BUNKERb i o t o p - Lorke Photo
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BUNKER b i o t o p
- Seite 2 und 3: BUNKER b i o t o p
- Seite 4: Werner Lorke BUNKER b i o t o p Im
- Seite 7 und 8: 06_ Marktplatz vor dem Rathaus in S
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- Seite 11 und 12: 10_ Die Suche nach den Formen ist n
- Seite 13 und 14: 12_ Hoteleingang Marktplatz, 1946 H
- Seite 15 und 16: 14_ 1 2 3 4 5 6 Züchten von Champi
- Seite 17 und 18: 16_ 7 8 9 10 11 Räume zu Garagen v
- Seite 19 und 20: 18_ Das Bauwerk - von außen unsich
- Seite 21 und 22: 20_ Das Hotel am Marktplatz Im Somm
- Seite 23 und 24: 22_ und verschloß die Öffnungen d
- Seite 25 und 26: 24_ Eingang zum Bunkerhotel am Haup
- Seite 27 und 28: 26_ Ort / Bezeichnung Nachkriegsnut
- Seite 29 und 30: 28_ Ort / Bezeichnung Nachkriegsnut
- Seite 31 und 32: 30_ Ort / Bezeichnung Nachkriegsnut
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- Seite 35 und 36: 34_ Die Photographen in Schutzkleid
- Seite 37 und 38: 36_ mit ästhetisch ansprechenden,
- Seite 39 und 40: 38_
- Seite 41 und 42: 40_ Stahltür der Luftschleuse, Ein
- Seite 43 und 44: 42_ Gang Nr. 1, Blick nach Süden A
- Seite 45 und 46: 44_ Vorratsraum mit phosphorisieren
- Seite 47 und 48: 46_ Spülbecken, Frühstücksküche
- Seite 49 und 50: 48_ Drehschalter, Gang Nr. 1 Rotary
- Seite 51 und 52: 50_ Zimmer Nr. 90 Room no. 90
BUNKER b i o t o p
BUNKER b i o t o p
edition<br />
esefeld<br />
& traub<br />
Humboldtstraße 6<br />
D-70178 Stuttgart<br />
+49 (0)711 - 257 25 36<br />
+49 (0)711 - 257 21 25<br />
www.edition-et.de<br />
info@edition-et.de<br />
Copyright:<br />
edition esefeld & traub<br />
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved<br />
Layout:<br />
iO Interdisziplinäre Objekte / Johannes Traub<br />
Englische Übersetzung / English translation:<br />
Leeta & Peter von Bülow<br />
Druck / Printing:<br />
frechdruck GmbH, Stuttgart<br />
Printed in Germany<br />
ISBN 3-9809887-2-4<br />
1. Auflage / 1 st edition<br />
April 2006
Werner <strong>Lorke</strong><br />
BUNKER b i o t o p<br />
Im Bunkerhotel unter dem<br />
Marktplatz von Stuttgart<br />
In the Bunker Hotel underneath<br />
the Market Square of Stuttgart<br />
Herausgeber<br />
Editors<br />
Jörg Esefeld<br />
Werner <strong>Lorke</strong>
Einführung<br />
Roland Müller<br />
Biotop im Untergrund<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
Vom Luftschutzraum zur Zivilisationshöhle<br />
Dietrich W. Schmidt<br />
Bunkerhotels und Notunterkünfte in Deutschland<br />
Spur und Patina<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
Rundgang durch den Bunker<br />
Hotel für Mikroorganismen<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
<strong>Photo</strong>graphische Mustersammlung<br />
Inhalt Contents<br />
Makro<br />
Herausgeber und Autoren<br />
Danksagung<br />
Bildnachweise<br />
07 Introduction<br />
Roland Müller<br />
11 Underground Biotope<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
13 From Bunker to a Cave of Civilisation<br />
Dietrich W. Schmidt<br />
25 Bunker Hotels and Emergency Accommodations in Germany<br />
35 Vestige and Patina<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
39 Touring the Bunker<br />
73 Hotel for Microorganisms<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
83 <strong>Photo</strong>graphic Sample Collection<br />
107 Close-up<br />
139 Editors and Authors<br />
141 Acknowledgements<br />
143 Credits<br />
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06_<br />
Marktplatz vor dem Rathaus in Stuttgart<br />
Market square in front of the city hall of Stuttgart
1997 verschwand mit dem sogenannten Glashäusle" über dem Eingang die letzte<br />
"<br />
sichtbare Spur des Marktplatzbunkers. Gleichzeitig legte man von privater Seite initiierte<br />
Pläne für ein unterirdisches Einkaufszentrum ad acta. Über den Marktplatz selbst, ein<br />
" Sorgenkind des Aufbaus" (Stuttgarter Zeitung vom 4.10.1952), wird seit langem trefflich<br />
gestritten. Sein unterirdischer Teil indes ist vergessen und, so Dietrich W. Schmidt, zu<br />
einer Zivilisationshöhle" geworden. Aus den Augen aus dem Sinn...<br />
"<br />
Wo an Markttagen die Viktualien und an Sitzungstagen die Stadtgesellschaft öffentlich<br />
verhandelt werden, befindet sich ein Un-Ort; nicht öffentlich, unzugänglich, bedrohlich.<br />
Die Höhle lebt: Schimmelpilze und Bakterien siedeln dort. Die einen Pilze sind gefährlich,<br />
die anderen einfach nur schön, manche beides zugleich. Der Archivar trifft alte Bekannte<br />
aus untauglichen Magazinen.<br />
Wieder und neu entdeckt haben den Bunker der Architekt und Stadtplaner Jörg Esefeld<br />
aus Stuttgart sowie der Physiker und <strong>Photo</strong>graph Professor Werner <strong>Lorke</strong> aus Frankfurt<br />
am Main. Der eine stets auf Spurensuche nach vergessenen Orten in der Stadt, der<br />
andere in der Auseinandersetzung mit Materialien und deren Veränderungen in der Zeit,<br />
haben sie sich dem Ort zunächst assoziierend und diskutierend genähert, dann einen<br />
Zugang' und schließlich ein besonderes, interdisziplinäres Projekt realisiert. Dafür war<br />
'<br />
das Bunkerbiotop geradezu ein Ideal-Ort.<br />
Ein Geschichts-Ort sowieso: Dietrich W. Schmidt verortet das Bauwerk im historischen<br />
Kontext und kann vielleicht der Mär den Garaus machen, beim Stuttgarter Marktplatzbunker<br />
handele es sich um ein Unikat. Man will eben, wenn nicht fast alles allein, dann<br />
doch fast alles besser und größer haben als anderswo. Stuttgart war immerhin 1940/41<br />
beim Luftschutzbau in der Betonleistung Spitze!<br />
Die <strong>Photo</strong>graphien von Werner <strong>Lorke</strong> sind ein Zeugnis und zugleich eine Schule des<br />
Sehens und des Fragens. Geschichte hat mehr mit dem rechten Fragen als mit richtigen<br />
Antworten zu tun. Fragen nach dem Umgang mit der – gebauten – Historie. Der Diskurs<br />
des Denkmalschutzes: Was erhalten wir und wie erhalten wir?<br />
Einführung Introduction<br />
Roland Müller<br />
In 1997, the last visible trace of the Marktplatz bunker disappeared when the 'little glass<br />
house' on top of its entrance was dismantled. At the same time plans initiated by private<br />
individuals for an underground shopping centre were tabled ad acta. Today the market<br />
square itself a "problem child of the German reconstruction era" (as stated by the Stuttgarter<br />
Zeitung, October 4, 1952) is fought over vociferously. Meanwhile its underground<br />
part has fallen into oblivion and has become a "cave of civilisation" according to Dietrich<br />
W. Schmidt.<br />
At the same location where on market days victuals are traded and on city council<br />
meeting days public affairs are disputed, there is a 'non-place' which is inaccessible,<br />
threatening and not public at all. The cave is alive: mildew and bacteria have colonised<br />
it. Several fungi are dangerous, others simply beautiful and some are both hazardous<br />
and beauteous at the very same time. The archivist encounters familiar acquaintances<br />
known from mouldy repositories.<br />
The Stuttgart architect Jörg Esefeld and Frankfurt physicist and photographer Werner<br />
<strong>Lorke</strong> have rediscovered and uncovered the bunker. The former is always seeking vestiges<br />
of forgotten places in the city, and the latter occupies himself with the analysis<br />
of materials and their changes over time. At first they approached the scene through<br />
associations and in discussions. Eventually they found an 'access' which led them to<br />
this special interdisciplinary project. And for this sort of project, the bunker biotope is an<br />
ideal venue.<br />
It goes without saying that it is an historical site. Dietrich W. Schmidt locates the structure<br />
in historical context and completely debunks the story that the Stuttgart Marktplatz<br />
bunker is a unique specimen. One wants to be the best or the only one or at least have<br />
everything better and bigger than other places. At least, Stuttgart took the lead when it<br />
came to concrete output in 1940 and 1941 for the construction of air raid shelters.<br />
The photographs from Werner <strong>Lorke</strong> are a reference and at the same time a school of vision<br />
and, of questioning. Indeed, history is much more about putting the right questions<br />
_07
08_<br />
Werner <strong>Lorke</strong> legt befremdliche Schichten frei, die belegen, daß alles fließt, Aggregatszustände<br />
wechseln und Urzustände nicht wieder herstellbar sind. Heute halten wir ein<br />
Abbild fest, das morgen schon Erinnerung sein wird: " Die Auflösung des Einen ist die<br />
Entstehung des Andern" (De Sanctis).<br />
Das Schauen – und Fragen – endet freilich nicht mit der Dokumentation oder der Suche<br />
nach neuer Nutzung. Die Aufnahmen evozieren Assoziationen über den Charme des<br />
Morbiden und die Ästhetik des Vergänglichen. Die Ornamente, Flächen und Spuren bereiten<br />
uns Augenlust, oszillierend zwischen Abbild und Kunst, mimetisch und abstrakt.<br />
Als Schnittmenge der verschiedenen Annäherungen zum Bunkerbiotop unter dem<br />
Marktplatz liegt nun ein beeindruckender Band vor: wundersam verführerisch und irritierend<br />
wie die <strong>Photo</strong>graphien selbst, mit spannenden Einblicken in die Geschichte und<br />
einem Kaleidoskop allgegenwärtiger Mikroorganismen.<br />
than coming up with correct answers. This includes asking about the interaction with our<br />
'built' history. The discourse is about conservation of historical monuments: what do we<br />
preserve and how do we preserve? Werner <strong>Lorke</strong> exposes disconcerting layers. They<br />
prove that everything flows, that states of aggregation change, and primal conditions are<br />
not recoverable any more.<br />
Today we hold fast to an image which tomorrow will be memory. "The dissolution of the<br />
one means the creation of the other" (De Sanctis).<br />
Observation – and questioning – does not end, of course, with the documentation of<br />
the search for new practical applications. The photographs evoke associations with the<br />
charm of the morbid and the aesthetic of the transitory. The ornaments, surfaces and<br />
traces on the wallpaper are pleasing to the eye. They oscillate between image and art,<br />
between the mimetic and the abstract.<br />
This impressive book publishes an intersection of the different approaches to the bunker<br />
biotope under the market square in Stuttgart. Wondrous, seductive, and irritating as the<br />
photographs themselves, it provides fascinating insights into history, and a kaleidoscopic<br />
presentation of ubiquitous microorganisms.
Marktplatz Stuttgart, Einstieg in den Bunker<br />
Market square of Stuttgart, access to the bunker<br />
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10_<br />
Die Suche nach den Formen ist nur eine Suche nach der Zeit. Gibt es jedoch keine beständigen Formen, so gibt es überhaupt keine Formen mehr.<br />
The quest for forms is nothing but the quest for time. If stable forms do not exist, no forms exist at all.<br />
(Paul Virilio)
Biotop im Untergrund<br />
Die meisten <strong>Photo</strong>graphien in diesem Buch wurden unter Tage aufgenommen, in den<br />
Räumen eines Tiefbunkers vor dem Stuttgarter Rathaus. Von 1945 bis 1985 war darin<br />
das populäre Hotel am Marktplatz untergebracht. Die künstliche Höhle unter der Erde,<br />
ursprünglich Schutz für bombenbedrohte Menschen und später Unterkunft für Reisende,<br />
ist heute Lebensraum für Bakterien und Schimmelpilze. Lichtlose Zimmer, geringer<br />
Luftaustausch, extrem hohe Luftfeuchte, moderate Temperaturen sowie ein üppiges<br />
Nährstoffangebot aus Papier, Kleister und Textilien bieten ideale Bedingungen für Mikroorganismen.<br />
Auf den Wänden überlagern sie in modrig-morbiden Schichten die Spuren<br />
der früheren Bewohner. Die Bilder des photographischen Musterbuchs zeigen Mikroorganismen<br />
in scheinbarer Symbiose mit den Resten deutscher Kriegs- und Nachkriegsgeschichte.<br />
Sie konzentrieren sich auf die übriggebliebene, papierdünne Verkleidung der<br />
Bunkerwände, die Tapeten aus den 1950er bis 70er Jahren. Weil die heutigen " Bewohner"<br />
diese Dekoration buchstäblich zum Fressen gern haben, finden sich Wandbeläge<br />
in den unterschiedlichsten Stadien des Zerfalls. Die <strong>Photo</strong>graphien richten den Blick auf<br />
ein temporäres Biotop, das – mitten in der Stadt im Untergrund verborgen – in Stille und<br />
Vergessenheit gedeiht.<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
Underground Biotope<br />
Most of the photographs for this book were taken underground in rooms of a subterranean<br />
bunker directly in front of the Stuttgart city hall. From 1945 to 1985 it housed the<br />
popular Hotel am Marktplatz (Market Square Hotel). This artificial underground cavern,<br />
originally a shelter during air raids, and later a hostel for travellers, is today the abode of<br />
bacteria and fungi. Lightless rooms, limited air circulation, extreme humidity, moderate<br />
temperatures, coupled with a bountiful nutrient of paper, paste, and fabrics, offer ideal<br />
conditions for microorganisms. On the walls, in layers of morbid mould, they cover over<br />
the traces of earlier inhabitants. The pictures of the photographic sample catalogue<br />
show microorganisms in apparent symbiosis with the residues of German war and post<br />
war history. They focus on the remaining, paper thin cladding of the bunker walls, the<br />
wallpaper from the 1950's through the 70's. Because the current "inhabitants" literally<br />
eat up this decoration, the wall coverings are found in various stages of decay. The<br />
photographs direct our attention to a hidden temporary biotope, prospering amidst the<br />
city centre, in stillness and underground obscurity.<br />
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12_<br />
Hoteleingang Marktplatz, 1946<br />
Hotel entrance at the market square, 1946
Vom Luftschutzraum zur Zivilsationshöhle<br />
Der Stuttgarter Marktplatzbunker<br />
Bunkerarchitektur in Stuttgart<br />
Obwohl die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs allmählich verblassen, ist das Wort<br />
" Bunker" seit jener Zeit unverrückbar negativ besetzt. Denn ein Bunker, mit einer irreführenden<br />
Vokabel auch Luftschutzraum" genannt, schützte ja gegen Bomben, nicht<br />
"<br />
gegen Luft. Ursprünglich bezeichnete das Wort einen geschlossenen Sammelbehälter<br />
zur Aufnahme von Massengütern wie Kohle, Erz, Getreide u. ä. Noch heute heißt die<br />
Übernahme von Brennstoff bei Schiffen bunkern". Erst der technisierte Krieg mit Mas-<br />
"<br />
senvernichtungswaffen gab dem Wort eine neue Bedeutung, weniger von Sicherheit,<br />
mehr von Furcht. Denn der Bunker diente nun nicht nur der Bevorratung, sondern auch<br />
als Schutzraum im Bombenkrieg.<br />
So gesehen hatte der Stuttgarter Bunker unter dem Marktplatz die humane Aufgabe, die<br />
Bevölkerung vor den körperlichen Folgen der Vergeltungsmaßnahmen der Kriegsgegner<br />
Deutschlands zu bewahren. Wie alle Städte des Dritten Reiches" hatte Stuttgart natür-<br />
"<br />
lich auch zahlreiche Bunker1, von denen man heute zwar durchaus noch einige sehen<br />
kann, diese aber wegen des Gewöhnungsprozesses kaum noch wahrnimmt: z. B. die<br />
Hochbunker in Steinhaldenfeld (Abb. 1, 2), im Wolfbusch (Abb. 3), in Untertürkheim, am<br />
Neckar in Bad Cannstatt, auf dem Pragsattel (Abb. 4) oder neben dem Feuerbacher<br />
Bahnhof2 (Abb. 5). Überhaupt nicht ins Wahrnehmungsfeld gelangen die unzähligen unterirdischen<br />
Schutzanlagen, wie der Marktplatzbunker oder der Bunker in Neuwirtshaus<br />
(Abb. 6) sowie die Flucht- und Rettungsstollen in den Hängen des Talkessels.3 Eine weitere,<br />
raffinierte Variante ist der Wagenburgtunnel, der im April 1941 als Luftschutzbunker<br />
begonnen, 1958 als Straßentunnel fertiggestellt wurde.<br />
Nach dem Krieg verloren zunächst fast alle Bunker die ihnen zugedachte Funktion:<br />
Entweder blieben sie ungenutzt als Ruinen liegen, dienten als Lager oder später zum<br />
Dietrich W. Schmidt<br />
From Bunker to a Cave of Civilization<br />
The Stuttgart Market Square Bunker<br />
Bunker Architecture in Stuttgart<br />
Although the events of World War II are gradually fading, the word "bunker" definitely has<br />
a negative connotation. Even though a bunker in Germany is also misleadingly called an<br />
air raid shelter, it actually protects from bombs, not air. Originally, the notion describes an<br />
enclosed receptacle for storing materials such as coal, ore, grain and so forth. Still today,<br />
the loading of coal into a large ship is known as bunkering. With the mechanisation of<br />
war using weapons of mass destruction, the word took on a new meaning – less of<br />
security and more of fear. For now the bunker was not only for storage, but also for<br />
protection during bombing raids.<br />
In this regard, the Stuttgart bomb shelter under the central market square had a much<br />
more humane purpose. It protected the population from the bodily consequences of<br />
retaliation by the enemies of Germany. Of course, as in all cities of the 'Third Reich',<br />
Stuttgart had many bomb shelters.1 Quite a lot can still be found today. But familiarity<br />
has led to a reduced perception. For example there are the aboveground bunkers in<br />
Steinhaldenfeld (Fig. 1, 2), in Wolfbusch (Fig. 3), in Untertürkheim on the Neckar River<br />
in Bad Cannstatt, at Pragsattel (Fig. 4), and next to the Feuerbach train station2 (Fig.<br />
5), among others. Generally the numerous underground bunkers are not recognised at<br />
all, like the one beneath the market square, at Neuwirtshaus (Fig. 6), or the escape and<br />
rescue tunnels found in the slopes of the basin of Stuttgart.3 The Wagenburg Tunnel<br />
was sophisticated and farseeing. Construction on it began in April 1941, and it was<br />
completed in 1958 as a vehicular tunnel.<br />
After the war, almost all bomb shelters lost their planned function. Either they lay unused in<br />
ruins, or they served as warehouses, or they were even used later to grow champignons.<br />
Also, they served as temporary jails, as emergency accommodations, and even as hotels.<br />
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14_<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Züchten von Champignons; aber auch als Behelfsgefängnis, Notunterkünfte und Hotels.<br />
Auch der Stuttgarter Marktplatzbunker wandelte seine Funktion, allerdings nicht ohne<br />
