Mitteilungen DMG 01 / 2011 - Deutsche Meteorologische ...
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wir<br />
Bericht von der 9. Herbstschule 2<strong>01</strong>0 „Erde und<br />
Klima, Energie und Leben im System Erde“<br />
Werner Wehry<br />
Am 15. und 16. November 2<strong>01</strong>0 konnte zum neunten<br />
Mal eine Herbstschule zur Lehrerfortbildung gemeinsam<br />
vom Zweigverein Berlin und Brandenburg sowie<br />
dem <strong>Deutsche</strong>n GeoForschungszentrum Potsdam<br />
(GFZ) veranstaltet werden. Inklusive der 10 Vortragenden<br />
beteiligten sich insgesamt 85 Interessierte, davon<br />
etwa 60 Lehrerinnen und Lehrer. Logistisch wurde<br />
die Veranstaltung wieder sehr erfolgreich von Frau<br />
Karin Berendorf (<strong>DMG</strong>) und Franz Ossing (GFZ) vorbereitet<br />
und betreut. Die Veranstaltung fand auf dem<br />
historischen Wissenschaftsgelände des Einsteinparks in<br />
Potsdam statt.<br />
Zu betonen ist, dass das Thema dieser 9. Herbstschule<br />
keineswegs erschöpfend dargestellt werden konnte,<br />
jedoch vermittelten alle Beiträge – wie in den Vorjahren<br />
− eine große wissenschaftliche Frische, die ihre<br />
Authentizität und Aktualität aus den neuesten Forschungen<br />
und Anwendungen bezogen. Im Folgenden<br />
kann jeweils nur ein kurzer Hinweis auf den Inhalt der<br />
Vorträge gegeben werden, die ausführlich auf einer<br />
CD-ROM erhältlich sind.<br />
Eingeleitet wurde die Vortragsserie mit neuen Informationen<br />
zu einer für Europa neuen Energieressource:<br />
Dr. Hans-Martin Schulz (GFZ) berichtete über „Shale<br />
Gas: eine unkonventionelle Gasressource auf dem<br />
Weg zum Energiemix der Zukunft?“ (Shale = Tongestein,<br />
gemeint ist Gasgewinnung aus dichten Tongesteinen.)<br />
Er führte aus, dass die USA Russland im Jahr<br />
2009 als weltgrößten Gasproduzenten überholt haben,<br />
weil Shale Gas als noch unkonventionelle Gasressource<br />
bereits 10 % der Gasförderung in den USA ausmacht.<br />
In Europa gibt es Shale Gasförderung noch nicht,<br />
wird jetzt jedoch auch durch die EU vorangetrieben<br />
(s. z. B.: www.thegwpf.org/energy-news/2389-shalegas-revolution-changes-everything-.html).<br />
Erdgas in<br />
Abb. 1: Die bisherige (konventionelle) Gasförderung stammt aus großen<br />
Lagerstätten mit frei beweglichem Gas. Dagegen wird zur Förderung<br />
des Shale Gases, das fest mit Gestein verbunden ist, eine Bohrung bis<br />
in diese Schicht vorgenommen, dann Wasser unter großem Druck hereingepumpt,<br />
wobei das Gestein teilweise zerbricht und das Gas frei<br />
setzt („gecrackt“ wird).<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Abb. 2: Beton-Abwasserröhren, entwickelt im Hillemeierschen Institut,<br />
versiegelt durch 0,2 mm dickes biegsames Glas können Jahrzehnte<br />
halten, bisher benutzte „normale“ Betonröhren zerfallen zum Teil schon<br />
nach 5 Jahren! – Im Emscher-Bereich (Nordrheinwestfalen) werden derzeit<br />
51 Kilometer Abwasserröhren mit diesem Material verarbeitet.<br />
Europa wird bislang noch ausschließlich aus konventionellen<br />
Gaslagerstätten gefördert. Allerdings hat auf<br />
Explorationslizenzen zur Shale Gaserkundung in Europa<br />
ein wahrer Run eingesetzt.<br />
Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Prof.<br />
Dr.-Ing. Bernd Hillemeier, Technische Universität<br />
Berlin: „Der Umgang mit Wasser aus energetischer<br />
Sicht“. Die Probleme einer konkurrierenden Nutzung<br />
des Untergrundes z. B. als Ressourcenspeicher, Abwasserentsorgung,<br />
Grundwasserentnahmen (Trinkwasser,<br />
Abwasser, Geothermie) hängen mit der energetischen<br />
Nutzung von Wasser zusammen.<br />
Herr Hillemeier brachte Beispiele aus der komplexen<br />
Thematik der energetischen Nut-zung von Wasser,<br />
die er auf den Bereich Bauingenieurwesen und seinen<br />
Schwerpunkt Siedlungswasserwesen beschränkte:<br />
Wenn in England ein Fußballspiel endet, ist Tea Time.<br />
Etwa 1 Million Londoner werfen gleichzeitig den Kocher<br />
an. Der Energiebedarf springt innerhalb von 3<br />
Minuten auf 2 Gigawatt, entsprechend der Leistung<br />
von zwei Kernkraftwerken. Woher kann man diese<br />
Leistung so schnell nehmen? Aus Norwegen, indem<br />
Pumpspeicherbecken − die Zwischenlager für Wind-<br />
und Sonnenstrom − direkt anspringen und zugeschaltet<br />
werden.<br />
480.000 km lang ist das öffentliche Abwassernetz in<br />
Deutschland. Zweimal so lang ist das private Netz. Nur<br />
380.000 km ist die Entfernung Erde-Mond. Die Netze<br />
sind wegen Undichtigkeiten sanierungsbedürftig. Etwa<br />
15 Liter Abwasser pro Einwohner und Tag versickern<br />
im Untergrund (Exfiltration). Der Fremdwasserzutritt<br />
beträgt etwa 90 Liter pro Einwohner am Tag. Das „saubere“<br />
Wasser verschlingt Energie im Reinigungsprozess<br />
der Kläranlage. Mit biegsamem Glas lassen sich<br />
die Probleme minimieren.