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Kunst zum Menschen - Tage der Fotografie

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PHOTO PRESSE - Klie Verlagsgesellschaft mbH - Postfach 1348 - 34333 Hann. Münden<br />

24<br />

© Klie Verlagsgesellschaft mbH<br />

Veröffentlichung und Weiterverbreitung dieses Dokumentes und<br />

seiner Inhalte sind nur mit Zustimmung des Verlages gestattet.<br />

Zuwi<strong>der</strong>handlungen sind strafbar<br />

CGI: Der Zauberer von Kreuzberg<br />

+ Interview: Christian Müller-Rieker<br />

+ Nikon: Das große Systemkamera-1x1<br />

+ Fachtagung: 150 Jahre Farbfotografie<br />

+ Annie Leibovitz: Famous People<br />

PHOTO PRESSE vom 24. November 2011


schÖMberger fotoherbst 2011<br />

Hier kommt die <strong>Kunst</strong> <strong>zum</strong> <strong>Menschen</strong><br />

Zum elften Mal fand im Oktober dieses Jahres <strong>der</strong> „Schömberger Fotoherbst“ im gleichnamigen staatlich anerkannten Luftkurort<br />

im Nordschwarzwald statt. Auf Einladung <strong>der</strong> ortsansässigen Fotografin Christa Kusterer war Fotograf Christian Popkes mit einer<br />

LFP Outdoor Installation im Kurpark beim diesjährigen Festival vertreten. In einem persönlichen Reisebericht schil<strong>der</strong>t er seine<br />

Eindrücke.<br />

Kubus <strong>der</strong> Installation „Schömberger“ bei Tag und bei Nacht, Foto: www.popkes.com<br />

Schon im Juli dieses Jahres, während <strong>der</strong> „Schömberger Glückswoche“,<br />

fotografierte ich in <strong>der</strong> „Schömberger Bil<strong>der</strong>schmiede“ 20<br />

Portraits von Schömberger Bürgern. Diese Schwarzweiß-Bil<strong>der</strong><br />

wurden im Format 2 x 3 m geprintet und dann zu fünf Kuben zusammengefügt,<br />

die bei Dunkelheit von innen illuminiert wurden.<br />

Diese Art <strong>der</strong> Präsentation ist eine wirkliche Weltpremiere, die nur<br />

durch die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Lohrer Werbemanufaktur in<br />

Dornstetten und Hewlett-Packard in Böblingen möglich geworden<br />

ist. Wenn das <strong>Tage</strong>slicht schwindet und sich die Dunkelheit über<br />

den Kurpark legt, bleiben die Bil<strong>der</strong> trotz <strong>der</strong> Dämmerung immer<br />

hell und gut sichtbar. Durch diese Art <strong>der</strong> indirekten Beleuchtung<br />

entsteht selbst für den verwöhnten Festivalbesucher eine völlig<br />

neue Möglichkeit, <strong>Fotografie</strong> zu erleben. Die Bil<strong>der</strong> hängen nicht<br />

einfach nur steril an einer Wand, sie stehen als Objekt dreidimensional<br />

in <strong>der</strong> freien Natur. Der Wind, <strong>der</strong> Geruch <strong>der</strong> Schwarzwaldtannen,<br />

das Erleben von Regen und Sonne und nicht zuletzt die schiere<br />

Größe <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> und die sich ständig än<strong>der</strong>nde Perspektive beim<br />

Durchwan<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Ausstellung, all das hinterlässt einen neuen,<br />

bleibenden Eindruck beim Betrachter. Hier muss sich <strong>der</strong> interessierte<br />

Besucher nicht durch ein Museum quälen, in Schömberg<br />

kommt die <strong>Kunst</strong> <strong>zum</strong> <strong>Menschen</strong>.<br />

Das zweiwöchige Festival zeichnete sich in diesem Jahr – neben<br />

seiner schon zehnjährigen Tradition und <strong>der</strong> konsequenten Festlegung<br />

auf die Thematik <strong>der</strong> Reportage- und Reisefotografie – durch<br />

die vielen interessanten Workshops wie unter an<strong>der</strong>em „Adobe<br />

Photoshop CS5“, „Adobe Lightroom 3“, „Professionelles Arbeiten<br />

Thomas Lohrer bei <strong>der</strong> Installation, Foto: www.popkes.com


mit NIK Filtern“, „Fine Art Printing“, „Sicherer Umgang mit dem Wacom<br />

Stifttablett“ und spannende Vorträge zur Theorie und Praxis<br />

<strong>der</strong> <strong>Fotografie</strong>, Mappenschauen, diverse Ausstellungen, imposante<br />

