Mitteilungen DMG 01 / 2011 - Deutsche Meteorologische ...

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

28 medial Rezensionen Atlas der wirklichen Welt Daniel Dorling, Mark Newman, Anna Barford: Atlas der wirklichen Welt. Primus-Verlag, 2010, 416 Seiten, 49,90 €. Jörg Rapp Der Atlas, der als englische Originalausgabe bei Thames & Hudson ebenfalls im vergangenen Jahr erschienen ist, bietet einen ungewöhnlichen, aber gleichwohl “ehrlichen” Blick auf die Welt. Denn so genannte „Kartogramme“ stellen die einzelnen Länder nicht in ihrer korrekten Größe, sondern umso größer dar, desto mehr sie von den dargestellten Themen beeinflusst sind. Geht es also beispielsweise um die absolute Niederschlagsmenge, wirken die feuchten tropischen Staaten „aufgeblasen“ wie eine „Luftmatratze“, während die trockenen Subtropen zu einen schmalen Band schrumpfen. Diese Kartogramme also zeigen die Flächen der Staaten, wie sie den gezeigten statistischen Größen proportional entsprechen würden. Dabei wurde bei der Umsetzung darauf Wert gelegt, dass die Abbildungen grafisch ansprechend und leserlich gestaltet sind und sich die Länderumrisse möglichst wenig ändern, mithin „erkennbar“ bleiben. Mitteilungen DMG 01/2011 Der Atlas schlägt einen weiten inhaltlichen Bogen. Er behandelt ausführlich die Themenfelder Menschen und Ressourcen, die Welt des Handels, die Welt der Wirtschaft, die soziale Welt, die Welt der Gefahren und die Welt des Glaubens. Meteorologisch interessant sind die Karten zur Niederschlagsmenge und zu den Wasserressourcen (Karten 45 f.), zu den Auswirkungen von Naturkatastrophen (Karten 299 ff.) und zu den Kohlendioxidemissionen in den einzelnen Ländern (Karten 325 ff.). So haben viele südasiatische Staaten, insbesondere aber Bangladesh, in der Vergangenheit schwer unter tropischen Stürmen gelitten. 1991 kamen dort bei einem tropischen Zyklon fast 140 000 Menschen um. 72 Prozent der weltweiten Todesfälle durch derartige Unwetter waren in Südasien zu beklagen, so dass Bangladesh, Indien und die Philippinen durch die grafische Ausweitung ihres Staatsgebietes besonders ins Auge fallen. Außergewöhnlich viele Opfer von Dürrekatastrophen gab es dagegen in den Staaten Äthiopien, Sudan und Mosambik. Andere Staaten waren viel weniger betroffen. Diese Tatsache bleibt dem Leser eines entsprechenden Textes viel weniger haften. Auch, dass es besonders viele Todesfälle durch extreme Temperaturen in Indien, Griechenland, Polen, den USA und in Mexiko gab, dürfte sich aus statistischen Tabellen nicht so schnell und auf einen Blick erschließen, wie es die Kartogramme eindrücklich offenbaren. So vermittelt der Atlas in der Tat eine neue Sicht auf die Welt und führt uns die vielen Unverhältnismäßigkeiten der Globalisierung unmissverständlich vor Augen. Ebbe und Flut – Das Naturphänomen der Gezeiten einfach erklärt Wolfgang Glebe: Ebbe und Flut – Das Naturphänomen der Gezeiten einfach erklärt, 1. Auflage, Verlag Delius Klasing, 2010, 128 Seiten, 14,00 €. Hein Dieter Behr Will man in die Thematik „Gezeiten“ einsteigen, so greift der wissenschaftlich orientierte Leser gern zu dem deutschsprachigen Klassiker Allgemeine Meereskunde (1975) von G. Dietrich, K. Kalle, W. Krauß und G. Siedler. Im dortigen Kapitel 9, Gezeitenerscheinungen, wird der Leser auf knapp 50 Seiten umfassend informiert. Die Beschreibung der ozeanographischen
