Mitteilungen DMG 01 / 2011 - Deutsche Meteorologische ...
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<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong><br />
<strong>01</strong> / 2<strong>01</strong>1<br />
Sommerliche Abendstimmung<br />
www.dmg-ev.de Heft <strong>01</strong> 2<strong>01</strong>1 ISSN <strong>01</strong>77-85<strong>01</strong><br />
Während sich die Petrikirche langsam in den Schleier der Dämmerung hüllt,<br />
erstreckt sich eine rot angestrahlte Altocumulus-Schicht über dem sächsischen<br />
Freiberg. Wegen der ausgedehnten horizontalen Erscheinung erhält die Wolke<br />
den Beinamen „stratiformis“. © Bianca Fiedler
„Lake-Effekt“ bringt lokal Schneemassen<br />
nach Ostholstein<br />
Simon Trippler<br />
Bereits am 30.11.2<strong>01</strong>0 gab es an der Ostseeküste lokal ein Schneechaos, bei dem ein ganzer Landstrich in Ostholstein<br />
unter einer dicken Schneeschicht versank. Grund dafür war wieder einmal der sogenannte „Lake(See)-Effekt“, der<br />
regelmäßig im späten Herbst oder auch im Winter für hohe Schneemengen in einem lokal eng begrenzten Bereich an<br />
der Küste sorgt. Dabei ziehen Schauerwolken in Staffeln wie auf schnurgeraden Straßen von der Ostsee kommend<br />
landeinwärts und bringen andauernde und teils heftige Schneefälle. Schneehöhen von 40 cm und mehr innerhalb einiger<br />
Stunden sind keine Seltenheit. Die Bedingungen, die für diesen Effekt herrschen müssen, sind eine noch recht warme<br />
See und recht kräftige kalte Winde, die darüber fegen. Die dadurch bedingte Labilisierung der Luftmasse (warm unten<br />
und kalt oben drüber) sorgt für kräftige Umlagerungen und hoch reichende Wolken. Über einen langen Seeweg reichern<br />
sich diese Schauerwolken nun immer mehr mit Feuchtigkeit an, die die Schneefälle sehr ergiebig ausfallen lässt.<br />
Am 30.11.2<strong>01</strong>0 herrschte eine solche Konstellation. Ein Tiefdruckgebiet über Polen und eine Hochdruckbrücke, die<br />
von Island bis nach Skandinavien reichte, sorgten im Zusammenspiel für eine stramme nordöstliche Strömung. In 850<br />
hPa (ca. 1500 m) war es -15 Grad Celsius kalt, während das Ostseewasser noch + 4 bis 6 Grad Celsius aufwies. Die<br />
kalten Winde, die von Russland kommend nun über die Ostsee geführt wurden, erzeugten Wolken und Schneefälle, die<br />
in Richtung Südwesten auf Norddeutschland zuzogen. Amtlich wurde am <strong>01</strong>.12.2<strong>01</strong>0, 06 UTC, eine Schneehöhe von<br />
26 cm in Pelzerhaken an der Lübecker Bucht registriert. Inoffizielle Messungen gehen aber von Schneeverwehungen<br />
mit einer Höhe von über 40 cm aus.<br />
Durch streifenartig angeordnete dynamische Prozesse (wellenartiges Absinken und Aufsteigen von Luft) kam es zur<br />
Ausbildung zweier fast parallel verlaufender Niederschlagsstreifen, die im Bereich einer Kaltfront in Küstennähe zudem<br />
eine Windkonvergenz aufwiesen. Die Lücke zwischen den beiden Straßen wird durch Absinkprozesse hervorgerufen.<br />
Dort wo Konvergenz vorherrscht, kommt es zum Aufsteigen der Luft. Irgendwann steigt die Luft aber nicht mehr weiter<br />
nach oben, weil der Antrieb ausbleibt. Dann weicht sie nach außen aus und sinkt wieder ab. Absinkende Luft bedeutet<br />
aber Wolkenauflösung. Diesen Effekt sieht man z. B. besonders deutlich an der ebenfalls streifenförmigen Wolkenlücke<br />
an der Ostseeküste zwischen den beiden Schauerstraßen.<br />
Eine der beiden Schauerstraßen lag an diesem Tag auf einer Linie, die sich etwa von der Lübecker Bucht über die<br />
Ostsee nördlich an Rügen und Bornholm vorbei erstreckte. Wie auf riesigen Schneeschienen zogen die Schauerwolken<br />
von Südskandinavien über die westliche Ostsee hinweg und wurden infolge der stetigen Wämeenergieeinspeisung zu<br />
wahren Schneekanonen.<br />
Direkt südlich an diese Linie angrenzend zeigt sich eine niederschlagsfreie Zone im Hinterland, sie erstreckte sich<br />
etwa von Ratzeburg über Rostock bis nach Rügen. Wiederum südlich davon lag eine zweite Schauerstraße, sie befand<br />
sich etwa auf einer Linie von Boizenburg über die Mecklenburger Seenplatte bis nach Usedom.<br />
Dass die niederschlagsfreien Zonen zwischen den Schauerstaffeln möglicherweise durch Lee-Effekte an der Steilküste<br />
mit dem Kreidefelsen auf Rügen hervorgerufen werden konnten, ist weitgehend auszuschließen. Dafür reicht die<br />
Höhe des Kreidefelsens nicht aus. Auch zeigen sich an der gesamten Ostseeküste Rügens kaum Stauwolken und -niederschläge.<br />
Auch die Insel Bornholm staut die Niederschläge auf ihrer Nordostseite nur in geringem Maße. Dadurch<br />
entsteht zwar auf der Rückseite nach Südwesten hin Absinken, dieser Lee-Effekt spielt beim Lake-Effekt aber nur eine<br />
untergeordnete Rolle, weil die thermodynamischen Prozesse markanter sind. Dennoch lässt sich im Satellitenbild eine<br />
deutliche Wolkenlücke südwestlich von Bornholm erkennen.<br />
Abb. 1: Bodenwetterkarte vom 30.11.2<strong>01</strong>0, 12 UTC (© DWD).<br />
Abb. 2: Radar- und Satellitenbild sowie Bodenwinde vom 30.11.2<strong>01</strong>0,<br />
10 UTC (© DWD).
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
in dieser Ausgabe lesen Sie exklusiv einen überaus interessanten<br />
Bericht zur Arbeit von Meteorologen der Bundeswehr<br />
in Afghanistan. Der Blick richtet sich in der<br />
Presse und im Fernsehen nur zu gerne auf besondere,<br />
oft traurige Ereignisse in diesem Land. Über den Alltag<br />
erfährt man eher selten etwas, und erst recht nichts über<br />
das Alltagsleben eines Wetterberaters. Deswegen haben<br />
wir uns sehr gefreut, dass uns Hans Löffler, früher Mitarbeiter<br />
des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr,<br />
einen Erlebnisbericht aus diesem geschundenen Land<br />
geschickt hat. Der Aufsatz wird ergänzt durch eine kurze<br />
Darstellung der Bedeutung der Meteorologie in der<br />
NATO.<br />
Wussten Sie schon, dass es ein „<strong>Deutsche</strong>s Klima-<br />
Konsortium“ gibt? Viele unserer Leserinnen und Leser<br />
werden in diesem Heft sicher zum ersten Mal etwas<br />
über diese noch relativ junge Einrichtung erfahren, über<br />
deren Aufgaben, deren Mitglieder und den Service, den<br />
das DKK e.V. für jeden an der Klimatologie Interessierten<br />
im Internet anbietet.<br />
Dagegen dürften Sie sich bestimmt schon eine Meinung<br />
über die Glaubwürdigkeit der Klimaforschung<br />
gebildet haben. Ist seit Dezember 2009, als die ersten<br />
kritischen Berichte zur Forschung des Engländers Phil<br />
Jones auftauchten, wirklich „Vertrauen geschmolzen“?<br />
Silke Beck beleuchtet − von dieser Frage ausgehend<br />
− in einem „nüchternen“ Artikel die Diskussion um<br />
das sogenannte „Climategate" und dessen langfristige<br />
Folgen.<br />
Es gibt also nicht nur Eitel-Sonnenschein auf der Klimaforschungslandschaft.<br />
Doch schönes Wetter gibt es<br />
immer wieder. Man muss nur wissen, wann „schönes<br />
Wetter“ auftritt, also was der Begriff genau bedeuten<br />
soll. Walter Fett hat sich darüber Gedanken gemacht.<br />
Apropos „schönes Wetter“: Werde ich von den lieben<br />
Nachbarn gefragt, ob denn am Wochenende „schönes<br />
Wetter“ erwartet werden kann, antworte ich meist kurz<br />
angebunden mit „Ja“ oder „Nein“. Sonst nichts. So entledige<br />
ich mich lästiger Nachfragen…<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
Ihr<br />
Jörg Rapp<br />
Inhalt<br />
editorial<br />
focus<br />
Afghanistan 2<br />
Meteorologie in der NATO 6<br />
<strong>Deutsche</strong>s Klima-Konsortium 7<br />
diskutabel<br />
Zur Glaubwürdigkeit der Klimaforschung 9<br />
wir<br />
FA UMET 14<br />
wann ist "Schönes Wetter" 15<br />
9. Herbstschule ZV BB 16<br />
Exkursion des ZV H zum PIK 19<br />
ZV F mit neuem Vorstand 21<br />
Nachrufe 22<br />
Geburtstage 25<br />
ems<br />
Call for papers 26<br />
medial<br />
Rezensionen 28<br />
tagungen 34<br />
Tagungskalender 36<br />
impressum 37<br />
korporative Mitglieder 38<br />
anerkannte beratende meteorologen 39<br />
anerkannte wettervorhersage 40<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1
2<br />
focus<br />
Afghanistan –<br />
einmal nur aus meteorologischer Sicht<br />
Hans Löffler<br />
Der Berichterstatter war als Wetterberater für die Bundeswehr<br />
von 2002 bis 2009 insgesamt sechs Mal in<br />
Afghanistan, jeweils drei Mal in Kabul und Mazar-e<br />
Sharif. Dadurch konnten die Witterungsbedingungen<br />
aller vier Jahreszeiten in einer subtropischen Klimazone<br />
kennengelernt werden.<br />
Die Aufgaben eines Meteorologen/Wetterberaters<br />
orientieren sich im Wesentlichen an den einsatzbedingten<br />
Vorgaben.<br />
So sind<br />
• Flugwetterberatungen für Flugzeuge und Hubschrauber<br />
aller Art, einschließlich unbemannter Luftfahrzeuge<br />
(UAVs) auf Flugstrecken im Norden des<br />
Landes (Hubschrauber) bzw. über ganz Afghanistan<br />
(Transportflugzeuge, Jets) mit Flugzeiten von bis zu<br />
6 Stunden zu erstellen. Zusätzliche Flugwetterberatungen<br />
für die Zivilluftfahrt am internationalen Flugplatz<br />
Kabul mit teilweise exotische Zielen waren eine<br />
Herausforderung für einen Mitteleuropäer hinsichtlich<br />
geografischer Kenntnisse,<br />
• Wettervorhersagen für Planungszwecke bis zu 5 Tagen<br />
zu erarbeiten<br />
• Vorhersagen für den Rundfunk des Landes und für<br />
Radio Andernach, dem Betreuungssender für deutsche<br />
Soldaten zu erstellen,<br />
• Wettervorträge (Briefings) zu festgelegten Zeiten zu<br />
halten.<br />
Für diese Aufgaben stehen das deutsche Modell<br />
GME mit dem RLM11 (Gebiet Afghanistan), das europäische<br />
Modell EZMWF und das amerikanische Modell<br />
GFS auf den verschiedenen Beratungssystemen<br />
(auch NinJo) zur Verfügung. Die Versorgung erfolgt<br />
seit einigen Jahren (nicht von Anfang an) zuverlässig<br />
via Satellitenhopping vom Atlantischen zum Indischen<br />
Ozean, womit die erforderliche Aufnahmequalität gewährleistet<br />
ist. Die zur Verfügung stehenden Modelle<br />
sind im Großen und Ganzen ähnlich zuverlässig wie in<br />
Europa. Seitdem die Meldungen, insbesondere die der<br />
Radiosondenaufstiege mit den internationalen WMO-<br />
Kennziffern verbreitet werden, gehen sie auch in die<br />
(deutschen) Modelle ein und tragen zu einer Verbesserung<br />
(subjektiver Eindruck) der Modellergebnisse<br />
bei. Zu beachten ist, dass auf Grund der Zeitdifferenz<br />
von +3,5 bzw. +4,5 Stunden zu Afghanistan die Modellläufe<br />
um diese Zeitdifferenz „älter“ sind, bzw. die<br />
neueren später eintreffen.<br />
Hinzu kommen die Meldungen der Wetterstationen<br />
der internationalen Schutztruppen und des afghanischen<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Abb. 1: Topografie Afghanistans, © weltkarte.com, GNU FDL.<br />
Wetterdienstes. Die Stationsdichte hat sich zwar im<br />
Laufe der Jahre etwas verbessert, sie ist aber für dieses<br />
große Land (knapp doppelte Größe von Deutschland)<br />
nach wie vor sehr gering und nicht vergleichbar mit europäischen<br />
Verhältnissen (etwa 1-2 % der Dichte von<br />
Deutschland). Sie sind weder flächendeckend über das<br />
Land verteilt, noch ist der Beobachtungsbeginn frühmorgens<br />
rechtzeitig gewährleistet, sodass es unvermeidbar<br />
große räumliche und zeitliche Datenlücken<br />
gibt. Hinzu kommt, dass nur drei Radiosondenstationen<br />
(Kabul, Mazar-e Sharif und Kandahar) melden. Das<br />
wirkt sich insbesondere erschwerend bei Flugwetterberatungen<br />
aus. Satellitenbilder helfen bei der Ermittlung<br />
von Wolken und deren Obergrenzen, für Landwettervorhersagen<br />
sind sie aber nicht brauchbar.<br />
Aus mehreren Gründen sind die meteorologischen<br />
Verhältnisse andere als in Mitteleuropa. Das zentralasiatische<br />
Land (Abb.1), im Südwesten an Vorderasien,<br />
im Südosten an Südasien und im äußersten Osten mit<br />
78 km an China angrenzend<br />
− liegt komplett in der subtropischen Zone zwischen<br />
29° und 38,5° nördlicher Breite,<br />
− hat fast 70 % des Landes über 1000 m und immer<br />
noch 27 % über 2500 m Höhe NN; die höchste Erhebung<br />
erreicht 7485 m NN, die niedrigste Höhe liegt<br />
bei 258 m NN,<br />
− hat ein stark kontinental geprägtes Klima mit meist<br />
spärlichen Niederschlägen, insbesondere in den südlich<br />
und südöstlich des Hindukush gelegenen Teilen<br />
des Landes (lediglich der sommerliche Monsun<br />
bringt mehr Niederschlag im äußersten Osten),<br />
− sind große Teile mit Steppen und Halbwüsten bedeckt;<br />
nur 1 % der Fläche Afghanistans ist bewaldet.
Abb. 2: Meteogramm Kabul, Juni 2005, © DWD. Abb. 3: Auszug Leistungstabelle CH-53G.<br />
Zu den meteorologischen Besonderheiten, die in Mitteleuropa<br />
nicht bzw. nicht mit dieser Intensität auftreten<br />
und flugmeteorologische Gefahren darstellen, gehören<br />
− Staub- und Sandstürme<br />
− extrem hohe Tagesschwankungen der Temperatur<br />
(Abb. 2)<br />
− Trocken-heißer Wind („Afghanez“)<br />
Dagegen sind Gewitter – vom äußersten Osten abgesehen<br />
– nur selten, da das Land in den Sommermonaten<br />
zu trocken ist. Lediglich von Februar bis April reichen<br />
die Feuchtigkeit der Winterniederschläge und die<br />
inzwischen auf 25 °C ansteigenden Temperaturen für<br />
Gewitterbildung aus.<br />
Meteorologisch bedingte Naturgefahren sind Überschwemmungen<br />
nach Starkregenereignissen in den<br />
Wintermonaten in den östlichen und südlichen Landesteilen,<br />
Gefährdung durch Trockenheit und Dürre durch<br />
starke Abweichungen von den ohnehin meist geringen<br />
Niederschlagsmengen und Frostgefahr in Abhängigkeit<br />
von der Höhenlage und geografischer Breite. Hinzu<br />
kommt, dass es in den Bergregionen immer wieder Erdbeben<br />
gibt..<br />
Die Ausläufer des indischen Sommermonsuns erreichen<br />
− von Pakistan kommend − den Ostteil Afghanistans,<br />
manchmal noch bis Kabul. Dann fällt auch<br />
während der sonst trockenen Sommermonate Niederschlag.<br />
In vielfacher Hinsicht wird der Flugbetrieb in Afghanistan<br />
beeinflusst, beeinträchtigt bzw. verhindert. Es<br />
beginnt schon beim Luftraum, der nach wie vor weitgehend<br />
unkontrolliert ist, da es an den nötigen Einrichtungen<br />
(Radarführungssysteme) fehlt. Ausnahmen sind<br />
nur die Flugplatzbereiche um Kabul, Bagram (60 km<br />
nördlich von Kabul) und Mazar-e Sharif. Erhöhte Minima<br />
bzw. Einhaltung von Sichtflugbedingungen sind<br />
die Folgen, die in erheblichem Maße den Flugbetrieb<br />
beeinträchtigen.<br />
Flüge – hauptsächlich Hubschrauberflüge – bei Nacht<br />
mit Hilfe optischen Sehhilfen (Bildverstärkerbrille –<br />
focus<br />
BIV) sind im Vergleich zu Europa wesentlich stärker<br />
beeinträchtigt, da kaum künstliche Lichtquellen vorhanden<br />
sind. In mehr als 10 Nächten hintereinander ist<br />
aus astronomischen Bedingungen (Mondphasen) der<br />
erforderliche Mindestwert der Beleuchtungsstärke von<br />
20 mlx (in Deutschland 0,5 mlx) nicht gewährleistet.<br />
Weitere Probleme, insbesondere für Hubschrauber,<br />
ergeben sich durch hohe Temperaturen und damit<br />
verbunden extrem geringe Luftdichtewerte bzw.<br />
große Dichtehöhen (DA – Density Altitude), vor allem<br />
dann, wenn sie noch mit großen Höhen verbunden<br />
sind. So liegt Kabul in 1793 m Höhe über NN, und<br />
bereits ab April steigen die Temperaturen auf über<br />
35 °C. Das führt zu einer Dichtehöhe von 9000 ft und<br />
mehr. Gleichzeitig sind aber die maximalen Werte für<br />
einen Hubschrauber der Bundeswehr, die CH-53 bei<br />
7800 ft (Abb. 3). Mit anderen Worten: da geht nichts<br />
mehr. Die einzig fliegbaren Zeiten reduzieren sich<br />
dann auf etwa 4-5 Stunden nach Sonnenaufgang, wenn<br />
die Temperaturen dann bis zu 30 K niedriger sind. In<br />
Mazar-e Sharif in 378 m NN ist die Situation nicht<br />
ganz so problematisch, jedoch wird bei Erreichen von<br />
41 °C für Hubschrauber bzw. 39 °C für Flächenflugzeuge<br />
(Transall) der Flugbetrieb ebenfalls eingestellt<br />
werden.<br />
Für Hubschrauber ist auch der bei Start und Landung<br />
aufgewirbelte Sand ein Problem (Abb. 4), nicht<br />
nur wegen des Sicht- und Horizontverlustes für den Piloten,<br />
sondern auch durch den in die Triebwerke eingesaugten<br />
Sand. Er reduziert die Triebwerkleistung und<br />
damit die Kühlung der Triebwerke. Der Sand wirkt wie<br />
Schmirgelpapier im Inneren der Triebwerke, wodurch<br />
diese häufigeren Wartungsintervallen unterzogen werden<br />
müssen.<br />
Sand- und Staubstürme (Abb. 5) sind nicht selten nach<br />
längeren Trockenperioden. Die Erfassung gestaltet sich<br />
wegen des dünnen Stationsnetzes schwierig. Hier sind<br />
spezielle Kanäle der MSG-Satellitenbilder bzw. deren<br />
Kombination hilfreich, auf denen die Gebiete mit auftretenden<br />
Sandstürmen erkennbar sind. Wie stark und<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
3
4<br />
focus<br />
Abb. 4: Hubschrauber bei der Landung. Abb. 5: Sandsturm über dem Lager Mazar-e Sharif.<br />
vertikal mächtig ein Sandsturm ausfällt und in welchem<br />
Umfang die Sichtweite dabei reduziert wird, hängt u. a.<br />
von der Windgeschwindigkeit und der Teilchengröße,<br />
die aufgewirbelt und verlagert wird, ab. Im April 2005<br />
verunglückte ein US-Militärhubschrauber in einem heftigen<br />
Sandsturm.<br />
Kein direktes meteorologisches Phänomen ist die<br />
Sichtreduzierung durch Rauch, der sich in der kalten<br />
Jahreszeit am Morgen über den größeren Städten bildet<br />
und – abhängig von der Windrichtung – über den stadtnahen<br />
Flugplatz (z.B. Kabul, Mazar-e Sharif) zieht. Die<br />
Sicht verschlechtert sich dabei für ein bis zwei Stunden<br />
teilweise auf unter 1 km, was sich negativ auf die geplanten<br />
Start- und Landezeiten auswirkt.<br />
Eine weitere meteorologische Besonderheit ist der<br />
„Afghanez“, auch Wind der 120 Tage genannt, unter<br />
dessen Einfluss der größte Teil des Landes steht. Er<br />
setzt etwa Mitte Mai ein und weht fast ununterbrochen<br />
bis in den September hinein. Um die Mittagszeit<br />
pendelt sich der Wind in nördliche Richtungen ein<br />
(Abb. 6), nimmt stündlich an Geschwindigkeit zu und<br />
erreicht gegen Abend 40, teilweise bis zu 50 Knoten.<br />
Turbulenzen und Probleme mit Seitenwind (Startbahn<br />
in Kabul ist W-O orientiert) sind die Folgen.<br />
Bis November 2<strong>01</strong>0 wurden auch 6 Aufklärungsmaschinen<br />
der Bundeswehr vom Typ Tornado beraten.<br />
Dazu waren u.a. Angaben von Wolkenobergrenzen<br />
wichtig, da bei Flügen in den Süden des Landes die Maschinen<br />
luftbetankt wurden, was nur im wolkenfreien<br />
Raum stattfinden konnte. Die bereits erwähnten drei<br />
Radiosondendaten sind dazu weder räumlich noch zeitlich<br />
ausreichend repräsentativ, mit den entsprechenden<br />
Satellitenbildern konnten aber gute Aussagen getroffen<br />
werden.<br />
Winterliche Verhältnisse sind auch in einer Subtropenzone<br />
nicht ungewöhnlich. Im Januar 2008 sanken<br />
die Temperaturen in Mazar-e Sharif nachts bis nahe -20<br />
°C. Mit dieser Intensität und Dauer unerwartet, trat in<br />
der 2. Nachthälfte gefrierender Regen auf – im Radiosondenaufstieg<br />
von Mazar-e Sharif (Abb. 7) an einer<br />
„warmen Nase“ von nur +0,5 °C erkennbar. Er dauerte<br />
bis in die frühen Morgenstunden an, ging in Schneefall<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
über, der eine Schneedecke von 15 cm ergab und die<br />
Eisschicht darunter isolierte. So kam der Flugbetrieb<br />
für mehrere Tage fast zum Erliegen. Auch der Winter<br />
2008/09 war ähnlich kalt und schneereich.<br />
Winterliche Verhältnisse führten auch zu einem Flugunfall<br />
im Februar 2005. Eine Boeing 737 der afghanischen<br />
Fluglinie Kam Air mit knapp 100 Passagieren<br />
prallte wenige Kilometer östlich von Kabul gegen einen<br />
Berg, nachdem sie erst im Landeanflug auf Kabul<br />
die Information erhielt, dass der Platz wegen heftigem<br />
Schneefall gesperrt wurde.<br />
Besonders interessant war der Besuch der Zentrale<br />
des ehemaligen afghanischen Wetterdienstes in Kabul<br />
im Frühjahr 2004. Dort war fast alles zerstört. Im<br />
Winter 2004/05 war dann ein Besuch an der Universität<br />
Kabul, Abteilung Hydrometeorologie der geowissenschaftlichen<br />
Fakultät möglich. Prof. Pobal, der einige<br />
Semester in Leipzig studiert hatte und gut Deutsch<br />
sprach, führte durch die Abteilung. Die Bedingungen,<br />
unter welchen der Lehrbetrieb wieder aufgenommen<br />
wurde, waren katastrophal. Es gab keine Heizung, keine<br />
Bücherschränke oder andere notwendige Dinge.<br />
Glückliche Umstände machten es möglich, einige PCs<br />
Abb. 6: Windrose Kabul, Juli
focus<br />
und Heizstrahler zu organisieren und sie Prof. Pobal zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass<br />
die Flugwetterberatung in Afghanistan eine große<br />
Herausforderung darstellt und es kaum eine vergleichbare<br />
Beratungstätigkeit in Deutschland gibt. Zum einen<br />
wegen der Vielfalt unterschiedlicher Luftfahrzeuge<br />
(Hubschrauber, Transportflugzeuge, Jets und UAVs),<br />
die gleichzeitig (auch zeitgleich) zu beraten sind, und<br />
wegen der Rahmenbedingungen (u. a. unkontrollierte<br />
Luftraum, Sicherheitsbestimmungen), der unterschiedlichen<br />
Minima (Sicht/Wolkenuntergrenze) auf den verschiedenen<br />
Flugplätzen und des grenzüberschreitenden<br />
Flugbetriebes (u.a. nach Usbekistan) mit zusätzlichen<br />
Besonderheiten (Wechsel der Flughöhe, Sichtflugbedingungen).<br />
Hinzu kommen noch Langstreckenberatungen<br />
bei Verlegungen von Transalls nach Deutschland.<br />
Abb. 7: Radiosondenaufstieg Mazar-e Sharif, Januar 2008, © DWD.<br />
Mitteilung des Kassenwarts<br />
In diesen Tagen gehen die Jahresbeitragsrechnungen<br />
an alle Mitglieder in die Post. Wie jedes Jahr, möchte<br />
ich Sie auch dieses Mal sehr herzlich darum bitten,<br />
Ihre persönlichen Angaben in der Beitragsrechnung zu<br />
überprüfen.<br />
Das wären:<br />
• Sind Kontonummer, Bankleitzahl und Name der<br />
Bank korrekt angegeben?<br />
• Falls Sie seit der letzten Jahresbeitragrechnung Ihre<br />
Bank gewechselt, mich aber nicht darüber informiert<br />
haben, so sollten Sie dies bitte umgehend nachholen.<br />
Greife ich im Lastschriftverfahren auf ein nicht<br />
mehr vorhandenes Konto zu, so berechnet die<br />
Postbank, über die ich die Lastschrift auslöse,<br />
der <strong>DMG</strong> Gebühren in Höhe von 8,50 €.<br />
Gleiches gilt, wenn das Konto beim Lastschriftlauf<br />
keine ausreichende Deckung aufweist (kommt leider<br />
immer wieder vor!).<br />
• Sind Vor- und Nachname sowie Straßenname,<br />
Hausnummer, Postleitzahl und Ort korrekt geschrieben?<br />
Bei Ein- und Umgemeindungen können<br />
sich immer wieder Änderungen ergeben, die Sie<br />
mir bitte mitteilen möchten.<br />
• Fehlt möglicherweise der akademische Titel oder<br />
ist er nicht korrekt angegeben?<br />
• Ist die Einstufung in die Beitragsklasse korrekt?<br />
Auf der letzten Mitgliederversammlung in Bonn am<br />
21.09.2<strong>01</strong>0 wurde beschlossen, die Beiträge in einigen<br />
Beitragsklassen moderat zu erhöhen. Die aktuelle Bei-<br />
tragsstruktur ist auf der Rückseite jeder Beitragsrechnung<br />
abgedruckt. Diese Beitragserhöhung hatte zur<br />
Folge, dass die Differenz zwischen der Beitragsklasse<br />
V0<strong>01</strong> (Einzelmitglied) und V002 (Einzelmitglied-Ost)<br />
von früher 5,- € auf nunmehr 2,50 € vermindert wurde.<br />
Gründe dazu wurden auf der Mitgliederversammlung<br />
genannt.<br />
Ich bitte nunmehr alle Mitglieder, die in die Beitragsklasse<br />
V002 eingestuft sind, zu prüfen, ob für sie noch<br />
zutrifft: „ … Mitglieder deren Gehalt entsprechend den<br />
Regelungen des „Tarifgebietes Ost“ gegenüber den im<br />
„Tarifgebiet West“ vergleichbaren Gehältern reduziert<br />
ist ...“ Der Geschäftsführende Vorstand kann und will<br />
nicht bei einzelnen Mitgliedern recherchieren, ob diese<br />
Regelung noch zutrifft. Das verbietet allein der Datenschutz,<br />
aber auch die Achtung vor den persönlichen Gegebenheiten<br />
der einzelnen Mitglieder. Falls also jemand<br />
eine Änderung veranlassen will, gültig ab dem Kassenjahr<br />
2<strong>01</strong>2, so möge er sich direkt an mich wenden.<br />
Zum Abschluss noch ein Hinweis<br />
Beitragszahlungen an die <strong>DMG</strong> sind steuerbegünstigt.<br />
Daher habe ich auf der Rückseite jeder Beitragsrechnung<br />
die für eine Spendenbescheinigung erforderlichen<br />
Angaben abgedruckt. Somit können Sie Ihre Beitragsrechnung<br />
in der Ihnen übersandten Form Ihrer Jahressteuererklärung<br />
beifügen.<br />
Hein Dieter Behr<br />
<strong>DMG</strong>-Kassenwart<br />
kassenwart@dmg-ev.de<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
5
6<br />
focus<br />
Meteorologie in der NATO<br />
Helmut Skade<br />
Der <strong>Deutsche</strong> Wetterdienst (DWD) vertritt Deutschland<br />
in der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), das<br />
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie bringt<br />
die deutschen ozeanographischen Belange in die zwischenstaatliche<br />
Kommission für Ozeanographie (IOC)<br />
ein. So weit, so gut. Wie sieht das aber im militärischen<br />
Bereich, sprich NATO, aus?<br />
