sich in wenigen<br />
Jahren von einer kleinen Flamme zu einem Lichtermeer ausgeweitet und<br />
leuchtet mit seiner Botschaft Millionen von Menschen. Dies ist nur möglich<br />
geworden durch moderne Technologien. Ein Flugzeug bringt das Licht schnell und<br />
sicher von Israel nach Österreich. Moderne, schnelle Fernzüge fahren es von dort<br />
in alle Orte. Me<strong>die</strong>n machen <strong>die</strong> Nachricht vom Licht in wenigen Tagen überall<br />
bekannt. Und so fährt Jahr für Jahr auch eine Delegation von Pfadfinderinnen und<br />
Pfadfindern aus dem <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong> zu <strong>die</strong>sem internationalen Treffen nach Wien,<br />
um das Friedenslicht dort abzuholen und mit dem Zug nach <strong>Köln</strong> zu bringen.<br />
Schon am Bahnsteig in <strong>Köln</strong><br />
wird das Licht weitergegeben.
Pfadfinder mit dem Licht<br />
aus Betlehem auf dem Weg<br />
vom Zug zum Dom.<br />
Dort wird es am Hauptbahnhof empfangen und zu einer konfessionsübergreifenden<br />
Aussendungsfeier in den Dom gebracht. Und von hier aus nimmt es seinen<br />
Weg in <strong>die</strong> Diözese. Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder tragen es in ihre Gemeinden,<br />
in Krankenhäuser und Sportheime, in Gaststätten und Polizeistationen, in <strong>die</strong><br />
kommunalen Verwaltungen, zu den Gefangenen und Benachteiligten, in Schulen<br />
oder Seniorenheime und zu vielen Orten mehr.<br />
Signal für Menschheit<br />
Das Friedenslicht aus Betlehem ist ein schlichtes Symbol, das viele junge<br />
Frauen und Männer zusammenführt und dazu anregt, ein deutliches Signal<br />
für ein friedliches Zusammenleben der Menschen über Rassen und Kulturen<br />
hinweg zu setzen.<br />
Aussendungsfeier<br />
Die Pfadfinder laden ein zur Aussendungsfeier des Friedenslichtes<br />
aus Betlehem am dritten Adventssonntag, 16. Dezember,<br />
um 15 Uhr im <strong>Köln</strong>er Dom.<br />
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Er wurde<br />
unser<br />
Bruder *<br />
...<br />
20 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de *siehe Philipperbrief 2,7; Matthäusevangelium 25,40
Fotos rechts: Boecker, Becker, Adveniat Escher/Schmidt/Gleice Mere/Kopp/Pohl, missio Melters/Pohl/Görtz, Photo Service, Kindermissionswerk Steffen/Kopp, Malteser Könen<br />
... und wir sind<br />
seine Geschwister<br />
Das Kind in der Krippe, Maria, <strong>die</strong> Tiere, der Stall:<br />
so vertraut, so wohltuend weihnachtlich.<br />
Mutter und Kind: gewöhnlicher Alltag in aller Welt.<br />
In <strong>die</strong>sen Alltag wird Er geboren, heute noch, tagtäglich.<br />
Gott wird Mensch, Jesus unser Bruder, damit wir<br />
Geschwister sind. Gut, dass es Weihnachten wird.
Wie eine katholische Klinik Eltern hilft,<br />
deren Kind tot zur Welt kommt<br />
oder bei der Geburt sterben wird<br />
22 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
Ein Kind zu bekommen, das ist für viele werdende<br />
Eltern ein wunderbares Glücksgefühl.<br />
Was aber, wenn <strong>die</strong>ses Wunder der Geburt zur<br />
Katastrophe wird? Was, wenn das Kind tot zur<br />
Welt kommt? Oder wenn <strong>die</strong> Eltern wissen,<br />
dass ihr Kind bei der Geburt oder kurze Zeit<br />
danach sterben wird? Im katholischen<br />
Vinzenz-Pallotti-Hospital in Bensberg stellt<br />
man sich seit Jahren auf <strong>die</strong>se dramatische<br />
Situation ein.<br />
Wenn das<br />
Wunder zur<br />
Katastrophe<br />
wird<br />
Von Robert Boecker<br />
Frauke P. (30, <strong>Name</strong> geändert) <strong>war</strong> in der 20. Schwangerschaftswoche. Der<br />
Besuch bei der Gynäkologin sollte ein Routinetermin sein. Er wurde zum Albtraum.<br />
„Als <strong>die</strong> Ärztin mit der Ultraschalluntersuchung begann, merkte ich<br />
sofort, dass etwas nicht stimmte. Immer wieder fuhr sie mit der Sonde über<br />
meinen Bauch. Schließlich blickte sie mich ernst an und sagte, sie könne den<br />
Kopf des Kindes nicht erkennen. In <strong>die</strong>sem Moment glaubte ich, mein Bauch<br />
würde zerreißen“, erinnert sich Frauke aus einer kleinen Gemeinde rund 25<br />
Kilometer westlich von <strong>Köln</strong>. Noch am selben Tag fuhr sie mit ihrem Mann zu<br />
einem Spezialisten. Kühl und sachlich habe der Pränataldiagnostiker das
Befürchtete bestätigt: Der Junge leide an Anenzephalie, er habe keine Schädeldecke<br />
und auch das Großhirn sei nicht ausgebildet. Das Kind habe keine<br />
Überlebenschance. „Der Arzt machte mir große Angst vor der Geburt und<br />
sagte, es sei doch sicher klar, dass <strong>die</strong>ses Kind abgetrieben werde. Dies kam<br />
aber für meinen Mann und mich nicht infrage.“ Das Versprechen Jesu „Ich<br />
bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ habe ihnen in der Verzweiflung<br />
geholfen. Am nächsten Tag fuhren <strong>die</strong> beiden ans Meer. „Während eines<br />
langen Spaziergangs haben wir uns einen <strong>Name</strong>n für unseren Sohn überlegt<br />
und beschlossen, ihm solange wie möglich alle Liebe zu schenken.“<br />
Verständnis, Wärme und Zuwendung<br />
Der Kontakt zum Vinzenz-Pallotti-Hospital in Bensberg kam über Fraukes<br />
Hebamme zustande. Die katholische Klinik, in der in <strong>die</strong>sem Jahr aller Voraussicht<br />
nach 1600 Kinder zur Welt kommen, genießt seit vielen Jahren einen<br />
ebenso ausgezeichneten Ruf wie <strong>die</strong> angeschlossene Hebammenschule. Nicht<br />
zuletzt durch <strong>die</strong> vielen Hebammen, <strong>die</strong> hier ihre Ausbildung gemacht haben,<br />
hat es sich herumgesprochen: Hier finden Frauen wie Frauke, deren Kind <strong>die</strong><br />
Geburt nicht überleben wird oder Frauen, <strong>die</strong> ein totes Kind austragen und auf<br />
natürlichem Weg zur Welt bringen<br />
wollen, Verständnis, Wärme<br />
und Zuwendung.<br />
Petra Mertes<br />
hilft Frauen, deren Kinder tot<br />
zur Welt kamen.<br />
„Als sich <strong>die</strong> Tür öffnete und<br />
Petra Mertes hereinkam und mit<br />
ihrer Lebensenergie das Zimmer<br />
ausfüllte, da spürte ich sofort:<br />
hier bin ich gut aufgehoben“,<br />
erinnert sich Frauke. Petra<br />
Mertes vom Psychosozialen<br />
Dienst der Frauenklinik strahlt<br />
Humor, Freundlichkeit, Lebensfreude<br />
und zupackende Energie<br />
aus. Seit vier Jahren hat sie <strong>die</strong>sen<br />
„Job“, der für sie eher einer<br />
Berufung gleicht. Sie ist <strong>die</strong><br />
Nachfolgerin von Heike Brüggemann,<br />
<strong>die</strong> maßgeblich seit Mitte<br />
der 1980er-Jahre an der Klinik<br />
das Konzept zur Betreuung der<br />
betroffenen Eltern entwickelt<br />
und <strong>die</strong> Selbsthilfegruppe „Leere<br />
Wiege“ gegründet und betreut hat. Abgesehen von der fachlichen und<br />
menschlichen Kompetenz, <strong>die</strong> Petra Mertes für <strong>die</strong>se Aufgabe prädestiniert, ist<br />
es auch das Schicksal, das sie mit den Frauen teilt. Auch sie hat ihre eigenen<br />
Erfahrungen machen müssen. „Ich glaube, dass <strong>die</strong>s dazu beiträgt, <strong>die</strong> Frauen zu<br />
verstehen, ohne viele Worte machen zu müssen.“<br />
Verzweifelten Eltern Halt geben<br />
Petra Mertes ist nicht <strong>die</strong> einzige, <strong>die</strong> sich in der Klinik um <strong>die</strong>se Eltern kümmert.<br />
„Es gibt ein Kernteam, bestehend aus einigen Ärzten, Hebammen, der<br />
Seelsorgerin und mir, das sich vornehmlich um Eltern in der Extremsituation<br />
bemüht.“ Zugleich werde im Haus großer Wert darauf gelegt, alle Mitarbeiter,<br />
von der Reinigungskraft bis zum Chefarzt, durch Fortbildungen zum sensiblen<br />
Umgang mit <strong>die</strong>sen Eltern zu schulen. „Wir versuchen, <strong>die</strong> Paare<br />
aufzufangen und ihnen Halt zu geben.“ Oft kommen <strong>die</strong> verzweifelten Eltern,<br />
geschickt von ihren Gynäkologen, in der Klinik an und wollen, dass das Kind<br />
sofort per Kaiserschnitt entbunden wird. „Zunächst bemühen wir uns, den<br />
Eltern zu vermitteln, dass sie sich Zeit nehmen sollten, ihre Entscheidung zu<br />
Tag der Erinnerung<br />
Am Sonntag, 9. Dezember, ist das weltweite „Candle Lightning Event“.<br />
Zur Erinnerung an alle verstorbenen Kinder stellen Eltern, Freunde und<br />
alle, <strong>die</strong> sich mit ihnen verbunden fühlen, um 19 Uhr auf der ganzen Welt<br />
Kerzen in <strong>die</strong> Fenster. Jedes Licht steht für das Wissen, dass gerade <strong>die</strong>se<br />
Kinder das Leben erhellt haben und nicht vergessen werden.<br />
Informationen über <strong>die</strong> Selbsthilfegruppe „Leere Wiege“ gibt es bei<br />
Petra Mertes, E-Mail: petra.mertes@vph-bensberg.de.<br />
Telefon: 0 22 02/410<br />
�<br />
www.vph-bensberg.de<br />
treffen, denn es ist ihr Kind“, sagt der Leitende Oberarzt der Frauenklinik, Dr.<br />
Frank Scheulen. Für jede Familie sei eine solche Nachricht ein Schock, weiß<br />
der Mediziner, der von jährlich bis zu 20 Totgeburten in der Klinik berichtet.<br />
Deshalb sei man für alle Wünsche, Fragen und Ängste der betroffenen Eltern<br />
offen und jederzeit ansprechbar. Es habe sich aber gezeigt, auf Dauer sei es<br />
für <strong>die</strong> Eltern besser, wenn das tote Kind auf normalem Wege zur Welt<br />
komme. „Ganz bewusst gratuliere ich auch <strong>die</strong>sen Eltern zur Geburt. Auch<br />
wenn das Kind gestorben oder tot zur Welt gekommen ist, sind sie jetzt Vater<br />
und Mutter. Selbst in <strong>die</strong>ser schweren Situation gibt es wunderbare<br />
