Römermuseum Avenches – Dauerausstellung - Musée Romain ...

Römermuseum Avenches – Dauerausstellung - Musée Romain ... Römermuseum Avenches – Dauerausstellung - Musée Romain ...

09.01.2013 Aufrufe

Erdgeschoss Die Bewohner der römischen Schweiz und der Tod Die aussergewöhnlichen Funde der Nekropole von En Chaplix Schlafes. Im Grabzusammenhang stehen Gruppen von Satyrn mit Bacchus für das jenseitige Leben in Rausch und ohne Sorgen. Als Dachbekrönung des Denkmals erinnert die Gruppe an das Aufsteigen des Toten in eine göttliche Sphäre und an sein Weiterleben nach dem Tode. Diese Gruppe ist von grosser Bedeutung, da sie eine der frühesten Übernahmen dieses hellenistischen Motivs (3.-2. Jh. v. Chr.) in römischer Zeit darstellt. Kalksteingruppe, Dachbekrönung des nördlichen Grabdenkmals. Um 30 n. Chr. 10. Kopf eines weinseligen Silens (S. 14, 3) Kennzeichnend für die Silene, die wie die Satyrn zum Gefolge des Bacchus gehören, sind die Pferdeohren, der kahle Kopf und die Knollennase. Der Vergleich mit anderen bekannten Statuen lässt vermuten, dass der Silen angelehnt, mit überkreuzten Beinen dargestellt wurde, den Kopf nach rechts gewendet. Er trägt einen Kranz aus Efeublättern und Blumen. Die Kopfbewegung und der ekstatische Ausdruck des Gesichts weisen wie bei der Gruppe des Satyrn mit Bacchuskind auf ein hellenistisches Vorbild (3.-2. Jh. v. Chr.). Die Silensstatue, die in der Gartenanlage einer Nekropole aufgestellt war, symbolisiert das sorgenfreie Leben nach dem Tode. Fragment einer Kalksteinstatue aus der näheren Umgebung des nördlichen Grabdenkmals. Um 30 n. Chr. 11. Büste einer Nereide Die Nereiden sind Meeresgottheiten, Töchter des Nereus, des Meergreises. Diese Büste einer Nereide ist das Fragment einer zu Nr. 12 symmetrischen Gruppe, von der ausserdem nur noch ein Fragment des Fischschwanzes des Triton erhalten ist. Zum Vorbild und der Symbolik siehe die besser erhaltene Gruppe der rechten Seite. Gruppe aus Kalkstein aus der oberen linken Ecke der Fassade des Grabdenkmals. Um 30 n. Chr. 12. Triton greift nach einer Nereide (1) Die Tritonen sind Meereswesen mit menschlichem Kopf und Rumpf, der ab der Bauchpartie in einen Fischschwanz übergeht. Sie gehören zum Gefolge des Meeresgottes Neptun. Der Triton versucht hier, mit beiden Händen auf seinem Fischschwanz eine völlig erschreckte Nereide festzuhalten, deren Mantel vom Wind weit aufgebläht ist. Die Vorlagen für diese Triton-Nereiden-Gruppe sind in der hellenistischen Zeit (3.-2. Jh. v. Chr.) zu finden. Das Motiv taucht häufig im figürlichen Dekor von Grabmonumenten auf, vor allem auf Sarkophagen. Symbolisch stehen diese Meereswesen für das glückliche, sorgenfreie Leben im Jenseits. Gruppe aus Kalkstein aus der oberen Ecke der Fassade des nördlichen Denkmals. Um 30 n. Chr. Das südliche Grabdenkmal Der zweite Bau wurde nach demselben Muster errichtet. Aufgrund des festeren Untergrunds waren in diesem Fall keine Grundpfosten nötig. Deswegen ist es nicht möglich, diesen Grabbau genauso exakt zu datieren wie den ersten. Besser erhalten ist hier der sehr ähnliche Skulpturendekor. Im oberen Teil des Sockelbaus tragen statt der Tritonen Greifen die Nereiden. Auf den Postamenten bildeten wohl einst zwei sog. „tanzende“ Attisfiguren gefolgt vom clipeus (rundes, schildförmiges Dekorationsmotiv) die Rahmung für die nicht mehr erhaltene Grabinschrift. 1 2 15 Erdgeschoss