Hier werden die deutschen Belange und Beiträge<br />
durch den Geoinformationsdienst der Bundeswehr (GeoInfoDBw)<br />
vertreten. Da die NATO nicht über einen<br />
eigenen Wetter- und ozeanographischen (METOC)<br />
Dienst verfügt, ist die NATO von den fachlichen und<br />
personellen Beiträgen der Mitgliedsländer abhängig.<br />
Die Mitgliedsländer ihrerseits koordinieren ihre Arbeit<br />
und Beiträge mit ihren zuständigen (zivilen) nationalen<br />
Einrichtungen, wie dieses in Deutschland auf der Basis<br />
von Verwaltungsvereinbarungen zwischen dem<br />
BMVg (Bundesministerium der Verteidigung und dem<br />
BMVBS (Bundesministerium für Verkehr, Bau und<br />
Städteentwicklung) der Fall ist.<br />
In der NATO steht die METOC-Unterstützung der<br />
laufenden Einsätze wie z. B. in Afghanistan oder auf<br />
dem Balkan sowie für die schnell verfügbare NATO<br />
Response Force (NRF) im Mittelpunkt. Ziel ist die<br />
Sicherstellung von jeweils für die Einsatzgebiete einheitlichen<br />
Grundlagen (insbesondere im Bereich der<br />
numerischen Vorhersagen) und deren Aufbereitung.<br />
Dazu sind einheitliche, standardisierte Formate, Verfahren<br />
und Zuständigkeiten festzulegen. So ist z. B. zur<br />
Zeit Deutschland für die Bereitstellung der meteorologischen<br />
und ozeanographischen Basisprodukte für den<br />
Balkan, das Mittelmeer und das Schwarze Meer zuständig.<br />
Die die Einsätze beeinflussenden METOC-Bedingungen<br />
bilden einen wesentlichen Anteil der zu betrachtenden<br />
Geofaktoren. Schon seit Anbeginn der<br />
NATO wurde diesem Umstand dadurch Rechnung<br />
getragen, dass unterhalb des Militärausschusses (MC)<br />
der NATO, dem obersten militärischen Gremium, eine<br />
meteorologische Gruppe mit Vertretern der Nationen<br />
eingerichtet wurde (Military Committee Meteorological<br />
Group, MCMG). Auf Seiten der Ozeanographie<br />
hatte sich der frühere Oberbefehlshaber Atlantik (SAC-<br />
LANT) ein Beratungsgremium eingerichtet, die NATO<br />
Group on Military Oceanography (MILOC Group).<br />
Beide Gremien verfügen über fachliche Arbeitsgruppen<br />
zur Behandlung von Detailfragen der Standardisierung<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
und zur Entwicklung von taktischen Entscheidungshilfen.<br />
Durch die Übertragung der operativen Kommandogewalt<br />
auf nur ein NATO-Oberkommando (Allied<br />
Command Operations [ACO] mit dem Hauptquartier<br />
SHAPE in Mons, Belgien) und aufgrund der zunehmenden<br />
Verzahnung meteorologischer und ozeanographischer<br />
Verfahren und Einsatzanforderungen im<br />
Verbund der Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine<br />
lag es nahe, die beiden vorgenannten Gruppen zusammenzuführen<br />
und folglich den ozeanographischen<br />
Anteil mit in die MC-Gruppe zu integrieren. Somit entsteht<br />
zur Zeit unter dem MC die Military Committee<br />
Working Group on Meteorology and Oceanography mit<br />
zwei fachspezifischen Untergruppen.<br />
In der NATO-Struktur stellt Deutschland den Chief<br />
METOC Staff Officer bei SHAPE; ferner wurde bei der<br />
Sitzung Anfang Oktober 2<strong>01</strong>0 in Brüssel für die kommenden<br />
drei Jahre der deutsche MILOC-Vertreter zum<br />
Vorsitzenden der nunmehr gemeinsamen METOC-<br />
Gruppe gewählt.<br />
Kontakt<br />
Helmut Skade<br />
Marineamt<br />
Abt. Geoinformationswesen<br />
Kopernikusstraße 1<br />
18057 Rostock<br />
E-Mail: HelmutSkade@bundeswehr.org<br />
privat:<br />
Helmut Skade<br />
Warener Straße 55<br />
18109 Rostock<br />
E-Mail: Helmut.Skade@t-online.de
focus<br />
<strong>Deutsche</strong>s Klima-Konsortium – die Klimaforscher<br />
DKK e. V.<br />
Deutschlands Klimaforscher tragen mit ihren Forschungsergebnissen,<br />
mit der hohen Qualität ihrer Arbeit<br />
und der weitreichenden Expertise in den verschiedenen<br />
Teilthemen der Klimaforschung dazu bei, das<br />
Klima, den Klimawandel und die Möglichkeiten des<br />
Klimaschutzes besser zu verstehen.<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Klima-Konsortium e. V. (DKK) bündelt<br />
die Kompetenz der wichtigsten deutschen Institute im<br />
Bereich der Klimaforschung. Es bietet einen interdisziplinären<br />
Zugang zu den Ergebnissen aus der Klimaforschung<br />
an und unterstützt so die Entscheidungsprozesse<br />
der nationalen und internationalen Klimapolitik. Die<br />
Initiativen des DKK fördern die Vernetzung der Institutionen<br />
und Experten. Mit seinen Informationsangeboten<br />
trägt das DKK zur öffentlichen Meinungsbildung bei.<br />
Klimaforschung in Deutschland<br />
Die deutschen Klimaforschungsinstitute genießen einen<br />
weltweit ausgezeichneten Ruf in der Grundlagenforschung<br />
und in der praxisorientierten Forschung. Sie<br />
tragen mit ihren Erkenntnissen und den Prognosen über<br />
die künftige klimatische Entwicklung große Verantwortung.<br />
Denn die Politik ist mit Blick auf die komplexen<br />
Herausforderungen der klimatischen Veränderungen<br />
auf die Wissenschaft angewiesen. Durch die hohe politische<br />
Bedeutung und die große öffentliche Aufmerksamkeit,<br />
die das Thema ‚Klima‘ seit einigen Jahren erfährt,<br />
sind die Anforderungen an die Klimaforschung<br />
erheblich angewachsen.<br />
DKK – Verbund der Klimaforscher<br />
Das DKK wurde 2007 von führenden Klimaforschungsinstituten<br />
in Deutschland mit dem Ziel gegründet, handlungsorientierte<br />
Ergebnisse aus der Klimaforschung<br />
für die Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt<br />
anzubieten. Seit Mitte 2<strong>01</strong>0 hat in Berlin die Geschäftsstelle<br />
des DKK im Wissenschaftsforum am Gendarmenmarkt<br />
ihre Arbeit aufgenommen.<br />
Das DKK bündelt unter dem Leitbild „Forschung für<br />
Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt“ die wissenschaftliche<br />
Expertise unterschiedlicher Forschungsdisziplinen<br />
und fungiert als Plattform für integrative Forschungsprojekte.<br />
Das DKK steht mit seinen Mitgliedern für die<br />
wissenschaftliche Analyse von Klimaerscheinungen<br />
und die Erstellung differenzierter Modellierungen und<br />
Szenarien des aktuellen bzw. künftigen Klimasystems.<br />
Die Mitglieder des DKK tragen mit ihren Ergebnissen<br />
zu Klimawandel, Klimafolgen und Klimaschutz wesentlich<br />
zur internationalen Spitzenstellung Deutschlands in<br />
diesem Forschungsbereich bei. Durch ihre interdisziplinäre<br />
Vernetzung im DKK bündeln sie ihre Exzellenz<br />
Die Mitglieder des DKK<br />
und können auf dieser Basis fundiertes Wissen und<br />
belastbare Prognosen in politische und wirtschaftliche<br />
Entscheidungsprozesse einbringen.<br />
Orientierung in der Klimaforschung<br />
Mit seinen Angeboten trägt das DKK zur Orientierung<br />
in einer komplexen Forschungslandschaft bei. Es sammelt<br />
und moderiert die Positionen seiner Mitglieder und<br />
bietet Politik und Öffentlichkeit abgestimmte Standpunkte<br />
der Klimaforschung. Zentrale Fragestellungen<br />
widmen sich der anthropogenen Beeinflussung des<br />
Klimas, ihren Auswirkungen sowie den politischen und<br />
wirtschaftlichen Anpassungsmöglichkeiten.<br />
Das DKK verfügt durch seine Mitglieder über einen<br />
direkten Zugang zu den Positionen, Interessen und Fragestellungen<br />
der Klimaforschungsinstitute. So initiiert<br />
das DKK Arbeitsgruppen und Studien zu zentralen<br />
Anliegen seiner Mitglieder wie ‚Klimaforschung in<br />
Afrika‘, ‚Bildungsangebote im Bereich der Klimaforschung‘<br />
oder ‚Humanressourcen an Forschungsinstituten‘.<br />
Forschungsinitiativen, die das DKK anregt und<br />
begleitet, identifizieren Forschungsbedarf im Bereich<br />
von Klimawandel, Klimaschutz und Klimafolgen und<br />
stoßen Forschungsprojekte an. Diese Expertise befähigt<br />
das DKK für den praxisnahen Dialog über den operativen<br />
Kontext der Klimaforschung mit Politik, Wirtschaft<br />
und Öffentlichkeit.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
7
8<br />
focus<br />
Seine Mitglieder hält das DKK pro-aktiv über politische<br />
Entscheidungen, ausge-schriebene Forschungsprojekte<br />
und Förderinitiativen auf dem Laufenden. Zugleich<br />
informiert es über Schwerpunkte der öffentlichen<br />
Klimadiskussion und stellt die internationale Klimapolitik<br />
anschaulich dar.<br />
Information und Service<br />
Die öffentlichen und internen Informationsangebote des<br />
DKK geben einen Überblick über aktuelle Forschungsprojekte<br />
und Förderinitiativen, stellen Hintergrundwissen<br />
zur Verfügung und machen Zusammenhänge im<br />
Bereich der Klimaforschung transparent.<br />
Das DKK bietet in seinem KlimaKalender eine umfassende<br />
Darstellung wichtiger regionaler, überregionaler<br />
sowie internationaler Termine und Veranstaltungen im<br />
Bereich von Klimapolitik und Klimaforschung an.<br />
Ein zentrales Anliegen des DKK ist die Unterstützung<br />
wissenschaftlicher Karrieren in der Klimaforschung,<br />
denn Wissenschaft und Forschung brauchen kreative<br />
und intelligente Köpfe. Die DKK-Internetseite präsentiert<br />
dafür nahezu sämtliche nationale Bildungsangebote<br />
in einer Zusammenschau, beleuchtet den Weg in<br />
die Klimaforschung und zeigt an Fallbeispielen, welche<br />
Karrieren möglich sind. Wer neue Herausforderungen<br />
und persönliche Chancen sucht, findet beim DKK den<br />
Zugang zu attraktiven Stellenangeboten in der Klimaforschung.<br />
Das DKK bietet über seine online-Angebote hinaus<br />
Informationen in gemeinsamen Veröffentlichungen mit<br />
den DKK-Mitgliedern oder anderen Partnern sowie bei<br />
parlamentarischen oder öffentlichen Veranstaltungen<br />
an.<br />
Forschungsthemen der DKK-Mitglieder<br />
• Polar- und Meeresforschung<br />
• Bereitstellung von Wetter- und Klimadaten<br />
• Erfassung geologischer, physikalischer, chemischer<br />
und biologischer Prozesse im Erdinneren und an der<br />
Erdoberfläche<br />
• Erforschung von Physik und Chemie der Atmosphäre<br />
vom Erdboden bis in die Stratosphäre<br />
• Suche nach Risiken und Chancen eines nachhaltigen<br />
Managements der Ozeane und mariner Ressourcen<br />
• Analyse des Klimasystems der Vergangenheit und<br />
der Gegenwart und Berechnung von Zukunftsszenarien<br />
• Untersuchung der Folgen von Energieumwandlung<br />
und -nutzung hinsichtlich Klima- und Umweltschutz<br />
• Erforschung des Verhaltens von Strato-, Tropo- und<br />
Biosphäre sowie ihrer Wechselwirkungen im Globalen<br />
Wandel<br />
• Erfassung regionaler Klimadaten und -veränderungen<br />
u. a. von Nord- und Ostsee<br />
• Analyse komplexer Umweltsysteme und der Auswirkungen<br />
des Klimawandels auf ihre Bestandteile<br />
• Erforschung innovativer Lösungsansätze für den<br />
Klimawandel<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
• Umweltphysikalische Untersuchung der Luftverschmutzung,<br />
der Ozonschicht, der Treibhausgase<br />
und ihrer Speicherung<br />
• Untersuchung der chemischen, physikalischen, biologischen<br />
und geologischen Prozesse im Ozean und<br />
ihre Wechselwirkung mit dem Meeresboden und der<br />
Atmosphäre<br />
• Erforschung und Vorhersage troposphärischer Mehrphasensysteme<br />
• Erfassung der Wechselwirkungen zwischen geologischen<br />
und biologischen Prozessen im Meer und<br />
Chancen der nachhaltigen Nutzung der Ozeane<br />
• Betrachtung der Wechselwirkungen von Stoffkreisläufen<br />
und ihren Prozessen global und in Ökosystemen<br />
• Erarbeitung interdisziplinärer Einsichten auf der Basis<br />
von System- und Szenarienanalysen, Modellierung,<br />
Si-mulation und Datenintegration<br />
• Untersuchung wissenschaftlich und gesellschaftlich<br />
relevanter Zusammenhänge einer nachhaltigen Entwicklung,<br />
der Klimawirkung und des globalen Wandels<br />
Prof. Dr. Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für<br />
Meteorologie und Vorstandsvorsitzender des DKK, will das Wissen<br />
der Klimaforscher noch stärker in Politik und Öffentlichkeit tragen. Das<br />
DKK soll durch die interdisziplinäre Verknüpfung der freien Grundlagenforschung<br />
mit den Interessen von Politik und Wirtschaft Optionen<br />
und Instrumente entwickeln, die Eingang in die Wirtschafts- und Umweltpolitik<br />
finden.<br />
Tanja Fröhlich ist Geschäftsführerin des DKK. Als ausgewiesene<br />
Kennerin der Klimaforschungslandschaft beobachtet sie auf dem<br />
‚Berliner Parkett‘ die Klimaforschungspolitik und pflegt den Austausch<br />
der DKK-Mitglieder mit den Institutionen des Bundes und der Länder<br />
sowie mit weiteren relevanten Akteuren in Deutschland. Darüber hinaus<br />
soll das DKK auf der EU-Ebene vernetzt werden und Projekte mit<br />
internationalem Bezug initiieren.<br />
Kontakt<br />
<strong>Deutsche</strong>s Klima-Konsortium e. V. (DKK)<br />
Markgrafenstraße 37, 1<strong>01</strong>17 Berlin<br />
Tel.: 030–76 77 18 690,<br />
E-Mail: info@klima-konsortium.de<br />
www.klima-konsortium.de
Vertrauen geschmolzen?<br />
Zur Glaubwürdigkeit der Klimaforschung<br />
Silke Beck<br />
Zuvor erschienen bei der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung, „Aus Politik und Zeitgeschichte“, Nr. 32-<br />
33/2<strong>01</strong>0; mit freundlicher Genehmigung der Autorin<br />
und des Herausgebers.<br />
Einleitung<br />
Noch im Sommer 2009 hätte wohl kaum jemand für<br />
möglich gehalten, dass der "Zwischenstaatliche Ausschuss<br />
für Klimaänderungen" (Intergovernmental Panel<br />
on Climate Change, IPCC), allgemein bekannt als<br />
Weltklimarat[1], kurze Zeit später so massiv in die<br />
Kritik geraten könnte. Die Schärfe der gegen ihn gerichteten<br />
Angriffe ist auf den ersten Blick verwunderlich,<br />
da es dem Rat bislang gelungen ist, im Namen der<br />
globalen Wissenschaft mit einer Stimme zu sprechen<br />
und sich den Ruf als die wissenschaftliche Autorität für<br />
Klimapolitik schlechthin zu erwerben. Der IPCC hat<br />
in den vergangenen zwei Jahrzehnten vier umfassende<br />
Sachstandsberichte veröffentlicht und wurde 2007 −<br />
zusammen mit dem ehemaligen amerikanischen Vize-<br />
Präsidenten Al Gore − mit dem Friedensnobelpreis<br />
ausgezeichnet.<br />
Schlagzeilen wie "Eiskalt geirrt" und "Die Wolkenschieber"[2]<br />
zeugen jedoch davon, dass sich seit Ende<br />
2009 eine hitzige Debatte um den IPCC entzündet hat.<br />
Im Folgenden werden die einzelnen Vorwürfe erläutert,<br />
ihre Ursachen und Folgen diskutiert und mögliche Erklärungen<br />
sowie Lösungswege aufgezeigt.<br />
"Climategate" und die Folgen<br />
Auslöser für die laufende Debatte um den IPCC war die<br />
Veröffentlichung von E-Mails, die illegal vom Server<br />
der University of East Anglia entwendet wurden ("Climategate").<br />
Kurz vor der Klimakonferenz von Kopenhagen<br />
im Dezember 2009 wurde der Vorwurf laut, dass<br />
der britische Klimatologe Phil Jones und weitere prominente<br />
Autoren des Weltklimarates Daten aus öffentlich<br />
finanzierter Forschung zurückgehalten hätten. Zudem<br />
wurde publik, dass der vierte IPCC-Sachstandsbericht<br />
von 2007 eine falsche Jahresangabe bei der Prognose<br />
des Abschmelzens der Gletscher im Himalaya enthält.<br />
[3] Anstatt korrekterweise 2350 findet sich dort die Zahl<br />
2035. Neben diesem "Zahlendreher" griffen die Medien<br />
in den folgenden Monaten weitere Unstimmigkeiten<br />
auf, die fehlerhafte Aussagen zu den Regenwäldern im<br />
Amazonasgebiet[4] oder den Überschwemmungsgebieten<br />
in den Niederlanden[5] betrafen.<br />
Darüber hinaus wurde dem IPCC vorgeworfen, den<br />
Stand der Forschung in unausgewogener Art und Weise<br />
dargestellt[6] und systematisch abweichende wissenschaftliche<br />
Befunde ignoriert oder gezielt ausgeschlos-<br />
diskutabel<br />
sen zu haben. Der IPCC sei nicht nur politisch voreingenommen,<br />
sondern würde auch für partikulare politische<br />
Ziele Partei ergreifen. Beispielsweise sitze der IPCC-<br />
Vorsitzende, Rajendra Pachauri, in den Beiräten zahlreicher<br />
Wirtschaftsunternehmen bzw. rühre dort die<br />
Werbetrommel für eigene Projekte.[7]<br />
IPCC-Vertretern wurde daraufhin vorgehalten, mit<br />
Hilfe von Katastrophenszenarien ein "Klima der Angst"<br />
schaffen zu wollen, um normativ motivierte Umweltpolitik<br />
umzusetzen oder eigene Pfründe zu sichern. So<br />
sei es "sicher kein Zufall, dass alle bekanntgewordenen<br />
Fehler immer in Richtung Übertreibung und Alarmismus<br />
gingen".[8] Dies ließe der Politik nur die Möglichkeit<br />
des "blinden Aktionismus" auf der einen oder der<br />
Resignation auf der anderen Seite und führe schnell zu<br />
Ermüdungserscheinungen auf Seiten der Bevölkerung.<br />
[9]<br />
Viele der Vorwürfe sind nicht neu, sondern haben<br />
− wie im folgenden Abschnitt gezeigt wird − die Entstehung<br />
und Entwicklung des IPCC von Anfang an begleitet<br />
und lassen sich ohne die politische Großwetterlage<br />
kaum erklären[10]. Auch wenn es auf den ersten<br />
Blick paradox erscheinen mag: Die Angriffe auf den<br />
IPCC stellen die Kehrseite seines eigenen Erfolges dar.<br />
In dem Maße, in dem der IPCC politisch an Gewicht<br />
und Einfluss gewann, wurde er auch zur Zielscheibe der<br />
Kritik.<br />
"Händler des Zweifels" und Stellvertreterkontroversen<br />
1990 veröffentlichte der Weltklimarat seinen ersten<br />
Sachstandsbericht. Darin hob er hervor, dass es ihm<br />
gelungen sei, die Expertise der besten Wissenschaftler<br />
aus aller Welt zu mobilisieren. Der Rat rückte damit in<br />
den Mittelpunkt der politischen Aufmerksamkeit. Bereits<br />
Ende der 1980er Jahre hatte sich eine Koalition aus<br />
Gegnern des aktiven Klimaschutzes gebildet, vornehmlich<br />
aus Vertretern der Erdöl exportierenden Staaten<br />
und Lobbyisten von US-amerikanischen Energie- und<br />
Automobil-Konzernen. Diese Koalition versuchte<br />
schon früh, mit eigenen Expertisen nachzuweisen, dass<br />
das Problem des vom Menschen gemachten Klimawandels<br />
eigentlich gar nicht existiert, sondern eine Erfindung<br />
von ökologisch oder sozialistisch motivierten<br />
Wissenschaftlern ist (Klimaschwindelthese).<br />
Je näher die politischen Verhandlungen an den Rio-<br />
Gipfel 1992 rückten, desto stärker polarisierte sich das<br />
politische Umfeld. Mit dem Eintritt dieser "Händler<br />
des Zweifels"[11] wurden die Weichen für den Verlauf<br />
der weiteren US-amerikanischen und internationalen<br />
Kontroverse gestellt. Denn sie entwickelten folgende<br />
Strategie: "Wenn Sie die Nachricht nicht mögen, dann<br />
machen Sie den Boten unglaubwürdig"[12]. Mit dem<br />
Kalkül, den IPCC als Überbringer der unbequemen<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
9
10<br />
diskutabel<br />
Botschaft anzugreifen, um den menschlichen Einfluss<br />
auf den Klimawandel zu leugnen, wandten sich seine<br />
Kritiker nicht mehr unmittelbar gegen politische Maßnahmen<br />
selbst, sondern versuchten, deren wissenschaftliches<br />
Fundament zu untergraben und damit die wissenschaftliche<br />
Rückendeckung der Klimaschutzpolitik<br />
auszuhöhlen.<br />
Die Gegner des IPCC verfolgten damit das Ziel, die<br />
Diskussion von der Politik in die Wissenschaft zurückzuverlagern,<br />
um politische Entscheidungen mit gravierenden<br />
Folgen in den betroffenen Sektoren wie Verkehr<br />
und Energie zu verhindern. Indem der IPCC nun versuchte,<br />
den eindeutigen wissenschaftlichen Nachweis<br />
zu erbringen, dass der Klimawandel menschliche Ursachen<br />
hat und bereits stattfindet, ließ er sich auf die Logik<br />
seiner Gegner ein. Zumindest in den angelsächsischen<br />
Ländern und in der internationalen Politik führte dies zu<br />
einer Stellvertreterkontroverse, da die Diskussion um<br />
Klimapolitik nicht mehr in der Politik selbst, sondern<br />
an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik<br />
ausgetragen wurde.<br />
Allerdings führten die Angriffe der "Händler des<br />
Zweifels" nicht zu einem Autoritätsverlust von Wissenschaft.<br />
Stattdessen trugen sie dazu bei, die Aufmerksamkeit<br />
auf den IPCC zu lenken und diesem mehr<br />
Gewicht zu verleihen, als dieser ohne ihre Angriffe faktisch<br />
gewonnen hätte. Damit kristallisierte sich das Muster<br />
der ursprünglich politischen Kontroverse um den<br />
Klimawandel heraus: Die politische Diskussion, wie<br />
unter Bedingungen wissenschaftlicher Unsicherheit gehandelt<br />
werden soll, wurde als eine wissenschaftliche<br />
Kontroverse um die Evidenz des anthropogenen Klimawandels<br />
ausgetragen. Alle Parteien handelten so, als ob<br />
die Politik in der Wissenschaft entschieden werde.[13]<br />
Verteidigungsstrategie des IPCC: Wissenschaftliche<br />
Expertise im demokratischen Konsens<br />
Dass diese frühen Angriffe Anfang der 1990er Jahre<br />
nicht zu einem Glaubwürdigkeitsverlust der Klimaforschung<br />
geführt haben, ist maßgeblich auf die Anstrengungen<br />
des Weltklimarats zurückzuführen. Um<br />
einem möglichen Autoritätsverlust von Wissenschaft<br />
entgegenzuwirken, beschloss der IPCC, wissenschaftliche<br />
Expertisen im demokratischen Konsens vorzulegen.<br />
Das heißt, er versuchte, die Lehren aus früheren<br />
Kontroversen (wie etwa um die Kernenergie) zu ziehen,<br />
während der sich Experten permanent widersprochen<br />
hatten, und durch die Bildung eines Wissensmonopols<br />
die Zufuhr von Expertisen in den politischen Prozess<br />
zu verknappen. Auf diese Weise sollte die Definitionsmacht<br />
und Deutungshoheit von Forschung hergestellt<br />
und der IPCC in die Lage versetzt werden, weltweit mit<br />
einer Stimme im Namen der Wissenschaft zu sprechen.<br />
Diese vermeintlich paradoxe Strategie lässt sich als<br />
Versuch interpretieren, demokratische Prinzipien mit<br />
wissenschaftlichen Grundsätzen zu vereinbaren.<br />
Diese Strategie spiegelt auch die besondere Situierung<br />
des IPCC als Grenzorganisation an der Schnittstelle<br />
zwischen Wissenschaft und Politik wider. Der<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Weltklimarat muss sich sowohl gegenüber der wissenschaftlichen<br />
Gemeinschaft als auch seinen politischen<br />
und gesellschaftlichen Adressaten legitimieren und damit<br />
gleichzeitig Forderungen nach wissenschaftlicher<br />
Glaubwürdigkeit und politischer Relevanz Rechnung<br />
tragen. Um seine wissenschaftliche und politische<br />
Glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten, versucht der Rat,<br />
seine Konsensbildungsprozesse möglichst breit anzulegen<br />
und möglichst viele Akteure (aus Wissenschaft,<br />
Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit) einzubeziehen.<br />
Die Fragen der universalen Repräsentation und die<br />
Teilnahme von Entwicklungsländern sind und bleiben<br />
dabei eine der größten Herausforderungen.<br />
Im zweiten IPCC-Sachstandsbericht, der 1995 erschien,<br />
wurde der Nachweis erbracht, dass der anthropogene<br />
Klimawandel mit Hilfe wissenschaftlicher<br />
Methoden belegbar ist. Der Bericht führte zu einer Wiederbelebung<br />
der nach dem Rio-Gipfel eingefahrenen<br />
politischen Verhandlungen, welche 1997 schließlich in<br />
die Verabschiedung des Kyoto-Protokolls mündeten.<br />
Der Veröffentlichung folgte ein massiver Gegenangriff<br />
amerikanischer Wissenschaftler und eine Medienkampagne<br />
im "Wall Street Journal" und in der "New York<br />
Times". Dem IPCC wurde von seinen Kritikern nun<br />
vorgeworfen, dass seine Autoren bewusst wissenschaftliche<br />
Begutachtungsverfahren unterlaufen und Berichte<br />
aus politischen Gründen "verfälscht" hätten.<br />
Die informelle wissenschaftliche Kultur bzw. das<br />
Fehlen formaler Regelungen machten den IPCC für Angriffe<br />
dieser Art verletzlich. Die Vorgänge verdeutlichten<br />
auch, wie wichtig die wissenschaftliche Integrität<br />
für die politische Glaubwürdigkeit des Weltklimarates<br />
als zwischenstaatliche Organisation ist: Die IPCC-Berichte<br />
zählen in der Politik nur dann, wenn sie mit dem<br />
Qualitätssiegel der Wissenschaftlichkeit ausgezeichnet<br />
werden können. Um seine wissenschaftliche Glaubwürdigkeit<br />
aufrechtzuerhalten, begann der IPCC nun, seine<br />
Verfahren der wissenschaftlichen Qualitätskontrolle zu<br />
revidieren.<br />
Nicht zuletzt trug der vierte IPCC-Bericht von 2007<br />
maßgeblich dazu bei, den Umschwung der Kontroverse<br />
in den USA vorzubereiten. Wissenschaftler und<br />
Politiker (wie beispielsweise die Regierung unter US-<br />
Präsident George W. Bush) stellen die anthropogenen<br />
Einflüsse auf den Klimawandel und die Notwendigkeit<br />
politischer Maßnahmen inzwischen nicht mehr offen in<br />
Frage, was eine Voraussetzung für einen Durchbruch<br />
in der internationalen Klimapolitik ist. Doch nach dem<br />
enttäuschenden Klimagipfel in Kopenhagen 2009 mehren<br />
sich nun wieder die Versuche, die wissenschaftliche<br />
Kontroverse wieder aufzubrechen und die Diskussion<br />
zurück in den IPCC zu verlagern. Vielen Akteuren in<br />
Wirtschaft und Politik kommt diese Stellvertreterdebatte<br />
um das wissenschaftliche Fundament gelegen, um<br />
sich unbequemer Entscheidungen − wie beispielsweise<br />
derjenigen um die Energiewende in Deutschland − zu<br />
entledigen, indem sie Zweifel an ihrer Dringlichkeit erzeugen.