Vorgänge wird durch die erforderlichen Gleichungen gut unterstützt. Nun erscheint im Verlag Delius Klasing ein Büchlein zu dieser Thematik. Der Verlag ist als Forum gut gewählt, da er sich mit seinem Ausgabeprogramm im Wesentlichen an die küstennahen Sportschiffer wie auch an die Hochseeregattaprofis wendet. Bereits ist hierzu fragen, an welchen neuen Leserkreis der Verlag sich mit diesem Büchlein wenden will, da das Verlagsprogramm bereits mehrere Bücher zu dieser Thematik bietet. Um sich von den anderen Ausgaben des Verlages abzugrenzen, wählt der Autor des vorliegenden Büchleins einen anderen Weg. Da er sich nach seinen Aussagen an den interessierten Laien wenden möchte, will er allein durch Erläuterungen „das Spiel von Ebbe und Flut so verständlich erklären, dass der Leser nur mit dem Kopf zu nicken brauche und er hätte es verstanden. Für den physikalisch interessierten Leser verbannt er die erforderlichen Formeln in den Anhang. Der erste Abschnitt beginnt mit einem geschichtlichen Überblick. Anschließend werden die „einfachsten mechanischen Modelle“, die für die Ausbildung der Gezeiten verantwortlich sind, vorgestellt. Bereits hier stößt das vom Autor angepeilte Ziel, alles nur an Hand von Grafiken zu erläutern, an die Grenzen des Verständlichen. Es mag bezweifelt werden, ob ein Wassersportler seinen Ausführungen in jedem Punkt folgen kann und will, ein der Ozeanographie Kundiger erkennt dagegen rasch, wohin die Argumentation führen soll. Im zweiten Abschnitt wendet sich der Autor zunächst den zeitabhängigen Effekten bei den Gezeiten zu. In der einführenden Abbildung auf Seite 39 wird die in der Gezeitenkunde verwendete Terminologie leider nicht vollständig vorgestellt. Es fehlen im unmittelbaren Umfeld der Abbildung auf Seite 39 beispielsweise die Definitionen von: Steig- und Falldauer, Tidenstieg und -fall, Tidenhub sowie Mittelwasser. Bei der Nennung des Begriffes Seekartennull fehlt – leider – der wichtige Hinweis, dass diese Bezugsgröße von den einzelnen seefahrenden Nationen in ihrer Höhe unterschiedlich festgelegt wird und somit unmittelbaren Einfluss auf die an Bord verwendeten Seekarten hat. In diesem Abschnitt wird das Verständnis des Lesers doch arg strapaziert, wenn er allein an Hand der Grafiken die astronomischen wie auch die mechanischen Ursachen der einzelnen Ungleichheiten der Gezeiten verstehen soll. Auch die tabellarische Zusammenfassung dieser Begriffe auf der Seite 79 bringt wenig Klarheit. Ferner hätte der Autor statt des Begriffes „Alter der Flut“ besser „Alter der Gezeit“ verwenden sollen. Der dritte Abschnitt behandelt die ortsabhängigen Effekte und ist im Gegensatz zu den vorangegangenen Abschnitten klarer strukturiert: zunächst Darstellung des Phänomens, daran anschließend Erläuterung. Leider macht sich auch in diesem Abschnitt wie bereits in den vorangegangenen Abschnitten negativ bemerkbar, dass der Autor seine Anregungen für dieses Büchlein in Frankreich gewonnen hat. Der in französischen Gezeitentafeln verwendete Begriff Gezeitenkoeffizient C ist medial in den von der deutschen Seeschifffahrt verwendeten Handbüchern und Tafelwerken unüblich. Auch die Abbildungen auf den Seiten 86 und 87, in denen der Autor für verschiedene Gebiete der deutschen Nordseeküste den Tidenhub (bitte nicht die Mehrzahlform verwenden: „Tidenhübe“) darstellt, sind wenig aussagekräftig; diejenigen, die sich auf die französischen Kanalküste beziehen, sind sehr viel deutlicher. Auch die Aussage „ … Wellen bewegen sich normalerweise fort ...