Mekka war christlich zuzeiten des Propheten Mohammed

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<strong>Mekka</strong> <strong>war</strong> <strong>christlich</strong><br />

<strong>zuzeiten</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Propheten</strong> <strong>Mohammed</strong><br />

Schluß mit dem Spuk der Dschahilija<br />

(„Zeit der Unwissenheit“)<br />

von<br />

Peter Martin L I T F I N


2<br />

„Die Fundamente der Ka’aba harren blossgelegt zu werden“<br />

P.M.L<br />

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />

V o r w o r t 3<br />

1. Die „Zeit der Unwissenheit“ als billiger Slogan 5<br />

2. Die Zeit mit Wissenschaft erhellen 8<br />

3. Wo soll denn Arabien noch heidnisch gewesen sein? 11<br />

4. Was Islamforscher bekunden 18<br />

5. Die emotionale Philippika gegen ein<br />

<strong>christlich</strong>es <strong>Mekka</strong> und Arabien 20<br />

6. Was sagt der Koran zum Christentum? 21<br />

7. Was weiteres zeigt der Koran zum Christentum? 22<br />

8. Die juden<strong>christlich</strong>e Frühgeschichte<br />

der Stadt <strong>Mekka</strong> 26<br />

9. Die beherrschende Rolle <strong>des</strong> Pfarrers Waraqa<br />

Ibn Nawfal 31<br />

10. Das <strong>christlich</strong>e Erscheinungsbild von <strong>Mekka</strong> 33<br />

11. Das brisante Schlusswort 41<br />

© Alle Rechte beim Autor


3<br />

V O R W O R T<br />

Wer den Gedanken äußert, der Prophet <strong>Mohammed</strong> stehe religiös<br />

„auf den Schultern“ von Christen und <strong>Mekka</strong> sei gar <strong>christlich</strong> gewesen, der<br />

weckt bei Muslimen unweigerlich heftigste Widerspruchsreaktionen. Geschieht<br />

es als Medienveröffentlichung, prasselt es harsche Leserbriefe.<br />

Schlimm, wenn Medien über Arbeiten von Autoren berichten, die <strong>christlich</strong>e<br />

Wurzeln in Islam und Koran aufdecken. Ein in Deutschland lebender muslimischer<br />

Professor attackierte unlängst mit einem Leserbrief religiös emotional<br />

und wissenschaftlich befremdlich burschikos, m.a.W. anklägerisch und<br />

aggressiv, polemisch und verächtlich - in bester Meinungsfabrikantenmanier<br />

den Redakteur eines Artikels in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über die<br />

Arbeiten von Luxenberg und Lüling. Deren Bücher decken endlich <strong>christlich</strong>e<br />

Wurzeln in Islam und Koran auf, die die Zeitung der breiteren Öffentlichkeit<br />

näherbrachte, wofür New York Times und Neue Züricher Zeitung längst mit<br />

gutem Beispiel vorangegangen <strong>war</strong>en. Diese <strong>christlich</strong>en Wurzeln vertiefte<br />

der Autor dieser Ausarbeitung in einem Leserbrief anhand von Fakten, die in<br />

der breiteren Öffentlichkeit wenig oder eher unbekannt sind. Westliche Orientalisten<br />

sehen sie für gewöhnlich nicht und Muslime in einem ganz anderen<br />

Licht. Gemeint ist namentlich die im Westen so gut wie unbekannte Persönlichkeit<br />

<strong>des</strong> Waraqa Ibn Nawfal als „Bischof“ von <strong>Mekka</strong>.<br />

Ein <strong>christlich</strong>-muslimischer Dialog, der diesen Namen verdient, kann<br />

derartige Erkenntnisse nicht „unter der Decke“ halten wollen. Mit der nachstehenden<br />

Ausarbeitung greift der Autor die Gedanken, denen die Zeitung<br />

sichtlich keine sichtbare Aufmerksamkeit schenken wollte, erneut auf und<br />

versucht mit umfangreichen Zitaten aus dem Koran vor Augen zu führen,<br />

was auf dem Spiel steht. Daß es nicht damit getan sein kann, sich mit billigen<br />

Slogans durch das Weltgeschehen zu mogeln. Wer lieber die Augen schließt,<br />

verspielt die Zukunft. Daneben wird es fast zur Nebensache, das Geschehen<br />

in und um <strong>Mekka</strong> in das geschichtliche Umfeld jener Zeit zu stellen, die<br />

die Wurzeln <strong>des</strong> Islam sprießen sah.


Die Quellen sind innerhalb der Ausarbeitung an geeigneter Stelle genannt.<br />

Der Text ist zur Nutzung im Internet gestaltet, was namentlich die<br />

Hervorhebungen angeht.<br />

4


5<br />

1. Die „Zeit der Unwissenheit“ als billiger Slogan<br />

Kaum ein Thema wird so tabuisiert wie die Frage, ob <strong>Mekka</strong> zur Zeit<br />

<strong>des</strong> <strong>Propheten</strong> <strong>Mohammed</strong> von Christen bewohnt <strong>war</strong> und damit als <strong>christlich</strong>e<br />

Stadt gelten kann. Womöglich gar „das <strong>Mekka</strong> aller arabischen Christen“?<br />

Denn was machte sonst der berüchtigte Kriegszug <strong>des</strong> <strong>christlich</strong>äthiopischen<br />

(Vize)Königs von Südarabien mit Namen Abraha gegen <strong>Mekka</strong><br />

für einen Sinn, der nach der Tradition im Geburtsjahr <strong>Mohammed</strong>s stattfand<br />

und im Koran erwähnt wird 1 . Der sein „Konkurrenzunternehmen“, die restaurierte<br />

<strong>christlich</strong>e Kathedrale in Sanaa (vgl. Abb.4) besser „aufgestellt“ sehen<br />

wollte und nur <strong>des</strong>wegen an seinem Erfolg gehindert wurde, weil seine Elefanten<br />

plötzlich aus unerklärlichen Gründen eingingen. Ob bloße Legende<br />

oder nicht – jedenfalls interessant erfunden.<br />

„Natürlich <strong>war</strong> das nicht der Fall“, lautet das islamische Mantra, „überhaupt<br />

keine Frage, denn bis zum Auftritt <strong>Mohammed</strong>’s herrschte in Arabien<br />

die Dschahilija, die Zeit der ‚Unwissenheit’“. Damals herrschte demnach<br />

angeblich noch das alte Heidentum, d.h. jene Zeit selbst <strong>war</strong> aus Gründen<br />

heidnischer Observanz voller Unwissenheit in außerheidnisch-religiösen Dingen<br />

und lebte in einem religiösen Dunkel; es ist nicht etwa (nur) eine Unkenntnis<br />

der Menschen seitdem über jene Zeit gemeint. Die heidnische Zeit<br />

und ihre „Unwissenheit“ habe erst mit dem „Wissen“ (ilm) aus der Offenbarung<br />

in Gestalt <strong>des</strong> Koran ihr Ende gefunden. So gut wie alle „Meinungsmacher“<br />

für Islamfragen unter den vorzugsweise philologisch-orientierten Wissenschaftlern<br />

beten gebetsmühlenartig diese Litanei.<br />

Zur Halbinsel Arabien gehören weite Regionen, die ur<strong>christlich</strong>es Land<br />

bis zum Aufkommen <strong>des</strong> Islam <strong>war</strong>en, daß man darüber kein weiteres Wort<br />

sollte verlieren müssen. Ohne dem Ergebnis vorgreifen zu wollen, läßt sich<br />

schon sagen, daß Gegenden wie der sogenannte Fruchtbare Halbmond und<br />

1 Vgl. Encyclopaedia of Islam, New Edition, 1986, „Abraha“.


6<br />

Mesopotamien <strong>christlich</strong>e Kernlande <strong>war</strong>en, was leugnen zu wollen völlig<br />

abwegig wäre.<br />

Die „verdunkelnden“ Kräfte mit der Leugnung vorislamischer Geschichte<br />

finden ihre äußere Stütze in schmerzlichen Brüchen. Der kriegerische<br />

Ausbruch der Beduinen aus der Wüste in alle Himmelsrichtungen gehörte<br />

dazu mit der Annexion zahlloser Länder bzw. Provinzen im Nahen Osten,<br />

selbst im äußersten Westen Europas – Schritt für Schritt Erbe in Teilen <strong>des</strong><br />

Römischen Reiches - wie auch nach Innerasien; Macht- und Religionspolitik<br />

sind nicht voneinander zu trennen. Die Welt <strong>war</strong> in Aufruhr, stand sich feindlich<br />

gegenüber und schottete sich voneinander ab. Das <strong>christlich</strong>e Stammland<br />

Mesopotamien mit seinem hohen Stand der Wissenschaft beispielsweise<br />

in der Medizin <strong>war</strong> über Nacht ungeachtet seiner bisherigen sassanidischen<br />

Staatszugehörigkeit abgeschnitten von seinen byzantinischen Lebensadern.<br />

Vergessen wir nicht, daß die Philosophen der Athener Akademie,<br />

die von Kaiser Justinian I. 529 geschlossen wurde, erst etwa 100 Jahre zuvor<br />

in das Sassanidenreich ausgewandert <strong>war</strong>en. Für die griechisch denkende<br />

und sprechende „Gelehrtengemeinde“ muß wohl ein „Eiserner Vorhang“ heruntergegangen<br />

sein, auch wenn die arabischen Usurpatoren alles taten, um<br />

den eigenen Wissensstand zu bessern und die Wissenschaften zu fördern.<br />

Wenn auch offenbar diese Usurpatoren aus <strong>Mekka</strong> weitaus <strong>christlich</strong>er –<br />

nicht trinitarisch (monophysitisch oder dyophysitisch in damals vorherrschender<br />

Betrachtung), sondern judaisierend (juden<strong>christlich</strong>/gnostisch kontaminiert/arianisch,<br />

wer weiß) - <strong>war</strong>en, als uns die heutige Geschichtsbetrachtung<br />

erlauben will. Wenn Karl der Große eine Delegation zu Harun al Raschid<br />

nach Bagdad schickte, die mit dem berühmten weißen Elefanten nach Aachen<br />

heimkehrte, so kennzeichnet diese Kontaktaufnahme ja die frappante<br />

Einmaligkeit in den Augen der damaligen Welt. Dahinter konnte keiner blicken<br />

– die erste Koranübersetzung beispielsweise erst unter Petrus Venerabilis<br />

um 1100 n.Chr. - und ließ sich auch keiner blicken, so daß sich „Unwissenheit“<br />

– absichtlich oder nicht – ausbreitete und bis heute wohlfeil ist, um<br />

die eigenen Wurzeln im Dunkeln zu halten. Neuere Forschungen stellen sogar<br />

die historischen Gestalt <strong>des</strong> arabischen <strong>Propheten</strong> in Frage und sehen<br />

hinter der „Hidschra“ keine Flucht <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong>, sondern die fulminante