die alte noch einmal kurz zurückzugewinnen. Nach vier Jahrzehnten " Kalten Krieges"<br />
war die atomare Bedrohung durch modernste Raketensysteme eskaliert und in der Zeit<br />
des " Nato-Doppelbeschlusses"4 sorgte man diskret wieder für Luftschutzbunker. Der<br />
Heslacher Straßentunnel z. B. erhielt statt der dringend notwendigen zweiten Röhre eine<br />
teuere Bunkerausstattung und die individuelle Vorsorge des Eigenheimbesitzers richtete<br />
sich auf die eigene " Geigerzähler-Grotte", den privaten Atombunker. 1979 verzeichnete<br />
das städtische Amt für Zivilschutz 47 öffentliche Schutzbauwerke in Stuttgart mit 74.240<br />
Schutzplätzen.5 Unter dem Druck dieser Bewußtseinslage ( " Nach dem Krieg ist vor dem<br />
Krieg") erhielt der alte Bunker unter dem Marktplatz bis zum Ende der Sowjetunion seine<br />
ursprüngliche Bestimmung noch einmal zurück.<br />
" Bombensicherer" Luftschutz: Vorzeichen des Krieges<br />
Bereits in den 1920er Jahren gab es Versuche, einen passiven Luftschutz aufzubauen,<br />
aber erst mit der sogenannten " Machtergreifung" der Nationalsozialisten geschah dies<br />
gezielt und straff organisiert. Am 5.7.1935 trat das Luftschutzgesetz in Kraft, das eine<br />
zentrale Verwaltung des Luftschutzes sowie eine allgemeine Dienstpflicht, Sachleistungspflicht<br />
und die Auflage von luftschutzmäßigem Verhalten vorsah. Die Bevölkerung nahm<br />
diese unheilschwangeren Verpflichtungen zwar mit gemischten Gefühlen auf, aber noch<br />
The Stuttgart Marktplatz bunker changed its use as well, although it did briefly return to<br />
its original function later. After four decades of the Cold War, the nuclear threat had<br />
escalated with the development of modern missile systems. During the time of the 'NATO<br />
Dual Track Decision'4, one worried discretely about bomb shelters, again. The Heslach<br />
vehicular tunnel received – instead of the urgently needed second tunnel section – an<br />
expensive refurbishing as a bunker. Individual precautions by homeowners were directed<br />
toward the personal 'Geiger Counter Grotto' – the private bomb shelter. In 1979, the City<br />
Office for Civil Defence recorded 47 public protective structures in Stuttgart, with a total<br />
capacity of 74,240 persons.5 Influenced by this state of mind, ("after the war is before<br />
the war") the former shelter under the market square was returned to its original use until<br />
the dissolution of the Soviet Union.<br />
Air Raid Protection – "Bomb-proof" Omens of War<br />
In the 1920's, there were already a series of tests to organise passive air raid protection<br />
measures. Only after the so called 'seizure of power' by the National Socialists, did plans<br />
and a tight organisation develop. On July 5, 1935, the Air Raid Protection law went into<br />
effect which centralised the management of protection against bombs and general air<br />
raid duties. The latter included compulsory service, mandatory contributions of supplies,<br />
and the obligation to perform air raid duties. The citizens initially accepted this ominous
keineswegs als Menetekel. Mit Galgenhumor spottete der Volksmund: " In der Nacht, in<br />
der Nacht / Wenn die Fliegerbombe kracht / Saust der Luftschutz aus den Betten / Um<br />
das Vaterland zu retten / Der Luftschutz, der Luftschutz..."<br />
Parallel zu den Luftschutzmaßnahmen für die Bevölkerung sorgte man sich schon frühzeitig<br />
um die schwer zu schützenden Baudenkmäler. Schon 1937 wurden die bauhistorischen<br />
Institute des Reichs aufgefordert, ihre Forschung auf die Erfassung der<br />
heimischen Kulturdenkmale zu konzentrieren. Hier ging es nicht um den Schutz der<br />
Sachwerte, sondern um deren vorsorgliche Registrierung und Plandokumentation mittels<br />
Bauaufnahmen und <strong>Photo</strong>graphien. Nach einkalkulierten Kriegsbeschädigungen<br />
sollten so Instandsetzungen leichter möglich sein.<br />
Daraus wird nicht nur klar, daß das NS-Regime trotz gegenteiliger Beteuerungen einen<br />
Krieg von Anfang an plante, sondern auch, daß es sich der damit verbundenen Risiken<br />
durchaus bewußt war. Diesen begegnete man äußerst zügig und mit militärischer<br />
Ordnung. Denn nicht nur die verheerenden Ergebnisse der eigenen Bombenangriffe auf<br />
Guernica (26. April 1937), Warschau (September 1939) und Rotterdam (14. Mai 1940)<br />
mahnten zu konsequenter Vorsorge. Auch die Gegenangriffe der Royal Air Force vom<br />
10./11. Mai 1940 auf Mönchengladbach und vom 26. August des Jahres erstmals auf<br />
Berlin zwangen zur Eile.<br />
Innerhalb von nur zwei Wochen also tritt im Herbst 1940 an die Stelle des bisher geförderten<br />
Ausbaus von privaten Luftschutzkellern die fieberhafte Arbeit an öffentlichen<br />
Schutzbauten. Im ganzen Reichsgebiet wurden insgesamt ca. 3.000 öffentliche Bunkeranlagen<br />
erstellt; dieses Bauprogramm gilt als eines der umfangreichsten der Menschheitsgeschichte.6<br />
Dazu zählt auch der Stuttgarter Marktplatzbunker.<br />
Am 10. Oktober 1940 ordnete das " Luftschutz-Führerprogramm" die sofortige Durchführung<br />
von Luftschutzbauten an. Eine Ergänzung verlangte, daß Bahnhöfe und Krankenhäuser<br />
bevorzugt mit bombensicheren Schutzräumen zu versehen sind.<br />
Am 29. Oktober 1940 fand eine Begutachtung möglicher Bunkerstandorte in Stuttgart<br />
statt. Der Bedarf an Luftschutzräumen wurde entsprechend der Wohn- und Arbeitsplatzdichte<br />
ermittelt. Man konnte dabei auf bereits vorhandene Pläne von 1933 zurückgreifen.7<br />
In der Stadt wurden sieben Standorte8 – darunter der Marktplatz – als vordringlich<br />
festgelegt. Im Protokoll vom 30. Oktober 1940 wird aufgeführt: " Für die Belegschaft<br />
der um den Marktplatz vorhandenen großen Geschäfte wie Breuninger sowie für die<br />
Sicherung der Marktbesucher sind weitere Luftschutzräume in bombensicherer Form zu<br />
erstellen. Vorgeschlagen wird eine bombensichere Unterkellerung des gesamten Marktplatzes<br />
in zwei größeren Bauabschnitten, ebenfalls in der Weise, daß die gewonnenen<br />
compulsory services with mixed feelings, but still not as a warning sign. With gallows<br />
humour, vernacular speech mocked: "In the night, in the night / When the bombs deliver<br />
fright / Out of bed doth jump the brave / For the fatherland to save / Our director, our<br />
protector..."<br />
Along with measures for the shelter of citizens in the event of an air raid, one worried<br />
early on about the difficult task of protecting historical monuments. In 1937, the Historic<br />
Buildings Institutes of the "Third Reich" were required to concentrate their efforts on<br />
documenting the local cultural landmarks. This not only concerned the protection of<br />
the material assets, but also the precautionary registration and photo documentation<br />
of buildings and plans. In the case of calculated war damages, repair would then be<br />
easier.<br />
From this it is obvious, that the Nazi regime, despite assertions to the contrary, planned<br />
a war from the very beginning, and was perfectly aware of the risks arising from it.<br />
These perils were confronted post-haste, and with military efficiency. Not only the<br />
ghastly results of their own bombing on Guernica (April 26, 1937), Warsaw (September<br />
1939), Rotterdam (May 14, 1940) made them take consistent precautions, but also the<br />
counterattacks of the Royal Air Force on May 10-11, 1940 on Mönchengladbach and on<br />
August 26, for the first time, on Berlin, urged them to hurry.<br />
Within only two weeks in the fall of 1940, feverish work began on public bomb shelters<br />
replacing the previously subsidised expansion of private bunkers. In the entire German<br />
"Reich" there were a total of about 3,000 public shelters constructed. This building<br />
program can be regarded as the most extensive in the history of mankind.6 The Stuttgart<br />
market square bunker was a part in that program.<br />
On October 10, 1940 the "Führer's Air Raid Protection Program" ordered the "immediate<br />
implementation" of air raid shelters. An addendum to the program gave priority to train<br />
stations and hospitals in having bomb protected areas.<br />
On October 29, 1940 an assessment of potential shelter locations in Stuttgart was made.<br />
The demand for shelters was determined by the density of housing and workplace. For<br />
that, they were able to refer to existing plans in a report from May 17, 1933.7 Seven<br />
locations in the city,8 including the market square, were designated as urgent. The<br />
minutes from October 30, 1940 cite: "For the staff of the large stores like Breuninger, as<br />
well as for the security of visitors to the market, there must be more hardened shelters<br />
constructed. It is suggested that an underground air raid shelter be build under the<br />
whole market square in two large construction phases. This will be done in such a way,<br />
that spaces gained can be used as garages, later."9 However, this foresighted idea for a<br />
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16_<br />
7 8 9 10 11<br />
Räume zu Garagen verwendet werden können."9 Diese weitschauende Idee für eine<br />
Friedensnutzung blieb bei der Ausführung indessen unberücksichtigt.<br />
Aus einer Liste des Luftschutzreferenten der Stadt Stuttgart wird der Aufwand für den<br />
ca. 40 x 50 m 2 großen Marktplatzbunker ersichtlich: 12.000 m 3 Erdreich müssen ausgehoben<br />
und 8.500 m 3 Beton verarbeitet werden, um 1.010 Personen Schutz zu gewähren.<br />
Die Baukosten werden mit 1,3 Millionen RM angegeben. Schon am 23. November<br />
1940 wurden die Erdarbeiten, am 10. März 1941 die eigentlichen Bauarbeiten begonnen.<br />
(Abb. 7, 8, 9, 10, 11) Bereits am 15. Juni 1941 lag die Meldung der Fertigstellung<br />
vor.10 Kaum mehr als ein halbes Jahr war zwischen Standortsuche und dem Abschluß<br />
der Arbeiten vergangen.<br />
Ohne Rücksicht auf langwierige demokratische Entscheidungsprozesse nehmen zu<br />
müssen, hatten die Vertreter der zentralistischen Diktatur eiligst Vorkehrungen für die<br />
geplante Eskalation des Bombenkrieges getroffen. Im Stuttgarter Zentrum standen bis<br />
Mitte 1941 sieben unterirdische Bunker mit einer Kapazität von 3.325 Schutzplätzen<br />
zur Verfügung: am Wilhelmsplatz 386, am Leonhardsplatz 271, am Diakonissenplatz<br />
759, am Marienplatz ( " Platz der SA") 759 Plätze, ein Operationsbunker mit 20 sowie<br />
ein Krankenhausbunker mit 120 Plätzen am Katharinenhospital und am Marktplatz der<br />
größte mit 1.010 Plätzen.11<br />
reasonable peacetime usage was discarded during construction.<br />
From a list written by the city of Stuttgart's consultant on air raid protection, the expenditure<br />
for the 40 x 50 square meters Marktplatz bunker is obvious. 12,000 cubic meters of soil<br />
had to be excavated, and 8,500 cubic meters concrete were needed in order to shelter<br />
1,010 people. The construction costs were stated to be 1.3 million Reichs Marks. On<br />
November 23, 1940, the earth removal had already begun, and on March 10, 1941,<br />
the actual construction commenced. (Fig. 7, 8, 9, 10, 11) By June 15, 1941 notice was<br />
given of the completion. Hardly half a year had passed between the identification of the<br />
site, and the completion of the project.10<br />
Without having to consider any democratic decision making procedures, the agents of<br />
the centralised dictatorship hurriedly took precautions for the planned escalation of the<br />
bombing war. In central Stuttgart by mid 1941, there were seven underground bunkers<br />
available with a capacity for 3,325 persons. There was one at Wilhelmsplatz for 386, at<br />
Leonhardsplaz for 271, at Diakonissenplatz for 759, and at Marienplatz ("Plaza of the<br />
SA") for 759 people. Anotherone at the Katharinenhospital holds 20 places for surgical<br />
operations additionally to a hospital bunker for 120 persons. The one at the market<br />
square was the largest with an official capacity of 1,010 places.11
12 Lage des Bunkers im Stadtzentrum unter dem Marktplatz<br />
Location of the bunker in the city beneath the market square<br />
13 Grundriß und Schnitt (nach einer Originalzeichnung vom 10. Dezember 1940)<br />
Plan and section (according to an original scheme from December 10, 1940)<br />
_17
18_<br />
Das Bauwerk – von außen unsichtbar<br />
Die äußeren Abmessungen des 1 m unter Platzniveau liegenden eingeschossigen Bauwerkes<br />
haben eine Länge von 50,60 m parallel zur Rathausfront und eine Breite von<br />
37,60 m; seine Höhe beträgt 5,45 m ohne Isolierung und Aufbeton. Sohle und Decke<br />
der massiven Stahlbetonkonstruktion sind jeweils 1,40 m dick, so daß sich eine lichte<br />
Raumhöhe von 2,65 m ergibt. (Abb. 12) Die Stärke der Außenwände beträgt 1,80 m.<br />
An den Schmalseiten befinden sich je zwei einläufige Treppen von 1,40 m Breite, die alle<br />
nach Südwesten zur Rathausfront führen.<br />
Der Grundriß (Abb. 13) besteht aus einem einfachen Rechteckraster; an den schmaleren<br />
Erschließungsseiten im Nordwesten und Südosten liegen die Sonderräume für Heizung<br />
und Belüftung, Schleusen und Pumpen, etwas weiter innen vier größere Aufenthaltsräume<br />
(ca. 5 x 10 m 2 ). Nahe bei diesen Aufenthaltsräumen, an den vier äußeren Ecken des<br />
Bunkers, befinden sich Toiletten und Waschräume. Die eigentlichen Schutzräume sind<br />
in acht langen Reihen von 12 Räumen angeordnet, jeweils getrennt durch 40 cm dicke<br />
Mauern. Sie werden von vier 1,40 m breiten Gängen in Längsrichtung des Bauwerks<br />
erschlossen; jeweils rechts und links liegen die kasemattenartigen Räume von 2,90 m<br />
Tiefe und 2,05 m Breite, zusammen 96 Räume. Davon sind jeweils an den Enden der<br />
mittleren Doppelreihe zwei Räume mit 3,10 x 2,45 m 2 etwas größer.<br />
Bei den eiligen Aushubarbeiten stieß man wiederholt auf Fundamente älterer Gebäude,<br />
die früheren Erweiterungen des mittelalterlichen Marktplatzes zum Opfer gefallen waren.<br />
Eine Dokumentation dieser stadtgeschichtlich bedeutsamen archäologischen Funde<br />
konnte unter dem großen Zeitdruck nicht vorgenommen werden.<br />
Krieg und Nachkriegszeit<br />
Von Sommer 1941 bis April 1945 diente der Marktplatzbunker bei 53 Bombenangriffen<br />
seiner Bestimmung. Obwohl offiziell nur mit einer Kapazität von 1.010 Plätzen ausgewiesen,<br />
sollen dort bis zu 3.000 Menschen Schutz gefunden haben. Der Bunker bewährte<br />
sich: Im Gegensatz zur fast vollständig zerstörten Bebauung am Marktplatzrand blieb<br />
er unbeschädigt. Nach dem Ende der NS-Schreckensherrschaft waren in Stuttgart 5<br />
Millionen m 3 Schutt übriggeblieben.12 Einige Zahlen aus der Stuttgarter Bilanz von 1933<br />
bis 1945: 4.500 tote Zivilisten bei Bombenangriffen, 68 % der Wohngebäude waren beschädigt<br />
oder zerstört. Von 73.000 registrierten Gebäuden blieben nur ca. 2.000 unbeschädigt.<br />
23.000 wurden total vernichtet. Von den 150.000 Wohnungen gingen 75.000<br />
verloren; nur etwa 3.000 Wohnungen wurden kaum beschädigt. Der reine Gebäudeschaden<br />
ohne Inventar wurde auf 6 Milliarden Mark berechnet.13<br />
The Structure – invisible from the outside<br />
The outer measurements of the one-story structure lying one meter under the level of<br />
the square, are 50.60 m in length on the side parallel to the city hall, and 37.60 m wide<br />
by 5.45 m in height without insulation and finishing surfaces. The floor and ceiling of the<br />
reinforced concrete are each 1.4 m thick, which leaves a ceiling height of 2.65 m. (Fig.<br />
12) The thickness of the outer walls is 1.8 m. On both narrow sides there were two single<br />
staircases, 1.4 m wide, which all lead southwest towards the front of the city hall.<br />
The ground plan (Fig. 13) consists of a simple square grid. The special rooms for heating,<br />
ventilating system, air locks and pumps, were located at the shorter perimeter walls to<br />
the northwest and southeast. Somewhat further inside there are four larger lounges<br />
or anterooms (about 5 x 10 square meters). Near these lounges the toilets and wash<br />
rooms are situated at the four outer corners of the bunker. The actual protective areas<br />
are arranged in eight long rows of 12 rooms, each separated by 40 cm thick walls<br />
and accessible by four 1.4 m wide corridors oriented in the longitudinal direction of the<br />
building. To the right and to the left of each lie the casemate-like rooms 2.9 m deep and<br />
2.05 m wide. This makes 96 rooms altogether. Among these, along the middle double<br />
row, two slightly larger rooms (3.10 x 2.45 square meters) are to be found.<br />
During the hasty excavations, one repeatedly came upon the foundations of older<br />
buildings, which had been torn down during expansions of the medieval market square.<br />
Documentation of these archaeological troves important for the city's history could not<br />
be carried out due to urgency of construction.<br />
War and Postwar Era<br />
From the summer of 1941 until April 1945, the Marktplatz bunker served its purpose during<br />
53 bombings. Although it officially had a capacity of 1,010 persons, up to 3,000 people<br />
are said to have found refuge there according to later press reports. The bomb shelter<br />
proved its reliability. It remained undamaged in contrast to the almost total destruction<br />
of the buildings bordering on the market square. However, this was only a drop in a<br />
bucket. At the end of the Nazi reign of terror, 5 million cubic meters of rubble were left in<br />
Stuttgart.12 Some of the statistics from the Stuttgart balance sheet from 1933 through<br />
1945 show 4,500 civilians dead during 53 bombing raids and 68 % of the residential<br />
buildings damaged or destroyed. Of the 73,000 registered buildings, only about 2,000<br />
remained unharmed. 23,000 were levelled. 75,000 of the 150,000 apartments were lost.<br />
Only about 3,000 apartments were partially damaged. The damage cost to the buildings
Die meisten Bunker hatten den Krieg erwartungsgemäß gut überstanden. So lag es<br />
nahe, sie als Notunterkünfte zu nutzen, obwohl die alliierten Militärverwaltungen vorsahen,<br />
insbesondere die Hochbunker so bald wie möglich zu sprengen. Da zugleich die<br />
wenigen noch bewohnbaren Hotels von den Alliierten beschlagnahmt worden waren,<br />
fehlten auch Hotelbetten. In Stuttgart hatten von den 20 großen Hotels nur drei den<br />
Krieg überdauert: Das Hotel Graf Zeppelin, das Reichsbahnhotel und das Hotel Ketterer.<br />
So standen der Zivilbevölkerung von ehemals 3.600 Fremdenbetten nur noch 300<br />
