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HOCHBEGABUNG UND SCHULE 13<br />

� Die hinzu genommenen drei „primären Sozialbereiche“ (wie die „primären“ Sozialbereiche<br />

inhaltlich definiert sind und was in Abhebung davon unter „sekundären“ oder „tertiären“<br />

Sozialbereichen zu verstehen ist, wird an keiner Stelle näher erläutert) liegen auf<br />

unterschiedlichen Ebenen. „Schule“ und „Familie“ sind gesellschaftliche Institutionen,<br />

„Peers“ aber sind Personen, also Mitglieder dieser beiden Institutionen. Sie auf gleicher<br />

Ebene im „Modell“ zu positionieren, das ist nicht nachvollziehbar.<br />

� Warum werden diese und keine anderen oder weiteren „Sozialbereiche“ genannt (z. B.<br />

Jugendgruppen, Sportvereine, Kirchen, Parteiorganisationen und so fort; die Aufzählung<br />

ließe sich beliebig verlängern)? Auch dazu findet man in den Publikationen von Mönks<br />

keine Aussagen.<br />

� Richtung und Auswirkungen der vielfältigen Interaktionen dieser drei „Sozialbereiche“<br />

zum einen untereinander sowie zum anderen mit Renzullis Variablen werden von Mönks<br />

und seinen Anhängern nicht präzisiert, geschweige denn quantifiziert. Aber genau das<br />

wäre u. a. nötig, wollte man mit dem Modell arbeiten.<br />

� Platziert man in die Mitte des Dreiecks anstelle von „Hochbegabung“ eine beliebige<br />

andere Personenvariable (wie Aggressivität, Depressivität, Neurotizismus, Glück, Zufriedenheit<br />

usw.; die Liste ließe sich lange fortsetzen), dann „stimmt“ die von Mönks vorgenommene<br />

„Modell“-Erweiterung immer noch: Peers, Schule, Familie sind für alle derartigen<br />

Variablen ebenso wichtig, oder anders gewendet: Gibt es in der Entwicklung von<br />

Kindern zu Jugendlichen und Erwachsenen Personenvariablen, für welche die Schule<br />

oder die Familie oder die Peers nicht wichtig sind? Die Antwort ist eindeutig: Es gibt sie<br />

praktisch nicht. Daraus folgt: Das „Modell“ ist im hohen Maße hochbegabungsunspezifisch.<br />

Der Informationsgehalt der von Mönks vorgenommenen Erweiterung geht asymptotisch<br />

gegen Null.<br />

Gibt es noch weitere Probleme, wenn man diese „mehrdimensionalen“<br />

„Modelle“ in die Praxis umsetzen will?<br />

Diese Frage ist eindeutig zu bejahen: Ja, es gibt noch zahlreiche andere Probleme. Hier will<br />

ich nur eine weitere Schwachstelle „multipler“ „Modelle“, die bislang in der Literatur nicht<br />

hinreichend bedacht worden ist, kurz ansprechen. Ich veranschauliche das wiederum am<br />

Beispiel des „Modells“ von Mönks. Da davon ausgegangen wird, diese oben genannten<br />

sechs Faktorenbündel (drei personenspezifische Merkmale, drei Sozialbereiche) sollten (bei<br />

relativer Unabhängigkeit) bei „Hochbegabten“ überdurchschnittlich oder sogar weit überdurchschnittlich<br />

ausgeprägt sein, wird mit einem derartigen „Modell“ das Phänomen „Hochbegabung“<br />

als solches „wegdefiniert“: Bei nur leicht überdurchschnittlicher Ausprägung<br />

(d.h. Prozentrang > 75 in jedem der sechs Bereiche) wird man, ein Zusammenwirken dieser<br />

(als unabhängig angenommenen) Faktoren vorausgesetzt, nur einen einzigen „Hochbegabten“<br />

unter rund 5.000 Personen finden. Bei strengeren Kriterien (z. B. soll nur dann eine<br />

Person als „hochbegabt“ gelten, wenn sie in jeder der sechs Facetten zu den 10 % Besten<br />

gehört), ist praktisch kein „Hochbegabter“ mehr zu finden (auch nicht, wenn man eine nennenswerte<br />

Interkorrelation der Bereiche zulässt). Das „Triadische Interdependenzmodell“<br />

hätte in diesem Fall also gewissermaßen die Hochbegabungsfrage elegant entsorgt, wäre<br />

damit dann, um ein Wortspiel zu benutzen, zu einem für Hochbegabungsfragen „Tragischen

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