7<br />

Niederlage der Sassaniden gegen die Byzantiner unter Kaiser Herakleios 2 .<br />

Dennoch kann die Dschahilija weder als Rechtfertigungsgrund für heutige<br />

Ignoranz dienen noch für das verbreitete Hände-in-den-Schoß-legen statt<br />

den religiösen Wurzeln nachzuspüren.<br />

Wie der Mensch der Aufklärung vom „finsteren Mittelalter“ („Dark Ages“)<br />

bis in die heutige Zeit zu sprechen beliebt, ebenso geht es einem in Fragen<br />

zu den Wurzeln <strong>des</strong> Islam. Wer seine Augen nicht verschließt, weiß es besser:<br />

was wurde nicht alles in Europa an Kostbarkeiten geschaffen im späteren<br />

Frühmittelalter, im Hochmittelalter und im Spätmittelalter (kurzum: rd<br />

1000 bis 1500); nicht anders geht es im Islam. Doch jede neue Epoche läßt<br />

es sich angelegen sein, die Vergangenheit und ihre Protagonisten in den<br />

dunkelsten Farben zu malen. Um so mehr heben sich neue Gebilde und Errungenschaften<br />

vortrefflich ab, denn vor dunklem Hintergrund verbreitet<br />

selbst die kleinste Funzel noch strahlende Leuchtkraft. Kaum ein Manager<br />

macht es anders, wenn er ein Unternehmen übernimmt, erst recht, sobald er<br />

als Sanierer geholt ist; religiöse Führer machen da keine Ausnahme.<br />

Nicht anders verhält es sich mit <strong>Mekka</strong> und der arabischen Halbinsel in<br />

jener Zeit, also vor der Hidschra im Jahre 622 n.Chr., als <strong>Mohammed</strong> vor<br />

seinen mekkanischen Mitbürgern nach Medina flüchten mußte, weil sie gegen<br />

seine religiöse Botschaft aufs heftigste opponierten. Vor <strong>Mohammed</strong> soll<br />

in Arabien „religiöse Unwissenheit“, „finsterstes Heidentum und Polytheismus“,<br />

also „Vielgötterei und übelstes Götzentum“ geherrscht haben.<br />

So läßt uns der Islam wissen, und streut damit allen Sand in die Augen,<br />

wie später näher ausgeführt wird. Er läßt den <strong>Propheten</strong> <strong>Mohammed</strong> wie den<br />

„Stern von Bethlehem“ aufgehen“ und erleuchtet die Menschen mit dem Koran,<br />

dem „Buch gewordenen Wort Gottes“.<br />

2<br />

Vgl. Ohlig / Puin, Die dunklen Anfänge – Neue Forschungen zur Entstehung und frühen Geschichte<br />

<strong>des</strong> Islam, Verlag Hans Schiler, 1. Aufl. 2005


8<br />

2. Die Zeit mit Wissenschaft erhellen<br />

Wer die Ansichten <strong>des</strong> Islam hinterfragt, sieht sich zum Ketzer gestempelt<br />

und steht unter To<strong>des</strong>drohung, wenn er Muslim ist; als Nichtmuslim<br />

(meist „Westler“) geht es ihm nicht viel besser und wird jedenfalls verunglimpft<br />

und beleidigt; die Kostprobe dafür liefert ein Leserbrief an späterer<br />

Stelle. Geschimpft und „geschossen aus allen Rohren“ kann das heftige „Geschützfeuer“<br />

doch nicht vernebeln, daß <strong>Mekka</strong> <strong>christlich</strong> <strong>war</strong> und der Islam<br />

und sein Prophet keineswegs aus dem religiösen Nichts kamen. <strong>Mohammed</strong><br />

steht auf den Schultern religiöser Vorgänger und sie <strong>war</strong>en keineswegs<br />

heidnisch-götzendienerisch wie der römische Kaiser Augustus und seine<br />

Zeitgenossen über die Jahrhunderte hinweg. Oder hat schon einmal einer<br />

von dem Engel Gabriel, der bekanntlich <strong>Mohammed</strong> den Koran brachte, als<br />

Bestandteil heidnischer Religionsausübung gehört?<br />

Das Rad der Geschichte hatte sich seit dem Wirken Jesu Christi auf Erden<br />

um sechs Jahrhunderte weitergedreht und immerhin um drei Jahrhunderte<br />

seit Kaiser Konstantins Toleranzedikt von Mailand (313 n.Chr.). Damals<br />

hatte es selbstverständlich noch ein weites Heidentum gegeben. Die Stadt<br />

Gaza (wie auch Raphia) beispielsweise blieb für lange Zeit noch Zentrum der<br />

Verehrung heidnischer Götter, wenngleich ihre Hafenstadt Maiuma zur gleichen<br />

Zeit Kaiser Konstantin um die Verleihung <strong>des</strong> Stadtrechts bat mit der<br />

Begründung, die Stadt sei <strong>christlich</strong> 3 .<br />

Das Christentum hatte den Nahen Osten vom Hellespont bis zum<br />

Golf von Oman und vom Sch<strong>war</strong>zen bis zum Roten Meer entscheidend<br />

gefärbt und geprägt, nämlich in wohl geschichtlich einmaliger Weise mit dem<br />

Blut seiner Märtyrer. Im Römischen Weltreich hatte es sich trotz aller Verfolgungen<br />

wundersam ausgebreitet und die heidnischen Religionen hatten abgewirtschaftet.<br />

Auf der Hand lag daher, daß Konstantin das Christentum von<br />

weiteren Verfolgungen freistellte und mit dem Konzil von Nizäa (325 n.Chr.)<br />

3 J.Spencer Trimingham, Christianity among the Arabs in Pre-Islamic Times, Librairie de Liban 1990,<br />

S. 64 unter Hinweis auf Sozomen auf Eccl. Hist., tr.E.Walford, London, 1855; N.P.N.F. ser.2, vol.2


9<br />

seine imperiale Hand auf die Kirche legte, die aus den „Katakomben“ aufgetaucht<br />

<strong>war</strong>. Unterschiedliche Bekenntnisse und „Kirchen“ bildeten sich nun<br />

bzw. wurden „bei Tageslicht“ erkennbar; doch alle <strong>war</strong>en genuin <strong>christlich</strong>:<br />

römisch (“katholisch“), byzantinisch („melkitisch“), westsyrisch („jakobitisch“)<br />

und ostsyrisch („nestorianisch“), armenisch, ägyptisch („koptisch“)<br />

oder äthiopisch. Ja, auch im sassanidischen Perserreich (Mesopotamien),<br />

dem tausendjährigen Feind Griechenlands wie Roms und <strong>des</strong> späteren<br />

Byzanz, bildete sich die „nestorianische“ (quasi als Staatskirche, heute<br />

„assyrische“) Kirche (mitunter auch als jüdische bezeichnet) zur machtvollen<br />

Missionskirche mit Ausstrahlung nach Mittel- und Ostasien entlang der Seidenstraße<br />

bis ins ferne China und Tibet, was im allgemeinen im Westen<br />

kaum Erwähnung findet. Wen wundert’s, daß auch die (türkischen) Seldschuken<br />

Christen <strong>war</strong>en, bevor sie um 1000 n.Chr. zum Islam konvertierten.<br />

Eindrucksvolle Konzilien hatten in den letzten drei Jahrhunderten das<br />

Bild der Kirche von einer „Märtyrerkirche“ zu einer „Staatskirche“ und das<br />

Verhältnis zu ihrem Gründer geprägt. „Arabien“ im weitesten Sinne hatte davon<br />

profitiert.<br />

Auf dem Konzil von Nizäa (325 n.Chr.) <strong>war</strong>en die Eparchien (oder Provinzen)<br />

<strong>des</strong> Patriarchen von Antiochien vertreten mit Palästina, Phönizien,<br />

Coele-Syrien, Arabien, Mesopotamien und Kilikien. Repräsentiert wurden sie<br />

von 66 Bischöfen und zehn „Landbischöfen“ (chorepiskopoi), unter ihnen die<br />

Bischöfe von Bos(t)ra, Philadelphia (dem heutigen Amman), Hesban, Suwaida<br />

und Aere (Sanamain?) in Batanaea. Aus anderen arabischen Gegenden<br />

kamen die Bischöfe von Aqaba, Palmyra und Damaskus sowie ein Bischof<br />

Pamphilos der nomadisierenden Araber<br />

(Tayyaye) aus Mesopotamien 4 . Das alles also volle dreihundert Jahre vor<br />

dem Auftreten von <strong>Mohammed</strong> und die Kirche legte auch in den folgenden<br />

drei Jahrhunderten nicht die Hände in den Schoß. Auf dem Konzil von Chalkedon<br />

(451 n.Chr.) <strong>war</strong> ein Bischof Johann der Sarazenen (εθνούς<br />

Σαρακήνων) aus der Provinz von Osrhoene anwesend.<br />

4 J.Spencer Trimingham a.a.O. S. 66.


10<br />

Obwohl für Arabien sprichwörtlich „Arabia haeresium ferax“ („an Häeresien<br />

ist Arabien reich“) gilt, <strong>war</strong>en doch wenigstens alle kirchlichen Parteien<br />

eins im Bekenntnis zum einen Christus als wahrem Gott und wahrem Menschen<br />

(„dem Vater wesensgleich“), doch <strong>war</strong>en „Griffelspitzer“ am Werke und<br />

die große (Welt-) und die kleine (Eitelkeiten-) Politik spielten eine unheilvolle<br />

Rolle. Trotz päpstlicher Ausgleichsversuche „platzte“ das Konzil über eine<br />

Formel, mit der (nur) mehr sprachliche Klarheit geschaffen wurde, und führte<br />

zum unversöhnlichen Gegensatz von Dyophysiten und Monophysiten. Diejenigen,<br />

die ihm die Göttlichkeit (in judaisierender Tradition) abgesprochen hatten,<br />

<strong>war</strong>en längst als sogenannte Arianer (genannt nach dem Presbyter Areios<br />

in Alexandrien) auf dem Konzil von Nizäa „in die Wüste geschickt“ worden.<br />

Viel früher (ab 67 n.Chr. mit der Ermordung <strong>des</strong> Herrenbruders und ersten<br />

Bischof Jakobus) <strong>war</strong>en bereits die sogenannten Judenchristen, unter<br />

ihnen die Ebioniten (der Jerusalemer Urgemeinde) in die Wüste über Pella<br />

in der sogenannten Dekapolis (im heutigen Grenzgebiet zwischen Syrien und<br />

Jordanien) und Aleppo in Syrien gezogen, aber teilweise auch in die wirkliche<br />

Wüste und deren Oasen, vornehmlich Hedschas und letztlich <strong>Mekka</strong>; deren<br />

Exil- und Wanderungspolitik ist bisher allenfalls verschwommen erkennbar.


11<br />

3. Wo soll denn Arabien noch heidnisch gewesen sein?<br />

Nichts anderes als eine unfromme Mär ist, Arabien sei bei <strong>Mohammed</strong>s<br />

Kommen noch heidnisch gewesen. Natürlich gab es noch Heiden unter den<br />

Arabern, denn den letzten Beduinen in der Wüste zu missionieren verlangte<br />

mehr als Kamel,<br />

Jetzt endlich ist die leidige<br />

Priesterehe vom Tisch . . .<br />

die landauf landab und Tag und Nacht<br />

alle modernen Wichtigtuer haben<br />

wollen. Wenn auch die<br />

Bischofssynode in Rom in den letzten<br />

Wochen nicht viel gebracht haben mag.<br />

Eines aber haben die Väter – sicher<br />

mehr mit Grimm – festgestellt: Es fehlt<br />

am Mammon – und das ist gut so!<br />

Allein diese Feststellung ist ja heute<br />

schon was wert. Man denke nur an die<br />

Diözesen von Berlin, Aachen etc. pp. –<br />

der Pleitegeier zerrt an den Membra – ,<br />

wo niemand die „Spendierhosen“<br />

auszog, bis das Diözesanschiffchen zu<br />

kentern drohte.<br />

Abb. 1. Das alte Arabien zu Beginn der <strong>christlich</strong>en Ära mit<br />

<strong>Mekka</strong> als Drehkreuz der Karawanenwege<br />

Quelle: Trimingham


12<br />

Courage und Kathechismus. Gab es nicht auch noch die heftig konkurrierenden<br />

Manichäer und die Anhänger <strong>des</strong> Zoroastrismus als Staatsreligion im Osten zur<br />

Sassanidenzeit neben den Juden in zahlreichen Oasen? Selbstverständlich, doch<br />

die Kirche trat in Arabien stets missionarisch auf und herrschte in weitesten Teilen<br />

Arabiens (Abb.1), wenn auch deren Glieder, vornehm ausgedrückt, sich selten grün<br />

<strong>war</strong>en 5 .<br />

Begann doch Arabien mit Bischofssitzen im Westen am Hafen Eilat und dem<br />

Negev (berühmt der Weinanbau der <strong>christlich</strong>en Nabatäer, deren Weinpressen noch<br />

heute erkennbar 6 ), setzte sich fort als „Fruchtbarer Halbmond“ über die Mittelmeerküste,<br />

das Jordantal und Damaskus bis zum Oberlauf von Euphrat und Tigris im<br />

Norden, was <strong>christlich</strong>es Kernland <strong>war</strong> (Abb.2).<br />

5 Vor allem „jakobitisch“, „armenisch“ und koptisch“ gegen „nestorianisch“ und alle gegen „melkitisch“<br />

und alle wiederum gegen „römisch“.<br />

6 Vgl. Levy, Die Nabatäer, Versunkene Kultur am Rande <strong>des</strong> Heiligen Lan<strong>des</strong>, 1996, Verlag Urachhaus,<br />

S. 22, 138, 182. Als römische und später byzantinische Provinz erhielt der Negev den Namen<br />

Palästina salutaris – das gesegnete Palästina.