Multimedia-Präsentationen sowie vor allem durch den gleichnamigen<br />

Wettbewerb „Schömberger Fotoherbst 2011“ aus. Auch in<br />

diesem Jahr wurden wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> Einsendungen in<br />

den Bereichen Amateur- und Profifotografie jeweils ein Jurypreis<br />

und ein Publikumspreis vergeben. Den mit 2500,- Euro dotierten<br />

ersten Preis im <strong>der</strong> Kategorie Profifotografie erhielt <strong>der</strong> aus München<br />

stammende Fotograf Olaf Kreinsen für seine Serie „Lourdes,<br />

die Wallfahrer“. Den mit 1000,- Euro dotierten ersten Preis in <strong>der</strong><br />

Kategorie Amateure gewann die Österreicherin Judith Wimmer für<br />

ihre Serie „Island Opak – die gläserne Haut“. Den ebenfalls mit<br />

1000,- Euro dotierten Publikumspreis <strong>der</strong> Profis erhielt <strong>der</strong> Fotograf<br />

Achim Köpf aus Schwäbisch Hall für seine beeindruckende Serie<br />

„Antarctica“ und den mit 500,- Euro dotierten Publikumspreis <strong>der</strong><br />

Amateure errang Hanne Steinbuch aus Ettlingen für ihre Reiseeindrücke<br />

aus Syrien und Jordanien.<br />

Neu in diesem Jahr war <strong>der</strong> Handyfotowettberb „Hotshotz 2011“<br />

für alle Jugendlichen bis 21 Jahre. Während <strong>der</strong> Dauer des<br />

Festivals waren die Jugendlichen per Internet aufgerufen, ihre besten<br />

Handybil<strong>der</strong> einzureichen. In einer ständig wachsenden Ausstellung<br />

im Jugendhaus wurden die Arbeiten dem interessierten<br />

Publikum präsentiert und <strong>zum</strong> Abschluss <strong>der</strong> Ausstellung durch<br />

eine Fachjury bewertet. Die Jugendlichen und die Preisträger des<br />

diesjährigen Fotoherbstes wurden in feierlichem Rahmen, während<br />

<strong>der</strong> Finissage des Festivals im Kurhaus, durch den Gründungskurator<br />

Dr. Joachim Kuolt mit jeweils einer Urkunde, den Geldpreisen<br />

und hochwertigen Sachpreisen <strong>der</strong> Fotoindustrie – unter an<strong>der</strong>em<br />

<strong>der</strong> Firmen myphotobook, Video2brain, Foto TV, Alien Skin und<br />

dem Apple Premium Reseller mStore – ausgezeichnet. Die Veranstaltung<br />

sowie das diesjährige Festival rundete die spannende und<br />

sehr persönliche Multivisionsschau „Mongolei – unterwegs mit den<br />

Nomaden“ von Sarah Fischer gebührend ab.<br />

Anregende und erfrischende Bildideen<br />

Das Schömberger Festival ist ein Festival im eigentlichen Sinne. Es<br />

richtet sich nicht nur an professionelle Bil<strong>der</strong>macher und ambitionierten<br />

Amateurfotografen, es bietet auch einen wohltuenden Raum<br />

für interessierte Laien, die sich <strong>der</strong> <strong>Fotografie</strong> nähern möchten,<br />

ohne gleich als Anfänger abgestempelt zu werden. Ich als ein<br />

Mensch, <strong>der</strong> von seinen Bil<strong>der</strong>n leben muss, habe die spannenden<br />

Bildideen und die ungewohnten Herangehensweisen <strong>der</strong> inter-<br />

essierten Neufotografen als sehr anregend und erfrischend empfunden.<br />

Vielleicht sind gerade <strong>der</strong> Perfektionismus <strong>der</strong> Profifotografie,<br />

die glattgebügelte Welt <strong>der</strong> Werbefotografie und die immer gleichen<br />

Bil<strong>der</strong> in den sterilen <strong>Fotografie</strong>ausstellungen schuld daran,<br />

dass <strong>Fotografie</strong> nicht mehr mitreißt, aufregt, wehtut und uns <strong>zum</strong><br />

Nachdenken anregt. In Schömberg kann und darf über die <strong>Fotografie</strong><br />

gesprochen werden. Je<strong>der</strong> Fotograf, egal ob Profi, Amateur o<strong>der</strong><br />

Neueinsteiger, hat eine eigene persönliche Geschichte, die soviel<br />

spannen<strong>der</strong> ist als die nachfotografierten Motive <strong>der</strong> allgegenwärtigen<br />

Masterclasses, Aktworkshops und Profiseminare.<br />

Es wird endlich wie<strong>der</strong> Zeit, dass die eigene Geschichte ein Teil des<br />