Überhitzung: Wissenschaft als "Kampfsport"<br />
Diese Strategien führen zu einer Überhitzung der<br />
Diskussion, die sich darin niederschlägt, dass es weder<br />
sachlich um Lösungen der Klimapolitik noch um<br />
Aussagen der Klimaforschung geht, sondern dass diese<br />
Diskussionen als eine Art Kampfsport zwischen Klimaforschern<br />
ausgetragen werden, bei der die Medien<br />
und die Öffentlichkeit die Kampfrichter darstellen[14].<br />
Aus Mangel an wissenschaftlichen Alternativen zielen<br />
die heutigen "Händler des Zweifels" nicht auf einzelne<br />
inhaltliche Aussagen der IPCC-Berichte, sondern<br />
greifen in erster Linie Standards der wissenschaftlichen<br />
Beweisführung an oder führen regelrechte Kampagnen<br />
gegen einzelne IPCC-Autoren wie Phil Jones, Ben Santer<br />
oder Michael Mann, die von Beobachtern mit Formen<br />
der politischen Verfolgung in der McCarthy-Ära<br />
verglichen werden.[15]<br />
Aber auch Vertreter des IPCC lassen sich auf diese<br />
Strategie ein und versuchen den Nachweis anzutreten,<br />
dass einzelne, wissenschaftlich zweitrangige Forscher<br />
im Verbund mit den Medien Fehler des IPCC skandalisieren<br />
und die Öffentlichkeit damit ungerechtfertigt<br />
alarmieren[16]. Im Eifer des Gefechts versuchen alle<br />
beteiligten "Parteien", ihre Gegner wissenschaftlich<br />
zu diskreditieren oder ihnen entweder wissenschaftlich<br />
nicht gesicherte Übertreibungen oder politische<br />
Motive nachzuweisen. So hat zum Beispiel der IPCC-<br />
Vorsitzende Pachauri den begründeten Zweifel an<br />
dem "Himalaya-Zahlendreher" zunächst als "Voodoo-<br />
Wissenschaft" abgetan[17]. Auch in anderen Fällen hat<br />
Pachauri Kritik einfach beiseite gewischt, um keine<br />
Zweifel aufkommen zu lassen und den Anschein der<br />
Unantastbarkeit zu wahren. Als erste Rücktrittsforderungen<br />
laut wurden, erklärte er sich zur "unsinkbaren<br />
Molly Brown" − eine Anspielung auf die amerikanische<br />
Frauenrechtsaktivistin Margaret ("Molly") Tobin<br />
Brown, die als Überlebende des Untergangs der<br />
"Titanic" berühmt wurde. Auch er werde nicht sinken,<br />
sagte Pachauri, sondern im Gegenteil noch "viel höher"<br />
steigen.[18]<br />
Alle Versuche, ausschließlich Sündenböcke zu suchen,<br />
werden die öffentliche Vertrauenskrise nicht<br />
lösen. Sie sind Symptome der Überhitzung, tangieren<br />
aber nicht die Ursachen des Problems. Der Weltklimarat<br />
läuft mit dieser Strategie Gefahr, wissenschaftlich<br />
berechtigte Einwände zu ignorieren, und riskiert, das<br />
große Vertrauen zu verspielen, das er den unsachlich<br />
argumentierenden "Klimaskeptikern" noch immer<br />
voraus hat. Das bedeutet auch, dass der IPCC seinen<br />
Führungsstil und seine Strategie der öffentlichen Kommunikation<br />
überdenken sollte, da diese maßgeblich zur<br />
Verschärfung der Situation beigetragen haben.<br />
Eine neue Dimension der Diskussion besteht darin,<br />
dass sie nicht mehr nur in innerwissenschaftlichen<br />
Kreisen und in der Blogosphäre, sondern auch in der<br />
deutschen Öffentlichkeit ausgetragen wird und nun in<br />
einen Kampf um die öffentliche Wahrnehmung mündet.<br />
In den angelsächsischen Ländern verläuft die Debatte<br />
um die Affären wesentlich hitziger und kontro-<br />
diskutabel<br />
verser als hierzulande. Immer wieder werden von den<br />
Medien Meinungsumfragen zu Rate gezogen, um die<br />
Folgen der vermeintlichen "Skandale" zu beleuchten<br />
und den Grad des Vertrauens in den IPCC anzuzeigen.<br />
Zahlreiche Medienberichte legen nahe, dass sich ein<br />
"dramatischer Meinungsumschwung" in kurzer Zeit<br />
gegenüber der These des anthropogenen Klimawandels<br />
abzeichne, dass sich dieser noch verstärken werde und<br />
dass das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Klimaforschung<br />
erheblich erschüttert worden sei[19]. Neuere<br />
Untersuchungen hingegen belegen das Gegenteil: Die<br />
sogenannten Skandale haben die öffentliche Meinung<br />
kaum beeinflusst, und die Umfragewerte zum anthropogenen<br />
Klimawandel bleiben seit Jahren relativ konstant.<br />
[20]<br />
Allerdings bleibt unklar, was der Mehrwert all dieser<br />
Umfragen ist bzw. was sie wirklich aussagen: Gehen sie<br />
tatsächlich über reinen Populismus hinaus oder eröffnen<br />
sie nicht nur einen neuen Schauplatz für eine Stellvertreterdiskussion?<br />
Anstatt den Informationsbedarf<br />
und die Anliegen der Öffentlichkeit ernst zu nehmen,<br />
wird die "öffentliche Meinung" hier oftmals als passive<br />
Ressource der nachträglichen Akzeptanzbeschaffung<br />
von Wissenschaft verwendet.<br />
Abkühlung: "Kernaussagen nicht beeinträchtigt"<br />
Statt an den Symptomen herumzukurieren, wäre es sinnvoller,<br />
die Diskussion auf die Ursachen und Folgen der<br />
Angriffe auf den Weltklimarat zu lenken. Wofür stehen<br />
die IPCC-Pannen tatsächlich? Wie repräsentativ sind<br />
die einzelnen Fälle? Handelt es sich um Eintagsfliegen,<br />
um persönliches Versagen, oder haben sie systemische<br />
Ursachen? Treten die Probleme zufällig auf oder sind<br />
sie "hausgemacht"? Führen diese Fehler wirklich zu<br />
wissenschaftlichen Fehleinschätzungen? Wurden Daten<br />
vorsätzlich missbraucht oder der Öffentlichkeit vorenthalten,<br />
um die öffentliche Meinung zu manipulieren?<br />
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Klimapolitik,<br />
die auf dieses Pferd, den Weltklimarat, gesetzt<br />
hat?<br />
Sowohl in den USA als auch in Großbritannien wurden<br />
hochkarätige Kommissionen eingesetzt, um die<br />
verschiedenen "Skandale" zu untersuchen[21]. Phil<br />
Jones, der im Mittelpunkt der Hacker-Affäre steht, ist<br />
inzwischen von Vorwürfen der Datenmanipulation<br />
oder dem Ausschluss abweichender wissenschaftlicher<br />
Meinungen entlastet worden. Gleichzeitig wurden die<br />
wissenschaftlichen Resultate bestätigt. Darüber hinaus<br />
haben mehrere Wissenschaftler und Forschungsorganisationen<br />
(wie das Nationale Komitee für Global-Change-Forschung<br />
und das <strong>Deutsche</strong> Klima-Konsortium) in<br />
Briefen Stellung genommen: Die Forscher aus den Niederlanden,<br />
USA und Deutschland kommen zum Schluss,<br />
dass die Tatsache, dass die IPCC-Qualitätssicherung<br />
nicht zu hundert Prozent funktioniert habe, nicht bedeute,<br />
dass die Grundaussagen nicht mehr gültig seien bzw.<br />
die Klimaforschung im Ganzen versagt habe. Trotz einzelner<br />
Kritikpunkte blieben, so die Schlussfolgerung,<br />
die Grundaussagen des vierten Sachstandberichts beste-<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
11
12<br />
diskutabel<br />
hen, sie stellten weiterhin eine robuste Grundlage für<br />
die internationale Klimapolitik dar.[22]<br />
Nüchtern betrachtet lassen sich die Fehler kaum auf<br />
politisch motivierten "Betrug", sondern auf die Nicht-<br />
Einhaltung oder schlampige Umsetzung von bereits<br />
bestehenden IPCC-Verfahren zurückführen. Die Gretchenfrage<br />
ist folglich, inwieweit die Verfahren der<br />
Qualitätskontrolle und -sicherung greifen. Hier besteht<br />
in der Tat, insbesondere was die Qualitätskontrolle von<br />
politisch relevantem Wissen anbetrifft, Handlungs- und<br />
Reformbedarf. Die IPCC-Verfahren werden nun einer<br />
unabhängigen Begutachtung unterzogen. Dazu wurde<br />
ein Zusammenschluss nationaler Wissenschaftsakademien,<br />
das InterAcademy Council on International Issues<br />
(IAC), eingesetzt, dessen Ergebnisse voraussichtlich<br />
Ende August 2<strong>01</strong>0 vorliegen werden.[23]<br />
Ob die IAC-Vorschläge jedoch umgesetzt werden,<br />
entscheidet der Klimarat selbst. Seine Zukunft hängt<br />
also maßgeblich davon ab, ob und in welcher Weise es<br />
ihm gelingt, auf diese Herausforderungen zu reagieren,<br />
offensiv mit den für die Klimaforschung "unbequemen<br />
Wahrheiten" umzugehen und entsprechende organisatorische<br />
Lösungen zu entwickeln.<br />
Innovationspotenzial<br />
Der Weltklimarat hat in seiner etwas über zwanzigjährigen<br />
Geschichte schon mehrere Kontroversen relativ<br />
gut überstanden, in der Regel ist er aus ihnen sogar<br />
noch robuster hervorgegangen. Einer der Gründe dafür,<br />
dass der IPCC seine wissenschaftliche und politische<br />
Glaubwürdigkeit aufrechterhalten kann, ist in seiner<br />
Lern- und Reformfähigkeit zu sehen.[24]<br />
Dem IPCC ist es immer wieder gelungen, auf neue<br />
Herausforderungen konstruktiv zu reagieren und entsprechende<br />
Verfahren und Regelungen − wie beispielsweise<br />
eine Revision der Begutachtungsverfahren<br />
nach 1999 − zu entwickeln. Anstatt eine starre Behörde<br />
zu werden, hat der Klimarat über die Jahre hinweg<br />
grundlegende Veränderungen sowohl in der Struktur<br />
und Substanz seiner Berichte als auch in seinen Verfahren<br />
vorgenommen. Die vermeintlichen Skandale zeigen<br />
auch, dass das Vertrauen in die Klimaforschung nicht<br />
ausschließlich durch mehr und bessere Information und<br />
ihre effektivere Kommunikation geschaffen werden<br />
kann.<br />
Die Aussagen des Weltklimarats müssen aber nicht<br />
der wissenschaftlichen Fachgemeinschaft, sondern<br />
auch gegenüber der öffentlichen Kritik standhalten.<br />
Das bedeutet, dass die Glaubwürdigkeit auch von dem<br />
Vertrauen in den IPCC als Institution abhängt. Dieser<br />
steht damit nicht nur vor der Herausforderung, Informationen<br />
sachlich zu vermitteln, sondern auch nachzuweisen,<br />
dass und warum diese glaubwürdig sind.[25]<br />
Gleichzeitig wird in dieser Situation auch das Fehlen<br />
an politischen Regelungen deutlich, um den IPCC<br />
demokratisch zu "kontrollieren". Der Vorwurf, dass<br />
eine kleine Elite von politisch motivierten wissenschaftlichen<br />
Überzeugungstätern ("Propheten des Untergangs")<br />
permanent hinter verschlossenen Türen<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
wissenschaftliche Verfahren korrumpiere, Daten manipuliere<br />
und auf diese Weise Politik und Öffentlichkeit<br />
"betrüge", kann nur dann ausgeräumt werden, wenn die<br />
Vorgehensweisen des IPCC transparent und öffentlich<br />
zugänglich gemacht werden.<br />
Die Innovations- und Lernfähigkeit steht und fällt mit<br />
dem Maße, in dem der IPCC seine Adressaten an seiner<br />
Arbeit teilnehmen lässt. Die Affären der vergangenen<br />
Monate haben verdeutlicht, dass der IPCC nicht nur die<br />
Verhandlungen über die Inhalte und Formen seiner Berichte,<br />
sondern auch über seine Verfahren transparent<br />
und zugänglich gestalten muss. Die Geschichte zeigt,<br />
dass nicht die relative Unabhängigkeit von der Politik<br />
und die Strategie der "Glaubwürdigkeit durch Exzellenz",<br />
wie häufig in der gegenwärtigen Diskussion gefordert,<br />
dem IPCC das Überleben in einem schwierigen<br />
Kontext gerettet haben, sondern gerade die "Freiheit<br />
zur Politik" (Max Weber) und die Strategie der "Glaubwürdigkeit<br />
durch Teilnahme".<br />
So gilt es für den IPCC, die vorhandenen Ansätze<br />
in Richtung mehr Beteiligung und mehr Transparenz<br />
weiter zu stärken: Nicht nur seine Fähigkeit, renommierte<br />
Experten weltweit zu mobilisieren und in den<br />
Prozess der Politikberatung einzubinden, sondern auch<br />
die kontinuierlichen Verhandlungen mit seinen Adressaten<br />
machen die Arbeit des IPCC resonanzfähiger und<br />
helfen, dass sich dieser auf den Informationsbedarf von<br />
Politik und Öffentlichkeit einstellen und den "nützlichen"<br />
Input für den politischen Verhandlungsprozess<br />
liefern kann. Beides trägt auch dazu bei, die Debatte um<br />
den Klimawandel einem breiten Spektrum an sozialen,<br />
wirtschaftlichen und politischen Akteuren zu öffnen.<br />
Schon jetzt werden seine Expertisen in einem weitaus<br />
größeren Maße in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />
wahrgenommen, als dies normalerweise in<br />
der Praxis der Politikberatung der Fall ist. Dadurch,<br />
dass außerwissenschaftliche Akteure Zugang zu den<br />
Entscheidungs- und Begutachtungsverfahren erhalten,<br />
werden sie auch in die Lage versetzt, die Glaubwürdigkeit<br />
der IPCC-Befunde einzuschätzen[26]. Diese Formen<br />
der Transparenz und Zugänglichkeit fördern nicht<br />
nur die Resonanz- und Anschlussfähigkeit, sondern<br />
auch die Glaubwürdigkeit und Robustheit des IPCC.<br />
Gleichzeitig erfordern sie auch neue Verfahren der<br />
Qualitätskontrolle für politisch relevantes Wissen, die<br />
gewährleisten, dass Prozesse der Teilnahme und Öffnung<br />
nicht auf Kosten der wissen-schaftlichen Glaubwürdigkeit<br />
gehen.<br />
Nicht zuletzt erweist sich die in der Diskussion vorherrschende<br />
Vorstellung, dass die Klimapolitik in der<br />
Wissenschaft entschieden wird, als empirisch falsch<br />
und politisch riskant. Sie kann zum Stillstand der Klimapolitik<br />
führen. Damit hätten die "Händler des Zweifels"<br />
ihr Ziel erreicht. Um diese Situation aufzubrechen,<br />
wird auch ein neues Selbstverständnis der politischen<br />
Rolle des Weltklimarats notwendig: In seiner Funktion<br />
als "ehrenhafter Vermittler" kann er zwar das Spektrum<br />
an politischen Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, aber
er kann die Politik nicht von der Verantwortung für riskante<br />
Entscheidungen entlasten.[27]<br />
Fußnoten<br />
[1]Der IPCC wurde 1988 von der Weltorganisation für<br />
Meteorologie (WMO) in Kooperation mit dem Umweltprogramm<br />
der Vereinten Nationen (UNEP) ins<br />
Leben gerufen. Er hat die Aufgabe, den Stand der Forschung<br />
zum Treibhauseffekt, zu seinen beobachteten<br />
und projizierten Auswirkungen und zu den politischen<br />
Reaktionsmöglichkeiten (Anpassungs- und Minderungsoptionen)<br />
umfassend, objektiv, offen und transparent<br />
zusammenzutragen und zu bewerten. Vgl. Selbstdarstellung<br />
des IPCC, online: www.de-ipcc.de/de/119.<br />
php#Wer_ist_IPCC (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
[2]Stefan Schmitt, Eiskalt geirrt, in: Die Zeit, Nr. 5<br />
vom 28.1.2<strong>01</strong>0, online: www.zeit.de/2<strong>01</strong>0/05/U-IPCC<br />
(28.6.2<strong>01</strong>0); Marco Evers/Olaf Stampf/Gerald<br />
[3]Vgl. Gerald Traufetter, Weltklimarat schlampte bei<br />
Gletscherprognose, 19.1.2<strong>01</strong>0, online: www.spiegel.de/<br />
wissenschaft/natur/0,1518,<br />
672709,00.html (19.1.2<strong>01</strong>0). Zu den Vorwürfen und<br />
entsprechenden Klarstellungen von Seiten der IPCC-<br />
Vertreter vgl. Umweltbundesamt, Kompass-Newsletter<br />
Nr. 11, Juni 2<strong>01</strong>0, online: www.anpassung.net/Shared-<br />
Docs/Downloads/Newsletter<br />
/Newsletter__11,templateId=raw,property=<br />
publicationFile.pdf/Newsletter_11.pdf (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
[4]Vgl. And now for Amazongate, 25.1.2<strong>01</strong>0, online:<br />
http://eureferendum.blogspot.com/2<strong>01</strong>0/<strong>01</strong>/and-nowfor-amazongate.html<br />
(25.1.2<strong>01</strong>0).<br />
[5]Vgl. Helmut Hetzel, IPCC macht erneut Fehler,<br />
8.2.2<strong>01</strong>0, online: www.fr-online.de/in_und_ausland/<br />
politik/aktuell/<br />
2283381_Klimaforschung-IPCC-macht-erneut-Fehler.<br />
html (8.2.2<strong>01</strong>0).<br />
[6]Vgl. Richard Tol on Working Group 3 of IPCC,<br />
28.2.2<strong>01</strong>0, online: http://klimazwiebel.blogspot.<br />
com/2<strong>01</strong>0/02/richard-tol-on-wg3-of-ipcc.html<br />
(3.5.2<strong>01</strong>0).<br />
[7]Vgl. online: www.readers-edition.de/2<strong>01</strong>0/06/16/<br />
rajendra-kumar-pachauri-vorsitzender-der-weltklimarates-ipcc<br />
(28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
[8]Hans von Storch, zit. nach: M. Evers u.a. (Anm. 2).<br />
[9]Vgl. Richard A. Kerr, Amid Worrisome Signs of<br />
Warming, "Climate Fatigue" Sets In, in: Science, 326<br />
(2009) 5955, S. 926-928.<br />
[10]Vgl. Silke Beck, Das Klimaexperiment und der<br />
IPCC. Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Politik<br />
in den internationalen Beziehungen, Marburg 2009.<br />
[11Vgl. Naomi Oreskes/Eric M. Conway, Merchants of<br />
Doubt: How a Handful of Scientists Obscured the Truth<br />
on Issues from Tobacco Smoke to Global Warming,<br />
London 2<strong>01</strong>0.<br />
[12]Shardul Agrawala, Structural and Process History<br />
of the Intergovernmental Panel on Climate Change, in:<br />
Climatic Change, 39 (1998) 4, S. 621-642.<br />
diskutabel<br />
[13]Vgl. Roger A. Pielke Jr., The Honest Broker. Making<br />
Sense of Science in Policy and Politics, Cambridge-New<br />
York 2007. In Deutschland (und anderen<br />
Ländern) unterschied sich die Diskussion von diesem<br />
Muster der Kontroverse signifikant. In der Bundesrepublik<br />
hat sich beispielsweise bereits ab Mitte der 1980er<br />
Jahre durch die Arbeit der Enquete-Kommission "Vorsorge<br />
zum Schutz der Erdatmosphäre" des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Bundestages ein breiter Konsens darüber herausgebildet,<br />
dass der Klimawandel bereits stattfindet, katastrophale<br />
Folgen haben wird und dass sofort und umfassend<br />
gehandelt werden muss.<br />
[14]Vgl. Stephen H. Schneider, Science as a Contact<br />
Sport: Inside the Battle to Save Earth's Climate,<br />
Washington, DC 2009.<br />
[15]Vgl. Peter H. Gleick u.a., Climate Change and the<br />
Integrity of Science [offener Brief von 255 Mitgliedern<br />
der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften],<br />
in: Science, 328 (2<strong>01</strong>0) 5979, online: www.<br />