Momente“, weiß Frau Mertes und der Oberarzt bestätigt <strong>die</strong>s. „Wenn <strong>die</strong><br />
Eltern bei den Kindern Ähnlichkeiten mit Verwandten feststellen oder das<br />
Kind zärtlich in den Arm nehmen, sind das unwiederholbare Augenblicke, <strong>die</strong><br />
prägen und lebenslang verbinden“, sagt Scheulen.<br />
Christliches Profil gegen Kostendruck<br />
Auf <strong>die</strong> Frage, wie er solche Tragö<strong>die</strong>n verarbeite, schweigt der Arzt einen<br />
Moment. Dann sagt er: „Wenn ich nach einem solchen Erlebnis spätabends<br />
aus der Klinik nach Hause komme, kann es vorkommen, dass ich zum Bett<br />
eines meiner Kinder gehe, es zärtlich in den Arm nehme und weine.“ Mit<br />
Petra Mertes „leistet“ sich <strong>die</strong> Klinik eine Stelle, <strong>die</strong> nicht durch <strong>die</strong> Krankenkassen<br />
oder wen auch immer refinanziert wird. „Dieses Engagement<br />
entspringt unserem christlichen Profil“, erklärt Geschäftsführer Reinhold<br />
Sanger-Emden. In einer Zeit des großen Kostendrucks auf <strong>die</strong> Krankenhäuser<br />
sei es eine Herausforderung, der man sich aber gerne stelle. „Solange<br />
wir es uns irgendwie leisten können, bleibt <strong>die</strong>se Stelle bestehen.“ Frauke P.<br />
spürte das Sterben ihres Kindes in dem Augenblick, als es geboren wurde.<br />
„Ich bin dankbar, dass ich <strong>die</strong> Geburt meines Sohnes erleben durfte. In <strong>die</strong>sem<br />
Moment endete <strong>die</strong> glücklichste und innigste Zeit für mich. Glücklich,<br />
weil mein Kind so lange bei uns <strong>war</strong>.“<br />
Eineinhalb Jahre später brachte Frauke P. in derselben Klinik eine gesunde<br />
Tochter zur Welt. Als das Kind getauft wurde, segnete der Pfarrer bei der<br />
Zeremonie auch einen Stein für das Grab des toten Bruders. Dieser trägt <strong>die</strong><br />
Inschrift: „Glück bedeutet nicht <strong>die</strong> Abwesenheit von Leid.“<br />
www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
23
Vorbereitung aufs<br />
„Gänsehaut-<br />
gefühl“<br />
24 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
Von Kathrin Becker<br />
N<br />
icht so schnell.“ Ricarda setzt <strong>die</strong> Querflöte ab und sieht<br />
ihre Eltern vorwurfsvoll an. „So schnell kann ich das noch<br />
nicht.“ „Dann singen wir es langsamer“, beschwichtigt<br />
Claudia Mörs <strong>die</strong> Zwölfjährige. „Ab ,I want to wish you a<br />
merry Christmas’.“ Es dauert ein paar Töne, dann sind Flöte<br />
und Gesang synchron. Auch Vater Werner und Oma Anneliese sind jetzt zu<br />
hören. „I want to wish you a merry Christmas from the bottom of my heart“,<br />
tönt es durchs Wohnzimmer.<br />
Gigantische Atmosphäre<br />
„Das Lied haben wir vor zwei Jahren auch gesungen“, erinnert sich Werner Mörs.<br />
Der Frechener und seine Familie <strong>war</strong>en erstmals 2010 dabei. „Die Atmosphäre<br />
<strong>war</strong> einfach gigantisch“, erinnert sich Claudia Mörs. „Diese Menge Menschen mit<br />
Instrumenten … und dann haben alle zusammen ge<strong>spielt</strong> und gesungen – Gänsehautgefühl!<br />
Es ist schon etwas Tolles, mit den Höhnern und 4000 Anderen zu<br />
musizieren.“ Gerne wären Mörs’ auch vergangenes Jahr dabeigewesen, doch ein<br />
Magen-Darm-Infekt machte ihnen einen Strich durch <strong>die</strong> Rechnung. Umso größer<br />
ist nun <strong>die</strong> Vorfreude auf das Mitspielkonzert am zweiten Advent. Rund 4000<br />
Menschen werden er<strong>war</strong>tet: Blechbläser und Streicher, Holzbläser und Keyboarder,<br />
Gitarren- und Mandolinen-Spieler, Sängerinnen und Sänger. Zuhörer gibt es<br />
an dem Tag keine – alle machen mit.<br />
Übung macht den Meister<br />
„Den Ton da kann ich noch nicht“, sagt Ricarda und zeigt auf das Notenblatt<br />
vor sich. „Und der kommt in fast jedem Lied vor.“ Zehn Stücke stehen <strong>die</strong>smal<br />
auf dem Programm. Klassische Adventslieder wie „Wir sagen Euch an“<br />
oder „Oh Heiland reiß <strong>die</strong> Himmel auf“ ebenso wie „Minsche wie mir“ oder<br />
„Hillich Ovend ben ich doheim“. „Vielleicht kannst Du ja noch zwei oder drei<br />
Stunden mit Frau Vogt üben“, sagt Claudia Mörs. Eigentlich liegt der Flötenunterricht<br />
zurzeit auf Eis, damit Ricarda sich ganz auf <strong>die</strong> Schule konzentrieren<br />
kann. Für <strong>die</strong> Vorbereitung auf das Mitspielkonzert will Claudia Mörs <strong>die</strong><br />
Querflötenlehrerin aber noch einmal anrufen. Schließlich wird ihre Tochter<br />
<strong>die</strong>ses Jahr auch allein bei den anderen Flötenspielern sitzen, während sie mit<br />
Mann und Schwiegermutter in den Block der Sängerinnen und Sänger geht.<br />
Gemeinsam singen und musizieren<br />
Als Claudia Mörs erzählt, dass man sich den Stellplan im Internet schon ansehen<br />
kann, ist Oma Anneliese ganz überrascht. „Das ist ja toll“, findet sie. Vor<br />
zwei Jahren sei es z<strong>war</strong> sehr kalt gewesen im Dom, aber auch sehr schön.<br />
„Zwischendurch lief mir wirklich ein Schauer über“, erinnert sich <strong>die</strong> 82-Jährige.<br />
„Und der hatte mit der Temperatur gar nichts zu tun.“ Früher habe sie<br />
zusammen mit ihrem Mann viel und gerne gesungen. „Aber wenn ich jetzt<br />
alleine singen soll, kriege ich das nicht mehr auf <strong>die</strong> Reihe“, gibt sie zu. Umso<br />
schöner sei es, bei dem Adventskonzert mit so vielen Menschen gemeinsam zu<br />
singen. Und wenn es dann wieder heißt „Rötsch doch jet nöher, wie Fründe dat<br />
maache“, dann kommt es auf einen fehlenden Flötenton nicht mehr an.
Familie Mörs freut sich<br />
auf das Adventmitspielkonzert<br />
mit den Höhnern im Dom.<br />
Advent und Karneval<br />
Mitspielkonzert<br />
Janus Fröhlich ist der Schlagzeuger der „Höhner“<br />
und moderiert das Konzert. Die <strong>Köln</strong>er Kultband<br />
ist jetzt 40 Jahre alt und wurde durch den Karneval<br />
berühmt.<br />
Das Adventmitspielkonzert mit den Höhnern findet<br />
am Sonntag, 9. Dezember, um 14.30 Uhr im<br />
<strong>Köln</strong>er Dom statt. Die Veranstaltung ist schon<br />
ausgebucht. Für alle, <strong>die</strong> nicht im Dom dabei sein<br />
können, wird das Konzert live übertragen in:<br />
� domradio.de (Internet)<br />
� EWTN (Fernsehen über Satellit)<br />
� Center-TV <strong>Köln</strong> (Fernsehen im Kabel)<br />
Wer an Liedtexten und Noten interessiert ist, findet<br />
<strong>die</strong>se zum Download auf der Internetseite:<br />
www.adventmitspielkonzert.de<br />
�<br />
Besuchen Sie uns auf Facebook<br />
facebook.com/Adventmitspielkonzert<br />
Höhner verbindet man mit Karneval. Wie passt in <strong>die</strong>ses Bild das seit Jahren<br />
gepflegte Engagement beim Adventmitspielkonzert?<br />
Für uns liegt darin überhaupt kein Widerspruch. Kirche und Karneval gehören in<br />
<strong>Köln</strong> einfach zusammen.<br />
Was bedeutet es für Sie persönlich, im Dom <strong>die</strong>ses Konzert zu moderieren?<br />
Vor 40 Jahren hatte ich als Musiklehrer mit einer Musikgruppe der Pfarrei St. Barbara<br />
in <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld <strong>die</strong> Gelegenheit, einen Gottes<strong>die</strong>nst im Dom zu gestalten.<br />
Schon damals <strong>war</strong> ich total beeindruckt. Aber was kann es für einen <strong>Köln</strong>er Musiker<br />
Größeres geben, als dass im Rahmen des anstehenden Konzertes auch eigene Lieder<br />
im Dom gesungen werden.<br />
Welche Instrumente hätten Sie beim großen Konzert gerne mit dabei?<br />
Es ist toll, mit welchen Instrumenten <strong>die</strong> Menschen in den Dom kommen. Harfe, Zither<br />
und andere ausgefallene Musikinstrumente <strong>war</strong>en schon vertreten. Die Klangfarbe eines<br />
Marimbaphons oder eines Vibraphons wäre eine gute Ergänzung des Klangbildes.<br />
Wie schaffen Sie es, den Klang im Dom so harmonisch hinzubekommen?<br />
Der Trick liegt darin, dass wir als Band nicht den Dom von vorne beschallen, sondern durch<br />
<strong>die</strong> überall in der Kathedrale aufgestellten Lautsprecher dafür sorgen, dass alle zur gleichen<br />
Zeit dasselbe hören. So kommt <strong>die</strong>ses wunderbare Klangerlebnis zustande.<br />
Fotos: Robert Boecker; Kathrin Becker<br />
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EXP302 03.04.–09.04.2013 A EXP314 08.07.–14.07.2013 C<br />
EXP303 09.04.–15.04.2013 B EXP327 28.10.–03.11.2013 S<br />
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Am Heiligen Abend bleibt in<br />
Wuppertal niemand alleine<br />
26 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
„Ich feiere Weihnachten<br />
mit 600 Gästen“<br />
Von Helmut Pathe<br />
W<br />
uppertals Historische Stadthalle auf dem Johannisberg<br />
wird vor allem von Liebhabern klassischer Musik<br />
hoch geschätzt. Der große Saal des Hauses hat eine<br />
besonders gute Akustik. Musiker aus aller Welt kommen<br />
immer wieder gerne. Aber einmal im Jahr, am<br />
Heiligen Abend, stehen nicht <strong>die</strong> Stars auf der Bühne im Mittelpunkt. An<br />
<strong>die</strong>sem besonderen Abend gilt den gut 600 Besuchern alle Aufmerksamkeit.<br />
Es sind dann Obdachlose, Alleinerziehende mit ihren Kindern, Hartz-<br />
IV-Empfänger, einsame Menschen. Sie werden seit 1948 eingeladen, zuerst<br />
nur vom CVJM, dem Christlichen Verein junger Menschen, ab 1961 beteiligte<br />
sich <strong>die</strong> Diakonie an der Organisation, später kamen auch <strong>die</strong> Wuppertaler<br />
Caritas und <strong>die</strong> Katholische Stu<strong>die</strong>rende Jugend (KSJ) und ihre<br />
Einzelverbände dazu.
