Collectie Pohlsander - ArcH - Artland Resource Collection for History

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FAVO Bronbewerking Collectie Pohlsander Evangelischen zu argen Schlägereien gekommen. Pastor Kampf setzte sich an die Spitze seiner Gläubigen, es sollen derer 60-70 Mann gewesen sein, welche in Schweden den Herrn des Himmels und der Erde empfangen wollten. Mit ihnen zog auch ein Blinder aus Suttrup, der von Katholischen Glauben zum Lutherischen Glauben übergetreten war. Als zwei Jahre später in der Hauptstadt Schwedens Aufruhr entbrannte, wurden die Deutschen Auswanderer ausgewiesen. Sie wanderten nach Kuestrin zurück als unschuldige Opfer eines falsch verstandenen Glaubenseifers. Einzige der enttäuschten Auswanderer kehrten in die Heimat zurück, nicht aber die Familie Velmelage. Johann Hinrich Diersing, der den Hof Velmelage übernommen hatte, hat wiederholt Geld nach Stockholm und hernach nach Kuestrin gesandt. Pastor Kamp oder Kampf soll 1772 in Kuestrin verstorben sein. 1741 hat Johann Hindrich Diersing, als die Familie Albert Velmelage schon fortgezogen war, auf der Stätte Velmelage im Schap noch 5 Thl. 10 Schill. 1 Pf. gefunden, ohne in Erfahrung zu bringen, wer das Geld gespart und im Schap verborgen hat. 26.9.1742 sind die Mobilien von aller Hausgerätschaft von des sehligen Hermann Velmelage seiner Nachlassenschaft, so lesen wir, getheilt unter die Freundschaft und ich habe davon bekommen 1 Kuh vor 10 Thl. und dass übrige vor Betten von 3 Thl. Davon habe ich ausgeben müssen Marie Velmelage 1 Thl. und Johann Velmelage 6 Thl. Das übrige gehöret an Velmelagen Erbe. Bei dem Verstorbenen wird es sich um Hermann Velmelage, der mit Adelheid zur Borg verheiratet war, handelnh, dieser war der Onkel von Venna Velmelage, der Ehefrau des Johann Hindrich Diersing. 1743 sind in dem Ausgabebuch die Beerdigungskosten für ein Kind mit 19 Thl. 13 Schill. angegeben. Dies ist ein aussergewöhnlich hoher Betrag. Es handelt sich hier um das Söhnlein Johann Hinrich, das einen Tag vor neuem Jahr, 37 Wochen alt, in der Stadt Quakenbrück, wohin man es seiner Erkrankung wegen gebracht hatte, gestorben ist. Nach dem Kirchenbuche der Kirche St. Sylvester ist das Kind am 1.1.1744 in Quakenbrück begraben worden. Nach kurzer Verpachtung des Hofes ist Johann Hinrich Diersing auf die Velmelage gezogen und hat von hier aus auch seine väterlichen Hof Diersing bewirtschaftet. Auf der Velmelage hat er viele Bodenverbesserungsarbeiten ausführen lassen. Er beschäftigte zeitweise, wie sich aus seinen Aufzeichnungen ergibt, 101 Arbeiter und 30 Erdwagen für die Bodenbewegung. Die Kosten betragen 31 Thl. 2 Schill. 1746 hatte er einen Grenzstreit mit dem Colon Johann Meinermann sive Schmidt in Nortrup. Diersing hatte einen Grenzpfahl dicht an dessen Garten gesetzt und sich dabei auf alle Rechte und alle Nortruper Erbmänner als Zeugen berufen. Die Streitsache wurde durch einen Vergleich beigelegt. Diersing hatte mit seinem Grenzpfahl sieben Schritte zurücksugehen, und Schmidt hatte eine Senke mit Erde aufzufüllen, sodass Diersing 1. 0 ARCH 21-9-2011 282 / 331