pacinst.org/climate/climate_statement.pdf (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
[16]Vgl. Stefan Rahmstorf, Klimaforscher-Bashing<br />
beim Spiegel, 1.4.2<strong>01</strong>0, online: www.wissenslogs.de/<br />
wblogs/blog/klimalounge/medien-check/2<strong>01</strong>0-04-<strong>01</strong>/<br />
klimaforscher-bashing-beim-spiegel (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
[17]Vgl. Ulf von Rauchhaupt, Voodoo statt Wissenschaft,<br />
21.1.2<strong>01</strong>0, online: www.faz.net/s/Rub-<br />
C5406E1142284FB6BB79CE581A20766E/Doc~E09<br />
B1CAA42E104CF0871A0070CB979A7B~ATpl~<br />
Ecommon~Scontent.html (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
[18]Vgl. Irene Meichsner, Die Klima-Ikone wankt, in:<br />
Cicero, (2<strong>01</strong>0) 3, S. 18f., online: www.cicero.de/97.<br />
php?ress_id=1&item=4771 (28.6.2<strong>01</strong>0); Ian Wylie,<br />
UN climate chief jabs back at allegations of financial<br />
impropriety - but fails to land a blow, 20.1.2<strong>01</strong>0, online:<br />
www.guardian.co.uk/environment/blog/2<strong>01</strong>0/jan/20/<br />
pachauri-personal-attacks (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
[19]Vgl. zum Beispiel Ulli Kulke, Die verlorene Unschuld<br />
der Klimaforschung, 20.2.2<strong>01</strong>0, online: www.<br />
welt.de/die-welt/politik/article6476140/Die-verlorene-<br />
Unschuld-der-Klimaforschung.html (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
[20]Vgl. Jon A. Krosnick, The Climate Majority,<br />
8.6.2<strong>01</strong>0, online: www.nytimes.com/2<strong>01</strong>0/06/09/<br />
opinion/09krosnick.html (28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
[21]Vgl. Summarizing the Investigations on Climate<br />
Science, 12.7.2<strong>01</strong>0, online: www.wri.org/<br />
stories/2<strong>01</strong>0/07/summarizing-investigations-climatescience<br />
(16.7.2<strong>01</strong>0).<br />
[22]Vgl. Offener Brief des Nationalen Komitees für<br />
Global Change Forschung und des <strong>Deutsche</strong>n Klima-<br />
Konsortiums hinsichtlich der Kritik an den IPCC-Sachstandsberichten,<br />
31.5.2<strong>01</strong>0, online: http://openletter.<br />
nkgcf.org (28.6.2<strong>01</strong>0); Open letter by Netherlands<br />
scientists on IPCC and errors in Climate Change 2007<br />
report, 10.2.2<strong>01</strong>0, online: www.sense.nl/openbrief<br />
(28.6.2<strong>01</strong>0); Open Letter from U.S. Scientists on the<br />
IPCC, 10.3.2<strong>01</strong>0, online: www.openletterfromscientists.com<br />
(28.6.2<strong>01</strong>0).<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
13
14<br />
wir<br />
[23]Vgl. IAC-Homepage: http://reviewipcc.interacademycouncil.net<br />
(28.6.2<strong>01</strong>0); Matthias Wyssuwa, Wohin<br />
mit den Zweifeln?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />
vom 9.3.2<strong>01</strong>0.<br />
[24]Vgl. S. Beck (Anm. 10).<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
[25]Vgl. Sheila Jasanoff, Testing Time for Climate Science,<br />
in: Science, 328 (2<strong>01</strong>0) 5979, S. 695f.<br />
[26] Vgl. ebd.; S. Beck (Anm. 10).<br />
[27]Vgl. Daniel Sarewitz, Curing climate backlash, in:<br />
Nature, 464 (2<strong>01</strong>0) 7285, S. 28.<br />
Wechsel im Vorsitz des Fachausschusses<br />
Umweltmeteorologie<br />
Armin Raabe<br />
Die Mitglieder des Fachausschusses Umweltmeteorologie<br />
(FA UMET) haben Armin Raabe, Mitarbeiter am<br />
Institut für Meteorologie der Universität Leipzig, als<br />
Vorsitzenden für die nächsten drei Jahre gewählt. Heinke<br />
Schlünzen, bisher die Vorsitzende, ist als Stellvertreterin<br />
weiterhin in die Leitung des Fachausschusses<br />
eingebunden.<br />
Mit diesem Wechsel ist der FA UMET nunmehr dem<br />
ZV Leipzig zugeordnet. Das heißt, auch die seit mehr<br />
als 20 Jahren vom FA UMET organisierte Fachtagung<br />
METTOOLS wird in ihrer 8. Auflage in Leipzig stattfinden.<br />
Termin (20.−22.03.2<strong>01</strong>2) und Ort (Campus der<br />
Universität im Zentrum Leipzigs) stehen auch schon<br />
fest. In der nächsten Zeit werden die Themengebiete<br />
festgelegt und zur Teilnahme eingeladen.<br />
Der FA UMET reagiert mit seiner Themenauswahl<br />
immer auch auf neue Anwendungsgebiete meteorologischen<br />
Wissens (siehe PROMET 1/2, 2003). Heute re-<br />
European Geosciences Union ehrt<br />
Professorin Karin Labitzke<br />
FU Berlin<br />
Die emeritierte Professorin Karin Labitzke von der Freien<br />
Universität Berlin wird mit der „Vilhelm Bjerknes<br />
Medal“ der European Geosciences Union ausgezeichnet.<br />
Die weltweit renommierte Wissenschaftlerin wird<br />
damit für ihr Lebenswerk und für ihre herausragenden<br />
Verdienste in der Atmosphärenforschung geehrt. Die<br />
Auszeichnung wird im April 2<strong>01</strong>1 in Wien verliehen.<br />
Karin Labitzke, Jahrgang 1935, nahm 1953 ein Studium<br />
der Fächer Meteorologie und Physik an der Frei-<br />
det man von ‚Energiemeteorologie’ und Umweltzonen.<br />
Wie sichert man die Qualität der Aussagen in solchen<br />
Bereichen. Die <strong>DMG</strong> hat mit dem Qualitätskreis ‚Umweltmeteorologie’<br />
Mindestanforderungen definiert,<br />
ähnliche Anforderungen stellt das ‚Gesetz für den Vorrang<br />
Erneuerbarer Energie (EEG)’ an die Firmen, die<br />
sich mit Windenergieertragsabschätzungen beschäftigen.<br />
Seit wenigen Jahren erst endet die Ausbildung<br />
der Meteorologen an den Universitäten mit einem Abschluss<br />
als Bachelor oder Master. Verändert das die<br />
Einsatzmöglichkeiten?<br />
Welche anderen Themen würden Sie als Tagungsinhalt<br />
sehen? Ihre Ideen sind erwünscht (E-Mail: raabe@<br />
uni-leipzig.de).<br />
Der FA UMET möchte in bewährter Weise solche<br />
Änderungen auch in inhaltliche Diskussionen einfließen<br />
lassen. Wie bisher werden Sie Informationen per<br />
E-Mail erhalten und über die Internetseite der <strong>DMG</strong><br />
(www.dmg-ev.de/fachausschuesse/umet) abrufen können.<br />
en Universität Berlin auf. Sie promovierte 1962 zum<br />
Thema „Beiträge zur Synoptik der Hochstratosphäre“<br />
und nahm im Jahr 1970 einen Ruf auf die Professur für<br />
Meteorologie der Stratosphäre an der Freien Universität<br />
Berlin an, an der sie bis zu ihrer Emeritierung im<br />
Jahr 2000 forschte und lehrte. Forschungsaufenthalte<br />
führten Karin Labitzke nach Japan, China und in die<br />
USA. Zu ihren wissenschaftlichen Schwerpunkten zählt<br />
die Erforschung der Stratosphäre und des Einflusses des<br />
elfjährigen Sonnenfleckenzyklus‘ auf die Atmosphäre.
Wann ist „Schönes Wetter“? −<br />
wir<br />
Vergeblicher Versuch einer Objektivierung subjektiver Empfindungen<br />
Walter Fett<br />
Schönes Wetter ist nicht gerade das, wovon der Meteorologe<br />
spricht. Denn der Begriff schön kommt in der Meteorologie<br />
nicht vor. Er ist dort weder qualitativ noch gar quantitativ<br />
definiert. Wohl aber spricht die Öffentlichkeit vom Schönwetter.<br />
Wie also soll der Meteorologe etwa auf die Frage<br />
reagieren: Wird morgen schönes Wetter? Selbst wenn er genau<br />
wüsste, wie das Wetter morgen wird! Verständnisvoll<br />
einigen könnte man sich allenfalls über Schönwetterwolken!<br />
Schön verbindet sich mit etwas Ästhetischem. Damit sind<br />
wir im Bereich nicht nur des nicht eindeutig Festgelegten,<br />
sondern auch des individuell Unterschiedlichen. Unter Schönem<br />
Wetter erwartet morgens der Bergsteiger oder Segler,<br />
tags der Strandurlauber und abends der Gast einer Gartenparty<br />
nicht unbedingt dasselbe Wetter. Er sollte wohl eher nach<br />
Gutem Wetter fragen.<br />
Je nach „Verwendungszweck“ kann daher schön nicht nur<br />
am selben Ort, sondern erst recht je nach Ziel etwas ganz<br />
Unterschiedliches bedeuten: In der − gar exotischen − Ferne<br />
des Sommer- oder Winterurlaubs erwartet man darunter<br />
anderes als im nahen vertrauten Bereich.<br />
Gingen wir solange von einer rein statischen Betrachtung<br />
aus, so ist das auch wiederum nicht alles. Denn wir sollten<br />
uns nicht mit der Frage begnügen, was ist, sondern eher wann<br />
ist schönes Wetter! Besonders schön ist es etwa, wenn es am<br />
Wochenende schön ist, oder überhaupt, wenn schönes Wetter<br />
mit Freizeit zusammenfällt.<br />
Ferner hängt die Antwort von der Wetterdynamik ab.<br />
Es wird also schön sein, wenn es vorher schlechter war, es<br />
also besser geworden ist. Schön ist es ferner, wenn man es<br />
schlechter erwartet hatte. Dabei werden unsere Ansprüche an<br />
schönes Wetter umso bescheidener sein, je länger es zuvor<br />
schlecht war.<br />
Auch damit wird deutlich: Schönes Wetter assoziieren<br />
wir mehr mit Erwartung und Erinnerung, also<br />
im Vergleich mit der Gegenwart, als mit der Gegenwart<br />
selber. Und nicht nur das: Die Beurteilung hängt<br />
nicht nur vom Wetter ab, sondern von uns selber,<br />
d. h. von dem, der wir gerade sind! Sind wir heute „besser<br />
drauf“, also besserer Laune, dann ist auch schnell einmal das<br />
Wetter besser, sprich schöner. Und wann − retrospektiv betrachtet<br />
− war das Wetter schön? Wenn wir es zu nützen<br />
wussten!<br />
So entpuppt sich der mit Schönem Wetter eigentlich als<br />
momentan zu beschreibende Wetterzustand mehr und mehr<br />
als Glied einer äußeren und inneren, einer meteorologischen<br />
und einer persönlichen Entwicklung, das uns in Einklang mit<br />
unserem Empfinden setzt. An welche „harten“ Fakten soll<br />
sich dann ein Meteorologe bei seiner Antwort halten, will<br />
er sowohl dem sachlichen Wetterbericht als auch dem −<br />
zumindest näheren − eher „weicheren“ menschlichen Verständnisvermögen<br />
genügen?<br />
So entspringt auch das weiter zurückliegende schöne Wetter<br />
oft den schönen Erinnerungen − etwa des Urlaubs, wo<br />
auch immer. Man möchte nur ungern als der Hereingefallene<br />
belächelt werden, − es sei denn, das Wetter war wirklich −<br />
und allseits akzeptiert unerwartet − echt schlecht. Und dann<br />
wird halt mit dem schlechten Wetter angegeben: Die Atmosphäre<br />
verdient es nicht anders. Aussagen von Fachleuten,<br />
die sich darob erklärungswillig und um Exaktheit bemüht<br />
ausbreiten, werden dann nicht als klärend, sondern nur als<br />
beschwichtigend empfunden.<br />
Schließlich − und fast noch schlimmer: Wann dürfte der<br />
Meteorologe denn selber von Schlechtem Wetter reden? Und<br />
was liegt zwischen Guten Wetter und Schlechtem Wetter?<br />
Gut und schlecht sind einfach zu kategorische Begriffe, die er<br />
daher unbedingt meidet. Verbindlicher und konsensuell sind<br />
stattdessen die Begriffe freundlich und unfreundlich, und<br />
werden vom Synoptiker als kommunikative Rettungslösung<br />
auch akzeptiert und verwendet.<br />
Aber welches Wetter, welcher Begriff liegt nun zwischen<br />
diesen Kontrasten? Ist Nicht schönes Wetter denn gleich<br />
Schlechtes Wetter? Gibt es noch etwas zwischen vermeintlich<br />
freundlich und unfreundlich? Was stände für den logischen,<br />
aber unbrauchbaren Begriff gleichgültig? Neutral, normal,<br />
ausgewogen und mittelmäßig stehen für zu nüchterne Sachlichkeit.<br />
Vielleicht bietet sich letztlich doch die folgende weiter<br />
gespannte populäre Verständlichkeitsskala an:<br />
Das Wetter ist himmlisch (obzwar meteorologisch wiederum<br />
zu vieldeutig) − sehr schön − schön −freundlich<br />
− nicht unfreundlich − nicht besonders − nicht freundlich<br />
− unfreundlich − schlecht − sehr schlecht − katastrophal.<br />
Ungefähr im Rahmen dieser zwar weichen und subtilen, aber<br />
sprachliche Übergänge erlaubenden und Überlappungen<br />
akzeptierenden Formulierung, könnten sich beide Seiten<br />
verstehen − ohne Populismus, ohne Verunsicherung, ohne<br />
Aufgabe wissenschaftlicher Positionen. − Welch täglich linguistischen<br />
Freiraum bietet doch die Meteorologie!<br />
Wir sehen: Subjektiver und damit schwammiger kann die<br />
Frage nach Schönem Wetter kaum sein. Kein Wunder, dass<br />
Meteorologen nur höchst ungern auf eine solche Frage eingehen.<br />
Denn sie müssten sich dabei fast mehr mit dem Fragenden<br />
als mit dem Wetter auseinandersetzen. Andererseits<br />
wollen sie auch nicht als wissenschaftsreine Wortklauber<br />
dastehen. Über Schönes Wetter diskutiert man eben nicht,<br />
sondern man plaudert! Was der Laie eigentlich erfragt, sollte<br />
doch schon vorsichtig − quasi im menschlichen Unterhaltungsstil<br />
− hinterfragt werden. Müsste in diesem Sinne doch<br />
wohl gehen. Sonst wird letztlich leicht eine gerechte Wetterbeschreibung<br />
und eine an sich richtige Prognose lediglich<br />
falsch gedeutet. Wäre doch mal wieder schade für unser<br />
Selbstbewusstsein. − Ganz Schön dumm das alles! Oder?<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
15
16<br />
wir<br />
Bericht von der 9. Herbstschule 2<strong>01</strong>0 „Erde und<br />
Klima, Energie und Leben im System Erde“<br />
Werner Wehry<br />
Am 15. und 16. November 2<strong>01</strong>0 konnte zum neunten<br />
Mal eine Herbstschule zur Lehrerfortbildung gemeinsam<br />
vom Zweigverein Berlin und Brandenburg sowie<br />
dem <strong>Deutsche</strong>n GeoForschungszentrum Potsdam<br />
(GFZ) veranstaltet werden. Inklusive der 10 Vortragenden<br />
beteiligten sich insgesamt 85 Interessierte, davon<br />
etwa 60 Lehrerinnen und Lehrer. Logistisch wurde<br />
die Veranstaltung wieder sehr erfolgreich von Frau<br />
Karin Berendorf (<strong>DMG</strong>) und Franz Ossing (GFZ) vorbereitet<br />
und betreut. Die Veranstaltung fand auf dem<br />
historischen Wissenschaftsgelände des Einsteinparks in<br />
Potsdam statt.<br />
Zu betonen ist, dass das Thema dieser 9. Herbstschule<br />
keineswegs erschöpfend dargestellt werden konnte,<br />
jedoch vermittelten alle Beiträge – wie in den Vorjahren<br />
− eine große wissenschaftliche Frische, die ihre<br />
Authentizität und Aktualität aus den neuesten Forschungen<br />
und Anwendungen bezogen. Im Folgenden<br />
kann jeweils nur ein kurzer Hinweis auf den Inhalt der<br />
Vorträge gegeben werden, die ausführlich auf einer<br />
CD-ROM erhältlich sind.<br />
Eingeleitet wurde die Vortragsserie mit neuen Informationen<br />
zu einer für Europa neuen Energieressource:<br />
Dr. Hans-Martin Schulz (GFZ) berichtete über „Shale<br />
Gas: eine unkonventionelle Gasressource auf dem<br />
Weg zum Energiemix der Zukunft?“ (Shale = Tongestein,<br />
gemeint ist Gasgewinnung aus dichten Tongesteinen.)<br />
Er führte aus, dass die USA Russland im Jahr<br />
2009 als weltgrößten Gasproduzenten überholt haben,<br />
weil Shale Gas als noch unkonventionelle Gasressource<br />
bereits 10 % der Gasförderung in den USA ausmacht.<br />
In Europa gibt es Shale Gasförderung noch nicht,<br />
wird jetzt jedoch auch durch die EU vorangetrieben<br />
(s. z. B.: www.thegwpf.org/energy-news/2389-shalegas-revolution-changes-everything-.html).<br />
Erdgas in<br />
Abb. 1: Die bisherige (konventionelle) Gasförderung stammt aus großen<br />
Lagerstätten mit frei beweglichem Gas. Dagegen wird zur Förderung<br />
des Shale Gases, das fest mit Gestein verbunden ist, eine Bohrung bis<br />
in diese Schicht vorgenommen, dann Wasser unter großem Druck hereingepumpt,<br />
wobei das Gestein teilweise zerbricht und das Gas frei<br />
setzt („gecrackt“ wird).<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Abb. 2: Beton-Abwasserröhren, entwickelt im Hillemeierschen Institut,<br />
versiegelt durch 0,2 mm dickes biegsames Glas können Jahrzehnte<br />
halten, bisher benutzte „normale“ Betonröhren zerfallen zum Teil schon<br />
nach 5 Jahren! – Im Emscher-Bereich (Nordrheinwestfalen) werden derzeit<br />
51 Kilometer Abwasserröhren mit diesem Material verarbeitet.<br />
Europa wird bislang noch ausschließlich aus konventionellen<br />
Gaslagerstätten gefördert. Allerdings hat auf<br />
Explorationslizenzen zur Shale Gaserkundung in Europa<br />
ein wahrer Run eingesetzt.<br />
Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Prof.<br />
Dr.-Ing. Bernd Hillemeier, Technische Universität<br />
Berlin: „Der Umgang mit Wasser aus energetischer<br />
Sicht“. Die Probleme einer konkurrierenden Nutzung<br />
des Untergrundes z. B. als Ressourcenspeicher, Abwasserentsorgung,<br />
Grundwasserentnahmen (Trinkwasser,<br />
Abwasser, Geothermie) hängen mit der energetischen<br />
Nutzung von Wasser zusammen.<br />
Herr Hillemeier brachte Beispiele aus der komplexen<br />
Thematik der energetischen Nut-zung von Wasser,<br />
die er auf den Bereich Bauingenieurwesen und seinen<br />
Schwerpunkt Siedlungswasserwesen beschränkte:<br />
Wenn in England ein Fußballspiel endet, ist Tea Time.<br />
Etwa 1 Million Londoner werfen gleichzeitig den Kocher<br />
an. Der Energiebedarf springt innerhalb von 3<br />
Minuten auf 2 Gigawatt, entsprechend der Leistung<br />
von zwei Kernkraftwerken. Woher kann man diese<br />
Leistung so schnell nehmen? Aus Norwegen, indem<br />
Pumpspeicherbecken − die Zwischenlager für Wind-<br />
und Sonnenstrom − direkt anspringen und zugeschaltet<br />
werden.<br />
480.000 km lang ist das öffentliche Abwassernetz in<br />
Deutschland. Zweimal so lang ist das private Netz. Nur<br />
380.000 km ist die Entfernung Erde-Mond. Die Netze<br />
sind wegen Undichtigkeiten sanierungsbedürftig. Etwa<br />
15 Liter Abwasser pro Einwohner und Tag versickern<br />
im Untergrund (Exfiltration). Der Fremdwasserzutritt<br />
beträgt etwa 90 Liter pro Einwohner am Tag. Das „saubere“<br />
Wasser verschlingt Energie im Reinigungsprozess<br />
der Kläranlage. Mit biegsamem Glas lassen sich<br />
die Probleme minimieren.
