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Rike Kappler

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50 <strong>Rike</strong> <strong>Kappler</strong> Münster<br />

Bio-Brot<br />

mit Philosophie<br />

Philosophin wird Bio-Bäckerin: Nach langem Stu-<br />

dium keimte der Wunsch, doch nicht Journalismus,<br />

sondern „was richtig Bodenständiges“ zu machen.<br />

Auf jeden Fall als Selbstständige. Dann reifte die Back-Idee.<br />

Gemeinsam mit einer Betriebswirtin eröffnete Bäckergesel-<br />

lin <strong>Rike</strong> <strong>Kappler</strong> 1990 Backstube und Laden. Die Gründung<br />

kostete 1 /2 Mio DM, schlappe 150.000 DM davon Darlehen,<br />

der „Rest“ lief über Kredite und Hilfe der Eltern. Die Belie-<br />

ferung des ersten Bioladens – das macht heute 60 % des<br />

Manche FreundInnen<br />

sagen: Dein Selbst-<br />

bewusstsein ist schon<br />

fast übertrieben. Aber<br />

als Unternehmerin muss<br />

frau oder man wirklich<br />

an sich selbst glauben.


Umsatzes aus –, Marktstände und Filialen folgten kontinu-<br />

ierlich. 1997 erweiterte cibaria die Backstube und die eigene<br />

Silo- und Mühlenanlage .<br />

Im Jahr 2000 stieg die Partnerin aus: „Sie stellte sich was<br />

kleines Feines vor“. <strong>Rike</strong> <strong>Kappler</strong> wollte weiter expandieren:<br />

„Qualität verlangt auch eine gewisse Quantität.“ Hundert-<br />

prozentig von ihrem Konzept überzeugt, übernahm sie die<br />

alleinige Geschäftsführung, bildete sich in Führungssemina-<br />

ren weiter. Im Bundes-Arbeitskreis „Gutes Brot“ tauscht sie<br />

sich mit KollegInnen aus.<br />

Ständige Marktbeobachtung, enger Kundenkontakt und<br />

zeitgemäße Dienstleistungen sind die Hefe des Erfolgs:<br />

Marktführerin in Münster, Umsatz in 2004: 1,5 Mio. Euro.<br />

Handgeformte Brote können EndverbraucherInnen bei cibaria<br />

auch im Online-Backshop bestellen. Seit der Gründung<br />

unterstützen dieselbe Unternehmensberatung und dieselbe<br />

Werbeagentur den Betrieb. Leichte Einbußen gab es lediglich<br />

1997 / 98. „Da hing die Ökoszene durch. BSE brachte<br />

dann den Aufschwung.“<br />

40 Frauen und ein Geselle – „der ist fleißig und passt zu uns“<br />

– arbeiten in Bäckerei, Konditorei, Verkauf und Verwaltung<br />

Hand in Hand. Das Leitungsteam erörtert Kommunikationsprobleme<br />

in der Supervision. Das Unternehmen ist so<br />

gut organisiert, dass die Chefin jedes Jahr wochenlang in<br />

51


52<br />

Name des Unternehmens cibaria vollkornbäckerei<br />

GmbH<br />

Griechenland – Wiege der klassischen Philosophie – entspan-<br />

nen kann. „Mein Führungsstil ist eine Mischung aus kooperativ<br />

und stringent. Über manche Dinge, wie die Einführung<br />

neuer Brotsorten, diskutiere ich nicht.“ Früher schwang sich<br />

die Geschäftsführerin selbst um 3.30 Uhr aus den Federn in<br />

die Backstube, seit 2003 läuft die Produktion ganz ohne ihre<br />

Mitarbeit.<br />

<strong>Rike</strong> <strong>Kappler</strong>s Überzeugung heißt: Global denken – lokal<br />

handeln. Rohstoffe, vor allem Getreide, bezieht sie aus<br />

dem Umland. Um Amaranth nicht mehr aus Südamerika zu<br />

importieren, erprobt ihr regionaler Getreidelieferant derzeit<br />

den Anbau. Ein Naturlandhof verfüttert cibarias altes Brot.<br />

Zahl der Beschäftigten 40 Frauen und ein Mann,<br />

davon 25 Vollzeit,<br />

7 Auszubildende<br />

Standort Münster/Westfalen Gründung 1990 (zu zweit, seit 2000<br />

alleinige Geschäftsführerin)<br />

Dienstleistungen /<br />

Produkte<br />

Herstellung und Vertrieb von Öko-Backwaren; Kantinen- und Partyservice<br />

Gründungs-Idee Die eigene Weltanschauung in „etwas wirklich Sinnvolles“ praktisch umsetzen: gesunde<br />

Lebensmittel ökologisch und sozial verträglich produzieren und verkaufen<br />

Ausbildung und<br />

Berufs tätigkeit vor<br />

Firmengründung<br />

Internet www.cibaria.de<br />

FIRmeNPRoFIl<br />

<strong>Rike</strong> <strong>Kappler</strong>, Jahrgang 1958<br />

Persönliches mit Lebenspartnerin<br />

Studium der Philosophie und Publizistik 1977 - 1985,<br />

danach Bäckerlehre,<br />

Meisterprüfung 1993<br />

Die „Bunten Bentheimer Schweine“ liefern Schinken und<br />

Wurst: „Geschlossene Kreisläufe machen Sinn.“<br />

Bayernlaib aus Roggen mit Kümmel mag die forsche Münsteranerin<br />

am liebsten. Rezepte austüfteln ist <strong>Rike</strong> <strong>Kappler</strong>s<br />

Leidenschaft. Ihre Hobbys: Kochen und Socken stricken.<br />

„Das sortiert mich.“ Und cibaria, das bedeutet Proviant<br />

und war der „Weizen-Frischkornbrei von Cäsars Soldaten“.<br />

Powernahrung mit Philosophie eben.<br />

Tipps an Unternehmerinnen: „Man muss ein ausgefeiltes<br />

Konzept haben und die Ausdauer, es auch langfristig zu<br />

verfolgen. Wenn man selbst zweifelt, tut die Umgebung es<br />

auch.“

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