Der Bau der Hauenstein- Basislinie vor 100 Jahren

Der Bau der Hauenstein- Basislinie vor 100 Jahren Der Bau der Hauenstein- Basislinie vor 100 Jahren

09.01.2013 Aufrufe

12 | Extra Volksstimme Nr. 44 | Donnerstag, 14. April 2011 Brauerei Warteck auf der Baustelle anwesend Tecknau | Zwei grosse Baracken wurden von der Basler Brauerei erbaut (Teil 3) Bei den Baueingaben der zahlreichen Barackenbauten in Tecknau gehörten im Januar 1911 zwei identische Baracken an der Eitalstrasse, auf der rechten Seite des Einschnittes zum Tunnel portal. Heinz Spinnler Das Baugesuch wurde Ende Januar 1911 eingereicht. Die Brauerei Warteck baute die Baracken im selben Jahr, um bei Baubeginn 1912 zu den ersten Schlafstellenanbietern zu gehören. STATISTISCHES Bierpreise vor 100 Jahren Im Gastgewerbe wurde das Lagerbier zu folgenden Preisen verkauft: «Stange» (3 dl) 15 Rappen «Grosses» (5 dl) 20 Rappen Der Bau der Hauenstein- Basislinie vor 100 Jahren Fünf Jahre zuvor hatte die Brauerei Warteck die Gelterkinder Brauerei Farnsburg aufgekauft, so konnte die Basler Brauerei ihre Geschäftstätigkeit auch im oberen Kantonsteil verstärken. Der zu erwartende Bierumsatz während der Tunnelbauzeit war erheblich. Schon bald nach Baubeginn wurden in Gelterkinden und Tecknau Bierdepots eingerichtet, beliefert von der Brauerei Ziegelhof in Liestal. Auch die Kantine von Ercole Coletti bezog das Bier aus Liestal, die beweist eine Reklametafel an der Kantine «Venezia». Ein Bierverkäufer wurde von der Basler Brauerei Löwenbräu beliefert. Mit diesem Beitrag widmen wir uns den beiden Baracken der Warteck-Brauerei, von denen wir eine gute Dokomentation besitzen, dazu wenigstens eine Fotogra�e und entsprechende Baupläne. Massiver Bau der Baracken Wenn man bedenkt, dass die Bauten nur für eine sehr kurze Zeit als Un- terkünfte dienen sollten, waren diese doch recht massiv gebaut.Viele waren in der Art eines Rigelbaus mit ausgemauerten Wänden erstellt worden. Auch fehlte ein Verputz in der damals üblichen Art des «Kellenwurfes» nicht. Nur wenige Baracken waren reine Holzbauten, also Barackenbauten im eigentlichen Sinn. Viele Gebäude wurden mit einem Ziegeldach eingedeckt, wenige mit Dachpappe. Eine Heizung besassen wohl wenige der Bauten, etwas Wärme kam von den mit Holz befeuerten Kochherden und Zimmeröfen. Kaum Waschgelegenheiten Ein besoderes Problem stellten die kaum vorhandener Waschgelegenheiten dar. Weder für die Körperp�ege als auch für das Waschen der Leib wäsche waren ausreichende In stallationen vorhanden. Die Tun nelbau unternehmung Julius Berger AG hat es, trotz Aufforderung der Gesundheitsbehörden nicht für not wendig Brief der Brauerei Warteck (noch auf Briefpapier von der Brauerei Farnsburg geschrieben!) an die Baudirektion betreffend Verlegen einer Wasser- bzw. Abwasserleitung zu den Baracken an der Eitalstrasse, Text siehe «Zitat». erachtet, diesbezüglich Einrichtungen zu erstellen, im Gegensatz zur Südseite, wo es ein Gebäude mit Duschen und Wasch gelegenheiten gab. Das Problem «sauberes Wasser, Abwasser und Abfallentsorgung» führte im Jahr 1913 zu einem echten Problem mit Auftreten von Typhusfällen und «Krätze» sowie anderen übertragbaren Krankheiten. Dieser Sachlage widmen wir uns in einem weiteren Teil dieser Serie. Baracken weitervermietet Die Brauerei führten die Baracken an der Eitalstrasse Richtung Tunnelportal nicht selber, dafür fanden sich zwei Italiener, die den Betrieb übernahmen. Der eine war Adolfo Georgi mit 38 Kostgängern und bei der «Cantina ‹Tripoli› A. Georgi» und «Arbeiterkantine Georgi», so war eine der von der Brauerei Warteck erbaute Wohnbaracke bezeichnet. Das Bild zeigt, dass neben den Tunnelarbeitern auch Familienangehörige samt Hund in Tecknau waren. Aufnahme an einem Sonntag im Jahre 1913 von Arnold Reinhardt, Sissach. Archiv Heinz Spinnler

