Südbahn Schmerzgespräche 2008, Reichenau an der Rax Physikalische Medizin „Die Möglichkeiten der physikalischen Medizin und Rehabilitation werden selten voll ausgeschöpft“, so Prim. Dr. Angelika Karner- Nechvile, Physikalische Medizin im KH Wr. Neustadt. „Nicht zuletzt deshalb, weil die Möglichkeiten der immer umfangreicheren Angebote physikalisch technischer Maßnahmen nicht ausreichend bekannt sind.“ Wichtig ist auch zu ver<strong>mit</strong>teln, dass vor allem ältere Menschen durch richtiges Gehtraining und Bewegungstraining wieder an Beweglichkeit gewinnen, vor allem aber durch die erworbene Körperkontrolle weniger sturzgefährdet sind. Dabei ist hervorzuheben, dass derartige Maßnahmen durch Wiederholung zu festigen sind und der Stellenwert der Gruppentherapie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Palliativmedizin Die Einrichtung eines palliativmedizinischen Zentrums in Waidhofen/Thaya lässt offenkundig werden, dass die Lebensqualität von Menschen auch <strong>mit</strong> nicht mehr sanierbaren Tumorerkrankungen bis zum letzten Augenblick zentrales Anliegen sein muss. Ein menschliches Umfeld, ärztliche Kompetenz, wirksame <strong>Schmerzthe</strong>rapie und menschliche Zuwendung sowie ein funktio- 26 SCHMERZ nachrichten HIGHLIGHTS DER 4. SÜDBAHN SCHMERZGESPRÄCHE In Rahmen der Südbahn-Schmerzgespräche, die von 4. bis 6. April in Reichenau an der Rax unter der Leitung von Prim. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias stattfanden, gab es wieder viel Neues zum Thema chronische Schmerzerkrankungen. SchmerzNachrichten fasst einige der einige der Highlights zusammen. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias nelles Umfeld, insbesondere was die enge Betreuung der Patienten ermöglicht, sind die wesentlichen Aufgaben der Palliativmedizin. Dass diese Aufgaben nicht nur eine medizinische Zielsetzung sind, sondern auch praktisch umgesetzt werden können, zeigte bei den Südbahn-Schmerzgesprächen Prim. Dr. Peter Preis, Leiter der Abt. Palliativmedizin im LKH Waidhofen/Thaya, anhand von Beispielen eindrucksvoll. Neurochirurgie Dr. Johannes Blauensteiner zeigte bei der Tagung aus neurochirurgischer Sicht, dass durch neue, minimal-invasive Operationstechniken Erfolge auch bei scheinbar aussichtslosen Fällen in der Bandscheibenchirurgie, insbesondere der Hals- und Lendenwirbelsäule, verzeichnet werden können. Seit kurzen steht ein neues HWS-Bandscheibeninterponat zur Verfügung, das durch eine teilflexible Befestigung <strong>mit</strong>tels Dacronband und einem komprimierbaren Bandscheibenkern die Beweglichkeit in den operierten Segmenten erhalten kann. Die vorgestellten Daten zeigen, dass im Gegensatz zu den Metallimplantaten dieses Kunststoffimplantat auch noch einige Jahre nach Implantation zu keiner Verknöcherung beziehungsweise Verblockung der operierten Segmente kommt. Die Abstandhalter werden zwischen die Dornfortsätze zur Erweiterung beziehungsweise Aufspreizung der Foramina intervertebralia eingebracht und helfen, bei richtiger Indikation Radikulopathien zu beseitigen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass keine Gleittendenz der Wirbelkörper besteht. Postoperative <strong>Schmerzthe</strong>rapie Neue pharmakologische Daten präsentierte bei den Südbahn-Schmerzgesprächen Univ.- Prof. Dr. Josef Donnerer, Institut für Pharmakologie, MedUni Graz: Nicht nur NSAR können <strong>mit</strong> der Blutgerinnung postoperativ interferieren, auch das bisher als unbedenklich geltende Paracetamol kann insbesondere bei antikoagulierten Patienten zur Gerinnungsverlängerung führen. Auch wenn dies keine panikartige Konzeptänderung der postoperativen <strong>Schmerzthe</strong>rapie <strong>mit</strong>tels Paracetamol herbeiführen solle, so der Experte, sei doch der unbefangene Einsatz von Paracetamol bei Patienten <strong>mit</strong> postoperativer Blutungsneigung zumindest zu hinterfragen. Jedenfalls sei eine enge Kontrolle der Blutgerinnung zu empfehlen. Radionukleotide Die Injektion von Radionukleotiden in chronisch entzündlich veränderten Gelenken, so Experten bei den Südbahn-Schmerzgesprächen, kann bei richtiger Indikationsstellung dauerhaft Schmerzen beseitigen. Voraussetzung dafür ist eine exakte Indikationsstellung und eine ebenso exakte Injektion der jeweiligen Radionukleotide (Erbium). Diese muss vom Radiologen, dem die Durchführung obliegt, bestätigt werden. Aufgrund der besonderen Wirkweise ist aber nicht <strong>mit</strong> einer schlagartigen Schmerzbeseitigung zu rechnen: Die Wirkung dieser Therapie tritt erst nach etwa zwei Wochen ein - dafür aber dauerhaft.
Fachkurzinformation siehe Seite 38