Jetzt endlich ist die leidige<br />

Priesterehe vom Tisch . . .<br />

13<br />

die landauf landab und Tag und Nacht<br />

alle modernen Wichtigtuer haben<br />

wollen. Wenn auch die<br />

Bischofssynode in Rom in den letzten<br />

Wochen nicht viel gebracht haben mag.<br />

Eines aber haben die Väter – sicher<br />

mehr mit Grimm – festgestellt: Es fehlt<br />

am Mammon – und das ist gut so!<br />

Allein diese Feststellung ist ja heute<br />

schon was wert. Man denke nur an die<br />

Diözesen von Berlin, Aachen etc. pp. –<br />

der Pleitegeier zerrt an den Membra – ,<br />

wo niemand die „Spendierhosen“<br />

Abb. 2: Die Verbreitung <strong>des</strong> Christentums unter<br />

den Arabern in vorislamischer Zeit<br />

Quelle: Trimingham<br />

Im Osten bestand es aus Mesopotamien (Abb.3), einem weiteren <strong>christlich</strong>en<br />

Kernland. Entlang der Ostküste Arabiens gab es die im Indienhandel<br />

prosperierenden Häfen mit starker <strong>christlich</strong>er Bevölkerung. Die zu Bahrain<br />

gehörigen Oasen al-Quatif und Hajar (al-Hasa) hatten (nestorianische) Bischöfe,<br />

die Halbinsel Quatar <strong>war</strong> eine Diözese, ebenso die Insel Dharein.<br />

Nur die wichtigsten seien hier genannt und können bei Trimingham vervollständigt<br />

werden 7 . Mit der Bischofsstadt Suhar neben dem heutigen Muskat,<br />

7 Trimingham, a.a.O. Kap.4. Christians in Eastern Arabia and Its Islands, S. 279 ff. Bezeichnend ist<br />

auch die von Trimingham erwähnte riddah, die (auch) unter den hiesigen Stämmen herrschte. Riddah<br />

bedeutet den Abfall vom islamischen Glauben und <strong>war</strong> der Aufstand vieler arabischer Stämme nach<br />

dem Tode <strong>Mohammed</strong>s gegen den Islam. Der Versuch <strong>des</strong> Glaubensabfalls, der sich – ob als Vor-


14<br />

der Hauptstadt Omans, reichte der kirchliche Einfluss bis in die letzte Ecke<br />

Arabiens.<br />

Jetzt endlich ist die<br />

leidige Priesterehe vom<br />

Tisch . . .<br />

die landauf landab und Tag und<br />

Nacht alle modernen Wichtigtuer<br />

haben wollen. Wenn auch die<br />

Bischofssynode in Rom in den<br />

letzten Wochen nicht viel<br />

gebracht haben mag. Eines aber<br />

haben die Väter – sicher mehr<br />

mit Grimm – festgestellt: Es<br />

fehlt am Mammon – und das<br />

Abb: 3: Frühe <strong>christlich</strong>e Zentren in Mesopotamien und Babylonien<br />

Quelle: Trimingham<br />

Im Süden schloß sich das Hadramaut und der Jemen mit dem Handel<br />

auf der Weihrauchstraße an mit einer starken nestorianisch- (manche sagen<br />

wohl fälschlich jakobitisch-) <strong>christlich</strong>en Gemeinde in Nadjran, deren Bischof<br />

später zu <strong>Mohammed</strong> als dem Sieger über <strong>Mekka</strong> kam und beide hatten eine<br />

fruchtlose Diskussion über die Trinität. In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa<br />

gab es unterhalb <strong>des</strong> Burgberges die Kathedrale [siehe Abb. 4: die heutige<br />

ovale, mit einer Mauer umgebenen Grube auf dem „Kirchplatz“, wie er<br />

wand oder nicht, sei einmal dahingestellt - an der Almosensteuer Zakat entzündete, wurde erbarmungslos<br />

niedergeschlagen.


15<br />

unverändert heißt], deren bunte Fenster der Kaiser in Byzanz als „Entwicklungshilfe“<br />

gestiftet hatte.<br />

Abb.4: Sanaa: Maidan al-Qalis – Kirchplatz<br />

Quelle: Litfin<br />

Auch streckte der <strong>christlich</strong>e Negus von Äthiopien seine Hand nach dem<br />

Jemen aus, denn er <strong>war</strong> der wichtigste Alliierte <strong>des</strong> byzantinischen Kaisers<br />

gegen die sassanidischen Perser am Horn von Afrika [Bab el Mandeb, „Tor<br />

der Tränen“]. Dort suchten diese ständig festen Fuß zu fassen und schafften<br />

es auch 525 n.Chr.; um die Sicherung der Handelswege zwischen Indien und<br />

dem Roten Meer ging es dabei.<br />

Im Innern Arabiens lagen nur Wüsten und eine Reihe von Oasenstädten,<br />

vornehmlich an der Weihrauchstraße mit <strong>Mekka</strong> und Yathrib (dem späteren<br />

Medina mit zur Hälfte jüdischer Bevölkerung), aber auch Khaibar als eine<br />

rein jüdische Ansiedlung seit Jahrhunderten (wohl schon seit der Zeit <strong>des</strong><br />

<strong>Propheten</strong> Saul) und mit Flüchtigen der Vertreibung der Juden aus Jerusalem<br />

durch Titus und nach dem Bar Kochba-Aufstand.<br />

Wenn <strong>Mohammed</strong> die religiöse Laxheit der Beduinen lebhaft beklagt, so<br />

dürfen wir darin gewiß mehr als den fehlenden Erfolg <strong>christlich</strong>missionarischen<br />

Wirkens bei den Beduinen sehen. Missionarischer Einsatz<br />

hatte bereits gefruchtet, sonst könnte sich <strong>Mohammed</strong> nicht ständig ereifern.


16<br />

Man fragt sich unweigerlich, über welche „Missionare“ beklagt er sich eigentlich<br />

mittelbar mit deren Misserfolg bei den Beduinen, wenn doch alles noch<br />

heidnisch <strong>war</strong> in der Zeit der „Unwissenheit“ bis zu seinem Auftritt? Er<br />

sprach aus seiner langjährigen homiletischen Kenntnis und Erfahrung (wozu<br />

Näheres später zu sagen ist), weswegen er sich auch als Reformator sah,<br />

und keineswegs bloß aus seinen zehn Jahren als Prophet <strong>des</strong> Islam. Die<br />

Beduinen <strong>war</strong>en bereits stark in den Einfluß von Missionaren gekommen, in<br />

starkem Maße bekehrt und getauft, doch eben im Alltag nicht besser als die<br />

Menschen zu wohl allen Zeiten; das eben beklagt <strong>Mohammed</strong>. Zweiflern sei<br />

in Erinnerung gerufen, daß eine Reihe namentlich bekannter <strong>christlich</strong>er<br />

Missionare unter den Beduinen wirkten und einer von ihnen als Augenarzt<br />

in Ukaz nahe <strong>Mekka</strong> wirkte, der den kindlichen <strong>Mohammed</strong> in Begleitung<br />

seines Großvaters Abd-al-Mutallib heilte; die Existenz sogenannter Zeltlagerbischöfe<br />

darf hier nicht unerwähnt bleiben.<br />

Die Geschichte <strong>des</strong> Islam selbst belegt die Christianisierung mehrerer<br />

arabischer Gegenden, vor allem die Bekehrung einiger Stämme in <strong>Mekka</strong><br />

und im Hedschas zum Christentum. Historiker weisen deutlich auf die Christianisierung<br />

einiger Familien der Koreischiten in <strong>Mekka</strong> hin, namentlich <strong>des</strong><br />

Zweigs von Abd al-Azi Ibn Qusay hin. Yaqubi 8 schreibt zur Christianisierung<br />

arabischer Stämme wie der Tamim, Rabia, Bani Taglub u.v.m , manche Koreischiten<br />

würden sich zum Christentum bekennen wie die Kinder <strong>des</strong> Asad,<br />

Sohn <strong>des</strong> Abd al-Azi, darunter Utman, Sohn <strong>des</strong><br />

al-Huwayrat, Sohn <strong>des</strong> Asad, Sohn <strong>des</strong> Abd al-Azi und Waraqa, Sohn <strong>des</strong><br />

Nawfal, Sohn <strong>des</strong> Asad ...“. Seine herausragende Rolle als Leitfigur <strong>des</strong><br />

<strong>christlich</strong>en Geschehens rund um die Entstehung <strong>des</strong> Islam und die<br />

Stadt <strong>Mekka</strong> wird sich entpuppen, wie später zu zeigen ist.<br />

Andere Historiker vertreten daher mit guten Gründen die Auffassung,<br />

Arabien habe zur Zeit <strong>Mohammed</strong>s kurz vor der totalen Christianisierung<br />

gestanden. Kein Wunder auch, wie ein Blick in die Listen der Konzilsväter<br />

von Nizäa (325 n.Chr.), Ephesus (431 n.Chr.) und Chalkedon (451<br />

8 In seinem Buch At-tarih, Teil 1, S. 257


17<br />

n.Chr.) zeigt, die schon Jahrhunderte vor dem Islam eine große Zahl von sogenannten<br />

Zeltlagerbischöfen [„Bishop of the Encampments“] aufweisen.<br />

Dies alles muß der Islam leugnen, will er nicht seinen vorgeblich genuinen<br />

Geburtsanspruch gefährden. Dabei bestehen zwischen Islam und Christentum<br />

bedeutende Gemeinsamkeiten wie beispielweise zur Stellung Mariens,<br />

die heute nicht einmal mehr innerhalb <strong>des</strong> Christentums bestehen.<br />

[vgl. www.litfin-germany.de/Hobbythek/Vorderer_Orient/vorderer_orient.html ]<br />

Doch gehen wir in die Einzelheiten, auch wenn sie im Rahmen dieser<br />

Abhandlung nur exemplarisch ausfallen können. Vielleicht besass gar <strong>Mekka</strong><br />

einen <strong>christlich</strong>en „Bischof“ und wurde einmal in der Ka’aba die hlg. Messe<br />

gelesen.<br />

Und damit wollen wir zu einem letzten Stichwort kommen, das sicher<br />

kein Ruhmesblatt für den Islam ist: die riddah. Sie bedeutet den Abfall vom<br />

islamischen Glauben und meint den Aufstand vieler arabischer Stämme nach<br />

dem Tode <strong>Mohammed</strong>s gegen den Islam. Der Versuch <strong>des</strong> Glaubensabfalls,<br />

der sich – ob als Vorwand oder nicht, sei einmal dahingestellt - an der Almosensteuer<br />

Zakat entzündete, wurde erbarmungslos niedergeschlagen. Damit<br />

<strong>war</strong> die arabische Einheit gesichert und die Basis geschaffen für die Kriege<br />

gegen Byzanz und das Persische Reich.


