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HOCHBEGABUNG UND SCHULE 9<br />

„Genie“, „Talent“ und „Hochbegabung“: Was ist der Unterschied?<br />

Auch hier gilt: Der Sprachgebrauch ist nicht eindeutig. Häufig wird von „Genie“ gesprochen,<br />

wenn eine „Höchstbegabung“ gemeint ist (z. B. IQ > 160). Andere Autoren beziehen<br />

die Leistung mit ein, um beide Konzepte voneinander abzugrenzen. Sie betonen dann, dass<br />

„Genie“ eine Anerkennung bereits gezeigter und gesellschaftlich relevanter sowie hochgeschätzter,<br />

weit überragender Leistung(en) darstellt. Bezieht sich diese Leistungsexzellenz<br />

auf inhaltlich viele verschiedene Bereiche (d.h. liegt eine imponierende Leistungsbreite vor),<br />

wird gerne der Ausdruck Universalgenie benutzt. Leonardo da Vinci beispielsweise, so sagt<br />

man, sei ein solches „Universalgenie“ gewesen. Und was will man ausdrücken, wenn man<br />

Talent verwendet? Viele Fachleute bezeichnen mit „Talent“ eine bereichsspezifische Spitzenbegabung,<br />

häufig in nicht-intellektuellen Bereichen wie Sport, Kunst, Schauspiel, Musik<br />

etc. Doch auch Personen, die enger umgrenzte intellektuelle Leistungen gezeigt haben,<br />

werden nicht selten mit „talentiert“ gekennzeichnet, was sich in Wendungen wie „Franz hat<br />

ein besonderes Talent für Mathematik, Ina dagegen ist sprachlich talentiert“ ausdrückt.<br />

Was ist in dieser Broschüre mit „Hochbegabung“ gemeint?<br />

Man kommt nicht umhin: Wegen der schon erwähnten Vieldeutigkeit des Begriffs muss<br />

man, wenn man von „Hochbegabung“ spricht oder über „Hochbegabte“ schreibt, erläutern,<br />

was darunter verstanden werden soll. In diesem Beitrag und in den nachfolgenden Artikeln<br />

wird „Hochbegabung“ – wie national und international weithin üblich – im Sinne der breit<br />

angelegten intellektuellen Potenz verwendet: „Hochbegabt“ ist demnach, wer sich schnell<br />

Wissen über Sachverhalte und Problemlösestrategien aneignen kann, dieses Wissen in<br />

unterschiedlichen Situationen für unterschiedliche Problemlösungen effektiv nutzt, rasch<br />

aus seinen dabei gemachten Erfahrungen lernt und erkennt, auf welche neuen Situationen<br />

bzw. Probleme er seine gewonnenen Erkenntnisse übertragen kann und auf welche nicht.<br />

Dazu ist noch ein Kennwert für die Attribute „schnell“, „effektiv“ und „rasch“ festzulegen: Das<br />

sind Kinder und Jugendliche, die in der intellektuellen Leistungsfähigkeit zu den besten<br />

zwei Prozent ihrer Altersgruppe zählen. In ähnlichem Sinn spricht die im Jahr 2000 erschienene<br />

Broschüre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung auch von „intellektueller<br />

Hochbegabung“, wenn eine Person eine extrem hohe Intelligenz (IQ von 130 oder<br />

höher) besitzt.<br />

Gibt es in Deutschland größere Forschungsprojekte zur „Hochbegabung“ ?<br />

Es gibt leider nur sehr wenige aktuelle Forschungsprojekte, die hinreichend groß und<br />

umfassend angelegt worden sind. Nach einer Blütezeit in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

erwachte in Deutschland das Interesse an „Hochbegabung“ erst wieder etwa um<br />

1980. Wie so häufig zu beobachten ist, erschöpfte sich auch dabei leider ein Großteil der<br />

Diskussion in ideologisch getönten Auseinandersetzungen (für und wider „Hochbegabungs“-Förderung).<br />

Mutmaßungen, Meinungen und Parolen hatten Hochkonjunktur (oder<br />

sollte man – „politisch korrekt“ – besser sagen: hatten „besondere“ Konjunktur?). Gute empirische<br />

Forschung musste man mit der Lupe suchen. Inzwischen hat sich die Aufregung<br />

gelegt, und die Ergebnisse empirischer Forschungsprojekte liegen vor. Aus Platzgründen<br />

spreche ich an dieser Stelle nur die beiden größeren Studien an, die zugleich auch zu den<br />

größten ihrer Art (zumindest) in Europa gehören.

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