09.01.2013 Aufrufe

SBB - Sächsischer Bergsteigerbund

SBB - Sächsischer Bergsteigerbund

SBB - Sächsischer Bergsteigerbund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

wand vom Eiger zu durchsteigen. Nach einigen<br />

hundert Metern Aufstieg durch die Bergflanke,<br />

einem Biwak in der Wand und einem<br />

schweren Sturz über dem Stollenloch der<br />

Jungfraubahn, rettete den drei mutigen Sachsen<br />

nur ein verfangenes Seil das Leben. Sie<br />

traten abgeschlagen den Rückweg an. Wäre<br />

der Sturz nicht so glimpflich verlaufen, die<br />

Alpingeschichte hätte sie seit über 70 Jahren<br />

als die ersten toten deutschen Helden in<br />

der Nordwand gefeiert. So schien jahrzehntelang<br />

alpingeschichtlich Gras über die drei<br />

jungen Sachsen gewachsen zu sein.<br />

Es mussten nach diesem beachtlichen Erstbegehungsversuch<br />

über 60 Jahre vergehen,<br />

damit dieser - wenn auch nur ganz zögerlich<br />

- Eingang in die Eiger-Ersteigungsgeschichte<br />

fand. Verschiedene, vom Autor minutiös<br />

aufgezeichnete Gründe führten jedoch Mitte<br />

der dreißiger Jahre in der sächsischen Heimat<br />

nicht zur verdienten Anerkennung, sondern<br />

noch im Jahr 1934 zum umgehenden<br />

Ausschluss aus dem Sächsischen <strong>Bergsteigerbund</strong>.<br />

Ein verschmähtes politisches Ereignis,<br />

Unglaube, Neid und Missgunst im Eigertal<br />

mögen dabei Pate gestanden haben.<br />

Umfassend belegt, breitet Autor Gliniorz auf<br />

über 80 Seiten zum Teil einmalige und bisher<br />

noch nie veröffentlichte Dokumente dieser<br />

überaus konträr betrachteten Ereignisse aus.<br />

Hier und da macht er es dem Leser auch nicht<br />

einfach, scheint die Abitur-Prüfungsfrage zu<br />

stehen: Was will der Autor damit sagen? Zum<br />

Beispiel, was mag das Eiger-Trio mit der dargestellten<br />

Vereidigung eines SA-Bergsteigersturmes<br />

in Dresden zu tun haben? Offensichtlich<br />

doch so einiges, denn die zwei Löwinger-Brüder<br />

entzogen sich mit ihrer Fahrradabfahrt<br />

in die Alpen - just an jenem Tage -<br />

Literaturecke<br />

der vorbereiteten Vereidigung. Und genau<br />

das sollte und wollte der nationalsozialistische<br />

<strong>SBB</strong>-Führer Wächtler ahnden. Deshalb<br />

sollte und muss man das „Kind“ klar beim<br />

Namen nennen, deshalb wurden auch im kritischen<br />

Disput um die verschiedenen Begehungen<br />

der drei Sachsen in den Schweizer<br />

Bergen keine entlastenden Stimmen gehört,<br />

deshalb war es für den <strong>SBB</strong>-Führer am Ende<br />

auch keine alpine Entscheidung, sondern<br />

eine politische Maßnahme gegen zwei unbotmäßige<br />

Dresdner Bundesmitglieder und<br />

zugleich eine Disziplinierung der Mitgliedschaft,<br />

denn wer sich entzog, musste abgestraft<br />

werden. Den Pirnaer Willy Beck dagegen<br />

focht das wenig an, er war kein Bundesmitglied,<br />

er wendete sich mehr denn je seinem<br />

geliebten Fußball und der Familie zu.<br />

Dem Autor sei ausdrücklich gedankt für diesesRecherche-Lehrstück.<br />

(j.s.)<br />

Hans Steinmann:<br />

Berg-Heil und<br />

Handschlag, Band<br />

VII<br />

Eigenverlag Pirna<br />

2007<br />

84 Seiten<br />

5,00 Euro<br />

nichtgezeichnete Rezensionen:<br />

Dieter Klotzsch<br />

Die rezensierten Bücher gehen in den<br />

Bestand der <strong>SBB</strong>-Bibliothek ein und<br />

können ausgeliehen werden.<br />

55

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!