Collectie Pohlsander - ArcH - Artland Resource Collection for History

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09.01.2013 Aufrufe

FAVO Bronbewerking Collectie Pohlsander Bentlage. In nächster Nähe der Stadt Rheine in Westfalen liegt unmittelbar an der Ems in einem Eichenkampe ein verwitterter, langgestreckter Bau, der auf Jahrhunderte zurückblickt und viele wechselvolle Schicksale gehabt hat. Die ist das Schloss Bentlage, das Herrenhaus eines Uralten Westfälischen Gutes. Das Schloss Bentlage ist zweistöckig und seine meterdicken Mauern sind durch Pfeiler gestützt. An seiner linken Seite ist im rechten Winkel eine Hauskapelle angebaut, die etwa aus dem 16. Jahrhundert stammt, während der Hauptbau seinen Ursprung im frühen Mittelalter findet. Das Schloss ist von einem breiten Wassergraben umgeben. Eine mit Figuren geschmückte Brücke darüber hinweg auf einen grossen freien Platz mit einigen Blumenbeeten. Der Besucher kommt dann geradenwegs vor ein Portal in der Mitte des fensterreichen Baues, welcher oben das Familienwappen trägt, drei grüne Blätter und drei goldene Ringe auf dem Schilde, links und rechts vom Helm Pfauenfedern, oben auf dem Helm ein Binsenbündel. Durch das Portal kommt mann in eine weite Halle, auf welche viele Türen münden und von welcher aus Treppen in den oberen Stock führen. Aus diesem alten Schloss an der Ems stammt unsere Familie. Der Name Bentlage hat von jeher diese Schreibart gehabt, wenn er auch manchmal als Bundlage oder in lateinischen Urkunden als Binutloga erscheint. Manchmal ist auch zur oder tor oder von davorgesetzt. Er wird von den Mönchen des Mittelalters als Bene-Lage, Schöne-Lage gedeutet. Richtiger ist wohl die Erklärung eines Germanisten unserer Familie, des Prof. H. Mittendorf in Würzberg, der Bent als das niederdeutsche Wort für Binsen bezeichnet. Darauf deute auch der eigenartige Helmschmuck im Wappen hin, der zunächst wie eine Scheuerbürste aussieht, aber wohl als Binsenbündel zu erklären ist. Die Lage an der Ems brachte wohl das Vorhandensein von vielen Binsen mit sich. Das Gebiet an der Ems wurde zuerst von Germanen besiedelt aus der Gegend des jetzigen Hadersleben in Jütland. Dort gibt es noch heute das Geschlecht der Grafen Bent, möglich ist, dass Angehörige dieser Familie sich an der Ems niederliessen und den Ort ihrer Niederlassung Bentlage nannten. Aber nachweisen lässt sich das nicht, zumal die ersten Ansiedlungen an der Ems bereits um 800 vor Christi Geburt vorsichgingen. Wir sind aber doch über das Schloss Bentlage und seine Bewohner in Uralter Zeit recht gut unterrichtet, da einer unserer Vorfahren, Eberhard Bentlage, um 1400 einen Mönchsorden Land zuwies unter der Bedingung, dass ein gelehrter Mönch dieses Ordens der Cruziferi (Kreuzträger) aus den vorhandenen Urkunden die Geschichte der Familie Bentlage zusammenstellte. Das ist auch geschehen in einer umfangreichen Handschrift, die in lateinischer Sprache geschrieben ist und die Aufschrift trägt; Chronicon Bentlacense (Bentlagische Chronik). Die alte Handschrift befindet sich im Archiv des Bischofs von Münster in Westfalen. Sie ist um 1870 abgedruckt auf Veranlassung eines Professors des Gymnasiums in Rheine, der sie als Festgabe zu einer Jahrhundertfeier der Schule herausgab. Ich hab diese 76 Seiten dicke Buch auch auf der Universitäts Bibliothek in Münster gefunden. Diese Chronik bringt viel Interessentes aus der Familie, insbesondere auch Namen, Urkunden u.s.w. aus der Zeit vor 1400. Ferner liegen Kaiserurkunden vor, eine aus dem Jahre 1000 und alte Heberegister eines Klosters Werden, die noch älter sind, sowie verschiedene Westfälische Geschichtswerke und Abhandlungen 1. 0 ARCH 21-9-2011 32 / 331

