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HOCHBEGABUNG UND SCHULE
Eine Vorversetzung wird wahrscheinlich einen großen Teil etwaiger Unterforderung auffangen
können. Vermutlich wird Anna aber im rechnerischen Bereich – aufgrund ihrer ganz herausragenden
Fähigkeiten – schnell wieder an die Leistungsgrenzen der Klassenstufe stoßen, so dass
hier aller Wahrscheinlichkeit nach auch nach dem Überspringen Förderungsbedarf in Form qualitativer
Differenzierung bestehen wird. Einige Anregungen für qualitative Differenzierung im
mathematischen Bereich finden sich in den unten aufgeführten Literaturhinweisen.
Um die manchmal schwierige Hausaufgabensituation zu verbessern und Annas diesbezügliche
Motivation zu erhöhen, wird geraten, mit einfachen Verstärkerplänen zu arbeiten. Falls Anna
Schwierigkeiten hat, mit den Hausaufgaben anzufangen, sollte sie zunächst mit einer Aufgabe
beginnen, die sie lieber mag und die sie leicht erledigen kann. Das verschafft zunächst ein
„Erfolgserlebnis“ und motiviert zum Weitermachen. Im Anschluss können dann unangenehme
Aufgaben bearbeitet werden. Am Ende sollte – wenn möglich – wieder eine Aufgabe stehen,
die leichter/angenehmer ist. Mit Anna sollte besprochen werden, wie lange sie für die Hausaufgaben
braucht und ein Zeitpunkt vereinbart werden, zu dem die Aufgaben fertig sein sollen.
Anna sollte diese Zeit selbstständig kontrollieren können (z. B. durch eine Uhr auf dem Schreibtisch).
Wenn Anna die Hausaufgaben in der vorgesehenen Zeit erledigt, sollte sie gelobt werden.
Angenehme Tätigkeiten (z. B. sich mit Freundinnen treffen) sollten möglichst konsequent
erst dann erlaubt werden, wenn die Hausaufgaben erledigt sind. Um die Verbindlichkeit der
„Hausaufgabenregeln“ zu erhöhen und zusätzliche Anreize zu schaffen, könnten die Eltern mit
Anna beispielsweise einen „Hausaufgabenvertrag“ abschließen, in dem die vereinbarten
Regeln für die Hausaufgaben (z. B. zeitlicher Rahmen) festgehalten sind, ebenso wie die Belohnung
für das Einhalten der Regeln und Sanktionen bei Nichteinhalten der Regeln. Geeignete
Sanktionen sind der Entzug von Privilegien, wie z. B. Computerspielen etc. Geeignete Belohnungen
können kleine materielle Dinge, aber auch gemeinsame Familienaktivitäten sein. Generell
ist es wirksamer und führt eher zum gewünschten Erfolg, erwünschtes Verhalten des Kindes
direkt zu verstärken (Lob und sonstige Formen der Anerkennung) als unerwünschtes Verhalten
zu sanktionieren (z. B. durch Strafe oder Tadel).
Im Hinblick auf Annas außerschulische Förderung wäre zu überlegen, diese beispielsweise
durch eine Aktivität speziell im intellektuellen Bereich anzureichern. Die Eltern sollten Anna
auch weiterhin Materialien zu ihren Interessen (Bücher, CD-Roms etc.) anbieten. Als Anregung
können auch Spiele (z. B. Knobelaufgaben, Logikspiele) bereitgestellt werden, die
zum Denken und intensiveren Beschäftigen anregen. Die von den Eltern bereit gestellten
Fördermaterialien könnten noch durch einen zeitbegrenzten Kurs oder Workshop (auch in
den Ferien) ergänzt werden. Solche Kurse bieten beispielsweise Familienbildungsstätten,
Volkshochschulen oder auch spezielle Institute (z. B. Sprachschulen oder „Zentrum für
Mathematik“ [www.z-f-m.de]) an. Etwaige außerschulische Zusatzangebote sollten an Annas
Interessen anknüpfen und so gewählt werden, dass sie schulischen Inhalten nicht vorausgreifen,
sondern eher schulstofferne Themen behandeln. Hilfreich wäre es sicherlich, wenn
etwaige außerschulische Zusatzangebote auch ein teamorientiertes und projektbezogenes
Lernen unterstützen.