Fotos: Helmut Pathe<br />
Geschenk für alle<br />
Eingeladen werden auch schon viele Wochen vorher gut 100 Helfer, <strong>die</strong><br />
als Freiwillige nicht nur den Abend vorbereiten, sondern auch am Heiligen<br />
Abend selbst dafür sorgen, dass es wieder eine fröhliche Weihnacht<br />
gibt. Einer von ihnen ist Andreas (58), im Hauptberuf Steuerberater.<br />
Schon am Heiligen Morgen kommt er in <strong>die</strong> Stadthalle. Zusammen mit<br />
anderen Freiwilligen packt er dann Päckchen. Denn jeder Gast am Abend<br />
bekommt nicht nur ein Abendessen (gesponsert vom Caterer der Halle)<br />
und weihnachtliche Unterhaltung, sondern auch ein Geschenk zum Mitnehmen,<br />
wo immer sein Zuhause auch ist. „Hier treffen sich dann seit<br />
vielen Jahren Gleichgesinnte, es ist über <strong>die</strong> Jahre eine Gemeinschaft<br />
geworden“, sagt Andreas.<br />
Hier hilft jeder<br />
Mit ihm hilft auch regelmäßig der Wuppertaler Sozialdezernent Dr. Stefan<br />
Kühn (SPD) beim Packen, während sich Oberbürgermeister Peter<br />
Jung (CDU) dann am Abend Zeit nimmt, <strong>die</strong> Gäste der Wohlfahrtsverbände<br />
zu begrüßen. „Das ist eine schöne Geste sowohl den Obdachlosen<br />
und Einsamen gegenüber als auch uns vielen Helfern“, meint Andreas.<br />
Dabei ist <strong>die</strong> Helferschar bunt gemischt. Es wurde schon ein Universitätsprofessor<br />
gesehen, Finanzbeamte sind dabei, regelmäßig sind es viele<br />
Jugendliche. Manche „entgehen“ mit ihrem Hinweis auf <strong>die</strong>ses soziale<br />
Engagement gerne auch der heimischen Feier mit Glocken, <strong>die</strong> süßer nie<br />
klingen, und Gänsebraten. „Ich helfe aber auch mit vielen, <strong>die</strong> eigentlich<br />
selbst aus dem Milieu der Eingeladenen kommen“, weiß Andreas. Sie<br />
dürfen sich dann besonders wichtig fühlen, was an den anderen 364<br />
Tagen im Jahr eben nicht (mehr) der Fall ist. Neben denen, <strong>die</strong> am Vormittag<br />
und am Abend helfen, kommt gegen 23 Uhr aber auch noch eine<br />
dritte Gruppe Freiwilliger zur Historischen Stadthalle. Es sind Autofahrer,<br />
<strong>die</strong> sich dann trotz manchmal widriger Wetterbedingungen als Chauffeure<br />
zur Verfügung stellen und <strong>die</strong> Gäste nach Hause fahren.<br />
Feier auf dem Johannisberg<br />
In der Verantwortung für <strong>die</strong> Organisation wechseln sich Caritas und<br />
Diakonie inzwischen ab. In <strong>die</strong>sem Jahr laufen <strong>die</strong> Fäden bei der Caritas<br />
zusammen. „Und deshalb weiß ich, was ich am Heiligen Abend tue“,<br />
sagt Caritasdirektor Dr. Christoph Humburg, „ich feiere Weihnachten mit<br />
600 Gästen auf dem Johannisberg. Da klingt das ‚Oh du fröhliche‘ dann<br />
ganz besonders.“<br />
Niemand muss alleine feiern<br />
Weihnachtsfeiern für Einsame, Alleinstehende und Bedürftige gibt<br />
es in verschiedenen Städten und Gemeinden des <strong>Erzbistum</strong>s.<br />
Nähere Informationen:<br />
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Hotline 0221 1642-1012<br />
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28<br />
Immer da!<br />
Von Leonhard Merkelbach<br />
E<br />
in bunter Blumenstrauß steht auf<br />
dem kleinen Tisch neben dem<br />
gemütlichen Sofa. Der Zeitschriftenständer<br />
an der Seitenwand des<br />
Bücherregals hält <strong>die</strong> unterschiedlichsten<br />
Magazine bereit. Vor dem großen Fenster<br />
auf der gegenüberliegenden Seite des geräumigen<br />
Zimmers befindet sich ein Schreibtisch mit Telefonanlage<br />
und Computer. Von hier aus fällt der<br />
Blick auf eine riesige Kastanie. Der kalte Novemberwind<br />
zerrt an den letzten verwelkten Blättern.<br />
Blumen stehen auch auf der Fensterbank. Wer in<br />
<strong>die</strong>sem Zimmer seinen Dienst tut, kann sich hier<br />
wohlfühlen.<br />
0800 111 0 222<br />
Frank S. (46, <strong>Name</strong> geändert) hat <strong>die</strong> schalldichte<br />
Zimmertür geschlossen und auf dem Stuhl hinter<br />
dem Schreibtisch Platz genommen. Für <strong>die</strong> nächsten<br />
fünf Stunden hat der 46-jährige Projektleiter in<br />
einer Werbeagentur ein Ohr für Menschen mit ihren<br />
persönlichen Sorgen und Problemen. Wer in <strong>die</strong>ser<br />
Zeit <strong>die</strong> kostenlose Rufnummer 0800 111 0 222,<br />
<strong>die</strong> Nummer der Telefonseelsorge, wählt, wird mit<br />
Frank S. verbunden. Seit fast einem Jahr arbeitet er<br />
ehrenamtlich in der Katholischen Telefonseelsorge<br />
in <strong>Köln</strong> mit. Heute hat er eine Tagesschicht übernommen.<br />
Neun Stunden dauert <strong>die</strong> Schicht in der<br />
Nacht. Rund zwölf Stunden Zeit spendet er pro<br />
Monat für sein Engagement in der Telefonseelsorge.<br />
„Zum eigentlichen Dienst kommt <strong>die</strong> Supervision<br />
hinzu, <strong>die</strong> extrem wichtig ist, um das am Telefon<br />
Erlebte aufzuarbeiten und zu verarbeiten“, erklärt er.<br />
Christliche Verpflichtung<br />
Warum engagiert er sich hier? „Als Christ fühle ich<br />
mich verpflichtet, für andere dazusein und zu helfen.<br />
Ich bin überzeugt, hier in der Telefonseelsorge<br />
mit meinen Fähigkeiten <strong>die</strong>ser Verpflichtung am<br />
besten gerecht werden zu können.“ Frank S. ist<br />
einer von 60 Ehrenamtlichen, <strong>die</strong> zusammen mit<br />
vier hauptamtlichen Kräften dafür sorgen, dass<br />
rund um <strong>die</strong> Uhr, an 365 Tagen im Jahr, jemand<br />
am anderen Ende der Telefonleitung sitzt, der<br />
zuhört, Mut macht, Trost spendet und kompetent<br />
weiterhelfen kann. Wie alle ehrenamtlichen Kräfte,<br />
www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
<strong>die</strong> zwischen Ende 20 und 80 Jahre alt sind, hat er<br />
neben seinem Beruf eine zehnmonatige Ausbildung<br />
absolviert und sich danach verpflichtet, mindestens<br />
drei Jahre in der Telefonseelsorge<br />
mitzuarbeiten. „Diese Verpflichtung ist wichtig, weil<br />
wir sehr viel in <strong>die</strong> Ausbildung unserer ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren“,<br />
sagt Annelie Bracke. Die Diplom-<br />
Psychologin und Theologin leitet <strong>die</strong> <strong>Köln</strong>er Telefonseelsorge.<br />
„Selbsterfahrung, Gesprächsführung,<br />
Umgang mit wichtigen Themen, wie zum Beispiel<br />
der Suizidgefahr des Anrufers oder psychische<br />
Erkrankungen bei Menschen, das ist das, was wir<br />
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vermitteln“,<br />
beschreibt Annelie Bracke, <strong>die</strong> schon wäh-<br />
365 Tage im Jahr stehen <strong>die</strong> Frauen<br />
und Männer der Telefonseelsorge bereit
end ihres Studiums in der Telefonseelsorge<br />
mitgearbeitet hat und vor 20 Jahren <strong>die</strong>se Tätigkeit<br />
zu ihrem Beruf gemacht hat.<br />
19.000 Anrufe<br />
Rund 19.000 Mal im Jahr klingelt das Telefon in<br />
der <strong>Köln</strong>er Telefonseelsorge. Darunter ist der<br />
Anruf der alleinerziehenden Mutter eines kleinen<br />
Kindes, <strong>die</strong> kurz zuvor erfahren hat, dass sie HIVpositiv<br />
infiziert ist. Oder der des Mannes, dessen<br />
Ehefrau nach 30 Jahren Ehe ihre aufgestaute<br />
Aggression herauslässt und ihm soeben eröffnet<br />
hat, ihn zu verlassen. Es ruft das junge Mädchen<br />
an, das zögernd berichtet, von einem nahen Verwandten<br />
ständig missbraucht zu werden. Da ist<br />
aber auch der Anruf eines zehnjährigen Jungen,<br />
der traurig ist, dass ihn seine Freunde vor dem<br />
Haus nicht mitspielen lassen wollen. Alles bleibt<br />
anonym. Doch nicht immer. Zehn Minuten später<br />
ruft der Junge nämlich wieder an und erzählt ganz<br />
aufgeregt, dass er den gegebenen Rat befolgt<br />
habe und er daraufhin wieder mitspielen dürfe.<br />
Nähe und Distanz<br />
„Wer sich hier engagiert, der wird mit dem Leben<br />
in seiner ganzen Fülle, aber auch mit den Abgründen<br />
konfrontiert“, weiß Bracke. „Wer hier mitarbeitet,<br />
der muss sich, um seinem Gegenüber am<br />
Telefon helfen zu können, berühren lassen und<br />
zugleich Abstand halten können. Es darf nie dazu<br />
kommen, dass ich <strong>die</strong> Sorgen der Anderen zu meinen<br />
eigenen mache. Deshalb ist <strong>die</strong> regelmäßige<br />
Supervision auch so wichtig“, sagt <strong>die</strong> Leiterin.<br />
Zudem finden zwei Mal im Jahr ganztägige Seminare<br />
für alle Mitarbeiter statt. Diese Tagungen<br />
<strong>die</strong>nen der fachlichen Weiterbildung und der persönlichen<br />
Entwicklung für <strong>die</strong> Arbeit am Telefon.<br />
Weihnachten ist Hochsaison<br />
Diese Erfahrung hat auch Franziska P. gemacht.<br />
Nachdem <strong>die</strong> drei Kinder aus dem Haus <strong>war</strong>en,<br />
suchte <strong>die</strong> Lehrerin nach einer neuen Herausforderung,<br />
<strong>die</strong> sie in der katholischen Telefonseelsorge<br />
Rund um <strong>die</strong> Uhr kostenlos erreichbar<br />
Die Telefonseelsorge ist rund um <strong>die</strong> Uhr bundesweit unter der Nummer 0800 111 0 222<br />