12 | Extra Volksstimme Nr. 44 | Donnerstag, 14. April 2011<br />

Brauerei Warteck auf <strong>der</strong> <strong>Bau</strong>stelle anwesend<br />

Tecknau | Zwei grosse Baracken wurden von <strong>der</strong> Basler Brauerei erbaut (Teil 3)<br />

Bei den <strong>Bau</strong>eingaben <strong>der</strong> zahlreichen<br />

Barackenbauten in Tecknau<br />

gehörten im Januar 1911 zwei<br />

identische Baracken an <strong>der</strong> Eitalstrasse,<br />

auf <strong>der</strong> rechten Seite des<br />

Einschnittes zum Tunnel portal.<br />

Heinz Spinnler<br />

Das <strong>Bau</strong>gesuch wurde Ende Januar<br />

1911 eingereicht. Die Brauerei<br />

Warteck baute die Baracken im<br />

selben Jahr, um bei <strong>Bau</strong>beginn 1912<br />

zu den ersten Schlafstellenanbietern<br />

zu gehören.<br />

STATISTISCHES<br />

Bierpreise <strong>vor</strong> <strong>100</strong> <strong>Jahren</strong><br />

Im Gastgewerbe wurde das Lagerbier<br />

zu folgenden Preisen verkauft:<br />

«Stange» (3 dl) 15 Rappen<br />

«Grosses» (5 dl) 20 Rappen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bau</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Hauenstein</strong>-<br />

<strong>Basislinie</strong><br />

<strong>vor</strong> <strong>100</strong> <strong>Jahren</strong><br />

Fünf Jahre zu<strong>vor</strong> hatte die Brauerei<br />

Warteck die Gelterkin<strong>der</strong> Brauerei<br />

Farnsburg aufgekauft, so konnte<br />

die Basler Brauerei ihre Geschäftstätigkeit<br />

auch im oberen Kantonsteil<br />

verstärken. <strong>Der</strong> zu erwartende Bierumsatz<br />

während <strong>der</strong> Tunnelbauzeit<br />

war erheblich.<br />

Schon bald nach <strong>Bau</strong>beginn wurden<br />

in Gelterkinden und Tecknau<br />

Bierdepots eingerichtet, beliefert von<br />

<strong>der</strong> Brauerei Ziegelhof in Liestal. Auch<br />

die Kantine von Ercole Coletti bezog<br />

das Bier aus Liestal, die beweist eine<br />

Reklametafel an <strong>der</strong> Kantine «Venezia».<br />

Ein Bierverkäufer wurde von <strong>der</strong><br />

Basler Brauerei Löwenbräu beliefert.<br />

Mit diesem Beitrag widmen wir<br />

uns den beiden Baracken <strong>der</strong> Warteck-Brauerei,<br />

von denen wir eine<br />

gute Dokomentation besitzen, dazu<br />

wenigstens eine Fotogra�e und entsprechende<br />

<strong>Bau</strong>pläne.<br />

Massiver <strong>Bau</strong> <strong>der</strong> Baracken<br />

Wenn man bedenkt, dass die <strong>Bau</strong>ten<br />

nur für eine sehr kurze Zeit als Un-<br />

terkünfte dienen sollten, waren diese<br />

doch recht massiv gebaut.Viele waren<br />

in <strong>der</strong> Art eines Rigelbaus mit<br />

ausgemauerten Wänden erstellt<br />

worden. Auch fehlte ein Verputz in<br />

<strong>der</strong> damals üblichen Art des «Kellenwurfes»<br />

nicht.<br />

Nur wenige Baracken waren<br />

reine Holzbauten, also Barackenbauten<br />

im eigentlichen Sinn. Viele Gebäude<br />

wurden mit einem Ziegeldach<br />

eingedeckt, wenige mit Dachpappe.<br />

Eine Heizung besassen wohl wenige<br />

<strong>der</strong> <strong>Bau</strong>ten, etwas Wärme kam von<br />

den mit Holz befeuerten Kochherden<br />

und Zimmeröfen.<br />

Kaum Waschgelegenheiten<br />

Ein beso<strong>der</strong>es Problem stellten die<br />

kaum <strong>vor</strong>handener Waschgelegenheiten<br />

dar. We<strong>der</strong> für die Körperp�ege<br />

als auch für das Waschen <strong>der</strong><br />

Leib wäsche waren ausreichende<br />

In stallationen <strong>vor</strong>handen. Die Tun nelbau<br />

unternehmung Julius Berger AG<br />

hat es, trotz Auffor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesundheitsbehörden<br />

nicht für not wendig<br />

Brief <strong>der</strong> Brauerei Warteck (noch auf Briefpapier von <strong>der</strong> Brauerei Farnsburg<br />

geschrieben!) an die <strong>Bau</strong>direktion betreffend Verlegen einer Wasser- bzw.<br />

