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Mitteilungen DMG 01 / 2011 - Deutsche Meteorologische ...

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Abb. 2: Meteogramm Kabul, Juni 2005, © DWD. Abb. 3: Auszug Leistungstabelle CH-53G.<br />

Zu den meteorologischen Besonderheiten, die in Mitteleuropa<br />

nicht bzw. nicht mit dieser Intensität auftreten<br />

und flugmeteorologische Gefahren darstellen, gehören<br />

− Staub- und Sandstürme<br />

− extrem hohe Tagesschwankungen der Temperatur<br />

(Abb. 2)<br />

− Trocken-heißer Wind („Afghanez“)<br />

Dagegen sind Gewitter – vom äußersten Osten abgesehen<br />

– nur selten, da das Land in den Sommermonaten<br />

zu trocken ist. Lediglich von Februar bis April reichen<br />

die Feuchtigkeit der Winterniederschläge und die<br />

inzwischen auf 25 °C ansteigenden Temperaturen für<br />

Gewitterbildung aus.<br />

Meteorologisch bedingte Naturgefahren sind Überschwemmungen<br />

nach Starkregenereignissen in den<br />

Wintermonaten in den östlichen und südlichen Landesteilen,<br />

Gefährdung durch Trockenheit und Dürre durch<br />

starke Abweichungen von den ohnehin meist geringen<br />

Niederschlagsmengen und Frostgefahr in Abhängigkeit<br />

von der Höhenlage und geografischer Breite. Hinzu<br />

kommt, dass es in den Bergregionen immer wieder Erdbeben<br />

gibt..<br />

Die Ausläufer des indischen Sommermonsuns erreichen<br />

− von Pakistan kommend − den Ostteil Afghanistans,<br />

manchmal noch bis Kabul. Dann fällt auch<br />

während der sonst trockenen Sommermonate Niederschlag.<br />

In vielfacher Hinsicht wird der Flugbetrieb in Afghanistan<br />

beeinflusst, beeinträchtigt bzw. verhindert. Es<br />

beginnt schon beim Luftraum, der nach wie vor weitgehend<br />

unkontrolliert ist, da es an den nötigen Einrichtungen<br />

(Radarführungssysteme) fehlt. Ausnahmen sind<br />

nur die Flugplatzbereiche um Kabul, Bagram (60 km<br />

nördlich von Kabul) und Mazar-e Sharif. Erhöhte Minima<br />

bzw. Einhaltung von Sichtflugbedingungen sind<br />

die Folgen, die in erheblichem Maße den Flugbetrieb<br />

beeinträchtigen.<br />

Flüge – hauptsächlich Hubschrauberflüge – bei Nacht<br />

mit Hilfe optischen Sehhilfen (Bildverstärkerbrille –<br />

focus<br />

BIV) sind im Vergleich zu Europa wesentlich stärker<br />

beeinträchtigt, da kaum künstliche Lichtquellen vorhanden<br />

sind. In mehr als 10 Nächten hintereinander ist<br />

aus astronomischen Bedingungen (Mondphasen) der<br />

erforderliche Mindestwert der Beleuchtungsstärke von<br />

20 mlx (in Deutschland 0,5 mlx) nicht gewährleistet.<br />

Weitere Probleme, insbesondere für Hubschrauber,<br />

ergeben sich durch hohe Temperaturen und damit<br />

verbunden extrem geringe Luftdichtewerte bzw.<br />

große Dichtehöhen (DA – Density Altitude), vor allem<br />

dann, wenn sie noch mit großen Höhen verbunden<br />

sind. So liegt Kabul in 1793 m Höhe über NN, und<br />

bereits ab April steigen die Temperaturen auf über<br />

35 °C. Das führt zu einer Dichtehöhe von 9000 ft und<br />

mehr. Gleichzeitig sind aber die maximalen Werte für<br />

einen Hubschrauber der Bundeswehr, die CH-53 bei<br />

7800 ft (Abb. 3). Mit anderen Worten: da geht nichts<br />

mehr. Die einzig fliegbaren Zeiten reduzieren sich<br />

dann auf etwa 4-5 Stunden nach Sonnenaufgang, wenn<br />

die Temperaturen dann bis zu 30 K niedriger sind. In<br />

Mazar-e Sharif in 378 m NN ist die Situation nicht<br />

ganz so problematisch, jedoch wird bei Erreichen von<br />

41 °C für Hubschrauber bzw. 39 °C für Flächenflugzeuge<br />

(Transall) der Flugbetrieb ebenfalls eingestellt<br />

werden.<br />

Für Hubschrauber ist auch der bei Start und Landung<br />

aufgewirbelte Sand ein Problem (Abb. 4), nicht<br />

nur wegen des Sicht- und Horizontverlustes für den Piloten,<br />

sondern auch durch den in die Triebwerke eingesaugten<br />

Sand. Er reduziert die Triebwerkleistung und<br />

damit die Kühlung der Triebwerke. Der Sand wirkt wie<br />

Schmirgelpapier im Inneren der Triebwerke, wodurch<br />

diese häufigeren Wartungsintervallen unterzogen werden<br />

müssen.<br />

Sand- und Staubstürme (Abb. 5) sind nicht selten nach<br />

längeren Trockenperioden. Die Erfassung gestaltet sich<br />

wegen des dünnen Stationsnetzes schwierig. Hier sind<br />

spezielle Kanäle der MSG-Satellitenbilder bzw. deren<br />

Kombination hilfreich, auf denen die Gebiete mit auftretenden<br />

Sandstürmen erkennbar sind. Wie stark und<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

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