18<br />

4. Was Islamforscher bekunden<br />

Die führende deutsche Tageszeitung veröffentlichte einen Artikel zu<br />

zwei westlichen Islam-Forschern, die beide über Gedankengut und Erbmasse<br />

aus dem Christentum publiziert haben 9 . Zum einen handelt es sich um<br />

Christoph Luxenberg 10 , auf den die New York Times und die Neue Züricher<br />

Zeitung in zwei Artikeln vor einigen Jahren hingewiesen haben.<br />

Nach Luxenberg ist der Koran (ursprünglich) ein <strong>christlich</strong>-liturgisches<br />

Buch (Q∂ryana) und bedeutet (arab. Quran) Lektionar und <strong>war</strong> zunächst ein<br />

liturgisches Buch mit ausgewählten Texten aus der Schrift (Altes wie Neues<br />

Testament) und keineswegs als Ersatz für die Schrift selbst, d.h. nicht als<br />

eigenständige Schrift zu verstehen. Daher die zahlreichen Anspielungen auf<br />

die Schrift und die ausdrücklichen Verweisungen auf die Schrift, wovon sich<br />

der Koran als Teil versteht (z.B. Sure 12; 1-2). Zum einen besteht er aus „getreuen“<br />

Auszügen aus der „Urschrift“, d.h. der „kanonischen“ Schrift, zum<br />

anderen aus mit der Urschrift „vergleichbaren“ etwa apokryphen. Die „Urschrift“<br />

ist für ihn der Maßstab, also die kanonisch geltenden Schrift. Seine<br />

Sprache weist in Details auf den ostsyrisch / mesopotamischen Raum hin<br />

und hat eine syro-aramäische Grundstruktur.<br />

Zum anderen handelt es sich um Günter Lüling, der bereits im Jahre<br />

1981 u.a. publizierte 11 . Er entwickelte sehr dezidierte Ansichten zum Koran<br />

und zur Kaaba als einer <strong>christlich</strong>en Kirche.<br />

9 F.A.Z. v. 27.06.2005 : „Lesarten <strong>des</strong> Koran“.<br />

10 Die syro-aramäische Lesart <strong>des</strong> Koran – Ein Beitrag zur Entschlüsselung der Koransprache, Verlag:<br />

Das Arabische Buch, 1.Aufl. 2000; ISBN 3-86093-274-8<br />

11 Die Wiederentdeckung <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong> Muhammad – Eine Kritik am ‚<strong>christlich</strong>en’ Abendland, Verlagsbuchhandlung<br />

Hannelore Lüling, Erlangen; 1981; ISBN 3-922317-07-3.<br />

Der <strong>christlich</strong>e Kult an der vorislamischen Kaaba als Problem der Islamwissenschaft und <strong>christlich</strong>en<br />

Theologie, 2. Aufl. 1992, Verlagsbuchhdlg. Lüling.<br />

Über den Ur-Quran. Ansätze zur Rekonstruktion vorislamischer <strong>christlich</strong>er Strophenlieder im Quran,<br />

Erlangen 1974.


19<br />

Überhaupt nicht in das übliche Bild paßt ein anderer Historiker, der mit<br />

seinen Veröffentlichungen zum Islam – wohl sieben an der Zahl – im Westen<br />

noch keinen „Aufruhr“ anzettelte, weil er auf Arabisch schreibt und kaum Übersetzungen<br />

bisher vorliegen. Die Rede ist von dem im Libanon lebenden<br />

maronitischen Geistlichen Hariri (ein Pseudonym). Seine Bücher verschwinden<br />

aus öffentlichen Bibliotheken (wie in Beirut) und die Bibliothek der renommierten<br />

Georgetown University in den USA, die es nach Kenntnis <strong>des</strong><br />

Autors besitzt, entleiht es neuerdings nicht mehr. Eine deutsche Ausgabe ist<br />

alsbald zu er<strong>war</strong>ten. Seine wesentliche Arbeit für die vorliegende Frage trägt<br />

den Titel „Der Pfarrer und der Prophet“ und befaßt sich mit den religiösen<br />

Verhältnissen in <strong>Mekka</strong> und insbesondere in der Familie <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong>. Die<br />

entscheidende Rolle, die Waraqa Ibn Naufal auf der Bühne von <strong>Mekka</strong> spielte,<br />

wird erstmals ans Licht gebracht. Hariris Arbeit kann schon vom Umfang<br />

her nicht Gegenstand der vorliegenden Abhandlung sein, denn das würde<br />

jeden Rahmen sprengen; einer eigenen Bearbeitung ist das vorbehalten.<br />

Doch geben seine nachvollziehbaren Gedanken Anlaß zu vielfältigen Anregungen<br />

und so spielt Hariri vorliegend für den Autor eine wichtige Rolle.


20<br />

5. Die emotionale Philippika gegen ein <strong>christlich</strong>es <strong>Mekka</strong><br />

Gegen ein <strong>christlich</strong>es <strong>Mekka</strong> machte beispielsweise mit einem Leserbrief<br />

ein muslimischer Professor seiner verletzten Seele Luft unter dem Leitsatz<br />

„Unsinnige Aussagen westlicher Koran-Experten“ (F.A.Z. vom<br />

30.07.2005). Um die Brisanz zu zeigen, lassen sich die wesentlichen Passagen<br />

nicht verschweigen.<br />

„Diese westlichen Koran-Experten (...) wie ahnungslos diese selbsternannten Experten sind<br />

und wie bedenkenlos sie haltlose Meinungsäußerungen als vermeintliche Fakten hinzustellen<br />

versuchen (...) Lüling scheut nicht mal vor der albernen Behauptung zurück, die Kaaba sei<br />

einst eine Kirche gewesen (...) es braucht keine wissenschaftlichen Studien, um den Unsinn<br />

dieser Aussage zu erkennen (...) keinem dieser Herrschaften (...) die elementarsten Regeln<br />

der Logik und <strong>des</strong> Verstan<strong>des</strong> mit Füßen treten (...) die gegenwärtigen Diskussionen über Islam,<br />

Koran und Muslime eine dilettantische Mischung sind aus Ahnungslosigkeit, Profilierungssucht<br />

und Ressentiments (...) Je greller, um so toller! (...) Lerch soll lieber mal im Topkapi-Museum<br />

das persönliche Koranexemplar <strong>des</strong> Kalifen Osman in Augenschein nehmen<br />

(...) Die Legitimation für ihre unhaltbaren Positionen scheinen die Akteure hauptsächlich aus<br />

dem Trauma <strong>des</strong> 11. September zu schöpfen (...) ein solcher Geistesblitz mag vielleicht für<br />

einen Science-fiction-Roman als Vorlage dienen, aber daß dies alles in der F.A.Z. ernsthaft<br />

diskutiert und unter Leser verstreut wird, stimmt nachdenklich“.<br />

Seine unwissenschaftliche, schon unflätige Ausdrucksweise zeigt, wie<br />

die Wogen hochgehen können. Aus „berufenem“ Munde hören wir von den<br />

westlichen Verdrehungen, und alle Verdreher erhalten von ihm ihre sprachlichen<br />

Hiebe. Starker Tobak für jemanden mit wissenschaftlichem Gestus,<br />

doch sich nur religiös emotional Luft macht. Trauma? Recht abwegig, allgemein<br />

wie im besonderen. Nun gut, der Zufall wollte es, daß sich der Autor am<br />

11. September in New York aufhielt und einiges aus erster Hand miterlebte.<br />

Doch von Trauma keine Spur und sein „Geistesblitz“ lag auch schon viele<br />

Jahre zurück, doch dazu das brisante Schlusswort.


21<br />

6. Was sagt der Koran zum Christentum?<br />

Christen wie Muslime glauben an die absolute Macht Gottes und das gilt<br />

auch, wenn er Allah genannt wird. Doch wer wollte auch andererseits die<br />

Forschungsfreiheit <strong>des</strong> Menschen leugnen. Wer würde ernstlich daran denken,<br />

die Würde Gottes mit dem Raub der menschlichen Würde retten zu wollen.<br />

Gott läßt der Geschichte freien Lauf und dem Menschen freie Hand. So<br />

kann eigentlich nicht überraschen, daß die spätere koranische Offenbarung<br />

eine Quelle hatte, wie der Koran selbst bezeugt 12 :<br />

• „Dies ist eine Mahnung“ (Sure 38/49) .<br />

• „Er (d.h. der Koran) ist eine Erinnerung“ (Sure 74/54).<br />

• Die Aufgabe <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong> ist, zu erinnern und <strong>war</strong>nen: ”Warne nun<br />

(deine Landsleute)! Du bist (ja) nur ein Warner.” (Sure 88/21).<br />

• Und wenn der Prophet etwas bezweifelt, wird ihm gesagt: „Wenn du<br />

über das, was wir (als Offenbarung) zu dir hinabgesandt haben, im<br />

Zweifel bist, dann frag’ diejenigen, die die Schrift (bereits) lesen,<br />

(nachdem sie sie) vor dir (erhalten haben)! (Sure10/94).<br />

Es gab mithin welche, die bereits vor <strong>Mohammed</strong> die Schrift lasen; einer<br />

<strong>war</strong> es dann, der hinter den Kulissen das Wort Gottes in <strong>Mohammed</strong>s Ohren<br />

flüsterte.<br />

12 Hariri „Der Pfarrer und der Prophet“ (arab.; 1985).


22<br />

7. Was weiteres zeigt der Koran zum Christentum?<br />

Es fiel den „Religiösen“ stets schwer, hinter dem <strong>Propheten</strong> außer Gott<br />

auch noch das andere und vornehmlich einen anderen zu sehen. Die Wahrheit<br />

verpflichtet, die historischen Tatsachen so zu sehen, wie sie sind und zu<br />

erkennen, daß Gott Menschen als Mittler benutzt. Die Geschichte verdunkelt<br />

oft die Rolle der Haupthelden. Und Tatsache ist, daß der Held <strong>des</strong> Islam der<br />

Pfarrer mit Namen Waraqa Ibn Nawfal Ibn Asad Ibn ‘Abd al-‘Azî ibn Qusay<br />

<strong>war</strong>. Er <strong>war</strong> für seine Zurückgezogenheit und seine einsiedlerischen Tendenzen<br />

bekannt und steht auch unter heutigen Muslimen in hoher Ehre 13 .<br />

Vergleichen wir die Lehren <strong>des</strong> Pfarrers und jene <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong>, das<br />

Evangelium <strong>des</strong> Pfarrers und den Koran <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong>. Das Buch <strong>des</strong> Pfarrers<br />

ist das „Hebräerevangelium“ (nach Matthäus, wenngleich lt. Epiphanias<br />

verfälscht), worüber kein Zweifel besteht; das Buch <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong> ist der<br />

„Koran“, was strittig ist. Der Koran, wie er auf uns gekommen ist, nämlich<br />

das Koran-Buch <strong>des</strong> (nach <strong>Mohammed</strong> dritten) Kalifen Utman Ibn Affan (644<br />

– 656) mit seiner offiziellen Redaktion <strong>des</strong> Korantextes, steht auf Kriegsfuß<br />

mit den historischen Tatsachen, wogegen auch auf dem Topkapi kein Kraut<br />

gewachsen ist. Die geschichtlichen Ereignisse stehen in umgekehrter Reihenfolge:<br />

die ersten Suren am Ende <strong>des</strong> Buches und die letzten am Anfang<br />

und die Suren sind nach ihrer Länge aufgereiht. Um den Koran <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong><br />

richtig zu lesen, sollten wir also den Koran von Utman von hinten anfangen<br />

14 .<br />

Mehr noch: Die im Koran <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong> behandelten Themen unterscheiden<br />

sich wesentlich von denen <strong>des</strong> Koran von Utman. Die Verse über<br />

die Nasara beispielsweise lauten im Koran <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong> völlig anders als<br />

13 Hariri a.a.O.<br />

14 Hariri a.a.O.


23<br />

im Koran von Utman. Im ersten Buch stehen die Nasara den Muslimen in<br />

Liebe am nächsten, während sie im zweiten Buch zu den „Polytheisten“ 15<br />

zählen, gegen die alle Muslime kämpfen sollen 16 . Einige „Kostproben“,<br />

damit der Leser weiß, was „Sache“ ist:<br />

• „Und erschlagt sie (die Ungläubigen), wo immer ihr auf sie stoßt und<br />

vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben; denn Verführung (zum Unglauben)<br />

ist schlimmer als Totschlag (Sure 2/191);<br />

15 Dieser Ausdruck ist höchst schillernd. Nach westlichem Sprachgebrauch versteht man hierunter<br />

alle, die Vielgötterei treiben. Das sind in der Geschichte praeter propter alle heidnischen Völker vom<br />