Abwasserleitung zu den Baracken an <strong>der</strong> Eitalstrasse, Text siehe «Zitat».<br />

erachtet, diesbezüglich Einrichtungen<br />

zu erstellen, im Gegensatz zur<br />

Südseite, wo es ein Gebäude mit Duschen<br />

und Wasch gelegenheiten gab.<br />

Das Problem «sauberes Wasser,<br />

Abwasser und Abfallentsorgung»<br />

führte im Jahr 1913 zu einem echten<br />

Problem mit Auftreten von Typhusfällen<br />

und «Krätze» sowie an<strong>der</strong>en<br />

übertragbaren Krankheiten. Dieser<br />

Sachlage widmen wir uns in einem<br />

weiteren Teil dieser Serie.<br />

Baracken weitervermietet<br />

Die Brauerei führten die Baracken<br />

an <strong>der</strong> Eitalstrasse Richtung Tunnelportal<br />

nicht selber, dafür fanden sich<br />

zwei Italiener, die den Betrieb übernahmen.<br />

<strong>Der</strong> eine war Adolfo Georgi<br />

mit 38 Kostgängern und bei <strong>der</strong><br />

«Cantina ‹Tripoli› A. Georgi» und «Arbeiterkantine Georgi», so war eine <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Brauerei Warteck erbaute Wohnbaracke bezeichnet. Das Bild zeigt, dass neben den Tunnelarbeitern auch Familienangehörige<br />

samt Hund in Tecknau waren. Aufnahme an einem Sonntag im Jahre 1913 von Arnold Reinhardt, Sissach. Archiv Heinz Spinnler


