Michael Flock: Der Notkirchenbau von Otto Bartning - gta fh heidelberg
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5. Das Notkirchenprogramm<br />
Aus der Idee einfachster serieller Typen <strong>von</strong> hoher konstruktiver wie wirtschaftlicher<br />
Zweckmäßigkeit, die zum Einen den liturgischen Bedürfnissen des evangelischen<br />
Sakralraums entsprachen, und zum anderen den örtlichen Gegebenheiten und<br />
individuellen Gestaltungsabsichten der Gemeinden Raum ließen, entstand das<br />
Grundkonzept der Notkirchen. Darüber hinaus aber stellten diese Bautypen nicht<br />
etwa nur noch einen Notbehelf dar, sondern einen architektonisch würdigen<br />
Kirchenbau, welcher authentisch und einfach war.<br />
Die Entwurfsidee sah eine bauorganisatorische Trennung zwischen Fremd- und<br />
Eigenleistung vor. Die Dreigelenk-Nagelbinder-konstruktionen wurden in der<br />
Schweiz produziert, nach Deutschland eingeführt; vor Ort wurden die nicht<br />
tragenden Wände aus Trümmergestein in Eigeninitiative erstellt.<br />
Auch wenn die Kirchenbaracken aus Holz als Vorlage für den <strong>Notkirchenbau</strong><br />
gedacht waren, erreichte <strong>Bartning</strong> durch die spezifische Verwendung <strong>von</strong> Stein und<br />
Holz, seine klarere Raumkonzeption und Proportion wie auch durch die stärkere<br />
Dachneigung, dass vom „Barackencharakter“ nichts mehr spürbar war.<br />
1946 wurde der erste Notkirchenentwurf fertig gestellt und im Januar 1947<br />
zusammen mit einem zerlegbaren Holzmodell in Genf vorgestellt und nach<br />
Amerika weitergeleitet.<br />
Das Genehmigungsverfahren wurde beschleunigt durch das Einbringen der<br />
Entwurfsideen des Bauberaters der ETH in Zürich, des Schweizer Architekten Dr.<br />
Emil Staudacher, in <strong>Bartning</strong>s Variantenkatalog.<br />
Für den Typ A waren <strong>Otto</strong> <strong>Bartning</strong> und Emil Staudacher verantwortlich, wobei Typ<br />
B (<strong>Bartning</strong>) mit 3 Chorvarianten im eigenen Büro entworfen wurde, zusammen mit<br />
Oswald und Hampe.<br />
Typ B, mit tief abgeschlepptem Satteldach, hatte bei einer Breite <strong>von</strong> 11,54 m eine<br />
Firsthöhe <strong>von</strong> 11,25 m und konnte in drei Ausführungen – mit polygonalem Chor<br />
(Form 1), mit Altarraum mit geradem Abschluss (Form 2) oder ohne gesonderten<br />
Altarraum (Form 3) – bestellt werden. Typ B / Form 1 fasste 500 Personen und<br />
Form 2, 480 Personen, während Form 3 mit einem Fassungsvermögen <strong>von</strong> 350<br />
Personen die kleinste der Notkirchen war.<br />
Anfangs gab es gewisse Planungs- und Organisationsprobleme durch die<br />
schwierige Verzahnung der Abläufe mit der Schweizer Baufirma Gribi in Burgdorf<br />
(wo die Bauelemente produziert wurden) mit den vor Ort auszuführenden<br />
Arbeiten.<br />
In Pforzheim entstand 1948 der Prototyp einer evangelischen Notkirche; dies war<br />
der erste massive Neubau einer Kirche in Deutschland nach dem Krieg.<br />
Verwirklicht wurde die große Variante der Planung (Typ B mit polygonalem<br />
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