Alten Ägypten über Babylon, Griechenland, Rom bis zum heutigen Hinduismus. Der Islam zählt zu<br />

den Vielgötterei Treibenden auch alle Christen wegen <strong>des</strong> Glaubensdogmas der „Heiligsten Dreifaltigkeit“<br />

(Trinitas Gottes). Der Islam macht den Christen zum Vorwurf (und dafür werden sie in der<br />

Hölle landen; siehe nachstehend), daß sie Gott (= Allah) einen (Jesus Christus als Gottessohn) „beigesellen“.<br />

Das Christentum übersieht das (aus Unwissenheit?) allgemein und die Katholische Kirche<br />

seit dem Vaticanum II („Nostra aetate“) freundlicherweise und arbeitet bereits mit dem Begriff <strong>des</strong><br />

erweiterten Oekumenismus unter Einschluß der Juden (und der Muslime offenbar auch schon). Die<br />

Aussagen <strong>des</strong> Koran zu dieser Frage sind daher bewußt einmal zusammenfassend aufgezählt:<br />

• Das Herz der Ungläubigen füllen wir mit Schrecken, weil sie Allah Nebenbuhler zugesellt<br />

haben, wozu ihnen kein Recht gegeben <strong>war</strong>. Dafür wird Ewiges Feuer ihre Wohnung sein<br />

(Sure 3/152).<br />

• Wer irgendein Geschöpf Allah zur Seite setzt, dem verzeiht Allah nicht; andere Sünden aber<br />

außer dieser verzeiht er wohl, wem er will; denn wer ein Geschöpf Allah zur Seite setzt, der<br />

hat eine schwere Sünde ersonnen (Sure 4/49).<br />

• Sie (die Ungläubigen) rufen außer ihm weibliche Gottheiten an und den aufrührerischen Satan<br />

(Sure 4/118).<br />

• Glaubt daher an Allah und seinen Gesandten, sagt aber nichts von von einer Dreieinheit<br />

(Dreieinigkeit) (Sure 4/172).<br />

• Wahrlich, das sind Ungläubige, die sagen: Allah sei Christus, der Sohn der Maria. Sagt ja<br />

Christus selbst:“Oh, ihr Kinder Israels, dient Allah, meinem und eurem Herrn“. Wer Allah<br />

irgendein Wesen zugesellt, den schließt Allah vom Paradies aus, und seine Wohnung wird<br />

das Höllenfeuer sein, und die Gottlosen werden keine Helfer haben (Sure 5/73).<br />

• Auch das sind Ungläubige, welche sagen: Allah ist der dritte (einer von dreien) der Dreieinigkeit;<br />

denn es gibt nur einen einzigen Gott. Enthalten sie sich nicht, so zu sprechen, wird<br />

diese Schriftbesitzer schwere Strafen treffen (Sure 5/74).<br />

• Sie sagen (die Christen): „Der Allbarmherzige hat einen Sohn gezeugt (Sure 19/89). Damit<br />

äußern sie aber eine Gottlosigkeit (90) – und nur wenig fehlte, daß nicht der Himmel zerrissen<br />

und die Erde sich spaltete und die Berge zusammenstürzten (91), weil sie dem Allerbarmer<br />

einen Sohn zuschreiben (92).<br />

• Ruf neben Allah, dem wahren Gott, nicht noch einen anderen Gott an, damit du nicht zu jenen<br />

gehörst, die zur Strafe verdammt sind (Sure 26/214). Dies predige auch <strong>war</strong>nend deinen<br />

allernächstenVerwandten (215) und bezeige dich milde zu den Gläubigen, welche dir folgen<br />

(216).<br />

• O, mein Sohn, geselle Allah kein Wesen zu; denn Götzendienst ist ein großes Verbrechen<br />

(Sure 31/25).<br />

• Ist es nicht eine üble Erfindung, wenn sie sagen, Allah habe (Kinder) gezeugt? Sind sie nicht<br />

Lügner? (Sure 37/152).<br />

• Wenn du Allah noch Götter zur Seite setzt, dann wird all dein Tun vergebens sein, und du<br />

wirst untergehen (Sure 39/66).<br />

16 Hariri a.a.O.


24<br />

• „... Wahrlich in die Herzen der Ungläubigen werfe ich Schrecken. So<br />

haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab ... (Sure 8/12);<br />

• Wenn ihr im Kriege mit den Ungläubigen zusammentrefft, dann<br />

schlagt ihnen die Köpfe ab, - Die für Allahs Religion kämpfen (und<br />

sterben), deren Werke werden nicht verloren sein (Sure 47/5). Sie<br />

werden in das Paradies geführt werden, welches er ihnen angekündigt<br />

hat (7).<br />

• Seid daher nicht mild (schwach) gegen eure Feinde und ladet sie nicht<br />

zum Frieden ein: Ihr sollt die Mächtigen sein (sollt siegen); denn Allah<br />

ist mit euch, und er entzieht euch nicht den Lohn eures Tuns (eurer<br />

Taten im Krieg) (Sure 47/36).<br />

• „Kämpft mit der Waffe gegen die Ungläubigen, bis der Islam überall<br />

verbreitet ist (Sure 8/40);<br />

• „Ihr Gläubigen! Nehmt euch weder Juden und Christen zu Freunden!“<br />

(Sure 5/51).<br />

• Verkündige den Ungläubigen qualvolle Strafe. O Gläubige, bekämpft<br />

die Ungläubigen, die in eurer Nachbarschaft wohnen; laßt sie eure<br />

ganze Strenge fühlen und wißt, daß Allah mit denen ist, welche ihn<br />

fürchten (Sure 9/ 3 – 123).<br />

Die Geschichte von Jesus, Sohn der Maria, und seiner Mutter unterscheidet<br />

sich voneinander in beiden Büchern. Im übrigen kennen wir 204<br />

Koran-Verse gegen Nicht-Muslime, unter denen zwei Auffälligkeiten herausragen:<br />

• der Autor ist auf den Begriff „Hölle“, „Höllenfeuer“, „Höllenstrafen“<br />

oder „Höllenwächter“ an 43 Stellen gestoßen, was jeden Muslim<br />

zutiefst beunruhigen und das heutige Christentum vergleichsweise<br />

dazu geradezu „kommod“ erscheinen lassen muß („mittelalterlich“<br />

mag sich das in praxi durchaus anders angehört haben, dennoch<br />

ist das Neue Testament vergleichsweise eine „Frohbotschaft“, und<br />

heutigentags hat die Kirche „Hölle“ und alle sprachlichen Assoziationen<br />

sowieso in die „theologische Rumpelkammer“ verbannt) ;<br />

• die Ungläubigen mit dem Schlimmsten zu rechnen haben, wenn<br />

sie nicht das muslimische Glaubensbekenntnis sprechen wollen.<br />

Denn sie werden „getötet oder gekreuzigt oder ihnen die Hände


25<br />

und Füße an entgegengesetzten Seiten abgehauen oder aus dem<br />

Lande verjagt“ (Sure 5/34). Allah wird sie wie das ärgste Vieh betrachten<br />

(Sure 8/56) und sie werden siedend heißes Wasser zu<br />

trinken erhalten, um dann wieder in die Hölle verstoßen zu werden<br />

(Sure 37/67). Da ist auch die Sprache dramatisch und es findet<br />

sich kein Pardon. Man muß ans Grübeln über Christi Worte kommen:<br />

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.<br />

Mit Staunen und Verwunderung blickt man dann auf alle kirchlichen Hierarchen<br />

bis hinunter auf die Pfarreiebene, mit welcher Einfalt der an sich auf<br />

das Christentum beschränkte Begriff <strong>des</strong> Oekumenismus „erweitert“ wird und<br />

womit bei „51%iger“ muslimischer Mehrheit in einem Lande wirklich zu rechnen<br />

ist.


26<br />

8. Die juden<strong>christlich</strong>e Frühgeschichte der Stadt <strong>Mekka</strong><br />

Qusay (wohl rd 400 n.Chr.) <strong>war</strong> der Ururgroßvater von Waraqa Ibn<br />

Nawfal, von Chadischa (der ersten Frau <strong>Mohammed</strong>s) und von Abdallah,<br />

dem Vater von <strong>Mohammed</strong>, d.h. alle drei gingen auf Qusay zurück und hatten<br />

denselben Glauben, dieselbe Religion sowie die Stellung und Würde<br />

17 . Sie alle <strong>war</strong>en Koreischiten, Wächter der Kaaba, und Bewohner <strong>Mekka</strong>s<br />

sowie Ratsherren der Stadt. Qusay führte nämlich die verstreuten<br />

Stämme aus den Bergtälern und Ebenen um <strong>Mekka</strong> herum zusammen. Sie<br />

wurden dann „Koreisch“ (Quraish), so Ibn Ishaq, genannt, was ‚Zusammenkommen’<br />

bedeutet. Wenn auch nachstehend einiges dazu klarer werden sollte,<br />

so wäre es gewiß einer eigenen Arbeit und allen Fleißes wert, den Wurzeln<br />

dieser Menschen tiefer nachzugehen.<br />

Qusay kam aus der Gegend von Bos(t)ra, der damaligen Hauptstadt der<br />

Nabatäer innerhalb der römischen Provinz Arabia an der Grenze zwischen<br />

dem heutigen Syrien und Jordanien, wo<br />

• schon 244 n.Chr. – mithin rd 400 Jahre vor <strong>Mohammed</strong> - auf der Bischofssynode<br />

Bischof Beryll 18 unter Mithilfe <strong>des</strong> Origenes einem judaisanten<br />

Monarchianismus abschwor 19 ;<br />

17 Hariri a.a.O. im Gegensatz zu Ohlig / Puin a.a.O. (FN 2), insbesondere Ohlig, Wieso dunkle Anfänge<br />

<strong>des</strong> Islam? S.7 ff. Im Koran gebe es kaum „Notizen (...), die biographische Hinweise auf den mekkanischen<br />

<strong>Propheten</strong> bieten“. Die biographischen Werke zu <strong>Mohammed</strong> (von Ibn Hisham, Ibn Ishak,<br />

al Waqidi, Ibn Sa’ad, at Tabari und die Hadithsammlungen) seien mehr oder weniger ins Reich der<br />

Fabel verwiesen, weil sie erst etwa 200 Jahre später niedergeschrieben wurden und keine archäologischen<br />

Funde ihre Thesen untermauern. Nach den Kriterien der historisch-kritischen Forschung seien<br />

sie nur mit großen Vorbehalten zu betrachten. „Die Gestalt <strong>des</strong> arabischen <strong>Propheten</strong> historisch dunkel<br />

bleibt“ ist sein Resummé unter Hinweis auf Y.D. Nevo / J. Koren, Crossroads to Islam: The Origins of<br />

the Arab Religion and the Arab State, Amherst, N.Y. 2003, 11: „Muhammad is not a historical figure,<br />

and his official biography is a product of the age in which it was written”.<br />

18<br />

“Beryllus, Bischof der Araber in Bostra hinterließ Briefe wie auch verschiedene schöne Schreiben“:<br />

vgl. Eusebius, Historia Ecclesiastica, VI, 20.<br />

19 Der Legende nach <strong>war</strong> erster Bischof von Bostra ein Jünger Jesu mit Namen Timon, einer der<br />

Siebzig (Lukas 10, 1) und macht ihn zum Gefährten <strong>des</strong> Ananias, der Paulus taufte und Bischof von<br />

Damaskus <strong>war</strong>. - Paulus lebte nach seiner Bekehrung zurückgezogen wohl drei Jahre in Arabien<br />

(Gal.1, 7), d.h. in das zum Nabatäerreich gehörende Gebiet südöstlich von Damaskus. Läge es nicht<br />

nahe, daß er als „Städter“ diese Zeit in Bostra verbrachte?