Erdgeschoss Die Bewohner der römischen Schweiz und der Tod Die aussergewöhnlichen Funde der Nekropole von En Chaplix In der viereckigen Aedicula, ein säulenumrahmtes Stockwerk, waren ein mit der Toga bekleideter Mann und zu seinen beiden Seiten ein weiterer Mann und eine Frau dargestellt. Den Abschluss des im Grundriss viereckigen, in Form einer geschweiften Pyramide aufsteigenden Daches bildet ein Pinienzapfen, Symbol der Unsterblichkeit. 13. Porträt eines Mannes (S. 15, 2) Die erhaltenen Fragmente erlauben die Restituierung einer Statue, die einen der Verstorbenen als römischen Bürger in der Toga dargestellt, mit einer Schriftrolle (volumen) in der Hand; zu seinen Füssen befand sich ein Kästchen (scrinium), in dem die Schriftrollen aufbewahrt wurden. In die Stirn sind Löcher eingearbeitet zum Einsetzen einer jetzt verlorenen Krone aus Metall. Das Strähnenmotiv der Frisur lehnt sich an Darstellungen des Kaisers Tiberius (14- 37 n. Chr.) an. Die realistischen Gesichtszüge sind ein Rückgriff auf den ausdrucksstarken Stil der spätrepublikanischen Zeit (1. Jh. v. Chr.). Dieses sehr fein gearbeitete Bildnis ist eines der seltenen Beispiele von Privatporträts, die in der Schweiz gefunden wurden. Grabstatue aus Kalkstein. Befand sich in der linken Hälfte der Aedicula des südlichen Grabdenkmals. Um 40 n. Chr. 14. Kopf des Attis Attis, phrygischer Vegetationsgott und Geliebter der kleinasiatischen Göttin Kybele, ist traurig und in Gedanken versunken dargestellt. Seine Attribute sind die phrygische Mütze und ein Barbarengewand. Im Grabkontext verkörpert diese Figur die Trübsal des Todes und die Erwartung der Auferstehung. Diese Statue war zusammen mit einer weiteren Figur, von der nur einige Fragmente gefunden wurden, in der Gartenanlage der Nekropole aufgestellt. Kalksteinstatue, aus der unmittelbaren Umgebung des südlichen Grabdenkmals. Um 40 n. Chr. 15. Tanzender Attis und Rand eines clipeus (1) Aus dem Kalksteinblock ist die Darstellung des tanzenden Attis im Relief herausgearbeitet. Sein linker Arm ist erhoben, der rechte Arm ist in die Hüfte gestützt. Er trägt die phrygische Mütze und ein Barbarengewand, das aus einer langärmeligen, doppelt gegürteten Tunika, einer Hose und einem Mantel darüber besteht. Der clipeus (ein rundes, schildförmiges Dekorationsmotiv), der sich auf dem Steinblock daneben befand und nicht erhalten ist, trug wahrscheinlich entweder einen floralen Dekor oder eine Maske. Bei diesem Dekorationsmotiv sowie der Darstellung des tanzenden Attis, die beide seit dem 3. Jh. v. Chr. in unserer Gegend präsent sind, zeigt sich der starke Einfluss der südgallischen Kunst. Man kann die Verbreitung des clipeus-Motivs entlang der Rhône verfolgen; Darstellungen des tanzenden Attis, die in der Provence sehr häufig sind, fehlen hingegen völlig in den Rhein- und Donauprovinzen. Attis ist im Kybelekult der Gott, der jeden Winter stirbt, um im Frühling wiedergeboren zu werden. Im Grabkontext symbolisiert er den Übergang vom Tod zur Auferstehung. Die Reliefs mit Attis und dem clipeus befanden sich an den Seiten der unteren Sockelzone und umrahmten möglicherweise die verlorene Grabinschrift. Kalksteinrelief aus der unteren linken Seite des Podiums vom südlichen Grabdenkmal. Um 40 n. Chr. 16. Nereide auf einem Meergreif reitend (2) Auf einem bärtigen Meergreif sitzt eine Nereide mit wehendem Mantel. Sie hält eine Muschel in der Hand. Meergreifen mit Adler- oder Löwenkopf, oft begleitet von Nereiden, sind Teil des thiasus, des göttlichen Reigens der Meeresbewohner. Die Vorbilder dieser römischen Darstellungen gehen, ebenso wie für die Triton-Nereiden-Gruppe, auf die hellenistische Zeit (3.-2. Jh. v. Chr.) zurück. Sie symbolisieren das glückliche Leben nach dem Tode. 1 2 16 Erdgeschoss