zur Verfügung. Aus dieser Notlage heraus entstanden nicht nur in Stuttgart, sondern<br />
in vielen Städten Deutschlands sogenannte Bunkerhotels", die bisweilen jahrzehnte-<br />
"<br />
lang betrieben wurden. Selbstverständlicher Bestandteil des Nachkriegsalltags, stellten<br />
sie sogar die Kulisse für Filmszenen, wie in Rolf Meyers Menschen in Gottes Hand"<br />
"<br />
von 1948. Diese behelfsmäßigen Hotels besaßen teilweise beachtliche Kapazitäten. In<br />
Berlin z. B. diente der Hochbunker Eiswaldtstraße von 1945 bis 1949 mit 160 Betten<br />
als Hospiz für Heimkehrer und Fernfahrer". Die 225 Räume des Gasometerbunkers in<br />
"<br />
der Sellerstraße im Stadtteil Wedding waren zu einem 400-Betten-Hotel umgebaut, das<br />
am 1. März 1946 in Betrieb genommen wurde. Ein 500 Betten bietendes Bunkerhotel<br />
befand sich in Kassel. Hamburg besaß zwei Bunkerhotels: Das kleinere Turmhotel der<br />
Deutschen Afrika-Linien im Zombeckturm am Hafen verfügte über 68 Betten, das Mitropa-Hotel<br />
im Luftschutzbunker Steinburg über 138. In den Braunschweiger Hochbunker<br />
Bockstwete in der Wilhelmstraße wurden mit flüssigem Sauerstoff große Fensteröffnungen<br />
gesprengt; danach wurde darin von 1948 bis 1961 das Central Hotel betrieben.<br />
Hatten Hochbunker immerhin noch wenige und kleine Öffnungen, die zu Fenstern vergrößert<br />
werden konnten, so verfügten Tiefbunker über gar kein Tageslicht und waren<br />
auf eine mechanische Lüftung angewiesen. Dennoch gibt es auch für sie – neben Stuttgart<br />
– eine Reihe von Umnutzungsbeispielen: Frankfurts zweites Bunkerhotel mit der Bezeichnung<br />
Kabinenhotel war im Tiefbunker Nord untergebracht, bis dieser im Zuge des<br />
S-Bahnbaus in den 1970er Jahren abgebrochen wurde. Im Dortmunder Tiefbunker am<br />
Rheinlanddamm, für 650 Personen ausgelegt, wurde am 1. Mai 1948 das Hotel Fleiter<br />
mit 45 Betten eröffnet. Ähnlich wie in Stuttgart wurde es erst erstaunlich spät, nämlich<br />
1984 geschlossen. In Bremerhaven fand sich mit dem Ehepaar Aude ein Pächter für den<br />
Tiefbunker am Bahnhof. Das Hotel Aude wurde von 1950 bis 1968 unter dem Motto<br />
" Alles unter der Erde" betrieben. Ein Tiefbunker am Nürnberger Obstmarkt beherbergte<br />
von 1948 bis 1950 das Hotel beim Ratskeller. Genauere Angaben zu den genannten<br />
Hotels und weiteren Bunkerunterkünften in Deutschland finden sich zusammengefaßt<br />
auf den Seiten 25-30.<br />
alone was calculated at 6 billion Marks.13 As expected, most bunkers survived the war<br />
in good condition. Thus, it seemed reasonable to use them for emergency shelters. This<br />
happened for the most part even though the Allied administration intended to demolish in<br />
particular the aboveground bunkers. At the same time, the few still habitable hotels were<br />
confiscated by the Allies. This heightened the need for more hotel beds. Of the 20 large<br />
hotels in Stuttgart, only three outlasted the war, and these were seized by the military<br />
government. These were the Hotel Graf Zeppelin, the Reichsbahn Hotel and the Hotel<br />
Ketterer. Of the 3,600 beds which had formerly been available for civilian use, only 300<br />
remained. Out of this necessity so called 'bunker hotels' opened not only in Stuttgart, but<br />
also in many other bombed cities. Few of them were operated for decades. For a while<br />
they were a matter of course in post war daily life. These hotels even provided a backdrop<br />
for films such as Rolf Meyer's "Menschen in Gottes Hand" (Men in the Hand of God), from<br />
1948. Some of these temporary hotels had significant room capacities. For example, the<br />
aboveground shelter at the Eiswaldtstrasse in Berlin served as a hospice for returning<br />
residents and truckers from October 1, 1945 through October 1949 with 160 beds. The<br />
225 rooms of the "Gasometerbunker" on Sellerstrasse in city district of Wedding were<br />
remodelled into a 400 bed hotel and opened for business on March 1, 1946. A bunker<br />
hotel offering 500 beds was located in the city of Kassel. Hamburg had two bomb shelter<br />
hotels. One was the smaller Turmhotel der Deutschen Afrika-Linien (Tower Hotel of the<br />
German Africa Cruise Lines) in the Zombeckturm near the harbour, which had 68 beds<br />
at its disposal. The other one was the Mitropa-Hotel in the air raid shelter Steinburg<br />
which had 138 beds. In Brunswick large openings were blasted out for windows with<br />
the help of liquid oxygen in the aboveground bunker Bockstwete on Wilhelmstrasse.<br />
Thereafter, it was operated as the Central Hotel from 1948 to 1961. Whereas these<br />
aboveground shelters had at least a few, albeit small, windows which might be enlarged,<br />
the underground bunkers had no daylight at all, and had to rely on mechanical ventilation.<br />
Still there were several examples of renovations besides Stuttgart. Frankfurt's second<br />
bunker hotel, called Kabinen Hotel (cabin hotel), was housed in Tiefbunker Nord, until it<br />
was razed in the 1970's as a result of the construction of the rapid city transit railway.<br />
The Dortmund underground bunker Rheinlanddamm, designed for 650 people, was<br />
opened on May 1, 1948 as the Hotel Fleiter with 45 beds. As in Stuttgart, it was closed<br />
astonishingly late, viz. 1984, due to lack of profitability. A couple named Aude, was the<br />
renter of the underground shelter at the main train station in Bremerhaven. This Hotel<br />
Aude operated from 1950 to 1968 under the motto of, "Alles unter der Erde" (All things<br />
Under the Earth). The Nuremberg underground bunker at Obstmarkt sheltered the Hotel<br />
beim Ratskeller from 1948 until 1950. Exact details about the cited hotels and further<br />
bunker accommodations in Germany are summarised on pages 25-30.<br />
_19
20_<br />
Das Hotel am Marktplatz<br />
Im Sommer 1945 pachtete die Hoteliersfamilie Zeller, deren Mess-Hotel zerstört worden<br />
war, den Bunker von der Stadt und richtete dort das Hotel am Rathaus (Abb. 14, 15)<br />
ein, nach 1950 umbenannt in Hotel am Marktplatz (Abb. 16). Es galt bereits 1946 als<br />
" führendes Bunkerhotel Deutschlands".14 80 Einzelzimmer und 10 Doppelzimmer boten<br />
160 Gästen eine preiswerte Unterkunft. 1946 kostete das Bett 4,40 RM15, 1981 waren<br />
die Übernachtungspreise in dem gut ausgelasteten Hotel auf 25,35 DM pro Zimmer<br />
gestiegen. Der Komfort in diesem keineswegs " einzigen Hotel Deutschlands, das ausschließlich<br />
mit künstlichem Licht auskommen musste" (so der damalige Verkehrsdirektor<br />
Peer-Uli Faerber), war allerdings eingeschränkt: Man verzichtete nicht nur auf Aussicht<br />
ins Freie und auf Tageslicht, sondern war auch auf Dusche und Toilette im Gang angewiesen.<br />
Das hinderte selbst die privilegierten Soldaten der Besatzungsmacht aber nicht, dort<br />
abzusteigen. Taxifahrer16 berichteten noch Jahre nach der Schließung von ehemaligen<br />
amerikanischen Soldaten, die nach dem " bunker hotel" fragten. Für sie mag ein besonderer<br />
Reiz darin gelegen haben, in einem dieser " Nazi-Bunker" zu übernachten, die man<br />
einst erfolglos bombardiert hatte. So war das Hotel natürlich keines wie alle anderen<br />
und ein Aufenthalt darin erzeugte ungewöhnliche Stimmungen. Beinahe unsichtbar und<br />
abgeschieden lag es einer Enklave gleich im Zentrum der geschäftigen Ruinenstadt, die<br />
mit rastloser Hektik ihren Wiederaufbau betrieb. In den 1970er Jahren wies ein trüber,<br />
schmuckloser Leuchtkasten den Weg in die wenig einladende Unterwelt. (Abb. 17) Im<br />
Vorraum der Empfangstresen, Blumen in einer Vase vielleicht, orange-gelbliche Schirmleuchten,<br />
die vertraute Ausstattung eines einfachen Hotels. Kein Ort für klaustrophobisch<br />
veranlagte Gäste. Derartige Gefühle plagten den bekannten Autor Wolfgang Koeppen<br />
wohl nicht, als er Anfang der 1950er Jahre im Bunker am Marktplatz Teile seines Polit-<br />
Romans Das Treibhaus17 verfaßte.<br />
Nach 40jährigem, durchaus rentierlichem Betrieb wurde das Hotel am 31. Oktober 1985<br />
geschlossen. Einerseits waren die Ansprüche der Gäste gestiegen, andererseits hätten<br />
die Auflagen des Baurechtsamts Investitionen erfordert, die der Pächterin Hannelore<br />
Zeller zu hoch waren.<br />
Nachdem das städtische Amt für Zivilschutz schon im Juli 1979 den noch verpachteten<br />
Marktplatzbunker in seine Aufstellung öffentlicher Schutzbauwerke in Stuttgart aufgenommen<br />
hatte, sollte er laut Karl Heinz Börner seit März 1987 in Bonn " zur Nutzbarmachung<br />
als Zivilschutzanlage" angemeldet werden.18 Nach dem Ende der " Bedrohung<br />
aus dem Osten" gab der Bund 1992 dem Amt nicht nur das Gebäude wieder zurück,<br />
sondern auch die nicht leichte Frage nach seiner zukünftigen Verwendung.<br />
Hotel am Marktplatz (Market Square Hotel)<br />
In the summer of 1945, the Zeller's, a family of hoteliers, whose Mess-Hotel had been<br />
destroyed, leased the underground bunker from the city of Stuttgart. It opened initially<br />
under the name of Hotel am Rathaus (Fig. 14, 15). After 1950 it was called Hotel am<br />
Marktplatz (Fig. 16). In 1946, it was already heralded as "the leading bunker hotel of<br />
Germany."14 80 single rooms and 10 double rooms offered 100 guests low cost quarters.<br />
In 1946, a bed cost 4.40 Reichs Marks.15 In 1981, the cost of an overnight stay in this,<br />
usually well occupied, hotel had risen to 25.35 German Marks. It was by no means the<br />
"only hotel in Germany that relied exclusively on artificial light" (according to the then<br />
Director of Traffic, Peer-Uli Faerber). Its amenities were, however, limited. Not only did<br />
one sacrifice a scenic view and daylight, but one also had to share shower and toilet<br />
facilities located in the hallway.<br />
This though did not hinder the privileged soldiers of the occupation from staying there.<br />
Taxi drivers16 continued to report many years after its closing, about American Allied<br />
soldiers who asked for the "bunker hotel". For them there must have been a special<br />
thrill to stay overnight in one of these Nazi bunkers which had successfully withstood<br />
the bombardment. The hotel was of course like no other. It generated unusual feelings.<br />
Almost invisible and isolated, it lay like an enclave directly in the centre of the demolished<br />
but busy city which pushed ahead with its untiring hustle and bustle of reconstruction.<br />
In the 1970's a cheerless, unadorned fluorescent box lit the way into the uninviting<br />
underworld. (Fig. 17) In the lobby, the reception desk, perhaps a vase with flowers, and<br />
the orange-yellow lamp shades revealed the familiar furnishings of a simple hotel. It was<br />
no place for guests with claustrophobic tendencies. Such feelings did not plague the wellknown<br />
author Wolfgang Koeppen, when he wrote his political novel, Das Treibhaus17, in<br />
the early 1950's in the bunker underneath the market square.<br />
After a 40 years long and quite profitable period of operation, the hotel was closed<br />
on October 31, 1985. On the one hand the expectations of the guests had risen and<br />
on the other hand, the conditions imposed by the Building Inspection Bureau required<br />
investments which were too high for the tenant Ms. Hannelore Zeller.<br />
In July 1979, the Office for Civil Defence added the Marktplatz bunker to its list of public<br />
protective buildings in Stuttgart. Although it was still being leased at the time, it was to<br />
have been, according to Karl Heinz Börner, registered in Bonn "for utilisation as a shelter<br />
for civilians" after March 1987.18 After the threat from the East ended, the German federal<br />
government in 1992 returned not only the building to the Office for Civil Defence, but<br />
also returned to it the awkward question regarding its future use.
14 15 16 17 18 19<br />
Der Plan von der " Geschmeidegrotte"<br />
Zunächst hatte der Juwelier Franz Eppli die Idee, seine wertvolle Ware quasi " bombensicher"<br />
feilzubieten. Daneben sollten auch Auktions- und Modehäuser, Uhrmacher, andere<br />
Juweliere sowie ein gastronomischer Betrieb Platz finden. Wie sollte diese exquisite " Geschmeidegrotte"<br />
nun aber für Kunden sichtbar werden? Dazu lobte Eppli in Absprache<br />
mit der Stadt Stuttgart 1995 den Ideenwettbewerb " Neuer Bunkerzugang" aus, an dem<br />
12 Architekturbüros teilnahmen. Der 1. Preis ging an das Büro Neugebauer & Rösch für<br />
den Vorschlag eines Glasportals.19 (Abb. 18) " Mit der Situierung eines transparenten,<br />
großzügigen prismatischen Eingangsbauwerks weit im Süden des Marktplatzes gelingt<br />
den Verfassern eine überraschende, positive Neuformulierung des städtischen Raumes.<br />
Es entsteht ein klar definierter Marktplatz, in dessen Raumkanten und Ecken die Straßen<br />
und Zugänge aufgenommen werden sowie eine in Breite und Höhe wohltuende Gasse<br />
vor dem Breitling-Gebäude. Der Entwurf ist aus städtebaulicher, architektonischer und<br />
wirtschaftlicher Sicht als wertvoller Beitrag zu werten."20 Und in der Tat hätte diese ungewöhnliche,<br />
gläserne Architektur dem kümmerlichen Marktplatz-Ensemble (Abb. 19), das<br />
die Stuttgarter Zeitung als " erlesene Scheußlichkeit"21 bezeichnete, eine neue Qualität<br />
geben können, ähnlich wie die 1977 von Wilfried Beck-Erlang erfolglos vorgeschlagene<br />
Glashülle für den Rathausturm. Obwohl sich im Sommer 1997 sogar der BDA für die<br />
" originelle Lösung" des Glasprismas einsetzte,22 wurde das Projekt von einer Allianz aus<br />
kurzsichtigem Kommerz und Zaghaftigkeit im bänglichen Gemeinderat zu Fall gebracht.<br />
Im gleichen Jahr entfernte man den alten, verglasten Hotelzugang auf dem Marktplatz<br />
The Plan for a 'Jewellery Grotto'<br />
First the jeweller Franz Eppli had the idea to offer his valuable goods in the literally bombproof<br />
concrete box. In addition to this, there were to be auction and fashion houses,<br />
clockmakers and still other jewellers as well as a gastronomic establishment. How was<br />
this exquisite jewellery grotto to be made visible to precious customers? To this end, Eppli<br />
offered a prize in consultation with the City of Stuttgart in 1995 for a design competition<br />
with the theme, "A New Bunker Entrance". Twelve architectural offices took part. The first<br />
prize went to the office of Neugebauer & Rösch for the suggestion of a glass portal.19<br />
(Fig. 18) "With the placement of a transparent, large-scale, prismatic entrance structure,<br />
far to the southern end of the market square, the designers succeed in formulating anew<br />
the city space in a surprising and positive way. A clearly defined market square emerges<br />
in which the edges and corners of the space are included in concert with the height<br />
and breadth of the pleasant alley in front of the Breitling Building. The design should be<br />
judged as a significant contribution with regards to city planning, architecture, and the<br />
economy."20 And this unusual glass architecture would have given the wretched Marktplatz<br />
ensemble (Fig. 19) (described by the Stuttgarter Zeitung as "unsurpassed ugliness"21)<br />
a new quality. The unsuccessful suggestion in 1977 by Wilfried Beck-Erlang for a glass<br />
cladding for the tower of the city hall would have similarly accomplished this. Although<br />
in the summer of 1997, even the BDA (the society of German architects) supported the<br />
"original solution" of the glass prism.22 Nonetheless, the project was thwarted by an<br />
alliance of short-sighted commercial interests and timid individuals before the nervous<br />
_21
22_<br />
und verschloß die Öffnungen der Treppen im Pflaster. Auch der Alternativplan der Stadtverwaltung<br />
für ein " Haus des Buches" schlug fehl. Unabhängig davon arbeiteten die<br />
Architekten bis Ende 1997 an ihrem Projekt weiter und versahen den Bunker nun mit<br />
flächenbündig eingelassenen Lichtöffnungen auf dem Marktplatz, die nicht nur die darunterliegenden<br />
Räume auf natürliche Weise belichtet, sondern auch dem " tristen Platz"<br />
bei Nacht ein besonderes Flair verliehen hätten.23<br />
1998 wurden Pläne für eine neue Nutzung diskutiert, die indessen ergebnislos blieben.<br />
Im März 2005 lobte die Stadt Stuttgart einen Wettbewerb zur Oberflächen- und Lichtgestaltung<br />
des Marktplatzes aus,24 ohne allerdings von den 34 Teilnehmern eine Antwort<br />
auf das verborgene Bunkerbauwerk zu fordern.25<br />
Zwischenstand: Die Zivilisationshöhle<br />
Inzwischen hat sich Feuchtigkeit im Bunker breitgemacht. Der weitgehend trockene Teil<br />
wird zeitweise für Lagerzwecke genutzt. Im naßgefallenen Bereich ist auf den Tapetenresten<br />
aus der Hotelzeit ein üppiges Schimmelbiotop herangewachsen. Für den modernen<br />
Höhlenforscher vermischen sich Impressionen einer ungewissen Zukunft mit den Spuren<br />
der Vergangenheit. Markierungen in Leuchtfarbe verweisen auf die ursprüngliche Funktion,<br />
Tapeten, Waschbecken und Lampen auf die ungleich längere Nutzung als Hotel.<br />
Die natürlichen Zersetzungsprozesse haben längst begonnen. Quo vadis – Marktplatz?<br />
city council. In 1997 the old, glass-enclosed hotel entrance on the market square was<br />
removed and the opening down to the staircase was paved over. The alternative plan<br />
of the city management for a "House of the Book" also failed. Independently of this, the<br />
architects worked further on the project until the end of 1997. They foresaw providing<br />
the bunker with sky-light openings, on level with the paving stones of the market square.<br />
This would not only have provided natural light into the underground rooms, but also<br />
have given the dismal plaza a special flair at night.23<br />
In 1998 plans were discussed for a new usage, which remained however fruitless. In<br />
March 2005 the city of Stuttgart offered a competition to design the new lighting of the<br />
Marktplatz24, but without calling for an answer from the 34 participants about the hidden<br />
bunker structure.25<br />
The Interim Solution: Cave of Civilization<br />
In the meantime, moisture has intruded the bunker. Parts of the dry section are used<br />
at times for storage purposes. In the wet area, a lush fungus biotope has grown on the<br />
scraps of wallpaper left from the time of the hotel. For the modern spelunker, impressions<br />
of a vague future are mixed with vestiges of the past. Markings in phosphorescent colours<br />
harken back to the original function, and the wallpaper, wash basins and lamps point to<br />
its much longer use as a hotel. Quo vadis – Marktplatz?