27<br />

• die <strong>christlich</strong>en Ghassaniden als die Herrscher der Wüste und „Kolonialtruppen“<br />

der Römer / Byzantiner herrschten als Widerpart gegen<br />

die [ebenfalls <strong>christlich</strong>en] Lahmiden als den Satrapen der sassanidischen<br />

Perser und seßhaft in Hira am Euphrat [nahe dem heutigen<br />

Bagdad / Kufa];<br />

• <strong>christlich</strong>e Bischofsstädte <strong>war</strong>en Machaberos, Madaba, Esbus (Hesban),<br />

Philadelphia (Amman), Gerasa, Bos(t)ra, Zorava (Dara), Dia<br />

(Dium), Nawa, Neapolis, Philippopolis, Kanatha (Quanawat), Dyonisias<br />

(Suwaida) und Saccaea 20 .<br />

Dort <strong>war</strong> Qusay als Kind einer Mutter aus der Gegend von <strong>Mekka</strong>, die<br />

sich mit einem angesehenen Christen verheiratet hatte, aufgewachsen. Als<br />

Erwachsener zog Qusay „voller Sturm und Drang“ (zurück) nach <strong>Mekka</strong> und<br />

sammelte die Menschen zum Koreischiten-Stamm (was bezeichnenderweise,<br />

wie bereits erwähnt, nichts anderes heißt als die „Versammelten“).<br />

Qusay im Sold der Byzantiner anzusehen – sicher schüttelt mancher<br />

Historiker den Kopf - würde durchaus Sinn machen, wofür die damalige<br />

großpolitische Wetterlage spricht. Die Äthiopier als Vasallen der Byzantiner<br />

seit grauer Vorzeit 21 <strong>war</strong>en recht schwach und die Sassaniden herrschten<br />

mal mehr mal weniger im Jemen – in Abwechslung mit den Äthiopiern - und<br />

störten damit den Handel auf der Weihrauchstraße wie den Indienhandel am<br />

Bab al Mandeb, der Meeresenge zwischen Afrika und Arabien. Da bedeutete<br />

der Ausbau von <strong>Mekka</strong> zugunsten von Byzanz eine strategisch wohlüberlegte<br />

Machtentscheidung zur Sicherung der Handelswege angesichts <strong>des</strong> ständigen<br />

Gerangels mit den Sassaniden um den Einfluß in Arabia felix (Jemen),<br />

auch Klein-Indien genannt, wo der hlg. Bartholomäus missioniert haben soll.<br />

Was lag daher näher als das Glacis auf halbem Weg zwischen dem eigenen<br />

Gebiet um Madain Saleh, der Grenzstadt zu Arabia <strong>des</strong>erta, und dem<br />

Jemen ins Auge zu fassen und mit eigenen „Bun<strong>des</strong>genossen“ zu sichern.<br />

20 Vgl. Trimingham, Spencer, a.a.O. S. 91<br />

21 eine römische Expedition im Jahre 25 v.Chr. unter Aelius Gallus in den Jemen <strong>war</strong> kläglich vor Mahrib<br />

gescheitert und seitdem beschieden sich die Römer mit dem Norden bis Madain Saleh.


28<br />

(vgl.www.litfingermany.de/Hobbythek/Holy_Site/Weihrauchstrasse/weihrauchstrasse.html).<br />

Dazu mußte Qusay die Nomaden jener Gegend sammeln, die ohne Frage<br />

recht ärmlich, um nicht zu sagen armselig lebten im Vergleich zu den Bewohnern<br />

der reichen Oasenstädte Khaibar, Medina u.a.m. mit ihren Dattelpalmenplantagen,<br />

die seit Jahrhunderten in jüdischer Hand <strong>war</strong>en. In der<br />

Gegend von <strong>Mekka</strong> lebten dagegen in Zelten jene, die man wohl als „Ausgestoßene“<br />

bezeichnen darf. Das heißt zunächst einmal keine Juden, denn<br />

<strong>Mohammed</strong> zeigt bemerkenswerterweise in seiner <strong>Mekka</strong>ner Zeit keinerlei<br />

Ressentiments gegen sie. Im Gegenteil, er sucht sie dann in Medina an sich<br />

zu binden und wird erst ihr erklärter Feind bis zu Vertreibung und zum Massenmord,<br />

als sie seine Bekehrungsversuche unter Hohn zurückweisen. Das<br />

heißt zum anderen, daß rund um <strong>Mekka</strong> jene hausten, die in den jüdischen<br />

Oasen nicht geduldet <strong>war</strong>en. Das <strong>war</strong>en, wen kann das überraschen, (gnostisch<br />

kontaminierte) Judenchristen, die in <strong>Mekka</strong> und im Hedschas für ihre<br />

Spaltung in Sekten, Parteien und Gruppen bekannt <strong>war</strong>en 22 . <strong>Mohammed</strong>s<br />

spätere „reformatorische“ Bestrebungen zeigen, daß er ihre religiöse Einigung<br />

23 unter dem Stern <strong>des</strong> Islam als einer neuen Religion zum Ziel hatte,<br />

also vor allem die Ebioniten, die (gnostischen) Elkesaiten und die Kerinthianer,<br />

alle unter dem Sammelbegriff „Nasraniya“ 24<br />

Das strategische Ausgreifen ins westliche Arabien mit dem Zusammenfassen<br />

glaubensnaher Bewohner als menschliches Glacis und die Chance<br />

vor Augen, womöglich auch die „verirrten juden<strong>christlich</strong>en Schafe“ wieder in<br />

den Schoß der „Mutter Kirche“ zurückzuholen, würde einen politischen Auftrag<br />

an Qusay mehr als nur naheliegend und solches Handeln geradezu<br />

zwingend machen, wobei „Kirchliches“ und Staatliches bei den damaligen<br />

22 „Arabia haeresium ferax“ ein wohlbekanntes Sprichwort; vgl. auch u.a. Suren 30/32, 4/150 u. 152,<br />

3/103 u. 195, 42/13, 9/122, 2/75 u. 100 u. 101 u. 136, 3/78 sowie 43/65.<br />

23 den „Kindern Israels“: vgl. Sure 20/94.<br />

24 Im Koran fünfzehn Mal genannt; „Nazoräer“, „Nazarener“ vom Heimatort Jesu. Nach Apg. 24,5 die<br />

Mitglieder der Urgemeinde in abwertendem Sinne schon früh in der rabbinischen Literatur genannt; er<br />

lebte in der syrischen Kirche fort (sonst bürgerte sich „Christianoi“ / „Christen“ ein) und ging von daher<br />

weiter in die arabische Sprache (Lexikon f.Theologie und Kirche, 1962, Bd. 7, Sp. 854; Encyclopaedia<br />

of Islam, 1993, Vol. VII, S.970.


29<br />

zeitlichen und örtlichen Umständen selbstverständlich untrennbar verbunden<br />

<strong>war</strong>en.<br />

Qusay verstand es, mit Byzantinern und Sassaniden lukrative Handelsverträge<br />

abzuschließen. Das verlangte mehr als nur persönliches Charisma,<br />

nämlich ein Händchen für eine gewisse „Schaukelpolitik“ zwischen den beiden<br />

„Großmächten“ jener Zeit, die sich nie „grün“ <strong>war</strong>en. Es ist zugleich auch<br />

Ausdruck <strong>des</strong> starken politischen Interesses beider Mächte an der Einflußnahme<br />

auf diesen strategischen Ort an der mittleren Küste <strong>des</strong> Roten Meeres.<br />

Daher verstand es Qusay auch, <strong>Mekka</strong> zum Drehkreuz <strong>des</strong> Fernhandels<br />

(vgl. Abb.1) zwischen dem Jemen und Gaza bzw. Ankara einerseits<br />

sowie Äthiopen und Mesopotamien andererseits zu machen. Denn bis in<br />

jene Orte gingen je<strong>des</strong> Jahr (im Winter in den Süden, im Sommer in den<br />

Norden) 25 <strong>Mekka</strong>’s Karawanen und daran <strong>war</strong> die ganze Stadt beteiligt,<br />

selbst die Frauen beispielsweise mit Parfumes. <strong>Mohammed</strong> <strong>war</strong> in jungen<br />

Jahren auch Karawanenführer für die reiche Chadischa, die zwei <strong>christlich</strong>e<br />

Araber beerbt hatte, und die er auch auf nachdrückliches Betreiben von Waraqa<br />

Ibn Nawfal hin, der noch öfter genannt werden wird, heiratete.<br />

Qusay <strong>war</strong> es auch, der mit Hilfe <strong>des</strong> <strong>christlich</strong>en Stammes Bani Udra<br />

den Huzaa-Stamm aus <strong>Mekka</strong> vertrieb und vernichtete (wie Ibn Sa’d berichtet);<br />

nach einer anderen Version wurde Qusay vom byzantinischen Kaiser<br />

gegen Huza’a unterstützt (wie Ibn Qutayba berichtet) und z<strong>war</strong> durch die<br />

Ghassaniden. Vielleicht vermittelte sogar der Stamm Bani Udra, der in der<br />

Nähe der Grenzen zu Syrien unter der Herrschaft der Byzantiner lebte, Qusay<br />

mit den Byzantinern. Dies ist jedenfalls der erste Hinweis auf die guten<br />

Beziehungen <strong>des</strong> Stammes Koreisch unter seinem Begründer Qusay zu<br />

den Byzantinern und den <strong>christlich</strong>en Stämmen.<br />

25 Vgl. Sure 106 „Quraisch“ - geoffenbart zu <strong>Mekka</strong><br />

Im Namen Allahs, <strong>des</strong> Erbarmers, <strong>des</strong> Barmherzigen!<br />

1. Für die Vereinigung der Qurasisch,<br />

2. für ihre Vereinigung zur Winter- und Sommerkarawane.<br />

3. So mögen sie (zum Dank) dienen dem Herrn dieses Hauses,<br />

4. der sie mit Speise versieht gegen den Hunger und sicher macht vor Furcht.<br />

Die Sure erwähnt diese beiden Karawanen und hat geradezu den Chrarakter eines Bittgebetes. Das ist<br />

auch nicht verwunderlich bei deren wirtschaftlicher Bedeutung für die Stadt, was ein solches Gebet<br />

selbstverständlich macht. Zugleich kann man darin einen Hinweis dafür sehen, daß der Koran ursprünglich<br />

ein <strong>christlich</strong>es Gebetbuch <strong>war</strong> im Sinne Luxenbergs.


30<br />

Diese politische Beziehung kann nicht ohne nachhaltigen Einfluß auf<br />

Religion und Glauben <strong>des</strong> Stammes gewesen sein. Ein Beweis dafür ist, daß<br />

Qusay die Götzenbilder zerstörte, die von dem Stamm Huza’a unter <strong>des</strong>sen<br />

Stammesfürsten Amr Ibn Luhai eingeführt worden <strong>war</strong>en, der auch die „monotheistische<br />

Religion veränderte“ und derjenige <strong>war</strong>, auf den <strong>Mohammed</strong><br />

wie auf keinen zweiten aus vollem Halse schimpfte. Außerdem <strong>war</strong> Qusay<br />

der erste, der die Kaaba wiederaufbaute 26 und sie mit einem Dach aus Holz<br />

versah, der den „Sch<strong>war</strong>zen Stein“ wieder zeigen und in <strong>Mekka</strong> Häuser bauen<br />

ließ sowie das Wohnen in Zelten abschaffte. Kein Wunder, daß der Pfarrer<br />

Waraqa Ibn Nawfal wie auch der Prophet <strong>Mohammed</strong> mit Hochschätzung<br />

und Stolz auf ihre Abstammung blickten.<br />

26 Die Kaaba wurde schon von dem Römer Plinius (+ 78 n.Chr.) und von dem Historiker Ptolomäus (rd<br />

150 n.Chr.) als heidnisches Heiligtum erwähnt, was beweist, daß dieses Gebäude eine lange vorislamische<br />

Tradition hat, vielleicht auch ein besonderer „Kraftort“ ist.


