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Mitteilungen DMG 01 / 2011 - Deutsche Meteorologische ...

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<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong><br />

<strong>01</strong> / 2<strong>01</strong>1<br />

Sommerliche Abendstimmung<br />

www.dmg-ev.de Heft <strong>01</strong> 2<strong>01</strong>1 ISSN <strong>01</strong>77-85<strong>01</strong><br />

Während sich die Petrikirche langsam in den Schleier der Dämmerung hüllt,<br />

erstreckt sich eine rot angestrahlte Altocumulus-Schicht über dem sächsischen<br />

Freiberg. Wegen der ausgedehnten horizontalen Erscheinung erhält die Wolke<br />

den Beinamen „stratiformis“. © Bianca Fiedler


„Lake-Effekt“ bringt lokal Schneemassen<br />

nach Ostholstein<br />

Simon Trippler<br />

Bereits am 30.11.2<strong>01</strong>0 gab es an der Ostseeküste lokal ein Schneechaos, bei dem ein ganzer Landstrich in Ostholstein<br />

unter einer dicken Schneeschicht versank. Grund dafür war wieder einmal der sogenannte „Lake(See)-Effekt“, der<br />

regelmäßig im späten Herbst oder auch im Winter für hohe Schneemengen in einem lokal eng begrenzten Bereich an<br />

der Küste sorgt. Dabei ziehen Schauerwolken in Staffeln wie auf schnurgeraden Straßen von der Ostsee kommend<br />

landeinwärts und bringen andauernde und teils heftige Schneefälle. Schneehöhen von 40 cm und mehr innerhalb einiger<br />

Stunden sind keine Seltenheit. Die Bedingungen, die für diesen Effekt herrschen müssen, sind eine noch recht warme<br />

See und recht kräftige kalte Winde, die darüber fegen. Die dadurch bedingte Labilisierung der Luftmasse (warm unten<br />

und kalt oben drüber) sorgt für kräftige Umlagerungen und hoch reichende Wolken. Über einen langen Seeweg reichern<br />

sich diese Schauerwolken nun immer mehr mit Feuchtigkeit an, die die Schneefälle sehr ergiebig ausfallen lässt.<br />

Am 30.11.2<strong>01</strong>0 herrschte eine solche Konstellation. Ein Tiefdruckgebiet über Polen und eine Hochdruckbrücke, die<br />

von Island bis nach Skandinavien reichte, sorgten im Zusammenspiel für eine stramme nordöstliche Strömung. In 850<br />

hPa (ca. 1500 m) war es -15 Grad Celsius kalt, während das Ostseewasser noch + 4 bis 6 Grad Celsius aufwies. Die<br />

kalten Winde, die von Russland kommend nun über die Ostsee geführt wurden, erzeugten Wolken und Schneefälle, die<br />

in Richtung Südwesten auf Norddeutschland zuzogen. Amtlich wurde am <strong>01</strong>.12.2<strong>01</strong>0, 06 UTC, eine Schneehöhe von<br />

26 cm in Pelzerhaken an der Lübecker Bucht registriert. Inoffizielle Messungen gehen aber von Schneeverwehungen<br />

mit einer Höhe von über 40 cm aus.<br />

Durch streifenartig angeordnete dynamische Prozesse (wellenartiges Absinken und Aufsteigen von Luft) kam es zur<br />

Ausbildung zweier fast parallel verlaufender Niederschlagsstreifen, die im Bereich einer Kaltfront in Küstennähe zudem<br />

eine Windkonvergenz aufwiesen. Die Lücke zwischen den beiden Straßen wird durch Absinkprozesse hervorgerufen.<br />

Dort wo Konvergenz vorherrscht, kommt es zum Aufsteigen der Luft. Irgendwann steigt die Luft aber nicht mehr weiter<br />

nach oben, weil der Antrieb ausbleibt. Dann weicht sie nach außen aus und sinkt wieder ab. Absinkende Luft bedeutet<br />

aber Wolkenauflösung. Diesen Effekt sieht man z. B. besonders deutlich an der ebenfalls streifenförmigen Wolkenlücke<br />

an der Ostseeküste zwischen den beiden Schauerstraßen.<br />

Eine der beiden Schauerstraßen lag an diesem Tag auf einer Linie, die sich etwa von der Lübecker Bucht über die<br />

Ostsee nördlich an Rügen und Bornholm vorbei erstreckte. Wie auf riesigen Schneeschienen zogen die Schauerwolken<br />

von Südskandinavien über die westliche Ostsee hinweg und wurden infolge der stetigen Wämeenergieeinspeisung zu<br />

wahren Schneekanonen.<br />

Direkt südlich an diese Linie angrenzend zeigt sich eine niederschlagsfreie Zone im Hinterland, sie erstreckte sich<br />

etwa von Ratzeburg über Rostock bis nach Rügen. Wiederum südlich davon lag eine zweite Schauerstraße, sie befand<br />

sich etwa auf einer Linie von Boizenburg über die Mecklenburger Seenplatte bis nach Usedom.<br />

Dass die niederschlagsfreien Zonen zwischen den Schauerstaffeln möglicherweise durch Lee-Effekte an der Steilküste<br />

mit dem Kreidefelsen auf Rügen hervorgerufen werden konnten, ist weitgehend auszuschließen. Dafür reicht die<br />

Höhe des Kreidefelsens nicht aus. Auch zeigen sich an der gesamten Ostseeküste Rügens kaum Stauwolken und -niederschläge.<br />

Auch die Insel Bornholm staut die Niederschläge auf ihrer Nordostseite nur in geringem Maße. Dadurch<br />

entsteht zwar auf der Rückseite nach Südwesten hin Absinken, dieser Lee-Effekt spielt beim Lake-Effekt aber nur eine<br />

untergeordnete Rolle, weil die thermodynamischen Prozesse markanter sind. Dennoch lässt sich im Satellitenbild eine<br />

deutliche Wolkenlücke südwestlich von Bornholm erkennen.<br />

Abb. 1: Bodenwetterkarte vom 30.11.2<strong>01</strong>0, 12 UTC (© DWD).<br />

Abb. 2: Radar- und Satellitenbild sowie Bodenwinde vom 30.11.2<strong>01</strong>0,<br />

10 UTC (© DWD).


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in dieser Ausgabe lesen Sie exklusiv einen überaus interessanten<br />

Bericht zur Arbeit von Meteorologen der Bundeswehr<br />

in Afghanistan. Der Blick richtet sich in der<br />

Presse und im Fernsehen nur zu gerne auf besondere,<br />

oft traurige Ereignisse in diesem Land. Über den Alltag<br />

erfährt man eher selten etwas, und erst recht nichts über<br />

das Alltagsleben eines Wetterberaters. Deswegen haben<br />

wir uns sehr gefreut, dass uns Hans Löffler, früher Mitarbeiter<br />

des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr,<br />

einen Erlebnisbericht aus diesem geschundenen Land<br />

geschickt hat. Der Aufsatz wird ergänzt durch eine kurze<br />

Darstellung der Bedeutung der Meteorologie in der<br />

NATO.<br />

Wussten Sie schon, dass es ein „<strong>Deutsche</strong>s Klima-<br />

Konsortium“ gibt? Viele unserer Leserinnen und Leser<br />

werden in diesem Heft sicher zum ersten Mal etwas<br />

über diese noch relativ junge Einrichtung erfahren, über<br />

deren Aufgaben, deren Mitglieder und den Service, den<br />

das DKK e.V. für jeden an der Klimatologie Interessierten<br />

im Internet anbietet.<br />

Dagegen dürften Sie sich bestimmt schon eine Meinung<br />

über die Glaubwürdigkeit der Klimaforschung<br />

gebildet haben. Ist seit Dezember 2009, als die ersten<br />

kritischen Berichte zur Forschung des Engländers Phil<br />

Jones auftauchten, wirklich „Vertrauen geschmolzen“?<br />

Silke Beck beleuchtet − von dieser Frage ausgehend<br />

− in einem „nüchternen“ Artikel die Diskussion um<br />

das sogenannte „Climategate" und dessen langfristige<br />

Folgen.<br />

Es gibt also nicht nur Eitel-Sonnenschein auf der Klimaforschungslandschaft.<br />

Doch schönes Wetter gibt es<br />

immer wieder. Man muss nur wissen, wann „schönes<br />

Wetter“ auftritt, also was der Begriff genau bedeuten<br />

soll. Walter Fett hat sich darüber Gedanken gemacht.<br />

Apropos „schönes Wetter“: Werde ich von den lieben<br />

Nachbarn gefragt, ob denn am Wochenende „schönes<br />

Wetter“ erwartet werden kann, antworte ich meist kurz<br />

angebunden mit „Ja“ oder „Nein“. Sonst nichts. So entledige<br />

ich mich lästiger Nachfragen…<br />

Viel Spaß beim Lesen<br />

Ihr<br />

Jörg Rapp<br />

Inhalt<br />

editorial<br />

focus<br />

Afghanistan 2<br />

Meteorologie in der NATO 6<br />

<strong>Deutsche</strong>s Klima-Konsortium 7<br />

diskutabel<br />

Zur Glaubwürdigkeit der Klimaforschung 9<br />

wir<br />

FA UMET 14<br />

wann ist "Schönes Wetter" 15<br />

9. Herbstschule ZV BB 16<br />

Exkursion des ZV H zum PIK 19<br />

ZV F mit neuem Vorstand 21<br />

Nachrufe 22<br />

Geburtstage 25<br />

ems<br />

Call for papers 26<br />

medial<br />

Rezensionen 28<br />

tagungen 34<br />

Tagungskalender 36<br />

impressum 37<br />

korporative Mitglieder 38<br />

anerkannte beratende meteorologen 39<br />

anerkannte wettervorhersage 40<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1


2<br />

focus<br />

Afghanistan –<br />

einmal nur aus meteorologischer Sicht<br />

Hans Löffler<br />

Der Berichterstatter war als Wetterberater für die Bundeswehr<br />

von 2002 bis 2009 insgesamt sechs Mal in<br />

Afghanistan, jeweils drei Mal in Kabul und Mazar-e<br />

Sharif. Dadurch konnten die Witterungsbedingungen<br />

aller vier Jahreszeiten in einer subtropischen Klimazone<br />

kennengelernt werden.<br />

Die Aufgaben eines Meteorologen/Wetterberaters<br />

orientieren sich im Wesentlichen an den einsatzbedingten<br />

Vorgaben.<br />

So sind<br />

• Flugwetterberatungen für Flugzeuge und Hubschrauber<br />

aller Art, einschließlich unbemannter Luftfahrzeuge<br />

(UAVs) auf Flugstrecken im Norden des<br />

Landes (Hubschrauber) bzw. über ganz Afghanistan<br />

(Transportflugzeuge, Jets) mit Flugzeiten von bis zu<br />

6 Stunden zu erstellen. Zusätzliche Flugwetterberatungen<br />

für die Zivilluftfahrt am internationalen Flugplatz<br />

Kabul mit teilweise exotische Zielen waren eine<br />

Herausforderung für einen Mitteleuropäer hinsichtlich<br />

geografischer Kenntnisse,<br />

• Wettervorhersagen für Planungszwecke bis zu 5 Tagen<br />

zu erarbeiten<br />

• Vorhersagen für den Rundfunk des Landes und für<br />

Radio Andernach, dem Betreuungssender für deutsche<br />

Soldaten zu erstellen,<br />

• Wettervorträge (Briefings) zu festgelegten Zeiten zu<br />

halten.<br />

Für diese Aufgaben stehen das deutsche Modell<br />

GME mit dem RLM11 (Gebiet Afghanistan), das europäische<br />

Modell EZMWF und das amerikanische Modell<br />

GFS auf den verschiedenen Beratungssystemen<br />

(auch NinJo) zur Verfügung. Die Versorgung erfolgt<br />

seit einigen Jahren (nicht von Anfang an) zuverlässig<br />

via Satellitenhopping vom Atlantischen zum Indischen<br />

Ozean, womit die erforderliche Aufnahmequalität gewährleistet<br />

ist. Die zur Verfügung stehenden Modelle<br />

sind im Großen und Ganzen ähnlich zuverlässig wie in<br />

Europa. Seitdem die Meldungen, insbesondere die der<br />

Radiosondenaufstiege mit den internationalen WMO-<br />

Kennziffern verbreitet werden, gehen sie auch in die<br />

(deutschen) Modelle ein und tragen zu einer Verbesserung<br />

(subjektiver Eindruck) der Modellergebnisse<br />

bei. Zu beachten ist, dass auf Grund der Zeitdifferenz<br />

von +3,5 bzw. +4,5 Stunden zu Afghanistan die Modellläufe<br />

um diese Zeitdifferenz „älter“ sind, bzw. die<br />

neueren später eintreffen.<br />

Hinzu kommen die Meldungen der Wetterstationen<br />

der internationalen Schutztruppen und des afghanischen<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Abb. 1: Topografie Afghanistans, © weltkarte.com, GNU FDL.<br />

Wetterdienstes. Die Stationsdichte hat sich zwar im<br />

Laufe der Jahre etwas verbessert, sie ist aber für dieses<br />

große Land (knapp doppelte Größe von Deutschland)<br />

nach wie vor sehr gering und nicht vergleichbar mit europäischen<br />

Verhältnissen (etwa 1-2 % der Dichte von<br />

Deutschland). Sie sind weder flächendeckend über das<br />

Land verteilt, noch ist der Beobachtungsbeginn frühmorgens<br />

rechtzeitig gewährleistet, sodass es unvermeidbar<br />

große räumliche und zeitliche Datenlücken<br />

gibt. Hinzu kommt, dass nur drei Radiosondenstationen<br />

(Kabul, Mazar-e Sharif und Kandahar) melden. Das<br />

wirkt sich insbesondere erschwerend bei Flugwetterberatungen<br />

aus. Satellitenbilder helfen bei der Ermittlung<br />

von Wolken und deren Obergrenzen, für Landwettervorhersagen<br />

sind sie aber nicht brauchbar.<br />

Aus mehreren Gründen sind die meteorologischen<br />

Verhältnisse andere als in Mitteleuropa. Das zentralasiatische<br />

Land (Abb.1), im Südwesten an Vorderasien,<br />

im Südosten an Südasien und im äußersten Osten mit<br />

78 km an China angrenzend<br />

− liegt komplett in der subtropischen Zone zwischen<br />

29° und 38,5° nördlicher Breite,<br />

− hat fast 70 % des Landes über 1000 m und immer<br />

noch 27 % über 2500 m Höhe NN; die höchste Erhebung<br />

erreicht 7485 m NN, die niedrigste Höhe liegt<br />

bei 258 m NN,<br />

− hat ein stark kontinental geprägtes Klima mit meist<br />

spärlichen Niederschlägen, insbesondere in den südlich<br />

und südöstlich des Hindukush gelegenen Teilen<br />

des Landes (lediglich der sommerliche Monsun<br />

bringt mehr Niederschlag im äußersten Osten),<br />

− sind große Teile mit Steppen und Halbwüsten bedeckt;<br />

nur 1 % der Fläche Afghanistans ist bewaldet.


Abb. 2: Meteogramm Kabul, Juni 2005, © DWD. Abb. 3: Auszug Leistungstabelle CH-53G.<br />

Zu den meteorologischen Besonderheiten, die in Mitteleuropa<br />

nicht bzw. nicht mit dieser Intensität auftreten<br />

und flugmeteorologische Gefahren darstellen, gehören<br />

− Staub- und Sandstürme<br />

− extrem hohe Tagesschwankungen der Temperatur<br />

(Abb. 2)<br />

− Trocken-heißer Wind („Afghanez“)<br />

Dagegen sind Gewitter – vom äußersten Osten abgesehen<br />

– nur selten, da das Land in den Sommermonaten<br />

zu trocken ist. Lediglich von Februar bis April reichen<br />

die Feuchtigkeit der Winterniederschläge und die<br />

inzwischen auf 25 °C ansteigenden Temperaturen für<br />

Gewitterbildung aus.<br />

Meteorologisch bedingte Naturgefahren sind Überschwemmungen<br />

nach Starkregenereignissen in den<br />

Wintermonaten in den östlichen und südlichen Landesteilen,<br />

Gefährdung durch Trockenheit und Dürre durch<br />

starke Abweichungen von den ohnehin meist geringen<br />

Niederschlagsmengen und Frostgefahr in Abhängigkeit<br />

von der Höhenlage und geografischer Breite. Hinzu<br />

kommt, dass es in den Bergregionen immer wieder Erdbeben<br />

gibt..<br />

Die Ausläufer des indischen Sommermonsuns erreichen<br />

− von Pakistan kommend − den Ostteil Afghanistans,<br />

manchmal noch bis Kabul. Dann fällt auch<br />

während der sonst trockenen Sommermonate Niederschlag.<br />

In vielfacher Hinsicht wird der Flugbetrieb in Afghanistan<br />

beeinflusst, beeinträchtigt bzw. verhindert. Es<br />

beginnt schon beim Luftraum, der nach wie vor weitgehend<br />

unkontrolliert ist, da es an den nötigen Einrichtungen<br />

(Radarführungssysteme) fehlt. Ausnahmen sind<br />

nur die Flugplatzbereiche um Kabul, Bagram (60 km<br />

nördlich von Kabul) und Mazar-e Sharif. Erhöhte Minima<br />

bzw. Einhaltung von Sichtflugbedingungen sind<br />

die Folgen, die in erheblichem Maße den Flugbetrieb<br />

beeinträchtigen.<br />

Flüge – hauptsächlich Hubschrauberflüge – bei Nacht<br />

mit Hilfe optischen Sehhilfen (Bildverstärkerbrille –<br />

focus<br />

BIV) sind im Vergleich zu Europa wesentlich stärker<br />

beeinträchtigt, da kaum künstliche Lichtquellen vorhanden<br />

sind. In mehr als 10 Nächten hintereinander ist<br />

aus astronomischen Bedingungen (Mondphasen) der<br />

erforderliche Mindestwert der Beleuchtungsstärke von<br />

20 mlx (in Deutschland 0,5 mlx) nicht gewährleistet.<br />

Weitere Probleme, insbesondere für Hubschrauber,<br />

ergeben sich durch hohe Temperaturen und damit<br />

verbunden extrem geringe Luftdichtewerte bzw.<br />

große Dichtehöhen (DA – Density Altitude), vor allem<br />

dann, wenn sie noch mit großen Höhen verbunden<br />

sind. So liegt Kabul in 1793 m Höhe über NN, und<br />

bereits ab April steigen die Temperaturen auf über<br />

35 °C. Das führt zu einer Dichtehöhe von 9000 ft und<br />

mehr. Gleichzeitig sind aber die maximalen Werte für<br />

einen Hubschrauber der Bundeswehr, die CH-53 bei<br />

7800 ft (Abb. 3). Mit anderen Worten: da geht nichts<br />

mehr. Die einzig fliegbaren Zeiten reduzieren sich<br />

dann auf etwa 4-5 Stunden nach Sonnenaufgang, wenn<br />

die Temperaturen dann bis zu 30 K niedriger sind. In<br />

Mazar-e Sharif in 378 m NN ist die Situation nicht<br />

ganz so problematisch, jedoch wird bei Erreichen von<br />

41 °C für Hubschrauber bzw. 39 °C für Flächenflugzeuge<br />

(Transall) der Flugbetrieb ebenfalls eingestellt<br />

werden.<br />

Für Hubschrauber ist auch der bei Start und Landung<br />

aufgewirbelte Sand ein Problem (Abb. 4), nicht<br />

nur wegen des Sicht- und Horizontverlustes für den Piloten,<br />

sondern auch durch den in die Triebwerke eingesaugten<br />

Sand. Er reduziert die Triebwerkleistung und<br />

damit die Kühlung der Triebwerke. Der Sand wirkt wie<br />

Schmirgelpapier im Inneren der Triebwerke, wodurch<br />

diese häufigeren Wartungsintervallen unterzogen werden<br />

müssen.<br />

Sand- und Staubstürme (Abb. 5) sind nicht selten nach<br />

längeren Trockenperioden. Die Erfassung gestaltet sich<br />

wegen des dünnen Stationsnetzes schwierig. Hier sind<br />

spezielle Kanäle der MSG-Satellitenbilder bzw. deren<br />

Kombination hilfreich, auf denen die Gebiete mit auftretenden<br />

Sandstürmen erkennbar sind. Wie stark und<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

3


4<br />

focus<br />

Abb. 4: Hubschrauber bei der Landung. Abb. 5: Sandsturm über dem Lager Mazar-e Sharif.<br />

vertikal mächtig ein Sandsturm ausfällt und in welchem<br />

Umfang die Sichtweite dabei reduziert wird, hängt u. a.<br />

von der Windgeschwindigkeit und der Teilchengröße,<br />

die aufgewirbelt und verlagert wird, ab. Im April 2005<br />

verunglückte ein US-Militärhubschrauber in einem heftigen<br />

Sandsturm.<br />

Kein direktes meteorologisches Phänomen ist die<br />

Sichtreduzierung durch Rauch, der sich in der kalten<br />

Jahreszeit am Morgen über den größeren Städten bildet<br />

und – abhängig von der Windrichtung – über den stadtnahen<br />

Flugplatz (z.B. Kabul, Mazar-e Sharif) zieht. Die<br />

Sicht verschlechtert sich dabei für ein bis zwei Stunden<br />

teilweise auf unter 1 km, was sich negativ auf die geplanten<br />

Start- und Landezeiten auswirkt.<br />

Eine weitere meteorologische Besonderheit ist der<br />

„Afghanez“, auch Wind der 120 Tage genannt, unter<br />

dessen Einfluss der größte Teil des Landes steht. Er<br />

setzt etwa Mitte Mai ein und weht fast ununterbrochen<br />

bis in den September hinein. Um die Mittagszeit<br />

pendelt sich der Wind in nördliche Richtungen ein<br />

(Abb. 6), nimmt stündlich an Geschwindigkeit zu und<br />

erreicht gegen Abend 40, teilweise bis zu 50 Knoten.<br />

Turbulenzen und Probleme mit Seitenwind (Startbahn<br />

in Kabul ist W-O orientiert) sind die Folgen.<br />

Bis November 2<strong>01</strong>0 wurden auch 6 Aufklärungsmaschinen<br />

der Bundeswehr vom Typ Tornado beraten.<br />

Dazu waren u.a. Angaben von Wolkenobergrenzen<br />

wichtig, da bei Flügen in den Süden des Landes die Maschinen<br />

luftbetankt wurden, was nur im wolkenfreien<br />

Raum stattfinden konnte. Die bereits erwähnten drei<br />

Radiosondendaten sind dazu weder räumlich noch zeitlich<br />

ausreichend repräsentativ, mit den entsprechenden<br />

Satellitenbildern konnten aber gute Aussagen getroffen<br />

werden.<br />

Winterliche Verhältnisse sind auch in einer Subtropenzone<br />

nicht ungewöhnlich. Im Januar 2008 sanken<br />

die Temperaturen in Mazar-e Sharif nachts bis nahe -20<br />

°C. Mit dieser Intensität und Dauer unerwartet, trat in<br />

der 2. Nachthälfte gefrierender Regen auf – im Radiosondenaufstieg<br />

von Mazar-e Sharif (Abb. 7) an einer<br />

„warmen Nase“ von nur +0,5 °C erkennbar. Er dauerte<br />

bis in die frühen Morgenstunden an, ging in Schneefall<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