Quellen<br />
1 1942 waren es 167 [vgl. Liste der " Öffentlichen Luftschutzräume" (ÖLSR) in Stuttgart nach dem Stand<br />
vom 1.8.1942]. Jetzt sind es nur noch 40.<br />
2 1991 vom Büro Behnisch elegant in eine Bushaltestelle integriert<br />
3 z. B. unter dem Chor der Berger Kirche oder der 800 m lange Luftschutzstollen des städtischen<br />
Weinguts am Kurpark in Bad Cannstatt<br />
4 1979 unter der Regierung Helmut Schmidts<br />
5 In Stuttgart-Mitte gab es 1979 neben dem Marktplatzbunker (mit der fraglichen Zahl von 3.000 Plätzen),<br />
der bis 1985 als Hotel verpachtet war, drei weitere Tiefbunker: Am Wilhelmsplatz 16 (1.000 Plätze),<br />
am Leonhardsplatz (600 Plätze) und am Marienplatz (1.700 Plätze). [Öffentliche Schutzbauwerke in<br />
Stuttgart, Liste des Amts für Zivilschutz vom 1. Juli 1979, Archiv der Stadt Stuttgart]<br />
6 Vgl. Michael Foedrowitz, Bunkerwelten. Luftschutzanlagen in Norddeutschland, Berlin 1998.<br />
Michael Brüggemann schätze die Zahl in Heft 10/2005 der db sogar auf " rund 6000" [db 10/05, S. 24]<br />
7 Niederschrift über die Beratung mit den Beiräten für Luftschutzfragen vom 21. November 1940 [hier<br />
zitiert nach: A. Friedrich, J. Vayhinger, Luftschutzhochbauten – ein Teil der Luftschutzbaumaßnahmen<br />
in Stuttgart 1939-43, Studienarbeit am IBB, Uni Stuttgart, SS 1986, Nr. SO139]<br />
8 Die Bahnhofsvorplätze in Feuerbach und Untertürkheim (stark frequentiert von Arbeitern der Rüstungsindustrie),<br />
den Platz Ecke Lautenschlager- / Kronenstraße, den Wilhelmsplatz Bad Cannstatt,<br />
den öffentlichen Platz bei der Raitelsbergsiedlung, den Wilhelmsplatz in der Altstadt und den Marktplatz<br />
9 Aktenvermerk zur " Durchführung weiterer Luftschutzsonderbauten" vom 30.10.1940 (Solche Pläne hatte<br />
der Architekt Heinrich Osthus aus Stuttgart-Sillenbuch vorgelegt.) [Archiv der Stadt Stuttgart]<br />
10 Entwurf eines Schreibens des Stuttgarter Luftschutzreferenten an den " Generalbevollmächtigten für die<br />
Regelung der Bauwirtschaft, Reichsminister Dr. Ing. Todt" vom 30.12.1942: " Durchführung baulicher<br />
Luftschutzmassnahmen. Bauvorhaben der I. Welle", Blatt 1 [Archiv der Stadt Stuttgart] {Anm. des Autors:<br />
Nach Todts Tod am 8.2.1942 vermutlich später mit richtiger Adresse an dessen Nachfolger R. Hess<br />
abgeschickt.}<br />
11 Schreiben des Stuttgarter Luftschutzreferenten an Todt vom 30.12.1942<br />
12 Der Trümmerschutt wurde 1950-53 auf dem Birkenkopf abgelagert. Kosten ca. 18 Mio. DM<br />
(Vgl. Kurt Leipner, Stuttgart 1945 bis heute, Frankfurt 1973, S. 12)<br />
13 Eugen Mertz, " Neue Pläne für Stuttgart", in: Nachrichtenblatt der Militärregierung für den Stadtkreis Stuttgart<br />
Nr. 22, vom 1.11.1945<br />
14 Neue Zeitung vom 1.3.1946<br />
15 ebda.<br />
16 So z. B. der Germanist Christoph Bühler, als Student Taxifahrer<br />
17 " Ja soll ich singen?" Wolfgang Koeppen im Gespräch mit André Müller, 27.10.1991<br />
18 Insgesamt verwaltet die Stadt heute 40 Schutzbauwerke im Auftrag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz<br />
und Katastrophenhilfe.<br />
19 2. Preis an das Büro Brenner, 3. Preis an Kaag & Schwarz<br />
20 Aus dem Urteil der Jury, hier zitiert nach Th. Borgmann, " Vom Marktplatzbunker zum Einkaufsparadies?"<br />
In: Stuttgarter Zeitung (StZ) Nr. 237, vom 13.10.1995<br />
21 Vgl. StZ Nr. 237, vom 13.10.1995: " Eine Chance für den Marktplatz"<br />
22 Vgl. StZ Nr. 170, vom 26.7.1997: " Architekten-Bund kritisiert Stadt"<br />
23 Vgl. StZ Nr. 287, vom 12.12.1997: " Lichtaugen für den Marktplatz"<br />
24 Vgl. StZ Nr. 68, vom 23.3.2005: T. Borgmann, " Stadt sucht neue Ideen für den Marktplatz"<br />
25 Vgl. StZ Nr. 241, vom 18.10.2005: W. Schulz-Braunschmidt, " Mittelalterlicher Charme für den Marktplatz";<br />
Amtsblatt Stuttgart Nr. 42, vom 20.10.2005: K. Semle, " Weg von der Geometrie"<br />
Sources<br />
1 In 1942 there were 167 [cp. List of the "Public air raid shelters" (ÖLSR) in Stuttgart as of August 1,1942].<br />
Now there are only 40 left.<br />
2 In 1991 elegantly integrated into a bus stop by the architectural office of Behnisch & Partner<br />
3 For example under the choir or the Berger Church or the 800 m long air raid protection tunnel of the city<br />
vineyard at the spa park in Bad Cannstatt<br />
4 In 1979 during the Helmut Schmidt administration<br />
5 At Stuttgart-Mitte, there were in addition to the Marktplatz bunker (with the questionable capacity of 3,000<br />
persons), which was leased as a hotel until 1985, three further underground bunkers: at Wilhelmsplatz<br />
16 (1,000 persons), on Leonhardsplatz (600 persons) and on Marienplatz (1,700 persons). [Öffentliche<br />
Schutzbauwerke in Stuttgart, List of the Amt für Zivilschutz from July 1, 1979, Archiv der Stadt Stuttgart]<br />
6 Cp. Michael Foedrowitz, Bunkerwelten. Luftschutzanlagen in Norddeutschland, Berlin 1998.<br />
Michael Brüggemann estimates the amount even to "around 6,000" in Vol. 10/2005 of Deutsche Bauzeitung,<br />
[db 10/05, p. 24]<br />
7 Notes from the meeting of the consultants for air protection questions from November 21, 1940 [cited here<br />
according to A. Friedrich, J. Vayhinger, Luftschutzhochbauten – ein Teil der Luftschutzbaumaßnahmen in<br />
Stuttgart 1939-43, Student thesis at IBB, Univ. Stuttgart, SS 1986, No. SO139]<br />
8 The train station plaza in Feuerbach and Untertürkheim (greatly frequented by workers in the armaments<br />
industry); the corner of the square Lautenschlager- / Kronenstrasse; Wilhelmsplatz, Bad Cannstatt; the<br />
public square at the Raitelsberg settlement; Wilhelmsplatz in the Old City; and the market square<br />
9 Notation to "Durchführung weiterer Luftschutzsonderbauten" from October 30, 1940 (These plans were<br />
proposed by the Architect Heinrich Osthus from Stuttgart-Sillenbuch.) [Archiv der Stadt Stuttgart]<br />
10 Document of the Stuttgart Luftschutzreferent to the "General Plenipotentiary for the Regulation of the<br />
Building Industry, Reichsminister Dr. Ing. Todt" from December 30, 1942: "Durchführung baulicher Lufschutzmassnahmen.<br />
Bauvorhaben der I. Welle", Sheet 1 [Archiv der Stadt Stuttgart] {Author: After the death of<br />
Todt on February 8, 1942, probably sent later with corrected address to his successor Rudolf Hess.}<br />
11 Document of the Stuttgart Luftschutzreferent to Todt from December 30, 1942<br />
12 The building debris was deposited from 1950-53 on top of Birkenkopf. Cost ca. 18 Million German Marks<br />
(Cp. Kurt Leipner, Stuttgart 1945 bis heute, Frankfurt 1973, p.12)<br />
13 Eugen Mertz (emeritus consultant for city planning and development), "Neue Pläne für Stuttgart",<br />
in: Nachrichtenblatt der Militärregierung für den Stadtkreis Stuttgart No. 22, from November 1, 1945<br />
14 Neue Zeitung from March 1, 1946<br />
15 Ibid.<br />
16 e. g. Christoph Bühler, a major in Germanic studies, as student taxi driver<br />
17 "Ja soll ich singen?" Wolfgang Koeppen in an interview by André Müller, October 27, 1991<br />
18 Altogether the city currently administers 40 shelters under contract with the Bundesamtes für Bevölkerungsschutz<br />
und Katastrophenhilfe (federal office for civil defence and emergency help)<br />
19 2 nd Prize to Büro Brenner, 3 rd Prize to Kaag & Schwarz<br />
20 From the verdict of the jury, here quoted by Th. Borgmann, from "Vom Marktplatzbunker zum Einkaufsparadies?"<br />
In: Stuttgarter Zeitung (StZ) No. 237, from October 13, 1995<br />
21 StZ No. 237, from October 13, 1995: "Eine Chance für den Marktplatz"<br />
22 Cp. StZ No. 170, from July 26, 1997: "Architekten-Bund kritisiert Stadt"<br />
23 Cp. StZ No. 287, from December 12, 1997: "Lichtaugen für den Marktplatz"<br />
24 Cp. StZ No. 68, from March 23, 2005: T. Borgmann, "Stadt sucht neue Ideen für den Marktplatz"<br />
25 Cp. StZ No. 241, from October 18, 2005: W. Schulz-Braunschmidt, "Mittelalterlicher Charme für den Marktplatz";<br />
Amtsblatt Stuttgart No. 42, from October 20, 2005: K. Semle, "Weg von der Geometrie"<br />
_23
24_<br />
Eingang zum Bunkerhotel am Hauptbahnhof, Frankfurt am Main, 1947<br />
Entrance to the bunkerhotel at the main station of Frankfurt am Main, 1947
Bunkerhotels und Notunterkünfte in Deutschland Bunker Hotels and Emergency Accommodations in Germany<br />
Ort / Bezeichnung<br />
Nachkriegsnutzung / Kapazität / Dauer<br />
Aachen, Bunker in der Lütticherstraße, Frankenburg, Kongreßstraße, Zeppelinstraße<br />
Wohnhotels, Monatsmiete 5,- RM / Massenquartier<br />
Berlin-Adlershof, Hochbunker Friedländerstraße<br />
Notunterkunft<br />
Berlin-Buckow West, Hochbunker Marienfelder Chaussee<br />
Notunterkunft<br />
Berlin-Friedrichshain, Plaza-Bunker<br />
Notunterkunft<br />
Berlin-Kaulsdorf, Flachbunker Achardstraße (heute Strehlener Straße)<br />
Zeitweilig Notunterkunft<br />
Berlin-Lichterfelde, Tiefbunker Ferdinandstraße 1<br />
Flüchtlingsunterkunft<br />
Berlin, Neuköllner Stichkanal, Flachbunker Köllnische Allee<br />
Flüchtlingsheim der Caritas<br />
Berlin-Rahnsdorf, Fürstenwalder Allee<br />
Flüchtlingslager<br />
Berlin, Anhalter Bahnhof, Reichsbahnbunker<br />
Notquartier (1946/47)<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Location / Name<br />
Post-war Use / Capacity / Period of Use<br />
Aachen, bunker in the Lütticherstrasse, Frankenburg, Kongressstrasse, Zeppelinstrasse<br />
boarding hotel, monthly rent 5.- Reichs Marks / dormitory<br />
Berlin-Adlershof, aboveground bunker Friedländerstrasse<br />
emergency accommodation<br />
Berlin-Buckow West, aboveground bunker Marienfelder Chaussee<br />
emergency accommodation<br />
Berlin-Friedrichshain, Plaza-Bunker<br />
emergency accommodation<br />
Berlin-Kaulsdorf, bunker Achardstrasse (today Strehlener Strasse)<br />
temporary emergency accommodation<br />
Berlin-Lichterfelde, underground bunker Ferdinandstrasse 1<br />
refugee shelter<br />
Berlin, Neuköllner Stichkanal, bunker Köllnische Allee<br />
refugee house of Caritas<br />
Berlin-Rahnsdorf, Fürstenwalder Allee<br />
refugee camp<br />
Berlin, Anhalter Bahnhof, Reichsbahnbunker<br />
emergency shelter (1946/47)<br />
_25
26_<br />
Ort / Bezeichnung<br />
Nachkriegsnutzung / Kapazität / Dauer<br />
Berlin, Schlesischer (Ost-) Bahnhof, Hochbunker<br />
Mitropa-Notunterkunft / " Übernachtungsstelle" (ab Mai 1947)<br />
Berlin-Schmöckwitz, Bunker im Jagen 37<br />
Notunterkunft<br />
Berlin-Schöneweide, S-Bahnhof, Hochbunker Grünauerstraße<br />
Notunterkunft<br />
Berlin-Steglitz, Hochbunker Eiswaldtstraße (Lankwitz)<br />
Hotel, 103 Zimmer, 160 Betten / Hospiz für Heimkehrer und Fernfahrer<br />
(1.10.1945-Oktober 1949) / anschließend Filmlager der Mosaikfilm GmbH<br />
Berlin-Tempelhof, Hochbunker<br />
Flüchtlingsunterkunft<br />
Berlin-Wedding, Gasometerbunker, Sellerstraße (225 Räume)<br />
Volkshotel, 400 Zimmer / " Berlins größtes Hotel" (1.3.1946-19.11.1951)<br />
Berlin-Weißensee, Großbunker Fichtestraße<br />
Junggesellenheim / Obdachlosenheim für 1.600 Vertriebene<br />
Berlin-Wittenau, Bunker Eichhorster Weg<br />
Jugendheim der KP (November 1945)<br />
Bochum, Bunker Westfalenplatz<br />
Bunkerhotel<br />
Bonn, Bunker Quantiusstraße<br />
Massenquartier<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
Location / Name<br />
Post-war Use / Capacity / Period of Use<br />
Berlin, Schlesischer (Ost-) Bahnhof, aboveground bunker<br />
Mitropa-emergency accommodation / "Übernachtungsstelle" (starting May 1947)<br />
Berlin-Schmöckwitz, bunker at Jagen 37<br />
emergency accommodation<br />
Berlin-Schöneweide, S-Bahnhof, aboveground bunker Grünauerstrasse<br />
emergency accommodation<br />
Berlin-Steglitz, aboveground bunker Eiswaldtstrasse (Lankwitz)<br />
hotel, 103 rooms, 160 beds / hospice for returning residents and truck drivers<br />
(October 1, 1945 through October 1949) / afterwards the storehouse of Mosaikfilm GmbH<br />
Berlin-Tempelhof, aboveground bunker<br />
refugee shelter<br />
Berlin-Wedding, Gasometerbunker, Sellerstrasse (225 rooms)<br />
Volks Hotel, 400 rooms / "Berlins biggest Hotel" (March 1, 1946 through November 11, 1951)<br />
Berlin-Weissensee, Großbunker Fichtestrasse<br />
single men's home / homeless shelter for 1,600 exiles<br />
Berlin-Wittenau, bunker Eichhorster Weg<br />
youth home of the KP (November 1945)<br />
Bochum, bunker Westfalenplatz<br />
bunker hotel<br />
Bonn, bunker Quantiusstrasse<br />
dormitory
Ort / Bezeichnung<br />
Nachkriegsnutzung / Kapazität / Dauer<br />
Braunschweig, Hochbunker Bockstwete, Wilhelmstraße<br />
Central Hotel (Kurt Eichstädter) / nach 1948 umgebaut<br />
(große Öffnungen mit flüssigem Sauerstoff gesprengt), bis 1961<br />
Braunschweig, Bunker Steinstraße, Sack, Madamenweg, Okerstraße<br />
Massenquartier<br />
Bremerhaven, Bunker Leher Markt<br />
Bunkerhotel (1.12.1945)<br />
Bremerhaven, Tiefbunker am Bahnhof (Friedrich-Ebert-Straße)<br />
Hotel Aude (Pächter: Ehepaar Aude) / " Alles unter der Erde" (1950-1968)<br />
Dortmund, Tiefbunker (650) Rheinlanddamm, um 1938<br />
Hotel Fleiter, 45 Betten (1.5.1948-1984)<br />
Dortmund, Bunker Danziger Freiheit, Bornstraße<br />
Massenquartier<br />
Düsseldorf, Bunker am Bahnhof<br />
Massenquartier<br />
Emden, Bunker am Stadtgarten<br />
Bunkerhotel<br />
Essen<br />
1.000 Betten-Hotel (eher Durchgangslager)<br />
Essen, Bunker am Hauptbahnhof<br />
Bunkerhotel<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
Location / Name<br />
Post-war Use / Capacity / Period of Use<br />
Brunswick, aboveground bunker Bockstwete, Wilhelmstrasse<br />
Central Hotel (Kurt Eichstädter) / after 1948 renovated<br />
(openings blasted with liquid oxygen), until 1961<br />
Brunswick, bunker Steinstrasse, Sack, Madamenweg, Okerstrasse<br />
dormitory<br />
Bremerhaven, bunker Leher Markt<br />
bunker hotel (December 1, 1945)<br />
Bremerhaven, underground bunker at train station (Friedrich-Ebert-Strasse)<br />
Hotel Aude (leased by the couple Aude) / "Alles unter der Erde" (everything under<br />
the ground) (1950-1968)<br />
Dortmund, underground bunker (650) Rheinlanddamm, about 1938<br />
Hotel Fleiter, 45 beds (May 1, 1948 through 1984)<br />
Dortmund, bunker Danziger Freiheit, Bornstrasse<br />
dormitory<br />
Düsseldorf, bunker at train station<br />
dormitory<br />
Emden, bunker at Stadtgarten<br />
bunker hotel<br />
Essen<br />
hotel with 1,000 beds (more like a transit camp)<br />
Essen, bunker at the main train station<br />
bunker hotel<br />
_27
28_<br />
Ort / Bezeichnung<br />
Nachkriegsnutzung / Kapazität / Dauer<br />
Frankfurt am Main, Hochbunker Josbacherstraße<br />
Bunkerhotel Rebstock, 23 Zimmer, 46 Betten (8.12.1945-1963)<br />
Frankfurt am Main, Tiefbunker Nord<br />
Kabinenhotel (in den 1970er Jahren Abbruch)<br />
Frankfurt am Main, Hochbunker Schifferstraße<br />
Obdachlosenasyl der Heilsarmee (bis 1968)<br />
Hagen, Bunker am Emilienplatz<br />
Bunkerhotel Westfalenhof, 120 Betten<br />
Hagen, Bunker Bergstraße<br />
Bunkerhotel Stadt Hagen, 150 Betten<br />
Hamburg, Luftschutzbunker Steinberg<br />
Mitropa-Hotel, 138 Betten<br />
Hamburg, Zombeckturm am Hafen<br />
Turmhotel der Deutschen Afrika-Linien, 68 Betten<br />
Hamm, Bunker Feidikstraße<br />
Massenquartier für Männer<br />
Hamm, Bunker Westentor<br />
Massenquartier für Frauen und Kinder<br />
Hannover, Bunker Volgersweg 1<br />
Massenquartier<br />
Hannover, Bunker am Hauptbahnhof<br />
Massenquartie<br />
30<br />
31<br />
32<br />
33<br />
34<br />
35<br />
36<br />
37<br />
38<br />
39<br />
40<br />
Location / Name<br />
Post-war Use / Capacity / Period of Use<br />
Frankfurt am Main, aboveground bunker Josbacherstrasse<br />
bunker hotel Rebstock, 23 rooms, 46 beds (December 8, 1945 through 1963)<br />
Frankfurt am Main, underground bunker north<br />
Kabinenhotel (cabin hotel / demolished in the 1970's)<br />
Frankfurt am Main, aboveground bunker Schifferstrasse<br />
homeless asylum of the Salvation Army (until 1968)<br />
Hagen, bunker at Emilienplatz<br />
bunker hotel Westfalenhof, 120 beds<br />
Hagen, bunker Bergstrasse<br />
bunker hotel Stadt Hagen, 150 beds<br />
Hamburg, Luftschutzbunker Steinberg<br />
Mitropa-Hotel, 138 beds<br />
Hamburg, Zombeckturm at harbour<br />
Turmhotel der Deutschen Afrika-Linien, 68 beds<br />
Hamm, bunker Feidikstrasse<br />
dormitory for men<br />
Hamm, bunker Westentor<br />
dormitory for women and children<br />
Hanover, bunker Volgersweg 1<br />
dormitory<br />
Hanover, bunker at the main train station<br />
dormitory
Ort / Bezeichnung<br />
Nachkriegsnutzung / Kapazität / Dauer<br />
Herne, Bunker Mühlenstraße<br />
Übernachtungsbunker, 100 Betten<br />
Kassel<br />
Bunkerhotel mit 500 Betten<br />
Kiel, Holstenbunker<br />
Massenquartier Hafenstraße<br />
Köln, Bunker<br />
Massenquartier nur für Rückwanderer und heimkehrende Kriegsgefangene<br />
Krefeld, Bunker Blumenplatz<br />
Bunkerhotel<br />
Krefeld, Bunker am Hauptbahnhof<br />
Massenquartier<br />
Leverkusen-Rheindorf, Bunker Leverkusen-Wiesdorf<br />
Massenquartier Dönhoffstraße 103 (Einweisung durch Polizei)<br />
München, Bunker am Regina-Palast-Hotel<br />
Nothotel<br />
München, Bunker an der Elisenstraße<br />
Nothotel<br />
Neuss, Kapitel-Bunker<br />
Notunterkunft<br />
Nürnberg, Frauentorbunker<br />
Nothotel (ab April 1946)<br />
41<br />
42<br />
43<br />
44<br />
45<br />
46<br />
47<br />
48<br />
49<br />
50<br />
51<br />
Location / Name<br />
Post-war Use / Capacity / Period of Use<br />
Herne, bunker Mühlenstrasse<br />
overnight bunker, 100 beds<br />
Kassel<br />
bunker hotel with 500 beds<br />
Kiel, Holstenbunker<br />
dormitory Hafenstrasse<br />
Cologne, bunker<br />
dormitory only for reimigrants and returning prisoners of war<br />
Krefeld, bunker Blumenplatz<br />
bunker hotel<br />
Krefeld, bunker at main train station<br />
dormitory<br />
Leverkusen-Rheindorf, bunker Leverkusen-Wiesdorf<br />
dormitory Dönhoffstrasse 103 (through admission by police)<br />
Munich, bunker at Regina-Palast-Hotel<br />
emergency hotel<br />
Munich, bunker at Elisenstrasse<br />
emergency hotel<br />
Neuss, Kapitel-Bunker<br />
emergency accomodation<br />
Nuremberg, Frauentor bunker<br />
emergency hotel (starting April 1946)<br />
_29
30_<br />
Ort / Bezeichnung<br />
Nachkriegsnutzung / Kapazität / Dauer<br />
Nürnberg, Gewerbemuseumsbunker<br />
Nothotel (ab April 1946)<br />
Nürnberg, Tiefbunker am Obstmarkt (1942)<br />
1945 Notunterkunft für Flüchtlinge / Hotel beim Ratskeller (1.7.1948-31.8.1950)<br />
Opladen, Bunker Bahnhofstraße<br />
Massenquartier<br />
Osnabrück, Bunker Lohstraße<br />
Massenquartier<br />
Recklinghausen, Bunker gegenüber dem Bahnhof<br />
Bunkerhotel<br />
Siegen, Kaisergarten-Bunker<br />
Massenquartier<br />
Soest, Bunker Nöttenstraße<br />
Massenquartier<br />
