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SBB - Sächsischer Bergsteigerbund

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Klettersteigtour im Dachsteingebiet<br />

Zwei Schuhe halten Wort - Ein (Dach-)steiniges Erlebnis<br />

Pitsch - ein kalter Tropfen von oben holt mich<br />

zurück aus meinem Dämmerzustand. Die<br />

Augen gehen auf und nun glaube ich erst<br />

recht zu träumen, sitze ich doch in einer kleinen<br />

Grotte im oberen Teil der Nordwände des<br />

Dachsteinmassivs. Tief unter mir glänzt der<br />

Hallstädter See.<br />

Da unten in Obertraun bin ich heute gegen<br />

10 Uhr aus dem Zug gestiegen und sofort<br />

am Wasser entlang zum Seewandklettersteig<br />

gewandert. Alle Achtung, der Aufstieg hat es<br />

wirklich in sich! Die Waldserpentinen und den<br />

unteren Teil der Steilwand kann ich noch im<br />

Schatten absolvieren. Viel Hangelei am<br />

Stahlseil, oft genug durch senkrechte Abschnitte,<br />

da wird mir auch so schon ordentlich<br />

warm. Dann kommt die Sonne und die<br />

hat nach dem verregneten Frühsommer viel<br />

nachzuholen. Zwischen den heftigen Kletterstellen<br />

sorgen nasse Erdbänder ab und<br />

an für rutschige Schuhsohlen, was das ohnehin<br />

sehr anstrengende Steigen zusätzlich<br />

erschwert. Wie gut, dass ich endlich diesen<br />

schattigen Rastplatz erreicht habe!<br />

Im oberen Wandteil ist der Fels wieder trocken<br />

und stellenweise sogar griffig. Eigentlich<br />

müsste die luftige Kletterei ein riesiges<br />

Vergnügen sein, wäre nicht dieses böse Gefühl<br />

der totalen Erschöpfung gleich nach jeder<br />

Pause wieder da. Der Körper verschweigt<br />

eben nicht, was der Kopf verdrängen konnte:<br />

Meine miese Kondition ist seit der letzten<br />

Bergtour weiter abgesackt, vermutlich umgekehrt<br />

proportional zum Körpergewicht.<br />

Endlich beginnt sich die Wand ein klein wenig<br />

zu legen. Bald darauf wird erleichtert der<br />

letzte Karabiner ausgeklinkt und zur Belohnung<br />

die Wasserflasche leer gemacht. Jetzt<br />

ist es gar nicht mehr weit bis zur ersten Übernachtungsmöglichkeit,<br />

dem Schilcherhaus<br />

auf der Gjaidalm. Mir allerdings kommt der<br />

harmlose Weg wie eine endlose Durststrecke<br />

vor.<br />

Der Montag, es ist der 16. Juli, muss vorwiegend<br />

der Erholung dienen. Erst nach 10 Uhr<br />

setzte ich den Rucksack auf und gerate auf<br />

der Wanderung zum Guttenberghaus natürlich<br />

voll in die Mittagshitze. Es sind nur etwa<br />

fünf Stunden Gehzeit, trotzdem wird der Weg<br />

über den Karst zur Geduldsprobe. Fernsichten<br />

machen sich rar und nach jedem mühsam<br />

erstiegenen grünen Buckel erscheint in<br />

schöner Regelmäßigkeit der nächste grüne<br />

Buckel. Als die Hütte von der Feisterscharte<br />

aus in greifbarer Nähe erscheint, fällt mein<br />

Jubel sehr verhalten aus, denn der Hals ist<br />

trocken und das Fahrgestell wie Gummi.<br />

Am Abend wuselt das Quartier vor Menschen,<br />

dafür bin ich am Morgen wieder ganz<br />

allein. Alles verzichtbare Gepäck habe ich auf<br />

der Hütte gelassen und die Tageshitze gegen<br />

kalten Morgenwind getauscht. Dankbar<br />

und erfüllt raste ich 7.30 Uhr am wuchtigen<br />

Gipfelkreuz auf der Scheichenspitze - die<br />

Bergwelt ringsum gehört mir ganz allein! Zwei<br />

Stunden später, als auf der Edelgrießhütte<br />

die ersten „Frühaufsteher“ erscheinen, liegt<br />

der Ramsauer Klettersteig bereits hinter mir,<br />

eine wundervolle Grattour mit imposanten<br />

Tiefblicken. Der Rückweg geht ausschließlich<br />

über langweiligen Schutt, da nehme ich<br />

zur Abwechslung gleich noch den Jubiläums-<br />

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