Donnerstag, 14. April 2011 | Volksstimme Nr. 44 Extra | 13<br />

STATISTISCHES<br />

Aufenthaltskontrolle Tecknau<br />

In den jährlichen Berichten des Gemein<strong>der</strong>ates<br />

Tecknau sind 1911 bis 1915<br />

folgende Aufenthaltsbewilligungen erteilt<br />

worden:<br />

1911 2 Personen<br />

1912 275 Personen<br />

1913 1920 Personen<br />

1914 782 Personen<br />

1915 50 Personen<br />

an<strong>der</strong>en Kantine war es Giacondo<br />

Facini mit 40 Kostgängern. Beide<br />

Kantiniers besassen ein Kantinenwirtschaftspatent.<br />

Sicher war die Belegung <strong>der</strong> Baracken<br />

nicht immer dieselbe, die<br />

oben erwähnten Zahlen beziehen<br />

sich auf die Zeit um 1913, als am<br />

meisten Arbeiter auf <strong>der</strong> <strong>Bau</strong>stelle<br />

waren. Über die Zeit von 1912/13<br />

wissen wir, dass die beiden Baracken<br />

wohl gut ausgelastet waren und auch<br />

etliche Arbeiter, die nicht dort logieren,<br />

einkehrten. Als die Bahntrassee<br />

gebaut und die Eintalstrasse verlegt<br />

ZITAT<br />

Gelterkinden, den 6. März 1912<br />

Tit. <strong>Bau</strong>direktion Baselland,<br />

Liestal<br />

Unsere Brauerei hat an <strong>der</strong> Eithalstras se<br />

oberhalb Tecknau 2 Arbeitercantinen<br />

aufgestellt und sollte nun hiezu eine<br />

Wasserleitung erstellen.<br />

Wir beziehen nun das Wasser von <strong>der</strong><br />

Wasserversorgung in Tecknau und müssen<br />

das Wasser mittels ziemlich langen<br />

Leitungen zu den Cantinen leiten.<br />

Wir gelangen nun mit dem höfl. Ersuchen<br />

an Sie, uns zu bewilligen, unsere<br />

Leitungsröhren durch die Cementleitung,<br />

die Sie am linken Bord <strong>der</strong> Eithalstrasse<br />

erstellt haben, ziehen zu dürfen.<br />

Event. beim Legen <strong>der</strong> Röhre entstehende<br />

Beschädigungen würden wir<br />

selbstverständlich wie<strong>der</strong> ausbessern.<br />

Ebenso möchten Sie uns bewilligen das<br />

Abwasser von unseren Cantinen in<br />

besagte Leitung zu führen.<br />

Mit aller Hochachtung zeichnet Brauerei<br />

Warteck, Depot Farnsburg Gelterkinden,<br />

A. Buess.<br />

Das Gesuch für den Anschluss einer<br />

Abwasserleitung in die Zementröhren<br />

wurde für eine Gebühr von 50 Franken<br />

bewilligt, nicht aber das Verlegen einer<br />

Frischwasserleitung in die gleiche Röhre!<br />

ZITAT<br />

Total 3029 Personen<br />

Davon waren 2933 Auslän<strong>der</strong>.<br />

Tecknau, den 20. November 1913<br />

An den Statthalter Sissach<br />

In Hinsicht meines Patentes per 1914<br />

laufe ich grosse Gefahr, weil <strong>vor</strong>her wenig<br />

Concurrenz war, seither aber mehr<br />

Patente ertheilt worden sind als am Anfang<br />

bestanden haben. Würden nur die<br />

alten Patente gewesen sein, statt dass<br />

dieselben vermehrt worden sind und da<br />

wir hier auf <strong>der</strong> Höhe (auf dem Hübel)<br />

sind, so können wir nichts mehr machen,<br />

namentlich da die neue Strasse<br />

uns allen Verkehr weggenommen hat.<br />

Ich bitte die Herren, diese meine Taxe<br />

zu erniedrigen.<br />

In <strong>der</strong> Hoffnung, dass diese ausgeführt<br />

werde, unterzeichnet Georgi.<br />

Die Patentgebühr wurde von 260 auf<br />

200 Franken herabgesetzt.<br />

Ein ähnliches Gesuch wurde auch vom<br />

Kantinier Facini eingereicht.<br />

wurde, waren die beiden westlich<br />

<strong>der</strong> Bahnlinie gelegegenen Gebäude<br />

etwas abgelegen von <strong>der</strong> <strong>Bau</strong>stelle,<br />

was sich negativ auf den Geschäftsgang<br />

auswirkte.<br />

Kantiniers hatten zu kämpfen<br />

Es ist denn auch nicht verwun<strong>der</strong>lich,<br />

dass beide Kantiniers im Jahre<br />

1913 einen Antrag an den Regierungsrat<br />

stellten, um Reduktion <strong>der</strong><br />

Patengebühren für ihre Kantinen.<br />

Bis dahin bezahlten sie jährlich<br />

260 Franken Patengebühren, diese<br />

wurde für das Jahr 1914 auf 200<br />

Franken reduziert. Dazu kam wohl<br />

noch eine Miete, die sie <strong>der</strong> Brauerei<br />

Warteck für die Baracken zu entrichten<br />

hatten.<br />

Alles in allem waren die Arbeiterkantinen<br />

wohl kein wirklich rentables<br />

Geschäft. Den beiden Kantiniers<br />

Georgi und Facini �atterten jedenfalls<br />

1913 etwelche Betreibungen<br />

von Lieferanten ins Haus, mit Androhung<br />

von Konkurseröffnung. Mit<br />

dabei war auch <strong>der</strong> in Tecknau tätige<br />

Metzger Anton Tinetti und ein an<strong>der</strong>er<br />

Kantinier, ebenfalls aus Tecknau.<br />

Auch haben nicht alle Logie renden<br />

ihre Rechnungen immer fristgerecht<br />

beglichen, das belegen entsprechen de<br />

ZITAT<br />

«An <strong>der</strong> Berghalde sind zwei Barackenwirtschaften<br />

mit den pompösen Affichen<br />

‹Hôtel du grand Tunnel› und<br />

‹ Restaurant Tripoli› und mitten in <strong>der</strong><br />

Eitalmatten steht ein hübsches Haus<br />

(Colettis Arbeiterkantine Venezia), das<br />

ebenfalls für die leiblichen Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Bahnarbeiter sorgen will.»<br />

