brain
brain
brain
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
76<br />
HOCHBEGABUNG UND SCHULE<br />
die positiven Einstellungen der Lehrkräfte der aufnehmenden Klasse eine zentrale Rolle.<br />
Voraussetzung ist weiterhin eine aktive mehrmonatige Begleitung durch die Schule. Ein<br />
Überspringen sollte rechtzeitig vorbereitet und nicht kurzfristig geplant sein. Wünschenswert<br />
ist die Vereinbarung einer gewissen Probezeit (z. B. sechs bis acht Wochen) zwischen<br />
allen Beteiligten. So wird dem Kind bzw. der oder dem Jugendlichen die Möglichkeit offen<br />
gehalten, gegebenenfalls ohne „Gesichtsverlust“ in die alte Klasse zurückkehren zu können.<br />
In der Regel ist auch eine temporäre Nachhilfe erforderlich, um Wissenslücken zu schließen.<br />
Insgesamt wird deutlich: Überspringen ist kein „Heilmittel“, um eine schwierige schulische<br />
Situation zu entschärfen. Im Falle eines „Underachievements“ und begleitenden Problemen<br />
ist von einem Überspringen abzuraten. Die damit einhergehenden höheren Anforderungen<br />
an Arbeitsverhalten, Motivation und Anstrengungsbereitschaft können eine Schülerin<br />
bzw. einen Schüler, die bzw. der schon ohne ein Überspringen mit schulischen Leistungsproblemen<br />
zu kämpfen hat, überfordern und somit, ganz im Gegenteil zur erhofften Entlastung,<br />
zu einer zusätzlich Belastung werden. Man zieht Überspringen nur dann in Erwägung,<br />
wenn die eben angesprochenen Rahmenbedingungen günstig ausgeprägt sind. Auch nach<br />
einem Springen – wenn der Schulstoff der übersprungenen Klasse aufgeholt ist – ist oftmals<br />
eine weitere Förderung, z. B. in Form einer Binnendifferenzierung, notwendig. Überspringen<br />
alleine ohne entsprechende Binnendifferenzierung ist keine sinnvolle Fördermaßnahme.<br />
Was versteht man unter einer äußeren Differenzierung?<br />
Eine weitere Möglichkeit, Hochbegabte zu fördern, besteht darin, begabungs- bzw. leistungshomogene<br />
Gruppen zu bilden (engl. ability grouping). Das kann in Form von speziellen<br />
Hochbegabungsklassen an Regelschulen geschehen; das können aber auch Spezialschulen<br />
für Hochbegabte bzw. Hochleistende sein (z. B. die Schule Schloss Hansenberg im<br />
Rheingau). Das Kind bzw. die oder der Jugendliche lernt hier mit anderen begabten und<br />
leistungsstarken Kindern bzw. Jugendlichen zusammen, so dass z. B. der Schulstoff schneller,<br />
anspruchsvoller und ohne häufige Wiederholungen vermittelt wird. Im Blick auf solche<br />
separierenden Fördermaßnahmen herrscht jedoch bei Umfragen sowohl bei Eltern und<br />
Lehrkräften, aber auch bei Schülerinnen und Schülern eher Skepsis vor: Im Vergleich zu integrierenden<br />
Maßnahmen fallen Akzeptanzeinschätzungen segregierender Maßnahmen eher<br />
ungünstig aus (siehe weiter unten).<br />
Welche weiteren (schulischen) Fördermaßnahmen gibt es?<br />
Die Teilnahme an diversen Wettbewerben (z. B. „Jugend forscht“, „Bundeswettbewerb<br />
Mathematik“ etc.) ist ein geeignetes Mittel, leistungsstarke, interessierte und motivierte<br />
Schülerinnen und Schüler herauszufordern und damit auch zu fördern. Des Weiteren bietet<br />
sich der Besuch einer bilingualen Schule oder einer Schule mit besonderem Schwerpunkt<br />
an (z. B. im Bereich der Fremdsprachen oder der Naturwissenschaften). Längere Auslandsaufenthalte<br />
(z. B. ein Schuljahr an einer Partnerschule verbringen) sind für Jugendliche<br />
eine sehr gute Möglichkeit, neue Erfahrungen in anderen kulturellen Zusammenhängen<br />
zu sammeln und eine Fremdsprache vertiefend zu lernen. Jede Schule kann zudem im<br />
Rahmen der jeweils spezifischen örtlichen Gegebenheiten ein eigenes Förderprofil entwickeln<br />
(z.B. „Gütesiegelschule“).