Erdgeschoss Die Bewohner der römischen Schweiz und der Tod<br />

Die aussergewöhnlichen Funde der Nekropole von En Chaplix<br />

Schlafes. Im Grabzusammenhang stehen Gruppen von Satyrn mit Bacchus für das<br />

jenseitige Leben in Rausch und ohne Sorgen. Als Dachbekrönung des Denkmals erinnert<br />

die Gruppe an das Aufsteigen des Toten in eine göttliche Sphäre und an sein Weiterleben<br />

nach dem Tode. Diese Gruppe ist von grosser Bedeutung, da sie eine der frühesten<br />

Übernahmen dieses hellenistischen Motivs (3.-2. Jh. v. Chr.) in römischer Zeit darstellt.<br />

Kalksteingruppe, Dachbekrönung des nördlichen Grabdenkmals. Um 30 n. Chr.<br />

10. Kopf eines weinseligen Silens (S. 14, 3)<br />

Kennzeichnend für die Silene, die wie die Satyrn zum Gefolge des Bacchus gehören,<br />

sind die Pferdeohren, der kahle Kopf und die Knollennase. Der Vergleich mit anderen<br />

bekannten Statuen lässt vermuten, dass der Silen angelehnt, mit überkreuzten Beinen<br />

dargestellt wurde, den Kopf nach rechts gewendet. Er trägt einen Kranz aus Efeublättern<br />

und Blumen. Die Kopfbewegung und der ekstatische Ausdruck des Gesichts weisen<br />

wie bei der Gruppe des Satyrn mit Bacchuskind auf ein hellenistisches Vorbild (3.-2.<br />

Jh. v. Chr.). Die Silensstatue, die in der Gartenanlage einer Nekropole aufgestellt war,<br />

symbolisiert das sorgenfreie Leben nach dem Tode.<br />

Fragment einer Kalksteinstatue aus der näheren Umgebung des nördlichen<br />

Grabdenkmals. Um 30 n. Chr.<br />

11. Büste einer Nereide<br />

Die Nereiden sind Meeresgottheiten, Töchter des Nereus, des Meergreises. Diese Büste<br />

einer Nereide ist das Fragment einer zu Nr. 12 symmetrischen Gruppe, von der ausserdem<br />

nur noch ein Fragment des Fischschwanzes des Triton erhalten ist. Zum Vorbild und der<br />

Symbolik siehe die besser erhaltene Gruppe der rechten Seite.<br />

Gruppe aus Kalkstein aus der oberen linken Ecke der Fassade des Grabdenkmals.<br />

Um 30 n. Chr.<br />

12. Triton greift nach einer Nereide (1)<br />

Die Tritonen sind Meereswesen mit menschlichem Kopf und Rumpf, der ab der<br />

Bauchpartie in einen Fischschwanz übergeht. Sie gehören zum Gefolge des Meeresgottes<br />

Neptun. Der Triton versucht hier, mit beiden Händen auf seinem Fischschwanz eine völlig<br />

erschreckte Nereide festzuhalten, deren Mantel vom Wind weit aufgebläht ist.<br />

Die Vorlagen für diese Triton-Nereiden-Gruppe sind in der hellenistischen Zeit (3.-2. Jh.<br />

v. Chr.) zu finden. Das Motiv taucht häufig im figürlichen Dekor von Grabmonumenten<br />

auf, vor allem auf Sarkophagen. Symbolisch stehen diese Meereswesen für das glückliche,<br />

sorgenfreie Leben im Jenseits.<br />

Gruppe aus Kalkstein aus der oberen Ecke der Fassade des nördlichen Denkmals.<br />

Um 30 n. Chr.<br />

Das südliche Grabdenkmal<br />

Der zweite Bau wurde nach demselben Muster errichtet. Aufgrund des festeren<br />

Untergrunds waren in diesem Fall keine Grundpfosten nötig. Deswegen ist es nicht<br />

möglich, diesen Grabbau genauso exakt zu datieren wie den ersten.<br />

Besser erhalten ist hier der sehr ähnliche Skulpturendekor. Im oberen Teil des<br />

Sockelbaus tragen statt der Tritonen Greifen die Nereiden. Auf den Postamenten<br />

bildeten wohl einst zwei sog. „tanzende“ Attisfiguren gefolgt vom clipeus (rundes,<br />

schildförmiges Dekorationsmotiv) die Rahmung für die nicht mehr erhaltene<br />

Grabinschrift.<br />

1<br />

2<br />

15<br />

Erdgeschoss

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!