Stuttgart, Tiefbunker Marktplatz<br />
Hotel am Rathaus (ab Sommer 1945) /<br />
Hotel am Marktplatz (1950-31.10.1985), 96 Zimmer, 100 Betten<br />
Wesermünde, Tiefbunker am Hauptbahnhof<br />
Massenquartier<br />
52<br />
53<br />
54<br />
55<br />
56<br />
57<br />
58<br />
59<br />
Location / Name<br />
Post-war Use / Capacity / Period of Use<br />
Nuremberg, Gewerbemuseum bunker<br />
emergency hotel (starting April 1946)<br />
Nuremberg, underground bunker at Obstmarkt (1942)<br />
1945 emergency accommodation for refugees / Hotel beim Ratskeller<br />
(July 1, 1948 through August 31, 1950)<br />
Opladen, bunker Bahnhofstrasse<br />
dormitory<br />
Osnabrück, bunker Lohstrasse<br />
dormitory<br />
Recklinghausen, bunker across from the train station<br />
bunker hotel<br />
Siegen, Kaisergarten bunker<br />
dormitory<br />
Soest, bunker Nöttenstrasse<br />
dormitory<br />
Stuttgart. underground bunker Marktplatz<br />
Hotel am Rathaus (starting Summer 1945) /<br />
Hotel am Marktplatz (1950 through October 31, 1985), 96 rooms, 100 beds<br />
Wesermünde, underground bunker at the main train station<br />
dormitory
Eingang ehemaliges Hotel Fleiter, Bunker am Rheinlanddamm, Dortmund, 2005<br />
Entrance of former Hotel Fleiter, bunker at Rheinlanddamm, Dortmund, 2005<br />
_31
32_<br />
Quellen<br />
1 Neue Zeitung vom 1.3.1946;<br />
Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 2<br />
2 Dietmar Arnold, Reiner Janick. Sirenen und gepackte Koffer. Bunkeralltag in Berlin, C. Links-Verlag,<br />
Berlin 2003, S. 129<br />
3 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 129<br />
4 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 129<br />
5 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 129<br />
6 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 129<br />
7 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 129<br />
8 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 129<br />
9 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 128-129<br />
10 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 128<br />
11 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 129<br />
12 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 129<br />
13 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 128<br />
14 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 129<br />
15 Neue Zeitung vom 1.3.1946; Nachtexpress vom 28.3.1946; Berliner Unterwelten e.V.<br />
16 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 126-128<br />
17 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., a. a .O., S. 126<br />
18 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 3<br />
19 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 3<br />
20 Michael Foedrowitz, Bunkerwelten, C. Links-Verlag, Berlin 1998, S. 149-150;<br />
Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 4<br />
21 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 4<br />
22 M. Foedrowitz, Bunkerwelten, a. a. O., S. 148<br />
23 M. Foedrowitz, Bunkerwelten, a. a. O., S. 148; Stadtarchiv Bremerhaven, Bestand Bauordnungsamt<br />
24 Denkmalschutzbehörde Stadt Dortmund<br />
25 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 5<br />
26 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 6<br />
27 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 7<br />
28 Neue Zeitung vom 1.3.1946<br />
29 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 8<br />
30 Institut für Stadtgeschichte, Karin Haab, Frankfurt am Main; Neue Zeitung vom 1.3.1946;<br />
Oberbayerisches Volksblatt vom 18.1.1946<br />
31 Institut für Stadtgeschichte, Karin Haab, Frankfurt am Main<br />
32 Institut für Stadtgeschichte, Karin Haab, Frankfurt am Main<br />
33 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 10<br />
34 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 10<br />
35 Hamburger Volkszeitung vom 20.7.1946<br />
36 M. Foedrowitz, Bunkerwelten, a. a. O., S. 148<br />
37 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 11<br />
38 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 11<br />
39 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 12<br />
40 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 12<br />
41 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 13<br />
Sources<br />
1 Neue Zeitung from March 1, 1946;<br />
Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 2<br />
2 Dietmar Arnold, Reiner Janick. Sirenen und gepackte Koffer. Bunkeralltag in Berlin, C. Links-Verlag,<br />
Berlin 2003, p. 129<br />
3 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 129<br />
4 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 129<br />
5 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 129<br />
6 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 129<br />
7 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 129<br />
8 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 129<br />
9 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 128-129<br />
10 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 128<br />
11 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 129<br />
12 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 129<br />
13 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 128<br />
14 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 129<br />
15 Neue Zeitung from March 1, 1946; Nachtexpress from March 28, 1946; Berliner Unterwelten e.V.<br />
16 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 126-128<br />
17 D. Arnold, R. Janick. Sirenen und gepackte Koffer..., l. c., p. 126<br />
18 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 3<br />
19 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 3<br />
20 Michael Foedrowitz, Bunkerwelten, C. Links-Verlag, Berlin 1998, p. 149-150;<br />
Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 4<br />
21 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 4<br />
22 M. Foedrowitz, Bunkerwelten, l. c., p. 148<br />
23 M. Foedrowitz, Bunkerwelten, l. c., p. 148; Stadtarchiv Bremerhaven, Bestand Bauordnungsamt<br />
24 Denkmalschutzbehörde Stadt Dortmund<br />
25 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 5<br />
26 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 6<br />
27 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 7<br />
28 Neue Zeitung from March 1, 1946<br />
29 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 8<br />
30 Institut für Stadtgeschichte, Karin Haab, Frankfurt am Main; Neue Zeitung from March 1, 1946;<br />
Oberbayerisches Volksblatt from January 18<br />
,1946<br />
31 Institut für Stadtgeschichte, Karin Haab, Frankfurt am Main<br />
32 Institut für Stadtgeschichte, Karin Haab, Frankfurt am Main<br />
33 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 10<br />
34 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 10<br />
35 Hamburger Volkszeitung from July 20, 1946<br />
36 M. Foedrowitz, Bunkerwelten, l. c., p. 148<br />
37 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 11<br />
38 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 11<br />
39 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 12<br />
40 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 12<br />
41 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 13
42 Neue Zeitung vom 1.3.1946<br />
43 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 13<br />
44 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 14<br />
45 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 15<br />
46 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 15<br />
47 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 16<br />
48 Neue Zeitung vom 1.3.1946<br />
49 Neue Zeitung vom 1.3.1946<br />
50 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 20<br />
51 Liegenschaftsamt Stadt Nürnberg<br />
52 Liegenschaftsamt Stadt Nürnberg<br />
53 Liegenschaftsamt Stadt Nürnberg (archäologische Reste beim Bau nicht gesichert)<br />
54 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 21<br />
55 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 21<br />
56 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 22<br />
57 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 23<br />
58 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 24<br />
59 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (Ausgabe englische Zone), o. O., o. J., S. 26<br />
42 Neue Zeitung from March 1, 1946<br />
43 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 13<br />
44 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 14<br />
45 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 15<br />
46 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 15<br />
47 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 16<br />
48 Neue Zeitung from March 1, 1946<br />
49 Neue Zeitung from March 1, 1946<br />
50 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 20<br />
51 Liegenschaftsamt Stadt Nürnberg (Nuremberg)<br />
52 Liegenschaftsamt Stadt Nürnberg (Nuremberg)<br />
53 Liegenschaftsamt Stadt Nürnberg (Nuremberg) (archeological remains not secured during construction)<br />
54 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 21<br />
55 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 21<br />
56 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 22<br />
57 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 23<br />
58 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 24<br />
59 Werbekunst Göttingen-Lenglern (Hrsg.), Wo übernachte ich? (English Zone edition), n. p., n. d., p. 26<br />
_33
34_<br />
Die <strong>Photo</strong>graphen in Schutzkleidung<br />
The photographers with protective clothing
Spur und Patina<br />
Unter einer Abdeckung im Pflaster liegt die Treppe, die zum Bunker führt. Bereits auf<br />
dem Weg in die Tiefe drängt sich modrig-feuchte Schwüle entgegen, gemischt mit<br />
den erdig-scharfen Ausdünstungen von Schimmelpilzen und Bakterien. Während sich<br />
Menschen oben auf dem Wochenmarkt mit frischen Viktualien versorgen, wird man<br />
fünf Meter unter der Erde von der dumpfen Stille einer Höhle umfangen, die einst als<br />
Überlebensmittel ganz anderer Art gedient hatte. Am Eingang das typische Bunker-<br />
Szenario: Vorraum mit Stahltür und Luftschleuse; bei spärlicher Beleuchtung fällt der<br />
Blick auf zwei lange schmale Gänge mit beidseitig abgehenden Türen. Über allem eine<br />
Masse Beton, die man nicht sieht, aber körperlich zu spüren meint. Irritierend wirken<br />
hier – im noch für Lagerzwecke benutzten Teil des Bunkers – die tapezierten Wände.<br />
Deplacierte Versatzstücke von Wohnlichkeit an einem martialischen Ort. Mitten im Raum<br />
ein aufgeschnittenes Stahlfaß, in das gleichmäßig Wasser von der Decke tropft. Hinter<br />
einer provisorischen Abtrennung liegt der völlig unbrauchbare, durchnäßte Abschnitt<br />
des Bauwerks im Dunkeln. Man betritt den Frühstücksraum des ehemaligen Hotels.<br />
Faltigen Lederstücken gleich hängen im angrenzenden Küchenraum Farbschichten von<br />
den Wänden. Über zwei Korridore erschließen sich rund die Hälfte der Zimmer. Überall<br />
verschimmelte Papierschichten, auf denen Fragmente alter Wand- und Deckenleuchten<br />
Halt suchen.<br />
Bewegliche Einrichtungsgegenstände gibt es nicht mehr. Manchmal kaum noch zu<br />
erkennen, fallen in den Zimmern jeweils aufeinander abgestimmte Kombinationen<br />
von Wandbelag und Leuchten auf. Pilzbewuchs und Zerfall haben diese Stimmigkeit<br />
im Nachhinein durch eine morbide Note ergänzt. Im Licht der Stablampen wird die<br />
bizarre Ornamentik ausschnittsweise sichtbar. Die im Grundton bräunlich-beigen Muster<br />
und die wenigen kräftigen Dekore der Tapeten sind überwachsen und durchdrungen<br />
von Schimmelpilzkolonien in den verschiedensten Farben. Schwarz dominiert, in<br />
Konkurrenz dazu versuchen sich graue, weiße und seltener auch rötliche Sorten zu<br />
behaupten. Maschinell erzeugte Texturen haben sich durch Einwirkung von Wasser und<br />
Mikroorganismen in fraktale Farbkompositionen aufgelöst. Durch Zufall sind Oberflächen<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
Vestige and Patina<br />
Hidden underneath the pavement are steps which lead into the bunker. Already as the<br />
decent begins, one is enveloped by mildewed dampness, mixed with the earthy, acrid<br />
vapours of mould and bacteria. While shoppers procure their fresh vegetables above<br />
in the open market, five meters below, one is surrounded by the dull silence of a cave<br />
that had formerly served quite another form of sustenance. At the entrance one finds<br />
the typical bunker scenario: an anteroom with steel door and airlock. In the dim light<br />
one's glance detects two long, narrow corridors flanked by door-ways on either side.<br />
One has the physical sense of the mass of concrete invisibly hovering above. In parts<br />
of the bunker still used for storage, the paper-covered walls have an eerie quality. They<br />
appear like misplaced artefacts of hominess in a menacing place. In the middle of the<br />
room water steadily drips from the ceiling into a cut-open steel drum. Behind a makeshift<br />
partition, the totally soaked and unusable section of the building lies in darkness. One<br />
enters the breakfast room of the former hotel.<br />
Like wrinkled flaps of leather layers of paint hang from the walls of the neighbouring<br />
kitchen. By way of the two aisles, approximately half of the rooms are accessed. Mouldy<br />
layers of paper are everywhere with fragments of walls and ceiling lights clinging to them.<br />
Furniture is no longer present. Although barely recognisable, wallpaper and lamps catch<br />
the eye with a strange, out-of-time harmony.<br />
Fungus growth and decay have added to the retrospective atmosphere a musty note.<br />
Within the beam of the flashlight, the bizarre ornament becomes partially visible. The<br />
predominantly brown-beige patterns, and rarely more colourful décor of the wallpaper, are<br />
overgrown and impregnated with fungus colonies in a variety of hues. Black dominates<br />
amidst grey, white and more seldom red varieties. Machine printed textures have dissolved<br />
into colourful fractal compositions under the influence of water and microorganisms.<br />
Through happenstance, surfaces are created with aesthetic, so to speak "picturesque"<br />
qualities. On close inspection, the original repetitive structure is no longer recognisable.<br />
The literal context of "wallpaper" has been dissolved, and a picturesque replacement<br />
has been developed.<br />
_35
36_<br />
mit ästhetisch ansprechenden, malerischen" Qualitäten entstanden. Aus der Nähe<br />
"<br />
betrachtet, sind die ursprünglichen seriellen Strukturen nicht mehr erkennbar. Sie<br />
scheinen dem sachlichen Kontext Tapete" enthoben und eine bildhafte Eigenständigkeit<br />
"<br />
zu entwickeln.<br />
" Eine Vielheit von Farbtönen, doch keine starken Kontraste, mit einer kaum faßbaren,<br />
ineinandergreifenden Formenausbildung, welche die Tendenz zur Harmonie unterstützt.<br />
Das Malerische bedeutet auch die Vereinheitlichung der Gesamterscheinung, und dies<br />
um so vollkommener, je mehr die Einzelformen ineinander überfließen, die Konturen sich<br />
verwaschen, das Einzelne sich auflöst."1 Für die hier von Oskar Schlemmer gezogenen<br />
Parallelen zwischen malerischen und patinierten Oberflächen finden sich an den Wänden<br />
des Bunkerhotels überraschend schöne Beispiele.<br />
Traditionell wirken Tapeten im Hintergrund. Als Teil der Alltagskultur reflektieren ihre<br />
Farben und Muster zeitgenössischen Geschmack. Retrospektiv verdichten sie sich zu<br />
Metaphern für gestalterisch prägende Strömungen einer gesellschaftlichen Ära. Der neue<br />
Belag für die Wände, das neue Kleid" der Wohnung, modeabhängig wird mit Tapeten der<br />
"<br />
Grundton von Einrichtungs- und Lebensstilen zum Ausdruck gebracht. Tapeten setzen<br />
Signale, von modern über klassisch bis berüchtigt geblümt. Der Satiriker Heino Jäger hat<br />
einmal das tägliche Neutapezieren einer Wohnung als öffentliches Ärgernis eingestuft.2<br />
Da in der Praxis Verschönerungsmaßnahmen deutlich seltener vorgenommen und aus<br />
Bequemlichkeit neue Tapeten gerne über alte geklebt werden, entsteht mit der Zeit ein<br />
Sediment alltäglicher Wohnkultur an der Zimmerwand. Dieses freizulegen, kann ebenso<br />
mühsam wie aufschlußreich sein. Die alten, unmodern" gewordenen Muster und Farben<br />
"<br />
wieder vor sich zu haben, weckt Erinnerungen und fordert auf, sich – passend zum<br />
Mobiliar – auch die damaligen Ereignisse und die Erfahrungswelt der früheren Bewohner<br />
vor Augen zu führen. Die Zeitreise geht weiter zurück, wenn unter den Tapeten noch ältere<br />
Schichten zutage treten. Im Hotel am Marktplatz blieben die für Luftschutzanlagen der<br />
NS-Zeit typischen Wandbeschriftungen unter dem schützenden Papierbelag weitgehend<br />
erhalten. Wer die Zeit erlebt hat, dem genügt der Anblick solcher Instruktionen, um die<br />
bedrückenden Erinnerungen an angsterfüllte Bunkernächte wieder wachzurufen.<br />
Es gehört zu den elementaren Erfahrungen, Vergehen von Zeit an Veränderungen<br />
von Gestalt und Oberflächen abzulesen. Im wissenschaftlichen Sinne liegen solchen<br />
Veränderungen chemisch-physikalische Prozesse zugrunde, die durch Metabolismus<br />
und Wechselwirkung Lebendiges und Lebloses dauerhaft modifizieren. Zyklische, sich<br />
mit unterschiedlichen Perioden wiederholende Abläufe in der Natur werden getragen<br />
von irreversiblen Vorgängen in den individuellen Organismen, die daran teilhaben.<br />
Aus historischer Sicht zeugen die Variationen der Formen, Farben und Materialien vom<br />
"A multiplicity of hues, nonetheless weak in contrast, with a barely noticeable, intertwining<br />
form development, with a tendency to support harmony. The artistic quality also indicates<br />
the unification of the entire subject, and this is all the more perfect the more the individual<br />
forms intermingle, and the contours blur as the parts are dissolved."1 On the walls of<br />
the bunker hotel are found surprisingly beautiful examples of the parallel made here by<br />
Oskar Schlemmer between the artfully picturesque and surface patina.<br />
Traditionally, wallpapers serve as backdrops. As a part of popular culture, their colours<br />
and patterns reflect the taste of the period. With hindsight, they condense into metaphors<br />
for the design impressions of the social currents of an era. The new wallpaper, the "new<br />
clothes" of a dwelling, make their fashion statement, as the basic element of furnishing<br />
and lifestyle. Wallpaper sends signals. From modern by way of the classic, is the infamous<br />