FAVO Bronbewerking Collectie Pohlsander ohngehindert seine nöthig Plaggen daselbst fahren und werfen solle und wolle. Die Kosten dieses Streites tragen beide zur Hälfte. Die Prozessakte ist vom 27.6.1746. Aus den Aufzeichnungen ergibt sich ferner, dass Johann Hinrich Diersing alljährlich zu Palmarum an die Kirche zu Ankum 3 Thl. 3 Schill. 6 Pf. entrichtete. 1748 hat Johann Hinrich Diersing die Rentenpflicht vom Jahre 1514 an die St. Josteskapelle in Quakenbrück mit 38 Thl. 7 Schill. abgelöst. Ein guter Geschäftsfreund war der Kaufhändler Anton Schroeder in Quakenbrück. Dieser stammt aus Verden und war seit dem 24.4.1725 mit Anna Kramer aus Quakenbrück verehelicht. Johann Hindrich Diersing. Aus zwei in Schweinsleder gebundenen Kontobüchern, die Johann Hindrich Diersing angelegt hat, erfahren wir so einiges aus der guten alten Zeit, von der man viel spricht, die aber nicht gegeben hat. In dem einen Buch sind die Einnahmen und in den anderen die Ausgaben des Hofes aufgezeichnet worden. Die Aufzeichnungen sind Jahrweise gegliedert, ohne einen Jahresabschluss zu machen oder auch die Beträge zusammenzuziehen. Bier, ein damals gebrautes Braunbier, Branntwein, Pipen und Toback, punt weise, Gewürtze, das sind in der Hauptsache die gekauften Genussmittel. Kaffee, Tee und Zucker waren zwischen 1740 und 1760 auf dem Dieringschen Hofe wie im übrigen Artland noch unbekannt. Dagegen findet der Einkauf von Käse, Riess (Reis), Solt und Thran, letzteres für Beleuchtungszwecke, so oft, dass sie zu den täglichen Bedarfsartikelen gehören. Weinachtsabend und Heilige drei Könige wird abends bei Bier, Branntwein und Tabak gefeiert. Als Kleidung sind nur Artikel für die besseren Gewänder aufgeführt. Das andere wurde durch eigene Verarbeitung von Flachs und Wolle beschafft. Nur einmal ist ein Stück Linnen gekauft worden. Strümpfe und Kinderstrümpfe werden als gekaufet aufgeführt. Wullen und Want, Lind und Kartuhn, sogar sieden Gohrn erscheinen immer wieder unter den Ausgaben. Aus Want werden u.a. Kamisol und Buex angefertigt. Häufig ist Schneiderlohn notiert. Meist gibt es für den Schneider auch Bier. Er ist also ein Hausschneider. Johann Hindrich Diersing hat sich scheinbar viel mit Vieh und Pferdezucht befasst. Er verkauft besondere Pferde, kauft aber auch welche. Ein Niemann in Ankum, wohl ein Pferdehändler, ist oft abnehmer, aber auch Bauern kaufen von Diersing Pferde. Pferde kosten 20-40 Thl., Rinder 5-9 Thl., 13 Schweine erbringen 30 Thl. 20 Schill. 6 Pf., das Stück also 2½ Thl. 1 Kuh für 18 Thl. und 8 Bigen (Ferkel) für 12 Thl. sind nach Holland verkauft worden. Er verkauft Heu, Kohren und auffallend viel Holt. Aus dem Verkauf von Hoppenstaken kann man darauf schliessen, dass Hopfen angebaut wurde. Luerding in Anderup (Andorf) kauft 5 Eichenholtstämme für 20 Thl. Johan Sunderlage kauft 2 Eichenstämme und Johann Roeberding 1 Stamm, zusammen für 32 Thl. Horst zu Ruessel erhält einen Telgen zu seinem Brandschaden und Bodemann in Wierupen 2 Telgen vor die Kirchenstelle geschenkt. An anderer Stelle sind die Telgen mit 3 Thl. bewertet, es können also keine Eichenpflänzlinge mehr gewesen sein. Auch der Verwendung wegen ist das nicht möglich. Meiner Frau in die Haushaltung vor Kleider und Strümpfe 18 Thl. 9 Schill. 5 Pf., 1. 0 ARCH 21-9-2011 283 / 331

