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„Spezielle Schmerzthe- rapie“ mit Fachgesellschaften diskutiert

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Südbahn Schmerzgespräche 2008, Reichenau an der Rax<br />

DURCHBRUCHSCHMERZEN:<br />

THERAPIE NACH BEDARF<br />

Schmerzen gehören zu den häufigsten Komplikationen im Rahmen von Krebserkrankungen.<br />

Besonders schwierig zu therapieren sind anfallsartig und periodisch auftretende Schmerzattacken<br />

oder Durchbruchschmerzen. Zweckmäßige Therapieoptionen wurden im Rahmen der<br />

Südbahn Schmerzgespräche vorgestellt.<br />

Trotz adäquater Dauertherapie <strong>mit</strong><br />

Opioiden kommt es bei rund 60 Prozent<br />

aller Tumorpatienten zu attackenartig<br />

auftretenden vorübergehenden<br />

Schmerzspitzen von etwa 30 Minuten Dauer.<br />

Für den Patienten meist nicht vorhersehbar,<br />

stellen diese Durchbruchschmerzen, die<br />

ein bis sechs Mal am Tag auftreten können,<br />

eine große Belastung dar. „Für den Behandler<br />

ergeben sich sowohl in der Differentialdiagnose<br />

und Abgrenzung zu lanzierenden<br />

neuropathischen Schmerzen wie auch in der<br />

Therapie große Probleme“, erläutert Prim.<br />

Univ.-Prof. Dr. Johannes Meran, Vorstand der<br />

Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Brüder, Wien.<br />

THERAPIE MIT HINDERNISSEN. „Durchbruchschmerzen<br />

sind an sich ein therapeutisches<br />

Problem,“ so Prof. Meran. „Denn das Wirkmaximum<br />

vieler Medikamente wird oft erst<br />

bei Abklingen der Schmerzattacke erreicht.“<br />

Der bisherige Standard ist die Gabe von<br />

nicht retardierten (immediate release) Opioiden<br />

additiv zur lang wirksamen Basismedikation.<br />

Aufgrund der Pharmakokinetik oraler<br />

Präparationen beträgt die Zeit bis zum<br />

Wirkungseintritt meist rund 30 Minuten, die<br />

Wirkdauer aber – je nach verwendetem<br />

Opioid – vier bis acht Stunden. Im Hinblick<br />

auf die erwähnte Schmerzcharakteristik<br />

kann so<strong>mit</strong> weder eine rasche Schmerzcoupierung<br />

noch eine gute Schmerzsteuerung<br />

erreicht werden.<br />

Im Sinne der optimalen, patientengesteuerten<br />

Analgesie sind daher Präparate <strong>mit</strong> raschem<br />

Wirkungseintritt sowie kurzer Wirkdauer<br />

gefordert. „Neben der intravenösen<br />

Applikation besteht die Möglichkeit der Implantation<br />

intrathekaler oder epiduraler<br />

28 SCHMERZ nachrichten<br />

Fentanyl Stick<br />

Schmerzpumpen“, berichtet der Schmerzexperte.<br />

„Dabei haben die Patienten die Möglichkeit,<br />

sich einen zusätzlichen Bolus ihrer<br />

Schmerzmedikation zu verabreichen.“ Diese<br />

sehr effektive und in zahlreichen klinischen<br />

Studien belegte Methode hat jedoch,<br />

wie alle invasiven Eingriffe, auch Nachteile,<br />

wie etwa die Infektionsgefahr.<br />

TRANSMUKOSALE APPLIKATION: RASCH UND<br />

EFFIZIENT. Als nicht invasive und einfach<br />

praktikable Alternative haben sich daher in<br />

den letzten Jahren vermehrt transmukosale<br />

Applikationsformen etabliert, die sowohl einen<br />

raschen Wirkungseintritt als auch eine<br />

kurze Wirkdauer garantieren können. „Die<br />

transmukosale Applikationsform verspricht<br />

eine kurze Anschlagzeit und gute Steuerbar-<br />

„Durchbruchschmerzen sind an sich ein therapeutisches<br />

Problem, denn das Wirkmaximum<br />

vieler Medikamente wird oft erst bei Abklingen<br />

der Schmerzattacke erreicht.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Johannes Meran<br />

keit dieser Analgetika und kann daher beim<br />

Durchbruchschmerz als Mittel der Wahl betrachtet<br />

werden“, so Prim. Meran. „Aufgrund<br />

ihres Lösungskoeffizienten sind die meisten<br />

Morphinderivate allerdings nur mäßig gut<br />

resorbierbar, lediglich Fentanyl und Buprenorphin<br />

erfüllen die diesbezüglichen Voraussetzungen.“<br />

Bereits seit einigen Jahren<br />

ist Buprenorphin in Form von sublingual<br />

Tabletten verfügbar. Es folgte Fentanyl als<br />

orales transmukosales therapeutisches System<br />

(oTTS), das in mehreren Untersuchungen<br />

sowohl seine analgetische Äquipotenz<br />

zu intravenös verabreichtem Morphin als<br />

auch den gleich raschen Wirkungseintritt<br />

belegte. Durch Reiben des Sticks an der<br />

Mundschleimhaut löst sich die Matrix, in die<br />

das Fentanylcitrat eingebettet ist, auf. Dabei<br />

wird Fentanyl kontinuierlich innerhalb von<br />

15 Minuten frei gesetzt, die schmerzlindernde<br />

Wirkung setzt innerhalb von fünf Minuten<br />

ein. Als Startdosis wird in der Regel etwa<br />

20 Prozent von der Tagesdosis der Dauermedikation<br />

gewählt.<br />

Weitere orale und nasale Applikationsformen<br />

der transmukosalen Opioidtherapie stehen<br />

vor der Zulassung.<br />

Sigrun Rux

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