flowered pallet.<br />
The satirist Heino Jäger once classified the daily repapering of an apartment as a public<br />
annoyance.2 Since in practice such embellishment takes place markedly less often, and<br />
since out of convenience the new wallpaper is preferably pasted up on top of the former<br />
one, with time a sediment of day to day living is recorded on the walls. To expose<br />
these layers can be as illuminating as it is painstaking to accomplish. To be confronted<br />
again by these old, out-of-style colours and patterns, awakens and recalls memories,<br />
which parade before one's eyes – conforming to the furnishings – as well as the past<br />
experiences of the earlier inhabitants. The journey in time goes further back, when under<br />
the wallpaper even older layers come to light. In the Hotel am Marktplatz, typical signage<br />
written directly on the wall from its time as an air raid shelter in the Nazi-period is mostly<br />
preserved under the layers of protective paper. Those who lived through those times<br />
need only to look at such instructions to reawaken the oppressive memories of fear filled<br />
nights spent in a bunker.<br />
It is part of our basic experiences, to be able to read the passage of time on the changes<br />
to surface and form. In the scientific sense, such changes are the result of physical<br />
and chemical processes. Processes of metabolism in living organisms, and actions<br />
and reactions in the inorganic realm, result in constant change. In nature, repetitive<br />
procedures rest upon irreversible processes carried out within the participating single<br />
organisms. From the viewpoint of the historian, the variation of form, colour and material<br />
lay witness to the collective fate of all artificial objects. In the wake of construction and<br />
destruction, only the constituent matter remains a constant.<br />
<strong>Photo</strong>graphic investigations are focused by necessity on the surface. They must be<br />
satisfied with the visible. Through a technological case study, they document the use
kollektiven Schicksal der künstlichen Dinge. In der Abfolge von Entstehen und Zerfall<br />
bleibt nur die konstituierende Materie erhalten.<br />
<strong>Photo</strong>graphische Spurensuche richtet sich zwangsläufig auf Oberflächen, muß sich mit<br />
Sichtbarem zufrieden geben. Sie dokumentiert die durch technische Vorgeschichte,<br />
Gebrauch und Abnutzung geprägte Patina zum Zeitpunkt der Aufnahme. Im Bild<br />
erscheint dieser momentane Zustand für immer fixiert, das Abbild nimmt an den weiteren<br />
Veränderungen des Originals nicht teil. Die Betrachtung einer <strong>Photo</strong>graphie erfolgt stets<br />
nach ihrer Belichtung. Je mehr Zeit zwischen beidem vergangen ist, desto deutlicher<br />
treten die materiellen Veränderungen hervor, die den Unterschied zwischen früher" und<br />
"<br />
" heute" objektivieren. In diesem Sinne stützen <strong>Photo</strong>graphien individuelle Erinnerungen<br />
und bilden ein wichtiges Medium für das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft.<br />
Mit Wissen um die kausalen Zusammenhänge ist es dem Betrachter mit Hilfe der<br />
<strong>Photo</strong>graphien möglich, eine mentale Rekonstruktion der zurückliegenden Ereignisse<br />
vorzunehmen. Sind die Ursachen unstrittig und bekannt, taugt für die Dokumentation<br />
von Veränderung also jeder individualisierbare Organismus, jedes identifizierbare Objekt<br />
und jede materielle Spur. Die Dekodierung solcher Spuren gelingt nicht unbefristet, da<br />
auch sie Umwelteinflüssen ausgesetzt bleiben, die sie bis zur Unkenntlichkeit verändern<br />
können. Die heutigen Bedingungen im Bunkerbiotop sind für den Aufenthalt von<br />
Menschen bereits ungeeignet. Für die photographische Dokumentation wurde für kurze<br />
Zeit Licht ins Dunkle eines Biotops gebracht, das sich an anderen Lebensbedingungen<br />
ausgerichtet hat. Es wurden Oberflächen belichtet, deren vormals dekorative Farben und<br />
Muster heute völlig belanglos sind. Die Metapher von der sokratischen Höhle wird dabei<br />
eigentümlich konkret. Es sind die Schatten der Vergangenheit, die auf den <strong>Photo</strong>graphien<br />
abgebildet werden. Der Publizist Peter Glotz hat in seinem letzten Buch den Prozeß<br />
des Erinnerns mit dem Aufleuchten von Objekten im suchenden Lichtschein einer<br />
Taschenlampe verglichen.3 Die Fotografien aus dem ehemaligen Hotel am Marktplatz<br />
zeigen, wie sich auch umgekehrt, Erinnerungen mittels Stab- und Blitzlampen wieder<br />
wachrufen lassen.<br />
Quellen<br />
1 Kurt Herberts: Modulation und Patina. Ein Dokument aus dem Wuppertaler Arbeitskreis um Willi Baumeister,<br />
Oskar Schlemmer, Franz Kruse 1937-1944, Verlag Gerd Hatje, Stuttgart 1989, S. 38<br />
2 Joska Pintschovius: Heino Jäger. Man glaubt es nicht, Verlag Kein & Aber, Zürich 2005, S. 284<br />
3 Peter Glotz: Von Heimat zu Heimat. Erinnerungen eines Grenzgängers, Econ Verlag, Berlin 2005<br />
and abuse impressed in the patina of objects at the moment of the photographic<br />
exposure. In the picture the instantaneous condition is fixed for the ages. The image no<br />
longer participates in further changes to the original. The contemplation of a photograph<br />
takes place first after its exposure. The greater the passage of time between the two<br />
dates, the more obvious becomes the material change, which objectifies the change<br />
between "before" and "now". In this sense, photographs support individual recollection,<br />
and provide an important medium for the collective memory of a society. With the help<br />
of photographs and knowledge about the causal circumstances, it is possible for the<br />
observer to reconstruct a mental image of past events. If the circumstances of these<br />
events are indisputable and well known, every individual organism, every identifiable<br />
object and each material vestige, is suitable for the documentation of change. Alas,<br />
decoding of such traces is not indefinitely possible. Because they too, are exposed to the<br />
influences of the environment, they may be changed to the point of being unrecognisable.<br />
The present conditions in the biotope of the bunker are not conducive to human life,<br />
anymore. For the purposes of photographic documentation, light was introduced for a<br />
short time into the darkness of a biotope that had adapted itself to other requirements.<br />
Surfaces were illuminated, which were once rich with decorative colour and pattern,<br />
but today stand as completely ineffectual. Down here, the metaphor of Platon's Cave<br />
becomes real in an unusual way. In this case shadows of the past are depicted on the<br />
photographs. The journalist Peter Glotz made the comparison in his final book, between<br />
the process of remembrance, and the illumination of objects in the beam of a searching<br />
flashlight.3 The photographs of the former Hotel am Marktplatz show in reverse, how<br />
memories can be awaken by means of the flashlight beam and the photographic flash.<br />
Sources<br />
1 Kurt Herberts: Modulation und Patina. Ein Dokument aus dem Wuppertaler Arbeitskreis um Willi Baumeister,<br />
Oskar Schlemmer, Franz Kruse 1937-1944, Verlag Gerd Hatje, Stuttgart 1989, p. 38<br />
2 Joska Pintschovius: Heino Jäger. Man glaubt es nicht, Verlag Kein & Aber, Zürich 2005, p. 284<br />
3 Peter Glotz: Von Heimat zu Heimat. Erinnerungen eines Grenzgängers, Econ Verlag, Berlin 2005<br />
_37
38_
Rundgang durch den Bunker Touring the Bunker<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
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40_<br />
Stahltür der Luftschleuse, Eingang Nordwest<br />
Airlock steel door, entrance northwest
Vorraum Nord<br />
Anteroom north<br />
_41
42_<br />
Gang Nr. 1, Blick nach Süden<br />
Aisle no. 1, looking south
Frühstücksraum, Vorraum Nord<br />
Breakfast room, anteroom north<br />
_43
44_<br />
Vorratsraum mit phosphorisierendem Anstrich<br />
(Doppelbelichtung)<br />
Storage room with phosphorescent paint<br />
(double exposure)
Schalter und Lüftungsventil, Vorraum Nord<br />
Switches and air duct, anteroom north<br />
_45
46_<br />
Spülbecken, Frühstücksküche<br />
Sink, breakfast kitchen
Küchenwand mit Schalter<br />
Kitchen wall with switch<br />
_47
48_<br />
Drehschalter, Gang Nr. 1<br />
Rotary switches, aisle no. 1
Mütter mit Klein-Kindern, Kriegsverletzte, Kranke, Gang Nr. 1<br />
Mothers with infants, war casualties, sick persons, aisle no. 1<br />
_49
50_<br />
Zimmer Nr. 90<br />
Room no. 90
Zimmer Nr. 86<br />
Room no. 86<br />
_51
52_<br />
Doppelzimmer Nr. 96<br />
Double room no. 96
Leseleuchte, Zimmer Nr. 96<br />
Reading light, room no. 96<br />
_53
54_<br />
Zimmer Nr. 92<br />
Room no. 92
Zimmer Nr. 63<br />
Room no. 63<br />
_55
56_<br />
Eisenbett Fragment, Vorraum Süd<br />
Part of an iron bed, anteroom south
Telephonkabel, Vorraum Nord<br />
Telephone cables, anteroom north<br />
_57
58_<br />
Plakette, Nordwestecke<br />
ID-tag, northwest corner
LS-Bunker dienen ausschließlich dem Schutze der Menschen, Vorraum Nord<br />
Air raid bunkers serve exclusively for the protection of people, anteroom north<br />
_59
60_<br />
Damen WC, Südostecke<br />
Women's room, southeast corner
Waschraum, Südwestecke<br />
Lavatory, southwest corner<br />
_61
62_<br />
Herren WC, Südwestecke<br />
Men's room, southwest corner
Hygienetüte, Südostecke<br />
Sanitary bag, southeast corner<br />
_63
64_<br />
Hotel Rezeption, Südost Eingang<br />
Hotel reception, southeast entrance
Hotelschilder, Rezeption<br />
Hotel signage, reception<br />
_65
66_<br />
Belüftungsrohr, Südost Eingang<br />
Air duct tube, southeast entrance
Preisaushang, Zimmer Nr. 82<br />
Room rate notice, room no. 82<br />
_67
68_<br />
Wärmetauscher der Lüftungsanlage, Südseite<br />
Heat exchanger for ventilation system, south side
Bohnermaschine, Südostecke<br />
Floor polishing machine, southeast corner<br />
_69
70_<br />
Spülbecken Herren WC, Nordostecke<br />
Sink men's room, northeast corner
Vermauerte Treppe, Südwest Eingang<br />
Blocked stairway, southwest entrance<br />
_71
72_<br />
Unterschrift der Hotelwirtin Hannelore Zeller<br />
Signature of the hotel proprietor Hannelore Zeller
Hotel für Mikroorganismen<br />
Schimmel<br />
Schimmelpilze sind allgegenwärtig. Es sind ubiquitäre Mikroorganismen, die überaus<br />
wichtige Funktionen im Stoffkreislauf der Natur übernehmen. Sie beteiligen sich an der<br />
Zersetzung organischer Substanz und tragen so zur Bildung von Humus und zur Mineralisierung<br />
bei. Nach heutigem Verständnis stellen Pilze ein eigenes Reich zwischen<br />
pflanzlichen und tierischen Organismen dar. Rund 72.000 Arten sind bis dato konkret<br />
beschrieben und 4 Abteilungen zugeordnet.<br />
• Algenpilze<br />
• Jochpilze<br />
• Schlauchpilze<br />
• Ständerpilze<br />
Zu den Vertretern der ersten Gruppe gehören viele Pflanzenschädlinge, zu denen der<br />
zweiten die Köpfchenschimmel, der dritten die Hefe- und Flechtenpilze und zur vierten<br />
schließlich die meisten bekannten Speisepilze (außer z. B. Morcheln).<br />
Da von vielen Schimmelpilzen heute nur geschlechtslose Vermehrungsformen bekannt<br />
sind, subsumiert man rund 20.000 Arten in einer weiteren Kategorie, den sogenannten<br />
Imperfekten Pilzen. Hier finden sich die weitverbreiteten Gießkannen (Aspergillus)- und<br />
Pinselschimmel (Penicillium) sowie die sogenannten Schwärzepilze (Dematiaceae). Die<br />
anschaulichen Namen beziehen sich auf Form und Färbung der mikroskopisch kleinen<br />
Sporenträger, die auch als Konidienträger bezeichnet werden.<br />
Obwohl die Größe des einzelnen Pilzorganismus einige 1/100 mm nicht übersteigt, kann<br />
der feinpelzige " Schimmelrasen" auf Lebensmitteln oder feuchtem organischen Material<br />
bekanntlich makroskopisch große Flächen überziehen.<br />
Dieses Luftmyzel ist ein morphologisches Charakteristikum aller Schimmelpilze.<br />
Es entsteht durch die Vermehrung und Verzweigung der feinen, schlauchartigen Basis-<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
Hotel for Microorganisms<br />
Mildew<br />
Mildews and moulds are omnipresent. They are ubiquitous microorganisms that play an<br />
extremely important role in the natural cycle of matter. They are involved in the decomposition<br />
of organic substances and thus contribute to the formation of humus and the<br />
process of mineralisation. According to current understanding of cell structure, moulds<br />
and bacteria occupy a distinct realm situated between plants and animals. Approximately<br />
72,000 documented fungi are classified into four departments.<br />
• Algal-like fungi<br />
• Sac fungi<br />
• Pin moulds<br />
• Mushrooms<br />
Members of the first group include plant damaging species. In the second group 'pin'<br />
or 'sugar' mildews are found. The third group includes yeasts and lichen, and the fourth<br />
group includes most of the familiar edible mushrooms, with a few exceptions (e. g. Morels).<br />
Since today, only asexual reproduction is observed in many species of mildew, they are<br />
placed in a separate group, Fungi Imperfecti. This group comprises about 20,000 types.<br />
Fungi Imperfecti include such widespread examples as Aspergillus (water-sprinkler form)<br />
and Penicillium (paintbrush form) as well as black mould (Dematiaceae). The descriptive<br />
names come from the form and colour of the microscopically small spore carriers or<br />
conidia.<br />
Although the size of a single fungi organism does not exceed but a few 1/100 mm, the<br />
fuzzy mildew 'mat' spreads itself over indisputably large surfaces of food or any damp<br />
organic material. These aerial mycelia are a morphological characteristic of all moulds.<br />
Through reproduction and branching of the fine, tubular base cells, the hair-like ap-<br />
_73
74_<br />
Konidien des Gießkannenschimmels<br />
Conidia of "watering-can" mould<br />
(Aspergillus sp.)<br />
zellen, der Hyphen. Aussehen und innere Struktur dieser Zellen werden zur Charakterisierung<br />
der verschiedenen Spezies herangezogen. Das Myzel entwickelt sich bei den<br />
Schlauch- und Jochpilzen durch geschlechtliche Vermehrung, bei imperfekten Arten<br />
durch ungeschlechtliche Vermehrung. Zum Wachsen und zum Erhalt ihres Stoffwechsels<br />
benötigen Pilze externe Nährstoff- und Energiequellen. Da sie im Unterschied zu<br />
Pflanzen kein Chlorophyll besitzen, kann Licht nicht als " Antrieb" für den Zellaufbau eingesetzt<br />
werden. Stattdessen sind die meisten Pilze Aerobier, somit auf freien Sauerstoff<br />
angewiesen, den sie im chemischen Sinne " veratmen", d. h. zur Energiegewinnung<br />
durch Oxidation verwerten.<br />
Anhand von Zusammensetzung und Funktion der Stoffwechselprodukte werden zwei<br />
charakteristische Entwicklungsphasen von Schimmelpilzen unterschieden.<br />
Sind an den natürlichen Standorten ausreichend Nährstoffe und Feuchtigkeit verfügbar,<br />
so vermehren sich die Pilze unauffällig in der sogenannten Trophophase durch vegetatives<br />
Wachstum. Wird das Nahrungsangebot knapp oder ändern sich die Umweltbedingungen<br />
für den Pilzorganismus unvorteilhaft, findet ein Wechsel in die Idio- oder<br />
Fruktifikationsphase statt. In dieser sichert der Pilzstamm seinen Fortbestand durch die<br />
Ausbildung von sogenannten Verbreitungsorganen, am häufigsten dabei durch Sporenbildung.<br />
Unter Laborbedingungen bildet ein Schimmelpilz nach wenigen Tagen Wachstum<br />
auf synthetischen Nährmedien allerdings auch dann Sporen aus, wenn noch genügend<br />
Nährstoffe für weiteres Wachstum vorhanden sind.<br />
In der vegetatitiven Phase werden aus den chemischen Verbindungen des Nährbodens<br />
pearance and inner structure of these cells is produced which is so characteristic of the<br />
various species. These mycelia are developed in the sac and pin mildew through sexual<br />
and in the Fungi Imperfecti through asexual reproduction. For the growth and maintenance<br />
of their metabolism, the fungi require external nourishment and energy sources.<br />
Since they, unlike plants, possess no chlorophyll, light cannot be made use of as the 'driving<br />
force' for production. Instead, most fungi are aerobic. They depend of free oxygen<br />
molecules which they 'breathe up' chemically through oxidation to extract energy.<br />
On the basis of the composition and function of the metabolic processes, two characteristic<br />
developmental phases of moulds are to be distinguished.<br />
If sufficient nourishment and moisture are available in the natural environment, the fungi<br />
spread unobtrusively in the so called Trophophase by means of vegetal growth. If however<br />
nourishment is scarce or the environment becomes unfavourable for the organisms,<br />
there will be a shift to the Idiophase (fructification phase). In this condition, the mildew<br />
stem ensures its survival through production of proliferation organs. Primarily this means<br />
the generation of spores. Under laboratory conditions, mildew shows growth in a matter<br />
of days on synthetic substrate. Also under such conditions spores are formed when<br />
sufficient nutrient is on hand for continued growth.<br />
In the vegetal phase, building blocks and fuel for the growth of the biomass are extracted<br />
from chemical compounds in the nutrient substrate. The fructification phase serves<br />
primarily to ensure the survival of the species. Some of the by-products of metabolism<br />
originating from it are to be classified as mycotoxins, since they are harmful for other<br />
organisms. Many of these substances are likewise (extremely) toxic for humans, e. g.<br />
aflatoxin which is carcinogenic.<br />
Benefits as well as hazards derive from moulds. Traditionally, harmless microorganisms<br />
are used in the production and preservation of certain cheese, sausage, beer and wine,<br />
soy sauce and Saki.<br />
For industrial purposes other microbial methods are applied in the fabrication of organic<br />
acids, or enzymes and vitamins, which in turn are utilised in food production.<br />
Pharmacology avails itself of the metabolic by-products for antibiotic, therapeutic or<br />
anaesthetic uses.<br />
The consumption of mouldy food can severely endanger health, and even can be lethal.<br />
Damp rooms befallen with mildew, as well as the common contamination in stables and<br />
commercial composting plants, can be a health hazard. Working or living exposed to<br />
mould, might bring forth allergic reactions, irritation of mucosa membranes, bronchial<br />
infections and chronic rheumatic pain.