über, der eine Schneedecke von 15 cm ergab und die<br />

Eisschicht darunter isolierte. So kam der Flugbetrieb<br />

für mehrere Tage fast zum Erliegen. Auch der Winter<br />

2008/09 war ähnlich kalt und schneereich.<br />

Winterliche Verhältnisse führten auch zu einem Flugunfall<br />

im Februar 2005. Eine Boeing 737 der afghanischen<br />

Fluglinie Kam Air mit knapp 100 Passagieren<br />

prallte wenige Kilometer östlich von Kabul gegen einen<br />

Berg, nachdem sie erst im Landeanflug auf Kabul<br />

die Information erhielt, dass der Platz wegen heftigem<br />

Schneefall gesperrt wurde.<br />

Besonders interessant war der Besuch der Zentrale<br />

des ehemaligen afghanischen Wetterdienstes in Kabul<br />

im Frühjahr 2004. Dort war fast alles zerstört. Im<br />

Winter 2004/05 war dann ein Besuch an der Universität<br />

Kabul, Abteilung Hydrometeorologie der geowissenschaftlichen<br />

Fakultät möglich. Prof. Pobal, der einige<br />

Semester in Leipzig studiert hatte und gut Deutsch<br />

sprach, führte durch die Abteilung. Die Bedingungen,<br />

unter welchen der Lehrbetrieb wieder aufgenommen<br />

wurde, waren katastrophal. Es gab keine Heizung, keine<br />

Bücherschränke oder andere notwendige Dinge.<br />

Glückliche Umstände machten es möglich, einige PCs<br />

Abb. 6: Windrose Kabul, Juli


focus<br />

und Heizstrahler zu organisieren und sie Prof. Pobal zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass<br />

die Flugwetterberatung in Afghanistan eine große<br />

Herausforderung darstellt und es kaum eine vergleichbare<br />

Beratungstätigkeit in Deutschland gibt. Zum einen<br />

wegen der Vielfalt unterschiedlicher Luftfahrzeuge<br />

(Hubschrauber, Transportflugzeuge, Jets und UAVs),<br />

die gleichzeitig (auch zeitgleich) zu beraten sind, und<br />

wegen der Rahmenbedingungen (u. a. unkontrollierte<br />

Luftraum, Sicherheitsbestimmungen), der unterschiedlichen<br />

Minima (Sicht/Wolkenuntergrenze) auf den verschiedenen<br />

Flugplätzen und des grenzüberschreitenden<br />

Flugbetriebes (u.a. nach Usbekistan) mit zusätzlichen<br />

Besonderheiten (Wechsel der Flughöhe, Sichtflugbedingungen).<br />

Hinzu kommen noch Langstreckenberatungen<br />

bei Verlegungen von Transalls nach Deutschland.<br />

Abb. 7: Radiosondenaufstieg Mazar-e Sharif, Januar 2008, © DWD.<br />

Mitteilung des Kassenwarts<br />

In diesen Tagen gehen die Jahresbeitragsrechnungen<br />

an alle Mitglieder in die Post. Wie jedes Jahr, möchte<br />

ich Sie auch dieses Mal sehr herzlich darum bitten,<br />

Ihre persönlichen Angaben in der Beitragsrechnung zu<br />

überprüfen.<br />

Das wären:<br />

• Sind Kontonummer, Bankleitzahl und Name der<br />

Bank korrekt angegeben?<br />

• Falls Sie seit der letzten Jahresbeitragrechnung Ihre<br />

Bank gewechselt, mich aber nicht darüber informiert<br />

haben, so sollten Sie dies bitte umgehend nachholen.<br />

Greife ich im Lastschriftverfahren auf ein nicht<br />

mehr vorhandenes Konto zu, so berechnet die<br />

Postbank, über die ich die Lastschrift auslöse,<br />

der <strong>DMG</strong> Gebühren in Höhe von 8,50 €.<br />

Gleiches gilt, wenn das Konto beim Lastschriftlauf<br />

keine ausreichende Deckung aufweist (kommt leider<br />

immer wieder vor!).<br />

• Sind Vor- und Nachname sowie Straßenname,<br />

Hausnummer, Postleitzahl und Ort korrekt geschrieben?<br />

Bei Ein- und Umgemeindungen können<br />

sich immer wieder Änderungen ergeben, die Sie<br />

mir bitte mitteilen möchten.<br />

• Fehlt möglicherweise der akademische Titel oder<br />

ist er nicht korrekt angegeben?<br />

• Ist die Einstufung in die Beitragsklasse korrekt?<br />

Auf der letzten Mitgliederversammlung in Bonn am<br />

21.09.2<strong>01</strong>0 wurde beschlossen, die Beiträge in einigen<br />

Beitragsklassen moderat zu erhöhen. Die aktuelle Bei-<br />

tragsstruktur ist auf der Rückseite jeder Beitragsrechnung<br />

abgedruckt. Diese Beitragserhöhung hatte zur<br />

Folge, dass die Differenz zwischen der Beitragsklasse<br />

V0<strong>01</strong> (Einzelmitglied) und V002 (Einzelmitglied-Ost)<br />

von früher 5,- € auf nunmehr 2,50 € vermindert wurde.<br />

Gründe dazu wurden auf der Mitgliederversammlung<br />

genannt.<br />

Ich bitte nunmehr alle Mitglieder, die in die Beitragsklasse<br />

V002 eingestuft sind, zu prüfen, ob für sie noch<br />

zutrifft: „ … Mitglieder deren Gehalt entsprechend den<br />

Regelungen des „Tarifgebietes Ost“ gegenüber den im<br />

„Tarifgebiet West“ vergleichbaren Gehältern reduziert<br />

ist ...“ Der Geschäftsführende Vorstand kann und will<br />

nicht bei einzelnen Mitgliedern recherchieren, ob diese<br />

Regelung noch zutrifft. Das verbietet allein der Datenschutz,<br />

aber auch die Achtung vor den persönlichen Gegebenheiten<br />

der einzelnen Mitglieder. Falls also jemand<br />

eine Änderung veranlassen will, gültig ab dem Kassenjahr<br />

2<strong>01</strong>2, so möge er sich direkt an mich wenden.<br />

Zum Abschluss noch ein Hinweis<br />

Beitragszahlungen an die <strong>DMG</strong> sind steuerbegünstigt.<br />

Daher habe ich auf der Rückseite jeder Beitragsrechnung<br />

die für eine Spendenbescheinigung erforderlichen<br />

Angaben abgedruckt. Somit können Sie Ihre Beitragsrechnung<br />

in der Ihnen übersandten Form Ihrer Jahressteuererklärung<br />

beifügen.<br />

Hein Dieter Behr<br />

<strong>DMG</strong>-Kassenwart<br />

kassenwart@dmg-ev.de<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

5


6<br />

focus<br />

Meteorologie in der NATO<br />

Helmut Skade<br />

Der <strong>Deutsche</strong> Wetterdienst (DWD) vertritt Deutschland<br />

in der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), das<br />

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie bringt<br />

die deutschen ozeanographischen Belange in die zwischenstaatliche<br />

Kommission für Ozeanographie (IOC)<br />

ein. So weit, so gut. Wie sieht das aber im militärischen<br />

Bereich, sprich NATO, aus?<br />

Hier werden die deutschen Belange und Beiträge<br />

durch den Geoinformationsdienst der Bundeswehr (GeoInfoDBw)<br />

vertreten. Da die NATO nicht über einen<br />

eigenen Wetter- und ozeanographischen (METOC)<br />

Dienst verfügt, ist die NATO von den fachlichen und<br />

personellen Beiträgen der Mitgliedsländer abhängig.<br />

Die Mitgliedsländer ihrerseits koordinieren ihre Arbeit<br />

und Beiträge mit ihren zuständigen (zivilen) nationalen<br />

Einrichtungen, wie dieses in Deutschland auf der Basis<br />

von Verwaltungsvereinbarungen zwischen dem<br />

BMVg (Bundesministerium der Verteidigung und dem<br />

BMVBS (Bundesministerium für Verkehr, Bau und<br />

Städteentwicklung) der Fall ist.<br />

In der NATO steht die METOC-Unterstützung der<br />

laufenden Einsätze wie z. B. in Afghanistan oder auf<br />

dem Balkan sowie für die schnell verfügbare NATO<br />

Response Force (NRF) im Mittelpunkt. Ziel ist die<br />

Sicherstellung von jeweils für die Einsatzgebiete einheitlichen<br />

Grundlagen (insbesondere im Bereich der<br />

numerischen Vorhersagen) und deren Aufbereitung.<br />

Dazu sind einheitliche, standardisierte Formate, Verfahren<br />

und Zuständigkeiten festzulegen. So ist z. B. zur<br />

Zeit Deutschland für die Bereitstellung der meteorologischen<br />

und ozeanographischen Basisprodukte für den<br />

Balkan, das Mittelmeer und das Schwarze Meer zuständig.<br />

Die die Einsätze beeinflussenden METOC-Bedingungen<br />

bilden einen wesentlichen Anteil der zu betrachtenden<br />

Geofaktoren. Schon seit Anbeginn der<br />

NATO wurde diesem Umstand dadurch Rechnung<br />

getragen, dass unterhalb des Militärausschusses (MC)<br />

der NATO, dem obersten militärischen Gremium, eine<br />

meteorologische Gruppe mit Vertretern der Nationen<br />

eingerichtet wurde (Military Committee Meteorological<br />

Group, MCMG). Auf Seiten der Ozeanographie<br />

hatte sich der frühere Oberbefehlshaber Atlantik (SAC-<br />

LANT) ein Beratungsgremium eingerichtet, die NATO<br />

Group on Military Oceanography (MILOC Group).<br />

Beide Gremien verfügen über fachliche Arbeitsgruppen<br />

zur Behandlung von Detailfragen der Standardisierung<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

und zur Entwicklung von taktischen Entscheidungshilfen.<br />

Durch die Übertragung der operativen Kommandogewalt<br />

auf nur ein NATO-Oberkommando (Allied<br />

Command Operations [ACO] mit dem Hauptquartier<br />

SHAPE in Mons, Belgien) und aufgrund der zunehmenden<br />

Verzahnung meteorologischer und ozeanographischer<br />

Verfahren und Einsatzanforderungen im<br />

Verbund der Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine<br />

lag es nahe, die beiden vorgenannten Gruppen zusammenzuführen<br />

und folglich den ozeanographischen<br />

Anteil mit in die MC-Gruppe zu integrieren. Somit entsteht<br />

zur Zeit unter dem MC die Military Committee<br />

Working Group on Meteorology and Oceanography mit<br />

zwei fachspezifischen Untergruppen.<br />

In der NATO-Struktur stellt Deutschland den Chief<br />

METOC Staff Officer bei SHAPE; ferner wurde bei der<br />

Sitzung Anfang Oktober 2<strong>01</strong>0 in Brüssel für die kommenden<br />

drei Jahre der deutsche MILOC-Vertreter zum<br />

Vorsitzenden der nunmehr gemeinsamen METOC-<br />

Gruppe gewählt.<br />

Kontakt<br />

Helmut Skade<br />

Marineamt<br />

Abt. Geoinformationswesen<br />

Kopernikusstraße 1<br />

18057 Rostock<br />

E-Mail: HelmutSkade@bundeswehr.org<br />

privat:<br />

Helmut Skade<br />

Warener Straße 55<br />

18109 Rostock<br />

E-Mail: Helmut.Skade@t-online.de


focus<br />

<strong>Deutsche</strong>s Klima-Konsortium – die Klimaforscher<br />

DKK e. V.<br />

Deutschlands Klimaforscher tragen mit ihren Forschungsergebnissen,<br />

mit der hohen Qualität ihrer Arbeit<br />

und der weitreichenden Expertise in den verschiedenen<br />

Teilthemen der Klimaforschung dazu bei, das<br />

Klima, den Klimawandel und die Möglichkeiten des<br />

Klimaschutzes besser zu verstehen.<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Klima-Konsortium e. V. (DKK) bündelt<br />

die Kompetenz der wichtigsten deutschen Institute im<br />

Bereich der Klimaforschung. Es bietet einen interdisziplinären<br />

Zugang zu den Ergebnissen aus der Klimaforschung<br />

an und unterstützt so die Entscheidungsprozesse<br />

der nationalen und internationalen Klimapolitik. Die<br />

Initiativen des DKK fördern die Vernetzung der Institutionen<br />

und Experten. Mit seinen Informationsangeboten<br />

trägt das DKK zur öffentlichen Meinungsbildung bei.<br />

Klimaforschung in Deutschland<br />

Die deutschen Klimaforschungsinstitute genießen einen<br />

weltweit ausgezeichneten Ruf in der Grundlagenforschung<br />

und in der praxisorientierten Forschung. Sie<br />

tragen mit ihren Erkenntnissen und den Prognosen über<br />

die künftige klimatische Entwicklung große Verantwortung.<br />

Denn die Politik ist mit Blick auf die komplexen<br />

Herausforderungen der klimatischen Veränderungen<br />

auf die Wissenschaft angewiesen. Durch die hohe politische<br />

Bedeutung und die große öffentliche Aufmerksamkeit,<br />

die das Thema ‚Klima‘ seit einigen Jahren erfährt,<br />

sind die Anforderungen an die Klimaforschung<br />

erheblich angewachsen.<br />

DKK – Verbund der Klimaforscher<br />

Das DKK wurde 2007 von führenden Klimaforschungsinstituten<br />

in Deutschland mit dem Ziel gegründet, handlungsorientierte<br />

Ergebnisse aus der Klimaforschung<br />

für die Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt<br />

anzubieten. Seit Mitte 2<strong>01</strong>0 hat in Berlin die Geschäftsstelle<br />

des DKK im Wissenschaftsforum am Gendarmenmarkt<br />

ihre Arbeit aufgenommen.<br />

Das DKK bündelt unter dem Leitbild „Forschung für<br />

Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt“ die wissenschaftliche<br />

Expertise unterschiedlicher Forschungsdisziplinen<br />

und fungiert als Plattform für integrative Forschungsprojekte.<br />

Das DKK steht mit seinen Mitgliedern für die<br />

wissenschaftliche Analyse von Klimaerscheinungen<br />

und die Erstellung differenzierter Modellierungen und<br />

Szenarien des aktuellen bzw. künftigen Klimasystems.<br />

Die Mitglieder des DKK tragen mit ihren Ergebnissen<br />

zu Klimawandel, Klimafolgen und Klimaschutz wesentlich<br />

zur internationalen Spitzenstellung Deutschlands in<br />

diesem Forschungsbereich bei. Durch ihre interdisziplinäre<br />

Vernetzung im DKK bündeln sie ihre Exzellenz<br />

Die Mitglieder des DKK<br />

und können auf dieser Basis fundiertes Wissen und<br />

belastbare Prognosen in politische und wirtschaftliche<br />

Entscheidungsprozesse einbringen.<br />

Orientierung in der Klimaforschung<br />

Mit seinen Angeboten trägt das DKK zur Orientierung<br />

in einer komplexen Forschungslandschaft bei. Es sammelt<br />

und moderiert die Positionen seiner Mitglieder und<br />

bietet Politik und Öffentlichkeit abgestimmte Standpunkte<br />

der Klimaforschung. Zentrale Fragestellungen<br />

widmen sich der anthropogenen Beeinflussung des<br />

Klimas, ihren Auswirkungen sowie den politischen und<br />

wirtschaftlichen Anpassungsmöglichkeiten.<br />

Das DKK verfügt durch seine Mitglieder über einen<br />

direkten Zugang zu den Positionen, Interessen und Fragestellungen<br />

der Klimaforschungsinstitute. So initiiert<br />

das DKK Arbeitsgruppen und Studien zu zentralen<br />

Anliegen seiner Mitglieder wie ‚Klimaforschung in<br />

Afrika‘, ‚Bildungsangebote im Bereich der Klimaforschung‘<br />

oder ‚Humanressourcen an Forschungsinstituten‘.<br />

Forschungsinitiativen, die das DKK anregt und<br />

begleitet, identifizieren Forschungsbedarf im Bereich<br />

von Klimawandel, Klimaschutz und Klimafolgen und<br />

stoßen Forschungsprojekte an. Diese Expertise befähigt<br />

das DKK für den praxisnahen Dialog über den operativen<br />

Kontext der Klimaforschung mit Politik, Wirtschaft<br />

und Öffentlichkeit.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

7


8<br />

focus<br />

Seine Mitglieder hält das DKK pro-aktiv über politische<br />

Entscheidungen, ausge-schriebene Forschungsprojekte<br />

und Förderinitiativen auf dem Laufenden. Zugleich<br />

informiert es über Schwerpunkte der öffentlichen<br />

Klimadiskussion und stellt die internationale Klimapolitik<br />

anschaulich dar.<br />

Information und Service<br />

Die öffentlichen und internen Informationsangebote des<br />

DKK geben einen Überblick über aktuelle Forschungsprojekte<br />

und Förderinitiativen, stellen Hintergrundwissen<br />

zur Verfügung und machen Zusammenhänge im<br />

Bereich der Klimaforschung transparent.<br />

Das DKK bietet in seinem KlimaKalender eine umfassende<br />

Darstellung wichtiger regionaler, überregionaler<br />

sowie internationaler Termine und Veranstaltungen im<br />

Bereich von Klimapolitik und Klimaforschung an.<br />

Ein zentrales Anliegen des DKK ist die Unterstützung<br />

wissenschaftlicher Karrieren in der Klimaforschung,<br />

denn Wissenschaft und Forschung brauchen kreative<br />

und intelligente Köpfe. Die DKK-Internetseite präsentiert<br />

dafür nahezu sämtliche nationale Bildungsangebote<br />

in einer Zusammenschau, beleuchtet den Weg in<br />

die Klimaforschung und zeigt an Fallbeispielen, welche<br />

Karrieren möglich sind. Wer neue Herausforderungen<br />

und persönliche Chancen sucht, findet beim DKK den<br />

Zugang zu attraktiven Stellenangeboten in der Klimaforschung.<br />

Das DKK bietet über seine online-Angebote hinaus<br />

Informationen in gemeinsamen Veröffentlichungen mit<br />

den DKK-Mitgliedern oder anderen Partnern sowie bei<br />

parlamentarischen oder öffentlichen Veranstaltungen<br />

an.<br />

Forschungsthemen der DKK-Mitglieder<br />

• Polar- und Meeresforschung<br />

• Bereitstellung von Wetter- und Klimadaten<br />

• Erfassung geologischer, physikalischer, chemischer<br />

und biologischer Prozesse im Erdinneren und an der<br />

Erdoberfläche<br />

• Erforschung von Physik und Chemie der Atmosphäre<br />

vom Erdboden bis in die Stratosphäre<br />

• Suche nach Risiken und Chancen eines nachhaltigen<br />

Managements der Ozeane und mariner Ressourcen<br />

• Analyse des Klimasystems der Vergangenheit und<br />

der Gegenwart und Berechnung von Zukunftsszenarien<br />

• Untersuchung der Folgen von Energieumwandlung<br />

und -nutzung hinsichtlich Klima- und Umweltschutz<br />

• Erforschung des Verhaltens von Strato-, Tropo- und<br />

Biosphäre sowie ihrer Wechselwirkungen im Globalen<br />

Wandel<br />

• Erfassung regionaler Klimadaten und -veränderungen<br />

u. a. von Nord- und Ostsee<br />

• Analyse komplexer Umweltsysteme und der Auswirkungen<br />

des Klimawandels auf ihre Bestandteile<br />

• Erforschung innovativer Lösungsansätze für den<br />

Klimawandel<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

• Umweltphysikalische Untersuchung der Luftverschmutzung,<br />

der Ozonschicht, der Treibhausgase<br />

und ihrer Speicherung<br />

• Untersuchung der chemischen, physikalischen, biologischen<br />

und geologischen Prozesse im Ozean und<br />

ihre Wechselwirkung mit dem Meeresboden und der<br />

Atmosphäre<br />

• Erforschung und Vorhersage troposphärischer Mehrphasensysteme<br />

• Erfassung der Wechselwirkungen zwischen geologischen<br />

und biologischen Prozessen im Meer und<br />

Chancen der nachhaltigen Nutzung der Ozeane<br />

• Betrachtung der Wechselwirkungen von Stoffkreisläufen<br />

und ihren Prozessen global und in Ökosystemen<br />

• Erarbeitung interdisziplinärer Einsichten auf der Basis<br />

von System- und Szenarienanalysen, Modellierung,<br />

Si-mulation und Datenintegration<br />

• Untersuchung wissenschaftlich und gesellschaftlich<br />

relevanter Zusammenhänge einer nachhaltigen Entwicklung,<br />

der Klimawirkung und des globalen Wandels<br />

Prof. Dr. Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für<br />

Meteorologie und Vorstandsvorsitzender des DKK, will das Wissen<br />

der Klimaforscher noch stärker in Politik und Öffentlichkeit tragen. Das<br />

DKK soll durch die interdisziplinäre Verknüpfung der freien Grundlagenforschung<br />

mit den Interessen von Politik und Wirtschaft Optionen<br />

und Instrumente entwickeln, die Eingang in die Wirtschafts- und Umweltpolitik<br />

finden.<br />

Tanja Fröhlich ist Geschäftsführerin des DKK. Als ausgewiesene<br />

Kennerin der Klimaforschungslandschaft beobachtet sie auf dem<br />

‚Berliner Parkett‘ die Klimaforschungspolitik und pflegt den Austausch<br />

der DKK-Mitglieder mit den Institutionen des Bundes und der Länder<br />

sowie mit weiteren relevanten Akteuren in Deutschland. Darüber hinaus<br />

soll das DKK auf der EU-Ebene vernetzt werden und Projekte mit<br />

internationalem Bezug initiieren.<br />

Kontakt<br />

<strong>Deutsche</strong>s Klima-Konsortium e. V. (DKK)<br />

Markgrafenstraße 37, 1<strong>01</strong>17 Berlin<br />

Tel.: 030–76 77 18 690,<br />

E-Mail: info@klima-konsortium.de<br />

www.klima-konsortium.de


Vertrauen geschmolzen?<br />

Zur Glaubwürdigkeit der Klimaforschung<br />

Silke Beck<br />

Zuvor erschienen bei der Bundeszentrale für politische<br />

Bildung, „Aus Politik und Zeitgeschichte“, Nr. 32-<br />

33/2<strong>01</strong>0; mit freundlicher Genehmigung der Autorin<br />

und des Herausgebers.<br />

Einleitung<br />

Noch im Sommer 2009 hätte wohl kaum jemand für<br />

möglich gehalten, dass der "Zwischenstaatliche Ausschuss<br />

für Klimaänderungen" (Intergovernmental Panel<br />

on Climate Change, IPCC), allgemein bekannt als<br />

Weltklimarat[1], kurze Zeit später so massiv in die<br />

Kritik geraten könnte. Die Schärfe der gegen ihn gerichteten<br />

Angriffe ist auf den ersten Blick verwunderlich,<br />

da es dem Rat bislang gelungen ist, im Namen der<br />

globalen Wissenschaft mit einer Stimme zu sprechen<br />

und sich den Ruf als die wissenschaftliche Autorität für<br />

Klimapolitik schlechthin zu erwerben. Der IPCC hat<br />

in den vergangenen zwei Jahrzehnten vier umfassende<br />

Sachstandsberichte veröffentlicht und wurde 2007 −<br />

zusammen mit dem ehemaligen amerikanischen Vize-<br />

Präsidenten Al Gore − mit dem Friedensnobelpreis<br />

ausgezeichnet.<br />

Schlagzeilen wie "Eiskalt geirrt" und "Die Wolkenschieber"[2]<br />

zeugen jedoch davon, dass sich seit Ende<br />

2009 eine hitzige Debatte um den IPCC entzündet hat.<br />

Im Folgenden werden die einzelnen Vorwürfe erläutert,<br />

ihre Ursachen und Folgen diskutiert und mögliche Erklärungen<br />

sowie Lösungswege aufgezeigt.<br />

"Climategate" und die Folgen<br />

Auslöser für die laufende Debatte um den IPCC war die<br />

Veröffentlichung von E-Mails, die illegal vom Server<br />

der University of East Anglia entwendet wurden ("Climategate").<br />

Kurz vor der Klimakonferenz von Kopenhagen<br />

im Dezember 2009 wurde der Vorwurf laut, dass<br />

der britische Klimatologe Phil Jones und weitere prominente<br />

Autoren des Weltklimarates Daten aus öffentlich<br />

finanzierter Forschung zurückgehalten hätten. Zudem<br />

wurde publik, dass der vierte IPCC-Sachstandsbericht<br />

von 2007 eine falsche Jahresangabe bei der Prognose<br />

des Abschmelzens der Gletscher im Himalaya enthält.<br />

[3] Anstatt korrekterweise 2350 findet sich dort die Zahl<br />

2035. Neben diesem "Zahlendreher" griffen die Medien<br />

in den folgenden Monaten weitere Unstimmigkeiten<br />

auf, die fehlerhafte Aussagen zu den Regenwäldern im<br />

Amazonasgebiet[4] oder den Überschwemmungsgebieten<br />

in den Niederlanden[5] betrafen.<br />

Darüber hinaus wurde dem IPCC vorgeworfen, den<br />

Stand der Forschung in unausgewogener Art und Weise<br />

dargestellt[6] und systematisch abweichende wissenschaftliche<br />

Befunde ignoriert oder gezielt ausgeschlos-<br />

diskutabel<br />

sen zu haben. Der IPCC sei nicht nur politisch voreingenommen,<br />

sondern würde auch für partikulare politische<br />

Ziele Partei ergreifen. Beispielsweise sitze der IPCC-<br />

Vorsitzende, Rajendra Pachauri, in den Beiräten zahlreicher<br />

Wirtschaftsunternehmen bzw. rühre dort die<br />

Werbetrommel für eigene Projekte.[7]<br />

IPCC-Vertretern wurde daraufhin vorgehalten, mit<br />

Hilfe von Katastrophenszenarien ein "Klima der Angst"<br />

schaffen zu wollen, um normativ motivierte Umweltpolitik<br />

umzusetzen oder eigene Pfründe zu sichern. So<br />

sei es "sicher kein Zufall, dass alle bekanntgewordenen<br />

Fehler immer in Richtung Übertreibung und Alarmismus<br />

gingen".[8] Dies ließe der Politik nur die Möglichkeit<br />

des "blinden Aktionismus" auf der einen oder der<br />

Resignation auf der anderen Seite und führe schnell zu<br />

Ermüdungserscheinungen auf Seiten der Bevölkerung.<br />

[9]<br />

Viele der Vorwürfe sind nicht neu, sondern haben<br />

− wie im folgenden Abschnitt gezeigt wird − die Entstehung<br />

und Entwicklung des IPCC von Anfang an begleitet<br />

und lassen sich ohne die politische Großwetterlage<br />

kaum erklären[10]. Auch wenn es auf den ersten<br />

Blick paradox erscheinen mag: Die Angriffe auf den<br />

IPCC stellen die Kehrseite seines eigenen Erfolges dar.<br />

In dem Maße, in dem der IPCC politisch an Gewicht<br />

und Einfluss gewann, wurde er auch zur Zielscheibe der<br />

Kritik.<br />

"Händler des Zweifels" und Stellvertreterkontroversen<br />

1990 veröffentlichte der Weltklimarat seinen ersten<br />

Sachstandsbericht. Darin hob er hervor, dass es ihm<br />

gelungen sei, die Expertise der besten Wissenschaftler<br />

aus aller Welt zu mobilisieren. Der Rat rückte damit in<br />

den Mittelpunkt der politischen Aufmerksamkeit. Bereits<br />

Ende der 1980er Jahre hatte sich eine Koalition aus<br />

Gegnern des aktiven Klimaschutzes gebildet, vornehmlich<br />

aus Vertretern der Erdöl exportierenden Staaten<br />

und Lobbyisten von US-amerikanischen Energie- und<br />

Automobil-Konzernen. Diese Koalition versuchte<br />

schon früh, mit eigenen Expertisen nachzuweisen, dass<br />

das Problem des vom Menschen gemachten Klimawandels<br />

eigentlich gar nicht existiert, sondern eine Erfindung<br />

von ökologisch oder sozialistisch motivierten<br />

Wissenschaftlern ist (Klimaschwindelthese).<br />

Je näher die politischen Verhandlungen an den Rio-<br />

Gipfel 1992 rückten, desto stärker polarisierte sich das<br />

politische Umfeld. Mit dem Eintritt dieser "Händler<br />

des Zweifels"[11] wurden die Weichen für den Verlauf<br />

der weiteren US-amerikanischen und internationalen<br />

Kontroverse gestellt. Denn sie entwickelten folgende<br />

Strategie: "Wenn Sie die Nachricht nicht mögen, dann<br />

machen Sie den Boten unglaubwürdig"[12]. Mit dem<br />

Kalkül, den IPCC als Überbringer der unbequemen<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