„Eine Kooperation zwischen Schulen und Forschungseinrichtungen“<br />
war eine wichtige Darstellung<br />
der Zusammenarbeit von Schülern, Lehrern und Wissenschaftlern<br />
von Dr. Dieter Kasang, Norddeutsches<br />
Klimabüro, Geesthacht. Schulen aus Hamburg, Schleswig-Holstein<br />
und Niedersachen erarbeiten mit Wissenschaftlern<br />
und dem Projektteam Themen zum Klimawandel<br />
– dabei geht es vor allem darum, anhand<br />
von Fragestellungen der Schüler den Klimawandel zu<br />
verstehen, wissenschaftsorientiert zu arbeiten, Klimamodelldaten<br />
auszuwerten und Ergebnisse zu veröffentlichen.<br />
Näheres ist zu finden unter:<br />
Projekthomepage: www.klimaprojekt.de,<br />
Informationsplattformen: www.klimawissen.de<br />
und www.klimawiki.org.<br />
Es folgten Vorträge zu Geologie und Ressourcen:<br />
"Geodynamik von Sedimentbecken und ihre<br />
Bedeutung für Nutzung von Georessourcen"<br />
Dr. Magdalena Scheck-Wenderoth, GFZ<br />
Der größte Teil unserer Vorkommen an Erdöl, Erdgas<br />
und Kohle, aber auch an Shale Gas und geothermischen<br />
Ressourcen befindet sich in Sedimentbecken. Durch<br />
die fortschreitende Absenkung der Becken werden die<br />
abgelagerten Sedimente tiefer versenkt und erhöhtem<br />
Druck und hohen Temperaturen ausgesetzt. Sedimentbecken<br />
sind also einerseits der Ort, wo geologische<br />
Geschichte aufgezeichnet ist und enthalten andererseits<br />
auch unsere Vorräte an fossilen Brennstoffen, Grundwasser<br />
und anorganischen Rohstoffen. Darüber hinaus<br />
sind sie wichtige Speicher von Wärme und von potentiell<br />
gesellschaftlich relevanten Gasen und Fluiden. Der<br />
Vortrag gab einen Überblick darüber, was man aus datengestützten<br />
3D-Modellen von Sedimentbecken lernen<br />
kann und wie solche Modelle zur Erkundung von Georessourcen<br />
genutzt werden können.<br />
„Biologischer Abbau von Kohlenwasserstoffen in<br />
Erdöl- und Erdgaslagerstätten: Bedeutung<br />
für Energieversorgung, Umwelt und Klima“<br />
Priv.-Doz. Dr. Heinz Wilkes, GFZ<br />
Mikroorganismen, die Kohlenwasserstoffe abbauen −<br />
sie sind Hauptbestandteile von Erdöl und Erdgas − treten<br />
weit verbreitet in Lagerstätten fossiler Brennstoffe<br />
auf. Dort sind sie Teil der so genannten „Tiefen Biosphäre“,<br />
deren Existenz bis vor kurzem weitgehend unbekannt<br />
war. Geologische Faktoren, die das mikrobielle<br />
Leben in den Lagerstätten begrenzen, sind bislang nur<br />
teilweise verstanden. Da durch die Abbauvorgänge<br />
Schadstoffe wie Schwefelverbindungen oder Schwermetalle<br />
angereichert werden, geht von der Nutzung solcher<br />
Erdöle aber auch eine deutlich höhere Gefährdung<br />
der Umwelt aus. Endprodukte des biologischen Kohlenwasserstoffabbaus<br />
sind die Treibhausgase Kohlendioxid<br />
und Methan. Die mögliche Rolle, die der Austritt<br />
dieser Gase aus den Lagerstätten in die Atmosphäre für<br />
den globalen Klimawandel spielt, muss zukünftig genauer<br />
untersucht werden.<br />
wir<br />
Abb. 3: zeigt einerseits (rechter Teil) Strömungs- und Niederschlagsverhältnisse<br />
in Südamerika mit den feuchten Passatströmungen („Trades“)<br />
und den trockenen Bereichen an der Westküste und in Argentinien. Im<br />
nebenstehenden Satellitenbild wird dies illustriert. Gut erkennbar sind<br />
die Trockenzone der Atacama-Wüste sowie die hohen Niederschläge<br />
im Amazonas-Becken und in Mittel- und Südchile. Entlang der chilenischen<br />
Küste verläuft ein Tiefseegraben, der vor der Atacama besonders<br />
tief, vor Südchile fast zugeschüttet ist: Wo viel Niederschlag fällt<br />
gibt es starke Erosion, wo wenig fällt nur geringe. Die Sedimente im<br />
Tiefseegraben und längerfristigere Klimaschwankungen nehmen dabei<br />
Einfluss auf das Muster der Erdbebenaktivität.<br />
„Das Klima verändert die Tektonik“<br />
Prof. Dr. Onno Oncken, GFZ<br />
Es ist bekannt, dass große Gebirgszüge einflussreiche<br />
Größen im globalen Klima sind. Dass aber umgekehrt<br />
das Klima entscheidend die Tektonik beeinflusst, ist<br />
eine neue Erkenntnis, die uns zwingt, das Konzept der<br />
Plattentektonik grundlegend zu erweitern, wenn nicht<br />
gar in wesentlichen Teilen neu zu formulieren. Am Beispiel<br />
der Anden wird gezeigt, welch fundamentale Rolle<br />
die klimagesteuerte Erosion der Anden in der Tektonik<br />
dieser Subduktionszone spielt.<br />
„Baumjahrringe und die Klimadynamik der letzten<br />
100 Jahre − Welche Klimainformationen werden in<br />
Baumjahrringen gespeichert und wie entschlüsselt<br />
man sie?“ Dr. Ingo Heinrich, Dr. Gerd Helle, GFZ<br />
Baumjahrringe sind präzise Informationsspeicher der<br />
Klima- und Umweltdynamik auf Zeitskalen von wenigen<br />
Tagen, Jahren und Jahrzehnten bis hin zu Jahrtausenden.<br />
Bäume sind nahezu weltweit verbreitet<br />
(zwischen 50°S und 70°N). Die wissenschaftliche Analyse<br />
von exakt datierten Jahrringchronologien von tausendjährigen<br />
lebenden Bäumen und archäologischen<br />
Hölzern erlaubt es deshalb in einzigartiger Weise, die<br />
räumlich-zeitliche Dynamik von Klima- und Umweltveränderungen<br />
seit der letzten Eiszeit zu erfassen. Auf<br />
der Basis von Jahrringbreitenanalysen können Rekonstruktionen<br />
der Veränderungen von Klimagrößen wie<br />
z. B. Temperatur, Niederschlag und Luftfeuchte erstellt<br />
werden. Darüber hinaus erlauben neue Methoden der<br />
quantitativen Holzanatomie und der Analyse stabiler<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
17
18<br />
wir<br />
Abb. 4: Der Satellit GRACE (Gravity Recovery And Climate Experiment)<br />
kann durch Menschen verursachten Grundwasser Raubbau feststellen.<br />
Das Wasserangebot in NW-Indien nimmt mit einer mittleren Rate von<br />
17.7 km³ pro Jahr ab.<br />
Isotope von Sauerstoff und Kohlenstoff von Holzzellen<br />
die Ableitung von Informationen über Änderungen der<br />
Saisonalität in Amplitude und Dauer sowie Schwankungen<br />
der Häufigkeit und Intensitäten von Extremereignissen<br />
(Dürrephasen, Überflutungen und Stürme).<br />
Aus einem gänzlich anderen Blickpunkt berichtete<br />
Frau Dr. Alberte Bondeau, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />
(PIK): „Landwirtschaft in Zeiten<br />
des Klimawandels und der Globalisierung: Vulnerabilität<br />
der Agrarproduktion und Wege für eine<br />
nachhaltige Zukunft“.<br />
Im Jahr 2000 konnte die globale Landwirtschaft genug<br />
Nahrungsmittel (vegetarisch + tierisch) erzeugen, um<br />
eine durchschnittliche Versorgung mit 2788 täglichen<br />
kcal pro Kopf der 6 Milliarden Menschen zu sichern.<br />
Dies ist zum größten Teil auf den beeindruckenden<br />
Anstieg der landwirtschaftlichen Produktivität im 20.<br />
Jahrhundert zurückzuführen. Dieses eigentlich „gute“<br />
Ergebnis ist aber mit vielen Problemen verbunden. Ein<br />
aktuelles Beispiel für Probleme ist der dramatische und<br />
schnelle Rückgang des Grundwasserspiegels in vielen<br />
Regionen, der deutlich macht, dass das Landnutzungssystem<br />
nicht nachhaltig ist. Aus dieser Problematik<br />
ergeben sich aber auch positive Perspektiven, denn<br />
Wissenschaft, Landwirte und Politik arbeiten stärker<br />
als zuvor an Optionen für nachhaltige Landnutzungssysteme.<br />
Seit wenigen Jahren spart SRI = System of Rice Intensification<br />
etwa 90 % Wasser. Bei SRI wird außerdem<br />
nur ein Zehntel der sonst üblichen Saatmenge in<br />
den Anzuchtbeeten ausgesät. Die Bauern pflanzen<br />
die Schösslinge nicht erst nach einem Monat, sondern<br />
schon nach acht bis zwölf Tagen auf das eigentliche<br />
Feld. Zudem werden die Pflänzchen − statt in engen<br />
Büscheln − einzeln in die Erde gesetzt. Das Reisfeld ist<br />
nicht ständig geflutet, aber der Reis bekommt bei SRI<br />
nur so viel Wasser, wie er für ein optimales Wachstum<br />
braucht: Blätter und vor allem Wurzeln wachsen viel<br />
üppiger<br />
Ganz aktuell, jedoch mit gänzlich unterschiedlichem<br />
Hintergrund trug Prof. Dr. Jörg Matschullat, Univ.<br />
Freiberg/Sachsen zum Thema „Klimawandel − Klimaschwindel?“<br />
vor. Die wesentlichen Teile seines<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Vortrags sind bereits in den <strong>DMG</strong>-<strong>Mitteilungen</strong>, Heft<br />
2/2<strong>01</strong>0, erschienen. In der Kurzfassung schreibt er:<br />
Das Thema Klimawandel hat sehr viele Facetten<br />
und wird in den Medien zum Teil sehr kontrovers<br />
diskutiert. Der Vortrag versucht, auf nicht naturwissenschaftliche<br />
Weise zu erläutern, warum es diese<br />
Kontroversen gibt, wie sie zu verstehen sind und vor<br />
allem, wie sich interessierte Laien ein robusteres Bild<br />
zum Thema machen können. Dabei bedeutet "robust",<br />
zu entdecken, dass es einen eigenen Kompass zu diesem<br />
Thema gibt, der helfen kann, sich im vermeintlichen<br />
Gewirr der Stimmen zurecht zu finden − und<br />
weniger verunsichern zu lassen.<br />
Abschließend wurde ein Workshop angeboten, an<br />
dem allerdings aus diesem Grunde nur etwa 20 TeilnehmerInnen<br />
mitmachen konnten: „Alltagsvorstellungen<br />
von Schülerinnen und Schülern über globale Erwärmung<br />
− Chance und Hindernis für Lernprozesse<br />
im Geografieunterricht“, OStR Gertrude Rohwer,<br />
FU Berlin, Geographie, Earthlab. Hierzu merkte Frau<br />
Rohwer an:<br />
Wissen lässt sich nicht − wie ein Goldstück – an einen<br />
Lernenden weitergeben. Lernen ist kein passives<br />
Einlagern oder Übernehmen von Lernstoff, sondern<br />
aktives Aneignen auf der Grundlage des bereits verfügbaren<br />
Wissens und Könnens. Lernen ist aktive<br />
Konstruktion von Wissen auf der Basis früherer Erfahrungen<br />
und des bereits verfügbaren Vorwissens.<br />
Alltagsvorstellungen der Schülerinnen und Schüler<br />
zu einem Wissensgebiet sollten daher sehr ernst genommen<br />
werden.<br />
1. Schülerinnen und Schüler bringen subjektive Vorstellungen,<br />
Theorien oder Präkonzepte in den Unterricht<br />
mit, die nicht den von der Wissenschaft<br />
akzeptierten Vorstellungen entsprechen.<br />
2. Jede Schülerin und jeder Schüler macht sich ihr<br />
bzw. sein eigenes Bild von allem, was im Unterricht<br />
präsentiert wird – was eine Lehrerin sagt<br />
oder an die Tafel schreibt, was bei einem Experiment<br />
zu beobachten ist, was auf einer Zeichnung<br />
zu sehen ist, etc.<br />
3. Der wichtigste Faktor, der das Lernen beeinflusst,<br />
ist das, was die Lernenden schon wissen. Die<br />
Schülerinnen und Schüler nehmen im Unterricht<br />
das auf, was zu ihrer Vorstellung oder subjektiven<br />
Theorie passt.<br />
4. Oft behalten sie ihre „naiven“ Vorstellungen auch<br />
nach dem Unterricht bei, vor allem wenn diese<br />
plausibel sind.<br />
Im Workshop wurden von Schülern bearbeitete<br />
Fragebogen zum Klimawandel von den Teilnehmern<br />
analysiert und gruppiert. Das Ergebnis wies aus, dass<br />
verblüffend falsche Vorstellungen (Beispiel: „Die<br />
Sonne scheint durch ein Loch (Ozonloch) in der Atmosphäre<br />
und verursacht den Klimawandel“) nur<br />
sehr schwer mit richtigem Wissen zu verändern sind.
Wie von jeder bisher durchgeführten Herbstschule<br />
gibt es eine CD mit den Vorträgen und Hintergrund-<br />
Material. Sie kosten einzeln je 5 € plus Versand. Sie<br />
können bestellt werden unter:<br />
herbstschule@dmg-ev.de<br />
Außerdem bieten wir alle neun vorliegenden CDs zusammen<br />
zum Sonderpreis von 20 € plus Versandkosten<br />
an.<br />
wir<br />
Die 10. Herbstschule zum Thema „Leben und Naturgefahren<br />
im System Erde“ wird am Montag/ Dienstag,<br />
14. und 15. November 2<strong>01</strong>1, wieder auf dem Telegrafenberg<br />
in Potsdam stattfinden, zu der wir bereits<br />
heute herzlich einladen.<br />
Der Zweigverein Hamburg war 2<strong>01</strong>0 zu Gast<br />
beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />
(PIK)<br />
Irene Fischer-Bruns, Thomas Bruns<br />
Aus technischen/redaktionellen Gründen konnte der<br />
vom Zweigverein Hamburg schon im letzten Jahr eingereichte<br />
Artikel leider erst jetzt erscheinen.<br />
Die Exkursionen des ZV Hamburg erfreuen sich wachsender<br />
Beliebtheit. Nach dem sehr erfolgreichen Besuch<br />
der Wetterwarte auf dem Brocken im Jahr 2009<br />
stand die Fortbildung im Jahr 2<strong>01</strong>0 ganz im Zeichen der<br />
Klimafolgenforschung. Insgesamt 40 Mitglieder hatten<br />
sich nach individueller Anreise im Kuppelsaal des altehrwürdigen<br />
PIK-Hauptgebäudes (Michelson-Haus)<br />
eingefunden.<br />
Prof. Dr. Peter Werner begrüßte die Besucher und eröffnete<br />
die Veranstaltung mit einer kurzen Vorstellung<br />
des Instituts und der dort vorgenommenen Forschung.<br />
Das PIK ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft<br />
und wurde 1992 gegründet. Das Institut beschäftigt<br />
zur Zeit rund 270 Mitarbeiter und außerdem 65 Gastwissenschaftler,<br />
die sich mit den wissenschaftlichen<br />
und gesellschaftlich relevanten Fragestellungen in<br />
den Bereichen Globaler Wandel, Klimawirkung und<br />
Nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen. Am<br />
Standort auf dem Potsdamer Telegrafenberg befinden<br />
sich die historischen Institutsgebäude und der<br />
Hochleistungsrechner (Nähere Informationen unter<br />
www.pik-potsdam.de).<br />
Nach einführenden Worten der Vorsitzenden des<br />
Zweigvereins Hamburg, Gudrun Rosenhagen, die sich<br />
herzlich bei Prof. Werner und seinen Mitarbeitern für<br />
die Organisation der Fortbildungsveranstaltung bedankte,<br />
standen drei interessante Vorträge auf dem Programm.<br />
Frau Dr. agr. Andrea Lüttger, Mitarbeiterin im Forschungsbereich<br />
II Klimawirkung und Vulnerabilität,<br />
begann die Vortragsreihe und führte in die Thematik<br />
Klima und Landwirtschaft ein. Einer ihrer Arbeits-<br />
schwerpunkte am PIK liegt im Gebiet „Landwirtschaftliche<br />
und gärtnerische Kulturen und ihre Wechselwirkung<br />
mit dem Klima“. Sie erklärte zunächst einige<br />
Grundlagen ökohydrologischer und statistischer Modelle.<br />
Hierbei handelt es sich um am PIK angewandte<br />
Methoden, mittels derer sich von gegenwärtig und in<br />
der Vergangenheit erzielten landwirtschaftlichen Erträgen<br />
durch Projektionen in die Zukunft auf mögliche<br />
Ertragsänderungen unterschiedlicher Kulturen in einem<br />
sich ändernden Klima schließen lassen. Detailliert erläuterte<br />
sie die Komplexität der wissenschaftlichen<br />
Fragen ihres Forschungsgebietes am Beispiel des Weizen-<br />
und Maisanbaus in den Ländern Brandenburg und<br />
Sachsen-Anhalt. Entsprechend bestimmter Klimaänderungsszenarien<br />
ist hier mit signifikanten, jahreszeitlich<br />
unterschiedlichen Änderungen der Temperatur- und<br />
Niederschlagsmuster gegenüber heute zu rechnen. Erschwert<br />
wird die Bestimmung der zu erwartenden witterungsbedingten<br />
Änderungen landwirtschaftlicher Erträge<br />
jedoch durch die notwendige Berücksichtigung<br />
weiterer Einflussfaktoren wie zum Beispiel Fortschritte<br />
in Technologie und Züchtung, Düngung und Pflanzenschutz.<br />
Die dadurch bedingten Trends gilt es zunächst<br />
herauszufiltern und so vom Klimasignal zu trennen.<br />
Die Problematik „Gefährdung des tropischen Regenwaldes<br />
durch Landnutzung und Klimawandel“ wurde<br />
uns in einem weiteren interessanten Vortrag näher gebracht,<br />
denn von Deutschland führte uns nun die Geo-<br />
ökologin Frau Dr. Kirsten Thonicke (Forschungsbereich<br />
I Erdsystemanalyse) auf unserer gedanklichen<br />
Reise in die faszinierende aber auch bedrohte Welt der<br />
Regenwälder Amazoniens. Wir erfuhren etwas über<br />
dynamische Ökosystemmodelle, die die Komponenten<br />
Vegetation, Böden, Wasser und ihre komplexe Wechselwirkung<br />
miteinander berücksichtigen. Hier spielen<br />
Einflussfaktoren wie Wachstum, um Lebensräume konkurrierende<br />
Pflanzen, Waldbrände, Landnutzungsänderungen<br />
und damit ins Spiel kommende Ackerbaukul-<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
19
20<br />
wir<br />
Abb. 1: Werner (Mitte) erläutert die Sakulärstation, © Klaus Bähnke. Abb. 2: Die Teilnehmer der Exkursion vor dem Michelson-Haus,<br />
© Klaus Bähnke.<br />
turen eine Rolle. Auch hier wurde uns Zuhörern klar,<br />
wie komplex die zu beantwortenden Fragestellungen<br />
sind, die zu wissenschaftlichen Ergebnissen und vor<br />
allem statistisch möglichst gut abgesicherten Aussagen<br />
führen sollen. Wir erfuhren etwas über die Fragmentierung<br />
großer Regenwaldgebiete Amazoniens durch Abholzung<br />
zum Zweck des Straßen- und Siedlungsbaus,<br />
verbunden mit zunehmender Landwirtschaft. Weiter<br />
berichtete die Referentin über die Auswirkungen der<br />
Dürre von 2005 und die Ausmaße der durch Waldbrände<br />
einhergehenden Biomassenverluste. Die Brände setzen<br />
im Rauch außerdem riesige Mengen an Aerosolen<br />
frei, die bekanntermaßen durch ihren Einfluss auf den<br />
Strahlungshaushalt ebenfalls das Klima beeinflussen<br />
können. Überdies wird der gebundene Kohlenstoff in<br />
Form von Kohlendioxid frei, also als Treibhausgas. Die<br />
Forschung am PIK beschäftigt sich im Zusammenhang<br />
mit der globalen Erwärmung unter anderem mit der<br />
Frage, wie der tropische Regenwald selbst auf einen erhöhten<br />
CO 2 -Gehalt der Atmosphäre reagiert, beispielsweise<br />
durch Veränderungen der Transpiration, Respiration<br />
und Albedo.<br />
In einem dritten Vortrag gab Prof. Peter Werner (Forschungsbereich<br />
II) einen umfassenden Überblick über<br />
die Modellhierarchie zur Berechnung regionaler Klimaszenarien<br />
und die Regionalmodellierung am PIK.<br />
Dabei entführte uns der studierte Meteorologe, der<br />
neben seiner Forschungstätigkeit bisher unzählige Studenten<br />
ausbildete, in die Details des sogenannten Dynamischen<br />
und Statistischen Downscalings. Dank der<br />
beständigen Zunahme der Leistungsfähigkeit unserer<br />
Großrechner kann die Regionalmodellierung auf immer<br />
kleiner werdenden räumlichen Skalen vorgenommen<br />
werden. Wir erfuhren auch Näheres über den Grundgedanken<br />
des statistischen Regionalmodells STAR II des<br />
PIK: Entsprechend der Vorgabe eines Trends einer meteorologischen<br />
Größe, beispielsweise der Temperatur,<br />
für die Zukunft wird aus den Beobachtungsdaten eine<br />
Zeitreihe (oder auch mehrere) so zusammengesetzt,<br />
dass der vorgegebene Trend erfüllt wird. Die Validierung<br />
verschiedener Simulationsergebnisse wurde am<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Beispiel des Elbe-Einzugsgebiets demonstriert, denn<br />
das PIK ist maßgeblich beteiligt am Projekt GLOWA-<br />
Elbe (Auswirkungen des globalen Wandels auf Umwelt<br />
und Gesellschaft im Elbegebiet). Das Modell stellt eine<br />
brauchbare Alternative zu dynamischen Ansätzen dar,<br />
außerdem ist die Rechenzeit im Vergleich zu dynamischen<br />
Modellen extrem gering.<br />
Welchen Stellenwert der Globale Wandel mittlerweile<br />
im Bewusstsein der meteorologischen Fachwelt einnimmt,<br />
bezeugten die vielen Fragen und die angeregte<br />
Diskussion im Anschluss an die Vorträge. Zwischen<br />
den Vorträgen kam aber auch das leibliche Wohl der<br />
Zuhörer nicht zu kurz. Ein kurzer Spaziergang über<br />
das schöne Gelände des Telegrafenbergs führte uns<br />
zur Mittagspause in die Kantine. Doch was wäre ein<br />
Besuch am PIK ohne abschließende Besichtigung der<br />
Wetterküche und der Säkularstation gewesen? Wegen<br />
der großen Anzahl der Besucher teilten wir uns in zwei<br />
Gruppen, die nacheinander in das frühere Waschhaus<br />
des ehemaligen Königlichen <strong>Meteorologische</strong>n Observatoriums<br />
Potsdam (MOP) und auf das Messfeld der<br />
Säkularstation geführt wurden.<br />
Das Konzept der Wetterküche orientiert sich an der<br />
Idee der "Wissenschaft zum Anfassen". In verschiedenen<br />
Ausstellungsräumen vermitteln Modelle, Installationen,<br />
Schautafeln und meteorologische Messinstrumente<br />
neben aktuellen Ergebnissen der Klima(folgen)<br />
forschung auch ein Bild der Gegenwart und Geschichte<br />
der Meteorologie sowie der großen wissenschaftshistorischen<br />
Bedeutung des Telegrafenbergs. Die Säkularstation<br />
ist eine weltweit einzigartige meteorologische<br />
Station, die über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren<br />
ein umfassendes und lückenloses Messprogramm<br />
aufweisen kann. Einen besonderen Eindruck bei den<br />
Besuchern hinterließ das Verfahren der wöchentlichen<br />
Messung der Bodentemperatur in 12 Metern Tiefe. Zurückgehend<br />
auf eine Initiative der <strong>DMG</strong> konnte die Säkularstation<br />
vor der Automatisierung bewahrt werden.<br />
Seit dem 6. Mai 2<strong>01</strong>0 betreibt nun der <strong>Deutsche</strong> Wetterdienst<br />
das Messfeld als eine von 12 Klimareferenzstationen.
Potsdam ist zu schön, um nach so viel Fortbildung<br />
gleich wieder die Heimreise anzutreten. So trafen wir<br />
uns am Abend in einem netten und stilvollen Restaurant<br />
zu einem von Frau Rosenhagen perfekt organisierten<br />
Abendessen. Nach diesem erlebnisreichen Tag man-<br />
wir<br />
gelte es bei Tisch wahrlich nicht an Gesprächsstoff. Auch<br />
wurde bereits spekuliert, wohin wohl im nächsten Jahr die<br />
Reise geht. Das sonnige Wetter am folgenden Vormittag<br />
nutzten dann viele noch für einen erlebnisreichen Stadtbummel<br />
und Sanssouci-Besuch.<br />
Zweigverein Frankfurt mit neuem Vorstand<br />
Jörg Rapp<br />
Seit Ende Februar 2<strong>01</strong>1 fungiert im Zweigverein Frankfurt<br />
ein neuer Vorstand. Per Briefwahl wurde zuvor<br />
Prof. Dr. Bodo Ahrens (Univ. Frankfurt) zum Vorsitzenden<br />
gewählt. Seine Funktion als bisheriger stellvertretender<br />
Vorsitzender übernahm Prof. Dr. Sarah<br />
Jones (KIT Karlsruhe). Kassenwartin bleibt Dipl.-Met.<br />
Andrea Keil (Univ. Frankfurt). Als Beisitzer wurden<br />
bestimmt: Prof. Dr. Gerhard Adrian (DWD Offen-<br />
bach), Prof. Dr. Herbert Fischer (KIT Karlsruhe, Campus<br />
Nord), Dipl.-Met. Wolfgang Kusch (Wehrheim),<br />
Dipl.-Met. Jürgen Lang (Fa. MeteoSolutions GmbH),<br />
Prof. Dr. Christian-D. Schönwiese (Univ. Frankfurt),<br />
Prof. Dr. Peter Spichtinger (Univ. Mainz). Ein neuer<br />
Schriftführer muss noch nachgewählt werden, weil sich<br />
bisher kein Kandidat gefunden hat. Solange übernimmt<br />
der bisherige Schriftführer Dr. Jörg Rapp (DWD) noch<br />
geschäftsführend die wichtigsten Aufgaben dieses Vorstandsmitglieds.<br />
Die Zahl der Mitglieder der <strong>DMG</strong> ist weiter<br />
gestiegen<br />
Jörg Rapp, Hein Dieter Behr (Grafiken)<br />
Unsere Gesellschaft kann, ungeachtet der zunehmenden<br />
finanziellen Schwierigkeiten, voller Stolz auf die Entwicklung<br />
ihrer Mitgliederzahl blicken. Im sechsten Jahr<br />
in Folge ist die Zahl der Mitglieder auch 2<strong>01</strong>0 weiter<br />
angestiegen. Die Zahl der Eintritte liegt seit 2004 Jahr<br />
für Jahr immer über der Zahl der Austritte und der Verstorbenen.<br />
In den beiden letzten Jahren traten jeweils<br />
mehr als 80 Interessierte, darunter auch viele Studenten,<br />
in die <strong>DMG</strong> ein. Inzwischen liegt der Mitgliederstand<br />
bei fast 1800 Personen und hat damit einen Rekordwert<br />
erreicht.<br />
Anzahl<br />
1820<br />
1800<br />
1780<br />
1760<br />
1740<br />
1720<br />
1700<br />
1680<br />
1660<br />
1640<br />
1620<br />
1600<br />
Anzahl der Mitglieder der <strong>DMG</strong><br />
jeweils am Ende eines Jahres<br />
1580<br />
1991 1993 1995 1997 1999 20<strong>01</strong> 2003 2005 2007 2009 2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>3<br />
Jahre<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
21
22<br />
wir<br />
Nachrufe<br />
Nachruf auf Kurt Bullrich<br />
Ruprecht Jaenicke<br />
Am 31. März 2<strong>01</strong>0 starb Prof. Dr. Kurt Bullrich im Alter<br />
von 90 Jahren. Mit Prof. Dr. Kurt Bullrich verlor<br />
die wissenschaftliche Welt und die Universität Mainz<br />
einen weitsichtigen Wissenschaftler und einen Wohltäter.<br />
Kurt Bullrich wurde 1920 als Sohn eines Gutsbesitzers<br />
im Westerwald geboren. Nach dem Abitur 1939 in<br />
Friedrichshafen studierte er in Frankfurt und München<br />
Mathematik, Physik, Geophysik und Meteorologie und<br />
promovierte bereits mit 21 Jahren 1942 in Frankfurt.<br />
Um seiner Familie das Erbe zu erhalten, führte er anschließend<br />
10 Jahre lang das familiäre landwirtschaftliche<br />
Gut. In dieser Zeit beschäftigte er sich weiter mit<br />
der Wissenschaft und veröffentlichte verschiedene Beiträge.<br />
1949 trat Bullrich als wissenschaftlicher Assistent<br />
in das neu gegründete Meteorologisch-Geophysikalische<br />
Institut der Johannes Gutenberg-Universität ein.<br />
In Mainz habilitierte sich Bullrich 1963, wurde 1968<br />
zum "Wissenschaftlichen Rat und Professor" und 1971<br />
zum "Abteilungsvorsteher und Professor" ernannt.<br />
Kurt Bullrich ist in der wissenschaftlichen Welt<br />
durch seine Forschung auf dem Gebiet der Strahlung<br />
der Atmosphäre bekannt und anerkannt. Auf diesem<br />
Gebiet hat er Pionierarbeit geleistet. In Mainz nahm er<br />
sein eigentliches Arbeitsgebiet, die Untersuchung der<br />
Streufunktionen und der Mehrfachstreuung, auf. Mit<br />
diesen Arbeiten wurde ein Feld betreten, dessen Aktualität<br />
und Bedeutung in der Klimaforschung damals<br />
noch gar nicht voll absehbar war. Mehrfach hat sich<br />
Bullrich in internationalen Gremien zu diesen Fragen<br />
geäußert. So etwa im Sommer 1974 in Stockholm, um<br />
Fragen der Grundlagen des Klimas und der menschlich<br />
beeinflussten Klimaänderungen zu erörtern. Der von<br />
Bullrich und Mitarbeitern untersuchte direkte Einfluss<br />
des atmosphärischen Aerosols auf den Strahlungshaushalt<br />
hat in den letzten Jahren auch dadurch besondere<br />
und weittragende Bedeutung gewonnen, dass man dazu<br />
übergegangen ist, Strahlungsprozesse in die Modelle<br />
der numerischen Wettervorhersage, der allgemeinen<br />
Zirkulation oder in Klimamodelle einzubinden. An<br />
diesen Arbeiten ist auch das Mainzer Institut führend<br />
beteiligt.<br />
Schon früh erkannte Bullrich die Bedeutung der numerischen<br />
Methoden für die Forschung in der Meteorologie.<br />
Er war einer der ersten, die bereits in den 60er<br />
Jahren in Mainz erste Strahlungsmodelle mit ALGOL,<br />
einer der frühen Programmierhochsprachen, rechnen<br />
ließ. Hier war der Standort Mainz sehr hilfreich.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Sehr früh nutzte Bullrich die Drittmittelfinanzierung<br />
für die Forschung an der Universität. So beantragte er<br />
Finanzierung bei der US-Air-Force, um in Mainz Diplomanden<br />
und Doktoranden in ihrer Forschung zu<br />
unterstützen. Bullrich erkannte auch sofort die Bedeutung<br />
des DFG-Förderinstrumentes „Sonderforschungsbereich“<br />
und initiierte einen solchen, „Atmosphärische<br />
Spurenstoffe“, zusammen mit den Universitäten Frankfurt<br />
und Darmstadt. Hier wird deutlich, dass interdisziplinäre<br />
Forschung und fachübergreifende Verbindungen<br />
einer der Schlüssel für Bullrichs Erfolg war.<br />
Wir haben in Professor Bullrich einen Mäzen der wissenschaftlichen<br />
Forschung besonders an der Universität<br />
Mainz verloren, der nicht in der Öffentlichkeit stehen<br />
wollte und dem es nur auf den Erfolg seiner Bemühungen<br />
ankam. So hat er in Mainz ab 1957 zunächst 2<br />
Jahre als Volontärassistent, also ohne Bezahlung, gearbeitet<br />
und geforscht. Er hat als 24-jähriger 1944 (im<br />
Auftrag des damaligen Rektors) das Frankfurter meteorologische<br />
Institut nach Kriegsschäden auf den (eigenen)<br />
Dippelshof bei Darmstadt evakuiert und so dessen<br />
Fortbestand gesichert. Später hat er das <strong>Meteorologische</strong><br />
Institut der Universität Mainz finanziell unterstützt,<br />
doch die Universität hat es oft nicht bemerkt und<br />
honoriert. So musste er um Weiterbezahlung seiner Bezüge<br />
bitten (seinerzeit eine Standardprozedur der Universität),<br />
wenn er auf Forschungsreisen aus Drittmitteln<br />
etwa in Thule (Grönland) arbeitete. Ein Fahrzeug für<br />
das <strong>Meteorologische</strong> Institut beschaffte er auf eigenen<br />
Kosten und die Universität zögerte, eine Einfahrtserlaubnis<br />
auf den Campus zu erteilen.<br />
Nach seinem Rückzug aus dem Universitätsbetrieb<br />
veröffentlichte Bullrich mehrere Bücher über atmosphärische<br />
Optik und Strahlung, die auch heute noch<br />
zitiert werden, so etwa über das Purpurlicht (20<strong>01</strong>).