kostenlos erreichbar. Neben der katholischen Telefonseelsorge in <strong>Köln</strong> gibt es in Bonn/Rhein-<br />
Sieg, Düsseldorf, Neuss und Wuppertal ökumenisch getragene Seelsorgestellen. Anrufe aus<br />
dem Festnetz und aus dem D1-Netz werden den regionalen Telefonseelsorgestellen automatisch<br />
zugeleitet, Anrufe aus allen anderen Handynetzen erreichen eine der bundesweit 105<br />
Telefonseelsorgestellen. Die Beratung erfolgt anonym. Telefon: 0800 111 0 222<br />
Wer ehrenamtlich mitarbeiten möchte, soll an Menschen interessiert sein, sich auf andere<br />
einstellen können, belastbar sein, Zeit haben und seine Grenzen kennen. Voraussetzung ist<br />
zudem <strong>die</strong> Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche.<br />
www.telefonseelsorge-koeln.de<br />
� www.telefonseelsorge.de<br />
Annelie Bracke<br />
leitet <strong>die</strong> <strong>Köln</strong>er Telefonseelsorge.<br />
gefunden hat. „Durch meine Tätigkeit hier habe<br />
ich das Gefühl, anderen Menschen zu helfen. Das<br />
Gefühl der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns gibt<br />
mir selber eine tiefe Befriedigung.“ Wenn in<br />
wenigen Tagen „<strong>die</strong> Glocken wieder süßer nie<br />
klingen“, in den Familien der Weihnachtsfrieden<br />
ausgerufen wird und der Wunsch nach Harmonie<br />
am größten ist, dann hat <strong>die</strong> Telefonseelsorge<br />
Hochsaison. „Neben den Menschen, <strong>die</strong> Weihnachten<br />
total vereinsamt sind, rufen <strong>die</strong>jenigen<br />
an, <strong>die</strong> an den zu hoch gesteckten eigenen<br />
Er<strong>war</strong>tungen an das Fest der Freude und des<br />
Friedens grandios gescheitert sind“, weiß Bracke<br />
aus Erfahrung. Dann komme <strong>die</strong> Zeit, um<br />
Konflikte aufzuarbeiten und über zerbrochene<br />
Illusionen hinwegzuhelfen.<br />
Geschenk für Helfer<br />
Den Frauen und Männern, <strong>die</strong> an den Weihnachtstagen<br />
den Telefon<strong>die</strong>nst übernehmen, will<br />
Bracke <strong>die</strong> Rahmenbedingungen für <strong>die</strong> Arbeit<br />
so „gemütlich wie möglich“ gestalten. „Wir<br />
werden weihnachtlich dekorieren, es wird etwas<br />
Leckeres zu essen geben und ein kleines<br />
Geschenk als Dankeschön für den Dienst am<br />
unbekannten Nächsten.“<br />
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Unter Goldschmied 6 · 50667 <strong>Köln</strong>
Auf, werde licht, denn es kommt dein Licht<br />
und <strong>die</strong> Herrlichkeit des Herrn<br />
geht leuchtend auf über dir.<br />
Denn siehe, Finsternis bedeckt <strong>die</strong> Erde<br />
und Dunkel <strong>die</strong> Völker,<br />
doch über dir geht leuchtend der Herr auf,<br />
seine Herrlichkeit erstrahlt über dir.<br />
Völker wandern zu deinem Licht<br />
und Könige zu deinem strahlenden Glanz.<br />
Jesaja 60, 1-3
32<br />
Norbert Michels<br />
als Geschäftsführer und Nikolaus<br />
„Heilige”<br />
Verwandlung<br />
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Mit dem Nikolausmobil<br />
fährt Michels als Nikolaus von<br />
Einrichtung zu Einrichtung.<br />
Von Lukas Baciarelli<br />
M<br />
an muss nicht unbedingt 1,96 Meter groß sein und rund<br />
120 Kilogramm auf <strong>die</strong> Waage bringen, um den heiligen<br />
Nikolaus überzeugend darstellen zu können. „Aber<br />
es trägt dazu bei, als Bischof eine imposante Erscheinung<br />
abzugeben, zumal <strong>die</strong> Mitra als Kopfbedeckung ja<br />
noch hinzukommt“, sagt Norbert Michels schmunzelnd. Jeder stelle sich den<br />
heiligen Nikolaus als große Gestalt vor. „Da würde es einigermaßen komisch<br />
wirken, wenn der heilige Mann zugleich ein kleiner Mann wäre“, fügt er<br />
augenzwinkernd hinzu. Norbert Michels, von Beruf „Geschäftsführer des Diözesanrates<br />
der Katholiken im <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong>“, also des höchsten katholischen<br />
Laiengremiums, stellt den Nikolaus schon seit vielen Jahren aus Leidenschaft<br />
dar. Die Ausrüstung, weißes Untergewand, den Chormantel genannten Umhang<br />
und <strong>die</strong> spitz zulaufende, Mitra genannte Bischofsmütze hat er ebenso selber<br />
hergestellt wie den „Bischofsstab“. Ein bronzenes Brustkreuz, weiße Handschuhe<br />
und nicht zu vergessen den weißen Rauschebart –„der fürchterlich<br />
kratzt und kitzelt“- vervollständigen den „echten Nikolaus“.<br />
Nur Darsteller<br />
Michels legt großen Wert auf <strong>die</strong> Feststellung, dass er den Nikolaus, einen der<br />
„Top-Ten-Heiligen“, was <strong>die</strong> Beliebtheit angeht, nicht „<strong>spielt</strong>“, sondern eben<br />
„darstellt“. Ihm gehe es darum, das Besondere und Beispielhafte <strong>die</strong>ses großen<br />
Heiligen in <strong>die</strong> heutige Zeit zu übersetzen. Deshalb bricht der Vater von drei<br />
fast erwachsenen Kindern bei seinen rund 20 Besuchen in Kindergärten oder<br />
Schulen im Umfeld des 6. Dezembers bewusst mit einer „Tradition“, <strong>die</strong> vielleicht<br />
viele Ältere noch leibhaftig erfahren haben: „Die Zeiten, in denen der<br />
Nikolaus alle Verfehlungen der Kinder aus seinem Goldenen Buch vorlas und<br />
sein Geselle, der sch<strong>war</strong>ze Knecht Ruprecht, dann unter dem Wohnzimmertisch<br />
angsteinflößend mit der schweren Kette rasselte, sind Gott sei Dank<br />
vorbei.“ Angst sei kein guter Ratgeber. Ihm gehe es darum, das Besondere<br />
des Heiligen, der im heute türkischen Myra geboren wurde, an <strong>die</strong> junge Generation<br />
weiterzugeben. „Nikolaus <strong>war</strong> ein Mann, der vielen Menschen geholfen<br />
hat und dessen soziales Engagement auch für unsere Zeit noch beispielhaft ist.<br />
In Erinnerung an den beliebten Heiligen, der viele durch großzügige Gaben aus<br />
Not und Verzweiflung gerettet hat, schenke ich bei meinen Besuchen auch<br />
immer Kleinigkeiten: Äpfel, Orangen oder fair gehandelte Schokonikoläuse.“<br />
Dabei betont Michels das Wort „Schokonikoläuse“ ganz besonders, denn er<br />
möchte schon deutlich machen, dass Bischofsstab und Bischofsmütze den entscheidenden<br />
Unterschied zwischen einem Nikolaus aus Schokolade und einem<br />
Schoko-Weihnachtsmann ausmachen.<br />
Neuer Schwung für alte Tradition<br />
Seit einigen Jahren erlebt <strong>die</strong> „echte“ Nikolaustradition eine Renaissance.<br />
Möglicherweise geschockt von der immer mehr ausufernden Weihnachtsmann-Verbreitung<br />
haben sich engagierte Katholiken erfolgreich darum<br />
bemüht, der jahrhundertealten Nikolaustradition neuen Schwung zu verleihen.<br />
Es <strong>war</strong> das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, das mit der<br />
Aktion „Weihnachtsmannfreie Zone“ damit begann, dem mit rotem<br />
www.nikolaus-komm-in-unser-haus.de<br />
�<br />
www.weihnachtsmannfreie-zone.de<br />
Plüschmantel bekleideten Weihnachtsmann aus der Werbung eines amerikanischen<br />
Limonadenherstellers Paroli zu bieten. Inzwischen gibt es im<br />
Rheinland ein sogenanntes „Nikolausbündnis“. Vornehmlich – aber nicht<br />
nur – junge Katholiken aus <strong>Köln</strong>, Bonn und Düsseldorf haben sich darin<br />
zusammengeschlossen. Mit unterschiedlichen Aktionen wollen sie das gesellschaftliche<br />
Bewusstsein für <strong>die</strong> Bedeutung des legendären Heiligen, von dem<br />
unzählige Wundertaten überliefert sind, mit heutigen Mitteln schärfen.<br />
„Nikolaus komm in unser Haus“ lautet der <strong>Name</strong> des Bündnisses, das bereits<br />
mit großem Erfolg arbeitet. Ziel <strong>die</strong>ses Bündnisses ist es, das vorbildliche<br />
Leben des Nikolaus einer breiteren Öffentlichkeit deutlich zu machen. Fortbildungsmaßnahmen<br />
für angehende Nikoläuse sind fester Bestandteil der Kampagne.<br />
In <strong>die</strong>sen Fortbildungsmaßnahmen geht es darum, Interessenten, <strong>die</strong><br />
gerne in der Rolle des heiligen Nikolaus am Nikolausabend Familien besuchen<br />
möchten, für <strong>die</strong>se Aufgabe vorzubereiten.<br />
Fortbildung für „Nikoläuse“<br />
Der <strong>Köln</strong>er Stadtjugendseelsorger Dr. Dominik Meiering erklärt, worum es in<br />
einer solchen Schulung geht: „Neben der Vermittlung von Wissen über Nikolaus<br />
und sein Wirken erklären wir den angehenden Nikoläusen, wie sie mit Kindern<br />
umgehen sollen. ,Wie spreche ich mit Kindern?‘ lautet das Thema einer praktischen<br />
Übung. Ausgehend von der christlichen Botschaft sollen sie bei Besuchen<br />
in Familien oder Einrichtungen bemüht sein, den Kleinen deutlich zu<br />
machen, dass sie geliebt sind.“ Aber auch das Basteln einer Mitra würden <strong>die</strong><br />
Teilnehmer einer „Nikolausfortbildung“ lernen. Meierings Wunsch: Dass es in<br />
absehbarer Zeit in möglichst vielen Gemeinden Menschen gibt, <strong>die</strong> bereit sind,<br />
ausgehend von einer fun<strong>die</strong>rten Schulung, den Nikolaus darzustellen. Das<br />
Bemühen Meierings und vieler anderer, dem Weihnachtsmann das katholische<br />