Basellandschaftliche Zeitung,<br />

21. Juni 1912<br />

Aufzeichnungen des Bezirks gerichts<br />

Sissach.<br />

Weitere Zulieferer für die Kantinen<br />

waren: Wein- und Lebensmittelimport<br />

Zürich; S. A. Industriale Liquori,<br />

Chiasso; J. Brouvers, Cigarrenfabrik,<br />

Genf; A. Schorr, Weinhandlung,<br />

Basel; T. Bonstein + Cie., Basel;<br />

Künzle Emil, Montreux; Alber to + Fusi,<br />

Zürich; M. Horoschowski, Bern.<br />

Wie die Sache mit den For<strong>der</strong>ungen<br />

ausgegangen ist, konnte nicht<br />

festgestellt werden. Wahrscheinlich<br />

beendeten die beiden Kantinenbetreiber<br />

ihr Geschäft im Frühjahr<br />

1915, denn die beiden Baracken<br />

wurden noch im selben Jahr abgebrochen.<br />

Kein Bierverkauf<br />

beim Tunnelportal<br />

Es kam immer wie<strong>der</strong> <strong>vor</strong>, dass Arbeiter<br />

zu viel Alkohol konsumierten und bei<br />

Arbeitsbeginn nicht nüchtern waren. Die<br />

<strong>Bau</strong> leitung <strong>der</strong> Tiefbauunternehmung<br />

Julius Berger AG stellte im Jahre 1914 einen<br />

Antrag an den Regierungsrat für eine Verkaufsstelle<br />

von Flaschenbier beim Tunnel-Nordportal. Man wollte<br />

so offensichtlich den Bierkonsum in etwas kontrollierte<br />

Bahnen lenken …<br />

Die Anfrage lautete:<br />

«Die Bierconsumgenossenschaft des Personals <strong>der</strong> Tiefbau<br />

A.G. Julius Berger <strong>der</strong> Nordseite, beabsichtigt auf<br />

<strong>der</strong> <strong>Bau</strong>stelle beim Tunnelportal, um den Bierverkauf<br />

auf <strong>der</strong> hiesigen <strong>Bau</strong>stelle zu regeln, um so die <strong>vor</strong>handenen<br />

Übelstände zu steuern, den Verkauf von<br />

Flaschenbier einzurichten und verfügt <strong>der</strong> Unterzeichnete<br />

höfl. um gefl. Mitteilung, ob in diesem Falle eine<br />

Wirtschaftskonzession nötig ist und wie hoch die Taxe<br />

per Jahr zu stehen kommt. <strong>Der</strong> Bierverkauf wird<br />

folgen<strong>der</strong>massen organisiert: 3malige Ausgabe täglich je ¼ Stunde <strong>vor</strong> den Mahlzeiten.<br />

Es wird kein Bierlokal existieren, son<strong>der</strong>n nur eine kleine Baracke als Depôt,<br />

in welcher absolut nicht konsumiert werden darf. <strong>Der</strong> Gewinn wird zu Gunsten von<br />

wohltätigen Zwecken verwendet».<br />

<strong>Der</strong> Antrag wurde abgelehnt mit <strong>der</strong> Begründung, dass die vielen Kantinen benachteiligt<br />

wären, die schon für ihre Wirtschaftspatente bezahlt hatten.<br />

Bereits erschienen: Teil 1 «Tecknau», Dienstag,<br />

3. März; Teil 2 «Ercole Coletti»,<br />

Donnerstag, 24. März. Wird fort gesetzt.<br />

Quellen: Staatsarchiv Basel-Landschaft Liestal,<br />

<strong>Bau</strong>akten 1910–1914; Ge meindearchiv Tecknau;<br />

Archiv Heinz Spinnler, Tecknau.<br />

�<br />

<strong>Bau</strong>pläne für die beiden identischen, von <strong>der</strong> Brauerei<br />

Warteck erbauten Baracken (roter Pfeil im Bild<br />

oben) in Tecknau. Das <strong>Bau</strong>gesuch wurde am 24.<br />

Januar 1911 eingereicht. Eine Baracke wurde durch<br />

den Kantiner Giacondo Facini, die an<strong>der</strong>e durch<br />

Adolfo Georgi geführt. Die Grund fläche <strong>der</strong> Baracken<br />

betrug 8 x 20 Meter.<br />

Keller: 2,30 m tief, gemauert, mit Balkendecke,<br />

als Lager für Bier und Lebensmittel<br />

EG: Eingang mit Durchgang zur Kantine,<br />

im Eingangsbereich 4 Räume (Küche<br />

und 3 Schlafräume, wahrscheinlich<br />

für die Kantinenbetreiber)<br />

1. OG über Aussentreppe erreichbar, Gang<br />

mit je 6 Zimmern links und rechts<br />

des Korridors. Grösse <strong>der</strong> Zimmer:<br />

3,40 x 3,25 m, aufgestellt waren<br />

je 3 Betten, insgesamt 36 Betten<br />

Dachstock: über Aussentreppe erreichbar,<br />

als Abstell- o<strong>der</strong> Lagerraum genutzt<br />

«Plumskloo»: im Parterre und 1. OG, beim Eingang<br />

ausserhalb <strong>der</strong> Baracke,<br />

direkt in eine kleine Jauchegrube<br />

Wasch- ausserhalb <strong>der</strong> Baracke<br />

gelegenheit: in einem hölzernen Trog!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!