FAVO Bronbewerking Collectie Pohlsander aus alter und neuer Zeit, die über unsere Familie näheren Aufschluss geben. Ein Archivrat der Stadt Dortmund, dessen Mutter eine geborene Bentlage war, hat sich eingehend mit der Familiengeschichte befasst, ebenfalls ein Buchhändler Bentlage in Poelitz bei Stettin (eine tausendjährige Familie). Guten Aufschluss gibt auch das neue Werk von Führer; Die Geschichte der Stadt Rheine. Im folgenden bringe ich eine ganz kurze Familiengeschichte. Eine eingehende Darstellung würde Bände füllen und muss einer besonderen Arbeit vorbehalten bleiben. Was ich zu einer solchen in Jahrzehntenlanger Arbeit gesammelt habe, ist den Tschechen in Karlsbad in die Hände gefallen. Das meiste aber habe ich im Gedächtnis. Der erste bekannte Bentlage lebte vor tausend Jahre. Das war Liafbern (der liebe Baer) Bentlage. Er war zwangsweise zum Christentum übergetreten, huldigte aber noch ins geheim heidnischen Sitten. Als er bei einem heidnischen Opferfest wieder einmal Pferdefleisch gegessen hatte, musste er eine erhebliche Strafe erlegen. Er war wahrscheinlich auch der Bentlage, der im Jahre 936 gezwungen wurde, dem neuerrichteten Kloster Werden den verweigerten Kirchenzehnten zu zahlen, wozu ihm eine bestimmte Stunde als letzter Termin gesetzt war, mit jedem weiteren Glockenschlag verdubbeleert sich die Strafe. Aus dem Heberegister des Klosters ersieht man übrigens, dass Bentlage mehr Zehnten zahlen musste als alle anderen Gutsbesitzer weit und breit. Sein Gut muss also wohl damals bedeutend gewesen sein. Aus dem Heberegister erfährt man auch, dass das Gut Bentlage in Gau Bursibant im Lande der Brukterer gelegen war, dessen Name ebenso wie die unferne Stadt Bentheim an unseren Namen anklingt. Aus dem Jahre 1000 ist aus einer Kaiserurkunde bekannt, dass der damalige Besitzer Bentlage eine Gräfin Reinmod aus der Nähe von Lünen in Westfalen geheiratet hatte, die mehrere Güter besass, sie erbaute verschieden Kirchen, u.a. auch auf dem Bentlager Gebiet. Ihre Tochter hiess Frederuna. Die Familie Bentlage hatte in alten Zeiten freundschaftliche Beziehungen zu den Grafen Tecklenburg bei Osnabrück. Als ein Graf Tecklenburg in Geldschwierigkeiten war, gab der damalige Bentlage ihm ein größere Darlehn, wofür ihn der Tecklenburger seinen Silbernen Brustharnisch verpfändete. Das Darlehn geriet in Vergessenheit. Als nach etwa hundert Jahren ein Tecklenburger Graf bei Bentlage zu Gaste war, liess letzterer das Hauptgericht in dem Silbernen Harnisch auftragen, den er unten abgedichtet hatte. Es entstand eine heftige Fehde zwischen beiden, in deren Verlauf viele Knechte beider Herren ihr Leben lassen mussten. Die Bentlagen scheinen überhaupt sehr streitbar gewesen zu sein. Eine wohlhabende Witwe Bentlage wurde von Freiern bedrängt. Sie erschlug einen, der besonders zudringlich war, mit dem Feuerhaken, begrub ihm heimlich und warf ihm einige Beutel voll Gold nach mit den Worten; Da hast du, wass du allein wolltest! Die Sage hiervon war seit Jahrhunderten bekannt. In neuer Zeit wurde ihre Wahrheit dadurch bestätigt, dass man auf dem Gelände des Gutes in der Erde mehrere Beutel mit Geld neben den offensichtlichen Überresten einer Leiche fand. Übrigens gehörte zum Gute eine ergiebige Salzquelle (die jetzige Saline Gottesgabe). Das war im Mittelalter wertvoller Besitz. Die Bentlagen zogen aber selbst Nutzen daraus und zwar allein. Das veranlasste einen Chronikschreiber zu der neidvollen Feststellung; Die Bentlagen könnten zum Segen für das ganze Land werden, wenn sie nicht so nachlässig wären. Um etwa 1400 kamen die Cruziferi nach Bentlage und beschwatzten den damaligen Besitzer 1. 0 ARCH 21-9-2011 33 / 331

FAVO Bronbewerking <strong>Collectie</strong> <strong>Pohlsander</strong><br />

Bentlage.<br />

In nächster Nähe der Stadt Rheine in Westfalen liegt unmittelbar an der Ems in einem<br />

