brain
brain
brain
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
HOCHBEGABUNG UND SCHULE 63<br />
� Mit den Eltern kooperieren (sich gut über das häusliche Umfeld informieren; Informationen<br />
austauschen; Eltern pädagogisch beraten und sie unterstützen; „Runder Tisch“<br />
mit allen Beteiligten)!<br />
� Nicht zögern, bei schwierigen Fällen professionelle pädagogisch-psychologische Beratung<br />
und ggf. psychotherapeutische Unterstützung einzufordern (für das Kind: Lerntherapie,<br />
ggf. verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Kinder- und Jugendpsychotherapie;<br />
für die Eltern: Erziehungsberatung, Familientherapie; für Lehrkräfte: Schulpsychologinnen<br />
bzw. Schulpsychologen und didaktisch-methodische Expertinnen bzw. Experten)!<br />
Im optimalen Falle heißt das für die Planung einer umfassenden Beratung mit anschließender<br />
Intervention, alle kontinuierlich an der Erziehung und Unterrichtung Beteiligten<br />
(Schule und Elternhaus) sowie fallweise hinzugezogenen „Experten“ (wie [Schul-]Psychologin<br />
bzw. [Schul-]Psychologe, Beratungslehrerin bzw. Beratungslehrer, Sonderpädagogin<br />
bzw. Sonderpädagoge, ggf. auch Psychotherapeutin bzw. Psychotherapeut und Kinderärztin<br />
bzw. Kinderarzt) an einen „Runden Tisch“ zu bringen und gemeinsam nach realistischen<br />
Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Die Einbeziehung und Mitarbeit des „Underachievers“<br />
selbst ist dabei, insbesondere bei Jugendlichen, nicht nur empfehlenswert, sondern geradezu<br />
ein „Muss“. „Underachievement“ hat eine längere Entwicklungsgeschichte. Deswegen<br />
sollte man nicht erwarten, dass „Underachiever“ sehr schnell und mit wenig Aufwand zu<br />
guten Schulleistungen zu bringen wären. Man braucht also Geduld; und man sollte in seinen<br />
Bemühungen nicht nachlassen, wenn sich nicht sofort Erfolge einstellen.<br />
Was bleibt?<br />
Hochbegabte „Underachiever“ kommen anteilsmäßig selten vor. Dies sollte aber nicht zum<br />
Anlass genommen werden, bei schlechten Schulleistungen nicht auch an ein eventuelles<br />
„Underachievement“ zu denken. Bei rund 13 Millionen Schülerinnen und Schülern im deutschen<br />
Schulsystem gibt es – folgt man dem 2 %-Kriterium – ungefähr 260.000 hochbegabte<br />
Schülerinnen und Schüler. Legt man die obigen Grenzsetzungen an, also IQ ≥ 130 und<br />
maximal durchschnittliche Schulleistungen, ergeben sich mehr als 30.000 hochbegabte<br />
„Underachiever“ (rund 12 % der Hochbegabten).<br />
Hochbegabte „Underachiever“ setzen ihr exzellentes intellektuelles Potential nicht in entsprechende<br />
Schulleistungen um. Wie erwähnt, beschreiben sich hochbegabte „Underachiever“<br />
in einer Vielzahl an Variablen als ungünstiger als Vergleichsschülerinnen und Vergleichsschüler<br />
(sog. „Underachievementsyndrom“). Dies rechtfertigt, sich über Prävention und Intervention<br />
Gedanken zu machen: Ein pädagogischer Ansatzpunkt ist guter Unterricht. Guter<br />
Unterricht ist durch ein hohes Ausmaß an Individualisierung gekennzeichnet und kann damit<br />
auch einer Entwicklung und Verfestigung von „Underachievement“ vorbeugen; und guter<br />
Unterricht ist – begleitet von individualisierten pädagogisch-psychologischen Maßnahmen –<br />
ebenfalls ein guter Ansatz, „Underachievern“ – wie auch allen anderen Schülerinnen und Schülern<br />
– zu helfen, sie in ihrem Lernweg nach Kräften zu unterstützen und zu fördern.