Orchesterkonzert - in Laxenburg
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ZUM PROGRAMM DES HEUTIGEN KONZERTS<br />
Benannt s<strong>in</strong>d die sechs „Brandenburgischen Konzerte“ nach dem Widmungsträger, dem<br />
musikliebenden Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg, geschrieben wurden sie aber<br />
während Bachs Dienstjahren <strong>in</strong> Köthen (1717 – 1723), wo er besetzungsmäßig wesentlich<br />
bessere Voraussetzungen hatte. Das Brandenburgische Konzert Nr. 3 ist e<strong>in</strong> Concerto<br />
ripieno, im Gegensatz zum Concerto grosso e<strong>in</strong> <strong>Orchesterkonzert</strong> ohne Solisten: drei dreifach<br />
geteilte, gleichstarke aber klanglich unterschiedliche Streicherchöre (3 Viol<strong>in</strong>en, 3 Violen und<br />
3 Violoncelli) musizieren mite<strong>in</strong>ander, gestützt vom Generalbass mit Kontrabass und<br />
Cembalo. Jede dieser Stimmen hat zugleich Solo- und Tutti-Aufgaben, und diese beiden<br />
Bereiche verzahnen sich dadurch auf unerhört kunstvolle Weise, sodass sich e<strong>in</strong> ständiges<br />
Pulsieren und Changieren ergibt. Motivisch erreicht Bach die Konzentration und Dichte<br />
dieser spielerischen und zugleich doch strengen Musik durch die Allgegenwart e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en<br />
„Ure<strong>in</strong>falls“, das erste Motiv (g-fis-g), das auch für das Thema des dritten Satzes wesentlich<br />
ist.<br />
Die übliche Dreisätzigkeit des Instrumentalkonzerts hat bei diesem Werk e<strong>in</strong>e orig<strong>in</strong>elle<br />
Abwandlung erfahren: der langsame Mittelsatz, mit Adagio überschrieben, besteht aus zwei<br />
Akkorden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Takt. Möglicherweise hat Bach hier e<strong>in</strong>e kurze improvisierte<br />
Kadenz e<strong>in</strong>er Viol<strong>in</strong>e oder des Cembalos vorgesehen.<br />
Der 1. Satz wird mit e<strong>in</strong>em achttaktigen Tutti e<strong>in</strong>geleitet, welches das thematische Material<br />
aufstellt und mit dem der Satz auch auskl<strong>in</strong>gt. Se<strong>in</strong>e vier refra<strong>in</strong>artigen Wiederholungen<br />
bilden gleichsam e<strong>in</strong>en Rahmen für das musikalische Geschehen, das sich <strong>in</strong> den<br />
Zwischengruppen abspielt, <strong>in</strong> denen die e<strong>in</strong>zelnen Motivglieder des Themas <strong>in</strong> klanglichen<br />
und dynamischen Kontrasten abwechslungsreich verarbeitet werden. Das lebendige Thema<br />
des letzten Satzes nehmen die e<strong>in</strong>zelnen Stimmen nache<strong>in</strong>ander im Kanon auf und<br />
wiederholen es später <strong>in</strong> anderer Reihenfolge e<strong>in</strong>setzend. Vitale Spiellaune wird durch die<br />
permanente Motorik dah<strong>in</strong>eilender Sechzehntelfiguren erreicht.<br />
Die Urfassung des Konzerts für Oboe d’amore und Streicher <strong>in</strong> A-Dur ist ebenso verloren<br />
wie jene des heute ebenfalls gespielten Doppelkonzerts. Die Fassungen wurden im<br />
vergangenen Jahrhundert rekonstruiert, und zwar aus den vom Meister selbst hergestellten<br />
Übertragungen für Cembalo. Als nämlich Bach 1729 die Leitung e<strong>in</strong>es von Telemann<br />
gegründeten und hoch angesehenen Leipziger Collegium musicum übernahm, benötigte er für<br />
se<strong>in</strong>e wöchentlich e<strong>in</strong>- bis zweimal stattf<strong>in</strong>denden Übungs- und Vortragsabende auch<br />
Instrumentalkonzerte. Offenbar konnte Bach neben se<strong>in</strong>en beruflichen Verpflichtungen als<br />
Kantor nicht allzu viel Zeit für eigene Kompositionen aufwenden. So s<strong>in</strong>d fast alle se<strong>in</strong>e<br />
Werke mit e<strong>in</strong>em oder mehreren konzertierenden Cembali Übertragungen eigener oder<br />
fremder Werke. Bis <strong>in</strong> unsere Tage s<strong>in</strong>d Musikwissenschaftler bemüht, durch das Studium des<br />
Notentextes, den Vergleich vorhandener E<strong>in</strong>zelstimmen verschiedener Abschriften u. a. den<br />
Urfassungen auf die Spur zu kommen. So wurde seit den 30er-Jahren des vorigen<br />
Jahrhunderts das A-Dur-Konzert als e<strong>in</strong> ursprünglich für Oboe d’amore gedachtes angesehen,<br />
während <strong>in</strong> jüngster Zeit gute Argumente dafür gefunden wurden, dass Bach es als Konzert<br />
für Viola d’amore geschrieben hat. Sei es wie es sei… Dieses Konzert zeigt e<strong>in</strong>e relativ<br />
e<strong>in</strong>fache, für manche deutlich “italienisierende“ Struktur, was sogar Zweifel an der<br />
Autorschaft Bachs aufkommen ließ. Dabei bewirkt e<strong>in</strong>e besonders konzentrierte Verarbeitung<br />
des musikalischen Materials e<strong>in</strong> hohes Maß an Geschlossenheit dieses Werkes. Im 1. Satz<br />
wird das auf e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Motiv basierende Themenmaterial <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>leitenden<br />
Ritornell präsentiert. Dem pulsierenden Charakter dieses Satzes ist <strong>in</strong> der Paralleltonart (fis-<br />
Moll) e<strong>in</strong> eher versonnener, langsamerer Satz gegenübergestellt. Er hat den Charme e<strong>in</strong>es<br />
Siciliano, <strong>in</strong> dem das Solo<strong>in</strong>strument über e<strong>in</strong>er chromatisch gefärbten Bassl<strong>in</strong>ie kantable<br />
melodische Girlanden entfaltet. Im Schlusssatz paaren sich vitaler und anmutiger Ausdruck.<br />
Manches gemahnt an e<strong>in</strong>en höfisch gezierten Tanz, aber <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> beschw<strong>in</strong>gt fröhlicher<br />
Ausklang.