kurz & knapp - Studi38

Foto: Fathi Khalil Ahmad El-Khatib
Herausforderungen hier, Herausforderungen
da! Nie gibt es
Ruhe, andauernd muss ich mir
überlegen wie ich meine nächsten Aufgaben
zu meistern habe. Und dann gibt
es seit vier Jahren die Freundin. Das ist
auch nicht immer einfach. Jeder Mann,
der in einer längeren Beziehung ist,
kann davon ein Liedchen singen.
Auf einmal bekomm‘ ich die
Chance, auf die ich so lange
gewartet habe: Nach Australien
gehen und ein anderes
Leben kennen lernen.
Aber was ist mit meinem
Leben in Deutschland und
vor allem mit meiner Beziehung?
Sie möchte mir die Chance
nicht nehmen und es probieren,
meint wir können ja jeden Tag skypen
oder Emails schreiben! „Mach‘ am besten
einen Blog und stell‘ da Fotos rein,
dann kann ich ein wenig an deinem
Leben teilhaben“, schlägt sie euphorisch
vor.
Sieben Monate später ist es soweit.
Ich bin bereits seit zwei Monaten in
Melbourne. Habe viele Leute kennen
gelernt und trotzdem halte ich so gut
wie möglich den Kontakt in die Heimat.
Den Blog habe ich fast wöchentlich
gepfl egt. Selbst das Skypen hat
fast jeden zweiten Tag geklappt, trotz
des Zeitunterschieds. Aber da gibt es
doch ein Problem, das Blogs & Co.
nicht lösen können und dazu
führt, dass ich jedem Mädel
zweimal hinterher schaue.
Es gibt nur eine Lösung, damit
meine langjährige Beziehung
nicht an der Fleischeslust
zu Grunde geht:
Ich lasse sie einfl iegen.
Der fi nanzielle Preis dafür
ist immens, aber wir beide haben in
den vier gemeinsamen Wochen eins
gelernt: Es geht für uns nicht darum alleine
ein Ziel zu erreichen, sondern dies
mit dem Partner zu teilen.
Inzwischen ist viel Zeit vergangen
und wir lassen am 23. Januar unser
siebtes Jahr und zusammen genommen
16 Monate Auslandsemester hinter uns.
Skype und Flugzeug sei Dank.
Campus
Fern
beziehung 2.0
Von Janina Göbel & Fathi Khalil Ahmad El-Khatib
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Karriere oder Liebe? In Zeiten
der Internationalisierung werden
wir immer häufi ger vor diese
Entscheidung gestellt. Für den gewünschten
Job muss man fl exibel und
kompromissbereit sein. Ein Wohnortwechsel
mit oder ohne den Liebsten ist
zur Normalität geworden.
Selbst als Student bin ich vor der Entscheidung
nicht gefeit. Ein Auslandssemester
steht an. Endlich. Nach monatelangem
Suchen, Bewerben und
Zittern habe ich den Platz bekommen.
Jetzt bleibt mir nicht mehr
viel Zeit, um das Nötigste zu regeln.
Nachmieter fi nden, ein Zimmer
in England suchen, mich von
den zurückbleibenden Liebsten
ausgiebig verabschieden.
Und dann kann’s losgehen.
Neues Leben, neues
Glück, neue Freiheit.
Nur einer stellt sich mir
da in die Quere – mein
Freund.
„Meinst du, wir kriegen
das hin?“, liegt er mir
ständig in den Ohren. Ich weiß es
nicht und möchte mir darüber auch
nicht den Kopf zerbrechen. Woher
soll ich wissen, was das Auslandssemester
bringt. Ist unsere Beziehung
stark genug auch mal ein halbes
Jahr ohne den Anderen auszukommen?
Oder gehen wir bald getrennte
Wege?
Dass er sich wünscht, mit mir jeden
Abend zu skypen, klingt für
mich wie eine Drohung. Hilfe! Freiheit
adé. Neue Bekannte adé. Verpfl
ichtungen willkommen. Nee, das
ist nicht das, was ich mir von dem
Auslandssemester erträumt habe.
Viele Beziehungen halten auch
tausende Kilometer Entfernung
aus. Andere wiederum
nicht. Ich bin ganz egoistisch
und entscheide mich
für den Alleingang. Und gegen
meinen Freund. Ich möchte
mein neues Leben genießen können,
ohne immer zurück zu schauen.
Und was danach kommt – wer weiß
das schon so genau? #