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HOCHBEGABUNG UND SCHULE<br />
Letztlich ist – wie eben schon gesagt – jede Grenzsetzung bei einer quantitativen Definition,<br />
so auch bei „hochbegabt“ oder „besonders begabt“, eine Konventionsfrage. Genau so ist es<br />
eine Konventionsfrage und eine Frage des Vergleichsmaßstabes, wenn wir beurteilen, ob<br />
eine Person groß oder klein, dick oder dünn ist. Deshalb sind Fragen wie „Wie viele Hochbegabte<br />
gibt es denn wirklich?“ sinnlos, und es ist Unfug, wenn in Büchern und Zeitschriftenartikeln<br />
geschrieben wird, die Vorkommenshäufigkeit von „Hochbegabung“ würde auf<br />
diesen oder jenen Prozentsatz geschätzt. Die Vorkommenshäufigkeit von „Hochbegabung“<br />
ist schlichtweg mit der – wie auch immer bestimmten – konsensuellen Grenzwertsetzung<br />
fixiert. Deshalb gibt es hierbei nichts zu schätzen. Im Kasten 1 habe ich die mit unterschiedlichen<br />
Intelligenzquotienten verknüpften Vorkommenshäufigkeiten in der Population<br />
angegeben. Ich möchte darauf hinweisen, dass die heute üblichen Intelligenztests nur bis<br />
zu einem IQ = 145 bis IQ = 150 einigermaßen zuverlässig messen können. Angaben über<br />
deutlich höhere Intelligenzquotienten oder über sogar extrem hohe Intelligenz, die man<br />
dann und wann in Illustrierten oder populärwissenschaftlichen Büchern findet (z. B. „Superhirne“<br />
mit einem IQ von 210), sind schlichtweg dummes Zeug. Es gibt einfach keine solide<br />
konstruierten psychometrischen Verfahren, die entsprechende Normstichproben bereitstellen,<br />
um im Bereich von IQ = 150 oder höher, also zwischen extrem Hochbegabten, noch<br />
zuverlässig und gültig zu differenzieren. Das gilt auch für die aktuell auf den Markt geworfenen<br />
„Hochbegabungstests“. Der 2006 neu erschienene „Berliner Intelligenzstrukturtest<br />
für Jugendliche: Begabungs- und Hochbegabungsdiagnostik“ (BIS-HB) schafft es auch nur<br />
bis ungefähr zum IQ = 145 – und auch das nur, wenn man bestimmte (m. E. nicht immer<br />
plausible) Annahmen, die bei der Anreicherung der Normierungsstichprobe mit Hochleistenden<br />
gemacht wurden, teilt.<br />
Was ein Intelligenzquotient (IQ) bedeutet: Die Zuordnung des IQ zur umgangs -<br />
sprachlichen Klassifizierung von Begabungsgruppen<br />
IQ Begabungsgruppe Anteil Personen Prozentrang PR<br />
in der Gruppe<br />
weniger als extrem niedrig kleiner<br />
70 („Schwachsinn“) ca. 2 % als 2<br />
70 bis 79 sehr niedrig ca. 7 % 2 bis 8<br />
80 bis 89 niedrig ca. 16 % 9 bis 23<br />
90 bis 109 durchschnittlich ca. 50 % 25 bis 73<br />
110 bis 119 hoch ca. 16 % 75 bis 90<br />
120 bis 129 sehr hoch ca. 7 % 91 bis 97<br />
130 extrem hoch ca. 2 % 98<br />
und mehr („Hochbegabung“) und höher<br />
Der Intelligenzquotient (IQ) gibt Auskunft darüber, wie viele Personen einer Vergleichsgruppe – z.B. alle<br />
Schülerinnen und Schüler einer Jahrgangsstufe oder alle Gleichaltrigen – eine gleich gute oder schlechtere<br />
Leistung in dem vorgegebenen Intelligenztest erzielen. Es wird davon ausgegangen, dass die Intelligenz<br />
normalverteilt ist („Gaußsche Glockenkurve“). Die gebräuchlichste Definition des IQ („Wechsler-Skalierung“)<br />
weist einer Person mit genau durchschnittlicher Testleistung einen IQ = 100 zu. Das entspricht einem Prozentrang<br />
von PR = 50. Bei einer unausgelesenen großen Stichprobe liegen ungefähr 68% aller Personen im<br />
Bereich von IQ = 85 (entspricht einem PR = 16) bis IQ = 115 (entspricht einem PR = 84), ungefähr 98% im<br />
Bereich zwischen IQ = 70 (entspricht einem PR = 2) und IQ = 130 (entspricht einem PR = 98).