Günter Fischer − Nachruf<br />
Martin Dunst, Klaus Fraedrich<br />
Günter Fischers (1924 bis 2<strong>01</strong>1) Leben und seine großen<br />
Verdienste sind mit Hamburg, dem Wetter und der<br />
Theoretischen Meteorologie verbunden. Schon in früher<br />
Jugend wurde Günter Fischer an sein späteres Fachgebiet<br />
herangeführt: Sein Vater führte Tagebücher über<br />
das Wetter und besprach mit seinem Sohn Wetterkarten<br />
und Wetterereignisse. Als Günter Fischer 1942 im Alter<br />
von 18 Jahren und kurz vor dem Abitur zur Kriegsmarine<br />
als Offiziersanwärter eingezogen wurde, meldete<br />
er sich zur Ausbildung als Bordmeteorologe, leider<br />
ohne den gewünschten Zuschlag. Erst im Sommer 1948<br />
konnte er beginnen, sein Interesse für Meteorologie im<br />
Studium an der Universität Hamburg zu verfolgen. Das<br />
Studium schloss er im Sommer 1953 mit dem Diplom<br />
ab. Zwei Jahre danach wurde er mit einer Arbeit über<br />
synoptische Wellen unter Verwendung der Beobachtungen<br />
des englischen Radiosondennetzes bei Paul Raethjen<br />
promoviert; während dieser Zeit arbeitete er im<br />
Seewetteramt über Windbeobachtungen und Seegang<br />
der Nordsee. Der damalige Direktor, Hans Ulrich Roll,<br />
empfahl ihn 1956 an das renommierte Internationale<br />
Institut für Meteorologie in Stockholm, das damals<br />
von Carl Gustav Rossby geleitet wurde. Während der<br />
zweijährigen Tätigkeit verfolgte er im Team von Per<br />
Welander ein von Walter Hansen angeregtes Vorhaben,<br />
Windstau und Gezeiten der Nordsee numerisch zu<br />
simulieren. Stockholm war dafür der ideale Standort,<br />
denn dort befand sich damals der Großrechner BESK,<br />
der in Europa solche Untersuchungen zuließ. Unter<br />
Verwendung eines speziellen numerisch stabilen Verfahrens<br />
gelang es ihm, zum ersten Mal überhaupt, die<br />
M2-Tide unter Vorgabe der Wasserstände an den offenen<br />
Rändern realistisch nachzubilden ebenso wie die<br />
Sturmflutentwicklungen. Hier gewann sein zukünftiges<br />
wissenschaftliches Leitthema, die numerische Modellierung<br />
dynamischer Prozesse in der Atmosphäre nämlich,<br />
erste Konturen. Und es war hier, dass die ersten<br />
dauerhaften Verbindungen zur Meereskunde gelegt<br />
wurden.<br />
Nach seiner Rückkehr aus Schweden wurde Günter<br />
Fischer Assistent bei Paul Raethjen am <strong>Meteorologische</strong>n<br />
Institut. Er wählte die "Großräumige atmosphärische<br />
Dynamik" und die "Numerische Simulation und<br />
Analyse der Allgemeinen Zirkulation" als seine neuen<br />
Arbeitsgebiete. Damals begann die gezielte Förderung<br />
der globalen atmosphärischen Dynamik. Besonders erfolgreich<br />
war Günter Fischers Kooperation mit der Forschungsabteilung<br />
des DWD – gefördert vom damaligen<br />
Abteilungsleiter und späteren Präsidenten, Heinz Reiser.<br />
1962 hat sich Günter Fischer habilitiert mit einem Thema<br />
zur Adaption von Strom- und Massenfeldern. Ein<br />
Jahr danach folgte Günter Fischer einer Einladung an<br />
das National Center for Atmospheric Research in Boulder.<br />
In der Umgebung von Aksel Wiin-Nielsen, Akira<br />
wir<br />
Kasahara und Warren Washington befasste er sich mit<br />
der Aufstellung und Prüfung numerischer Methoden<br />
mit Blick auf die windgetriebene barotrope Golfstromzirkulation.<br />
1965, nach Hamburg zurückgekehrt, setzte<br />
er seine Untersuchungen mit einem DFG-Projekt fort.<br />
Dabei entwickelte Günter Fischer ein barotropes Kanalmodell<br />
mit modernen numerischen Verfahren, um die<br />
Probleme der barotropen Instabilität, der Gebirgsanregung,<br />
sowie Windapproximationen zu studieren. Mit<br />
einem Schüler des Hamburger Mathematikers Lothar<br />
Collatz stellte er dabei schon früh die Verbindung der<br />
Theoretischen Meteorologie mit der Mathematik her.<br />
Die Einrichtung des am Global Atmospheric Reasearch<br />
Program (GARP) orientierten DFG-Schwerpunktes<br />
"Energiehaushalt und Zirkulation der Atmosphäre"<br />
Ende der 60er Jahre eröffnete neue Perspektiven<br />
für die Forschungen von Günter Fischer. Seine Mitarbeit<br />
im Projekt SPAAZ galt der Entwicklung eines<br />
Modells der atmosphärischen Zirkulation. Mit diesen<br />
Forschungsgeldern wurde eine Gruppe Theoretische<br />
Meteorologie an der Hamburger Universität ins Leben<br />
gerufen, die während der fast 10-jährigen Laufzeit<br />
von SPAAZ zunächst ein hemisphärisches baroklines<br />
Zirkulationsmodell unter der Federführung von Erich<br />
Roeckner konzipierte und entwickelte. Ende der 70er<br />
Jahre stand damit das erste globale Zirkulationsmodell<br />
in Deutschland zur Verfügung, was wesentlich zum<br />
späteren Aufbau der von Klaus Hasselmann vorangetriebenen<br />
globalen Klimamodellierung in Hamburg<br />
beigetragen hat.<br />
Zu Beginn der 80er Jahre konnten dank der DFG-<br />
Unterstützung im Rahmen des SFB 94 und seines<br />
Sprechers Hans Hinzpeter zwei Planstellen für Wissenschaftler<br />
für die Theorie am <strong>Meteorologische</strong>n Institut<br />
eingerichtet werden; eine Assistentenstelle war schon<br />
Jahre zuvor geschaffen worden. Damit hatte sich die<br />
Gruppe in eine Abteilung für Theoretische Meteorologie<br />
am <strong>Meteorologische</strong>n Institut erweitert und etabliert.<br />
Günter Fischer wurde 1979 auf den Lehrstuhl<br />
für Theoretische Meteorologie berufen. Im Rahmen<br />
des ersten nationalen Klimaprogramms übernahm die<br />
Theoretische Meteorologie die "Pflege" eines globalen<br />
spektralen Atmosphärenmodells, das vom ECMWF<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
23
24<br />
wir<br />
stammte. Die Entwicklungsarbeiten am Modell sind<br />
in einer eigenen Veröffentlichungsreihe "Large Scale<br />
Atmospheric Modeling" dokumentiert. Günter Fischer<br />
wirkte an einer Studie über die Entwicklung der Zirkulation<br />
auf einem Aquaplaneten mit, die zusammen mit<br />
Edilbert Kirk und Rolf Podzun veröffentlicht wurde.<br />
Generationen von Studierenden hat Günter Fischer<br />
seit 1960 mit seiner engagierten Lehre bereichert: Als<br />
Lehrbeauftragter für Meteorologie an der Bergakademie<br />
Clausthal, ab 1966 als Wissenschaftlicher Rat und<br />
Professor, dann als außerplanmäßiger Professor und<br />
schließlich als Lehrstuhlinhaber. Den Zyklus Theoretische<br />
Meteorologie I und II hat er über viele Jahre mit<br />
gleichbleibendem Engagement und didaktischem Einsatz<br />
gelesen, die Skripten ständig aktualisierend. Mit<br />
großem pädagogischem und didaktischem Geschick<br />
motivierte er junge Mitarbeiter und führte sie an Problemfelder<br />
heran. Heute noch ist sein Kapitel zur numerischen<br />
Wettervorhersage im meteorologischen<br />
Nachtrag zum Nachruf auf Frederic E. Volz<br />
Aus technischen Gründen konnten wir in der letzten<br />
Ausgabe der <strong>Mitteilungen</strong> leider das Foto des verstorbenen<br />
Frederic E. Volz nicht abdrucken. Wir bitten um<br />
Entschuldigung.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Taschenbuch (nach Bauer und Linke 1970) zu lesen.<br />
Und als Herausgeber von Landolt-Börnsteins Band<br />
V/4 (1987) gelang es ihm, umfassende Darstellungen<br />
zur Meteorologie zusammenzutragen. Die Dynamik<br />
der Atmosphäre verfasste er selbst.<br />
Kompetenz und kooperativer Arbeitsstil bescherten<br />
ihm eine Vielzahl von akademischen Ämtern: Gutachter<br />
der DFG, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat<br />
des DWD, Sprecher des FB Geowissenschaften<br />
und Vorsitzender des Hamburger Zweigs der <strong>DMG</strong>.<br />
Nach seinem Ausscheiden (1989) stand er dem Institut<br />
weiterhin, auch in der Lehre, zur Verfügung und<br />
war damit über mehr als 40 Jahre dem wissenschaftlichen<br />
Leben der Universität Hamburg verbunden.<br />
Günter Fischers Schülerinnen und Schüler, seine<br />
Kolleginnen und Kollegen und die Universität Hamburg<br />
trauern um einen bedeutenden und hochverehrten<br />
Wissenschaftler.<br />
Das Foto zeigt unser langjähriges Mitglied ganz links<br />
auf einer Tagung in München im Jahr 1964, wie er sich<br />
zu Wort meldete und damit häufig die volle Aufmerksamkeit<br />
auf sich zog, denn man konnte immer eine<br />
interessante und in den meisten Fällen sehr originelle<br />
Stellungnahme erwarten.
Geburtstage<br />
75 Jahre<br />
Prof. Dr. Ehrhard Raschke, 16.06.1936, ZV H<br />
Christiane Köpken, 04.06.1936, ZV H<br />
Prof. Dr. Gerhard W. Israël, 03.06.1936, ZV BB<br />
Dr. Johannes Schroers 30.05.1936 ZV M<br />
Prof. Dr. Hans-Jürgen Brosin 21.05.1936 ZV H<br />
Peter Emmrich,12.05.1936, ZV F<br />
Eckart Peter Günther, 21.04.1936, ZV H<br />
Dr. Ulrich Wendling, 20.04.1936, ZV L<br />
76 Jahre<br />
Christian Petersen, 15.05.1935, ZV H<br />
Manfred Buttenberg, 05.05.1935, ZV BB<br />
77 Jahre<br />
Werner Brockhaus, 15.04.1934, ZV F<br />
Prof. Hanns-Jürgen Eberhardt, 07.04.1934, ZV H<br />
78 Jahre<br />
Prof. Dr. Günther Flemming, <strong>01</strong>.06.1933, ZV L<br />
Dr. Gottfried Brettschneider, 19.05.1933, ZV H<br />
Roland Sonnenberg, 17.05.1933, ZV BB<br />
Hermann Willeke, 26.04.1933 ,ZV M<br />
Prof. Dr. Herbert Lang, 21.04.1933, ZV M<br />
79 Jahre<br />
Dr. Wolfgang Terpitz, 14.05.1932, ZV F<br />
Dr. Werner Beckmann, 23.04.1932, ZV H<br />
Lothar Griebel, 12.04.1932, ZV BB<br />
80 Jahre<br />
Dr. Hans-J. Albrecht, 09.05.1931, ZV R<br />
Dr. Klaus Wege, <strong>01</strong>.05.1931, ZV M<br />
81 Jahre<br />
Gerhard Henschke, 02.06.1930, ZV BB<br />
Dr. Gerhard Koslowski, 08.05.1930, ZV H<br />
Dr. Karin Petzoldt, <strong>01</strong>.05.1930, ZV BB<br />
Prof. Dr. Helmut Kraus, 21.04.1930, ZV R<br />
Dr. Erhard Röd, 09.04.1930, ZV M<br />
82 Jahre<br />
Prof. Dr. Jens Taubenheim, 19.06.1929, ZV BB<br />
Wolfgang Oswald Rüthning, 05.05.1929, ZV RB<br />
Dr. h.c. Oskar Reinwarth, 12.04.1929 ,ZV M<br />
Dr. Fritz Kasten, 10.04.1929, ZV H<br />
wir<br />
83 Jahre<br />
Sigrid Görner, 18.06.1928, ZV BB<br />
Gerda Schöne, 11.06.1928, ZV BB<br />
Dr. habil. Adolf-Friedrich Bauer, 02.05.1928, ZV H<br />
84 Jahre<br />
Prof. Dr. Dietrich Sonntag, 23.06.1927, ZV BB<br />
Dr. Heinz Reiser, 11.04.1927, ZV F<br />
Dr. habil. Werner Höhne, 07.04.1927, ZV BB<br />
85 Jahre<br />
Dr. Rudolf Paulus, 21.05.1926, ZV M<br />
86 Jahre<br />
Prof. Dr. Guri Iwanowitsch Martschuk, 08.06.1925, ZV BB<br />
Dr. Georg Koopmann, 11.04.1925, ZV H<br />
89 Jahre<br />
Rudolf Ziemann, 25.05.1922, ZV BB<br />
91 Jahre<br />
Prof. Hans Schirmer, 29.06.1920, ZV H<br />
Hermann Schneider, 19.05.1920, ZV F<br />
Dr. Hans Wehner, 03.05.1920, ZV BB<br />
98 Jahre<br />
Werner Caspar, 27.05.1913, ZV F<br />
In Memoriam<br />
Prof. Dr. Günter Fischer, ZV H<br />
*17.09.1924<br />
†07.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>1<br />
Ehrenmitglied<br />
Dr. Joachim Kuettner, ZV M<br />
*21.09.1909<br />
†24.02.2<strong>01</strong>1<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
25
26<br />
ems<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1
ems<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
27
28<br />
medial<br />
Rezensionen<br />
Atlas der wirklichen Welt<br />
Daniel Dorling, Mark Newman, Anna Barford: Atlas der wirklichen<br />
Welt. Primus-Verlag, 2<strong>01</strong>0, 416 Seiten, 49,90 €.<br />
Jörg Rapp<br />
Der Atlas, der als englische Originalausgabe bei Thames<br />
& Hudson ebenfalls im vergangenen Jahr erschienen<br />
ist, bietet einen ungewöhnlichen, aber gleichwohl “ehrlichen”<br />
Blick auf die Welt. Denn so genannte „Kartogramme“<br />
stellen die einzelnen Länder nicht in ihrer korrekten<br />
Größe, sondern umso größer dar, desto mehr sie<br />
von den dargestellten Themen beeinflusst sind. Geht es<br />
also beispielsweise um die absolute Niederschlagsmenge,<br />
wirken die feuchten tropischen Staaten „aufgeblasen“<br />
wie eine „Luftmatratze“, während die trockenen<br />
Subtropen zu einen schmalen Band schrumpfen.<br />
Diese Kartogramme also zeigen die Flächen der<br />
Staaten, wie sie den gezeigten statistischen Größen<br />
proportional entsprechen würden. Dabei wurde bei der<br />
Umsetzung darauf Wert gelegt, dass die Abbildungen<br />
grafisch ansprechend und leserlich gestaltet sind und<br />
sich die Länderumrisse möglichst wenig ändern, mithin<br />
„erkennbar“ bleiben.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Der Atlas schlägt einen weiten inhaltlichen Bogen.<br />
Er behandelt ausführlich die Themenfelder Menschen<br />
und Ressourcen, die Welt des Handels, die Welt der<br />
Wirtschaft, die soziale Welt, die Welt der Gefahren und<br />
die Welt des Glaubens. Meteorologisch interessant sind<br />
die Karten zur Niederschlagsmenge und zu den Wasserressourcen<br />
(Karten 45 f.), zu den Auswirkungen von<br />
Naturkatastrophen (Karten 299 ff.) und zu den Kohlendioxidemissionen<br />
in den einzelnen Ländern (Karten<br />
325 ff.).<br />
So haben viele südasiatische Staaten, insbesondere<br />
aber Bangladesh, in der Vergangenheit schwer unter<br />
tropischen Stürmen gelitten. 1991 kamen dort bei einem<br />
tropischen Zyklon fast 140 000 Menschen um. 72 Prozent<br />
der weltweiten Todesfälle durch derartige Unwetter<br />
waren in Südasien zu beklagen, so dass Bangladesh,<br />
Indien und die Philippinen durch die grafische Ausweitung<br />
ihres Staatsgebietes besonders ins Auge fallen.<br />
Außergewöhnlich viele Opfer von Dürrekatastrophen<br />
gab es dagegen in den Staaten Äthiopien, Sudan<br />
und Mosambik. Andere Staaten waren viel weniger<br />
betroffen. Diese Tatsache bleibt dem Leser eines entsprechenden<br />
Textes viel weniger haften. Auch, dass es<br />
besonders viele Todesfälle durch extreme Temperaturen<br />
in Indien, Griechenland, Polen, den USA und in<br />
Mexiko gab, dürfte sich aus statistischen Tabellen nicht<br />
so schnell und auf einen Blick erschließen, wie es die<br />
Kartogramme eindrücklich offenbaren.<br />
So vermittelt der Atlas in der Tat eine neue Sicht auf<br />
die Welt und führt uns die vielen Unverhältnismäßigkeiten<br />
der Globalisierung unmissverständlich vor Augen.<br />
Ebbe und Flut – Das Naturphänomen der Gezeiten einfach erklärt<br />
Wolfgang Glebe: Ebbe und Flut –<br />
Das Naturphänomen der Gezeiten<br />
einfach erklärt, 1. Auflage, Verlag<br />
Delius Klasing, 2<strong>01</strong>0, 128 Seiten,<br />
14,00 €.<br />
Hein Dieter Behr<br />
Will man in die Thematik „Gezeiten“ einsteigen, so<br />
greift der wissenschaftlich orientierte Leser gern zu<br />
dem deutschsprachigen Klassiker Allgemeine Meereskunde<br />
(1975) von G. Dietrich, K. Kalle, W. Krauß<br />
und G. Siedler. Im dortigen Kapitel 9, Gezeitenerscheinungen,<br />
wird der Leser auf knapp 50 Seiten umfassend<br />
informiert. Die Beschreibung der ozeanographischen
Vorgänge wird durch die erforderlichen Gleichungen<br />
gut unterstützt.<br />
Nun erscheint im Verlag Delius Klasing ein Büchlein<br />
zu dieser Thematik. Der Verlag ist als Forum gut gewählt,<br />
da er sich mit seinem Ausgabeprogramm im Wesentlichen<br />
an die küstennahen Sportschiffer wie auch an<br />
die Hochseeregattaprofis wendet. Bereits ist hierzu fragen,<br />
an welchen neuen Leserkreis der Verlag sich mit<br />
diesem Büchlein wenden will, da das Verlagsprogramm<br />
bereits mehrere Bücher zu dieser Thematik bietet.<br />
Um sich von den anderen Ausgaben des Verlages abzugrenzen,<br />
wählt der Autor des vorliegenden Büchleins<br />
einen anderen Weg. Da er sich nach seinen Aussagen an<br />
den interessierten Laien wenden möchte, will er allein<br />
durch Erläuterungen „das Spiel von Ebbe und Flut so<br />
verständlich erklären, dass der Leser nur mit dem Kopf<br />
zu nicken brauche und er hätte es verstanden. Für den<br />
physikalisch interessierten Leser verbannt er die erforderlichen<br />
Formeln in den Anhang.<br />
Der erste Abschnitt beginnt mit einem geschichtlichen<br />
Überblick. Anschließend werden die „einfachsten mechanischen<br />
Modelle“, die für die Ausbildung der Gezeiten<br />
verantwortlich sind, vorgestellt. Bereits hier stößt<br />
das vom Autor angepeilte Ziel, alles nur an Hand von<br />
Grafiken zu erläutern, an die Grenzen des Verständlichen.<br />
Es mag bezweifelt werden, ob ein Wassersportler<br />
seinen Ausführungen in jedem Punkt folgen kann<br />
und will, ein der Ozeanographie Kundiger erkennt dagegen<br />
rasch, wohin die Argumentation führen soll.<br />
Im zweiten Abschnitt wendet sich der Autor zunächst<br />
den zeitabhängigen Effekten bei den Gezeiten zu. In der<br />
einführenden Abbildung auf Seite 39 wird die in der<br />
Gezeitenkunde verwendete Terminologie leider nicht<br />
vollständig vorgestellt. Es fehlen im unmittelbaren<br />
Umfeld der Abbildung auf Seite 39 beispielsweise die<br />
Definitionen von: Steig- und Falldauer, Tidenstieg und<br />
-fall, Tidenhub sowie Mittelwasser. Bei der Nennung<br />
des Begriffes Seekartennull fehlt – leider – der wichtige<br />
Hinweis, dass diese Bezugsgröße von den einzelnen<br />
seefahrenden Nationen in ihrer Höhe unterschiedlich<br />
festgelegt wird und somit unmittelbaren Einfluss<br />
auf die an Bord verwendeten Seekarten hat. In diesem<br />
Abschnitt wird das Verständnis des Lesers doch arg<br />
strapaziert, wenn er allein an Hand der Grafiken die<br />
astronomischen wie auch die mechanischen Ursachen<br />
der einzelnen Ungleichheiten der Gezeiten verstehen<br />
soll. Auch die tabellarische Zusammenfassung dieser<br />
Begriffe auf der Seite 79 bringt wenig Klarheit. Ferner<br />
hätte der Autor statt des Begriffes „Alter der Flut“ besser<br />
„Alter der Gezeit“ verwenden sollen.<br />
Der dritte Abschnitt behandelt die ortsabhängigen<br />
Effekte und ist im Gegensatz zu den vorangegangenen<br />
Abschnitten klarer strukturiert: zunächst Darstellung<br />
des Phänomens, daran anschließend Erläuterung. Leider<br />
macht sich auch in diesem Abschnitt wie bereits in<br />
den vorangegangenen Abschnitten negativ bemerkbar,<br />
dass der Autor seine Anregungen für dieses Büchlein in<br />
Frankreich gewonnen hat. Der in französischen Gezeitentafeln<br />
verwendete Begriff Gezeitenkoeffizient C ist<br />
medial<br />
in den von der deutschen Seeschifffahrt verwendeten<br />
Handbüchern und Tafelwerken unüblich. Auch die Abbildungen<br />
auf den Seiten 86 und 87, in denen der Autor<br />
für verschiedene Gebiete der deutschen Nordseeküste<br />
den Tidenhub (bitte nicht die Mehrzahlform verwenden:<br />
„Tidenhübe“) darstellt, sind wenig aussagekräftig;<br />
diejenigen, die sich auf die französischen Kanalküste<br />
beziehen, sind sehr viel deutlicher. Auch die Aussage<br />
„ … Wellen bewegen sich normalerweise fort ...“ ist<br />
in der auf Seite 98 stehenden Form nicht richtig, da die<br />
Energie, nicht die Wassermasse sich fortpflanzt.<br />
Nachdem der Autor auf die Verhältnisse in den französischen,<br />
aber auch in den deutschen Gewässern eingegangen<br />
ist, findet der Leser zum Abschluss dieses<br />
Abschnittes ergänzende Hinweise auf Gebiete mit<br />
außergewöhnlich hohem Tidenhub: Bristol Channel,<br />
Fundy Bay sowie die Asymmetrie der Gezeiten in den<br />
Flussmündungen (Bore).<br />
Im abschließenden vierten Abschnitt „andere Einfluss-<br />
effekte“ werden alle weiteren Effekte zusammengetragen,<br />
die in den vorangegangenen Kapiteln zu erwähnen<br />
inhaltlich nicht passend war. Bei den meteorologischen<br />
Effekten hätten, wiederum die deutschen Leser<br />
im Auge, die Sturmfluten der Jahre 1954, 1962 sowie<br />
1976 genannt werden müssen statt nur den Orkan im<br />
Dezember 1999, der im Wesentlichen die französische<br />
Atlantikküste verwüstete. Auch hier schleichen sich<br />
weitere Unsauberkeiten ein, nämlich, dass ausgeführt<br />
wird, dass Dünung „in der Regel durch Wind erzeugt<br />
wird“. Der Rezensent hat dagegen gelernt, dass der<br />
winderzeugte Seegang, sobald dieser aus seinem Entstehungsgebiet<br />
hinausläuft, mit „Dünung“ bezeichnet<br />
wird. Abschließend wird richtig berichtet, dass es weltweit<br />
nicht nur die in Mitteleuropa bekannte halbtägige<br />
Gezeit, sondern auch die ganztägige, sowie Übergangsformen<br />
zwischen diesen beiden Gezeiten, gibt. Eine<br />
entsprechende Weltkarte rundet diese Aussage ab.<br />
Zum Abschluss dieser Ausführungen noch einige<br />
Hinweise, die in einer möglichen überarbeiteten<br />
Neuauflage berücksichtigt werden könnten: zunächst<br />
sollten die vielen Unrichtigkeiten im Wort wie auch in<br />
den Zahlen korrigiert werden. Um dem Text eine klarere<br />
Struktur zu geben, sollten nach dem jeweiligen Unterabschnitt<br />
zusammenfassende Kernsätze, am besten<br />
optisch hervorgehoben, stehen. Auch ein Glossar wäre<br />
sehr hilfreich. Die äußerst knappen Hinweise auf weiterführende<br />
Literatur am Ende des Büchleins müssten<br />
deutlich erweitert werden. Auch Hinweise auf aktuelle<br />
Webadressen wären wünschenswert. Der Rezensent<br />
vermisst Informationen über den Autor, so drängt sich<br />
der Verdacht auf, dass der Autor sein Wissen über die<br />
Gezeiten offenbar allein aus einem von ihm nicht konkret<br />
benannten Büchlein bezieht. Etliche Abbildungen<br />
passen wenig zu der Thematik des Büchleins wie beispielsweise<br />
das Bild mit den Strandkörben an der Nordsee<br />
auf Seite 60.<br />
Fazit des Rezensenten: obwohl er begeisterter Segler<br />
ist, wird er dieses Büchlein erst nach einer deutlichen<br />