(Substrat) Bausteine und Hilfsstoffe für die Vermehrung der Biomasse gewonnen. Die<br />
fruktifikative Phase dient wesentlich der Existenzsicherung. Einige der dabei produzierten<br />
Metabolite werden als Mykotoxine bezeichnet, da sie für andere Organismen schädlich<br />
sind. Viele dieser Stoffe sind auch für den Menschen (akut) giftig, wie z. B. die Aflatoxine,<br />
die karzinogen wirken.<br />
Von Schimmelpilzen gehen sowohl Nutzen als auch Gefährdung aus.<br />
Bei der Erzeugung und Haltbarmachung bestimmter Käse-, Wurst- und Schinkensorten,<br />
für Bier und Wein, Sojasauce und Sake werden traditionell – für Menschen ungefährliche<br />
– Mikroorganismen eingesetzt.<br />
In industrieller Form dienen andere Arten zur Produktion organischer Säuren, von Enzymen<br />
und Vitaminen, die wiederum Anwendung in der Lebensmittelerzeugung finden. Die<br />
Pharmakologie macht sich die antibiotische, betäubende oder anderweitig pharmakologische<br />
Wirkung einiger sekundärer Stoffwechselprodukte zunutze.<br />
Der Verzehr verschimmelter Nahrungsmittel kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen<br />
haben und sogar tödlich enden. Von Schimmel befallene feuchte Wohnräume, aber<br />
auch die bekannt hohen Kontaminationen in Viehställen und Kompostieranlagen gefährden<br />
die Gesundheit derer, die darin leben bzw. arbeiten. Allergien, Reizungen der<br />
Schleimhäute, Infektionen der Atemwege und chronische rheumatische Beschwerden<br />
können durch Exposition mit Schimmelpilzen ausgelöst werden.<br />
Die Stoffwechselaktivität von Schimmelpilzen wird im wesentlichen durch die Kombination<br />
von drei Umweltfaktoren bestimmt: Feuchte, Temperatur und Nährstoffangebot.<br />
Frei verfügbares Wasser ist erforderlich, weil die durch enzymatische Zerlegung gewonnenen<br />
chemischen Bausteine nur in wäßriger Lösung durch die Zellwand transportiert<br />
werden können.<br />
Der für das Wachstum förderliche Bereich relativer Luftfeuchte (gemessen über bzw. in<br />
den Poren des Substrats) liegt zwischen 70 und 98 %.<br />
Bis auf wenige Ausnahmen tritt unterhalb 70 % relativer Feuchte praktisch kein Pilzwachstum<br />
mehr auf. Bei der Sporenkeimung wird Wasser dampfförmig aus der Luft entnommen<br />
und in der Wachstumsphase, bei der die Pilzhyphen tief in das Substrat eindringen<br />
können, wird der Wasserdampf in den Poren des Nährstoffreservoirs verwertet. An den<br />
von Kondenswassertropfen besetzten, tapetenfreien Decken der Bunkerräume war kein<br />
sichtbarer Schimmelbelag zu erkennen, weil zwar Wasser aber keine Kohlenhydrate zur<br />
Verwertung vorhanden waren.<br />
Neben ausreichender Feuchte muß auch ein bestimmter Temperaturbereich eingehalten<br />
werden, damit es zu Auskeimung und Zellwachstum kommt. Zum einen ist der Was-<br />
Sporenträger des Schwärzepilzes<br />
Conidia of black mould<br />
(Alternaria sp.)<br />
The metabolic activity of mould is primarily determined by the combination of three environmental<br />
factors: moisture, temperature, and nutrients.<br />
Freely available water is necessary because the chemical building blocks, which are<br />
decomposed through enzyme action, are only transferable through the cell membrane<br />
in solution form.<br />
The level of relative humidity needed for growth (measured across, i. e. in the pores of<br />
the substrate) lies between 70 and 98 %. With a few exceptions, practically no mildew<br />
growth occurs in relative humidity below 70 %. During germination of spores, water is<br />
taken up as moisture out of the air. By means of the fungi hyphae, which can infiltrate<br />
deep into the substrate, the absorbed moisture is used in the pores of the nutrient reservoir.<br />
On the exposed ceiling of the bunker, free from wallpaper, where droplets of water<br />
form through condensation, there was no noticeable layer of mould. This was because,<br />
although water was present, there were no consumable carbohydrate.<br />
In addition to sufficient moisture, a certain level of temperature must be maintained for<br />
germination and cell growth. On one hand the presence of water vapour is dependent<br />
on the air temperature. On the other hand, the speed of chemical reactions in the cells<br />
is directly influenced by thermal conditions. Both parameters are complementary in their<br />
effect. Low humidity can be compensated in part by raised temperature. For the majority<br />
of mould varieties occurring in buildings, the temperature range needed for germination<br />
as well as growth lies between 20 and 38 °C (68 to 100 °F). In the literature, temperatures<br />
from under 0 to over 50 °C (32 to 122 °F) are cited. In addition, the molecules of the<br />
cells are only functional and chemically stable up to a thermal limit.<br />
_75
76_<br />
Konidie eines Köpfchenschimmels<br />
Conidia of "pin" mildew<br />
(Mucor sp.)<br />
serdampfgehalt der Luft temperaturabhängig, zum anderen wird die Geschwindigkeit<br />
der chemischen Reaktionen in den Zellen unmittelbar von den thermischen Verhältnissen<br />
beeinflußt. Beide Parameter ergänzen sich in ihrer Wirkung. Niedrige Feuchte kann<br />
teilweise durch erhöhte Temperatur kompensiert werden. Für die Mehrheit der in hiesigen<br />
Breiten in Gebäuden anzutreffenden Schimmelpilzarten liegt das keimungs- bzw.<br />
wachstumsintensive Temperaturoptimum zwischen 20 und 38 °C.<br />
In der Literatur werden aber auch Temperaturen von deutlich unter 0 bis über 50 °C<br />
genannt. Darüber hinaus sind die Moleküle der Zellen nur bis zu einem thermischen<br />
Grenzwert funktionsfähig und chemisch stabil.<br />
Hier stellt erfreulicherweise bereits die durchschnittliche Körpertemperatur von Warmblütern<br />
(ca. 37 °C) für zahlreiche Spezies eine kritische Schwelle dar.<br />
Neben mineralischen Spurenelementen enthält die Biomasse von Schimmelpilzen vor<br />
allem komplexe Verbindungen aus Kohlen-, Stick- und Sauerstoff.<br />
Die beiden erstgenannten Grundbausteine müssen aus dem Nährstoffreservoir des besiedelten<br />
Substrats gewonnen werden. Eigens produzierte organische Säuren und Enzyme<br />
zerlegen dessen Bestandteile und bereiten sie für die zelleigene Verwertung auf.<br />
Vor allem zuckerhaltige Substanzen sind attraktiv, aber auch stärke-, cellulose- sowie<br />
fett- und eiweißhaltige Substrate können von vielen Arten " geknackt" werden. Da die<br />
Moleküle der beiden letztgenannten Stoffe nicht polar sind und damit nicht unmittelbar<br />
in wäßrig-gebundener Form ins Zellinnere gelangen können, werden sie durch sogenannte<br />
Exoenzyme außerhalb der Zelle in wasserlösliche Fett- und Aminosäuren zerlegt.<br />
Besonders pflanzliche Lebensmittel und Materialien organischen Ursprungs oder mit ent-<br />
Happily the average body temperature of warm-blooded creatures appears to represent<br />
a critical threshold for many species.<br />
In addition to trace mineral elements, the organic substance of micro fungi contains<br />
complex compounds of carbon, nitrogen, and oxygen. The first two of the so called<br />
basic building blocks are taken from the nutrient reservoir of the colonised substrate.<br />
Self-produced organic acids and enzymes break down its components and process<br />
them for use in the mould's cells. Sugary substances are attractive. Cellulose as well<br />
as fat, starch and protein containing substrates can be "cracked open". Because of the<br />
nonpolar property of fat and protein molecules, they cannot be conveyed directly in water<br />
bound form into the cell. They are broken down by so called exoenzymes outside the<br />
cell into water soluble fat and amino acids. Plant-based foods and materials of organic<br />
origin with such additives are in danger of moulding.<br />
Wood, leather, cotton, paper, plasterboard and rock-wool are preferred materials for<br />
mildew.<br />
If observation is limited to those microorganisms which are commonly found in and on<br />
buildings and construction materials, the following genera of fungi dominate our latitudes.<br />
The suffix sp. is the usual biological abbreviation for species = kind. The plural is indicated<br />
with spp.<br />
Acremonium spp. prefer to colonise wallpaper, plastics, plasterboard, and wood. The<br />
mycotoxins can harm the mucous membranes and skin in humans. Certain species of<br />
Acremonium develop Cephalosporine which have an antibiotic effect.<br />
Alternaria spp. belong to the so called black mould, whose sporangia and parts of the<br />
hyphae are coloured brown to black through melanin deposits. It is found above all on<br />
fruit and vegetables and flourishes on textiles, wallpaper and paint. Alternaria can trigger<br />
allergic reactions as severe as asthma, as well as develop mycotoxins.<br />
Aspergillus spp. occur in almost every colour. Among others they form white, yellow,<br />
green, reddish or black spores. They grow well on plant fibres such as cotton, hemp<br />
and jute. They also spread on synthetic material and foam rubber like upholstered furniture.<br />
Besides infesting food, they like animal faeces, cellulose, as well as moist potting<br />
compost. Among the numerous mycotoxins produced by Aspergillus spp., gliotoxin is<br />
regarded as particularly dangerous. It damages the immune system and is zytotoxic to<br />
living cells by accelerating natural cell death in animal and human bodies.
sprechenden Zusätzen sind durch Schimmelpilzbefall gefährdet.<br />
Holz, Leder, Baumwolle, Papier, aber auch Gipskarton und Mineralwolle werden von<br />
Pilzen und Bakterien gerne besiedelt.<br />
Reduziert man die Betrachtung auf die häufigsten in und an Gebäuden und Baumaterialien<br />
gefundenen Mikroorganismen, so dominieren in unseren Breiten bei den Schimmelpilzen<br />
Vertreter der im folgenden aufgeführten Gattungen.<br />
Der Appendix sp. ist eine in der Biologie gebräuchliche Abkürzung für spezies = Arten;<br />
spp. bezeichnet den Plural.<br />
Acremonium spp. siedeln bevorzugt auf Tapeten, Kunststoffen, Gipskarton und Holz.<br />
Die Mykotoxine können beim Mensch die Schleimhäute und die Haut schädigen. Bestimmte<br />
Acremonium-Arten bilden antibiotisch wirkende sogenannte Cephalosporine.<br />
Alternaria spp. gehören zu den Schwärzepilzen, deren Konidien und Teile der Hyphen<br />
durch Melanin-Einlagerungen braun bis schwarz gefärbt sind. Sie finden sich vor allem<br />
auf Obst und Gemüse und gedeihen auch auf Textilien, Tapeten und Anstrichen. Alternaria<br />
kann allergische Reaktionen bis hin zu Asthma auslösen, bildet aber auch Mykotoxine.<br />
Aspergillus spp. treten in fast allen Farben auf. Sie bilden u. a. weiße, gelbe, grüne, rötliche<br />
oder schwarze Sporen. Sie wachsen gerne auf Pflanzenfasern (Baumwolle, Hanf,<br />
Jute), aber auch auf synthetischen Geweben und Schaumstoffen (Polstermöbel). Neben<br />
der Besiedlung von Lebensmitteln schätzen sie auch Tierkot, Cellulose sowie feuchte<br />
Blumenerde. Unter den zahlreichen Mykotoxinen, die von Aspergillus spp. produziert<br />
werden, gilt das Gliotoxin als besonders gefährlich. Es schädigt das Immunsystem und<br />
ist zytotoxisch, da es den natürlichen Zelltod im tierischen und menschlichen Organismus<br />
beschleunigt.<br />
Aureobasidium spp. sind hefe- und myzelartig wachsende Ständerpilze (Basidiomycota),<br />
die sehr häufig auf Pflanzen und in Blumenerde anzutreffen sind. Farbanstriche, Tapeten,<br />
Gummi, PVC-Folien, PTFE ( " Teflon") und andere Baumaterialien in Innenräumen werden<br />
von ihnen besiedelt, angegriffen und teilweise zerstört.<br />
Chaetomium spp. gehören zu den Schlauchpilzen (Ascomycota). Im Anfangsstadium<br />
entwickeln sie ein charakteristisches, weiß-wolliges Myzel, das sich nach Feuchteschäden<br />
sehr schnell auf cellulosehaltigen Substraten wie Tapeten und Büchern ausbreitet. In<br />
fortgeschrittenen Wachstumsstadien zeigen sich die Kolonien in zunehmend dunkleren<br />
Sporenträger eines Pinselschimmels<br />
Conidia of "paint-brush" mould<br />
(Penicillium sp.)<br />
Aureobasidium spp. are mushrooms with both yeast-like and mycelium-like growth characteristics<br />
(Basidiomycota). They are often seen on plants and in potting compost.<br />
Paints, wallpaper, and even rubber, PVC sheets, Teflon and other building materials in<br />
indoor spaces can be infected, weakened and in part destroyed.<br />
Cheatomium spp. belong to the Sac fungi (Ascomycota). In the early stages, they develop<br />
a characteristic, woolly-white mycelium which can spread very quickly after water<br />
damage on cellulose substrata such as wallpaper and books. In the more advanced<br />
phases of growth the colonies show increasingly darker colours which range from grey,<br />
olive, and reddish brown, to black.<br />
Cladosporium spp. are representatives of the black mould which have black-brown coloured<br />
spores and hyphae parts. They are very common and grow preferably on plants<br />
or leaves. In water-damaged buildings colonies quickly appear on textiles, furniture and<br />
plaster.<br />
Fusarium spp. prefer animal feed and food but also textiles, paints, wallpaper and oilbased<br />
lubricants. The mycelium and spores of the Fusarium are typically colourless. However,<br />
some species develop yellowish, reddish or violet coloured pigmentation, which<br />
protects the organism in its natural habitat from UV radiation.<br />
Mucor spp. belong to the genus of pin moulds. Many species are coprophile because<br />
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78_<br />
Konidien eines Käseschimmels<br />
Conidia of a "cheese" mildew<br />
(Penicillium roquefortii)<br />
Farben, die von Grau, über Oliv, Rotbraun bis hin zu Schwarz reichen.<br />
Cladosporium spp. haben als Vertreter der Schwärzepilze braun bis schwarzbraun gefärbte<br />
Sporen und Hyphenteile. Sie sind sehr häufig und wachsen bevorzugt auf Pflanzen<br />
oder Laub. Auch auf Textilien, Möbeln und Putz sind sie nach Feuchtigkeitsschäden<br />
in Gebäuden schnell zur Stelle.<br />
Fusarium spp. kommen bevorzugt in Futter- und Lebensmitteln, jedoch auch auf Textilien,<br />
Anstrichen, Tapeten und in ölhaltigen Schmierstoffen vor. Myzel und Sporen der<br />
Fusarien sind typischerweise farblos. Einige Arten bilden aber gelbliche, rötliche oder<br />
violette Farbstoffe, die in der natürlichen Umgebung den Organismus gegen UV-Strahlung<br />
schützt.<br />
Mucor spp. gehören zur Gattung der Jochpilze. Viele Arten gelten als ausgesprochen<br />
coprophil, da sie häufig Pferde- oder Kuhmist als Substrate nutzen. Besonders in der<br />
Idiophase entwickeln einige Spezies auffällig hohe, wollig anmutende Myzelien, die sie<br />
von Schimmelpilzen mit flachem, samtigem Wachstum deutlich unterscheidet. Die Hyphen-<br />
färbung reicht von hellgrau bis gelblich-grau. Einatmen der Sporen kann allergische Reaktionen<br />
auslösen.<br />
Penicillium spp. Die bekannten grünen bis türkisblauen Pilze schätzen besonders Temperaturen<br />
zwischen 20 und 30 °C. Sie gedeihen auf vielen frischen und weiterverar-<br />
they use mainly horse and cow dung as substrate. Especially in the idiophase, some<br />
species develop distinctly tall, woolly-looking mycelia which distinguish them clearly from<br />
moulds with flat, velvety growth. The colouring of the hyphae ranges from light grey to<br />
yellow grey. Inhaling the spores can trigger allergic reactions.<br />
Penicillium spp. are the well known green to turquoise-blue fungi which especially like<br />
temperatures between 20 and 30 °C. They flourish on many fresh and processed foods<br />
like fruit, flour, bread, cheese and jam. They prefer moist cellars, bathrooms, plastics,<br />
wallpaper, upholstered furniture and mattresses. Penicillium can cause allergic reactions<br />
like irritation of the mucous membranes, nettle rash, or asthma.<br />
Stemphylium spp. belong likewise to the family of black mildews. Through their world<br />
wide dissemination these inhabitants of decay, the saprophytes, belong to the most<br />
important decomposers of plant and animal products, like cotton, linen, wool, felt and<br />
leather. Stemphylium appears indoors by high moisture conditions on cellulose-containing<br />
materials like wallpaper and also on coatings and other plastics.<br />
Trichoderma spp. grow best on cellulose-rich substrates and temperatures between<br />
0 and 37 °C. Wallpaper, plasterboard, as well as plaster, tiles, elastomers, or plywood<br />
are their favourites. As with all fungi, the utilisation of these complex substances, is<br />
accomplished at first through their breakdown by means of specialised biological catalysts<br />
(exoenzymes) outside of the cell. Individual species produce trichodermine which<br />
is poisonous for plants.<br />
Ulocladium spp. are black moulds with the previously mentioned colouring. They are<br />
often found indoors and have been detected on rocks, concrete, wallpaper, silicon seals,<br />
wood and chipboards.<br />
Since the growing conditions of most mildew species correspond to a large degree<br />
with one another, they are often found side-by-side. Mildew occurring indoors shows,<br />
however, differences in the requirement of available water in the substrate. The colonies'<br />
manifestations and colours are so varied, that individual species as a rule cannot be<br />
identified through macroscopic observation alone. Laboratory investigations are therefore<br />
absolutely necessary.
