09.01.2013 Aufrufe

Michael Flock: Der Notkirchenbau von Otto Bartning - gta fh heidelberg

Michael Flock: Der Notkirchenbau von Otto Bartning - gta fh heidelberg

Michael Flock: Der Notkirchenbau von Otto Bartning - gta fh heidelberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5. Das Notkirchenprogramm<br />

Aus der Idee einfachster serieller Typen <strong>von</strong> hoher konstruktiver wie wirtschaftlicher<br />

Zweckmäßigkeit, die zum Einen den liturgischen Bedürfnissen des evangelischen<br />

Sakralraums entsprachen, und zum anderen den örtlichen Gegebenheiten und<br />

individuellen Gestaltungsabsichten der Gemeinden Raum ließen, entstand das<br />

Grundkonzept der Notkirchen. Darüber hinaus aber stellten diese Bautypen nicht<br />

etwa nur noch einen Notbehelf dar, sondern einen architektonisch würdigen<br />

Kirchenbau, welcher authentisch und einfach war.<br />

Die Entwurfsidee sah eine bauorganisatorische Trennung zwischen Fremd- und<br />

Eigenleistung vor. Die Dreigelenk-Nagelbinder-konstruktionen wurden in der<br />

Schweiz produziert, nach Deutschland eingeführt; vor Ort wurden die nicht<br />

tragenden Wände aus Trümmergestein in Eigeninitiative erstellt.<br />

Auch wenn die Kirchenbaracken aus Holz als Vorlage für den <strong>Notkirchenbau</strong><br />

gedacht waren, erreichte <strong>Bartning</strong> durch die spezifische Verwendung <strong>von</strong> Stein und<br />

Holz, seine klarere Raumkonzeption und Proportion wie auch durch die stärkere<br />

Dachneigung, dass vom „Barackencharakter“ nichts mehr spürbar war.<br />

1946 wurde der erste Notkirchenentwurf fertig gestellt und im Januar 1947<br />

zusammen mit einem zerlegbaren Holzmodell in Genf vorgestellt und nach<br />

Amerika weitergeleitet.<br />

Das Genehmigungsverfahren wurde beschleunigt durch das Einbringen der<br />

Entwurfsideen des Bauberaters der ETH in Zürich, des Schweizer Architekten Dr.<br />

Emil Staudacher, in <strong>Bartning</strong>s Variantenkatalog.<br />

Für den Typ A waren <strong>Otto</strong> <strong>Bartning</strong> und Emil Staudacher verantwortlich, wobei Typ<br />

B (<strong>Bartning</strong>) mit 3 Chorvarianten im eigenen Büro entworfen wurde, zusammen mit<br />

Oswald und Hampe.<br />

Typ B, mit tief abgeschlepptem Satteldach, hatte bei einer Breite <strong>von</strong> 11,54 m eine<br />

Firsthöhe <strong>von</strong> 11,25 m und konnte in drei Ausführungen – mit polygonalem Chor<br />

(Form 1), mit Altarraum mit geradem Abschluss (Form 2) oder ohne gesonderten<br />

Altarraum (Form 3) – bestellt werden. Typ B / Form 1 fasste 500 Personen und<br />

Form 2, 480 Personen, während Form 3 mit einem Fassungsvermögen <strong>von</strong> 350<br />

Personen die kleinste der Notkirchen war.<br />

Anfangs gab es gewisse Planungs- und Organisationsprobleme durch die<br />

schwierige Verzahnung der Abläufe mit der Schweizer Baufirma Gribi in Burgdorf<br />

(wo die Bauelemente produziert wurden) mit den vor Ort auszuführenden<br />

Arbeiten.<br />

In Pforzheim entstand 1948 der Prototyp einer evangelischen Notkirche; dies war<br />

der erste massive Neubau einer Kirche in Deutschland nach dem Krieg.<br />

Verwirklicht wurde die große Variante der Planung (Typ B mit polygonalem<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!