Überarbeitung in seine Bordbibliothek einreihen.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
29
30<br />
medial<br />
Kein Durchkommen<br />
Jörg Rapp<br />
Sind Ähnlichkeiten mit der Realität rein zufällig? Was<br />
das „Set“ des hier vorgestellten Romans betrifft, ist das<br />
sicher nicht richtig. Denn „Kein Durchkommen“, ein<br />
Kriminalroman, der in der ariadne-Romane des Argument-Verlags<br />
erschienen ist, spielt am Institut für Meteorologie<br />
in Hamburg, das es ja tatsächlich gibt. Die<br />
Umgebung ist also echt, die Personen und Charaktere<br />
und (hoffentlich) auch die Handlung sind es allerdings<br />
nicht. Höchstens, dass Insider der Hamburger Meteorologenszene<br />
sich ab und zu an ähnliche Begebenheiten,<br />
Episoden oder gar Persönlichkeiten erinnert fühlen.<br />
Von einem Selbstmord oder gar Mord ist mir aber aus<br />
dem hohen Norden nichts bekannt.<br />
Denn darum „dreht sich der Handlungsfaden“<br />
(a la Ariadne): Das Verschwinden des zum Team<br />
des CORVUS-Projektes gehörigen Computerexperten<br />
macht ratlos. Die Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe,<br />
Nikola Rühmann, soll im Auftrag ihres Chefs das Rätsel<br />
lösen. Das tut sie, immer noch eingebunden in ihrem<br />
Wissenschaftsalltag, der Analyse von Satellitendaten<br />
nämlich, schon fast wie eine Tatort-Kommissarin. Der<br />
Spannungsaufbau im Roman ist klassisch und dennoch<br />
nicht langweilig, sondern vielmehr unterhaltsam. Eine<br />
wunderbare Lektüre also zur Erholung. Und der besondere<br />
Reiz des Werks ist der kriminalistische Blick auf<br />
die Welt der meteorologischen Forschung, der überraschend<br />
realitätsnah gelingt.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Ann-Monika Pleitgen, Ilja Bohnet:<br />
Kein Durchkommen, ariadne kriminalroman,<br />
Argument-Verlag, 2<strong>01</strong>0,<br />
252 Seiten, 11,00 €<br />
Wenn denn ein Kriminal-, oder sagen wir also besser,<br />
ein Unterhaltungsroman aus dem Meteorologen-Milieu<br />
erscheint, dann schauen wir gerne ganz genau auf kleine<br />
Mängel, Unzulänglichkeiten, Petitessen. Es gibt nur<br />
wenige davon, etwa, dass die „Scheerwinde“ im Roman<br />
mit doppeltem „e“ geschrieben werden. Oder dass<br />
die „Thermik“ der Erdatmosphäre etwas schräg erklärt<br />
wird. Aber das kann man den Autoren nachsehen. Das<br />
ist nicht wirklich wichtig in einem Roman. Vielmehr<br />
überrascht, dass wir ganz nebenbei und korrekt den<br />
Unterschied zwischen Wetter- und Klimavorhersage<br />
erklärt bekommen. Oder dass wir lernen, dass es öffentlich<br />
zugängliche Daten des DWD gibt.<br />
Am Ende wird das Rätsel um den verschwundenen<br />
Wissenschaftlicher gelöst. Finale furiosum. Aber ob<br />
es Yuri Smirnoff wirklich gab, habe ich bis jetzt noch<br />
nicht herausbekommen.<br />
Nach dem „Wetterpark Offenbach“ nun „die Klimaroute entlang des<br />
Mains“<br />
DWD<br />
Eine etwa 25 Kilometer lange Klimaroute soll bis zum<br />
Sommer des Jahres 2<strong>01</strong>1 entlang des Mains von Kelsterbach<br />
über Frankfurt, Offenbach und Mühlheim<br />
entstehen. An insgesamt neun Stationen sollen der Klimawandel<br />
und seine Folgen am Main sowie in verschiedenen<br />
Flussregionen der Welt informativ und spannend<br />
dargestellt werden.<br />
Das Projekt startete Ende 2009. Unter der Regie des<br />
Planungsverbandes Frankfurt/Rhein-Main entwarf eine<br />
Gruppe von Studierenden der Offenbacher Hochschule<br />
für Gestaltung die einzelnen Stationen. Projektpartner<br />
wurden die Städte Frankfurt, Kelsterbach, Mühlheim<br />
und Offenbach, Kooperationspartner und fachlicher<br />
Berater ist der <strong>Deutsche</strong> Wetterdienst (DWD).<br />
Finanziert wird die Klimaroute zur Hälfte von der EU<br />
innerhalb des „C-Change-Projektes", das sich allgemein<br />
mit dem Klimawandel und dem Wandel der Lebensbedingungen<br />
beschäftigt. Die wichtigste Aufgabe<br />
des C-Change-Projektes ist die Vermittlung komplexer<br />
Inhalte an die Bürgerinnen und Bürger. Die Klimaroute<br />
wird in dieser Form einzigartig in Europa sein. Mehr<br />
dazu auf www.klimaroute.de
Risk and Planet Earth<br />
Dölemayer, A.; Zimmer, J. Tetzlaff, G.<br />
(Hrsg.): Risk and Planet Earth. Vulnerability.<br />
Natural Hazards, Integrated Adaption<br />
Strategies. Schweizerbart, Stuttgart, 2<strong>01</strong>0,<br />
110 S., 28 Abbildungen, 29,80 €.<br />
Andreas Walter<br />
Das vorliegende Buch − in englischer Sprache − ist<br />
eine Zusammenfassung der Vorträge der Konferenz<br />
„Risk and Planet Earth“, die anlässlich des 600. Geburtstages<br />
der Universität Leipzig stattfand.<br />
Nach den obligatorischen Grußworten gibt Gerd<br />
Tetzlaff in seiner thematischen Einführung die Ausrichtung<br />
der Konferenz vor: nur ein möglichst breites<br />
und fundiertes Wissen über Naturkatastrophen −<br />
hauptsächlich als Konsequenz des anthropogen verursachten<br />
Klimawandels − kann der Menschheit helfen,<br />
die Auswirkungen zunehmender extremer Wetterereignisse<br />
zu begrenzen und sich langfristig an diese Extreme<br />
anzupassen.<br />
Sich an diese Maxime haltend, widmen sich die Beiträge<br />
der disziplinübergreifenden Komplexität dieser<br />
Herausforderung und decken ein weites Spektrum dieser<br />
Problematik ab.<br />
Publikationshinweise<br />
Die Geschichte der Internationalen Polarjahre (IPYs)<br />
Barr, Susan, Lüdecke, Cornelia (Eds.): The<br />
History of the International Polar Years<br />
(IPYs). Series: From Pole to Pole, Vol. 1,<br />
Springer-Verlag, Berlin, 2<strong>01</strong>0, Heidelberg,<br />
XI, 319 p.<br />
ISBN:978-3-642-124<strong>01</strong>-3, eBook: http://<br />
dx.doi.org/10.1007/978-3-642-12402-0<br />
Obwohl die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />
− vor allem in der Meteorologie – schon vor<br />
dem ersten Internationalen Polarjahr IPY-1 (1882/83)<br />
begann, gilt dieses Jahr doch als erster bedeutender<br />
Schritt in Richtung einer umfassenden internationalen<br />
Zusammenarbeit zum Nutzen der Wissenschaft. Dem<br />
IPY-1 folgte 50 Jahre später IPY-2, nach dem zweiten<br />
medial<br />
Die Beiträge von James K. Mitchell, Ed de Mulder,<br />
Nico Stehr und anderen betonen hierbei ausdrücklich<br />
die Rolle der Politik bei der Koordinierung von Adaptionsstrategien.<br />
Gerade Stehrs knapper Beitrag − der<br />
ja schon längere Zeit auf dem Gebiet der Klimatologie<br />
arbeitet und 1999 zusammen mit H. von Storch das sehr<br />
lesenwerte Büchlein „Klima, Wetter, Mensch“ veröffentlichte<br />
– formuliert in fünf Thesen prägnant die<br />
dringlichsten Erfordernisse in Bezug auf Klimaschutz<br />
und Adaption, kritisiert jedoch zugleich ausdrücklich<br />
die alleinige Fokusierung auf den Klimaschutz als primäres<br />
Ziel in Deutschland. Er kommt zu dem Schluss,<br />
dass vielmehr Adaptionsmaße zu einer parallelen Strategie<br />
zwingend notwendig definiert werden müssen.<br />
In weiteren meteorologischen Beiträgen werden beispielsweise<br />
Versäumnisse im Katastrophenschutz nach<br />
Hurricane Katrina in den USA aufgezeigt (J. Mitchell)<br />
oder auch Indizien für mögliche Änderungen von<br />
Überflutungsfrequenzen im alpinen Raum diskutiert<br />
(C. Dobler).<br />
Irmgard Schwaetzer behandelt in Ihrem Beitrag die<br />
Komplexität der Gründe für die in ihrer Anzahl zunehmenden<br />
meteorologisch bedingten Katastrophen.<br />
Sie kommt zu dem Schluss, dass interdisziplinäre Forschung,<br />
aber vor allem die gezielte Wissensvermittlung<br />
über Ursache-Wirkungszusammenhänge, eine wichtige<br />
Rolle auf diesem Gebiet spielt. Dieser Aspekt wird<br />
ebenfalls von R. Hidajat aufgegriffen, die sich in ihrem<br />
Beitrag der Bedeutung von „Wissentransfer-Programmen“<br />
beispielsweise in Pakistan widmet.<br />
Weltkrieg dann das Internationale Geophysikalische<br />
Jahr IPY-3 (1957-58), und schließlich das „krönende“<br />
vierte Polarjahr (IPY-4) in den Jahren 2007/2008.<br />
Nun ist ein Buch erschienen, das eine umfassende<br />
wissenschaftliche, wirtschaftliche und politische Geschichte<br />
der Internationalen Polarjahre bietet und durch<br />
bisher wenig bekanntes Archivmaterial einen tiefen<br />
Einblick in die Erfolge der internationalen Zusammenarbeit<br />
bei der Erforschung der Polarregionen erlaubt.<br />
Das Buch wurde von Susan Barr und Cornelia Lüdecke,<br />
der langjährigen Vorsitzenden des <strong>DMG</strong>-Fachausschusses<br />
„Geschichte der Meteorologie“ (FAGEM),<br />
verfasst. Es ist vor kurzem im Springer-Verlag erschienen.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
31
32<br />
medial<br />
Inhaltsverzeichnisse <strong>Meteorologische</strong> Zeitschrift<br />
Band 19, Heft 6, 2<strong>01</strong>0<br />
Krauss, Liane; HaucK, cHristian; Kottmeier, cHristopH: Spatio-temporal soil moisture variability in Southwest<br />
Germany observed with a new monitoring network within the COPS domain, 523-537.<br />
marKKanen, tiina; steinfeLd, GeraLd; KLjun, natascHa; raascH, sieGfried; foKen, tHomas: A numerical casestudy<br />
on footprint model performance under inhomoegneous flow conditions, 539-547.<br />
cHan, paK Wai: LIDAR-based turbulence intensity calculation using glide-path scans of the Doppler LIght Detection<br />
And Ranging (LIDAR) systems at the Hong Kong International Airport and comparison with flight data and<br />
a turbulence alerting system, 549-563.<br />
daHLKötter, fLorian; Griessbaum, franK; scHmidt, andres; KLemm, otto: Direct measurement of CO 2 and particle<br />
emissions from an urban area, 565-575.<br />
HendricKs, joHannes; faLb, andreas; stubenraucH, cLaudia j.; emde, cLaudia: A method for comparing properties<br />
of cirrus clouds in global climate models with those retrieved from IR sounder satellite observations,<br />
577-589.<br />
birmiLi, WoLfram; GöbeL, tina; sonntaG, andré; ries, LudWiG; soHmer, raLf; GiLGe, stefan; Levin, inGeborG;<br />
stoHL, andreas: A case of transatlantic aerosol transport detected at the Schneefernerhaus Observatory (2650<br />
m) on the northern edge of the Alps, 591-600.<br />
pfeifer, moniKa; Yen, WencHieH; baLdauf, micHaeL; craiG, GeorGe; creWeLL, susanne.; fiscHer, jürGen; Ha-<br />
Gen, martin; HüHnerbein, anja; mecH, mario; reinHardt, tHorsten; scHröder, marc; seifert, axeL: Validating<br />
precipitation forecasts using remote sensor synergy: A case study approach, 6<strong>01</strong>-617.<br />
WernLi, Heini; pfaHL, stepHan; trentmann, jörG; Zimmer, mattHias: How representative were the meteorological<br />
conditions during the COPS field experiment in summer 2007?, 619-630.<br />
träGer-cHatterjee, cHristine; müLLer, ricHard W.; trentmann, jörG; bendix, jörG: Evaluation of ERA-40 and<br />
ERA-interim re-analysis incoming surface shortwave radiation data-sets with mesoscale remote sensing data,<br />
631-640.<br />
mutHers, stefan; matZaraKis, andreas: Use of beanplots in applied climatology A comparison with boxplots,<br />
641-644.<br />
corriGendum, 645-645.<br />
Band 19, Heft 5, 2<strong>01</strong>0<br />
Special Issue: The 30th International Conference on Alpine Meteorology (ICAM), May 11-15, 2009, Rastatt,<br />
Germany<br />
voLKert, Hans; ZänGL, GüntHer: The 30th International Conference on Alpine Meteorology (ICAM), 403-404.<br />
ZänGL, GüntHer; seifert, axeL; WobrocK, WoLfram: Modeling stable orographic precipitation at small scales:<br />
The impact of the autoconversion scheme, 405-416.<br />
seifert, axeL; ZänGL, GüntHer: Scaling relations in warm-rain orographic precipitation, 417-426.<br />
Kunz, Michael; Puskeiler, Marc: High-resolution assessment of the hail hazard over complex terrain from radar<br />
and insurance data, 427-439.<br />
eHret, uWe: Convergence Index: a new performance measure for the temporal stability of operational rainfall<br />
forecasts, 441-451.<br />
tudor, martina; ivateK-ŠaHdan, stjepan: The case study of bura of 1st and 3rd February 2007, 453-466.<br />
LarGeron, Yann; staquet, cHantaL; cHemeL, cHarLes: Turbulent mixing in a katabatic wind under stable conditions,<br />
467-480.<br />
WaGner, jocHen e.; anGeLini, federico; aroLa, antti; bLumtHaLer, mario; fitZKa, micHaeL; Gobbi, Gian; pao-<br />
Lo Kift, ricHard; Kreuter, axeL; rieder, HaraLd e.; simic, stana; Webb, ann; WeiHs, pHiLipp: Comparison of<br />
surface UV irradiance in mountainous regions derived from satellite observations and model calculations with<br />
ground-based measurements, 481-490.<br />
enGeLHardt, marKus; HaucK, cHristian; saLZmann, nadine: Influence of atmospheric forcing parameters on<br />
modelled mountain permafrost evolution, 491-500.<br />
ficKer, HeinricH: The influence of the Alps on areas of falling air pressure and the develop-ment of depressions<br />
over the Mediterranean Sea, 5<strong>01</strong>-512.<br />
davies, HuW c.: An early and perceptive concept of cyclogenesis, 513-517.<br />
Zardi, d.: buHLer, o.: Waves and mean Flows, 519-520.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1
Band 19, Heft 4, 2<strong>01</strong>0<br />
Special Issue: The 2nd Lund Regional-scale Climate Modelling Workshop, Part II<br />
medial<br />
rocKeL, burKHardt; arritt, raYmond; rummuKainen, marKKu; Hense, andreas: The 2nd Lund Regional-scale<br />
Climate Modelling Workshop, 323-324.<br />
de eLía, ramón; côté, HéLène: Climate and climate change sensitivity to model configuration in the Canadian<br />
RCM over North America, 325-339.<br />
taKLe, euGene s.; jHa, manoj; Lu, er; arritt, raYmond W.; GutoWsKi, WiLLiam j.: Streamflow in the upper<br />
Mississippi river basin as simulated by SWAT driven by 20th Century contemporary results of global climate<br />
models and NARCCAP regional climate models, 341-346.<br />
sorensson, anna a.; menéndeZ, cLaudio G.; ruscica, romina; aLexander, peter; samueLsson, patricK; WiLLén,<br />
uLriKa: Projected precipitation changes in South America: a dynamical downscaling within CLARIS, 347-355.<br />
menéndeZ, cLaudio G. de castro, manueL; sorensson, anna; bouLanGer, jean –pHiLippe: CLARIS Project: towards<br />
climate downscaling in South America, 357-362.<br />
jereZ, sonia; montaveZ, juan p.; GomeZ-navarro, juan j.; jimeneZ-Guerrero, pedro; jimeneZ, jose; GonZaLeZrouco,<br />
jesus f.: Temperature sensitivity to the land-surface model in MM5 climate simulations over the Iberian<br />
Peninsula, 363-374.<br />
García GaLiano, sandra; GiraLdo osorio, juan d.: Analysis of impacts on hydrometeorological extremes in the<br />
Senegal River Basin from REMO RCM, 375-384.<br />
GosWami, prasHant; sHivappa, HimesH; Goud, bHaramanaGoudra s.: Impact of urbanization on tropical mesoscale<br />
events: Investigation of three heavy rainfall events, 385-397.<br />
corriGendum, 399.<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Meteorologische</strong>r Kalender − Eine Auslese<br />
Walter Fett<br />
Kalender altern schnell. Schon mit dem Umblättern<br />
droht dem Kalenderblattinhalt das vorzeitige Vergessen.<br />
Spätestens mit dem Jahreswechsel wird dann alles<br />
fast unauffindbar, leider. Das gilt erst recht für Jahrgänge<br />
aus der Zeit vor ihrer Digitalisierung und damit auch<br />
für die Bewahrung und Auffindbarkeit im Internet. Und<br />
als die ersten Kalender erschienen, waren die meisten<br />
der heutigen Meteorologen noch gar nicht in ihrem Beruf<br />
− und die Meteorologiestudenten noch gar nicht<br />
geboren!<br />
Wer nun den derzeitigen Kalendern Interesse entgegenbringt,<br />
könnte auch noch neugierig auf die alten<br />
Inhalte sein. Für diese soll in einer umfangreichen<br />
Faksimile-Sammlung eine Auslese vor allem der Rückseiteninhalte<br />
aus der Anfangsphase − inhaltlich geordnet<br />
− angeboten werden, in welcher überwiegend der<br />
Autor engagiert war. Ein ausführliches und thematisch<br />
aufbereitetes Inhaltsverzeichnis mag − je nach Interesse<br />
− als Leitfaden helfen.<br />
Wer dagegen den Kalender noch gar nicht kennen<br />
sollte, möge dadurch zum Bezug der aktuellen und wesentlich<br />
reichhaltiger ausgestatteten Jahrgänge angeregt<br />
werden:<br />
www.walterfett.de/docs/mk-auslese_total.pdf.zip<br />
Abb.: <strong>Meteorologische</strong>r Kalender 2<strong>01</strong>1, April, www.meteorologischerkalender.de<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
33
34<br />
tagungen<br />
Wissenschaftshistorische Tagung "Von A(ltenburg) bis Z(eppelin) −<br />
deutsche Forschung in Spitzbergen bis 1914"<br />
Cornelia Lüdecke<br />
Anlässlich des 100. Jubiläums der Spitzbergen-Expedition<br />
des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Altenburg wird<br />
am Wochenende des 24.–25. September 2<strong>01</strong>1 eine wissenschaftshistorische<br />
Tagung im Naturkundlichen Museum<br />
Mauritianum in Altenburg durchgeführt.<br />
Vor dem Ersten Weltkrieg war Spitzbergen das Ziel<br />
zahlreicher deutscher Expeditionen, die dort einerseits<br />
die Ausrüstung und das Zusammenspiel der Expeditionsteilnehmer<br />
für größere Expeditionen getestet haben<br />
wie beispielsweise Wilhelm Filchner für seine anschließende<br />
Antarktisexpedition und Schröder-Stranz<br />
für seine geplante Nordostpassage oder wie die <strong>Deutsche</strong><br />
Arktische Expedition mit Graf Zeppelin und dem<br />
Aerologen Hugo Hergesell zum Studium der Voraussetzungen<br />
für die Erforschung der Arktis mit Luftschiffen.<br />
Nachdem es noch zu wenig meteorologische Daten<br />
gab, wurde für künftige Luftschifffahrten 1911 in der<br />
Adventbai das bald nach Ebeltofthafen (norw. Ebeltofthamna)<br />
verlagerte <strong>Deutsche</strong> Observatorium eingerichtet,<br />
an dem bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />
die meteorologischen Bedingungen der höheren Luftschichten<br />
kontinuierlich untersucht wurden. Anderseits<br />
war Spitzbergen auch das Ziel kleiner Forschungsexpeditionen,<br />
wie sie Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg<br />
unternahm. Daneben fanden für die verunglückte<br />
Schröder-Stranz-Expedition mehrere Hilfsexpeditionen<br />
statt, darunter eine von dem Leiter des <strong>Deutsche</strong>n Observatorium<br />
in Ebeltofthamna Kurt Wegener wie auch<br />
Karlsruher Ausstellung nimmt die „Erde ins Visier“<br />
DWD<br />
Die Welt in ihrer Ganzheit erfassen, Zusammenhänge<br />
begreifen – das will eine im Naturkundemuseum Karlsruhe<br />
in der vergangenen Woche eröffnete sehenswerte<br />
Ausstellung vermitteln. Sie trägt den Titel „Die Erde im<br />
Visier“.<br />
Im Mittelpunkt der Wanderausstellung steht die Fernerkundung<br />
mit Hilfe von Satelliten, genutzt für Wettervorhersagen<br />
und Klimaüberwachung, für Grundlagenforschung,<br />
die Suche nach Rohstoffen und das<br />
Monitoring der Umwelt − zu dem beispielsweise auch<br />
das Wanderverhalten von Tieren gehört. Durch unterschiedliche<br />
Satellitenmissionen wurden unlängst ganz<br />
neue Erkenntnisse über dynamische Prozesse im In-<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
die später selbst verunglückte Hilfs-expedition des<br />
Frankfurters Theodor Lerner, auf der Sepp Allgeier<br />
einen Dokumentarfilm gedreht hat.<br />
Auf der Tagung sollen die verschiedenen interdisziplinären<br />
Aspekte der Expeditionen nach Spitzbergen<br />
und Forschungen auf Spitzbergen bis zum<br />
Ersten Weltkrieg dargestellt werden. Neben meteorologischen,<br />
klimatologischen, meereskundlichen<br />
und biologischen Beiträgen sind im Zusammenhang<br />
mit der Expedition des Herzogs Ernst auch Ausführungen<br />
zu frühen Expeditionstechniken, verwendeten<br />
Expeditionsschiffen, wissenschaftlichen Polarstationen,<br />
der Kommunikation zwischen Deutschland und<br />
Spitzbergen, Polarfilmen, Lebensläufen von Polarforschern,<br />
oder zur Organisation von Polarexpeditionen<br />
erwünscht.<br />
Bitte senden Sie Ihre Zusammenfassung von maximal<br />
einer DIN-A4-Seite bis spätestens 30. Juni<br />
2<strong>01</strong>1 elektronisch oder per Post an: Dr. Cornelia Lüdecke,<br />
Fernpaßstraße 3, 81373 München, E-Mail:<br />
C.Luedecke@lrz.uni-muenchen.de<br />
Die Tagungsgebühr von 20 Euro wird vor Ort entrichtet.<br />
Die Tagung wird unterstützt von der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Gesellschaft für Polarforschung, der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n<br />
Gesellschaft (<strong>DMG</strong>) und der Hans<br />
Schimank-Gedächtnis-Stiftung. Es ist geplant, die<br />
Beiträge der Tagung anschließend in einem Buch zu<br />
veröffentlichen.<br />
neren unseres Planeten gewonnen, die ebenfalls in der<br />
Ausstellung anschaulich erklärt werden.<br />
Das Ausstellungskonzept wurde vom Koordinierungsbüro<br />
GEOTECHNOLOGIEN des <strong>Deutsche</strong>n<br />
GeoForschungsZentrums in Potsdam entwickelt und<br />
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) sowie der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) unterstützt. Wissenschaftliche Berater der Ausstellung<br />
kamen von der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe, der TU München (Institut für<br />
astronomische und physikalische Geodäsie) sowie vom<br />
DWD.<br />
Die Ausstellung ist noch bis zum 28.08.2<strong>01</strong>1 in Karlsruhe<br />
zu sehen. Danach geht es weiter nach Bochum.<br />
Insgesamt drei Jahre wird die Ausstellung unterwegs<br />
sein. Mehr Infos unter www.die-erde-im-visier.de.