FAVO Bronbewerking <strong>Collectie</strong> <strong>Pohlsander</strong><br />

Evangelischen zu argen Schlägereien gekommen. Pastor Kampf setzte sich an die Spitze<br />

seiner Gläubigen, es sollen derer 60-70 Mann gewesen sein, welche in Schweden den Herrn<br />

des Himmels und der Erde empfangen wollten. Mit ihnen zog auch ein Blinder aus Suttrup,<br />

der von Katholischen Glauben zum Lutherischen Glauben übergetreten war. Als zwei Jahre<br />

später in der Hauptstadt Schwedens Aufruhr entbrannte, wurden die Deutschen<br />

Auswanderer ausgewiesen. Sie wanderten nach Kuestrin zurück als unschuldige Opfer eines<br />

falsch verstandenen Glaubenseifers. Einzige der enttäuschten Auswanderer kehrten in die<br />

Heimat zurück, nicht aber die Familie Velmelage. Johann Hinrich Diersing, der den Hof<br />

Velmelage übernommen hatte, hat wiederholt Geld nach Stockholm und hernach nach<br />

Kuestrin gesandt. Pastor Kamp oder Kampf soll 1772 in Kuestrin verstorben sein.<br />

1741 hat Johann Hindrich Diersing, als die Familie Albert Velmelage schon <strong>for</strong>tgezogen war,<br />

auf der Stätte Velmelage im Schap noch 5 Thl. 10 Schill. 1 Pf. gefunden, ohne in Erfahrung zu<br />

bringen, wer das Geld gespart und im Schap verborgen hat.<br />

26.9.1742 sind die Mobilien von aller Hausgerätschaft von des sehligen Hermann Velmelage<br />

seiner Nachlassenschaft, so lesen wir, getheilt unter die Freundschaft und ich habe davon<br />

bekommen 1 Kuh vor 10 Thl. und dass übrige vor Betten von 3 Thl. Davon habe ich<br />

ausgeben müssen Marie Velmelage 1 Thl. und Johann Velmelage 6 Thl. Das übrige gehöret<br />

an Velmelagen Erbe. Bei dem Verstorbenen wird es sich um Hermann Velmelage, der mit<br />

Adelheid zur Borg verheiratet war, handelnh, dieser war der Onkel von Venna Velmelage,<br />

der Ehefrau des Johann Hindrich Diersing.<br />

1743 sind in dem Ausgabebuch die Beerdigungskosten für ein Kind mit 19 Thl. 13 Schill.<br />

angegeben. Dies ist ein aussergewöhnlich hoher Betrag. Es handelt sich hier um das<br />

Söhnlein Johann Hinrich, das einen Tag vor neuem Jahr, 37 Wochen alt, in der Stadt<br />

Quakenbrück, wohin man es seiner Erkrankung wegen gebracht hatte, gestorben ist. Nach<br />

dem Kirchenbuche der Kirche St. Sylvester ist das Kind am 1.1.1744 in Quakenbrück<br />

begraben worden.<br />

Nach kurzer Verpachtung des Hofes ist Johann Hinrich Diersing auf die Velmelage gezogen<br />

und hat von hier aus auch seine väterlichen Hof Diersing bewirtschaftet. Auf der Velmelage<br />

hat er viele Bodenverbesserungsarbeiten ausführen lassen. Er beschäftigte zeitweise, wie<br />

sich aus seinen Aufzeichnungen ergibt, 101 Arbeiter und 30 Erdwagen für die<br />

Bodenbewegung. Die Kosten betragen 31 Thl. 2 Schill.<br />

1746 hatte er einen Grenzstreit mit dem Colon Johann Meinermann sive Schmidt in<br />

Nortrup. Diersing hatte einen Grenzpfahl dicht an dessen Garten gesetzt und sich dabei auf<br />

alle Rechte und alle Nortruper Erbmänner als Zeugen berufen. Die Streitsache wurde durch<br />

einen Vergleich beigelegt. Diersing hatte mit seinem Grenzpfahl sieben Schritte<br />

zurücksugehen, und Schmidt hatte eine Senke mit Erde aufzufüllen, sodass Diersing<br />

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