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HOCHBEGABUNG UND SCHULE 17<br />
Man liest so viel von „emotionaler Intelligenz“. Ist das nicht ein vernünftiger<br />
alternativer Ansatz?<br />
Auch hier lautet die Antwort „Nein“. Bislang jedenfalls. Bei der vom Journalisten Daniel Goleman<br />
popularisierten und inzwischen bei psychologischen Laien überaus beliebten „emotionalen<br />
Intelligenz“ handelt es sich um ein unausgegorenes Konglomerat von verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen<br />
wie Gefühlsbewegung, Empathie, Motivation, Willensanstrengung,<br />
Enthusiasmus, Optimismus, Engagement, Selbstbewusstsein, kognitive Fähigkeiten und vielem<br />
mehr. Es handelt sich um ein Sammelsurium psychologischer Merkmale, die wenig oder<br />
nichts miteinander gemeinsam haben. Die „emotionale Intelligenz“ ist nicht mehr als Psychofolklore.<br />
Der „Nutzen“ der „emotionalen Intelligenz“ beschränkt sich bis heute auf das finanzielle<br />
Verwertungsinteresse ihrer Verfechter. Viele Personen, die von „emotionaler Intelligenz“<br />
sprechen, wissen im Grunde genommen nicht, worüber sie eigentlich reden.<br />
Was bleibt?<br />
Wenn man das Wichtigste des bisher Aufgeführten in einem Satz zusammenfassen sollte,<br />
so könnte er etwa wie folgt lauten: „Theorie und Praxis der Identifikation von intellektuell<br />
Hochbegabten tun gut daran, sich an der bewährten allgemeinen Intelligenz „g“ zu orientieren.“<br />
Damit kann man auf einen reichhaltigen Schatz an wertvollen Forschungsbefunden<br />
zurückgreifen und befindet sich weltweit in guter Gesellschaft. Intelligenz ist nach wie vor<br />
die Kernvariable des Konstrukts „Hochbegabung“. Alternative Ansätze, wie sie vielfach propagiert<br />
werden, haben noch nicht überzeugen können, anspruchsvolle (d. h. methodisch<br />
saubere) empirische Studien zu ihrer Bewährung liegen bislang kaum vor. Interessant ist<br />
folgende Beobachtung: Nicht wenige von denen, die in der diagnostischen Praxis arbeiten<br />
und in ihrer Rede sog. alternative Identifikationsmöglichkeiten propagieren, kehren, wenn<br />
es dann „zum Schwur“ (sprich: zur Diagnostik im Einzelfall) kommt, stiekum zur klassischen<br />
Intelligenzdiagnostik zurück, einfach deshalb, weil sie damit gute Erfahrungen gemacht<br />
haben. Sie sehen weit und breit keinen Ersatz, der entweder ökonomischer ist oder mehr<br />
bietet: Diese „Alternativen“ sind nämlich (bislang noch) keine Alternativen.