9


10<br />

diskutabel<br />

Botschaft anzugreifen, um den menschlichen Einfluss<br />

auf den Klimawandel zu leugnen, wandten sich seine<br />

Kritiker nicht mehr unmittelbar gegen politische Maßnahmen<br />

selbst, sondern versuchten, deren wissenschaftliches<br />

Fundament zu untergraben und damit die wissenschaftliche<br />

Rückendeckung der Klimaschutzpolitik<br />

auszuhöhlen.<br />

Die Gegner des IPCC verfolgten damit das Ziel, die<br />

Diskussion von der Politik in die Wissenschaft zurückzuverlagern,<br />

um politische Entscheidungen mit gravierenden<br />

Folgen in den betroffenen Sektoren wie Verkehr<br />

und Energie zu verhindern. Indem der IPCC nun versuchte,<br />

den eindeutigen wissenschaftlichen Nachweis<br />

zu erbringen, dass der Klimawandel menschliche Ursachen<br />

hat und bereits stattfindet, ließ er sich auf die Logik<br />

seiner Gegner ein. Zumindest in den angelsächsischen<br />

Ländern und in der internationalen Politik führte dies zu<br />

einer Stellvertreterkontroverse, da die Diskussion um<br />

Klimapolitik nicht mehr in der Politik selbst, sondern<br />

an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik<br />

ausgetragen wurde.<br />

Allerdings führten die Angriffe der "Händler des<br />

Zweifels" nicht zu einem Autoritätsverlust von Wissenschaft.<br />

Stattdessen trugen sie dazu bei, die Aufmerksamkeit<br />

auf den IPCC zu lenken und diesem mehr<br />

Gewicht zu verleihen, als dieser ohne ihre Angriffe faktisch<br />

gewonnen hätte. Damit kristallisierte sich das Muster<br />

der ursprünglich politischen Kontroverse um den<br />

Klimawandel heraus: Die politische Diskussion, wie<br />

unter Bedingungen wissenschaftlicher Unsicherheit gehandelt<br />

werden soll, wurde als eine wissenschaftliche<br />

Kontroverse um die Evidenz des anthropogenen Klimawandels<br />

ausgetragen. Alle Parteien handelten so, als ob<br />

die Politik in der Wissenschaft entschieden werde.[13]<br />

Verteidigungsstrategie des IPCC: Wissenschaftliche<br />

Expertise im demokratischen Konsens<br />

Dass diese frühen Angriffe Anfang der 1990er Jahre<br />

nicht zu einem Glaubwürdigkeitsverlust der Klimaforschung<br />

geführt haben, ist maßgeblich auf die Anstrengungen<br />

des Weltklimarats zurückzuführen. Um<br />

einem möglichen Autoritätsverlust von Wissenschaft<br />

entgegenzuwirken, beschloss der IPCC, wissenschaftliche<br />

Expertisen im demokratischen Konsens vorzulegen.<br />

Das heißt, er versuchte, die Lehren aus früheren<br />

Kontroversen (wie etwa um die Kernenergie) zu ziehen,<br />

während der sich Experten permanent widersprochen<br />

hatten, und durch die Bildung eines Wissensmonopols<br />

die Zufuhr von Expertisen in den politischen Prozess<br />

zu verknappen. Auf diese Weise sollte die Definitionsmacht<br />

und Deutungshoheit von Forschung hergestellt<br />

und der IPCC in die Lage versetzt werden, weltweit mit<br />

einer Stimme im Namen der Wissenschaft zu sprechen.<br />

Diese vermeintlich paradoxe Strategie lässt sich als<br />

Versuch interpretieren, demokratische Prinzipien mit<br />

wissenschaftlichen Grundsätzen zu vereinbaren.<br />

Diese Strategie spiegelt auch die besondere Situierung<br />

des IPCC als Grenzorganisation an der Schnittstelle<br />

zwischen Wissenschaft und Politik wider. Der<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Weltklimarat muss sich sowohl gegenüber der wissenschaftlichen<br />

Gemeinschaft als auch seinen politischen<br />

und gesellschaftlichen Adressaten legitimieren und damit<br />

gleichzeitig Forderungen nach wissenschaftlicher<br />

Glaubwürdigkeit und politischer Relevanz Rechnung<br />

tragen. Um seine wissenschaftliche und politische<br />

Glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten, versucht der Rat,<br />

seine Konsensbildungsprozesse möglichst breit anzulegen<br />

und möglichst viele Akteure (aus Wissenschaft,<br />

Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit) einzubeziehen.<br />

Die Fragen der universalen Repräsentation und die<br />

Teilnahme von Entwicklungsländern sind und bleiben<br />

dabei eine der größten Herausforderungen.<br />

Im zweiten IPCC-Sachstandsbericht, der 1995 erschien,<br />

wurde der Nachweis erbracht, dass der anthropogene<br />

Klimawandel mit Hilfe wissenschaftlicher<br />

Methoden belegbar ist. Der Bericht führte zu einer Wiederbelebung<br />

der nach dem Rio-Gipfel eingefahrenen<br />

politischen Verhandlungen, welche 1997 schließlich in<br />

die Verabschiedung des Kyoto-Protokolls mündeten.<br />

Der Veröffentlichung folgte ein massiver Gegenangriff<br />

amerikanischer Wissenschaftler und eine Medienkampagne<br />

im "Wall Street Journal" und in der "New York<br />

Times". Dem IPCC wurde von seinen Kritikern nun<br />

vorgeworfen, dass seine Autoren bewusst wissenschaftliche<br />

Begutachtungsverfahren unterlaufen und Berichte<br />

aus politischen Gründen "verfälscht" hätten.<br />

Die informelle wissenschaftliche Kultur bzw. das<br />

Fehlen formaler Regelungen machten den IPCC für Angriffe<br />

dieser Art verletzlich. Die Vorgänge verdeutlichten<br />

auch, wie wichtig die wissenschaftliche Integrität<br />

für die politische Glaubwürdigkeit des Weltklimarates<br />

als zwischenstaatliche Organisation ist: Die IPCC-Berichte<br />

zählen in der Politik nur dann, wenn sie mit dem<br />

Qualitätssiegel der Wissenschaftlichkeit ausgezeichnet<br />

werden können. Um seine wissenschaftliche Glaubwürdigkeit<br />

aufrechtzuerhalten, begann der IPCC nun, seine<br />

Verfahren der wissenschaftlichen Qualitätskontrolle zu<br />

revidieren.<br />

Nicht zuletzt trug der vierte IPCC-Bericht von 2007<br />

maßgeblich dazu bei, den Umschwung der Kontroverse<br />

in den USA vorzubereiten. Wissenschaftler und<br />

Politiker (wie beispielsweise die Regierung unter US-<br />

Präsident George W. Bush) stellen die anthropogenen<br />

Einflüsse auf den Klimawandel und die Notwendigkeit<br />

politischer Maßnahmen inzwischen nicht mehr offen in<br />

Frage, was eine Voraussetzung für einen Durchbruch<br />

in der internationalen Klimapolitik ist. Doch nach dem<br />

enttäuschenden Klimagipfel in Kopenhagen 2009 mehren<br />

sich nun wieder die Versuche, die wissenschaftliche<br />

Kontroverse wieder aufzubrechen und die Diskussion<br />

zurück in den IPCC zu verlagern. Vielen Akteuren in<br />

Wirtschaft und Politik kommt diese Stellvertreterdebatte<br />

um das wissenschaftliche Fundament gelegen, um<br />

sich unbequemer Entscheidungen − wie beispielsweise<br />

derjenigen um die Energiewende in Deutschland − zu<br />

entledigen, indem sie Zweifel an ihrer Dringlichkeit erzeugen.


Überhitzung: Wissenschaft als "Kampfsport"<br />

Diese Strategien führen zu einer Überhitzung der<br />

Diskussion, die sich darin niederschlägt, dass es weder<br />

sachlich um Lösungen der Klimapolitik noch um<br />

Aussagen der Klimaforschung geht, sondern dass diese<br />

Diskussionen als eine Art Kampfsport zwischen Klimaforschern<br />

ausgetragen werden, bei der die Medien<br />

und die Öffentlichkeit die Kampfrichter darstellen[14].<br />

Aus Mangel an wissenschaftlichen Alternativen zielen<br />

die heutigen "Händler des Zweifels" nicht auf einzelne<br />

inhaltliche Aussagen der IPCC-Berichte, sondern<br />

greifen in erster Linie Standards der wissenschaftlichen<br />

Beweisführung an oder führen regelrechte Kampagnen<br />

gegen einzelne IPCC-Autoren wie Phil Jones, Ben Santer<br />

oder Michael Mann, die von Beobachtern mit Formen<br />

der politischen Verfolgung in der McCarthy-Ära<br />

verglichen werden.[15]<br />

Aber auch Vertreter des IPCC lassen sich auf diese<br />

Strategie ein und versuchen den Nachweis anzutreten,<br />

dass einzelne, wissenschaftlich zweitrangige Forscher<br />

im Verbund mit den Medien Fehler des IPCC skandalisieren<br />

und die Öffentlichkeit damit ungerechtfertigt<br />

alarmieren[16]. Im Eifer des Gefechts versuchen alle<br />

beteiligten "Parteien", ihre Gegner wissenschaftlich<br />

zu diskreditieren oder ihnen entweder wissenschaftlich<br />

nicht gesicherte Übertreibungen oder politische<br />

Motive nachzuweisen. So hat zum Beispiel der IPCC-<br />

Vorsitzende Pachauri den begründeten Zweifel an<br />

dem "Himalaya-Zahlendreher" zunächst als "Voodoo-<br />

Wissenschaft" abgetan[17]. Auch in anderen Fällen hat<br />

Pachauri Kritik einfach beiseite gewischt, um keine<br />

Zweifel aufkommen zu lassen und den Anschein der<br />

Unantastbarkeit zu wahren. Als erste Rücktrittsforderungen<br />

laut wurden, erklärte er sich zur "unsinkbaren<br />

Molly Brown" − eine Anspielung auf die amerikanische<br />

Frauenrechtsaktivistin Margaret ("Molly") Tobin<br />

Brown, die als Überlebende des Untergangs der<br />

"Titanic" berühmt wurde. Auch er werde nicht sinken,<br />

sagte Pachauri, sondern im Gegenteil noch "viel höher"<br />

steigen.[18]<br />

Alle Versuche, ausschließlich Sündenböcke zu suchen,<br />

werden die öffentliche Vertrauenskrise nicht<br />

lösen. Sie sind Symptome der Überhitzung, tangieren<br />

aber nicht die Ursachen des Problems. Der Weltklimarat<br />

läuft mit dieser Strategie Gefahr, wissenschaftlich<br />

berechtigte Einwände zu ignorieren, und riskiert, das<br />

große Vertrauen zu verspielen, das er den unsachlich<br />

argumentierenden "Klimaskeptikern" noch immer<br />

voraus hat. Das bedeutet auch, dass der IPCC seinen<br />

Führungsstil und seine Strategie der öffentlichen Kommunikation<br />

überdenken sollte, da diese maßgeblich zur<br />

Verschärfung der Situation beigetragen haben.<br />

Eine neue Dimension der Diskussion besteht darin,<br />

dass sie nicht mehr nur in innerwissenschaftlichen<br />

Kreisen und in der Blogosphäre, sondern auch in der<br />

deutschen Öffentlichkeit ausgetragen wird und nun in<br />

einen Kampf um die öffentliche Wahrnehmung mündet.<br />

In den angelsächsischen Ländern verläuft die Debatte<br />

um die Affären wesentlich hitziger und kontro-<br />

diskutabel<br />

verser als hierzulande. Immer wieder werden von den<br />

Medien Meinungsumfragen zu Rate gezogen, um die<br />

Folgen der vermeintlichen "Skandale" zu beleuchten<br />

und den Grad des Vertrauens in den IPCC anzuzeigen.<br />

Zahlreiche Medienberichte legen nahe, dass sich ein<br />

"dramatischer Meinungsumschwung" in kurzer Zeit<br />

gegenüber der These des anthropogenen Klimawandels<br />

abzeichne, dass sich dieser noch verstärken werde und<br />

dass das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Klimaforschung<br />

erheblich erschüttert worden sei[19]. Neuere<br />

Untersuchungen hingegen belegen das Gegenteil: Die<br />

sogenannten Skandale haben die öffentliche Meinung<br />

kaum beeinflusst, und die Umfragewerte zum anthropogenen<br />

Klimawandel bleiben seit Jahren relativ konstant.<br />

[20]<br />

Allerdings bleibt unklar, was der Mehrwert all dieser<br />

Umfragen ist bzw. was sie wirklich aussagen: Gehen sie<br />

tatsächlich über reinen Populismus hinaus oder eröffnen<br />

sie nicht nur einen neuen Schauplatz für eine Stellvertreterdiskussion?<br />

Anstatt den Informationsbedarf<br />

und die Anliegen der Öffentlichkeit ernst zu nehmen,<br />

wird die "öffentliche Meinung" hier oftmals als passive<br />

Ressource der nachträglichen Akzeptanzbeschaffung<br />

von Wissenschaft verwendet.<br />

Abkühlung: "Kernaussagen nicht beeinträchtigt"<br />

Statt an den Symptomen herumzukurieren, wäre es sinnvoller,<br />

die Diskussion auf die Ursachen und Folgen der<br />

Angriffe auf den Weltklimarat zu lenken. Wofür stehen<br />

die IPCC-Pannen tatsächlich? Wie repräsentativ sind<br />

die einzelnen Fälle? Handelt es sich um Eintagsfliegen,<br />

um persönliches Versagen, oder haben sie systemische<br />

Ursachen? Treten die Probleme zufällig auf oder sind<br />

sie "hausgemacht"? Führen diese Fehler wirklich zu<br />

wissenschaftlichen Fehleinschätzungen? Wurden Daten<br />

vorsätzlich missbraucht oder der Öffentlichkeit vorenthalten,<br />

um die öffentliche Meinung zu manipulieren?<br />

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Klimapolitik,<br />

die auf dieses Pferd, den Weltklimarat, gesetzt<br />

hat?<br />

Sowohl in den USA als auch in Großbritannien wurden<br />

hochkarätige Kommissionen eingesetzt, um die<br />

verschiedenen "Skandale" zu untersuchen[21]. Phil<br />

Jones, der im Mittelpunkt der Hacker-Affäre steht, ist<br />

inzwischen von Vorwürfen der Datenmanipulation<br />

oder dem Ausschluss abweichender wissenschaftlicher<br />

Meinungen entlastet worden. Gleichzeitig wurden die<br />

wissenschaftlichen Resultate bestätigt. Darüber hinaus<br />

haben mehrere Wissenschaftler und Forschungsorganisationen<br />

(wie das Nationale Komitee für Global-Change-Forschung<br />

und das <strong>Deutsche</strong> Klima-Konsortium) in<br />

Briefen Stellung genommen: Die Forscher aus den Niederlanden,<br />

USA und Deutschland kommen zum Schluss,<br />

dass die Tatsache, dass die IPCC-Qualitätssicherung<br />

nicht zu hundert Prozent funktioniert habe, nicht bedeute,<br />

dass die Grundaussagen nicht mehr gültig seien bzw.<br />

die Klimaforschung im Ganzen versagt habe. Trotz einzelner<br />

Kritikpunkte blieben, so die Schlussfolgerung,<br />

die Grundaussagen des vierten Sachstandberichts beste-<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

11


12<br />

diskutabel<br />

hen, sie stellten weiterhin eine robuste Grundlage für<br />

die internationale Klimapolitik dar.[22]<br />

Nüchtern betrachtet lassen sich die Fehler kaum auf<br />

politisch motivierten "Betrug", sondern auf die Nicht-<br />

Einhaltung oder schlampige Umsetzung von bereits<br />

bestehenden IPCC-Verfahren zurückführen. Die Gretchenfrage<br />

ist folglich, inwieweit die Verfahren der<br />

Qualitätskontrolle und -sicherung greifen. Hier besteht<br />

in der Tat, insbesondere was die Qualitätskontrolle von<br />

politisch relevantem Wissen anbetrifft, Handlungs- und<br />

Reformbedarf. Die IPCC-Verfahren werden nun einer<br />

unabhängigen Begutachtung unterzogen. Dazu wurde<br />

ein Zusammenschluss nationaler Wissenschaftsakademien,<br />

das InterAcademy Council on International Issues<br />

(IAC), eingesetzt, dessen Ergebnisse voraussichtlich<br />

Ende August 2<strong>01</strong>0 vorliegen werden.[23]<br />

Ob die IAC-Vorschläge jedoch umgesetzt werden,<br />

entscheidet der Klimarat selbst. Seine Zukunft hängt<br />

also maßgeblich davon ab, ob und in welcher Weise es<br />

ihm gelingt, auf diese Herausforderungen zu reagieren,<br />

offensiv mit den für die Klimaforschung "unbequemen<br />

Wahrheiten" umzugehen und entsprechende organisatorische<br />

Lösungen zu entwickeln.<br />

Innovationspotenzial<br />

Der Weltklimarat hat in seiner etwas über zwanzigjährigen<br />

Geschichte schon mehrere Kontroversen relativ<br />

gut überstanden, in der Regel ist er aus ihnen sogar<br />

noch robuster hervorgegangen. Einer der Gründe dafür,<br />

dass der IPCC seine wissenschaftliche und politische<br />

Glaubwürdigkeit aufrechterhalten kann, ist in seiner<br />

Lern- und Reformfähigkeit zu sehen.[24]<br />

Dem IPCC ist es immer wieder gelungen, auf neue<br />

Herausforderungen konstruktiv zu reagieren und entsprechende<br />

Verfahren und Regelungen − wie beispielsweise<br />

eine Revision der Begutachtungsverfahren<br />

nach 1999 − zu entwickeln. Anstatt eine starre Behörde<br />

zu werden, hat der Klimarat über die Jahre hinweg<br />

grundlegende Veränderungen sowohl in der Struktur<br />

und Substanz seiner Berichte als auch in seinen Verfahren<br />

vorgenommen. Die vermeintlichen Skandale zeigen<br />

auch, dass das Vertrauen in die Klimaforschung nicht<br />

ausschließlich durch mehr und bessere Information und<br />

ihre effektivere Kommunikation geschaffen werden<br />

kann.<br />

Die Aussagen des Weltklimarats müssen aber nicht<br />

der wissenschaftlichen Fachgemeinschaft, sondern<br />

auch gegenüber der öffentlichen Kritik standhalten.<br />

Das bedeutet, dass die Glaubwürdigkeit auch von dem<br />

Vertrauen in den IPCC als Institution abhängt. Dieser<br />

steht damit nicht nur vor der Herausforderung, Informationen<br />

sachlich zu vermitteln, sondern auch nachzuweisen,<br />

dass und warum diese glaubwürdig sind.[25]<br />

Gleichzeitig wird in dieser Situation auch das Fehlen<br />

an politischen Regelungen deutlich, um den IPCC<br />

demokratisch zu "kontrollieren". Der Vorwurf, dass<br />

eine kleine Elite von politisch motivierten wissenschaftlichen<br />

Überzeugungstätern ("Propheten des Untergangs")<br />

permanent hinter verschlossenen Türen<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

wissenschaftliche Verfahren korrumpiere, Daten manipuliere<br />

und auf diese Weise Politik und Öffentlichkeit<br />

"betrüge", kann nur dann ausgeräumt werden, wenn die<br />

Vorgehensweisen des IPCC transparent und öffentlich<br />

zugänglich gemacht werden.<br />

Die Innovations- und Lernfähigkeit steht und fällt mit<br />

dem Maße, in dem der IPCC seine Adressaten an seiner<br />

Arbeit teilnehmen lässt. Die Affären der vergangenen<br />

Monate haben verdeutlicht, dass der IPCC nicht nur die<br />

Verhandlungen über die Inhalte und Formen seiner Berichte,<br />

sondern auch über seine Verfahren transparent<br />

und zugänglich gestalten muss. Die Geschichte zeigt,<br />

dass nicht die relative Unabhängigkeit von der Politik<br />

und die Strategie der "Glaubwürdigkeit durch Exzellenz",<br />

wie häufig in der gegenwärtigen Diskussion gefordert,<br />

dem IPCC das Überleben in einem schwierigen<br />

Kontext gerettet haben, sondern gerade die "Freiheit<br />

zur Politik" (Max Weber) und die Strategie der "Glaubwürdigkeit<br />

durch Teilnahme".<br />

So gilt es für den IPCC, die vorhandenen Ansätze<br />

in Richtung mehr Beteiligung und mehr Transparenz<br />

weiter zu stärken: Nicht nur seine Fähigkeit, renommierte<br />

Experten weltweit zu mobilisieren und in den<br />

Prozess der Politikberatung einzubinden, sondern auch<br />

die kontinuierlichen Verhandlungen mit seinen Adressaten<br />

machen die Arbeit des IPCC resonanzfähiger und<br />

helfen, dass sich dieser auf den Informationsbedarf von<br />

Politik und Öffentlichkeit einstellen und den "nützlichen"<br />

Input für den politischen Verhandlungsprozess<br />

liefern kann. Beides trägt auch dazu bei, die Debatte um<br />

den Klimawandel einem breiten Spektrum an sozialen,<br />

wirtschaftlichen und politischen Akteuren zu öffnen.<br />

Schon jetzt werden seine Expertisen in einem weitaus<br />

größeren Maße in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />

wahrgenommen, als dies normalerweise in<br />

der Praxis der Politikberatung der Fall ist. Dadurch,<br />

dass außerwissenschaftliche Akteure Zugang zu den<br />

Entscheidungs- und Begutachtungsverfahren erhalten,<br />

werden sie auch in die Lage versetzt, die Glaubwürdigkeit<br />

der IPCC-Befunde einzuschätzen[26]. Diese Formen<br />

der Transparenz und Zugänglichkeit fördern nicht<br />

nur die Resonanz- und Anschlussfähigkeit, sondern<br />

auch die Glaubwürdigkeit und Robustheit des IPCC.<br />

Gleichzeitig erfordern sie auch neue Verfahren der<br />

Qualitätskontrolle für politisch relevantes Wissen, die<br />

gewährleisten, dass Prozesse der Teilnahme und Öffnung<br />

nicht auf Kosten der wissen-schaftlichen Glaubwürdigkeit<br />

gehen.<br />

Nicht zuletzt erweist sich die in der Diskussion vorherrschende<br />

Vorstellung, dass die Klimapolitik in der<br />

Wissenschaft entschieden wird, als empirisch falsch<br />

und politisch riskant. Sie kann zum Stillstand der Klimapolitik<br />

führen. Damit hätten die "Händler des Zweifels"<br />

ihr Ziel erreicht. Um diese Situation aufzubrechen,<br />

wird auch ein neues Selbstverständnis der politischen<br />

Rolle des Weltklimarats notwendig: In seiner Funktion<br />

als "ehrenhafter Vermittler" kann er zwar das Spektrum<br />

an politischen Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, aber


er kann die Politik nicht von der Verantwortung für riskante<br />

Entscheidungen entlasten.[27]<br />

Fußnoten<br />

[1]Der IPCC wurde 1988 von der Weltorganisation für<br />

Meteorologie (WMO) in Kooperation mit dem Umweltprogramm<br />

der Vereinten Nationen (UNEP) ins<br />

Leben gerufen. Er hat die Aufgabe, den Stand der Forschung<br />

zum Treibhauseffekt, zu seinen beobachteten<br />

und projizierten Auswirkungen und zu den politischen<br />

Reaktionsmöglichkeiten (Anpassungs- und Minderungsoptionen)<br />

umfassend, objektiv, offen und transparent<br />

zusammenzutragen und zu bewerten. Vgl. Selbstdarstellung<br />

des IPCC, online: www.de-ipcc.de/de/119.<br />

php#Wer_ist_IPCC (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

[2]Stefan Schmitt, Eiskalt geirrt, in: Die Zeit, Nr. 5<br />

vom 28.1.2<strong>01</strong>0, online: www.zeit.de/2<strong>01</strong>0/05/U-IPCC<br />

(28.6.2<strong>01</strong>0); Marco Evers/Olaf Stampf/Gerald<br />

[3]Vgl. Gerald Traufetter, Weltklimarat schlampte bei<br />

Gletscherprognose, 19.1.2<strong>01</strong>0, online: www.spiegel.de/<br />

wissenschaft/natur/0,1518,<br />

672709,00.html (19.1.2<strong>01</strong>0). Zu den Vorwürfen und<br />

entsprechenden Klarstellungen von Seiten der IPCC-<br />

Vertreter vgl. Umweltbundesamt, Kompass-Newsletter<br />

Nr. 11, Juni 2<strong>01</strong>0, online: www.anpassung.net/Shared-<br />

Docs/Downloads/Newsletter<br />

/Newsletter__11,templateId=raw,property=<br />

publicationFile.pdf/Newsletter_11.pdf (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

[4]Vgl. And now for Amazongate, 25.1.2<strong>01</strong>0, online:<br />

http://eureferendum.blogspot.com/2<strong>01</strong>0/<strong>01</strong>/and-nowfor-amazongate.html<br />

(25.1.2<strong>01</strong>0).<br />

[5]Vgl. Helmut Hetzel, IPCC macht erneut Fehler,<br />

8.2.2<strong>01</strong>0, online: www.fr-online.de/in_und_ausland/<br />

politik/aktuell/<br />

2283381_Klimaforschung-IPCC-macht-erneut-Fehler.<br />

html (8.2.2<strong>01</strong>0).<br />

[6]Vgl. Richard Tol on Working Group 3 of IPCC,<br />

28.2.2<strong>01</strong>0, online: http://klimazwiebel.blogspot.<br />

com/2<strong>01</strong>0/02/richard-tol-on-wg3-of-ipcc.html<br />

(3.5.2<strong>01</strong>0).<br />

[7]Vgl. online: www.readers-edition.de/2<strong>01</strong>0/06/16/<br />

rajendra-kumar-pachauri-vorsitzender-der-weltklimarates-ipcc<br />

(28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

[8]Hans von Storch, zit. nach: M. Evers u.a. (Anm. 2).<br />

[9]Vgl. Richard A. Kerr, Amid Worrisome Signs of<br />

Warming, "Climate Fatigue" Sets In, in: Science, 326<br />

(2009) 5955, S. 926-928.<br />

[10]Vgl. Silke Beck, Das Klimaexperiment und der<br />

IPCC. Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Politik<br />

in den internationalen Beziehungen, Marburg 2009.<br />

[11Vgl. Naomi Oreskes/Eric M. Conway, Merchants of<br />

Doubt: How a Handful of Scientists Obscured the Truth<br />

on Issues from Tobacco Smoke to Global Warming,<br />

London 2<strong>01</strong>0.<br />

[12]Shardul Agrawala, Structural and Process History<br />

of the Intergovernmental Panel on Climate Change, in:<br />

Climatic Change, 39 (1998) 4, S. 621-642.<br />

diskutabel<br />

[13]Vgl. Roger A. Pielke Jr., The Honest Broker. Making<br />

Sense of Science in Policy and Politics, Cambridge-New<br />

York 2007. In Deutschland (und anderen<br />

Ländern) unterschied sich die Diskussion von diesem<br />

Muster der Kontroverse signifikant. In der Bundesrepublik<br />

hat sich beispielsweise bereits ab Mitte der 1980er<br />

Jahre durch die Arbeit der Enquete-Kommission "Vorsorge<br />

zum Schutz der Erdatmosphäre" des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bundestages ein breiter Konsens darüber herausgebildet,<br />

dass der Klimawandel bereits stattfindet, katastrophale<br />

Folgen haben wird und dass sofort und umfassend<br />

gehandelt werden muss.<br />

[14]Vgl. Stephen H. Schneider, Science as a Contact<br />

Sport: Inside the Battle to Save Earth's Climate,<br />

Washington, DC 2009.<br />

[15]Vgl. Peter H. Gleick u.a., Climate Change and the<br />

Integrity of Science [offener Brief von 255 Mitgliedern<br />

der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften],<br />

in: Science, 328 (2<strong>01</strong>0) 5979, online: www.<br />

pacinst.org/climate/climate_statement.pdf (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