31<br />

9. Die beherrschende Rolle <strong>des</strong> Pfarrers<br />

Waraqa Ibn Nawfal<br />

Über den Pfarrer Waraqa Ibn Nawfal wird überliefert, dass „er ein Anhänger<br />

der Religion Mose <strong>war</strong>, dann ein Anhänger der Religion Jesu<br />

wurde, d.h. er <strong>war</strong> Jude und wurde zum Christentum bekehrt“ 27 . Er hielt sich<br />

somit an die Lehren Mose und Jesu gleicherweise, ganz im Sinne <strong>des</strong> Koran:<br />

• „Ihr Leute der Schrift! Ihr entbehrt (in euren Glaubensanschauungen)<br />

der Grundlage, solange ihr nicht die Thora und das Evangelium ...<br />

haltet.“ (Sure 5/68).<br />

Waraqa Ibn Nawfal betrachtete Jesus nicht als Gott(essohn), wie es<br />

die (trinitarisch nestorianischen) Christen von Nadjran (im Jemen) taten, beschränkte<br />

sich aber auch nicht auf Moses wie die Juden, die Jesus das<br />

<strong>Propheten</strong>tum absprachen. Der <strong>des</strong> Hebräischen mächtige Waraqa <strong>war</strong> also<br />

ein „Judenchrist“ ebionitischer Ausrichtung 28 (wenngleich gewiß auch<br />

über die Jahrhunderte gnostisch „kontaminiert“, zumal es dort weder Konzilien<br />

noch einen „Vatikan“ gab) und einer der Gelehrten, die im Koran hochangesehen<br />

sind und die nach dem Koran Christen sind:<br />

• „Und uns ist schon vor ihrer Zeit (d.h. vor der Zeit der Königin) das<br />

Wissen gegeben worden. Und wir <strong>war</strong>en (schon damals) Muslime“<br />

(Sure 27/42).<br />

27 Ibn Hisham: as-Sira an-nabawaya, Teil 1, S. 203.<br />

28 Das Verhältnis von Monotheismus zur Trinität beschäftigte die alte Kirche in höchstem Maße. Während<br />

die rechtgläubig ausgerichteten Väter unter Festhalten am monotheistischen Grundprinzip das in<br />

der Schrift bezeugte und aus ihr geglaubte Mysterium der Trinität begrifflich darzustellen suchten, lief<br />

parallel eine häretische Geistesrichtung, die der Wesenstrinität abhold <strong>war</strong> und in judaistischer Starrheit<br />

den Monotheismus hinstellte . Diese Geistesrichtung wird unter dem Namen Monarchianismus<br />

zusammengefaßt.<br />

Die ebionitischen oder rationalistischen Monarchianer. Sie hielten die Persönlichkeit <strong>des</strong> Sohnes fest,<br />

faßten ihn aber wesentlich nur als Menschen (filòs ánthropos) und erhoben ihn nur in zweifacher Hinsicht<br />

darüber: sie anerkannten seine Geburt aus der Jungfrau und im Menschen Jesu den Logos als<br />

Kraft, dagegen nicht als Person.(Vgl. Kölling, Wilhelm, Geschichte der Arianischen Häresie bis zur<br />

Entscheidung von Nikäa 325, 1.Bd., Stenderhoff, 1981, fotomech. Abdruck der Ausgaben von 1874<br />

und 1883; ISBN 3-921484-10-3; S. 13).


32<br />

• „Und diejenigen, die ein gründliches Wissen haben, sagen: ‚Wir glauben<br />

daran. Alles (was in der Schrift steht) stammt von unserem<br />

Herrn’“ (Sure 3/7).<br />

• „Aber denen von ihnen, die ein gründliches Wissen haben, und den<br />

Gläubigen, die an das glauben, was zu dir und was vor dir herabgesandt<br />

worden ist..., denen werden wir gewaltigen Lohn geben.“ (Sure<br />

4/162).<br />

• Der Koran fordert gar die „Leute <strong>des</strong> Evangeliums“ (d.h. die Christen)<br />

auf, die Wahrheit im Koran zu beurteilen: „Die Leute <strong>des</strong> Evangeliums<br />

sollen nach dem entscheiden, was Gott darin herabgesandt hat“ (Sure<br />

5/47).<br />

• Schließlich hält der Koran das Evangelium für „Rechtleitung und<br />

Licht“ (Sure 5/46 u. 3/3).<br />

Waraqa wird im Islam als „hanif“ bezeichnet, weil er den Monotheismus<br />

Abrahams praktizierte, der auf die Araber gekommen, aber in der Zeit vor<br />

dem Islam untergegangen sei mit Ausnahme von einigen Personen 29 , darunter<br />

der Großvater <strong>Mohammed</strong>s. Wortethymologisch leitet sich „hanif“ von<br />

der syrischen Wurzel h:n:p ab und nimmt in der Kirchensprache die Bedeutung<br />

„Nichtkonformist“ und „Häretiker“ an. Damit liegt der Ausdruck voll auf<br />

der Linie <strong>des</strong>sen, als was Judenchristen angesehen wurden.<br />

Als Chadischa ihren Cousin Waraqa von den ersten Visionen <strong>Mohammed</strong>s<br />

berichtete, erkannte er nach den islamischen Quellen in dem Verkündigungsengel<br />

den Namus (griech. nomos; bei den Christen entliehen als<br />

Ausdruck für den persönlichen Gott 30 ), der auch zu Moses gesprochen hatte<br />

und anerkannte die Mission <strong>Mohammed</strong>s.<br />

29 vier sind namentlich benannt in der Sira von Ibn Hisham (zit. nach Trimingham a.a.O. S. 262<br />

30 vgl. Glassé, Cyrill, The Concise Encyclopedia of Islam, Harper, 1. Aufl. 1991,


33<br />

10. Das <strong>christlich</strong>e Erscheinungsbild von <strong>Mekka</strong><br />

Der Historiker Al-Azraqi 31 betont gleichfalls die Christianisierung und die<br />

Religiosität <strong>Mekka</strong>s. Daß er einen <strong>christlich</strong>en Friedhof erwähnt, könnte<br />

man noch als „Peanuts“ abtun, weil sich unter den Durchreisenden auf der<br />

Weihrauchstraße über Jahrhunderte hinweg gewiss auch Christen befunden<br />

haben, die vom Tode überrascht in <strong>Mekka</strong> ihr Grab fanden. Doch dieser Historiker<br />

berichtet weit mehr und Bemerkenswertes, daß man über seine fehlende<br />

Bekanntheit in islamischen Kreisen doch erstaunt sein muß. Der Autor<br />

denkt dabei an einen befreundeten hochgebildeten Syrer, der mit seinem<br />

Namen nichts anzufangen wußte,<br />

Im Zusammenhang mit dem Brand der Kaaba anno 605 n. Chr. berichtet<br />

Al-Azraqi von einer alten Frau, die unachtsam mit dem Weihrauchfaß (!) hantiert<br />

hatte. Der Wiederaufbau wurde, worauf die <strong>Mekka</strong>ner größten Wert legten,<br />

„wie die Kirchen in Syrien gestaltet“, was als dreischiffige Basilika<br />

geschah. Die Kaaba hatte seinerzeit zwei Reihen von Säulen, auf denen das<br />

Flachdach ruhte, und nicht bloß eine Reihe wie heute. Was ist wohl auch das<br />

brusthohe hellsteinerne Halbrund („Higr“) auf der Nordwestseite der Kaaba<br />

(Abb.5), die stets aus schlechtem Blickwinkel gefilmt und photographiert wird<br />

und dieses Halbrund „unsichtbar“ macht, anderes als die Apsis der Kirche<br />

mit der Gebetsrichtung („Kibla“) gen Jerusalem? So gehörte es sich „juden<strong>christlich</strong>“<br />

und galt später auch für einige Zeit islamisch, bis <strong>Mohammed</strong><br />

die Kaaba selbst zur Kibla machte. Lüling wies darauf in seinem Buch<br />

(a.a.O.) wohl erstmals hin.<br />

31 Der „Blauäugige“, weil wahrscheinlich <strong>christlich</strong>er Syrer; mit <strong>Mohammed</strong>s Zustimmung konnte er in<br />

die mekkanische Führungsschicht einheiraten.


34<br />

Abb. 5: Die Kaaba mit dem Higr („Schoß“)<br />

Quelle: National Geographic<br />

Im Halbrund der Apsis hatte das Presbyterium der Gemeinde seinen Sitz, wozu der<br />

Großvater von <strong>Mohammed</strong> Abd al-Mutallib wohl als (stellvertretender) Vorsitzender<br />

gehörte und <strong>des</strong>sen Beiname nach der Tradition <strong>war</strong> „Zweiter Abraham Arabiens“<br />

(Abb.6).<br />

Bemerkenswert ist auch, daß die Pilger bis heute an der nordwestlichen Mauer<br />

der Kaaba, also im Zentrum <strong>des</strong> Higr, die (unsichtbaren, also virtuellen) Gräber von<br />

Ismael und seiner Mutter Hagra verehren.


35<br />

Abb. 6: Grundriss der Kaaba zZt <strong>Mohammed</strong>s<br />

Kaaba (608-683 n. Chr.)<br />

1. Presbytersitz <strong>des</strong><br />

Grossvaters von <strong>Mohammed</strong><br />

2. Altar mit den Gräbern<br />

von Ismael und Hagar<br />

3. „Sakristei“-Eingang<br />

4. Bild der Gottesmutter<br />

mit Kind<br />

5. Treppe zum Dach<br />

6. Hubal-Statue<br />

7. (Untertauch)-<br />

Taufbecken<br />

8. Tür (Kircheneingang)<br />

9. Tür (Kirchenausgang<br />

für Katechumenen)<br />

10. Säulen (sechs)<br />

11. Sch<strong>war</strong>zer Stein<br />

12. Kultrichtung der vorislamischen<br />

<strong>Mekka</strong>ner<br />

(gen Jerusalem)<br />

Länge: 21.20m<br />

Breite: 11.22m<br />

Höhe: 13m<br />

Mauerdicke: 2 Ellen (rd 1.00m)<br />

Breite : Länge 1:1,9<br />

Man denke sich die Mauer geöffnet mit anschließender Apsis, dann<br />

stand dort einmal der Altar, unter dem die Gräber gedacht und verehrt wurden.<br />

In Maalula in Syrien, einer der wenigen heutigen Orte mit aramäisch<br />

sprechender Bevölkerung, fand der Autor in der St. Georgskirche vergleichbare<br />

Umstände, d.h. einen Altar (mit Blutrinne aus der Zeit vor dem Konzil<br />

von Nicäa, als diese heidnischen Opferaltäre verboten wurden) und einer<br />

Grube darunter. Er fragte den Mönch, ob es einmal derart auch in der Kaaba<br />

ausgesehen haben mag. Dieser erwiderte unter beifälligem Lachen, „das<br />

kann durchaus der Fall gewesen sein, aber ihr Westler, ihr habt ja noch nie<br />

was über uns gewußt“. Die <strong>christlich</strong>e Tradition zu erblicken, fällt um so<br />

leichter, erlebt man die Verehrung <strong>des</strong> Grabes von Johannes dem Täufer in


36<br />

der berühmten Omaijaden-Moschee von Damaskus durch die Muslime. Sie<br />

zeigt noch heute an ihrer Eingangsfassade mit ihren Pflanzenornamenten,<br />

daß es sich um die frühere <strong>christlich</strong>e Johannesbasilika handelt, die später<br />

an die Muslime verkauft und wo bei Umbauarbeiten der Schädel <strong>des</strong> Heiligen<br />

aufgefunden wurde (nach anderer Lesart: der Kopf <strong>war</strong> dort stets in einem<br />

Netz ausgestellt).<br />

Der 35-jährige (!) <strong>Mohammed</strong> setzte fraglos als typischen „kirchlichen“<br />

Weiheakt den „Schlußstein“ in Gestalt <strong>des</strong> „Sch<strong>war</strong>zen Steins“ unter<br />

Assistenz von vier Clanführern in die Kaaba ein, den jeder Muslimpilger noch<br />

heute anläßlich <strong>des</strong> Hadsch beim siebenmaligen Umrunden der Kaaba zu<br />

küssen sich befleißigt 32<br />

Er vollzog damit vergleichbar den „kirchlichen Einweihungsakt“, wie es<br />

der Katholik mit der Konsekration <strong>des</strong> Altars durch den Bischof und dem<br />

