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Collectie Pohlsander - ArcH - Artland Resource Collection for History

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FAVO Bronbewerking <strong>Collectie</strong> <strong>Pohlsander</strong><br />

Werner Bemfert, der durch Heirat Colon Borcherding geworden war, wurde während des<br />

grossen Krieges 1939-1945 zum Militärdienst eingezogen und geriet als Verwundeter 1944<br />

in Rumänische Kriegsgefangenschaft. Erst nach 18 Jahren war es ihm vergönnt, zu seinen<br />

Lieben und in die Heimat zurückkehren zu dürfen. Das Bersenbrücker Kreisblatt schrieb<br />

darüber in den ersten Tagen des Monates Mai 1962;<br />

Werner Bemfert erzählte uns von Rumänien. Bittere und gute Erinnerungen des<br />

Spätheimkehrers, Tapfere Ehefrau, Zwei Jahre im Gefängnis.<br />

Vehs. Werner Bemfert ist auf dem besten Wege, sich zu normalisieren. Fast zwanzig bittere<br />

Jahre fern der Heimat liegen hinter ihm. Wir berichteten kürzlich schon, dass er 1944 als<br />

Verwundeter in Rumänsche Kriegsgefangenschaft geraten war und nach vielen Jahren<br />

steten Hoffens vor genau einer Woche auf seinen Hof, zu seiner Frau, seinen Töchtern und<br />

Enkelkindern heimgekehrt ist. Wir haben uns gestern zwei Stunden lang mit dem<br />

Heimgekehrten unterhalten und die Geschichte eines Mannes gehört, dem einerseits das<br />

Schicksal böse mitgespielt hat, der andererseits aber eine tapfere Ehefrau sein Eigen nennen<br />

kann, die in seiner Abwesenheit den grossen Hof vorbildlich weitergeführt hat. Wie der<br />

sprichwörtliche Blitz aus hier allerdings verhangenem Himmel mag es der Frau angekommen<br />

sein, als vor gut vierzehn Tagen das Telefon klingelte und am anderen Drahtende sich ihr<br />

Mann aus einem Durchgangslager in Bayern meldete und seine Rückkehr ankündigte. Zwei<br />

Monate vorher hatte sie noch vom Roten Kreuz erfahren, dass an eine Heimkehr des Gatten<br />

vorerst nicht zu denken sei. Es gibt Bitteres, aber auch Gutes, was der Mann aus seiner<br />

Rumänienzeit zu erzählen weiss. 1946 wollten ihn die Rumänen an die Russen ausliefern.<br />

Unterwegs floh er mit einem Kameraden. Zwei Jahre lang vagabundierte er dann durch das<br />

Land, nur nachts und immer in der Angst lebend, dass man ihn erwischen könnte. Und das<br />

Gute, das er zu erzählen weiss; die Deutschfreundlichkeit der Rumänen rettete ihn. Für sie<br />

war es mit höchster Lebensgefahr verbunden, einen Deutschen zu verbergen oder zu<br />

bewirten. Ich fand trotzdem überall offene Türen, weiss Werner Bemfert zu berichten. Die<br />

eine Familie herbergte ihn 8 Tage, vierzehn, die andere zwei. Trotzdem; welch fürchterliche<br />

Zeit. Aber es sollte noch fürchterlicher kommen. Eines Tages stellte er sich den Behörden<br />

und er stellte gleichzeitig einen Repratiierungsantrag. Zuerst aber steckte man ihn für zwei<br />

Jahre ins Gefängnis. Diese Zeit ist nur mit bitteren Erinnerungen verknüpft. Dann aber gab<br />

man ihm die Möglichkeit zu arbeiten. Seine Anträge, nach Deutschland zu Frau und Kindern<br />

zurückzukehren zu dürfen, aber blieben unbeantwortet. Er arbeitete als Verwalter auf<br />

einem Weingut und später als Tierzuchtleiter auf einem Staatsgut. Es ging mir nicht<br />

schlecht, ich verdiente rund 1200 Lei, der normale Rumänische Arbeiter verdiente 500 bis<br />

600 Lei, hörten wir. Zum Vergleich sei erwähnt, dass ein billiger Anzug etwa 600 Lei kostete,<br />

ein halbes Monatsgehalt. Lebensmittel sind sehr teuer, Brot gab es bis zum Schluss nur auf<br />

Bezugschein. Man liess Werner Bemfert im grossen und ganzen in Ruhe. Hin und wieder<br />

musste er sich bei der Fremdenpolizei melden. Seine Bewegungsfreiheit war allerdings<br />

eingeschränkt. Nur mit Genehmigung der Behörden dürfte er seine Wirkungsort verlassen,<br />

um etwa einmal nach Bukarest zu fahren zur Französischen Botschaft, die die Belange der<br />

Deutschen in Rumänien wahrnimmt. Immer wieder bat er mit Unterstützung der Franzosen<br />

endlich Heimreisen zu dürfen. In diesem Punkte blieben die Rumänen aber hart, praktisch<br />

1. 0 ARCH 21-9-2011 68 / 331

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