World Meteorological Organisation/WWRP<br />
THORPEX European Regional Meeting<br />
Karlsruhe, Germany, 24-27 May 2<strong>01</strong>1<br />
tagungen<br />
Aims<br />
The aim of this meeting is to review progress in European THORPEX research, to strengthen existing<br />
collaborations and initiate new collaborations within the European THORPEX community, to identify<br />
necessary revisions to the THORPEX European Plan, and to discuss European involvement within new<br />
THORPEX initiatives.<br />
Themes of the meeting are:<br />
� PDP (Predictability and Dynamical Processes)<br />
� DAOS (Data Assimilation and Observing Strategies)<br />
� SERA (Societal economic research applications)<br />
� TIGGE (THORPEX Interactive Grand Global Ensemble)<br />
� Field Programmes (e.g. IPY-THORPEX, T-PARC, T-NAWDEX, Concordiasi, HYMEX)<br />
Program Committee: Sarah Jones, (KIT, Germany, Chair), David Burridge (WMO), Stefan Klink<br />
(EUCOS), Detlev Majewski (<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst), Tiziana Paccagnella (ARPA-SIMC, Italy), Florence<br />
Rabier (Meteo France), David Richardson (ECMWF), Johannes Schmetz, (EUMETSAT), Richard<br />
Swinbank (UK MetOffice), Olivier Talagrand (Institut Pierre-Simon Laplace, France), Heini Wernli (ETH<br />
Zürich, Switzerland).<br />
Location: Gartensaal of the "Badisches Landesmuseum" at Schloss Karlsruhe in<br />
the centre of Karlsruhe, adjacent to the South Campus of the Karlsruhe Institute of Technology.<br />
Further Information is available at www.pandowae.de/newsevents/thorpex-erm<br />
Local Organisation & Contact:<br />
Aurelia Müller<br />
Institut für Meteorologie und Klimaforschung<br />
Kaiserstr. 12, 76128 Karlsruhe, Germany<br />
thorpex-erm@imk.uka.de<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
35
36<br />
tagungskalender<br />
Veranstaltung Ort Staat Internet/E-Mail<br />
10.02. - 28.08.2<strong>01</strong>1 GEOTECHNOLOGIEN-Wanderausstellung: Die Beobachtung des Systems Erde aus dem Karlsruhe Deutschland http://www.die-erde-im-visier.de<br />
Weltrau<br />
03.04. - 08.04.2<strong>01</strong>1 EGU General Assembly 2<strong>01</strong>1 Wien Österreich<br />
06.04. - 08.04.2<strong>01</strong>1 2. Fachtagung Energiemeteorologie des virtuellen Instituts für Energiemeteorologie Bremerhaven Deutschland http://www.energiemeteorologie.de/17899.html<br />
11.04. - 13.04.2<strong>01</strong>1 EUMETSAT/ESA Scatterometer Science Conference Darmstadt Deutschland http://www.eumetsat.int/Home/Main/News/Conferences_and_Events/717603?l=en<br />
12.04. - 15.04.2<strong>01</strong>1 6. ExtremWetterKongress "Klimafolgenforschung: Metropolregionen - Anpassungsstrategien - Hamburg Deutschland http://www.extremwetterkongress.de/de/index.html<br />
Prognosen"<br />
18.04. - 21.04.2<strong>01</strong>1 International Symposium on “Weather Radar and Hydrology” Exeter U.K. http://www.wrah2<strong>01</strong>1.org/<br />
09.05. - 10.05.2<strong>01</strong>1 Demographische und klimatische Herausforderungen in der Stadt Aachen Deutschland http://www.humtec.rwth-aachen.de/city2020<br />
15.05. - 18.05.2<strong>01</strong>1 9. Internationaler SRNWP-Workshop über Nichthydrosstatische Modellierung Bad Orb Deutschland http://www.dwd.de/forschung<br />
24.05. - 27.05.2<strong>01</strong>1 THORPEX European Regional Meeting Karlsruhe Deutschland http://www.pandowae.de/en/newsevents/thorpex-erm<br />
31.05.2<strong>01</strong>1 Adapting to Climate Change. Case Studies from the Baltic Sea Region Hamburg Deutschland www.baltex-research.eu/bsssc<br />
<strong>01</strong>.06. - 05.06.2<strong>01</strong>1 StuMeTa 2<strong>01</strong>1 Berlin Deutschland http://www.mi.uni-hamburg.de/Stumeta.219.0.html<br />
06.06. - 09.06.2<strong>01</strong>1 MedCLIVAR Final Conference Mediterranean Climate Lecce Italien www.medclivar.eu<br />
11.07. - 14.07.2<strong>01</strong>1 Global Conference on Global Warming-2<strong>01</strong>1 Lissabon Portugal http://www.gcgw.org/gcgw11/index.php?conference=gcgw&schedConf=gcgw11<br />
29.08. - <strong>01</strong>.09.2<strong>01</strong>1 International conference on the occasion of 125th anniversary of Sonnblick Observatory (Austria): Salzburg Österreich http://www.zamg.ac.at/veranstaltungen/125jahresonnblick<br />
"Climate Change in High Mountain Regions - From Understanding of the Past to Modelling of the<br />
Future"<br />
30.08. - <strong>01</strong>.09.2<strong>01</strong>1 Exkursion des ZV Rheinland zum Hohenpeißenberg, nach Garmisch-Partenkirchen und<br />
Südbayern Deutschland Christian.Koch@dwd.de<br />
Oberpfaffenhofen<br />
03.09. - 04.09.2<strong>01</strong>1 Tag der offenen Tür DWD Geisenheim Geisenheim Deutschland<br />
04.09. - 09.09.2<strong>01</strong>1 10th International NCCR Climate Summer School "Climate Change, Extremes and Ecosystem Grindelwald Schweiz http://www.nccr-climate.unibe.ch/summer_school/2<strong>01</strong>1/<br />
Services"<br />
12.09. - 16.09.2<strong>01</strong>1 11th EMS Annual Meeting & European Conference on Applied Climatology (ECAM) Berlin Deutschland http://meetings.copernicus.org/ems2<strong>01</strong>1/<br />
19.09. - 25.09.2<strong>01</strong>1 3. Hamburger Klimawoche Hamburg Deutschland<br />
19.09. - 30.09.2<strong>01</strong>1 Summer School on Coastal Research - Climate Change and Impact in the North Sea Lauenburg, BüsuDeutschland http://www.hzg.de/mw/coastal_school/index.html.de<br />
24.09. - 25.09.2<strong>01</strong>1 8. FAGEM-Tagung Altenburg Deutschland http://www.dmg-ev.de/fachausschuesse/fagem/PDF/Tagungsflyer%20Altenburg.pdf<br />
03.10. - 07.10.2<strong>01</strong>1 6th European Conference on Severe Storms: ESSL 2<strong>01</strong>1 Palma de MallorcSpanien www.essl.org/ECSS/2<strong>01</strong>1<br />
11.10. - 13.10.2<strong>01</strong>1 acqua alta 2<strong>01</strong>1 - Fachmesse mit internationalem Kongress für Klimafolgen, Hochwasserschutz un Hamburg Deutschland http://www.hamburg-messe.de/acquaalta/acquaalta_de/start.php<br />
18.10. - 20.10.2<strong>01</strong>1 Meteorological Technology World Expo 2<strong>01</strong>1 Brüssel Belgien www.MeteorologicalTechnologyWorldExpo.com<br />
25.10. - 27.10.2<strong>01</strong>1 Future of Operational Oceanography - ideas, methods & products Hamburg Deutschland http://futoore.bsh.de/<br />
28.10. - 30.10.2<strong>01</strong>1 30. Jahrestreffen des Arbeitskreis Klima der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für Geographie Graz Österreich www.akklima.de<br />
02.11. - 04.11.2<strong>01</strong>1 Sixth International Symposium on Non-CO2 Greenhouse Gases (NCGG-6) Amsterdam Niederlande http://www.ncgg.info<br />
14.11. - 15.11.2<strong>01</strong>1 10. Herbstschule <strong>DMG</strong>/ GFZ „Leben und Naturgefahren im System Erde“ Potsdam Deutschland herbstschule@dmg-ev.de<br />
05.12. - 09.12.2<strong>01</strong>1 19th International Congress of Biometeorology Auckland Neuseeland http://www.icb2<strong>01</strong>1.com/icb2<strong>01</strong>1/<br />
20.03. - 22.03.2<strong>01</strong>2 METTOOLS VIII Leipzig Deutschland http://www.dmg-ev.de/fachausschuesse/umet<br />
26.03. - 29.03.2<strong>01</strong>2 Planet under pressure London U.K. www.planetunderpressure2<strong>01</strong>2.net<br />
26.08. - 30.08.2<strong>01</strong>2 32. Internationale Geographenkongress Köln Deutschland www.igc2<strong>01</strong>2.org<br />
10.09. - 14.09.2<strong>01</strong>2 12th EMS Annual Meeting & 9th European Conference on Applied Climatology (ECAC) Lodz Polen<br />
16.09. - 21.09.2<strong>01</strong>2 3. International Conference on Earth System Modelling (ICESM) Hamburg Deutschland<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
09.10. - 12.10.2<strong>01</strong>2 9. <strong>Deutsche</strong> Klimatagung Freiburg i.Br. Deutschland<br />
02.09. - 06.09.2<strong>01</strong>3 DACH Meteorologentagung Innsbruck Österreich
impressum<br />
<strong>DMG</strong> <strong>Mitteilungen</strong> – Autorenhinweise<br />
Die <strong>Mitteilungen</strong> haben in der Regel einen Umfang von 32 oder 40 Seiten. Ihr Inhalt gliedert sich in folgende regelmäßige Rubriken:<br />
Titelseite, Seite 2 (farbige Grafik), Editorial/Inhaltsverzeichnis, Focus (mehrseitige Aufsätze), Diskutabel, News (Kurz- und Pressemitteilungen),<br />
Wir (Vereinsnachrichten), EMS, Medial (Buchbesprechungen etc.), Tagungskalender, -ankündigungen und -berichte, Umschlagseiten<br />
hinten.<br />
Bis zum Redaktionsschluss (in der Regel <strong>01</strong>.03., <strong>01</strong>.06., <strong>01</strong>.09., 15.11.) muss der Beitrag bei der Redaktion (Joerg.Rapp@dwd.de oder<br />
redaktion@dmg-ev.de) vorliegen.<br />
Autorenbeiträge in der Rubrik „Focus“ sollten einschließlich Abbildungen maximal 5 Druckseiten umfassen, in der Rubrik „Wir“ maximal<br />
3 Seiten.<br />
Als Textsoftware bitte MS-WORD verwenden, möglichst mit wenigen Formatierungen. Den Beitrag bitte als e-mail-Anlage an die Redaktion<br />
schicken. Den Text bitte in Deutsch nach den „neuen“ Rechtschreibregeln.<br />
Am Ende des Beitrages sind zu nennen: Vor- und Zuname des/der Autors/Autoren, Anschrift, E-Mail-Adresse.<br />
Abbildungen sind sehr erwünscht, als getrennte Datei (übliche Formate), allerdings in der Regel nur in Schwarz-Weiß reproduzierbar, hohe<br />
Auflösung bzw. Größe (im endgültigen Druck 300 dpi). Abbildungslegenden und Bezug im Text bitte nicht vergessen.<br />
Die Autoren erhalten in der Regel keine Korrekturfahnen. Allerdings wird nach dem Satz das Heft durch Dritte kritisch gegengelesen.<br />
Alle Autoren, die keine Mitglieder der <strong>DMG</strong> sind, erhalten ein Belegexemplar im pdf-Format.<br />
Impressum<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> – das offizielle Organ der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft e.V.<br />
Die <strong>Mitteilungen</strong> werden im Auftrag des Vorstandes der <strong>DMG</strong> e.V. herausgegeben. Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren bzw. die<br />
Herausgeber der Pressemitteilungen im Sinne des Presserechtes verantwortlich. Aus technischen Gründen behält sich die Redaktion die<br />
Kürzung bzw. das Zurückstellen eingesandter Beiträge vor. Die Namen der Autoren bzw. der Herausgeber von Pressemitteilungen werden<br />
in der Regel zwischen Titelzeile und Text explizit genannt.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong> Gesellschaft ist ein eingetragener Verein beim Amtsgericht Frankfurt am Main.<br />
Geschäftsführender Vorstand<br />
Vorsitzender: Prof. Dr. Helmut Mayere<br />
Stellvertretender Vorsitzender: Prof. Dr. Herbert Fischer, Karlsruhe<br />
Schriftführer: Dr. Dirk Schindler, Freiburg<br />
Kassenwart: Dr. Hein Dieter Behr, Elmshorn<br />
Beisitzer für das Fachgebiet Physikalische Ozeanographie: Dr. Klaus Peter Koltermann<br />
Zweigvereine:<br />
Berlin-Brandenburg, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, München, Rheinland.<br />
Fachausschüsse:<br />
Biometeorologie, Geschichte der Meteorologie, Umweltmeteorologie, Hydrometeorologie.<br />
Ehrenmitglieder:<br />
Prof. Dr. Walter Fett, Dr. Günter Skeib, Prof. Dr. Guri Iwanowitsch Martschuk, Dr. Joachim Kuettner, Prof. Dr. Lutz Hasse,<br />
Redaktionsadresse:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong> Gesellschaft e.V.<br />
Redaktion <strong>Mitteilungen</strong><br />
Frankfurter Str. 135<br />
63067 Offenbach am Main<br />
<br />
Webseite:<br />
www.dmg-ev.de/gesellschaft/publikationen/dmg-mitteilungen.htm<br />
Redaktionsteam:<br />
Dr. Jörg Rapp (Wissenschaftl. Redakteur) <br />
Dr. Hein Dieter Behr <br />
Dr. Jutta Graf <br />
Prof. Dr. Christoph Jacobi <br />
Priv.-Doz. Dr. Cornelia Lüdecke<br />
<br />
Prof. Dr. Andreas Matzarakis<br />
<br />
Marion Schnee <br />
Dipl.-Met. Arne Spekat <br />
Dr. Sabine Theunert <br />
Dr. Birger Tinz <br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dr. Friedrich Theunert<br />
Dr. Ute Merkel<br />
Layout:<br />
Marion Schnee <br />
Druck:<br />
Druckhaus Berlin-Mitte GmbH, Schützenstraße 18, 1<strong>01</strong>17 Berlin<br />
Erscheinungsweise und Auflage:<br />
Vierteljährlich, 1900<br />
Heftpreis:<br />
Kostenlose Abgabe an alle Mitglieder<br />
Redaktionsschluss des nächsten Heftes (02/2<strong>01</strong>1):<br />
1. Juni 2<strong>01</strong>1<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
37
38<br />
korporative Mitglieder<br />
Dankenswerterweise engagieren sich die folgenden Firmen und Institutionen<br />
für die Meteorologie, indem sie korporative Mitglieder der <strong>DMG</strong> sind:<br />
ask - Innovative Visualisierungslösungen GmbH<br />
www.askvisual.de<br />
<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst<br />
www.dwd.de<br />
SELEX Sistemi Integrati GmbH<br />
Gematronik Weather Radar Systems<br />
www.gematronik.com<br />
www.selex-si.de<br />
WetterWelt GmbH<br />
<strong>Meteorologische</strong> Dienstleistungen<br />
www.wetterwelt.de<br />
WetterOnline<br />
<strong>Meteorologische</strong> Dienstleistungen GmbH<br />
www.wetteronline-gmbh.de<br />
GWU-Umweltechnik GmbH<br />
www.gwu-group.de<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Scintec AG<br />
www.scintec.com<br />
MeteoGroup Deutschland GmbH<br />
www.meteogroup.de<br />
WetterKontor GmbH<br />
www.wetterkontor.de<br />
meteocontrol GmbH<br />
www.meteocontrol.de<br />
Wetterprognosen, Angewandte<br />
Meteorologie, Luftreinhaltung,<br />
Geoinformatik<br />
www.meteotest.ch<br />
Skywarn Deutschland e. V.<br />
www.skywarn.de<br />
<strong>Meteorologische</strong> Messtechnik GmbH<br />
www.metek.de
anerkannte beratende meteorologen<br />
Anerkennungsverfahren durch die <strong>DMG</strong><br />
Zu den Aufgaben der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft gehört die Förderung der Meteorologie als<br />
angewandte Wissenschaft. Die <strong>DMG</strong> führt ein Anerkennungsverfahren für beratende Meteorologen durch. Dies<br />
soll den Bestellern von meteorologischen Gutachten die Möglichkeit geben, Gutachter auszuwählen, die durch<br />
Ausbildung, Erfahrung und persönliche Kompetenz als Sachverständige für meteorologische Fragestellungen<br />
besonders geeignet sind. Die Veröffentlichung der durch die <strong>DMG</strong> anerkannten beratenden Meteorologen erfolgt<br />
auch im Web unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen_sachverstaendige.htm.<br />
Weitere Informationen finden sich unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen.htm<br />
Windenergie<br />
Dr. Bernd Goretzki<br />
Wetter-Jetzt GbR<br />
Hauptstraße 4<br />
14806 Planetal-Locktow<br />
Tel:. 033843/41925 Fax: 033843/41927<br />
<br />
www.wetter-jetzt.de<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Stadt- und Regionalklima<br />
Prof. Dr. Günter Groß<br />
Universität Hannover<br />
- Institut für Meteorologie -<br />
Herrenhäuser Str. 2<br />
30419 Hannover<br />
Tel.: 0511/7625408<br />
<br />
Hydrometeorologie<br />
Windenergie<br />
Dr. Josef Guttenberger<br />
Hinterer Markt 10<br />
92355 Velburg<br />
Tel.: 09182/902117 Fax: 09182/902119<br />
<br />
Standortklima<br />
Windenergie<br />
Dr. Barbara Hennemuth-Oberle<br />
Classenstieg 2<br />
22391 Hamburg<br />
Tel.: 040/5361391<br />
<br />
Windenergie<br />
Prof. Dr. Daniela Jacob<br />
Oldershausener Hauptstr. 22a<br />
21436 Oldershausen<br />
Tel.: 04133/210696 Fax: 04133/210695<br />
<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Stadt- und Regionalklima<br />
Dipl.-Met. Werner-Jürgen Kost<br />
IMA Richter & Röckle /Stuttgart<br />
Hauptstr. 54<br />
70839 Gerlingen<br />
Tel.: 07156/438914 Fax: 07156/438916<br />
<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Dipl.-Phys. Wetterdienstassessor Helmut Kumm<br />
Ingenieurbüro für Meteorologie und techn. Ökologie<br />
Kumm & Krebs<br />
Tulpenhofstr. 45<br />
63067 Offenbach/Main<br />
Tel.: 069/884349 Fax: 069/818440<br />
<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Dipl.-Met. Wolfgang Medrow<br />
TÜV NORD Systems GmbH & Co. KG<br />
Bereich Engineering, Abteilung Gebäudetechnik<br />
Arbeitsgebiet Gerüche, Immissionsprognosen<br />
Langemarckstr. 20<br />
45141 Essen<br />
Tel.: 02<strong>01</strong>/825-3263 Fax: 02<strong>01</strong>/825-3377<br />
<br />
Windenergie<br />
Dr. Heinz-Theo Mengelkamp<br />
Anemos<br />
Sattlerstr. 1<br />
21365 Adendorf<br />
Tel.: 04131/189577 Fax: 04131/18262<br />
<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
39
40<br />
anerkannte beratende meteorologen<br />
Stadt- und Regionalklima, Ausbreitung von<br />
Luftbeimengungen, Windenergie<br />
Dr. Jost Nielinger<br />
iMA Richter & Röckle - Niederlassung Stuttgart<br />
Hauptstr. 54<br />
70839 Gerlingen<br />
Tel.: 07156/438915 Fax: 07156/438916<br />
<br />
Stadt- und Regionalklima<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Dipl.-Met. C.-J. Richter<br />
IMA Richter & Röckle<br />
Eisenbahnstr. 43<br />
79098 Freiburg<br />
Tel.: 0761/2021661/62 Fax: 0761/20216-71<br />
<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Standortklima<br />
Dipl.-Met. Axel Rühling<br />
Müller-BBM GmbH<br />
Niederlassung Karlsruhe<br />
Schwarzwaldstraße 39<br />
76137 Karlsruhe<br />
Tel.: 0721/504 379-16 Fax: 0721/504 379-11<br />
<br />
www.MuellerBBM.de<br />
Anerkennungsverfahren Wettervorhersage<br />
Die <strong>DMG</strong> ist der Förderung der Meteorologie als reine und angewandte Wissenschaft verpflichtet, und dazu gehört auch die<br />
Wetterberatung. Mit der Einrichtung des Qualitätskreises Wetterberatung soll der Zunahme von Wetterberatungen durch<br />
Firmen außerhalb der traditionellen nationalen Wetterdienste Rechnung getragen werden. Die <strong>DMG</strong> führt seit über 10 Jahren<br />
ein Anerkennungsverfahren für meteorologische Sachverständige/Gutachter durch. Dabei ist bisher das Arbeitsgebiet<br />
Wetterberatung ausgeschlossen worden. Die Arbeit in der Wetterberatung ist von der Natur der Sache her anders geartet als<br />
die Arbeit eines Gutachters. In der Regel wird Wetterberatung auch nicht von einzelnen Personen, sondern von Firmen in<br />
Teamarbeit angeboten. Für Firmen mit bestimmten Qualitätsstandards in ihrer Arbeit bietet die <strong>DMG</strong> mit dem Qualitätskreis<br />
die Möglichkeit einer Anerkennung auf Grundlage von Mindestanforderungen und Verpflichtungen an.<br />
Weitere Informationen finden Sie auf http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/wetterberatung.htm<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>1<br />
Anerkannte Mitglieder<br />
<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst Meteotest Bern<br />
MeteoGroup Deutschland WetterWelt GmbH<br />
Stadt- und Regionalklima, Hydrometeorologie,<br />
<strong>Meteorologische</strong> Systemtechnik<br />
Dr. Bernd Stiller<br />
Winkelmannstraße 18<br />
15518 Langewahl<br />
Tel.: 03361/308762 mobil: <strong>01</strong>62/8589140<br />
Fax: 03361/306380<br />
<br />
www.wetterdoktor.de<br />
Luftchemie und Messtechnik<br />
Dr. Rainer Schmitt<br />
Meteorologie Consult GmbH<br />
Frankfurter Straße 28<br />
61462 Königstein<br />
Tel.: 06174/61240 Fax: 06174/61436<br />
Windenergie<br />
Dr. Thomas Sperling<br />
Institut f. Geophysik und Meteorologie<br />
Universität zu Köln<br />
Kerpener Str. 13<br />
50937 Koeln<br />
mobil: <strong>01</strong>62/ 946 62 62<br />
< ts@meteo.uni-koeln.de>
Temperaturabweichung<br />
Herbst (SON) 2<strong>01</strong>0<br />
vom Normalwert<br />
1961–1990<br />
Datenbasis: CLIMAT,<br />
Schiffsmeldungen,<br />
vorläufige Werte.<br />
Temperaturabweichung<br />
Dezember 2<strong>01</strong>0<br />
vom Normalwert<br />
1961−1990<br />
Datenbasis: CLIMAT,<br />
Schiffsmeldungen,<br />
vorläufige Werte.<br />
Quelle: DWD, WMO RA VI Pilot Regional Centre on Climate Monitoring, Stand: 18.02.2<strong>01</strong>1, weitere Informationen<br />
und Karten unter: www.dwd.de/rcc-cm.<br />
Gebietsmittelwerte Deutschland<br />
Winter (DJF) 2<strong>01</strong>0/2<strong>01</strong>1<br />
Mittel Abweichung<br />
Summe 1961-1990<br />
Lufttemperatur -0,6 °C -0,8 °C<br />
Niederschlagshöhe 182 mm +1 %<br />
Sonnenscheindauer 152 Stunden -1 %<br />
Quelle: DWD<br />
Klimarückblick EUROPA<br />
Herbst und Winter 2<strong>01</strong>0/2<strong>01</strong>1<br />
Anomalien der globalen Mitteltemperatur<br />
Dezember Januar<br />
2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>1<br />
HadCRUT3 +0,43 [7.] +0,25 [14.] +0,19 [21.]<br />
GISS/NASA +0,74 [1.] +0,40 [12.] +0,46 [11.]<br />
NCDC/NOAA +0,69 [2.] +0,37 [17.] +0,38 [ ]<br />
Angaben in °C, in [ ] Rangplatz; Quellen und Referenzperioden: HadCRUT3<br />
1961-1990, GISS/NASA 1951-1980, NCDC/NOAA 19<strong>01</strong>-2000.