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09.01.2013 Aufrufe

Schlussakkord Eine Lebensgleichung PARTY ODER PROFI? EINE FRAGE, EIN TRIP NACH HAMBURG UND VIELE ANTWORTEN Von Christian Matz Neulich im Metronom nach Hamburg las ich ein Interview mit Bastian Schweinsteiger, Mark van Bommel und Philipp Lahm. In meiner Tasche Konzertkarten, Bier und Geld – alles was man so braucht für ein gutes Wochenende auf dem Kiez. Eine halbe Stunde vor Ankunft war meine Laune auf dem Höhepunkt, bis ich folgende Zeilen las: „Du hast es richtig gemacht, du bist damals nicht feiern gegangen, aber dafür bist du jetzt Fußballprofi .“ (Gentlemen’s Quarterly November 2010). In den nächsten Sätzen erzählen die Fußballer aus ihrer Jugend: Kein Freibad, kein Wochenende, keine Party, stattdessen hartes Training, ein geregelter Tagesablauf. Ich, so schien mir der Artikel bewusst machen zu wollen, fuhr also direkt in meinen Ruin. Bis auf das Konzert konnte ich den Abend kaum genießen. Das Bier schmeckte nicht wie sonst, zu groß das Schallen in meinem Kopf, zu groß der Drang wieder am Schreibtisch zu sitzen. Als ich meine Freunde nach nur zwei Stunden Aftershowparty nach Hause nörgelte, wurde ich auch prompt zur Rede gestellt. Weil die Standartfl oskeln wie „Du bist nur einmal jung“ und „Verschwende deine Jugend“ nicht wirkten, saß ich eine viertel Stunde später vorm DVD Player und musste mir 13 Semester reinziehen. Zwei Kerle, die zusammen anfangen zu studieren. Dirk der Strebsame und Ehrgeizige und Moritz das genaue Gegenteil. Die offenkundige Moral von der Geschichte: Auch mit Umwegen kommt man zum Ziel. Um endlich Ruhe in die Runde zu bringen, maskierte ich meine Zweifel am Film und öffnete wie alle anderen scheinbar zufrieden mein Gute-Nacht- Bier. Für mich hatte der Film in diesem Moment aber eine andere Moral: Im Studium durchwuseln, Glück haben und Happy End – eine eindeutige Ausnahmeerscheinung. Doch ist die Gleichung so einfach? Viel arbeiten plus viel verzichten gleich großer Erfolg? Bevor ich meinen Freunden doch noch das letzte Gute-Nacht- Bier aus dem Mund reiße, um sie vor der künftigen Privatinsolvenz zu be- 50 wahren, lasse ich mir lieber die Formel nochmals durch den Kopf gehen. Schon fällt mir auf, dass ich eine Variable vergessen habe: Lebensfreude. Selbst ohne mathematische Kenntnisse fällt einem auf, dass Erfolg ohne Lebensfreude wenig Sinn macht. Für die drei Jungs oben gehörte dazu eben der Fußball. Alles aufzugeben für einen Lebenstraum ist in diesem Kontext ein super Ding. Nochmals schaue ich in die Runde meiner Freunde und stelle fest: weit und breit keine potentiellen Versager. Alle haben ihren Weg gefunden, ob nun ohne oder mit ein, zwei Kurskorrekturen. Genauso geht es mir. Aufgegeben hat dafür jeder etwas, nur nicht sich selbst. Also korrigiere ich: Viel arbeiten plus viel Spaß minus Selbstaufgabe gleich Erfolg und Lebensfreude. An dieser Formel kann jeder für sich noch arbeiten, gerade weil sie für jeden individuell ist. Aber bis ich meine Gleichung perfektioniert habe, lasse ich mir erstmal mein Gute-Nacht-Bier schmecken und genieße das Restwochenende. # Foto: Christian Matz

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