Fotos wird und dies dann so zu einem persönlichen Bild werden<br />

lässt. Das ist die einzige Chance, sich gegen die unglaubliche Bil<strong>der</strong>flut<br />

und Konkurrenz, <strong>der</strong> wir tagtäglich ausgesetzt sind, als Fotograf<br />

zu behaupten. Gerade die unverkrampfte Art <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

während des Festivals, spontan, neugierig und voller Elan<br />

Bil<strong>der</strong> zu suchen und zu finden, hat mir sehr imponiert. Nun mag<br />

Sieger Kategorie Amateur. Aus <strong>der</strong> Serie: „Reisebil<strong>der</strong> aus Syrien und Jordanien“, Foto:<br />

Hanne Steinbuch<br />

11 PP24<br />

professional


Sieger Kategorie Profi. Aus <strong>der</strong> Serie: „Lourdes: Die Wallfahrer“, Foto: Olaf Kreinsen,<br />

Der heilige Stuhl<br />

Publikumspreis Kategorie Profi. Aus<br />

<strong>der</strong> Serie: „Antarctica“<br />

Foto: Joachim Köpf<br />

Die Kreuzfahrer<br />

Droschkenplatz<br />

Drive-in<br />

<strong>der</strong> ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Leser denken, es sei ja ein wenig naiv zu glauben,<br />

auf diese Art und Weise mehr Bil<strong>der</strong> verkaufen zu können. Ich<br />

denke, dass wer fotografiert, auch etwas zu sagen haben sollte,<br />

sonst enden seine Bil<strong>der</strong> lei<strong>der</strong> all zu oft in <strong>der</strong> Beliebigkeit. O<strong>der</strong><br />

mit den Worten von Wolfgang Neuss: „Heut’ mach ich mir kein<br />

Abendbrot, heut’ mach ich mir Gedanken.“ Schömberg bietet mit<br />

seinem Fotofestival die Möglichkeit, unverkrampft und offen über<br />

<strong>Fotografie</strong> zu sprechen, sich von <strong>der</strong> Atmosphäre berühren zu lassen<br />

und neue Kontakte zu knüpfen o<strong>der</strong> sogar Freunde zu finden.<br />

Ein wohltuendes Festival, bei dem <strong>der</strong> Mensch, die Kommunikation<br />

und die <strong>Fotografie</strong> im Mittelpunkt stehen.<br />

In ihrer Rede anlässlich <strong>der</strong> Vernissage betonte die Bürgermeisterin<br />

Bettina Mettler den hohen Stellenwert <strong>der</strong> <strong>Fotografie</strong> für die Gemeinde<br />

Schömberg und <strong>der</strong> stellvertretende Bürgermeister Joachim<br />

Zillinger brachte seine Eindrücke des diesjährigen Festivals


Publikumspreis Kategorie Amateur. Aus <strong>der</strong> Serie: „Island Opak“, Foto: Judith Wimmer<br />

während seiner Abschlussrede zur Finissage mit den Worten auf<br />

den Punkt: „Es war <strong>der</strong> wohl aufwändigste, vielfältigste, umfassendste<br />

und schönste Fotoherbst“. Mir persönlich, gerade auch als<br />

Profifotograf, haben die zwei Wochen im Schwarzwald sehr gut gefallen.<br />

Ich habe nicht nur eine große Menge an Eindrücken, Kontakten<br />

und Inspiration für meine fotografische Arbeit mit nach Hause<br />

nehmen können, ich habe durch die offene und herzliche Art <strong>der</strong><br />

Schömberger Gastgeber einen Ort erleben dürfen, <strong>der</strong> offen für die<br />

<strong>Fotografie</strong> und vor allem für die Festivalbesucher ist. Die persönlichen<br />

Kontakte und die im wahrsten Sinne des Wortes sagenhafte<br />

Natur des Schwarzwaldes – ganz zu schweigen von <strong>der</strong> wirklich<br />

leckeren Küche in dieser Region – rücken das nächste Festival in<br />

Schömberg auf einen Platz ganz weit vorne in meinem Terminkalen<strong>der</strong>.<br />

Ich bin gespannt, was mich beim nächsten Festival alles erwartet,<br />

denn eines habe ich bei meinem diesjährigen Aufenthalt gelernt:<br />

Schömberg ist auf jeden Fall immer eine Reise wert.<br />

Christian Popkes<br />

Handyshots: Julia Friedel, 3 Jahre | Sina Kugele, 11 Jahre | Jasmina Bojarzin, 10 Jahre | Vanessa Bégards, 11 Jahre, Fotos: Fotoherbst<br />

13 PP24<br />

professional

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