Original als bessere Alternative entgegenzustellen, hat nach verschiedenen<br />
öffentlichkeitswirksamen Aktionen im letzten Jahr seinen Niederschlag in der<br />
internationalen Presse gefunden. So titelte beispielsweise im letzten Jahr <strong>die</strong><br />
größte Tageszeitung im lateinamerikanischen Andenstaat Ecuador auf der<br />
ersten Seite „Deutsche sagen Weihnachtsmann den Kampf an“.<br />
Mit dem „Nikolausmobil“ unterwegs<br />
Der 51-jährige Norbert Michels ist als Nikolaus schon ein „alter Hase“. Seit<br />
seinem 16. Lebensjahr nimmt er das Kratzen des weißen Bartes und das<br />
Schwitzen unter der Perücke in Kauf, weil er anderen eine Freude bereiten<br />
kann. In den Tagen vor dem 6. Dezember er hat jetzt wieder Urlaub genommen.<br />
Mit dem „Nikolausmobil“, das vom Bündnis „Nikolaus komm in unser<br />
Haus“ getragen wird, fährt Michels als heiliger Bischof Nikolaus von Einrichtung<br />
zu Einrichtung. „Wer uns einlädt, den besuchen wir“, verspricht Nikolaus<br />
alias Norbert Michels. Im letzten Jahr führte ihn <strong>die</strong> Fahrt mit dem<br />
Nikolausmobil sogar bis ins WDR-Fernsehen. Dort erzählte er dann auch <strong>die</strong><br />
Geschichte von seiner Begegnung mit dem Weihnachtsmann in einer <strong>Köln</strong>er<br />
Fußgängerzone: „Dem habe ich vielleicht was erzählt“, berichtet der Michels-<br />
Nikolaus. Am Ende des Gesprächs habe er sein verdutztes Gegenüber zur<br />
Teilnahme an einer Nikolausfortbildung eingeladen.<br />
www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
33
Me<strong>die</strong>ntipps<br />
Buch<br />
Advent und Weihnachten<br />
im<br />
Das Programm in der <strong>die</strong>sjährigen Adventsund<br />
Weihnachtszeit: „Weihnachten macht Sinn“<br />
Vom sinnlichen Erleben der Weihnachtszeit bis<br />
hin zum eigentlichen Sinn der Weihnacht<br />
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mit dem Dompropst<br />
Am zweiten Weihnachtstag, 26. Dezember,<br />
öffnet Dompropst Dr. Norbert Feldhoff seinen<br />
CD-Schrank für <strong>die</strong> domradio-Hörer. Der Dompropst<br />
moderiert <strong>die</strong> Sendung Musica von 20<br />
bis 22 Uhr.<br />
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<strong>die</strong> Zeit schenken<br />
Weihnachten ist <strong>die</strong> Zeit des Schenkens und<br />
der Nächstenliebe. Nicht nur zur Weihnachtszeit<br />
engagieren sich Millionen Menschen in<br />
Deutschland ehrenamtlich. In der Adventsserie<br />
„Deus Caritas est, Gott ist <strong>die</strong> Nächstenliebe“<br />
stellt domradio.de Menschen vor, <strong>die</strong><br />
mit ihrer Arbeit ein Zeugnis praktizierter<br />
Nächstenliebe geben.<br />
Vom 1. bis 24. Dezember täglich um 9.10 Uhr.<br />
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Zur Bescherung daheim und <strong>die</strong> ganze Weihnachtsnacht<br />
<strong>spielt</strong> domradio <strong>die</strong> schönsten<br />
Weihnachtslieder und klassische Weihnachtsmusik,<br />
dazu weihnachtliche Geschichten und<br />
Gedichte. Am Heiligen Abend um Mitternacht<br />
dann <strong>die</strong> feierliche Christmette aus dem <strong>Köln</strong>er<br />
Dom. In <strong>Köln</strong> auf 101,7 UKW, in NRW über<br />
Kabel und Satellit.<br />
… dass man sich viele tolle Kurzfilme legal im Internet ansehen, herunterladen und<br />
öffentlich vorführen kann? Wie <strong>die</strong>s geht erfahren Sie unter: www.me<strong>die</strong>nzentralen.de.<br />
… dass man wunderbar über Filme diskutieren kann. Tauschen Sie sich mit anderen<br />
Cine asten auf www.facebook.com/me<strong>die</strong>nzentrale.koeln aus.<br />
… dass das <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong> im kommenden Jahr 1700 Jahre alt wird? Eine Auswahl an<br />
Me<strong>die</strong>n zu <strong>die</strong>sem großen Jubiläum finden Sie unter www.me<strong>die</strong>nzentrale-koeln.de.<br />
Woher kommt das Christkind?<br />
57 Fragen rund um Weihnachten umfasst <strong>die</strong> Broschüre „Ist das Christkind <strong>die</strong><br />
Tochter vom Weihnachtsmann?“, <strong>die</strong> vom Evangelischen Kirchenkreis Bonn und<br />
der Katholischen Citypastoral Bonn herausgegeben wird: „Warum beginnt der<br />
Advent nicht immer am 1. Dezember?“ oder „Ist <strong>die</strong> Weihnachtsgeschichte<br />
erfunden?“. Das Büchlein regt dazu an, sich mit dem Geheimnis der Weihnacht<br />
und dessen Botschaft auseinanderzusetzen – manchmal frech und augenzwinkernd,<br />
aber immer verständlich in der Sprache unserer Zeit. Erhältlich ist <strong>die</strong><br />
Broschüre in Buchhandlungen und Gemeinden.<br />
www.bachem.de/verlag<br />
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Weihnachten jenseits von<br />
„alten Zöpfen“<br />
Nicht eben selten wird darauf hingewiesen, dass<br />
Advent und Weihnachten von Wirtschaft, Werbung<br />
und Erfrischungsgetränkeindustrie furchtbar entstellt<br />
worden seien. Was ist das für ein Fest, das bei uns in<br />
der dunklen Jahreszeit für glänzende Augen bei Kindern,<br />
Stress bei Eltern und für Niedergeschlagenheit<br />
bei Alleinstehenden sorgt? Hat Weihnachten noch<br />
mehr zu bedeuten? Eine Verheißung wie „Allen<br />
Menschen wird zuteil Gottes Heil“ lässt darauf<br />
schließen. Die in der Me<strong>die</strong>nzentrale des <strong>Erzbistum</strong>s<br />
<strong>Köln</strong> zusammengestellten Me<strong>die</strong>n erleichtern es, der<br />
Bedeutung von Weihnachten jenseits von „alten<br />
Zöpfen“, aber mit Freude und Witz nachzuspüren.<br />
Die Wand<br />
Im Oktober <strong>war</strong>en sich <strong>die</strong><br />
katholischen und evangelischen<br />
Filmkritiker einig: Der<br />
Film "Die Wand" von Regisseur<br />
Julian Roman Pölsler<br />
wurde Kinotipp des Monats.<br />
Die Verfilmung des Romans<br />
von Marlen Haushofer erzählt<br />
von einer Frau, <strong>die</strong> sich plötzlich durch eine durchsichtige<br />
Wand von der weiteren Außenwelt getrennt wiederfindet<br />
und auf sich allein gestellt existenziellen<br />
Problemen und Fragen gegenübersteht.<br />
www.me<strong>die</strong>nzentrale-koeln.de<br />
<strong>Köln</strong>er Dom<br />
Auch bei schlechtem Wetter, Wind und Sturm können<br />
Sie <strong>die</strong> Schatzkammer des <strong>Köln</strong>er Doms besuchen!<br />
Über www.koelner-dom.de finden Sie unter dem Reiter<br />
„Institutionen“ <strong>die</strong> Domschatzkammer. Von hier<br />
gelangen Sie in den mittelalterlichen Gewölbekeller<br />
unter dem Dom! Die Domschatzkammer des <strong>Köln</strong>er<br />
Domes präsentiert sich hier in einer virtuellen und<br />
interaktiven 360°-Tour. Die Domschatzmeisterin freut<br />
sich danach auch auf Ihren Live-Besuch!<br />
www.koelner-dom.de<br />
Internet<br />
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Was sich im <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong> alles tut, können Sie<br />
auch im Film ansehen. Über www.me<strong>die</strong>n-tube.de<br />
stellt Ihnen <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>nabteilung alle Videoproduktionen<br />
aus den Gemeinden, aus dem Bistum und rund<br />
um den <strong>Köln</strong>er Dom auf einer Me<strong>die</strong>nplattform<br />
zusammen. Unter der Überschrift „Folgende Videos<br />
empfehlen wir“ finden Sie auch noch einmal das<br />
wöchentliche Video-Magazin, das zusammen mit<br />
dem domradio produziert wird und jeden Sonntag<br />
gesendet wird nach der Übertragung des 10-Uhr-<br />
Gottes<strong>die</strong>nstes aus dem <strong>Köln</strong>er Dom.<br />
www.me<strong>die</strong>n-tube.de<br />
Alle Weihnachtsgottes<strong>die</strong>nste im <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong><br />
www.kirchenzeitung-koeln.de/gottes<strong>die</strong>nste<br />
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Stiften Sie Zukunft!<br />
Die CaritasStiftung setzt sich<br />
dafür ein, benachteiligte Kinder,<br />
Jugendliche und Familien<br />
zu stärken. Mit Ihrer Spende<br />
unterstützen Sie <strong>die</strong> Arbeit der<br />
CaritasStiftung. Gehen Sie mit<br />
uns in eine gute Zukunft!<br />
Bitte schicken Sie mir Informations material<br />
zu folgenden Themen:<br />
� Arbeit der CaritasStiftung � Stifterdarlehen<br />
� Ratgeber Testament � Zustiftung<br />
� Stiftungsfonds � Meine eigene Stiftung<br />
Ihr Ansprechpartner<br />
Thomas Hoyer, Vorstandsvorsitzender<br />
Tel. 0221 2010-228<br />
thomas.hoyer@caritasstiftung.de<br />
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Wie stellen sich Kinder<br />
„Grüne Lebenswelten“<br />
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Eine Antwort gibt <strong>die</strong>ses Bild<br />
der 13-jährigen Diana Fan aus den USA.<br />
Damit gewann <strong>die</strong> Schülerin aus Kalifornien<br />
den 21. Kinder-Umweltmalwettbewerb –<br />
ein Gemeinschaftsprojekt des Umweltprogramms<br />
der Vereinten Nationen (UNEP) und der Bayer AG.<br />
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36<br />
Ein<br />
weißer Esel<br />
und der<br />
<strong>Köln</strong>er Erzbischof<br />