eiteten Lebensmitteln (Obst, Mehl, Brot, Käse, Marmelade) sowie in feuchten Kellern,<br />
Badezimmern, auf Kunststoffen, Tapeten, Polstermöbeln und in Matratzen. Penicillium<br />
kann allergische Reaktionen wie z. B. Schleimhautreizung, Nesselfieber oder Asthma<br />
hervorrufen.<br />
Stemphylium spp. gehören ebenfalls zur Familie der Schwärzepilze. Durch Melanineinlagerung<br />
zeigen Hyphen und Sporen eine meist schwarze Färbung. Durch ihre weltweite<br />
Verbreitung zählen diese Fäulnisbewohner (Saprophyten) zu den wichtigsten Zerstörern<br />
von Produkten pflanzlichen und tierischen Ursprungs (z. B. Baumwolle, Leinen, Wolle,<br />
Filz, Leder). Stemphylium tritt bei hoher Feuchte in Innenräumen auf cellulosehaltigem<br />
Material wie Tapeten, aber auch auf Beschichtungen und anderen Kunststoffen auf.<br />
Trichoderma spp. bevorzugen cellulosereiche Substrate und Wachstumstemperaturen<br />
zwischen 0 und 37 °C. Tapeten, Gipskarton sowie Putze, Fliesen, Elastomere oder<br />
Spanplatten werden gerne besiedelt. Wie bei allen Pilzen erfolgt die Nutzbarmachung<br />
dieser komplexen Verbindungen zunächst durch Zerlegung mittels Biokatalysatoren<br />
(Exoenzyme) außerhalb der Zelle. Einzelne Arten produzieren das vor allem für Pflanzen<br />
giftige Trichodermin.<br />
Ulocladium spp. sind Schwärzepilze mit der bereits erwähnten Färbung. Sie sind in Innenräumen<br />
häufig vertreten und lassen sich auf Steinen, Beton, Tapeten, Silikondichtungen,<br />
Holz und Spanplatten nachweisen.<br />
Weil die Wachstumsbedingungen für die meisten der genannten Schimmelpilzarten<br />
weitgehend übereinstimmen, sind sie meist in Mischkulturen anzutreffen. Die im Innenraum<br />
vorkommenden Schimmelpilze zeigen jedoch unterschiedliche Ansprüche an das<br />
verfügbare Wasser im Substrat. Die Erscheinungsformen und Färbungen der Kolonien<br />
sind so vielfältig, dass durch makroskopische Betrachtung allein einzelne Spezies in der<br />
Regel nicht identifizierbar sind. Untersuchungen im Labor sind dafür unumgänglich.<br />
Hauptfruchtform des Aspergillus<br />
Dominant conidiphores of Aspergillus<br />
(Eurotium herbariorum)<br />
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80_<br />
Schwärzepilze (cellulose-abbauende Art)<br />
Black mould (cellulose-decomposing specie)<br />
(Stachybotrys sp.)<br />
Bakterien<br />
Über die in Gebäuden vorkommenden Bakterien ist das Wissen noch sehr lückenhaft.<br />
In der Literatur finden sich meist summarische Hinweise auf die beiden Hauptvertreter<br />
Streptomyces spp. und Bacillus spp. Erstere gehören zur Ordnung der Aktinomyceten.<br />
Deren deutsche Bezeichnung " Strahlenpilze" (zu griech. aktin = Strahl und mykos =<br />
Schleim, Pilz) ist irreführend. Es sind keine Pilze, sondern aerobe Einzeller, die in fadenförmigen,<br />
myzelähnlichen Formationen zu Zellverbänden heranwachsen. Ubiquitär<br />
kommen sie in Feld- und Walderde vor, sind als sogenannte Erstbesiedler häufig auch im<br />
Hausstaub und auf feuchtem Baumaterial zu finden. Ihre Metaboliten sollen für den Menschen<br />
weitgehend ungefährlich sein. Ungeklärt ist, ob dies auch für die Zellbestandteile<br />
der Mikroorganismen gilt. Bacilli sind stäbchenförmige, in der Regel aerob stoffwechselnde<br />
Bakterien, die sich hauptsächlich – wie die meisten Pilze auch – von abgestorbenem<br />
organischen Material ernähren. In höchstem Maße anpassungsfähig, überleben<br />
sie oder ihre Sporen auch an extremen Standorten, wie z. B. im Wüstensand, in heißen<br />
Quellen, in Salzseen oder in der Arktis.<br />
Dicke Luft<br />
Im Bunker unter dem Marktplatz sind vermutlich die meisten der genannten Spezies<br />
anzutreffen. Angesichts der gerade beschriebenen Gefährdung, war es angebracht, sich<br />
während der <strong>Photo</strong>aufnahmen mit Atemschutzmasken, Latexhandschuhen und Over-<br />
Bacteria<br />
Knowledge about the bacteria found in buildings is still quite patchy. In the literature<br />
there are mostly summarising references about both the main types, Streptomyces spp.<br />
and Bacillus spp. The former belong to the order of Actinomycetales. The German notion<br />
"radiating fungi" is deceptive. They are not fungi, but are instead aerobic single-cells<br />
which grow in thread-like, mycelium-like formations into large groups of cells. They are<br />
ubiquitous in field and forest soil and so called first colonists. Thus, they are mainly present<br />
in house dust and on moist building materials. Their metabolites are, for the most<br />
part, not dangerous. It is not clear if this is true for the cell's components, as well. Bacilli<br />
are rod-shaped bacteria with an aerobic metabolism. They nourish themselves, like most<br />
fungi, from non-living organic material. Being extremely adaptable, they or their spores<br />
survive in extreme climates, such as in desert sand, in hot springs, in salt lakes or in the<br />
Arctic.<br />
Foul Vapours<br />
It is assumed that most of the species mentioned above are present at the Marktplatz<br />
bunker. In the face of the hazards described above, it was advisable to wear breathing<br />
masks, rubber gloves and overalls during the shootings. Tight fitting goggles should also<br />
have been part of the requisite protective outfit. Alas, all these measures did not prevent<br />
the musty stench of the bunker from penetrating the triple polyester fleece layers of our<br />
coveralls, and from lingering for days afterwards in the clothes worn underneath.<br />
The emanations of the microorganisms are scientifically classified as microbial volatile<br />
organic compounds or MVOC. These olfactory substances are part of the gaseous<br />
metabolites. Their composition is determined by the species involved and the environmental<br />
conditions for growth. For instance, the characteristic champignon odour derives<br />
from 1-Octen-3-ol (octenol), an oily, short-chained hydrocarbon employed in its synthetic<br />
form as so called 'mushroom alcohol' in the food and fragrance industry. Due to its<br />
high boiling temperature of over 170 °C, this scent is in most cases suppressed by the<br />
'typical mould odour'.<br />
This likewise is not generated exclusively by fungi such as the black mould, (Chaetomium<br />
murorum and Chaetomium Globosum), but primarily by Streptomyces bacteria.<br />
These organisms are the main cause for the earthy odour which wafts not only from a<br />
damp basement, but also in that which rises from a freshly-ploughed field. In spite of<br />
the influences of civilization, the human nose is extremely sensitive to the gas geosmin
alls zu schützen. Eigentlich gehören auch dicht abschließende Schutzbrillen dazu. All<br />
diese Maßnahmen haben jedoch nicht verhindert, daß der penetrant muffige Geruch in<br />
den Räumen die dreifache Polyester-Vliesschicht der Schutzkleidung durchdrungen und<br />
sich für Tage in der darunter getragenen Kleidung festgesetzt hat. Diese Ausdünstungen<br />
der Mikroorganismen werden wissenschaftlich als MVOC (microbial volatile organic<br />
compounds) bezeichnet. Die Geruchsstoffe gehören zu den gasförmigen Metaboliten<br />
und ihre Zusammensetzung hängt von den beteiligten Arten und den Wachstumsbedingungen<br />
ab.<br />
Der charakteristische " Champignon-Geruch" z. B. stammt von 1-Octen-3-ol, einer öligen,<br />
kurzkettigen Kohlenwasserstoffverbindung, die in synthetischer Form als sogenannter<br />
" mushroom alcohol" auch in der Lebensmittel- und der Duftstoffindustrie eingesetzt<br />
wird. Wegen seines hohen Siedepunkts von über 170 °C wird diese Duftnote in vielen<br />
Fällen aber vom " typischen Schimmelgeruch" überdeckt. Dieser stammt allerdings nicht<br />
nur von Schimmelpilzen (z. B. den Schwärzepilzen Chaetomium murorum und Chaetomium<br />
globosum). Vor allem Streptomyces-Bakterien sind an dem erdigen Geruch, der<br />
einem feuchten Keller, aber auch einem frisch gepflügten Acker entströmt beteiligt.<br />
Für das Gas Geosmin ( " nach Erde riechend") ist die menschliche Nase – trotz aller Zivilisationseinflüsse<br />
– äußerst empfindlich. Beim Einatmen werden bereits 1 Geosmin-Molekül<br />
in 1 Billionen Moleküle Luft (1 ppt) von den Rezeptoren der Riechzellen registriert.<br />
Selbst in intensiv schmeckenden Flüssigkeiten wie Wein oder Fruchtsaft reichen 20 - 30<br />
Milliardstel Gramm (ng) der Verbindung pro Liter Flüssigkeit aus, um sie wahrzunehmen.<br />
Gerüche sind sehr archaische Signale aus der Umwelt, die Menschen instinktiv bewerten.<br />
Bekanntlich verarbeiten schon Kleinstkinder erste Geruchserfahrungen, lange bevor<br />
sie in der Lage sind, auf komplexe visuelle Reize zu reagieren.<br />
Wohl auch deshalb werden olfaktorisch geprägten Erinnerungen eine noch tiefere Verankerung<br />
in unserem Gehirn nachgesagt, als wir es von visuellen Eindrücken gewohnt<br />
sind.<br />
Bei der Zusammenstellung der Informationen über Schimmelpilze und Bakterien wurde u. a. auf folgende Fachpublikationen<br />
zurückgegriffen:<br />
G. Fischer, R. Thißen, R.-K. Hinz, N. Hollbach, C. Schmitz und W. Dott: Luftgetragene Schimmelpilze in der Umwelt<br />
des Menschen – gesundheitliche Relevanz und Möglichkeiten der Risikobewertung. Gefahrstoffe – Reinhaltung<br />
der Luft 65 (9) (2005) S. 335-340<br />
Hankammer, G.; Lorenz, W.: Schimmelpilze und Bakterien in Gebäuden, Verlag Rolf Müller, Köln 2003<br />
Mücke, W.; Lemmen, Ch.: Schimmelpilze. Vorkommen, Gesundheitsgefahren, Schutzmaßnahmen,<br />
Ecomed Verlag, Landsberg 2000<br />
Reiß, J.: Schimmelpilze. Lebensweise, Nutzen, Schaden, Bekämpfung, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1997<br />
Sedlbauer, K.: Vorhersage von Schimmelpilzbildung auf und in Bauteilen, Dissertation, Universität Stuttgart 2001<br />
Sporenträger eines Schwärzepilzes<br />
Concidiphores of black mould<br />
(Epicoccum nigrum)<br />
("smelling like soil"), which is a derivative of terpene. When inhaled, one geosmin molecule<br />
can be detected among one billion molecules of air (1 ppt) by the receptors of the<br />
olfactory cells.<br />
Even in intensely tasting liquids such as wine or juice, 20 - 30 billionths of a gram can<br />
be perceived.<br />
Odours are very archaic environmental signals which humans instinctively evaluate. It is<br />
well known that infants already process primary olfactory experiences, well before they<br />
are able to react to complex visual stimulations.<br />
Because of this, it is said that smell based memories are anchored more deeply in our<br />
brain than visual impressions.<br />
For the compilation of information about fungi and bacteria, the following references were consulted:<br />
G. Fischer, R. Thißen, R.-K. Hinz, N. Hollbach, C. Schmitz and W. Dott: Luftgetragene Schimmelpilze in der Umwelt<br />
des Menschen – gesundheitliche Relevanz und Möglichkeiten der Risikobewertung. Gefahrstoffe – Reinhaltung<br />
der Luft 65 (9) (2005) p. 335-340<br />
Hankammer, G.; Lorenz, W.: Schimmelpilze und Bakterien in Gebäuden, Verlag Rolf Müller, Köln (Cologne) 2003<br />
Mücke, W.; Lemmen, Ch.: Schimmelpilze. Vorkommen, Gesundheitsgefahren, Schutzmaßnahmen,<br />
Ecomed Verlag, Landsberg 2000<br />
Reiß, J.: Schimmelpilze. Lebensweise, Nutzen, Schaden, Bekämpfung, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1997<br />
Sedlbauer, K.: Vorhersage von Schimmelpilzbildung auf und in Bauteilen, Dissertation, University of Stuttgart 2001<br />
_81
82_
<strong>Photo</strong>graphische Mustersammlung<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
<strong>Photo</strong>graphic Sample Collection<br />
_83
84_
86_
88_
90_
92_
94_
96_
98_
100_
102_
104_
106_
Makro<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
Close-up<br />
_107
108_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Dematiaceae<br />
(Schwärzepilz, unspez. / Black mould, unspec.)<br />
13.07.2005<br />
52<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,4<br />
91,9
110_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Dematiaceae<br />
(Schwärzepilz, unspez. / Black mould, unspec.)<br />
13.07.2005<br />
78<br />
1<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,1<br />
95,3
112_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Dematiaceae<br />
(Schwärzepilz, unspez. / Black mould, unspec.)<br />
13.07.2005<br />
55<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,4<br />
94,9
114_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Dematiaceae<br />
(Schwärzepilz, unspez. / Black mould, unspec.)<br />
13.07.2005<br />
57<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,4<br />
93,8
116_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Schimmelpilz-Myzelien ( " gealtert")<br />
Mycelia of mildew ("aged")<br />
13.07.2005<br />
71<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,4<br />
93,2
118_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Basidiomycota<br />
(weiß-wattiges Myzel / white cotton wool mycel)<br />
13.07.2005<br />
66<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,5<br />
95,1
120_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Ständer- und Schimmelpilz-Myzelien<br />
Mushroom and mould mycelia<br />
13.07.2005<br />
49<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,6<br />
91,5
122_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Basidiomycota<br />
(Ständerpilz-Myzel, unspez. / Mushroom mycel, unspec.)<br />
13.07.2005<br />
60<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,5<br />
94,1
124_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Chaetomium sp.<br />
(schwarze Pünktchen / black spots)<br />
13.07.2005<br />
88<br />
1<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,2<br />
96
126_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Chaetomium sp.<br />
(schwarze Pünktchen / black spots)<br />
13.07.2005<br />
65<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,5<br />
94,9
128_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Dematiaceae<br />
(Schwärzepilz, unspez. / Black mould, unspec.)<br />
13.07.2005<br />
60<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,5<br />
94,1
130_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Ulocladium sp. (gold-braun / gold-brown)<br />
Chaetomium sp. (oliv-schwarz / olive-black)<br />
Basidiomycota (weiße Myzelien / white mycelia)<br />
13.07.2005<br />
68<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,6<br />
96,3
132_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Chaetomium sp.<br />
(schwarze Pünktchen / black spots)<br />
13.07.2005<br />
66<br />
2<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,5<br />
95,1
134_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Chaetomium sp.<br />
(oliv-schwarze Perithecien / olive-black perithecia)<br />
13.07.2005<br />
93<br />
1<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,1<br />
94,7
136_<br />
Fungi<br />
Date<br />
Room<br />
Aisle<br />
Chaetomium sp.<br />
(schwarze Pünktchen / black spots)<br />
13.07.2005<br />
85<br />
1<br />
ph<br />
Temperature °C<br />
Humidity %<br />
5,5 - 7,5<br />
18,3<br />
93,1
138_
Herausgeber und Autoren<br />
Jörg Esefeld<br />
Jörg Esefeld studierte Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart und<br />
war Assistent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ETH Zürich. Verschiedene Lehraufträge<br />
und Gastkritiken, arbeitet als Architekt und Stadtplaner in Stuttgart. Seit 2004<br />
Verlag mit Johannes Traub (edition esefeld & traub).<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
Prof. Werner <strong>Lorke</strong> beschäftigt sich als Physiker beruflich und in der Lehre mit der Anwendung<br />
von Werkstoffen. Als <strong>Photo</strong>graph interessieren ihn die sichtbaren Veränderungen<br />
von Materialien und Objekten durch Gebrauch und Einwirkungen der Umwelt.<br />
In Ausstellungen sowie Publikationen thematisiert er die technischen und ästhetischen<br />
Beziehungen zwischen Zerfall, Zeit und Erinnerung.<br />
Roland Müller<br />
Dr. Roland Müller studierte Geschichte und Germanistik, er wurde mit dem Thema<br />
" Stuttgart zur Zeit des Nationalsozialismus" promoviert. Seit 1996 engagiert er sich als<br />
Direktor des Stadtarchivs Stuttgart besonders für das Gedächtnis der Stadt. Zudem ist<br />
er seit 1995 Lehrbeauftragter der Universität Stuttgart.<br />
Dietrich W. Schmidt<br />
Dietrich W. Schmidt studierte Architektur und Kunstgeschichte an der TH München.<br />
In zahlreichen Ausstellungen sowie Buch- und Zeitschriftenbeiträgen setzte er sich mit<br />
Denkmalfragen und der Architektur des 20. Jahrhunderts auseinander. Seit 1994 ist er<br />
stellvertretender Direktor des Instituts für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart.<br />
Editor and Authors<br />
Jörg Esefeld<br />
Jörg Esefeld studied Architecture and Urban Planning at the University of Stuttgart and<br />
filled positions of Assistant Lecturer and Research Assistant at the ETH in Zürich. Thereafter,<br />
he held several teaching positions and guest critic positions. He is professionally<br />
engaged as architect and urban planner in the Stuttgart area. Since 2004, together with<br />
Johannes Traub, he has operated as publisher – edition esefeld & traub.<br />
Werner <strong>Lorke</strong><br />
Prof. Werner <strong>Lorke</strong> is a physicist. He focuses on applied material science. As a photographer<br />
he is fascinated by the visible transformations of both objects through environmental<br />
effects and objects under use. Through exhibits and publications he explores the<br />
technical and aesthetic relationships among decay, time and memory.<br />
Roland Müller<br />
Dr. Roland Müller's area of expertise is History and German Language. His dissertation<br />
dealt with "Stuttgart during the Time of the Nazis". Since 1996, as director of the Archive<br />
of the City of Stuttgart, he has been engaged with tracking down clues to the history of<br />
the citizens. Since 1995 he has been a lecturer at the University of Stuttgart.<br />
Dietrich W. Schmidt<br />
Dietrich W. Schmidt studied Architecture and Art History at the TH / Technical University<br />
of Munich. He has confronted questions of historic preservation and 20 th century architecture<br />
in numerous exhibits as well as books and articles. Since 1994 he has been<br />
deputy director of the Institute for Architectural History at the University of Stuttgart.<br />
_139
140_
Dank schulden die Herausgeber allen, die dazu beigetragen haben das interdisziplinäre<br />
Projekt zu realisieren.<br />
Unser Dank gilt insbesondere der Branddirektion Stuttgart für den Zugang zum Bunker,<br />
dem Stadtarchiv Stuttgart für die wertvollen Quellenhinweise und historischen Abbildungen.<br />
Prof. Dr. Guido Fischer steuerte wichtige Informationen zur Mykologie bei.<br />
Frau Christina Hellhund hat die gestalterische Grundlage des Buches geschaffen.<br />
Leeta und Peter von Bülow haben die deutschen Texte ins Englische übertragen.<br />
Frau Dr. Anette Gangler und Frau Ayfer Sen übernahmen das Lektorat.<br />
Herrn Dubravko Tomac dankt der <strong>Photo</strong>graph besonders für seine Hilfe während der<br />
<strong>Photo</strong>aufnahmen.<br />
Danksagung Acknowledgements<br />
The editors are indebted to all who helped to realise this interdisciplinary project.<br />
We extend our special thanks to the Branddirektion Stuttgart for enabling entry into the<br />
bunker, and to the Stadtarchiv Stuttgart for providing access to valuable historic documents<br />
and images.<br />
Prof. Dr. Guido Fischer provided important mycological information.<br />
The graphic layout was created by Christina Hellhund.<br />
The English translation was carried out by Leeta and Peter von Bülow.<br />
The editorial office was assumed by Dr. Anette Gangler and Ms. Ayfer Sen.<br />
The photographer thanks Mr. Dubravko Tomac for his endurance during the shootings.<br />
_141
142_
Bildnachweise<br />
Quelle / Seite / <strong>Photo</strong><br />
Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung der Stadt Stuttgart<br />
S. 6: Luftbild Marktplatz Stuttgart<br />
Architekturbüro Neugebauer & Rösch<br />
S. 21: 5 Stuttgart, Ideenwettbewerb " Neuer Bunkerzugang", 1. Preis, 1995<br />
Enius AG, Nürnberg<br />
S. 74-S. 81: Schimmelpilze<br />
Hannes Kilian, Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart<br />
S. 12: Stuttgart, Hotel am Rathaus, Hoteleingang Marktplatz, 1946<br />
S. 21: 2 Stuttgart, Hotel am Rathaus, Rezeption, 1946<br />
Fotosammlung Kochmann, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main<br />
S. 24: Eingang zum Bunkerhotel am Hauptbahnhof, Frankfurt am Main, 1947<br />
Dietrich W. Schmidt (IAG – Institut für Architekturgeschichte, Universität Stuttgart)<br />
S. 14: 1 Steinhaldenfeld, Hochbunker Zuckerbergweg, 1988 / 2 Steinhaldenfeld, Hochbunker<br />
Kolpingstrasse / Im Haigner, 2004 / 3 Im Wolfbusch, Hochbunker am Seelachweg,<br />
2001 / 4 Feuerbach, Hochbunker am Pragsattel, 2001 / 5 Feuerbach, Hochbunker<br />
am Bahnhof / 6 Neuwirtshaus, Bunker am Kirchplatz (SW-Ansicht), 1998<br />
SCALA Architekten (Jörg Esefeld)<br />
S. 17: 1 Lageplan Stadtzentrum Stuttgart / 2 Grundriß Marktplatzbunker<br />
Stadtarchiv Stuttgart<br />
S. 16: 1 Stuttgart, Bau des Marktplatzbunkers, Lithographie von Albert Mädler, 1941 /<br />
2 Stuttgart, Marktplatzbunker, Bauphase (Blick zur Hirschstraße), 1941 / 3 Stuttgart,<br />
Marktplatzbunker, Bauphase (Blick zur Schulstraße), 1941 / 4 Stuttgart, Marktplatzbunker,<br />
Bauphase (Blick zur Marktstraße), 1941 / 5 Stuttgart, Marktplatzbunker, Bauphase<br />
(Blick zum Rathaus), 1941<br />
S. 21: 1 Stuttgart, Hotel am Rathaus (im Hintergrund das Schuhhaus Bletzinger), 1947 /<br />
3 Stuttgart, Hotel am Marktplatz (Blick zur Kirchstraße), 1950 / 4 Stuttgart, Hotel am<br />
Marktplatz, Hotelabgang (Kraufmann & Kraufmann Pressephoto) / 6 Marktplatz mit ehemaligem<br />
Hotelabgang (Blick nach W), 1990<br />
Credits<br />
Source / Page / <strong>Photo</strong><br />
Bureau of Planning and Redevelopment for the City of Stuttgart<br />
p. 6: Arial photo of the Marktplatz in Stuttgart<br />
Architecture office Neugebauer & Rösch<br />
p. 21: 5 Stuttgart, Concept Competition "New Entrance to the Bunker", 1 st Prize, 1995<br />
Enius AG, Nuremberg<br />
pp. 74-81: Mildew<br />
Hannes Kilian, Museum for the History of Baden-Württemberg, Stuttgart<br />
p. 12: Stuttgart, Hotel at the Rathaus, Hotel entrance on Marktplatz, 1946<br />
p. 21: 2 Stuttgart, Hotel at the Rathaus, Reception, 1946<br />
<strong>Photo</strong> collection Kochmann, Institute for the History of Frankfurt am Main<br />
p. 24: Entrance to the bunker hotel at the main train station, Frankfurt am Main, 1947<br />
Dietrich W. Schmidt (IAG – Institute for Architectural History, University of Stuttgart)<br />
p. 14: 1 Steinhaldenfeld, aboveground bunker Zuckerbergweg, 1988 / 2 Steinhaldenfeld,<br />
aboveground bunker Kolpingstrasse / Im Haigner, 2004 / 3 Im Wolfbusch, aboveground<br />
bunker at Seelachweg, 2001 / 4 Feuerbach, aboveground bunker at Pragsattel,<br />
2001 / 5 Feuerbach, aboveground bunker at the train station / 6 Neuwirtshaus, bunker<br />
at Kirchplatz (SW façade), 1998<br />
SCALA Architects (Jörg Esefeld)<br />
p. 17: 1 Site plan of Stuttgart city centre / 2 Plan of the Marktplatz bunker<br />
Stuttgart City Archive<br />
p. 16: 1 Stuttgart, the Marktplatz bunker, Construction, Lithography by Albert Mädler,<br />
1941 / 2 Stuttgart, the Marktplatz bunker, Construction (View toward Hirschstrasse),<br />
1941 / 3 Stuttgart, the Marktplatz bunker, Construction (View toward Schulstrasse),<br />
1941 / 4 Stuttgart, the Marktplatz bunker, Construction (View toward Marktstrasse),<br />
1941 / 5 Stuttgart, the Marktplatz bunker, Construction (View toward Rathaus), 1941<br />
p. 21: 1 Stuttgart, Hotel at Rathaus (shoe house Bletzinger in background), 1947 / 3<br />
Stuttgart, Hotel at Marktplatz (View toward Kirchstrasse), 1950 / 4 Stuttgart, Hotel at<br />
Marktplatz, descent to entrance (Kraufmann & Kraufmann press photo) / 6 Marktplatz<br />
with former hotel entrance (View toward W), 1990<br />
_143
edition<br />
esefeld<br />
& traub<br />
Erschienene Bücher<br />
01 U M K E H R U N G E N<br />
02 B U N K E R b i o t o p
edition<br />
esefeld<br />
& traub<br />
ISBN 3-9809887-2-4