Anne Sieger - Heinz-Kühn-Stiftung
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<strong>Anne</strong> <strong>Sieger</strong><br />
366<br />
Mongolei<br />
In der letzten Halle, die wir zu sehen bekommen, steht eine große Pumpe,<br />
die Siemens im letzten Jahr installiert hat und auch wartet. Hier darf ich<br />
Fotos machen, leider ist die Anlage optisch völlig unspektakulär. Die sogenannte<br />
„Slurry“-Pumpe pumpt die nach dem Erzkonzentrationsprozess<br />
übrig gebliebene Gesteinsmasse weiter zur Wiederaufbereitung. Es ist die<br />
größte Pumpe dieser Art, die jemals an eine Mine geliefert wurde. Unser<br />
Minen-Führer ist sichtlich stolz auf die deutsche Technik.<br />
Hinter der Halle ist eine große Erdwand aufgeschüttet, dahinter ist die<br />
Abfalldeponie des Bergwerks. Auch hier ist Gucken verboten. Den Versicherungen<br />
unseres Führers, dass der Abfall dort sicher gelagert sei, trauen<br />
Amraa und ich aber beide nicht. Im Auto sage ich Amraa, was ich noch<br />
wissen möchte. „Was schreibt sie denn da immer?“, fragt er Amraa. Als<br />
ich meinen Kugelschreiber weggepackt habe, unterhalten sich die beiden<br />
entspannter. Unser Führer arbeitet seit er 17 ist in der Mine, seit über 20<br />
Jahren. Früher waren von den 3.000 Arbeitern dort fast alle Russen, heute<br />
sind es nur noch 40. Auch die Mongolen haben jetzt das Know-how und<br />
er ist sichtbar stolz darauf. Macht er sich Sorgen darüber, wie sein Land<br />
mit den Bodenschätzen umgehen wird? Nach einem Seitenblick auf mich<br />
sagt er, es sei die Pflicht jedes mongolischen Regierungschefs, das beste<br />
und fairste Ergebnis für sein Land zu verhandeln. Dann hört Amraa auf zu<br />
übersetzen und erzählt mir erst später von ihrem weiteren Gespräch. Wie<br />
sich herausgestellt hat, ist auch bei unserem Führer die Unzufriedenheit<br />
groß. Die Führungsposten der Mine würden aus politischem Kalkül besetzt,<br />
dauernd gäbe es neue Chefs, die häufig keinerlei Fachwissen über<br />
Bergbau mitbringen. Er habe auch das Vertrauen in seine Regierung verloren.<br />
Bei bereits geschlossenen Deals mit ausländischen Investoren habe<br />
sich schließlich gezeigt, dass die Interessen des mongolischen Volkes keine<br />
Rolle gespielt hätten.<br />
12. Rauf aufs Pferd<br />
Inzwischen ist der Winter hereingebrochen. Der Ofen in den Jurten ist<br />
mein bester Freund geworden, leider halten die Mongolen es in den meisten<br />
Jurtencamps offenbar für unnötig, die Restaurants zu heizen. Manchen<br />
Abend sitze ich mit Mütze und Handschuhen und meiner dicksten Jacke<br />
beim Abendessen. In dieser Hinsicht besteht aus der Sicht verweichlichter<br />
Touristen wie mir noch eindeutiger Handlungsbedarf.<br />
Die ersten drei Wochen meiner Reise sind um. Ich verabschiede mich von<br />
Amraa in Mörön, einer weiteren typischen Kreisstadt nach russischem Vorbild.<br />
Weiter geht es mit einer Gruppe von Amerikanern, mit denen ich die