Einen vergessenen Weihnachtsbrauch<br />
im Archiv wiederentdeckt<br />
www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
Fast 450 Jahre alt ist <strong>die</strong> Handschrift,<br />
<strong>die</strong> Archivmitarbeiter Stefan Plettendorff<br />
aus einem Karton hervorholt.<br />
Sie gehörte der Äbtissin von<br />
St. Maria im Kapitol.<br />
Die Weihnachtsszene befindet sich auf<br />
dem rund 1000 Jahre alten Romanischen Portal<br />
in der Kirche St. Maria im Kapitol.<br />
I n<br />
Erst <strong>die</strong> Christmette, anschließend<br />
Bescherung, dann das Festessen – so<br />
oder in anderer Reihenfolge: In vielen<br />
Familien ist es festgefügte Tradition,<br />
wie der Heilige Abend verbracht<br />
wird; <strong>die</strong> „Regie“ <strong>die</strong>ses Tages gehört<br />
mit zum Weihnachtsbrauchtum. Solche<br />
Gepflogenheiten sind nicht erst<br />
ein Phänomen unserer Tage. Von<br />
einem mittelalterlichen, sogar spezifischen<br />
<strong>Köln</strong>er Weihnachtsbrauch<br />
erzählt das Historische Archiv des<br />
<strong>Erzbistum</strong>s <strong>Köln</strong>.<br />
Von Joachim Oepen<br />
kostbarem Leder gebunden verwahrt das Historische<br />
Archiv eine alte Handschrift, <strong>die</strong> der Äbtissin von St. Maria<br />
im Kapitol gehörte. Mehr als 200 Pergamentblätter umfassend,<br />
ist sie bald 450 Jahre alt, enthält aber abschriftlich<br />
noch sehr viel ältere Nachrichten.<br />
Dort steht zu lesen, wie <strong>die</strong> <strong>Köln</strong>er Erzbischöfe im Mittelalter den Heiligen<br />
Abend verbrachten: „Der Herr Erzbischof von <strong>Köln</strong> soll in der heiligen<br />
Nacht der Geburt des Herren …“, so fängt der Text an. Demnach<br />
beginnt das Weihnachtsfest für den Erzbischof keineswegs im Dom, seiner<br />
Bischofskirche, sondern in St. Maria im Kapitol, der Damenstiftskirche<br />
unweit des Heumarkts. Dort feiert der Erzbischof <strong>die</strong> erste<br />
Weihnachtsmesse und erhält anschließend von der Äbtissin sowie den<br />
Stiftsfräuleins einen weißen Esel und andere Geschenke. Auf dem Esel<br />
reitet der Erzbischof nach St. Cäcilien (heute Museum Schnütgen) zur
zweiten Messe, wo er von der dortigen Äbtissin ein weißes Pferd<br />
bekommt, auf dem er schließlich zur dritten Messe in den Dom reitet,<br />
zu der alle Stiftsherren <strong>Köln</strong>s zusammenkommen. Doch was sollte <strong>die</strong>ser<br />
seltsame Pflichtparcours? Hier wird eine alte Römische Tradition<br />
aufgegriffen, feierte doch auch der römische Bischof, der Papst, am<br />
Weihnachtsfest drei Messen in drei verschiedenen römischen Kirchen.<br />
Solche Bezüge zur stadtrömischen Liturgie werden im mittelalterlichen<br />
<strong>Köln</strong> auch sonst im Kirchenjahr hergestellt, wobei es entsprechende Parallelen<br />
sogar bei den Gottes<strong>die</strong>nstorten gibt. Der <strong>Köln</strong>er Marienkirche<br />
(St. Maria im Kapitol) für <strong>die</strong> erste Weihnachtsmesse entspricht<br />
S. Maria Maggiore in Rom; der <strong>Köln</strong>er Dom (St. Peter) für <strong>die</strong> dritte Weihnachtsmesse<br />
entspricht dem Petersdom in Rom. Ohnehin bot sich für <strong>die</strong><br />
erste <strong>die</strong>ser drei Messen kein <strong>Köln</strong>er Gotteshaus mehr an als <strong>die</strong> Kapitolskirche,<br />
bei der Grundriss und Maße deutlich von der Geburtskirche in<br />
Bethlehem inspiriert sind und so unmittelbar auf <strong>die</strong> Menschwerdung<br />
Christi verweisen.<br />
Biblische Bezüge<br />
Schließlich gibt es auch für den Esel gleich mehrere biblische Bezüge.<br />
Nicht nur bei der Geburt Christi (nach Deutung von Jesaja 1,3 und Habakuk<br />
3,2) <strong>spielt</strong> der Esel eine Rolle, sondern auch als Reittier des Propheten<br />
Bileam, das Gott erkennt, dann als Reittier Mariens auf der Flucht nach<br />
Ägypten sowie von Jesus selbst beim Einzug in Jerusalem.<br />
Fest in Bewegung<br />
Die Sache mit dem Esel hat sich dann später erledigt, doch drei Weihnachtsmessen<br />
gehörten noch bis ins 20. Jahrhundert hinein zur Liturgie<br />
des Festes. Was aber hier im Einzelnen geschildert wird, ist ein längst<br />
vergessenes Brauchtum zum Weihnachtsfest, das <strong>die</strong> Aussagen des Festes<br />
unterstreicht, weiter ausdeutet und mit Hilfe von äußeren Zeichen sinnbildende<br />
Bezüge herstellt. Was hier im 16. Jahrhundert überliefert wird, geht<br />
womöglich bis auf das 10. Jahrhundert zurück, dürfte aber in <strong>die</strong>ser Weise<br />
nur bis irgendwann nach dem 13. Jahrhundert vollzogen worden sein.<br />
Tradition bedeutet keineswegs ein krampfhaftes Festhalten am ewig Gestrigen.<br />
Übrigens lässt sich der mittelalterliche Brauch auch auf moderne<br />
Weise interpretieren: Weihnachten hat etwas mit Bewegung zu tun. So wie<br />
<strong>die</strong> Hirten zum Stall eilten, zog der <strong>Köln</strong>er Oberhirte von Kirche zu Kirche.<br />
Bewegt uns eigentlich noch <strong>die</strong> weihnachtliche Botschaft?<br />
Zum Teil sind <strong>die</strong> Eintragungen<br />
in der Handschrift sehr<br />
aufwändig gestaltet.<br />
Das Historische Archiv des <strong>Erzbistum</strong>s <strong>Köln</strong><br />
Das <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong> blickt 2013 auf 1700 Jahre seines Bestehens<br />
zurück und damit auch auf das „Gedächtnis“ <strong>die</strong>ser Institution.<br />
Papiere, Pergamente, Fotos, Skizzen und Pläne, das ist <strong>die</strong> Materie,<br />
aus der Geschichte entstehen kann. Wenn Dokumente den<br />
Weg in <strong>die</strong> Archive finden, werden sie zum Langzeitgedächtnis.<br />
Das <strong>Erzbistum</strong> <strong>Köln</strong> besitzt seit 1921 ein solches Archiv, das laufend<br />
Zufluss aus den Verwaltungen erhält. Archive sind der natürliche<br />
„Feind“ von Mythen und Legenden. Sie zeigen, wie es<br />
damals wirklich gewesen ist und was <strong>die</strong> Akteure und Betroffenen<br />
bewegte. Damit Archive zu Wissensspendern werden,<br />
braucht es ausgewiesene Fachleute, aber auch Benutzer, <strong>die</strong> gute<br />
Fragen an <strong>die</strong> Geschichte richten. Das Historische Archiv des<br />
<strong>Erzbistum</strong>s <strong>Köln</strong> hält Original-Quellen seit 942 bereit. Zehn Personen<br />
kümmern sich hauptamtlich um <strong>die</strong> Dokumente des <strong>Erzbistum</strong>s<br />
und seiner Pfarrgemeinden, aber auch anderer wichtiger<br />
kirchlicher Einrichtungen, wie der Deutschen Bischofskonferenz,<br />
Vereinen, Verbänden und Nachlassgebern.<br />
Ulrich Helbach<br />
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Hannelene Meckenstock produziert<br />
Dochte auf ihren bis zu 150 Jahre<br />
alten Bandwebstühlen<br />
Wo <strong>die</strong><br />
Vergangenheit<br />
lebendig wird<br />
Von Anna Bossy<br />
E<br />
in kleiner schmaler Weg schlängelt sich fern von allen befestigten<br />
Straßen durch Felder und Wiesen. Am Rande Wülfraths<br />
führt er in engen Kurven vorbei an einem idyllischen Teich zu<br />
einem alten Fachwerkhaus, das, mit Efeu umrankt, geschützt<br />
am Waldrand steht. Hier endet der Weg. Ruhe. Doch <strong>die</strong> Stille<br />
wird durchbrochen von einem „Klack, klack – Klack, klack“. Die leisen<br />
Geräusche kommen aus dem alten Backsteingebäude neben dem Fachwerkhäuschen.<br />
Von wildem Wein fast verschluckt steht es da. „Hereinspaziert“,<br />
ruft eine alte Dame fröhlich und knipst das flackernde Licht an.<br />
Maschinen aus längst vergessener Zeit<br />
Webstuhl an Webstuhl reiht sich hier aneinander. Maschinen aus einer längst<br />
vergessenen Zeit. 150 Jahre haben sie teilweise schon ihren Dienst getan –<br />
und tun ihn immer noch. Manche bereits elektrifiziert, manche noch aus der<br />
Zeit, als <strong>die</strong> Bandweberei im wahrsten Sinne des Wortes noch ein Handwerk<br />
<strong>war</strong>. Langsam nimmt Hannelene Meckenstock auf ihren Stock gestützt an<br />
einer der Maschinen Platz. Rhythmisch betätigt <strong>die</strong> 86-Jährige <strong>die</strong> alten Holzbalken<br />
und zupft gleichzeitig an den vielen hundert Fäden. Ergebnis wird ein<br />
nesselfarbener Docht sein, der irgendwo in der Welt eine alte Petroleumlampe<br />
wieder zum Leuchten bringen wird. Hier ist Hannelene Meckenstock zu<br />
Hause. Das ist ihre Welt. Für viele andere ein vergessenes Relikt aus der<br />
Vergangenheit.<br />
38 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
Weberei von 1863<br />
Schon als kleines Mädchen saß Hannelene Meckenstock an den Webstühlen.<br />
Ihr Urgroßvater hatte das Grundstück gerodet und 1863 <strong>die</strong> Weberei errichtet.<br />
Wenn <strong>die</strong> Unternehmerin heute zurückdenkt, <strong>war</strong> damals um sie herum<br />
noch richtig Trubel. 25 Mitarbeiter arbeiteten in den 50er-Jahren in der Weberei<br />
Meckenstock. Da ratterten <strong>die</strong> Maschinen, polterten <strong>die</strong> dicken Garnrollen,<br />
Versteckt am Waldesrand:<br />
Die alte Fabrik Meckenstock.