“ ist in der auf Seite 98 stehenden Form nicht richtig, da die Energie, nicht die Wassermasse sich fortpflanzt. Nachdem der Autor auf die Verhältnisse in den französischen, aber auch in den deutschen Gewässern eingegangen ist, findet der Leser zum Abschluss dieses Abschnittes ergänzende Hinweise auf Gebiete mit außergewöhnlich hohem Tidenhub: Bristol Channel, Fundy Bay sowie die Asymmetrie der Gezeiten in den Flussmündungen (Bore). Im abschließenden vierten Abschnitt „andere Einfluss- effekte“ werden alle weiteren Effekte zusammengetragen, die in den vorangegangenen Kapiteln zu erwähnen inhaltlich nicht passend war. Bei den meteorologischen Effekten hätten, wiederum die deutschen Leser im Auge, die Sturmfluten der Jahre 1954, 1962 sowie 1976 genannt werden müssen statt nur den Orkan im Dezember 1999, der im Wesentlichen die französische Atlantikküste verwüstete. Auch hier schleichen sich weitere Unsauberkeiten ein, nämlich, dass ausgeführt wird, dass Dünung „in der Regel durch Wind erzeugt wird“. Der Rezensent hat dagegen gelernt, dass der winderzeugte Seegang, sobald dieser aus seinem Entstehungsgebiet hinausläuft, mit „Dünung“ bezeichnet wird. Abschließend wird richtig berichtet, dass es weltweit nicht nur die in Mitteleuropa bekannte halbtägige Gezeit, sondern auch die ganztägige, sowie Übergangsformen zwischen diesen beiden Gezeiten, gibt. Eine entsprechende Weltkarte rundet diese Aussage ab. Zum Abschluss dieser Ausführungen noch einige Hinweise, die in einer möglichen überarbeiteten Neuauflage berücksichtigt werden könnten: zunächst sollten die vielen Unrichtigkeiten im Wort wie auch in den Zahlen korrigiert werden. Um dem Text eine klarere Struktur zu geben, sollten nach dem jeweiligen Unterabschnitt zusammenfassende Kernsätze, am besten optisch hervorgehoben, stehen. Auch ein Glossar wäre sehr hilfreich. Die äußerst knappen Hinweise auf weiterführende Literatur am Ende des Büchleins müssten deutlich erweitert werden. Auch Hinweise auf aktuelle Webadressen wären wünschenswert. Der Rezensent vermisst Informationen über den Autor, so drängt sich der Verdacht auf, dass der Autor sein Wissen über die Gezeiten offenbar allein aus einem von ihm nicht konkret benannten Büchlein bezieht. Etliche Abbildungen passen wenig zu der Thematik des Büchleins wie beispielsweise das Bild mit den Strandkörben an der Nordsee auf Seite 60. Fazit des Rezensenten: obwohl er begeisterter Segler ist, wird er dieses Büchlein erst nach einer deutlichen Überarbeitung in seine Bordbibliothek einreihen. Mitteilungen DMG 01/2011 29
Seite 1 und 2: Mitteilungen DMG 01 / 2011 Sommerli
Seite 3 und 4: Liebe Leserinnen und Leser, in dies
Seite 5 und 6: Abb. 2: Meteogramm Kabul, Juni 2005
Seite 7 und 8: focus und Heizstrahler zu organisie
Seite 9 und 10: focus Deutsches Klima-Konsortium -
Seite 11 und 12: Vertrauen geschmolzen? Zur Glaubwü
Seite 13 und 14: Überhitzung: Wissenschaft als "Kam
Seite 15 und 16: er kann die Politik nicht von der V
Seite 17 und 18: Wann ist „Schönes Wetter“? −
Seite 19 und 20: „Eine Kooperation zwischen Schule
Seite 21 und 22: Wie von jeder bisher durchgeführte
Seite 23 und 24: Potsdam ist zu schön, um nach so v
Seite 25 und 26: Günter Fischer − Nachruf Martin
Seite 27 und 28: Geburtstage 75 Jahre Prof. Dr. Ehrh
Seite 29: ems Mitteilungen DMG 01/2011 27
Seite 33 und 34: Risk and Planet Earth Dölemayer, A
Seite 35 und 36: Band 19, Heft 4, 2010 Special Issue
Seite 37 und 38: World Meteorological Organisation/W
Seite 39 und 40: impressum DMG Mitteilungen - Autore
Seite 41 und 42: anerkannte beratende meteorologen A
Seite 43: Temperaturabweichung Herbst (SON) 2

Mitteilungen DMG 01 / 2011 - Deutsche Meteorologische ...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?