Einsetzen einer Heiligenpartikel kennt. Er tat das, was bisher eigentlich noch<br />

keine angemessene Beachtung fand, schon lange vor seinen Visionen und<br />

seinem Auftritt als Prophet; er handelte damit kraft seiner herausgehobenen<br />

Stellung in der Gemeinde, wofür es auch eine Vielzahl weiterer Berichte gibt<br />

und woran es keinen Zweifel geben kann.<br />

Und noch etwas anderes ist auffallend und äusserst bemerkenswert.<br />

Nahe der Südostecke befindet sich der Eingang, den man nur über eine (angestellte)<br />

Leiter erreichen kann; heutzutage nur einmal im Jahr zur „Reinigung“<br />

durch den zuständigen Minister aus dem Königshause Saud genutzt.<br />

Ihm gegenüber befand sich in „grauer Vorzeit“ (man sollte sagen: in <strong>christlich</strong>er<br />

Vorzeit) eine weitere Maueröffnung, die später auffallend unpassend<br />

zugemauert wurde als hätten die Maurer damit künftigen Generationen kundtun<br />

wollen, schaut Menschen, genau hin, es <strong>war</strong> eine Kirche (Abb. 7). Dabei<br />

handelte es sich um den Ausgang für die Kathechumenen, die vorzeitig<br />

den Gottesdienst verlassen mussten.<br />

32 Vergleichbar durchaus mit dem Brauch in der armenischen Kirche: das dreimalige Umrunden der<br />

berühmtesten Klosterkirche Tsminda-Sameba („Heilige Dreifaltigkeitskirche“) aus Anlaß der Wallfahrt<br />

zum höchsten orthodoxen Feiertag und dem Küssen der Ecken <strong>des</strong> Kirchgebäu<strong>des</strong> (vgl. F.A.Z. v.<br />

6.10.2005, S. R 5).


37<br />

Abb.7: Kaaba – Zugemauerter Ausgang nahe rechter Ecke<br />

Als Gebetsruf dachte <strong>Mohammed</strong> den Naqus (Abb.8) einzuführen oder<br />

(wohl zutreffender) aus seinem bisherigen Kirchenbetrieb zu übernehmen,<br />

was ebenfalls Schlüsse auf seine (juden-)<strong>christlich</strong>e Verbundenheit erlaubt.<br />

Dieses nichtkoranische arabische Lehnswort aus dem <strong>christlich</strong>en Aramäisch-Syrischen<br />

bezeichnet ein gekerbtes Klapperbrett, das mit Stockschlägen<br />

eine Gongfunktion besitzt. In Kirchen <strong>des</strong> Ostens ruft es noch heute als sogenanntes<br />

Schallbrett (Talanto) die Gläubigen zum Gebet wie im Islam der<br />

adhan, der Ruf <strong>des</strong> Muezzin, womit der Äthiopier Bilal später betraut wurde<br />

33 .<br />

Abb. 8: Naqus Quelle: Lexikon <strong>des</strong> Islam<br />

33 Thomas Patrick Hughes, Lexikon <strong>des</strong> Islam, Fourier Verlag, Wiesbaden, 1995


38<br />

Ein koptisch-griechischer Kaufmann mit Namen Pachumios <strong>war</strong> mit<br />

seinem Schiff vor der Hafenstadt Dschidda gestrandet. Die Schiffsplanken<br />

dienten zur Begleichung der Zollgebühren und zum Bau <strong>des</strong> Daches der<br />

Kaaba. Darüberhinaus durfte der Christ (!) Pachumios kraft seiner künstlerischen<br />

Veranlagung die Kaaba ausmalen, was folgendermaßen geschah:<br />

man höre und staune:<br />

• „Die Säulen und Wände wurden mit Bäumen und Bildnissen der<br />

Engel und <strong>Propheten</strong> bemalt, darunter das Bild Abrahams, wie er<br />

mit Pfeilen das Los wirft und das Bild der Maria mit dem Jesuskind.<br />

Als <strong>Mekka</strong> erobert wurde, ließ er [sc. <strong>Mohammed</strong>] al Fadal Ibn<br />

al-Abbas Ibn Abd al-Muttallib rufen, dieser kam mit etwas Wasser aus<br />

dem Zamzam-Brunnen. <strong>Mohammed</strong> ließ ein Tuch holen und befahl,<br />

alle Bilder mit nassen Tüchern auszuwischen. Dies wurde auch getan.<br />

Der Prophet bedeckte mit seinen Händen das Bild der Mutter Maria<br />

mit dem Jesuskind und sprach: ‚Wischt alle Bilder aus mit Ausnahme<br />

<strong>des</strong>sen, das unter meinen Händen ist’“ (Al-Azraqi, 1/165).<br />

Dieses Marienbild allein bewahrte der Bilderstürmer <strong>Mohammed</strong>,<br />

der sich selbst als Reformator sah und den Priesterstand im Islam abschaffte,<br />

vor der Zerstörung, und es blieb bis zum Bürgerkrieg 683 n. Chr. erhalten,<br />

als die Kaaba von den damaszenischen Belagerern in Brand geschossen<br />

wurde. Die besondere Affinität <strong>Mohammed</strong>s für Maria, die Mutter Jesu,<br />

steht damit wohl außer Frage.<br />

Welch ein Fanal - würde das Bild der „Siddika“ (Sure 5/75) als „der<br />

ersten Muslima“ und nach islamischer Tradition „Haupt der Frauen im Paradies“<br />

noch heute als sichtbares Zeichen der Verbundenheit zwischen Islam<br />

und Christentum existieren, wo doch die Suren 3 („Die Sippe Imrans“)<br />

und 19 („Maryam“) fast wörtlich das apokryphe Protevangelium <strong>des</strong> Jakobus<br />

wiederholen und nichts weniger als die kirchlichen Dogmen der Unbefleckten<br />

Empfängnis und der Immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens<br />

beinhalten; die Übersetzung aus dem Hebräischen nahm kein anderer als<br />

Waraqa Ibn Nawfal vor.


39<br />

Wie heißt es doch muslimisch im Hadith (nach Bukhari, Anbiya Bab 44)?<br />

„Jeder Adamssohn, der geboren wird, wird vom Satan gestochen, und<br />

diese Berührung läßt ihn schreien, ausgenommen Maryam und ihr<br />

Sohn“.<br />

Und wie heißt es kirchlich?<br />

„Jeder Mensch wird mit der Erbsünde geboren. Maria ist frei von der<br />

Erbsünde, sie ist die Unbefleckt, die reine Magd – virgo immaculata“.<br />

Wer wollte selbst bei diesen wenigen historischen Gegebenheiten – diese<br />

ließen sich unschwer beachtlich fortsetzen - noch ernstlich das <strong>christlich</strong>e<br />

Umfeld in <strong>Mekka</strong> bestreiten, nur eben nicht trinitarisch, sondern (häretisch)<br />

juden<strong>christlich</strong>e Versprengte, die sich – welch’ Ironie der Geschichte<br />

– zum Islam mauserten.<br />

Al-Azraqi findet hier absichtlich stärker Gehör als im allgemeinen üblich.<br />

Unter den westlichen Islamforschern – eine Ausnahme würde die Regel nur<br />

bestätigen – findet er nur einen auffallend wissenschaftlichbefremdlichen Widerhall,<br />

weil viele ihn „mit spitzen Fingern“ anfassen. Das verdient er nicht<br />

und läßt eher vermuten, daß er nicht ins Bild paßt. Über Gründe kann man<br />

nur rätseln, auch wenn seine und seiner Nachfahren Aufzeichnungen erst<br />

etwa 200 Jahre später von einem veröffentlicht wurden und daher die „Säuberungen“<br />

Utmans überstanden haben. Über genuin religiöses Gedankengut<br />

zu schreiben, verlangt eben neben notwendiger Vorbildung in theologischen<br />

Fragen auch entsprechende Aufgeschlossenheit; daran mangelt es heutzutage<br />

im allgemeinen im Gegensatz zu den Forschern <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts.<br />

So kann in ihren Büchern durchaus auf einer der vorderen Seiten lapidar die<br />

Ausmalung der Kaaba mit den erwähnten <strong>christlich</strong>en Symbolen unter Hinweis<br />

auf Al-Azraqi Erwähnung finden. Etliche Seiten später schreibt derselbe<br />

renommierte Autor seelenruhig über heidnische / götzendienerische / po-


40<br />

lytheistische Religionssitten in <strong>Mekka</strong> und der Kaaba und verliert kein Sterbenswörtchen<br />

darüber, diesen hanebüchenen Widerspruch in seinem eigenen<br />

Buch aufzuklären.


41<br />

11. Das brisante Schlusswort<br />

Unvergessen bleibt dem Autor der „Geistesblitz“ auf seiner Pilgerreise<br />

ins Hlg. Land im Jahre 1984, als der kirchlich-geistliche Cicerone beiläufig<br />

meinte: „... <strong>Mohammed</strong> <strong>war</strong> ein getaufter Christ und wir wissen heute noch,<br />

wer ihn getauft hat. Nach unseren heutigen Maßstäben <strong>war</strong> er der Bischof<br />

von <strong>Mekka</strong>“ 34 .<br />

Den Namen Waraqa Ibn Nawfal noch zu nennen, darf sich der Autor gewiß<br />

ersparen.<br />

Wohlbekannt und wohlgelitten ist er unter heutigen Muslimen, wie der<br />

Autor feststellen konnte, und <strong>war</strong> Lehrer und Ziehvater <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong> <strong>Mohammed</strong>.<br />

Er <strong>war</strong> zweifelsohne der „Mann hinter <strong>Mohammed</strong>“ und nicht der<br />

Mönch Bahira 35 in Bos(t)ra „mit seinen häretischen Einflüsterungen“, wie oft<br />

gewiß fälschlicherweise behauptet. Waraqa <strong>war</strong> nachweislich die treibende<br />

Kraft hinter der Hochzeit <strong>des</strong> 25järigen <strong>Mohammed</strong> mit der um 15 Jahre älteren<br />

reichen Witwe Chadischa, die ihm aus verarmten „Stadtadel“ große Reputation<br />

eintrug. Mit ihr lebte er über 20 Jahre hinweg monogam, was zweifelsohne<br />

ein <strong>christlich</strong>es Zeichen, bei vier Töchtern (und vier Söhnen, die<br />

allerdings frühzeitig verstarben, was ihn psychisch belastete und unter seinen<br />

Mitbewohnern stigmatisierte). Wenn Waraqa sich mit einer Reihe von<br />

bekannten Mitgliedern seiner Gemeinde, namentlich Abd al-Mutallib, dem<br />

Großvater <strong>des</strong> <strong>Propheten</strong> und dem Ehrentitel „Zweiter Abraham Arabiens“,<br />

alljährlich zu seinen vierwöchigen geistigen Übungen in die Hira-Höhle bei<br />

<strong>Mekka</strong> zurückzog, so gehörte auch <strong>Mohammed</strong> von früher Jugend an dazu;<br />

das formte und befähigte ihn zu seinem Wunschnachfolger. Als <strong>Mohammed</strong><br />

34 nach der im Judenchristentum herrschenden Presbyterialverfassung <strong>war</strong> er wohl Presbyter bzw.<br />

αρχισυνάγωγος, vgl. auch Schoeps, H.J. „Theologie und Geschichte <strong>des</strong> Judenchristentums, 1949,<br />

Verlag Mohr, Tübingen, S. 140.<br />

35 Syr. „Hochwürden“ und damit kein Personenname


42<br />

im Zusammenhang mit der Hidschra vor seinen Verfolgern flüchten mußte,<br />

versteckte er sich in dieser Höhle, die ihm wohlvertraut <strong>war</strong>, und entkam so<br />

seinen Häschern. Der Lauf der Religionsgeschichte nahm damit einen Verlauf,<br />

der bis heute viele Fragen aufwirft und wozu diese Schrift erhellend beitragen<br />

möchte.

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