09.01.2013 Aufrufe

brain

brain

brain

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

HOCHBEGABUNG UND SCHULE 23<br />

Wie gut können Lehrkräfte Hochbegabte identifizieren?<br />

Wenn Hochbegabte gleichzeitig auch gute Schulleistungen zeigen, dann werden sie von<br />

vielen (aber nicht allen) Lehrkräften auch als solche erkannt. Es gibt nämlich eine große<br />

Spannweite in der Befähigung von Lehrkräften, Schulleistungen objektiv einzuschätzen. Das<br />

ist das erste Problem. Und weitere Probleme kommen hinzu: Lehrkräfte legen einen klassenspezifischen<br />

Bezugsrahmen, so sagt man in der Psychologie, an. Das heißt, dass sie in<br />

der Regel in der Lage sind, innerhalb ihrer Klasse recht gut eine Leistungsrangfolge der<br />

Schülerinnen und Schüler herzustellen. Allerdings können zwischen einer „guten“ Leistung<br />

beim Lehrer A und einer „guten“ Leistung bei Lehrerin B ganze Welten liegen: „Gut“ in<br />

Klasse „A“ kann manchmal „ausreichend“ oder im Extremfall sogar „mangelhaft“ in Klasse<br />

„B“ bedeuten.<br />

Vielfach werden Hochbegabte allein aufgrund eines Lehrkrafturteils bestimmt. Empirische<br />

Studien im Rahmen des Marburger Hochbegabtenprojekts haben gezeigt: Lehrkräfte beurteilen,<br />

fragt man sie nach der Hochbegabung, hauptsächlich die gezeigte Leistung und<br />

weniger das der Leistung zugrunde liegende intellektuelle Potential. Sie beurteilen also<br />

kaum die Begabung. In vielen Studien – auch schon im Vor- und Grundschulalter – wurden<br />

zwar zufrieden stellende Übereinstimmungen zwischen Lehrkrafteinschätzungen der allgemeinen<br />

Intelligenz einerseits und Intelligenztestergebnissen bzw. Leistungsentwicklungen<br />

andererseits gefunden. Lehrkräfte versagen aber, wenn sie Intelligenzspitzen bzw. Intelligenzschwächen<br />

identifizieren sollen. Zudem neigen Lehrkräfte dazu, die Hochbegabung<br />

schwieriger Schülerinnen und Schüler zu unterschätzen – ebenso wie sie dazu tendieren,<br />

bei Leistungsgleichheit Kinder mit höherer Leistungsmotivation als besser begabt einzustufen<br />

(obwohl den weniger Leistungsmotivierten bei gleicher Leistung ein höheres Begabungspotential<br />

zuzusprechen wäre). Die Hochbegabung von sog. Underachievern wird von<br />

ihnen leider kaum erkannt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!