Eichenkampe ein verwitterter, langgestreckter Bau, der auf Jahrhunderte zurückblickt und<br />

viele wechselvolle Schicksale gehabt hat. Die ist das Schloss Bentlage, das Herrenhaus eines<br />

Uralten Westfälischen Gutes. Das Schloss Bentlage ist zweistöckig und seine meterdicken<br />

Mauern sind durch Pfeiler gestützt. An seiner linken Seite ist im rechten Winkel eine<br />

Hauskapelle angebaut, die etwa aus dem 16. Jahrhundert stammt, während der Hauptbau<br />

seinen Ursprung im frühen Mittelalter findet. Das Schloss ist von einem breiten<br />

Wassergraben umgeben. Eine mit Figuren geschmückte Brücke darüber hinweg auf einen<br />

grossen freien Platz mit einigen Blumenbeeten. Der Besucher kommt dann geradenwegs vor<br />

ein Portal in der Mitte des fensterreichen Baues, welcher oben das Familienwappen trägt,<br />

drei grüne Blätter und drei goldene Ringe auf dem Schilde, links und rechts vom Helm<br />

Pfauenfedern, oben auf dem Helm ein Binsenbündel. Durch das Portal kommt mann in eine<br />

weite Halle, auf welche viele Türen münden und von welcher aus Treppen in den oberen<br />

Stock führen. Aus diesem alten Schloss an der Ems stammt unsere Familie. Der Name<br />

Bentlage hat von jeher diese Schreibart gehabt, wenn er auch manchmal als Bundlage oder<br />

in lateinischen Urkunden als Binutloga erscheint. Manchmal ist auch zur oder tor oder von<br />

davorgesetzt. Er wird von den Mönchen des Mittelalters als Bene-Lage, Schöne-Lage<br />

gedeutet. Richtiger ist wohl die Erklärung eines Germanisten unserer Familie, des Prof. H.<br />

Mittendorf in Würzberg, der Bent als das niederdeutsche Wort für Binsen bezeichnet.<br />

Darauf deute auch der eigenartige Helmschmuck im Wappen hin, der zunächst wie eine<br />

Scheuerbürste aussieht, aber wohl als Binsenbündel zu erklären ist. Die Lage an der Ems<br />

brachte wohl das Vorhandensein von vielen Binsen mit sich. Das Gebiet an der Ems wurde<br />

zuerst von Germanen besiedelt aus der Gegend des jetzigen Hadersleben in Jütland. Dort<br />

gibt es noch heute das Geschlecht der Grafen Bent, möglich ist, dass Angehörige dieser<br />

Familie sich an der Ems niederliessen und den Ort ihrer Niederlassung Bentlage nannten.<br />

Aber nachweisen lässt sich das nicht, zumal die ersten Ansiedlungen an der Ems bereits um<br />

800 vor Christi Geburt vorsichgingen. Wir sind aber doch über das Schloss Bentlage und<br />

seine Bewohner in Uralter Zeit recht gut unterrichtet, da einer unserer Vorfahren, Eberhard<br />

Bentlage, um 1400 einen Mönchsorden Land zuwies unter der Bedingung, dass ein gelehrter<br />

Mönch dieses Ordens der Cruziferi (Kreuzträger) aus den vorhandenen Urkunden die<br />

Geschichte der Familie Bentlage zusammenstellte. Das ist auch geschehen in einer<br />

umfangreichen Handschrift, die in lateinischer Sprache geschrieben ist und die Aufschrift<br />

trägt; Chronicon Bentlacense (Bentlagische Chronik). Die alte Handschrift befindet sich im<br />

Archiv des Bischofs von Münster in Westfalen. Sie ist um 1870 abgedruckt auf Veranlassung<br />

eines Professors des Gymnasiums in Rheine, der sie als Festgabe zu einer Jahrhundertfeier<br />

der Schule herausgab. Ich hab diese 76 Seiten dicke Buch auch auf der Universitäts<br />

Bibliothek in Münster gefunden. Diese Chronik bringt viel Interessentes aus der Familie,<br />

insbesondere auch Namen, Urkunden u.s.w. aus der Zeit vor 1400. Ferner liegen<br />

Kaiserurkunden vor, eine aus dem Jahre 1000 und alte Heberegister eines Klosters Werden,<br />

die noch älter sind, sowie verschiedene Westfälische Geschichtswerke und Abhandlungen<br />

1. 0 ARCH 21-9-2011 32 / 331

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