[16]Vgl. Stefan Rahmstorf, Klimaforscher-Bashing<br />

beim Spiegel, 1.4.2<strong>01</strong>0, online: www.wissenslogs.de/<br />

wblogs/blog/klimalounge/medien-check/2<strong>01</strong>0-04-<strong>01</strong>/<br />

klimaforscher-bashing-beim-spiegel (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

[17]Vgl. Ulf von Rauchhaupt, Voodoo statt Wissenschaft,<br />

21.1.2<strong>01</strong>0, online: www.faz.net/s/Rub-<br />

C5406E1142284FB6BB79CE581A20766E/Doc~E09<br />

B1CAA42E104CF0871A0070CB979A7B~ATpl~<br />

Ecommon~Scontent.html (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

[18]Vgl. Irene Meichsner, Die Klima-Ikone wankt, in:<br />

Cicero, (2<strong>01</strong>0) 3, S. 18f., online: www.cicero.de/97.<br />

php?ress_id=1&item=4771 (28.6.2<strong>01</strong>0); Ian Wylie,<br />

UN climate chief jabs back at allegations of financial<br />

impropriety - but fails to land a blow, 20.1.2<strong>01</strong>0, online:<br />

www.guardian.co.uk/environment/blog/2<strong>01</strong>0/jan/20/<br />

pachauri-personal-attacks (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

[19]Vgl. zum Beispiel Ulli Kulke, Die verlorene Unschuld<br />

der Klimaforschung, 20.2.2<strong>01</strong>0, online: www.<br />

welt.de/die-welt/politik/article6476140/Die-verlorene-<br />

Unschuld-der-Klimaforschung.html (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

[20]Vgl. Jon A. Krosnick, The Climate Majority,<br />

8.6.2<strong>01</strong>0, online: www.nytimes.com/2<strong>01</strong>0/06/09/<br />

opinion/09krosnick.html (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

[21]Vgl. Summarizing the Investigations on Climate<br />

Science, 12.7.2<strong>01</strong>0, online: www.wri.org/<br />

stories/2<strong>01</strong>0/07/summarizing-investigations-climatescience<br />

(16.7.2<strong>01</strong>0).<br />

[22]Vgl. Offener Brief des Nationalen Komitees für<br />

Global Change Forschung und des <strong>Deutsche</strong>n Klima-<br />

Konsortiums hinsichtlich der Kritik an den IPCC-Sachstandsberichten,<br />

31.5.2<strong>01</strong>0, online: http://openletter.<br />

nkgcf.org (28.6.2<strong>01</strong>0); Open letter by Netherlands<br />

scientists on IPCC and errors in Climate Change 2007<br />

report, 10.2.2<strong>01</strong>0, online: www.sense.nl/openbrief<br />

(28.6.2<strong>01</strong>0); Open Letter from U.S. Scientists on the<br />

IPCC, 10.3.2<strong>01</strong>0, online: www.openletterfromscientists.com<br />

(28.6.2<strong>01</strong>0).<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

13


14<br />

wir<br />

[23]Vgl. IAC-Homepage: http://reviewipcc.interacademycouncil.net<br />

(28.6.2<strong>01</strong>0); Matthias Wyssuwa, Wohin<br />

mit den Zweifeln?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

vom 9.3.2<strong>01</strong>0.<br />

[24]Vgl. S. Beck (Anm. 10).<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

[25]Vgl. Sheila Jasanoff, Testing Time for Climate Science,<br />

in: Science, 328 (2<strong>01</strong>0) 5979, S. 695f.<br />

[26] Vgl. ebd.; S. Beck (Anm. 10).<br />

[27]Vgl. Daniel Sarewitz, Curing climate backlash, in:<br />

Nature, 464 (2<strong>01</strong>0) 7285, S. 28.<br />

Wechsel im Vorsitz des Fachausschusses<br />

Umweltmeteorologie<br />

Armin Raabe<br />

Die Mitglieder des Fachausschusses Umweltmeteorologie<br />

(FA UMET) haben Armin Raabe, Mitarbeiter am<br />

Institut für Meteorologie der Universität Leipzig, als<br />

Vorsitzenden für die nächsten drei Jahre gewählt. Heinke<br />

Schlünzen, bisher die Vorsitzende, ist als Stellvertreterin<br />

weiterhin in die Leitung des Fachausschusses<br />

eingebunden.<br />

Mit diesem Wechsel ist der FA UMET nunmehr dem<br />

ZV Leipzig zugeordnet. Das heißt, auch die seit mehr<br />

als 20 Jahren vom FA UMET organisierte Fachtagung<br />

METTOOLS wird in ihrer 8. Auflage in Leipzig stattfinden.<br />

Termin (20.−22.03.2<strong>01</strong>2) und Ort (Campus der<br />

Universität im Zentrum Leipzigs) stehen auch schon<br />

fest. In der nächsten Zeit werden die Themengebiete<br />

festgelegt und zur Teilnahme eingeladen.<br />

Der FA UMET reagiert mit seiner Themenauswahl<br />

immer auch auf neue Anwendungsgebiete meteorologischen<br />

Wissens (siehe PROMET 1/2, 2003). Heute re-<br />

European Geosciences Union ehrt<br />

Professorin Karin Labitzke<br />

FU Berlin<br />

Die emeritierte Professorin Karin Labitzke von der Freien<br />

Universität Berlin wird mit der „Vilhelm Bjerknes<br />

Medal“ der European Geosciences Union ausgezeichnet.<br />

Die weltweit renommierte Wissenschaftlerin wird<br />

damit für ihr Lebenswerk und für ihre herausragenden<br />

Verdienste in der Atmosphärenforschung geehrt. Die<br />

Auszeichnung wird im April 2<strong>01</strong>1 in Wien verliehen.<br />

Karin Labitzke, Jahrgang 1935, nahm 1953 ein Studium<br />

der Fächer Meteorologie und Physik an der Frei-<br />

det man von ‚Energiemeteorologie’ und Umweltzonen.<br />

Wie sichert man die Qualität der Aussagen in solchen<br />

Bereichen. Die <strong>DMG</strong> hat mit dem Qualitätskreis ‚Umweltmeteorologie’<br />

Mindestanforderungen definiert,<br />

ähnliche Anforderungen stellt das ‚Gesetz für den Vorrang<br />

Erneuerbarer Energie (EEG)’ an die Firmen, die<br />

sich mit Windenergieertragsabschätzungen beschäftigen.<br />

Seit wenigen Jahren erst endet die Ausbildung<br />

der Meteorologen an den Universitäten mit einem Abschluss<br />

als Bachelor oder Master. Verändert das die<br />

Einsatzmöglichkeiten?<br />

Welche anderen Themen würden Sie als Tagungsinhalt<br />

sehen? Ihre Ideen sind erwünscht (E-Mail: raabe@<br />

uni-leipzig.de).<br />

Der FA UMET möchte in bewährter Weise solche<br />

Änderungen auch in inhaltliche Diskussionen einfließen<br />

lassen. Wie bisher werden Sie Informationen per<br />

E-Mail erhalten und über die Internetseite der <strong>DMG</strong><br />

(www.dmg-ev.de/fachausschuesse/umet) abrufen können.<br />

en Universität Berlin auf. Sie promovierte 1962 zum<br />

Thema „Beiträge zur Synoptik der Hochstratosphäre“<br />

und nahm im Jahr 1970 einen Ruf auf die Professur für<br />

Meteorologie der Stratosphäre an der Freien Universität<br />

Berlin an, an der sie bis zu ihrer Emeritierung im<br />

Jahr 2000 forschte und lehrte. Forschungsaufenthalte<br />

führten Karin Labitzke nach Japan, China und in die<br />

USA. Zu ihren wissenschaftlichen Schwerpunkten zählt<br />

die Erforschung der Stratosphäre und des Einflusses des<br />

elfjährigen Sonnenfleckenzyklus‘ auf die Atmosphäre.


Wann ist „Schönes Wetter“? −<br />

wir<br />

Vergeblicher Versuch einer Objektivierung subjektiver Empfindungen<br />

Walter Fett<br />

Schönes Wetter ist nicht gerade das, wovon der Meteorologe<br />

spricht. Denn der Begriff schön kommt in der Meteorologie<br />

nicht vor. Er ist dort weder qualitativ noch gar quantitativ<br />

definiert. Wohl aber spricht die Öffentlichkeit vom Schönwetter.<br />

Wie also soll der Meteorologe etwa auf die Frage<br />

reagieren: Wird morgen schönes Wetter? Selbst wenn er genau<br />

wüsste, wie das Wetter morgen wird! Verständnisvoll<br />

einigen könnte man sich allenfalls über Schönwetterwolken!<br />

Schön verbindet sich mit etwas Ästhetischem. Damit sind<br />

wir im Bereich nicht nur des nicht eindeutig Festgelegten,<br />

sondern auch des individuell Unterschiedlichen. Unter Schönem<br />

Wetter erwartet morgens der Bergsteiger oder Segler,<br />

tags der Strandurlauber und abends der Gast einer Gartenparty<br />

nicht unbedingt dasselbe Wetter. Er sollte wohl eher nach<br />

Gutem Wetter fragen.<br />

Je nach „Verwendungszweck“ kann daher schön nicht nur<br />

am selben Ort, sondern erst recht je nach Ziel etwas ganz<br />

Unterschiedliches bedeuten: In der − gar exotischen − Ferne<br />

des Sommer- oder Winterurlaubs erwartet man darunter<br />

anderes als im nahen vertrauten Bereich.<br />

Gingen wir solange von einer rein statischen Betrachtung<br />

aus, so ist das auch wiederum nicht alles. Denn wir sollten<br />

uns nicht mit der Frage begnügen, was ist, sondern eher wann<br />

ist schönes Wetter! Besonders schön ist es etwa, wenn es am<br />

Wochenende schön ist, oder überhaupt, wenn schönes Wetter<br />

mit Freizeit zusammenfällt.<br />

Ferner hängt die Antwort von der Wetterdynamik ab.<br />

Es wird also schön sein, wenn es vorher schlechter war, es<br />

also besser geworden ist. Schön ist es ferner, wenn man es<br />

schlechter erwartet hatte. Dabei werden unsere Ansprüche an<br />

schönes Wetter umso bescheidener sein, je länger es zuvor<br />

schlecht war.<br />

Auch damit wird deutlich: Schönes Wetter assoziieren<br />

wir mehr mit Erwartung und Erinnerung, also<br />

im Vergleich mit der Gegenwart, als mit der Gegenwart<br />

selber. Und nicht nur das: Die Beurteilung hängt<br />

nicht nur vom Wetter ab, sondern von uns selber,<br />

d. h. von dem, der wir gerade sind! Sind wir heute „besser<br />

drauf“, also besserer Laune, dann ist auch schnell einmal das<br />

Wetter besser, sprich schöner. Und wann − retrospektiv betrachtet<br />

− war das Wetter schön? Wenn wir es zu nützen<br />

wussten!<br />

So entpuppt sich der mit Schönem Wetter eigentlich als<br />

momentan zu beschreibende Wetterzustand mehr und mehr<br />

als Glied einer äußeren und inneren, einer meteorologischen<br />

und einer persönlichen Entwicklung, das uns in Einklang mit<br />

unserem Empfinden setzt. An welche „harten“ Fakten soll<br />

sich dann ein Meteorologe bei seiner Antwort halten, will<br />

er sowohl dem sachlichen Wetterbericht als auch dem −<br />

zumindest näheren − eher „weicheren“ menschlichen Verständnisvermögen<br />

genügen?<br />

So entspringt auch das weiter zurückliegende schöne Wetter<br />

oft den schönen Erinnerungen − etwa des Urlaubs, wo<br />

auch immer. Man möchte nur ungern als der Hereingefallene<br />

belächelt werden, − es sei denn, das Wetter war wirklich −<br />

und allseits akzeptiert unerwartet − echt schlecht. Und dann<br />

wird halt mit dem schlechten Wetter angegeben: Die Atmosphäre<br />

verdient es nicht anders. Aussagen von Fachleuten,<br />

die sich darob erklärungswillig und um Exaktheit bemüht<br />

ausbreiten, werden dann nicht als klärend, sondern nur als<br />

beschwichtigend empfunden.<br />

Schließlich − und fast noch schlimmer: Wann dürfte der<br />

Meteorologe denn selber von Schlechtem Wetter reden? Und<br />

was liegt zwischen Guten Wetter und Schlechtem Wetter?<br />

Gut und schlecht sind einfach zu kategorische Begriffe, die er<br />

daher unbedingt meidet. Verbindlicher und konsensuell sind<br />

stattdessen die Begriffe freundlich und unfreundlich, und<br />

werden vom Synoptiker als kommunikative Rettungslösung<br />

auch akzeptiert und verwendet.<br />

Aber welches Wetter, welcher Begriff liegt nun zwischen<br />

diesen Kontrasten? Ist Nicht schönes Wetter denn gleich<br />

Schlechtes Wetter? Gibt es noch etwas zwischen vermeintlich<br />

freundlich und unfreundlich? Was stände für den logischen,<br />

aber unbrauchbaren Begriff gleichgültig? Neutral, normal,<br />

ausgewogen und mittelmäßig stehen für zu nüchterne Sachlichkeit.<br />

Vielleicht bietet sich letztlich doch die folgende weiter<br />

gespannte populäre Verständlichkeitsskala an:<br />

Das Wetter ist himmlisch (obzwar meteorologisch wiederum<br />

zu vieldeutig) − sehr schön − schön −freundlich<br />

− nicht unfreundlich − nicht besonders − nicht freundlich<br />

− unfreundlich − schlecht − sehr schlecht − katastrophal.<br />

Ungefähr im Rahmen dieser zwar weichen und subtilen, aber<br />

sprachliche Übergänge erlaubenden und Überlappungen<br />

akzeptierenden Formulierung, könnten sich beide Seiten<br />

verstehen − ohne Populismus, ohne Verunsicherung, ohne<br />

Aufgabe wissenschaftlicher Positionen. − Welch täglich linguistischen<br />

Freiraum bietet doch die Meteorologie!<br />

Wir sehen: Subjektiver und damit schwammiger kann die<br />

Frage nach Schönem Wetter kaum sein. Kein Wunder, dass<br />

Meteorologen nur höchst ungern auf eine solche Frage eingehen.<br />

Denn sie müssten sich dabei fast mehr mit dem Fragenden<br />

als mit dem Wetter auseinandersetzen. Andererseits<br />

wollen sie auch nicht als wissenschaftsreine Wortklauber<br />

dastehen. Über Schönes Wetter diskutiert man eben nicht,<br />

sondern man plaudert! Was der Laie eigentlich erfragt, sollte<br />

doch schon vorsichtig − quasi im menschlichen Unterhaltungsstil<br />

− hinterfragt werden. Müsste in diesem Sinne doch<br />

wohl gehen. Sonst wird letztlich leicht eine gerechte Wetterbeschreibung<br />

und eine an sich richtige Prognose lediglich<br />

falsch gedeutet. Wäre doch mal wieder schade für unser<br />

Selbstbewusstsein. − Ganz Schön dumm das alles! Oder?<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

15


16<br />

wir<br />

Bericht von der 9. Herbstschule 2<strong>01</strong>0 „Erde und<br />

Klima, Energie und Leben im System Erde“<br />

Werner Wehry<br />

Am 15. und 16. November 2<strong>01</strong>0 konnte zum neunten<br />

Mal eine Herbstschule zur Lehrerfortbildung gemeinsam<br />

vom Zweigverein Berlin und Brandenburg sowie<br />

dem <strong>Deutsche</strong>n GeoForschungszentrum Potsdam<br />

(GFZ) veranstaltet werden. Inklusive der 10 Vortragenden<br />

beteiligten sich insgesamt 85 Interessierte, davon<br />

etwa 60 Lehrerinnen und Lehrer. Logistisch wurde<br />

die Veranstaltung wieder sehr erfolgreich von Frau<br />

Karin Berendorf (<strong>DMG</strong>) und Franz Ossing (GFZ) vorbereitet<br />

und betreut. Die Veranstaltung fand auf dem<br />

historischen Wissenschaftsgelände des Einsteinparks in<br />

Potsdam statt.<br />

Zu betonen ist, dass das Thema dieser 9. Herbstschule<br />

keineswegs erschöpfend dargestellt werden konnte,<br />

jedoch vermittelten alle Beiträge – wie in den Vorjahren<br />

− eine große wissenschaftliche Frische, die ihre<br />

Authentizität und Aktualität aus den neuesten Forschungen<br />

und Anwendungen bezogen. Im Folgenden<br />

kann jeweils nur ein kurzer Hinweis auf den Inhalt der<br />

Vorträge gegeben werden, die ausführlich auf einer<br />

CD-ROM erhältlich sind.<br />

Eingeleitet wurde die Vortragsserie mit neuen Informationen<br />

zu einer für Europa neuen Energieressource:<br />

Dr. Hans-Martin Schulz (GFZ) berichtete über „Shale<br />

Gas: eine unkonventionelle Gasressource auf dem<br />

Weg zum Energiemix der Zukunft?“ (Shale = Tongestein,<br />

gemeint ist Gasgewinnung aus dichten Tongesteinen.)<br />

Er führte aus, dass die USA Russland im Jahr<br />

2009 als weltgrößten Gasproduzenten überholt haben,<br />

weil Shale Gas als noch unkonventionelle Gasressource<br />

bereits 10 % der Gasförderung in den USA ausmacht.<br />

In Europa gibt es Shale Gasförderung noch nicht,<br />

wird jetzt jedoch auch durch die EU vorangetrieben<br />

(s. z. B.: www.thegwpf.org/energy-news/2389-shalegas-revolution-changes-everything-.html).<br />

Erdgas in<br />

Abb. 1: Die bisherige (konventionelle) Gasförderung stammt aus großen<br />

Lagerstätten mit frei beweglichem Gas. Dagegen wird zur Förderung<br />

des Shale Gases, das fest mit Gestein verbunden ist, eine Bohrung bis<br />

in diese Schicht vorgenommen, dann Wasser unter großem Druck hereingepumpt,<br />

wobei das Gestein teilweise zerbricht und das Gas frei<br />

setzt („gecrackt“ wird).<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Abb. 2: Beton-Abwasserröhren, entwickelt im Hillemeierschen Institut,<br />

versiegelt durch 0,2 mm dickes biegsames Glas können Jahrzehnte<br />

halten, bisher benutzte „normale“ Betonröhren zerfallen zum Teil schon<br />

nach 5 Jahren! – Im Emscher-Bereich (Nordrheinwestfalen) werden derzeit<br />

51 Kilometer Abwasserröhren mit diesem Material verarbeitet.<br />

Europa wird bislang noch ausschließlich aus konventionellen<br />

Gaslagerstätten gefördert. Allerdings hat auf<br />

Explorationslizenzen zur Shale Gaserkundung in Europa<br />

ein wahrer Run eingesetzt.<br />

Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Prof.<br />

Dr.-Ing. Bernd Hillemeier, Technische Universität<br />

Berlin: „Der Umgang mit Wasser aus energetischer<br />

Sicht“. Die Probleme einer konkurrierenden Nutzung<br />

des Untergrundes z. B. als Ressourcenspeicher, Abwasserentsorgung,<br />

Grundwasserentnahmen (Trinkwasser,<br />

Abwasser, Geothermie) hängen mit der energetischen<br />

Nutzung von Wasser zusammen.<br />

Herr Hillemeier brachte Beispiele aus der komplexen<br />

Thematik der energetischen Nut-zung von Wasser,<br />

die er auf den Bereich Bauingenieurwesen und seinen<br />

Schwerpunkt Siedlungswasserwesen beschränkte:<br />

Wenn in England ein Fußballspiel endet, ist Tea Time.<br />

Etwa 1 Million Londoner werfen gleichzeitig den Kocher<br />

an. Der Energiebedarf springt innerhalb von 3<br />

Minuten auf 2 Gigawatt, entsprechend der Leistung<br />

von zwei Kernkraftwerken. Woher kann man diese<br />

Leistung so schnell nehmen? Aus Norwegen, indem<br />

Pumpspeicherbecken − die Zwischenlager für Wind-<br />

und Sonnenstrom − direkt anspringen und zugeschaltet<br />

werden.<br />

480.000 km lang ist das öffentliche Abwassernetz in<br />

Deutschland. Zweimal so lang ist das private Netz. Nur<br />

380.000 km ist die Entfernung Erde-Mond. Die Netze<br />

sind wegen Undichtigkeiten sanierungsbedürftig. Etwa<br />

15 Liter Abwasser pro Einwohner und Tag versickern<br />

im Untergrund (Exfiltration). Der Fremdwasserzutritt<br />

beträgt etwa 90 Liter pro Einwohner am Tag. Das „saubere“<br />

Wasser verschlingt Energie im Reinigungsprozess<br />

der Kläranlage. Mit biegsamem Glas lassen sich<br />

die Probleme minimieren.


„Eine Kooperation zwischen Schulen und Forschungseinrichtungen“<br />

war eine wichtige Darstellung<br />

der Zusammenarbeit von Schülern, Lehrern und Wissenschaftlern<br />

von Dr. Dieter Kasang, Norddeutsches<br />

Klimabüro, Geesthacht. Schulen aus Hamburg, Schleswig-Holstein<br />

und Niedersachen erarbeiten mit Wissenschaftlern<br />

und dem Projektteam Themen zum Klimawandel<br />

– dabei geht es vor allem darum, anhand<br />

von Fragestellungen der Schüler den Klimawandel zu<br />

verstehen, wissenschaftsorientiert zu arbeiten, Klimamodelldaten<br />

auszuwerten und Ergebnisse zu veröffentlichen.<br />

Näheres ist zu finden unter:<br />

Projekthomepage: www.klimaprojekt.de,<br />

Informationsplattformen: www.klimawissen.de<br />

und www.klimawiki.org.<br />

Es folgten Vorträge zu Geologie und Ressourcen:<br />

"Geodynamik von Sedimentbecken und ihre<br />

Bedeutung für Nutzung von Georessourcen"<br />

Dr. Magdalena Scheck-Wenderoth, GFZ<br />

Der größte Teil unserer Vorkommen an Erdöl, Erdgas<br />

und Kohle, aber auch an Shale Gas und geothermischen<br />

Ressourcen befindet sich in Sedimentbecken. Durch<br />

die fortschreitende Absenkung der Becken werden die<br />

abgelagerten Sedimente tiefer versenkt und erhöhtem<br />

Druck und hohen Temperaturen ausgesetzt. Sedimentbecken<br />

sind also einerseits der Ort, wo geologische<br />

Geschichte aufgezeichnet ist und enthalten andererseits<br />

auch unsere Vorräte an fossilen Brennstoffen, Grundwasser<br />

und anorganischen Rohstoffen. Darüber hinaus<br />

sind sie wichtige Speicher von Wärme und von potentiell<br />

gesellschaftlich relevanten Gasen und Fluiden. Der<br />

Vortrag gab einen Überblick darüber, was man aus datengestützten<br />

3D-Modellen von Sedimentbecken lernen<br />

kann und wie solche Modelle zur Erkundung von Georessourcen<br />

genutzt werden können.<br />

„Biologischer Abbau von Kohlenwasserstoffen in<br />

Erdöl- und Erdgaslagerstätten: Bedeutung<br />

für Energieversorgung, Umwelt und Klima“<br />

Priv.-Doz. Dr. Heinz Wilkes, GFZ<br />

Mikroorganismen, die Kohlenwasserstoffe abbauen −<br />

sie sind Hauptbestandteile von Erdöl und Erdgas − treten<br />

weit verbreitet in Lagerstätten fossiler Brennstoffe<br />

auf. Dort sind sie Teil der so genannten „Tiefen Biosphäre“,<br />

deren Existenz bis vor kurzem weitgehend unbekannt<br />

war. Geologische Faktoren, die das mikrobielle<br />

Leben in den Lagerstätten begrenzen, sind bislang nur<br />

teilweise verstanden. Da durch die Abbauvorgänge<br />

Schadstoffe wie Schwefelverbindungen oder Schwermetalle<br />

angereichert werden, geht von der Nutzung solcher<br />

Erdöle aber auch eine deutlich höhere Gefährdung<br />

der Umwelt aus. Endprodukte des biologischen Kohlenwasserstoffabbaus<br />

sind die Treibhausgase Kohlendioxid<br />

und Methan. Die mögliche Rolle, die der Austritt<br />

dieser Gase aus den Lagerstätten in die Atmosphäre für<br />

den globalen Klimawandel spielt, muss zukünftig genauer<br />

untersucht werden.<br />

wir<br />

Abb. 3: zeigt einerseits (rechter Teil) Strömungs- und Niederschlagsverhältnisse<br />

in Südamerika mit den feuchten Passatströmungen („Trades“)<br />

und den trockenen Bereichen an der Westküste und in Argentinien. Im<br />

nebenstehenden Satellitenbild wird dies illustriert. Gut erkennbar sind<br />

die Trockenzone der Atacama-Wüste sowie die hohen Niederschläge<br />

im Amazonas-Becken und in Mittel- und Südchile. Entlang der chilenischen<br />

Küste verläuft ein Tiefseegraben, der vor der Atacama besonders<br />

tief, vor Südchile fast zugeschüttet ist: Wo viel Niederschlag fällt<br />

gibt es starke Erosion, wo wenig fällt nur geringe. Die Sedimente im<br />

Tiefseegraben und längerfristigere Klimaschwankungen nehmen dabei<br />

Einfluss auf das Muster der Erdbebenaktivität.<br />

„Das Klima verändert die Tektonik“<br />

Prof. Dr. Onno Oncken, GFZ<br />

Es ist bekannt, dass große Gebirgszüge einflussreiche<br />

Größen im globalen Klima sind. Dass aber umgekehrt<br />

das Klima entscheidend die Tektonik beeinflusst, ist<br />

eine neue Erkenntnis, die uns zwingt, das Konzept der<br />

Plattentektonik grundlegend zu erweitern, wenn nicht<br />

gar in wesentlichen Teilen neu zu formulieren. Am Beispiel<br />

der Anden wird gezeigt, welch fundamentale Rolle<br />

die klimagesteuerte Erosion der Anden in der Tektonik<br />

dieser Subduktionszone spielt.<br />

„Baumjahrringe und die Klimadynamik der letzten<br />

100 Jahre − Welche Klimainformationen werden in<br />

Baumjahrringen gespeichert und wie entschlüsselt<br />

man sie?“ Dr. Ingo Heinrich, Dr. Gerd Helle, GFZ<br />

Baumjahrringe sind präzise Informationsspeicher der<br />

Klima- und Umweltdynamik auf Zeitskalen von wenigen<br />

Tagen, Jahren und Jahrzehnten bis hin zu Jahrtausenden.<br />

Bäume sind nahezu weltweit verbreitet<br />

(zwischen 50°S und 70°N). Die wissenschaftliche Analyse<br />

von exakt datierten Jahrringchronologien von tausendjährigen<br />

lebenden Bäumen und archäologischen<br />

Hölzern erlaubt es deshalb in einzigartiger Weise, die<br />

räumlich-zeitliche Dynamik von Klima- und Umweltveränderungen<br />

seit der letzten Eiszeit zu erfassen. Auf<br />

der Basis von Jahrringbreitenanalysen können Rekonstruktionen<br />

der Veränderungen von Klimagrößen wie<br />

z. B. Temperatur, Niederschlag und Luftfeuchte erstellt<br />

werden. Darüber hinaus erlauben neue Methoden der<br />

quantitativen Holzanatomie und der Analyse stabiler<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