Dochte für<br />
Petroleumlampen.<br />
riefen sich <strong>die</strong> jungen Burschen gegenseitig Kommandos zu. Aus dem breit<br />
gefächerten Posamentensortiment (als Posament zählen Zierbänder, gewebte<br />
Borten, Fransenborten, Kordeln, Quasten, Volants, Spitzen aller Art, kunstvoll<br />
besponnene Zierknöpfe und Ähnliches) <strong>war</strong>en neben textilen Schmier-<br />
polstern, <strong>die</strong> vor der Zeit der Kugellager zum Beispiel als Gleitlager für Eisenbahnen<br />
eingesetzt wurden, und Wischmopps besonders <strong>die</strong> Dochte gefragt.<br />
Mit Pferden und Karren wurden <strong>die</strong> fertigen Produkte <strong>die</strong> lange Straße aus<br />
dem Tal bis zum Bahnhof gebracht.<br />
Alleine in der alten Fabrik<br />
„Ja, ich habe <strong>die</strong>ses Handwerk von der Pike auf gelernt“, sagt <strong>die</strong> Nachfolgerin<br />
des Firmengründers, <strong>die</strong> seit 1959 das kleine Unternehmen leitet. Heute<br />
sitzt Hannelene Meckenstock alleine in der alten Fabrik. Neben ihr stehen<br />
Öllampen, <strong>die</strong> früher vor allem in Gruben eingesetzt wurden. Alte Bücher<br />
stapeln sich in dem kleinen Büro. Aufträge, <strong>die</strong> lange zurückliegen. Es scheint,<br />
als wären <strong>die</strong> vielen Mitarbeiter, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Weberei einst beschäftigte, einfach<br />
aufgestanden und gegangen. Wären <strong>die</strong> Seiten der Briefe, <strong>die</strong> auf dem<br />
Schreibtisch liegen, nicht vergilbt, würde der Staub sich nicht immer mehr auf<br />
den alten Maschinen ablegen, so wäre es einem, als könnte man mit einem<br />
Fingerschnipsen eine vergangene Zeit wieder zum Leben erwecken. Abseits<br />
aller asphaltierten Wege hat sich hier seit 1863 so gut wie nichts verändert.<br />
Nachfrage ist ungebrochen<br />
Heute ist es fast immer still in der Bandweberei. Doch ab und zu hört man es<br />
noch. Das regelmäßige Klack-klack, das <strong>die</strong>ses kleine Tal seit 150 Jahren<br />
In solchen Lampen kommen<br />
<strong>die</strong> Dochte zum Einsatz.<br />
durchdringt. Noch immer fragen Kunden aus Österreich, Italien, ja sogar aus<br />
Saudi-Arabien (Mekka) nach Dochten aus dem Hause Meckenstock. „Das<br />
sind dann echte Nostalgie-Liebhaber, <strong>die</strong> ihre Petroleumlampen wieder zum<br />
Leben erwecken wollen. Ach ja, und <strong>die</strong> Deutsche Bahn“, lacht Hannelene<br />
Meckenstock. Der große Konzern macht von ihrer Handwerkskunst Gebrauch,<br />
wenn <strong>die</strong> alten Museumseisenbahnen einen Hauch von Romantik versprühen<br />
sollen. „Wo gibt es denn etwas wie <strong>die</strong>se Bandweberei heute noch? Die<br />
riesigen Industriebetriebe können so etwas gar nicht mehr produzieren“, sagt<br />
<strong>die</strong> alte Dame, der es sichtbar Spaß macht, sich, so gut wie sie noch kann,<br />
hinter <strong>die</strong> alten Webstühle zu „schwingen“. Neben aller unverzichtbar<br />
gewordenen modernen High-Tech-Maschinerie scheint man sie doch noch zu<br />
brauchen, um das zu erhalten, was man Erinnerung nennt.<br />
Romantische Atmosphäre<br />
Die Weberei ist Nostalgie. Und lebt von der Nostalgie. Von der Sehnsucht der<br />
Menschen nach alten Zeiten. Gerade in der Weihnachtszeit weckt <strong>die</strong>se Sehnsucht<br />
Erinnerungen. Auf Antik-Märkten <strong>war</strong>ten dann betagte Öllämpchen auf<br />
einen weiteren Besitzer in ihrem langen Leben. So lange auch im LED-Zeitalter<br />
noch romantische Flammen an petroleumgenährten Dochten flackern,<br />
lebt <strong>die</strong> kleine Wülfrather Weberei weiter. Und so lange wie Hannelene<br />
Meckenstock noch Lust und Kraft hat, ihre alten Maschinen anzuwerfen.<br />
Gedruckt auf 100% Altpapier, zertifi ziert mit dem Blauen Engel.<br />
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sondern auch ein Festtagsessen. In zahlreichen<br />
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ein Kartoffelsalat auf den Tisch. Wir haben zwei<br />
berühmte Köche um ihr Rezept gebeten.<br />
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demnächst auf Tour mit seinem Buch<br />
„Jetzt kocht er auch noch“.<br />
Kartoffelsalat mit Würstchen<br />
Rezept für 4 Personen<br />
Zutaten<br />
800 g Pellkartoffeln (am Vorabend gekocht und geschält) * 1 Zwiebel * 4 große<br />
Gewürzgurken * 6 EL Sud von den Gewürzgurken * 4 EL Sonnenblumenöl * 4<br />
EL Kräuteressig * 1 TL Senf scharf * 1/2 Bund Petersilie glatt frisch * 1/2 Bund<br />
Ra<strong>die</strong>schen * 3 Frühlingszwiebeln * 8 Bockwürstchen<br />
Zubereitung<br />
Die Kartoffeln am Vorabend in Salzwasser kochen und schälen. Am nächs-ten<br />
Tag <strong>die</strong> Kartoffeln und Ra<strong>die</strong>schen in dünne Scheiben schneiden. Frühlingszwiebeln<br />
in dünne Ringe schneiden. Zwiebel und Gewürzgurken fein würfeln<br />
und Petersilie klein hacken. Öl, Essig und Senf verrühren, alle anderen<br />
Zutaten hinzufügen und vorsichtig unterheben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken,<br />
den Kartoffelsalat etwas ziehen lassen und eventuell nach-<br />
würzen. Mit heißen Bockwürstchen servieren.
Sie den Salat“<br />
Kartoffel-Senfgurkensalat<br />
Rezept für 4 Personen<br />
Der Sternekoch Kolja Kleeberg<br />
unterstützt <strong>die</strong> Malteser-Aktion<br />
www.hoffnung-spenden.org.<br />
Zutaten<br />
400 g mehlig kochende Kartoffeln, als Pellkartoffeln gekocht und geschält * 2 Schalotten, gewürfelt *<br />
Pflanzenöl * 2 cl Tafelessig * 100 ml Geflügelbrühe * 4 cl Senfgurkenfond * 80 ml Traubenkernöl * 100 g<br />
eingelegte Senfgurken,in daumennagelgroße Stücke geschnitten * Champagneressig * Salz, weißer Pfeffer<br />
aus der Mühle * Saft einer halben Zitrone * 2 El Creme fraîche<br />
Zubereitung<br />
Die gekochten, geschälten Kartoffeln noch <strong>war</strong>m in eine Schüssel geben. Schalottenwürfel in Pflanzenöl<br />
anschwitzen, mit dem Tafelessig ablöschen, <strong>die</strong> Brühe dazugeben und um <strong>die</strong> Hälfte einkochen.<br />
Den Senfgurkenfond zugeben, weiterreduzieren und das Traubenkernöl einrühren. Die Kartoffeln mit<br />
einer großen Gabel grob zerdrücken, mit dem heißen Fond übergießen und <strong>die</strong> Senfgurken unterheben.<br />
1 Stunde kühlstellen, danach <strong>die</strong> Creme fraîche unterheben und mit Champagneressig, Salz, Pfeffer, Zitronensaft<br />
abschmecken. Servieren Sie den Salat mit knusprig gebratenen Makrelenfilets und einem<br />
schönen, dicken Stück vom frischen Thunfisch, das Sie salzen, im heißen Öl von beiden Seiten anbraten<br />
und in der Mitte noch rosa, aber leicht <strong>war</strong>m auf dem Salat anrichten.<br />
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Kirchenzeitung zum monatlichen Preis von 6,25 Euro (zzgl. 1,90<br />
Euro Zustellgebühr). Die Bezugszeit verlängert sich dann jeweils<br />
um 3 Monate, wenn ich nicht 6 Wochen vor Ablauf der Vertragszeit<br />
schriftl. kündige. Sollte mich Ihr Angebot nicht überzeugen,<br />
teile ich Ihnen <strong>die</strong>s bis zum Erhalt der sechsten Ausgabe mit.<br />
Meine Anschrift<br />
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Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen<br />
ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail)<br />
oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt<br />
frühestens mit dem Erhalt <strong>die</strong>ser Belehrung. Zur Wahrung der Widerrufsfrist<br />
genügt <strong>die</strong> rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder<br />
der Sache. Der Widerruf ist zu richten an: J.P. Bachem Me<strong>die</strong>n<br />
GmbH, Ursulaplatz 1, 50668 <strong>Köln</strong>.<br />
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Telefon: (0221) 16 19 193 · Bestellfax: (0221) 16 19 205 · E-Mail: abo@kirchenzeitung-koeln.de<br />
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Priester, davon 784<br />
im aktiven Dienst<br />
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katholische Krankenhäuser<br />
5.000<br />
Erzieherinnen und Erzieher<br />
in katholischen Kindertagesstätten<br />
30.000<br />
Ministranten und Ministrantinnen<br />
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<strong>Köln</strong> *<br />
46<br />
katholische Schulen<br />
aller Schulformen in privater Trägerschaft<br />
2.080.656<br />
Katholiken<br />
5.000<br />
Jugendgruppen-Leiterinnen und -Leiter<br />
110<br />
Ordensgemeinschaften<br />
13.000<br />
ehrenamtliche Helferinnen<br />
und Helfer in der Alten-, Kranken-<br />
und Familienhilfe<br />
581<br />
katholische<br />
Kindertagesstätten<br />
381<br />
katholische Öffentliche Büchereien<br />
mit 1,5 Millionen Me<strong>die</strong>n<br />
10<br />
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43
Es gibt viele Begründungen, aus der Kirche auszutreten.<br />
Hier sieben auf einen Streich – und klare Gegenargumente.<br />
„An Gott glauben<br />
kann ich auch ohne Kirche.“<br />
Wirklich?<br />
1<br />
2<br />
Typisch für euch: Wenn ich nicht mehr zahle,<br />
darf ich auch nicht mehr zur Kommunion.<br />
