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Wie unterscheiden sich „Underachiever“ von „normalen“<br />

(also „erwartungstreu leistenden“) Schülerinnen und Schülern?<br />

HOCHBEGABUNG UND SCHULE<br />

Aktuelle Studien zur Selbststeinschätzung der Persönlichkeit wie auch zur Persönlichkeitsfremdeinschätzung<br />

durch Eltern und Lehrkräfte bestätigen ein überwiegend negatives Bild<br />

vom hochbegabten „Underachiever“.<br />

� Dramatisch sind insbesondere die Selbstwert- und Selbstkonzeptprobleme, insbesondere<br />

bei Grundschulkindern. Verglichen mit hochbegabten Achievern (d.h. hoch Intelligente<br />

mit guten und sehr guten Schulleistungen) und durchschnittlich begabten Achievern<br />

(d.h. durchschnittlich Intelligente mit durchschnittlichen Schulleistungen) schreiben<br />

sich „Underachiever“ selbst u. a. zu: eine geringe Selbstüberzeugung, häufige Unterlegenheitsgefühle,<br />

Scheu vor Sozialkontakten, soziale Unzufriedenheit und hohe Emotionalität<br />

bei geringer seelischer Stabilität.<br />

� Eltern von hochbegabten „Underachievern“ betonen insbesondere die negative Entwicklung<br />

des Sozialverhaltens und charakterisieren ihre Kinder als besonders schwierig.<br />

Sie trauen ihren Kindern nur wenig zu.<br />

� Lehrkräfte thematisieren bei hochintelligenten Schülerinnen und Schülern mit erwartungswidrig<br />

schlechten Schulleistungen ein problematisches Sozialverhalten und weisen<br />

auf eine geringe Aufgabenorientiertheit hin. Sie unterschätzen das Leistungspotential<br />

hochbegabter „Underachiever“.<br />

Hochbegabte „Underachiever“ werden also von ihren Bezugspersonen insgesamt als<br />

„schwierig“ und als weniger intelligent wahrgenommen, obwohl diese Schülerinnen und<br />

Schüler über ein hervorragendes intellektuelles Potential verfügen. Das ist besonders im<br />

Grundschulalter der Fall und schwächt sich bei Gymnasiasten etwas ab, verliert sich aber<br />

nicht völlig, wie Befunde aus dem Marburger Hochbegabtenprojekt belegen.<br />

Was sind die Ursachen für „Underachievement?“ Was kann man tun?<br />

Die möglichen Ursachen für „Underachievement“ sind vielfältig; es kommen alle Faktoren<br />

in Frage, die eine Person daran hindern können, ihr gutes intellektuelles Potential in<br />

adäquate (schulische) Leistungen umzusetzen: Persönlichkeitsmerkmale des Lernenden,<br />

familiäre Konflikte, mangelnde intellektuelle Anregungen im Elternhaus, problematische<br />

soziale Beziehungen zur Lehrkraft und zu den Mitschülerinnen und Mitschülern, chronische<br />

Unterforderung und Langeweile in der Schule, verbesserungsbedürftiger Unterricht und<br />

vieles mehr – kurz: alle Variablen, die in einem Zusammenhang mit der Leistung stehen können.<br />

Wegen dieses multiplen Bedingungsgefüges ist eine – in allen Fällen wiederkehrende<br />

– „generelle“ Ursache für „Underachievement“ unwahrscheinlich.<br />

Weil also „Underachievement“ mehrere Ursachen, allein oder in Kombination, haben kann,<br />

ist im konkreten Fall ein sorgfältig auf die jeweilige Situation zugeschnittenes individualisiertes<br />

Vorgehen notwendig. Bedeutsam ist die exakte Beschreibung des aktuellen (Leistungs-)Verhaltens<br />

(im Sinne einer Verhaltensanalyse) und die Erhebung wichtiger Persönlichkeitsvariablen<br />

(z. B. Schulangst; Schulunlust; Leistungsmotivation; Interesse; Anstrengungsbereitschaft;<br />

Arbeitsverhalten und Anstrengungsvermeidungstendenzen). Der Herausarbeitung<br />

potentieller familiärer und schulischer Bedingungsfaktoren sowie der pädagogischen<br />

und psychologischen Folgen chronisch schlechter Schulleistungen kommt eine<br />

besondere Bedeutung zu (völlige Schulunlust, „innere Kündigung gegenüber der Schule

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