17


18<br />

wir<br />

Abb. 4: Der Satellit GRACE (Gravity Recovery And Climate Experiment)<br />

kann durch Menschen verursachten Grundwasser Raubbau feststellen.<br />

Das Wasserangebot in NW-Indien nimmt mit einer mittleren Rate von<br />

17.7 km³ pro Jahr ab.<br />

Isotope von Sauerstoff und Kohlenstoff von Holzzellen<br />

die Ableitung von Informationen über Änderungen der<br />

Saisonalität in Amplitude und Dauer sowie Schwankungen<br />

der Häufigkeit und Intensitäten von Extremereignissen<br />

(Dürrephasen, Überflutungen und Stürme).<br />

Aus einem gänzlich anderen Blickpunkt berichtete<br />

Frau Dr. Alberte Bondeau, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />

(PIK): „Landwirtschaft in Zeiten<br />

des Klimawandels und der Globalisierung: Vulnerabilität<br />

der Agrarproduktion und Wege für eine<br />

nachhaltige Zukunft“.<br />

Im Jahr 2000 konnte die globale Landwirtschaft genug<br />

Nahrungsmittel (vegetarisch + tierisch) erzeugen, um<br />

eine durchschnittliche Versorgung mit 2788 täglichen<br />

kcal pro Kopf der 6 Milliarden Menschen zu sichern.<br />

Dies ist zum größten Teil auf den beeindruckenden<br />

Anstieg der landwirtschaftlichen Produktivität im 20.<br />

Jahrhundert zurückzuführen. Dieses eigentlich „gute“<br />

Ergebnis ist aber mit vielen Problemen verbunden. Ein<br />

aktuelles Beispiel für Probleme ist der dramatische und<br />

schnelle Rückgang des Grundwasserspiegels in vielen<br />

Regionen, der deutlich macht, dass das Landnutzungssystem<br />

nicht nachhaltig ist. Aus dieser Problematik<br />

ergeben sich aber auch positive Perspektiven, denn<br />

Wissenschaft, Landwirte und Politik arbeiten stärker<br />

als zuvor an Optionen für nachhaltige Landnutzungssysteme.<br />

Seit wenigen Jahren spart SRI = System of Rice Intensification<br />

etwa 90 % Wasser. Bei SRI wird außerdem<br />

nur ein Zehntel der sonst üblichen Saatmenge in<br />

den Anzuchtbeeten ausgesät. Die Bauern pflanzen<br />

die Schösslinge nicht erst nach einem Monat, sondern<br />

schon nach acht bis zwölf Tagen auf das eigentliche<br />

Feld. Zudem werden die Pflänzchen − statt in engen<br />

Büscheln − einzeln in die Erde gesetzt. Das Reisfeld ist<br />

nicht ständig geflutet, aber der Reis bekommt bei SRI<br />

nur so viel Wasser, wie er für ein optimales Wachstum<br />

braucht: Blätter und vor allem Wurzeln wachsen viel<br />

üppiger<br />

Ganz aktuell, jedoch mit gänzlich unterschiedlichem<br />

Hintergrund trug Prof. Dr. Jörg Matschullat, Univ.<br />

Freiberg/Sachsen zum Thema „Klimawandel − Klimaschwindel?“<br />

vor. Die wesentlichen Teile seines<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Vortrags sind bereits in den <strong>DMG</strong>-<strong>Mitteilungen</strong>, Heft<br />

2/2<strong>01</strong>0, erschienen. In der Kurzfassung schreibt er:<br />

Das Thema Klimawandel hat sehr viele Facetten<br />

und wird in den Medien zum Teil sehr kontrovers<br />

diskutiert. Der Vortrag versucht, auf nicht naturwissenschaftliche<br />

Weise zu erläutern, warum es diese<br />

Kontroversen gibt, wie sie zu verstehen sind und vor<br />

allem, wie sich interessierte Laien ein robusteres Bild<br />

zum Thema machen können. Dabei bedeutet "robust",<br />

zu entdecken, dass es einen eigenen Kompass zu diesem<br />

Thema gibt, der helfen kann, sich im vermeintlichen<br />

Gewirr der Stimmen zurecht zu finden − und<br />

weniger verunsichern zu lassen.<br />

Abschließend wurde ein Workshop angeboten, an<br />

dem allerdings aus diesem Grunde nur etwa 20 TeilnehmerInnen<br />

mitmachen konnten: „Alltagsvorstellungen<br />

von Schülerinnen und Schülern über globale Erwärmung<br />

− Chance und Hindernis für Lernprozesse<br />

im Geografieunterricht“, OStR Gertrude Rohwer,<br />

FU Berlin, Geographie, Earthlab. Hierzu merkte Frau<br />

Rohwer an:<br />

Wissen lässt sich nicht − wie ein Goldstück – an einen<br />

Lernenden weitergeben. Lernen ist kein passives<br />

Einlagern oder Übernehmen von Lernstoff, sondern<br />

aktives Aneignen auf der Grundlage des bereits verfügbaren<br />

Wissens und Könnens. Lernen ist aktive<br />

Konstruktion von Wissen auf der Basis früherer Erfahrungen<br />

und des bereits verfügbaren Vorwissens.<br />

Alltagsvorstellungen der Schülerinnen und Schüler<br />

zu einem Wissensgebiet sollten daher sehr ernst genommen<br />

werden.<br />

1. Schülerinnen und Schüler bringen subjektive Vorstellungen,<br />

Theorien oder Präkonzepte in den Unterricht<br />

mit, die nicht den von der Wissenschaft<br />

akzeptierten Vorstellungen entsprechen.<br />

2. Jede Schülerin und jeder Schüler macht sich ihr<br />

bzw. sein eigenes Bild von allem, was im Unterricht<br />

präsentiert wird – was eine Lehrerin sagt<br />

oder an die Tafel schreibt, was bei einem Experiment<br />

zu beobachten ist, was auf einer Zeichnung<br />

zu sehen ist, etc.<br />

3. Der wichtigste Faktor, der das Lernen beeinflusst,<br />

ist das, was die Lernenden schon wissen. Die<br />

Schülerinnen und Schüler nehmen im Unterricht<br />

das auf, was zu ihrer Vorstellung oder subjektiven<br />

Theorie passt.<br />

4. Oft behalten sie ihre „naiven“ Vorstellungen auch<br />

nach dem Unterricht bei, vor allem wenn diese<br />

plausibel sind.<br />

Im Workshop wurden von Schülern bearbeitete<br />

Fragebogen zum Klimawandel von den Teilnehmern<br />

analysiert und gruppiert. Das Ergebnis wies aus, dass<br />

verblüffend falsche Vorstellungen (Beispiel: „Die<br />

Sonne scheint durch ein Loch (Ozonloch) in der Atmosphäre<br />

und verursacht den Klimawandel“) nur<br />

sehr schwer mit richtigem Wissen zu verändern sind.


Wie von jeder bisher durchgeführten Herbstschule<br />

gibt es eine CD mit den Vorträgen und Hintergrund-<br />

Material. Sie kosten einzeln je 5 € plus Versand. Sie<br />

können bestellt werden unter:<br />

herbstschule@dmg-ev.de<br />

Außerdem bieten wir alle neun vorliegenden CDs zusammen<br />

zum Sonderpreis von 20 € plus Versandkosten<br />

an.<br />

wir<br />

Die 10. Herbstschule zum Thema „Leben und Naturgefahren<br />

im System Erde“ wird am Montag/ Dienstag,<br />

14. und 15. November 2<strong>01</strong>1, wieder auf dem Telegrafenberg<br />

in Potsdam stattfinden, zu der wir bereits<br />

heute herzlich einladen.<br />

Der Zweigverein Hamburg war 2<strong>01</strong>0 zu Gast<br />

beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />

(PIK)<br />

Irene Fischer-Bruns, Thomas Bruns<br />

Aus technischen/redaktionellen Gründen konnte der<br />

vom Zweigverein Hamburg schon im letzten Jahr eingereichte<br />

Artikel leider erst jetzt erscheinen.<br />

Die Exkursionen des ZV Hamburg erfreuen sich wachsender<br />

Beliebtheit. Nach dem sehr erfolgreichen Besuch<br />

der Wetterwarte auf dem Brocken im Jahr 2009<br />

stand die Fortbildung im Jahr 2<strong>01</strong>0 ganz im Zeichen der<br />

Klimafolgenforschung. Insgesamt 40 Mitglieder hatten<br />

sich nach individueller Anreise im Kuppelsaal des altehrwürdigen<br />

PIK-Hauptgebäudes (Michelson-Haus)<br />

eingefunden.<br />

Prof. Dr. Peter Werner begrüßte die Besucher und eröffnete<br />

die Veranstaltung mit einer kurzen Vorstellung<br />

des Instituts und der dort vorgenommenen Forschung.<br />

Das PIK ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft<br />

und wurde 1992 gegründet. Das Institut beschäftigt<br />

zur Zeit rund 270 Mitarbeiter und außerdem 65 Gastwissenschaftler,<br />

die sich mit den wissenschaftlichen<br />

und gesellschaftlich relevanten Fragestellungen in<br />

den Bereichen Globaler Wandel, Klimawirkung und<br />

Nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen. Am<br />

Standort auf dem Potsdamer Telegrafenberg befinden<br />

sich die historischen Institutsgebäude und der<br />

Hochleistungsrechner (Nähere Informationen unter<br />

www.pik-potsdam.de).<br />

Nach einführenden Worten der Vorsitzenden des<br />

Zweigvereins Hamburg, Gudrun Rosenhagen, die sich<br />

herzlich bei Prof. Werner und seinen Mitarbeitern für<br />

die Organisation der Fortbildungsveranstaltung bedankte,<br />

standen drei interessante Vorträge auf dem Programm.<br />

Frau Dr. agr. Andrea Lüttger, Mitarbeiterin im Forschungsbereich<br />

II Klimawirkung und Vulnerabilität,<br />

begann die Vortragsreihe und führte in die Thematik<br />

Klima und Landwirtschaft ein. Einer ihrer Arbeits-<br />

schwerpunkte am PIK liegt im Gebiet „Landwirtschaftliche<br />

und gärtnerische Kulturen und ihre Wechselwirkung<br />

mit dem Klima“. Sie erklärte zunächst einige<br />

Grundlagen ökohydrologischer und statistischer Modelle.<br />

Hierbei handelt es sich um am PIK angewandte<br />

Methoden, mittels derer sich von gegenwärtig und in<br />

der Vergangenheit erzielten landwirtschaftlichen Erträgen<br />

durch Projektionen in die Zukunft auf mögliche<br />

Ertragsänderungen unterschiedlicher Kulturen in einem<br />

sich ändernden Klima schließen lassen. Detailliert erläuterte<br />

sie die Komplexität der wissenschaftlichen<br />

Fragen ihres Forschungsgebietes am Beispiel des Weizen-<br />

und Maisanbaus in den Ländern Brandenburg und<br />

Sachsen-Anhalt. Entsprechend bestimmter Klimaänderungsszenarien<br />

ist hier mit signifikanten, jahreszeitlich<br />

unterschiedlichen Änderungen der Temperatur- und<br />

Niederschlagsmuster gegenüber heute zu rechnen. Erschwert<br />

wird die Bestimmung der zu erwartenden witterungsbedingten<br />

Änderungen landwirtschaftlicher Erträge<br />

jedoch durch die notwendige Berücksichtigung<br />

weiterer Einflussfaktoren wie zum Beispiel Fortschritte<br />

in Technologie und Züchtung, Düngung und Pflanzenschutz.<br />

Die dadurch bedingten Trends gilt es zunächst<br />

herauszufiltern und so vom Klimasignal zu trennen.<br />

Die Problematik „Gefährdung des tropischen Regenwaldes<br />

durch Landnutzung und Klimawandel“ wurde<br />

uns in einem weiteren interessanten Vortrag näher gebracht,<br />

denn von Deutschland führte uns nun die Geo-<br />

ökologin Frau Dr. Kirsten Thonicke (Forschungsbereich<br />

I Erdsystemanalyse) auf unserer gedanklichen<br />

Reise in die faszinierende aber auch bedrohte Welt der<br />

Regenwälder Amazoniens. Wir erfuhren etwas über<br />

dynamische Ökosystemmodelle, die die Komponenten<br />

Vegetation, Böden, Wasser und ihre komplexe Wechselwirkung<br />

miteinander berücksichtigen. Hier spielen<br />

Einflussfaktoren wie Wachstum, um Lebensräume konkurrierende<br />

Pflanzen, Waldbrände, Landnutzungsänderungen<br />

und damit ins Spiel kommende Ackerbaukul-<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

19


20<br />

wir<br />

Abb. 1: Werner (Mitte) erläutert die Sakulärstation, © Klaus Bähnke. Abb. 2: Die Teilnehmer der Exkursion vor dem Michelson-Haus,<br />

© Klaus Bähnke.<br />

turen eine Rolle. Auch hier wurde uns Zuhörern klar,<br />

wie komplex die zu beantwortenden Fragestellungen<br />

sind, die zu wissenschaftlichen Ergebnissen und vor<br />

allem statistisch möglichst gut abgesicherten Aussagen<br />

führen sollen. Wir erfuhren etwas über die Fragmentierung<br />

großer Regenwaldgebiete Amazoniens durch Abholzung<br />

zum Zweck des Straßen- und Siedlungsbaus,<br />

verbunden mit zunehmender Landwirtschaft. Weiter<br />

berichtete die Referentin über die Auswirkungen der<br />

Dürre von 2005 und die Ausmaße der durch Waldbrände<br />

einhergehenden Biomassenverluste. Die Brände setzen<br />

im Rauch außerdem riesige Mengen an Aerosolen<br />

frei, die bekanntermaßen durch ihren Einfluss auf den<br />

Strahlungshaushalt ebenfalls das Klima beeinflussen<br />

können. Überdies wird der gebundene Kohlenstoff in<br />

Form von Kohlendioxid frei, also als Treibhausgas. Die<br />

Forschung am PIK beschäftigt sich im Zusammenhang<br />

mit der globalen Erwärmung unter anderem mit der<br />

Frage, wie der tropische Regenwald selbst auf einen erhöhten<br />

CO 2 -Gehalt der Atmosphäre reagiert, beispielsweise<br />

durch Veränderungen der Transpiration, Respiration<br />

und Albedo.<br />

In einem dritten Vortrag gab Prof. Peter Werner (Forschungsbereich<br />

II) einen umfassenden Überblick über<br />

die Modellhierarchie zur Berechnung regionaler Klimaszenarien<br />

und die Regionalmodellierung am PIK.<br />

Dabei entführte uns der studierte Meteorologe, der<br />

neben seiner Forschungstätigkeit bisher unzählige Studenten<br />

ausbildete, in die Details des sogenannten Dynamischen<br />

und Statistischen Downscalings. Dank der<br />

beständigen Zunahme der Leistungsfähigkeit unserer<br />

Großrechner kann die Regionalmodellierung auf immer<br />

kleiner werdenden räumlichen Skalen vorgenommen<br />

werden. Wir erfuhren auch Näheres über den Grundgedanken<br />

des statistischen Regionalmodells STAR II des<br />

PIK: Entsprechend der Vorgabe eines Trends einer meteorologischen<br />

Größe, beispielsweise der Temperatur,<br />

für die Zukunft wird aus den Beobachtungsdaten eine<br />

Zeitreihe (oder auch mehrere) so zusammengesetzt,<br />

dass der vorgegebene Trend erfüllt wird. Die Validierung<br />

verschiedener Simulationsergebnisse wurde am<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Beispiel des Elbe-Einzugsgebiets demonstriert, denn<br />

das PIK ist maßgeblich beteiligt am Projekt GLOWA-<br />

Elbe (Auswirkungen des globalen Wandels auf Umwelt<br />

und Gesellschaft im Elbegebiet). Das Modell stellt eine<br />

brauchbare Alternative zu dynamischen Ansätzen dar,<br />

außerdem ist die Rechenzeit im Vergleich zu dynamischen<br />

Modellen extrem gering.<br />

Welchen Stellenwert der Globale Wandel mittlerweile<br />

im Bewusstsein der meteorologischen Fachwelt einnimmt,<br />

bezeugten die vielen Fragen und die angeregte<br />

Diskussion im Anschluss an die Vorträge. Zwischen<br />

den Vorträgen kam aber auch das leibliche Wohl der<br />

Zuhörer nicht zu kurz. Ein kurzer Spaziergang über<br />

das schöne Gelände des Telegrafenbergs führte uns<br />

zur Mittagspause in die Kantine. Doch was wäre ein<br />

Besuch am PIK ohne abschließende Besichtigung der<br />

Wetterküche und der Säkularstation gewesen? Wegen<br />

der großen Anzahl der Besucher teilten wir uns in zwei<br />

Gruppen, die nacheinander in das frühere Waschhaus<br />

des ehemaligen Königlichen <strong>Meteorologische</strong>n Observatoriums<br />

Potsdam (MOP) und auf das Messfeld der<br />

Säkularstation geführt wurden.<br />

Das Konzept der Wetterküche orientiert sich an der<br />

Idee der "Wissenschaft zum Anfassen". In verschiedenen<br />

Ausstellungsräumen vermitteln Modelle, Installationen,<br />

Schautafeln und meteorologische Messinstrumente<br />

neben aktuellen Ergebnissen der Klima(folgen)<br />

forschung auch ein Bild der Gegenwart und Geschichte<br />

der Meteorologie sowie der großen wissenschaftshistorischen<br />

Bedeutung des Telegrafenbergs. Die Säkularstation<br />

ist eine weltweit einzigartige meteorologische<br />

Station, die über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren<br />

ein umfassendes und lückenloses Messprogramm<br />

aufweisen kann. Einen besonderen Eindruck bei den<br />

Besuchern hinterließ das Verfahren der wöchentlichen<br />

Messung der Bodentemperatur in 12 Metern Tiefe. Zurückgehend<br />

auf eine Initiative der <strong>DMG</strong> konnte die Säkularstation<br />

vor der Automatisierung bewahrt werden.<br />

Seit dem 6. Mai 2<strong>01</strong>0 betreibt nun der <strong>Deutsche</strong> Wetterdienst<br />

das Messfeld als eine von 12 Klimareferenzstationen.


Potsdam ist zu schön, um nach so viel Fortbildung<br />

gleich wieder die Heimreise anzutreten. So trafen wir<br />

uns am Abend in einem netten und stilvollen Restaurant<br />

zu einem von Frau Rosenhagen perfekt organisierten<br />

Abendessen. Nach diesem erlebnisreichen Tag man-<br />

wir<br />

gelte es bei Tisch wahrlich nicht an Gesprächsstoff. Auch<br />

wurde bereits spekuliert, wohin wohl im nächsten Jahr die<br />

Reise geht. Das sonnige Wetter am folgenden Vormittag<br />

nutzten dann viele noch für einen erlebnisreichen Stadtbummel<br />

und Sanssouci-Besuch.<br />

Zweigverein Frankfurt mit neuem Vorstand<br />

Jörg Rapp<br />

Seit Ende Februar 2<strong>01</strong>1 fungiert im Zweigverein Frankfurt<br />

ein neuer Vorstand. Per Briefwahl wurde zuvor<br />

Prof. Dr. Bodo Ahrens (Univ. Frankfurt) zum Vorsitzenden<br />

gewählt. Seine Funktion als bisheriger stellvertretender<br />

Vorsitzender übernahm Prof. Dr. Sarah<br />

Jones (KIT Karlsruhe). Kassenwartin bleibt Dipl.-Met.<br />

Andrea Keil (Univ. Frankfurt). Als Beisitzer wurden<br />

bestimmt: Prof. Dr. Gerhard Adrian (DWD Offen-<br />

bach), Prof. Dr. Herbert Fischer (KIT Karlsruhe, Campus<br />

Nord), Dipl.-Met. Wolfgang Kusch (Wehrheim),<br />

Dipl.-Met. Jürgen Lang (Fa. MeteoSolutions GmbH),<br />

Prof. Dr. Christian-D. Schönwiese (Univ. Frankfurt),<br />

Prof. Dr. Peter Spichtinger (Univ. Mainz). Ein neuer<br />

Schriftführer muss noch nachgewählt werden, weil sich<br />

bisher kein Kandidat gefunden hat. Solange übernimmt<br />

der bisherige Schriftführer Dr. Jörg Rapp (DWD) noch<br />

geschäftsführend die wichtigsten Aufgaben dieses Vorstandsmitglieds.<br />

Die Zahl der Mitglieder der <strong>DMG</strong> ist weiter<br />

gestiegen<br />

Jörg Rapp, Hein Dieter Behr (Grafiken)<br />

Unsere Gesellschaft kann, ungeachtet der zunehmenden<br />

finanziellen Schwierigkeiten, voller Stolz auf die Entwicklung<br />

ihrer Mitgliederzahl blicken. Im sechsten Jahr<br />

in Folge ist die Zahl der Mitglieder auch 2<strong>01</strong>0 weiter<br />

angestiegen. Die Zahl der Eintritte liegt seit 2004 Jahr<br />

für Jahr immer über der Zahl der Austritte und der Verstorbenen.<br />

In den beiden letzten Jahren traten jeweils<br />

mehr als 80 Interessierte, darunter auch viele Studenten,<br />

in die <strong>DMG</strong> ein. Inzwischen liegt der Mitgliederstand<br />

bei fast 1800 Personen und hat damit einen Rekordwert<br />

erreicht.<br />

Anzahl<br />

1820<br />

1800<br />

1780<br />

1760<br />

1740<br />

1720<br />

1700<br />

1680<br />

1660<br />

1640<br />

1620<br />

1600<br />

Anzahl der Mitglieder der <strong>DMG</strong><br />

jeweils am Ende eines Jahres<br />

1580<br />

1991 1993 1995 1997 1999 20<strong>01</strong> 2003 2005 2007 2009 2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>3<br />

Jahre<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

21


22<br />

wir<br />

Nachrufe<br />

Nachruf auf Kurt Bullrich<br />

Ruprecht Jaenicke<br />

Am 31. März 2<strong>01</strong>0 starb Prof. Dr. Kurt Bullrich im Alter<br />

von 90 Jahren. Mit Prof. Dr. Kurt Bullrich verlor<br />

die wissenschaftliche Welt und die Universität Mainz<br />

einen weitsichtigen Wissenschaftler und einen Wohltäter.<br />

Kurt Bullrich wurde 1920 als Sohn eines Gutsbesitzers<br />

im Westerwald geboren. Nach dem Abitur 1939 in<br />

Friedrichshafen studierte er in Frankfurt und München<br />

Mathematik, Physik, Geophysik und Meteorologie und<br />

promovierte bereits mit 21 Jahren 1942 in Frankfurt.<br />

Um seiner Familie das Erbe zu erhalten, führte er anschließend<br />

10 Jahre lang das familiäre landwirtschaftliche<br />

Gut. In dieser Zeit beschäftigte er sich weiter mit<br />

der Wissenschaft und veröffentlichte verschiedene Beiträge.<br />

1949 trat Bullrich als wissenschaftlicher Assistent<br />

in das neu gegründete Meteorologisch-Geophysikalische<br />

Institut der Johannes Gutenberg-Universität ein.<br />

In Mainz habilitierte sich Bullrich 1963, wurde 1968<br />

zum "Wissenschaftlichen Rat und Professor" und 1971<br />

zum "Abteilungsvorsteher und Professor" ernannt.<br />

Kurt Bullrich ist in der wissenschaftlichen Welt<br />

durch seine Forschung auf dem Gebiet der Strahlung<br />

der Atmosphäre bekannt und anerkannt. Auf diesem<br />

Gebiet hat er Pionierarbeit geleistet. In Mainz nahm er<br />

sein eigentliches Arbeitsgebiet, die Untersuchung der<br />

Streufunktionen und der Mehrfachstreuung, auf. Mit<br />

diesen Arbeiten wurde ein Feld betreten, dessen Aktualität<br />

und Bedeutung in der Klimaforschung damals<br />

noch gar nicht voll absehbar war. Mehrfach hat sich<br />

Bullrich in internationalen Gremien zu diesen Fragen<br />

geäußert. So etwa im Sommer 1974 in Stockholm, um<br />

Fragen der Grundlagen des Klimas und der menschlich<br />

beeinflussten Klimaänderungen zu erörtern. Der von<br />

Bullrich und Mitarbeitern untersuchte direkte Einfluss<br />

des atmosphärischen Aerosols auf den Strahlungshaushalt<br />

hat in den letzten Jahren auch dadurch besondere<br />

und weittragende Bedeutung gewonnen, dass man dazu<br />

übergegangen ist, Strahlungsprozesse in die Modelle<br />

der numerischen Wettervorhersage, der allgemeinen<br />

Zirkulation oder in Klimamodelle einzubinden. An<br />

diesen Arbeiten ist auch das Mainzer Institut führend<br />

beteiligt.<br />

Schon früh erkannte Bullrich die Bedeutung der numerischen<br />

Methoden für die Forschung in der Meteorologie.<br />

Er war einer der ersten, die bereits in den 60er<br />

Jahren in Mainz erste Strahlungsmodelle mit ALGOL,<br />

einer der frühen Programmierhochsprachen, rechnen<br />

ließ. Hier war der Standort Mainz sehr hilfreich.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Sehr früh nutzte Bullrich die Drittmittelfinanzierung<br />

für die Forschung an der Universität. So beantragte er<br />

Finanzierung bei der US-Air-Force, um in Mainz Diplomanden<br />

und Doktoranden in ihrer Forschung zu<br />

unterstützen. Bullrich erkannte auch sofort die Bedeutung<br />

des DFG-Förderinstrumentes „Sonderforschungsbereich“<br />

und initiierte einen solchen, „Atmosphärische<br />

Spurenstoffe“, zusammen mit den Universitäten Frankfurt<br />

und Darmstadt. Hier wird deutlich, dass interdisziplinäre<br />

Forschung und fachübergreifende Verbindungen<br />

einer der Schlüssel für Bullrichs Erfolg war.<br />

Wir haben in Professor Bullrich einen Mäzen der wissenschaftlichen<br />

Forschung besonders an der Universität<br />

Mainz verloren, der nicht in der Öffentlichkeit stehen<br />

wollte und dem es nur auf den Erfolg seiner Bemühungen<br />

ankam. So hat er in Mainz ab 1957 zunächst 2<br />

Jahre als Volontärassistent, also ohne Bezahlung, gearbeitet<br />

und geforscht. Er hat als 24-jähriger 1944 (im<br />

Auftrag des damaligen Rektors) das Frankfurter meteorologische<br />

Institut nach Kriegsschäden auf den (eigenen)<br />

Dippelshof bei Darmstadt evakuiert und so dessen<br />

Fortbestand gesichert. Später hat er das <strong>Meteorologische</strong><br />

Institut der Universität Mainz finanziell unterstützt,<br />

doch die Universität hat es oft nicht bemerkt und<br />

honoriert. So musste er um Weiterbezahlung seiner Bezüge<br />

bitten (seinerzeit eine Standardprozedur der Universität),<br />

wenn er auf Forschungsreisen aus Drittmitteln<br />

etwa in Thule (Grönland) arbeitete. Ein Fahrzeug für<br />

das <strong>Meteorologische</strong> Institut beschaffte er auf eigenen<br />

Kosten und die Universität zögerte, eine Einfahrtserlaubnis<br />

auf den Campus zu erteilen.<br />

Nach seinem Rückzug aus dem Universitätsbetrieb<br />

veröffentlichte Bullrich mehrere Bücher über atmosphärische<br />

Optik und Strahlung, die auch heute noch<br />

zitiert werden, so etwa über das Purpurlicht (20<strong>01</strong>).


