brain
brain
brain
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
HOCHBEGABUNG UND SCHULE 61<br />
und dem Unterricht“, manchmal sogar Depressionen usw.). Zudem ist eine Aufhellung der<br />
Genese der „Underachievementproblematik“ von besonderer Relevanz. Hierbei interessieren<br />
– wie angedeutet – besonders das Lern- und Arbeitsverhalten, die familiären Interaktionen,<br />
die Peer-Beziehungen und die Qualität des schulischen Unterrichts.<br />
Können Eltern und Lehrkräfte „Underachiever“ identifizieren?<br />
Auf was sollten sie achten?<br />
Ein besonders Problem besteht darin, dass hochbegabte „Underachiever“ von Lehrkräften<br />
(und auch Eltern) oft nicht als „hochbegabt“ erkannt werden. Die Identifikation von Hochbegabten<br />
mit sehr guten und guten Schulleistungen gelingt Lehrkräften oftmals gut; die<br />
Identifikation von Hochbegabten mit schlechten Schulleistungen gelingt hingegen kaum.<br />
Lehrkräfte orientieren sich nämlich bei der Begabungseinschätzung, wie mehrfach gezeigt<br />
wurde, stark an der gezeigten Schulleistung. Manchmal ist auch eine begriffliche Schludrigkeit<br />
festzustellen, wenn „Underachievement“ verwendet wird, um lediglich „schlechte Schulleistungen“<br />
zu beschreiben. Ein solcher Sprachgebrauch impliziert, jedes Kind könne bei entsprechenden<br />
Rahmenbedingungen sehr gute Schulleistungen erbringen. Dies ist ein pädagogischer<br />
Wunschtraum, der sicher nicht realisierbar ist – jedenfalls findet sich dafür weder<br />
in der Psychologie noch in der empirischen Erziehungswissenschaft ein Beleg.<br />
Grundsätzlich können Lehrkräften zwei Beurteilungsfehler unterlaufen: Besonders häufig ist<br />
die Überschätzung der Intelligenz von Hochleistenden, d. h. von „Overachievern“. In der Psychologie<br />
spricht man in diesem Fall von „falsch positiver“ Diagnose. Ein zweiter Beurteilungsfehler<br />
liegt vor, wenn Hochbegabte mit nicht zufriedenstellenden oder schlechten<br />
Schulleistungen nicht als „hochbegabt“ erkannt werden. Dieser Beurteilungsfehler, nämlich<br />
das schon erwähnte Übersehen der Begabung von „Underachievern“, wird als „falsch negative“<br />
Diagnose bezeichnet. Wenn Lehrkräfte Kinder, die in Gefahr sind, sich zu einem „Underachiever“<br />
zu entwickeln, rechtzeitig entdecken könnten, dann würden diese Pädagoginnen<br />
bzw. Pädagogen wahrscheinlich frühzeitig entsprechende vorbeugende Maßnahmen und<br />
Hilfen eingeleitet haben, um das Entstehen eines „Underachievements“ zu vermeiden.<br />
Hat man den Verdacht, eine Schülerin bzw. ein Schüler könnte ein hochbegabter „Underachiever“<br />
sein, dann ist es stets erforderlich, sich ergänzend zu pädagogischen Bemühungen<br />
an eine psychologische Expertin bzw. einen psychologischen Experten zu wenden (d.h.<br />
an eine diagnostisch gut ausgebildete Psychologin bzw. einen diagnostisch erfahrenen Psychologen<br />
mit Beratungserfahrung, die/der sich auch in „Hochbegabung“ auskennt und<br />
die/der gute pädagogisch-psychologische, klinisch-psychologische und kinder- und jugendpsychologische<br />
Kenntnisse besitzt). Solche „Verdachtsmomente“ können beispielsweise<br />
sein:<br />
� Die Schülerin bzw. der Schüler zeigt besondere (intellektuelle) Leistungen in außerschulischen/außerunterrichtlichen<br />
Bereichen.<br />
� Die Schülerin bzw. der Schüler hat sehr gute Leistungen in der Vergangenheit (Grundschule)<br />
erbracht, es ist danach jedoch ein massiver Leistungseinbruch erfolgt. Damit sind<br />
weder der „übliche“ Leistungsknick beim Übergang in weiterführende Schulen noch der<br />
häufig in der Pubertät zu beobachtende vorübergehende Leistungsabfall gemeint.<br />
� Die Schülerin bzw. der Schüler fällt bei der Einführung neuer Unterrichtsthemen besonders<br />
positiv auf (schnelle Auffassungsgabe), scheint aber im weiteren Unterrichtsverlauf<br />
„abzuschalten“.