Aber gläubig bin ich immer noch!<br />
Jede Gemeinschaft braucht Organisation, Strukturen, Gebäude.<br />
Auch <strong>die</strong> Kirche muss Heizöl kaufen und ihre Mitarbeiter bezahlen.<br />
Die Kosten, <strong>die</strong> dafür entstehen, tragen alle Mitglieder<br />
solidarisch. Ohne den bezahlten Pfarrer in der beheizten Kirche<br />
gäbe es letztlich auch keine Kommunion. Das eine lässt sich<br />
vom anderen also nicht trennen.<br />
44 www.adventszeit<strong>2012</strong>.de<br />
Eure sozialen Angebote und auch eure Schulen<br />
finde ich ja gut. Aber das Geld dafür bekommt<br />
ihr vom Staat wie alle anderen auch.<br />
Bei der Finanzierung von Schulen, Kindergärten oder<br />
Krankenhäusern gelten für alle Träger und Anbieter <strong>die</strong><br />
gleichen Regeln: Wer solche öffentlichen Aufgaben wahrnimmt,<br />
wird auch öffentlich (mit)finanziert; bei den Krankenhäusern<br />
durch <strong>die</strong> Pflegesätze. Die Kirche engagiert<br />
sich aus Mitteln ihrer Mitglieder (Kirchensteuern) noch<br />
darüber hinaus.<br />
Wer geschieden ist, ist eh aus der Kirche<br />
ausgeschlossen.<br />
Da kann ich ja gleich austreten.<br />
Solange eine kirchlich geschlossene Ehe nicht<br />
annulliert wurde, gilt sie weiterhin. Eine Wiederheirat<br />
ist nach kirchlicher Überzeugung deshalb ein<br />
Unrechtszustand, der den Empfang von Kommunion<br />
und Bußsakrament ausschließt. Die betroffenen<br />
Partner dagegen sind nicht aus der Kirche ausgeschlossen<br />
und können – mit <strong>die</strong>ser Einschränkung<br />
– am kirchlichen Leben teilnehmen. Es ist nachvollziehbar,<br />
dass <strong>die</strong>s für viele ein unbefriedigender<br />
Zustand ist. Es sollte daher auch in jedem Fall<br />
geprüft werden, ob es nicht Möglichkeiten<br />
zu einer Lösung gibt.<br />
7<br />
3<br />
4<br />
Ich glaube an Gott und kann dabei gut und<br />
gern ohne Papst und Bischöfe auskommen.<br />
Stimmt und stimmt auch wieder nicht: Kirche ist <strong>die</strong><br />
Gemeinschaft vieler Einzelner, aktuell heute, aber auch<br />
durch <strong>die</strong> Jahrhunderte. Der Glaube lebt vom Weitersagen.<br />
Als Einzelner und von allein kommt keiner auf das Evangelium.<br />
Dazu braucht es Menschen, <strong>die</strong> das Ganze zusammenhalten<br />
und für Einheit, Echtheit und Verbindlichkeit sorgen.<br />
Das wusste schon Jesus, als er <strong>die</strong> zwölf Apostel auswählte<br />
und beauftragte.<br />
Auf <strong>die</strong> Mitgliedschaft in der Körperschaft<br />
Kirche verzichte ich, mir reicht das Katholischsein.<br />
Denn beten kann ich auch im Wald,<br />
dafür brauche ich nicht in <strong>die</strong> Kirche.<br />
5<br />
„Der Glaube kommt vom Hören“, heißt es in der Bibel.<br />
Das bedeutet: Glaube lebt vom Weitersagen und ist deshalb<br />
ohne Gemeinschaft nicht denkbar. Niemand glaubt<br />
für sich allein. Der rote Faden durch <strong>die</strong> Botschaft Jesu ist<br />
gerade der Ruf in <strong>die</strong> Gemeinschaft der Schwestern und<br />
Brüder. Und Gemeinschaft braucht zur Wirksamkeit<br />
immer auch eine Struktur.<br />
6<br />
Wer wieder eintreten will,<br />
muss <strong>die</strong> Kirchensteuer nachzahlen.<br />
Falsch. Kirchensteuer zahlt nur, wer aktuell und solange er zur<br />
Kirche gehört; nur Kirchenmitglieder sind kirchensteuerpflichtig.<br />
Die Mitgliedschaft endet mit dem Austritt und wird erst durch<br />
einen Wiedereintritt wieder hergestellt.<br />
Die Kirche ist so reich, dass sie auch ohne Kirchensteuer auskommt.<br />
Kirche ist naturgemäß ein personalintensives „Unternehmen“. Aus der Kirchensteuer bestreitet sie<br />
vor allem ihre laufenden Ausgaben: <strong>die</strong> Löhne ihrer Beschäftigten, laufende Kosten – wie Miete,<br />
Heizung, Bauunterhalt – für ihre Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Kirchengebäude, <strong>die</strong> vielfältigen<br />
Kosten der Seelsorge... Darüber hinaus finanziert sie <strong>die</strong> aktuellen und zukünftigen Pensionszahlungen<br />
ihrer Mitarbeitenden. Der vom gewählten Kirchensteuerrat festgesetzte<br />
Kirchensteuer-Prozentsatz ist so bemessen, dass <strong>die</strong>s alles möglich ist. Große Reichtümer, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Bistümer unabhängig von der Kirchensteuer machen würden, fallen dabei nicht an.<br />
Ohne <strong>die</strong> laufenden Einnahmen wären sie in wenigen Monaten insolvent.
„Jeder einzelne Kirchenaustritt ist für mich schmerzlich“<br />
„Nach dem Austritt ist es<br />
eigentlich schon zu spät“<br />
W<br />
ir wissen aus verschiedenen Untersuchungen:<br />
So gut wie niemand tritt spontan<br />
und von heute auf morgen aus der Kirche aus.<br />
Z<strong>war</strong> kann es einen konkreten Anlass geben –<br />
eine Ärgernis erregende Predigt oder Äußerung,<br />
eine unbefriedigend verlaufene Begegnung mit<br />
einem Amtsträger oder einer kirchlichen Institution<br />
sowie ein Skandal wie <strong>die</strong> Missbrauchsfälle.<br />
Aber der Kirchenaustritt ist in aller Regel der Endpunkt<br />
einer längeren Entfremdungsgeschichte. Wir<br />
wollen mehr voneinander wissen, um den Ursachen<br />
für schleichende Entfremdung nachgehen zu<br />
können und etwas dagegen zu tun. Wir können<br />
und wollen das Evangelium nicht neu erfinden,<br />
aber wir können uns bemühen, es für heutige<br />
Menschen verständlicher zu verkündigen, ihre Fragen<br />
aufzugreifen. Wir wollen nichts unversucht<br />
lassen. Denn ist der Austritt erst einmal vollzogen,<br />
ist es eigentlich schon zu spät.<br />
n den letzten Monaten ist viel über Kirchenaustritte berichtet worden:<br />
I über gestiegene Austrittszahlen nach Bekanntwerden der furchtbaren<br />
Missbrauchsfälle, über <strong>die</strong> gerichtliche Entscheidung, dass es nicht möglich<br />
ist, lediglich teilweise aus der „Körperschaft Kirche“ auszutreten und zuletzt<br />
über den Brief, mit dem wir zukünftig über <strong>die</strong> Folgen eines Austritts informieren<br />
und den Ausgetretenen ein Gespräch anbieten.<br />
In der Öffentlichkeit ist vielfach der Eindruck entstanden, hier ginge es in<br />
erster Linie ums Geld, sprich <strong>die</strong> Kirchensteuer. Als Bischof beschäftigt mich<br />
aber zunächst einmal gar nicht <strong>die</strong> finanzielle Auswirkung, vielmehr frage ich<br />
mich, aus welchem Grund einem Menschen, der mir in meinem Hirten<strong>die</strong>nst<br />
als Bischof anvertraut ist, <strong>die</strong> Gemeinschaft der Kirche so unwichtig geworden<br />
ist, dass er sie für entbehrlich hält. Manchmal sind es einzelne Ärgernisse<br />
(zum Beispiel ein unglückliches Gespräch, unterschiedliche Ansichten über<br />
eine Hochzeitsfeier oder ein Zeitungsartikel), <strong>die</strong> „das Fass zum Überlaufen“<br />
bringen. Viel öfter aber liegt es offenbar an uns, dass „der Funke nicht überspringt“,<br />
unser Glaube nicht ansteckend wirkt.<br />
Für mich ist jeder einzelne Kirchenaustritt schmerzlich, denn hinter jedem Kirchenaustritt<br />
steht letztlich eine gescheiterte Beziehung zwischen einem Menschen<br />
und Gott. Viel zu selten gelingt es uns bislang, mit <strong>die</strong>sen Menschen<br />
wieder ins Gespräch zu kommen. Das soll, das muss sich ändern. Im Johannes-<br />
Evangelium heißt es im Zusammenhang mit der Verhaftung Jesu: „So sollte sich<br />
das Wort erfüllen, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, <strong>die</strong><br />
du mir gegeben hast.“ Das muss auch unser Anspruch sein.<br />
+ Joachim Kardinal Meisner<br />
Markus Bosbach<br />
Leiter der Hauptabteilung Seelsorge<br />
des <strong>Erzbistum</strong>s <strong>Köln</strong>, davor Pfarrer<br />
und Kreisdechant in Mettmann.<br />
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Impressum<br />
Anschrift der Redaktion: Ursulaplatz 1, 50668 <strong>Köln</strong>, Telefon: (0221) 1619-131, Fax (0221) 1619-<br />
216, E-Mail: info@adventszeit<strong>2012</strong>.de, Internet: www.adventszeit<strong>2012</strong>.de | Veröffentlichungen, <strong>die</strong><br />
namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht <strong>die</strong> Meinung der Redaktion wieder, sondern stellen <strong>die</strong><br />
persönliche Meinung des Verfassers dar. Nachdruck und Verwendung <strong>die</strong>ser Zeitschrift in digitaler<br />
Form, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. | Layout: Petra Drumm, Giannina<br />
Brück, J.P. Bachem Verlag GmbH, <strong>Köln</strong> | Verlag: J.P. Bachem Me<strong>die</strong>n GmbH, Ursulaplatz 1, 50668<br />
<strong>Köln</strong>, Telefon: (0221) 1619-0, Fax: (0221) 1619-214, E-Mail: info@bachem-me<strong>die</strong>n.de | Geschäfts-<br />
führer: Dipl.-Kfm. Lambert Bachem | Fotos: Robert Boecker, wenn nicht anders gekennzeichnet.<br />
Verlagsbezirk Rhein-Sieg-Kreis rrh., Oberbergischer Kreis und Kreis Altenkirchen:<br />
Degensche Druckerei und Verlagshaus GmbH & Co. KG., Kamillenweg 22, 53757<br />
Sankt Augustin, Telefon (02241) 980013, E-Mail: kiz@degensche-druckerei.de |<br />
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