Günter Fischer − Nachruf<br />

Martin Dunst, Klaus Fraedrich<br />

Günter Fischers (1924 bis 2<strong>01</strong>1) Leben und seine großen<br />

Verdienste sind mit Hamburg, dem Wetter und der<br />

Theoretischen Meteorologie verbunden. Schon in früher<br />

Jugend wurde Günter Fischer an sein späteres Fachgebiet<br />

herangeführt: Sein Vater führte Tagebücher über<br />

das Wetter und besprach mit seinem Sohn Wetterkarten<br />

und Wetterereignisse. Als Günter Fischer 1942 im Alter<br />

von 18 Jahren und kurz vor dem Abitur zur Kriegsmarine<br />

als Offiziersanwärter eingezogen wurde, meldete<br />

er sich zur Ausbildung als Bordmeteorologe, leider<br />

ohne den gewünschten Zuschlag. Erst im Sommer 1948<br />

konnte er beginnen, sein Interesse für Meteorologie im<br />

Studium an der Universität Hamburg zu verfolgen. Das<br />

Studium schloss er im Sommer 1953 mit dem Diplom<br />

ab. Zwei Jahre danach wurde er mit einer Arbeit über<br />

synoptische Wellen unter Verwendung der Beobachtungen<br />

des englischen Radiosondennetzes bei Paul Raethjen<br />

promoviert; während dieser Zeit arbeitete er im<br />

Seewetteramt über Windbeobachtungen und Seegang<br />

der Nordsee. Der damalige Direktor, Hans Ulrich Roll,<br />

empfahl ihn 1956 an das renommierte Internationale<br />

Institut für Meteorologie in Stockholm, das damals<br />

von Carl Gustav Rossby geleitet wurde. Während der<br />

zweijährigen Tätigkeit verfolgte er im Team von Per<br />

Welander ein von Walter Hansen angeregtes Vorhaben,<br />

Windstau und Gezeiten der Nordsee numerisch zu<br />

simulieren. Stockholm war dafür der ideale Standort,<br />

denn dort befand sich damals der Großrechner BESK,<br />

der in Europa solche Untersuchungen zuließ. Unter<br />

Verwendung eines speziellen numerisch stabilen Verfahrens<br />

gelang es ihm, zum ersten Mal überhaupt, die<br />

M2-Tide unter Vorgabe der Wasserstände an den offenen<br />

Rändern realistisch nachzubilden ebenso wie die<br />

Sturmflutentwicklungen. Hier gewann sein zukünftiges<br />

wissenschaftliches Leitthema, die numerische Modellierung<br />

dynamischer Prozesse in der Atmosphäre nämlich,<br />

erste Konturen. Und es war hier, dass die ersten<br />

dauerhaften Verbindungen zur Meereskunde gelegt<br />

wurden.<br />

Nach seiner Rückkehr aus Schweden wurde Günter<br />

Fischer Assistent bei Paul Raethjen am <strong>Meteorologische</strong>n<br />

Institut. Er wählte die "Großräumige atmosphärische<br />

Dynamik" und die "Numerische Simulation und<br />

Analyse der Allgemeinen Zirkulation" als seine neuen<br />

Arbeitsgebiete. Damals begann die gezielte Förderung<br />

der globalen atmosphärischen Dynamik. Besonders erfolgreich<br />

war Günter Fischers Kooperation mit der Forschungsabteilung<br />

des DWD – gefördert vom damaligen<br />

Abteilungsleiter und späteren Präsidenten, Heinz Reiser.<br />

1962 hat sich Günter Fischer habilitiert mit einem Thema<br />

zur Adaption von Strom- und Massenfeldern. Ein<br />

Jahr danach folgte Günter Fischer einer Einladung an<br />

das National Center for Atmospheric Research in Boulder.<br />

In der Umgebung von Aksel Wiin-Nielsen, Akira<br />

wir<br />

Kasahara und Warren Washington befasste er sich mit<br />

der Aufstellung und Prüfung numerischer Methoden<br />

mit Blick auf die windgetriebene barotrope Golfstromzirkulation.<br />

1965, nach Hamburg zurückgekehrt, setzte<br />

er seine Untersuchungen mit einem DFG-Projekt fort.<br />

Dabei entwickelte Günter Fischer ein barotropes Kanalmodell<br />

mit modernen numerischen Verfahren, um die<br />

Probleme der barotropen Instabilität, der Gebirgsanregung,<br />

sowie Windapproximationen zu studieren. Mit<br />

einem Schüler des Hamburger Mathematikers Lothar<br />

Collatz stellte er dabei schon früh die Verbindung der<br />

Theoretischen Meteorologie mit der Mathematik her.<br />

Die Einrichtung des am Global Atmospheric Reasearch<br />

Program (GARP) orientierten DFG-Schwerpunktes<br />

"Energiehaushalt und Zirkulation der Atmosphäre"<br />

Ende der 60er Jahre eröffnete neue Perspektiven<br />

für die Forschungen von Günter Fischer. Seine Mitarbeit<br />

im Projekt SPAAZ galt der Entwicklung eines<br />

Modells der atmosphärischen Zirkulation. Mit diesen<br />

Forschungsgeldern wurde eine Gruppe Theoretische<br />

Meteorologie an der Hamburger Universität ins Leben<br />

gerufen, die während der fast 10-jährigen Laufzeit<br />

von SPAAZ zunächst ein hemisphärisches baroklines<br />

Zirkulationsmodell unter der Federführung von Erich<br />

Roeckner konzipierte und entwickelte. Ende der 70er<br />

Jahre stand damit das erste globale Zirkulationsmodell<br />

in Deutschland zur Verfügung, was wesentlich zum<br />

späteren Aufbau der von Klaus Hasselmann vorangetriebenen<br />

globalen Klimamodellierung in Hamburg<br />

beigetragen hat.<br />

Zu Beginn der 80er Jahre konnten dank der DFG-<br />

Unterstützung im Rahmen des SFB 94 und seines<br />

Sprechers Hans Hinzpeter zwei Planstellen für Wissenschaftler<br />

für die Theorie am <strong>Meteorologische</strong>n Institut<br />

eingerichtet werden; eine Assistentenstelle war schon<br />

Jahre zuvor geschaffen worden. Damit hatte sich die<br />

Gruppe in eine Abteilung für Theoretische Meteorologie<br />

am <strong>Meteorologische</strong>n Institut erweitert und etabliert.<br />

Günter Fischer wurde 1979 auf den Lehrstuhl<br />

für Theoretische Meteorologie berufen. Im Rahmen<br />

des ersten nationalen Klimaprogramms übernahm die<br />

Theoretische Meteorologie die "Pflege" eines globalen<br />

spektralen Atmosphärenmodells, das vom ECMWF<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

23


24<br />

wir<br />

stammte. Die Entwicklungsarbeiten am Modell sind<br />

in einer eigenen Veröffentlichungsreihe "Large Scale<br />

Atmospheric Modeling" dokumentiert. Günter Fischer<br />

wirkte an einer Studie über die Entwicklung der Zirkulation<br />

auf einem Aquaplaneten mit, die zusammen mit<br />

Edilbert Kirk und Rolf Podzun veröffentlicht wurde.<br />

Generationen von Studierenden hat Günter Fischer<br />

seit 1960 mit seiner engagierten Lehre bereichert: Als<br />

Lehrbeauftragter für Meteorologie an der Bergakademie<br />

Clausthal, ab 1966 als Wissenschaftlicher Rat und<br />

Professor, dann als außerplanmäßiger Professor und<br />

schließlich als Lehrstuhlinhaber. Den Zyklus Theoretische<br />

Meteorologie I und II hat er über viele Jahre mit<br />

gleichbleibendem Engagement und didaktischem Einsatz<br />

gelesen, die Skripten ständig aktualisierend. Mit<br />

großem pädagogischem und didaktischem Geschick<br />

motivierte er junge Mitarbeiter und führte sie an Problemfelder<br />

heran. Heute noch ist sein Kapitel zur numerischen<br />

Wettervorhersage im meteorologischen<br />

Nachtrag zum Nachruf auf Frederic E. Volz<br />

Aus technischen Gründen konnten wir in der letzten<br />

Ausgabe der <strong>Mitteilungen</strong> leider das Foto des verstorbenen<br />

Frederic E. Volz nicht abdrucken. Wir bitten um<br />

Entschuldigung.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Taschenbuch (nach Bauer und Linke 1970) zu lesen.<br />

Und als Herausgeber von Landolt-Börnsteins Band<br />

V/4 (1987) gelang es ihm, umfassende Darstellungen<br />

zur Meteorologie zusammenzutragen. Die Dynamik<br />

der Atmosphäre verfasste er selbst.<br />

Kompetenz und kooperativer Arbeitsstil bescherten<br />

ihm eine Vielzahl von akademischen Ämtern: Gutachter<br />

der DFG, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat<br />

des DWD, Sprecher des FB Geowissenschaften<br />

und Vorsitzender des Hamburger Zweigs der <strong>DMG</strong>.<br />

Nach seinem Ausscheiden (1989) stand er dem Institut<br />

weiterhin, auch in der Lehre, zur Verfügung und<br />

war damit über mehr als 40 Jahre dem wissenschaftlichen<br />

Leben der Universität Hamburg verbunden.<br />

Günter Fischers Schülerinnen und Schüler, seine<br />

Kolleginnen und Kollegen und die Universität Hamburg<br />

trauern um einen bedeutenden und hochverehrten<br />

Wissenschaftler.<br />

Das Foto zeigt unser langjähriges Mitglied ganz links<br />

auf einer Tagung in München im Jahr 1964, wie er sich<br />

zu Wort meldete und damit häufig die volle Aufmerksamkeit<br />

auf sich zog, denn man konnte immer eine<br />

interessante und in den meisten Fällen sehr originelle<br />

Stellungnahme erwarten.


Geburtstage<br />

75 Jahre<br />

Prof. Dr. Ehrhard Raschke, 16.06.1936, ZV H<br />

Christiane Köpken, 04.06.1936, ZV H<br />

Prof. Dr. Gerhard W. Israël, 03.06.1936, ZV BB<br />

Dr. Johannes Schroers 30.05.1936 ZV M<br />

Prof. Dr. Hans-Jürgen Brosin 21.05.1936 ZV H<br />

Peter Emmrich,12.05.1936, ZV F<br />

Eckart Peter Günther, 21.04.1936, ZV H<br />

Dr. Ulrich Wendling, 20.04.1936, ZV L<br />

76 Jahre<br />

Christian Petersen, 15.05.1935, ZV H<br />

Manfred Buttenberg, 05.05.1935, ZV BB<br />

77 Jahre<br />

Werner Brockhaus, 15.04.1934, ZV F<br />

Prof. Hanns-Jürgen Eberhardt, 07.04.1934, ZV H<br />

78 Jahre<br />

Prof. Dr. Günther Flemming, <strong>01</strong>.06.1933, ZV L<br />

Dr. Gottfried Brettschneider, 19.05.1933, ZV H<br />

Roland Sonnenberg, 17.05.1933, ZV BB<br />

Hermann Willeke, 26.04.1933 ,ZV M<br />

Prof. Dr. Herbert Lang, 21.04.1933, ZV M<br />

79 Jahre<br />

Dr. Wolfgang Terpitz, 14.05.1932, ZV F<br />

Dr. Werner Beckmann, 23.04.1932, ZV H<br />

Lothar Griebel, 12.04.1932, ZV BB<br />

80 Jahre<br />

Dr. Hans-J. Albrecht, 09.05.1931, ZV R<br />

Dr. Klaus Wege, <strong>01</strong>.05.1931, ZV M<br />

81 Jahre<br />

Gerhard Henschke, 02.06.1930, ZV BB<br />

Dr. Gerhard Koslowski, 08.05.1930, ZV H<br />

Dr. Karin Petzoldt, <strong>01</strong>.05.1930, ZV BB<br />

Prof. Dr. Helmut Kraus, 21.04.1930, ZV R<br />

Dr. Erhard Röd, 09.04.1930, ZV M<br />

82 Jahre<br />

Prof. Dr. Jens Taubenheim, 19.06.1929, ZV BB<br />

Wolfgang Oswald Rüthning, 05.05.1929, ZV RB<br />

Dr. h.c. Oskar Reinwarth, 12.04.1929 ,ZV M<br />

Dr. Fritz Kasten, 10.04.1929, ZV H<br />

wir<br />

83 Jahre<br />

Sigrid Görner, 18.06.1928, ZV BB<br />

Gerda Schöne, 11.06.1928, ZV BB<br />

Dr. habil. Adolf-Friedrich Bauer, 02.05.1928, ZV H<br />

84 Jahre<br />

Prof. Dr. Dietrich Sonntag, 23.06.1927, ZV BB<br />

Dr. Heinz Reiser, 11.04.1927, ZV F<br />

Dr. habil. Werner Höhne, 07.04.1927, ZV BB<br />

85 Jahre<br />

Dr. Rudolf Paulus, 21.05.1926, ZV M<br />

86 Jahre<br />

Prof. Dr. Guri Iwanowitsch Martschuk, 08.06.1925, ZV BB<br />

Dr. Georg Koopmann, 11.04.1925, ZV H<br />

89 Jahre<br />

Rudolf Ziemann, 25.05.1922, ZV BB<br />

91 Jahre<br />

Prof. Hans Schirmer, 29.06.1920, ZV H<br />

Hermann Schneider, 19.05.1920, ZV F<br />

Dr. Hans Wehner, 03.05.1920, ZV BB<br />

98 Jahre<br />

Werner Caspar, 27.05.1913, ZV F<br />

In Memoriam<br />

Prof. Dr. Günter Fischer, ZV H<br />

*17.09.1924<br />

†07.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>1<br />

Ehrenmitglied<br />

Dr. Joachim Kuettner, ZV M<br />

*21.09.1909<br />

†24.02.2<strong>01</strong>1<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

25


26<br />

ems<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1


ems<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

27


28<br />

medial<br />

Rezensionen<br />

Atlas der wirklichen Welt<br />

Daniel Dorling, Mark Newman, Anna Barford: Atlas der wirklichen<br />

Welt. Primus-Verlag, 2<strong>01</strong>0, 416 Seiten, 49,90 €.<br />

Jörg Rapp<br />

Der Atlas, der als englische Originalausgabe bei Thames<br />

& Hudson ebenfalls im vergangenen Jahr erschienen<br />

ist, bietet einen ungewöhnlichen, aber gleichwohl “ehrlichen”<br />

Blick auf die Welt. Denn so genannte „Kartogramme“<br />

stellen die einzelnen Länder nicht in ihrer korrekten<br />

Größe, sondern umso größer dar, desto mehr sie<br />

von den dargestellten Themen beeinflusst sind. Geht es<br />

also beispielsweise um die absolute Niederschlagsmenge,<br />

wirken die feuchten tropischen Staaten „aufgeblasen“<br />

wie eine „Luftmatratze“, während die trockenen<br />

Subtropen zu einen schmalen Band schrumpfen.<br />

Diese Kartogramme also zeigen die Flächen der<br />

Staaten, wie sie den gezeigten statistischen Größen<br />

proportional entsprechen würden. Dabei wurde bei der<br />

Umsetzung darauf Wert gelegt, dass die Abbildungen<br />

grafisch ansprechend und leserlich gestaltet sind und<br />

sich die Länderumrisse möglichst wenig ändern, mithin<br />

„erkennbar“ bleiben.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Der Atlas schlägt einen weiten inhaltlichen Bogen.<br />

Er behandelt ausführlich die Themenfelder Menschen<br />

und Ressourcen, die Welt des Handels, die Welt der<br />

Wirtschaft, die soziale Welt, die Welt der Gefahren und<br />

die Welt des Glaubens. Meteorologisch interessant sind<br />

die Karten zur Niederschlagsmenge und zu den Wasserressourcen<br />

(Karten 45 f.), zu den Auswirkungen von<br />

Naturkatastrophen (Karten 299 ff.) und zu den Kohlendioxidemissionen<br />

in den einzelnen Ländern (Karten<br />

325 ff.).<br />

So haben viele südasiatische Staaten, insbesondere<br />

aber Bangladesh, in der Vergangenheit schwer unter<br />

tropischen Stürmen gelitten. 1991 kamen dort bei einem<br />

tropischen Zyklon fast 140 000 Menschen um. 72 Prozent<br />

der weltweiten Todesfälle durch derartige Unwetter<br />

waren in Südasien zu beklagen, so dass Bangladesh,<br />

Indien und die Philippinen durch die grafische Ausweitung<br />

ihres Staatsgebietes besonders ins Auge fallen.<br />

Außergewöhnlich viele Opfer von Dürrekatastrophen<br />

gab es dagegen in den Staaten Äthiopien, Sudan<br />

und Mosambik. Andere Staaten waren viel weniger<br />

betroffen. Diese Tatsache bleibt dem Leser eines entsprechenden<br />

Textes viel weniger haften. Auch, dass es<br />

besonders viele Todesfälle durch extreme Temperaturen<br />

in Indien, Griechenland, Polen, den USA und in<br />

Mexiko gab, dürfte sich aus statistischen Tabellen nicht<br />

so schnell und auf einen Blick erschließen, wie es die<br />

Kartogramme eindrücklich offenbaren.<br />

So vermittelt der Atlas in der Tat eine neue Sicht auf<br />

die Welt und führt uns die vielen Unverhältnismäßigkeiten<br />

der Globalisierung unmissverständlich vor Augen.<br />

Ebbe und Flut – Das Naturphänomen der Gezeiten einfach erklärt<br />

Wolfgang Glebe: Ebbe und Flut –<br />

Das Naturphänomen der Gezeiten<br />

einfach erklärt, 1. Auflage, Verlag<br />

Delius Klasing, 2<strong>01</strong>0, 128 Seiten,<br />

14,00 €.<br />

Hein Dieter Behr<br />

Will man in die Thematik „Gezeiten“ einsteigen, so<br />

greift der wissenschaftlich orientierte Leser gern zu<br />

dem deutschsprachigen Klassiker Allgemeine Meereskunde<br />

(1975) von G. Dietrich, K. Kalle, W. Krauß<br />

und G. Siedler. Im dortigen Kapitel 9, Gezeitenerscheinungen,<br />

wird der Leser auf knapp 50 Seiten umfassend<br />

informiert. Die Beschreibung der ozeanographischen


Vorgänge wird durch die erforderlichen Gleichungen<br />

gut unterstützt.<br />

Nun erscheint im Verlag Delius Klasing ein Büchlein<br />

zu dieser Thematik. Der Verlag ist als Forum gut gewählt,<br />

da er sich mit seinem Ausgabeprogramm im Wesentlichen<br />

an die küstennahen Sportschiffer wie auch an<br />

die Hochseeregattaprofis wendet. Bereits ist hierzu fragen,<br />

an welchen neuen Leserkreis der Verlag sich mit<br />

diesem Büchlein wenden will, da das Verlagsprogramm<br />

bereits mehrere Bücher zu dieser Thematik bietet.<br />

Um sich von den anderen Ausgaben des Verlages abzugrenzen,<br />

wählt der Autor des vorliegenden Büchleins<br />

einen anderen Weg. Da er sich nach seinen Aussagen an<br />

den interessierten Laien wenden möchte, will er allein<br />

durch Erläuterungen „das Spiel von Ebbe und Flut so<br />

verständlich erklären, dass der Leser nur mit dem Kopf<br />

zu nicken brauche und er hätte es verstanden. Für den<br />

physikalisch interessierten Leser verbannt er die erforderlichen<br />

Formeln in den Anhang.<br />

Der erste Abschnitt beginnt mit einem geschichtlichen<br />

Überblick. Anschließend werden die „einfachsten mechanischen<br />

Modelle“, die für die Ausbildung der Gezeiten<br />

verantwortlich sind, vorgestellt. Bereits hier stößt<br />

das vom Autor angepeilte Ziel, alles nur an Hand von<br />

Grafiken zu erläutern, an die Grenzen des Verständlichen.<br />

Es mag bezweifelt werden, ob ein Wassersportler<br />

seinen Ausführungen in jedem Punkt folgen kann<br />

und will, ein der Ozeanographie Kundiger erkennt dagegen<br />

rasch, wohin die Argumentation führen soll.<br />

Im zweiten Abschnitt wendet sich der Autor zunächst<br />

den zeitabhängigen Effekten bei den Gezeiten zu. In der<br />

einführenden Abbildung auf Seite 39 wird die in der<br />

Gezeitenkunde verwendete Terminologie leider nicht<br />

vollständig vorgestellt. Es fehlen im unmittelbaren<br />

Umfeld der Abbildung auf Seite 39 beispielsweise die<br />

Definitionen von: Steig- und Falldauer, Tidenstieg und<br />

-fall, Tidenhub sowie Mittelwasser. Bei der Nennung<br />

des Begriffes Seekartennull fehlt – leider – der wichtige<br />

Hinweis, dass diese Bezugsgröße von den einzelnen<br />

seefahrenden Nationen in ihrer Höhe unterschiedlich<br />

festgelegt wird und somit unmittelbaren Einfluss<br />

auf die an Bord verwendeten Seekarten hat. In diesem<br />

Abschnitt wird das Verständnis des Lesers doch arg<br />

strapaziert, wenn er allein an Hand der Grafiken die<br />

astronomischen wie auch die mechanischen Ursachen<br />

der einzelnen Ungleichheiten der Gezeiten verstehen<br />

soll. Auch die tabellarische Zusammenfassung dieser<br />

Begriffe auf der Seite 79 bringt wenig Klarheit. Ferner<br />

hätte der Autor statt des Begriffes „Alter der Flut“ besser<br />

„Alter der Gezeit“ verwenden sollen.<br />

Der dritte Abschnitt behandelt die ortsabhängigen<br />

Effekte und ist im Gegensatz zu den vorangegangenen<br />

Abschnitten klarer strukturiert: zunächst Darstellung<br />

des Phänomens, daran anschließend Erläuterung. Leider<br />

macht sich auch in diesem Abschnitt wie bereits in<br />

den vorangegangenen Abschnitten negativ bemerkbar,<br />

dass der Autor seine Anregungen für dieses Büchlein in<br />

Frankreich gewonnen hat. Der in französischen Gezeitentafeln<br />

verwendete Begriff Gezeitenkoeffizient C ist<br />

medial<br />

in den von der deutschen Seeschifffahrt verwendeten<br />

Handbüchern und Tafelwerken unüblich. Auch die Abbildungen<br />

auf den Seiten 86 und 87, in denen der Autor<br />

für verschiedene Gebiete der deutschen Nordseeküste<br />

den Tidenhub (bitte nicht die Mehrzahlform verwenden:<br />

„Tidenhübe“) darstellt, sind wenig aussagekräftig;<br />

diejenigen, die sich auf die französischen Kanalküste<br />

beziehen, sind sehr viel deutlicher. Auch die Aussage<br />

„ … Wellen bewegen sich normalerweise fort ...“ ist<br />

in der auf Seite 98 stehenden Form nicht richtig, da die<br />

Energie, nicht die Wassermasse sich fortpflanzt.<br />

Nachdem der Autor auf die Verhältnisse in den französischen,<br />

aber auch in den deutschen Gewässern eingegangen<br />

ist, findet der Leser zum Abschluss dieses<br />

Abschnittes ergänzende Hinweise auf Gebiete mit<br />

außergewöhnlich hohem Tidenhub: Bristol Channel,<br />

Fundy Bay sowie die Asymmetrie der Gezeiten in den<br />

Flussmündungen (Bore).<br />

Im abschließenden vierten Abschnitt „andere Einfluss-<br />

effekte“ werden alle weiteren Effekte zusammengetragen,<br />

die in den vorangegangenen Kapiteln zu erwähnen<br />

inhaltlich nicht passend war. Bei den meteorologischen<br />

Effekten hätten, wiederum die deutschen Leser<br />

im Auge, die Sturmfluten der Jahre 1954, 1962 sowie<br />

1976 genannt werden müssen statt nur den Orkan im<br />

Dezember 1999, der im Wesentlichen die französische<br />

Atlantikküste verwüstete. Auch hier schleichen sich<br />

weitere Unsauberkeiten ein, nämlich, dass ausgeführt<br />

wird, dass Dünung „in der Regel durch Wind erzeugt<br />

wird“. Der Rezensent hat dagegen gelernt, dass der<br />

winderzeugte Seegang, sobald dieser aus seinem Entstehungsgebiet<br />

hinausläuft, mit „Dünung“ bezeichnet<br />

wird. Abschließend wird richtig berichtet, dass es weltweit<br />

nicht nur die in Mitteleuropa bekannte halbtägige<br />

Gezeit, sondern auch die ganztägige, sowie Übergangsformen<br />

zwischen diesen beiden Gezeiten, gibt. Eine<br />

entsprechende Weltkarte rundet diese Aussage ab.<br />

Zum Abschluss dieser Ausführungen noch einige<br />

Hinweise, die in einer möglichen überarbeiteten<br />

Neuauflage berücksichtigt werden könnten: zunächst<br />

sollten die vielen Unrichtigkeiten im Wort wie auch in<br />

den Zahlen korrigiert werden. Um dem Text eine klarere<br />

Struktur zu geben, sollten nach dem jeweiligen Unterabschnitt<br />

zusammenfassende Kernsätze, am besten<br />

optisch hervorgehoben, stehen. Auch ein Glossar wäre<br />

sehr hilfreich. Die äußerst knappen Hinweise auf weiterführende<br />

Literatur am Ende des Büchleins müssten<br />

deutlich erweitert werden. Auch Hinweise auf aktuelle<br />

Webadressen wären wünschenswert. Der Rezensent<br />

vermisst Informationen über den Autor, so drängt sich<br />

der Verdacht auf, dass der Autor sein Wissen über die<br />

Gezeiten offenbar allein aus einem von ihm nicht konkret<br />

benannten Büchlein bezieht. Etliche Abbildungen<br />

passen wenig zu der Thematik des Büchleins wie beispielsweise<br />

das Bild mit den Strandkörben an der Nordsee<br />

auf Seite 60.<br />

Fazit des Rezensenten: obwohl er begeisterter Segler<br />

ist, wird er dieses Büchlein erst nach einer deutlichen<br />

Überarbeitung in seine Bordbibliothek einreihen.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

29


30<br />

medial<br />

Kein Durchkommen<br />

Jörg Rapp<br />

Sind Ähnlichkeiten mit der Realität rein zufällig? Was<br />

das „Set“ des hier vorgestellten Romans betrifft, ist das<br />

sicher nicht richtig. Denn „Kein Durchkommen“, ein<br />

Kriminalroman, der in der ariadne-Romane des Argument-Verlags<br />

erschienen ist, spielt am Institut für Meteorologie<br />

in Hamburg, das es ja tatsächlich gibt. Die<br />

Umgebung ist also echt, die Personen und Charaktere<br />

und (hoffentlich) auch die Handlung sind es allerdings<br />

nicht. Höchstens, dass Insider der Hamburger Meteorologenszene<br />

sich ab und zu an ähnliche Begebenheiten,<br />

Episoden oder gar Persönlichkeiten erinnert fühlen.<br />

Von einem Selbstmord oder gar Mord ist mir aber aus<br />

dem hohen Norden nichts bekannt.<br />

Denn darum „dreht sich der Handlungsfaden“<br />

(a la Ariadne): Das Verschwinden des zum Team<br />

des CORVUS-Projektes gehörigen Computerexperten<br />

macht ratlos. Die Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe,<br />

Nikola Rühmann, soll im Auftrag ihres Chefs das Rätsel<br />

lösen. Das tut sie, immer noch eingebunden in ihrem<br />

Wissenschaftsalltag, der Analyse von Satellitendaten<br />

nämlich, schon fast wie eine Tatort-Kommissarin. Der<br />

Spannungsaufbau im Roman ist klassisch und dennoch<br />

nicht langweilig, sondern vielmehr unterhaltsam. Eine<br />

wunderbare Lektüre also zur Erholung. Und der besondere<br />

Reiz des Werks ist der kriminalistische Blick auf<br />

die Welt der meteorologischen Forschung, der überraschend<br />

realitätsnah gelingt.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Ann-Monika Pleitgen, Ilja Bohnet:<br />

Kein Durchkommen, ariadne kriminalroman,<br />

Argument-Verlag, 2<strong>01</strong>0,<br />

252 Seiten, 11,00 €<br />

Wenn denn ein Kriminal-, oder sagen wir also besser,<br />

ein Unterhaltungsroman aus dem Meteorologen-Milieu<br />

erscheint, dann schauen wir gerne ganz genau auf kleine<br />

Mängel, Unzulänglichkeiten, Petitessen. Es gibt nur<br />

wenige davon, etwa, dass die „Scheerwinde“ im Roman<br />

mit doppeltem „e“ geschrieben werden. Oder dass<br />

die „Thermik“ der Erdatmosphäre etwas schräg erklärt<br />

wird. Aber das kann man den Autoren nachsehen. Das<br />

ist nicht wirklich wichtig in einem Roman. Vielmehr<br />

überrascht, dass wir ganz nebenbei und korrekt den<br />

Unterschied zwischen Wetter- und Klimavorhersage<br />

erklärt bekommen. Oder dass wir lernen, dass es öffentlich<br />

zugängliche Daten des DWD gibt.<br />

Am Ende wird das Rätsel um den verschwundenen<br />

Wissenschaftlicher gelöst. Finale furiosum. Aber ob<br />

es Yuri Smirnoff wirklich gab, habe ich bis jetzt noch<br />

nicht herausbekommen.<br />

Nach dem „Wetterpark Offenbach“ nun „die Klimaroute entlang des<br />

Mains“<br />

DWD<br />

Eine etwa 25 Kilometer lange Klimaroute soll bis zum<br />

Sommer des Jahres 2<strong>01</strong>1 entlang des Mains von Kelsterbach<br />

über Frankfurt, Offenbach und Mühlheim<br />

entstehen. An insgesamt neun Stationen sollen der Klimawandel<br />

und seine Folgen am Main sowie in verschiedenen<br />

Flussregionen der Welt informativ und spannend<br />

dargestellt werden.<br />

Das Projekt startete Ende 2009. Unter der Regie des<br />

Planungsverbandes Frankfurt/Rhein-Main entwarf eine<br />

Gruppe von Studierenden der Offenbacher Hochschule<br />

für Gestaltung die einzelnen Stationen. Projektpartner<br />

wurden die Städte Frankfurt, Kelsterbach, Mühlheim<br />

und Offenbach, Kooperationspartner und fachlicher<br />

Berater ist der <strong>Deutsche</strong> Wetterdienst (DWD).<br />

Finanziert wird die Klimaroute zur Hälfte von der EU<br />

innerhalb des „C-Change-Projektes", das sich allgemein<br />

mit dem Klimawandel und dem Wandel der Lebensbedingungen<br />

beschäftigt. Die wichtigste Aufgabe<br />

des C-Change-Projektes ist die Vermittlung komplexer<br />

Inhalte an die Bürgerinnen und Bürger. Die Klimaroute<br />

wird in dieser Form einzigartig in Europa sein. Mehr<br />

dazu auf www.klimaroute.de


Risk and Planet Earth<br />

Dölemayer, A.; Zimmer, J. Tetzlaff, G.<br />

(Hrsg.): Risk and Planet Earth. Vulnerability.<br />

Natural Hazards, Integrated Adaption<br />

Strategies. Schweizerbart, Stuttgart, 2<strong>01</strong>0,<br />

110 S., 28 Abbildungen, 29,80 €.<br />

Andreas Walter<br />

Das vorliegende Buch − in englischer Sprache − ist<br />

eine Zusammenfassung der Vorträge der Konferenz<br />

„Risk and Planet Earth“, die anlässlich des 600. Geburtstages<br />

der Universität Leipzig stattfand.<br />

Nach den obligatorischen Grußworten gibt Gerd<br />

Tetzlaff in seiner thematischen Einführung die Ausrichtung<br />

der Konferenz vor: nur ein möglichst breites<br />

und fundiertes Wissen über Naturkatastrophen −<br />

hauptsächlich als Konsequenz des anthropogen verursachten<br />

Klimawandels − kann der Menschheit helfen,<br />

die Auswirkungen zunehmender extremer Wetterereignisse<br />

zu begrenzen und sich langfristig an diese Extreme<br />

anzupassen.<br />

Sich an diese Maxime haltend, widmen sich die Beiträge<br />

der disziplinübergreifenden Komplexität dieser<br />

Herausforderung und decken ein weites Spektrum dieser<br />

Problematik ab.<br />

Publikationshinweise<br />

Die Geschichte der Internationalen Polarjahre (IPYs)<br />

Barr, Susan, Lüdecke, Cornelia (Eds.): The<br />

History of the International Polar Years<br />

(IPYs). Series: From Pole to Pole, Vol. 1,<br />

Springer-Verlag, Berlin, 2<strong>01</strong>0, Heidelberg,<br />

XI, 319 p.<br />

ISBN:978-3-642-124<strong>01</strong>-3, eBook: http://<br />

dx.doi.org/10.1007/978-3-642-12402-0<br />

Obwohl die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />

− vor allem in der Meteorologie – schon vor<br />

dem ersten Internationalen Polarjahr IPY-1 (1882/83)<br />

begann, gilt dieses Jahr doch als erster bedeutender<br />

Schritt in Richtung einer umfassenden internationalen<br />

Zusammenarbeit zum Nutzen der Wissenschaft. Dem<br />

IPY-1 folgte 50 Jahre später IPY-2, nach dem zweiten<br />

medial<br />

Die Beiträge von James K. Mitchell, Ed de Mulder,<br />

Nico Stehr und anderen betonen hierbei ausdrücklich<br />

die Rolle der Politik bei der Koordinierung von Adaptionsstrategien.<br />

Gerade Stehrs knapper Beitrag − der<br />

ja schon längere Zeit auf dem Gebiet der Klimatologie<br />

arbeitet und 1999 zusammen mit H. von Storch das sehr<br />

lesenwerte Büchlein „Klima, Wetter, Mensch“ veröffentlichte<br />

– formuliert in fünf Thesen prägnant die<br />

dringlichsten Erfordernisse in Bezug auf Klimaschutz<br />

und Adaption, kritisiert jedoch zugleich ausdrücklich<br />

die alleinige Fokusierung auf den Klimaschutz als primäres<br />

Ziel in Deutschland. Er kommt zu dem Schluss,<br />

dass vielmehr Adaptionsmaße zu einer parallelen Strategie<br />

zwingend notwendig definiert werden müssen.<br />

In weiteren meteorologischen Beiträgen werden beispielsweise<br />

Versäumnisse im Katastrophenschutz nach<br />

Hurricane Katrina in den USA aufgezeigt (J. Mitchell)<br />

oder auch Indizien für mögliche Änderungen von<br />

Überflutungsfrequenzen im alpinen Raum diskutiert<br />

(C. Dobler).<br />

Irmgard Schwaetzer behandelt in Ihrem Beitrag die<br />

Komplexität der Gründe für die in ihrer Anzahl zunehmenden<br />

meteorologisch bedingten Katastrophen.<br />

Sie kommt zu dem Schluss, dass interdisziplinäre Forschung,<br />

aber vor allem die gezielte Wissensvermittlung<br />

über Ursache-Wirkungszusammenhänge, eine wichtige<br />

Rolle auf diesem Gebiet spielt. Dieser Aspekt wird<br />

ebenfalls von R. Hidajat aufgegriffen, die sich in ihrem<br />

Beitrag der Bedeutung von „Wissentransfer-Programmen“<br />

beispielsweise in Pakistan widmet.<br />

Weltkrieg dann das Internationale Geophysikalische<br />

Jahr IPY-3 (1957-58), und schließlich das „krönende“<br />

vierte Polarjahr (IPY-4) in den Jahren 2007/2008.<br />

Nun ist ein Buch erschienen, das eine umfassende<br />

wissenschaftliche, wirtschaftliche und politische Geschichte<br />

der Internationalen Polarjahre bietet und durch<br />

bisher wenig bekanntes Archivmaterial einen tiefen<br />

Einblick in die Erfolge der internationalen Zusammenarbeit<br />

bei der Erforschung der Polarregionen erlaubt.<br />

Das Buch wurde von Susan Barr und Cornelia Lüdecke,<br />

der langjährigen Vorsitzenden des <strong>DMG</strong>-Fachausschusses<br />

„Geschichte der Meteorologie“ (FAGEM),<br />

verfasst. Es ist vor kurzem im Springer-Verlag erschienen.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

31


32<br />

medial<br />

Inhaltsverzeichnisse <strong>Meteorologische</strong> Zeitschrift<br />

Band 19, Heft 6, 2<strong>01</strong>0<br />

Krauss, Liane; HaucK, cHristian; Kottmeier, cHristopH: Spatio-temporal soil moisture variability in Southwest<br />

Germany observed with a new monitoring network within the COPS domain, 523-537.<br />

marKKanen, tiina; steinfeLd, GeraLd; KLjun, natascHa; raascH, sieGfried; foKen, tHomas: A numerical casestudy<br />

on footprint model performance under inhomoegneous flow conditions, 539-547.<br />

cHan, paK Wai: LIDAR-based turbulence intensity calculation using glide-path scans of the Doppler LIght Detection<br />

And Ranging (LIDAR) systems at the Hong Kong International Airport and comparison with flight data and<br />

a turbulence alerting system, 549-563.<br />

daHLKötter, fLorian; Griessbaum, franK; scHmidt, andres; KLemm, otto: Direct measurement of CO 2 and particle<br />

emissions from an urban area, 565-575.<br />

HendricKs, joHannes; faLb, andreas; stubenraucH, cLaudia j.; emde, cLaudia: A method for comparing properties<br />

of cirrus clouds in global climate models with those retrieved from IR sounder satellite observations,<br />

577-589.<br />

birmiLi, WoLfram; GöbeL, tina; sonntaG, andré; ries, LudWiG; soHmer, raLf; GiLGe, stefan; Levin, inGeborG;<br />

stoHL, andreas: A case of transatlantic aerosol transport detected at the Schneefernerhaus Observatory (2650<br />

m) on the northern edge of the Alps, 591-600.<br />

pfeifer, moniKa; Yen, WencHieH; baLdauf, micHaeL; craiG, GeorGe; creWeLL, susanne.; fiscHer, jürGen; Ha-<br />

Gen, martin; HüHnerbein, anja; mecH, mario; reinHardt, tHorsten; scHröder, marc; seifert, axeL: Validating<br />

precipitation forecasts using remote sensor synergy: A case study approach, 6<strong>01</strong>-617.<br />

WernLi, Heini; pfaHL, stepHan; trentmann, jörG; Zimmer, mattHias: How representative were the meteorological<br />

conditions during the COPS field experiment in summer 2007?, 619-630.<br />

träGer-cHatterjee, cHristine; müLLer, ricHard W.; trentmann, jörG; bendix, jörG: Evaluation of ERA-40 and<br />

ERA-interim re-analysis incoming surface shortwave radiation data-sets with mesoscale remote sensing data,<br />

631-640.<br />

mutHers, stefan; matZaraKis, andreas: Use of beanplots in applied climatology A comparison with boxplots,<br />

641-644.<br />

corriGendum, 645-645.<br />

Band 19, Heft 5, 2<strong>01</strong>0<br />

Special Issue: The 30th International Conference on Alpine Meteorology (ICAM), May 11-15, 2009, Rastatt,<br />

Germany<br />

voLKert, Hans; ZänGL, GüntHer: The 30th International Conference on Alpine Meteorology (ICAM), 403-404.<br />

ZänGL, GüntHer; seifert, axeL; WobrocK, WoLfram: Modeling stable orographic precipitation at small scales:<br />

The impact of the autoconversion scheme, 405-416.<br />

seifert, axeL; ZänGL, GüntHer: Scaling relations in warm-rain orographic precipitation, 417-426.<br />

Kunz, Michael; Puskeiler, Marc: High-resolution assessment of the hail hazard over complex terrain from radar<br />

and insurance data, 427-439.<br />

eHret, uWe: Convergence Index: a new performance measure for the temporal stability of operational rainfall<br />

forecasts, 441-451.<br />

tudor, martina; ivateK-ŠaHdan, stjepan: The case study of bura of 1st and 3rd February 2007, 453-466.<br />

LarGeron, Yann; staquet, cHantaL; cHemeL, cHarLes: Turbulent mixing in a katabatic wind under stable conditions,<br />

467-480.<br />

WaGner, jocHen e.; anGeLini, federico; aroLa, antti; bLumtHaLer, mario; fitZKa, micHaeL; Gobbi, Gian; pao-<br />

Lo Kift, ricHard; Kreuter, axeL; rieder, HaraLd e.; simic, stana; Webb, ann; WeiHs, pHiLipp: Comparison of<br />

surface UV irradiance in mountainous regions derived from satellite observations and model calculations with<br />

ground-based measurements, 481-490.<br />

enGeLHardt, marKus; HaucK, cHristian; saLZmann, nadine: Influence of atmospheric forcing parameters on<br />

modelled mountain permafrost evolution, 491-500.<br />

ficKer, HeinricH: The influence of the Alps on areas of falling air pressure and the develop-ment of depressions<br />

over the Mediterranean Sea, 5<strong>01</strong>-512.<br />

davies, HuW c.: An early and perceptive concept of cyclogenesis, 513-517.<br />

Zardi, d.: buHLer, o.: Waves and mean Flows, 519-520.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1


Band 19, Heft 4, 2<strong>01</strong>0<br />

Special Issue: The 2nd Lund Regional-scale Climate Modelling Workshop, Part II<br />

medial<br />

rocKeL, burKHardt; arritt, raYmond; rummuKainen, marKKu; Hense, andreas: The 2nd Lund Regional-scale<br />

Climate Modelling Workshop, 323-324.<br />

de eLía, ramón; côté, HéLène: Climate and climate change sensitivity to model configuration in the Canadian<br />

RCM over North America, 325-339.<br />

taKLe, euGene s.; jHa, manoj; Lu, er; arritt, raYmond W.; GutoWsKi, WiLLiam j.: Streamflow in the upper<br />

Mississippi river basin as simulated by SWAT driven by 20th Century contemporary results of global climate<br />

models and NARCCAP regional climate models, 341-346.<br />

sorensson, anna a.; menéndeZ, cLaudio G.; ruscica, romina; aLexander, peter; samueLsson, patricK; WiLLén,<br />

uLriKa: Projected precipitation changes in South America: a dynamical downscaling within CLARIS, 347-355.<br />

menéndeZ, cLaudio G. de castro, manueL; sorensson, anna; bouLanGer, jean –pHiLippe: CLARIS Project: towards<br />

climate downscaling in South America, 357-362.<br />

jereZ, sonia; montaveZ, juan p.; GomeZ-navarro, juan j.; jimeneZ-Guerrero, pedro; jimeneZ, jose; GonZaLeZrouco,<br />

jesus f.: Temperature sensitivity to the land-surface model in MM5 climate simulations over the Iberian<br />

Peninsula, 363-374.<br />

García GaLiano, sandra; GiraLdo osorio, juan d.: Analysis of impacts on hydrometeorological extremes in the<br />

Senegal River Basin from REMO RCM, 375-384.<br />

GosWami, prasHant; sHivappa, HimesH; Goud, bHaramanaGoudra s.: Impact of urbanization on tropical mesoscale<br />

events: Investigation of three heavy rainfall events, 385-397.<br />

corriGendum, 399.<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Meteorologische</strong>r Kalender − Eine Auslese<br />

Walter Fett<br />

Kalender altern schnell. Schon mit dem Umblättern<br />

droht dem Kalenderblattinhalt das vorzeitige Vergessen.<br />

Spätestens mit dem Jahreswechsel wird dann alles<br />

fast unauffindbar, leider. Das gilt erst recht für Jahrgänge<br />

aus der Zeit vor ihrer Digitalisierung und damit auch<br />

für die Bewahrung und Auffindbarkeit im Internet. Und<br />

als die ersten Kalender erschienen, waren die meisten<br />

der heutigen Meteorologen noch gar nicht in ihrem Beruf<br />

− und die Meteorologiestudenten noch gar nicht<br />

geboren!<br />

Wer nun den derzeitigen Kalendern Interesse entgegenbringt,<br />

könnte auch noch neugierig auf die alten<br />

Inhalte sein. Für diese soll in einer umfangreichen<br />

Faksimile-Sammlung eine Auslese vor allem der Rückseiteninhalte<br />

aus der Anfangsphase − inhaltlich geordnet<br />

− angeboten werden, in welcher überwiegend der<br />

Autor engagiert war. Ein ausführliches und thematisch<br />

aufbereitetes Inhaltsverzeichnis mag − je nach Interesse<br />

− als Leitfaden helfen.<br />

Wer dagegen den Kalender noch gar nicht kennen<br />

sollte, möge dadurch zum Bezug der aktuellen und wesentlich<br />

reichhaltiger ausgestatteten Jahrgänge angeregt<br />

werden:<br />

www.walterfett.de/docs/mk-auslese_total.pdf.zip<br />

Abb.: <strong>Meteorologische</strong>r Kalender 2<strong>01</strong>1, April, www.meteorologischerkalender.de<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

33


34<br />

tagungen<br />

Wissenschaftshistorische Tagung "Von A(ltenburg) bis Z(eppelin) −<br />

deutsche Forschung in Spitzbergen bis 1914"<br />

Cornelia Lüdecke<br />

Anlässlich des 100. Jubiläums der Spitzbergen-Expedition<br />

des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Altenburg wird<br />

am Wochenende des 24.–25. September 2<strong>01</strong>1 eine wissenschaftshistorische<br />

Tagung im Naturkundlichen Museum<br />

Mauritianum in Altenburg durchgeführt.<br />

Vor dem Ersten Weltkrieg war Spitzbergen das Ziel<br />

zahlreicher deutscher Expeditionen, die dort einerseits<br />

die Ausrüstung und das Zusammenspiel der Expeditionsteilnehmer<br />

für größere Expeditionen getestet haben<br />

wie beispielsweise Wilhelm Filchner für seine anschließende<br />

Antarktisexpedition und Schröder-Stranz<br />

für seine geplante Nordostpassage oder wie die <strong>Deutsche</strong><br />

Arktische Expedition mit Graf Zeppelin und dem<br />

Aerologen Hugo Hergesell zum Studium der Voraussetzungen<br />

für die Erforschung der Arktis mit Luftschiffen.<br />

Nachdem es noch zu wenig meteorologische Daten<br />

gab, wurde für künftige Luftschifffahrten 1911 in der<br />

Adventbai das bald nach Ebeltofthafen (norw. Ebeltofthamna)<br />

verlagerte <strong>Deutsche</strong> Observatorium eingerichtet,<br />

an dem bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />

die meteorologischen Bedingungen der höheren Luftschichten<br />

kontinuierlich untersucht wurden. Anderseits<br />

war Spitzbergen auch das Ziel kleiner Forschungsexpeditionen,<br />

wie sie Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg<br />

unternahm. Daneben fanden für die verunglückte<br />

Schröder-Stranz-Expedition mehrere Hilfsexpeditionen<br />

statt, darunter eine von dem Leiter des <strong>Deutsche</strong>n Observatorium<br />

in Ebeltofthamna Kurt Wegener wie auch<br />

Karlsruher Ausstellung nimmt die „Erde ins Visier“<br />

DWD<br />

Die Welt in ihrer Ganzheit erfassen, Zusammenhänge<br />

begreifen – das will eine im Naturkundemuseum Karlsruhe<br />

in der vergangenen Woche eröffnete sehenswerte<br />

Ausstellung vermitteln. Sie trägt den Titel „Die Erde im<br />

Visier“.<br />

Im Mittelpunkt der Wanderausstellung steht die Fernerkundung<br />

mit Hilfe von Satelliten, genutzt für Wettervorhersagen<br />

und Klimaüberwachung, für Grundlagenforschung,<br />

die Suche nach Rohstoffen und das<br />

Monitoring der Umwelt − zu dem beispielsweise auch<br />

das Wanderverhalten von Tieren gehört. Durch unterschiedliche<br />

Satellitenmissionen wurden unlängst ganz<br />

neue Erkenntnisse über dynamische Prozesse im In-<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

die später selbst verunglückte Hilfs-expedition des<br />

Frankfurters Theodor Lerner, auf der Sepp Allgeier<br />

einen Dokumentarfilm gedreht hat.<br />

Auf der Tagung sollen die verschiedenen interdisziplinären<br />

Aspekte der Expeditionen nach Spitzbergen<br />

und Forschungen auf Spitzbergen bis zum<br />

Ersten Weltkrieg dargestellt werden. Neben meteorologischen,<br />

klimatologischen, meereskundlichen<br />

und biologischen Beiträgen sind im Zusammenhang<br />

mit der Expedition des Herzogs Ernst auch Ausführungen<br />

zu frühen Expeditionstechniken, verwendeten<br />

Expeditionsschiffen, wissenschaftlichen Polarstationen,<br />

der Kommunikation zwischen Deutschland und<br />

Spitzbergen, Polarfilmen, Lebensläufen von Polarforschern,<br />

oder zur Organisation von Polarexpeditionen<br />

erwünscht.<br />

Bitte senden Sie Ihre Zusammenfassung von maximal<br />

einer DIN-A4-Seite bis spätestens 30. Juni<br />

2<strong>01</strong>1 elektronisch oder per Post an: Dr. Cornelia Lüdecke,<br />

Fernpaßstraße 3, 81373 München, E-Mail:<br />

C.Luedecke@lrz.uni-muenchen.de<br />

Die Tagungsgebühr von 20 Euro wird vor Ort entrichtet.<br />

Die Tagung wird unterstützt von der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Gesellschaft für Polarforschung, der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n<br />

Gesellschaft (<strong>DMG</strong>) und der Hans<br />

Schimank-Gedächtnis-Stiftung. Es ist geplant, die<br />

Beiträge der Tagung anschließend in einem Buch zu<br />

veröffentlichen.<br />

neren unseres Planeten gewonnen, die ebenfalls in der<br />

Ausstellung anschaulich erklärt werden.<br />

Das Ausstellungskonzept wurde vom Koordinierungsbüro<br />

GEOTECHNOLOGIEN des <strong>Deutsche</strong>n<br />

GeoForschungsZentrums in Potsdam entwickelt und<br />

vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) sowie der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) unterstützt. Wissenschaftliche Berater der Ausstellung<br />

kamen von der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe, der TU München (Institut für<br />

astronomische und physikalische Geodäsie) sowie vom<br />

DWD.<br />

Die Ausstellung ist noch bis zum 28.08.2<strong>01</strong>1 in Karlsruhe<br />

zu sehen. Danach geht es weiter nach Bochum.<br />

Insgesamt drei Jahre wird die Ausstellung unterwegs<br />

sein. Mehr Infos unter www.die-erde-im-visier.de.


World Meteorological Organisation/WWRP<br />

THORPEX European Regional Meeting<br />

Karlsruhe, Germany, 24-27 May 2<strong>01</strong>1<br />

tagungen<br />

Aims<br />

The aim of this meeting is to review progress in European THORPEX research, to strengthen existing<br />

collaborations and initiate new collaborations within the European THORPEX community, to identify<br />

necessary revisions to the THORPEX European Plan, and to discuss European involvement within new<br />

THORPEX initiatives.<br />

Themes of the meeting are:<br />

� PDP (Predictability and Dynamical Processes)<br />

� DAOS (Data Assimilation and Observing Strategies)<br />

� SERA (Societal economic research applications)<br />

� TIGGE (THORPEX Interactive Grand Global Ensemble)<br />

� Field Programmes (e.g. IPY-THORPEX, T-PARC, T-NAWDEX, Concordiasi, HYMEX)<br />

Program Committee: Sarah Jones, (KIT, Germany, Chair), David Burridge (WMO), Stefan Klink<br />

(EUCOS), Detlev Majewski (<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst), Tiziana Paccagnella (ARPA-SIMC, Italy), Florence<br />

Rabier (Meteo France), David Richardson (ECMWF), Johannes Schmetz, (EUMETSAT), Richard<br />

Swinbank (UK MetOffice), Olivier Talagrand (Institut Pierre-Simon Laplace, France), Heini Wernli (ETH<br />

Zürich, Switzerland).<br />

Location: Gartensaal of the "Badisches Landesmuseum" at Schloss Karlsruhe in<br />

the centre of Karlsruhe, adjacent to the South Campus of the Karlsruhe Institute of Technology.<br />

Further Information is available at www.pandowae.de/newsevents/thorpex-erm<br />

Local Organisation & Contact:<br />

Aurelia Müller<br />

Institut für Meteorologie und Klimaforschung<br />

Kaiserstr. 12, 76128 Karlsruhe, Germany<br />

thorpex-erm@imk.uka.de<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

35


36<br />

tagungskalender<br />

Veranstaltung Ort Staat Internet/E-Mail<br />

10.02. - 28.08.2<strong>01</strong>1 GEOTECHNOLOGIEN-Wanderausstellung: Die Beobachtung des Systems Erde aus dem Karlsruhe Deutschland http://www.die-erde-im-visier.de<br />

Weltrau<br />

03.04. - 08.04.2<strong>01</strong>1 EGU General Assembly 2<strong>01</strong>1 Wien Österreich<br />

06.04. - 08.04.2<strong>01</strong>1 2. Fachtagung Energiemeteorologie des virtuellen Instituts für Energiemeteorologie Bremerhaven Deutschland http://www.energiemeteorologie.de/17899.html<br />

11.04. - 13.04.2<strong>01</strong>1 EUMETSAT/ESA Scatterometer Science Conference Darmstadt Deutschland http://www.eumetsat.int/Home/Main/News/Conferences_and_Events/717603?l=en<br />

12.04. - 15.04.2<strong>01</strong>1 6. ExtremWetterKongress "Klimafolgenforschung: Metropolregionen - Anpassungsstrategien - Hamburg Deutschland http://www.extremwetterkongress.de/de/index.html<br />

Prognosen"<br />

18.04. - 21.04.2<strong>01</strong>1 International Symposium on “Weather Radar and Hydrology” Exeter U.K. http://www.wrah2<strong>01</strong>1.org/<br />

09.05. - 10.05.2<strong>01</strong>1 Demographische und klimatische Herausforderungen in der Stadt Aachen Deutschland http://www.humtec.rwth-aachen.de/city2020<br />

15.05. - 18.05.2<strong>01</strong>1 9. Internationaler SRNWP-Workshop über Nichthydrosstatische Modellierung Bad Orb Deutschland http://www.dwd.de/forschung<br />

24.05. - 27.05.2<strong>01</strong>1 THORPEX European Regional Meeting Karlsruhe Deutschland http://www.pandowae.de/en/newsevents/thorpex-erm<br />

31.05.2<strong>01</strong>1 Adapting to Climate Change. Case Studies from the Baltic Sea Region Hamburg Deutschland www.baltex-research.eu/bsssc<br />

<strong>01</strong>.06. - 05.06.2<strong>01</strong>1 StuMeTa 2<strong>01</strong>1 Berlin Deutschland http://www.mi.uni-hamburg.de/Stumeta.219.0.html<br />

06.06. - 09.06.2<strong>01</strong>1 MedCLIVAR Final Conference Mediterranean Climate Lecce Italien www.medclivar.eu<br />

11.07. - 14.07.2<strong>01</strong>1 Global Conference on Global Warming-2<strong>01</strong>1 Lissabon Portugal http://www.gcgw.org/gcgw11/index.php?conference=gcgw&schedConf=gcgw11<br />

29.08. - <strong>01</strong>.09.2<strong>01</strong>1 International conference on the occasion of 125th anniversary of Sonnblick Observatory (Austria): Salzburg Österreich http://www.zamg.ac.at/veranstaltungen/125jahresonnblick<br />

"Climate Change in High Mountain Regions - From Understanding of the Past to Modelling of the<br />

Future"<br />

30.08. - <strong>01</strong>.09.2<strong>01</strong>1 Exkursion des ZV Rheinland zum Hohenpeißenberg, nach Garmisch-Partenkirchen und<br />

Südbayern Deutschland Christian.Koch@dwd.de<br />

Oberpfaffenhofen<br />

03.09. - 04.09.2<strong>01</strong>1 Tag der offenen Tür DWD Geisenheim Geisenheim Deutschland<br />

04.09. - 09.09.2<strong>01</strong>1 10th International NCCR Climate Summer School "Climate Change, Extremes and Ecosystem Grindelwald Schweiz http://www.nccr-climate.unibe.ch/summer_school/2<strong>01</strong>1/<br />

Services"<br />

12.09. - 16.09.2<strong>01</strong>1 11th EMS Annual Meeting & European Conference on Applied Climatology (ECAM) Berlin Deutschland http://meetings.copernicus.org/ems2<strong>01</strong>1/<br />

19.09. - 25.09.2<strong>01</strong>1 3. Hamburger Klimawoche Hamburg Deutschland<br />

19.09. - 30.09.2<strong>01</strong>1 Summer School on Coastal Research - Climate Change and Impact in the North Sea Lauenburg, BüsuDeutschland http://www.hzg.de/mw/coastal_school/index.html.de<br />

24.09. - 25.09.2<strong>01</strong>1 8. FAGEM-Tagung Altenburg Deutschland http://www.dmg-ev.de/fachausschuesse/fagem/PDF/Tagungsflyer%20Altenburg.pdf<br />

03.10. - 07.10.2<strong>01</strong>1 6th European Conference on Severe Storms: ESSL 2<strong>01</strong>1 Palma de MallorcSpanien www.essl.org/ECSS/2<strong>01</strong>1<br />

11.10. - 13.10.2<strong>01</strong>1 acqua alta 2<strong>01</strong>1 - Fachmesse mit internationalem Kongress für Klimafolgen, Hochwasserschutz un Hamburg Deutschland http://www.hamburg-messe.de/acquaalta/acquaalta_de/start.php<br />

18.10. - 20.10.2<strong>01</strong>1 Meteorological Technology World Expo 2<strong>01</strong>1 Brüssel Belgien www.MeteorologicalTechnologyWorldExpo.com<br />

25.10. - 27.10.2<strong>01</strong>1 Future of Operational Oceanography - ideas, methods & products Hamburg Deutschland http://futoore.bsh.de/<br />

28.10. - 30.10.2<strong>01</strong>1 30. Jahrestreffen des Arbeitskreis Klima der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für Geographie Graz Österreich www.akklima.de<br />

02.11. - 04.11.2<strong>01</strong>1 Sixth International Symposium on Non-CO2 Greenhouse Gases (NCGG-6) Amsterdam Niederlande http://www.ncgg.info<br />

14.11. - 15.11.2<strong>01</strong>1 10. Herbstschule <strong>DMG</strong>/ GFZ „Leben und Naturgefahren im System Erde“ Potsdam Deutschland herbstschule@dmg-ev.de<br />

05.12. - 09.12.2<strong>01</strong>1 19th International Congress of Biometeorology Auckland Neuseeland http://www.icb2<strong>01</strong>1.com/icb2<strong>01</strong>1/<br />

20.03. - 22.03.2<strong>01</strong>2 METTOOLS VIII Leipzig Deutschland http://www.dmg-ev.de/fachausschuesse/umet<br />

26.03. - 29.03.2<strong>01</strong>2 Planet under pressure London U.K. www.planetunderpressure2<strong>01</strong>2.net<br />

26.08. - 30.08.2<strong>01</strong>2 32. Internationale Geographenkongress Köln Deutschland www.igc2<strong>01</strong>2.org<br />

10.09. - 14.09.2<strong>01</strong>2 12th EMS Annual Meeting & 9th European Conference on Applied Climatology (ECAC) Lodz Polen<br />

16.09. - 21.09.2<strong>01</strong>2 3. International Conference on Earth System Modelling (ICESM) Hamburg Deutschland<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

09.10. - 12.10.2<strong>01</strong>2 9. <strong>Deutsche</strong> Klimatagung Freiburg i.Br. Deutschland<br />

02.09. - 06.09.2<strong>01</strong>3 DACH Meteorologentagung Innsbruck Österreich


impressum<br />

<strong>DMG</strong> <strong>Mitteilungen</strong> – Autorenhinweise<br />

Die <strong>Mitteilungen</strong> haben in der Regel einen Umfang von 32 oder 40 Seiten. Ihr Inhalt gliedert sich in folgende regelmäßige Rubriken:<br />

Titelseite, Seite 2 (farbige Grafik), Editorial/Inhaltsverzeichnis, Focus (mehrseitige Aufsätze), Diskutabel, News (Kurz- und Pressemitteilungen),<br />

Wir (Vereinsnachrichten), EMS, Medial (Buchbesprechungen etc.), Tagungskalender, -ankündigungen und -berichte, Umschlagseiten<br />

hinten.<br />

Bis zum Redaktionsschluss (in der Regel <strong>01</strong>.03., <strong>01</strong>.06., <strong>01</strong>.09., 15.11.) muss der Beitrag bei der Redaktion (Joerg.Rapp@dwd.de oder<br />

redaktion@dmg-ev.de) vorliegen.<br />

Autorenbeiträge in der Rubrik „Focus“ sollten einschließlich Abbildungen maximal 5 Druckseiten umfassen, in der Rubrik „Wir“ maximal<br />

3 Seiten.<br />

Als Textsoftware bitte MS-WORD verwenden, möglichst mit wenigen Formatierungen. Den Beitrag bitte als e-mail-Anlage an die Redaktion<br />

schicken. Den Text bitte in Deutsch nach den „neuen“ Rechtschreibregeln.<br />

Am Ende des Beitrages sind zu nennen: Vor- und Zuname des/der Autors/Autoren, Anschrift, E-Mail-Adresse.<br />

Abbildungen sind sehr erwünscht, als getrennte Datei (übliche Formate), allerdings in der Regel nur in Schwarz-Weiß reproduzierbar, hohe<br />

Auflösung bzw. Größe (im endgültigen Druck 300 dpi). Abbildungslegenden und Bezug im Text bitte nicht vergessen.<br />

Die Autoren erhalten in der Regel keine Korrekturfahnen. Allerdings wird nach dem Satz das Heft durch Dritte kritisch gegengelesen.<br />

Alle Autoren, die keine Mitglieder der <strong>DMG</strong> sind, erhalten ein Belegexemplar im pdf-Format.<br />

Impressum<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> – das offizielle Organ der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft e.V.<br />

Die <strong>Mitteilungen</strong> werden im Auftrag des Vorstandes der <strong>DMG</strong> e.V. herausgegeben. Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren bzw. die<br />

Herausgeber der Pressemitteilungen im Sinne des Presserechtes verantwortlich. Aus technischen Gründen behält sich die Redaktion die<br />

Kürzung bzw. das Zurückstellen eingesandter Beiträge vor. Die Namen der Autoren bzw. der Herausgeber von Pressemitteilungen werden<br />

in der Regel zwischen Titelzeile und Text explizit genannt.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong> Gesellschaft ist ein eingetragener Verein beim Amtsgericht Frankfurt am Main.<br />

Geschäftsführender Vorstand<br />

Vorsitzender: Prof. Dr. Helmut Mayere<br />

Stellvertretender Vorsitzender: Prof. Dr. Herbert Fischer, Karlsruhe<br />

Schriftführer: Dr. Dirk Schindler, Freiburg<br />

Kassenwart: Dr. Hein Dieter Behr, Elmshorn<br />

Beisitzer für das Fachgebiet Physikalische Ozeanographie: Dr. Klaus Peter Koltermann<br />

Zweigvereine:<br />

Berlin-Brandenburg, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, München, Rheinland.<br />

Fachausschüsse:<br />

Biometeorologie, Geschichte der Meteorologie, Umweltmeteorologie, Hydrometeorologie.<br />

Ehrenmitglieder:<br />

Prof. Dr. Walter Fett, Dr. Günter Skeib, Prof. Dr. Guri Iwanowitsch Martschuk, Dr. Joachim Kuettner, Prof. Dr. Lutz Hasse,<br />

Redaktionsadresse:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong> Gesellschaft e.V.<br />

Redaktion <strong>Mitteilungen</strong><br />

Frankfurter Str. 135<br />

63067 Offenbach am Main<br />

<br />

Webseite:<br />

www.dmg-ev.de/gesellschaft/publikationen/dmg-mitteilungen.htm<br />

Redaktionsteam:<br />

Dr. Jörg Rapp (Wissenschaftl. Redakteur) <br />

Dr. Hein Dieter Behr <br />

Dr. Jutta Graf <br />

Prof. Dr. Christoph Jacobi <br />

Priv.-Doz. Dr. Cornelia Lüdecke<br />

<br />

Prof. Dr. Andreas Matzarakis<br />

<br />

Marion Schnee <br />

Dipl.-Met. Arne Spekat <br />

Dr. Sabine Theunert <br />

Dr. Birger Tinz <br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dr. Friedrich Theunert<br />

Dr. Ute Merkel<br />

Layout:<br />

Marion Schnee <br />

Druck:<br />

Druckhaus Berlin-Mitte GmbH, Schützenstraße 18, 1<strong>01</strong>17 Berlin<br />

Erscheinungsweise und Auflage:<br />

Vierteljährlich, 1900<br />

Heftpreis:<br />

Kostenlose Abgabe an alle Mitglieder<br />

Redaktionsschluss des nächsten Heftes (02/2<strong>01</strong>1):<br />

1. Juni 2<strong>01</strong>1<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

37


38<br />

korporative Mitglieder<br />

Dankenswerterweise engagieren sich die folgenden Firmen und Institutionen<br />

für die Meteorologie, indem sie korporative Mitglieder der <strong>DMG</strong> sind:<br />

ask - Innovative Visualisierungslösungen GmbH<br />

www.askvisual.de<br />

<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst<br />

www.dwd.de<br />

SELEX Sistemi Integrati GmbH<br />

Gematronik Weather Radar Systems<br />

www.gematronik.com<br />

www.selex-si.de<br />

WetterWelt GmbH<br />

<strong>Meteorologische</strong> Dienstleistungen<br />

www.wetterwelt.de<br />

WetterOnline<br />

<strong>Meteorologische</strong> Dienstleistungen GmbH<br />

www.wetteronline-gmbh.de<br />

GWU-Umweltechnik GmbH<br />

www.gwu-group.de<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Scintec AG<br />

www.scintec.com<br />

MeteoGroup Deutschland GmbH<br />

www.meteogroup.de<br />

WetterKontor GmbH<br />

www.wetterkontor.de<br />

meteocontrol GmbH<br />

www.meteocontrol.de<br />

Wetterprognosen, Angewandte<br />

Meteorologie, Luftreinhaltung,<br />

Geoinformatik<br />

www.meteotest.ch<br />

Skywarn Deutschland e. V.<br />

www.skywarn.de<br />

<strong>Meteorologische</strong> Messtechnik GmbH<br />

www.metek.de


anerkannte beratende meteorologen<br />

Anerkennungsverfahren durch die <strong>DMG</strong><br />

Zu den Aufgaben der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft gehört die Förderung der Meteorologie als<br />

angewandte Wissenschaft. Die <strong>DMG</strong> führt ein Anerkennungsverfahren für beratende Meteorologen durch. Dies<br />

soll den Bestellern von meteorologischen Gutachten die Möglichkeit geben, Gutachter auszuwählen, die durch<br />

Ausbildung, Erfahrung und persönliche Kompetenz als Sachverständige für meteorologische Fragestellungen<br />

besonders geeignet sind. Die Veröffentlichung der durch die <strong>DMG</strong> anerkannten beratenden Meteorologen erfolgt<br />

auch im Web unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen_sachverstaendige.htm.<br />

Weitere Informationen finden sich unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen.htm<br />

Windenergie<br />

Dr. Bernd Goretzki<br />

Wetter-Jetzt GbR<br />

Hauptstraße 4<br />

14806 Planetal-Locktow<br />

Tel:. 033843/41925 Fax: 033843/41927<br />

<br />

www.wetter-jetzt.de<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Stadt- und Regionalklima<br />

Prof. Dr. Günter Groß<br />

Universität Hannover<br />

- Institut für Meteorologie -<br />

Herrenhäuser Str. 2<br />

30419 Hannover<br />

Tel.: 0511/7625408<br />

<br />

Hydrometeorologie<br />

Windenergie<br />

Dr. Josef Guttenberger<br />

Hinterer Markt 10<br />

92355 Velburg<br />

Tel.: 09182/902117 Fax: 09182/902119<br />

<br />

Standortklima<br />

Windenergie<br />

Dr. Barbara Hennemuth-Oberle<br />

Classenstieg 2<br />

22391 Hamburg<br />

Tel.: 040/5361391<br />

<br />

Windenergie<br />

Prof. Dr. Daniela Jacob<br />

Oldershausener Hauptstr. 22a<br />

21436 Oldershausen<br />

Tel.: 04133/210696 Fax: 04133/210695<br />

<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Stadt- und Regionalklima<br />

Dipl.-Met. Werner-Jürgen Kost<br />

IMA Richter & Röckle /Stuttgart<br />

Hauptstr. 54<br />

70839 Gerlingen<br />

Tel.: 07156/438914 Fax: 07156/438916<br />

<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Dipl.-Phys. Wetterdienstassessor Helmut Kumm<br />

Ingenieurbüro für Meteorologie und techn. Ökologie<br />

Kumm & Krebs<br />

Tulpenhofstr. 45<br />

63067 Offenbach/Main<br />

Tel.: 069/884349 Fax: 069/818440<br />

<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Dipl.-Met. Wolfgang Medrow<br />

TÜV NORD Systems GmbH & Co. KG<br />

Bereich Engineering, Abteilung Gebäudetechnik<br />

Arbeitsgebiet Gerüche, Immissionsprognosen<br />

Langemarckstr. 20<br />

45141 Essen<br />

Tel.: 02<strong>01</strong>/825-3263 Fax: 02<strong>01</strong>/825-3377<br />

<br />

Windenergie<br />

Dr. Heinz-Theo Mengelkamp<br />

Anemos<br />

Sattlerstr. 1<br />

21365 Adendorf<br />

Tel.: 04131/189577 Fax: 04131/18262<br />

<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

39


40<br />

anerkannte beratende meteorologen<br />

Stadt- und Regionalklima, Ausbreitung von<br />

Luftbeimengungen, Windenergie<br />

Dr. Jost Nielinger<br />

iMA Richter & Röckle - Niederlassung Stuttgart<br />

Hauptstr. 54<br />

70839 Gerlingen<br />

Tel.: 07156/438915 Fax: 07156/438916<br />

<br />

Stadt- und Regionalklima<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Dipl.-Met. C.-J. Richter<br />

IMA Richter & Röckle<br />

Eisenbahnstr. 43<br />

79098 Freiburg<br />

Tel.: 0761/2021661/62 Fax: 0761/20216-71<br />

<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Standortklima<br />

Dipl.-Met. Axel Rühling<br />

Müller-BBM GmbH<br />

Niederlassung Karlsruhe<br />

Schwarzwaldstraße 39<br />

76137 Karlsruhe<br />

Tel.: 0721/504 379-16 Fax: 0721/504 379-11<br />

<br />

www.MuellerBBM.de<br />

Anerkennungsverfahren Wettervorhersage<br />

Die <strong>DMG</strong> ist der Förderung der Meteorologie als reine und angewandte Wissenschaft verpflichtet, und dazu gehört auch die<br />

Wetterberatung. Mit der Einrichtung des Qualitätskreises Wetterberatung soll der Zunahme von Wetterberatungen durch<br />

Firmen außerhalb der traditionellen nationalen Wetterdienste Rechnung getragen werden. Die <strong>DMG</strong> führt seit über 10 Jahren<br />

ein Anerkennungsverfahren für meteorologische Sachverständige/Gutachter durch. Dabei ist bisher das Arbeitsgebiet<br />

Wetterberatung ausgeschlossen worden. Die Arbeit in der Wetterberatung ist von der Natur der Sache her anders geartet als<br />

die Arbeit eines Gutachters. In der Regel wird Wetterberatung auch nicht von einzelnen Personen, sondern von Firmen in<br />

Teamarbeit angeboten. Für Firmen mit bestimmten Qualitätsstandards in ihrer Arbeit bietet die <strong>DMG</strong> mit dem Qualitätskreis<br />

die Möglichkeit einer Anerkennung auf Grundlage von Mindestanforderungen und Verpflichtungen an.<br />

Weitere Informationen finden Sie auf http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/wetterberatung.htm<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />

Anerkannte Mitglieder<br />

<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst Meteotest Bern<br />

MeteoGroup Deutschland WetterWelt GmbH<br />

Stadt- und Regionalklima, Hydrometeorologie,<br />

<strong>Meteorologische</strong> Systemtechnik<br />

Dr. Bernd Stiller<br />

Winkelmannstraße 18<br />

15518 Langewahl<br />

Tel.: 03361/308762 mobil: <strong>01</strong>62/8589140<br />

Fax: 03361/306380<br />

<br />

www.wetterdoktor.de<br />

Luftchemie und Messtechnik<br />

Dr. Rainer Schmitt<br />

Meteorologie Consult GmbH<br />

Frankfurter Straße 28<br />

61462 Königstein<br />

Tel.: 06174/61240 Fax: 06174/61436<br />

Windenergie<br />

Dr. Thomas Sperling<br />

Institut f. Geophysik und Meteorologie<br />

Universität zu Köln<br />

Kerpener Str. 13<br />

50937 Koeln<br />

mobil: <strong>01</strong>62/ 946 62 62<br />

< ts@meteo.uni-koeln.de>


Temperaturabweichung<br />

Herbst (SON) 2<strong>01</strong>0<br />

vom Normalwert<br />

1961–1990<br />

Datenbasis: CLIMAT,<br />

Schiffsmeldungen,<br />

vorläufige Werte.<br />

Temperaturabweichung<br />

Dezember 2<strong>01</strong>0<br />

vom Normalwert<br />

1961−1990<br />

Datenbasis: CLIMAT,<br />

Schiffsmeldungen,<br />

vorläufige Werte.<br />

Quelle: DWD, WMO RA VI Pilot Regional Centre on Climate Monitoring, Stand: 18.02.2<strong>01</strong>1, weitere Informationen<br />

und Karten unter: www.dwd.de/rcc-cm.<br />

Gebietsmittelwerte Deutschland<br />

Winter (DJF) 2<strong>01</strong>0/2<strong>01</strong>1<br />

Mittel Abweichung<br />

Summe 1961-1990<br />

Lufttemperatur -0,6 °C -0,8 °C<br />

Niederschlagshöhe 182 mm +1 %<br />

Sonnenscheindauer 152 Stunden -1 %<br />

Quelle: DWD<br />

Klimarückblick EUROPA<br />

Herbst und Winter 2<strong>01</strong>0/2<strong>01</strong>1<br />

Anomalien der globalen Mitteltemperatur<br />

Dezember Januar<br />

2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>1<br />

HadCRUT3 +0,43 [7.] +0,25 [14.] +0,19 [21.]<br />

GISS/NASA +0,74 [1.] +0,40 [12.] +0,46 [11.]<br />

NCDC/NOAA +0,69 [2.] +0,37 [17.] +0,38 [ ]<br />

Angaben in °C, in [ ] Rangplatz; Quellen und Referenzperioden: HadCRUT3<br />

1961-1990, GISS/NASA 1951-1980, NCDC/NOAA 19<strong>01</strong>-2000.

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